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14.06.2004
15:12 Uhr
Seite 1
Ausgabe 3 – Juni 2004
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Thema
Schwerpunkt
Filmkongress
Schauspieler
Setbericht
Dreharbeiten
Speer und Er
1
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Die Feuerprobe
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Inhalt
oder
Benutzen
Sie uns!
4
K
napp zweihundert Jahre nach der
Uraufführung in Wien erlebt Heinrich von Kleists großes historisches Ritterschauspiel erneut eine Premiere. Jürgen
Flimms Filmbearbeitung des „Käthchens
von Heilbronn“ – die zweite übrigens nach
Eric Rohmers Adaption von 1992 – eröffnet am 19. Juni gleichzeitig den Filmkongress der Filmstiftung NRW sowie die
Cologne Conference. Der Untertitel von
Kleists Theaterstück lautet „Die Feuerprobe“.
Eine „Feuerprobe“ erlebt mit dieser
Ausgabe auch der neue Newsletter der
Filmstiftung NRW, dessen Titel ein Bild von
Teresa Weißbach und Tobias Moretti in
den Hauptrollen von „Käthchens Traum“
ziert. Mit diesem Heft präsentiert sich der
Informationsdienst der Filmstiftung nicht
nur mit neuem Format und neuem Layout,
sondern auch mit mehr Inhalten. Lesenswerten, wie wir glauben. Von nun an wird
es in jedem Heft einen Themenschwerpunkt geben. Der erste ist zum Start von
Andres Veiels Kinodoku „Die Spielwütigen“ unter dem Titel „Kostenfalle oder Sozialfall?“ den Schauspielern gewidmet und
bietet u.a. Hintergründe zu Gagen und
Produktionskosten, Tipps für junge Schauspieler von Veronica Ferres und Peter Lohmeyer, einen kleinen Pfadfinder durch die
Ausbildungsmöglichkeiten in NRW sowie
einen Text von Veiel selbst.
Neu im Blatt sind außerdem ein Kinoporträt, Vorstellungen geförderter Produktionen, die kurz vor dem Kinostart stehen, ein exklusiver Setbericht von den Arbeiten zu Heinrich Breloers „Speer und Er“
und einiges mehr.
Daneben wird der Newsletter auch
weiterhin über Neuigkeiten aus dem Filmland berichten. Die Ergebnisse der Leserumfrage (für die rege Teilnahme noch
einmal herzlichen Dank) haben gezeigt,
wie wichtig Ihnen diese Infos sind – von
den Branchen-, Festival- und FilmschulenNews bis zu der alle interessierenden Frage: Wer dreht was?
Dazu brauchen wir Sie! Schicken Sie
uns Ihre Informationen über Neuigkeiten
aus Ihrer Firma oder von Ihren Projekten.
Das Heft soll ein Magazin für die Branche
aus der Branche sein – also nutzen Sie es
und benutzen Sie uns.
Die „Feuerprobe“ des neuen Newsletters fällt in eine Phase, in der der deutsche Film wieder Aufwind hat: Es gab Preise in Venedig, Locarno, San Sebastian und
Berlin sowie eine „preis-werte“ Einladung
in den Wettbewerb von Cannes. Das „gute Gefühl“ erinnert an die Aufbruchstim-
4
Meldungen: Branche, Aus- und
Weiterbildung, Festivals, Preise, Kinos
10
Location-Seite: Motivwechsel
12
Sommerkino Open Air
14
MEDIA-Seite
15
Politik, Film und Balagan
Bettina Brokemper über Israel
6
16
Porträt: Kai Künnemann
Spezial Filmkongress
17
Käthchens Traum
Der neue Film von Jürgen Flimm
12
18
Die Kraft der Bilder
Interview mit Michael Schmid-Ospach
19
Kreativer Handelsüberschuss
Der deutsche Film auf dem amerikanischen Markt
mung 1997, als „Knockin´ on Heaven´s
Door“ bewies, dass der deutsche Film Besucher ins Kino locken kann, auch wenn
kein TV-Komiker dabei ist. Das Hoch währte keine zwei Jahre, in denen auch unauffällige deutsche Filme locker die Millionengrenze nahmen. Heute ist der Hype
ein anderer: Die hochgelobten neuen Filme können zufrieden sein, wenn sie über
100.000 Besucher an der Kinokasse machen
(„Gegen die Wand“ 580.000 Besucher,
„Schultze Gets the Blues“ 290.000, „Die Liebe in Gedanken“ 200.000, „Lautlos“ 49.000,
„Kroko“ 39.000, „Schussangst“ 3200).
Gegenbeispiele wie „Good Bye, Lenin!“ und
„Das Wunder von Bern“ stehen einsam für
das gegenteilige Extrem. Was fehlt ist die
stabilisierende Mitte (Stanislaw Muchas
wunderbare, gleichnamige Doku: 3600
Besucher). Den deutschen Marktanteil retten mal wieder die Komiker. Um dem frischen Hoch Konstanz zu verleihen, muss
das Publikum mitgehen und das bedeutet reingehen. Auch wenn das bedeutet,
dass man dafür im Kino gelegentlich seinen Kopf gebrauchen muss. Mit guten Kritiken allein lassen sich die Folgeprojekte
der vielversprechenden jungen Regisseure nicht finanzieren.
Einigen dieser Themen widmet sich
auch der Internationale Filmkongress der
Filmstiftung. Dessen Panels und Diskussionen wird der Newsletter in seiner Filmkongress-Ausgabe im Juli behandeln. In einem Spezial, das sich ausschließlich dem
Kongress widmet, bieten wir dann alles
noch einmal zum Nachlesen für alle, die
dabei waren, und zum Neuentdecken, für
die, die den Kongress verpasst haben.
Viel Vergnügen mit dem neuen Newsletter wünscht
R ÜDIGER B ERTRAM
Chefredakteur
Editorial – [email protected]
17
Schwerpunkt Schauspieler:
Kostenfalle oder Sozialfall?
20
Nie verbiegen
Interview mit Peter Lohmeyer
21
Anspruch und Wirklichkeit
Interview mit Elisabeth Degen
20
22
Die fetten Jahre sind vorbei
Produktionen, Gagen, Engagements
21
22
Veronica Ferres rät …
24
Spielen lernen
Ausbildungswege in NRW
26
Im Focus der Verhandlungen
Tarifgespräche für die Branche
27
Neue Helden
Andres Veiel über seine „Spielwütigen“
27
28
Stand der Dinge
„Die Edelweißpiraten“ und „Die große Stille“
28
28
Dreharbeiten
32
In Postproduktion
32
Setbericht
Heinrich Breloers „Speer und Er“
34
Making of
Pepe Danquarts „Höllentour“
28
35
Demnächst im Kino
„Reconstruction“, „Fünf Uhr am Nachmittag“, „Muxmäuschenstill“
35
35
Impressum
36
Kinoporträt
Lichtburg Oberhausen
3
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14.06.2004
15:12 Uhr
Seite 4
SoundVision
Agentur Schwarz
Iris Kiefer
filmpool
Iris Kiefer ist seit Anfang Juni die neue Leiterin des Geschäftsbereichs Fiktionale Unterhaltung bei der Kölner filmpool. Die ehemalige Geschäftsführerin von Maran Film
war vor ihrem Engagement bei Maran Film
Programmchefin des WWF und als Produzentin bei der Colonia Media tätig. Gisela Marx, filmpool-Geschäftsführerin, freut
sich über die Verstärkung: „Wir sind überzeugt,
dass fiktionale Unterhaltung auch zukünftig
wesentlicher Programmbestandteil bei den
großen Sendern sein wird. filmpool strebt mit
Iris Kiefer kontinuierliches Wachstum in diesem Segment an.“
filmpool, Tel. (0221) 921599-0;
[email protected]
Seit Mitte Juni ist die Kölner Agentur
Schwarz - Bürgler/Schwarz GbR in ihren neuen Räumen in der Bonner Straße 8 in
50677 Köln zu erreichen. Von dort aus wollen die Experten für Nachwuchs- (6-15 Jahre)
und Jungdarsteller (16-25 Jahre) Maria
Schwarz und Anita Bürgler sich mit ihrer Agentur neben der Vermittlung nun auch
wieder verstärkt dem Casting für Kinder und
Jugendliche widmen. „Da liegt unsere Kernkompetenz und so können wir in Zukunft
noch mehr junge Talente für Produktionen
entdecken“, so Maria Schwarz. Zu diesem
Zweck haben Schwarz und Bürgler in den größeren Räumen ein eigenes Castingstudio einrichten lassen.
Derzeit arbeitet die Agentur, die auf zehn
Jahre Erfahrung im Kinder und Jugendbereich
(u.a. „Aimée und Jaguar“, „Fickende Fische“,
„Der zehnte Sommer“) verweisen kann, am
Casting für die Kinderrollen in Dieter Wedels „Mama und Papa“ (AT).
Zu den bisherigen „Entdeckungen“ der
Agentur gehören u.a. Daniel Brühl, Katharina Schüttler und Robert Stadtlober. Weitere „Jung-Stars“ wie z.B. Marlon
Kittel, Birthe Wolter, Sebastian Kröhnert oder Paula Kalenberg stehen schon
in den Startlöchern.
Infos: www.agenturschwarz.de.
Agentur Schwarz,
Tel. (0221) 7328032;
[email protected]
Voss tv-ateliers
Auf Basis des neuen Avid DS Nitris bieten die
Voss tv-ateliers in Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der ProCine Digital in
Neuss Agenturen und Produktionen die Möglichkeit einer durchgehend digitalen Postproduction in HD – High Definition. Das Filmmaterial wird auf Spirit Data Cine abgetastet
und nach einer Farbkorrektur mittels Pandora Pogle unkomprimiert auf einen HD-Recorder ausgespielt. Nach dem Einladen in den
Avid DS Nitris steht die ganze Funktionalität
eines auflösungsunabhängigen, in Echtzeit
operierenden Schnitt- und Compositing-Tools
zur Verfügung. Weitere Details unter
www.voss-tv.de.
Nadja Rudas, Tel. (0211) 97380;
[email protected]
Granada
Die Kölner Dependance der Granada Produktion für Film und Fernsehen GmbH hat eine neue Adresse. Seit Mitte Mai ist das Team
in der Kreuzgasse 2-4 in 50667 Köln zu finden. Geändert hat sich auch die Telefonnummer (s.u.). Zur Zeit bereitet Granada in
Köln für RTL die zweite Staffel von „Ich bin
ein Star - holt mich hier raus“ vor.
Granada, Tel. (0221) 4920480;
[email protected]
4
Media Luna
„Der Markt in Cannes war sehr ergiebig für uns
in diesem Jahr. Wir konnten eine ganze Reihe von Deals abschließen und sehr viele neue
Geschäfte auf den Weg bringen.“ Zufrieden
kehrte Ida Martins aus Cannes zurück. Mit
ihrem Kölner Weltvertrieb Media Luna Entertainment konnte sie an der Croisette gute Abschlüsse verzeichnen, etwa für die Cameo-Doku „The Nomi Song“ von Andrew
Horn, die nun auch in den USA und in England zu sehen sein wird. Für die russische Komödie „You I Love“ konnte Media Luna Interessenten in Frankreich, Deutschland, Taiwan,
Nord-Amerika und Kanada sowie in Mexiko
gewinnen.
Media Luna, Tel. (0221) 1392222;
[email protected]
Die SoundVision Tonstudio GmbH in der
Kölner Südstadt stellt ab sofort eine neu gebaute Bühne mit Aufnahmeregie für seine Geräuschemacher zur Verfügung. Die neue Bühne, so verspricht SoundVision, lässt für Foleyartists bei Kino- und Fernsehproduktionen keine Wünsche offen.
Zuletzt hat Pablo Trapero seine Pandora Film Produktion „Familia Rodante“ in
der Teutoburger Straße abgemischt. Direkt anschließend reiste der Autor und Regisseur zu
seiner Jurymitarbeit nach Cannes weiter.
Mehr Infos über aktuelle Projekte bei
Soundvision unter der Rubrik „Post aus der
Postproduktion“ auf Seite 32.
SoundVision, Tel. (0221) 31 10 71;
[email protected]
Jondral KünstlerManagement
Marc Niki Jondral hat das Profil seiner
1998 gegründete Firma Jondral KünstlerManagement geändert und konzentriert
sich von nun an nur noch auf Künstler zwischen 16 und 30 Jahren. Außerdem wurde das
Team in Zusammenarbeit mit der Agentur
für Arbeit und der IHK Köln um zwei Auszubildende im Bereich Kauffrau für AV-Medien
& Veranstaltungskauffrau erweitert. Alle Infos
(Fotos, Viten, On-Screen Termine & News) unter www.jondral.de.
Jondral Künstler-Management, Tel.
(02234) 9467613; [email protected]
MAT im Einsatz: „Der Krieger und die Kaiserin“
MAT
Peter Braun, Gründer und Inhaber der Mobile Advanced Technology GmbH (MAT),
hat seinen Firmensitz von Hamburg nach Köln verlegt, wo MAT bereits mit einer Niederlassung
präsent war. Für MAT ist das Prinzip der „bewegten Kamera“ Firmenphilosophie. Das 1976 in
Hamburg gegründete Unternehmen entdeckte für sich eine Nische im Markt der Filmgeräteausstatter: Kamerakräne. Aus Hollywood brachte der Firmenchef Anfang der 80er Jahre innovatives Kamera-Support-Equipment mit. Inzwischen kommen Hollywood-Produzenten und -techniker zu MAT, um sich in einer Spezialgeräte-Abteilung nach den neuesten Trends zu erkundigen. Unter dem Oberbegriff Specialized Remote Camera Systems bietet MAT neue amerikanische und europäische Filmgerätetechnik und Eigenentwicklungen an.
MAT, Tel. (0221) 17926; [email protected]
Lunet
Entertainment
Nach dem Umzug des Kölner Büros der Lunet Entertainment nach Ossendorf beginnen dort die Vorbereitungen für das ProSieben-Movie „Das zweite Mal“ (Regie: Peter Gersina, Buch: Matthias Dinter). Gedreht wird in Köln und Münster. Produzenten
sind Annette Reeker und Ludwig zu
Salm. Zu erreichen ist Lunet in der RichardByrd-Str. 4-8 in 50829 Köln.
Lunet Entertainment,
Tel. (0221) 91509100;
[email protected]
[email protected]
– Meldungen
Endemol
Sam Davis heißt der neue Fiction-Leiter bei
Endemol-Deutschland. Der ZeitsprungProduzent wird damit Nachfolger von Susanne Wagner, die als Executive Producerin Unterhaltung Show und Daytime zu RTL
wechselt. Davis, der früher bei dem Kölner
Sender die Spielfilmredaktion geleitet hat, wird
bei Endemol als eines der ersten Projekte das
Sat.1 Movie „Einmal Liebe und zurück“ (AT)
realisieren. Regie führt Oliver Dommenget.
Endemol Deutschland,
Tel. (0221) 650300;
[email protected]
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14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 5
„Alarm für Cobra 11“,
Foto: RTL
action concept
In der Kategorie „Best Action in a Foreign Film“
hat das „Cobra 11“-Team der Hürther action
concept GmbH zum zweiten Mal einen
Taurus World Stunt Award gewonnen,
diesmal für die Folge „Cobra 11 - Countdown
auf der Todesbrücke“. Den Award nahm Action-Regisseur Roland Busch in L.A entgegen.
zero west
Pictorion Pictures
Seit Ende Mai ist die Kölner zero west Filmproduktion GmbH in Ehrenfeld zu erreichen. Die neue Adresse lautet Lichtstraße 38
in 50825 Köln. Email, Telefon- und Faxnummern bleiben dagegen unverändert. Derzeit
dreht zero west in Dortmund, Köln und Mannheim Nicole Weegmanns Kinodrama „Rabenkinder“ (siehe Dreharbeiten).
zero west, (0221) 91 290 25;
[email protected]
Martin Zimmermann, Producer des erfolgreichen Sat.1-TV-Events „Das Wunder von
Lengede“ hat zu Pictorion Pictures gewechselt, wo er für Development & Aufbau
der deutschen TV- und Kino-Produktionen verantwortlich ist. Pictorion Pictures ist die Produktionsfirma der Pictorion Gruppe, zu deren
Verbund auch Pictorion – das werk mit
Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf,
Köln-Hürth, Frankfurt am Main und München
sowie RuhrSoundStudios in Dortmund gehören.
Pictorion Pictures, Tel. (0233) 79340;
[email protected]
Kanzlei W, B & E
Rafaela Wilde, geschäftsführende Justitiarin des Film- und Fernsehproduzentenverbandes, hat sich nach vier Jahren als
geschäftsführende Anwältin der Kanzlei Heusen (vormals pwcveltins Rechtsanwalts
GmbH) zusammen mit fünf Kollegen wieder
selbstständig gemacht. Die Kanzlei Wilde,
Beuger & Ellner firmiert am Kaiser WilhelmRing 15, 50672 Köln
Wilde, Beuger & Ellner, Tel. (0221)
9515630; [email protected]
Pictorion das werk
Die Pictorion das werk GmbH mit Sitz
in Hürth hat von der Berliner av.f medienprojekte GmbH die Gesellschafteranteile
von Das Werk Novalisstraße GmbH
übernommen. Das Berliner PostproduktionsUnternehmen, in dem u.a. Wim Wenders
„Land of Plenty“ und Hendrik Handloegtens
„Liegen lernen“ den letzten Schliff bekamen,
wird unverändert von den Geschäftsführern
Wolf Bosse und Ulrich Sauerwein als
selbstständige GmbH weitergeführt. Mit der
Übernahme komplettierte die Pictorion Gruppe ihre bundesweite Präsenz als Dienstleistungsunternehmen für digitale Bild- und Tonbearbeitung. „Wir wollten in allen Medienzentren vertreten sein“, so Thorsten Hotop,
kaufmännischer Leiter der Gruppe.
Sibylle Laux, Tel. (0211) 307030;
[email protected]
Rechtefreie Kunst
Seit Mai stellen Doris Maile und Anja Grabenhorst mit ihrem Kölner Atelier „Geschmackssachen“ Requisiten, Dekorationen und rechtefreie Kunst für Filmproduktionen her. Mehrjährige Erfahrungen können beide Frauen vorweisen: Maile als Ausstattungsassistentin und Künstlerin, Grabenhorst
als Außenrequisiteurin und diplomierte Innenarchitektin.
Anja Grabenhorst, Tel. (0177)
2121160; [email protected]
Besuch beim
Verband
Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski, sein Stellvertreter Volker Szezinski als
Leiter Programmplanung, und Dirk Eisfeld,
Leiter Serien & Stories, haben in Köln für ihren Sender ihre Aufwartung beim film &
fernseh produzentenverband nrw e.v..
gemacht. Schawinski betonte, dass Fiction
auch zukünftig eine „innovative und wichtige Farbe des Senders“ sei und dass man das
Genre TV-Movie „pflegen und weiterentwikkeln“ werde.
Roger Schawinski, Foto: Sat.1
Coaching
Der VFFVMedia hat Birgitt Morrien
zu dem Medienforumpanel „Human Resources in den Medien“ eingeladen, auf dem auch
Coaching ein Thema sein wird.
„Rein kognitiv ausgerichtete Lösungswege werden der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht“,
behauptet die Kölner Management-Beraterin
und in USA ausgebildete Kommunikationswissenschaftlerin. Als Ergebnis ihrer Arbeit verspricht die Trainerin zielsichere Unterstützung
vor allem in beruflichen Umbruchsituationen.
Zielgruppen sind neben Medienschaffenden
u.a. Existenzgründer, die sich das Coaching im
ersten Jahr aus Mitteln des Europäischen
Sozialfonds fördern lassen können. Auf Morriens Referenzliste stehen aber auch Firmen wie
RTL oder Grundy Light Entertainment.
Birgit Morrien, Tel. (0221) 7393262;
[email protected]
typhoon
„Abschnitt 40“, Foto: RTL
Meldungen – [email protected]
typhoon films zieht nach Köln. Mitte Juni verlegt die Produktionsfirma ihren Geschäftssitz
von Hürth in den Stadtwaldgürtel 42 in 50931 Köln und ist dann unter der Telefonnummer (0221)
2827580 zu erreichen. Einzig die Comedy-Redaktion bleibt in den MMC Studios in Hürth,
um die direkte Anbindung an das Studio nicht zu verlieren.
Im August eröffnet typhoon außerdem ein Büro in München, das von Fritz Wildfeuer
geleitet wird. „Mit den Niederlassungen in Köln, München und Berlin decken wir die Städte ab,
wo die Mehrzahl unserer Autoren und Regisseure lebt“, so Marc Conrad. Aktuell hat typhoon
in Berlin die Dreharbeiten für das Sat.1-Movie „Romantic Suite“ abgeschlossen. Außerdem in
Produktion sind weitere Folgen von „Abschnitt 40“ (RTL), für die typhoon im Mai mit dem Bayerischen Produzentenpreis ausgezeichnet wurde. Im Kinobereich sind zwei neue Filme für den
Sommer 2005 geplant: Eine Familienkomödie und ein Drama über junge Deutsche, die im Ausland in eine Krisensituation geraten. Schon in diesem Jahr wird typhoon in der Eifel die Koproduktion „Hochzeitsfeier“ realisieren (siehe Dreharbeiten S. 31 ).
typhoon films, Tel. (0221) 2827580; [email protected]
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14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 6
Stephen Frears
und seine Schüler,
Foto: Claudia Ast
Neues aus der Filmschule
Stephen Frears an der ifs: Im Mai begeisterte der Regisseur in Köln
als Dozent des Weiterbildungsseminars „International Producing“.
Unter dem Thema „Practical Development“ vermittelte Frears jungen
Produzenten, Producern und Produktionsleitern anhand von Fallbeispielen seine Arbeit an unterschiedlichen Filmprojekten. Neben der Auswahl der „Head of“-Departments (z.B. Kamera, Szenen- und Kostümbild) standen die Zusammenarbeit mit und seine Anforderungen an die
Produktion im Mittelpunkt. Begleitet wurde Frears von der Produzentin Lynda Myles, Patin des Programms International Producing, mit
der er bereits zwei Filme produziert hat („The Van“, „The Snapper“).
Im Rahmen des Programms entwickeln die Teilnehmer in insgesamt neun
Workshops über einen Zeitraum von einem Jahr ihr eigenes Projekt mit
dem Ziel, es auf internationaler Ebene als abendfüllenden Spielfilm für
TV oder Kino zu produzieren. Weiterbildungs-Teilnehmerin Francoise von Roy berichtet begeistert. „Stephen und Lynda gaben uns einen unvergleichlich inspirierenden Einblick in die Zusammenarbeit von
Produzent und Regisseur!“
Im Rahmen des medienforum nrw lädt die ifs zu verschiedenen
Veranstaltungen ein. In Kooperation mit der „Cologne Conference“ wird
am Montag, den 21. Juni, ein Filmmusik-Workshop mit dem argentinischen Komponisten Lalo Schifrin , der in diesem Jahr den Internationalen Filmmusikpreis Bonn erhält stattfinden. Die Reihe „Spectrum Junger Film“ von Cologne Conference, Filmstiftung
NRW, KHM und ifs zeigt abends im Filmhaus über 20 fiktionale und
dokumentarische Filme von Nachwuchsregisseuren. Vom 21. bis 23.
Juni präsentiert sich die ifs auf dem Qualifizierungsforum „Generation M“ mit einem Infostand in der Halle 5.1 auf dem Medienforum.
Vom 2. bis 4. Juli leitet Hans-Christian Schmid einen Schauspiel-Workshop an der ifs. Aus diesem Anlass zeigt das Kölner Filmhaus-Kino am Freitag, den 1. Juli, um 19 Uhr in Anwesenheit des Re-
Trickboxx
gisseurs seinen Film „Lichter“. Ab dem 1. August trainiert Schauspiellehrer M.K. Lewis an der ifs wieder Schauspieler für das Spiel vor der
Kamera. Jeder Workshop läuft über zwei Wochen: „Camtech for Actors - Part I“ und „Scene Study“ vom 1. bis zum 13. August (Bewerbungsschluss: 1. Juli), „Camtech for Actors - Part II“ und „Master Class“
vom 15. bis 27. August (Bewerbungsschluss: 15. Juli). Es bestehen Fördermöglichkeiten bei FFA, GVL und den Arbeitsämtern.
Interessenten des Weiterbildungsprogramms Trickfilm/Animation können sich noch bis zum 2. Juli an der ifs bewerben.
Noch bis zum 19. Juli läuft die Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang Filmmontage.
Infos und Bewerbungsunterlagen: www.filmschule.de
ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected]
Kölner Filmhaus
AIM
Workshops in Sachen Regie, Filmgeschäftsführung und Videojournalismus veranstaltet im Juli das Kölner Filmhaus. Film- und TV-Regisseurin Bettina Woernle bietet eine Regie-Einführung an (Regie
I; 28.06. - 02.07.), und „Tatort“-Regisseur Niki Stein befasst sich mit
praktischer Regiearbeit (Regie II; 5.07. - 09.07). Im Workshop von Claudia Krappen, selbst langjährige Filmgeschäftsführerin, können sich
Produktionsmitarbeiter vom 8. bis 11. Juli Grundlagen und weiterführenden Kenntnisse der Filmgeschäftsführung aneignen. Schließlich
coacht Ulrich Schmissat, Regisseur und Schauspieler, im Seminar
„Videojournalist II – Advanced“ die Teilnehmer für Interview, Aufsager
und Dramaturgie (12. - 16.07.)
Infos unter www.koelner-filmhaus.de.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-31;
[email protected]
Nachdem es in der schwierigen Finanzsituation geglückt ist, die Arbeit von AIM KoordinationsCentrum für Ausbildung in
Medienberufen fortzuführen, wird Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW, auf der nächsten Mitgliederversammlung den Vorsitz des Vereins
abgeben. Schmid-Ospach: „AIM leistet Wichtiges, und ich hoffe, dass mein jetziger Stellvertreter Wolfgang Fuchs, Leiter Stabsstelle
Medien bei der Stadt Köln, den Vorsitz übernimmt.“
AIM, Tel. (0221) 6500850;
[email protected]
Neues aus der KHM
Am 1. und 2. Juni feierten 27 Diplomanden der Kölner Kunsthochschule für Medien im
Kino Cinenova ein filmreiches und stimmungsvolles Abschlussfest. Die zweitägige, so genannte
„Schlussklappe“ ist die gemeinsame Premierenfeier der KHM-Absolventen, auf der sie der Öffentlichkeit ihre Werke präsentieren. Wer das verpasst hat, sollte sich vom 28. bis 31.Juli Zeit
nehmen, um die „Altitude 04“ zu erleben, die Tage der offenen Tür an der KHM. In Ausstellungen, Aktionen und Filmvorführungen zeigt sich die Schule dann erneut von ihrer besten Seite . Außerdem zeigt die KHM noch bis zum 21. Juli im Kölner Off-Broadway die Reihe „Best of
KHM-Dokus“.
„In die Hand geschrieben“, der erste lange Spielfilm von Rouven Blankenfeld, wurde in die
Reihe „Neue deutsche Kinofilme“ beim Filmfest München (26.06. - 03.07.) eingeladen. Kameramann und KHM-Student Frederik Walker benutzte für den Dreh erstmals das neue Videoformat mini-35. Die Filmstiftung NRW hat die Herstellung der für den Festivalauftritt
nötigen 35 mm Kopie gefördert.
Auf dem Festival in Karlovy Vary (02. - 10.07.) feiert der in Serbien gedrehte Abschlussfilm von Jovan Arsenic „Povratnik / Heimkehrer“ seine internationale Premiere. Der Film war
bereits im Rahmen der Cologne Conference in der Reihe „spectrum junger film“ zu sehen.
