Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung
Transcrição
Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung
Dr. Simone C. Ehmig | Timo Reuter M. A. | Manuel Menke M. A. Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung Mainz, August 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 Inhalt 1. Management Summary S. 3 2. Hintergrund, Anlage und Durchführung der Untersuchung S. 6 3. Detailbetrachtung der Anfangsbegeisterung S. 13 4. Detailbetrachtung des Lese-Image S. 23 5. Detailbetrachtung der Auswahlstrategien S. 29 6. Detailbetrachtung der Voraussetzungen, um das Potential von E-Readern in der Leseförderung voll auszuschöpfen S. 40 Anhang: Studienanlage im Detail S. 50 7. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 2 Management Summary © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 3 Die zentralen Befunde 1. Die E-Reader und E-Books bewirken eine Anfangsbegeisterung, sie sind attraktiver als das herkömmliche Bücherregal und Printbücher. Eine vorhandene Hemmschwelle zum (Erst-) Kontakt mit Büchern kann gesenkt werden. Die Akzeptanz dieses neuen Zugangs zu Büchern birgt großes Potential für eine erhöhte Lesemotivation. 2. Lesemotivation setzt ein positives Lese-Image voraus. Die Nutzung des E-Readers trägt dazu bei, das LeseImage zu verbessern. Das nicht selten von Jugendlichen als „altmodisch“ empfundene gedruckte Buch erscheint auf dem E-Reader als moderne Alternative. 3. Für E-Books werden andere Auswahlstrategien angewendet als bei gedruckten Büchern. Es werden mehr – darunter auch besonders umfangreiche – Bücher digital heruntergeladen als in gedruckter Form ausgeliehen. Die für Leseferne „einschüchternde“ Erscheinung umfangreicher gedruckter Bücher entfällt beim Anschauen der Cover im Internet. Damit wird deutlich: E-Books sind besonders geeignet, die Schwelle zum Bücherlesen bei lesefernen Jugendlichen zu senken. Das Buch erscheint beherrschbar. 4. Zwei Probleme stehen der vollen Entfaltung des Potenzials von E-Books im Weg: Erstens bildet der mit den verwendeten E-Reader-Modellen mehrstufige „Nutzungsweg“ vom Website-Log-In bis zur Lektüre auf dem E-Reader eine Barriere. Die durch das Herunterladen entstehende „individuelle Bibliothek“ ist zunächst nur auf dem PC gespeichert, nicht aber direkt auf dem Endgerät. Dies schränkt das Wirkpotential ein. Zweitens werden die Website und die E-Reader nicht kontinuierlich genutzt. Um vorhandene Potenziale - wie etwa Verbesserung der Lesemotivation und des Leseverhaltens – auszuschöpfen, müssen inhaltliche und technische Mindestanforderungen erfüllt sein, da sonst die Anfangsbegeisterung nicht dauerhaft gehalten werden kann und die Nutzung nach der ersten „Euphorie des Neuen“ abbricht. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 4 Mindestvoraussetzungen zum Ausschöpfen des Potentials von E-Readern 1. Zielgruppengerechtes Bücher-Angebot. Die in der Studie verwendeten Bücher wurden überwiegend positiv bewertet. Sie entsprachen inhaltlich den Interessen der Schüler/innen. Mittlerweile sind ebenfalls Comics, Mangas und Zeitschriften erhältlich, die für den E-Reader in der hier verwendeten Version nicht existierten. Fans dieser Formate vermissten ein entsprechendes Angebot, weil dieser E-Reader auf textliche Darstellungen reduziert war. 2. Vielfältiges und offenes Bücher-Angebot mit der Möglichkeit zur Anschlusskommunikation In der Studie war das Bücherangebot naturgemäß begrenzt. In der Realität bieten E-Book-Stores im Internet die Möglichkeit, immer wieder neue Bücher herunterzuladen, allerdings kostenpflichtig. Ebenso fehlten aufgrund des experimentellen Studiendesigns die üblichen Kommentar- und Bewertungsfunktionen auf der Internetseite, die das Angebot strukturieren und einzuordnen helfen und zur kontinuierlichen Nutzung motivieren. Leseförderprojekte mit E-Books sollten dies berücksichtigen. 3. Geräte, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Die E-Reader (in der hier verwendeten Version) konnten Erwartungen nicht erfüllen, die durch die rasante technologische Entwicklung bereits zum Standard gehören (Smartphone; Tablet-PC). Multimediafähige Geräte sind besonders für Jungen von Interesse, die über das Textliche hinaus darstellende, spielerische und interaktive Elemente favorisieren. 4. Kurzer und intuitiver Zugriff auf E-Books (Download: E-Reader anschalten-> Internet-> E-Reader). Viele Schüler/innen brechen den Weg zur Nutzung der E-Books ab, wenn er – ohne direkten Internetzugang des E-Readers – zu lang und nicht intuitiv genug ist (PC hochfahren-> Internetseite aufrufen-> E-Book auf PC abspeichern-> E-Reader anschließen -> E-Book kopieren-> auf E-Reader lesen). Internetfähige E-Reader bzw. Multifunktionsgeräte verkürzen den Weg, indem eine „individuelle Bibliothek“ direkt auf dem Endgerät entsteht. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 5 Hintergrund, Anlage und Durchführung der Untersuchung © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 6 Forschungsfragen Die vorliegende Studie untersucht das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung und die Attraktivität eines elektronischen Leseangebots gegenüber herkömmlichen Büchern. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: Sind E-Reader und elektronisches Leseangebot (E-Books) für Kinder attraktiv? Können E-Reader und E-Books die Vorstellungen und Meinungen (Image) vom Lesen positiv beeinflussen? Wie wirkt sich die Technik der E-Reader auf Auswahlstrategien von Büchern aus? Welches Potenzial steckt in der Leseförderung durch E-Reader und welche Bedingungen müssen gegeben sein, um es voll auszuschöpfen? © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 7 Untersuchungssteckbrief Methode: Feldexperiment Die Studie verfolgt keinen repräsentativen, sondern einen experimentellen Ansatz. Experimente ermöglichen grundsätzlich die Messung von Wirkung. Sie vergleichen eine (oder mehrere) Gruppen – die so genannten Experimentalgruppen –, die einem Stimulus ausgesetzt werden, mit einer so genannten Kontrollgruppe, die diesem Stimulus nicht ausgesetzt wird. Probanden: Schüler/innen der Klassenstufe 6 aus fünf integrierten Gesamtschulen im Rhein-Main-Gebiet Die Klassen stammen aus verschiedenen Schulen, um einen internen Austausch über das Projekt zu verhindern. Alle Schulen liegen in mittelgroßen Städten (bis max. 300.000 Einwohner) und die Schüler/innen sind im Leistungsstand usw. vergleichbar. Identische Ausgangsbedingungen sind damit im Grundsatz gewährleistet. Vorgehen: Zugang über Schule – aber kein Einbezug in den Unterricht Die Studie setzt in der Schule an, weil dort die Umfeldbedingungen am besten zu kontrollieren sind und Schüler/innen der Risikogruppen (Jungen, Kinder mit Migrationshintergrund) erreicht werden. Aber weder die Klassenbibliothek noch die E-Reader und die dazugehörigen E-Books sind in irgendeiner Form Bestandteil des Unterrichts. Die Nutzung durch die Schüler/innen erfolgt auf rein freiwilliger Basis. Damit ist gewährleistet, dass weder die Bücher noch die E-Reader und E-Books mit Leistungs- und Notendruck in Verbindung gebracht werden. Tools: Tracking Schriftliche Panel-Befragung der Schüler/innen (vier Messzeitpunkte), der Website-Nutzung, Scanning der E-Reader und Ausleihlisten, qualitative Interviews mit Schüler/innen Dauer: September 2010 bis Juni 2011 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 8 Experimentalgruppen Für die Studie wurden fünf Schulklassen rekrutiert. Drei Klassen bilden drei Experimentalgruppen und zwei Klassen eine Kontrollgruppe. Um zu prüfen, welchen Einfluss E-Reader auf das Leseverhalten der Kinder besitzen, werden E-Reader im Vergleich zum klassischen Printprodukt Buch betrachtet. