Kapitel 18: Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen

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Kapitel 18: Feste Wechselkurse und Devisenmarktinterventionen
Kapitel 1
Einführung
Kapitel 18:
Feste Wechselkurse und
Devisenmarktinterventionen
(nicht klausurrelevant)
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Folie 17-1
18. Feste Wechselkurse und
Devisenmarktinterventionen
 Warum beschäftigen wir uns mit festen







Wechselkursen?
Zentralbankinterventionen und Geldmenge
Wie die Zentralbank den Wechselkurs fixiert
Stabilisierungspolitik bei einem festen Wechselkurs
Zahlungsbilanzkrisen und Kapitalflucht
Kontrolliertes Floaten und neutralisierte Intervention
Reservewährungen im Weltwährungssystem
Der Goldstandard
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Folie 17-2
Einführung
 In der Wirklichkeit trifft die Annahme einer völligen
Wechselkursflexibilität selten zu.
• Die Industrieländer benutzen heute das Mischsystem
des kontrollierten Floatens.
– Die Regierungen bemühen sich um die Glättung von
Wechselkursschwankungen, ohne die Wechselkurse
starr festzuschreiben.
• Eine Reihe von Entwicklungsländern hat die staatliche
Wechselkursfestlegung in der einen oder anderen
Form beibehalten.
 Auf welche Weise intervenieren Zentralbanken auf
dem Devisenmarkt?
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Folie 17-3
Weshalb beschäftigen wir uns mit festen
Wechselkursen?
 Es gibt dafür vier Gründe:
• Kontrolliertes Floaten – eine Mischform aus flexiblem
•
•
•
und festem Wechselkurs.
Regionale Währungsabkommen / Währungsunionen
Entwicklungsländer und Reformländer nutzen häufig
Formen der Wechselkursfixierung
Lehren aus der Vergangenheit
- Goldstandard vor dem ersten Weltkrieg
- Bretton Woods 1945-73
- aktuelle Vorschläge
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Folie 17-4
Gemäß IWF: in Lauf der 90er Jahre Tendenz zu Randlösungen:
Entweder freies Floaten oder enge Bindung
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Folie 17-5
Wechselkursregime






Tendenz zu Randlösungen?
Aber: viele Zwischenstufen
Klassifikation des IWF
Divergenz zwischen
angegebenem und tatsächlichem
Verhalten
Fear of Floating:
Auch bei freien Kursen
vielfach Interventionen
Völlig
fix
Währungsunion
Dollarisierung
Currency Board
Peg
↕
Feste
Wechselkurse
Beschränkt flexible
Wechselkurse
Crawling Peg
Völlig
flexibel
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Float Managed
Free
Folie 17-6
Zentralbankinterventionen
und Geldmenge
 Die Zentralbankbilanz und die Geldmenge
• Zentralbankbilanz
– Verzeichnet die Forderungen und Verbindlichkeiten der
Zentralbank.
– Ist wie jede Bilanz nach den Prinzipien der doppelten
Buchführung angelegt.
– Jeder Erwerb eines Vermögenswerts wird mit einem positiven
Wert unter den Forderungen (Aktiva) verbucht.
– Jede Abgabe eines Vermögenswerts wird unter den
Verbindlichkeiten (Passiva) verbucht.