KHM, Tel. (0221) 201890; [email protected]
6
[email protected]
– Meldungen
Die Duisburger filmothek der jugend
nrw e.V. verleiht kostenlos eine Trickboxx, die
aus einem Tricktisch mit Leuchten und einer
digitalen Kamera besteht. Mit der können Kinder den einfachen und spielenden Umgang
mit dem Medium Trickfilm lernen. Ihre fertigen Filme können die stolzen „Produzenten“
(zwischen 6 und 12 Jahren) Ende September
beim 1. Trickboxx-Festival NRW in Essen präsentieren. Zudem werden die Werke
im Fernsehen vom Offenen Kanal Essen
e.V. ausgestrahlt. Auch das KI.KA-Medienmagazin „Trickboxx“ mit Reporter Juri Tetzlaff präsentiert eine Auswahl der eingereichten Filme.
www.trickboxx-festival.de
filmothek, Tel. (0203) 410 58 25;
[email protected]
KunstFilmBiennale
Erstmals wird der von der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst ausgelobte Förderpreis für experimentellen Film in diesem
Jahr im Rahmen der KunstFilmBiennale in
Köln verliehen. Um die ausgeschriebenen
25.000 Euro konkurrieren formal und inhaltlich innovative Filme oder Videos in Deutschland lebender Künstler. Voraussetzungen für
eine Teilnahme bilden die Länge des Werkes
(maximal 60 Minuten), Produktionsjahr (ab
2003) und Alter der Regisseure (bis 35). Der
Einsendeschluss für Arbeiten ist der 30. Juni
2004.
Vom 23. bis 25. Oktober schließlich gibt
es die an der Endrunde teilnehmenden Filme
im Kino des Museum Ludwig zu sehen. Bewerbungen sind ausschließlich über ein Formular auf der Website möglich.
www.kunstfilmbiennale.de
KunstFilmBiennale, Tel. (0221)
2265731; [email protected]
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14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 7
Teamfilm Award
50. Kurzfilmtage Oberhausen
Das Produktionsteam der „Soko Köln“ (Network Movie) ist Sieger des TeamfilmAwards, der Anfang Juni erstmals im Kölner
Filmhaus an die besten internen Drehdokus
von Filmcrews verliehen wurde. „So muss ein
Teamfilm sein: schräg, ironisch und sehr, sehr
witzig“, lautet die Begründung der neunköpfigen Fachjury. Der zweite Preis ging an das
Team des Tatorts „Sag nichts“ (Colonia Media) und das Team der Kinoproduktion „Was
nützt die Liebe in Gedanken“ (X Filme). 31
Film- und Fernsehproduktionen hatten sich um
die neue Auszeichnung beworben. Initiator
Stephan Tarnow (PLANpunkt): „Die Idee
zum Team Film Award ist so gut angekommen, dass der Preis auch im nächsten Jahr vergeben wird.“
www.teamfilmaward.com
PLANpunkt, (0221) 91255710,
[email protected]
Die Preisträger:
Internationaler Wettbewerb
Großer Preis der Stadt Oberhausen ex aequo
(je 3.750 EUR) an:
Od – El camino, R: Martin Mejia, Kolumbien
und La tresse de ma mère, R: Iris Sara
Schiller, Frankreich.
Hauptpreise (je 3.500 EUR) an: WASP,
R: Andrea Arnold, GB und Fabulous
Creatures, R: Eunjung Hwang, USA.
Arte Preis (2.500 EUR) an: „1.35“, R: Milan
Balog, Slowakische Republik.
Preis der Jury des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport
des Landes NRW (10.000 EUR) an:
WASP, R: Andrea Arnold, GB.
FIPRESCI-Preis (1.500 EUR) an: Super Documentary: Zeneisenjutsu, R: Kanai
Katsu, Japan.
Preis der Ökumenischen Jury (1.500 EUR)
an: „Britanya“, R: Marjoleine Boonstra,
Niederlande.
Preis der Kinojury an: „Two Cars, One
Night“, Taika Waititi, Neuseeland.
Preis der Internationalen Kurzfilmtage
ex aequo (je 250 EUR) an:
„The Epilogue“, R: William Owusu, Kenia
und „Habana Holiday (Yo soy malo)“,
R: Chris Maher, USA.
Short Cuts Cologne
Die siebte Ausgabe der Short Cuts Cologne findet vom 1. bis 5. Dezember statt.
Über Anmeldungen in allen gängigen Videound Filmformaten freuen sich die Veranstalter noch bis zum 15. August.
www.short-cuts-cologne.de.
Short Cuts Cologne, Tel. (0221)
22271027; [email protected]
Deutscher Wettbewerb:
1. Preis (5.000 EUR) an:
„Living a Beautiful Life“, R: Corinna Schnitt
3sat-Förderpreis ex aequo (je 1.250 EUR) an:
„Krankenhaus“, R: Micah Magee und
„Barbershop Politics“, R: Hannes Gieseler, Anja Schütze, Kartick Singh.
Kinder- und Jugendfilmwettbewerb:
Preis der Kinderjury (1.000 EUR) an:
„Seven’s Eleven“, R: Amy Iorio, USA.
Preis der Jugendjury (1.000 EUR) an:
„Oranges“, R: Kristian Pithie, Australien.
MuVi-Preis:
1. Preis „Let’s Push Things Forward“
(The Streets), R: Martin Sulzer, Andi
Triendl, Julia Weiger (2.500 EUR).
2. Preis: „mugen kyuukou how to
believe in jesus“ (Tujiko Noriko), R:
Graw Böckler (1.500 EUR).
3. Preis: „Die Zeit heilt alle Wunder“
(Wir sind Helden), R: Cornelia Cornelsen, Florian Giefer (1.000 EUR).
Publikumspreis: „Dinge von denen“
(Die Ärzte), R: Norbert Heitker (500
EUR).
Feminale
Das 12. Kölner Frauenfilmfestival Feminale
findet 2004 vom 6. bis 10. Oktober statt und
präsentiert in seinem Sonderprogramm „Pionierinnen des ethnografischen Films“ mit Werken von Zora Neale Hurston, Margret
Mead, Melissa Llewelyn-Davis , Jean
Lydall und Judith MacDougall. Von den
20er Jahren bis in die jüngere Gegenwart hinein präsentiert das Programm einen Querschnitt durch weibliche Dokumentarfilmarbeit
des 20. Jahrhunderts.
Feminale e.V., Tel. (0221) 1300225;
[email protected]
Oberhausen-Preisträger: „Od – El Camino“ aus Kolumbien
Kinofest Lünen
Cannes: Doppelter Whisky
Für das Kinofest Lünen, das in diesem Jahr
vom 18. bis 21. November gefeiert wird, endet die Anmeldungsfrist für die Filme am 20.
August. Anmeldungsunterlagen und weitere
Infos unter www.kinofestluenen.de.
Kinofest Lünen, Tel. (0221) 72 95 96;
[email protected]
Kleine Einladung, große Wirkung: Auch wenn die Presse noch darüber streitet, ob der Applaus
nun zehn oder fünfzehn Minuten dauerte, die Aufführung von Hans Weingartners Film „Die
fetten Jahre sind vorbei“ im Wettbewerb des Festival de Cannes sorgte für gute Stimmung
in der deutschen Gemeinde, die in diesem Jahr wenig Grund zum Klagen hatte.
Auch die Filmstiftung NRW präsentierte sich in Cannes wieder gemeinsam mit Focus
Germany und der Export-Union auf dem German Boulevard. In den Reihen des Festivals
waren die Düsseldorfer Filmförderer mit zwei geförderten Filmen vertreten. Neben Jessica Hausners „Hotel“ lief in der Sektion Un Certain Regard auch die internationale Koproduktion
„Whisky“. Das Werk des Regieduos Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll erhielt gleich zwei
Auszeichnungen: den „Prix du regard original“ und den Kritikerpreis Fipresci. Die Koproduktion zwischen Uruguay, Argentinien und Deutschland entstand in Zusammenarbeit mit
der Kölner Pandora Filmproduktion.
Für Pandora-Produzent Karl Baumgartner gehen die Ehrungen auf dem 57. Filmfestival von Locarno (4. – 14.08.) gleich weiter: Dort erhält er den Rezzonico Preis für unabhängige Filmproduzenten. Herzlichen Glückwunsch „Baumi“.
Duisburger
Filmwoche
Anmeldungen für das Dokumentarfilmfestival,
das in diesem Jahr vom 8. bis 14. November
stattfindet und unter dem Motto „Material“
steht, sind noch bis zum 25. August möglich.
www.duisburg.de/filmwoche.
Duisburger Filmwoche,
Tel. (0203) 2834187;
[email protected]
Kurz & schön
Der Internationale Nachwuchswettbewerb
Kurz & schön von KHM und WDR bittet um
die Einsendung von Beiträgen bis spätestens
25. Juli 2004.
www.kurzundschoen.khm.de.
Kunsthochschule für Medien, Tel.
(0221) 9499682; [email protected]
Das ist
das Ruhrgebiet
Hochöfen, Zechengelände und Trinkhallen in
grauer Straßenkulisse: Dass diese Ikonographie
des Ruhrgebiets schon lange nicht mehr den Tatsachen entspricht, wird von den Bilderproduzenten ungern wahrgenommen. Der Strukturwandel ist in vielen Bereichen längst vollzogen,
nun müssten die Bilder langsam folgen. Dazu begibt sich das Symposium „Endlich so wie überall“ auf die Suche nach „neuen dokumentarischen Bildern des Ruhrgebiets“. Die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW
veranstaltet das umfangreiche Seminar am 30.
Juni und 1. Juli im Kino SABU der Essener
Lichtburg. Doku-Soaps („Harry & Toto“ oder
„Abnehmen in Essen“) werden ebenso wie aktuelle Kinodokumente („Die Champions“) auf
die Frage hin untersucht, ob der Dokumentarfilm bereits in der Lage ist, dem neuen Ruhrgebiet adäquate Bilder abzugewinnen. Anmeldungen sind online unter www.dokumentarfilminitiative.de möglich.
Dokumentarfilminitiative, Tel. (0208)
471934; [email protected]
Preisträger in Cannes: „Whisky“, Foto: Bavaria
„Heimkehrer“ von Jovan Arsenic, Foto: KHM
Meldungen – [email protected]
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• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 8
World Wide
Trade Show
Warten auf die „Sommerblitze“
Sommerblitze
Nicos Ligouris’ abendfüllender Dokumentarfilm „Sommerblitze“ gewann den ersten Preis auf dem Dokumentarfilmfestival in
Thessaloniki. Die deutsch-griechische Koproduktion über den Betreiber einer kleinen, abgelegenen Pension im Süden Kretas entstand
mit Unterstützung der Filmstiftung
NRW (Produktion 2). Außerdem gewann der
Film Anfang Juni auf dem Festival Ecocinema
auf Rhodos den ersten Preis als bester Mittelmeerfilm.
Nicos Ligouris, Tel. (030) 8812844;
[email protected]
Hörspielpreise
Am 7. Juni erhielt Elfriede Jelinek im Plenarsaal des deutschen Bundesrates den Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für
Radiokunst, den ihr die Jury unter Leitung
von Prof. Dr. Jörg Drews für ihr Hörspiel
„Jackie“ zugesprochen hatte. „Hören ist Denken“, so Jelinek in ihrer Dankesrede. Bilder
würden die Menschen zwingen, sich anzupassen, das Hören schaffe dagegen private
Freiräume, fern von Konsum und gesellschaftlichen Normierungen.
Weniger feierlich, aber nicht weniger bedeutend, ging die Verleihung des Deutschen
Kinderhörspielpreises über die Bühne, die
im Rahmen eines Kinderfestes im Wuppertaler Zoo stattfand. Der Preis, den die Filmstiftung NRW und die Stadt Wuppertal alle zwei Jahre vergeben, ging an Stefan
Hardt und Gabriele Neumann. Die
Schirmherrschaft hatte Dr. Gertrud Steinbrück übernommen.
Die Kritikerjury hat aus über 50 eingereichten Kinderhörspielen einstimmig „Einfach
Schnickschnack“ von Regisseur und Musiker
Stefan Hardt, nach Texten von Daniil Charms,
zum Sieger gekürt. Hardts Hörspiel, das aus
einer Menge kleiner Geschichten besteht, wurde vom Hessischen Rundfunk (hr) und dem
Norddeutschen Rundfunk (NDR) realisiert.
Die Kinderjury, die aus Wuppertaler Schülern im Alter von acht bis neun Jahren bestand,
entschied sich für Gabriele Neumanns Hörspiel
„Mascha und Mucks, die Mäuseprinzessin“,
das Regisseur Karlheinz Liefers für das DeutschlandRadio Berlin (DLR) realisierte.
Auch in diesem Jahr ist der Kölner Cinedom
Location für Deutschlands größte Kinomesse.
In der Herbst Trade Show 2004 (31. 08.
- 02.09.) präsentieren Verleihunternehmen mit
Unterstützung der Stadt Köln ihre kommenden Kinohits. Erwartet werden mehr als
1000 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz und den Benelux-Staaten. Veranstalter sind die Verleiher Buena Vista, Columbia TriStar, Constantin Filmverleih,
Concorde Film, Solo Filmverleih, Tobis
Film, Twentieth Century Fox, UIP,
Warner Bros. sowie der Central Film
Vertrieb, der traditionsgemäß ein oder zwei
Firmen und deren Filme vorstellt. Die Projektleitung liegt wieder beim Kölner Büro
Schmitt & Teigler GbR (BST), das ab sofort Partner, Sponsoren oder Aussteller für die
Herbst Trade Show akquiriert.
BTS, Tel: (0221) 729596
Talking Heads bei
VFFVmedia
Die neuen Richtlinien zur Vergabe von Bankkrediten - kurz: „Basel II“ - sollen bis Ende 2006
eingeführt sein. Schon jetzt aber führen die
Banken vor der Vergabe eines Kredits eine Bonitätsprüfung, ein sogenanntes Rating, des
Kreditnehmers durch. Im Rahmen der Reihe
TalkingHeads des VFFVmedia Verband
der Fernseh-, Film-, Multimedia- und
Videowirtschaft e. V. gibt Raimund
Franken von der Wuppertaler rmc rinke
medien consult praktische Hinweise zur Rating-Optimierung. Die Veranstaltung „Der Tod
zu Basel“ findet am 5. Juli um 19 Uhr im Hilton Cologne statt.
VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0;
[email protected]
Neues Heim für
Filmkritiken-Archiv
Als der Film-Dienst Ende 2003 in sein neues Domizil nach Bonn zog, durfte sein im Laufe von über 40 Jahren erstelltes Kritikenarchiv
aus Platzgründen nicht mit. Jetzt hat der in
zehn Karteischränken sortierte Schatz eine
neue Heimstatt gefunden. Die Sammlung ist
in das Schriftgutarchiv des Filmmuseums
Düsseldorf eingegliedert worden.
Bibliothek Filmmuseum,
Tel. (0211) 8993777; bibliothek.
[email protected]
Regisseurinnen
Guide
Das Dortmunder Internationale Frauenfilmfestival Femme Totale hat den „Regisseurinnen Guide“ herausgegeben. Für eine
Schutzgebühr von fünf Euro stellt das Buch auf
296 Seiten etwa 130 deutsche Regisseurinnen
in Bio- und Filmografie vor. Zu beziehen ist das
Werk unter www.femmetotale.de.
Femme totale, Tel. (0231) 5025162;
[email protected]
Jo Baiers „Stauffenberg“, Foto: SWR
Stauffenberg
Mit Jo Baiers „Stauffenberg” eröffnet zum ersten Mal ein deutscher Beitrag das Fernsehfestival in Monte Carlo (28.06. – 03.07.04). Die von der Filmstiftung NRW geförderte SWR-Produktion über die Männer des 20. Juli kann auch online punkten: Die Website
www.swr.de/stauffenberg wurde für den Grimme Online Award nominiert. Die Verleihung findet am 22. Juni auf Schloss Bensberg bei Köln statt.
Dusty
Dem Charme der liebenswerten Hausstaubmilbe „Dusty“ (Regie: Matthias Bruhn) konnte sich auch die Jury des Friedrich-Murnau-Preises
nicht entziehen. Die von der Filmstiftung NRW geförderte und vom
WDR koproduzierte Produktion des
Kölner Trickstudios Lutterbeck
gewann bei der 10. Ausgabe des
Kurzfilmpreises die Auszeichnung in
der Kategorie Animationsfilm/Kinderfilm.
Trickstudio Lutterbeck,
Tel. (0221) 216427;
[email protected]
Murnau-Preis für Dusty, Foto: Lutterbeck
8
... heißt ein neues Dokumentarfilmprogramm,
mit dem der WDR und die Filmstiftung
NRW aufwendige Dokus unterstützen, die für
den internationalen Markt produziert werden.
Die erste Förderung, die in der langfristig angelegten Reihe von der Filmstiftung vergeben
wird, beträgt 475.000 Euro und geht an
„Windstärke acht”, eine Produktion der
Münchner Caligari Film über Amerika-Auswanderer im 19. Jahrhundert.
Im September wird dafür im Hamburger
Hafen ein Segelschiff mit 20 Passagieren und
15 Mann Besatzung die Überfahrt nach New
York wagen. Auf eine luxuriöse Kreuzfahrt
können sich die Beteiligten an der 1,7 Millionen Euro teuren Produktion nicht freuen, denn
an Bord erwarten sie die gleichen Bedingungen, mit denen auch die Auswanderer im Jahr
1850 zu Recht kommen mussten.
Filmstiftung NRW, (0211) 930500;
[email protected]
[email protected]
– Meldungen
• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
15:13 Uhr
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Deutscher
Medienrechtstag
Am 21. Juni treffen sich in Köln Fachjuristen aus ganz Deutschland zum 7.
Medienrechtstag. Unter dem Thema
„Holt mich hier raus – aus dem Vertrag!“
geht es um die Inhalte, die in rechtlich
zulässiger Weise in Mitwirkenden- und
Künstlerverträgen vereinbart werden
können.
www.dmrt.de.
Deutscher Medienrechtstag,
Tel. (0221) 272980;
[email protected]
Richtlinien:
Förderung und
Umsatzsteuer
Jean-Jacques Annaud, Foto: Uwe Völkner
Medienpreis
für Annaud
Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud erhielt Anfang Mai im
Aachener Rathaus für seine Verdienste
um den europäischen Film den Europäischen Medienpreis. Die „Médaille Charlemagne pour des Médias Européens“ wird jährlich im Zusammenhang mit dem Karlspreis vergeben.
Transparenz für
Europa
120 direkte und indirekte Unternehmensbeteiligungen von ARD und ZDF
listet der jüngste Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten
KEF auf. Tatsächlich waren die Rundfunkanstalten vor Jahren von der Politik
ausdrücklich zum Unternehmens-Outsourcing ermuntert worden, um durch
Nebeneinnahmen die Rundfunkgebühren niedrig zu halten. Für das öffentlichrechtliche „Schattenreich“ (so der Medienrechtler Reinhard Ricker) interessierte sich nun auch die EU-Kommission in Brüssel. Sie wollte im April
per Fragenkatalog u.a. herausfinden, ob
es „Vorzugsbehandlungen der Produktionstochtergesellschaften“ wie Studio
Hamburg (NDR) oder Bavaria Film
(WDR, SWR, MDR) gebe. Eine der
Vorhaltungen von EU-WettbewerbsKommissar Mario Monti: Es sei üblich,
dass die ARD von unabhängigen mittelständischen Produzenten mit Zinsen versehene Bankbürgschaften zur Absicherung des Drehvorhabens verlange. Bei ihren Töchtern verzichte sie jedoch darauf.
Der WDR, über die Westdeutsche
Rundfunkwerbung GmbH zu 33,35
Prozent an der Bavaria beteiligt, nimmt
Cinema-Retter:
Christine Müh,
Jens Schneiderheinze,Thomas
Behm, Jochen
Fengler v.l.
Da in der Vergangenheit bei einigen Finanzverwaltungen Unklarheit bestand,
ob die Fördergelder der Filmstiftung
NRW der Umsatzsteuer unterliegen, hat
die Düsseldorfer Filmförderung ihre
Richtlinien geändert. Damit soll klar geregelt werden, dass die Fördergelder
nicht umsatzsteuerpflichtig sind, da kein
direkter Leistungs-Ausstausch besteht. In
der Praxis bedeutet das, dass der Passus
3.1.6. ersatzlos gestrichen wurde.
Details zu den Änderungen finden
Sie auf der Website der Filmstiftung:
www.filmstiftung.de.
die Vorhaltungen gelassen: „Die Beschwerde ist unbegründet.“ Auf Nachfrage erklärte Gudrun Hindersin als
stellvertretende WDR-Pressesprecherin, die Geschäftsbeziehungen zu den
Töchtern entsprächen den marktüblichen
Bedingungen. Hindersinn: „Eine Quersubventionierung findet nicht statt“.
Überdies seien die Beziehungen des
WDR zur Bavaria transparent und unterlägen einer vielfältigen Kontrolle „namentlich durch die Aufsichtsgremien des
WDR - und zukünftig weiter verstärkt –
durch den Landesrechnungshof“. Eine
Trennung des WDR von seiner BavariaBeteiligung durch die WDR mediagroup GmbH komme also nicht infrage, „solange die mittelbare Beteiligung
des WDR für diesen wirtschaftlich und
unter Produktionsgesichtspunkten sinnvoll ist“. Im übrigen werde eine Veräußerung weder von der Kommission noch
von den Beschwerdeführern verlangt.
Den Monti-Vorstoß hatte der Verband
Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) vor einem
Jahr mit einer Beschwerde über die Höhe der deutschen Rundfunkgebühren initiiert. Im VPRT sind TV-Unternehmen wie
RTL und ProSieben Sat.1 Media organisiert.
Meldungen – [email protected]
Rettung in Münster
Das preisgekrönte Münsteraner Programmkino Cinema ist wohl gerettet. Dabei stand
es noch vor kurzem vor dem Aus. „Wenn die Besucherzahlen so bleiben, müssen
wir im Sommer schließen“, kündigte im April Geschäftsführer Jens Schneiderheinze
an. Die endgültige Entscheidung schien am seidenen Faden zu hängen – an Michael
Schorrs „Schulze get`s the Blues“. Der Film sollte das für den Erhalt des Cinemas
nötige Geld in die leere Kasse spülen. Die münsterschen Cineasten reagierten mit einer Abstimmung an der Kinokasse. „Schultze gets the blues“ verzeichnete mehr Gäste als erwartet - und das bei sonnigem Wetter. Auch andere Filme zogen an. Seitdem Schneiderheinze und Co-Geschäftsführer Thomas Behm an die Presse gingen, hat sich viel getan. Von den Fans kamen Sachspenden, praktische Hilfe und Geldspenden, von der Stadt Münster und den Parteien hilfreiche Zusprüche. Bei einem Fest im Mai wurden rund 7.000 Euro eingenommen. Dieses Geld sowie die Spenden flossen auf das Konto eines Fördervereins, der das Cinema nun auch in Zukunft
weiter begleiten wird. Vielleicht liegt der neue Aufschwung des Cinemas auch am
Schwein von Rainer Bode. Das trat nämlich am 50.Geburtstag des Geschäftsführers
des NRW-Verbandes Soziokultureller Zentren in sein Leben, wurde „Scarlett“ getauft und vom Geburtstagskind spontan als Glücksbringer dem Cinema gewidmet.
Cinema, Tel. (0251) 30307; [email protected]
Kino im Schloss
Östlich von Köln waren bis vor ein paar
Jahren noch belgische Truppen stationiert. Die Streitkräfte unterhielten Schulen, Kaufhäuser und Kinos. In Rösrath
hinterließen sie beim Abzug auf dem Gelände von Schloss Venauen auch das Cinéma Athénée Royal, das zuletzt
auch als Theater genutzt wurde. Allerdings haben die Soldaten alle Kinosessel abmontiert und mit nach Belgien genommen. Andreas Lüderitz, als Producer und Kulturmanager tätig, hat ein
Konzept auf der Basis von public-private-partnership für ein multifunktionales
Stadttheater mit Special Interest-Kino
entwickelt, das im ehemaligen Athénée
Royal Raum finden könnte. Das
Bundesvermögenssamt, in dessen
Besitz sich Schloss Venauen befindet, sowie ein Investor haben bereits Interesse signalisiert. Lüderitz hat Erfahrung mit
der Umwidmung hochherrschaftlicher
Gemäuer: In Rösrath entwickelte er bereits erfolgreich das Kulturzentrum
Schloss Eulenbroich.
Andreas Lüderitz,
Tel.: 0172-420 92 54;
[email protected]
Kinofreie Stadt
Aachen?
Nach Pleiten und Mietstreitigkeiten erlebt Aachen zur Zeit einen erschreckenden Tiefstand in der Kinoversorgung: Anfang Mai gab es nur noch vier Säle und
500 Kinosessel für 250.000 Einwohner.
Zwar wurde das historische Capitol
wieder eröffnet, doch wochenlang stand
der neue Ufa-Palast (neun Säle) leer. Bei
Redaktionsschluss zeichnete sich eine
Übernahme durch die Gebrüder
Stürtz ab, die in Alsdorf bereits den Cinetower betreiben. Hundert Meter weiter kann das Eden mit fünf Sälen nicht
bespielt werden. Die Aachener Altlantis Filmtheater GmbH hatte das
Ufa-Kino übernommen, scheiterte
aber an Umständen, die sich aus der Insolvenz der Ufa-Gruppe ergaben: Die
knapp 20 alten Mitarbeiter hatten auf
Weiterbeschäftigung geklagt und gewonnen.
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14.06.2004
Netzwerk
Filmstädte
Leverkusen und Kevelaer sind dem
Netzwerk Filmstädte NRW beigetreten und haben damit die Zahl der
Mitglieder auf 23 erhöht. Unterstützt von
der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen haben sich nordrhein-westfälische
Städte und Kreise zusammengeschlossen, um vor Ort Film- und Fernsehproduktionen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu begleiten. Leverkusen
(ca. 160.000 Einwohner) kann bereits
auf Dreharbeiten im Stadtgebiet verweisen. Produziert wurden hier u.a. Szenen für „Alarm für Cobra 11“, die „Wochenschau“ oder „Ladykracher“. Außerdem drehte Regisseur Kaspar Heidelbach
am Schloss Morsbroich die Fernsehkomödie „Die verhexte Hochzeit“. In Kevelaer wurde bislang noch nicht gedreht, dabei bietet das 27.000 Einwohner zählende Städtchen im Kreis Kleve
mehr als nur die berühmte Wallfahrtskulisse.
FiMeA
Im März wurde in Aachen der Verein
Film und Medien Aachen, kurz FiMeA gegründet. Ziel der 21 Gründungsmitglieder ist die Bündelung und
Strukturierung aller im Film- und Medienbereich tätigen Unternehmen der
Region sowie die Förderung der Branche
und die Außendarstellung seiner Mitglieder auf einer gemeinsamen Plattform.
Ulla Nickel, Tel. (02408)
989011, [email protected]
Andreas Pelzner, Tel. (0241)
9551711, [email protected]
15:13 Uhr
Seite 10
Die Städte
und Kreise des
Netzwerkes:
Aachen
Bielefeld
Bochum
Bonn
Düsseldorf
Duisburg
Dortmund
Erftkreis
Essen
Hamm
Herne
Hürth
Kevelaer
Köln
Leverkusen
Lünen
Mönchengladbach
Münster
Münsterland
Rhein-Kreis Neuss
Kreis Siegen-Wittgenstein
Viersen
Wuppertal
„Motivwechsel“ lautet der
programmatische Titel einer
Ausstellung, die LocationScouts aus NRW gemeinsam
mit der Filmcommission
NRW entwickelt haben.