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick: Experimentalgruppe 1 Experimentalgruppe 2 Experimentalgruppe 3 Kontrollgruppe Klassenbibliothek E-Reader und E-Books auf Website E-Reader und E-Books auf Website + Klassenbibliothek kein Leseanreiz Die Klasse erhielt zu Beginn des Schuljahres eine Klassenbibliothek mit 95 altersgerechten Titeln, die jeweils in drei Exemplaren vorliegen. Die Bücher werden in einem eigens dazu gelieferten Regal im Klassenzimmer aufgestellt. Die Schüler/innen können die Bücher in den Pausen und ggf. an Nachmittagen ansehen, darin lesen usw. Die Kinder sollen nach Vorgaben des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen selbst ein Ausleihsystem organisieren. Alle Kinder der Klasse erhielten zu Beginn des Schuljahres einen E-Reader. Analog dem Bücherregal, aus dem die Kinder aus Experimentalgruppe 1 auswählen können, haben die Kinder auf einer Website dieselben 95 Buchtitel als E-Books zur Verfügung. Sie können sich frei einzelne oder mehrere Titel auf ihren E-Reader laden. Damit haben sie ein elektronisches „Bücherregal“ zur Verfügung, das die Bedingungen mit denen der ersten Gruppe gut vergleichbar macht. Zur Nutzung der Website erhielten die Kinder eine Identifikation und ein Passwort. Diese Klasse erhielt die 95 Buchtitel sowohl als gedruckte Bücher in einer Klassenbibliothek wie auch auf einer Website zum Herunterladen auf einen E-Reader, den jedes Kind aus der Klasse zu Beginn des Schuljahres erhalten hat. Die Kinder dieser Klassen wurden ohne jede Einwirkung normal unterrichtet. Sie erhielten über den Unterricht hinaus keinen weiteren Leseanreiz in Form von Büchern oder E-Books und E-Readern. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 9 Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen Die Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen hinsichtlich demografischer Merkmale, Lesesozialisation, Geübtheit/Erfahrung im Umgang mit technischen Geräten und Interessen der Kinder wurde an einer Vielzahl von Indikatoren geprüft: Demografische Merkmale ▫ Geschlecht ▫ Migrationshintergrund (Kind selbst oder mind. ein Elternteil im Ausland geboren) Lesesozialisation ▫ ▫ ▫ ▫ ▫ Vorlesen / Geschichtenerzählen in der Kindheit Bücherbestand im Haushalt und eigener Buchbesitz der Kinder Mediennutzung der Eltern Bücher als Wunschgeschenk / Büchergeschenke / Gefallen der geschenkten Bücher Bibliotheksbesuch / Besuch der Schulbibliothek Geübtheit/Erfahrung im Umgang mit technischen Geräten ▫ Kommen Kinder alleine mit elektronischen Geräten zurecht oder benötigen sie Hilfe? ▫ Erfahrung im Bildschirmlesen Interessen Über alle Indikatoren hinweg zeigen sich vereinzelte, aber keine systematischen Unterschiede. Die Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen ist gewährleistet. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 10 Demografische Struktur der Untersuchungsgruppen im Ausgangs-Sample und im Panel Experimentalgruppe 1 Experimentalgruppe 2 Experimentalgruppe 3 Kontrollgruppe Bücherregal E-Reader/Website E-Reader/Website + Bücherregal keinen Leseanreiz (n=21) (n=20) (n=22) (n=46) N=109 männlich weiblich 43 57 50 50 50 50 54 46 50 50 ja nein 48 52 75 25 45 55 52 48 54 46 (n=19) (n=20) (n=20) (n=35) N=94 männlich weiblich 47 53 50 50 50 50 57 43 52 48 ja nein 42 58 75 25 50 50 49 51 53 47 Ausgangs-Sample Nullmessung Gesamt Geschlecht (Anteil in %) Migrationshintergrund (Anteil in %) Panel Geschlecht (Anteil in %) Migrationshintergrund (Anteil in %) *Migrationshintergrund ist in dieser Untersuchung definiert als: Kind selbst im Ausland oder mind. ein Elternteil im Ausland geboren Der Anteil von Jungen und Mädchen ist in allen Untersuchungsgruppen in etwa gleich. Auch ist der Anteil von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund in den Gruppen gleichermaßen verteilt. Einzige Ausnahme bildet die Klasse, die ausschließlich E-Reader und E-Books erhalten hat: Hier finden sich überdurchschnittlich viele Kinder mit Migrationshintergrund. Bei der Analyse zentraler Effekte werden deshalb immer Kinder mit und ohne Migrationshintergrund – aber auch Jungen und Mädchen – getrennt betrachtet, um mögliche Einflüsse des Migrationshintergrundes zu kontrollieren. Die Analyse der Effekte beruht auf Kindern, die zu allen Messzeitpunkten den Fragebogen ausgefüllt haben (Panel). 15 Schüler/innen haben den Fragebogen zu einem oder mehreren Zeitpunkten nicht ausgefüllt. Diese Ausfälle sind zufällig, z. B. durch Krankheit am Tag der Messung. Die Struktur des Panels unterscheidet sich nicht von der des Ausgangssamples. D. h. auch innerhalb des Panels sind die Untersuchungsgruppen vergleichbar. Die Prozentwertunterschiede sind mit Blick auf die kleinen Fallzahlen in den Vergleichsgruppen mit Vorsicht zu interpretieren. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 11 Zeitlicher Ablauf der Untersuchung Jahreswechsel 2011 2010 Ausstattung der Klassen mit E-Readern, Klassenbibliothek, Launch der Website Aufstockung der Klassenbibliothek und der Website um 25 Buchtitel Service-Hotline Sommerferien 2010 Osterferien 2011 Weihnachtsferien 2010 Sommerferien 2011 Tracking der Website-Nutzung Nullmessung schriftliche Fragebögen 1. Folgemessung schriftliche Fragebögen, Scanning Ereader und Ausleihlisten Gedächtnisprotokolle Feldteam 2. Folgemessung schriftliche Fragebögen, Scanning Ereader und Ausleihlisten + Gruppen- und Einzelinterviews 3. Folgemessung schriftliche Fragebögen, Scanning Ereader und Ausleihlisten Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 12 Detailbetrachtung Anfangsbegeisterung © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 13 Detailbetrachtung: Anfangsbegeisterung • Gründe für die Anfangsbegeisterung: Der E-Reader ist nach Aussage der Schüler/innen in erster Linie etwas Neues und daher Spannendes gewesen. In Kombination mit der Internetseite gab es viel zu entdecken, auszuprobieren und herunterzuladen. Entsprechend hoch waren Aufgeschlossenheit und Begeisterung gegenüber den Geräten am Anfang. Das Bücherregal als solches hingegen war bekannt und der Weg von der Auswahl bis zur Nutzung eines Buches Routine. Für viele Schüler/innen spielte darüber hinaus der Faktor eine Rolle, dass sie stolze Besitzer eines Gerätes wurden, das andere in der Schule nicht hatten. • Gesprächsthemen: E-Reader, Website und Bücherregal sind Gesprächsthemen in den Klassen. Stehen sowohl digitales Angebot und Bücherregal zur Verfügung, bieten E-Reader und Website weitaus häufiger Gesprächsanlass als das klassische Regal. Im Projektverlauf geht die Häufigkeit der Gespräche über das Angebot tendenziell zurück. • Nutzung E-Book-Angebot im Vergleich zum Bücherregal: Das E-Book-Angebot wurde häufiger genutzt als das Bücherregal. Besonders deutlich fällt der Unterschied in der Klasse auf, die beides hatte. Im Vergleich zum Bücherregal gewinnt das digitale Angebot noch einmal an Attraktivität. • Empfundene Wertigkeit des E-Readers bleibt hoch – aber Nutzung lässt rapide nach: Auch nach Ende des Schuljahrs will ein beachtlicher Anteil der Schüler/innen den E-Reader auf keinen Fall verkaufen. Die Verkaufsbereiten nennen einen durchschnittlich hohen Preis für den E-Reader. Diese abstrakte Wertschätzung spiegelt sich nicht in der praktischen Nutzung wider. Bereits im Winter 2010 haben mindestens die Hälfte der Schüler/innen den E-Reader in der zurückliegenden Woche nicht genutzt. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 14 O-Töne der Schüler/innen: Aussagen zur Anfangsbegeisterung Schülerin: „Ja, da waren wir alle aufgeregt, da haben wir uns zig Zeichnungen und so gemacht, wie es aussehen könnte. Und da hat sich jeder gefreut, aber jeder wusste ja nicht, dass es schwarz und lila ist, aber jedem hat es dann gefallen.“ Schüler: „Am Anfang schon, also (…) die Kinder sagen ja jetzt, wenn die was Neues bekommen, dann werden sie immer neugierig und so. Ein paar Wochen sind die immer so neugierig wie ich und danach, nach so zwei oder drei Monaten hatte ich keine Lust mehr drauf.“ Schüler: „Ich finde es immer noch interessant, dass man auf so einem kleinen Dings, also auf so ein kleinen Teil viele Bücher lesen kann, das wenig Akku verbraucht und so, aber nicht mehr so wie früher ... also nicht so viel wie früher.