FLUGBERICHT

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FLUGBERICHT
Großer Aletschgletscher - Konkordiaplatz
FLUGBERICHT
Mit einem Motorsegler
vom Chiemsee in die Schweiz
08. und 09. August 2010
Flugsportgruppe
Unterwössen
www.FSGUnterwoessen.de
Unterwössen – Lugano – Saanen
Saanen – Hohenems - Unterwössen
Flugzeug: Super-Dimona
Kennzeichen: D-KLMN
Deutsche
Alpensegelflugschule
Unterwössen
www.dassu.de
Flugplatz Saanen / Kanton Bern mit Rüblihorn
Pilot: Ingo Scharpff
Fotograf: Hans-Jürgen Scharpff
Flugbericht Schweiz 8/2010 von Ingo Scharpff am 14/04/11, www.FSG-Unterwoessen.de
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Nach wetterbedingt vier Tagen ohne Flugbewegung in Unterwössen soll das Wetter am heutigen
Sonntag endlich so weit sein, dass wir auf unsere Tour gehen können. Das Satellitenbild sieht aber
erheblich schlechter aus als die Vorhersage vom Vorabend. Trotzdem beenden wir die letzten Vorbereitungen und machen das Flugzeug fertig. Da der Himmel immer weiter zuzieht, rufe ich die Flugwetterauskunft an, wo mir gesagt wird, dass der Brenner jetzt noch zum Überflug frei sei, sich aber
bald zuziehen werde. Für Montag wird auf jeden
Fall Topwetter vorhergesagt, so dass der Rückflug
in jedem Fall möglich sein soll.
Wir starten um 10h38, da der Wind gerade
gedreht hat, über Piste 24, schon gleich in
Richtung Lugano und fliegen direkt über St.
Johann zum Gerlos-Pass (1.531 m). Bei Mayrhofen
vorbei sehen wir, dass der Hauptkamm schon weit
vor dem Brenner, bei Hintertux, in dichter
Blick nach Süden über den Zillertaler Alpenhauptkamm am Großen Löffler
Bewölkung verschwindet. Von der Fluginformation Wien werden wir kurz vor der Grenze an den
Tower von Innsbruck weitergereicht, was ein sehr
ungewöhnliches Vorgehen ist. Im Stillupptal bitten
wir darum, direkt nach Süden über die italienische
Grenze fliegen zu dürfen, und queren den Hauptkamm 40 Minuten nach dem Start von Unterwössen zwischen Wollbachspitze und Großem
Löffler. Wir wechseln im Trentino die Frequenz
auf Padua und wollen nach Westen Richtung
Sterzing fliegen. Dichte Bewölkung zwingt uns
aber, direkt nach Süd-West, vorbei am Ahrntal
und Pustertal, bis Brixen zu fliegen. Mit Blick auf
die Dolomiten queren wir bei bester Sicht die
Sarntaler Gruppe und zwischen Bozen und Meran
Luganer See und Anflug auf Lugano
GPS Track (gelb) zur Überquerung des
Alpenhauptkammes von Österreich nach Italien
die Etsch. Dann geht‘s weiter bis zum etwa 50 km
westlich von Bozen gelegenen „Lago di Santa
Giustina“ bei Cles. Hier drehen wir direkt auf
Westkurs, fliegen zwischen Adamello- und Ortlergruppe zum Tonale-Pass (Beginn der Lombardei und
Milano Information) und das Veltlintal hinunter.
Von rechts leuchten die weißen Gipfel der Bernina
herüber. Danach erreichen wir den Comer See und
den grün schimmernden Luganer See. Hier schalten
wir auf die Frequenz vom Tower des Flugplatzes
Lugano/Schweiz. Wir melden uns mitten über dem
See über dem Pflichtmeldepunkt E (Echo), bewegen
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uns im Tiefflug quer über die Stadt (etwas südlich der vorgeschriebenen Route) und drehen in den
Endanflug des neben der Autobahn gelegenen Platzes. Der Follow-me-Car nimmt uns gleich nach
dem Verlassen der Runway in Empfang und geleitet uns auf die General-Aviation Gras-Parkfläche. In
Minutenschnelle ist ein Tankwagen zur Stelle, hat aber kein Super-Benzin sondern nur Avgas dabei,
was unsere Dimona zum Glück auch verträgt.