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Folie 17-7
Consolidated Eurosystem balance sheet
assets
bn. €
liabilities
Gold
423.46 Banknotes
Assets in foreign currency
342.85 Liabilities in foreign currency
Securities in Euro
618.76
Lending to Euro area banks
942.22 Liabilities to Euro area banks
Other claims in Euro
Other assets
SUM
59.28 Other liabilities in Euro
bn. €
888.68
69.51
851.90
236.60
346.69 Other liabilities, revaluation
603.60
Capital and reserves
82.98
2733.27
31.12.2011
2733.27
Zentralbankintervention
und Geldmenge
• Auf der Aktivseite der Zentralbank sind v.a. zwei
Arten von Forderungen aufgeführt:
– Auslandsaktiva
– Forderungen an Ansässige außerhalb des Währungsgebiets, in
der Hauptsache die Fremdwährungsanleihen der Zentralbank
(ihre offiziellen Devisenreserven)
– Inlandsaktiva
– Forderungen an Ansässige innerhalb des Währungsgebiets
• Die Passiva-Seite der Bilanz führt v.a. folgende
Verbindlichkeiten auf:
– Einlagen von Privatbanken
– Banknotenumlauf
• Gesamtaktiva = Gesamtpassiva + Eigenkapital
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Folie 17-9
Zentralbankintervention
und Geldmenge
Feste Wechselkurse setzen Interventionen der ZB
voraus. Dadurch ändern sich die Posten der Bilanz
• Wir setzen das Eigenkapital und die sonstigen
Forderungen und Verbindlichkeiten konstant.
– Veränderungen der Forderungen ziehen Veränderungen
der Verbindlichkeiten in gleicher Höhe nach sich.
• Jeder Erwerb von Forderungen seitens der Zentralbank
•
führt automatisch zu einer Ausdehnung der
inländischen Geldmenge.
Jeder Verkauf von Forderungen reduziert automatisch
die Geldmenge.
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Folie 17-10
Zentralbankintervention
und Geldmenge
 Devisenmarktintervention und Geldmenge
• Devisenmarktinterventionen bestehen im Kauf oder
•
•
Verkauf von Wertpapieren in ausl. Währung durch die
inl. ZB.
Die Zentralbankbilanz widerspiegelt die Wirkung der
Devisenmarktintervention auf die Geldmenge, weil die
Verbindlichkeiten der Zentralbank die Grundlage für
die nationale Geldmenge bilden.
Die Zentralbank kann den Geldmengeneffekt ihrer
Intervention durch Neutralisierung ausgleichen.
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Folie 17-11
Zentralbankintervention
und Geldmenge
 Neutralisierung
• Neutralisierte (sterilisierte)
Devisenmarktintervention
– Manchmal führen Zentralbanken zu gleicher Zeit
entgegengesetzte Transaktionen in inländischen und
ausländischen Vermögenswerten durch, um die
Wirkung ihrer Devisengeschäfte auf die inländische
Geldmenge zu neutralisieren.
– Wenn keine Neutralisierung erfolgt, besteht ein
Zusammenhang zwischen Devisenbilanz und nationaler
Geldmenge, der von der Art und Weise bestimmt wird,
wie die Zentralbank Zahlungslücken deckt.
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Folie 17-12
Zentralbankintervention
und Geldmenge
• Nicht neutralisierte Devisenmarktintervention
– Beispiel 1: ZB kauft Forderungen in Fremdwährung
(Devisen) => Geldmenge steigt.
• Nicht neutralisierte Devisenmarktintervention
– Beispiel 2: ZB verkauft Forderungen in Euro
=> Geldmenge sinkt
• Neutralisierte Devisenmarktintervention
– ZB kauft Forderungen in Fremdwährung (Devisen)
und verkauft gleichzeitig Forderungen in Euro
=> Geldmenge unverändert
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Folie 17-13
Zentralbankintervention
und Geldmenge
Tabelle 17.1: Wirkungen einer Devisenmarktintervention im Wert von $100:
Zusammenfassung
Maßnahme der
Zentralbank
Nicht neutralisierter
Devisenkauf
Neutralisierter
Devisenkauf
Nicht neutralisierter
Devisenverkauf
Neutralisierter
Devisenverkauf
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Wirkung auf die
inländische
Geldmenge
Wirkung auf die
Inlandsaktiva der
Zentralbank
Wirkung auf die
Auslandsaktiva der
Zentralbank
+ $100
0
+ $100
0
- $100
+ $100
- $100
0
- $100
0
+ $100
- $100
Folie 17-14
Zentralbankintervention
und Geldmenge

Devisenbilanz und Geldmenge
• Devisenbilanz = Saldo zwischen Nettoerwerb von
Auslandsaktiva durch die inländische ZB und Nettoerwerb
von Inlandsaktive durch ausländische ZB.
