Charme und Stimme Hélène Grimaud Thomas Quasthoff Kiri Te

Transcrição

Charme und Stimme Hélène Grimaud Thomas Quasthoff Kiri Te
www.klassikakzente.de • C 43177 • 1 • 2004
Hélène Grimaud
Die Farbe der Fantasie
Thomas Quasthoff
Asterix ohne Zaubertrank
Kiri Te Kanawa
Happy Birthday, Dame Kiri
Charme und Stimme
Joseph Calleja
EDITORIAL
Foto: Kai Lerner
INHALT
NEWS
3 Abonnement per SMS • Auf dem Weg zum
TV-Klassiker? • Elegante Giuditta
TITEL
Liebe Musikfreundin, lieber Musikfreund,
4 Joseph Calleja: Unser Mann in Valletta
INTERVIEW
8 Hélène Grimaud: Welche Farbe hat die Fantasie?
MAGAZIN
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Thomas Quasthoff: Asterix ohne Zaubertrank
Anne Sofie von Otter: Schwedische Klangfarben
Le classique abstrait: Flug des weißen Zeppelins
Matthias Goerne: Hochsensibles Spannungsfeld
Original Masters: Meisterliche Quellen
Klassik am Sonntag: Streifzüge in die Avantgarde
Mischa Maisky: Der doppelte Antonín
Tigran Mansurian: Stille und Leidenschaft,
Trauer und Hoffnung
21 Der klassische Fragebogen, beantwortet von
Hilary Hahn
22 Das andere Jubiläum: Kiri Te Kanawa
24 Blechvergleich: Zweimal Edelmetall
NEUE CDs
26 Alle neuen Veröffentlichungen
ausführlich vorgestellt
32 Veröffentlichungsregister
KlassikAkzente wird herausgegeben von
2
KlassikAkzente
•
Titelfoto: Mitch Jenkins/Decca
SERVICE
34 Live-Termine
35 KulturSPIEGEL-Klassik-CD-Bestsellerliste
Vorschau
Andreas Kluge
Kultur ist ein wertvolles Gut und daher auch ein großes Kapital.
Musikkultur gehört selbstverständlich dazu. Seit Jahrtausenden wird die Menschheit begleitet von Musik in all ihren Formen, als Volksmusik, in Kirche und Konzertsaal, auf der Opernbühne und – seit dem 20. Jahrhundert – auch auf Tonträgern.
Dabei geriet das ursprüngliche Gleichgewicht des Genres
durch die soziokulturelle und ästhetische Entwicklung der Welt
zunehmend in eine Schieflage. Mit dem Sturz des bildungsbürgerlichen Monopols stürzte auch die so genannte „klassische“
oder „ernste“ Musik in ihre bislang schwerste Krise: Zu anspruchsvoll, zu schwer, zu elitär lauteten die Vorwürfe. Und
dies zumeist von Leuten, die nicht einmal versucht hatten, sich
dem klassischen Erbe Bachs, Beethovens und Brahms’ offenen Ohres zu widmen.
Am 4. Februar 2004 nun konnte man lesen, dass in Wien
die Finanzierungsverhandlungen für ein Gluck-Opernprojekt
gescheitert waren, bei dem 2006 an der Staatsoper und im
Theater an der Wien vier Opern des Komponisten in exemplarischen Inszenierungen Achim Freyers aufgeführt werden
sollten. Zur selben Zeit wurde bekannt, dass die Dresdner
Musikfestspiele im Jahre 2006 letztmalig stattfinden werden,
weil der Bund und das Land Sachsen die renommierte Kulturveranstaltung mit jährlich über 150.000 Besuchern nicht mehr
fördern wollen.
Eine Gesellschaft, die sich gern mit Beethovens 9., exklusiven Opernabenden oder den Auftritten von klassischen Topstars schmückt, sollte indes bereit sein, dafür nicht nur ideell,
sondern auch finanziell einzustehen. Nachdem das öffentlichrechtliche Fernsehen seinen festgeschriebenen Kulturauftrag
nur noch bedingt erfüllt und lieber auf Volksmusikshows und
endlose Karnevalssitzungen setzt, darf nicht auch noch der
bundesrepublikanische Staat aus seiner Verantwortung entlassen werden. Damit nicht demnächst auch Schleswig-Holstein,
die Berliner Festwochen oder das Klavierfestival Ruhr zur Disposition stehen: Wehret den Anfängen!
In diesem Sinne verbleibt mit kämpferischem Gruß
Ihr Andreas Kluge
Intro
Abonnement per SMS
Anna Netrebko
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Foto: Wiener Staatsoper GmbH/Axel Zeininger
Auf dem Weg zum
TV-Klassiker?
Nach dem Erfolg der ersten Sunday Night Classics im November 2003 läuft am 4. April um 22.00 Uhr die zweite Ausgabe
des neuen genreübergreifenden TV-Konzeptes im ZDF. Mit
von der Partie sind diesmal Cecilia Bartoli, der junge maltesische Tenor Joseph Calleja (siehe auch Seite 4), Andreas
Scholl, sowie Nina Hagen, Nelly Furtado und Maxim Vengerov,
die Ausschnitte aus ihren aktuellen Alben präsentieren. Die
Aufzeichnung des Live-TV-Konzertes findet wie schon beim
ersten Mal kurz zuvor in München statt, und man darf darüber
hinaus auf einige Überraschungsgäste gespannt sein. Schon
am Ostermontag, dem 12. April, gibt’s dann die nächste Klassiksendung im ZDF, wenn es um 18.00 Uhr bei „Klassisch!“
heißt: Bühne frei für die Pianistin Hélène Grimaud (siehe auch
Seite 8) sowie den Cellisten Mischa Maisky (siehe auch Seite
18), dessen aktuelles Album mit Antonín Dvořáks Cellokonzert
an den 100. Todestag des böhmischen Komponisten am
1. Mai 2004 erinnert.
Foto: James McMillan/Decca
Andreas Scholl
Elegante Giuditta
Unmittelbar nach ihrem Wiener Staatsopern-Debüt mit Verdis
„La traviata“ im April 2003 wurde Anna Netrebko von deren
künstlerischem Direktor Ion Holander eingeladen, 2004 den seit
über 100 Jahren stattfindenden, traditionsreichen Wiener Opernball zu eröffnen. Auf den Spuren solcher berühmter Künstler wie
Alfredo Kraus und José Carreras sang Anna Netrebko das populäre „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus Franz Lehárs
Operette „Giuditta“ und den Musetta-Walzer aus „La bohème“.
Anlässlich dieses Ereignisses fiel auch Anna Netrebkos elegante
Robe von ESCADA auf: Das internationale Designer-Label hatte
der Sopranistin angeboten, sie für ihre zukünftigen Konzert- und
gesellschaftlichen Auftritte exklusiv mit ESCADA couture einzukleiden.
Direkt im Anschluss an den Opernball reiste Anna Netrebko
nach Reggio Emilia zu Aufnahmen ihres zweiten Soloalbums mit
Claudio Abbado und dem Mahler Chamber Orchestra. Auf dem
Programm: Arien und Szenen aus „Lucia di Lammermoor“,
„I puritani“, „La traviata“ und „Otello“ sowie aus Opern von Puccini. Bereits im Mai erscheint Vincent Pattersons Film „Anna
Netrebko: Eine Frau – Eine Stimme“ auf DVD, der die Sängerin
im Interview und in ausgewählten Opern-Videoclips porträtiert.
KlassikAkzente
3
UNSER MANN IN VALLETTA
Komplex und interessant:
JOSEP H CA LLEJ A
4
KlassikAkzente
Foto: Mitch Jenkins/Decca
Titel
Foto: J. Henry Fair/DG
Mit nur 25 Jahren ist der maltesische Tenor Joseph Calleja dabei, die Welt mit Charme und einer gewaltigen Stimme zu erobern.
17. Dezember 2003. Am Opernhaus in Frankfurt singt ein
junger lyrischer Tenor eine der anstrengendsten Partien seines Fachs, Gounods Roméo: Joseph Calleja. Decca, das
„Opernlabel“, hat den gerade 25-Jährigen gerade unter Vertrag genommen, sein erstes Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Der Titel könnte schlichter nicht sein: „Tenor
Arias“. Die Erwartungen sind hoch, immerhin hat das Label
vor gerade einmal zwei Jahren mit dem Peruaner Juan Diego Flórez für eine veritable Tenor-Sensation gesorgt. Und
auch Calleja eilt ein exzellenter Ruf voraus: „Calleja verfügt
über einen Stimmtyp, von dem die meisten 30-jährigen Tenöre nur träumen können: strahlend, männlich, lyrisch und
kraftvoll ... Dieser Junge wird es weit bringen“, schreibt
„The Independent on Sunday“. Also, auf nach Frankfurt, um
dem Neuen auf den Zahn zu fühlen.
Doch fast findet das Konzert gar nicht statt: Zwei Tage
zuvor ist Calleja bei der FIFA-Gala für einen Kollegen mit einem seiner Paradestücke eingesprungen, Verdis Schlager
„La donna è mobile“ aus „Rigoletto“. Auf dem Rückweg hat
er sich dann im Flugzeug erkältet. Sein Manager trifft ihn
kurz vor der Vorstellung in Frankfurt: „Du willst doch heute
Abend nicht etwa singen? Du gehörst ins Bett!“ Das weiß
auch Joseph Calleja, aber er will nicht zwei Stunden vor
Vorstellungsbeginn alles hinschmeißen und das Opernhaus
in Schwierigkeiten bringen. Also bleibt nur eins: Augen zu
und durch. Immerhin durch eine Oper von fast Wagner’schen Ausmaßen.
Und sie kommen durch, er und sein unverwechselbares
Timbre, das klingt wie die Tenöre aus längst vergangenen
Zeiten, wie ein Gruß aus der guten alten Schellack-Ära. Klar,
strahlend und mit einem leicht schwingenden Vibrato, das
sofort ins Blut geht. Riccardo Chailly, der ihn bereits auf seiner Einspielung mit Puccini-Raritäten eine unbekannte Tenor-Kantate hat singen hören, beschreibt seinen ersten Eindruck so: „Als ich Joseph Calleja zum ersten Mal hörte, war
ich sofort von der lyrischen Italianitá seiner Stimme und einer beeindruckenden musikalischen Reife gefangen. Seit
langer Zeit habe ich kein derartiges Talent in solch jungem
Alter gehört. Sein Stimmklang hat eine Qualität, die ich
längst verloren glaubte.“
Joseph Callejas Heimat ist Malta, in dessen Hauptstadt
Valletta das Teatro Manoel aus dem Jahre 1732 steht, eines
der ältesten noch in Betrieb befindlichen Theater der Welt.
Und auch wenn er als Teenager im „Rigoletto“-Chor den
KlassikAkzente
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Titel
Donizetti • Verdi • Cilea • Puccini
Tenor Arias
Decca
CD 475 250-2 SACD 470 648-2
Joseph Calleja, Tenor • Orchestra
Sinfonica e Coro di Milano Giuseppe Verdi •
Dirigent: Riccardo Chailly
„SEIN STIMMKLANG HAT
EINE QUALITÄT, DIE ICH LÄNGST
VERLOREN GLAUBTE.“
Virtuoser Show-Abräumer:
LA NG LA NG
Riccardo Chailly
zweiten Tenor gesungen hat, verheißt das noch keine außergewöhnliche Sängerkarriere. Da gibt’s ja schließlich noch
Heavy Metal ... Aber dann trat auf einmal Mario Lanza auf
den Plan, als Filmheld in „Der große Caruso“, „und als er
seinen Mund öffnete, dachte ich, es gibt auch noch andere
Musik als die von Metallica und Iron Maiden. Aber mein Versuch, ihn zu imitieren, machte mich binnen zwei Minuten für
zwei Wochen heiser ...“. Callejas wichtigster Lehrer Paul Asciak hat in den 50er Jahren regelmäßig in London gesungen,
und er erkennt nicht nur blitzschnell Callejas Potenzial als
leichter lyrischer Tenor, sondern spielt ihm auch Aufnahmen
der großen Tenöre vor – und schärft damit Callejas stilistisches Bewusstsein für die Möglichkeiten der Tenorstimme.
Die sind natürlich noch begrenzt und Calleja tut klug daran, diese Grenzen vorerst zu akzeptieren. So stammen die
Arien von Cilea und Puccini auf seinem Debütalbum aus
Opern, die er in seinem Bühnenrepertoire vorerst noch meidet. „Insgesamt sind diese Opern noch zu schwer für mich.
Aber das bedeutet nicht, dass man nicht schon einmal ein
wenig hineinschnuppern kann, und genau das habe ich mit
diesen drei Arien getan.“ Auf der Bühne hält er sich an die
anderen Partien des Albums, alles Parade-Partien seines
Fachs: Bellinis Elvino, Donizettis Nemorino und Edgardo,
Verdis Alfredo, und immer wieder der Duca di Mantua aus
„Rigoletto“, quasi seine erste Schicksalspartie. Mit ihr debütiert er in Cardiff, in Covent Garden und im Januar schließlich auch an der Deutschen Oper Berlin. In Top-Form und
bei bester Laune gibt er eine gute Figur in der immerhin bereits 18 Jahre alten und noch immer kontrovers diskutierten
Hans-Neuenfels-Inszenierung ab: Mit der schwarzen Lo-
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KlassikAkzente
ckenperücke und dem nachtblauen Samtkostüm betört er
nicht nur Gilda und Maddalena auf der Bühne, sondern
auch die eine oder andere Dame im Publikum. Kein Wunder,
denn die Figur des Herzogs ist für Calleja „komplex und interessant – beinahe schizophren. Er besitzt alle diese charakterlichen Facetten. Er ist deshalb ein erstaunlicher Verführer, weil er an sich selbst glaubt, so dass die Frau, die er
verführt, ihm auch glaubt ...“.
20. Januar 2004. Joseph Calleja sitzt in kleiner Runde
in einem italienischen Restaurant in Berlin und freut sich
über zwei erfolgreiche „Rigoletto“-Aufführungen. Keine Spur
mehr von der Frankfurter Angespanntheit, als er sich nach
der nur mit äußerster Kraftanstrengung zu Ende gebrachten
Vorstellung zerknirscht entschuldigte und schnurstracks ins
Hotelbett verabschiedete. Hier plaudert er über das Angeln
vor den Küsten von Malta, wo die Fische größer seien als
sonst irgendwo. Und über Golf, das er nicht gelernt hat,
und trotzdem mit seinem allerersten Schlag einen professionell spielenden Freund das Fürchten gelehrt habe. Er gibt
zu, dass ihm gut einstudierte konventionelle Inszenierungen
lieber sind als spektakuläre moderne, und dass er begeisterter Fan des 18-fachen maltesischen Fußballmeisters
FC Valletta ist. Und er lacht. Ein ansteckendes und grundsympathisches Lachen, wie man es nicht allzu oft findet,
und mit dem er jeden im Handumdrehen für sich gewinnt.
