Selbst Bier brauen? Eine kurze Einführung
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Selbst Bier brauen? Eine kurze Einführung
Schritte 3 bis 8. Daneben gibt es noch den Begriff des Extraktbrauen, der die Schritte 6 bis 8 umfasst. Beim Brauen mit Bierkits verbleiben die Schritte 7 und 8. Selbst Bier brauen? Eine kurze Einführung Der Prozess des Bierbrauens beginnt eigentlich nach der Getreideernte und endet mit dem fertigen Bier. Im Laufe der Zeit wurde dieser Prozess in einzelne Arbeitsschritte zerlegt und neu definiert. Diese Arbeitsschritte sind: 1. Anfeuchten des Getreides, um die Keimung anzuregen, wodurch später benötigte Enzyme gebildet werden. Das Getreide wird nun Grünmalz genannt. 2. Trocknen des Grünmalzes in warmer Luft wodurch die Keimung unterbrochen wird und das eigentlich Malz entsteht. Abhängig von Temperatur und Dauer hat das Malz unterschiedliche dunkle Farbe, z. B. beim Dunkelmalz, was die spätere Farbe des Bieres, aber auch geschmackliche Eigenschaften bestimmt. 3. Schroten des Malzes, um es besser verarbeiten zu können. 4. Beim Einmaischen wird das Malzschrot mit Wasser vermischt. Man könnte an dieser Stelle einen weiteren Schritt, nämlich die Aufbereitung des Brauwassers, einschieben, was aber erst in neuerer Zeit praktiziert wird. 5. Die so entstandene Maische durchläuft verschieden Temperaturstufen, um den Enzymen Gelegenheit zu geben, die Stärke in der Maische in vergärbaren Zucker umzuwandeln (Würzeerstellung). Abschließend wird die Maische gefiltert und man erhält die Würze. 6. Die Würze wird gekocht (Würzekochen) und zu verschiedenen Zeitpunkten Hopfen zugegeben. Dadurch wird die Würze sterilisiert und das zukünftige Bier erhält Bittere und Hopfenaroma und wird haltbar. Danach wird die Würze gefiltert (Hopfenseihen) und abgekühlt. 7. Der abgekühlten Würze wird die Hefe zugeführt (Hefe ansetzen) und die Gärung beginnt. Hierbei wandelt die Hefe den gelösten Zucker in Kohlendioxid und Alkohol um, zunächst heftig (Hauptgärung) und danach immer langsamer. 8. Nach Abschluss der Gärung, wenn also die Hefe ihre Arbeit getan hat, wird das so entstandene Jungbier direkt abgefüllt oder erst in Lagerbehälter umgefüllt und später abgefüllt. Nach etwas Lagerung ist das Bier fertig. Die Schritte 1 und 2 werden unter dem Begriff Mälzen zusammen gefasst, obwohl häufig Schritt 3 ebenfalls dazugehört. Unter Brauen im allgemeinen und Maischebrauen im besonderen versteht man heute die Wenn man selbst Bier brauen will, kann man alle 8 Schritte durchexerzieren. Für Einsteiger bietet sich aber an, mit Bierkits zu beginnen und dann bei Lust und Möglichkeiten in das Extraktund dann das Maischebrauen einzusteigen. Das Mälzen liegt ausserhalb der Möglichkeiten von Hobbybrauern. Jede weitere Stufe bedeutet natürlich mehr finanzieller und zeitlicher Einsatz, wird aber mit mehr Befrie digung und individuellerem selbstgemachtem Bier belohnt. Übrigens: Viele Hobbybrauer praktizieren sowohl Maische- als auch Extraktbrauen. Beide Methoden haben ihre eigene Vorzüge. Eine Warnung noch zum Schluss: Bier selbst brauen heisst nicht, durch Selbstversorgung billigeres Bier trinken können zu können. Beim Brauen mit Bierkits liegen die Kosten ungefähr in Höhe oder leicht unter gekauftem Bier. Bei allen anderen Stufen ist das eigene Bier teurer als gekauftes, obwohl man beides wohl kaum miteinander vergleichen kann. Brauen mit Bierkits Beim Brauen mit Bierkits spart man sich alle Schritte bis zur Herstellung der Würze. Das heisst aber nicht, das das Brauen ein Kinderspiel ist. Nach wie vor muss man sorgfältig vorgehen und kann zudem eine Menge, insbesondere über die Arbeit der Hefe, lernen. Für Anfänger dürfte dies der beste Einstieg in das Hobbybrauen sein. Was wird benötigt? • Einen Gärbehälter (vorzugsweise ein 1725 Liter-Eimer aus lebensmittelechtem Plastik mit Ablasshahn am unteren Rand), • einen Rührlöffel, • Ein Bierkit eventuell • Chempro zum Reinigen und sterilisieren. und Folgende Schritte verhelfen Dir zu Deinem ersten selbst gebrauten Bier. 1. Reinige und/oder Sterilisiere sämtliches Zubehör, das Du während des Brauens benutzt, äußerst sorgfältig. (Dies ist vielleicht der wichtigste Punkt für den Hausbrauer - die meisten Fehler treten durch vernachlässigte Sterilisation, Sauberkeit auf.) Wenn Du Chempro benutzt, fülle den Gäreimer bis oben mit warmem Wasser, löse 3 Teelöffel Chempro darin auf, gib alles was Du sonst noch sterilisieren willst (z.B. Löffel zum umrühren.) in den Eimer und warte 20 Minuten. Danach alles gründlich mit kaltem Wasser abspülen. 