• Eine Zunahme der Auslandsaktiva der Zentralbank impliziert
eine Ausdehnung der inländischen Geldmenge.
• Ein Rückgang der Forderungen einer ausländischen
Zentralbank an das Inland impliziert eine Reduzierung der
ausländischen Geldmenge.
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Folie 17-15
Wie die Zentralbank den
Wechselkurs fixiert
 Das Devisenmarktgleichgewicht bei festem
Wechselkurs
• Devisenmarktgleichgewicht ist gegeben, wenn gilt:
R = R* + (Ee – E)/E
– Wenn die Zentralbank E bei E0 fixiert, ist die erwartete
Abwertung der Inlandswährung gleich Null.
– Die Zinsparität impliziert, dass E0 nur dann der heutige
Gleichgewichtswechselkurs sein kann, wenn R = R*.
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Folie 17-16
Wie die Zentralbank den
Wechselkurs fixiert
 Das Geldmarktgleichgewicht bei festem
Wechselkurs
• Um den Inlandszinssatz bei R* zu halten, muss die
Zentralbank durch eine Devisenmarktintervention die
Geldmenge so anpassen, dass gilt:
MS/P = L(R*, Y)
– Beispiel: Die Zentralbank habe E auf E0 festgelegt und
die Devisenmärkte befinden sich zunächst im
Gleichgewicht. Eine Ausdehnung der Produktion
würde die Geldnachfrage erhöhen, damit den Zinssatz
nach oben treiben und zu einer Aufwertung der
Inlandswährung führen.
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Folie 17-17
Wie die Zentralbank den
Wechselkurs fixiert
– Um eine solche Aufwertung zu verhindern, muss die
Zentralbank durch den Kauf ausländischer
Vermögenswerte auf dem Devisenmarkt intervenieren.
– Wenn die Zentralbank bei einer Produktionsausdehnung
keine Auslandsaktiva ankauft, sondern die Geldmenge
konstant hält, kann sie den Wechselkurs nicht bei E0
fixieren.
– Um im Falle einer Produktionsdehnung den
Wechselkurs bei E0 zu halten, muss die
Zentralbank Auslandsaktiva ankaufen und damit
die Geldmenge erhöhen.
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Folie 17-18
Wie die Zentralbank den
Wechselkurs fixiert
Abbildung 18.1: Vermögensmarktgleichgewicht bei einem festen Wechselkurs, E0
Wechselkurs, E
E0
0
1'
3'
Inlandszinssatz, R
Reale Geldnachfrage, L(R, Y1)
R*
M1
P
1
M2
P
2
Rendite auf Fremdwährungseinlagen
in Inlandswährung, R* + (E0 – E)/E
3
Reales Geldangebot
Reale inländische
Kassenhaltung
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Folie 17-19
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
 Geldpolitik
• Indem die Zentralbank den Wechselkurs fixiert,
verzichtet sie auf die Fähigkeit, die Konjunktur durch
geldpolitische Maßnahmen zu beeinflussen.
– Abbildung 18.2 zeigt das kurzfristige Gleichgewicht der
Volkswirtschaft an Punkt 1, wenn die Zentralbank den
Wechselkurs auf das Niveau E0 festlegt.
– Geldmengenausweitung durch Kauf inländischer
Forderungen verschiebt AA nach außen. Dies hätte eine
Abwertung zur Folge. Um dies zu vermeiden, muss die
ZB Devisen verkaufen. Dadurch sinkt Geldmenge und
AA verschiebt sich zurück.
