Kloster und «Elchtest», die wahre Liebe

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Kloster und «Elchtest», die wahre Liebe
Freitag, 4. Februar 2011
Nr. 29 • 153. Jahrgang • AZ 6430 Schwyz • Fr. 1.70
Bote der Urschweiz
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Thomas Horats
Film in Amerika
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D IE S ÜDOSTSCHWEIZ
Zwei Leiter nehmen den Hut
«Schwyzer Liebi»: Ein Blick ins neu
erscheinende Buch. Bild R. Vercellone
«Schwyzer Liebi»
aufgespürt
Kanton. – Monatelang hat ein
Team der kantonalen Fachstelle für
Paar- und Familienberatung Geschichten von der Liebe und über
die Liebe im Kanton Schwyz gesammelt. Daraus ist ein lesenswertes, unterhaltendes Buch entstanden, das nächste Woche erhältlich
sein wird. Der «Bote» hat darin geSEITE 5
schnüffelt. (red)
«Rössli» plant
Wintergarten
Schwyz. – Auf der Terrasse des
«Wysse Rössli» soll ein Wintergarten entstehen. Ein ähnliches Projekt auf dem Dach des Hauses
lehnte der Gemeinderat 2009 ab.
Der Hauptplatz und der Dorfkern
von Schwyz seien im Bundesinventar der Ortsbilder von nationaler Bedeutung aufgeführt, hiess es
SEITE 7
damals. (see)
Erste Schritte
zum Dialog
Kairo. – Nach einer dramatischen
Eskalation der Gewalt in Ägypten
will die Regierung offenbar dieWeichen für einen Dialog mit der Opposition stellen. Der neue ägyptische Regierungschef Ahmed Schafik sagte in Kairo, die Regierung
werde das Gespräch mit den Demonstranten suchen. (sda) SEITE 29
Von Zwist und Unstimmigkeiten war die Rede. Doch der
Zentrumsleiter und der Pflegedienstleiter bekräftigen, dass
sie das Zentrum Au nur verlassen, um sich beruflich weiterzuentwickeln.
Steinen. – Dass sowohl Nicolai Kern
wie auch Robert Ribbers ihre Kündigung zum gleichen Zeitpunkt eingereicht haben, sei ein Zufall. Dies bekräftigen die abtretenden Leitungsmitglieder desAlters- und PflegezentrumsAu genauso wie GemeindepräsidentAlois Schibig.Von Unstimmigkeiten zwischen der Zentrumsleitung
und dem Gemeinderat will er nichts
wissen: «Diese Anschuldigungen sind
völlig aus der Luft gegriffen.»
Gestern wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Zentrums Au
sowie das Personal über die Abgänge
informiert. Dabei wurde nochmals
klar auf den Kündigungsgrund hingewiesen: Beide Leiter haben beruflich
neue Herausforderungen gefunden,
der eine im Zürcherischen, der andere
in Ausserschwyz. «Ich hatte eine gute
Zeit in Steinen», betonte Nicolai
SEITE 3
Kern. (cjb)
Treten neue Herausforderungen an: Pflegedienstleiter Robert Ribbers (links) verlässt das Alters- und Pflegezentrum Au in
Bild Christian Ballat
Steinen Ende April, Zentrumsleiter Nicolai Kern Ende Juli.
Schawinski zurück am Bildschirm
Der Medienunternehmer Roger
Schawinski kehrt zum Schweizer Fernsehen zurück. Ab Ende
August wird er jeden Montag
eine halbstündige Talkshow moderieren.
Zürich. – In den vergangenen Jahren
hatte Schawinski zu den schärfsten
Kritikern der SRG gehört. Für Fernsehdirektor Rudolf Matter stellt SchawinskisAnstellung die «Rückkehr des
verlorenen Sohnes» dar, wie Matter
erklärte. Schawinski habe seine Kar-
Ab August auf SF zu sehen: Roger
Bild Keystone
Schawinski.
riere 1969 beim Schweizer Fernsehen
begonnen und kehre nun, nach 34
Jahren, zu seinen Anfängen zurück.
«Schawinski», so der Name des neuen Formats, wird jeweils am Montag
nach dem Wirtschaftsmagazin «Eco»
ausgestrahlt und dauert 27 Minuten.