“ Schüler: „Ja schon gelesen, aber eher am Anfang. Jetzt im Nachhinein hat es mich dann nicht mehr so interessiert. Okay, am Anfang eher, weil es neu war.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | Mainz 2011 15 Der E-Reader ist häufiger Gesprächsthema als das Bücherregal – aber im Projektverlauf geht die Gesprächshäufigkeit zurück Frage: „Wenn Du Dich mit Deinen Freunden oder Freundinnen unterhältst: Worüber sprecht Ihr oft, worüber hin und wieder und worüber nie? Hier stehen einige Dinge, bitte kreuze immer an, was auf Dich zutrifft.“ Basis: Alle Schüler/innen im Panel (n=94), Anteile in % Klasse mit Bücherregal (n=19) Über Bücher aus dem Regal im Klassenraum 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung 17 17 42 37 Über die Internetseite, von der man die Bücher herunterladen kann nicht vorhanden Über E-Reader nicht vorhanden Klasse mit 0E-Readern (n=20) Über Bücher aus dem Regal im Klassenraum nicht vorhanden Über die Internetseite, von der man die Bücher herunterladen kann 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung Über E-Reader 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung 6 11 10 5 39 25 20 * Entgegen der zu E-Reader ist am häufigsten das Gesprächsthema Klasse mit E-Readern und Bücherregal (n=20) Über Bücher aus dem Regal im Klassenraum 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung Über die Internetseite, von der man die Bücher herunterladen kann 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung 5 5 Über E-Reader 1. Folgemessung 2. Folgemessung 3. Folgemessung 5 c 15 10 5 15 E-Reader ist am häufigsten das Gesprächsthema 35 20 25 60 25 45 oft hin und wieder Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 30 * erwartenden Tendenz steigt der Anteil der Schüler/innen, die sich über den E-Reader unterhalten, übermäßig an. Es handelt sich um einen Messeffekt, der allerdings nur bei dieser Frage durchschlägt. Die Schüler/innen haben vor der letzten Messung in der Unterrichtszeit Abschiedsgeschenke für das Interviewer-Team gebastelt. Damit war das Projekt und somit die EReader wieder vermehrt Gesprächsthema. 16 Website attraktiver als Bücherregal: Download häufiger als Ausleihe Basis: Alle Schüler/innen der Experimentalklassen; 1. Folgemessung Dezember 2010 "Ich habe schon einmal ein Buch ausgeliehen." Klasse mit Bücherregal 86 % Klasse mit E-Readern und Bücherregal 64 % "Ich habe schon einmal ein E-Book heruntergeladen." Klasse mit E-Readern 89 % 91 % Unter den Jungen zeigt sich das ungleiche Verhältnis von Buchausleihe und Download noch deutlicher als bei Mädchen: In der Klasse mit den E-Readern haben 90 % der Jungen schon einmal ein Buch von der Internetseite herunter geladen. In der Klasse mit dem Bücherregal haben 75 % der Jungen ein Buch ausgeliehen. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 17 Deutlich mehr E-Books auf Readern als geliehene Bücher – insbesondere wenn auch Bücherregal vorhanden Anzahl der E-Books auf den E-Readern und Anzahl der als ausgeliehen vermerkten Bücher in der Klassenbibliotheksliste. 1. Folgemessung Dezember 2010 Durchschnittswerte Gesamt Mädchen Jungen ohne MH mit MH 1,40 Klasse mit Bücherregal (n=21) 2,07 0,64 1,33 1,54 5,40 7,20 Klasse mit E-Readern (n=20) 3,60 4,83 5,64 E-Books 6,13 7,31 4,60 Klasse mit E-Readern + Bücherregal (n=22) Anzahl Bücher / E-Books 0 5,21 7,56 0,30 0,38 0,20 0,36 0,22 Print-Bücher 1 2 3 4 5 6 7 8 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 18 O-Töne der Schüler/innen: E-Reader sorgt für Begeisterung Schülerin: „Also ich finde es halt gut, dass man so viele Bücher auf dem E-Reader haben kann und das so leicht ist und klein und handlich.“ Schülerin: „Ja, E-Reader ist praktisch, kann man schön einpacken, ist nicht so schwer oder so. Ist eigentlich gut, besser als ein Buch.“ Schüler: „Da kann man noch einstellen, wie groß die Schrift sein muss, man kann da halt Spaß haben beim Lesen. Beim Buch kann nichts machen außer nächste Seite.“ Schülerin: „Beim E-Reader, das ist halt leichter und fühlt sich eher so metallic an und das ist halt schon ein Unterschied, so gedruckte Buchstaben, die sich dann auch verändern. Und bei dem Buch, da hat man halt was ... das fühlt sich anders an und das ist halt auch ein bisschen schwerer und fühlt sich halt anders an.“ Schüler: „Das E-Book ist besser als ein Buch in der Hand zu halten, ein Buch ist schwerer.“ Schülerin: „Ja, also dass man es mitnehmen kann, ist halt schon toll. Beim Buch, da gehen ja auch die Seiten sehr schnell schmutzig. Ja, weil man das halt mitnehmen kann, wenn man dann woanders hinfährt, dann kann man das lesen.“ Schülerin: „Also ich fand es eigentlich total gut, weil eigentlich wir sind ja die einzige Klasse, die das bekommen hat. Und das ist halt schon praktisch, dass wir nicht dauernd ganz viele Bücher mitschleppen müssen, sondern nur den E-Reader.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 19 Auch noch am Ende des Schuljahres behält der E-Reader für die Schüler/innen seine Wertigkeit Frage: „Angenommen jemand fragt Dich, ob Du ihm/ihr Deinen E-Reader verkaufen möchtest. Wie viel Geld müsste Dir derjenige mindestens bieten, damit Du Deinen E-Reader verkaufst? Schreibe den Preis auf die Linie oder kreuze das Kästchen an, wenn Du Deinen E-Reader auf keinen Fall verkaufen möchtest.“ Basis: Schüler/innen mit E-Reader (n=40); 3. Folgemessung Juni 2011 Anteil der Schüler/innen in Prozent, die ihren E-Reader auf keinen Fall verkaufen möchten 68 57 47 45 40 36 20 Gesamt (n=40) weiblich (n=20) männlich (n=20) ohne (n=14) mit (n=26) Migrationshintergrund E-Reader (n=20) E-Reader (n=20) + Bibliothek 55% würden ihren E-Reader verkaufen, für (Durchschnittspreis in €) Gesamt (n=22) Mädchen (n=6) Jungen (n=16) 90,64 99,17 87,44 ohne mit Migrationshinter- MigrationshinterE-Reader + grund (n=6) grund (n=16) E-Reader (n=12) Bibliothek (n=10) 81,50 94,06 77,50 106,40 Originalpreis 150,00 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 20 Aber: Keine kontinuierliche Nutzung der Website – Anfangsbegeisterung kann nicht gehalten werden Basis: Gesamtzahl aller Log-Ins (n=154); Zeitraum September 2010 bis Juli 2011 40 Anzahl Log-Ins pro Tag im Zeitraum September 2010 bis Juli 2011 Einführung der Website in Schule A (71 Titel) 35 30 25 Einführung der Website in Schule B (71 Titel) E-Reader aus Schule A werden eingesammelt, da angeblich kaputt 20 24 neue Titel in Schule A und B eingestellt 15 E-Reader werden voll funktionstüchtig zurück in Schule A gebracht 10 5 0 Sep. 2010 Okt. 2010 Nov. 2010 Dez. 2010 Jan. 2010 Feb. 2010 März 2010 Apr. 2010 Mai 2010 Juni 2011 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | Mainz 2011 21 Nicht-Nutzung der E-Reader bereits im Winter 2010 sehr ausgeprägt und im Verlauf des Schuljahrs steigend Frage: „Wenn Du einmal an die letzte Woche denkst: An wie vielen Tagen hast Du auf Deinem E-Reader gelesen?