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Folie 17-20
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
Abbildung 18.2: Unter der Bedingung eines festen Wechselkurses bleibt eine
Ausdehnung der Geldmenge wirkungslos
Wechselkurs, E
DD
2
E2
1
E0
AA2
AA1
Y1
Y2
Produktion, Y
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Folie 17-21
Wechselkursregime

Das Unmöglichkeitsdreieck:
Autonomie der Geldpolitik nicht möglich
bei fixen Wechselkursen und freier Kapitalmobilität 
Zins wird vom internationalen Kapitalmarkt bestimmt
Freie
Kapitalmobilität
Autonome
Geldpolitik
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Fixe
Wechselkurse
Folie 17-22
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs

Fiskalpolitik
• Wie hält die Zentralbankintervention nach der fiskalischen
Expansion den Wechselkurs auf einem festen Niveau?
– Die Produktionsausdehnung infolge der expansiven Fiskalpolitik
hebt die Geldnachfrage.
– Um zu verhindern, dass diese überhöhte Geldnachfrage den
Inlandszinssatz nach oben treibt und zur Aufwertung der
Währung führt, muss die Zentralbank gegen eigenes Geld
ausländische Vermögenswerte kaufen und dadurch die
Geldmenge erhöhen.
• Abbildung 18.3 illustriert die Wirkungen einer expansiven
Fiskalpolitik, wenn das Ausgangsgleichgewicht in Punkt 1 liegt.
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Folie 17-23
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
Abbildung 18.3: Fiskalische Expansion unter den Bedingungen eines festen
Wechselkurses
Wechselkurs, E
DD1
DD2
3
1
E0
2
E2
AA2
AA1
Y1
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Y2
Y3
Produktion, Y
Folie 17-24
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
 Änderungen des Wechselkurses
• Abwertung
– Eine Devalvation oder politisch administrierte
Abwertung bedeutet, dass die Zentralbank E heraufsetzt.
– Ihre Folgen:
– Ausdehnung der Produktion
– Zunahme der offiziellen Reserven
– Ausweitung der Geldmenge
– Gründe für eine Abwertung:
– Bekämpfung der einheimischen Arbeitslosigkeit
– Verbesserung der Leistungsbilanz
– Auffüllung der Währungsreserven
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Folie 17-25
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
• Politisch administrierte Aufwertung
– Die Zentralbank senkt E.
• Um eine Auf- oder Abwertung durchzuführen, muss
die Zentralbank ihre Bereitschaft erklären, zu dem
neuen Wechselkurs Inlandswährung in unbeschränkten
Mengen gegen Auslandswährung einzutauschen.
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Folie 17-26
Stabilisierungspolitik bei einem
festen Wechselkurs
Abbildung 18.4: Wirkung einer politisch administrierten Währungsabwertung
Wechselkurs, E
DD
2
E1
1
E0
AA2
AA1
Y1
Y2
Produktion, Y
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Folie 17-27
Zahlungsbilanzkrisen
und Kapitalflucht
 Zahlungsbilanzkrise
• Bisher: Annahme, dass der Wechselkurs langfristig
•
•
gleich bleibt.
Eine Zahlungsbilanzkrise kann durch
Erwartungsänderungen hinsichtlich des zukünftigen
Wechselkurses ausgelöst werden.
Erwartungsänderungen beeinflussen den gegenwärtigen
WK. Erwarten die Marktteilnehmer eine Abwertung,
dann verkaufen Sie heute => ZB muss Devisenreserven
verkaufen => Geldmenge sinkt. Reichen die Reserven
nicht aus, kommt es zu einer Währungskrise.
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Folie 17-28
Zahlungsbilanzkrisen
und Kapitalflucht
Abbildung 18.5: Kapitalflucht, Geldmenge und Zinssatz
Wechselkurs, E
1'
E0
2'
R* + (E1– E)/E
0
R* + (E0 – E)/E
R* + (E1 – E0)/E0
R*
M2
P
Inlandszinssatz, R
2
M1
P
Reales Geldangebot
1
Reale inländische
Kassenhaltung
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Folie 17-29
Anhang 2: Der Zeitpunkt von
Zahlungsbilanzkrisen
Abbildung 18A2.1: Die Bestimmung des Zeitpunkts einer Zahlungsbilanzkrise
Wechselkurs, E
Schattenwechselkurs, ESt
EST = E0
Abnahme der
Währungsreserven infolge
des spekulativen Angriffs
0
Time
T
F*t
Verbleibender
Reservebestand, F*t
Währungsreserven, F*
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Folie 17-30
Zahlungsbilanzkrisen als
Koordinationsspiel
Spekulative Attacken als Koordinationsspiel
Literatur: Illing, Gerhard (1997): Theorie der Geldpolitik, Springer, S. 318-321.
