Er schuf das kulturhistorische Gedächtnis Graubündens

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Er schuf das kulturhistorische Gedächtnis Graubündens
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KULTUR REGION
André Schmucki
zeigt seine Werke
In der Galaria Fravi an der Via Fravi 2
in Domat/Ems findet morgen Donnerstag, 10.September, um 19 Uhr die
Vernissage einer Ausstellung mit
Werken von André Schmucki statt.
Schmucki, 1967 in St.Gallen geboren,
schafft laut Mitteilung mit seinen
zwischen Figuration und Abstraktion
changierenden Arbeiten eigentümlich
geschichtete Bildräume. Die Ausstellung dauert bis zum 4.Oktober und
ist von Donnerstag bis Samstag von
18 bis 20 Uhr und sonntags von 16 bis
18 Uhr geöffnet. (so)
Wettbewerb für
junge Künstler
Mit «Kunst im B12» lanciert die Junge
Wirtschaftskammer Chur (JCI) einen
Kunstwettbewerb im Aussenbereich
des Restaurants «B12» in Chur. Das
erste Projekt soll im Frühjahr 2016
präsentiert werden. Inhaltlich sollen
die Projekte mit der Umgebung sowie
dem Jahresmotto der JCI «Achtsamkeit» im direkten oder indirekten
Zusammenhang stehen. Als Preisgeld
winken dem Künstler 3000 Franken.
Gesucht werden mit Graubünden eng
verbundene Kulturschaffende bis 40
Jahre. Bewerbungen werden bis zum
30.September entgegengenommen.
Weitere Informationen im Internet
unter www.jci-chur.ch. (so)
INSE R AT
Minions – Drei der Minions machen sich auf in die Welt,
um einen neuen Anführer zu suchen. Der erste eigene Film
für die Kultwichte aus ’Ich einfach unverbesserlich’.
14.30 In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
Deutsch
16.30 In 2D (normale Eintrittspreise)
ab 6J.
Die Demokartie ist los! – Der Dokumentarfilm von
Thomas Isler zeigt die Grenzen aber auch die Chancen im
Schweizerischen Politsystem.
18.30 Letzter Tag
Dialekt/f
ab 12 empf 14 J.
The Transporter Refueled – The Transporter, der Lie­
ferdienst der besonderen Art, kämpft dieses Mal gegen
brutale russische Mädchenhändler. Spannende Action.
20.30
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Pixels – Zerstörungswillige Aliens wollen mit Hilfe von
verpixelten Helden aus den 80er Jahre die Welt zerstören.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
14.00
Deutsch
ab 6 empf 10 J.
Ooops! Die Arche ist weg – Arche weg ­ Eltern weg
­ Sintflut da! Familienfilm um Finny und Leah, die der ver­
passten Arche hinterherjagen.
14.00
Deutsch
ab 6 J.
Vacation - Wir sind die Griswolds – Rusty und
seine Familie treten die Reise quer durch Amerika nach
«Walley World», dem beliebten Erlebnispark an.
14.15
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Mission: Impossible - Rogue Nation – Fünfter
Action­Einsatz um Tom Cruise und sein Team, welches es
mit einer geheimnisvollen Organisation zu tun bekommt.
16.00
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Jurassic World – Der vierte Teil der Dino­Franchise.
Eine genmanipulierte Dinosaurier­Bestie bedroht den
Park.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
16.15
Deutsch
ab 12 empf ab 14 J.
Kartoffelsalat – Spritzige, chaotische Schulkomödie mit
dem Youtube­Star Freshtorge als Klassenältester in Nöten.
16.30
Deutsch
ab 12 J.
We Are Your Friends – Musikfilm mit Zac Efron über
einen DJ, der sich zwischen seinen Träumen und seinen
Freunden entscheiden muss.
18.30 Letzter Tag Deutsch
ab 12 empf 14J.
