EMAS-Umfrage Auswertung

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EMAS-Umfrage Auswertung
Umfrage zur Anwendung von Umweltmanagementsystemen – insbesondere EMAS – in
Thüringer Unternehmen durch das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
Vorbemerkungen
Im August/September 2006 wurde eine Umfrage zur Anwendung von Umweltmanagementsystemen in Thüringer Unternehmen durchgeführt. Die Umfrage war in der Hauptsache an
Unternehmen adressiert, die EMAS in ihrem Unternehmen eingeführt haben oder hatten. Es
bestand aber auch die Möglichkeit der Teilnahme von Unternehmen, die ein anderes UMS
oder UMA hatten, da die Fragebögen auch ins Internet eingestellt waren und über die Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitsabkommens, die Kammern und Verbände eine Information
an die Unternehmen erfolgen sollte. Insgesamt wurden 269 Firmen per Brief bzw. per E-Mail
angeschrieben, die an EMAS teilgenommen hatten bzw. noch teilnehmen. Von diesen 269
Unternehmen
stimmten die Anschriften oder E-Mail-Adressen nicht mehr, oder die Firma gibt es
nicht mehr (Briefe + E-Mail kamen unzustellbar zurück) bei 26 Unternehmen,
waren die Antworten nicht lesbar oder unvollständig bei 3 Unternehmen,
haben 39 EMAS-Unternehmen (auch ehemalige) mit einem ausgefülltem Fragebogen
geantwortet, von denen 16 noch im EMAS-Register (Stand 11.01.07) erfasst sind.
Aus dem Kreise der Unternehmen, die noch nie EMAS hatten, hat lediglich ein Unternehmen
mit ISO 14001-Zertifikat geantwortet. Deshalb erfolgte keine Einbeziehung in die Auswertung.
Nachstehende Grafik zeigt, dass die Mehrzahl der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, zwischen 50 und 250 Mitarbeiter beschäftigen. 25 Unternehmen konnten
eindeutig als KMU identifiziert werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ca.
drei Viertel der Umfrageteilnehmer den KMU zugeordnet werden können.
Anzahl der Unternehmen
Betriebsgrößen der teilnehmenden Unternehmen
20
16
12
8
4
0
weniger als
10
10 bis weniger
als 50
50 bis weniger
als 250
Betriebsgrößengruppen
250 und mehr
Nachstehende Grafik zeigt die Wirtschaftsbereiche, denen die an der Umfrage teilnehmenden
Unternehmen zuzuordnen sind.
Wirtschaftsbereiche der teilnehmenden Unternehmen
Ernährungsgewerbe
2
5
Druckgewerbe
6
Herstellung chemischer Erzeugnisse
1
2
3
Herstellung von Gummi- und Kunstoffwaren
Herstellung von Keramik, Verarbeitung v. Steinen und Erden
2
5
2
1
4
3
Metallerzeugung und -bearbeitung
Maschinenbau
Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten u. einrichtungen
Herstellung von Kfz und Kfz-Teilen
Verkehr/Logistik
Ver- u. Entsorgung
sonstige Dienstleistungen
Die grafische Auswertung der Ergebnisse der Umfrage ist in der Anlage enthalten. Dabei ist
zu berücksichtigen, dass bei einer Reihe von Fragen auch Mehrfachantworten möglich waren.
Zusammenfassung der Ergebnisse
1. Vorteile durch EMAS
Die wichtigste Motivation zur Teilnahme an EMAS für die Teilnehmer der Umfrage war die
Verbesserung des Unternehmensimages (69%), gefolgt von der Optimierung des Ressourcenverbrauchs (44%) und der Verbesserung der Rechtssicherheit (41%) [Frage 1].
Die im Zusammenhang mit der Einführung von EMAS stehenden Vorteile wurden auch von
nahezu allen Teilnehmern bewertet [Frage 23].
Während bei dieser Bewertung für die Mehrzahl die Ressourceneinsparungen auch als Vorteil
eingeschätzt wurde (77%), stehen im Gegensatz zur Begründung der Teilnahmemotivation
das Unternehmensimage (nur 7%) und die Einhaltung der Rechtssicherheit (nur 10%) eher im
Hintergrund dieser Bewertung als Vorteil [Frage 24].
Eine klare Mehrheit (66%) schätzt ein, dass die Teilnahme an EMAS wirtschaftliche Vorteile
bringt [Frage 25]. Noch deutlicher wird die Einschätzung der Vorteilhaftigkeit von EMAS für
die Umwelt (85 %) [Frage 26].