2. Rehydriere die Hefe während der Wartezeit für's Sterilisieren. Dazu fülle lauwarmes Wasser in ein sauberes Glas und gib die Trockenhefe hinein. (Einige Hefehersteller empfehlen die Zugabe von etwas Zucker oder Malzextrakt.) Nach 15 Minuten dann die nicht aufgelöste Hefe umrühren. 3. Stell die die Dose in heißes Wasser, damit sich der Malzextrakt nachher leichter umfüllen läßt. Entferne das Etikett und öffne die Dose. Die Entfernung des Etiketts kann ic h nur dringendst empfehlen, wenn Du verhindern willst, dass Dir die Dose durch die Hand in die Würze flutscht. ;-) Füll den Inhalt in den Gäreimer zusammen mit 1,2 kg Zucker oder ca. 1,5 kg Malzextrakt (übrigens: Zucker ist für obergärige der einzige zulässige Malzersatz nach dem deutschen Biergesetz). Spül die Dose mit ca. 2 Liter kochendem Wasser nach und nach aus und gib dies ebenfalls in den Gäreimer. (Wichtig: Fass die Dose mit einem Topflappen an, sonst verbrennst Du Dir die Finger!) Rühr gründlic h um, damit sich der Malzextrakt vollkommen im Wasser auflöst. Achte dabei darauf, daß kein Malz am Boden des Gärgefäßes kleben bleibt. Falls nicht bereits im Bierkit: Gib nun den Hopfenextrakt bzw. gegebenenfalls mitgelieferte Enzyme gemäß Anleitung auf der Flasche/Packung hinzu. 4. Füll den Gäreimer mit klarem, kaltem Wasser bis auf 15 Liter (bzw. 22 l bei Einsatz von Zucker/Malzextrakt) auf. Rühre dabei gut um. Solltest Du ein stärkeres Bier bevorzugen, gib weniger Wasser zu. 5. Wenn die Temperatur der Flüssigkeit ( Würze) unter 24 °C gefallen ist, gib die Hefe (Yeast) dazu und rühre kräftig um. Für Vollbier sollte die Würze 11-12 % Stammwürze bei 20 °C haben. 6. Bedecke nun den Gäreimer mit einem Deckel. Achte darauf, daß der Deckel lose aufliegt und nicht luftdicht abschließt. 7. Stell den Eimer an einen warmen Platz, die Temperatur sollte zwischen 18 - 21 °C liegen. Du kannst den Gäreimer ruhig im Wohnbereich aufstellen, da von dem Gärvorgang keine starken, unangenehmen Gerüche ausgehen. 8. Innerhalb der nächsten 48 Stunden wird die Gärung sehr stark einsetzen und es formen sich Schaumberge mit kleinen braunen Punkten auf der Oberfläche. 9. 3 bis 5 Tage nachdem Du die Hefe zugegeben hast, wird die Gärung rapide abnehmen (in diesem Stadium wird sich das spezifische Gewicht im Bereich 5 - 6 % befinden). Schliess den Gärbehälter mit dem Deckel und stell diesen in einen Raum mit Zimmertemperatur. 10. Die Gärung verläuft für 5-6 Tage langsam weiter, bis das spezifische Gewicht auf 3 % gefallen sein wird bzw. keine Blasen mehr an die Oberflä che steigen. Es kann durchaus sein, dass keine großen Aktivitäten mehr festzustellen sind. 11. Du solltest das junge Bier nun vorsichtig, ohne die restliche Hefe am Boden aufzuwirbeln, in Flaschen oder ein Spezialfass abfüllen. Abfüllen in Flaschen Füll jede Flasche so, daß ca. 3 cm Platz bis zum Verschluss bleibt. Füge einen halben Teelöffel Trockenmalz oder Haushaltszucker pro 0.5 Liter in die Flasche zu. (ca. 2,5 - 3g) (Man nennt dies auch Nachwürzen) Zum Sterilisieren (falls nicht bereits mit Chempro sterilisiert): Stell die gereinigten Flaschen 5 Minuten bei 110 °C in den Backofen. Achte darauf, daß die Fla schen die Backofenwand nicht berühren. Die Flaschen sollten vor dem Abfüllen wieder kühl sein. Bei Bügelflaschen den Dichtungsgummi vorher entfernen und extra auskochen. Bei Verwendung von Kronenkorken diese auch auskochen oder mit Steropur sterilisieren. Wichtig: Verwende nur Pfandflaschen, keine Einwegflaschen. Es besteht die Gefahr, daß die Einwegflaschen den entstehenden Druck nicht aushalten und explodieren . Lagern Stell die Flaschen 6-8 Tage an einen warmen Ort (18 21 °C). Danach sollten sie kühl und aufrecht stehend gelagert werden. Vor dem servieren unbedingt auf 8 °C Trinktemperatur kühlen und das Glas mit kaltem Wasser ausspülen. Ich empfehle eine Reifung von mindestens 4 - 6 Wochen bzw. bis sich die Hefe am Boden abgesetzt hat und das Bier klar geworden ist. Grundsätzlich kann man sagen, daß ein dunkles, malzhaltiges Bier (Stout) eine längere Reifezeit braucht, als ein helles Bier. Dein Bier ist, im Gegensatz zu Fabrikbier, ein Lebensmittel im ursprünglichen Sinn und mit fortdauernder Lagerung reift es weiter aus. Falls Du die Nerven hast, so lange zu warten: Stell doch ein paar Flaschen Deines Selbstgebrauten für 3-6 Monate in die Kellerecke Du wirst erstaunt sein, welcher Geschmack sich entwickelt. Prost Die Crew des Aplerbecker Hausbräu und der www.hobbybrauer.de