Mit der Auswahl der Bilder,
die auch auf dem Internationalen Filmkongress
der Filmstiftung NRW zu
sehen sind, wollen die Scouts
ungewöhnliche Blicke
jenseits der gewohnten
Perspektiven auf das Filmland werfen. In dieser und
Infos unter
www.locationnrw.de
der nächsten Ausgabe wird
der Newsletter einige
Locations der Ausstellung,
die von Nicque Derenbach
(scout & find) und
Andrea Baaken (Filmmost wanted
Tel. (0700) 75747372;
[email protected]
commission NRW) konzipiert
wurde, präsentieren.
LocationAusstellung
Die Location-Ausstellung der Filmcommission NRW ist weiter auf Tour:
Nach einer Kurzvisite in Brüssel sind die
großformatigen Fotografien mit ausgewählten Motiven aus NRW anlässlich des
75. Stadtjubiläums vom 7. bis 21. Juli im
Rathaus Barmen (Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags zwischen 7.30 und
20.00 Uhr) zu sehen. Die Stadt Wuppertal und die Wuppertaler Kinos Theater an der Gathe, CinemaxX und
Cinetal veranstalten außerdem „Wuppertaler Kinowochen“ in denen u.a. in
Wuppertal gedrehte Filme wie „Der Krieger und die Kaiserin“, „Der Poet“ und
„Das Experiment“ gezeigt werden.
www.wuppertal.de.
Die Bilder sind auch
auf der Motivdatenbank
www.locationnrw.de
zu finden.
LocoMotiv
Tel. (0221) 1207821;
[email protected]
10
[email protected]
– Location
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14.06.2004
15:13 Uhr
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iconworx
Tel. (0234) 9117382;
[email protected]
Kontakt: ZeitRaum
RechercheLocation
Tel. (0221) 132527;
[email protected]
Motivwechsel
Tobias Roelin
Tel. (0172) 5324331;
[email protected]
Location – [email protected]
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14.06.2004
15:13 Uhr
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Die Kinobranche scheut
das schöne Wetter, und damit
es nicht so schlimm kommt,
wenn es schön wird, geht sie
open air. Landauf, landab
laden die Kinos zum sommerlichen Out Door-Event.
„Findet Nemo”, „Liegen lernen”,
„L’Auberge Espanol” und „Lost
Open air in NRW
Stars unter Sternen
in Translation” sind dabei
nach einer nicht repräsentativen
Umschau die Hits der
kommenden Sommernächte.
A
uch die Filmstiftung NRW ist sommerlich aktiv und veranstaltet erneut
die Tour der FilmSchauPlätze, die
dieses Jahr wieder durch NordrheinWestfalen führt. Der Clou der Filmreihe: Nur
für einen Tag wird die Open Air-Leinwand an
einem atmosphärisch besonderen Ort aufgestellt, um dort einen zu diesem Ort passenden Film zu präsentieren. Fester Programmbestandteil ist ein Überraschungskurzfilm aus NRW, der das abendliche Filmprogramm eröffnet. Bei den einzelnen Veranstaltungsorten organisieren die lokalen Partner ein auf Ort und Film abgestimmtes Rahmenprogramm, das nicht nur kulinarische Genüsse beinhaltet. Bei allen Vorführungen ist der
Eintritt frei.
Filmschauplätze
Wieder mit dabei sind z. B. Schloss Haag in
Geldern („Harry Potter, Teil 1” am 24.07.) und
das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop („Montags in der Sonne”, 31.07.). Daneben gibt es neun neue Locations, darunter
etwa der Förderturm in Bönen („Jede Menge
Kohle”, 15.8.) und die Burg Adendorf in
Wachtberg bei Bonn, wo NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück am 21. Juli die Veranstaltungsreihe mit „Das Wunder von Bern” als
Schirmherr eröffnet. Wer mag, kann das Land
an Rhein und Ruhr cineastisch entdecken. So
ist der Niederrhein u.a. mit dem
Stahlwerk in Willich („Brassed off”,
07.08.) und dem Abteiplatz in
Kamp-Lintfort („Der Name der Rose”, 06.08.) präsent. In Westfalen
werden u.a. der Golfplatz in Fröndenberg („ Tin Cup”, 22.08.) und
das Bergkamener Sportbootzentrum Marina Rünthe („Master and
Commander”, 24.08.) zu Film-
12
schauplätzen und im münsterländischen Havixbeck die Burg Hülshof („Herr der Ringe III”,
14.08.) Die FilmSchauPlätze sind in das europäische Projekt Cinésites eingebunden, das
mittlerweile in mehreren europäischen Ländern stattfindet. Das gesamte Programm gibt
es unter www.filmschauplaetze.de oder
www.filmstiftung.de. Bei der Filmstiftung NRW
ist auch das Programmheft erhältlich.
Hafenlichtspiele
Auf gutes Wetter hofft auch die Filmwerkstatt
Düsseldorf, die während ihrer Hafenlichtspiele
2004 (30.07. – 06.08.) im Medienhafen in jeder Nacht eine besondere künstlerische Note setzt – gefördert von der Filmstiftung NRW.
Die „Nacht der Künstler” (30.07.) ist eine „Homage an Günther Uecker” - so auch der Titel der Dokumentation von Michael Kluth, die
dort Kino-Premiere hat. In der folgenden „Mu-
Leverkusen,
Schloß
Morsbroich:
„Frida“
sik-Nacht” (31.07.) sind u.a. die Dokumentationen „Rebel Music” über
die mexikanische Zapatisten-Band
Panteon Rococo und „Babylon’s Fever” über Manu Chao’s Europa-Tournee 2001 zu sehen. Am 1. August
blendet in der „Eine Welt-Nacht”
(01.08.) der Film
„Amandla!” zurück auf 40 Jahre –
auch musikalischen - Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika. Bei Einbruch
der darauffolgenden „Nacht der
Filmstiftung Nordrhein-Westfalen”
(02.08.) kommt
es in unmittelbarer Bönen: „Jede Menge Kohle“
Nähe des Firmensitzes zur Aufführung von „Halbe Miete”. „A propos du film”
heißt es in der „Nacht des Institut Français”
(04.08.), in der eine Kurzfilm-Auswahl aus den
Beständen der Cinémathèque de Toulouse zu
sehen ist. Es folgen die „Nacht der filmsociety Düsseldorf” mit Helmut Käutners „Unter den
Brücken” (04.08.), die „Media Art-Nacht” mit
Highlights vom Media Art Festival Paris (05.08.)
und zuletzt die „Nacht des Platzda! Sommerauftritts”, in der zunächst ein interaktives
Rhythmus-Orchester mit 200 Instrumenten für
Bewegung sorgt. Im Hauptprogramm beweist
der junge texanische Filmemacher Wes Anderson mit der irrwitzigen Familien-Komödie
„The Royal Tennenbaums”, dass er zu den großen Regie- und Autoren-Talenten Hollywoods
zählt. Das vollständige Programm unter
www.filmwerkstatt.de.
[email protected]
– Sommerkino
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14.06.2004
15:13 Uhr
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Arkadenhof der Universität,
Foto: Bonner Sommerkino
Wachtberg:
„Das Wunder von Bern“
Stummfilmtage Bonn
Jenseits des sommerlichen Main-Streams bewegen sich auch die Internationalen Stummfilmtage in Bonn (05. – 15.08.), die der Förderverein Filmkultur Bonn in Kooperation mit
dem Filmmuseum München und der Bonner
Kinemathek im Rahmen des „Bonner Sommers” veranstaltet. Das von der Filmstiftung
NRW geförderte Jubiläum (20 Jahre) wird mit
dem deutschen Klassiker „Die Liebe der Jeanne
Ney” (1927) von G.
W. Pabst eröffnet. Begleitet wird der Film
von den Musikern Aljoscha und Sabrina
Zimmermann mit einer eigenen Komposition. Unter freiem
Himmel und bei LiveMusik kommen im
Arkadenhof der Bonner Universität weitere Filmschätze aus
der Frühgeschichte des Kinos zur
Aufführung - vom japanischen
Film „Das Schloss aus Wind und
Wolken” (1928) von Toko Yamazaki über den mehrfarbig viraWaltrop: „Montags in
der Sonne – Los Lunes Al Sol“
Sommerkino – [email protected]
gierten isländischen Film „Berg Ejvind und seine Ehefrau” (1918) von Victor Sjöström bis hin
zu „Shiraz, das Grabmal einer großen Liebe”
(1928) von Franz Osten. Das Filmprogramm
beinhalt auch Klassiker wie Luis Bunuels Meisterwerk „Ein andalusischer Hund”, Harry Piels
actionreiches Zirkusdrama „Was ist los im Zirkus Beely?” und Stroheims
Verführungsdrama „Törichte
Frauen”. Den Abschluss des
Festivals bildet eine Movieton-Soundtrack-Version des
Films „All quiet on the Western Front” von Lewis Mileston aus dem Jahr 1930.
Zu den Musikern gehören in diesem Jahr
neben den Zimmermanns auch
wieder der Komponist, Dozent
und Dirigent Günter A. Buchwald,
der zu über 600
kurzen und langen Stummfilmen
den Kinoton geliefert hat. Auch Heiligenhaus: „Easy Rider“
der Londoner
Komponist, Autor, Pianist und Schauspieler Neil Brand ist bereits seit längerem Gast der Stummfilmtage.
Schließlich ist Joachim Bärenz, der 2003 den
von der Filmstiftung NRW und dem Verband
der deutschen Filmkritik ausgelobten Filmkritikerpreis erhielt, seit Beginn des Bonner Sommerkinos als Musiker dabei und wird auch in
diesem Jahr mit seinen Improvisationen die
Stummfilme begleiten. Neu zu Gast ist der
Filmkomponist Marius Ruhland, der unter anderem die Filmmusik zu Tom Tykwers „Heaven” komponierte. Das ganze Programm unter www.bonnerkinemathek.de
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14.06.2004
Seminare für
NachwuchsProduzenten
Dass MEDIA jungen Produzenten wirksam
Starthilfe gibt, hat Stephanie Bahr gleich
zweimal erfahren. Erstklassige Nachhilfe
in Sachen Finanzierung und Vertrieb erhielt
die Bonner Produzentin im März am AKMI Management Seminar für Film-Produzenten, einem Weiterbildungsangebot
von MEDIA im griechischen Thessaloniki.
Das griechische Ausbildungsinstitut organisiert ein Trainingsprogramm für Produzenten, Juristen, Redakteure und Medienschaffende aus dem Film- und TV-Bereich. „Das gewonnene Wissen aus den
Vorträgen konnte man sofort in Gruppenarbeit an Hand eines konkreten Beispiels durchspielen“, so Stephanie Bahr.
Für ihre junge Produktionsfirma Montagnola Productions, die eine internationale Dokumentations-Serie über Kameramänner entwickelt, fand Bahr bei AKMI
einen tieferen Einblick in Businessplanning,
Finanzierung und Co-Produktionen. „Jeder, der einen Einstieg in die Gründung einer eigenen Produktionsfirma sowie einen
Einblick in Finanzierungsstrukturen für die
Entwicklung von eigenen Projekten sucht,
sollte dieses Seminar in Griechenland besuchen. Er bekommt einen intensiven
Überblick, Rat und viele neue Kontakte“,
sagt Bahr. Mehr Infos: www.akmikek.gr/akmimedia/
Als ebenso bereichernd empfand Bahr
ihre dreitägige Stippvisite im April in der
Discovery Campus Masterschool in München. „Die angebotene Open Session ‚Secrets of TV - Commissioning Editors pitching their timeslots’ bot viele Anregungen und einen guten Überblick über Vertriebsstrategien. Es war eine wunderbare
Einführung in die TV- und Doku-Welt. Und
die Möglichkeit, von 15 Top-Redakteuren
(u.a. BBC, arte, NDR, SWR, France5) Einblicke in ihre Programmgestaltung zu bekommen und zu erfahren, wie man sie am
besten kontaktiert, ist wie das Öffnen einer Schatztruhe“, so Stephanie Bahr.
www.discovery-campus.de
MEDIA:
New Talent Preis
Die britische Autorin Duane Hopkins, 31,
ist die erste Gewinnerin des New Talent
Award. Die EU-Kommissarin für Bildung
und Kultur Viviane Reding zeichnete Hopkins in Cannes für das Drehbuch „Better
Things“ aus. Der Preis wird in Verbindung
mit der neuen MEDIA-Entwicklungsförderung verliehen, in deren Rahmen die britische Produktionsfirma Third Films für das
Projekt 50.000 Euro erhalten hat. Auch die
Kölner Gebrüder Beetz Filmproduktion war
in der New Talent Initiative erfolgreich. Mit
ihrer Doku „Amerikas geheimer Krieg in
Laos“ qualifizierte sie sich für 30.000 Euro Förderung.
14
15:13 Uhr
Seite 14
Die Förderlinie MEDIA New
Talent bietet Firmen, deren
Mitarbeiter ein Projekt innerhalb einer Langzeit-MEDIATrainingsinitiative in 2002
oder 2003 entwickelt haben,
Unterstützung im Bereich
Development. Damit ermöglicht MEDIA New Talent
zusätzliche Entwicklungs-
Dieter Zeppenfeld über
MEDIA und sein Projekt
Eiszeiten
förderung für Projekte, die
bereits aus dem Bereich
Training von MEDIA profitiert
haben.
Dieter Zeppenfeld, Geschäftsführer und
Produzent der Aachener Zinnober Filmund Fernsehproduktion GmbH berichtet
über sein Projekt „Eiszeiten“ und seine Erfahrungen mit der Förderinitiative Media
New Talent & Step By Step, das von MEDIA unterstützte Stoffentwicklungsprogramm für Autoren und Produzententeams.
Herr Zeppenfeld, worum geht es
bei „Eiszeiten“?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele norwegische Frauen, die Kinder
von deutschen Soldaten bekommen hatten, in Norwegen interniert. Ein Teil dieser Kinder wurde nach Deutschland abgeschoben. Später, während des Kalten
Kriegs, benutzte die DDR die Identitäten
einiger dieser Kinder, um Spione nach Norwegen einzuschleusen. Der Film erzählt die
Geschichte einer Spionin, die jetzt befürchten muss, dass ihre wahre Identität
aufgedeckt wird und damit ihre Familie
auseinander bricht. Regisseur wird Georg
Maas sein, das Buch basiert auf einem
Roman von Hannelore Hippe, von dem
Maas begeistert war. So kam es zur Zusammenarbeit der beiden am Drehbuch.
Bis Herbst 2005 soll die Finanzierung von
„Eiszeiten“ stehen. Dann läuft die Vorbereitungszeit und 2006 soll gedreht werden.
Warum haben Sie das Projekt
„Eiszeiten“ ausgerechnet im Rahmen
dieser Initiative eingereicht?
Wir hatten über MEDIA New Talent
in den News gelesen. Nach einigen Abwägungen und einer Beratung durch die
MEDIA Antenne fanden wir die MEDIA
New Talent Initiative geeigneter für uns als
die traditionelle MEDIA Developement Förderung, weil es unser erster Antrag bei
MEDIA ist und auch die Kreativen des Projektes noch nicht so große Spielfilmerfahrung haben.
Wie war die Erfahrung mit Step
by Step?
Wir haben uns dann für Step by Step
entschieden, weil es eine umfangreiche
Beratung anbot und die Produzenten in
den Prozess einbezog. Bei Step by Step trafen sich die Autoren mit Dramaturgen dreimal eine Woche über ein halbes Jahr verteilt in Gruppen mit zwei bis drei Projekten. In der letzten Woche gab es dann
noch ein Seminar für alle Produzenten, in
dem über die Vermarktung der Projekte
gesprochen wurde. Beide Ebenen haben
uns sehr weitergeholfen. Unser Projekt war
dramaturgisch durch die vielen Zeitebenen
nicht so leicht in den Griff zu bekommen
und da hat die Beratung bei Step by Step
geholfen. Auch die Produzentenberatung
war an vielen Punkten hilfreich in der Bewertung der internationalen Möglichkeiten unseres Projekts.
[email protected]
– MEDIA
Wie kam die Verbindung mit
Norwegen zustande?
Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck haben wir den dänischen Produzenten Per Holst angesprochen. Der war
von „Eiszeiten“ angetan und hat einen
Kontakt zu Axel Hegeland in Norwegen
hergestellt. Auch Axel fand das Projekt
interessant und bei einem Treffen während
der Berlinale haben wir uns als Koproduzenten gefunden. Manchmal geht es ja
auch ganz einfach.
Wollen Sie das Projekt auch
weiterhin international realisieren?
Wir möchten „Eiszeiten“ auch mit
Eurimages-Förderung finanzieren. Axel
Helgeland kümmert sich zur Zeit um andere skandinavische Produktionen. Wir haben Kontakt zu einem holländischen und
einem französischen Produzenten, mit denen wir schon bei dokumentarischen Formaten zusammengearbeitet haben.
Wie nutzen Sie hierbei die MEDIA-Förderung?
Im Moment braucht es als erstes ein
Recherche-Tour der Autoren in Norwegen.
Dazu und natürlich zum Aufbau des kompletten Koproduktionspaketes werden wir
die MEDIA-Förderung einsetzen.
• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
15:13 Uhr
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Erfahrung Israel
Eine große Delegation begleitete
Politik, Film und Balagan
den NRW-Ministerpräsidenten
Peer Steinbrück, als der im Mai
VON BETTINA BROKEMPER
eine politische Reise nach
Israel und in die palästinensischen Autonomiegebiete unternahm. Mit dabei waren Michael
Schmid-Ospach, Geschäftsführer
der Filmstiftung NRW, sowie
Bettina Brokemper, Produzentin
und Geschäftsführerin der jungen
Kölner Produktionsfirma Heimatfilm. Brokemper hatte bereits
kurz zuvor mit Neue Impuls Film
beim Dreh des Films „Die Syrische
Braut“ intensive Erfahrungen mit
dem Leben und Arbeiten in Israel
gemacht. Für den Newsletter
berichtet sie von ihren Erlebnissen auf der Reise und während
der Dreharbeiten.
I
n letzter Zeit gab es zwei Brückenschläge
zwischen NRW und Israel, an denen ich teilhaben durfte. Anfang Mai war Ministerpräsident Peer Steinbrück mit einer Delegation, der auch Filmschaffende und Produzenten angehörten, zu Besuch in Jerusalem.
Kern des kulturellen Programms war die Teilnahme an der Eröffnung einer Konferenz
deutschstämmiger Juden, „Jeckes“ genannt,
deren Generation wesentlich am Aufbau und
an der Gestaltung des jungen Israel mitgewirkt
hat. Bereits zum Jahresende 2003 drehte die
Neue Impuls Film die deutsch-israelisch- französische Koproduktion „Die Syrische Braut“ an
Originalschauplätzen in Israel.
Der Spielfilm „Die Syrische Braut“ handelt
von Monas Hochzeitstag, wahrscheinlich der
traurigste Tag ihres Lebens, da sie nach ihrer
Heirat mit dem syrischen Fernsehstar Talal nie
wieder in ihr Heimatdorf in den israelisch besetzten Golanhöhen zurückkehren darf. Der
Film porträtiert Monas Familie und symbolisch
den gesamten Konflikt des Nahen Ostens: Juden und Araber, Israelis, Syrer, dazwischen die
religiös geführte Gemeinschaft der Drusen.
Menschen, deren Leben bis heute von den
Grenzziehungen nach dem ersten Weltkrieg
und den Folgen der Kriege 1948 und 1967 geprägt wird.
Regisseur Eran Riklis, der zusammen mit
der arabischen Autorin Suha Arraf das Drehbuch geschrieben hat, begann schon im Exposé-Stadium die Kooperation mit mir und Michael Eckelt, Neue Impuls Film, als Produzenten. Früh konnte auch Antoine Clermont
de Tonnere, MACHT Paris, als Koproduzent gewonnen werden.
Die Dreharbeiten fanden von November
2003 bis Januar 2004 in der Nordhälfte Israels
statt und führten das Team von Originalschauplätzen in den Golanhöhen über die Vororte Jerusalems und Haifas nach Tel Aviv in eine stillgelegte Grundschule, in der Innenaufnahmen einer Polizeikaserne gedreht wurden.
Die im Film ausführlich gezeigte Grenze mit
Israel – [email protected]
Stacheldraht und UN-Zone musste an anderer Stelle nachgebaut werden.
Augenfällig waren die großen Unterschiede im Klima des geographisch kleinen
Landes: Einerseits der feucht-warme, dichtbesiedelte Küstenstreifen, andererseits das
kühle Klima in den Bergen. Nach der ersten
Woche in einem arabischen Dorf außerhalb
Jerusalems war das gesamte Team erkältet.
Der Drehort lag in 800 Metern Höhe und die
steilen Hänge und die wenigen Stunden Sonnenlicht taten ein übriges, um sich wie im
Kühlschrank zu fühlen. In den Golanhöhen lag
dort, wo wir unseren Dreh im November begannen, gegen Jahresende Schnee. Silvester
feierten wir zwischen zwei Drehtagen in einem
drusischen Dorf, das heute ein Vorort der alten „Jeckestadt“ Haifa ist.
Der Cast bestand größtenteils aus arabischen Schauspielern. Besonders bemerkenswert ist, dass ein Spielfilm in Israel zu großen
Teilen auf arabisch gedreht wurde und sich dabei an das israelische Publikum wendet, das
sich relativ selten mit arabischen Themen beschäftigt.
Das Team setzte sich aus israelischen Juden und Arabern, Franzosen und Deutschen
zusammen. Schnell ergab sich eine freundliche, sehr professionelle Atmosphäre, bei der
man den Israelis die lange Erfahrung im Dreh
nach US-System anmerkte: Bis zum Beginn der
Intifadah wurden regelmäßig amerikanische
Großproduktionen im Land gedreht. Lustig
war der tägliche „Balagan“ (hebräisch für
„Durcheinander“), der trotz aller Professionalität immer wieder durchscheint und dem
sich die Israelis durchaus bewusst sind. Jeder
hat eine eigene Meinung und die wird selbstbewusst vertreten, bis sich die in der Armee
erlernte Disziplin durchsetzt. Dieses Hierarchiedenken gibt einen Eindruck vom Einfluss
der Armee auf die jungen Israelis, die nach drei
Jahren Wehrdienst vier Wochen Reservedienst
im Jahr leisten, der Vorrang vor privater Entwicklung und beruflichen Wünschen hat. Wenn
das Gespräch auf die innenpolitische Situation
kam, war auffällig, dass sich alle eine friedliche
Lösung wünschen, aber kaum jemand die Vision
einer Lösung hat, und sich Pragmatismus und
Fatalismus die Waage halten.
Der Besuch mit Ministerpräsident Steinbrück vertiefte viele dieser Eindrücke auf politischer Ebene. Neben dem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem für die Opfer des Holocaust war die Konferenz „Die Jeckes“ ein
wichtiges Erlebnis. Die eher liberalen mitteleuropäischen Juden, die als Pioniere ins Land
kamen und den Staat Israel aufbauten, werden heute durch die veränderten Bevölkerungsmehrheiten marginalisiert. Neben dem
eigenen schwindenden Einfluss hat dies Auswirkungen auf die politische Ausrichtung des
Landes, da viele später in großer Zahl eingewanderte Nationalitäten andere politische Ansichten und einen anderen Umgang mit den
arabischen Nachbarn vertreten.
Oben: Bettina Brokemper
Rechts: „Die Syrische Braut“
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• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
Mit zero west Produzent Kai Künnemann, der bei dem Internationalen Filmkongress der Filmstif-
15:13 Uhr
Seite 16
Porträt
Kai Künnemann
tung NRW in einer Case Study
das Projekt „Creep“ vorstellt,
eröffnet der Newsletter seine
neue Reihe mit Porträts von Filmmenschen aus NRW, in denen ihr
Weg in den Job vorgestellt wird.
N
ach Schulzeit und Abitur im Jahr
1987 im westfälischen Münster sollte es zunächst einmal möglichst weit
weg gehen. München bot sich an,
um dort Zivildienst zu leisten und gleichzeitig
erste Eindrücke in der Filmbranche zu sammeln.
Die erzielt Kai Künnemann aber so richtig
aber erst danach in Catherine Laackmanns Kölner Metropolis Filmtheater, wo er eine kaufmännische Berufsausbildung machte. An seinem Arbeitsplatz saß ihm das „Kinopublikum
quasi auf dem Schoß. Das Publikum zu verstehen und die Mechanismen, die einen Film
sein Publikum finden lassen”, war für ihn im
Metropolis eine der wichtigsten Erfahrungen
während seiner Ausbildung. Sein Interesse für
die Verleiharbeit und die Vermarktung von Filmen war geweckt.
1991 wechselte Künnemann vom Ebertplatz zu Kölns größter Baustelle: dem Mediapark. Mit Gummistiefeln ausgerüstet galt es
dort, den Cinedom der Constantin-Warner in
Gang zu bringen. „Aufbauarbeit ist immer das
Spannendste” und die beinhaltete in seinem
Ressort die Programmierung der Kinos und die
Verleihverhandlungen.
Der Wunsch, selber noch stärker beim Filmemachen mitzutun, führte ihn 1992 zum
Studium an die Filmakademie Baden-Württemberg ins schwäbische Ludwigsburg („Alle Versuche mich dem dortigen Dialekt anzupassen sind kläglich gescheitert”). In Bastian Cléves Studiengang Produktion gehörte er
zum zweiten Jahrgang. Vorlesungen von Wieland Schultz-Keil oder Laurens Straub waren
prägend. „Die Filmakademie war in den ersten
Jahren eine fantastische Spielwiese, in der sich
noch vieles finden musste und mit wahnsinniger Energie und Kreativität Projekte auf die
Beine gestellt wurden.” Von dem Netzwerk der
damaligen Kommilitonen profitieren die Absolventen noch heute. „Ludwigsburger sind
16
überall”, mittlerweile allerdings vor allem in
Berlin, wie Künnemann etwas bedauernd anmerkt.
Das Thema Selbständigkeit kam für den
frischen Diplomanden 1996 noch zu früh und
so suchte er nach einem Arbeitgeber, der Filmproduktion und Verleih unter einem Dach vereinte. Bei der Berliner Senator Film fand er in
Hanno Huth einen Mentor, der ihn als seinen
Assistenten in das „Kaltwasserbecken des Geschäfts” eintauchen und dann auch
schwimmen ließ. Mit Senator Film verbindet
Künnemann eine „turbulente, spannende
Kai Künnemann
Leben ist, was passiert, während man damit
beschäftigt ist Pläne zu machen. John Lennon
Fazit von Kai Künnemann über seinen Weg in die Medienbranche
zero west
Projekte:
Minh-Khai
Phan-Thi’s
„Mein
Vietnam”
Christopher
Smith’s
„Creep“
Zeit”, denn dort machte er „vielleicht die unkonventionellsten beruflichen Erfahrungen”
seines bisherigen Arbeitslebens.
Die Leidenschaft und Konsequenz mit der
bei Senator an der Produktion und dem Herausbringen von deutschen Filmen, wie „Die
Apothekerin”, „Comedian Harmonsits” oder
„Aimée und Jaguar” gearbeitet wurde, hat
Künnemann beeindruckt. „Verleih ist ein hartes Geschäft. Am Montag liegen die Zahlen
auf dem Tisch und man weiß, was man falsch
oder richtig gemacht hat. Nur, es gibt eben keinen zweiten Anlauf.”
Ende 1998 war es dann soweit: Um das
Experiment Selbständigkeit zu wagen, zog es
ihn wieder nach Köln. Zurück in der Domstadt
arbeitete er als freier Producer und produzierte
mit den Filmemachern Markus Mischkowski
und Kai-Maria Steinkühler den Low-Budget-
[email protected]
– Porträt
Spielfilm „Westend”. Der schwarz-weiß Film
war zwar „nicht unbedingt ein ökonomischer
Hit aber ein Publikumsliebling auf über 20
internationalen Festivals von Süd Korea, Rio
De Janeiro bis nach San Francisco”.