In der Bewertung der tatsächlich erlangten Vorteile durch EMAS [Frage 27] wurde von 82 %
der Umfrageteilnehmer die gestiegene Befähigung und das erhöhte Umweltbewusstsein der
Belegschaft gefolgt vom verbesserten Unternehmensimage (74%) genannt. Auch die der Teilnahmemotivation zugrunde liegenden Erwartungen bezüglich der Einsparungen beim Ressourcenverbrauch (51%) und der Rechtssicherheit (64%) wurden bestätigt. Ein verbessertes
Verhältnis zur öffentlichen Verwaltung und zuständigen Behörden bestätigen 44% sowie
Erleichterungen im Umgang mit den Umweltbehörden 36%. Letztere Aussage deckt sich gut
mit den Ergebnissen zur Frage 53, nach der Erleichterungen und/oder Reduzierung des Aufwandes in Verwaltungsverfahren sowie Reduzierung von Dokumentations/Informationspflichten gegenüber den zuständigen Behörden als die wichtigsten Vorteile aus
einer Reihe von zehn verschiedenen Nennungen von Maßnahmen, die durch Dritte bestimmt
sind, gewählt wurden.
Die Hälfte der Unternehmen betrachtet die Einführung von EMAS im Unternehmen als wertvoll, allerdings nicht aus wirtschaftlicher Sicht. Ein gutes Drittel sieht sogar sehr positive
Auswirkungen und schätzt ein, dass sich die Aufwendungen dafür gelohnt haben [Frage 56].
Einschränkend muss angemerkt werden, dass aber gerade etwas mehr als die Hälfte (54%)
angeben, ihre ursprünglichen Erwartungen an EMAS hätten sich erfüllt [Frage 51]. Insofern
ist nicht verwunderlich, dass auch nur im selben Maße eine weitere EMAS-Registrierung angestrebt wurde bzw. wird [Frage 52].
Als wesentlichste Stärken des Umweltmanagementsystems wurden die Systemintegration
(84%), die Messung und Überwachung von Umweltaspekten (70%), die Aktualisierung und
Steuerung der Einhaltung der Rechtsvorschriften (68%) und die Einbeziehung der Belegschaft
auf allen Ebenen (59%) genannt [Frage 36]. Dem gegenüber wurden als wesentlichste Schwächen die fehlende bzw. unzureichende Lenkung der Vertragspartner und Zulieferer(33%) sowie der Kunden (29%) und eine fehlende Effektivität bei der Belegschaftsschulung und Verbesserung des Umweltwissens (25%) ausgemacht [Frage 37].
2. Randbedingungen bei Einführung von EMAS
Drei Viertel der Unternehmen hatten bereits ein Managementsystem implementiert, wobei
dies bei dem weitaus größten Teil ein Qualitätsmanagementsystem war [Frage 2]. Etwas mehr
als die Hälfte führten EMAS und ISO 14001 gleichzeitig im Unternehmen ein [Frage 3]. Von
den anderen waren die wichtigsten Beweggründe für die Bevorzugung von EMAS der anerkannte Mehrwert von EMAS sowie die Glaubwürdigkeit der Umwelterklärung als Kommunikations- und Informationsinstrument. [Frage 4].
Knapp drei Viertel der Unternehmen brauchten bis zu einem Jahr, um eine Registrierung zu
erlangen. Lediglich ein Unternehmen braucht länger als 18 Monate [Frage 5]. Die große
Mehrheit der Unternehmen (82%) benötigte eine externe Beratung, wovon 69% die Beratung
für den gesamten Implementierungsprozess in Anspruch nahmen [Fragen 6 u. 7]. Wahrscheinlich dem hohen KMU-Anteil geschuldet hat etwa die Hälfte der Unternehmen nur einen EMAS-Beauftragten. Erstaunlich ist, dass immerhin noch 40% angeben, dass sie 2 bis 5 EMAS-Beauftragte haben [Frage 11]. Bei der Bestellung der EMAS-Beauftragten wird in der
Regel auf vorhandenes Personal zurückgegriffen, das dann auch noch andere Aufgaben (bis
zu 5) wahrzunehmen hat [Fragen 12 und 13]. Schwerpunktbereiche sind dabei das Qualitätsmanagement (61%) und der Arbeitsschutz (42%) [Frage 14].