Giovanni Segantini - Magie des Lichts
Der Schweizer Regisseur Christian Labhart würdigt den
Künstler in einem Kinofilm.
18.45
Deutsch
ab 8 J.
Härte – Bewegender dokumentarischer Film von Rosa von
Praunheim über den ehemaligen Spitzensportler und spä­
teren Zuhälter Andreas Marquardt.
18.45
Deutsch
ab 16 J.
Straight Outta Compton – Die erstaunliche Ge­
schichte der Hip­Hop­Band N.W.A. Mitproduziert von’Ice
Cube’ und ’Dr. Dre’.
20.45
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Ricki And The Flash – Die Rockmusikerin Ricki kehrt zu
ihrer Familie zurück, die sie einst wegen ihrer Träume verlas­
sen hat. Komödie mit Meryl Streep.
20.45
Deutsch
ab 12 J.
Hitman: Agent 47 – Ein Elite­Killer macht sich mithilfe
einer junge Frau auf die Suche nach seiner Herkunft.
20.45
Deutsch
ab 16 J.
Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­
ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­
vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet
sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­
rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um
mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­
haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
Südostschweiz | Mittwoch, 9. September 2015
Er schuf das kulturhistorische
Gedächtnis Graubündens
Als Jurist, Journalist, Politiker und Historiker prägte Peter Conradin von Planta (1815–1902) Graubünden
gleich auf mehrfache Weise. Dieses Jahr jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.
von Andrea Kauer Loens*
Universität Zürich Ehrendoktortitel
erhielt. Seine letzte Gesetzesredaktion
war die neue Zivilprozessordnung für
Graubünden 1871.
E
ine
«Alterthumssammlung» brauche Graubünden. Damit wolle man dem
Abfluss der Kulturgüter
entgegenwirken, welche in
grosser Zahl in andere Regionen verkauft würden. Diese Forderung nach
einem Bündner Museum, einem kulturhistorischen Gedächtnis für Graubünden, stellte Peter Conradin von
Planta 1869 zusammen mit acht weiteren einflussreichen Politikern, Juristen und Journalisten in seinem
«Aufruf zur Gründung einer bündnerischen Stiftung für Wissenschaft
und Kunst» auf.
Mit der Gründung der Historischantiquarischen Gesellschaft von Graubünden 1870, deren Initiator und erster Präsident von Planta war (siehe
Kasten), wurde ein wichtiger Schritt
auf dem Weg zum Museum getan:
Dort vereinten sich die Gesinnungsgenossen und trieben ihr Anliegen gemeinsam voran. Finanzieren musste
man das Projekt weitgehend selbst,
denn dem Kanton fehlte es an Mitteln.
Auf der Suche nach Geldern war von
Planta hartnäckig und erfolgreich. Er
wandte sich an vermögende Bündner
im In- und Ausland, appellierte an deren Vaterlandsliebe und rief sie mehrfach zur Unterstützung auf. Die potenziellen Sponsoren reagierten auf seine
Bettelei, wie er es selbst nannte, halb
bewundernd, halb genervt. Er sei «ein
Nimmersatt und frech und zudringlich wie ein Proletarier», schrieb ihm
ein Gönner, nur um gleich darauf zum
wiederholten Mal zu spenden. Neben
Geld kamen so auch historische Objekte und Bücher zusammen, welche
den Grundstock für das Rätische Museum bildeten.
Zu diesem Zeitpunkt war von Planta längst ein bekannter Mann in Graubünden. Hinter ihm lag eine aussergewöhnliche Karriere, die ihn der Reihe
nach in alle wichtigen politischen Gremien geführt hatte: Er war Mitglied
des Kreis-, Bezirks- und Kantonsgerichts, des Churer Stadtrats, der
Standeskommission, des Grossen Rats
und des Kleinen Rats. Ausserdem vertrat er Graubünden ein Jahr lang als
Nationalrat sowie insgesamt rund
zwölf Jahre lang als Ständerat.
