Mein Ding ist das Paddeln

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Mein Ding ist das Paddeln
Das menschliche Klima in Mannheim passt: Max Lemke will von Sandhofen aus die Kanu-Welt erobern.
BILD: ZG
Kanu: Der 16-jährige Max Lemke vom WSV Sandhofen gehört zu den verheißungsvollsten Talenten in Deutschland
„Mein Ding ist das Paddeln“
Von unserer Mitarbeiterin
Sibylle Dornseiff
MANNHEIM. Fünf Starts, vier Siege,
einmal Platz zwei: Die Ausbeute für
Max Lemke bei der Kanuregatta seines WSV Sandhofen war standesgemäß. Drei Wochen vor seiner Premiere bei den Juniorenweltmeisterschaften beherrschte der 16-Jährige
das heimische Gewässer. Unter den
Augen von WM-Starterin Carolin Leonhardt, die selbst dreimal ins Boot
stieg und zweimal gewann, sicherte
sich der Elftklässler der IGMH eine
nahezu perfekte Ausbeute. Im Einer
siegte er auf den 200 und 500 Metern,
im Zweier auf den 500 m, im Vierer
über 200 und 1000 m, im K2/1000 m
wurde er Zweiter. Ansonsten genoss
er zwei Tage an der Riedspitze, die
für die bisher eher miesen Wetterbedingungen voll entschädigten.
Für Regen und Kälte ist niemand
verantwortlich, für ein gutes
menschliches Klima schon. Und das
stimmt beim WSV, war ausschlaggebend, dass Lemke im Sommer 2012
nach einem kurzen Ausflug ins
Karlsruher Internat wieder zurück
wollte. „In der Schule dort hat es mir
nicht besonders gefallen, darüber
hinaus brauchte ich 40 Minuten bis
zum Training. Aber auch das macht
Max Lemke
쮿 Max Lemke wurde am 2. Dezember
1996 in Heppenheim geboren, wohnt
in Lampertheim und besucht die
11. Klasse der IGMH in Mannheim.
(2011, 1. K1/1000m) und Szeged (2012,
1. K2/1000 m). 2013 wurde er bei einer
internationalen Regatta in der Slowakei Zweiter.
Sandhofen und trainiert zwischen 16
und 24 Stunden pro Woche. Internationale Einsätze hatte er bei den
Olympic Hope Games in Bydgoszcz
쮿 Der zehnfache Deutsche Schülerund Jugendmeister der Jahre 2010
bis 2012 feiert seine JWM-Premiere
vom 1. bis 4. August in Welland/
Kanada. Laut Einsatzplan startet er im
K1/200 m und im K4/1000 m. sd
mir in Mannheim einfach mehr
Spaß.“
Dass er in diesem Jahr voll durchstartete, geschah mit Ansage. „Ich
war schon 2012 bei der Sichtung
nicht schlecht und wollte dieses Jahr
unbedingt in die Nationalmannschaft.“ Mit drei Siegen und einem
zweiten Rang machte er in den Qualifikationen im Frühjahr sein Vorhaben wahr. Dass er in der Rangliste
letztlich „nur“ als Nummer zwei geführt wurde, „liegt am Athletiktest.
Da hab‘ ich wohl Nachholbedarf,
aber ich laufe nicht besonders gerne“, gesteht er ein. „Mein Ding ist
das Paddeln.“
Das war nicht immer so, denn sieben Jahre lang spielte der Sohn eines
ehemaligen Ringermeisters der DDR
Fußball. Der Sport seines Vaters, der
Anfang der 90er Jahre von Luckenwalde zum damaligen Erstligisten
Lampertheim wechselte, gefiel ihm
dagegen überhaupt nicht. 2007 stieg
er beim KC Lampertheim dann erstmals ins Boot, der Wechsel nach
Sandhofen 2009 brachte die ersten
nationalen Erfolge, die drei Meistertitel, die er 2010 gewann, waren auch
das erste Gold für den WSV bei einer
DM der A-Schüler. Im Jahr darauf erhöhte er seine Titel-Sammlung auf
insgesamt sechs.
Aber 2011 war noch aus einem
anderen Grund ein erinnerungswürdiges Jahr, denn ab Oktober verbrachte Max sechs Monate in Aus-
쮿 Er startet seit 2009 für den WSV
tralien. „Ich habe beim dortigen Verband nach einer Austauschmöglichkeit gefragt und er organisierte mir
eine Gastfamilie in Adelaide. Ich
konnte am Olympiastützpunkt trainieren und durfte sogar an den Australischen Meisterschaften teilnehmen – und siegte.“ Das, was er sich
von dem Trip in die Fremde erhoffte,
traf ein: „Ich habe in einer anderen
Kultur gelebt, mein Englisch verbessert und bin selbstständiger geworden.“
Wenn auch nicht unbedingt
Gold, so soll es bei der Junioren-WM
im kanadischen Welland (Ontario)
auf jeden Fall ein Podestplatz sein.
„Edelmetall ist drin, ein Sieg eher
nicht. Ich kenne einige meiner Gegner von einer Regatta in der Slowakei. Die sind muskulär wesentlich
weiter und auch schon spezialisiert.“
Max dagegen ist noch auf vielen
Strecken zu Hause.
Im September beginnt für Lemke
dann bei den „Deutschen“ in Köln
eine neue nationale Zeitrechnung.
„Ich fahre das erste Mal bei den Junioren, bin der Jüngste und habe
starke Konkurrenz.“ Aber er hofft auf
das gute Omen, das Köln für ihn bedeutet: „Das ist eine schöne Strecke,
außerdem habe ich dort meine ersten Goldmedaillen gewonnen.“