Kinder auffangen
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2 / 2013 / K11438 Indien: Schule an den Kalköfen kann gebaut werden – Seite 4 Tansania: Ehemalige Schülerin schaut zurück – Seite 12 Dortmund: Interkulturelle Begegnungsstätte – Seite 19 Seit über 35 tiv Jahren ak Kinder auffangen Ein neues Angebot in Moldawien ab Seite 14 Besuchen Sie uns auf Facebook facebook.com/wortundtat Bitte spenden Sie für die Hospizarbeit in Ceadir Lunga. Editorial Liebe Freunde und Unterstützer von wortundtat, vor Kurzem war der Feiertag Christi Himmelfahrt. Christen gedenken an diesem Tag des Moments, an dem der Sohn Gottes als der Auferstandene und als sichtbar und greifbar gewordene Person die Erde verlässt. Das erste Kapitel der Apostelgeschichte berichtet darüber, wie die Jünger noch wissen wollen, wann er denn wiederkommt. Er antwortet in Vers 7 zunächst einmal recht barsch: „Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat.“ Das Ganze geht aber mit einer Verheißung weiter: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“ Die Jünger hatten ursprünglich gehofft, dass Jesus sein Reich in Jerusalem aufrichten werde – das war ihr Horizont. Jesus hat aber eine andere Perspektive für sein Erlösungswerk – und die ist grenzenlos. Ich bin manchmal ein ungeduldiger Mensch. Das merke ich etwa, wenn es bei unseren wortundtat-Projekten Rückschläge gibt, die Arbeit nicht schnell genug vorangeht, oder sich immer neue Nöte zeigen, vor denen wir nicht die Augen verschließen können. Ähnlich wie die Jünger nach Jesu Wiederkehr fragen, möchte ich dann wissen: „Herr, wann wird das Leiden der Menschen endgültig ein Ende haben.“ Vielleicht kennen Sie solche Fragen auch aus ihrem eigenen Glaubensleben. – „Es gebührt euch nicht …“ macht dann nicht unbedingt geduldiger. Aber das ist nicht Jesus' letztes Wort. Er verspricht den Jüngern in Vers 8 die Kraft des Heiligen Geistes. Gott sei Dank! Wir sind mit dem ganzen Elend, unserer eigenen Unzulänglichkeit und all den Problemen in uns und um uns herum nicht alleingelassen! So empfinde ich es als ein großartiges Geschenk, dass ich nun schon so viele Jahre auf dieser Welt ein Zeuge des Lebens, Sterbens und Wiederauferstehens von Gottes Sohn sein darf. Und ich bin dankbar, dass wir mit wortundtat die Helfer in den Projekten dabei unterstützen können, Jesus’ Zeugen zu sein – tatsächlich nahezu bis an die „Enden der Welt“. Gemeinsam haben wir schon viele Menschen mit der guten Botschaft erreicht, vielen Leidenden praktisch geholfen, vielen Hoffnungslosen eine neue Perspektive gegeben. Davon, aber auch von Hürden bei der Arbeit und neuen Aufgaben, lesen Sie in diesem Magazin. www.wortundtat.de Danke, dass Sie uns dabei finanziell und im Gebet begleiten. Ihr Dr. Heinz-Horst Deichmann wortundtat-Gründer 2 | wortundtat 2/2013 www.facebook.com/ wortundtat www.youtube.de/ wortundtat1977 Inhalt Vom Einzelspender zum Verein mit vielen Unterstützern Heinz-Horst Deichmann, Schuheinzelhändler aus Essen, Doktor der Medizin und studierter Theologe, ist Initiator von wortundtat. Nach einem Besuch in Indien begann er in Kooperation mit der Organisation AMG India (Advancing the Ministries of the Gospel) das Werk aufzubauen. Durch diese Zusammenarbeit sollte jegliche Unterstützung durch Einheimische geleistet werden. Die Überzeugung dahinter: Menschen aus dem gleichen Kulturkreis können den Betroffenen besser helfen als Europäer, die eine ganz andere Vorstellung vom Leben und den Problemen der Kranken und Hilfsbedürftigen haben. Was 1977 durch das finanzielle Engagement einer Einzelperson begann, ist heute zu einem Hilfswerk geworden, das von mehreren Tausend Spendern getragen wird. Aber auch wenn die Zahl der Unterstützer stetig anwächst, ist weiterhin jede Hilfe gefragt. Ein Spendenformular und die Möglichkeit, weitere Informationen anzufordern, finden Sie am Ende des Magazins. