21.02.2011 - Silvan Zurbriggen

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21.02.2011 - Silvan Zurbriggen
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SKI-WM 2011
Walliser Bote
Montag, 21. Februar 2011
Silvan Zurbriggen fiel auch im Spezialslalom aus. Jetzt geht es um seine Zukunft.
Bairisch für
Oberwalliser
Heute: Die Gefühle
Das wärs also gewesen. Aus,
Ende, fertig. Fertig lustig. Oder
fertig traurig, je nach Medaillensammlung. Eine Zeit mit vui
Gfui, vielen Gefühlen, ist vorbei. Ob Euphorie oder niedergeschlagenheit, ob zärtliche
Kosenamen, Tändeleien oder
Abschied, für alles haben die
Bayern ganz eigene Bezeichnungen.
Busserl. Kuss, Küsschen.
Baazn. Fest umarmen.
Dawuzln. Knuddeln.
Dusl. Glück.
Mordsdusl. Riesenglück.
Vui zvui Gfui. Viel zu viel Gefühl.
Scharmutziern. Flirten.
Zwiefen. Ärgern.
Woana. Weinen.
Voglwuid. Ausgelassen.
Gamsig. Geil.
Drauri. Traurig.
Schee is gwen. Es war schön.
na dann, Pfiadi.
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Schlusszeit
Der stämmige, erdige Didier
Cuche würde eigentlich ganz
gut zu Bayern passen, würde
er nicht Didier Cuche heissen.
Hier im Werdenfelser Land
heissen sie nämlich Biersack
oder Otto, also was ganz Währschaftes. Biersack, das gefällt
mir, den stell ich mir nicht nur
mit beiden Beinen feste auf
dem Boden vor, sondern bereits im Land reingerammt.
Der Michael, der in GarmischPartenkirchen ein Restaurant
besitzt, nennt es «Schlemmer
Michl». Der Gustav, der einen
Raclette-Stand aufgestellt hat,
nennt diesen «Käse Gustl».
Wenn ich so an die letzten zwei
Wochen zurückdenke, dann
sehe ich viele Fahrerinnen und
Fahrer ein wenig anders.
Herzbobberl Carl (Janka)
Rausflieger Bodl (Miller)
Salto Larl (Gut)
Zicken Lindsl (Vonn)
Unvollendeter Didrl (Cuche)
PR Mariel (Riesch)
Träller Lizzl (Görgl)
Witz Huberl (Von Hohenlohe)
So, genug ist genug.
(G)APa gaa.
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Von Garmisch
an Schladming
Während der Schlussfeier der
41. alpinen Ski-Weltmeisterschaften haben in GarmischPartenkirchen die Organisatoren aus Oberbayern, angeführt
von OK-Chef Peter Fischer, die
offizielle FIS-Fahne an Schladming übergeben. In der Steiermark werden vom 4. bis 17.
Februar 2013 die nächsten Titelkämpfe stattfinden. Die
österreichische Delegation,
die die Fahne übernahm, wurde von ÖSV-Präsident Peter
Schröcksnadel angeführt.
«Wir werden versuchen, eine
gute WM zu machen. Wir wollen uns nicht mit GarmischPartenkirchen vergleichen. Wir
wollen aber zeigen, was wir in
der Lage sind, zu leisten. Mit
dem Ende der WM erfolgt nun
unser Start für Schladming»,
meinte Schröcksnadel. Einen
kleinen Vorgeschmack auf
die Steiermark lieferten die
Schladminger Kinder, die im
Zielraum des Gudibergs die
nächste WM mit grünen Glocken einläuteten. | Si
Zurbriggen, der Abfahrer?
Silvan Zurbriggen hat eine miserable Ski-WM
hinter sich. Es gibt Zeichen, dass er dem
Slalom mit 30 Jahren
den Rücken zukehrt.