Ein Spieler, der die heimische
Währung hält, hat einen Ertrag
von 0
Wenn nur ein Spieler verkauft,
dann wird der WK beibehalten.
Der Spieler verliert Transaktionskosten in Höhe von t.
Wenn beide Spieler attackieren,
wird die ZB gezwungen, den WK
aufzugeben. Beide Spieler
gewinnen X.
Testfrage: Was sind die
Gleichgewichte des Spiels?
halten
verkaufen
0
halten
0
-t
0
verkaufen
0
-t
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X
X
Folie 17-31
Der Zeitpunkt von Zahlungsbilanzkrisen
bei unvollständiger Koordination
Bei unvollständiger Koordination verzögert sich der Zeitpunkt einer spekulativen
Attacke und führt dann zu einer sprunghaften Änderung des Wechselkurses.
Wechselkurs, E
Schattenwechselkurs, ESt
EST = E0
Time
0
Verbleibender
Reservebestand, F*t
Währungsreserven, F*
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Folie 17-32
Zahlungsbilanzkrisen
und Kapitalflucht
 Die Erwartung einer bevorstehenden Abwertung
erzeugt:
• Eine Zahlungsbilanzkrise, die durch ein abruptes
•
•
Absinken der Devisenreserven gekennzeichnet ist.
Einen Anstieg des Inlandszinssatzes über den
Weltzinssatz
Ggfs. eine Währungskrise, wenn die ZB nicht über
genügend Devisenreserven verfügt.
 Eine erwartete Aufwertung hat die entgegengesetzten
Wirkungen wie eine erwartete Abwertung.
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Folie 17-33
Zahlungsbilanzkrisen
und Kapitalflucht
 Kapitalflucht
• Der Reservenverlust, der mit der Angst vor einer Abwertung
einhergeht.
• Private Anleger fliehen aus der Inlandswährung. Dadurch
steigt das Überschussangebot und die ZB muss noch mehr
Devisen aufwenden um den WK zu stabilisieren.
 Selbst erfüllende Währungskrisen
• stellen sich ein, wenn eine Volkswirtschaft
Währungsspekulationen gegenüber anfällig ist.
• Die Verantwortung für solche Krisen kann bei einer
Regierung liegen, die Schwächen der inländischen
Volkswirtschaft herbeiführt oder duldet, so dass Spekulanten
zum Angriff auf die Währung ermutigt werden.
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Folie 17-34
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
 Beim kontrollierten Floaten wird die Geldpolitik von


Wechselkursänderungen beeinflusst.
ZB muss zwischen den Zielen Beschäftigung,
Preisstabilität und WK-stabilität abwägen.
Wenn die Zentralbank eine neutralisierte
Devisenmarktintervention durchführt, bleibt die
inländische Geldmenge von diesen Transaktionen
unberührt.
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Folie 17-35
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
• Vollständige Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
– Der Devisenmarkt befindet sich nur dann im
Gleichgewicht, wenn die erwarteten Verzinsungen
inländischer und ausländischer Anleihen gleich sind.
– Die Zentralbanken sind nicht in der Lage, durch
neutralisierte Devisenmarktinterventionen die
Geldmenge oder den Wechselkurs zu kontrollieren.
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Folie 17-36
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
• Unvollständige Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
– Die erwartete Verzinsung verschiedener Anlagen kann
sich im Marktgleichgewicht unterscheiden.