Nach der Erkenntnis, dass er nicht zum Einzelkämpfer geboren ist, fand Künnemann
2002 in den Westfalen Martin Hagemann und
Thomas Kufus von der Berliner zero film Partner, mit denen er die zero west Filmproduktion GmbH gründete. Dort ist er seit 2003 als
geschäftsführender Gesellschafter tätig.
Trotz Branchenkrise hat er mit der neuen
zero west ein arbeitsreiches erstes Geschäftsjahr hinter sich. Als Koproduktion mit
der englischen Dan Films entstand an Drehorten in NRW und London der Film „Creep”
mit Franka Potente. Dazu kamen Dokumentarfilmprojekte wie Minh-Khai Phan-This „Mein
Vietnam” und Sandhya Suris „Safar”.
Am 23. Juni fällt die erste Klappe zu „Rabenkinder” von Regisseurin Nicole Weegmann, mit der Künnemann in Ludwigsburg zusammen studierte. Und wenn alles gut läuft,
geht im Februar 2005 in Kanada Jan Schüttes Verfilmung von Kurzgeschichten von Isaac
B. Singer „Old Love” in Produktion.
Der zero west stehen also produktive Zeiten bevor, in denen Künnemann die junge Firma behutsam weiter ausbauen will und in denen er „schon fast paranoid” den Overhead
im Blick hält.
„Was zählt, sind die Menschen mit denen
man zusammenarbeitet und dass man das Gefühl hat, dort hin zu gehören, wo man steht”,
so Künnemann. „Und das wird dann irgendwann auch wirtschaftlich Sinn ergeben.
Oder?”
• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 17
Jürgen Flimm, langjähriger
Intendant des Thalia Theaters
Hamburg und demnächst Ruhr-
Filmkongress-Premiere
triennale-Leiter, inszenierte
Fernsehfilm. Am 19. Juni bildet
Käthchens
Traum
„Käthchens Traum“ den Auftakt
VON MICHAEL DLUGOSCH
Heinrich von Kleists „Das
Käthchen von Heilbronn“ als
zum Internationalen Filmkongress und der Cologne
Conference. Der Sendetermin
in der ARD ist für das Frühjahr
2005 vorgesehen.
M
it „Käthchens Traum“ hat der
WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich
Brücker) mit finanzieller Unterstützung der Filmstiftung NRW
eine moderne Version des 1810 uraufgeführten Theaterstücks „Das Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist (1777 - 1811)
für den Bildschirm produziert. Regie führte der
Theater- und TV-Regisseur Jürgen Flimm, der
1979 seine erste Intendanz am Kölner Schauspiel mit einer Inszenierung genau dieses
Kleist-Stücks begonnen hatte. Das Drehbuch
stammt von Fernsehautor („Tatort“) und Regisseur („Engrazia“, 1990) Stefan Dähnert.
Gentechnik, Anti-Aging, feindliche Übernahmen von Industriekonzernen (in diesem Fall
in der Pharmaindustrie) und Sucht – das sind
die modernen Komponenten, die Regisseur
und Autor in Kleists romantisches Ritterspiel
hineintragen. Als durch und durch zeitlos erweist sich das zentrale Thema der wahren Liebe. Bei Flimm und Dähnert ist Kleists
männliche Hauptfigur Friedrich
Wetter Graf vom Strahl (Tobias
Moretti) der Chef des Gentechnik-Unternehmens
Stauffen. Er hat gleich
an mehreren Fronten zu kämpfen, weil
sein erfolgreich getestetes Präparat gegen die
Alterung des Menschen kurz vor der Markteinführung steht und die Konkurrenz nicht
schläft. Kunigunde von Thurneck (Julia Stemberger) wirft nicht nur für ihre eigene Firma
ein Auge auf die Mixtur - sie selbst ist davon
abhängig, weil sie ewig jung bleiben will. So
integrieren die Filmemacher Kleists Idee der
heimlichen Mensch-Maschine Kunigunde, der
jede Art des Intrigierens recht ist, bis sie vom
Strahl als Liebhaber gewinnen kann. Der Graf
glaubt derweil an eine durch zwei Cherubim
an ihn heran getragene Prophezeiung während eines Deliriums, dass er mit einer bestimmten Frau die wahre Liebe finden werde.
In Wirklichkeit handelt es sich dabei um die
junge Katharina aus Heilbronn. Gespielt wird
sie von Teresa Weißbach, bekannt aus Leander Haußmanns „Sonnenallee“. Käthchen trifft
als zunächst begeistertes Mitglied der AntiGentechnik-Bewegung bei einer Protestaktion
auf vom Strahl. In ihm erkennt sie den ihr versprochenen „Ritter“ aus ihrer eigenen Prophezeiung wieder und folgt ihm fortan zum
Unverständnis aller wie ein Schatten. Die beiden aus dem Hintergrund agierenden Engel
(Armin Rohde, August Zirner) haben ihre liebe Mühe, zu erreichen, dass ein Herz zum Herzen findet.
Sonderausgabe
Filmkongress
Der nächste Newsletter erscheint
Mitte Juli und wird sich ausschließlich dem Internationalen Filmkongress widmen. Die Ausgabe umfasst
Berichte über die Panels, die gezeigten Filme und den Koproduktionsmarkt.
Ausnahmslos Schauspieler mit Theatererfahrung vereinigt Jürgen Flimm auf dem Bildschirm – „um Kleist gerecht werden zu können“, wie er selbst sagt. „Sprachlich ist alles
Kleist. Es wird zu 99 Prozent Kleist gesprochen
- ein paar Typen aus der Werbebranche lassen mal ein paar englische Brocken fallen aber der Plot wird rein über Kleist erzählt“, so
Flimm. Gleichzeitig nutzt er die Möglichkeiten
des Mediums Film bis ins Detail, indem er als
Drehorte die Industrieanlagen im Landschaftspark Duisburg Nord und der früheren
Zeche Zollverein Essen ausgewählt hat. Flimm
fand dort ein Ambiente vor, das er einerseits
als modern bezeichnet, das „andererseits auch
wieder dem Verfall preisgegeben sei“ und somit zwar „einen morbiden Charakter, aber
auch immer etwas Schönes, Geheimnisvolles“
habe.
Spezial Filmkongress – [email protected]
Tobias Moretti als Friedrich
Wetter Graf vom Strahl, Foto: WDR
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• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
Newsletter: Preise für deutsche
Filme in Locarno, Venedig, San Sebastian und Berlin. Doch daheim in
den Kinos retten die Komiker den
Marktanteil. Wie kann man den
hochgelobten Filmen helfen, ihr Publikum zu finden?
Michael Schmid-Ospach: Wir
haben ja in letzter Zeit mit „Good Bye, Lenin!” und „Das Wunder von Bern” sogar
bewiesen, dass auch ausgezeichnete Filme Blockbuster werden können. Da haben wir Glück gehabt. Ich glaube aber
auch, dass bei den anderen Filmen noch
freie Besuchermargen sind, die wir durch
verbessertes Marketing und durch ein besseres Image des deutschen Films ausschöpfen können.
15:13 Uhr
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Zum Start des Internationalen Filmkongresses der Filmstiftung NRW
verortet der Newsletter im Gespräch mit
Filmstiftungs-Chef Michael Schmid-Ospach die Lage des deutschen Films.
Interview mit Michael Schmid-Ospach
Die Kraft der Bilder
Wo liegen die Grenzen?
Sich vorzustellen, dass wir an den
Wochenenden zuschlagen, wie zum Beispiel „Troja”, halte ich für illusorisch. Aber
das ist in anderen Gebieten der so genannten Bewusstseinsindustrie ähnlich:
Richtig spannende neue Bücher kommen
in der Auflage auch nicht an die „Jerry Cotton“ Hefte heran.
terien zu befragen und befragen zu lassen.
Da gibt es genug Fragezeichen an die hohen Priester der endabrechnenden Kritik.
Das bedeutet: Hochkultur verkauft sich nicht?
Verkauft sich sogar gut in der Gruppe, die für Hochkultur immer ansprechbar
ist. Inwieweit sie auch andere anstecken
kann, ist schwer vorherzusagen. Manchmal ist das ein echter Langstreckenlauf.
Langstreckenläufer brauchen
Ausdauer. Brauchen gerade kleine
Filme nicht mehr Zeit im Kino, um
entdeckt zu werden? Oder sollte
man ihnen mit einem Neustart nicht
eine zweite Chance geben?
Die Situation in den Kinos ist ja nicht
so, dass sie soviel Kraft und Luft hätten,
sich auf schwierige Experimente besonders
freudig einzulassen. Und wegen der zehn
Prozent, die durch einen Neustart noch abzuschöpfen sind, erhebliche eigene Werbeanstrengungen zu machen, ist schon einiges verlangt. Ich hoffe aber, dass die intelligenteren Multiplexe und auch die geförderten kommunalen Kinos immer mal
wieder Klassiker und Perlen rauskramen
und in Reihen zusammen stellen. Ich könnte sofort zehn Filme sagen, die ich so gerne noch mal wieder sehen würde. Filme
von denen ich denke, dass sie völlig zu Unrecht abgestürzt sind. Aber – und das gilt
für Autorennen wie bei Kinos – der Zweitstart ist immer der schwierigere.
Wohl auch, weil das Kino nicht
mehr der einzige Ort ist, an dem man
Filme sehen kann. Raubkopien werden ein Thema des Filmkongresses
sein. Wie groß ist die Bedrohung?
Es ist eine veritable Bedrohung.
Wenn sie auf einer schlechten Kopie einen
Film en miniature gesehen haben, dann
gehen sie nicht noch mal ins Kino, selbst
wenn er ihnen gefallen hat. Damit bringen sie sich um ein wichtiges Erlebnis und
sie bringen die, die eine geistige und ma-
18
Michael
SchmidOspach,
Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW
terielle Leistung erbracht haben, um den
Ertrag ihrer Arbeit. Ich bin nicht für eine
Kriminalisierung überhaupt, wohl aber
strikt gegen die kommerziellen Piraten. Das
ist kein Kavaliersdelikt.
Gibt es bei der Jugend einen
Wandel der Rezeption vom Kino zum
Laptop?
Das wäre absolut schrecklich, wenn
das Kinoerlebnis so schrumpfen würde. Ein
erheblicher Verlust, denn was man mit einer kleinen gebrannten Scheibe sehen
kann, auch als Gruppenerlebnis übrigens,
ist mit dem, was das Kino bieten kann, ja
nicht zu vergleichen. Außerdem wird ja
nicht unbedingt der neue Film von Oskar
Roehler illegal gebrannt. Als aber die erste Raubkopie von „Good Bye, Lenin!” in
China auftauchte, las sich das in der Presse fast als eine Erfolgsmeldung für die
neue Stärke des deutschen Films.
Das Problem der Raubkopien ist
aber nicht das einzige Thema des
Filmkongresses ...
Wir werden die Filmkritik noch einmal
beleuchten, denn unsere Großkritiker haben
auch eine Verantwortung, sich und ihre Kri-
Über was wird sonst noch diskutiert?
Für die Branche lebenswichtig ist das
Thema Verleih. Wir haben es „Lost in Distribution“ genannt. Das ist ein lebenswichtiges Prolbelm der drängenden Art.
Die Finanzierungsfrage ist auf dem Kongress sozusagen ein Kontinuum. Allen Themen gemeinsam ist, dass wir in einer national sich begreifenden Produktionslandschaft nicht die Erfolge haben können,
die wir insgesamt brauchen, um Rückschläge überwinden zu können und stark
genug zu sein, um uns gegenüber anderen Kontinenten zu öffnen und uns auch
auf anderen Kontinenten zeigen zu können.
Dazu gehört auch die Arbeit der
Export Union, deren Gesellschafter
die Filmstiftung werden wird. Wie
wird es dort weitergehen?
Die Export Union traditioneller Art ist
ja eine Selbsthilfeorganisation der Branche.
Heute ist es ein größeres Unternehmen mit
vielen Verbündeten. Dem trägt die angestrebte Neugliederung Rechnung. Wir haben es hier mit einem sehr schwierigen
Geschäft zu tun, in dem man Filme in
Frankreich ganz anders platzieren muss als
in Los Angeles und auf dem subtilen Markt
östlich von uns. Da reicht es nicht, irgendwo beim zweiten Frühstück in Cannes einen Film nach Lettland, in die Türkei oder
was weiß ich wohin zu verkaufen und
dann loszulassen. Wir müssen unsere Filme auch ein Stück als Botschaften
Deutschlands rund um de Welt begreifen
und entsprechend begleiten. Nur zu sehen, dass man die Kasse gefüllt hat, weil
man einen Film in 14 Länder verkauft hat,
ist zu wenig. Da gab es ja auch schon gute Anstrengungen, aber die muss man koordinieren und aktivieren.
[email protected]
– Spezial Filmkongress
Nimmt das Ausland den deutschen Film als beachtenswertes Phänomen wahr?
Natürlich wird der deutsche Film mit
seinen Festivalerfolgen wahrgenommen.
Da wird jetzt schon genau hingeguckt. Andererseits würde es mir schon reichen,
wenn der deutsche Film endlich in der
Normalität ankommt. Auf eine revolutionäre Erneuerung des Weltkinos aus
Deutschland wartet niemand.
Dabei passiert gerade im DokuBereich derzeit sehr viel. Mit „Die
Spielwütigen” „Die Mitte” und „Höllentour” laufen im Juni gleich drei geförderte Dokus im Kino. Außerdem
hat die Filmstiftung NRW mit ihrem
Gerd-Ruge-Stipendium für den
Nachwuchs gesorgt. Sind weitere
Doku-Initiativen in Planung?
Der Ruge-Preis hat wirklich noch an
Profil gewonnen. „Worldwide“ heißt ein
Projekt (Details siehe Seite 6), dass sich an
den internationalen Markt richtet und das
wir mit WDR-Intendant Fritz Pleitgen zusammen angestossen haben. Wie übrigens die Doku „Höllentour“ auch.
Was werden die Highlights des
Kinoherbstes?
Ich werde mich nicht als Orakel versuchen. Die sind im Augenblick nicht allzu hoch im Kurs: In Petersens „Troja” zum
Beispiel kam Kassandra überhaupt nicht
vor. Trotzdem denke ich, dass Otto Waalkes „Die sieben Zwerge” ein guter Film ist,
der intelligente Unterhaltung verspricht,
und natürlich der neue Film von Oskar
Roehler „Agnes und seine Brüder”. Und
dann setze ich auf die kleinen und großen
Wunder. Filme, wie „Bella Martha”, die
plötzlich einen unerwarteten Erfolg haben,
denn wenn ich etwas ganz sicher vorhersagen kann, dann dass auch in diesem
Sommer und Herbst die Bilder ihre Kraft
entfalten werden.
• newsletter_01-19 4c
14.06.2004
15:13 Uhr
Seite 19
„Schwierig, aber nicht
hoffnungslos“ lautet
der Titel des Eröffnungspanels des
Internationalen
Filmkongresses.
Der Newsletter
gibt eine Einführung zum Thema
der deutsche Film
auf dem amerikanischen Markt.
Filmkongress
Kreativer
Exportüberschuss
VON OLIVER BAUMGARTEN
W
er den deutschen Film im amerikanischen Markt sucht, der
muss schon etwas genauer hinsehen. Während sich der finanzielle Rückfluss deutschen Engagements
eher bescheiden ausnimmt, erweist sich
Deutschland unter künstlerischem Aspekt gesehen als ein durchaus bedeutendes Exportland. Und das hat Tradition.
Kreativexport
Bereits in den 20er Jahren bewies Hollywood
eine enorme Anziehungskraft auf deutsche
Filmschaffende. Billy Wilder, Ernst Lubitsch
oder F.W. Murnau gehörten einer ersten Welle an. Ihnen folgte eine Vielzahl politischer
Emigranten ab den frühen 30er Jahren, deren
künstlerischer Einfluss auf den US-Film unbestritten hoch war. Der gefeierte Film Noir etwa gehörte bis in die 50er hinein zu den Erfolgen der deutschen Regisseure Fritz Lang,
Edgar G. Ulmer, Robert Siodmak, William Dieterle oder Curtis Bernhard. Bis heute gelang
es deutschen Regisseuren immer wieder, auf
dem amerikanischen Produktionsmarkt Fuß zu
fassen, wie den beiden Blockbuster-Garanten
Wolfgang Petersen und Roland Emmerich.
Aber auch ein weniger bekannter Regisseur
wie Uwe Boll, wegen künstlerischer und finanzieller Flops wie „Das erste Semester“ nach
Kanada gegangen, feiert mit seinen durch eigene Fonds finanzierten Filmen beachtliche Erfolge. Seine Produktion „House of the Dead“
spielte jüngst über zehn Millionen Dollar ein.
Seit dem expressionistischen Film hat auch der
Export deutscher Kameraleute eine lange Tradition: von Karl Freund bis Jost Vacano oder
Michael Ballhaus und Production Designer wie
Ken Adam und Rolf Zehetgruber. Auch bei den
Schauspielern begann es mit Emil Jannings, der
für sein Stummfilmschaffen 1929 den aller ersten Oscar für die beste Hauptrolle erhielt,
recht viel versprechend. Mit Einführung des
Tonfilms zeigte sich bei ihm wie bei vielen anderen das Hauptproblem: der deutsche Akzent. Dennoch gelingt es deutschen Schauspielern bis heute, in Hollywood ihr Geld zu
verdienen, wenn auch größtenteils in Rollen
als Deutsche, zumindest Nicht-Amerikaner.
Die Liste des Exports kreativer Schaffenskraft
nach Amerika ist lang, doch bringt sie dem heimischen Filmmarkt, außer Freude über den
persönlichen Erfolg und einen gewissen Imagegewinn, nur wenig. Die Gazetten sind voll,
wenn Til Schweiger neben Sylvester Stallone
in „Driven“ spielt. Doch wenn er zwei Monate
später als Star im deutschen „Was tun, wenn’s
brennt“ agiert, lässt sich mit 390.000 Zuschauern
ein wirklich zündender Hollywood-Effekt nicht
feststellen.
Kapitalexport
Finanziell prägten in den letzten Jahren vor allem Filmfonds die deutsch-amerikanischen
Filmbeziehungen. Seit ihrer Einführung 1998
sollen deutsche Anleger bis 2002 über zehn
Milliarden Euro in Filmfonds angelegt haben,
die fast ausschließlich den Budgets von US-Pro-
duktionen zu Gute kamen. Der Clou der Fonds
bestand in einer bis zu 100-prozentigen Steuerabschreibung. „Reihenweise Oscars für Minister Eichel“, titelte deshalb am 30. März
2003 die Welt am Sonntag, als 13 Oscars an
Filme wie „Chicago“, „Gangs of New York“
oder „Herr der Ringe“ gingen, die von deutschen Fonds mitfinanziert wurden und damit
auch indirekt aus der Staatskasse. Im August
2003 hat das Bundesfinanzministerium mit einem Erlass das Schlupfloch gestopft, Fondseigner müssen fortan „unternehmerischen
Einfluss auf Filmauswahl, Kostenkalkulation,
Drehplan und Finanzierung“ nachweisen, um
die Herstellereigenschaft zu erlangen und damit die Einlage steuerlich voll absetzbar zu machen. So oder so: Die Filmfonds werden der
deutschen Filmwirtschaft nach wie vor kaum
Nutzen bescheren. Zu wenig hat sie den lukrativen Verheißungen amerikanischer Blockbuster und damit dem Kapitalexport entgegen zu
setzen.
Filmexport
Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika lag im letzten Jahr bei mageren 0,15
Prozent - in absoluten Zahlen ausgedrückt sind
dies 2,2 Millionen Zuschauer. Dennoch gibt es
Grund zur Hoffnung. Seit „Lola rennt“ in den
USA so begeistert aufgenommen wurde, steigt
das Interesse für den deutschen Film stetig. Von
den deutschen Filmstarts der letzten zwei Jahre stechen „Nirgendwo in Afrika“ nach seinem
Oscar-Gewinn mit 6,2 Millionen Dollar Einspie-
Spezial Filmkongress – [email protected]
lergebnis, „Bella Martha“ mit 4,2 und „Goodbye,
Lenin!“ mit über drei Millionen heraus.
Dabei ist der US-Markt für europäische Filme generell ein schwieriges Terrain. Es hat sich
gezeigt: Nur wenn der deutsche Film seinen
eigenen Formen und Möglichkeiten treu
bleibt, können sich die Distributions- und PRBemühungen auf Dauer lohnen. Einen Film
speziell auf den US-Markt hin zu produzieren,
hat sich hingegen als riskant erwiesen und ist
bislang ausschließlich europäischen Koproduktionen gelungen. Ein Film wie Bernd Eichingers Koproduktion „Resident Evil“ etwa,
der mit 40 Millionen Dollar Einspiel in den USA
durchaus erfolgreich war, hat seine Herkunft
formal und inhaltlich geradezu verschleiert.
Geben und Nehmen
Und so ist es doch letztlich ein Geben und
Nehmen: Hollywood braucht für seine Entwicklung seit fast hundert Jahren den kreativen Import – dreht einen Stoff mit US-Stars
neu (siehe „Bella Martha“) oder ermöglicht
manchem erfolgreichen Regisseur ein Hollywood-Debüt (siehe Tom Tykwer nach „Lola
rennt“). Film-Deutschland auf der anderen Seite braucht die daraus erzielte internationale
Aufmerksamkeit. Sich künstlerisch komplett
nach dem Branchengiganten zu richten, würde dieses System empfindlich unterbrechen.
Regie-Export Roland Emmerich:
„The Day After Tomorrow“, Foto: Fox
19
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 20
Oliver Baumgarten sprach
mit Peter Lohmeyer über
Schauspieler,
Gagen und
Gelsenkirchener Barock
Nie verbiegen
Foto: Senator
Newsletter: Wenn Du hörst, dass es
in Deutschland bis zu 20.000 Schauspieler gibt, was geht Dir da durch den
Kopf?
Peter Lohmeyer: Ich sehe das Schauspiel immer noch als Handwerksberuf, den
man an einer vernünftigen Schule erlernen sollte. Und wer von diesen 20.000 dürfte eine
Ausbildung haben? Manche schaffen es auch
ohne, wie Jürgen Vogel oder Daniel Brühl.
Dass die dann gleich derart berühmt sind und
nach oben durch schießen, ist schön für sie,
doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Ohne Ausbildung in den Job zu kommen, halte
ich keineswegs für zukunftsträchtig. Wer eine Ausbildung hat, dem bietet sich dann doch
zumindest die Chance, noch irgendwo in der
Provinz Theater zu spielen und nicht wirklich
nur auf der Straße zu sitzen.
Du hast Dir in der Branche den
Status als Qualitätsmann erarbeitet.
Wie bist Du dahin gekommen?
Gleich nach meiner Schauspielschule bot
mir Ivan Nagel, damals Intendant in Stuttgart,
ein Engagement an und hatte mir die Hand
darauf gegeben – das war quasi mein erster
mündlicher Vertrag. Nur ein paar Tage später
kamen Angebote von der Schaubühne, dem
Schauspielhaus Bochum und einigen anderen.
Würde man vom Fußball ausgehen, müsste
man sagen, das waren die eindeutig besseren
Vereine. Wie auch immer, ich habe den Vertrag mit Nagel nicht gebrochen und bin nach
Stuttgart gegangen. Ich habe mich nicht verbogen, und diese Haltung habe ich bis heute durchgezogen.
Und gehört nicht auch viel Glück
dazu?
Doch, keine Frage. Aber ich habe mich
von Anfang an immer auch nach der Qualität
des Buches und der Rolle gerichtet. Schließ-
20
lich trage ich als Schauspieler eine Verantwortung an der Geschichte und wie sie erzählt
wird. Für mich macht es keinen Sinn, mich auf
einen Stoff einzulassen, der vielleicht
zwischendurch mal einen Durchblicker hat
oder einen schönen Moment. Ein weiteres Kriterium war immer die Frage, mit wem mache ich etwas. Ich habe immer wieder Projekte
abgelehnt, bei denen ich den Eindruck hatte,
mit dem Regisseur werde ich mich nicht verstehen. Ich habe also jedes Angebot sehr genau unter der Fragestellung geprüft, warum
ich das machen soll und das immer auch unter Berücksichtigung der Existenzfrage. Wenn
man sich künstlerisch konsequent treu bleiben
will, muss man eben manchmal lernen, auch
hauszuhalten.
Eine Zeit lang hing Dir das Prädikat
„Lowbudgetmeyer” an. Hatte das auch
mal zur Folge, dass Produzenten versuchten, Dir grundsätzlich die Gagen zu
kürzen?
Nein, das hat noch keiner versucht. Da
können mir die Leute aber auch wenig vormachen, da ich ja selbst produziert habe. Da
wo Geld da ist, da hole ich mir das dann auch
ab. Ansonsten weiß ich gut, dass die Gagen
– wobei das heute schon wieder etwas anders
aussieht – einfach so dermaßen in die Höhe
gestiegen sind, dass man sich wirklich Gedanken darüber machen sollte, lieber die Qualität des Films hoch zu halten. Vielleicht einen
Drehtag dazu zu gewinnen, dadurch, dass der
Anteil der Schauspielergagen am Produktionsbudget niedriger ausfällt. Als ich in Spanien und England gearbeitet habe und sah,
was die dort verdienen, dann muss man sich
mal klar machen, dass hier ein extrem hohes
Level herrschte, und die wenigsten Schauspieler wirklich verdient haben, das zu verdienen.
Oft wird ja mit Quoten argumentiert...
Es kann mir keiner erzählen, dass bestimmte Gesichter im Kino oder Fernsehen
derart ziehen, um diese Summen zu rechtfertigen. Es gibt genug Gegenbeispiele, dass
ein Götz George oder Til Schweiger eben nicht
automatisch für Erfolge garantieren. Ich fände es ja nicht schlecht, wenn es mit solchen
Stars auch in Deutschland funktionieren würde, aber wenn der Film keine Qualität hat,
dann kann auch ein Daniel Brühl nicht drüber
hinweg helfen. Dominik Graf hat mal zu mir
gesagt: „Sei doch stolz auf den Titel Independentschauspieler”. Was gibt’s besseres als
unabhängig zu sein? Und wenn mal jemand
eine gute Rolle wegen der Kohle abgelehnt
hat, und ich habe sie angenommen, dann sage ich nur: „Danke, bist schön blöd!”, wenn
es sich für die Geschichte gelohnt hat. Selbst
Low Budget heißt ja, womöglich mehr zu verdienen als der Mensch, der morgens die Post
bringt, und selbst der baut sich gerade sein Einfamilienhaus. So arm sind wir in Deutschland
noch nicht.
Du würdest also auf einen Teil Deiner Gage verzichten, wenn dieses Geld
dann nachvollziehbar in die Qualität des
Films investiert würde?
Ja sicher. Wenn von vorn herein klar ist,
dass der Schauspieleranteil zu hoch ist, und es
gibt gleich am Beginn ein offenes Gespräch
mit dem Produzenten, dann kann das Sinn
machen. Ich bin generell lieber am Gewinn beteiligt, als dass ich vorher an der Qualität kratze, die womöglich nachher den Gewinn ausmacht. Es muss mir lediglich einleuchten, ich
muss es im Vorfeld nachvollziehen können.
Wie empfindest Du aus Deiner Position heraus die Politik, zunehmend
auch Society-Promis zu besetzen?
Ich habe das einmal bei einem Fernsehfilm erlebt. Da sollte ein Gesicht des Senders
vermarktet werden. Ich habe mir von der Kollegin dann im Vorfeld etwas angeschaut und
[email protected]
– Schwerpunkt Schauspieler
dachte mir, wenn der Sender will, dass sie das
spielt, soll sie es tun. Aber ohne mich. Ich glaube wirklich daran, dass Qualität sich durchsetzt.