Bei der Auswahl der Gäste wird der
65-Jährige weitgehend frei sein. Seit
Längerem habe man Pläne für eine
neue Talksendung mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gehegt,
sagte Matter weiter. Mit Schawinski
habe man nun endlich den perfekten
Moderator gefunden. (sda)
Medaillensatz für Holdener komplett
Nach Silber und Bronze gewann Wendy Holdener aus Unteriberg gestern die Goldmedaille in der Kombination vor
Andrea Thürler. Gold und Silber gab es ebenfalls in der
Kombination bei den Herren.
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Ski alpin. – Der Schweizer Medaillensegen ging an den alpinen Weltmeisterschaften in Crans-Montana auch
gestern weiter. Wendy Holdener,
Adrea Thürler, Joana Hählen, Reto
Schmidiger und Justin Murisier sorgten dafür, dass die Schweizer bereits
neun Medaillengewinne auf dem
Konto haben. Die Unteribergerin
Wendy Holdener beendete den Slalom auf dem vierten Rang. Dies genügte aber, um die Kombination, bestehend aus Abfahrt, Riesenslalom
und Slalom für sich zu entscheiden.
Bei den Männern gab es in der Kombination durch Slalom-Weltmeister
Reto Schmidiger und Justin Murisier
einen Schweizer Doppelsieg. (aw)
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Rega muss
Steuer zahlen
Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) muss auf den
erhaltenen Gönnerbeiträgen
Mehrwertsteuer zahlen.
Bern. – Da die Rega ihren Gönnern im
Gegenzug kostenfreie Rettung verspricht, liegt laut Bundesverwaltungsgericht keine steuerbefreite Spende
vor. Die ESTV hatte der Rega 2008
mitgeteilt, dass sie auf den Einnahmen
aus dem Verkauf ihrer Gönnerkarten
künftig Mehrwertsteuer zu entrichten
habe. Das Bundesverwaltungsgericht
hat die dagegen erhobene Beschwerde
der Rega nun abgewiesen. Das Urteil
kann innert 30 Tagen noch beim Bundesgericht angefochten werden. Laut
den Richtern in Bern steht den Gönnerbeiträgen mit demVersprechen der
Rega auf kostenfreie Rettung eine Gegenleistung in Form einerArt vonVersicherung gegenüber. Damit finde ein
steuerpflichtiger Leistungsaustausch
statt, was bei einer blossen Spende
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nicht der Fall sei. (sda)
Innovation
in Holz
Tradition und Innovation
seit 130 Jahren.
Als Belohnung für die tollen Leistungen dieser Woche winkt jetzt die «grosse»
Bild Keystone
WM in Garmisch: Wendy Holdener hätte eine Teilnahme verdient.
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REPORT
BOTE DER URSCHWEIZ | FREITAG, 4. FEBRUAR 2011
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Kloster und «Elchtest», die wahre Liebe
Judith und Erich Mettler, Einsiedeln
Zum 25-Jahr-Jubiläum der
Fachstelle für Paar- und Familienberatung des Kantons
Schwyz liegt jetzt ein Buch
über «Schwyzer Liebi» auf.
Darin äussern sich zahlreiche
junge und bestandene Paare
über ihre Beziehung. Zu lesen
ist ebenfalls fast alles, was mit
Heiraten zu tun hat.
Von Ernst Immoos
Kanton. – Mit «Schwyzer Liebi» ist
ein Buch entstanden, welches aufzeigt, wie sich Paare im Kanton
Schwyz fanden und das gemeinsame
Leben meistern. Seit 25 Jahren gibt es
die Fachstelle für Paar- und Familienberatung des Kantons Schwyz. Zum
Jubiläum ist nun ein interessantes
Buch, an welchem zahlreicheAutoren
mitarbeiteten, imVerlag «Bote der Urschweiz» (Triner Druck AG) erschie-
Göttliche Liebe
siegte
«Gott hat mich schon im Mutterleib geliebt», sagt Schwester M. J.
Scholastica Oppliger, Kloster St.