Nach dem
Ausfall im
Slalom der
Super-Kombination ist der
Oberwalliser
gestern am
letzten WMTag auch im Spezialslalom ausser Rang und Traktanden gefallen. Zurbriggen schied bereits
im ersten Durchgang aus. «Eine
WM zum Vergessen», nannte er
es kurzerhand.
Spezialisten bevölkern
den Slalom
Zurbriggen musste einmal
mehr anerkennen, dass sich seine Disziplin rasend schnell gewandelt hat. Viele Fahrer haben
sich sogar aus dem Riesenslalom, der Basisdisziplin schlechthin, verabschiedet, um sich voll
und ganz auf den Slalom zu fokussierten. «Schauen Sie sich
die WM-Rangliste an», meinte
er. «Die ersten Sechs machen
nichts anderes. Einzig Mölgg
fährt auch ein wenig Riesen,
und auch das nicht sehr erfolgreich.»
Weil sich Zurbriggen auf
diesen Winter hin vermehrt auf
die Speeddisziplinen konzentriert hat, und das mit Erfolg,
ist er im Laufe der Saison im Slalom eingebrochen. Anfangs
Winter war er noch dabei, da
profitierte er vom fünftägigen
Slalomtraining sowie der letzten Saison, in der er voll auf Slalom gesetzt hatte.
Herren-Chef Martin Rufener: «Im Nachhinein müssen
wir sagen, das Management war
nicht ideal, der Januar etwa war
überladen. Zurbriggen war aber
im Speed derart gut und im Gesamtweltcup derart weit vorne,
dass es schwer war zu verzichten. Aus der heutigen Perspektive hätte man eine Pause einlegen sollen.»
Bis Sotschi 2014
Zurbriggen muss sich entscheiden, was er in seinen letzten
Weltcupjahren will, die ihn
wohl bis Sotschi tragen werden.
«Ich werde den Rest des Weltcups abwarten und dann entscheiden», sagte er gestern. «Ich
will keinen Entscheid in der jetzigen Stimmung fällen.»
Doch wie der «Walliser Bote» vor einer Woche bereits öffentlich gemacht hat, gibt es
triftige Anzeichen, dass sich der
Briger von seiner Stammdisziplin entfernt. «Abfahrt ist die Königsdisziplin. Und im Speed habe ich mehr Möglichkeiten.
Nebst Abfahrt auch den SuperG und die Super-Kombi. Das ist
verlockend», sagt er. Auch Zurbriggen weiss, dass gewinnen
das Schönste ist. In Val Gardena
gelang ihm in diesem Winter
der Abfahrtssieg.
Dazu befindet er sich allmählich in einem reifen Skirennalter, in dem der Erfahrung verlangende Speed interessant wird. Die gestrigen Medaillengewinner im Slalom sind
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alle unter 30.
Enttäuscht. Für Silvan Zurbriggen wars «eine WM zum Vergessen».
Slalom | Marlies Schild gewann endlich den WM-Titel
«Es war ein Höllenritt»
Gold, Silber Bronze
Slalom der Männer
Gold: Jean-Baptiste
1:41,72.
Grange
(Fr)
Silber: Jens Byggmark (Sd) 0,43
Die Slalom-Königin durfte sich endlich die Krone
aufsetzen lassen. Marlies
Schild, die seit Jahren
Weltbeste ihres Fachs, sicherte sich bei der WM
in Garmisch ihren ersten
grossen Titel.
Im Weltcup liefert Marlies
Schild schon seit Jahren Siege
am Fliessband ab. Von den letzten 40 bestrittenen Slaloms entschied sie 23 für sich, was die
fantastische Quote an ersten
Plätzen von 57,5 Prozent ergibt.
An den Grossanlässen dagegen hatte der grosse Wurf
bisher auf sich warten lassen.
Als WM-Zweite 2003 und 2007
sowie Zweite und Dritte bei den
Olympischen Spielen 2010 und
2006 war Marlies Schild stets
am Gold vorbeigeschrammt.