Eine wahrhaft herzogliche Charme-Offensive, nur diesmal
ganz und gar im richtigen Leben. • Andreas Kluge
www.deccaclassics.com/artists/calleja
www.klassikakzente.de KlassikLink: calleja
Foto: Mitch Jenkins/Decca
Fußballfan in Topform:
J O SE PH C AL L E J A
KlassikAkzente
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Interview
Welche Farbe hat die Fantasie?
Die französische Pianistin Hélène Grimaud hat die seltene Gabe, Töne nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen.
Mit Michael Church sprach sie darüber.
Michael Church: Sie haben die Gabe der
Synästhesie, Sie nehmen Töne auch als Farben wahr. Wie wurde Ihnen diese Fähigkeit
bewusst?
Hélène Grimaud: Ich war elf Jahre alt und
übte gerade das Fis-dur-Präludium aus dem
ersten Teil von Bachs „Wohltemperiertem
Klavier“. Da sah ich etwas Leuchtendes, zwischen Rot und Orange, sehr warm und lebendig: einen unscharfen farbigen Fleck,
eher die Vorstellung von einer Farbe als die
Farbe selbst. Einige Werke versetzen mich
immer wieder in eine ganz bestimmte Farbwelt. Manchmal hat es mit der Tonart zu tun:
c-moll ist schwarz, d-moll blau.
Church: Was bedeutet das für die Werke
auf Ihrer CD?
Grimaud: Die „Chorfantasie“ ist eine Spirale aus Schwarz, Grün, Rot und Gelb. Die
„Sturm“-Sonate ist eindeutig schwarz und
blau, der Corigliano überwiegend rot, „Credo“ wechselt zwischen Schwarz und Grün.
Church: Wie sind Sie bei der Auswahl der
Titel vorgegangen?
Grimaud: Ausgangspunkt war Beethovens
„Chorfantasie“. Ich habe sie ursprünglich nur
widerstrebend gelernt. Aber mit der Zeit gefiel sie mir immer besser, und ich bekam
wirklich Schuldgefühle, weil ich dem Stück
nicht genug Beachtung geschenkt hatte.
Trotz aller Merkwürdigkeit und Naivität der
„Chorfantasie“ sind ihr Geist und die Andeutung des prometheischen Ringens der
Menschheit doch so stimulierend, klar und
anrührend, dass ich einfach das Gefühl hatte, etwas gutmachen zu müssen.
Church: Was kam danach?
Grimaud: Die Frage war, womit ich ein Gegengewicht zur „Chorfantasie“ bekommen
könnte. Das Nächstliegende war ein Beethovenkonzert, aber diese Kopplung gefiel
mir nicht. Ich musste etwas finden, das wirklich „das Andere“ darstellte. Als ich einige
Zeit später in Berlin mit Arvo Pärt darüber
sprach, ob er ein Klavierkonzert für mich
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KlassikAkzente
schreiben könnte, begann er Noten herauszusuchen und drückte mir „Credo“ in die
Hand. Mich faszinierte sofort, dass er als
Grundlage ein Präludium von Bach gewählt
hatte, dessen Werke für mich das heilige
Fundament aller späteren Musik darstellen.
Ich war auch verblüfft über die schwarzen
Passagen in der Partitur, in denen die Spieler improvisieren sollten. Mir war klar, dass
man damit viel machen konnte: Es musste
ein übergreifendes System geben. Dieser
Abschnitt symbolisiert das Chaos, aber das
konnte man nicht durch chaotisches Improvisieren darstellen. Er brauchte ein mathematisches Schema, eine Struktur.
Church: Sie haben diesem Stück eine sehr
persönliche Prägung gegeben. Mir kommt
es fast so vor, als hätten Sie es neu komponiert.
Grimaud: Das sehe ich nicht so. Ich wollte
einfach frei sein, ohne die Botschaft des
Werkes zu verwischen.
Church: Und wie lautet diese Botschaft?
Grimaud: Dass blinder Gehorsam gegenüber einer Ideologie, einem Staat oder einer
Religion von Übel und letztlich destruktiv ist.
Genau auf dieses Pendant hatte die „Chorfantasie“ gewartet.
Church: Und was kam dann?
Grimaud: Mit der Kopplung dieser beiden
Werke assoziierte ich die Vorstellung der
deutschen Romantik von der Einheit, von
der Verbundenheit aller Dinge durch ihre
Heiligkeit. Und so kam es zu der Entscheidung für die „Sturm“-Sonate.
Church: Warum? Weil es wie in Pärts „Credo“ darum geht, entfesselte Kräfte zu bändigen?
Grimaud: Sie sagen es. Negative Instinkte
werden durch Akzeptanz und Versöhnung
überwunden. Hier haben wir eines der ersten Beispiele von Programmmusik, und es
hört sich erstaunlich modern an.
Church: Wie kam es denn zu dem Corigliano?
Grimaud: Was mich daran faszinierte, war
der Anfang des gespenstischen Abschnitts
nach Eintritt des Themas aus Beethovens
Siebter, wo sich die Hände überkreuzen.
Plötzlich ist das Stück so geheimnisvoll wie
Pärts „Credo“. Auch hier variiert ein zeitgenössischer Komponist ein Werk eines seiner
bedeutendsten Vorgänger. Gleichzeitig handelt es sich um ein weiteres Beispiel für die
Vorstellung von der Einheit aller Dinge.
Church: Wie entstand Ihre Liebe zum Klavier?
Grimaud: Als Kind hatte ich einen enormen
Überschuss an Energie. Heute heißt es, Kinder könnten sich nicht mehr richtig konzentrieren. Bei mir war genau das Gegenteil der
Fall: Ich war viel zu konzentriert. Meine Eltern versuchten, meine Aufmerksamkeit in
verschiedene Richtungen zu lenken, aber
am meisten faszinierte mich die Musik. Sie
erschien mir wie ein unendlich tiefer Brunnen, den ich nie ganz würde erforschen
können.
www.deutschegrammophon.com/
grimaud-credo
www.klassikakzente.de KlassikLink: grimaud
Arvo Pärt über sein „Credo“:
Wie sich das Werk entfaltet – unaufhaltsam
wie eine Kettenreaktion –, damit wollte ich
zeigen, wie das Postulat „Auge um Auge,
Zahn um Zahn“, obwohl es anfangs noch
harmlos klingen mag, Schritt für Schritt
seine ganze zerstörerische Kraft offenbart.
Über Hélène Grimauds Interpretation:
Es ist immer etwas Besonderes, wenn so
außergewöhnliche Interpreten Musik zusammen machen, und manchmal werden
dabei neue Entdeckungen gemacht, sogar
bei einem Werk, das schon oft aufgeführt
wurde. Ich glaube, das ist hier der Fall. Ich
bin sehr zufrieden, dass mein altes „Credo“
einen neuen „Look“ bekommen hat.
Chorfantasie und
Synästhesie:
Pärt • Beethoven •
Corigliano
Credo
Deutsche Grammophon
CD 471 769-2
SACD 474 869-2
Hélène Grimaud,
Klavier • Swedish Radio
Choir • Swedish Radio
Symphony Orchestra •
Dirigent:
Esa-Pekka Salonen
Foto: J Henry Fair/DG
H É LÈNE GRIMAUD
KlassikAkzente
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Lieder von Brahms • Schumann • Strauss u.a.
Widmung
Romantische Lieder
Deutsche Grammophon
CD 474 501-2
Thomas Quasthoff, Bass-Bariton •
Justus Zeyen, Klavier
ASTERIX OHNE ZAUBERTRANK
Als frischgebackener GRAMMY-Gewinner blickt Bariton Thomas Quasthoff mit seinem Lieder-Recital „Widmung“
zurück – in die Blütezeit und in die Seelenlandschaften des deutschen Kunstlieds.
Gerade hat er noch an Schuberts Bächlein gesessen und
die wieselflinke „Forelle“ bestaunt. Nun ist er plötzlich der
vom heiligen Speer schwer verwundete Gralskönig Amfortas in
Wagners „Parsifal“. Und als ob
das an künstlerischer Spannung
nicht erst einmal genug wäre,
ereilt ihn zwischendurch noch
eine frohe Kunde aus dem fernen Los Angeles: Nach 1999
hat ihn gerade die amerikanische Recording Academy zum
zweiten Mal für die „Beste klassische Gesangsdarbietung“ mit
dem GRAMMY belohnt. Ausgezeichnet wurde das SchubertAlbum, das er mit Kollegin Anne
Sofie von Otter und Dirigent
Claudio Abbado eingespielt hat.
Aber so ist eben das Leben von
Thomas Quasthoff. Als einer der
meistgefeierten Baritone unserer
Zeit ist „Atempause“ für ihn ein
Fremdwort, reißen sich die Konzert- und mittlerweile auch die
Opernhäuser um ihn. Wohin es
Quasthoff allein in den nächsten
Monaten nach seinem April-Debüt als Amfortas an der Wiener
Staatsoper ziehen wird, spricht
für sich: In Amsterdam singt er
Bach-Arien, in Zürich, Frankfurt
und Athen die h-moll-Messe.
10 KlassikAkzente
Danach gibt es Mendelssohns
Oratorium „Elias“ mit Franz Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern sowie Lied-Recitals von Florenz bis London, begleitet von Daniel Barenboim
und András Schiff. Kein Wunder,
dass sich Thomas Quasthoff bei
so einem Pensum gerne mal
selbst als „Asterix ohne Zaubertrank“ bezeichnet. Solche Zusatzmittel hat der Bariton aber
auch gar nicht nötig. Denn ob
nun die Kirchenmusik des 18.
Jahrhunderts, ob Schubert und
Brahms oder die jazzigen Songs
des 20. Jahrhunderts – der 1,31
Meter große Quasthoff überspringt jede Hürde mit Leichtigkeit, man hört ihm an, welche
Glückshormone bei ihm durchs
Singen ausgeschüttet werden.
Zumal „meine Karriere mich in
die Lage versetzt, mit den tollsten und wichtigsten Orchestern
und Dirigenten auf der ganzen
Welt Musik machen zu dürfen.“
Was für die Konzert- und Opernbühne gilt, trifft natürlich auch für
das Lied-Podium zu. Mit dem
Pianisten Justus Zeyen hat Thomas Quasthoff dort einen Bruder
im Geiste gefunden, mit dem er
gemeinsam sämtliche Schattierungen, sämtliche Liebes- und
Leidensadern des vorletzen Jahrhunderts entdecken kann. So
wie auf seinem neuesten CDRecital „Widmung“, mit dem er
eine Referenz an die deutschen
Lied-Meister des 19. und 20.
Jahrhunderts gibt. Von Schuberts „Forelle“, dem eleganten
Volkslied „Heidenröslein“ und
dem schmachtenden Bekenntnis „Ungeduld“ aus „Die schöne
Müllerin“, über die hochepischen
Heine-Vertonungen „Belsatzar“
op. 57 von Robert Schumann
bis zu Balladen Carl Loewes
und – neu im Quasthoff’schen
Repertoire – Richard Strauss.
„Widmung“ ist ein einzigartiges
Füllhorn an bekannten und selten zu hörenden Liedern. Alles
Titel, zu denen Quasthoff ein
ganz besonderes Verhältnis hat.
„Lieder sind Miniatur-Opern,“
sagt er. „Dies gilt für die meisten
Schubert-Lieder genauso wie für
diejenigen, die später komponiert wurden. Und ich bin überzeugt davon, dass selbst die reinen Strophen-Lieder wie Schuberts ‚Ungeduld‘ absolut missverstanden werden, wenn man
sie stromlinienförmig schön interpretiert. So ein Lied steckt
voller Reichtum, man muss hier
die Sprach- und Atemlosigkeit
zum Ausdruck bringen. Schließlich geht es in diesen Liedern
um nichts anderes als um
menschliche Gefühle.“ Genau
diese Verbindung aus Kopf und
Herz macht Thomas Quasthoff
besonders als Liedsänger aus
und so einzigartig. Statt in falsche Gefühligkeit zu verfallen,
entdeckt er die unterschiedlichsten Klangfarben zwischen
Härte und Sanftheit, weiche und
raue Töne. Und selbst ein berühmtes Traditional wie „Danny
Boy“, mit dem der Hildesheimer
am Ende von „Widmung“ für einige wenige Minuten das deutsche Lied-Land verlässt, wird so
bei ihm zum Gemütsbalsam at
its best. Kaum zu glauben, dass
das alles ohne Zaubertrank
machbar ist. Dafür hat Quasthoff zumindest ein Geheimrezept: „Manchmal reicht ein Lächeln oder der Gedanke daran
aus – und schon verändert sich
der Klang.“ So einfach kann Singen sein. • Guido Fischer
www.deutschegrammophon.com/
quasthoff-widmung
www.klassikakzente.de
KlassikLink: quasthoff
Foto: KássKara/DG
„LIeder sind Miniatur-Opern“:
THOMAS QUAS THOFF
KlassikAkzente 11
Magazin
Maurice Ravel • Claude Debussy
Shéhérazade • Le Tombeau de Couperin •
Pavane danses • Ballades de Villon
Deutsche Grammophon
CD 471 614-2
Larsson • Alfvén • Nystroem • Rangstöm u.a.
Watercolours Swedish Songs
Deutsche Grammophon
CD 474 700-2
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran • Alison
Hagley, Sopran • The Cleveland Orchestra •
Dirigent: Pierre Boulez
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran •
Bengt Forsberg, Klavier
„Auch in Schweden wird weniger
gesungen als früher“, bedauert
Anne Sofie von Otter. „Ich glaube, es liegt am Fernsehen. Und
überhaupt an all dem Lärm, den
unsere Zeit mit sich bringt.
Wenn die Leute irgendwann
ausgeschaltet haben, wollen Sie
nichts mehr hören. Nicht mal
mehr ihren eigenen Gesang.“
Lachend erzählt die Diplomatentochter, die ihre Gesangskarriere
schon mit zwölf begann, von einer der raren Gelegenheiten, bei
der sie ihre Söhne im Konzert
besuchten. „Die beiden sind
jetzt elf und dreizehn und haben
ganz andere Interessen. Schon
als kleine Kinder mochten sie es
überhaupt nicht, wenn ich gesungen habe. Dann haben sie
erst recht geschrieen. Kürzlich
haben sie mich als Carmen in
der Oper gesehen. Aber in der
Pause wollten sie nach Hause.