Dramen und Gedichte
Als Politiker vertrat von Planta eine
liberal-demokratische Haltung und
setzte sich für einen föderalistischen
Staatsaufbau ein. Man sagte ihm jedoch einen gewissen Starrsinn und
Einzelgängertum nach. Schliesslich
verlor er die Unterstützung von links
und rechts und unterlag zunächst bei
der Wahl ins Kantonsgerichtspräsi-
Auch als Verfasser
wandte sich
von Planta in
der zweiten
Lebenshälfte ab
von der Politik.
Geschichtsbewusst: Peter Conradin von Planta gründete nicht nur das Rätische Museum,
Pressebild
sondern auch die Historisch-antiquarische Gesellschaft.
Conradin eine abgeschiedene Kindheit. Insbesondere der Kontakt zu
gleichaltrigen Knaben habe ihm gefehlt, schrieb er später in seiner Autobiografie, und so habe er ein «scheues,
mädchenhaftes Wesen» entwickelt,
«ein Charakterfehler, der mir leider
geblieben und mir für das praktische
und harte Leben sehr nachteilig gewesen ist».
Nach dem Jura-Studium in Leipzig
und Heidelberg arbeitete von Planta
zunächst als Anwalt in Zernez sowie
als Angestellter des Konfiskations-
Geistesgrössen
Graubündens
suedostschweiz.ch/dossier
Karrierestart in Zernez
Der 1815 auf Schloss Wildenberg in
Zernez geborene von Planta entstammte einem alten Bündner Adelsgeschlecht. Doch die finanziellen Verhältnisse seiner Eltern waren angespannt: Sein Vater, Johann Baptista,
zahlte jahrzehntelang geerbte Schulden ab. In Zernez verbrachte Peter
büros in Sondrio. Seinen politischen
Werdegang begann er 1841 als Gemeindepräsident in Zernez. Aber
mehrheitlich pflegte der junge von
Planta sein Interesse an Politik zunächst noch als Journalist. In Zürich
gab er 1841/42 zwei kurzlebige, früh-
liberale Zeitschriften heraus. Danach
gründete er in Chur die Zeitung «Der
freie Rätier» (1843–1848) und war als
Redaktor für den «Liberalen Alpenboten» (1851–1856) und die «Bündnerische Wochenzeitung» (1860–1864)
tätig. Als Stadtschreiber (1844–1847)
und Stadtrichter (1848–1849) nahm er
auch seine Ämterlaufbahn wieder auf,
welche zur beeindruckenden politischen Karriere gedeihen sollte. 1850
heiratete von Planta die Bürgermeistertochter Elise Bauer. Sie bekamen insgesamt sieben Kinder, von
denen aber drei 1860 auf tragische
Weise kurz hintereinander an der
Krupp starben.
Während diese Tragödie sein Privatleben überschattete, befand sich
von Planta beruflich auf dem Höhepunkt: Als Gesetzesredaktor konnte er
seine juristischen Kenntnisse sowie
sein Schreibtalent voll zur Geltung
bringen. 1851 überarbeitete er das
bündnerische Strafrecht, und 1862
schuf er ein neues Zivilgesetzbuch. Er
verstand es, die komplexe Materie in
kompakte Form und verständliche
Sprache zu fassen, wofür er von der
dium (1870) und später auch bei der
Wiederwahl in den Ständerat (1872).
Der unfreiwillige Abschied aus den
politischen Ämtern zwang ihn, die ungeliebte Anwaltstätigkeit wieder aufzunehmen.
Auch als Verfasser wandte sich von
Planta in der zweiten Lebenshälfte ab
von der Politik. Er gab etliche Dramen
und Gedichte heraus. Seine besondere
Leidenschaft galt aber der Geschichtsschreibung: Sein Hauptwerk «Das alte
Rätien» (1872) spiegelt sein lebhaftes
Interesse an Ur- und Frühgeschichte.