Im Anflug auf den Flugplatz Lugano
Tanken in Lugano
Flug über die Seen der Lombardei
Wir starten plangemäß um 15h00 und verlassen die Kontrollzone nach Westen über „W“ (Wiskey),
überqueren - wieder auf italienischem Staatsgebiet - den Lago Maggiore bei leichtem Dunst von
Luino bis Verbania. Fast im Blick haben wir von dort den Platz Varese, von dem einst Jochen von
Kalkreuth so oft startete. Weiter geht’s in‘s Toce-Tal hinauf zum Simplon-Pass. Unter etwa 10.000
Fuß ist es dort erfreulich frei von Wolken. Darüber ist die Wolkendecke weitgehend geschlossen. Der
Funkkontakt mit Milano Information ist jetzt allerdings wegen der Abdeckung durch die hohen Berge
sehr schlecht. An den zuvor vereinbarten Meldepunkten haben wir keine Funkverbindung und
erhalten deshalb schon am Platz Masera bei Domodossola, weit vor der italienisch-schweizerischen
Grenze, die Freigabe, auf die Frequenz Genf zu gehen.
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Nach dem Divedro-Tal überqueren wir den
Simplon-Pass (2.005 m) und sehen jenseits
V.r.n.l.: Eiger, Jungfrau, : Mönch
schon von Weitem das lange Band des
Aletschgletschers herüberleuchten. Jetzt
befinden wir uns in der Schweiz im rauen
Wallis. FIS Genf will wissen, für wann wir
die Landung in Saanen planen und äußert
Verwunderung, dass wir noch zwei Stunden
unterwegs sein wollen. Zwischendurch
lauschen wir einem Gespräch zwischen
dem FIS Genf und einem Piloten, der nicht
einsehen will, dass er sich unerlaubt in
einer Kontrollzone befindet. Schon zwanzig
Minuten nach dem Simplon-Pass kreisen
wir am Matterhorn (4.478 m) über Zermatt
und der Bergstation der Gornergrat Bahn
GPS Track durch das Wallis und das Berner Oberland
und genießen den fantastischen Rundblick.
Ebenso eine halbe Stunde später über dem Konkordia-Platz, dem Zusammenfluss von drei Quellgletschern zum Großen Aletschgletscher, inmitten der höchsten Giganten des Berner Oberlandes –
Eiger (3.970 m), Mönch (4.107 m), Jungfrau
(4.158 m) und Grünhorn (4.043 m). Zurück im
oberen Rhonetal werden wir von starken Turbulenzen erfasst, die zwischen 3-5 Meter/Sek. Fallen
und Steigen wechseln. Nach links haben wir einen
kurzen Blick auf den östlich liegenden ehemaligen
Militär-Flugplatz Münster.
Blick aufs Matterhorn
Wir drehen nach Westen und fliegen auf der
nördlichen Seite des Rhonetales weiter. Um die
Kontrollzone Sion zu umfliegen, müssen wir uns
weit oben an den nach Süden exponierten
Berghängen entlang tasten.
Wir warten auf eine Möglichkeit, die
Wasserscheide in Richtung Norden zu
queren. Die Gipfel sind jedoch von dichten
Wolken umgeben und auch an den
Passstraßen ist ein Über-Flug nicht mit
gutem Gewissen möglich. Was, wenn die
Bewölkung hinter den Wolkenfetzen dichter
wird, wenn sie andere Berghänge verdeckt
und ein Umkehren unmöglich macht?