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Impressum: wortundtat 2/2013 Redaktion: Thomas Brand (Koordination), Ulrich Effing (V.i.S.d.P.), Silke Janssen Redaktionskontakt: wortundtat, Deichmannweg 9, 45359 Essen Telefon: 02 01- 67 83 83, Fax: 02 01- 8 67 64 96 52 [email protected], www.wortundtat.de Fotos: Thomas Brand, Rüdiger Fessel, Jakob Adolf, Dieter Kohl, Hellenic Ministries, sternimnorden und wortundtat Designkonzept, Layout und Prepress: Gute Botschafter GmbH, 45721 Haltern am See, www.gute-botschafter.de Druck: Druckpartner Essen 4 7 8 10 12 13 14 16 18 19 20 Langer Atem Endlich beginnt der Bau der Schule an den Kalköfen in Indien. Großartige Zeit Gandi Dalinaidu berichtet, welche Tore sich ihm durch Bildung öffneten. Selbsthilfe hoch zwei Indische Frauen lernen an Nähschulen mehr als nur Nähen. Überwältigend entwickelt Der Entwicklungshilfe-Experte Jakob Adolf über seinen ersten Besuch in Südtansania. Liebe erfahren Meklina Stefano lernte in KIUMA, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Ohne Eltern wortundtat hilft Kindern, die in Moldawien ohne Eltern aufwachsen. Kinder auffangen Ein neues Projekt nimmt in Moldawien die Arbeit auf. Hilfe am Lebensende Ein Hospiz in Ceadir Lunga bietet Sterbenden eine würdige Begleitung. Sie können helfen! Auch kleine Beiträge helfen, die Hospizarbeit zu finanzieren. Spielen im Stern Ein Spielplatz führt Mütter verschiedener Nationen zusammen. Jahresabschluss – wortundtat unterwegs – Geistliches Wort – Hof-Fest |3 Indien INDIEN TANSANIA MOLDAU GRIECHENLAND DEUTSCHLAND Langer Atem Endlich kann die Schule an den Kalköfen gebaut werden. Die Schule an den Kalköfen hatte lange Jahre Startschwierigkeiten. Bis vor einigen Monaten fehlte ein geeignetes Grundstück. Jetzt kann endlich mit dem Bau einer Einrichtung begonnen werden, in der bis zu 500 Schülerinnen und Schüler zwischen fünf und zehn Jahren lernen können, eine Mittagsmahlzeit erhalten und Starthilfe für ein Leben abseits des gesundheitsgefährdenden Arbeitsplatzes bekommen. Bis es so weit ist und die provisorische Tagesstätte geschlossen werden kann, vergehen voraussichtlich noch einige Monate. Um aber überhaupt so weit zu kommen, brauchte es einen langen Atem. >> 2006: wortundtat wird durch Berichte in deutschen Medien auf die Situation an den Kalköfen in Piduguralla aufmerksam. In dieser Hochburg der indischen Kalkbrennerei mit zahlreichen Steinbrüchen und weit über 300 Kalköfen werden offensichtlich immer wieder Kinder für die gefährliche Arbeit eingesetzt. Da Piduguralla lediglich etwa 70 Kilometer von Chilakaluripet, dem Hauptsitz des indischen wortundtat-Partners AMG entfernt ist, liegt ein Besuch nahe. So hält wortundtat-Gründer Dr. Heinz-Horst Deichmann bei seiner alljährlichen Reise durch die indischen Projekte auch an den Kalköfen. Dort trifft er nicht nur Männer und Frauen bei der kräftezehrenden Arbeit in Staub und Hitze, sondern auch Kinder und Jugendliche, die nach indischem Recht eigentlich zu jung zum Arbeiten sind. Gemeinsam mit AMG beginnt man, nach einer Lösung zu suchen. 