Bildungsstudie 2007 - Intranet der BBS II

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Bildungsstudie 2007 - Intranet der BBS II
Leseforschung aktuell
Institut für Lese- und
Medienforschung
Bildungsstudie Deutschland 2007
im Auftrag von FOCUS und Microsoft
www.bildungsstudie-deutschland.de
– Zusammenfassung –
Eine Studie über Schule aus der Sicht von Eltern, Lehrern und Personalverantwortlichen hat der FOCUS Magazin Verlag gemeinsam mit Microsoft Deutschland im März
2007 veröffentlicht – mit dem Ziel, Status und Rolle der Schule in der Wissensgesellschaft aus den unterschiedlichen Perspektiven von drei am Bildungsprozess beteiligten Personengruppen – Eltern, LehrerInnen und Personalchefs in Unternehmen und
Verwaltung - zu beleuchten. Die Studie versteht sich als ein Beitrag zu gegenwärtigen Bildungsdiskussion. Die Focus Studie versucht Antworten u. a. auf folgende
Fragen zu geben:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Macht die Schule fit für die Wissensgesellschaft?
Ist Allgemeinwissen heute noch wichtig oder sind eher soziale Kompetenzen
gefragt?
Welche Rolle spielen neue Medien im Unterricht?
Was ist die Basis lebenslangen Lernens?
Wo stimmen Eltern, Lehrkräfte und Personalchefs in ihren Einschätzungen
überein, wo sind sie unterschiedlicher Auffassung?
Wie steht es um den Dialog der drei Interessengruppen?
Für die Bildungsstudie wurden von TNS Infratest MediaResearch im Juli und August
2006 810 Eltern mit Schulkindern im Alter von 10 bis 19 Jahren, 606 Lehrer der Sekundarstufe und 404 für Personalentscheidungen zuständige Führungskräfte aus
Wirtschaft und Verwaltung befragt.
Die Wissensvermittlung durch die Schule im Urteil von Eltern, Lehrern und
Personalverantwortlichen
Eltern halten neben klassischen Fächern wie Deutsch und Mathematik zunehmend
Fächer wie Wirtschaft – etwa gleichauf mit Geschichte und Biologie - oder Neue Medien für wichtig. 79 % der Eltern meinen, dass diese in der Schule vordringlich behandelt werden sollten. Zufrieden mit dem Stellenwert Neuer Medien im Unterricht
sind dagegen nur 39 % der Eltern. Diese Diskrepanz zwischen Wunsch und WirkInstitut für Lese- und
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lichkeit zeigt die enorm gewachsene Bedeutung moderner Technologien für Bildung
und Beruf.
Deutsch halten 99 % der Lehrer für wichtig, 89 % Mathematik. Zufrieden mit den
Leistungen der Schule in diesen Fächern sind jedoch nur 55 bzw. 53 % der Lehrer.
Geringer ist der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei den Neuen Medien:
85 % - und damit noch mehr als die Eltern - halten das Thema in der Schule für wichtig und 63 % sind mit der Schule in diesem Punkt zufrieden. Damit bewerten sie die
Leistung der Schule bei der Vermittlung von Computerwissen und dem Einsatz des
Computers in der Schule deutlich besser als die Eltern.
Auch 96 bzw. 93 % aller Personalchefs halten die Fächer Deutsch und Mathematik
für besonders wichtig. Zufrieden mit den Listungen der Schule in diesen Fächern
sind allerdings nur 23 bzw.
17 %. Mit 72 % wird die Wichtigkeit Neuer Medien relativ hoch eingeschätzt. Hier
sind die Personalchefs noch am zufriedensten, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau (27 %). Insgesamt bewerten die Personalchefs die Wissensvermittlung durch
die Schule deutlich schlechter als Eltern und Lehrer.
Entwicklung der Persönlichkeit
Sind Eltern oder Schule für die Entwicklung der Persönlichkeit zuständig, was trägt
die Schule zur Vermittlung von persönlicher Kompetenzen bei?
„Selbständigkeit“ halten 78 % der Eltern für sehr wichtig und sehen sich selbst und
nicht die Schule dafür in der Verantwortung. Umgekehrt halten rund 70 % der Eltern
„sich ausdrücken können“ für sehr wichtig, sehen diese Vermittlungsaufgabe aber
hauptsächlich bei der Schule.
Selbständigkeit; Ausdrucksfähigkeit; Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und
Verlässlichkeit – jeweils 97 % aller Lehrer halten die Vermittlung dieser Kompetenzen durch die Schule für wichtig. Jedoch die Zufriedenheit mit den Leistungen der
Schule divergiert: 63 % sehen die Erziehung zu Teamfähigkeit verwirklich, aber nur
jeweils jeder zweite Lehrer hält Ausdrucksfähigkeit. Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein durch Schule ausreichend vermittelt. Noch größer ist die Diskrepanz bei Kompetenzen wie Selbstdisziplin, Sich selbst fordern oder Alltagsbewältigung. Besonders gut verwirklicht sehen die Lehrer ihre Aufgabe bei der Vermittlung
von Neuen Medien und Computer (63 %), gleichzeitig halten sie Computerwissen im
Sinne der Persönlichkeitsbildung allerdings für weniger wichtig als z. B. Offenheit für
andere Kulturen, Rücksichtnahme oder Ausdrucksfähigkeit. Verbesserungswürdig ist
die Vermittlung von Neugier auf Wissen, einer Grundvoraussetzung für lebenslanges
Lernen.