Josef, Muotathal (seit 4. Dezember
2010 Frau Mutter Oberin). Ihre
Mutter, die in grossen Schwierigkeiten aufgewachsen war undTrost
im Alkohol fand, war nicht mehr
fähig, ein Kind zu erziehen. So gab
es in ihrer grossen Verzweiflung
nur eine Möglichkeit: die Abtreibung. «Drei Mal versuchte sie es
mit einer Abtreibung, und drei Mal
gelang es ihr nicht, mich abzutreiben», hat die neu gewählte Oberin
in ihrem Lebenszeugnis festgehalten. Mit eineinhalb Jahren kam sie
in ein Heim, welchem christliche
und gläubige Frauen vorstanden.
Die damals 14-Jährige war evangelisch-reformiert und hörte innerlich «Geh und lebe wie Franziskus». Während der Ausbildung in
Krankenpflege konvertierte sie
zum römisch-katholischen Glauben. Als sie in einem Spital als
Krankenschwester arbeitete, lernte sie einen Kinderarzt kennen,
verliebte sich in ihn: «Oft sprachen
wir vom Heiraten, einerArztpraxis
und eigenen Kindern», ist im Buch
nachzulesen. Doch die fast lebenslange Beziehung zu Gott, der auch
ihre erste Liebe war, erwies sich als
stärker: Sie trat 2004 in die Gemeinschaft des Klosters St. Josef,
Muotathal, ein.
Priska und Peter Abegg, Steinerberg
Romy und Kurt Imhof, Ried-Muotathal
nen. Darin kommen junge und bestandene Ehepaare zu Wort. Wie das
Team der Fachstelle zum Schluss
kommt, gibt es keine allgemeinen
Antworten und keine Patentrezepte
in der Liebe.
Die Liebe füllt am meisten Bücher
Zu diesem interessant gestalteten
Buch nimmt auch Dr. med. Hans-Ruedi Mächler, Präsident der Schwyzerizerischen Stiftung für Sozialpsychiaterie, Stellung: «Kein anderes Thema
füllt so viele Bücher wie die Liebe.
Jetzt ergreifen Schwyzerinnen und
Schwyzer das Wort – bei der grossen
Vielfalt der schon vorhandenen Gedanken über die Liebe ein anspruchsvolles Unterfangen.» Als grossesWort
und weiter Begriff betitelt Landammann Armin Hüppin die Liebe im
Buch. Dabei meint Hüppin nicht nur
die Schmetterlinge im Bauch: «Liebe
bedeutet wohl auch, die gemeinsame
Wegstrecke miteinander weiterzugehen bis insAlter hinein. Einander weiterhin zu tragen, zu ergänzen und zu
schätzen, auch wenn die Zeiten der
ganz grossen Emotionen der Vergangenheit angehören und einer gesunden Realität gewichen sind.»
Mit 14 für Mann entschieden
Im Jahr 2005 haben Kurt und Romy
Imhof, Ried-Muotathal, geheiratet.
Heute sind sie stolze Eltern von drei
Söhnen. Gekannt haben sich die beiden schon viel länger: «Ich lernte Kurt
1998 kennen. In diesem Jahr war ich
gerade 14 Jahre alt geworden, und
Kurt war zehn Jahre älter.» Kurt wurde damals kritisiert, dass er sich mit
einer Minderjährigen einlasse, doch
er war sich sicher: «Ich bin mir dessen
bewusst, auch werden die Leute plaudern, und es wird ein ‹Gschnörr› geben, aber das spielt bei mir keine Rolle. Ich liebe Romy.» Die Liebe siegte:
«Kurt ist mein allergrösster und wertvollster Schatz – auch jetzt noch für
mich als erwachsene Frau.»
1993 haben Patricia und Pius Lenzlinger, Schwyz, geheiratet. Kennengelernt hatten auch sie sich, als sie eine
Zeit lang nur einen Steinwurf von einander entfernt wohnten. Näher kamen sich Patricia, die Handarbeitslehrerin, und Pius, der Informatiker, im
Seebad Seewen, wo Patricia im Sommer arbeitete. Inzwischen ist Pius Betriebsleiter und Pächter dieser Badi –
natürlich zusammen mit seiner Frau.