“ Anteil der Schüler/innen, die den E-Reader in der zurückliegenden Woche nicht benutzt haben in Prozent Klasse mit E-Readern Klasse mit E-Readern und Bücherregal 71 59 62 50 Nov / Dez 2010 Juni 2011 Nov / Dez 2010 Juni 2011 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | Mainz 2011 22 Detailbetrachtung Lese-Image © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 23 Detailbetrachtung: Lese-Image • Das Potenzial des E-Readers beim Lese-Image: Das Lese-Image ist in der Lesesozialisation von Kindern und Jugendlichen stark mit dem Buch verknüpft. In der Palette heutiger Medien nimmt es den Platz des „Klassikers“ ein und ist damit nicht für jeden attraktiv – ganz besonders zu beobachten bei Jugendlichen mit sozioökonomisch schwachem Hintergrund. Der E-Reader stellt dazu eine Alternative dar und „entstaubt“ das Lese-Image durch den modernen Zugang, ohne dabei den gebotenen Inhalt zu verändern. • Klasse mit E-Reader: Das Lese-Image setzt sich im Verlauf des Schuljahres positiv von der Kontrollgruppe ab. Dies geschieht in zwei Richtungen: Zum einen finden positive Items mehr Zustimmung und negative Items werden deutlicher abgelehnt, zum anderen bleiben Vorstellungen vom Lesen stabil, wohingegen sich diese in der Gruppe ohne Leseanreiz verschlechtern. Dieser Effekt speist sich größtenteils aus der Anfangsbegeisterung. Bei kontinuierlicher Nutzung des Angebots dürfte der Image-Gewinn noch deutlicher ausgefallen sein. • Klasse mit E-Reader und Bücherregal: Zu erwarten wären ähnliche Effekte wie in der E-Reader Klasse. Es zeigt sich aber, dass sich das Lese-Image – trotz ebenfalls erkennbarer Anfangsbegeisterung – nicht verbessert hat. Zurückzuführen ist der Unterschied zum Teil auf (scheinbar) technische Probleme mit den E-Readern in dieser Klasse. Es häuften sich Beschwerden über defekte Akkus. De facto waren die Akkus funktionsfähig, brauchten aber sehr lange zum Laden. Dies zeigt, dass die Toleranzgrenze in dieser Zielgruppe niedrig ist. Die Technik muss reibungslos, intuitiv und niederschwellig funktionieren, sonst entsteht eine Zugangsbarriere. Das Bücherregal mit seinem klassischen Zugang auf der anderen Seite konnte das Lese-Image nicht verbessern, weil sowohl die Anfangsbegeisterung als auch die Nutzung schwächer als beim E-Reader ausfielen. Das zur Verfügung gestellte Überangebot bewirkte keine Verbesserung. • Klasse mit Bücherregal: Auch in der Klasse mit Bücherregal konnte keine Verbesserung im Lese-Image gemessen werden. Der gewohnte Zugang und die schwache Nutzung führten nicht zu positiven Effekten. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 24 O-Töne der Schüler/innen: Aussagen zum Lese-Image und Lese-Verhalten Schülerin: „Mit dem Lesen kann man ja erst einmal mehr Sachen lernen, ja, einfach das Lesen trainieren und andere Sachen lernen.“ Schüler: „Eigentlich habe ich früher weniger gelesen, aber jetzt lese ich mehr.“ Schüler: „Das Lesen hat mir auch Spaß gemacht, aber in der vierten Klasse, da wurde es verdorben, da hatte ich keine Lust mehr, irgendwas zu lesen. Weil wir hatten Pflicht, was zu lesen. Uns wurde irgendein Buch gesagt, das sollten wir dann kaufen und dann durchlesen. Und danach hatten wir aufs Lesen kein Bock mehr, kein Spaß mehr gemacht.“ Schüler: „Ich habe mich am Anfang schon bisschen geärgert, dass wir mehr lesen sollten, aber dann ... es macht mir jetzt eigentlich gar nichts mehr aus.“ Schülerin: „Früher habe ich es total gehasst und jetzt mag ich es so schon ein bisschen, weil jetzt kann ich schneller und besser lesen. Und ich glaube, wenn ich größer bin, lese ich dann total viel.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 25 Lese-Image in der Klasse mit E-Readern setzt sich im Vergleich mit der Klasse ohne Leseanreiz (Kontrollgruppe) positiv ab Frage: „Hier findest Du einiges, was andere Kinder und Jugendliche über das Bücherlesen gesagt haben. Damit sind gedruckte Bücher und Bücher für den E-Reader gemeint. Was denkst Du darüber?“ Basis: Schüler/innen der Klasse(n), die E-Reader erhalten hat (n=20) / die keinen Leseanreiz erhalten haben (n=35) Ausgewiesen: Mittelwerte der Items je Messung (1 = stimme voll und ganz zu; 5 = stimme überhaupt nicht zu) (Beim) Bücherlesen… Nullmessung E-Reader 3. Folgemessung E-Reader Nullmessung Kontrollgruppe 3. Folgemessung Kontrollgruppe …kann ich viel lernen …bringt mich oft auf neue Gedanken … kann ich in eine neue Welt eintauchen …ist gemütlich …macht Spaß …kann ich alles um mich herum vergessen …ist cool …ist langweilig …ist anstrengend …ist Zeitverschwendung …macht einsam …ist nur für Schlaue, die studieren wollen …ist altmodisch …ist nur etwas für Mädchen 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 5 stimme überhaupt nicht zu 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 5 stimme überhaupt nicht zu Die Vorstellung, die Kinder vom Lesen haben, setzt sich innerhalb des Schuljahres bei den Schüler/innen in der Klasse, die E-Reader erhalten hat, deutlich von den Vorstellungen der Schüler/innen ab, die keinen Leseanreiz erhielten. Positive Items wie „gemütlich“ und „in eine neue Welt eintauchen“ finden mehr Zustimmung. Negative Items werden entweder in der E-Reader-Klasse deutlicher abgelehnt oder bleiben zumindest stabil, wohingegen die Kinder ohne Leseanreiz negativen Attributen vermehrt zustimmen. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 26 Lese-Image in der Klasse mit E-Readern und Bücherregal gewinnt nicht im Vergleich mit der Klasse ohne Leseanreiz (Kontrollgruppe) Frage: „Hier findest Du einiges, was andere Kinder und Jugendliche über das Bücherlesen gesagt haben. Damit sind gedruckte Bücher und Bücher für den E-Reader gemeint. Was denkst Du darüber?“ Basis: Schüler/innen der Klasse(n), die E-Reader und Bücherregal erhalten hat (n=20) / die keinen Leseanreiz erhalten haben (n=35) Ausgewiesen: Mittelwerte der Items je Messung (1 = stimme voll und ganz zu; 5 = stimme überhaupt nicht zu) (Beim) Bücherlesen… Nullmessung E-Reader + Klassenbibliothek 3. Folgemessung E-Reader + Klassenbibliothek Nullmessung Kontrollgruppe 3. Folgemessung Kontrollgruppe …kann ich viel lernen …bringt mich oft auf neue Gedanken … kann ich in eine neue Welt eintauchen …ist gemütlich …macht Spaß …kann ich alles um mich herum vergessen …ist cool …ist langweilig …ist anstrengend …ist Zeitverschwendung …macht einsam …ist nur für Schlaue, die studieren wollen …ist altmodisch …ist nur etwas für Mädchen 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 5 stimme überhaupt nicht zu 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 In der Klasse, die sowohl E-Reader als auch Bücherregal als Leseanreiz erhielt, ist im Vergleich zur Klasse, die nichts bekam, keine Verbesserung des Lese-Images zu verzeichnen. Ein Grund dafür liegt sicherlich in der Wahrnehmung des E-Readers als funktionsuntüchtig und der daraus resultierenden Zugangsbarriere. Ein weiterer Grund dürfte im doppelten Angebot liegen: E-Reader und Website sowie Bücherregal führten offenbar zu einer ReizÜberflutung. 5 stimme überhaupt nicht zu Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 27 Lese-Image in der Klasse mit Bücherregal gewinnt nicht im Vergleich mit der Klasse ohne Leseanreiz (Kontrollgruppe) Frage: „Hier findest Du einiges, was andere Kinder und Jugendliche über das Bücherlesen gesagt haben. Was denkst Du darüber?“ Basis: Schüler/innen der Klasse(n), die eine Klassenbibliothek erhalten hat (n=19)/ die keinen Leseanreiz erhalten haben (n=35) Ausgewiesen: Mittelwerte der Items je Messung (1 = stimme voll und ganz zu; 5 = stimme überhaupt nicht zu) (Beim) Bücherlesen… Nullmessung Klassenbibliothek 3. Folgemessung Klassenbibliothek Nullmessung Kontrollgruppe 3. Folgemessung Kontrollgruppe Der gewöhnliche Zugang zu Büchern über ein klassisches Bücherregal führt zu keiner messbaren Verbesserung im LeseImage. …kann ich viel lernen …bringt mich oft auf neue Gedanken … kann ich in eine neue Welt eintauchen …ist gemütlich …macht Spaß …kann ich alles um mich herum vergessen …ist cool …ist langweilig …ist anstrengend …ist Zeitverschwendung …macht einsam …ist nur für Schlaue, die studieren wollen …ist altmodisch …ist nur etwas für Mädchen 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 5 stimme überhaupt nicht zu 1 stimme voll und ganz zu 2 3 4 5 stimme überhaupt nicht zu Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 28 Detailbetrachtung Auswahlstrategien © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 29 Zugang über Website führt zur Erstellung einer individuellen Bibliothek • Der Auswahl- und Ausleihvorgang auf der Website unterscheidet sich grundlegend von dem des Bücherregals: Die Nutzer der Website erstellen sich durch den Download verschiedener Titel eine „individuelle Bibliothek“, aus der sie in einem weiteren Schritt wiederum Bücher zum Lesen auswählen. Am Bücherregal werden hingegen nur Titel ausgeliehen, für die bereits konkretes Leseinteresse besteht. • Die Erstellung einer individuellen virtuellen Bibliothek zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus: • • Das Aussuchen und Herunterladen von E-Books ist nicht auf freie Zeitfenster in der Schule beschränkt, sondern kann zuhause in Ruhe am Computer stattfinden. Dies befördert lockeres Stöbern und erhöht die Wahrscheinlichkeit, auf Bücher zu stoßen, zu denen am Regal nicht gegriffen worden wäre. • E-Books haben kein physisches Gewicht. Die Anzahl der ausgeliehenen Bücher aus dem Regal ist schon aufgrund des Gewichts begrenzt. Digital aber können beliebig viele Bücher in die „individuelle Bibliothek“ aufgenommen werden. • Digitales und physisches Bücherregal unterscheiden sich nicht nur in der Anzahl der ausgeliehenen Bücher, sondern auch in der Art der Bücher: Von der Website werden vermehrt auch dicke Bücher herunter geladen. Der Umfang zeigt sich nicht in der für viele „einschüchternden“ Dicke des Buchrückens, da nur das Cover zu sehen ist. Aber: Auf dem mehrstufigen Nutzungsweg vom Website-Log-in bis zur Lektüre am E-Reader liegt eine Barriere. Die individuelle „Bibliothek“ liegt auf dem PC. Erst nach erneuter Durchsicht wird eine Auswahl auf den E-Reader kopiert. Dies nimmt Potenzial, niederschwellig am E-Reader in Bücher hineinzuschauen und womöglich hängen zu bleiben. Die individuelle Bibliothek muss direkt auf dem Endgerät (E-Reader) entstehen. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 30 O-Töne der Schüler/innen: Aussagen zur Auswahlstrategie Schülerin: „Meistens gucke ich nur auf die Internetseite. Ja und eigentlich ... also wenn man halt im Internet reinguckt, dann hat man schon Zeit, aber in der Klasse nicht, weil man muss halt lernen oder so was.“ Schüler: „Ich fand die Seite einfach cool, weil man einfach draufgehen kann und einfach die Bücher runterladen kann, man muss ja nicht irgendwas angeben, was man da machen muss, das fand ich halt gut.“ Schülerin: „Ja, aber eher so, dass ich in der Klassenbibliothek nachgucke und vom Internet runterlade. Weil ich lese lieber mit dem E-Reader.“ Schüler: „Weil ich lade es mir dann mal zur Probe runter, dann lese ich es mal und wenn es mir gefällt, lasse ich es drauf oder wenn es mir nicht gefällt, lösche ich es wieder.“ Schülerin: „Dann habe ich erst auf die Kategorien, dann habe ich mal geguckt, welche mir so vom Aussehen gefallen und die Texte gelesen. Die waren ein bisschen zu kurz, aber das Ende darf man ja eh nicht verraten, deswegen.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 31 Website wird zum „Stöbern“ genutzt, eine gezielte Suche spielt kaum eine Rolle Anteile der möglichen Website-Bewegungen in Prozent. Basis: 3.955 Website-Bewegungen. Buchinformation 55 Navigation nach Genreseite 24 Download 12 Anmeldung 4 Navigation zur Startseite 3 Suche 2 Navigation zur Kontaktseite 0 Navigation zum Impressum 0 Navigation zum Datenschutz 0 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 32 Die Website gewinnt im Direktvergleich zum Bücherregal Frage: „Hier stehen einige Aussagen über das Bücherregal und die Internetseite. Was denkst Du, was trifft eher auf das Bücherregal zu und was eher auf die Internetseite? Bitte kreuze unter dem jeweiligen Bild an oder unter beiden Bildern, wenn Du denkst, die Aussage trifft für Bücherregal und Internetseite zu.“ Basis: Alle Schüler/innen aus der Klasse mit E-Readern und Bücherregal (n=22); 1. Folgemessung Dezember 2010 Anteile in % trifft auf die Internetseite zu 59 59 +11 + 2 Prozentpunkte gegenüber Bücherregal trifft auf das Bücherregal zu „Es macht Spaß, sich dort Bücher auszusuchen.“ „Man bekommt direkt einen guten Überblick über alle Bücher.“ 68 +11 „Man kann sich in Ruhe Bücher aussuchen.“ 68 +11 „Man weiß schnell, worum es in einem Buch geht.“ 48 57 57 57 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 33 O-Töne der Schüler/innen: Auswahl von "dicken Büchern" auf der Website und am Regal Schüler: „Eigentlich leihe ich nicht. Ich habe nur ein Buch ausgeliehen von der Bibliothek und das habe ich nicht bis zu Ende gelesen, weil das Buch war zu dick. Ich lese so kleinere dünnere Bücher, aber so mehrere, also nicht so dicke auf einmal, dann tun meine Augen weh. Ich habe nur ein Buch ausgeliehen und von E-Reader habe ich mehrere Bücher.“ Schülerin: „Kommt eigentlich drauf an, also ich glaube, ein Buch lesen mag ich manchmal lieber, aber wenn es halt große, dicke Bücher sind, mag ich E-Reader lieber.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 34 Vergleich von auf den E-Reader kopierten E-Books und aus dem Regal geliehenen Bücher zeigt: Hemmschwelle „dickes Buch“ entfällt bei E-Books Basis: 280 kopierte und 58 ausgeliehene Bücher; Zeitraum September 2010 bis Juli 2011. Alle nicht markierten Bücher wurden nicht ausgeliehen.* Platz 1: 13 mal kopiert Platz 6: 7 mal kopiert Platz 2: 12 mal kopiert Platz 7: 6 mal kopiert Platz 3: 10 mal kopiert Platz 8: 5 mal kopiert Platz 4: 9 mal kopiert 531 S. Platz 5: 8 mal kopiert Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 * von der Klasse, die ausschließlich die KlassenBibliothek zur Verfügung hatte, fehlen Daten zu zwei Messzeitpunkten. 35 Aber: Zusätzliches Zwischenspeichern auf dem Computer bildet eine unnötige Barriere Basis: Schüler/innen mit E-Reader (n=46); Zeitraum September 2010 bis Juli 2011 154 Log-Ins 2.192 Detailansichten (Buchinformation) der E-Books auf der Website Nur ein Teil der ausgewählten Bücher („individuelle Bibliothek“) wird auf den EReader kopiert und somit direkt und unabhängig vom PC (an)lesbar. Doch gerade darin besteht die Chance, niederschwellig an ein Buch heranzuführen und zu „fesseln“. 485 Downloads von E-Books auf den PC Entspricht 12 % aller möglichen Downloads 3,3 Log-Ins pro Schüler 10,6 Downloads pro Schüler - 42 % 280 E-Books auf den 159 E-Books wurden E-Reader kopiert angefangen zu lesen 18 E-Books wurden komplett gelesen 6,1 E-Books pro Schüler 3,5 (an-) gelesene E-Books pro Schüler Mehrstufiger Nutzungsweg vom Website-Log-in bis zur Lektüre am E-Reader Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 36 O-Töne der Schüler/innen: Kopieren auf den E-Reader bildet eine Barriere Schüler: „Im Internet ist es ein bisschen schwieriger als in der Klassenbibliothek. Weil da ja ... okay, das Runterladen ist einfach, aber das auf die Datei so rüber kopieren halt, da dachte ich am Anfang, das wäre schwer, aber nach dem ersten Buch war es voll einfach.“ Schülerin: „Ein bisschen kompliziert, aber ich habe es jetzt auch kapiert und dann geht’s. Man kopiert das ja auf den EReader drauf und da muss man noch irgendwie in irgendwelche Dateien das runterladen und so was drücken und so, das kapiere ich manchmal nicht ganz.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 37 Die zur Verfügung gestellten Bücher bilden keine Barriere: Durchschnittlich gute Bewertung des Bücher-Angebots in allen Klassen Frage: „Im Bücherregal in eurer Klasse / auf der Internetseite / und auf der Internetseite gibt es ja ganz viele Bücher. Wie gefällt Dir die Auswahl? Bitte gebe eine Schulnote. Wenn Dir die Bücherauswahl sehr gut gefällt, gebe die Note „1“, wenn Dir die Auswahl überhaupt nicht gefällt, die Note „6“. Dazwischen kannst Du abstufen.“ Basis: Alle Schüler/innen; 1. Folgemessung Dezember 2010 Anteile in % Die durchschnittliche Bewertung der BuchausKlasse mit Klassenbibliothek (n=21) wahl durch die Kinder ist Note 1 14 in Schulnoten ausgeNote 2 67 drückt 2 bis 3 – also gut Note 3 5 bis befriedigend. Zur Note 4 5 durchschnittlich besten Durchschnittsnote: 2,15 Note 5 5 Benotung kommen die Note 6 0 Kinder, die das Regal erhalten haben, zur k.A. 5 schlechtesten die Kinder Klasse mit E-Readern (n=20) aus der Klasse mit ESpalte1 Note 1 10 Readern und Regal. Note 2 40 Note 3 20 Note 4 15 Durchschnittsnote: 2,67 Note 5 Note 6 k.A. Note 1 5 10 Klasse mit E-Readern und Spalte1 Klassenbibliothek (n=22) 9 Note 2 41 Note 3 23 Note 4 18 Durchschnittsnote: 2,86 Note 5 0 Note 6 9 k.A. 0 Auf die Frage, ob bestimmte Bücher gefehlt haben, antwortet rund die Hälfte aller Kinder. Am häufigsten genannt werden Comics, Mangas und Zeitschriften. An zweiter Stelle fällt der Wunsch nach mehr Horror und Krimi („Bücher für Erwachsene“) auf. Oft werden auch weitere Titel aus Reihen genannt, die in der Buchauswahl dabei sind. Spalte2 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 38 O-Töne der Schüler/innen: Aussagen zum Bücher-Angebot Schüler: „Eigentlich ziemlich gut, weil da sind Bücher dabei, mit denen ich gut klar komme.