– Der wichtigste Faktor, der eine unvollständige
Ersetzbarkeit der Vermögenswerte auf dem
Devisenmarkt bedingen kann, ist das Risiko.
– Durch neutralisierte Devisenmarktinterventionen sind
die Zentralbanken in der Lage, sowohl die Geldmenge
als auch den Wechselkurs zu steuern.
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Folie 17-37
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention

Das Devisenmarktgleichgewicht bei unvollständiger
Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
• Wenn Anleihen in inländischer und ausländischer Währung
vollständig ersetzbar sind, befindet sich der Devisenmarkt nur
dann im Gleichgewicht, wenn die Zinsparität erfüllt ist:
R = R* + (Ee – E)/E
(18.1)
• Bei unvollständiger Ersetzbarkeit zwischen inländischen und
ausländischen Anleihen ist diese Bedingung nicht generell
erfüllt.
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Folie 17-38
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
• Stattdessen erfordert das Devisenmarktgleichgewicht:
R = R* + (Ee – E)/E + 
(18.2)
wobei gilt:
 ist eine Risikoprämie, welche die Risikodifferenz
zwischen inländischen und ausländischen
Vermögenswerten wiedergibt.
• Die Risikoprämie ist abhängig von der
Staatsverschuldung:
 = (B – A)
(18.3)
wobei gilt:
B ist die Menge inländischer Staatsanleihen
A steht für die Inlandsaktiva der Zentralbank
ρ ist eine steigende Funktion
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Folie 17-39
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
 Die Effekte der neutralisierten Intervention bei
unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
• Ein neutralisierter Kauf von Auslandsaktiva lässt die
•
Geldmenge unverändert, erhöht jedoch die
risikobereinigte Verzinsung, die Einlagen in
Inlandswährung im Marktgleichgewicht erbringen
müssen.
Abbildung 18.7 illustriert die Effekte eines
neutralisierten Ankaufs von Auslandsaktiva seitens der
Zentralbank.
– Dem Kauf von Auslandsaktiva steht ein entsprechender
Verkauf von Inlandsaktiva gegenüber (von A1 auf A2).
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Folie 17-40
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
Abbildung 18.7: Effekt eines neutralisierten Ankaufs von Auslandsaktiva seitens der Zentralb
bei unvollständiger Substituierbarkeit der Vermögenswerte
Exchange
rate, E
2'
E2
Neutralisierter Kauf
ausländ. Vermögenswerte
Risikobereinigte Rendite auf
Fremdwährungseinlagen in
Inlandswährung,
R* + (Ee– E)/E + (B –A2)
1'
E1
R* + (Ee – E)/E + (B –A1)
0
Inlandszinssatz, R
R1
Ms
P
Reales Geldangebot
1
Reale inländische
Kassenhaltung
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Folie 17-41
Anhang 1: Das Devisenmarktgleichgewicht bei
unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
Abbildung 18A1.1: Das Angebot an einheimischen Wertpapieren und die Risikoprämie auf
Fremdwährungen bei unvollständiger Ersetzbarkeit der Vermögenswerte
Risikoprämien und Inlandsanleihen,  ( = R - R* - (Ee– E)/E)
2
Nachfrage nach
inländischen Anleihen, Bd
Angebot an
Inlandsanleihen
2
1
1
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B – A2
B – A1
(A2 < A1)
Menge der Inlandsanleihen
Folie 17-42
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention
 Beweise für die Wirkung der neutralisierten
Intervention
• Die empirischen Daten liefern kaum Beweise für die
These, dass die neutralisierte Intervention ein
wichtiger unabhängiger Einflussfaktor auf die
Wechselkurse ist.
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Folie 17-43
Kontrolliertes Floaten und
neutralisierte Intervention

Die Signalwirkung einer Intervention
• Die Signalwirkung einer Devisenmarktintervention
– Sie gestaltet die ökonometrische Darstellung der
Neutralisierungseffekte besonders schwierig.