Das Paar hat drei Kinder. Patricia erinnert sich an die Verlobung: «Viele
sagten: ‹Spinnen die jetzt, Verlobung
zu feiern, das macht man heute nicht
mehr.› Bezüglich Heiraten war die Initiative der Frau gefragt, und so sagte
ich zu Pius: ‹Wie willst du es einmal
Patricia und Pius Lenzlinger, Schwyz
lieber: zuerst heiraten und dann Kinder oder zuerst Kinder und dann heiraten?› Er wollte lieber zuerst heiraten
und dann Kinder. ‹Gut, dann musst du
mich jetzt heiraten, sonst ist es andersrum.›» Pius lässt auch in das
Schlafzimmer schauen: «Ich geniesse
es vor allem am Abend im Bett. Es ist
schön, sie zu spüren, etwas Warmes,
Lebendiges und Bewegliches neben
mir.»
Nach Elchtest gemeinsame Zukunft
Erika und Armin Gähwiler, Goldau,
lernten sich 1983 kennen, heirateten
1988 und wohnen seit 21 Jahren in
Goldau. Der Stolz: zwei erwachsene
Kinder. Sie sahen sich zum ersten Mal
auf demWildspitz, und da muss es bereits «gefunkt» haben. Der engagierte Alpinist suchte eine Gleichgesinnte: «Für mich war es wichtig, eine
Partnerin zu haben, die nicht einfach
zu Hause sitzt und häkelt.» Deshalb
hat er mit ihr einen «Elchtest» gemacht: «Wir gingen an eine Felswand, wo ich für 20 Meter Klettern
einrichtete, und die ganze Wand haben wir durchstiegen.» Auch Erika
liebt seither die Berge: «Ich möchte
gesund alt werden und noch mög-
Schwester M. J. Scholastica Oppliger, Muotathal
lichst lange ‹z Berg› gehen und so mit
Armin alt werden.»
An Viehausstellung Mann gefunden
Priska und Peter Abegg, Steinerberg,
heirateten 1999 und haben heute drei
Buben. Priska ist übrigens auch bekannt aus der Staffel «Landfrauenküche», wo sie sogar siegte. Man schrieb
das Jahr 1996, als Priska an der Leistungsschau in Einsiedeln erstmals ein
Auge auf Peter warf. Doch erst an der
Viehausstellung im Herbst kamen
sich die beiden näher: «Ich merkte,
dass er mir mehr als gefällt.» Es dauerte noch ein Jahr, bis sie zusammen
waren. Nach den zahlreichen Ehejahren stellt Priska fest: «Man muss jedenTag etwas dazu beitragen, dass die
Liebe erhalten bleibt.» – «Auch bei
uns gab es Stolpersteine, nicht nur eine rosarote Wolke», vermerkt Peter.
«In einer homosexuellen Beziehung
ist es sehr wichtig, dass beide gegen
aussen zu ihrer Homosexualität stehen», verraten Fabian Uhr und Michael Frauchinger, Einsiedeln/Winterthur. «Es gibt viele Schwule, die grosse
Angst haben vor dem Outing. Wir haben unsAnfang 2007 im Internet kennengelernt.» Fabian weiss sich aber zu
wehren: «Wenn mich Leute fragen,
wer denn bei uns die Frau und wer der
Mann ist, sag ich immer: Wir sind beides Männer. Es ist heute auch in vielen
heterosexuellen Beziehungen nicht
mehr so, dass die Frau am Herd steht
und der Mann arbeiten geht.»
Thadeus (Jahrgang 1925) und Hedi
(1929) Kaufmann, Goldau, lernten
sich 1951 kennen. Sie haben vier erwachsene Kinder. Seit sechs Jahren
lebt das Paar im Alterszentrum Mythenpark in Goldau:Von der Liebe auf
den ersten Blick bis heute sind sie einen langen gemeinsamen Weg gegangen – zusammen und verbunden in inniger Liebe. In dieser Zeit haben sie
sich viel gelebtesWissen um die Liebe
angeeignet. Das war beim Kennenlernen nicht so: «Am Anfang waren wir
beide ja Laien in Sachen Liebe. Es war
ja gang und gäbe, dass man zu Hause
auch nicht von Sex geredet hat. Das
war ein Tabu.»