“ Schüler: „Also ich lese ja nicht so viele Bücher, sondern eher so Comics und so was. Ich fände es cool, wenn man die da drauf auch sich angucken könnte, am besten auch mit Farbe, das wäre irgendwie cool.“ Schülerin: „Sind spannend, manchmal auch gruselig, eigentlich sind die ziemlich cool.“ Schüler: „Also die (Bücher-Auswahl) finde ich eigentlich ziemlich gut, die sind aktuell. Und ich lese einfach nicht gern, aber würde ich vielleicht mehr lesen, dann würde ich mir auf jeden Fall eins aussuchen.“ Schülerin: „Es gefällt mir eigentlich schon, und ich finde es auch besser, dass wir uns halt aussuchen dürfen, was für ein Buch wir halt lesen dürfen und so.“ Schüler: [Was fehlt?] „Autobilder oder Sachbücher, wo man auch was gucken kann, also nicht dass es direkt langweilig ist. Was über Autos oder über was anderes.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 39 Detailbetrachtung: Voraussetzungen, um das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung voll auszuschöpfen © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 40 Detailbetrachtung: Voraussetzungen, um das Potential von E-Readern in der Leseförderung voll auszuschöpfen • Die Ergebnisse zeigen … • … eine hohe Anfangsbegeisterung • … ein verbessertes Lese-Image • … Auswahlstrategien bei E-Books, die zu „individuellen Bibliotheken“ führen, in die auch seitenstarke Bücher aufgenommen werden • Die Ergebnisse zeigen keine … • … dauerhafte Nutzung der Website und der E-Reader • … Änderung im Lese- und Medienverhalten • Das heißt: Potenzial ist vorhanden. Um es aber voll auszuschöpfen, müssen mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt sein: 1. Der Nutzungsweg vom Website-Log-In zur Lektüre auf dem E-Reader muss barrierefrei sein und den unnötigen Selektionsschritt durch das Kopieren vom PC auf den E-Reader umgehen. 2. E-Reader mit direktem Internetzugang umgehen den Umweg über den PC. Die „individuelle Bibliothek“ entsteht direkt auf dem Endgerät. Die gegenwärtige Entwicklung geht eindeutig von reinen Lesegerät zum multifunktionalen und internetfähigen Tablet-PC oder Smartphone. Solche Geräte besitzen ein hohes Potenzial als Leseanreiz. Der E-Reader muss intuitiv bedienbar sein und einwandfrei funktionieren. Die Website muss Anreize für eine kontinuierliche Nutzung bieten. E-Reader der neuesten Generation oder Multifunktionsgeräte bieten ein intuitives TouchDisplay etc. Die Internetseite kann durch interaktive Elemente wie Kommentarfunktion, Bewertung und immer neues Buchangebot attraktiv gehalten werden. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 41 Weiterempfehlungsbereitschaft E-Reader sehr reflektiert: Image und sachlicher Nutzen stehen technischen Mängeln gegenüber Frage: „Wenn Dich Freunde fragen, ob sie sich zum Geburtstag einen E-Reader wünschen sollen, was würdest Du ihnen raten?“ Basis: Alle Schüler/innen aus den Klassen mit E-Readern (n=42); 1. Folgemessung Dezember 2010 • Zwei Drittel der Schüler/innen sind der Meinung, Freunde sollten sich einen E-Reader zum Geburtstag wünschen. Schüler/innen, die ihre Weiterempfehlung begründen, nennen im Wesentlichen zwei Aspekte: • Die einen betonen den „Spaß“, den ein E-Reader mache, dass „er echt cool“ und so „toll“ sei. Sie empfehlen den E-Reader aufgrund eines positiven Images. • Für andere stehen die praktischen Aspekte im Vordergrund. Man könne auf dem E-Reader viel besser lesen, da „man die Schriftgröße einstellen kann“, „man kann viele Bücher drauf haben“, es sei „praktisch für Reisen“, man kann den E-Reader „überall mit hinnehmen“. Diese Schüler/innen empfehlen den E-Reader aus sachlichen Vorteilen in der Nutzung. • Die Schüler/innen, die einen E-Reader nicht empfehlen wollen, kritisieren häufig den Akku des E-Readers („das Doofe ist nur, dass sich der Akku selbst entleert“) oder dass „es noch zu viele Fehler“ gebe. Ein Kind fasste zusammen: „Es gibt Besseres und man sollte auch Spaß haben.“ • Vor allem Jungen sind enttäuscht: 70 Prozent sagen, sie hätten sich „mehr vom E-Reader erwartet“. Dies trifft nur auf 35 Prozent der Mädchen zu. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 42 Verbesserungsvorschläge der Schüler/innen für den E-Reader Frage: „Wenn Du Sony einen Rat geben solltest: Was sollte am E-Reader verbessert werden?“ Basis: Schüler/innen mit E-Reader (n=40); 2. Folgemessung April 2011 • Die große Mehrheit (95%) aller Schüler/innen mit E-Reader haben einen oder mehrere Verbesserungsvorschläge. o Jungen (n=20) machen insgesamt 52 Vorschläge. o Mädchen (n=20) machen insgesamt 56 Vorschläge. Das heißt, die Schüler/innen haben ein klares Interesse und haben sich ernsthaft mit dem E-Reader auseinandergesetzt. Die zentralen Verbesserungsvorschläge: • • • • Jungen und Mädchen wünschen sich gleichermaßen ein Touchscreen o seltener – aber ebenso gleichermaßen werden ein beleuchtetes und farbiges Display gewünscht. Mädchen wünschen sich deutlich häufiger als Jungen eine schnellere Bediensoftware (Umblättern, Laden von E-Books). Ein Internetzugang wird sowohl von Jungen als auch von Mädchen gefordert. Ebenso erwünscht ist ein integrierter MP3-Player. Alle zentralen Verbesserungsvorschläge beschreiben die Entwicklung vom reinen Lesegerät für E-Books zum Smartphone bzw. Tablet-PC. Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 43 O-Töne der Schüler/innen: Kritische Aussagen zum E-Reader Schüler: „Man könnte da auch z. B. Musik oder Videos oder so hören, der Bildschirm könnte z. B. farbig oder so sein. Okay, Touch will ich ja nicht unbedingt haben, also ist ja nicht so ein Handy oder so, aber es wäre schon gut, wenn das Display farbig wäre oder so oder wenn man da Musik hören könnte.“ Schülerin (E-Reader und Bücherregal) : „Die ersten haben ja gar nicht geklappt und so, das war ein bisschen schwierig.“ Schüler: „Es wäre so super toll gewesen, wenn es Dings wäre, also Farbdisplay oder so, irgendwas anderes an Neuigkeit. Da wäre es super toll, dann würde man auch nicht so schnell die Lust zu lesen verlieren.“ Schülerin (E-Reader und Bücherregal) : „Mein E-Reader geht auch nicht ganz. (...) Der Akku entlädt sich immer von selber.“ Schüler: „Als ich nicht wusste, wie man die Bücher runterlädt, dann hatte ich irgendwie keine Lust mehr.“ Schülerin: „Ja doch, beleuchtetes Display wäre noch gut gewesen.“ Schüler: „Ja, er ist leicht zu bedienen. Touchscreen wäre aber besser.“ Schüler: „Also eigentlich, ich finde das Design ganz okay, also eigentlich ganz cool. (...) Ich finde das ein bisschen komisch mit den Knöpfen und so. Ich fände es cooler mit Touchscreen. (...) Aber ich fand das mit Aufladen kompliziert, weil man halt so viele Kabel brauchte. (...) Aber das, was ich gut fand, dass man halt das so größer machen konnte die Schrift.“ Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 44 Schwierigkeiten im Umgang mit dem E-Reader – insbesondere bei Mädchen Frage: „Seit September habt ihr ebenfalls alle einen E-Reader auf dem ihr die Bücher lesen könnt, die ihr von der Internetseite heruntergeladen habt. Bitte kreuze bei den folgenden Sätzen ‚ja‘ an, wenn der Satz auf Dich zutrifft und ‚nein‘, wenn er nicht auf Dich zutrifft.“ Basis: Schüler/innen mit E-Reader (n=42); 1. Folgemessung Dezember 2010; Anteil der Schüler/innen, die der Aussage zustimmen in Prozent. „Ich hatte Schwierigkeiten mit dem E-Reader umzugehen“ 56 50 40 50 38 30 26 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 45 Deutliche Schwachpunkte des E-Readers: Akku und E-Books kopieren Frage: „Wie gefällt Dir Dein E-Reader? Du kannst ihm für verschiedene Eigenschaften Noten von 1 - 6 geben. 