Einführung zum Seminar
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Einführung zum Seminar
Prof. Dr. Werner Smolny Dipl.-Vw. Markus Stiegler Universität Ulm Abteilung Wirtschaftspolitik Seminar zur Empirischen Wirtschaftsforschung Wintersemester 2002/2003 ,,Wechselkurse” 1 Einleitung Das Seminar möchte Sie in die empirische Wirtschaftsforschung einführen. Sie sollen anhand einer ökonomischen Theorie ein empirisches Modell entwickeln. Für dieses Modell ermitteln Sie die passende Daten und erklären deren Zeitverlauf. Danach soll anhand dieser Daten und dem Programm EViews eine Schätzung durchgeführt werden. Wechselkurse und deren Determinanten werden in der mönetären Theorie der Volkswirtschaftslehre behandelt. In ihrer Seminararbeit sollen sie den Wechselkurs eines bestimmten Landes im Zeitablauf beschreiben und ihn anhand geeigneter Daten schätzen. Die Schätzergebnisse sind empirisch und ökonomisch zu interpretieren. In diesem Text werden als Beispiel zwei Schätzungen erstellt und erklärt. Das bedeutet aber nicht das nur die genannten Theorien von Ihnen untersucht werden sollen und keine zusätzlichen Daten zu verwenden sind. 2 Ausgewählte Theorien Es werden die Kaufkraftparitäten- und Zinsparitätentheorie in vereinfachter Form vorgestellt. Danach werden die Theorien anhand passender Daten für den Wechselkurs (wk) der Deutschen Mark zum US-Dollar überprüft. Im folgenden verstehen wir unter dem Wechselkurs (Preisnotierung) den Wert einer Einheit der ausländischen Währung in einheimischer Währung (z.B. 2,15 DM/USD). Die Kaufkraftparitätentheorie besagt das der Wechselkurs zwischen zwei Länder von deren Preisniveaus (p) erklärt wird. DM wk( USD )= pde (DM) pus (USD) Das Auslandspreisniveau entspricht nach Umrechnung mit dem Wechselkurs dem Inlandspreisniveau. Somit stimmt die Kaufkraft in beiden Ländern überein. Verändert sich das Preisniveau in Deutschland (de) bleibt aber in den USA (U S) gleich erfolgt ein Ausgleich über den steigenden Wechselkurs. 1 Die Zinsparitätentheorie besagt, dass der Wechselkurs den Zinssatzunterschied zwischen zwei Ländern ausgleicht. Das erfolgt durch die Wirtschaftssubjekte welche zwischen in- (zde ) und ausländischen Zinstitel (zus ) wählen. Dabei nehmen wir an das beide Zinstitel perfekte Substitute sind. Ist die Verzinzung (nach Währungsumrechnung) im Ausland größer und der erwartete Wechselkurs (wke ) nach Ende des Verzinsungszeitraums ist gleich, werden die ausländischen Zinspapiere gekauft. Dadurch erhöht sich die Nachfrage nach der ausländischen Währung und der Wechselkurs steigt. Dieser Wechselkurs hat sein Gleichgewicht erreicht (ceteris paribus) wenn die effektive Verzinsung in beiden Ländern gleich ist. Somit ist die folgende Bedingung der Zinspäritätentheorie erfüllt. zde = zus + 3 wke −wk wk Erklärung der verwendeten Daten Das folgende Schaubild gibt den Wert eines US-Dollars in Deutscher Mark (im Monatsdurchschnitt von 1962-2001) an. 4.5 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 65 70 75 80 85 90 95 00 WKDE Der Wechselkurs ist bis 1971 fast konstant. Danach schwankt dieser teilweise sehr stark. Bis 1971 gab es einen quasi festen Wechselkurs zwischen dem US-Dollar und u.a. der Deutschen Mark. Dieser wurde durch das Bretton-Woods-System bestimmt und konnte nur 1% um den festgelegten Wechselkurs gegenüber dem USDollar schwanken. Änderungen des Wechselkurses waren nur bei fundamentalen Zahlungsbilanzungleichgewichten möglich. 