Aletschgletscher, Blick Richtung Rhonetal
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Sanetsch-Pass, Wolkenloch vor dem Durchflug
Endlich öffnet sich auf der Höhe von Sion über
dem Sanetsch-Pass (2.252 m) ein Wolkenloch und
dahinter erkennen wir schon die sonnenbeschienenen grünen Wiesen des Berner Oberlandes und
die auffallend dekorativ gemähten Golfanlagen
von Gstaad. Nach einem 360°-Turn zum
Nachdenken entschließe ich mich, die
Wolkenlücke doch zu nutzen und den Pass in
niedriger Höhe zu überfliegen. Auf der anderen
Seite haben wir blauen Himmel und sehen schon
fast den Platz Saanen (Kanton Bern), auf dem wir
nach Überflug von Gstaad fünf Minuten später
zwischen grünen Wiesen landen.
Der Tower hatte uns wegen des Flugplans schon
lange erwartet, doch bei der Landung und dem
Stillstand auf der Rollbahn war von dort nichts
mehr zu hören. Kurz darauf taucht vor uns eine
Radfahrerin auf, die sich als Tower zu erkennen
gibt. Mit sportlichem Charme zeigt sie uns, wo
wir unser Flugzeug für die Nacht abstellen
können. Mit Handy organisiert sie uns ein
Zimmer inklusive sofortigem Abholdienst. Beim
Mettenberg,
Gr.Flugplatz
Scheidegg,
Meiringen
Anflug auf den
Saanen
Verlassen des Platzes sehen wir ein Zeltlager für
Fallschirmspringer, die hier ein wunderbares
Sommerlager haben.
Im alten Ortskern erwartet uns im Bürgerhaus
(„Hotel Landhaus“) ein Zimmer wie aus dem Bilderbuch: wunderschöne alte Holzvertäfelung und
schließlich ein Abendessen im Abendrot, mit Blick
auf das Saaner Wahrzeichen, das Rüblihorn, einen
großen Felsen hinter dem Flugplatz.
Vom Zimmer: Blick auf’s Rüblihorn
Am nächsten Morgen sind wir schon um 8h30 auf
dem Platz, da wir heute wieder bis Unterwössen
zurück fliegen wollen. Einige Zeit brauchen wir
für die Zollformalitäten am Bildschirm und für
die Aufgabe des Flugplans. Der Tower
unterstützt uns dabei sehr engagiert.
Währenddessen landet auch eine zweistrahlige
Gulfstream IV mit 2 Piloten, die einen
prominenten Fluggast abholen und nach Sylt
bringen sollen.
Eine Gulfstream IV in Saanen
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Wir starten bei wolkenlosem Himmel um 11h05 zunächst in Richtung Westen, fliegen im Steigen
nördlich des Platzes zurück, biegen ins Obersimmental bis Lenk, auf Ostkurs entlang der imponierenden Kette der Berner Alpen, über Adelboden, Kandersteg, Mürren und Grindelwald, immer in
Augenhöhe mit den Gletschern der Bergriesen. Wir
überfliegen die beeindruckende Bergstation des
Schildhorns mit einem wunderbaren Blick auf
Jungfrau, Mönch und Eiger sowie auf den Thuner
See im Norden. Oberhalb von Grindelwald biegen
wir kurz nach der legendenumwobenen EigerNordwand in Südrichtung und kreisen etwa 1.400
m über dem Eismeer des Unteren Grindelwaldgletschers. Finsteraarhorn (4.274 m) und Schreckhorn
(4.078 m) sind zum Greifen nahe. Unvergesslich
dann beim Verlassen des Gletschers der Blick über
Von rechts nach links: Eiger, Jungfrau, Mönch
die fast senkrechte Nordwand des Wetterhorns
hinab auf das 2.700 m unter uns liegende
Grindelwald . Die Route führt uns dann weiter nach
Nord-Ost bis zum nächsten Funk-Meldepunkt
Meiringen.