1 = sehr gut, 2= gut, usw., wie die Noten, die Du in der Schule bekommst.“ Basis: Schüler/innen mit E-Reader (n=40); 2. Folgemessung April 2011 Detailbewertung E-Reader April 2011 Lesbarkeit der Schrift 45 Menü-Führung 41 Aussehen 25 Verarbeitung 25 Umblättern der Seiten Aufladen des Akkus 35 Akku-Laufzeit 15 18 33 15 30 8 Note 1 23 15 23 Note 2 23 18 Note 3 Note 4 5 13 15 5 10 13 5 13 Note 5 5 3 13 25 _ x = 1,88 _ x = 2,51 13 33 20 20 8 30 28 20 15 21 35 23 Neue E-Books auf den Reader kopieren 13 5 3 5 _ x = 2,35 _ x = 2,43 _ x = 2,75 _ x = 3,20 _ x = 3,10 _ x = 3,80 Note 6 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 46 Website sollte immer neue Bücher und interaktive Funktionen haben Frage: „Gefällt Dir die Internetseite so wie sie ist oder könnte man noch etwas besser machen?“ Basis: Schüler/innen mit E-Reader, die sagen, dass man an der Internetseite noch etwas besser machen kann (n=35); 2. Folgemessung April 2011, in Prozent 88 Prozent der Schüler/innen mit Website-Zugriff sind der Ansicht, man könnte die Seite noch verbessern 80 braucht immer neue Bücher braucht die Möglichkeit zur Buchbewertung 69 54 braucht einen Chat 54 braucht eine Kommentarfunktion muss anders aussehen Schülerin: „Ich finde die [Internetseite] halt schon schön, aber es wäre besser, wenn man da noch so Kommentare machen kann.“ 29 Quelle: Stiftung Lesen│ Das Potenzial von E-Readern in der Leseförderung │ 2011 © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 47 Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen Römerwall 40 55131 Mainz www.stiftunglesen.de/forschung Anhang: Studienanlage im Detail © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 49 Methode – experimentelles Design Um die genannten Fragestellungen zu beantworten, wurde ein experimentelles Studiendesign verfolgt. Experimente ermöglichen grundsätzlich die Messung von Wirkung. Sie vergleichen eine (oder mehrere) Gruppen – die so genannten Experimentalgruppen –, die einem Stimulus ausgesetzt werden, mit einer so genannten Kontrollgruppe, die diesem Stimulus nicht ausgesetzt wird. Die folgende Grafik gibt einen schematischen Überblick der Untersuchungslogik. Null-Messung (z.B. Lesemotivation, Leseimage) Zeit Messwertk0 Messwerte0 Kontrollgruppe Experimentalgruppen Stimulus (E-Reader) Differenz = Effektstärke Messung (z.B. Lesemotivation, Leseimage) Messwertk1 Messwerte1 Differenz = Wirkung © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 50 Durchführung der Studie – Auswahl der Klassen Für die Studie wurden fünf Schulklassen der Stufe 6 ausgesucht. Die Klassen stammen aus verschiedenen Schulen, um einen internen Austausch über das Projekt zu verhindern, der die Messung von Effekten stören würde. Bei allen fünf Schulen handelt es sich um Integrierte Gesamtschulen in mittelgroßen Städten (bis max. 300.000 Einwohner) im RheinMain-Gebiet. Die Klassen sind in der Zusammensetzung der Schüler/innen, im Leistungsstand usw. vergleichbar. Identische Ausgangsbedingungen sind damit im Grundsatz gewährleistet. Mit der genannten Altersstufe werden Kinder berücksichtigt, die bereits ein eigenständiges Mediennutzungs- und damit auch Leseverhalten entwickeln konnten. Sie sind alt genug, um verantwortungsbewusst mit E-Readern umzugehen, aber noch nicht so weit in ihrer Entwicklung, dass man pubertätsbedingte Einflüsse auf Lesen bzw. Mediennutzung allgemein erwarten müsste. Die Studie setzt im schulischen Umfeld der Kinder an, weil dort die Umfeldbedingungen am besten zu kontrollieren sind und weil auch Schüler/innen, die zu den Risikogruppen gehören (Jungen, Kinder mit Migrationshintergrund), dort mühelos erreicht werden können. Aber: Weder die Klassenbibliothek noch die E-Reader und die dazugehörigen E-Books sind in irgendeiner Form Bestandteil des Unterrichts. Die Nutzung durch die Schüler/innen erfolgt auf rein freiwilliger Basis. Damit ist gewährleistet, dass weder die Bücher noch die E-Reader und E-Books mit Leistungs- und Notendruck in Verbindung gebracht werden. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 51 Durchführung der Studie – Die Klassenbibliothek Die Klassenbibliothek … wurde gleich nach den Sommerferien 2010 gut zugänglich im Klassenraum der Experimentalgruppen 1 und 3 aufgebaut und die Nutzung von studentischen Mitarbeitern des Instituts für Lese- und Medienforschung ausführlich erklärt. Die Mitarbeiter standen in den folgenden Wochen für alle Fragen zur Verfügung. enthielt zunächst 71 aktuelle altersgerechte Buchtitel unterschiedlicher Verlage, im November 2010 wurde die Bibliothek um 24 weitere Titel aufgestockt. war nach den Kategorien „Liebe“, „Abenteuer“, „Probleme“, „Fantasy“ und „Aktuelle Themen“ sortiert. stellte von jedem der insgesamt 95 Titel drei Exemplare zur Verfügung. wurde von den Schüler/innen der Klasse selbst verwaltet. Einige verbindliche Vorgaben wurden vom Institut für Lese- und Medienforschung gemacht: ▫ die Ausleihdauer betrug 2 Wochen mit der Option, um max. 1 Woche zu verlängern. ▫ Ausleihlisten, die den Namen des Ausleihers sowie Titel der ausgeliehenen Bücher dokumentieren, mussten geführt werden. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 52 Durchführung der Studie – Die Klassenbibliothek Die folgenden Tabellen zeigen die Buchtitel im Überblick: Abenteuer 300 kByte Angs t (B. Koch) Al ex Ri der 1 - Stormbrea ker (Anthony Horowi tz) Al ex Ri der 2 - Gemi ni -Project (Anthony Horowi tz) Al ex Ri der 6 - Ark-Angel (Anthony Horowi tz) Al ex Ri der 7 - Sna kehea d (Anthony Horowi tz) Al ex Ri der 8 - Crocodi l e Tea rs (Anthony Horowi tz) Cha rl i e Bone und da s Gehei mni s der s prechenden Bi l der (Jenny Ni mmo) Cha rl i e Bone und der Scha ttenl ord (Jenny Ni mmo) Aktuelle Themen Da nger Zone 01: Di e Fes tung des Teufel s (D. Gi l ma n) Afters hock (T. Verete-Zeha vi ) Da nger Zone 02: Der Code des Luci fer (D. Gi l ma n) Deuts che Ges chi chte (M. Ma i ) Di e Entdeckung des Hugo Ca bret (B. Sel zni ck) Di e Wel l e (Morton Rhue) Di e Stil l e zwi s chen den Sternen (J. Ba ns cherus ) Di e Zei t des Skorpi ons (M. Wa l l ner) Freddy - Ei n wi l des Ha ms terl eben (D. Rei che) Ei nundzwa nzi gs ter Jul i (Anne C. Voorhoeve) Fünf Freunde i m Grus el s chl os s (E. Bl yton) Fa me Junki es (Morton Rhue) Ges pens terl i ed (W. Freund) Fel i x und da s l i ebe Gel d: Roma n vom Rei chwerden und a nderen wi chti gen Di ngen (N. Pi per) Gone 1 - Verl oren (Mi cha el Gra nt) Hi p und Hop und Tra uerma rs ch (J. Konecny) Knochenkä l te (G. McNa mee) Mi ts chul di g?: Di e Ges chi chte ei nes Amokl a ufs (H. Tondern) Locke s türmt l os (U. Potofs ki ) Wi ntermä dchen (La uri e Anders on) Mumi enherz 1 - Di e Rückkehr des Dä mons (Thi l o P. La s s a k) New Worl d - Di e Fl ucht (Pa tri ck Nes s ) Pa ngea - Der a chte Ta g (A. Schl üter) TKKG - Al a rm i m Zi rkus Sa ra ni : Ba nd 10 (S. Wol f) Wa rri or Ca ts 01: In di e Wi l dni s (E. Hunter) Zehnte Kl a s s e (J. Wei s berg) Liebe Cha rl i e und Leo (J. Ti l l ) Fa s hi oni s tas - Hol l y grei ft na ch den Sternen (S. Ma nni ng) For Boys Onl y: Al l es über Sex und Li ebe (M. Fors s berg) It Gi rl - Berühmt und berüchtigt: BD 2 (C. von Zi eges a r) It Gi rl - Jung, s exy und bel i ebt: BD 1 (C. von Zi eges a r) It Gi rl - Wi l d und gefä hrl i ch: BD 3 (C. von Zi eges a r) My Story. Streng gehei m: Tra umtänzer ges ucht (B. Ma nnel ) My Story. Streng gehei m: Verrückt na ch Ma rk (C. Boma nn) Onl y for Gi rl s : Al l es über Li ebe und Sex (E. Ra ffa uf) Pretty Li ttl e Li a rs - Ma kel l os (S. Shepa rd) Pretty Li ttl e Li a rs - Uns chul di g (S. Shepa rd) Pretty Li ttl e Li a rs - Unvergl ei chl i ch (S. Shepa rd) Pretty Li ttl e Li a rs - Vol l kommen (S. Shepa rd) Ros a s s chl i mms te Ja hre 08: Wi e überl ebe i ch mei nen Freund (und er mi ch)? (F. Oomen) Ros a s s chl i mms te Ja hre: Wi e überl ebe i ch ohne Jungs und a ndere s üße Sa