Klar, es gibt im deutschen Fernsehen Gewohnheitsgesichter, die wird es noch in 20
Jahren geben, und neue Leute werden sich
kontinuierlich in diese Gewohnheit hineinspielen. Das ist für den Gelsenkirchener Barock
auch völlig in Ordnung. Ich habe das Glück,
sagen zu können, dass ich meinen Beruf mit
solchen Leuten nicht zusammen ausüben
muss. In Filmen mit ordentlicher Qualität findet man auch heute immer noch eine wirklich gute Besetzung.
Du gingst in Deiner Karriere also
konsequent der Qualität nach und bist
Unwägbarkeiten der Branche aus dem
Wege gegangen?
Nicht aus dem Wege gegangen, ich habe mich damit auseinander gesetzt und entsprechende Konsequenzen gezogen. Ich habe in diesem Job immer versucht, auch persönlich weiter zu kommen und habe nie das
Gefühl, wirklich fertig zu sein. Worauf ich baue
und woraus ich meine Selbstsicherheit ziehe,
ist, dass ich ständig danach suche, meine Qualität zu steigern.
Was sind Deine Wünsche für die Zukunft Deiner beruflichen Zunft?
Ich würde mir wünschen, dass man sich
mehr zuhört, und so eine aktivere Auseinandersetzung über gute, besonders aber auch
über schlechte Filme hat. Es gibt viel zu wenig Diskussionen. Ich erhoffe mir beispielsweise
von der Filmakademie, ein solches Forum zu
werden. Den Schauspieler an sich wünsche ich
mir vom Denken her sehr viel selbständiger.
Und jeder sollte immer wieder einmal
zwischendurch eine Reise ans Theater machen.
An der Technik kann man immer noch weiter arbeiten, heißt es im Fußball. Wie viel
Schauspieler hingegen glauben zu schnell: Das
war’s jetzt.
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 21
und mit der Schauspielerin
Elisabeth Degen („Aimée und
Jaguar“) über den nicht selten
ernüchternden Alltag des
Schauspielerberufs.
Anspruch
und Wirklichkeit
Sie sind an der Fritz-Kirchhoff-Schule Berlin zur Schauspielerin ausgebildet
worden. War die Ausbildung auch dort,
wie so häufig, eher theaterorientiert?
Elisabeth Degen: Schon und das halte ich auch ehrlich für ein Manko und finde,
es müsste in der Ausbildung deutlicher beides,
Theater und Film, zusammen gebracht werden. Für beides zu arbeiten, entspricht ja auch
der Berufsrealität. Auch die Vorbereitung auf
Castings sollte im Unterricht regelmäßig thematisiert werden. Ein Casting ist auf seine Art
eine eigene Welt, gerade auch im Vergleich
zum Vorsprechen, weil es dort oft schlicht um
Typfragen geht und man sich deshalb manchmal fast wie eine Ware behandelt fühlt.
Wann haben Sie Ihre ersten Kameraarbeiten gemacht?
Ich habe schon vor der Schule ein wenig für Film und Fernsehen gearbeitet, was
man sich während des Unterrichts dann eher
verbeten hat. Die Philosophie lautete: Geht erst
ans Theater und sammelt dort Erfahrung. Und
so habe ich mich zunächst drei Jahre lang aufs
Theater gestürzt, was leider gleichbedeutend
damit ist, für die Filmbranche erst einmal wieder außen vor zu sein. Auf der einen Seite, weil
die Theater einen nicht allzu gerne für Jobs herauslassen, zum anderen weil auch Produktionen da sehr zurückhaltend sind und die
vermeintlichen Probleme meiden, die Drehplanänderungen bei fest an Theatern Angestellten hervorrufen könnten. Andererseits gibt
es auch Caster, die sich gerne Vorstellungen
anschauen und sich da inspirieren lassen. Insgesamt hängt aber natürlich auch das mit dem
Namen zusammen, denn prominentere Kollegen können sich das natürlich durchaus leisten.
Wie gehen Sie vor, um sich einen
gewissen Status im Beruf zu erarbeiten?
Zumal die finanzielle Situation zunächst
verlangen dürfte, zu nehmen, was einem geboten wird.
Klar, wenn Not am Mann ist, muss man
das tun. Und gerade jene, die vom Theater
kommen, geraten zunächst oft in einen Konflikt mit ihren Ansprüchen – das ging uns allen so. Aber man lernt auch, sich die Projekte zu suchen, die diesen Ansprüchen gerecht
werden, während man parallel Rollen spielt,
die dem vielleicht nicht so genügen. Wobei ich
wirklich sagen muss: Das ist beides ehrliche Arbeit. Ich habe vor einem Schauspieler, der tagtäglich für eine Soap arbeitet, genau so viel Respekt wie vor einem Filmschauspieler. Letztlich sind wir alles kreative Menschen, wir wollen arbeiten, wollen uns verwirklichen.
Haben Sie bei Castings manchmal
das Gefühl, dass es gar nicht zwingend
darum geht, den Besten zu finden, sondern sehr schnell auch darum, den Prominentesten?
Das ist leider so. Daran hängt der Glaube, Prominenz bedeute gleich auch Einschaltquote. Dabei stimmt das gar nicht. Es
gibt sehr viele prominent besetzte Filme mit
schlechter Quote und umgekehrt. Dieser Aberglaube herrscht leider trotzdem immer noch
in breitem Maße. Ich habe ähnliches auf einem Casting auch selbst erlebt. Es kam eine
Kollegin mit einem größeren Namen, und
zack, ist sie es, wobei ich dachte, dass das mit
Schauspielqualität nichts mehr zu tun hatte.
Geht das selbst bis in die kleinsten
Rollen hinein?
Sicher, auch das kommt vor. Wir schauen uns ja einiges aus Amerika ab, leider nicht
immer das Positive. Und dort ist es gerade relativ hip, für kleinste Rollen Promis zu nehmen,
um mit ihnen ein Sahnestück aufs Ganze zu
setzen. In erster Linie heißt das aber für mich,
dass ich weniger zu arbeiten bekomme. Man
gibt auf Castings sein Herzblut, und dann öffnet sich die Tür, jemand kommt herein und
wird bevorzugt. Das hat schon etwas frustrierendes und bedeutet, dass man schwer
an Rollen herankommt. Das ist bitter.
Wie beurteilen Sie die Gagensituation in Deutschland?
Eher problematisch, denn die Schere
klafft ziemlich. Mittlerweile kommen Angebote
von nur 800 Euro Tagesgage herein, inklusive Anreise und Unterkunft. Das ist ein massives Problem. Da hast du mal einen Drehtag
ergattert und bekommst 800 Euro, wovon
Steuern, Agentur und womöglich noch Anreise abgehen. Das ist schon verdammt wenig. Es gibt Anrufe bei meiner Agentur, man
suche einen Schauspieler, der bitte, bitte vor
Ort wohnt. Da wird dann also die Kartei durchgegangen nicht nach dem Kriterium, wer passt
zur Rolle, sondern in erster Linie: Wer ist vor
Ort! Soviel auch noch einmal zum Thema Qualität. Das ist schon absurd, aber nicht mehr ungewöhnlich. Jedem Büro-Angestellten wird
völlig selbstverständlich eine Dienstreise bezahlt. Ich denke, wir verlangen da nichts Unverschämtes.
Wie viele Tage im Jahr müssten Sie
drehen, um gut versorgt zu sein?
Es kommt natürlich darauf an, wie viel
ich pro Drehtag bekomme. Aber sagen wir
mal so: Wovon ich – rein technisch gesehen
und bescheiden angesetzt – gut leben könnte, wären so drei Drehtage im Monat.
Das ergibt etwa 12 Nebenrollen im
Jahr. Das ist ziemlich viel.
Das ist sehr viel und fast illusorisch. Viele von uns leben deshalb ja vom Arbeitslosengeld oder von Nebenjobs. Über Theaterprojekte und Lesungen kann ich über das Jahr
verteilt natürlich auch einiges kompensieren.
Aber um Arbeitslosengeld zu bekommen,
müssen wir im Moment 365 Tage Beschäftigung in einem Zeitraum von drei Jahren nachweisen, was sich mit Hartz III demnächst sogar noch etwas verschärfen wird.
Schwerpunkt Schauspieler – [email protected]
Da muss sich die Kreativität des Berufs im persönlichen Lebensmanagement fortsetzen...
Absolut. Da ist auch sehr wichtig und besonders hilfreich, wenn Du eine gute Agentur hast, die das zum Teil übernimmt. Da bin
ich gut aufgehoben, aber mir ist es auch wichtig, einige Dinge selbst zu unternehmen in
Richtung Theater und Lesungen, um auf diese Art weiter Kontakte zu knüpfen.
Was ist Ihr beruflicher Zukunftswunsch?
Was meine Arbeit anbelangt, wünschte ich mir, regelmäßiger spannende Sachen
drehen zu können. Generell würde ich Castern,
Besetzern und Produzenten mehr Zeit wünschen, um Fantasie bei der Besetzung von Rollen zu entwickeln. Dass selbst in Bildern von
Schauspielern mehr der Mensch und weniger
die Ware gesehen würde, dass man sich also mit den Schauspielern etwas mehr auseinandersetzt. Außerdem werden Soaps und
Serien fast ausschließlich unter 35 besetzt, es
herrscht also so ein seltsamer Jugendwahn,
der auch nicht wirklich in die Tiefe geht. Und
vor allem wünsche ich unserer gesamten Branche viel mehr Mut in jedweder Richtung.
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• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
Nach Jahren des stetigen
Wachstums stagnieren
15:14 Uhr
Seite 22
Schauspielergagen
sich mit der neuen Situation
Die fetten Jahre
sind vorbei
zu arrangieren.
VON RÜDIGER SCHMITZ-NORMANN
die Schauspielergagen –
auf hohem Niveau. Produzenten
und Darsteller versuchen,
ie Neunziger waren eine goldene
Zeit für Schauspieler. In den USA
wurde Julia Roberts Friseur während
des Drehs mit 60.000 Dollar entlohnt, Jim Carrey brauchte zwei Köche am Set
– einen für sich und einen für seinen Leguan.
Auch hier zu Lande wurden Darsteller nicht
mehr als Schauspieler, sondern als Markenartikel gehandelt. Stars bringen Quote, so das
Credo von RTL-Macher Helmut Thoma. Moderatoren und Schauspieler wurden von den
aufkommenden Privatsendern abgeworben –
mit viel Geld. Vorbei die Quasi-Monopolzeiten der Öffentlich-Rechtlichen, in denen Spitzendarsteller wie Hansjörg Felmy umgerechnet 15.000 Euro für einen kompletten Film bekamen. „Zwischen 1991 und 2001 stiegen die
Schauspielergagen jedes Jahr durchschnittlich
um mindestens zehn Prozent“, so Ludwig
Krecker, Leiter der Zentralabteilung Fernsehen
beim ZDF. Top-Namen wie Lauterbach oder
Adorf wurden in den Medien mit umgerechnet 10.000 Euro pro Tag gehandelt – weder
bestätigt noch dementiert. „Gerechtfertigt ist
die Gage, die sich in den Verhandlungen erzielen lässt“, so der Agent Bernhard Hoestermann (Claudia Michelsen, Julia Jäger) 1998
zum Focus. Durch Filmfonds war auf einmal
Geld vorhanden für internationale Ko-Produktionen. Darsteller wie Til Schweiger und
Franka Potente spielten plötzlich neben Sylvester Stallone und Matt Damon. Von Schweiger wurde eine Kinofilmgage von 500.000 Euro kolportiert – auch diese Zahl wurde nie
kommentiert.
Doch die fetten Jahre sind vorbei. „Die Zahl
der eigenproduzierten Fernsehfilme sank von
350 im Jahr 2001 auf 200 im Jahr 2004“, so
Johannes Kreile, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fernsehproduzenten.
Verständlich: Schließlich kostet eine Sendeminute Reality-Show etwa 2000 Euro – eine
Minute TV-Movie dagegen 14.000 Euro. Dass
Das sagt …
D
22
ein Tatort im Schnitt sieben Mal gesendet wird
und damit seine hohen Kosten relativiert, fällt
kaum ins Gewicht. Das Geld muss heute da
sein. Für einen 90-Minüter bekommen die Produzenten im Schnitt 1,3 Millionen Euro, vor
zwei Jahren waren es noch 1,5. Die Gagen
stagnieren dagegen auf hohem Niveau. Folge: Den Produzenten laufen die Kosten weg.
Die Schauspieler: Reich wird selten
einer
Veronica Ferres in „Die Manns“, Foto: WDR
Veronica Ferres
über Lust und Leid, Schauspielerin
in Deutschland zu sein.
Um als Schauspieler in Deutschland erfolgreich zu sein, muss man vor allem
... „versuchen, an sich selbst zu glauben.
Wenn Du es nicht tust, wir sollen es
dann die anderen können? Man muss
sich informieren, welche Filme und Theaterstücke in Vorbereitung sind und sich
dort bewerben, wo man mit besonderem Herzblut dabei sein möchte.“
Wer drei Jahre nach Ausbildungsende
noch nicht von seinem Beruf leben kann, der
sollte... „die Hoffnung nicht aufgeben,
sich aber ein zweites Standbein schaffen!“
Besser würde es dem deutschen Film
gehen, wenn die Schauspielschulen... „mehr
zur Selbständigkeit, zur eigenen Meinung und zur Einzigartigkeit eines jeden
Künstlers ermutigen würden.“
[email protected]
– Schwerpunkt Schauspieler
„Die Spitzengagen verzerren das Bild“, sagt
Schauspieleragent Roland Forster, der unter
anderem Ottfried Fischer und Sissi Perlinger
vertritt. Von den rund 15.000 Darstellern in
Deutschland zählen nur etwa zwei Dutzend
zur Spitzengruppe. Sie verdienen geschätzte
6000 bis 7500 Euro Tagesgage: Heiner Lauterbach, Heinz Hoenig, Mario Adorf, Heino
Ferch, Ben Becker, Moritz Bleibtreu, Veronica Ferres, Hannelore Elsner, Senta Berger, Katja Riemann, Martina Gedeck und andere. Forsters
Klient Ottfried Fischer soll für jede Folge des „Bullen“ von Tölz 280.000 Euro bekommen. „Dazu
sage ich überhaupt nichts“, sagt Forster.
Mit der Gage sind bei den Privaten und immer öfter auch bei den Öffentlich-Rechtlichen
nach dem Buy-Out-Prinzip alle Rechte abgegolten: für Auslandsverkäufe, Wiederholungen, Gewinnbeteiligung. Reich wird da selten
einer – und schon gar nicht der Normalschauspieler. „Viele arbeiten nur 20 Drehtage im Jahr“, rechnet Produzent Tom Spieß von
Little Shark Entertainment vor („Das Wunder
von Bern“): „Bei 2000 Euro Tagesgage macht
das 40.000 Euro jährlich. Minus Steuer, minus
Versicherungen.“ Bundesweit waren im April
3157 Schauspieler arbeitslos gemeldet. Mancher kommt in die Schlagzeilen, so wie im letzten Jahr Bernd Herzsprung, der monatlich
1300 Euro Arbeitslosengeld bezogen haben
soll.
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
Die Sender: weniger Filme und
Serien
Nach einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalten wurden 2003 deutlich weniger
Filme und Serien gesendet als vor fünf Jahren,
vor allem bei den Privaten. Bei Pro7 sank der
Anteil von 50,8 auf 24 Prozent, bei RTL von
37,6 auf 25, bei Sat.1 von 39,5 auf 32,1. Die
Privaten produzieren weniger, die Gewichte
verschieben sich. Sat.1 beispielsweise finanziert statt vieler Filme lieber ein bis zwei TVEreignisse im Jahr, mit entsprechender Werbung: Die Marketingbudgets liegen bei geschätzten ein bis anderthalb Millionen. Zwischen 2002 und 2004 sank die Zahl der Mitglieder des Deutschen Produzentenverbandes
von 150 auf 110 – hauptsächlich wegen Insolvenz, Konkurs, Geschäftsaufgabe.
Die Sender stellen weniger Geld zur Verfügung, und sie vergeben weniger Aufträge.
Gleichzeitig steigt der Aufwand: „Ein Fernsehspiel, das früher mit 600 Schnitten ausgekommen ist, braucht heute 2000“, so der
Kölner Produzent Gerhard Schmidt (Cologne
Gemini). Dazu kommt, dass die Gagen bis zu
einem Drittel der Produktionskosten auffressen. Problematisch dabei weniger die hohen
Gagen der Stars, sondern der breite Anteil der
Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe,
15:14 Uhr
Seite 23
die auch ihren Anteil vom Kuchen haben wollen. Ludwig Krecker vom ZDF ergänzt: „2500
bis 4000 Euro Tagesgage sind im mittleren Bereich heute an der Tagesordnung.“
Die Produzenten: „Notfalls wird
umbesetzt“
Um aus dem Kostenkarussell auszusteigen,
gehen die Produzenten verschiedene Wege.
Das fängt bei der Arbeit am Drehbuch an: weniger Drehorte, weniger Außenaufnahmen,
weniger Nachtdrehs, weniger Nebenrollen.
Größere Produktionsfirmen setzen auf eine
Mischkalkulation vor allem mit gewinnträchtigen Serien. Gerhard Schmidt: „Wir produzieren Kinofilme, Fernsehspiele, Sitcoms, Doku-Soaps. Zur Zeit arbeiten wir an einer neuartigen Weekly Soap, die wir zum Minutenpreis von 1500 Euro statt der üblichen 5000
produzieren.“
Auch die Gehaltsverhandlungen werden
wieder härter geführt. Das Gagengefüge ist
transparenter geworden. Sender wie ZDF und
RTL pflegen mittlerweile Datenbanken. Im ZDF
-Personensuchsystem Perseus etwa sollen rund
25.000 Schauspieler katalogisiert sein, mit allen Rollen und Gagen. Sender und Produzenten tauschen sich untereinander aus. Wie
viel ein Schauspieler zuletzt bekommen hat,
ist für die meisten Produzenten eine Produktion der Maßstab. Notfalls wird umbesetzt. Die
Erfahrung der Branche zeigt: Wenn einer zweimal abgesagt hat, sagt er beim Dritten Mal zu.
Andere gehen noch einen Schritt weiter
und drehen gleich ohne Stars. RTL postulierte Ende der 90er eine Abkehr vom Starsystem,
setzte Obergrenzen für Honorare fest, dreht
seitdem am liebsten mit Nachwuchsschauspielern. Und ist damit beim Publikum genau
so erfolgreich. „Schauspieler werden als Quotengarant überschätzt“, sagt auch Tom Spieß.
Blueprint, der letzte Franka Potente Film, lockte 100.000 Zuschauer ins Kino. Selbst Götz
George floppt im Kino regelmäßig, zuletzt mit
„Solo für Klarinette“ und „Viktor Vogel“.
Alte neue Heimat
Die Schauspieler machen das Beste aus der Situation. Wer es sich leisten kann, frischt sein
Image in Nachwuchsprojekten auf, oft für einen Bruchteil der Gage. Schauspieleragent Roland Forster: „Die Bereitschaft etablierter Darsteller, für junge Regisseure oder ein prestigeträchtiges Objekt mit brisanten Themen billiger als sonst zu arbeiten, ist gestiegen.“ Ein
Signal in der Branche war 1999 das Engagement von Götz George, der sonst auch schon
mal 15.000 Euro Tagesgage verlangen soll: Als
der Mengele-Film „Nichts als die Wahrheit“ auf
der Kippe stand, finanzierte er das Projekt mit
1,5 Millionen Mark eigenem Geld.
Viele finden ihre neue alte Heimat bei den
Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF hält seit einem
Jahrzehnt seine Quote von 80 bis 90 TV-Filmen und 220 bis 250 Serienfolgen pro Jahr,
auch für 2005 sind 85 Einzelstücke geplant.
Ähnliches gilt für die ARD-Anstalten. Gebhard
Henke, Fernsehspielchef des WDR: „Jahrelang
haben die Privaten die Gagen in die Höhe getrieben, jetzt kommen die Schauspieler wieder zu uns.“ Und das mit guten Chancen. Das
Publikum mag die bekannten Gesichter, die
Regisseure arbeiten lieber mit Darstellern, die
sie kennen. Von den etwa 9000 Rollengesprächen, die das ZDF jedes Jahr führt, scheitert nur etwa ein Prozent an der Gagenfrage.
Eine Prognose für die Zukunft wagt niemand. Werden die Privaten wieder mehr produzieren, wenn die Werbekrise vorbei ist? Werden sich Container- und Casting-Shows bald
erschöpfen? Sicher scheint nur: Dass in den
vergangenen Jahren mehr Filme gedreht wurden, hat zu einer breiten Qualitätssteigerung
geführt, auch im internationalen Vergleich.
Gebhard Henke, der für den WDR u.a. die Breloer-Dokudramen und die Produktionen der
Berliner X-Filme betreute: „Wenn kleinere Firmen jetzt nicht mehr drei Filme im Jahr drehen, sondern nur einen
alle zwei bis drei Jahre, besteht die Gefahr, dass die
Qualität wieder sinkt.“
Stephanie Stremler
in „Die Spielwütigen“,
Foto: timebandits
Schwerpunkt Schauspieler – [email protected]
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• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 24
Wer als junger Schauspieler
überleben will, muss
umfassende Medienkompe-
Schauspielschulen in NRW
Schauspielschulen
Spielen lernen
reagieren auf die neuen
VON ANNA KOSKODA
tenz vorweisen können.
Anforderungen und stellen
ihren Lehrplan um.
er Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich
unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in
dem anderen am Ende sich selbst zu entdecken“, befand einst Schauspieler und
Regisseur Max Reinhardt. Dem hehren
Wunsch nach Selbstentdeckung steht die
Praxis heute häufig entgegen: Es gibt immer weniger feste Engagements an Theatern; die Schauspieler müssen sich zunehmend andere Einkunftsquellen erschließen. Solche bietet seit dem Siegeszug der Privatsender vor allem das Fernsehen; Kinoproduktionen stellen eher das
Sahnehäubchen dar. Den Film-Markt bestimmen Zeitdruck und Terminnöte. Raum
für ausgiebiges Rollenstudium bleibt meist
nicht - häufig ist der Schauspieler auf sich
selbst angewiesen, auf gute Vorbereitung
zu Hause, auf technisches Verständnis, um
in den durchstrukturierten Abläufen am
Set „zu funktionieren“.
D
üblichen Basisfächern wie Stimmbildung
und Sprecherziehung, Szenen- und Rollenstudium, Bewegungslehre und Körpertraining bieten sie eine spezifische Ausbildung für Film und Fernsehen an, die den
Schauspielern den Einstieg ins Filmgeschäft
erleichtern soll.
„Produzenten und Regisseure nehmen
oft die gleichen Schauspieler, weil sie sich
am Set auf sie verlassen können. Dabei
hätten sie gerne auch neue Gesichter“,
weiß Bernd Capitain. Er ist einer der Geschäftsführer der seit Anfang des Jahres
aus der Camera Acting School hervorgegangenen Film Acting School in Köln, die
auf die Lücke im herkömmlichen Ausbildungssystem baut. Immer wieder bekommt die Schule Anfragen von Produzenten nach neuen Darstellern, die sich im
Geschäft auskennen.
Alle Abbildungen
aus „Die
Spielwütigen“,
Fotos:
timebandits
Produzenten und Regisseure
wollen sich auf Schauspieler verlassen können
Um auf diese Anforderungen nach Medienkompetenz zu reagieren, haben einige Schauspielschulen verstärkt Camera Acting und andere filmspezifische Inhalte in
ihren Lehrplan aufgenommen. Neben den
24
[email protected]
– Schwerpunkt Schauspieler
Emotionen vor der Kamera
unterdrücken
Denn das vermeintlich „einfache“ Agieren
vor der Kamera hat so seine Tücken. „Man
muss Emotionen vor der Kamera eher
unterdrücken. Denn die Kamera ist wie ein
Mikroskop, sie vergrößert alles“, erklärt Gereon Nussbaum, Betreiber der ArturoSchauspielschule in Köln. Während im Theater alles etwas größer gespielt werden
muss, um eine Figur im weiten Raum zum
Leben zu erwecken, feilt man vor der Kamera eher an Nuancen, arbeitet mit dem
Ausdruck der Augen.
Neben diesem Basishandwerk gilt es
jedoch auch, die Schauspielschüler mit der
Technik vertraut zu machen. „Der Markt
ist sehr schnell geworden. Man muss bei
einem Casting in einer Minute überzeugen
können“, sagt Johannes Klaus, der Studiengangsbeauftragte an der Folkwang
Hochschule, Abteilung Schauspiel Bochum
(früher Westfälische Schauspielschule).
Dort versucht man, in Abgrenzung zur
Schauspielabteilung in Essen, sich mehr auf
Filmarbeit zu konzentrieren.
Neben den Basis-Ausbildungen haben
sich mittlerweile auch einige Weiterbildungsangebote in NRW etabliert, die sich
an Schauspieler mit Erfahrung richten.
„Man muss lernen, die Kamera als Partner
zu begreifen, sich ihr zu öffnen“, erläutert
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 25
Schauspielschulen
in NRW
Die Folkwang Hochschule mit den Schauspielausbildungen in Essen und Bochum ist die
einzige öffentliche Schule in NRW. Wer sich
stärker für Film und Fernsehen interessiert, sollte sich besser in Bochum bewerben. Dort fängt
man mit dem Camera Acting bereits in den ersten zwei Semestern (von acht) an. Im zweiten Semester drehen die Studenten mit den
Kameraleuten der Klasse von Adolf Winkelmann (FH Dortmund) bereits möglichst eigenständig einen Film. Gleichzeitig kooperiert
man mit der Kölner ifs, arbeitet gemeinsam mit
dortigen Regiestudenten. Neben den Kooperationen mit dem Bochumer und dem
Wuppertaler Schauspielhaus besteht seit Jahren auch eine enge Zusammenarbeit mit dem
WDR, um den Praxisbezug schon möglichst
früh herzustellen.
Folkwang Hochschule, Klemensborn
39, 45239 Essen,
Tel. 0201/4903-0,
www.folkwang-hochschule.de
Holger Borggrefe von der ifs (internationale filmschule köln). Man müsse wissen: Wie wirke ich
im Verhältnis zur Kamera, wie kommuniziere ich
mit dem Kameramann, wie funktionieren die Kameralinsen, wie verhalte ich mich bei drei Kameras gleichzeitig?
TV-Schauspieler haben meist nur wenig Zeit.
Deshalb müssen sie lernen, sich schnell in emotionale Situationen zu versetzen, sie, wenn nötig, mehrmals zu wiederholen und immer die Anschlüsse einzelner Drehs parat zu haben.
Fast jede große deutsche Stadt besitzt öffentliche und private Schauspielschulen, deren Ausbildung sich meist auf acht Semester
erstreckt. In Berlin sind das etwa die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF Konrad
Wolf, Potsdam), die Universität der Künste und
die Ernst-Busch-Schauspielschule, in München
die Bayerische Theaterakademie August Everding oder die Otto-Falckenberg-Schule, um
nur einige zu nennen. Im Folgenden stellen wir
die Schauspielschulen in NRW vor.
Die Ausbildung an der Arturo Schauspielschule in Köln, einer Modellschule des
IDS – Berufsverband deutscher Schauspieler
e.V. –, dauert ebenfalls vier Jahre. Während sich
die ersten zwei Jahre auf die schauspielerischen
Grundlagen konzentrieren, steht ab dem dritten Ausbildungsjahr Kamera-, aber auch
Mikrofontraining verstärkt auf dem Ausbildungsplan. Die Studenten verlassen die Schule mit einem Vorsprech-Repertoire für die Bühnen, einem Ausbildungsband (Video) und einer Ausbildungs-CD (Audio), um sich bei Castern, Sendern und Produzenten vorstellen zu
können. Die Ausbildung beginnt im Januar
und im September und kostet 410 Euro im
Monat.