Finsteraarhorn (4.274m),
Ansicht vom Unteren Grindelwald-Gletscher
Wetterhorn (3.701
Wetterhorn,
Gr. Scheidegg,
m), Grosse
Meiringen
Scheidegg, Meiringen
Nun fliegen wir nach Südsüdosten das Haslital
hinauf zu den Stau- und Quellseen der Aare am
Grimsel-Pass (2.165 m). Vorbei an den Gletschertoren der beiden Aaregletscher biegen wir zum
dicht östlich benachbarten Furka-Pass (2.436 m)
hinüber und setzen zu einem weiten Turn auf dem
Urner See und Baustelle Nordportal Erstfeld des
Rhonegletscher an. In seiner Ausdehnung relativ
Gotthard-Basistunnels
eng beeindruckt uns doch seine zentrale
Bedeutung als höchster Teil des Gotthardmassivs und damit dem Scheitel der Europäischen
Hauptwasserscheide. Von hier haben wir wieder einen perfekten Blick auf den alten Militärflugplatz
Münster, der im Sommer regelmäßig für Segelflug-Lager genutzt wird. Nach dem Furka-Pass wenden
wir uns bei Andermatt, nun im Kanton Uri, wieder rd. 16 km weit nach Norden ins Reusstal hinunter,
wo wir uns von hoch oben das spektakuläre Serpentinengeflecht der Verkehrswege bei Wassen und
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die Erdarbeiten am Eingang des neuen GotthardBasistunnels bei Erstfeld und am Zugangsstollen
bei Amsteg ansehen.
Um 11h20 überqueren wir bereits den OberalpPass und fliegen westlich nach Graubünden das
Vorderrheintal abwärts. Bei Trun/Travanasa
müssen wir nach Süden drehen, um das militärische Sperrgebiet LSD-10 zu umfliegen.
Minuten später erkenne ich, dass LSD-10 doch
nicht aktiv ist. Besser einmal einen Umweg
Blick über den Rhein auf Landquart, Bad Ragaz und
umsonst geflogen, als fälschlich ins Sperrgebiet
den Falknis (Grenze Schweiz/Ft. Liechtenstein)
eingedrungen. Auf dieser Weise nähern wir uns
dem San-Bernardino und dem Splügen-Pass bei leichter Bewölkung auf Sichtweite.
Landeanflug Platz Hohenems-Dauborn
Über Tiefenkastel gleiten wir via Lenzerheide
nach Chur durch den Kanton St. Gallen und im
breiter werdenden Rheintal am Fürstentum
Liechtenstein vorbei in Richtung Bodensee. Da
wir in Hohenems keine Verzollung angemeldet
haben, würde es 40 Minuten dauern, bis ein
Zöllner vor Ort ist. Deswegen erwägen wir
zunächst, über Friedrichshafen zollamtlich in die
EU einzureisen, entschließen uns dann aber doch,
in Tirol auf dem Platz Hohenems-Dauborn zu
landen. Wir sind nun froh, auf diesem kleinen
Platz ausreichend Zeit für eine Stärkung auf der
Sonnenterasse zu haben.
Um 15h30 wieder in der Luft biegen wir
gleich hinter Feldkirch im Vorarlberg nach
Südosten und fliegen dem Ill entlang durch
den Wallgau über Bludenz das Montafon
hinauf. Das Lechquellen-Gebirge zur Linken,
die Rätischen Alpen zur Rechten entdecken
wir manch berühmten Gipfel, so den
Schesaplana und die Drusenfluh als
Grenzmarkierungen zur Schweiz. In
kontinuierlichem Steigflug erreichen wir an
der Bieler Höhe den Scheitelpunkt der
Silvretta Hochalpenstrasse. Kurz vor 16 h
kreisen wir in 3.100 m Meereshöhe über dem
GPS- Track an der Bieler Höhe und Silvretta-Massiv
Silvretta-Stausee und genießen den Blick auf
die Wiesbadener Hütte, hinter der sich die
markanten Spitzen des Silvrettahorns (3.244 m) und des Piz Buin (3.312 m) als Teil des SilvrettaHauptkammes erheben.
