Nauener Schüler üben sich in Zeitensprüngen und spielen

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Nauener Schüler üben sich in Zeitensprüngen und spielen
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13.07.2009
THEATER: Zeitreise in die jüngere deutsche Geschichte
Nauener Schüler üben sich in Zeitensprüngen und spielen „Sonnenallee“
NAUEN - „Nicht vergessen, Grenzgebiet! Ausweis bereithalten! Am besten rechts tragen, weil Rechtsordnung. Schönen Tag
noch!“ brüllt der Genosse Abschnittsbevoll-mächtige (ABV) Micha Kuppisch an. Micha Kuppisch, Sohn des Straßenbahnfahrers
Kuppisch, wohnhaft am kürzeren Ende der Sonnenallee. Das Spiel beginnt.
Zur Theaterpremiere der „Sonnenallee“ hat am Freitagabend allerdings niemand seinen Ausweis bereithalten müssen. Die
Eintrittskarte genügte, um am Schlagbaum vorbei die Grenze zwischen Foyer und Theatersaal im Mensagebäude des Leonardoda-Vinci-Campus von Nauen passieren zu dürfen – für einen Abstecher in die jüngere deutsch-deutsche Geschichte zu den
Jugendfreunden Micha und Mario, ihrer Clique und ihrem Leben im Schatten der Mauer.
Schwungvoll und dicht inszenierten Helmuth Meier-Lautenschläger und Andreas Oehme die vielfältigen Grenzerfahrungen der
Jugendlichen im östlichen Teil Berlins in einer hohen Taktrate und Vielzahl von zum Teil kurzen Bildsequenzen.
Handlung und Figuren sind um einige Nuancen überhöht. Der ABV als Repräsentant der allzeit präsenten Staatsmacht erscheint
Respekt einflößend und dümmlich zugleich. Micha geht es vor allem um Miriam, die Einzigartige, seine erste große Liebe, es
geht um Lebensentscheidungen wie die Verpflichtungserklärung zur Nationalen Volksarmee und um die alltägliche, virtuose
Verwaltung des Mangels.
Die Musik ist ein tragender Pfeiler der Inszenierung. Jedes Bild wird stimmungsvoll gerahmt durch einen thematisch
abgestimmten Einspieler. „Moscow, Moscow, von Wonderland. Verboten wie Sau!“ ruft Micha und hält eine Tonbandkassette
hoch. Über verbotene Musik kommt es gleich zu Beginn des Stücks zum Zusammenstoß mit dem ABV. Sie ist auch Ausdruck der
ungebremsten Lebenslust der Jugendlichen, abseits der kleinen Arrangements im staatlich verordneten sozialistischen Paradies.
18 Schüler bilden das Ensemble der „Sonnenallee“, einige von ihnen sind in Doppelrollen zu sehen. Sie engagieren sich in der
Theater-AG um den Theaterpädagogen Helmuth Meier-Lautenschläger und den Theaterlehrer Andreas Oehme, die mit Jannick
Neumann für die Hauptrolle des Micha eine hervorragende Wahl getroffen haben. Auch Alexander Nenn überragte als ABV nicht
nur auf Grund seiner Körpergröße.
Das Premierenpublikum dankte dem Ensemble für zwei kurzweilige Stunden mit stehenden Ovationen. Die Bühne für die
Premierenvorstellung hatte zuvor Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer als Schirmherr des Geschichtsprojekts
„Zeitensprünge“ frei gegeben.
„Sonnenallee“ wird in Nauen morgen, ab 20 Uhr, erneut aufgeführt. (Von Petra Stroh)
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