1971 brach das System zum ersten mal zusammen und wurde 1973 endgültig von einem System freier Wechselkurse ersetzt (zumindestens für viele europäische Währungen gegenüber dem US-Dollar). Mehrere europäische Staaten schlossen sich später zum Europäischen Währungssystem (EWS) zusammen. Dieser legte bei den teilnehmenden Ländern ein Wechselkursband fest. Ab dem 1.1.1999 stellt das Schaubild den Wechselkurs des USDollars zum Euro dar (umgerechnet in DM mit dem offiziellen Umrechnungskurs). In den folgenden Schätzungen beschränken wir uns auf die Jahre 1974 bis 1998 2 in denen die DM zum US-Dollar frei schwanken konnte. Als Größe zur Bestimmung der Kaufkraftparitäten verwenden wir einen Index von Produzentenpreisen der Industrie (Quelle: OECD, Main Economic Indicators, Producer Price Index). Dieser hat hier das Basisjahr 1995 und ist im folgenden dargestellt, wobei die dunklere Linie den deutschen Wert darstellt. 1.1 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 1975 1980 1985 PIDE 1990 1995 PIUS Verändert sich das Verhältnis der beiden Preisindizes muss dies nach der Kaufkraftparitätentheorie Auswirkungen auf den Wechselkurs haben. Um die Zinspäritätentheorie zu überprüfen benützen wir die Zinssätze von Papieren mit einer Laufzeit von 24 Stunden (Quelle: OECD, Main Economic Indicators, Monatsdurchschnitt). Bei der dunkleren Linie handelt es sich wieder um den deutschen Wert und bei der helleren um den amerikanischen. 20 16 12 8 4 0 1975 1980 1985 1990 ZIDE 1995 ZIUS Verändert sich die Differenz der beiden Zinssätze muß sich dies nach der Zinspäritätentheorie auf den Wechselkurs auswirken. 3 4 Schätzungen Wir führen nun zwei Schätzungen durch. Bei der ersten wird der logarithmierter Wechselkurs geschätzt anhand einer Konstanten c und dem logarithmierten Verhältnis der Produzentenpreise pide/pius. Diese Schätzung untersucht damit die langfristige Kaufkraftparitätentheorie da die Niveaus der Variablen betrachtet werden. Diese Schätzung gibt man in folgender Form in EViews ein: ls log(wkde) c log(pide/pius) Nach dem betätigen der Enter-Taste ergibt sich folgendes Ergebnis: Dependent Variable: LOG(WKDE) Method: Least Squares Date: 08/16/02 Time: 13:59 Sample: 1975:01 1998:12 Included observations: 288 Variable Coefficient C LOG(PIDE/PIUS) 0.579405 1.254615 R-squared Adjusted R-squared S.E. of regression Sum squared resid Log likelihood Durbin-Watson stat 0.311980 0.309574 0.173972 8.656135 96.02138 0.023096 Std. Error t-Statistic 0.013172 0.110170 43.98860 11.38796 Mean dependent var S.D. dependent var Akaike info criterion Schwarz criterion F-statistic Prob(F-statistic) Prob. 0.0000 0.0000 0.673590 0.209373 -0.652926 -0.627489 129.6856 0.000000 Das korregierte Bestimmheitsmaß erreicht 0.31. Somit werden 31% der Variablen des Wechselkurses durch den Regressor erklärt. Der Standardfehler beträgt 0.17. Der Einfluß der Preisindexvariablen ist hoch signifikant und das Vorzeichen ist positiv. Dieses Vorzeichen ist richtig