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Der Silvretta-Stausee mit Silvretta-Gebirgsmassiv
Blick auf das Paznaun unterhalb des Silvrettastausees
In ruhigem Flug geht es, nun in Tirol, das Paznaun bis Landeck hinunter. Dabei versuchen wir,
möglichst wenig Höhe zu verlieren, weil wir an St. Leonhard vorbei dem Südkurs des Pitztales folgen
und noch zu der höchsten und
größten Gebirgsgruppe der
Ostalpen, den Ötztaler Alpen,
hinüber wollen. So kreisen wir schon
eine halbe Stunde später über den
Gletschern und Eisfeldern der
Wildspitze (3.772 m), bestaunen die
wunderbaren Eislandschaften, die
durch das niederschlagsreiche
Wetter der Vorwoche in strahlenden
Neuschnee getaucht sind.
Wer denkt da nicht an den ältesten
bekannten Alpenwanderer, den
„Ötzi“, der hier vor rd. fünftausend
Jahren bei seinem Weg über das
lebensfeindliche Gebirge starb? Die Fundstelle seiner Mumie können wir unweit des Similaun am
Hauslabjoch ausmachen (3.210 m, siehe Pfeil auf Foto, lt. Info. Archäologiemuseum Bozen).
GPS Track in den Ötztaler Alpen
mit Fundort des Similaun-Menschen (roter Kreis)
Ötztaler Alpen, Blick nach Süden zur Wildspitze,
Similaun (links) mit Fundort (Pfeil) des
steinzeitlichen „Similaun-Menschen (Ötzi)“ dicht hinter
dem Hauslab/Tisenjoch (Mitte)Blick auf das Paznaun
unterhalb des Silvrettastausees
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Vorbei an Sölden und am Timmelsjoch, immer
dicht nördlich der österreichisch-italienischen
Grenze, erreichen wir bald schon das nicht minder
spektakuläre Gletschersystem der Stubaier Alpen.
Stubaier Gletscher
Noch liegen 150 Flugkilometer vor uns, weshalb wir
bei nun geringeren Gebirgshöhen und dichter
werdender Bewölkung ziemlich geradlinig um Kurs
70 Grad auf das obere Salzachtal zufliegen. Tief
stehende Abendsonne und dichter werdende
Bewölkung lassen die Landschaft immer plastischer
erscheinen. Zur Rechten den Alpen-Hauptkamm,
vorbei am Zuckerhütl (3.507 m), leitet uns das
Eisack-Tal mit Brenner-Autobahn zwischen Gries
(unten) und Brenner-Passhöhe (Mitte rechts oben)
Blick v. Silltal/Brenner über Valsertal auf Zillertaler A.
Gschnitz -Tal zum Sill- und höher
gelegenen Eisack-Tal. Diese Nord-Süd-verlaufende Verkehrs- und Kulturachse fällt durch hohe
Besiedlungsdichte und durch die scharfe Linie der Brenner-Autobahn auf. Tief unten entdecken wir
das Autobahnviadukt von Gries und die 4 km südlich gelegene Brenner-Passhöhe (1.374 m).
Wenige Minuten vor 17 h begleiten uns wieder durchgehend eingeschneite und über 3.000 m
reichende Bergspitzen und -Kämme zur Rechten, die Zillertaler Alpen. Vor Hintertux biegen wir noch
einmal ein Stück weit über dem Tuxer Gletscher auf den Olperer (3.476 m) zu und nehmen Abschied
vom „ewigen Eis“. Bei Mayrhofen erreichen wir wieder unsere Route vom Vortag, drehen aber erst
im oberen Salzachtal bei Mittersill über den Pass Thurn in das Tal der Kitzbühler Ache hinein nach
Norden. Vorbei an Kitzbühel und dem Kaisergebirge queren wir schließlich auf Mindestflughöhe die
Kampenwand, kreisen noch einmal über dem Chiemsee, bevor wir wenige Minuten später glücklich
wieder in Unterwössen landen.