Das Buch «Schwyzer Liebi» ist ab kommenden Montag erhältlich im Verlag Triner in
Schwyz oder im Buchhandel oder in sämtlichen Filialen der Schwyzer Kantonalbank
zum Preis von 29 Franken (zusätzlich 6 Franken Versandspesen).
Als das Heiraten verboten war
Wer einen Einblick in die Geschichte der Heiratskultur im
Kanton Schwyz nimmt (siehe
Buch «Schwyzer Liebi»), stellt
fest, dass eine Eheschliessung
mit strengen Auflagen verbunden war.
Das Heiraten unterlag auch im Kanton Schwyz bis ins späte 19. Jahrhundert hinein strengen Gesetzen.Angehende Eheleute mussten im Stande
sein, ihre Kinder «christlich und ohne
Beschwerde der Mitmenschen zu erziehen». Waren Heiratswillige oder
deren Eltern Bettler oder auf Spenden angewiesen, wurden sie von einer Heirat ausgeschlossen. Dies galt
auch für Spieler, Säufer, Nachtschwärmer und Wohllüstige.
***
Ebenso wichtig war die Konfession
der fremden Frauen. Erst 1850 erlaubte ein Bundesgesetz die Ehe
zwischen Angehörigen verschiedener christlicher Konfessionen. Davor war es einem Schwyzer, ohne
jegliche Ausnahme, untersagt eine
protestantische Frau zu heiraten.
Fabian Uhr und Michael Frauchinger,
Einsiedeln/Winterthur
***
Hochzeitsfeste hatten noch bis weit
ins 20. Jahrhundert hinein nicht
denselben Stellenwert, wie das heute der Fall ist. Häufig war eine Trauung eine denkbar schlichte und
nüchterne Zeremonie. Ein Beispiel
dafür liefert die Hochzeit von Xaver
Schulter, Strassenmeister, Rickenbach, mit Elisa Schmid aus Ibach.
Am 19. Oktober 1917 machten sich
die Verlobten zusammen mit ihren
Trauzeugen morgens um fünf Uhr
auf den kilometerlangen Weg nach
Einsiedeln, wo eine schlichte und
kurze Trauung stattfand. Nach einem Frühstück im «Pfauen» trat
man den Heimweg an, um noch am
Vormittag in Rickenbach wieder bei
der Arbeit zu sein.
***
Besucht, gefragt, geheiratet: «Ich bekam zu Hause Besuch von zwei gängigen Burschen, der eine fragte mich
ob, ich ihn heiraten wolle. Selbstverständlich habe ich vor der Zusage im
Dorf nachgefragt, ob er seriös ist»,
liest man in «Schwyzer Liebi» weiter. Eine Hochzeitsreise oder einen
Ausflug gab es damals nicht. Bei der
erwähnten Hochzeit kochte die
Erika und Armin Gähwiler, Goldau
Schwägerin bei der Braut zu Hause.
Nach der Hochzeit musste der Bräutigam wieder ins Militär einrücken.
Es gab nicht einmal eine Hochzeitsnacht. Während eines Militärurlaubes wurden dann die Kindlein gemacht.
***
Zu was allem die Liebe fähig ist, erzählen Martha und Christian. Zum
ersten Mal haben sie sich 1976 an einem Grümpelturnier geküsst. Berufliche Entscheide führten die beiden
auseinander. Jahrzehnte später traf
man sich wieder. 25 Jahre nach dem
ersten Kuss küssten sie sich wieder:
«Als ich sie sah, spürte ich Liebe. Ich
wusste, dass ich sie nicht mehr loslasse, und so ist es bis heute geblieben.» – auch nach dem ersten Kuss
vor 35 Jahren.
***
Was Liebe ist (Anna, 8 Jahre):
«Wenn zwei Personen sich kennenlernen und dann fest gern haben.
Oder auch solche, die sich schon kennen. Man kann aber auch Sachen
oder Tiere gern haben. Ich liebe zum
Beispiel meine Katze. Das ist ja auch
kein Mensch.» (ie)
Hedi und Thadeus Kaufmann, Goldau
Bilder André Herger