Es reichte ihnen.“
Was die leidenschaftliche
Spanierin nicht vermochte, gelingt möglicherweise all den
schönen, sanften, traurigen und
lustigen Schweden von „Watercolours“. Auf ihrem neuen Album widmet sich die 48-jährige
Mezzosopranistin ausschließlich
schwedischem Liedrepertoire,
erneut in Begleitung des Pianisten Bengt Forsberg, mit dem sie
schon viele Alben einspielte – im
letzten Jahr „Mots d’amour“ oder
das 1996 mit schwedischen
Liedern preisgekrönte Album
„Wings In The Night“. „Meine
Muttersprache ist mir einfach in
Denken, Aussprache und Gefühl so viel selbstverständlicher
als jede andere Sprache“, gibt
sie zu. Gemeinsam mit Bengt
Forsberg fand Anne Sofie von
Otter für „Watercolours“ 33 weitenteils unbekannte Lieder, allesamt zwischen 1910 und 1950
von so unterschiedlichen Musikern komponiert wie dem 1986
verstorbenen Romantiker und
Schoenberg-Fan Lars-Erik Larsson, Hugo Alfvén, dem durch
„Midsommarvarka“ vielleicht bekanntesten schwedischen Komponisten des 20. Jahrhunderts,
oder Gösta Nystroem, der sich
nicht nur als Komponist, sondern auch als Botaniker, Organist und Maler einen Namen
machte. „All diese Musik ist von
einer typisch nordischen Romantik durchzogen. Man spürt
doch, dass diese Komponisten
genauso von der schwedischen
Landschaft, den Jahreszeiten,
dem Licht geprägt waren, wie
die Maler und Schriftsteller ihrer
Heimat.“ Ob die Schwedin ihre
eigenen Kinder mit diesem Repertoire überzeugen kann, steht
noch aus – und als nächste Nagelprobe steht schon eine CD
mit Werken von Maurice Ravel
und Claude Debussy an, die sie
mit dem Cleveland Orchestra
unter Pierre Boulez aufgenommen hat. Die Bewunderung der
Klassikwelt jedenfalls und eine
neue Begeisterung für diese melodisch-melancholischen, zeitlos
nordischen Lieder sind jedoch
schon jetzt garantiert.
Götz Bühler
www.deutschegrammophon.com/
vonotter-watercolours
www.klassikakzente.de
KlassikLink: otter
SCHWEDISCHE KLANGFARBEN
Singt, seit sie 12 ist:
A NNE SOFIE VON OTTER
12 KlassikAkzente
Foto: Denise Grünstein/DG
Anne Sofie von Otter ist vielleicht die bekannteste Mezzosopranistin unserer Zeit.
Die vielseitigste ist sie auf jeden Fall, wie zwei neue Aufnahmen beweisen.
Foto: Daniel Sumesgutner/Ophelias PR
Flug des weißen Zeppelins
Ulrich Andreas Vogt, Intendant des Konzerthauses Dortmund, über die „le classique abstrait”-Chill-out-Abende
des DJs und Grafikers Rhaphaël Marionneau.
Symbol und Logo zugleich ist
der weiße Zeppelin. Der freie
Flug der Gedanken steckt in
diesem Traumobjekt, das der
gelernte Grafiker Raphaël Marionneau für seine Chill-out-Musikabende entworfen hat. Nicht
zufällig ein ähnliches Gebilde
wie das fliegende Nashorn des
Konzerthauses Dortmund. Eines
Tages mussten die beiden zueinander finden. „le classique abstrait“ heißen die Produktionen
von klassischer und klassisch inspirierter Chill-out-Musik, die
sich ihren Weg vom Mojo Club
in Hamburg in das Konzerthaus
Dortmund gebahnt haben.
Seit dem Start 2002 sind die
Clubnächte von DJ Raphaël
Marionneau mit seinen Chill-outKlangbögen im Konzerthaus
Dortmund regelmäßig lange vorher ausverkauft. Aber Nacht-
schwärmer wissen, dass manchmal unverhofft ein Plätzchen frei
wird. Das Besondere ist der Veranstaltungsort: die Konzerthausszenenfläche wird mit phantasievollen Projektionen zur dezent
beleuchteten Chill-out-Lounge
umfunktioniert.
„le classique abstrait“ ist die
Mutter der Couchkultur. Eine Einladung zum Träumen – Musik,
Peace, Leidenschaften, Harmonie, Entdeckungen, Liebe. Eine
Reise in die Welt der tiefgründigen Adagios und magischen
Sinfonien – Classics des 18. und
19. Jahrhunderts, Soundtracks
des 20. und New Classics des
21. Jahrhunderts. Seit 1996 wurde der längst legendäre Mojo
Club in Hamburg durch Marionneau zum Wohnzimmer, zum
Zuhause, in dem Menschen den
Stress des Tages hinter sich lie-
ßen und sich entspannen konnten. Seit 2002 auch in Dortmund: Imagine and dream! Wie
immer serviert Marionneau dazu
„tea for free“.
Zur seiner Erfindung der
klassischen ersten Clubnacht
schreibt Andreas Kulick in „Prinz“
(Januar 2004): „Vor allem dieser
Idee hat es der sympathische
Franzose zu verdanken, dass er
heute kurz vor dem Durchbruch
zum internationalen Star steht.
Zwei Jahre lang sendete das
bundesweite Klassik Radio seinen Mix aus Filmmusik à la ‚Jen-
seits der Stille‘, Claude Debussy
und Bill Douglas, seit 2002 präsentiert Raphaël dieses Konzept
alle drei Monate im ausverkauften Konzerthaus Dortmund – natürlich stilecht mit Sofas und
Lichtinstallationen. Das hat sich
herumgesprochen: Der ‚Spiegel‘
beauftragte ihn mit der Produktion einer CD für seine ‚Edition‘Reihe. Und ‚le classique abstrait‘
verkauft sich nun im Vertrieb von
Universal so gut, dass im April
bereits die zweite Ausgabe erscheinen wird.“
Ulrich Andreas Vogel
Raphaël Marionneau
le classique abstrait
Abstrait Music
CD 476 171-7
Kamen • Barry • Grieg • Chopin • Rodrigo •
Zimmer u.a.
KlassikAkzente 13
Magazin
Matthias Goerne und Alfred Brendel haben in der Londoner Wigmore Hall Schuberts „Winterreise“ aufgenommen.
HOCHSENSIBLES SPANNUNGSFELD
Wenn Matthias Goerne die Bühne der Londoner Wigmore Hall
betritt, eines der wichtigsten
Konzertsäle für Liedinterpreten
weltweit, dann ist das für ihn so
etwas wie ein Heimspiel. Vor
zehn Jahren gab er im ehrwürdigen Konzertsaal an der Wigmore
Street seinen ersten Liederabend, seitdem ist er ein gern
gehörter Gast. Bis zu vier Konzerte absolviert er jährlich in der
Wigmore Hall, und das vor einem
Publikum, bei dem der 36-jährige Bariton ins Schwärmen gerät: „Das Londoner Publikum ist
der Wahnsinn! Die Leute haben
eine große Leidenschaft für die
Musik, auch für das nicht so bekannte Repertoire, die kommen
vorbereitet in die Konzerte – ein
sehr offenes und gebildetes Publikum“, schildert Goerne es
während einer Probenpause in
der Berliner Philharmonie. Als
sich im Oktober vergangenen
Jahres die Möglichkeit bot, in
der Wigmore Hall eine Live-Aufnahme von Schuberts „Winterreise“ zu machen, nahm er das
Angebot dankend an – zumal für
den Klavierpart niemand geringerer als Alfred Brendel vorgesehen war. Und dieser ist als
Liedbegleiter verdammt wählerisch: Goerne ist der einzige
Liedsänger seit Dietrich FischerDieskau, für den Brendel in die
Tasten greift. „Er hat eine sehr
14 KlassikAkzente
starke Persönlichkeit und musikalisch eine sehr schwer zu verrückende Meinung, was aber
den kreativen Prozess zwischen
uns enorm kultiviert, weil wir beide lange kämpfen, um die richtige Lösung zu finden“, beschreibt Goerne die Zusammenarbeit. „Mal ist es eine große
Dominanz, die von ihm ausgeht,
mal eine ungeheure Intimität. Ein
Stück wie ‚Der greise Kopf‘ beispielsweise, das sind nur wenige Noten, ein einfaches Notenbild, das könnte selbst ich auf
dem Klavier spielen. Aber es
gibt eben niemand, der das so
spielen kann wie Brendel, mit so
einer Klarheit und enormen Feinheiten – da höre ich im Auftakt
schon das Ende einer Phrase.“
Dass sein Partner mit 73 Jahren
mehr als doppelt so alt ist wie er,
kümmert Goerne wenig, es ist
die musikalische Nähe zu Brendel, die er schätzt. Doch sind
beide von ganz unterschiedlichem Temperament, weshalb
die vorliegende Live-Aufnahme
ein Spannungsfeld dokumentiert, das hochsensibel zu sein
scheint, beim Hörer aber einen
unglaublich intensiven Eindruck
hinterlässt. Hinzu kommt, dass
die Wigmore Hall mit ihren nur
600 Sitzplätzen eine intime Atmosphäre ermöglicht, wie sie
selten zu erleben, aber dem Liederzyklus vom einsamen, le-
bensmüden Wanderer mehr als
angemessen ist.
Für Goerne ist es die erste
CD-Einspielung mit Alfred Brendel, doch bereits die zweite Einspielung der „Winterreise“. 1996
stand er mit dem Liedbegleiter
Graham Johnson im Studio,
Goerne war gerade mal 29 Jahre alt, für manch einen Kritiker
ungewöhnlich jung. „Ich denke
nicht, dass man für die ‚Winterreise‘ ein bestimmtes Alter
braucht, viel wichtiger ist die Lebenserfahrung. Schubert ist sehr
jung gestorben, aber er hatte
genug Lebenserfahrung, um so
ein intensives Werk zu schaffen.“ Musiktheoretische oder
-geschichtliche
Erkenntnisse
spielen für Goerne beim Interpretieren der „Winterreise“ hingegen nur eine geringe Rolle.
„Man muss die Welt im Wesen
begreifen, emotional, psychologisch, da muss es auch eine reflektierende Komponente aus
dem eigenen Leben geben –
und ich selbst glaube, bis heute
kein langweiliges Leben geführt
zu haben.“ Man glaubt ihm gern,
erst recht, wenn man sich Goernes Biografie und seinen aktuellen Konzertplan anschaut. Mit
23 Jahren sang er unter Kurt
Masur seine erste MatthäusPassion, sein Debüt im Leipziger
Gewandhaus folgte kurz darauf,
das Opernfach mit Engage-
ments bei den Salzburger Festspielen und an der Metropolitan
Opera ließ ebenfalls nicht lange
auf sich warten, und heute finden sich Säle wie der Wiener
Musikverein, die New Yorker
Carnegie Hall oder die Londoner
Wigmore Hall regelmäßig in
Goernes Tourneekalender.
Doch auch „kleine“ Musikstätten kommen bei Matthias
Goerne nicht zu kurz. „Ich habe
vier Jahre hintereinander Liederabende in Leer (Ostfriesland)
gegeben, wo mich natürlich viele fragen, warum ich dort überhaupt hingehe. Klar, wenn der
‚Ostfriesische Landbote‘ dann
eine Rezension schreibt, bringt
mich das nicht sonderlich weiter.
Aber zu sagen ‚Das ist unter
meinem Niveau‘, halte ich
grundsätzlich für falsch. Denn
wenn die Bedingungen stimmen, wenn ein Publikum da ist
und der Saal funktioniert, dann
haben die Zuhörer in Leer dasselbe Anrecht auf Qualität wie
die Leute in Berlin, New York
oder eben in der Wigmore Hall.“
Jakob Buhre
www.deccaclassics.com/artists/
goerne
www.klassikakzente.de
KlassikLink: goerne
Foto: XXXXXXXXXXX
Franz Schubert
Winterreise
Decca
CD 467 092-2
Matthias Goerne, Bariton •
Alfred Brendel, Klavier
Mit der „Winterreise“ unterwegs:
Foto: Sasha Gusov/Decca
MAT T H I AS G O E RN E
KlassikAkzente 15
Magazin
Hermann Scherchen
The 1950s – Haydn Symphonies Recordings
Deutsche Grammophon
6 CDs 471 256-2
Wiener Symphoniker •
Dirigent: Hermann Scherchen
Meisterliche Quellen
Wieso und wie wird ein Klassiker zum „Original Master“?
Und was verspricht die Serie in Zukunft? David Butchart,
Project Manager der Serie, weiß Antworten.
„Wir haben die ersten Quellen
dieser Aufnahmen. Warum sollten wir sie nicht auswerten?“,
entgegnet David Butchart, Project Manager für „Original Masters“, auf die Frage nach den
Ursprüngen der Serie. „Sicherlich spielte es anfangs auch eine
Rolle, dass einige Rechte für
diese Aufnahmen aus den 50er
Jahren jetzt auslaufen. Es war
zu erwarten, dass Nachahmer
diese Aufnahmen, die es ja teilweise nie zuvor auf CD gab, von
alten Schallplatten mastern und
auf den Markt bringen würden.
Dem wollten wir mit den echten,
den ‚Original Masters‘ zuvorkommen.“ Als vor knapp einem
Jahr die ersten Box-Sets mit diesem Titel erschienen, war der
Jubel groß. „In einer Zeit, in der
die Plattenindustrie regelmäßig
für Geldgier, Kurzsichtigkeit und
Oberflächlichkeit gegeißelt wird,
beweist das ‚Original Masters‘Projekt kulturellen Einsatz auf
höchstem Niveau“, lobte Laurence Vitties vom „Classic Record Collector“. Kritikerkollegen
und vor allem Käufer teilten seine Meinung. Über 300.000 CDs
der geschmack- und gespürvollen Serie fanden bisher weltweit
ihre Käufer. „Wir haben eingangs mit unseren verschiedenen Märkten darüber gesprochen, was sie wollen“, erklärt
Butchart. „Und sie wollen die
großen Namen, zum Beispiel
Kempff oder Furtwängler. Wir
haben auch auf unserer Website
einen Wettbewerb ausgeschrie-
16 KlassikAkzente
ben, bei dem sehr viele Leute
mitgemacht haben.“ Die Vorschläge erfreuten oft in gleichem
Maße, wie sie überraschten.
Auch die Reaktionen auf die bisher veröffentlichten Boxen, besonders auf deren schöne Aufmachung und vor allem auf den
ursprünglichen, nahezu unbearbeiteten Monoklang, waren eher
unerwartet. „Es sind ja weitestgehend einfache Bandtransfers“,
erklärt Butchart. „Unsere Masteringexperten aus den Emil Berliner Studios meinten oft: ‚Man
muss das besser machen.‘ Aber
wir fanden es so genau richtig.