Arturo Schauspielschule,
Widdersdorfer Str. 327, 50933 Köln,
Tel. 0221/912 37 70,
www.arturo-dsa.de
Die Film Acting School in Köln ist eine reine Filmschauspielschule, die ihre Ausbildung
auf das Spielen vor der Kamera konzentriert.
18 Monate lang werden die Schüler möglichst
praxisnah an den Medienalltag herangeführt.
Zu den Besonderheiten der Schule gehört eine enge Zusammenarbeit mit Kölner Produktionsfirmen sowie mit zwei amerikanischen
Instituten (in New York und Nebraska), die die
Schüler auf internationale Koproduktionen vorbereiten sollen. Die nächsten Ausbildungskurse
beginnen im Januar und August 2005 und kosten 450 Euro im Monat. Der Abschlussfilm
einer Klasse wird im Filmhaus Köln vor Produzenten und Castern gezeigt.
Film Acting School Cologne,
Hansaring 21, 50670 Köln,
Tel. 0221/912 35 80
www.filmactingschool.de
Das Theater der Keller in Köln bietet in der
hauseigenen Schauspielschule ebenfalls eine
Ausbildung an, die sich jedoch mehr auf die
Theaterpraxis konzentriert. Während des
Schwerpunkt Schauspieler – [email protected]
Hauptstudiums im 3. und 4. Jahr steht allerdings ebenfalls Film- und Fernseharbeit und
Castingtraining auf dem Lehrplan. Die Klassen
für die dreieinhalbjährige Ausbildung beginnen im September und kosten 350 Euro im
Monat.
Theater der Keller,
Kleingedankstr. 6, 50677 Köln,
Tel. 0221/93 22 959
www.theater-der-keller.de
Hartz und
die Folgen der
Sozialrechtsreform
Für Film- und Fernsehschaffende hat die Sozialrechtsreform womöglich berufsgefährdende Folgen. Denn seit dem 1. Februar
läuft für alle Arbeitnehmer der Countdown
für die Anwartschaften auf das Arbeitslosengeld I. Für viele ist dies ein wichtiges Datum. Denn Arbeitslosengeld I bekommt in
Zukunft nur, wer innerhalb von zwei Jahren
(zuvor in drei Jahren) mindestens 360 Arbeitstage sozialversicherungsrechtlich vorweisen kann. Im Rahmen der bestehenden
Regelungen und üblichen Produktionsabläufe wird dies in der Zukunft kaum noch
möglich sein. Selbst wenn jemand in einer
Woche deutlich mehr als 40 Stunden arbeitet, zählen nur die reinen Tage für die Anwartschaft. Der Gesetzgeber hat die Verantwortung für die Auswirkung seiner Politik in die Hand der Tarifparteien gegeben.
Sonderregelungen für die Filmbranche wird
der Gesetzgeber erklärtermaßen nicht einrichten.
Die ifs (internationale filmschule köln)
bietet Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt
Filmschauspiel. Dabei gibt es zwei Arten von
Workshops, zum einen vier Mal im Jahr dreitägige Lehrgänge mit internationalen Filmkünstlern, zuletzt mit Mike Figgis. Für Anfang
Juli ist ein Workshop mit Hans-Christian
Schmid geplant. Die zweite Art von Workshop
ist umfassender. Der Schauspiellehrer M.K. Lewis aus Los Angeles bietet im August drei aufeinander aufbauende, jedoch auch getrennt
zu besuchende Workshops an, die jeweils zwei
Wochen dauern: Camtech for Actors Part I,
Part II und die Master Class. Voraussetzung für
diese Workshops ist der Abschluss einer Schauspielausbildung oder der Nachweis einer vergleichbaren praktischen zweijährigen Berufstätigkeit als Schauspieler sowie gute Englischkenntnisse. Die dreitägigen Workshops kosten 450 Euro, die zweiwöchigen mit M.K. Lewis 1000 Euro.
ifs, Werderstr. 1, 50672 Köln,
Tel. 0221/92 01 88-0,
www.filmschule.de
25
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 26
Seit Ende März verhandeln der Bundesverband Deutscher
Fernsehproduzenten (BDF), die AG Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten und der Verband deutscher Spielfilmproduzenten
mit der Gewerkschaft Ver.di, die drei Flächentarifverträge
für Film- und Fernsehschaffende gekündigt hatte.
„Einsparungen von netto 1,6 Milliarden Euro“
an. Der Druck von oben wird nach unten
weitergereicht. WDR-Fernsehdirektor Ulrich
Deppendorf gibt ihn an Fernsehspiel-Chef
Gebhard Henke mit dem Hinweis weiter, bei
den Budgets zu sparen und auch auf die Höhe der Schauspielergagen zu achten. Die Botschaft kommt auch bei den Produzenten an,
die seit Jahren über zu hohe Gagen klagen.
Für BDF-Justitiar Johannes Kreile etwa steht
fest, „dass Schauspieler mehr als angemessen
bezahlt werden“.
Trend zur Pauschalierung
Tarifgespräche
Im Focus der
Verhandlungen
VON PETER HANEMANN
s geht um Honorare, Urheberrechte
und Arbeitsbedingungen – und um die
Besonderheiten eines filmwirtschaftlichen Arbeitsmarktes, für den kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse typisch
sind. Anders als bei anderen Tarifverhandlungen stehen die Verhandlungspartner unter besonderem politischen Druck. Der Druck
wird durch die Reformen des Sozialversicherungssystems erzeugt – kurz: Hartz - und durch
die andauernde Spardebatte über öffentliche
Ausgaben. Davon ist auch das Finanzvolumen
des öffentlich-rechtlichen Systems berührt. Vor
gut einem Jahr gab NRW-Ministerpräsident
Peer Steinbrück den Ton an: Zuerst in Berlin
und dann auf dem Medienforum NRW in Köln
verlangte er ein Moratorium bei den Rundfunkgebühren und problematisierte zugleich
Struktur und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Im Herbst schlossen sich ihm
seine Kollegen Edmund Stoiber (Bayern) und
Georg Milbradt (Sachsen) an. Die Anstalten begegneten dem öffentlichen Druck mit dem
Hinweis, dass sie längst begonnen hätten zu
sparen. So kündigte WDR-Intendant Fritz Pleitgen für die Gebührenperiode 2005 bis 2008
E
Beim Film geht es immer auch um Kohle:
Moritz Bleibtreu und eine Tasche voller Geld
in „Lola rennt“, Foto: Prokino
26
Tatsächlich aber stehen die Gagen für Schauspieler nicht im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen. Nichtsdestotrotz wollen und
müssen beide Seiten definieren, welche Bezahlung für welche Leistung angemessen ist.
Dazu bekommen sie Lagebeurteilungen gratis. „In den 90ern gab es eine Gagenbewegung nach oben, jetzt gibt es einen Trend nach
unten“, sagt etwa Bernhard Hoestermann, Inhaber der gleichnamigen Berliner Agentur und
Mitglied im Verband der Agenturen (VdA).
Wer vom Abwärtstrend betroffen ist, ist unklar. Es gibt hochbezahlte Schauspieler mit benennbar hohen Preisen, die ab und an auch
billig arbeiten (oder für Debüt-Reihen gar umsonst). Und es gibt weniger gut bezahlte, die
nach oben kommen wollen und es deshalb für
richtig halten, bei Forderungen zurückzustecken.
Im Prinzip werden Schauspieler pauschal oder
tageweise bezahlt. Hoestermann sieht eine
Tendenz früher zu pauschalieren. Während
man früher erst ab etwa zehn Tagen pauschalierte, verfahre man heute schon ab drei
oder vier Drehtagen so. Hinzu komme, dass
Schauspieler inzwischen bei Pauschalierungen
zu prozentualen Nachlässen bereit sein müssten. Die gesamte Situation sei heute „mehr
aufgefächert“, so Hoestermann. Insgesamt
gebe es allseitig „Bereitschaft zu größeren
Spielräumen“.
Honorarrahmen nach unten offen
Bislang gab es tarifvertragliche Regelungen
von Schauspieler-Gagen allenfalls im Rahmen
von Vergütungsregeln der Rundfunk-Anstalten. Für Kreile könnte das bei den Verhandlungen mit Ver.di „ein Anhaltspunkt“ sein.
Beim WDR, beispielsweise, gibt es allerdings
keine Mindestgagen, sondern nach Angaben
von Ursula Lutkewitz, Fachbereichsleiterin der
Honorar- und Lizenzabteilung, einen Honorarrahmen, der nach unten hin offen ist. Auch
beim WDR heißt es, dass die Vergütungen
vom Einzelfall abhängen.
Im Kampfgetümmel der laufenden Tarifverhandlungen setzt Kreile als Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite auf „das totale Buy Out“. Die Fernsehproduzenten wollen festschreiben, was RTL seit Jahren praktiziert: Schauspieler einmal für alles bezahlen –
für ihre abgeleistete Arbeit, für TV-Wiederholungen und anderweitige Nutzungen von
Programmen. Weil es auch bei RTL kein Tarifsystem für Darsteller gibt, sei das Buy Out
„stets eine angenemessene Praxis der Vergütung gewesen“, so Jörg Graf (Leiter Produktionsmanagement im Bereich Business Affairs
[email protected]
– Schwerpunkt Schauspieler
Programm). Das Modell habe auch Vorteile für
Schauspieler: Sie bekämen einen Vorschuss auf
Leistungen, die womöglich gar nicht anfallen.
US-Import: Escalator-Modelle
Es sind aber auch andere Modelle denkbar. So
präferieren Ver.di und Verbände wie der VdA
das Modell Folgevergütung - zunächst als
Grundgage für eine (definierte) Arbeitsleistung
und zur Nutzung von Leistungsschutzrechten.
Danach könnte festgelegt werden, was für eine Erstnutzung (im Rahmen der Kinoverwertung oder für die erste und zweite TV-Ausstrahlung) gezahlt werden muss. Geregelt wird
dann auch eine Schwellenwertung etwa für
die Nutzung schauspielerseitiger Leistungsschutzrechte für die Auswertung auf DVD. Aus
Sicht von Ver.di könnte das über Verwertungsgesellschaften geregelt werden. Der VdA
vertritt in Sachen Folgevergütung die Position,
dass Schauspieler dann zur Reduktion von Gagen bereit seien, wenn auf Senderseite im Erfolgsfall ein Bonus gezahlt wird. Hier verfahren die Sender ganz unterschiedlich. Während
das ZDF oft Folgevergütungen zahlt, zahlen die
ARD-Anstalten teilweise und die Privaten überhaupt nicht. „Sie kalkulieren en bloc über zwei
bis drei Verwertungsstufen und wollen die
Künstler nicht am Erfolg beteiligen“, sagt Hoestermann. In dieser Frage wünscht er sich „eine beherzter agierende Produzentenschaft“.
Auch für Kinofilm-Engagements wäre
denkbar, dass Schauspieler bei steigendem Erfolg einen abgestuften Bonus bekommen –
den ersten etwa nach einer zu fixierenden Zahl
von Zuschauern. Vorbild für ein solches Treppenmodell sind die USA, wo so genannte
Escalator-Verträge üblich sind. Man könnte dabei an mehreren Stellschrauben drehen, so etwa an der Höhe Bonuszahlen oder an der
Schwelle ihres Beginns (z.B. nach 500.000
oder einer Million Zuschauern usw.).
Zeitkonten eröffnen
Die Diskussion über die Gagenhöhe verstellt
den Blick auf einen komplexen Zusammenhang von bezahlter und unbezahlter Arbeit
sowie geregelter und ungeregelter Arbeitszeit,
über den gerade verhandelt wird. Gemeinsames Ziel ist ein Gesamttarifvertrag, der das
Gagengefüge inklusive Mindestgagen, das Urheberrecht und die Arbeitsbedingungen regelt.
Für die Gewerkschaft hat die Darstellung der
tatsächlichen Arbeitszeiten in sozialversicherungsrelevanten Beschäftigungszeiten (-tagen)
oberste Priorität. Aus ihrer Sicht müssen Produktionsdauer und Beschäftigungstage entkoppelt werden. Ver.di fordert – nicht nur für
die Berufsgruppe der Schauspieler, sondern für
alle Filmschaffende, die befristet für eine Filmproduktion beschäftigt sind , die Einführung
eines Zeitkontos für Mehrarbeit und Zuschläge.
Im Anschluss an die Produktionszeit sollen
dann entsprechend dem Zeitguthaben Ausgleichstage und, bezogen auf die gesamte Beschäftigungszeit, Urlaubstage angehängt werden. Dann hätten eben auch Schauspieler größere Chancen, im berufsbedingt häufigen Fall
zeitweiliger Arbeitslosigkeit für den Bezug von
Arbeitslosengeld I (siehe Kasten S. 25) genügend sozialversicherungspflichtige Beschäftigungstage vorweisen zu können.
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 27
Anfang Juni startete
Andres Veiels SchauspielerDoku „Die Spielwütigen“.
Für den Newsletter schreibt
der Regisseur über seine
Neue Helden
VON ANDRES VEIEL
Faszination für Schauspieler.
tets habe ich eine gewisse Faszination für die Grenze von Fiktion
und Dokument verspürt. Als ich
über das Konzept einer Langzeitbeobachtung nachdachte, war für
mich deshalb früh klar, Schauspieler in
den Mittelpunkt zu stellen. Sie zu porträtieren bietet mir zwei Möglichkeiten:
zum einen, die Biografie der jeweiligen
Person darzustellen. Zum anderen aber
vermag ein Schauspieler über die Rolle
Dinge zu tun, die er sich sonst vielleicht
nicht trauen würde. Auf der Bühne ist alles erlaubt, was im Leben verboten ist.
Und so gelingt es mir, in Räume vorzudringen, die bei anderen Personen versperrt sind.
Auf einer weiteren Ebene beschäftigt sich mein Film auch mit dem Prozess
des Erwachsenwerdens. Ein guter Schauspieler muss sich in allen Tiefen erfahren
haben, um mit diesen Schichten die Rolle zu füllen und zu bereichern. Das setzt
eine Fähigkeit zur (Selbst)-Reflexion und
Eigenverantwortung voraus. Gleichzeitig aber muss er sich andererseits immer
auch ein Stück Kind bewahren. Kind sein
heißt: staunen, sich überraschen lassen,
verwundbar bleiben. Das Älterwerden
führt in eine Welt von schmerzhaften Erfahrungen, die oftmals zwingen, sich zu
schützen und so an bestimmten Stellen
Mauern zu ziehen. Für einen Schauspieler
ist genau das gefährlich: sich nicht offen
zu halten und nicht mehr mit Neugierde auf sich und das Leben zu schauen.
Um geeignete Protagonisten für
meinen Dokumentarfilm zu finden, wendete ich mich an die Hochschule für
Schauspielkunst „Ernst-Busch“ in Berlin.
Unter den 200 Bewerbern, die den ersten Test für die Aufnahme in den Jahrgang 1997 bestanden hatten, suchte ich
zunächst nach klarem Talent. Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass jemand nach
zwei Jahren aufhört, weil deutlich wird,
ihm fehlt das Besondere und er hat letzt-
S
lich nichts zu sagen. Es war nicht schwierig, auf Anhieb 20 Talentierte zu finden.
Schwierig war es hingegen, Bewerber zu
entdecken, die von der Idee, Schauspieler zu werden, besessen waren. Sie
sollten etwas in sich tragen, das heraus
musste, den Wunsch etwa, über die
Bühne ein anderer zu werden, sich selbst
und seinem eigenen Korsett zu entkommen. Leute mit eigenem Profil, kompromisslos und im eigentlichen Sinne
spiel-wütig, die suchte ich - und habe
sie am Ende auch gefunden.
Das ganze Projekt steht aus heutiger
Sicht als klarer Gegenpol zu den CastingShows. Während dort vermittelt wird,
man müsse nur gut aussehen und zum
rechten Zeitpunkt am rechten Ort sein
und schon sei der Weg nach oben geebnet, machen „Die Spielwütigen“ deutlich, wie groß die Hindernisse sind und
wie lang dieser Weg ist, auf dem zunächst sehr viel Staub gefressen werden
muss. Aus der Not der meisten werdenden Schauspieler, sich ausdrücken zu
wollen, wird eine Notwendigkeit mit ungemeinem Willen, sich aus einem bestimmten Umfeld zu befreien. In der
Schule wird die Chance auf einen neuen Anfang gesehen, die Möglichkeit, sich
vollkommen neu zu entdecken. Als Konsequenz schaut kaum jemand realistisch
darauf, wie der Markt tatsächlich aussieht. Die Bewerbungen erfolgen aus einem weitgehend ungebrochenen Idealismus heraus. Die Realitäten, die dieser
Markt mit sich bringt mit seinem Warencharakter, der viel über das Äußere
definiert, wo erst einmal ganz andere
Dinge als Qualität eine Rolle spielen –
all das bricht erst am Ende der Ausbildung massiv ins Bewusstsein ein. Wer es
auf die „Ernst Busch“ geschafft hat, ist
in einer privilegierten Situation. 80 bis 90
Prozent der Studenten schaffen den
Sprung in ein Engagement. Dennoch
nimmt auch dort die Zahl derjenigen, die
Andres Veiel,
Foto: timebandits
nicht vermittelt werden können, zu. Es
hat mich überrascht, wie wenig pragmatisch analysiert und wahrgenommen
wird, dass sich 20.000 von etwa 22.000
Schauspielern in Deutschland mit Mühe
und Not durchwursteln und nur der Rest
zu den Glücklichen zählt, die vom Beruf
auch leben können. „Und trotzdem!“,
lautet die wiederum sehr schöne Reaktion, bei der die Spielwut dann so groß
ist, dass die Möglichkeit schlicht verdrängt wird, eventuell zu den 20.000 zu
gehören.
Wir haben mit den Aufnahmen begonnen, als sich der Boom der Privaten
Sender auf dem Höhepunkt befand, als
sehr viele Leute spontan Rollen beim
Fernsehen bekommen haben und so
auch sehr viel Geld verdienten. Ende
2001 dann kam der große Einbruch. Ich
kenne einige Schauspieler, die davor gut
durchgekommen sind und sich plötzlich
nur noch mit Mühe über Wasser halten
können. Andere haben sich gar neue Berufe suchen müssen. Dieses Elend der
Frustration und Enttäuschung ist ein gewissermaßen unsichtbares, weil Schauspieler nun einmal diese Fähigkeiten be-
Schwerpunkt Schauspieler – [email protected]
sitzen, sich in andere Situationen sehr
schnell einzufügen. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich Bewerbungen
bekomme und sehe, womit die Leute
über die Jahre ihr Geld verdient haben.
Deshalb springt einen dieses Elend nicht
so an. Aber wenn man die Messlatte mal
anders anlegt und nach dem ursprünglichen Wunsch fragt, da zeigt sich dann
ein heftiges und tiefes Leiden an dieser
Differenz zwischen dem, was sie wollten, und dem, was sie tun.
Doch die Leute kämpfen, und sie
werden weiter kämpfen. Auch wenn die
wirtschaftliche Lage dafür sorgen würde, dass sich das Angebot auf dem heutigen Level einpendelt, würde das nicht
bedeuten, dass es in fünf Jahren weniger Schauspieler gibt. Das Reservoir an
Menschen, die sich dieser Aussicht verschrieben haben, eines Tages mit der einen großen Rolle präsent zu sein, wird
nicht geringer werden.
Wer auch immer es am Ende wirklich zum Filmstar schafft, den erwartet
dann allerdings unter Umständen ein Rezeptionsproblem, das ich für ein sehr
großes halte: dieses merkwürdige Verhältnis, das in Deutschland zu Stars besteht, diese gebrochene Beziehung zu
Helden, die uns aus der Erfahrung von vor
1945 weitergegeben wurde. Als wenn
ein deutscher Selbsthass durchbricht: Helden haben für das Falsche eingestanden,
eine Identifikation verbietet sich. Trotzdem
ist eine Sehnsucht nach ihnen vorhanden,
und so werden einzelne Schauspieler
hoch geschrieben, um sie dann wieder
genussvoll zu vernichten.
Ich denke, dass wir da noch sehr viel
Nachholbedarf haben, Stars langfristig
aufzubauen, oben zu halten und ihnen
dann auch mal einen schlechten Film zu
verzeihen. Wir brauchen für eine Filmkultur gute Leute, wir brauchen gute
Schauspieler, und wir müssen sie auch
lieben!
27
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 28
Die Mitte der
Welt
In dieser neuen Rubrik wird der Newsletter in Zukunft
Produktionen vorstellen, die vor längerer Zeit gefördert wurden
und jetzt in eine neue Phase treten, wie z.B. Nico von Glasows
„Edelweißpiraten“ und Philips Grönings „Die große Stille“.
Der Stand der Dinge
Eine junge Amerikanerin, die in einer Kleinstadt im Rothaargebirge ihre Zwillinge aufzieht und in „irvingscher“ Manier alle Rückschläge und Krisen meistert, steht im
Mittelpunkt der Geschichte, die Vanessa Jopp ab Ende des Jahres in NRW verfilmen will. Das Familiendrama „Die Mitte der Welt“, für das Butz Buse und
Wolfgang Böhm das Drehbuch geschrieben haben, entsteht als Koproduktion der Münchner K5 Film mit der Bavaria Film. Fest steht bereits, dass Schauspielerin Iben Hjeile in der 3,85 Millionen Euro teuren Kinoproduktion vor der
Kamera von Judith Kaufmann stehen
wird. Mit der Besetzung weiterer Rollen
hat Produzent Oliver Simon die Münchner Tolkien Casting betraut.
K5 Film, Tel. (089) 65308940;
[email protected]
Homies
it 180 Stunden Material kam
Nico von Glasow Ende 2001
nach 60 Drehtagen aus St.
Petersburg zurück. Dort hatte er mit der Kamera von Jolanta Dylewska
seinen Kinofilm „Edelweißpiraten“ gedreht.
Unter diesem Namen hatten sich zum
Ende des Krieges Kölner Arbeiterjugendliche gegen die Nazis gewehrt. „Die echten Edelweißpiraten, die wir getroffen haben, sind einfach Menschen mit dem Herz
am rechten Fleck, deren Geschichte wir erzählen wollten“, erzählt von Glasow, der
gemeinsam mit Niki von Glasow auch das
Drehbuch geschrieben hat. Die Hauptrollen in der Koproduktion seiner Kölner
Palladio Film mit dem WDR und X Filme
sind mit Kölner Schülern, Bela B. von den
Ärzten und Anna Thalbach besetzt. Beim
Dreh spielten die Schauspieler ihre Szenen
durch und wurden dabei von zwei Kameras gleichzeitig gefilmt, so dass sie oft
nicht wussten, ob sie gerade gefilmt werden oder nicht. Nico von Glasow: „Die
Schauspieler konzentrieren sich so stärker
auf die Filmrealität und übernehmen mehr
Verantwortung für die Figuren, die sie darstellen.“ Über zwei Jahre dauerte die Postproduktion, die nun abgeschlossen wurde und an deren Ende eine 95-minütige
Kinoversion steht. Diese soll auf einem der
Herbstfestivals zu sehen sein.
Fünf Monate (vier Monate im Frühling
und Sommer 2002, drei Wochen im Winter 2003 und noch einmal drei Tage im Dezember 2003) zog sich Philip Gröning in
die Einsamkeit des Kartäuser Klosters La
Grande Chartreuse bei Grenoble zurück,
um das Leben der Mönche zu dokumentieren, das vom strikten Gebot des Schweigens und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt ist. Jetzt sitzt er für die nächsten sechs
Wochen in der Einsamkeit des Schnitt-
In Dinslaken plant die Münchner fieber.film im Herbst/Winter die Dreharbeiten für den ersten Langfilm von Adnan Köse, der an gleicher Stelle gerade
die Arbeiten für seinen Kurzfilm „Der Klageruf des Saz“ abgeschlossen hat. Das
Drehbuch zu der Hip-Hop-Komödie
„Homies“ hat Köse gemeinsam mit Andrea Kriegl geschrieben. Die Kamera
übernimmt James Jacobs, das Casting
Uwe Bünker. Als Produzenten für die
Komödie zeichnen Clarens Grollmann
und Mario Stefan verantwortlich.
fieber.film, Tel. (089) 64981210;
[email protected]
M
28
Durch Liebe
erlöst
Nico von Glasow am Set von
„Edelweißpiraten“ und La Grande Chartreuse,
Drehort für Philip Grönings „Die große Stille“,
Fotos: Palladio Film und X-Verleih
studios. Die Kinoauswertung seines Filmes
„Die große Stille“ wird X-Verleih übernehmen. Ein Starttermin steht noch nicht
fest. Geplant ist nicht nur eine Kino-, sondern auch eine TV-Version sowie ein Bildband und eine CD. Gedreht wurde das
700.000 Euro teure Projekt der Philip Grö-
ning Filmproduktion auf HD, 35mm und
Super Acht. Im Kino wird der Film als
35mm Kopie in Dolby SRD/ 5.1 zu sehen
und zu hören sein.
Neuigkeiten gibt es auch von Grönings
ebenfalls gefördertem Film „L’amour“, der
jetzt endlich auf DVD erhältlich ist und zusätzlich zum aus dem Kino bekannten
Schluss ein 30-minütiges alternatives Filmende bietet.
[email protected]
– Stand der Dinge / Dreharbeiten
Noch bis Mitte Juli dauern die Dreharbeiten für den historischen Zweiteiler „Durch
Liebe erlöst / Das Geheimnis des
Roten Hauses“, den die Kölner Network Movie in Koproduktion mit dem
ZDF in Prag realisiert. Regisseur Jörg
Grünler und Kameramann Daniel Koppelkamm setzen das Drehbuch von Silke Zertz in Szene. In den Hauptrollen der
Verfilmung des Hedwig Courths-Mahler-Romans, der Anfang des letzten Jahrhunderts in idyllischen Schlössern, geheimnisvollen Landhäusern und in der
Welt des Zirkus spielt, sind die 23-jährige
Neuentdeckung Pauline Knof, Tim
Bergmann und Natalia Wörner zu
sehen. Produzent Reinhold Eischot erwartet „eine gekonnte Gratwanderung zwischen der traditionellen Courths-Mahler-Welt
und moderner Erzählweise.“ Wird der Film
ein Erfolg, planen Network Movie und das
ZDF weitere Filme.
Network Movie,
Tel. (0221) 948880;
[email protected]
• newsletter_20-36 4c
14.06.2004
15:14 Uhr
Seite 29
Der Schatz der
weißen Falken
Kurz bevor er mit seinen Eltern das Dorf verlassen wird, erlebt der elfjährige Jan mit seinen beiden Freunden Stevie und Bastie ein letztes großes gemeinsames Abenteuer. Sie finden eine Schatzkarte und machen sich auf den
Weg, eine bislang unerforschte Höhle in der
Fränkischen Schweiz zu suchen und ihr Geheimnis zu ergründen. Nach seinem eigenen
Drehbuch erzählt Regisseur Christian Zübert in dem Jugenddrama „Der Schatz der
weißen Falken“(AT) eine einfühlsame Geschichte über das Erwachsenwerden. Produziert wird der 3,8 Millionen Euro teure Kinofilm, an dem auch Sat.1 beteiligt ist und den
die Falcom Media Group AG in die Filmtheater bringen will, von der Kölner Little
Shark Entertainment. Gedreht werden
soll im August und September in der fränkischen Schweiz und in Köln. Für das Casting
zeichnet Filmcast Sabine Schwedhelm
verantwortlich, für die gesamte Produktion
Tom Spieß und Sönke Wortmann.