– Die neutralisierte Intervention kann einen Hinweis darauf bieten,
welche Wechselkursentwicklung die Zentralbank erwartet (oder
wünscht).
– Wenn ZB ein Abwertung erwartet, hat sie einen Anreiz
Auslandsaktiva zu kaufen und Inlandsaktiva zu verkaufen.
– Dieses Signal kann die Zukunftserwartungen des Markts verändern
und auch dann eine unmittelbare Wechselkursänderung auslösen,
wenn die in verschiedenen Währungen bewerteten Wertpapiere
vollständig ersetzbar sind.
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Folie 17-44
Reservewährungen im
Weltwährungssystem
 Es gibt zwei mögliche Festkurssysteme:
• Reservewährung
– Die Zentralbanken fixieren den Wechselkurs ihrer
Währung gegenüber der Reservewährung.
– Die Reservewährung ist diejenige Währung, in der die
Zentralbanken ihre Reserven halten.
• Goldstandard
– Die Zentralbanken fixieren den Preis ihrer Währungen
gegenüber dem Goldpreis und halten Gold als offizielle
Reserve.
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Folie 17-45
Reservewährungen im
Weltwährungssystem
• Die beiden Systeme haben ganz unterschiedliche
Implikationen in Bezug auf:
– die Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten
– das Wachstum und die Steuerung der nationalen
Geldmengen
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Folie 17-46
Reservewährungen im
Weltwährungssystem
 Die Wirkungsweise einer Reservewährung
• Die Wirkungsweise einer Reservewährung illustriert
das auf dem US-Dollar basierende System, das nach
dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde.
– Jede Zentralbank fixierte den Wechselkurs ihrer
Währung gegenüber dem Dollar, indem sie auf dem
Devisenmarkt Inlandswährung gegen Dollar kaufte und
verkaufte.
– Die Wechselkurse zwischen sämtlichen Währungen
waren festgeschrieben.
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Folie 17-47
Reservewährungen im
Weltwährungssystem
 Die Sonderstellung des Ursprungslandes der
Reservewährung
• Das Land der Reservewährung kann trotz fester
•
Wechselkurse seine Makroökonomie mit Hilfe
geldpolitischer Maßnahmen stabilisieren.
Der Ankauf von Inlandsaktiva seitens der Zentralbank
dieses Landes führt zu:
– einem Nachfrageüberschuss nach Fremdwährungen auf
dem Devisenmarkt
– einer expansiven Geldpolitik aller anderen
Zentralbanken
– einer weltweiten Ausdehnung der Produktion
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Folie 17-48
Der Goldstandard
 Jedes Land fixiert den Preis seiner Währung


gegenüber dem Goldpreis.
Innerhalb dieses Systems nimmt kein Land eine
bevorzugte Stellung ein.
Die Wirkungsweise des Goldstandards
• Die Wechselkurse zwischen sämtlichen Währungen
waren fix.
– Beispiel: Wenn die Federal Reserve den Goldpreis auf
$35 pro Unze festlegt und die Bank of England auf
£14,58 pro Unze, dann ist der Dollar/ PfundWechselkurs konstant $2,40 pro Pfund.
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Folie 17-49
Der Goldstandard
 Symmetrischer monetärer Ausgleich unter dem
Goldstandard
• Wenn ein Land Reserven verliert und infolgedessen
seine Geldmenge schrumpft, gewinnen andere Länder
Reserven hinzu und ihre Geldmengen wachsen.
 Vorteile und Nachteile des Goldstandards
• Vorteile:
– Die einer Reservewährung innewohnende Asymmetrie
entfällt.
– Er beschränkt das Geldmengenwachstum aller Länder.
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Folie 17-50
Der Goldstandard
• Nachteile:
– Er setzt dem Einsatz der Geldpolitik zur Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit unerwünschte Grenzen.
– Er sorgt nur dann für ein stabiles Gesamtpreisniveau,
wenn der relative Preis des Golds gegenüber anderen
Gütern und Dienstleistungen stabil bleibt.