Wir haben auch überhaupt kein
Problem mit Mono. Im Gegenteil. Und die Reaktionen bestätigen uns darin.“
Anfang des Jahres erschienen
neue „Original Masters“: Die
Haydn-Symphonien von Hermann Scherchen mit den Wiener
Symphonikern, die ersten Aufnahmen des Amadeus Quartett
für die DG, eine Werkschau der
„Wiener Nachtigall“ Rita Streich,
die komplette erste Einspielung
Bachs Orgelwerks von Helmut
Walcha, sowie „Hindemith Conducts Hindemith“. Die nächsten
sind schon fest geplant. „Furtwängler ist im nächsten Jahr 50
Jahre tot, deshalb bereiten wir
eine Box mit seltenem Material
vor, unter anderem mit Beethovens ‚Großer Fuge‘ und Strauss’
‚Metamorphosen‘“, verrät Butchart. „Außerdem wird es die
kompletten 50er-Jahre-Aufnahmen von Leonard Bernstein für
Amadeus Quartet
Werke von Haydn • Schubert • Brahms 1951–57
Deutsche Grammophon
7 CDs 474 730-2
Amadeus Quartet
Rita Streich
The Viennese Nightingale
Werke von Mozart • Milhaud • Schubert •
Strauss u.a.
Deutsche Grammophon
8 CDs 474 738-2
Streich • Werba • Weissenborn • Böhm •
Staatskapelle Dresden
Helmut Walcha
Bach Orgelwerke
Helmut Walcha – 1947–52 Recordings
Deutsche Grammophon
10 CDs 474 747-2
Helmut Walcha, Orgel
Paul Hindemith
Hindemith dirigiert Hindemith
Hindemith Complete Recordings
Deutsche Grammophon
3 CDs 474 770-2
Berliner Philharmoniker •
Dirigent: Paul Hindemith
die amerikanische Decca geben,
Opern-Recitals and Lieder von
Léopold Simoneau und Pierrette
Alarie, die gesamten Bach-Archiv-Aufnahmen von Ralph Kirkpatrick aus den 50ern und eine
5-CD-Box des Trio di Trieste. Wir
haben sicherlich kein Problem,
die Serie auch noch in den
nächsten Jahren mit Inhalt zu
füllen.“ • Götz Bühler
www.klassikakzente.de
KlassikLink: masters
Streifzüge
durch die
Avantgarde
In der Serie „Klassik am Sonntag“, einer Co-Produktion mit der „Welt am Sonntag“, erscheint nun die zweite Folge,
„Neue Welt“.
Neue Musik ist ziemlich ungreifbar, wird im Radio, im Fernsehen und in der öffentlichen Diskussion weit gehend vernachlässigt. Für viele hört die klassische Musik spätestens mit
Schönberg und dessen Theorie
von den zwölf Tönen auf. Zu
schwer, zu kompliziert, zu verkopft, heißt es dann.
Dabei versteht sich die klassische Musik der Gegenwart
durchaus als lebhafter Teil der
populären Kultur. Als Impulsund Taktgeber der Moderne vereint sie Jazz, Rock und klassische Traditionen, setzt sich immer wieder mit relevanten und
aktuellen Themen auseinander
und ist Teil unserer Alltagskultur.
„Klassik am Sonntag“, eine
Zusammenarbeit von Universal
Classics und „Welt am Sonntag“, stellt in einer gemeinsamen
CD-Reihe Musik abseits der Hörgewohnheiten vor. Nachdem in
der erfolgreichen „Walzer Welt“
der Dreivierteltakt jenseits des
Ballsaals erklang, will die „Neue
Welt“ nun einen Überblick über
die unterschiedlichen Strömungen der neuen Musik geben und
dabei sowohl europäische als
auch amerikanische Tendenzen
bekannt machen. Die vorliegende Auswahl zeigt, dass die
„Neue Welt“ zugänglich ist: emotional, verspielt und immer auch
ein bisschen ironisch. Von den
18 auf dieser Platte vorgestellten
Komponisten kommt Berthold
Goldschmidt eine Art ÜbervaterRolle zu. An seiner Musik und an
seiner Biografie erklärt sich der
dramatische musikhistorische
Verlauf im Jahrhundert der Extreme: Goldschmidt musste nach
der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus Deutschland
fliehen und hatte das Komponieren für lange Zeit aufgegeben.
Erst spät wurde er wiederentdeckt und konnte an seine alten
Erfolge anknüpfen. Der Zweite
Weltkrieg hat in Europa einen
künstlerischen Prozess unterbrochen, an den nach dem
Krieg kaum noch angeknüpft
werden konnte.
In Deutschland versuchte
die Darmstädter Schule einen
radikalen und intellektuellen
Neuanfang, in Amerika suchten
Komponisten populäre Zugänge
für ihre Musik. Dabei schafften
die innovativen Tonsetzer wie
John Cage auch den ästhetischen Spagat über den Atlantik
– sie standen mit einem Fuß im
alten Europa, nämlich in Darmstadt, mit dem anderen in der
neuen Musikwelt, in New York.
Heute stehen wir vor einem
schier endlosen Klangpanoptikum, wenn wir von neuer Musik
reden, und haben es mit unzähligen Stilrichtungen vom Serialismus bis zur Minimal und PostMinimal Music zu tun. „Klassik
am Sonntag“ will einige dieser
Schulen vorstellen und zu Streifzügen in eine „Neue Welt“ einladen – eine CD, die zum Weiterhören verführt.
Axel Brüggemann ist Musikredakteur der „Welt am Sonntag“
www.klassikakzente.de
KlassikLink: sonntag
Klassik am Sonntag: Neue Welt
Deutsche Grammophon
CD 472 960-2
Verschiedene Komponisten
KlassikAkzente 17
Magazin
Mehrfach mit Mehta verbandelt:
MIS CHA M A I S KY
18 KlassikAkzente
Foto: Suzie Maeder/DG
Der doppelte Antonín
Antonín Dvořák
Konzert für Violoncello und Orchester b-moll
Richard Strauss
Don Quixote
Deutsche Grammophon
CD 474 971-2 (mit Bonus-CD)
2 SACDs 474 870-2 (ohne Bonus-CD)
Mischa Maisky, Cello • Berliner Philharmoniker •
Dirigent: Zubin Mehta
Wenn ein Künstler sich ein zweites Mal einem Werk widmet, muss er einen guten Grund haben.
Nach Leonard Bernstein hat sich Mischa Maisky für Dvořáks Cellokonzert diesmal Zubin Mehta ausgesucht.
Mischa Maisky hat sich umfassend vorbereitet und lässt den
Zuhörer an seinen Nachforschungen teilhaben: „Ein berühmter Musiker hat einmal über
das Komponieren von Cellokonzerten gesagt: ‚Das Cello ist ein
wunderbares Instrument. Aber
es gehört ins Orchester und in
die Kammermusik.‘ Vielleicht
denken Sie jetzt, dieser Mensch
kann nur Geiger oder Bratscher
gewesen sein. Und ganz richtig:
Der Urheber dieses Satzes
spielte genau diese beiden Instrumente. Darüber hinaus war
er ein hochbekannter Komponist. Es war niemand anderes
als Antonín Dvořák, der diesen
Unsinn von sich gegeben hat“.
Maisky spannt den Bogen weit
und revidiert das Urteil des
Komponisten aus seiner Erfahrung und der Beschäftigung mit
dem Cellokonzert. Eine gute
Stunde lang plaudert er aus der
Werkstatt des Interpreten und
gibt den Hörern auf einer BonusCD profunde Erläuterungen als
Grundlage eines erweiterten
Werkverständnisses an die
Hand. Die Interview-CD, die der
neuen Aufnahme beiliegt, ist ein
besonderer Service, der Maisky
allerdings am Herzen liegt. Denn
im Laufe der Jahre hat er sich
mehrfach intensiv mit Dvořáks
monolithischem Werk auseinander gesetzt.
Die erste Einspielung entstand an der Seite von Leonard
Bernstein. „Er war ein unvorhersehbarer Dirigent und ich meine
das im besten Sinne“, erinnert
sich Maisky an die Aufnahme,
die Mitte der Achtziger im Großen Saal des Wiener Musikvereins vor Publikum entstand. Für
den Cellisten aus Riga, der 1972
nach Israel emigriert war und
dort eine steile Karriere als Solist
begonnen hatte, war es einer
der Höhepunkte seiner bisherigen Künstlerlaufbahn. Die Kombination von Leonard Bernstein
als impulsivem Orchesterleiter,
den israelischen Philharmonikern als internationalem Spitzenensemble und Dvořák als gefühlsschwangerem RepertoireHighlight spornte Mischa Maisky
an, sich ebenfalls in die emotionalen Tiefen der Interpretation
fallen zu lassen. Die Grundstimmung war sinister, melancholisch, stellenweise pathetisch
und das Cello folgte dieser Deutung mit entsprechender Vehemenz in Ton und Ausdruck.
Es wurde ein großartiger
Moment, den die Deutsche
Grammophon für die Nachwelt
festhielt. Doch es war noch nicht
die Interpretation, mit der Maisky auf lange Sicht zufrieden war.
Als Schüler des großen Mstislav
Rostropowitsch war er mit Zweifeln an der Endgültigkeit einer
Aufnahme vertraut. Der Plan für
eine Neueinspielung blieb bestehen, auch wenn zunächst
andere Projekte im Vordergrund
standen. Schließlich kam die
Gelegenheit in Gestalt eines alten Freundes, der Maisky zur erneuten Beschäftigung mit dem
Dvořák-Konzert ermunterte. Zubin Mehta kannte er aus frühen
Tagen in Israel, als der bereits arrivierte Dirigent den Neuankömmling nach Kräften unterstützte. Über drei Jahrzehnte
hinweg war auf diese Weise eine Freundschaft gewachsen,
die ein Musizieren auf höherer
Ebene des Verständnisses ermöglichte: „Zubin ist kein Begleiter – er ist ein Mitspieler. Für
einen Solisten gibt es keinen
besseren Dirigenten“, meint
Maisky daher über Mehta, der
wiederum für seinen Solisten nur
lobende Worte findet: „Mischas
Dvořák hat einen ganz eigenen
Klang. Er spielt das Stück von
der Musik her so ungeheuer logisch. Als er mir seinen Part
zum ersten Mal vortrug, war ich
begeistert von seiner unglaublichen Klangprojektion, dem
transparenten Spiel, das so klug
und durchdacht klingt, ohne dabei konstruiert zu wirken.“ Möglichst nah an der Originalpartitur
entstand auf diese Weise ein
aufgeklärter Dvořák, der im Unterschied zur spätromantisch
gefühlsverhangenen BernsteinVersion weit mehr auf eine ausgewogene und temporeiche
Darstellung der musikalischen
Mittel Wert legt. So hat man in
Falle Maiskys die seltene Gelegenheit, zwei grundverschiedene Vorstellungen eines Werkes
vom selben Künstler präsentiert
zu bekommen. Ein Glücksfall mit
Anspruch. • Sascha Fröhlich
www.deutschegrammophon.com/
maisky-dvorak
www.klassikakzente.de
KlassikLink: maisky
Spaß mit Satie:
J E AN YV E S T H I BAU D E T
KlassikAkzente 19
Foto: Petra Goldmann/ECM
Magazin
Einstimmig, nicht eintönig:
TIGRAN M A NS UR IA N
Stille und Leidenschaft, Trauer und Hoffnung
„Monodia“ heißt Tigran Mansurians neues Album, „Einstimmigkeit“. Und ebenso ist auch die Begeisterung dafür.
Ein Abenteuer des Hörens beginnt. Verschleierte, in sich changierende Akkordflächen setzen
einen Rhythmus, die Solobratsche nimmt ihn mit kraftvollen
Tonwiederholungen auf, ein erregtes Wechselspiel. So ziehen
Kim Kashkashian und das weit
mehr als nur „begleitende“ Münchener Kammerorchester unter
Christoph Poppen hinein in das
1995 entstandene, der Solistin
gewidmete Konzert für Viola und
Orchester des Armeniers Tigran
Mansurian. Als offene Frage endet das Allegro, mit schwellendem Unisono schließt ein Lento
cantando an: Klage über verlorene, aber auch wieder gefundene
Zeit („ ... and then I was in time
again“ lautet das von William
Faulkner entlehnte Motto). Das
berührt sich mit „Lachrymae“
(= Tränen), 1999 Kim Kashkashian und Jan Garbarek gewidmet. Unglaublich dicht schwin-
20 KlassikAkzente
gen Viola und Sopransaxophon
ineinander im kongenialen Dialog. 18 Jahre zurück führt das
formal und harmonisch traditionellere Violinkonzert, Teil eines
„Triptychons“, das geprägt ist
vom musikalischen Kreuzmotiv,
ähnlich der B-A-C-H-Folge.
Doch spricht auch aus ihm
Mansurians ganz persönliche
Auseinandersetzung mit Leid
und Bedrückung (von „Kreuzweg“ und „Trauerzug“ spricht er).
Virtuos geben Leonidas Kavakos
und Christoph Poppens 18 brillante Streicher dem Ausdruck.
Tigran Mansurian, 1939 als
Sohn armenischer Eltern im Libanon geboren und 1947 nach
Eriwan gekommen, schöpft aus
der Einstimmigkeit, der Monodie, armenischer Volksmusik.
Und er machte sich unter den
erschwerten Bedingungen eines
geschundenen Volkes in einer
Diktatur mit westlichen Kompo-
sitionsweisen vertraut, mit Zwölftonmusik, mit Reihentechnik.
Seine Musik steigt leuchtend
aus den Urgründen einer Kultur,
die dank mündlicher und kirchlicher Tradition überlebt hat – jedoch gebrochen im Prisma der
Moderne.
Die armenische Kirche ist
die älteste der orientalischen Nationalkirchen, mit ihren Wurzeln
bis ins zweite Jahrhundert älter
als das ehrwürdige koptische
oder äthiopische Christentum.
Aus einem Gebetbuch des 12.
Jahrhunderts hat Tigran Mansurian sieben Beicht- und Bekenntnisstrophen, zugleich trinitarischer Lobgesang, vertont („Confessing With Faith“, armenisch
und englisch abgedruckt), für
Viola und vier Stimmen, wiederum Kim Kashkashian gewidmet.
Nach dreiminütigem Bratschensolo setzen die vier phänomenalen Sänger des Hilliard Ensembles ein, erst litaneihaft ineinander greifend, auch einstimmig, dann von äußerster Leidenschaft getrieben, von der
Viola umschlungen, unterbrochen, vom Countertenor David
James überstrahlt. Momente der
Stille verdichten sich im dritten
Teil zu klarer Homophonie und
Klängen gebrochener Hoffnung.