wenn man bedenkt das ein Ansteigen des deutschen Preisindex (und damit des Verhältnis pide/pius) bei gleichen Wechselkurs eine Verbilligung der amerikanischen Waren bedeutet. Diese werden dadurch verstärkt nachgefragt und müssen in US-Dollar bezahlt werden. Somit werden mehr Dollars nachgefragt und der Wechselkurs steigt. Der Koeffezient der relativen Preise pide/pius ist 1.25. Dies bedeutet das bei einem Anstieg von pide/pius von 1% der Wechselkurs um 1.25% zunimmt. Man kann somit die Theorie der Kaufkraftparitäten anhand dieser Daten nicht verwerfen. Die zweite Schätzung untersucht die kurzfristigen Einflußfaktoren auf den Wechselkurs. Deswegen betrachten wir nun das logarithmierte Wachstum des Wechselkurses anhand einer Konstanten, der logarithmierten Wachstumsrate von pide/pius und der Variablen (zide − zius)/100). Letztere drückt den Zinsunterschied zwischen Deutschland und den USA aus. Nach der Eingabe der folgenden Befehlszeile in EViews, ls dlog(wkde) c dlog(pide/pius) ( zide-zius)/100 4 erhält man die Schätzung. Dependent Variable: DLOG(WKDE) Method: Least Squares Date: 08/16/02 Time: 14:03 Sample: 1975:01 1998:12 Included observations: 288 Variable C DLOG(PIDE/PIUS) (ZIDE-ZIUS)/100 R-squared Adjusted R-squared S.E. of regression Sum squared resid Log likelihood Durbin-Watson stat Coefficient Std. Error t-Statistic -0.002021 0.993107 -0.099643 0.001817 0.326842 0.050841 0.040531 0.033798 0.026394 0.198543 639.6240 1.399109 -1.112437 3.038493 -1.959899 Mean dependent var S.D. dependent var Akaike info criterion Schwarz criterion F-statistic Prob(F-statistic) Prob. 0.2669 0.0026 0.0510 -0.001335 0.026852 -4.421000 -4.382844 6.019646 0.002750 Das korregierte Bestimmtheitsmaß ist auf 0.33 gestiegen und der Standardfehler deutlich auf 0.026 zurückgegangen. Die Variable des Preisindex ist signifikant aber die Variable der Zinsdifferenz nur bei einer Verwerfungswahrscheinlichkeit von größer als 5%. Beide Variablen haben das zu erwartende Vorzeichen. 5 Seminarthemen Für die folgenden Länder werden Seminarthemen vergeben: Frankreich, Schweiz, Griechenland, Italien, Japan, Mexiko, Spanien, Großbritannien, Türkei, Ungarn, Polen, Tschechien, Niederlande, Belgien, Portugal, Irland, Australien. 5 6 Literatur Die hier genannte Grundlagenliteratur dient zur ersten Einarbeitung in die Materie des Seminars. Grundlagen: Rose, Klaus und Sauernheimer, Karlhans; Theorie der Außenwirtschaft, 13.Auflage, München, 1999, Seite 177-216. Jarchow, Hans-Joachim und Rühmann, Peter; Monetäre Außenwirtschaft, II. Internationale Währungspolitik, 4.Auflage, Göttingen, 1997, S.108-121, S.187-196, S.236-259, S.293-324, S.349-357, S.361-362. Wirtschaftliche Fundamentalfaktoren und der Wechselkurs des Euro, in: Monatsbericht Januar 2002, Europäische Zentralbank, Frankfurt/Main, S.45-59, im Internet: http://www.bundesbank.de/ezb/download/mb/2002/01/200201mb ezb text.pdf Bei Fragen zur empirischen Wirtschaftsforschung: Winker, Peter; Empirische Wirtschaftsforschung, Berlin Heidelberg 1997. Bei Fragen zu EViews: Scherfling, Ralf, Script ,,Praktikum zur empirischen Wirtschaftsforschung”; Bochum, 2002, Im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/agvwp1/Praktikum/sp.pdf 6