Verlässlichkeit (97 %), Selbständigkeit (96 %) und Verantwortungsbewusstsein (95
%) muss die Schule nach Auffassung der Personalchefs unbedingt vermitteln.
Aber nur 12 bis 17 % sind mit der Vermittlung dieser Kompetenzen durch die Schule
zufrieden. Den geringsten Stellenwert in Bezug auf die Persönlichkeitsbildung haben
für die Entscheider Offenheit für andere Kulturen, Sich positiv darstellen und der
Umgang mit Medien und Computer.
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Zum Selbstverständnis der Lehrer
82 % der Lehrer halten die Vermittlung von Fachwissen, 69 % die Freude am Lehren
für ihre wichtigste Aufgabe, aber nur 14 % die Vermittlung von Lernfähigkeit und 13
% die Vermittlung von Kreativität. Für Hauptschullehrer sind Belastbarkeit (51 %) und
die Fähigkeit, sich in ihre Schüler einzufühlen (57 %) die wichtigsten Kompetenzen.
Pädagogisches Wissen schätzen Gesamtschullehrer
(72 %) überdurchschnittlich hoch ein, während Gymnasiallehrer Autorität (42 %) als
wichtige Kompetenz betonen.
Berufsvorbereitung durch die Schule
Nach Meinung der Personalchefs bereitet die Schule nicht ausreichend auf den Beruf
vor. Nur 12 % der Personalchefs sind zufrieden mit der Ausbildungsvorbereitung der
Schule. Bei fachlicher und pädagogischer Qualifikation der Lehrer fällt das Urteil etwas besser aus.
Urteile über die Schule
Die Schule im Urteil von Eltern, Lehrern und Personalchefs
Der Hauptschule trauen nur 42 % der Lehrer, 27 % der Eltern und 8 % der Personalchefs zu, die Schüler fit für den Beruf zu machen. Auch Real- und Gesamtschulen
bereiten nicht optimal auf Ausbildung und Beruf vor; nur rund die Hälfte der Eltern
und der Lehrer beurteilen die Leistung der Schule hier positiv. Die Unzufriedenheit
der Personalchefs mit der Hauptschule und bedingt auch der Realschule ist eklatant.
Will man das dreigliedrige Schulsystem erhalten und allen Schülern berufliche Perspektiven eröffnen, sei ein Dialog von Schule und Wirtschaft über die Ausbildung in
Haupt- und Realschule wichtig. – so die Autoren der Studie –
Zur Rolle von Computern in der Schule
Eltern, Lehrer und Personalverantwortliche sind sich darin einig, dass die Beherrschung des Computers zur Basis einer guten Schulbildung gehört. Eltern und Entscheider meinen, der PC mache das Lernen transparenter und effizienter. Es ändere
sich die Rolle des Lehrers, der künftig mehr Lerntechniken als Wissen vermitteln
werde. Dem stimmen nicht alle Lehrer zu. Allerdings sehen sie, die fast alle Computer und Internet stark nutzen, ihre Autorität durch neue Medien im Unterricht nicht
gefährdet. Diese setzen sie allerdings mehr zur Unterrichtsvorbereitung als im Unterricht selbst ein. Ein Problem über alle Schulformen hinweg und besonders in Realschulen und im Gymnasium ist die mangelhafte Ausstattung der Klassenräume mit
Computern.
Herkunft prägt Bildungsweg
Wie bereits die PISA-Studien zeigten, prägt in Deutschland die Herkunft den Bildungsweg der Schüler wie in kaum einem anderen Land. Eine stärkere Durchlässigkeit nach oben gehört – so die Bildungsstudie 2007 - zu den größten Herausforde-
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rungen der Wissensgesellschaft, in der die Bildung zunehmend über den Erfolg im
Wettbewerb entscheidet.
Kompetenzvermittlung durch die Schule
Bezüglich der Wichtigkeit von Allgemeinwissen, sozialen und individuellen Kompetenzen als Vermittlungsauftrag der Schule besteht bei allen drei befragten Personengruppen eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Realitätsbeurteilung. Für die
Lehrer zählen besonders die sozialen Kompetenzen zur Vermittlungsaufgabe der
Schule (62 %), zufrieden sind allerdings nur 10 %. Auch für die Personalchefs haben
die sozialen Fähigkeiten den höchsten Stellenwert. Eltern messen neben dem Allgemeinwissen (63 %) den individuellen Kompetenzen (52 %) eine relativ große Bedeutung bei.
Fazit: Mehr Mut zur Modernisierung der Schule!
Zusammenfassend halten die Autoren der Bildungsstudie Deutschland 2007 fest:
„Lehrer wünschen sich mehr Freiräume bei der Gestaltung des Unterrichts, Eltern
mehr fächerübergreifende Kooperation und Entscheider mehr Praxisorientierung.
Hier liegen Spielräume für Unterrichtsinhalte und –formen, die den Anforderungen an
Schule in der Wissensgesellschaft noch besser gerecht werden können. Mehr Mut
seitens Politik und Schulträgern, neues auszuprobieren, ist gefragt. Die Lehrer sind
offensichtlich bereit für Veränderungen.“
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