Herbert Glossner
www.klassikakzente.de
KlassikLink: monodia
Tigran Mansurian
Monodia
ECM New Series
CD 472 784-2
Kim Kashkashian • Leonidas Kavakos •
Jan Garbarek • The Hilliard Ensemble •
Münchener Kammerorchester •
Dirigent: Christoph Poppen
Foto: KassKára/DG
Johann Sebastian Bach
Violinkonzert Nr. 2, E-Dur • Konzert für zwei
Violinen, d-moll • Violinkonzert Nr. 1, a-moll •
Konzert für Violinen und Oboe, c-moll
Deutsche Grammophon
CD 474 199-2 SACD 474 639-2
Hilary Hahn, Violine •
Los Angeles Chamber Orchestra •
Dirigent: Jeffrey Kahane
Der klassische Fragebogen
beantwortet von Hilary Hahn
Musik ist eine heilige
Kunst, oder … ? Literatur ist
durch die Sprache begrenzt,
Musik nicht; daher ist Musik
kommunikativer und verknüpft alle Arten von Kunst
durch ihre Klangoptionen.
Könnten Sie wählen, in welcher Zeit hätten Sie gern
gelebt? Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht zu Beginn
des 19. Jahrhunderts. Es mag
ja altmodisch klingen, aber
mich reizt die Zeit, in der Grumieux, Kreisler und Brodsky
gelebt haben.
Welchen Komponisten der
Vergangenheit würden Sie
bitten, ein Stück für Sie zu
komponieren? Der Musizierstil hat sich so sehr verändert,
dass ich im Moment nicht
sagen kann, wer da für mich
in Frage käme.
Welche Aussage über Musik möchten Sie nie wieder
hören? Dass man mein Spiel
wegen meines Alters bewertet – ich weiß immer nicht, ob
ich das als Kompliment auffassen soll oder nicht.
Ihr musikalisches Credo?
Immer auf alles vorbereitet zu
sein.
Welches war Ihre musikalisch aufregendste Begegnung? Das Proms-Konzert in
der Royal Albert Hall vor über
6.000 Leuten! Was für eine
Stimmung!
Welche Begegnung würden Sie in der Fantasie
gern herbeiführen? Eine
Schiffsreise mit all den alten
Geigern der Kreisler-Generation.
Auf welches nichtmusikalische Abenteuer
würden Sie sich gern
einmal einlassen? Jedes
fremde Land ist für mich ein
Abenteuer; und insbesondere
durch unberührte Landschaft
fahren – das ist ein bisschen
wie im Konzert.
Wie sähe Ihr ideales
Publikum aus? Sehr gemischt, junge und ältere
Leute; Menschen, die zum
ersten Mal in ein klassisches
Konzert gehen.
Welches Musikstück treibt
Ihnen den Schweiß auf die
Stirn? Das kann sehr unterschiedlich sein; zum Beispiel
das Konzert von Arnold
Schönberg ist immer eine
echte Herausforderung für
jeden Geiger.
Welcher Komponist bzw.
welches Werk wird Ihrer
Meinung nach heutzutage
überschätzt bzw. unterschätzt? Unterschätzt werden beispielsweise die
Konzerte von Louis Spohr,
insbesondere das 8. Violinkonzert! Auch Henri Vieuxtemps’ Konzert Nr. 4. Was
überschätzt wird, kann ich
nicht einschätzen, aber auf
jeden Fall die Einstellung, sich
auf bestimmte Komponisten
spezialisieren zu müssen.
Welchem Maler aus der
Vergangenheit oder Gegenwart hätten Sie gern
einmal Modell gesessen?
Sicherlich keinem von den
berühmten, eher jemandem,
der etwas anderes als die
anderen Maler gemacht hätte
oder macht.
Welches Buch liegt neben
der Stimmgabel und welches auf Ihrem Nachttisch?
Zurzeit lese ich gern Literatur
über Musiker.
Mit welcher Märchengestalt würden Sie sich identifizieren? Die meisten sind
mir zu brutal. Ich möchte weder töten noch selbst getötet
werden, am liebsten ist mir
immer ein Happy End.
Welches der vier Temperamente – sanguinisch,
melancholisch, cholerisch,
phlegmatisch – entspricht
Ihrem Wesen am ehesten?
Ich bin eigentlich ziemlich
ausgeglichen.
Welches Gericht käme nie
auf Ihren Tisch? Ich bin
Vegetarierin, also auf keinen
Fall Fleisch. Und Rosenkohl!
Könnte man Ihnen in einem
Sportstadion begegnen? Na
ja, wenn’s American Football
und Baseball gibt, dann findet
man mich eher vor dem Fernseher. Aber immerhin habe ich
ja auch gerudert, zwar keine
Regatten, aber trotzdem.
Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden,
ist, ihr nachzugeben, sagte
Oscar Wilde. Was sagen
Sie? Das hängt zuallererst
einmal von der Art der Versuchung ab. Bei einer netten
Versuchung bin ich geneigt,
dem zuzustimmen. Wenn es
aber eine andere Versuchung
ist, bin ich dafür, lieber etwas
anderes auszuprobieren.
HILARY HAHN
www.deutschegrammophon.com/hahn-bach-violinconcertos-deutsch
KlassikAkzente 21
Magazin
Serie: Das andere Jubiläum
Kiri Te Kanawa
Kiri – A Portrait
Decca
2 CDs 475 459-2
Kiri Te Kanawa, Sopran •
Verschiedene Orchester und Dirigenten
Wolfgang Amadeus Mozart
Le nozze di Figaro
Decca
3 CDs 410 150-2
Kiri Te Kanawa, Sopran •
London Philharmonic Orchestra u.a. •
Dirigent: Sir Georg Solti
Grande Dame und Golfprofi:
KIRI TE KANAWA
Die erste Kiri
Foto: John Swannell/Decca
Eines hat ihr noch keiner angehängt: das ebenso gängige wie törichte Prädikat, die „zweite Callas“ zu sein.
Dabei war Kiri Te Kanawa ein medialer Superstar, dessen Fangemeinde weit über die Grenzen der Opernnarren
hinausging. Dieses Jahr wird sie 60.
22 KlassikAkzente
schallin zu singen.“ Dennoch,
anders als vorausgesagt: Dame
Kiri kam, sang und siegte. Ein
Stern, der schon seit über zwei
Jahrzehnten hell leuchtete, durfte nun auch in Wiens Opernhaus strahlen. Für eine StraussSängerin eher ungewöhnlich,
sprach Dame Kiri bis ans Ende
ihrer Karriere kein Wort Deutsch,
was beispielsweise während
der gemeinsamen Proben zu ihrem am Ende großartigen
Strauss-Album zu folgendem
Schlagabtausch mit Sir Georg
führte: „Kiri, das heißt sehnliches
Verlangen.“ – „Hab’ ich doch gesungen!“ – „Na, für mich klang es
aber eher nach seelisches Verlangen.“ – „Ich habe aber sehnehnliches Verlangen gesungen, ehrlich!“ – „Kannst du’s beschwören?“ – „Okay, ich schwör’s dir.
Zufrieden?“ – „Nein, lass’ es uns
lieber noch mal machen ... “.
Kiri war in den 80er und 90er
Jahren der Star, um den sich
(fast) alle Dirigenten rissen. „Eigentlich habe ich mit allen Dirigenten gearbeitet, mit denen ich
wollte. Vor allen anderen natürlich mit Sir Georg Solti. Der
‚Otello‘ in Chicago war einfach
ein Traum. Naja, und natürlich
der wunderbare Sir Colin Davis,
der mir bei Mozart ungeheuer
geholfen hat. Und Jimmy Levine
ist noch ein echter Operndirigent. Wir bräuchten mehr von
ihnen, also auch mehr Nachwuchs“, meinte sie einmal. „Aber
ich bin ganz ehrlich: Wir Sänger
sagen natürlich alle: Lasst
mal junge Leute ran – um verschämt dazuzusetzen: Es muss
ja nicht gerade in meiner Vorstellung sein.“
Kiri gab sich elegant, fast
katzenhaft ... und ein Stück berechnend. Nur keine Kraft verschleudern, hieß ihre Devise.
„Am Anfang, als ich kein Repertoire hatte, war alles leicht“, resümierte sie 1992. „Da musste
ich eben Rollen lernen, basta.
Heute habe ich ein recht respektables Repertoire. Nun fällt es
mir schwer, noch eine Oper zu
finden, die ich partout lernen will.
Da müsste schon Richard
Strauss zurückkommen und ein
paar neue Opern schreiben.
Schließlich kostet mich das mindestens sechs Monate! In der
Zeit könnte ich auch was anderes tun!“
Zum Beispiel Golf spielen.
Denn obwohl sie nur ungern
darüber spricht: Kiri war mal eine professionelle Golfspielerin.
Wann immer sie sich als „Gärtnerin aus Liebe“ bezeichnete, dachte sie dabei weniger an Unkrautjäten denn an gepflegte Greens,
über die sie meisterhaft ein kleines Bällchen schlug. Man hatte
immer den Eindruck, sie würde
nach einem genauen künstlerischen Fahrplan ihrer Karriere
arbeiten, um sich dann urplötzlich zurückzuziehen: „That was
that. Nun spiele ich Golf.“ Und
genau das hat sie getan. Keine
große Abschiedsgala (obwohl
Kiri für derlei Events geradezu
prädestiniert scheint). Keine Gala also, dafür viele klingende Er-
innerungen an eine Frau, die
von der Natur verwöhnt wurde
mit strahlender Schönheit – und
einer dazu passenden Stimme,
auf die Dame Kiri achtete wie
ein Luchs und jedes Risiko
scheute wie der Teufel das Weihwasser. „Ich weiß, dass viele
meinen, ich würde nicht genügend aus mir rausgehen. Das
mag schon sein. Aber ich weiß
eben, dass ich nur eine Stimme
bekommen habe. Es mag ja für
den Zuhörer ein irres Gefühl
sein, wenn sich da vorn auf der
Bühne eine Frau völlig verausgabt und am Ende nur noch
ächzt und stöhnt. Dann stirbt
Manon eben sehr authentisch.
Aber sie ruiniert ihre Stimme
und ist nach ein paar Jahren am
Ende. Das möge tun, wem’s
Spaß macht. Ich habe mein Instrument immer sorgsam gepflegt und bin wohl nie über
meine Grenzen hinausgegangen. So bin ich eben. Leave it or
like it.“ Auf der Decca-Hommage zu Te Kanawas 60. Geburtstag am 6. März bekommt man
genau das zu hören: eine der
schönsten Stimmen der letzten
Jahre in einem Repertoire vom
Barock bis zum Jazz, mit klassischen Ohrwürmern und überraschenden Unbekannten. Keine
Grenzüberschreitungen, sondern
alles im perfekten musikalischen
Rahmen. Typisch Kiri eben.
Andreas Kluge
www.klassikakzente.de
KlassikLink: kanawa
Leonard Bernstein
West Side Story • On The Waterfront Suite
Deutsche Grammophon
2 CDs 415 253-2
SACD 471 631-2
Richard Strauss
Vier letzte Lieder • 13 Lieder
Decca
CD 430 511-2
Kiri Te Kanawa, Sopran • Marilyn Horne,
Mezzosopran • José Carreras, Tenor •
Kurt Ollmann, Bariton
Kiri Te Kanawa, Sopran •
Wiener Philharmoniker •
Dirigent: Sir Georg Solti
Foto: xxxxxxxxxxx
Lange Zeit musste, wer immer
Kiri Te Kanawa live erleben wollte, entweder über den Großen
Teich oder aber zumindest über
den Ärmelkanal nach London
jetten, bis die neuseeländische
Sopranistin schließlich auch das
kontinentale Europa entdeckte
und mit ihren Paraderollen in Paris, Berlin und an der Wiener
Staatsoper zu hören war. Zunächst im Schlepptau ihres glühendsten Verehrers und musikalischen Mentors, Sir Georg Solti,
später als klassischer Megastar
auf eigenen gelegentlichen Stippvisiten.
Einen solchen, ziemlich riskanten Abstecher hatte die Sängerin mit der perfekten Mozartund Strauss-Stimme beispielsweise im Mai 1992 nach Wien
unternommen, um ausgerechnet hier Richard Strauss’ Marschallin zu singen. Damals kochten die Gefühle der nicht gerade
für ihre Toleranz bekannten
Opernfans in Österreichs Hauptstadt hoch. Einige hatten vorab
den Besetzungszettel studiert
und regten sich fürchterlich auf:
„Bitte, wer ist denn das? Diese
Person heißt, wie man’s als
deutschsprachiger Mensch nicht
aussprechen kann, und kommt
vom anderen Ende der Welt.
Und ausgerechnet so eine
erdreistet sich, in
Wien die Mar-
KlassikAkzente 23
Blechschaden
Kulturvollzugsanstalt
Koch
CD 981 465-0
Werke von Glenn Miller • Deep Purple •
Georg Friedrich Händel • Billy Strayhorn • John
Philip Sousa • Tomaso Albinoni u.a.
Philip Jones Brass Ensemble
Greatest Hits
Decca
CD 467 746-2
Foto: xxxxxxxxx
Magazin
Werke von Bozza • Copland • Debussy • Dvořák •
Jolivet • Mendelssohn • Mozart • Mussorgsky •
R. Strauss • Tschaikovsky u.a.
Veröffentlichung: 30.03.2004
I m D u t z e n d sch r i l l er :
BL E C H SC H A D EN
Foto: Koch
Zweimal Edelmetall
Neue CDs der Blechbläsergruppen Philip Jones Brass Ensemble und Blechschaden drängen die Frage auf:
Wer bläst’s Blech besser?
Die Idee, ein Brass Ensemble zu
gründen, kam Philip Jones während seiner Zeit als Trompeter
im Orchester des Royal Opera
House Covent Garden beim
Zählen der endlosen Pausentakte. Daraufhin gründete er 1951
das Philip Jones Brass Ensemble (PJBE).
Ganz ähnliche Beweggründe hatten Bob Ross und seine
elf Kollegen, allesamt Musiker
der Münchner Philharmoniker,
als sie 1984 das Ensemble
Blechschaden gründeten. „Und
weil ich die Noten gekauft hatte,
durfte ich auch dirigieren“, so
der schottische Hornist, Gründer
und Primus des Münchner Ensembles.
Ein halbes Jahrhundert nach
Gründung des Philip Jones
24 KlassikAkzente
Brass Ensemble und pünktlich
zum 20-jährigen Bestehen von
Blechschaden erscheinen nun
zwei „Best of“-CDs, die die
klangliche und stilistische Vielfalt
beider Gruppen bestens demonstrieren.
Die Münchner bleiben ihrer
Devise „Bei Blechschaden dauert kein Stück länger als 3 Minuten“ treu und bringen es so auf
ganze 18 Titel von Ba- bis Rock.