4 | wortundtat 2/2013 Indien >> 2007: Beim nächsten Besuch esuch wird die Einrichtung einer Tagestätte gestätte für die jüngeren Kinder beschlossen chlossen und bei den Behörden örden beantragt. >> 2008: Ein erster Schritt ist getan etan und die Hilfe beginnt: Die erstenn Kinder kommen in die provisorischh eingerichtete Tagesstätte, nicht weit eit vom Arbeitsplatz ihrer Eltern. Mit einfachen fachen ler und Mitteln werden Vorschüler Schüler der Primarschule unterrichtet richtet und mit Mahlzeiten versorgt. Ältere en ins Kinder und Jugendliche gehen Internat in Piduguralla und besuchen dort die weiterführenden nden Klassen. Parallel bemühen sich m ein die AMG-Verantwortlichen um Grundstück bei der Siedlung, auf dem eine größere Schule mit mehehreren Räumen gebaut werden soll. |5 >> Indien 2009: Ein Grundstück ist gefunden – aber das ist kein Grund, sich zurückzulehnen, denn die endgültige Bestätigung der Ämter lässt auf sich warten. Sie können helfen: Wenn Sie den Bau der Schule unterstützen möchten, spenden Sie bitte mit dem beiliegenden Überweisungsträger und dem Hinweis „Kalkofen“. << 2010: Die Planungen laufen weiter, auch wenn die Bürokratie des Landes ihre Zeit braucht. Die Regierung hat noch immer keine Baugenehmigung erteilt, sondern AMG ein anderes Stück Land zugewiesen, für das nun erneut erste Pläne geschmiedet werden. In der Zwischenzeit wird die Hilfe immer weiter ausgeweitet: Bei den Kalkofenarbeitern hat sich die Nachricht herumgesprochen, dass es bei AMG nicht nur gutes Essen für die Kinder, sondern auch kompetente Betreuung gibt. >> 2011 und 2012: Die endgültige Schule steht noch immer nicht, aber der Unterricht läuft trotzdem weiter. Anfang 2013 gelingt es schließlich, ein Privatgrundstück bei den Kalköfen zu erwerben. Jetzt kann es endlich losgehen! Wir halten Sie auf dem Laufenden. 6 | wortundtat 2/2013 Indien Großartige Zeit INDIEN TANSANIA NIA IA A MOLDAU GRIECHENLAND G andi Dalinaidu kommt aus einer sehr armen indischen Familie. Sein Vater ist Tagelöhner ohne regelmäßiges Einkommen, die Mutter Hausfrau. Als der Junge alt genug war, die Schule zu verlassen und bei der Arbeit mit anzupacken, wollte er Geld verdienen, damit die Familie besser über die Runden kommt. DEUTSCHLAND Aber sein Vater war nicht einverstanden. Dalinaidu sollte weiter lernen und so bat der Vater den wortundtat-Partner AMG um Hilfe. Die Organisation nahm den Jungen im Alter von neun Jahren in eines seiner Internate auf. Dort lernte er bis zum Abschluss der zehnten Klasse und erhielt danach noch eine Weile Unterstützung, um ein Studium anschließen zu können. „Es war eine großartige Zeit, in der ich gelernt habe, mich mit Menschen angemessen auseinander zu setzen und im Team zu arbeiten“, sagt Dalinaidu heute. „Ohne die AMG hätte ich viel verpasst.“ Und das meint er nicht nur bezogen auf seine sozialen Kompetenzen. Auch hinsichtlich seiner Leistungen war er stets besser als der Durchschnitt und bekam schließlich nach dem Studienabschluss einen Arbeitsplatz bei einem attraktiven Arbeitgeber. Telefonsupport für US-Kollegen Auf der anderen Seite des indischen Subkontinents arbeitet Dalinaidu heute bei einem international agierenden ITUnternehmen in Pune. In den späten Abend- und frühen Nachtstunden sitzt der heute 25-Jährige am Telefon und gibt seinen Kollegen in den Vereinigten Staaten telefonischen Support bei technischen Problemen. „Ja klar, das ist anstrengend, weil ich immer bis tief in die Nacht arbeiten muss und erst spät nach Hause komme“, gibt der junge Mann zu. Aber er ist froh, dass er einen so vergleichsweise sicheren Arbeitsplatz hat. Und dankbar für die Starthilfe, die er als Jugendlicher bekam. Anfang März setzte er sich deshalb in Pune in den Zug und fuhr rund 26 Stunden zu seiner ehemaligen AMG-Schule. Dort übergab er dem Direktor vom selbstverdienten Geld eine großzügige Spende als Dank für das, was er als junger Mensch von der Organisation bekommen hatte. Weitere „Erfolgsgeschichten“ finden Sie im Internet: www.wortundtat.de Indien Früchte der