Mit der «Geschichte von Graubünden»
(1892) bot er erstmals einen Überblick
über die gesamte Kantonsgeschichte
bis ins 18.Jahrhundert. Von Planta
schrieb, bis ihn der Verlust seiner
Sehfähigkeit im hohen Alter daran
hinderte. Er starb am 13.September
1902. Neben den gedruckten Werken,
die er hinterlassen hat, sind mit
der Historisch-antiquarischen Gesellschaft, mittlerweile in Historische Gesellschaft Graubünden umbenannt,
und mit dem Rätischen Museum zwei
seit Gründungen bis heute feste Bestandteile des kulturellen Lebens in
Graubünden.
* Andrea Kauer Loens ist Historikerin,
Germanistin und Direktorin des Rätischen
Museums Chur.
Im Rahmen der Reihe «Geistesgrössen
Graubündens» schreiben Historikerinnen und
Historiker in loser Folge über Persönlichkeiten
aus der Geschichte Graubündens, die den
Kanton massgeblich geprägt oder sich
besonders hervorgetan haben – sei dies auf
sozialer, politischer, kultureller oder
wissenschaftlicher Ebene.
Graubünden würdigt Peter Conradin von Planta mit einer öffentlichen Tagung
Die Historische Gesell­
schaft Graubünden und das
Institut für Kulturforschung
Graubünden veranstalten
am Freitag, 18. September,
und am Samstag, 19. September, im Calvensaal in Chur
einen Gedenkanlass zu
Peter Conradin von Plantas
200. Geburtstag. An der
öffentlichen Tagung soll die
Bündner Gesellschafts­
geschichte des 19. Jahr­
hunderts in wesentlichen
Aspekten neu aufge­
arbeitet werden. Der Eintritt
ist frei. Anmeldung erbeten
bis Mittwoch, 16. September,
an die E-Mail-Adresse
[email protected]
oder unter der Telefonnummer 081 252 70 39.
Das Tagungsprogramm
lockt mit 14 Referaten:
Freitag, 18. September:
• 9 Uhr: Einführung (Florian
Hitz).
• 9.15 Uhr: Der Gebirgskanton
Graubünden im schweizerischen Bundesstaat – Plantas
politischer Handlungsrahmen
(Regina Wecker).
• 10.15 Uhr: Plantas Leistun-
gen als Staatsmann und
Verfassungsjurist aus der
Sicht eines modernen
Politikers und Rechtshistorikers (Christian Rathgeb).
• 11 Uhr: Planta als Redaktor
des Bündner Zivilgesetzbuches von 1861 (Mario Cavigelli).
• 14 Uhr: Die Stellung von
Frauen und Kindern in
Plantas Zivilgesetzbuch
(Ursula Jecklin).
• 14.45 Uhr: Söhne und
Töchter: Planta und die
Gleichheit im Erbrecht
(Silke Redolfi).
• 15.45 Uhr: «Waldbüchlein»,
«Libretto dei boschi»,
«Cudaschet/Cudischett ...»
(Andrea Tognina).
• 16.30 Uhr: Planta und
die Alpenbahnfrage
(Véronique Schegg).
Samstag, 19. September:
• 9 Uhr: Einführung (Florian
Hitz).
• 9.15 Uhr: Planta als Gründer
des Rätischen Museums
(Andrea Kauer Loens).
• 10.15 Uhr: Planta und
die Archive (Reto Weiss).
• 11 Uhr: «Das alte Rätien»
(Jürg Rageth).
• 14 Uhr: «Die currätischen
Herrschaften» und andere
Beiträge zur Mittelalterforschung (Conradin von
Planta).
• 14.45 Uhr: «Geschichte
von Graubünden in ihren
Hauptzügen» (Silvio Färber).
• 15.45 Uhr: Planta als
Zeitungsgründer, Journalist
und Redaktor (Hansmartin
Schmid).
• 16.30 Uhr: Planta unter dem
bürgerlichen Wertehimmel
(Simon Bundi). (so)

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