Hits wie die „Moonlight Serenade“, „Smoke On The Water“
oder „Greensleeves“ dürfen
ebenso wenig fehlen wie Albinonis „Adagio“, vorgetragen mit
philharmonischem Klang. In Verdis Triumphmarsch aus „Aida“
bleibt kein Auge trocken, da die
renommierten Musiker ihre
Trompeten gegen Gartenschläu-
che tauschen, ihre Virtuosität
aber keinesfalls einbüßen.
Die „Greatest Hits“ des PJBE
erscheinen in Form einer Doppel-CD. Dies wird der Tatsache
gerecht, dass sie mit über 50
Platten das am meisten dokumentierte Blechbläserensemble
der Welt sind. Als der Gründer
1951 die besten Blechbläser der
Londoner Orchester um sich
scharte, um das PJBE zu gründen, existierte so gut wie keine
Literatur für derartige Besetzungen. Daher wurden erstklassige
Arrangeure damit beauftragt,
vorhandene Werke für Blechblasensemble zu bearbeiten,
um neues Repertoire zu schaffen. Die erste CD des Albums
beginnt mit brillanten Transkriptionen berühmter Renaissance-
Suiten von Tilman Susato und
Samuel Scheidt, gefolgt von einigen
Originalkompositionen,
darunter Quintette von Malcolm
Arnold und Victor Ewald. Auch
das PJBE verzichtet nicht auf
Hits, wie Mozarts „Eine kleine
Nachtmusik“, Debussys „Le petit nègre“ oder „Tico Tico“ beweisen, bevor die zweite CD mit
einem Arrangement Modest
Mussorgskys berühmter „Bilder
einer Ausstellung“ endet, die
den meisten Hörern in der Orchestrierung Maurice Ravels bekannt sind. Alles in allem 50
Jahre Blechbläsergeschichte,
die das Philip Jones Brass Ensemble hier in erstklassiger Qualität bietet.
Clemens Ilgner
DIE KLASSISCHE ENTSCHEIDUNG
LANG LANG
LANG LANG – Live at Carnegie Hall
Robert Schumann: Abegg-Variationen op. 1, Träumerei
Joseph Haydn: Klaviersonate C Dur · Franz Schubert: Wanderer-Fantasie D 760
Frédéric Chopin: Nocturne Des Dur op. 27 Nr. 2
Franz Liszt: Liebestraum S. 541 Nr. 3, Réminiscences du Don Juan de Mozart S. 418,
Tan Dun: Eight Memories in Watercolours op. 1
Chin. Traditional: Competition of the Two Horses
Ab 24.05.
erhältlich
Lang Lang, Klavier
Guo-ren Lang, Erthu
2 CD 474 820-2
2 SACD 474 875-2
„Totale Identifikation, Musikalität und Virtuosität; es war ausserordentlich, es war sensationell“ (Süddeutsche Zeitung)
„Ein Zauberer: Seine Genialität kommt aus dem Gefühl; den Zuhörern blieb die Luft weg…“ (DIE ZEIT)
Fünfmal versetzte der junge chinesische Pianist Lang Lang im letzten Jahr das deutsche Festivalpublikum mit diesem Recital
Programm in Aufregung. Im November wurde es in der New Yorker Carnegie Hall mitgeschnitten und erscheint in Deutschland zeitgleich zu Lang Langs Berliner Recital Debüt in der Berliner Philharmonie.
Das Konzert zur CD: 29.05. – Berlin Philharmonie
Weitere Konzerte: 27.06. – Berlin Waldbühne / 06.06. – Bonn Beethovenhalle / 28.06. – Essen Philharmonie
Jetzt schon probehören auf www.klassikakzente.de
Foto: Decca
neue CDs
Sherlock Chailly
Bunte Werkschau:
A NG ELA GHEOR G H I U
Riccardo Chailly ist nicht nur Dirigent, sondern auch Entdecker.
Immer wieder findet der 51-jährige Italiener Ungehörtes in den
Archiven großer Meister. Seinen famosen „Discoveries“ aus dem
Œuvre Rossinis mit sieben Weltpremieren, und Verdis mit vier
Weltersteinspielungen, folgen jetzt also die „Puccini Discoveries“. Sie präsentieren den gefeierten Opernkomponisten, von „La
bohème“ oder „Turandot“ etwa, auch als Komponisten von Motetten, Kantaten, Präludien und sogar eines kleinen Requiems.
Riccardo Chailly hat sich hierfür die Mühe gemacht, die gesamte
Karriere des Giacomo Puccini zu durchleuchten, hat in Stadtarchiven, Privatsammlungen und sogar dem Archiv der Erben gestöbert, um diese wenig bekannten, aber nicht weniger schönen
Werke des 1924 verstorbenen Komponisten zutage zu fördern.
So sind diese 14 recht unterschiedlichen Musikstücke, von denen Chailly, das Orchestra Sinfonica e Coro di Milano Giuseppe
Verdi und zahlreiche Solisten hier 8 erstmalig eingespielt haben,
mehr als eine willkommene Ergänzung zur künstlerischen Wahrnehmung ihres Urhebers. • GB
www.klassikakzente.de KlassikLink: puccini
Essenzielle Aussichten
Angela Gheorghius erste Auftritte fanden vor dem Spiegel
statt, wo sie mit ihrer Schwester Opernsängerinnen aus
dem Radio imitierte. Viel später entstanden bei der Decca
erste grandiose Aufnahmen, unter anderem in „La bohème“
und „La traviata“. Dann ging alles ganz schnell: Die Rumänin sang an der Met und entwickelte ein Faible für das
französische 19. Jahrhundert und den italienischen „Verismo“. So ist diese Werkschau nach einem erfolgreichen
Jahrzehnt erfreulich bunt: innerliche Emotionen wie in Catalanis „Ebben? ... Ne andró lontana“, große Gefühle wie in
„Si, mi chiamano Mimi“, ein humorvoller Donizetti (aus
„L’élisir d’amore“), aber auch weniger bekannte Melodien,
etwa aus Verdis „Simon Boccanegra“. Gemeinsam haben
die Arien jene Energie und Klangschönheit, die Gheorghiu
zu entwickeln vermag. Hier singt jemand, der in die Reihe
außergewöhnlicher Stimmen von der Callas bis zur Caballé gestellt werden darf. Und mit 38 Jahren erst am Anfang
der Karriere steht. Das sind schöne Aussichten. • RL
www.klassikakzente.de KlassikLink: gheorghiu
Verdi • Puccini •
Catalini • Donizetti •
Fauré • Gounod •
Massenet u.a.
Angela Gheorghiu: The
Essential Collection
Decca
CD 473 320-2
26 KlassikAkzente
Angela Gheorghiu •
Verschiedene Orchester
und Dirigenten
Giacomo Puccini
Puccini Discoveries
Decca
CD 475 320-2
Orchestra Sinfonica
e Coro di Milano
Giuseppe Verdi •
Dirigent:
Riccardo Chailly
Gioacchino Rossini
Rossini Discoveries
Decca
CD 470 298-2
Orchestra Sinfonica
e Coro di Milano
Giuseppe Verdi •
Dirigent:
Riccardo Chailly
Giuseppe Verdi
Verdi Discoveries
Decca
CD 473 767-2
Orchestra Sinfonica
e Coro di Milano
Giuseppe Verdi •
Dirigent:
Riccardo Chailly
Anregende Originale
Den Zeitgeist anzuregen ist nur die Kehrseite der Tonträgermedaille. Vorrangig soll eine Aufnahme als zeitloser Denkanstoß
oder zumindest denkwürdiges Zeitzeugnis bestehen. Nur wenn
sie beide Kriterien erfüllt, kann sie sogar zu „The Originals“ gehören. Vier neue Titel dieser einzigartigen und vielseitigen Wiederveröffentlichungsreihe verdeutlichen jetzt erneut deren Anspruch.
Die 1968er-Einspielung des Brahms’schen Klavierkonzertes Nr. 2
mit Géza Anda am Klavier und Herbert von Karajan am Pult der
Berliner Philharmoniker überzeugte damals schon durch die
„perfekte“ gemeinsame Erforschung „ihrer Stimmungswechsel,
der Süße und Bitterkeit, der Lyrik und des Dramas“ („Münchner
Merkur“). Brahms’ Klavierquintett Nr. 34, gespielt von Maurizio
Pollini und dem Quartetto Italiano, erhielt 1980 den „Gramophone“-Award, ebenso wie die gefeierte Londoner Inszenierung von
Puccinis „La fanciulla del West“ mit Plácido Domingo, Sherrill Milnes und Carol Neblett. Der Liederabend der Sopranistin Irmgard
Seefried von 1953 enthält, laut J. B. Steanes’ „The Grand Tradition“, allgemein ihre „wahrscheinlich besten Aufnahmen“ und sogar die „vielleicht gewinnendste Darbietung von Strauss’ ‚Ständchen‘ schlechthin“. • JZ
Johannes Brahms •
Edvard Grieg
Klavierkonzert No. 2
B-Dur • Klavierkonzert
op. 16 a-moll
Deutsche Grammophon
CD 474 838-2
Géza Anda, Klavier •
Berliner Philharmoniker •
Dirigenten:
Herbert von Karajan •
Rafael Kubelik
Johannes Brahms
Klavierquintett op. 34
Deutsche Grammophon
CD 474 839-2
Maurizio Pollini,
Klavier •
Quartetto Italiano
Giacomo Puccini
La fanciulla del West
Deutsche Grammophon
CD 474 840-2
Neblett • Domingo •
Milnes • Chorus and
Orchestra of the Royal
Opera House Covent
Garden •
Dirigent: Zubin Mehta
Schumann • Schubert •
Brahms • Mussorgsky •
Wolf • Strauss
Irmgard Seefried –
Liederabend
Deutsche Grammophon
CD 474 843-2
Irmgard Seefried,
Sopran •
Erik Werba, Klavier
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Classics & Jazz
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Mein Lieblingskünstler und -komponist
neue CDs
Erweckungserlebnisse
Die zweiten Streiche
„You won’t find a finer quartet recording anywhere“, lobte der
Chefredakteur der britischen Fachzeitschrift „Gramophone“ im
Sommer 2002 das Takács Quartet. Anlass war dessen erste Einspielung einer geplanten Beethoven-Gesamtaufnahme, nämlich
die mittleren Quartette, das Razumovsky- und das Harfenquartett. Die Begeisterung über diese CD sollte bald auch die Grammy-Jury teilen und den vier Virtuosen dafür im letzten Jahr die
begehrte Trophäe verleihen. Jetzt setzt das vor fast 30 Jahren in
Budapest gegründete, inzwischen in London stationierte und
weltweit renommierte Ensemble seinen Beethoven-Zyklus fort.
Bevor es sich Ende des Jahres den Spätwerken widmet, veröffentlicht das Takács Quartet auf zwei CDs die frühen Quartette.
Eine Anwartschaft auf den nächsten Grammy ... ?! • GB
Mit der Einspielung von Bachs „Kunst der Fuge“ betrat das Emerson String Quartet im letzten Jahr die große Kathedrale der Musik. Mit Joseph Haydns Glaubensbekenntnis „Die sieben letzten
Worte unseres Erlösers am Kreuze“ haben sie sich nun in eine Kapelle zurückgezogen. Denn die Fassung für Streichquartett, die
Haydn 1787 von dem Orchesterwerk erstellte, verlangt nach meditativer Einkehr. Und natürlich besitzt das Emerson String Quartet wie bei seinem weltlichen „Haydn-Project“ nun auch die nötige Geisteshaltung. Nicht ohne formal zu überraschen: Was
Haydn in der Bearbeitung an Notenmaterial wegließ, wurde korrigiert. Und ins Zentrum wurde ein Bläsersatz gestellt, den Haydn
für seine spätere Chor-Version nachkomponiert hatte. Entstanden
ist so eine noch nie gehörte und erlebte Version. Als ein bewegender Gedankenaustausch unter vier Musikern, der friedvoll
milde, eindringlich expressiv und überwältigend plastisch im
„Erdbeben“-Finale ist. Um es mit Haydns Worten zu sagen: Das
Emerson String Quartet hat es „dergestalt ausgedrückt, dass es
dem Unerfahrensten den tiefsten Eindruck in seiner Seele erweckt“. • GF
www.klassikakzente.de KlassikLink: takacs
Ludwig van Beethoven
Die frühen
Streichquartette op. 18
Decca
CD 470 848-2
www.deutschegrammophon.com/emerson-haydn
Takács Quartet
Der unübertroffene Mittlere
Bach war nur die dritte Wahl für den Posten des Thomaskantors.