Little Shark Ent., Tel. (0221) 336110;
[email protected]
Cologne Film
Sturmflut
Vom 22. September bis zum 20. Oktober
dreht Regisseur Jorgo Papavassiliou mit
Kamerafrau Yvonne Tratz in Köln und Umgebung den Event-Zweiteiler „Sturmflut“
(AT). Vor dem Hintergrund der Hamburger
Flutkatastrophe erzählt Holger Karsten
Schmidt in seinem Drehbuch die Geschichte einer junge Frau, die alles verliert – außer
ihrem Leben und der Gewissheit, dass es immer ein Morgen gibt. teamWorx Television & Film produziert das Katastrophendrama gemeinsam mit EOS Produktion für
den Kölner Sender RTL (Redaktion: Peter
Studhalter). Mit der Besetzung haben die
Produzenten Nico Hofmann und Sascha
Schwingel die Casterin Nina Haun beauftragt.
teamWorx, Tel. (0221) 2504810;
[email protected]
Lavinia Wilson raucht in „Allein“, Foto: Lichtblick
Allein
... erzählt die Geschichte von Maria, deren Leben geprägt ist durch Sucht nach Nähe, Sex-Exzesse, Tabletten und Alkohol – bis sie Jan kennen lernt und mit ihm die aufrichtige Liebe. Nach
seinem eigenen Drehbuch inszenierte KHM-Absolvent Thomas Durchschlag mit seinem
Kameramann Michael Wiesweg seinen Debütfilm, der bis Mitte Juni in Essen und den Niederlanden gedreht wurde. Die Produktion der Kölner Lichtblick-Film entsteht im Rahmen der
Six Pack Initiative, bei der sich der WDR (Redaktion: Michael André) und die Filmstiftung
NRW die Produktionskosten eines Debütfilms teilen. Für die Hauptrollen in dem Fernsehdrama konnte Produzent Joachim Ortmanns die Schauspieler Lavinia Wilson, Maximilian Brückner, Richy Müller und Victoria Mayer begeistern.
„Delphinkinder“ heißt die neue Doku Soup von Lichtblick. Regisseurin Claudia Richarz
begleitet für den WDR und arte in einer Langzeitbeobachtung Familien mit schwerbehinderten Kindern, die durch den spielerischen Kontakt mit Delphinen überraschende Fortschritte machen.
Lichtblick, Tel. (0221) 9257520; [email protected]
Dreharbeiten – [email protected]
Kann man aus einer gesanglichen Niete einen Popstar und Chartbreaker machen? Die Wette
zweier Musikproduzenten und die 17-jährige Jenny, die es am Schluss allen beweisen will, liefern die Geschichte für eine TV-Komödie, die Oliver Schmitz im Auftrag von Cologne Film
für Pro Sieben (Redaktion: Christian Balz) in Szene setzt. Gedreht wird das TV-Movie „Die
Wette“, das nach einem Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn entsteht, mit der Kamera von Uwe Schäfer noch bis Mitte Juli in Köln. Für die Hauptrollen konnte Produzentin Micha Terjung die Schauspieler Zoe Weiland und Stefan Jürgens unter Vertrag nehmen.
Von August bis Oktober stehen gleich zwei Münster-Krimis auf dem Drehplan der Kölner
Cologne Film. Regie bei den Folgen „Wilsberg isst vietnamesisch“ (Drehbuch: Jürgen
Kehrer) und „Wilsberg und das Objekt der Begierde“ (Drehbuch: Ulli Stephan)
führt Buddy Giovinazzo. Die Hauptrollen in der ZDF-Produktion (Redaktion: Martin R.
Neumann) spielen wie gewohnt Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek und Ina Paule Klink. Bei der Besetzung der weiteren Rollen verlässt sich Produzentin
Micha Terjung auf Casterin Sabine Bresser. Drehorte sind Münster und Köln.
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; [email protected]
Gruppe 5
Müller & Seelig
Das Elefantenhaus des Kölner Zoos war eine
von vielen Locations, an der die Kölner Gruppe 5 Filmproduktion ihre Doku über das
Leben von Prof. Bernhard Grzimek für
ZDF und arte drehte. Dort stellte die Gruppe 5 einen Scherz des Naturschützers, Zoo-Direktors und Oscar-Preisträgers nach. 1948 hatte Grzimek mit der Ankündigung in den Frankfurter Zoo gelockt, einen sagenumwobenen
weißen Elefant aus Burma zu präsentieren.
Wie damals half man auch jetzt mit Farbe
nach. In Köln wurde die Elefantendame Savani
für die Szene mit Kalkfarbe geweißt. Das sei
für die dicke Haut völlig harmlos, versicherte
Zoodirektor Gunther Nogge: „Sonst hätten wir uns auf so etwas gar nicht eingelassen.“
Das „Grzimek“-Porträt ist eine von vielen
Dokumentationen, die Uwe Kersken mit
seiner Gruppe 5 derzeit produziert. In Vorbereitung sind u.a. ein Zweiteiler über die 800jährige Geschichte der Mongolei (ZDF, arte,
SBS, ORF), eine Doku über die Natur- und
Kulturgeschichte der Eiche (ZDF, arte und
ZDF-Enterprises), eine fünfteilige Serie sowie eine 90-minütige Kinofassung über die
Geschichte des Judentums (arte, WDR, NDR,
BR, SWR, RBB) und „Update 2055“ über
die Welt in 50 Jahren für das ZDF, ZDF-Enterprises, Mediaset, France 2 und WNET
Thirteen in Kooperation mit der Abteilung
für Animation der Filmakademie Ludwigsburg.
Für diese und weitere Projekte sucht die
Gruppe 5 regelmäßig Mitarbeiter für die Unterstützung im Bereich Recherche, Entwicklung
Produktion und Postproduktion.
Gruppe 5, Tel. (0221) 946 7070;
[email protected]
Noch bis zum 7. Juli dauern die Dreharbeiten
für den ersten Münster-„Tatort“, den die Kölner Müller & Seelig Filmproduktion für
den WDR (Redaktion: Helge Poche) produziert. Mit dem Krimi „Eine Leiche zuviel“
verfilmt Regisseur Kaspar Heidelbach ein
Drehbuch von Dorothee Schön und Georg Schott, in dem es um einen fast perfekten Mord geht. Neben dem bewährten
„Tatort“-Duo Jan Josef Liefers und Axel
Prahl stehen u.a. Friederike Kempter,
Mechthild Großmann, ChrisTine Urspruch, Claus D. Clausnitzer, Jürgen
Hentsch, Nele Mueller-Stöfen, Stefan
Gebelhoff vor der Kamera von Clemens
Messow. Als Produzenten zeichnen Jutta
Müller und Matthias Seelig verantwortlich.
Matthias Seelig hat auch das Drehbuch zu
dem Zweiteiler „Paparazzo“ geschrieben,
den Connie Walther voraussichtlich im September auch in NRW realisieren wird. David
Rott und Sascha Göpel spielen darin zwei
erfolgreiche Paparazzi, die sich auf die Jagd
nach dem Foto einer Schauspielerin machen,
die sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurück gezogen hat. Das Casting für die
Koproduktion der Müller & Seelig Filmproduktion mit dem WDR (Redaktion: Alexander Wesemann) hat An Dorthe Braker
übernommen, die Bildgestaltung Kameramann Peter Nix.
Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150;
[email protected]
Ohne Gnade
Für den August plant die Potsdamer Top Story Filmproduction die Dreharbeiten für
Birgit Steins Komödie „Ohne Gnade“.
Gedreht werden soll die zwei Millionen Euro
teure, deutsch-englische Koproduktion mit der
Kamera von Wedigo von Schulzendorf
in Köln und Berlin. Als Produzenten zeichnen
Jutta Rabe, Birgit Stein und Terence S.
Potter verantwortlich.
Top Story, Tel. (03 31) 740 49 40;
[email protected]
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14.06.2004
15:14 Uhr
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Heike Makatsch in „Lively up yourself“,
Foto: Egoli Tossell Film
Was wäre wenn
Anfang Juni beendete Regisseur und Autor
Dennis Satin in Köln und Umgebung die
Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Was
wäre wenn ...“ (AT). Johannes Brandrup, Julia Stinshoff, Andreas
Schmitz, Hildegard Schmahl und Max
Urlacher spielen die Hauptrollen in der romantischen Komödie, die die Hamburger Relevant Film Produktionsgesellschaft
für Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé) realisiert. Für die Bilder zeichnet Kameramann
Sven Kirsten verantwortlich, für die gesamte Produktion Heike Wiehle-Timm.
Relevant Film, Tel. (040) 4132710;
[email protected]
Lively up yourself
Mama und Papa
Nach den Dreharbeiten in Köln und Düsseldorf fiel Anfang Juni auf Jamaika die letzte Klappe für Ed Herzogs Kinofilm „Lively up yourself“.
Heike Makatsch, Carl Bradshaw, Wotan Wilke Möhring, Nikki Anuka-Bird, Michael Gwisdek und Ivan Shvedoff spielen
die Hauptrollen in dem Feel-Good-Movie über eine Country-Sängerin, deren Reise nach Nashville in der Reggae-Hochburg Jamaika endet. Realisiert wird die Komödie von der Egoli Tossell Film AG als Koproduktion mit dem Medienfonds German Film Produktions GmbH
& Co KG sowie der Deutschen Columbia Pictures. Den Verleih übernimmt timebandits.
Egoli Tossell Film, Tel. (030) 2465650; [email protected]
Noch läuft das Casting und auch die LocationScouts sind noch unterwegs für Dieter Wedels neues Fernsehprojekt „Mama und Papa“ (AT), das er ab September in NordrheinWestfalen drehen will. In dem Zweiteiler, den
die Berliner MedienKontor Movie GmbH
für das ZDF (Redaktion: Caroline von Senden und Pit Rampelt) produziert, erzählt
Wedel vom Ende einer Liebe und der Scheidung einer langwährenden Ehe. Mit dem Casting für das TV-Drama hat Produzent Jürgen
Kriwitz die Agentur von Sabine Schroth
beauftragt.
Medienkontor, Tel. (030) 254320;
[email protected]
Unkenrufe
Das zweite Mal
Maria an Callas
Krystyna Janda und Matthias Habich
spielen die Hauptrollen in der Verfilmung von
Günter Grass´ Roman „Unkenrufe“, den
der polnische Regisseur Robert Glinski mit
seinem Kameramann Jacek Petrycki ab Ende August in Nordrhein-Westfalen, Polen, Italien und Litauen drehen will. Nach einem Drehbuch von Klaus Richter erzählt der Kinofilm die heiter-melancholische Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen und einer Polin, in der der Einzug des Kapitalismus
mit satirischer Schärfe beleuchtet wird. Produziert wird die deutsch-polnische Koprodukton von Ziegler Film Köln, der Berliner
Ziegler Film und der Warschauer Filmcontract gemeinsam mit der Degeto und
TVP. Für den Verleih konnten die Produzentinnen Elke Ried und Regina Ziegler
bereits Salzgeber begeistern. Die Besetzung
übernimmt Casterin Sigrid Emmerich.
Ziegler Film, Tel. (030) 3209050;
[email protected]
Bevor Valerie ihre erste Liebe heiratet, wollen
ihr Freundinnen zu einem zweiten Mal verhelfen, damit sie, bevor sie sich nun ewig bindet, nicht nur mit einem Mann geschlafen hat.
Eine freche und sympathische Komödie mit einem Ensemble im Stil von „Sex and the City“
verspricht Matthias Dinter mit seinem
Drehbuch „Das zweite Mal“, das noch bis
Mitte Juli von Regisseur Peter Gersina und
Kameramann Markus Hausen in Köln und
Münster in Szene gesetzt wird. Produziert wird
die Romantic Comedy von der Kölner Lunet
Entertainment für Pro Sieben (Redaktion:
Christian Balz). Mit der Besetzung haben
die Produzenten Annette Reeker und Ludwig zu Salm den Caster Emrah Ertem betraut.
Lunet Entertainment,
Tel. (0221) 91 50 91 00;
[email protected]
Für Mitte September plant Regisseurin Petra
K. Wagner die Dreharbeiten für ihr Kinodrama „Maria an Callas“, für das sie selbst
das Drehbuch geschrieben hat. Götz George, Claudia Michelsen, Vadim Glowna, Elisabeth Trissenaar und Inga
Busch spielen die Hauptrollen in der Geschichte über einen Mann, der nach dem Tod
seiner Frau auf ihrem Computer eine E-MailFreundin von ihr entdeckt und die Korrespondenz unter ihrem Namen weiterführt. Die
Bilder für die 2,5 Millionen Euro teure Koproduktion der Berliner Moonfilm mit der
BB Film und dem NDR (Redaktion: Barbara Beauvais) liefert Kameramann Peter
Polsak. Als Verleih konnten die Produzenten
Erik Stappenbeck und Michael Braun
bereits Nighthawks Pictures für ihren Film
begeistern.
Moonfilm, Tel. (030) 41107102;
[email protected]
Frauenflüsterer
War es Mord oder ein Unfall? Ihre Ermittlungen nach dem Tod eines Münsteraner Gastwirts führen Kommissar Thiel und
Dr. Boerne auf einen Reiterhof, wo sie es bald mit einem entführten und kastrierten Zuchthengst namens Rasputin und
einer weiteren Leiche zu tun bekommen. In dem neuen Münster-„Tatort“ „Frauenflüsterer“, den die Colonia Media für den WDR (Redaktion: Helga Poche) realisiert, setzt Regisseur Kaspar Heidelbach ein Drehbuch von Stefan Cantz und Jan Hinter in Szene. Gedreht werden soll der Krimi, für den Kameramann Clemens Messow die
Bilder liefert, vom 20. Juli bis zum 20. August in Münster und Köln. Bei der Besetzung kann sich Produzentin Sonja Goslicki wieder auf den Stammcast mit Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Friderike Kemper, ChrisTine Urspruch
und Mechthild Großmann verlassen. Mit der Besetzung weiterer Rollen ist Anja Dihrberg betraut.
Für die Kölner „Tatort“-Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) fiel Ende Mai die
letzte Klappe für ihren neuen Fall „Schürfwunden“. Regie führte Niki Stein, der gemeinsam mit Frank Posiadly auch das Drehbuch für den WDR-Krimi geschrieben hat.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected]
30
[email protected]
– Dreharbeiten
Barfuss
33 Tage in Köln und fünf Tage in Hamburg stehen auf dem Drehplan des neuen Regieprojekts von Til Schweiger, das er noch bis Ende Juli in Szene setzt. In der romantischen Komödie „Barfuss“ steht Schweiger nicht nur
als Regisseur hinter der Kamera von Christof
Wahl, sondern gemeinsam mit Johanna
Wokalek, Steffen Wink, Alexandra
Neldel, Michael Mendl und Nadja Tiller auch davor. Außerdem dabei: MarkusMaria Profitlich, Axel Stein, Jürgen Vogel, Armin Rohde und Michael Gwisdek. Das Drehbuch, das Schweiger gemeinsam mit Jann Preuss geschrieben hat, erzählt die Geschichte von Nick und Leila. Leila ist aus der Psychiatrie entflohen, hochgradig selbstmordgefährdet und steht eines Tages barfuß in Nicks Küche. Der Lebenskünstler tut alles, um sie los zu werden, bis ihm klar
wird, dass auch er Verantwortung übernehmen muss. Produziert wird die Kinoproduktion von der Kölner Barefoot Films in Zusammenarbeit mit Mr. Brown Entertainment sowie Buena Vista Int.
Barefoot Films, Tel. (0221) 5060870;
[email protected]
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14.06.2004
Ein Freund von mir
In Düsseldorf, Köln und Hamburg setzt Sebastian Schipper seinen neuen Film „Ein
Freund von mir“ in Szene. Für die Hauptrollen in der Kinokomödie, die von November
bis Dezember gedreht werden soll, sind bereits Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sabine Timoteo eingeplant. Nach seinem eigenen Drehbuch und mit der Kamera von Oliver Bokelberg erzählt Schipper von Karl, einem High Potential der in seinem Leben alles
richtig gemacht zu haben scheint und keine
Überraschungen mehr erwartet, bis er eines
Tages Hans kennen lernt. Die Berliner X Filme Creative Pool produziert die drei Millionen Euro teure Kinokomödie, für die Sebastian Zühr mit Film 1 als ausführender
Produzent verantwortlich zeichnet. Mit der Besetzung der Hauptrollen haben die Produzenten Maria Köpf und Tom Tykwer die
Casterin Nessie Nesslauer sowie für weitere Rollen klein + schwarz beauftragt. X
Verleih wird den Film in die Kinos bringen.
X Filme, Tel. (030) 2308330;
[email protected]
15:14 Uhr
Rabenkinder
Mitte Juni beginnen die Dreharbeiten von Nicole Weegmanns Kinofilm „Rabenkinder“,
den sie mit der Kamera von Stephan Schuh
in Dortmund, Köln und Mannheim in Szene
setzt. Das Drehbuch, das die Regisseurin gemeinsam mit Jürgen Matthäi geschrieben
hat, erzählt von der 13-jährigen Jasmin, die
nicht nur erfährt, dass sie adoptiert wurde,
sondern auch, dass sie eine 16 Jahre alte
Schwester hat, die in einem Heim für schwererziehbare Jugendliche lebt. Gemeinsam machen sich die ungleichen Schwestern auf die
Suche nach ihrer Mutter. Die Kölner zero
west Filmproduktion realisiert den Stoff
für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke)
und den SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve). Die Hauprtrollen in dem Drama, das
von Kai Künnemann produziert wird, spielen Fina Richardt, Ellen Kronwald,
Horst Günter Marx, Harald Wahmbrunn und Geno Lechner.
zero west, Tel. (0221) 9129025;
[email protected]
The Drop
Til Schweiger, Thomas Kretschmann,
Matthias Schweighöfer, Huub Stapel
und Udo Kier spielen die Hauptrollen in „The
Drop“. Das Action-Abenteuer voller Witz und
Spannung spielt während des 2. Weltkrieges
in Holland und erzählt von der Jagd nach einem spektakulären Kunst- und Juwelenschatz
auf den gleich mehrere Gruppen scharf sind
– auf deutscher wie auf alliierter Seite. Gedreht
werden soll die elf Millionen Euro teure Koproduktion der Rhino GmbH mit Mr.
Brown Entertainment ab Mitte August in
Nordrhein-Westfalen. Regisseur Harry
Hook setzt dabei ein Drehbuch von Roy
Mitchell, Gary Young und Colin Teague
in Szene. Als Verleih konnte Produzent Gregory Browne bereits Buena Vista für das
Projekt überzeugen.
Rhino GmbH, Tel. (030) 89733681;
[email protected]
Goldsucher
Noch bis in den Juli dreht Rolf Schübel mit
seinem Kameramann Holly Fink in der Türkei den TV-Zweiteiler „Goldsucher“, in dem
Lale Yavas, Erhan Emre, Tim Seyfi und
Hilmi Sözer die Hauptrollen spielen. Das
Drama, das auch in Oberhausen und Köln gedreht wurde, umfasst einen Zeitraum von 20
Jahren und erzählt vom Aufbruch der ersten
türkischen Gastarbeiter in ihre neue Heimat
Deutschland. Realisiert wird die aufwendige
Fernsehproduktion von Kadir Sözen und seiner Filmfabrik für den WDR (Redaktion:
Wolf-Dietrich Brücker).
Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670;
[email protected]
Seite 31
Emmas Glück
Die Hochzeitsfeier
Als Max erfährt, dass er todkrank ist, greift er
in die Kasse, um seine letzten Tage in Mexiko zu genießen. Doch soweit kommt er nicht.
Stattdessen landet er in den starken Armen der
Schweinezüchterin Emma. Nach dem Roman
von Claudia Schreiber, den sie selbst gemeinsam mit Ruth Toma für die Kinoleinwand adaptiert hat, erzählt Sven Taddikken in „Emmas Glück“ die melodramatische Geschichte einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung. Produziert wird der Kinofilm,
zu dem Kamerafrau Daniela Knapp die Bilder liefert, von der Kölner Wüste Film West
in Koproduktion mit der Hamburger Wüste
Filmproduktion. Gedreht werden soll ab
September in Nordrhein-Westfalen. Mit der
Besetzung haben die Produzenten Ralph
Schwingel, Stefan Schubert und Hejo
Emons die Casterin Simone Bär beauftragt.
Als Verleih für die 2,6 Millionen Euro teure Produktion steht timebandits bereit.
Wüste Film West,
Tel. (0221) 5105067;
[email protected]
In dem kleinen Eifelort Dreiborn sollen Mitte
August die Dreharbeiten zu dem Kinodrama
„Die Hochzeitsfeier“ starten. Der belgische
Regisseur Dominique Deruddere erzählt
darin von einer Hochzeit, die wegen der Sturköpfigkeit zweier alter Männer zu eskalieren
droht. Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde, Julia Schmidt, Oliver Bröcker, Lisa Maria Potthoff, Christian Näthe und
Marie Luise Schramm spielen die Hauptrollen in der 8,4 Millionen Euro teuren Koproduktion. Produziert wird das Kinodrama,
an dem auch RTL beteiligt ist, in Zusammenarbeit von typhoon films, Fanes Film und
MMG. Für die Besetzung haben die Produzenten Marc Conrad, Norbert Preuss,
Erwin Provoost und Hilde de Laere die
Casterin An Dorthe Braker verpflichtet.
Den Verleih in Deutschland übernimmt Constantin.
Fanes Film, Tel. (089) 2725611;
[email protected]
typhoon films, Tel. (0221) 2827580;
[email protected]
Schwerelos im Pool:
„Der Traum vom Schweben“,
Foto: Troika
Tatfilm
Für Mitte Oktober bis Ende November plant
die Kölner Tatfilm die Dreharbeiten für das
zeitgeschichtliche TV-Drama „Endspiel im
Kosovo”, an dem neben dem kanadischen
Fernsehen auch WDR und arte beteiligt sind.
Erzählt wird die Geschichte von Louise Arbour, der es als Chefanklägerin des Kriegsgerichtshofes in Den Haag gegen massive
Widerstände aus allen Lagern gelang, Slobodan Milosevic vor Gericht zu stellen. Regie bei der internationalen Koproduktion, an
der auch die kanadische Galafilm Productions und die irische Little Bird beteiligt ist, soll der in Quebec lebende Regisseur
Charles Binamé führen.
Direkt im Anschluss steht das nächste Projekt der Tatfilm auf dem Terminplan: Dito
Tsintsadze, der mit seiner Tatfilm-Produktion „Schussangst” den ersten Preis in San Sebastian gewann, dreht im November und Dezember in NRW-Studios und an Originalschauplätzen in Barcelona das Kinodrama
„Adios”, in dem sich ein junges Mädchen auf
die Suche nach seiner Mutter macht. Als Produzentin zeichnet bei beiden Produktionen
Christine Ruppert verantwortlich.
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;
[email protected]
Der Frage, wie das Gesamtkunstwerk Liebe zwischen starken Künstlerpersönlichkeiten funktioniert,
geht Regisseurin Ellen El Malki derzeit auch in Nordrhein-Westfalen nach. Hier dreht die Kölner Troika Entertainment zur Zeit den Dokumentarfilm „Das Kunststück Liebe“ in Koproduktion mit ZDF/arte. Darin spricht die Regisseurin u.a. mit der Performance-Künstlerin Marina Abramovic, Malerin und Immendorff-Gattin Oda Jaune, Männerphantasien-Autor
Klaus Theweleit, Filmemacherin Agnès Varda, „Stereo Total“-Sängerin Francoise Cactus und der Experimentalfilmerin Birgit Hein über ihre Liebesbeziehungen.
Soeben abgedreht hat Barbara Gräftner ihre Doku „Der Traum vom Schweben“,
in der sie drei schwule Synchronschwimmer unter und über Wasser begleitet hat: Vom ersten Training mit Frauen, über den Besuch der legendären Wassershow des Cirque du Soleil in Las Vegas,
bis zum Happy End eines umjubelten Auftritts im Innsbrucker Olympiastadion. Die Kinoversion der
Troika-Koproduktion mit der österreichischen Bonus Film, der kanadischen BBR Production,
dem ORF, W Network und dem ZDF in Zusammenarbeit mit arte soll im Herbst starten.
Troika, Tel. (0221) 9320607; [email protected]
Dreharbeiten – [email protected]
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Troika Entertainment
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15:14 Uhr
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Post aus der
Postproduktion
RuhrSoundStudios Dortmund
„Lauras Stern“, Prod.: BB Film
„Wake of Death“, Prod.: Lucky 7 (GB)
„Dot. Kill“, Prod.: Lucky 7 (GB)
„Ratten 2“, Prod. Rat
Pack Filmproduktion
RuhrSoundStudios Köln
„Himmlische Verführer“, Prod. Rheinfilm
„Minenspiel“, Prod. Colonia Media
Kontakt: RuhrSoundStudios ,
Tel. (0231) 917600;
[email protected]
SoundVision
„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik,
„Max Hansen“, Prod.: Icon Film,
„Passion for the Opera“, Prod.: Barbarossa Film
„Kippenberger-Der Film“, Prod.: Barbarossa Film,
„La Revanche des Chômeurs“, Prod. Iris
Productions (Lux)
Kontakt: SoundVision,
Tel. (0221) 31 10 71;
[email protected]
Edit Station
„Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik
Kontakt: Edit Station, Tel. (0221)
5891070; [email protected]
Post aus der Postproduktion bitte
an [email protected]
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Nähere Informationen unter
www.filmstiftung.de oder bei der
Pressestelle der Filmstiftung NRW.
32
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Erhöhen
Sie Ihre
Besucherzahlen!
inem überdimensionalen Schuhkarton ähnlich, steht in der Halle ein
rechteckiger Bau aus weißlackiertem Holz. Tritt man hinein, steht
man im Berliner Büro von Albert Speer,
dem Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers. Jedenfalls sieht es so aus. Drei miteinander
verbundene Räume, ein Vorzimmer und
zwei Arbeitszimmer, in einem stehen Zeichenbretter, überall liegen Konstruktionsskizzen von Waffensystemen herum,
von U-Booten, Panzern, Flugzeugen. Auf
den Schreibtischen stehen altmodische
schwarze Telefone, in der Ecke der Volksempfänger. In keinem Zimmer fehlt das
Hitlerbild an der Wand.
E
Im Mantel bei 35 Grad
Während das größere der Arbeitszimmer
an diesem Tag bespielt wird und mit
Scheinwerfern beleuchtet ist, herrscht
nebenan Dämmerstimmung. Und wie eine außerirdische Zeitmaschine, die in der
vierziger Jahre Welt des 20. Jahrhunderts
zwischengelandet ist, steht dort ein antennenbewehrter Rollwagen mit den Ausspiegelungsmonitoren der im Nachbarraum eingesetzten Steadycam. Dicht vor
dem Monitor hockt Heinrich Breloer unter Kopfhörern und folgt gebannt der Szene nebenan. Szene 1046, SPEERS BÜRO.
Es ist der 30. Januar 1945, vor den Fenstern tanzen weiße Flocken. Auch Speer
und seine Sekretärin, gespielt von Sebastian Koch und Susanne Schäfer, müssen
in Berlin realisieren, dass der Krieg verloren ist. „Gut, gut, gut, gut“, flüstert der Regisseur vor sich hin. Auf einmal mischt sich
in die konzentrierte Ruhe des Dialogs ein
unüberhörbares Rumpeln und Scheppern.
Abbruch. Sebastian Koch darf den dicken
Uniformwollmantel, um den ihn hier drinnen bei 35 Grad niemand beneidet, wieder ablegen und für einen Moment vor
das bereitstehende Kaltgebläse flüchten,
damit die Maske sich nicht in Schweißströmen davonmacht. Immerhin ist die Ursache des Lärms schnell gefunden: Der
Schneecrew auf dem Dach ist das Streumaterial ausgegangen. Rasch werden die
kleinen weißen Papierschnipselchen zum
erneuten Einsatz wieder vom Boden aufgekehrt. Vergangenheit im Neudurchlauf.