Etwa drei Viertel der Unternehmen haben die im Zusammenhang mit EMAS stehenden Kosten kalkuliert [Frage 21], wobei die Positionen
• Arbeitszeit des beteiligten Personals,
• Auditierung,
• Beratungsleistungen und
• Registrierungsgebühren
von den meisten berücksichtigt wurden [Frage 22].
Bei gut zwei Dritteln der Unternehmen wurde die Einführung von EMAS durch das Thüringer
Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt gefördert [Frage 18]. Die Unternehmen, die keine Förderung erhielten gaben zu gleichen Teilen an, dass sie entweder keine
Kenntnis von der Fördermöglichkeit hatten oder aber keine KMU sind [Frage 19]. Befragt,
ob eine EMAS-Teilnahme auch ohne Förderung für denkbar gehalten wird, antworteten fast
zwei Drittel der Unternehmen mit ja [Frage 20]. Die Bejahung bezüglich einer weiteren Fortführung von EMAS ohne Förderung in der gleichen Größenordnung steht allerdings etwas
außer dem Verhältnis der in Frage 8 gemachten Angabe, derzufolge die knappe Hälfte sich
nicht mehr revalideren ließ. Als Gründe für die nicht weiter verfolgte Revalidierung wird vor
allem das Kostenargument angeführt, aber auch, dass der Aufwand gemessen am Nutzen zu
hoch sei und eine DIN ISO 14001-Zertifizierung ausreiche.
Von den Unternehmen, die an EMAS festhalten, sind etwa zwei Drittel schon länger als 3
Jahre dabei [Frage 8].
Fast drei Viertel der revalidierten Unternehmen nahmen nach der ersten Registrierung Änderungen an ihrem EMAS vor. Die Schwerpunkte lagen dabei auf einer Vereinfachung der Dokumentation (63%) und der Integration mit anderen Managementsystemen (58 %) [Fragen 9
u. 10]. 79% der Unternehmen gaben an, kombinierte Audits zu nutzen [Frage 45] wobei 4 von
den verbleibenden 8 Unternehmen, die keine kombinierten Audits durchführten, angaben,
dass dies auf Schwierigkeiten mit der Prüfungseinrichtung zurückzuführen war [Frage 46].
Ein Drittel der Unternehmen musste vor der Registrierung einen größeren Aufwand betreiben,
um die Einhaltung der anzuwendenden Rechtsvorschriften zu gewährleisten [Frage 17].
Ein Drittel der Unternehmen schätzte ein, dass die Einbeziehung der Belegschaft noch umfassender hätte sein können [Frage 30]. Drei Viertel gaben an, dass Zulieferer und Vertragspartner in den Prozess zur Implementierung und Aufrechterhaltung von EMAS einbezogen wurden [Frage 32].
3. Öffentlichkeitswirksamkeit von EMAS
Neben der Versendung der Umwelterklärung auf Anforderung, die fast alle Unternehmen
praktizieren, versendet die knappe Hälfte die Umwelterklärung an eine definierten Verteiler
und etwa ein Viertel stellt sie auf der firmeneigenen Homepage ein [Frage 34].
Während die knappe Hälfte der Unternehmen angab, dass Kunden und auch andere großes
Interesse an der Umwelterklärung hätten, bemängelte ein knappes Viertel, dass die Wahrnehmung der Umwelterklärung unbedeutend sei bzw. überhaupt nicht erfolge [Frage 35].
Demzufolge geteilt ist auch die Einschätzung der Unternehmen zur Wahrnehmung innerhalb
der eigenen Branche [Frage 49]. Eine relativ hohe Übereinstimmung herrscht aber bei der
Einschätzung der Wahrnehmung der EMAS-Registrierung durch die allgemeine Öffentlichkeit (85%) und durch die Behörden (70%) [Fragen 48 u. 50]. Hier wird bemängelt, dass die
Registrierungen nicht ausreichend bekannt gemacht und demzufolge zu gering wahrgenommen werden.
4. Kenntnis von EMAS-relevanten Regelungen und Informationen
Ungefähr ein Fünftel der Unternehmen gaben an, dass der EMAS-Beauftragte keine umfassende Kenntnis der EG-EMAS-Verordnung 761/2001 habe [Frage 15]. Fast die Hälfte der
Unternehmen kannte weder die Empfehlung (2001/680/EG) der Kommission vom 7. September 2001 noch die Entscheidung (2001/681/EG) der Kommission vom 7. September 2001
[Fragen 42 und 43].