Arbeit |7 Indien INDIEN TANSANIA Selbsthilfe hoch zwei Lernen lernen MOLDAU GRIECHENLAND DEUTSCHLAND Tiridi Nuka Ratnam ist 22 Jahre alt, gehört zu einer niedrigen Kaste und stammt aus einer armen Familie. Als „Schulversagerin“ schaffte sie den Abschluss in der fünften Klasse nicht. In der Nähschule von AMG aber konnte sie mithalten. Am Ende der Ausbildung erhielt sie eine Nähmaschine und bringt seitdem jeden Monat einen guten Batzen Geld für die Familie nach Hause. Während früher viele Kinder und junge Leute des Ortes, aus dem Tiridi Nuka Ratnam kommt, sich ohne Aussicht auf Arbeit auf der Straße herumtrieben, hat die Nähschule einigen von ihnen eine Perspektive für die Zukunft eröffnet. 8 | wortundtat 2/2013 Von seinem ersten Besuch der indischen Projekte brachte Jakob Adolf, der seit dem Frühjahr 2013 die wortundtatProjekte begleitet, viele frische Eindrücke mit. Begegnungen mit ehemaligen Nähschülerinnen machten besonders deutlich, welche langfristigen Folgen Hilfe zur Selbsthilfe haben kann. Indien E inige meiner Freunde sind Inder. So habe ich viel über dieses Land nicht nur durch die Außenansicht, sondern auch durch den Insiderblick erfahren. Was trotzdem überwältigend bleibt, ist die Freundlichkeit, mit der man empfangen wird. Die hohe Bevölkerungsdichte mit den damit verbundenen Auswirkungen ist beindruckend. Praktisch überall wimmelt es nur so von Menschen. Bei dem Besuch der über 30 wortundtatProjekte im Februar wurde schnell deutlich, dass die Arbeit unseres indischen Partners AMG den Menschen zugute kommt, denen es in der indischen Gesellschaft am schlechtesten geht. AMG erkannte offensichtlich schon früh, dass Frauen und insbesondere junge Mädchen gezielter Förderung bedürfen. Sie haben in der indischen Kultur nicht immer die gleichen Chancen wie Männer und Jungen. So suchen die Helfer unter anderem nach Möglichkeiten, ganz gezielt den Mädchen eine berufliche Chance zu bieten, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Schullaufbahn nicht erfolgreich abschließen konnten. Deshalb betreibt AMG an einigen Orten Nähschulen. Dort lernen die Mädchen und jungen Frauen ein Handwerk, das sie in Indien selbst dann finanziell etwas unabhängiger macht, wenn sie durch die Erziehung ihrer Kinder oder die Pflege von Angehörigen an ihr Haus gebunden sind. Viele hundert Frauen besuchten in den vergangenen Jahren diese Schulen an verschiedenen Standorten und lernten erfolgreich neue Fähigkeiten. In den Nähschulen von AMG lernen junge Frauen den professionellen Umgang mit Nadel, Faden und Nähmaschine. Aus unterschiedlichen Gründen haben sie keine Schulabschlüsse, können aber mit dem Schneidern von Kleidung zum Lebensunterhalt der Familie wesent- Besonders überraschten uns zwei Absolventinnen dieser Näherinnen-Ausbildung: Sie berichteten von ihren Plänen, sich als Krankenschwestern ausbilden zu lassen. Das ist deshalb besonders erfreulich, weil sie ursprünglich in der Schule Lernschwierigkeiten hatten und offensichtlich erst durch die Nähschule lernten, wie man lernt. Nun sind sie bereit für eine weiterführende Ausbildung. Das empfinde ich als Hilfe zur Selbsthilfe zum Quadrat. lich beitragen. |9 Tansania INDIEN Überwältigend TANSANIA entwickelt MOLDAU GRIECHENLAND DEUTSCHLAND KIUMA ist mehr als nur ein „Projekt“. Als Projektleiter der missionsfluggesellschaft Mission Aviation Fellowship (MAF) hat Jakob Adolf (43) in den vergangenen 20 Jahren viele Entwicklungshilfe-Projekte gesehen. Jetzt besuchte er im wortundtat-Auftrag das Projekt KIUMA im Süden Tansanias. „M ein erster Besuch des Projektes KIUMA in Milonde (nahe dem größeren Dorf Matemanga) war überwältigend. – Die letzten 20 