Ein unglaublicher Flug liegt hinter uns.
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Am Unteren Grindelwaldgletscher zwischen Finsteraarhorn (links) und Eiger (Berner Oberland)
DANK
Dieser tolle Flug konnte nur mit Unterstützung meiner Fliegerkameraden gelingen: Mein Dank gilt
besonders Manfred Schneider und Hans Schreck (Siemens www.sgsm.de) für viele Hinweise bei der
langen Flugplanung, Ed Gruber für seine Begleitung bei den Aufwärmflügen, Jochen Haag, Manfred
und Josef Mayr für ihre Unterstützung bei den letzten Vorbereitungen.
VORBEREITUNG
Militärische Beschränkungsgebiete in der Schweiz: Der AIM Helpdesk (FIS Schweiz) hat mich im
Vorfeld per Email perfekt unterstützt ([email protected]). Auf der DABS Karte
(http://www.skyguide.ch/en/ AIMServices/Dabs) sind alle aktiven Firings/D-Areas/R-Areas/PAreas und NAW warnings (NOTAM'S) für den entsprechenden Tag eingezeichnet. Die restlichen
Areas im AIP sind nicht aktiv. Die TSA Areas sind nicht auf der DABS eingezeichnet, sind aber
primär auch von IFR Relevanz. Für das morgentliche Briefing^^ reicht die DABS Karte, CH VFR
NOTAM und Kontakt mit dem FIC (Flight Information Service).
Flughöhe: Bis FL130 ist es nicht notwendig, das Equipment (EQPT) für Luftraum C an Bord zu haben.
Doch bereits ab FL135 wäre dieses EQPT zwingend vorgeschrieben. Zuständig für diesen
Luftraum ist der FIC in Genf (FIC LSAG). Obgleich wir uns mehr als 90 Minuten auf FL120
befinden, haben wir auch ohne Sauerstoff-Flasche keine Ausfallerscheinungen. Die Berge der
Zentralschweiz reichen vielfach über FL130, so dass wir vielfach nur in Tälern fliegen müssen und
Bergketten nicht queren können. Das Steigverhalten unserer Dimona ist in dieser Höhe sehr
gering.
Zoll: Die Schweiz ist trotz ihrer Mitgliedschaft im Schengener Abkommen (seit 2009) noch nicht der
EU-Zollunion beigetreten. Deswegen ist bei Ein- und Ausflug immer darauf zu achten, über Plätze
mit Verzollungsmöglichkeiten zu fliegen. Wir hätten deswegen für den Flug von Unterwössen
nach Lugano entweder den Zoll für ca. 100€ nach Unterwössen holen (Hauptzollamt Rosenheim,
www.zoll.de) oder in Bozen zwischenlanden müssen. Es war Glücksache, dass unsere
Nachlässigkeit nicht entdeckt wurde, da wir sonst bis zu 5000€ Ordnungswidrigkeit hätten zahlen
müssen. Bei ausreichend Vorlauf können sich Privat-Piloten für Direktflüge vom Hauptzollamt
Rosenheim vom Zoll befreien lassen. Das Antragsformular mit Erläuterungen findet ihr
beiliegend.