Nachdem Telemann und Christoph Graupner abgesagt hatten,
gab man ihn schließlich, schweren Herzens, dem Köthener Kapellmeister. „Da man nun die Besten nicht bekommen könne,
müsste man Mittlere nehmen“, gab der Leipziger Bürgermeister
damals zu Protokoll. Glück im Unglück, gilt doch das Schaffen
aus Bachs 27-jähriger Amtszeit in Leipzig noch heute als unantastbar, unübertroffen, ja, regelrecht unglaublich. Die repräsentative Auswahl dieser Edition versammelt auf vier CDs mit über fünf
Stunden Spielzeit einige der schönsten Kantaten und Motetten,
dazu Auszüge aus der Johannes- und der Matthäus-Passion,
dem Weihnachtsoratorium und der h-moll-Messe sowie den großen Instrumentalwerken. Interpretiert von Gesangsstars wie Barbara Bonney oder Magdalena Kožéna, weltberühmten Instrumentalisten und immer wieder dem Thomanerchor. Der umfangreiche Einführungstext verdeutlicht nicht nur die Musikauswahl,
sondern gibt außerdem biografische Einblicke in Bachs Leben
und Wirken. Ein würdiges Werk. • GB
www.bach-leipzig.de
Überrascht formal:
Joseph Haydn
The Seven Last Words
Deutsche Grammophon
CD 474 836-2
28 KlassikAkzente
Emerson String
Quartet
Foto: Andrew Eccles/DG
E MERSON STRIN G QUA RTET
Johann Sebastian Bach
Bach in Leipzig
Archiv
4 CDs 472 857-2
Verschiedene Orchester
und Dirigenten
Himmlisch skandinavisch
„Words Of The Angel“ hieß das Debütalbum des norwegischschwedischen Vokaltrios Trio Mediaeval und machte 2001 seinem Namen alle Ehre: Reiner als Ann Maria Friman, Linn Andrea
Fuglseth und Torunn Østrem Ossum können wohl auch Engel
nicht singen. Glasklar und sauber, leicht und fließend verleihen ihre drei Stimmen jeder Komposition ein unverwechselbares Signet. Ihren besonderen Sound nennen sie selbstbewusst „skandinavisch“ und grenzen sich damit auch vom englischen Hilliard
Ensemble ab, dessen Exmitglied John Potter „Words Of The Angel“ produzierte. Das neue Album „Soir, dit-elle“ stellt das Konzept des Vorgängers gewissermaßen auf den Kopf: Dort sang
das Trio anonyme Lobgesänge des 12. Jahrhunderts. Hier sind
Vertonungen dieser alten Texte von zeitgenössischen Komponisten wie Ivan Moody, Oleh Harkavyy und vornehmlich Gavin
Bryars zu hören. Die neuen Arbeiten klingen zeitlos, dem Geist
der alten Lobgesänge verpflichtet. So sind es oft nur wenige
Nuancen, die etwa das „Agnus Dei“ von Leonel Power (15. Jahrhundert) von Ivan Moodys Klagegesang „A Lion’s Sheep“ (2002)
unterscheiden. • SA
Mammutprogramm:
MIK HAIL PL ETNEV
www.klassikakzente.de KlassikLink: mediaeval
Entschieden romantisch
Franz Liszt widmete Robert Schumann seine h-moll-Sonate
als Dankeschön an seinen Freund. Der wiederum hatte ihm
1839 mit der „Phantasie“ op.17 eines seiner leidenschaftlichsten und tollkühnsten Werke verehrt. So wie sich der Kreis zwischen diesen beiden Titanen der romantischen Klavierkunst
schloss, so tut es ihnen Mikhail Pletnev mit seinem SchumannRecital gleich. Sieben Jahre nach seiner bahnbrechenden
Liszt-Exegese steht jetzt die „Phantasie“ im Mittelpunkt, flankiert immerhin von der anmutigen „Arabeske“ op. 18, einigen
zarten „Bunten Blättern“ op. 99 und vor allem von den Symphonischen Etüden op.13. Es ist ein Mammutprogramm, mehr
aber noch ein Porträt von Schumanns gesamten Seelenlandschaften und dessen Alter Egos Eusebius und Florestan – die
bei Pletnev nie romantisch außer sich geraten. Mit einer Gestaltungsentschiedenheit, die konkurrenzlos ist, hat sich Pletnev zunächst über die Muskeln und Blutbahnen einer jeden
Partitur seine Gedanken gemacht. Um dank seiner phänomenalen Pianistik für bisher ungehörte Einblicke in diese großen
Klang- und Erzählarchitekturen zu sorgen. • RL
Junge Stimmen, alte Texte:
T RI O ME D I A EVA L
Robert Schumann
Pletnev
plays Schumann
Deutsche Grammophon
CD 474 813-2
Mikhail Pletnev, Klavier
Trio Mediaeval
Soir, dit-elle
ECM New Series
CD 476 124-2
Trio Mediaeval
Foto: Frederik Arff/ECM
Foto: KassKára/DG
www.deutschegrammophon.com/pletnev-schumann
KlassikAkzente 29
neue CDs
Dmitri Schostakowitsch
Solo Piano Works
Decca
SACD 470 649-2
Vladimir Ashkenazy,
Klavier
Alessandro Scarlatti
Il Giardino di Rose
Konzerte und Sinfonien
Decca
SACD 470 650-2
Accademia Bizantina •
Dirigent:
Ottavio Dantone
Foto: Sasha Gusov/Decca
Das Klavier war sein treuer Freund auf Lebenszeit. Selbst als
Dmitri Schostakowitsch ins Visier der sowjetischen Kulturpolitik
geriet, unterschlug er als Komponisten-Pianist nie seine Neugier
am Facettenreichtum. Quer durch Schostakowitschs Biografie
hat sich Vladimir Ashkenazy nun mit zum Teil selten zu hörenden
Werken gespielt. Von den Präludien op. 2 bis zur Klaviersonate
Nr. 2, von koboldhaften Tänzen bis zu stimmungsvollen Filmmusik-Bearbeitungen. Nicht zu vergessen eine groteske OpernPolka, bei der das Hörvergnügen auf der SACD regelrecht Beine
bekommt. Für ähnlichen Audio-Genuss sorgt die (auch auf
herkömmlichen CD-Playern abspielbare) Hybrid-SACD „Il Giardino di Rose“. Die Accademia Bizantina unter Ottavio Dantone,
die erst jüngst Andreas Scholls „Arcadia“-Sehnsüchte veredelt
hat, präsentiert Weltersteinspielungen von gleich sechs Cembalo-Konzerten Alessandro Scarlattis, die in der Londoner British
Library ausgegraben wurden. Aber was wäre so ein animierender
Barockgarten ohne Scarlattis wundersam duftende Sinfonien –
von denen eine den Titel trägt: „Il Giardino di Rose“. • GF
Seltener Schostakowitsch:
VLADIMIR AS HKENA ZY
30 KlassikAkzente
Foto: Roberto Masotti/ECM
Im Raritäten-Garten
Abschied von der Ehefrau:
VAL E NT IN S ILVES T ROV
Schöner Schmerz
In der Form der lateinischen Totenmesse komponierte Valentin
Silvestrov von 1996 bis 1999 sein „Requiem für Larissa“, ein persönlich gehaltener Abgesang auf seine Ehefrau und geistige
Weggefährtin Larissa Bondarenko. Manches darin klingt ratlos,
beinahe fassungslos; einzelne Fetzen des liturgischen Textes wirken verstockt oder flatterhaft, als sollten sie nicht ausgesprochen
werden. Zu dem sonst eher konventionell besetzten Werk mischen sich immer wieder Windgeräusche, und auch textlich geht
die Komposition eigene Wege: Im vierten Satz tauscht Silvestrov
den liturgischen Text gegen Worte des ukrainischen Nationaldichters Taras Sevchenko. „Requiem für Larissa“ ist das tragische Fazit eines empfindsamen Komponisten, der in tiefer Trauer auf den mit seiner Frau beschrittenen geistigen Lebensweg
zurückblickt. Darin haben Anklänge an Bruckner, Mozart und
Webern genauso ihren Platz wie musikalische Zitate aus Silvestrovs eigener Musik. So verquicken sich Zitate aus der Ersten
Sinfonie (1963) mit Passagen aus dem Klavierstück „Der Bote“
(1997), alles Stücke, die ohne Larissa nicht denkbar gewesen
wären. • SA
Valentin Silvestrov
Requiem für Larissa
ECM New Series
CD 472 112-2
Valentin Silvestrov
Foto: Roberto Masotti/ECM
Das EnsembleExperimentell
Balanciert und reflektiert:
TILL FELLNER
Sicher gehört Guillaume de Machaut (1300–1377) zu den
einflussreichsten Komponisten und Poeten des 14. Jahrhunderts. In seinen Motetten spiegeln sich beide Künste
auf eindrucksvolle Weise wider. Dieser Kunst, Poesie und
Gesang zu verschmelzen, fühlen sich die Sänger des
Hilliard Ensembles besonders verpflichtet. Faszinierend
an der Musik Guillaume de Machauts ist die Kühnheit, mit
der er die Tonalität in Bereiche führt, die wir heutzutage
als experimentell bezeichnen würden: Machauts Musik
scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Im besten Sinne romantisch klingen die hier vorgestellten Motetten,
auch eigensinnig und gänzlich unberührt von den Moden
der damaligen Zeit. Nicht an kirchliche Normen oder höfische Zeremonien gebunden, erzählt diese Musik von den
Rätseln und Abgründen der Liebe, komponiert in einer
kunstvoll ausgearbeiteten Klangsprache von bezaubernder Leichtigkeit. Seit nunmehr 20 Jahren hat das Hilliard
Ensemble Musik des großen Franzosen im Repertoire.
Diese eigenartige Schönheit und der manchmal beunruhigende Gestus dieser Musik haben den besonderen Klang
des Ensembles nachhaltig geprägt. • SA
32 Jahre alt ist Till Fellner gerade mal. Und schon jetzt wagt er
sich an einen der gewaltigsten Klavierzyklen der Musikgeschichte, den andere Pianisten sich für den Herbst ihrer Karriere aufheben: „Das Wohltemperierte Klavier“ von Johann Sebastian Bach.
Wer sich aber nur daran erinnert, dass Fellner längst mit nahezu
allen Spitzenorchestern musiziert hat und sein umfassendes Repertoire bis ins 20. Jahrhundert reicht, der muss einfach gespannt sein, wie Fellner nun im Aufnahmestudio den ersten Teil
mit seinen 24 Präludien und Fugen angeht. Mit Verstand und Gefühl, mit Witz und logischer Klarheit lenkt Fellner jetzt die Stimmen, balanciert er sie aus und reflektiert sie. Und das alles mit einer makellosen Technik, mit der er die komplexen harmonischen
Fantasiewelten Bachs wie selbstverständlich ausmisst und von
innen heraus leuchten lassen kann. Nicht nur da „hat Fellner seinen ganz eigenen Weg eingeschlagen“, wie die „Neue Zürcher
Zeitung“ nach einem Bach-Recital Fellners in Salzburg schrieb.
Bleibt nur die Frage, wann der Gesamteinspielung zweiter Teil
kommen wird. • GF
Im besten Sinne romantisch:
Foto: Roberto Masotti/ECM
T H E HIL LIARD ENSEM B LE
Guillaume de Machaut
Motets
ECM New Series
CD 472 402-2
Bach leuchtet
www.klassikakzente.de
KlassikLink: fellner
Singt Schubert:
T H O MAS Q U AST H O F F
The Hilliard Ensemble
Johann Sebastian Bach
Das Wohltemperierte
Klavier
ECM New Series
CD 476 048-2
Till Fellner, Klavier
KlassikAkzente 31
Ludwig van Beethoven
Die frühen Streichquartette op. 18
Decca CD 470 848-2
Alle Veröffentlichungen auf einen Blick von Januar bis April 2004
Einzelveröffentlichungen
Glenn Miller • Deep Purple • Georg Friedrich Händel •
Billy Strayhorn • John Philip Sousa • Tomaso Albinoni u.a.
Kulturvollzugsanstalt
Koch CD 981 465-0
Blechschaden
Veröffentlichung: 30.03.2004
Donizetti • Verdi • Cilea • Puccini Tenor Arias
Decca CD 475 250-2 SACD 470 648-2
Takács Quartet
Giacomo Puccini
Puccini Discoveries
Decca CD 475 320-2
Orchestra Sinfonica e Coro di Milano Giuseppe Verdi •
Dirigent: Riccardo Chailly
Kamen • Barry • Grieg • Chopin • Rodrigo • Zimmer u.a.
le classique abstrait
by Raphaël Marionneau
Abstrait Music CD 476 171-2
Veröffentlichung: 19.04.2004
Joseph Calleja, Tenor • Orchestra Sinfonica e Coro
di Milano Giuseppe Verdi • Dirigent: Riccardo Chailly
Veröffentlichung: 05.04.2004
Joseph Haydn
The Seven Last Words
Deutsche Grammophon
CD 474 836-2
Emerson String Quartet
Franz Schubert
Winterreise
Decca CD 467 092-2
Matthias Goerne, Bariton • Alfred Brendel, Klavier
Pärt • Beethoven • Corigliano
Credo
Deutsche Grammophon CD 471 769-2 SACD 474 869-2
Hélène Grimaud, Klavier • Swedish Radio Choir • Swedish
Radio Symphony Orchestra • Dirigent: Esa-Pekka Salonen
Mussorgsky • Stokowski
Pictures At An Exhibition
Night On Bare Mountain • Khovanshchina • Boris Godunov
Deutsche Grammophon CD 457 646-2
The Cleveland Orchestra • Dirigent: Oliver Knussen
Lieder von Brahms • Schumann • Strauss u.a.
Widmung
Romantische Lieder
Deutsche Grammophon CD 474 501-2
Verschiedene Komponisten
Klassik am Sonntag: Neue Welt
Deutsche Grammophon CD 472 960-2
Dmitri Schostakovich
Solo Piano Works (nur auf SACD)
Decca SACD 470 649-2
Vladimir Ashkenazy, Klavier
Alessandro Scarlatti • Il Giardino di Rose
Konzerte und Sinfonien (nur auf SACD)
Decca SACD 470 650-2
Accademia Bizantina •
Dirigent: Ottavio Dantone
Wiederveröffentlichungen
Verdi • Puccini • Catalini • Donizetti • Fauré • Gounod u.a.
Angela Gheorghiu: The Essential Collection
Decca CD 473 320-2
Angela Gheorghiu • Verschiedene Orchester und Dirigenten
Kiri Te Kanawa
Kiri – A Portrait
Decca 2 CDs 475 459-2
Kiri Te Kanawa, Sopran •
Verschiedene Orchester und Dirigenten
Thomas Quasthoff, Bass-Bariton • Justus Zeyen, Klavier
Antonín Dvořák • Konzert für Violoncello und
Orchester b-moll • Richard Strauss • Don Quixote
DG CD 474 971-2 2 SACDs 474 870-2
Werke von Bozza • Copland • Debussy • Dvořák • Mendelssohn • Mozart • Mussorgsky • R. Strauss • Tschaikovsky u.a.
Greatest Hits
Decca CD 467 746-2
Philip Jones Brass Ensemble
Mischa Maisky, Cello • Berliner Philharmoniker •
Dirigent: Zubin Mehta
Veröffentlichung: 30.03.2004
Larsson • Alfvén • Nystroem • Rangstöm u.a.
Watercolours Swedish Songs
Deutsche Grammophon CD 474 700-2
Johann Sebastian Bach
Bach in Leipzig
Archiv 4 CDs 472 857-2
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran •
Bengt Forsberg, Klavier
Verschiedene Orchester und Dirigenten
Ravel • Debussy • Shéhérazade • u.a.
Deutsche Grammophon CD 471 614-2
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran • Alison Hagley,
Sopran • The Cleveland Orchestra • Dirigent: Pierre Boulez
Veröffentlichung: 06.04.2004
Robert Schumann
Pletnev plays Schumann
Deutsche Grammophon CD 474 813-2
Mikhail Pletnev, Klavier
Turina • Domeniconi • Bland • Piazzolla u.a.