Der Mehrzahl der Unternehmen (84%) war bekannt, dass das Umweltmanagementsystem von
EMAS den Vorgaben der DIN ISO 14001 entspricht [Frage 54]. Etwa in der gleichen Größenordnung liegt die Zahl der Unternehmen, die von der Möglichkeit der Erstellung der Umwelterklärung im 3-Jahres-Rhythmus wussten [Frage 44].
82 % der Firmen gaben an, verfügbare Hilfsmittel zur Schulung und Verbesserung des Umweltwissens sowie Veröffentlichungen, Richtlinien etc. zur Gestaltung und Umsetzung des
EMAS-Systems zu kennen [Fragen 40 u. 41].
Über die Internetangebote des TMLNU (94%), des Nachhaltigkeitsabkommens (66%), der
deutschen EMAS-Seite (59%) und des Online-EMAS-Registers (31%) sind die Unternehmen
gut informiert [Frage 62].
5. Kenntnis von Erleichterungen für EMAS-Unternehmen in Thüringen
Nur die Hälfte der Unternehmen kannte die Möglichkeit der Gebührenreduzierung bei immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen [Frage 59] sowie den Erlass zur Substitution ordnungsrechtlicher Maßnahmen durch Erleichterungen im Verwaltungsvollzug für EMASauditierte Organisationen (veröffentlicht im Thüringer Staatsanzeiger Nr. 3/2004) [Frage 57].
Davon hielt wiederum nur die Hälfte der Firmen die im Erlass getroffenen Regelungen zu
Erleichterungen für sinnvoll und anwendbar [Frage 58].
Gut zwei Dritteln der Unternehmen ist das Nachhaltigkeitsabkommen bekannt [Frage 60] und
ebenso der Umstand, dass EMAS-Unternehmen ohne weiteren Aufwand dem Nachhaltigkeitsabkommen beitreten können [Frage 61].
6. Probleme bei der Implementierung von EMAS, Änderungsbedarf
Die EMAS-Verordnung ist für nahezu alle Unternehmen gut verständlich [Frage 16].
Nur ein Viertel der Unternehmen gab an, dass die Einführung von EMAS zu Schwierigkeiten
im Unternehmen oder zusätzlichen Schwierigkeiten für das Management führte [Frage 28].
Dabei wurden am meisten die höheren Verwaltungskosten und die größere Bürokratie beklagt
[Frage 29].
Bei der Einführung des Systems gab die knappe Hälfte der Unternehmen an, Probleme mit der
Feststellung bzw. Bewertung von Umweltaspekten (davon 83 %), bei der Zielerreichung (davon 28%) und bei der Festlegung Handlungsrahmens (davon 11%) zu haben [Frage 33].
Ebenfalls nur ein Viertel der Unternehmen gab an, Schwierigkeiten mit der Aufrechterhaltung
des Systems zu haben [Frage 38], wobei hier Zeitbegrenzungen sowie die ständige Aktualisierung der Systemdokumentation (je 56%) und das Definieren der Umweltziele zur kontinuierlichen Verbesserung (44%) den Schwerpunkt bilden [Frage 39].
Während zwei Drittel der Unternehmen sich dafür aussprechen, dass EMAS die Elemente, die
über die DIN ISO 14001 hinausgehen, beibehalten soll, ist ein Viertel gegensätzlicher Meinung [Frage 55]. Die Gründe sind den nachstehenden Grafiken zu entnehmen.
55a. Gründe, für die Beibehaltung dieser Elemente
um den hohen Umweltanforderungen auch künftig
Rechnung zu tragen
Imageverbesserung
2
5
2
Umwelterklärung wichtiges Instrument für umfassendere
Infos, kompakte Darstellung des Unternehmens mit seinen
Möglichkeiten der Verbesserung der Umweltleistung
KVP wichtig, Prozesssteuerung
3
2
2
4
qualitativer Unterschied soll erhalten bleiben
Stärkung des betrieblichen Managements
Andere
55b. Gründe, gegen die Beibehaltung dieser Elemente
2
4
2
zu hoher Aufwand
warum doppeln, entweder EMAS oder ISO
3
internationaler Wettbewerb
Andere
27 Unternehmen sprachen sich gegen die Erweiterung des bisherigen EMAS um weitere Bestandteile aus, die restlichen 12 äußerten keine Meinung zu dieser Frage [Frage 63].