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Mitgeführte GPS-Systeme und Kamera
(1) Garmin 196 in Farbe (im Flugzeug fest installiert)
(2) Tablet PC Fujitsu Stylistic LT P-600 mit GPS Maus Navilock NL-202U,
Moving Map-System Flight Planner (In Flight Version)
(3) IGC-Logger Typ www.flywithce.com über www.irl-shop.de Herrn Irlbeck in Waiblingen
(4) Logger www.wintec-gps.de Typ WBT-300
(5) Acer Aspire 5920G mit UMTS Stick als Internetzugang
(6) Kamera: Nikon D200 DX-DSLR, 10.2 MP, Objektiv Nikon DX AFS Nikkor 18-135 mm, 1:3.5-5.6 G ED
Flugzeug: Super Dimona HK36R, Motorsegler mit Spornrad
• Triebwerk Rotax 912A, Leistung: 80PS/60kw,
• Spannweite: 16m, Länge: 7,3m, Höhe: 1,8m, Flügelfläche: 15,3m2
• Long Range Tank: 79 Liter, davon 77 Liter ausfliegbar
• Höchstzulässige Start-/Landemasse: 770kg, Höchstzuladung: Sitze: 110kg, Gepäck: 12kg
• Rotieren = 80kmh/43kt, Abheben = 90kmh/49kt, Steigen: 105kmh/57kt & 4,1m/sec
Reisegeschwindigkeit: 165kmh/89kt, Start Max: 2385upm, Dauer Max: 2260upm
• Rollstrecke: 198m, Strecke 15m Hindernis: 289,
• Empfohlene Dienstgipfelhöhe: 5.000m/16.404ft
• Vergleiche auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Diamond_HK36 (80PS)
Flugerfahrung des Piloten:
• Flugscheine: PPL-C, PPL-A JAR-FCL, TMG
• Sprachprüfung: BZF1 (Englisch), Verlängerungsprfg. Level 5, Anerk. Stellen des www.lba.de
• Flugschulen: www.dassu.de Unterwössen, www.mfa.aero Augsburg,
http://aeromecanica.blogspot.com Paraguay, www.fffeuerstein.org Ebermannstadt
• Flugzeug-Typen: Segelflug: Ask13, Ask21, Ka8, PW5, Astir, LS4 / Motorflug: C150, C152, C172,
C182, Rotax Falke, Super Dimona
Internet:
• Flugplanung: www.fl95.de
• Flugplan aufgeben: www.dfs-ais.de, www.austrocontrol.at
• Wetter: PC-Met www.flugwetter.de, www.wetteronline.de
• Webcams Alpen: http://vennekohl.de/Fliegen/index.htm
• Flugplätze: www.eddh.de
• Diverses: www.flyingineurope.be
Gletscher:
Literatur-Empfehlung zur Betrachtung der aktuellen Gletscherentwicklung:
ZÄNGL, W & HAMBERGER, S.: Gletscher im Treibhaus.
Eine fotografische Zeitreise in die alpine Eiswelt, Tecklenborg Verlag, Steinfurt 2004.
Die Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. München hat unter www.gletscherarchiv.de
aktuelle vergleichende Fotos zum Zustand zahlreicher Alpengletscher, darunter auch folgender
entlang unserer Flugstrecke liegender Gletscher online bereitgestellt:
Wallis: Feegletscher, Findelengletscher, Biesgletscher, Aletschgletscher,
Gornergletscher, Furggletscher, Rhonegletscher.
Berner Alpen: Wildstrubelgletscher, Breithorngletscher, Oberer Grindelwaldgletscher,
Eigergletscher, Unteraargletscher, Oberaargletscher.
Österreich: Gurgler Ferner, Tuxer Ferner, Gepatschferner.
Kontakt gerne per Email an: ingo[at]scharpff.com
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GPS Track in Gelb: Hintertux und Mayrhofen, oben: Rückflug
GPS Track in Gelb: von der Bieler Höhe in die Ötztaler Alpen
Vollständiger GPS Track in Google-Earth, Hinflug in Grün (bis Lugano) und Rot (bis Saanen), Rückflug in Gelb
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Flugbuch
Flughöhen und Geschwindigkeiten
Kosten
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