– Der Kampf um Reserven, zu dem er die Zentralbanken
veranlasst, kann eine weltweite Arbeitslosigkeit
herbeiführen.
– Er verleiht Gold fördernden Ländern (beispielsweise
Russland und Südafrika) ein Übermaß an Macht.
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Folie 17-51
Der Goldstandard

Der Bimetall-Standard
• Die Währung basiert sowohl auf Silber als auch auf Gold.
• Er herrschte in den USA von 1837 bis zum Amerikanischen
Bürgerkrieg (1861-1865).
• Unter dem Bimetall-Standard prägt die Münzanstalt eines
Landes nationale Währungseinheiten aus einer bestimmten
Menge Gold oder Silber.
– Beispiel: 371,25 Gran Silber oder 23,22 Gran Gold konnten zu
einem Silber- bzw. Golddollar geprägt werden. Gold war also
371,25/23,22 = 16 Mal so viel wert wie Silber.
• Er kann die Instabilität des Preisniveaus senken, die sich aus
dem Gebrauch nur eines Metalls ergeben kann.
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Folie 17-52
Der Goldstandard
 Der Gold-Devisen-Standard
• Die Reserven der Zentralbank bestehen aus Gold und
Fremdwährungen, deren Preise gegenüber dem
Goldpreis festgelegt sind.
– Jede Zentralbank bindet den Wechselkurs ihrer
Währung an einen festen Goldpreis.
• Er hemmt ebenso wie der Goldstandard das
übermäßige Wachstum der Geldmenge auf der ganzen
Welt, ermöglich aber ein größeres Wachstum der
internationalen Reserven, die auch in anderen
Vermögenswerten als Gold gehalten werden können.
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Folie 17-53
Zusammenfassung
 Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen
einer Devisenmarktintervention der Zentralbank und
der inländischen Geldmenge.
• Wenn die Zentralbank Auslandsaktiva ankauft
(verkauft), wächst (sinkt) automatisch die Geldmenge
ihres Landes.
 Die Zentralbankbilanz widerspiegelt den Einfluss der

Devisenmarktintervention auf die Geldmenge.
Mit Hilfe der Neutralisierung kann die Zentralbank
die Wirkung ihrer Intervention auf die Geldmenge
aufheben.
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Folie 17-54
Zusammenfassung




Eine Zentralbank kann den Wechselkurs ihrer Währung gegenüber
einer Fremdwährung fixieren, indem sie sich bereit erklärt, zu
diesem Kurs inländische Währung in unbeschränkter Menge gegen
ausländische Währung zu kaufen oder zu verkaufen.
Die Verpflichtung zur Fixierung des Wechselkurses zwingt die
Zentralbank zur Aufgabe ihrer Fähigkeit, die Konjunktur durch
geldpolitische Maßnahmen zu stabilisieren.
Die Fiskalpolitik entfaltet bei festen Wechselkursen eine stärkere
Wirkung als bei schwankenden Wechselkursen.
Zahlungsbilanzkrisen stellen sich ein, wenn die Marktteilnehmer
erwarten, dass die Zentralbank den bestehenden Wechselkurs ändern
wird.
© 2006 Pearson Studium
Folie 17-55
Zusammenfassung
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Selbst erfüllende Währungskrisen können eintreten, wenn eine
Volkswirtschaft gegenüber Spekulationen anfällig ist.
Das System des kontrollierten Floatens ermöglicht der Zentralbank
die Aufrechterhaltung einer gewissen Kontrolle über die
einheimische Geldmenge.
Ein Weltsystem fester Wechselkurse, in dem jedes Land die Preise
seiner Währung an eine Reservewährung bindet, erzeugt eine
deutliche Unausgewogenheit.
Ein Goldstandard beseitigt die dem Reservewährungssystem
innewohnende Unausgewogenheit.
• Ein verwandtes System war der Bimetall-Standard, der sowohl
auf Silber als auch auf Gold basierte.
© 2006 Pearson Studium
Folie 17-56

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