Nun aber schlug endlich ihre
Stunde. Der vierte Titel für
Österreich im fünften FrauenRennen war Tatsache. «Endlich
hat es geklappt mit dem ersten
Titel. Das Gefühl, nach der Zieldurchfahrt den ‹Einser› aufleuchten zu sehen, war unbeschreiblich», sagte die zu Tränen gerührte Marlies Schild.
Auf dem schwierigen Parcours
am Gudiberg kam auch die
neue Weltmeisterin nicht problemlos über die Runden. «Im
zweiten Lauf wars ein Höllenritt», erzählte Marlies Schild.
«Es war alles andere als die perfekte Fahrt. Mir sind viele Fehler unterlaufen.» Mehr Analyse
gabs nicht. «Ich habe gewonnen. Das ist das Einzige, was
heute zählt.»
«Ich hoffe, dem Benni
gehts jetzt besser»
Marlies Schild siegte auch für
ihren Lebenspartner Benjamin
Raich. «Ich hoffe, dem Benni
gehts jetzt auch wieder besser»,
sagte die neue Weltmeisterin.
Der Pitztaler musste das Rennen nach der Operation am linken Knie, in dem er sich am vergangenen Mittwoch im TeamWettkampf unter anderem einen Kreuzbandriss zugezogen
hatte, in einer Klinik in Innsbruck mitverfolgen.
Marlies Schild weiss bestens, wie es ihrem Freund zumute sein muss. Schon als
Nachwuchsfahrerin hatte sie
zahlreiche
(Knie-)Verletzungen erlitten. Die letzte lange
Zwangspause hatte nach einem
Schien- und Wadenbeinbruch
im Oktober 2008 begonnen und
13 Monate gedauert. Anzumerken ist ihr zumindest äusserlich längst nichts mehr. Seit ihrem Comeback im November
2009 fährt Marlies Schild stärker denn je. | Si
Bronze: Manfred Mölgg (It) 0,61.
4. Mario Matt (Ö) 0,82. 5. Julien Cousineau (Ka) 0,87. 6. naoki yuasa (Jap)
0,96. 7. Cristian Deville (It) 1,06. 8. Ivica
Kostelic (Kro) 1,16. 9. Manfred Pranger
(Ö) 1,31. 10. Andre Myhrer (Sd) 1,50. 11.
Axel Bäck (Sd) 1,77. 12. Mattias Hargin
(Sd) 1,87. 13. Mitja Valencic (Sln) 1,91.
14. Urs Imboden (Mold) 2,06. 15. nolan
Kasper (USA) 2,11. 16. Filip Trejbal
(Tsch) 2,12. 17. Alexis Pinturault (Fr)
2,19. 18. Christoph Dreier (Ö) 2,30. 19.
Ted Ligety (USA) 2,45. 20. Trevor White
(Ka) 2,70. 21. Fritz Dopfer (De) 2,79. –
Ferner: 25. Justin Murisier (Sz) 5,56.
27. Markus Vogel (Sz) 6,03. 37. Marc Gini (Sz) 15,02. – 48 der 58 Finalisten
klassiert. – Ausgeschieden u.a.: Felix
neureuther (De), Giuliano Razzoli (It),
Reinfried Herbst (Ö).
Die besten Laufzeiten
1. Lauf: 1. Grange 51,30. 2. Mölgg 0,22
zurück. 3. Myhrer 0,57. 4. Hargin 0,97. 5.
Kostelic 1,02. 6. Byggmark 1,09. 7. Pranger 1,11. 8. Bäck 1,29. 9. yuasa 1,30. 10.
Herbst 1,35. – Ferner: 23. Imboden
2,45. 30. Vogel 2,85. 37. Murisier 4,19.
38. Gini 4,20. – 100 Fahrer gestartet,
58 klassiert. – Ausgeschieden u.a.:
Silvan Zurbriggen (Sz), Steve Missillier
(Fr), Michael Janyk (Ka), Ondrej Bank
(Tsch), Kalle Palander (Fi), Simon Heeb
(Lie).