Odyssey
Edge Music CD 474 208-2
Alexander-Sergei Ramírez, Gitarre
The Originals
Johannes Brahms • Edvard Grieg • Klavierkonzert No. 2
B-Dur • Klavierkonzert op. 16 a-moll
Deutsche Grammophon CD 474 838-2
Géza Anda, Klavier • Berliner Philharmoniker •
Dirigenten: Herbert von Karajan • Rafael Kubelik
Johannes Brahms
Klavierquintett op. 34
Deutsche Grammophon CD 474 839-2
Maurizio Pollini, Klavier • Quartetto Italiano
Giacomo Puccini
La fanciulla del West
Deutsche Grammophon CD 474 840-2
Neblett • Domingo • Milnes • Chorus and Orchestra of the
Royal Opera House Covent Garden • Dirigent: Zubin Mehta
32 KlassikAkzente
Schumann • Schubert • Brahms • Mussorgsky •
Wolf • Strauss
Irmgard Seefried – Liederabend
Deutsche Grammophon CD 474 843-2
Irmgard Seefried, Sopran • Erik Werba, Klavier
Original Masters
Hermann Scherchen
The 1950s – Haydn Symphonies Recordings
Deutsche Grammophon 6 CDs 471 256-2
Wiener Symphoniker •
Dirigent: Hermann Scherchen
Amadeus Quartett
Werke von Haydn • Schubert • Brahms 1951–57
Deutsche Grammophon 7 CDs 474 730-2
Amadeus Quartet
Rita Streich
The Viennese Nightingale
Werke von Mozart • Milhaud • Schubert • Strauss u.a.
Deutsche Grammophon 8 CDs 474 738-2
Streich • Werba • Weissenborn u.a • Staatskapelle Dresden
Helmut Walcha
Bach Orgelwerke
Helmut Walcha – 1947–52 Recordings
Deutsche Grammophon 10 CDs 474 747-2
Helmut Walcha, Orgel
Paul Hindemith
Hindemith dirigiert Hindemith
Hindemith Complete Recordings
Deutsche Grammophon 3 CDs 474 770-2
Berliner Philharmoniker • Dirigent: Paul Hindemith
ECM
Johann Sebastian Bach
Das Wohltemperierte Klavier
ECM New Series CD 476 048-2
Till Fellner, Klavier
Guillaume de Machaut
Motets
ECM New Series CD 472 402-2
Tigran Mansurian
Monodia
ECM New Series CD 472 784-2
Kashkashian • Kavakos • Garbarek •
The Hilliard Ensemble • Dirigent: Christoph Poppen
Trio Mediaeval
Soir, dit-elle
ECM New Series CD 476 124-2
Trio Mediaeval
Valentin Silvestrov
Requiem für Larissa
ECM New Series CD 472 112-2
Valentin Silvestrov
DVDs
Giuseppe Verdi
Otello
Deutsche Grammophon DVD 073 092-9
Plácido Domingo • Renée Fleming • James Morris • The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus • Dirigent: James Levine
Guiseppe Verdi Rigoletto
Deutsche Grammophon DVD 073 093-9
Plácido Domingo • Ileana Cotrubas • Cornell MacNeil • The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus • Dirigent: James Levine
Veröffentlichung: 06.04.2004
Richard Wagner
Tristan und Isolde
Deutsche Grammophon 2 DVDs 073 044-9
Heppner • Eaglen • Dalayman • Ketelsen • Pape • The Metropolitan Opera Orchestra and Chorus • Dirigent: James Levine
Peter Iljitsch Tschaikowsky
Mazeppa
Philips DVD 074 194-9
Kirov Orchestra, Opera, Chorus & Ballet • Gergiev u.a.
Neujahrskonzert 2004
Deutsche Grammophon DVD 073 097-9
Wiener Philharmoniker •
Dirigent: Riccardo Muti
The Hilliard Ensemble
KLASSIK A U F D E N E R S T E N B L I C K
DIE WICHTIGSTEN KLASSIK SERIEN FÜR EINSTEIGER UND KENNER
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Ob Einsteiger oder Experte,
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LIVE-TERMINE
(Auswahl, Änderungen vorbehalten)
Bartoli, Cecilia
03.04. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
09.04. Berlin, Philharmonie
12.04. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
15./17.04. Berlin, Philharmonie
Goerne, Matthias
13./15.06. Schwarzenberg (A),
Schubertiade
19.06. Freiburg, Konzerthaus
20.06. Baden-Baden,
Festspielhaus
Grimaud, Hélène
Bonney, Barbara
19.04.
02.06.
03.06.
04.06.
Berlin, Philharmonie
Wels (A)
Wien (A), Konzerthaus
Baden-Baden,
Festspielhaus
12.06. Ludwigsburg
03./12.04. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
15./17.04. Berlin, Philharmonie
Branco, Cristina
25.04. Darmstadt, Centralstation
27.04. Nürnberg,
Karstadt Kulturcafé
28.04. Nürnberg, Konzerthaus
30.04. München,
Prinzregententheater
Concerto Köln
06.04. München
15.05. Leipzig, Gewandhaus
23./27./29./31.05.
Göttingen,
Burg Hardenberg
01.06. Göttingen,
Burg Hardenberg
06.06. Köln, Philharmonie
Gringolts, Ilya
13.06. Berlin, Konzerthaus
29.08. Salzburg (A), Mozarteum
Hagen-Quartett
02./03.06. Bremen, Die Glocke
Hahn, Hilary
24.03.
26.03.
28./29.03.
02./03.04.
Im April und Juli auf Tournee:
HÉLÈNE G R IM A U D
Fleming, Renée
13./16.03. Köln, Philharmonie
Goebel, Reinhard –
Musica Antiqua Köln
04.04. Magdeburg,
Unser Lieben Frauen
11./12.04. Berlin, Philharmonie
17.04. Bremen, Die Glocke
20.04. Berlin, Konzerthaus
16.05. Köln, Deutschlandfunk
21.05. Stockstadt, Altrheinhalle
27.05. Krefeld, Kulturpunkt
Friedenskirche
29.05. Salzburg (A), Mozarteum
04.06. Münster, Friedenskapelle
am Friedenspark
Gesprächskonzerte
Reinhard Goebel & Musica Antiqua
Köln zu Bibers Harmonia artificiosa:
13.04. Berlin, 18:00
Kulturkaufhaus Dussmann
19.04. München, 18:00
Kaufhaus Beck
05./06.05. Dresden, 17:00
Opus 61
Jansen, Janine
26.05. Berlin, Philharmonie
19.06. Berlin, Philharmonie
Kožéna, Magdalena
03./12.04. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
15./17.04. Berlin, Philharmonie
le classique abstrait
10.03. Hamburg, Mandarin
Kasino
19.03. Dortmund, Konzerthaus
09.04. Kiel, Luna Club
23.04. Hamburg, Planetarium
12.05. Dortmund, Konzerthaus
01.04. auf ARTE, Tracks zu
„le classique abstrait“
Maisky, Mischa
04.03. Köln, Philharmonie
24.04. Heidelberg
McCreesh, Paul
17./20.03. Berlin, Komische Oper
31.03. Luzern (CH),
Jesuitenkirche
16.04. Berlin, Komische Oper
21.04. Weimar, Schloss Weimar
22.04. Leipzig, Thomaskirche
24.04. Berlin, Komische Oper
13.06. Berlin, Philharmonie
Mullova, Viktoria
21.03.
22.03.
06.05.
07.05.
08.05.
Leipzig, Gewandhaus
Neuss
Bremen, Die Glocke
Freiburg
Berlin, Philharmonie
Mutter, Anne-Sophie
15.03.
16./17.03.
11.06.
14.06.
15.06.
17.06.
Zürich (CH), Tonhalle
Basel (CH), Stadt-Casino
Essen, Philharmonie
Kassel, Stadthalle
Berlin, Philharmonie
Braunschweig, Stadthalle
Pletnev, Mikhail
27.04. Köln, Philharmonie
29.04. Basel (CH)
01.06. Baden-Baden,
Festspielhaus
02.06. Zürich (CH), Tonhalle
Pollini, Maurizio
04.04.
10.04.
16.04.
03.06.
Köln, Philharmonie
Berlin, Philharmonie
München, Herkulessaal
Wien (A), Musikverein
Previn, André
15.03.
16./17.03.
11.06.
12.06.
14.06.
15.06.
17.06.
Zürich (CH), Tonhalle
Basel (CH), Stadt-Casino
Essen, Philharmonie
Dortmund, Konzerthaus
Kassel, Stadthalle
Berlin, Philharmonie
Braunschweig, Stadthalle
Thibaudet, Jean-Yves
04.04.
17.06.
18.06.
27.06.
Foto: J. Henry Fair/DG
34 KlassikAkzente
Berlin, Philharmonie
Bremen, Die Glocke
Hamburg, Musikhalle
Köln, Philharmonie
Heppner, Ben
05./07.07. München, Philharmonie
30.04. München, Bayr. Staatsoper (Nationaltheater)
03./09./20.05.
München, Bayr. Staatsoper (Nationaltheater)
München, Philharmonie
Garmisch
München, Gasteig
Dortmund, Konzerthaus
VORSCHAU
-KLASSIK-CD-BESTSELLERLISTE
Lang Lang
im Februar
Anna Netrebko • Opera Arias
Deutsche Grammophon CD 474 240-2 SACD 474 640-2
Anna Netrebko, Sopran • Wiener Philharmoniker •
Dirigent: Gianandrea Noseda
Neujahrskonzert 2004
Deutsche Grammophon CD 474 900-2 DVD 073 097-9
Wiener Philharmoniker •
Dirigent: Riccardo Muti
Antonio Salieri • The Salieri Album
Decca CD 475 100-2 SACD 470 631-2
Cecilia Bartoli, Mezzosopran • Orchestra of the Age of
Enlightenment • Dirigent: Adam Fischer
Antonio Vivaldi • The Vivaldi Album
EMI Classics CD 557 647-2
Nigel Kennedy, Violine • Berliner Philharmoniker
Johann Sebastian Bach • Bach Concertos
Deutsche Grammophon CD 474 199-2 SACD 474 639-2
Hilary Hahn, Violine • Los Angeles Chamber Orchestra •
Dirigent: Jeffrey Kahane
Johann Sebastian Bach • Goldberg-Variationen
ECM New Series CD 472 185-2
Foto: KássKara/DG
DIE
Lang Lang live Mit nur 21 Jahren gilt der Chinese Lang Lang
schon als „Pianist des 21. Jahrhunderts. In der Carnegie Hall
hat er sein erstes Live-Album aufgenommen.
Krystian Zimerman – Rachmaninoff Nach seinen RavelKonzerten mit Pierre Boulez folgen jetzt zwei der vier Rachmaninoff-Konzerte mit Seiji Ozawa.
Musica Antiqua Köln – Biber Als veritable Biber-Spezialisten haben Reinhard Goebel und seine Musica Antiqua sich nun
Heinrich Bibers „Harmonia artificiosa“ gewidmet.
Anna Netrebko auf DVD Ein ganz persönlicher Auftritt mit
Interviews und klassischen Videoclips für alle, die sie im Januar in München verpasst haben.
András Schiff, Klavier
Martha Argerich & Mikhail Pletnev – Prokofieff & Ravel
Zwei der größten nun erstmals gemeinsam auf CD.
Puccini • Bellini • Monteverdi u.a. • Romance Of The Violin
Sony Classical CD 878940
Jubiläum: Beverly Sills wird 75 Ihre Biographie ist der Stoff
für ein Hollywood-Melodram, ihre Auftritte an der New York
City Opera waren legendär. Eine amerikanische Legende!
Joshua Bell, Violine
Rossini • Verdi • Puccini • The Passion Of Callas
EMI Classics CD 557 656-2
Albrecht Mayer II. Seine Bach-Adaptationen wurden zu
einem der Überraschungsalben 2003, nun wandelt der philharmonische Oboist auf den Spuren von Mozart.
Maria Callas, Sopran
Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Juni 2004.
Ludwig van Beethoven •
Violinkonzert op. 61 • Romanzen Nr. 1 & 2
Deutsche Grammophon CD 471 349-2 SACD 471 633-2
IMPRESSUM
KlassikAkzente wird herausgegeben von
UNIVERSAL Classics & Jazz
Anne-Sophie Mutter, Violine • New Yorker Philharmoniker •
Dirigent: Kurt Masur
Tschaikowsky • Rachmaninoff • Piano Concerto No. 1 •
Solo Piano Works
Sony Classical 3 CDs 093067
Arcadi Volodos, Klavier
Jetzt bei Ihrem Händler und samstags ab 16 Uhr zu hören bei
Tel.: 030/520 07 01
•
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Stralauer Allee 1
•
10245 Berlin
E-Mail: [email protected]
•
http://www.klassikakzente.de
Österreich: Universal Music GmbH • Edelsinnstr. 4 • A-1122 Wien • Tel.: 0043/1/811 212 07
Leitung: Christian Kellersmann • Chefredaktion: Andreas Kluge (Universal Classics) • Konzept, Gestaltung:
G9 Werbeagentur GmbH, Hamburg, E-Mail: [email protected] • Ständige Mitarbeiter: Carsten
Diekmann (Online-Redaktion), E-Mail: [email protected] • Dietmar Lienbacher (Österreich),
E-Mail: [email protected] • Mitarbeiter dieser Ausgabe: Sven Ahnert (SA), Jakob Buhre,
Axel Brüggemann, Götz Bühler (GB), Michael Church, Guido Fischer (GF), Sascha Fröhlich, Herbert
Glossner, Clemens Ilgner, Rainhard Lemelle (RL), Ulrich Andreas Vogel, Josef Zaroni (JZ) • Litho: fws,
Hamburg • Druck: SKN, Norden
Anzeigen: G9 Werbeagentur GmbH
E-Mail: [email protected]
•
Gerstäckerstraße 9
•
20459 Hamburg
•
Telefax: 040/378586-88
•
Ihre Adresse hat sich geändert? Dann schicken Sie bitte eine Postkarte mit alter und neuer Adresse und
unter der Angabe Ihrer Kundennummer (die Sie im Anschreiben über Ihrem Namen finden) an: KlassikAkzente • A-Nr. 5284 • Postfach 9 00 06 41 • 06058 Halle.
KlassikAkzente 35
OHREN AUF,
AUGEN AUF –
HIER KOMMT
JETZT AUF DVD!
A
nna Netrebkos Auftritte in Verdis „La traviata“ sorgten in München
für einen Ausnahmezustand. Ihr Debütalbum Opera Arias führt seit
Monaten die KulturSPIEGEL Klassik-Charts an.
Erleben Sie Anna Netrebko jetzt hautnah – zu Hause in Ihrem Wohnzimmer! Für ihre Debüt-DVD hat Starregisseur Vincent Patterson, der
schon Musikvideos für Madonna und Michael Jackson choreografierte,
die schönsten Arien aus Puccinis "La bohème", Mozarts "Don Giovanni",
Bellinis "La Sonnambula", Gounods "Faust" und Dvoráks "Rusalka"
mit hinreißenden Choreografien aufwändig in Szene gesetzt. Ein neuer
Maßstab in der Klassikwelt!
Konzert: 28. August 2004 · Waldbühne, Berlin
THE WOMAN – THE VOICE
Anna Netrebko, Sopran · Wiener Philharmoniker · Dirigent: Gianandrea Noseda
Inkl. zahlreicher Bonus-Features wie „The Making of“, Interviews & Bildergalerie.
DVD 073 230-9
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