chen? (F. Oomen) Toki o Hotel forever (D. de Spi ri to) Zwei Sommer (B. Kei l ) Zwei herz (A. Ba bendererde) © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 Fantasy Bl utherz (M. Wa l l ner) Da s Gehei mni s der 100 Pforten (N. D. Wi l s on) Da s Vermä chtni s der Feuerel fen (M. Fel ten) Da s Zei chen des Va mpi rs (S. Hubba rd) Di e Chroni ken der Nebel kri ege 1 - Da s unendl i che Li cht (Thoma s Fi nn) Di e Chroni ken der Nebel kri ege 2 - Der ei s i ge Scha tten (Thoma s Fi nn) Di e Chroni ken der Nebel kri ege 3 - Di e l etzte Fl a mme (Thoma s Fi nn) Di e Legende der Wä chter 01: Di e Entführung (K. La s ky) Di e Legende der Wä chter 02: Di e Wa nders cha ft(K. La s ky) Di e Legende der Wä chter 03: Di e Rettung (K. La s ky) El fenna cht 01: Di e s i ebte Tochter (F. Jones ) El fenna cht 02: Di e verl orene Köni gi n (F. Jones ) Era gon: Da s Vermä chtni s der Dra chenrei ter (C. Pa ol i ni ) Era gon: Der Auftra g der Äl tes ten (C. Pa ol i ni ) Era gon: Di e Wei s hei t des Feuers (C. Pa ol i ni ) Fi ns terherz (J. de Qui dt) Im Scha ttenwa l d (M. Ha i g) Ma l i ce (C. Woodi ng) Morl a nd 1 - Di e Rückkehr der Es ka ta y (Peter Schwi ndt) Morl a nd 2 - Di e Bl ume des Bös en (Peter Schwi ndt) Morl a nd 3 - Da s Vermä chtni s der Ma gi er (Peter Schwi ndt) Scha ttena uge (Ni na Bl a zon) Schul e der Ma gi er - Da s Gehei me Porta l : Ba nd 1 (H. Neff) Ta gebuch ei nes Va mpi rs 1: Im Zwi el i cht (L. J. Smi th) Ta gebuch ei nes Va mpi rs 2: Bei Dä mmerungt (L. J. Smi th) Ta gebuch ei nes Va mpi rs 3: In der Dunkel hei t (L. J. Smi th) Ta gebuch ei nes Va mpi rs 4: In der Scha ttenwel t (L. J. Smi th) The Fores t - Wa l d der ta us end Augen (C. Rya n) The Immorta l s 1 - Tochter der Fi ns terni s (Mel i s s a de l a Cruz) The Immorta l s 2 - Hüter des Unhei l s (Mel i s s a de l a Cruz) Totenbra ut (Ni na Bl a zon) Probleme Bös es Spi el (B. Bl obel ) Ci ty of Ca ts (N. Green) Da s bl a ue Mä dchen (M. Feth) Da s Wol kenzi mmer (I. Kra uß) Di e pa a r Kröten! (R. Rus ch) Di e Rotte (M. Thei s en) Kra tzer i m La ck (M. Pres s l er) Ma l ka Ma i (M. Pres s l er) Mei ne geordnete Wel t oder Der Ta g, a n dem a l l es a uf den Kopf ges tel l t wurde (S. Crowl ey) Pol ni s ch für Anfä nger (B. Schl i eper) Vors ta dt-Fi ghter (M. Zus a k) 53 Durchführung der Studie – Die Website Die Website … wurde gleich nach den Sommerferien 2010 gelauncht und den Experimentalgruppen 2 und 3 zugänglich gemacht. Dazu erhielt jeder Schüler einen individuellen Zugangscode und ein Passwort. Die Funktionsweise und Nutzung der Website wurde den Schüler/innen von studentischen Mitarbeitern des Instituts für Lese- und Medienforschung ausführlich erklärt. Die Mitarbeiter standen in den folgenden Wochen zu mehreren Terminen vor Ort in den Klassen für alle Fragen zur Verfügung. Darüber hinaus wurde für 4 Wochen eine telefonische Hotline eingerichtet, die von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr mit studentischen Mitarbeitern besetzt war. bot die selben Buchtitel wie die Klassenbibliothek für jede/n Schüler/in zum einmaligen Download. Analog der Klassenbibliothek standen zunächst 71 Buchtitel bereit, im November 2010 wurde die Website um 24 weitere Titel ergänzt. war nach den Kategorien „Liebe“, „Abenteuer“, „Probleme“, „Fantasy“ und „Aktuelle Themen“ sortiert. bildete für die Schüler/innen das Zugangsportal zu ihrer elektronischen Klassenbibliothek. Jedes Kind hatte Zugang zu allen Titeln und konnte auf der Website die Titelseite und Kurzbeschreibung des jeweiligen Buches ansehen. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 54 Durchführung der Studie – Die Website Der folgenden Screenshots zeigen die Website … Hier kann auf eine Listenansicht der Bücher umgeschaltet werden. Hier können Bücher nach Kategorien gesucht werden. Bücher in der Karussellansicht Eine Suchfunktion erlaubt die gezielte Suche nach bestimmten Titeln und Autoren. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 55 Durchführung der Studie – Die Website Der folgende Screenshot zeigt die Website … Mit Klick auf einen Titel erscheint der Klappentext. Über den „Download-Button“ wird das Buch heruntergeladen. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 56 Durchführung der Studie – Die E-Reader Die E-Reader … wurden zeitgleich mit dem Launch der Website allen Schüler/innen der Experimentalgruppen 2 und 3 zur Verfügung gestellt. Die Funktionsweise und Nutzung der E-Reader wurde den Schüler/innen von studentischen Mitarbeitern des Instituts für Lese- und Medienforschung ausführlich erklärt. Die Mitarbeiter standen in den folgenden Wochen zu mehreren Terminen vor Ort in den Klassen für alle Fragen zur Verfügung. Darüber hinaus wurde für 4 Wochen eine telefonische Hotline eingerichtet, die von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr mit studentischen Mitarbeitern besetzt war. Zusätzlich erhielt jede/r Schüler/in eine verständlich und anschaulich aufbereitete schriftliche Anleitung zum Nachlesen. sind reine Lesegeräte und erlauben darüber hinaus keine weiteren Applikationen wie z. B. Internetzugang, MP3-Player oder Spielfunktionen. wurden mit dem Namen der Schülerin bzw. des Schülers graviert. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 57 Zentrale Untersuchungsinstrumente Standardisierte schriftliche Fragebögen Alle Schüler/innen der Experimentalgruppen und der Kontrollgruppe füllten insgesamt viermal einen mehrseitigen Fragebogen zu ihrem Freizeit- und Medienverhalten, der Lesemotivation, ihren Vorstellungen vom Lesen etc. aus. Die Messzeitpunkte waren August 2010 (Nullmessung, vor Beginn der Ausstattung der Klassen), Dezember 2010, April 2011 und Juni 2011. Die mehrfache Befragung der immer selben Schüler/innen (Panel-Logik) erlaubte es, (individuelle) Entwicklungen nachzuzeichnen. Die Fragebögen wurden altersgerecht aufbereitet (bebilderte Skalen etc.). Die Fragebögen wurden in einer Schulstunde ausgefüllt, studentische Mitarbeiter des Instituts für Leseund Medienforschung waren vor Ort und gaben Hilfestellungen (Fragebogen wurde mit Overhead an die Wand projiziert und die Ausfülllogik bei Bedarf Schritt für Schritt erklärt). Tracking der Website-Nutzung Die E-Book-Website zeichnet eindividuell für jedes Kind die Klicks und Downloads auf. Anhand dieser Daten konnten Aussagen zu der Log-In-Häufigkeit und -uhrzeit, der Verweildauer auf der Website und der Anzahl der E-Book-Downloads (nach Titeln) getroffen werden. Auch konnten grobe „Bewegungsprofile“ einzelner Schüler/innen erstellt werden. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 58 Zentrale Untersuchungsinstrumente Scanning der E-Reader / Scanning der Ausleihlisten der Klassenbibliothek Parallel zu den schriftlichen Befragungen (mit Ausnahme der Nullmessung) wurden die E-Reader eingesehen und die darauf gespeicherten Titel für jedes Kind individuell erfasst. Dies erlaubte es festzustellen, ob neben den auf der studieneignen Website angebotenen Titel weitere E-Books gespeichert wurden. Ein Indikator dafür, ob in einem E-Book auch gelesen wurde, war die Seitenzahl, die bei Anwahl des auf dem E-Reader gespeicherten Buchs erscheint. Sie wurde ebenfalls erfasst. Ebenso wurden die Ausleihlisten der Klassenbibliothek eingesehen und die ausgeliehenen Titel und Ausleihdaten für jedes Kind individuell erfasst. Leitfadengestützte Interviews mit Schüler/innen In Gruppeninterviews mit der Klasse bzw. vertiefenden Einzelgesprächen konnten die Schüler/innen ihre Erfahrungen mit den E-Readern, der Website und der Klassenbibliothek darstellen. Darüber hinaus wurden die individuellen Nutzungsmuster und Auswahlstrategien von Büchern in der Klassenbibliothek bzw. der Website thematisiert. Dieses qualitative Vorgehen erlaubte es, Motive, Einstellungen und auch emotionale Aspekte zu beleuchten, die im standardisierten schriftlichen Fragebogen nicht erhoben werden können. © Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen | 2011 59