2. Lauf: 1. Matt 49,43. 2. Cousineau
0,21 zurück. 3. Deville 0,24. 4.
Byggmark 0,33. 5. Pinturault 0,35. 6.
Trejbal 0,37. 7. Imboden 0,60. 8. Dreier
0,64. 9. yuasa 0,65. 10. Grange 0,99. 11.
Kostelic 1,13. 17. Mölgg 1,38. 20. Hargin
1,89. 21. Myhrer 1,92. 24. Murisier 2,36.
29. Vogel 4,17. 44. Gini 11,81.
Slalom der Frauen
Gold: Marlies Schild (Ö) 1:45,79.
Silber: Kathrin Zettel (Ö) 0,34.
Bronze: Maria Pietilä-Holmner (Sd)
0,65.
Endlich. Für Marlies Schild hatte der erste «grosse Wurf»
lange auf sich warten lassen.
FOTO KEySTOnE
FOTO KEySTOnE
4. Maria Riesch (De) 1,34. 5. Tina Maze
(Sln) 1,76. 6. Tanja Poutiainen (Fi) und
Manuela Mölgg (It) 1,86. 8. Frida Hans-
dotter (Sd) 2,05. 9. nastasia noens
(Fr) 2,39. 10. Veronika Zuzulova (Slk)
2,40. 11. Irene Curtoni (It) 2,71. 12. Sarka Zahrobska (Tsch) 2,97. 13. Tessa
Worley (Fr) 3,02. 14. Anne-Sophie Barthet (Fr) 3,05. 15. Fanny Chmelar (De)
3,30. 16. Erin Mielzynski (Ka) 3,64. 17.
Ana Jelusic (Kro) 3,65. 18. nicole Hosp
(Ö) 3,67. 19. Resi Stiegler (USA) 3,68.
20. nicole Gius (It) 3,73. 21. Denise Feierabend (Sz) und Anna Goodman (Ka)
4,16. – Ferner: 25. Sandrine Aubert (Fr)
4,86. – 52 der 60 Finalistinnen klassiert. – Ausgeschieden u.a.: Wendy
Holdener (Sz), Sarah Schleper (USA),
Susanne Riesch (De), Michaela Kirchgasser (Ö).
Die besten Laufzeiten
1. Lauf: 1. Schild 52,69. 2. Poutiainen
0,21 zurück. 3. Zettel 0,61. 4. PietiläHolmner 0,79. 5. Maria Riesch 0,80. 6.
Kirchgasser 1,24. 7. Hosp 1,53. 8. Maze
1,57. 9. Mölgg 1,68. 10. noens 1,87. Ferner: 20. Feierabend 2,99. 25. Holdener
3,79. – 109 Fahrerinnen gestartet, 69
klassiert. – Ausgeschieden u.a.: Therese Borssen (Sd), Marina nigg (Lie),
Julia Mancuso (USA), Rebecca Bühler
(Lie), Vanessa Schädler (Lie).
2. Lauf: 1. Mielzynski 52,07. 2. Zettel
0,76 zurück. 3. Zuzulova 0,87. 4. PietiläHolmner 0,89. 5. Goodman 0,91. 6.
Barthet 0,97. 7. Schild 1,03. 8. Jelusic
1,10. 9. Hansdotter 1,11. 10. Curtoni
1,18. – Ferner: 19. Maria Riesch 1,57. 22.
Feierabend 2,20. 24. Poutiainen 2,68.
26. Hosp 3,17.
MEDAILLENSPIEGEL
Medaillenspiegel der alpinen SkiWeltmeisterschaften 2011:
G S. B. T.
1. Österreich
4 3 1 8
2. Frankreich
2 1 1 4
3. Italien
1 2 3 6
4. USA
1 2 0 3
5. Slowenien
1 1 0 2
6. Norwegen
1 0 0 1
Kanada
1 0 0 1
8. Schweden
0 1 3 4
9. SCHWEIZ
0 1 0 1
10. Deutschland
0 0 2 2
11. Kroatien
0 0 1 1