125 Stunden Interviewmaterial
Heinrich Breloer dreht den Dreiteiler „Speer
und Er“. In seiner bewährten „offenen
Form“, der Verflechtung von nachgestellten Spielszenen und Dokumentarmaterial, unternimmt Breloer eine weitere „Reise in die Tiefe der deutschen Geschichte“. Nach den Manns widmen er
und sein Co-Autor Horst Königstein sich
nun der Familie Speer, die, wie Breloer es
nennt, „auf der dunklen Seite der Geschichte gelebt hat“.
Es ist ein Großprojekt. Auf mehr als anderthalbjährige Recherche und das Sammeln von nahezu 125 Stunden Interviewmaterial – darunter auch Gespräche
mit drei der sechs Kinder Albert Speers –
Kontakt: Filmstiftung NRW,
Tel. (0211) 930500;
[email protected]
[email protected]
– Postproduktion / Setbericht
Es ist der 8. Juni 2004,
der bis dahin heißeste Tag
des Jahres. Und es fällt
Schnee. Im Studio 2,
einer großen Halle auf
dem WDR-Gelände in
Köln-Bocklemünd, bemüht
sich ein schwitzendes
Filmteam um
Winteratmosphäre.
folgten 69 Drehtage in Berchtesgaden,
Nürnberg, München, Berlin, Flensburg,
Goslar, Köln/Bonn und Paris. 190 Sprechrollen. 1500 Komparseneinsätze. Am Gesamtbudget von 12 Millionen Euro ist die
Filmstiftung NRW mit 1,5 Millionen Euro
beteiligt, der FFF Bayern mit 1,2 Millionen,
mit kleineren Summen die Degeto, Bavaria, die europäische Filmförderung sowie
mehrere Sender. Den Löwenanteil mit einem Millionenbetrag sowie technischer
Beistellung, etwa beim Schnitt, trägt der
WDR. Gesendet wird Anfang 2005 in der
ARD.
„Erzählt wird neben der Geschichte
von Speer und Hitler auch die Geschichte seiner Kinder, unserer Generation, der
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Am Set von „Speer und Er“
Schnee im Juni
VON CHRISTIAN SEEBAUM
Nachkriegsgeneration“, sagt Heinrich Breloer.
Kurz vor Speers Tod 1981 hat er ihn noch persönlich interviewt. Breloer nennt ihn einen
„asketischen Karrieristen“, einen Intellektuellen am Zentrum der Macht. Einer, der wissen
konnte, was er tat. Und sich dennoch einließ.
Ein Mann, der eine zeitlang glaubte, jenseits
aller Schranken von Moral und Gesittung leben zu dürfen, der Verführer und Verführter
zugleich gewesen sei. Der Mensch Speer fasziniert Breloer, auch wenn er sich vor Fertigstellung des Films auf kein endgültiges Urteil
festlegen möchte. Denn Filmemachen sei für
ihn auch „immerwährende Such- und Erkenntnisarbeit“, das Nachstellen der Spielszenen auf der Basis von historischen Dokumenten auch ein Weg um auszutesten, ob
das, was Speer als Szenen und Dialoge überliefert hat, damals „überhaupt so hat funktionieren können“.
„Aber im Schneideraum muss ich alles
noch mal zum Klingen und Schwingen bringen, so dass die Geschichte in der Verdichtung
dann auch erhellend wirken kann.“ Dabei erlebt der Regisseur gerade die Unwägbarkeiten – Überraschungen am Set und wie gespielt
wird – als produktiv: „Worauf wird der Scheinwerfer fallen, welche Geschichte will erzählt
werden? Was drängt sich mir auch auf? Wie
werden Spielszenen auch gebrochen durch die
Dokumente?“ Im Zentrum des Films steht nicht
zuletzt die Frage, wie es Speer nach dem Krieg
gelingen konnte, von der Rolle des Täters in
die eines ersten Zeugen zu wechseln, von des-
sen Bestseller-Büchern sich die Deutschen den
Führer erklären ließen. In „Speer und Er“ gehe es immer um die deutsche Vergangenheit
und Gegenwart zugleich, um die Gegenwärtigkeit des Vergangenen, sagt Breloer: „Das
Vergangene ist das Spiel, die Gegenwart ist die
dokumentarische Aufnahme. In den Herzen
rumoren die Gespenster dieser Jahre. Auf den
Gesichtern der Kinder von Speer kann man sie
noch deutlich sehen.“ Das sei der Kern der Geschichte, so Breloer.
Götz Weidner: Der Filmarchitekt
Der Mann im Hintergrund, der Breloers Bilderreise in die Vergangenheit überhaupt erst
möglich macht, heißt Götz Weidner. Weidner
ist Filmarchitekt. In Köln hat er noch weit spektakulärere Sets entstehen lassen als Speers Berliner Büro. So findet man sich in der selben Studiohalle, nur wenige Meter weiter, plötzlich
auf der aus Dokumentarfaufnahmen hinlänglich bekannten Terrasse der Berghofs wieder, Hitlers Refugium auf dem Obersalzberg.
Freilich besteht hier der Berghof selbst aus
nicht mehr als einer Fensterfront, und das
grandiose Alpenpanorama ist ersetzt durch
aufgespannten grünen Stoff, auf den später
der Naturrundblick tricktechnisch einkopiert
wird. Nur die Fassade einer Sommerfrische, die
das harmlose Spießergesicht eines grausamen
Systems gewesen ist.
Eine Halle weiter hat Götz Weidner, der
auch schon bei „Die Manns“ zum Team gehörte, Hitlers monumentales Arbeitszimmer
aus der von Speer in Berlin erbauten Neuen
Reichskanzlei eindrucksvoll wiederauferstehen
lassen. Fast zu eindrucksvoll für den Geschmack des Spezialisten: „Ich wollte ja nicht,
dass Leute da reinkommen und sagen: ‚Wow,
ist das toll!‘, sondern dass sie sagen: ‚Ist ja ekelhaft hier drinnen‘.“ Wofür allerdings, angesichts des überreichlich an Boden und Wänden verbauten roten Marmors (bzw. marmormäßig bedruckte Spanplatten) in dem um
Setbericht – [email protected]
nur 15 Prozent verkleinerten Replikat, ebenfalls guter Grund bestünde. Dass auf dem Edelset letztlich nur an drei Tagen gedreht wird,
nimmt Weidner gelassen. Der Mann ist Profi.
Seit seiner phänomenalen Arbeit bei „Das
Boot“ gilt Götz Weidner als Wasserspezialist.
Das hat ihm nicht nur ähnliche Projekte in den
USA eingebracht, etwa Jonathan Mostows „U
571“, sondern kürzlich auch das Set Design
bei „Das Wunder von Lengede“. Den dort von
ihm für die Gesteinsformationen erstmals eingesetzten modernen Hartschaumstoff hat
Weidner auch bei „Speer und Er“ benutzt, als
in den Bavaria Studios der Gefängnishof von
Berlin-Spandau entstand, wo Speer zwanzig
Jahre einsaß. Die Veränderung des Hofes über
die Jahre, die Simulation aller Jahreszeiten und
Wetterlagen in nur einem Monat Drehzeit, bedeuteten die größte Herausforderung bei
„Speer und Er“, resümiert Weidner. Und weil
es bei historischen Stoffen das harte Los der
Filmarchitekten ist, dass gerade ihre beste Arbeit vom Zuschauer unbemerkt bleibt, nennt
Weidner „Die unendliche Geschichte“ als für
ihn besonders befriedigendes Berufserlebnis,
träumt er von weiteren Aufgaben für Fantasy und Science-Fiction.
Kurz darauf jedoch ist Götz Weidner wieder ganz in der Gegenwart des Studio 2 in
Bocklemünd gefragt. In Speers Berliner Büro
sind im Film knapp zwei Monate vergangen,
und Breloer und Kameramann Gernot Roll beratschlagen, wie weit die Zerstörung durch die
alliierten Bombenangriffe nun sichtbar sein soll.
Götz Weidner kommt hinzu und lässt es sich
nicht nehmen, höchstpersönlich einige Fensterscheiben einzuschlagen. Es ist immer noch
sehr warm. Gleich wird es wieder schneien.
Der Schauspieler Sebastian Koch und Albert
Speer auf einem Foto von 1936;
Dreharbeiten auf dem nachgebauten
Spandauer Gefängnishof. Fotos: WDR, Ullstein
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14.06.2004
ie Tour de France ist eines der größten Sportereignisse der Welt - für die
einen vor, für andere direkt nach
Olympia und Fußball-WM. Wenn jedoch Fußballer nach neunzig Minuten mit Wadenkrämpfen auf dem Rasen rumrollen, haben Radrennfahrer erst 60 von oft 200 Kilometern in den Beinen, dazu Sprintwertungen,
vielleicht noch den einen oder anderen Alpenpass. Die Schwerstarbeiter der Landstraße vollbringen nahezu übermenschliche Leistungen. Erstaunlich, dass bislang kaum jemand diese geballte Ladung Drama und Leid
mit der Kamera eingefangen hat. Oscar-Gewinner Pepe Danquart („Schwarzfahrer“) dokumentierte in „Höllentour“ mit Spielfilm-Aufwand den Thriller der Jubiläums-Tour des Jahres 2003.
D
Dorthin, wo man das Leiden spüren
kann
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der
Filmstiftung NRW, und ARD-Chef Fritz Pleitgen
traten 2001 mit der Idee einer Tour-Doku an
Pepe Danquart heran, der sowohl mit Spiel-
15:15 Uhr
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ren. Auch die Förderung der Filmstiftung NRW
war bald gesichert.
Schwierige Verhandlungen um Bildrechte
Als besonders schwierig im Vorfeld erwiesen
sich die Verhandlungen mit der A.S.O. (Amaury Sport Organisation) die alle (Bild-)Rechte an
der Tour de France besitzt. Hier zahlte sich der
Einsatz von Radsport-Fan Fritz Pleitgen aus. Der
mächtige Tour-Chef Jean-Marie Leblanc fand
zwar die Idee klasse, doch der Vertrag mit seinen vielen knallharten Bedingungen wurde
erst zwei Tage vor dem Start der JubiläumsTour 2003 unterschrieben.
Da war das 20-köpfige Team aus Kinoleuten schon vor Ort, das in drei Gruppen über
21 Tage den gigantischen Tour-Tross aus 4500
Menschen in 2500 Autos verfolgen sollte.
Danquart organisierte jeden Abend ein Treffen, bei dem ein Plan für den nächsten Tag
ausgegeben wurde. Der Schweizer Filip Zumbrunn war auf dem Motorrad ganz nahe beim
Rennen. Fingerkameras im Mannschaftswagen nahmen die Reaktionen vom Ex-Profi und
Making of
HöllenTour
VON GÜNTER H. JEKUBZIK
Pepe Danquart und Rolf Aldag
Fotos: Quinte Film
filmen als auch mit Dokumentationen Eindruck
gemacht hatte. Gerade war „Heimspiel“ im Kino gelaufen - sein Porträt des Ostberliner Eishockey-Clubs Dynamo und dessen Fans. Danquart begann seine Recherche und begleitete bereits die Tour de France 2002. Als Protagonist der „Tour der Leiden“ bot sich das
deutsche Team Telekom (seit 2004: Team TMobile) an, bei denen die ARD als Ko-Sponsor mit dabei ist. Der Kontakt zu den Fahrern
und deren Vertrauen waren Danquart besonders wichtig. Er wollte dorthin, wo sie kaputt sind, wo man das Leiden spüren kann.
Parallel holte Produzentin Mirjam Quinte,
die mit Danquart seit vielen Jahren zusammen
arbeitet, für Quinte Film in Freiburg weitere Koproduzenten mit ins Boot. Schnell war klar,
dass die aufwendige Postproduktion mit einem Etat von 1,3 Millionen Euro in Deutschland allein nicht zu stemmen sein würde. So
kamen zum WDR und zu arte die Hamburger
Multimedia Film- und Fernsehproduktions
GmbH sowie die Dschoint Ventschr Filmproduktion aus Zürich hinzu. Überall fanden sich
Tour-Fans wie Ko-Regisseur Werner Schweizer (Dschoint Ventschr) oder Hans Robert Eisenhauer (arte), die vom Projekt begeistert wa-
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Begleiter Mario Kummer auf. Die beiden anderen Teams fingen an der Strecke die Reaktionen von Fans, Polizisten oder Reportern ein
und reagierten auf aktuelle Ereignisse. Derer
gab es bei der Großen Schleife von 2003 so
viele, als wollte die Tour all die Dramatik der
letzten hundert Jahre noch einmal zusammenfassen. Es begann mit der Verletzung
des Telekom-Fahrers Andreas Klöden gleich
auf der ersten Etappe. Dann stürzte auch
Sprintstar Erik Zabel im dicht gedrängten Finale der sechsten Etappe bei Tempo 60,
kämpfte sich aber trotz schlimmer Verletzungen bis nach Paris. Die Emotionen fuhren Achterbahn in der Magenta-Truppe: Als Klöden
aufgeben musste, gewann Alexandre Winokurow die Etappe.
Schweiß, Druck, Schmerzen,
Tortur – die Tour de France bietet
jedes Jahr ein Maximum an
Dramatik, das Pepe Danquart
in „Höllentour“ eingefangen hat.
Seine spannende, hautnahe
Dokumentation läuft
seit dem 10. Juni im Kino.
Auf der Massagebank mit Zabel
und Aldag
Der leutselige und sympathische Unnaer Erik
Zabel und sein Zimmergenosse Rolf Aldag bildeten das menschliche Herz der Höllentour.
Pepe Danquart durfte nach den schweren
[email protected]
– Making of
Etappen in ihr Zimmer, begleitete sie zur Massage und bekam Einblicke wie kaum jemand
zuvor. Denn die zu kurzen Erholungsphasen
zwischen Rennen, Siegerehrungen, Transfers
zur nächsten Etappenstadt und üppigen Essen sind bei den extremen Anstrengungen der
Tour überlebenswichtig. Auch der legendäre
Betreuer und Masseur „Eule“ Dieter Ruthenberg kommt dabei zu Wort. Mit dieser intimen
Innenansicht spielt der Seriensieger und damalige Ranglisten-Erste Zabel endlich einmal
die Hauptrolle, während das hochdramatische
Duell zwischen Jan Ullrich und dem späteren
Toursieger Lance Armstrong im Hintergrund
stattfindet.
Während der drei Drehwochen waren
nicht nur die Unwägbarkeiten eines solch einmaligen Ereignisses zu bewältigen, es drohte Danquarts Filmleuten auch immer der Ausschluss durch die strenge A.S.O., wenn gegen
den Vertrag auch in nur einem Punkt verstoßen worden wäre.
Neue Bilder, die man vom Fernsehen nicht kennt
Insgesamt erjagte Danquarts Team unter diesen extremen Bedingungen 70 Stunden Filmmaterial,
das in fünf Monaten
von seiner Cutterin
Mona Bräuer zu einem 120 Minuten
packenden DokuThriller komprimiert
wurde. Das ästhetische Konzept war
schnell klar: Danquart wollte neue
Bilder zeigen, die
man vom TV nicht
kennt. In der digitalen Postproduktion entstand ein
Pastell-Look für viele Szenen, der die
Buntheit des Sports
dämpfen sollte und
besser zur Thematik des Leidens passte. Mit
110 Spuren realisierte die Bochumer RuhrSound eine besonders aufwendige Mischung.
Das Sounddesign entstand bei Cineplus in
Köln. Nur bei den Tönen musste und konnte
in Trainingslagern „nachgedreht“ werden, weil
die Tour mit ihren Hubschraubern und Motorrädern einfach zu laut ist. Die Kopien wurden im Mai 2004 bei pro cine filmtechnik in
Neuss gezogen.
Seit dem Rohschnitt komponierte der bekannte deutsche Jazzmusiker Till Brönner an
einem Soundtrack, dessen Trompete bewusst
an Miles Davis Improvisationen zu Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott“ anklingt. Die CD
zum Film wird am 14. Juni 2004 bei The-Berliner.com / SPV veröffentlicht. Am 10. Juni wird
„Höllentour“ mit circa 20 Kopien im Verleih
von NFP / Filmwelt in den Kinos starten. Die
nächste „Tor-Tour“ de France startet am 3. Juli in Lüttich. Pepe Danquart wird wieder dabei sein und vielleicht auch seine „Höllentour“
vorführen.
www.hoellentour-derfilm.de
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14.06.2004
15:15 Uhr
Seite 35
Demnächst im Kino
Fünf Uhr am
Nachmittag
Reconstruction
Kinostart: 10. Juni 2004
Verleih: MFA+ FilmDistribution
Ein junger Mann verbringt eine Liebesnacht mit einer verheirateten Frau, der er
zufällig in einer Bar begegnet und die seiner Freundin zum Verwechseln ähnlich
sieht. Die Nacht bleibt nicht ohne Folgen.
Als der Mann am nächsten Morgen in seine Wohnung zurückkehren will, ist diese
verschwunden: Hinter der Tür verbirgt sich
ein Speicher. Die Frau, mit der er zusammen lebte, will ihn noch nie gesehen haben, Freunde begegnen ihm wie einem
Fremden. Orientierungslos irrt der junge
Mann durch die Straßen Kopenhagens,
weiteren unwirklichen Begegnungen entgegen.
Das Spielfilm-Debüt des dänischen Regisseurs Christoffer Boe, geboren am 7.
Mai 1974, wurde 2003 beim Filmfestival
in Cannes mit der „Camera d’Or“ als Bester Nachwuchsfilm ausgezeichnet und
war Dänemarks Oscar-Nominierung als
Bester Ausländischer Film 2004. Die Liebesgeschichte ist ein Vexierspiel mit Identitäten und Handlungssträngen, eine Herausforderung der Fantasie des Zuschauers unter Verzicht auf eine lineare Erzählweise und eine schlüssige Handlung. Christoffer Boe: „Film ist Verführung. Ein Raum
wird plötzlich erfüllt von der Liebe, die zwei
Menschen füreinander empfinden. Obwohl sie bloß Schauspieler sind, die ihre
Rolle spielen, glauben wir ihre Liebe - und
fühlen den Schmerz, wenn sie sich nicht
haben können.“
Reconstruction
(Dänemark 2003)
Regie: Christoffer Boe
Drehbuch: Christoffer Boe,
Mogens Rukov
Darsteller: Maria Bonnevie,
Nikolaj Lie Kaas, Krister
Henriksson, Nicolas Bro
Produktion: Nordisk Film Production in Kooperation mit TV 2
Kinostart: 1. Juli 2004
Verleih: Alamode Film
Afghanistan nach dem Sturz des TalibanRegimes: Die junge Noqreh verheimlicht
ihrem gottesfürchtigen Vater ihren großen
Traum: Sie möchte einmal Präsidentin Afghanistans werden. Doch angesichts unverschleierter Frauen beschließt der Vater,
Kabul zu verlassen und führt seine Familie damit geradewegs in eine Katastrophe.
Die 25-jährige Samira Makhmalbaf,
Tochter des iranischen Regisseurs Mohsen
Makhmalbaf („Reise nach Kandahar“), ist
durch ihren Film „Schwarze Tafeln“ und die
erste der elf Episoden des Films „11’9’’01
- September 11“ bekannt geworden. Mit
ihrem neuen Film „Fünf Uhr am Nachmittag“, der in Deutschland im Original mit
Untertiteln in die Kinos kommt, will sie
Frauen in ihrem Mut zur Veränderung
unterstützen, und das nicht nur in ihrem Heimatland: „Wenn es Ärzte ohne Grenzen gibt,
dann kann es auch Filmemacher ohne Grenzen geben. Kino kennt keine Grenzen.“ Beim
Filmfestival in Cannes 2003 erhielt der Film
den Spezialpreis der Jury und den Preis der
ökumenischen Jury.
Fünf Uhr am Nachmittag
(Iran / Frankreich 2002)
Regie: Samira Makhmalbaf
Drehbuch: Samira Makhmalbaf,
Mohsen Makhmalbaf
Darsteller: Aghele Rezaie, Abdolgani Yousefrazi, Razi Mohebi,
Marzieh Amiri
Produktion: Makhmalbaf Film
House, Wild Bunch und Bac Films
Muxmäuschenstill
Kinostart: 8. Juli 2004
Verleih: X-Verleih
Ein Mann nimmt das Gesetz selbst in die
Hand und verfolgt und bestraft nach eigenem Gutdünken Mitmenschen wegen
ihrer Vergehen. Der selbsterklärte Weltverbesserer jagt die Tempolimit-Überschreiter, die Ladendiebe, die Vergewaltiger, die Kinderporno-Ausleiher wie die
Über-Rot-Geher und die Schwarzfahrer,
die Ausländerhasser wie die hehlenden
Ausländer. Er selbst wird später einen
Mord begehen. Aus rein privaten Gründen. Zur eigenen Bestrafung wird er nicht
fähig sein.
„Muxmäuschenstill“ ist ein Husarenstreich: 40.000 Euro hat der Film gekostet,
Geld, das sich die beiden befreundeten
Schauspieler Jan Henrik Stahlberg und
Marcus Mittermeier bei Bekannten „zusammenschnorren“ mussten. Dafür sind
die Macher der Satire schon vor ihrem Kinostart reichlich belohnt worden: Bei den
Filmfestivals in Berlin und Schwerin wurde der Film zum Publikumshit, nachdem
er im Januar beim Saarbrücker MaxOphüls-Festival 2004 inklusive des Hauptpreises alle vier möglichen Auszeichnungen verliehen bekam. Für den 54. Deutschen Filmpreis 2004 ist ihr Film in den Kategorien „Bester Film“ und „Bester Nebendarsteller“ (Fritz Roth) nominiert; Sarah Clara Weber erhielt die Auszeichnung für ihren Schnitt.
Muxmäuschenstill
(Deutschland 2002 / 2003)
Regie: Marcus Mittermeier
Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg,
Fritz Roth, Wanda Perdelwitz, Joachim Kretzer
Produktion: Schiwagofilm
http://www.mux-braucht-dich.de
Demnächst im Kino – [email protected]
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach;
Filmstiftung NordrheinWestfalen GmbH
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten
Katharina Blum
Tanja Güß
Peter Hanemann, A.R.T.
Wolfgang Hippe, A.R.T.
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Michael Dlugosch
Günter Jekubzik
Anna Koskoda
Heike Meyer-Döring (MEDIA)
Rüdiger Schmitz-Normann
Christian Seebaum
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Gestaltung/Layout:
inrhein, Düsseldorf
Titelfoto:
„Käthchens Traum“
Foto: WDR
Redaktionsschluss:
07. Juni 2004
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
01. Juli 2004
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung NRW
abonniert werden.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
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14.06.2004
er in Oberhausen City den Friedensplatz überquert und in die
Elsässer Straße einbiegt, der
wird schon bald zu seiner Linken die lange, elegante Glasfront der Lichtburg
ausmachen. Ebenerdig das Entrée, empfängt
das großzügige Foyer den Gast mit einladendem und verbindlichem Schick. Die Plakatierung ist dezent und tritt vor der Würde
und Geschichte des Gebäudes in den Hintergrund.
Im Jahr 1931 hat Hubert Pesch die Lichtburg erbaut. „In den ersten Jahren wurde der
Saal nicht nur als Kino, sondern auch als Varieté-Theater genutzt“, sagt sein Enkel und
heutiger Kinobetreiber Jürgen Pesch. Trotz erheblicher Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg
- nur die rechte und linke Wand der Lichtburg
sind noch aus der Entstehungszeit übrig geblieben - wurde die Lichtburg zunächst in altem Umfang wieder aufgebaut. Große Stars
wie Caterina Valente haben noch bis in die
späten 50er-Jahre in der Lichtburg mit ihren
damals 1000 Plätzen Shows mit aufwendiger
Bühnenabwicklung aufgeführt. Erst 1988 verkürzten die Betreiber das Kino um den ehemaligen Bühnenbereich und schafften so einen weiteren Vorführsaal.
W
15:15 Uhr
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Mit der Lichtburg Oberhausen
besitzt der Ruhrpott ein echtes
Kino-Kleinod. Hier treffen sich
elegante Tradition und modernste Bild- und Tontechnik.
Fotos: Lichtburg
Grundlegend umgebaut und
wiederbelebt
„Es sind die Kinos, die die Menschen auch
nach Geschäftsschluss noch in die City locken“, begründete Michael Vesper Ende September 2002 die Kinoinitiative NRW, eine Aktion in Zusammenarbeit von Filmstiftung NRW
und dem NRW Städtebauministerium. Zwei
Jahre zuvor wurde die Oberhausener Lichtburg
zum Modellprojekt dieser Kinoinitiative erhoben und hat bis September 2002 gemeinsam mit seinem städtischen Umfeld einen
grundlegenden Umbau erfahren. Unter zusätzlicher Hilfe von der Stadt Oberhausen, der
Filmförderungsanstalt und vom Land NRW
wurde die Lichtburg in bemerkenswertem Aufwand aufgerüstet und zum Kern der city-nahen Wiederbelebung erkoren. Zahlreiche Gastronome und Läden haben sich im Umfeld
Elsässer Straße/Helmholtzstraße mittlerweile
angesiedelt. „Der gesamte Umbau hat zu einer deutlichen Verbesserung des Umfeldes geführt“, bestätigt Pesch: „Der Plan ist aufgegangen.“
Alte Geschichte und
neueste Technik
VON OLIVER BAUMGARTEN
ein breiteres Publikum besitzt und überdies
auch die Innenstadt befruchten könnte“, erinnert sich Jürgen Pesch. Die Zahlen bestätigen das: Seit dem ersten Festival stieg die Zahl
verkaufter Karten bis 2004 um 59 Prozent.
Auch Petra Rockenfeller, seit 1996 Theaterleiterin und Disponentin der Lichtburg, ist
schon aus Gründen der Logistik und der Abwicklung mit ihrem zu Festivalzeiten 20-köpfigen Team für den Umbau dankbar: „Im Vergleich zu dem riesigen Gedränge vor 2002,
herrschte speziell in diesem Jahr geradezu Entspannung und Routine im Handling der tausenden Besucher.“ Die Partnerschaft mit dem
renommierten Festival trägt überdies dazu bei,
dass die Lichtburg in Bezug auf Vorführtechnik ausgesprochen gut ausgestattet ist und
beispielsweise über fest installierte Sprecherkabinen verfügt.
Als Disponentin trägt Petra Rockenfeller
auch für die Programmierung der Lichtburg
Sorge. Bei einem Kino mit 359 Sitzen komme
man natürlich an „Harry Potter“ nicht vorbei,
sagt sie, doch ermögliche die Fünf-Saal-Struktur auch das gezielte Bespielen mit Arthouse.
So wird es zum Beispiel bis in den Herbst hinein Europäische Filmwochen in der Lichtburg
geben, eine speziell zusammen gestellte Reihe mit Beispielen aktueller europäischer Filmkunst.
Mehr Raum für die Kurzfilmtage
Seit diesem umfassenden Umbau verfügt die
Lichtburg nun über insgesamt 860 Plätze, aufgeteilt auf fünf Säle, jeweils ausgestattet mit
neuester Bild- und Tontechnik, und einen Gastronomiebereich im Foyer. Durch die Rückführung zweier 1966 von der Lichtburg abgetrennter Ladenlokale und ihre Integration
in das Foyer, hat sich die Situation gerade auch
während der Internationalen Kurzfilmtage
Oberhausen wesentlich entspannt. 1998 hat
das Festival die filmfremde Luise-Albertz-Halle Richtung Lichtburg verlassen. Die Entscheidung darüber fällten damals die Stadt
Oberhausen und der neue Festivalleiter Lars
Henrik Gass unter anderem, „weil man erkannt
hatte, dass das Festival durchaus Potenzial für
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[email protected]
– Kinoporträt

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