Die Königin und ihr Leibazrt

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Die Königin und ihr Leibazrt
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Die Königin und ihr Leibazrt
Die blutjungjunge englische Adlige, Caroline Mathilde, bereitet sich
sorgfältig auf ihre Ehe mit dem dänischen König Christian VII. vor, dem
sie schon als Kind versprochen wurde. Mit freudigen Erwartungen fährt sie
1766 nach Kopenhagen, und muss feststellen, dass ihr Mann ein
Kindskopf ist. Ist er schwachsinnig oder geisteskrank? Eine Diagnose wird
nicht genannt.
Er ist flapsig, frech und dummdreist und verbringt den Tag am liebsten in
seinem Hoftheater. Immerhin erfüllt er seine ehelichen Pflichten und zeugt einen Sohn. Caroline ist
unglücklich; Dänemark ist ein rückständiger, von korrupten Höflingen dominierter Staat. Da wird der sozial
engagierte Johann Friedrich Struensee als Christians persönlicher Arzt eingestellt.
Er begleitet den König zunächst auf einer einjährigen Fahrt durch Europa, und erwirbt so dessen Vertrauen.
Zurück am Hof entdecken Struensee und die Königin zunächst ihre gemeinsamen philosophischen und
politischen Interessen, verlieben sich dann ineinander, und haben eine langjährige Affäre. Caroline wird von
ihm schwanger. Struensee ist ein Anhänger der Ideen der Aufklärung, und es gelingt ihm, den jungen und
labilen König zum Instrument seiner politischen Ambitionen zu machen.
Der König wird von ihm sorgfältig instruiert; im Rollenspiel übt er mit ihm ein, wie er sich durchsetzen und
eine machtvolle Position im Hofstaat erobern kann. Im Hintergrund zieht der Leibarzt die Strippen.
Waisenhäuser werden aufgebaut, Folter und Leibeigenschaft verboten, liberale Gesetze erlassen. Doch die
Höflinge intrigieren und decken die Liebesaffäre auf; Struensee wird verbannt und enthauptet.
Die Presse zeigte sich enttäuscht über diese „biedere Literaturverfilmung“. Doch die Jury hat anders
entschieden: Sie prämierte das Drehbuch, und Mikkel Boe Folsgaard erhielt als meschuggener König den
Preis als bester männlicher Darsteller. Das traf die Journalisten unerwartet, denn ausgerechnet von ihm gab
es kaum Abbildungen im Pressematerial.
„Die Königin und ihr Leibarzt“ ist wie viele Kostümfilme zunächst etwas verwirrend, aber zunehmend
spannend und amüsant. Mads Mikkelsen ist ein hochgradig sympathischer Struensee, und besonders
gelungen fand ich die Inszenierung dieser reichlich unüblichen Ménage á trois: Der Leibarzt als bester
Kumpel des anhänglichen Narrenkönigs, und als politischer und erotischer Weggefährte der klugen
Königin. Wer sich für diesen Stoff interessiert, dem möchte ich Per Olov Enquists hervorragenden Roman
„Der Besuch des Leibarztes“ empfehlen. Der Film dazu läuft ab 19. April in unseren Kinos.
Die Königin und ihr Leibarzt
Dänemark/Tschechische Republik/Deutschland/Schweden 2012
131 Minuen
Regie: Nikolaj Arcel
Darsteller: Mads Mikkelsen, Alicia Vikander, Mikkel Boe Folsgaard
Ilse Eichenbrenner
©Psychiatrienetz
Letzte Aktualisierung:25.02.2013