Jahre habe ich hauptsächlich damit verbracht, verschiedenste Entwicklungshilfe-Projekte in den unterschiedlichsten Ländern zu besuchen. Die meisten Projekte, die ich gesehen habe, hatten sich immer auf eine Stärke, auf einen Fachbereich konzentriert. Meist waren es entweder Ausbildungsstätten oder medizinische Einrichtungen. Hin und wieder gab es Kombinationen, oft aus der Not erwachsen. Als ich KIUMA zum ersten Mal sah, wurde mir klar, dass das dort weit mehr als ein „Projekt“ ist. Es ist eine richtige kleine Siedlung. Bei einem Rundgang über das Gelände, der sich über die ersten zwei Tage meines Aufenthalts erstrecken sollte, wurde dieser Eindruck noch einmal bestätigt. Sichtbar wird das an den folgenden Eckpunkten: 10 | wortundtat 2/2013 Mit verschiedenen Ausbildungsangeboten lernen junge Menschen in den Centers of Hope, wie sie mit handwerklichen Fähigkeiten ihren Lebensunterhalt verdienen können. Tansania Kein Projekt, sondern eine richtige Siedlung – so bezeichnet der Entwicklungshilfe-Experte Jakob Adolf die KIUMA-Anlage im Süden Tansanias. KIUMA hat eine eigene Wasserversorgung, eine eigene Stromversorgung, ein eigenes Wegenetz und eine Landebahn, außerdem eine Sekundar- und eine Berufsschule, eine Krankenschwestern-Ausbildung, ein Krankenhaus, eine Kirche und einige weitere Einrichtungen, die weit über den üblichen Standard eines Entwicklungshilfe-Projekts hinausgehen. ein, die nicht die weite Reise nach KIUMA machen können, oder aus familiären Gründen vor Ort abseits der großen Straßen bleiben müssen. Die Bereitschaft der weit über 80 KIUMAMitarbeiter auch in den weit abgelegenen, sehr schlecht versorgten Dörfern zu leben, ist der Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung dieser Region. Als Projekt in Milonde ist KIUMA sich selbst noch lange nicht genug. In über 50 Dörfern im Tunduru-Distrikt und auch ein Stück darüber hinaus leben KIUMA-Mitarbeiter als Botschafter zwischen der lokalen Bevölkerung. So können Sorgen und Probleme schon in den Dörfern vor Ort besprochen werden. Der Glaube an einen Gott, der die Menschen liebt, ist Grundlage für die aufopfernde Bereitschaft der KIUMAMitarbeiter, dort zu leben, aber auch für die geistliche Hilfe, die sie anderen anbieten können. Diese gelebte Nachfolge wird von den Menschen dort gesehen und geschätzt. Rückkehrer sind Vorbilder Langfristig gesehen, möchten die Verantwortlichen in KIUMA erreichen, dass Lehrer, Krankenpfleger und vielleicht sogar der eine oder andere Arzt nicht nur aus dieser Region kommt, sondern dort wieder in einer der wenigen Einrichtungen für Bildung oder medizinische Versorgung arbeitet. Die Vorbildfunktion der Einheimischen mit guter Ausbildung, die im abgelegenen Süden des Landes bleiben oder zum Arbeiten dorthin zurückkehren, ist in jedem Fall sehr groß. Auf Bitten der lokalen Dorfältesten, der offiziellen aber auch der traditionellen Leiter und der Bevölkerung selbst sind daraufhin schon fünf „Center of Hope“ entstanden. Mehr als zehn weitere sind in Planung. Hier kann sich das Dorf versammeln, manchmal wird auch eine Vorschule angeboten. In allen Centers of Hope aber können Jugendliche aus dem Dorf eine handwerkliche Ausbildung direkt vor Ort machen – als Schreiner, Maurer oder Schneider. Damit geht KIUMA vor allem auf die Menschen Dr. Matomora Matomora, der KIUMA-Leiter, ist an dieser Stelle ein leuchtendes Beispiel. Er selbst kommt ursprünglich aus dieser rückständigen Gegend, hat dann eine sehr gute Ausbildung – zum Teil in Deutschland – absolviert, hat sehr viel Erfahrung gesammelt und investiert nun seit bereits über 15 Jahren seine ganze Kraft in die Entwicklung seiner Heimat.“ Jakob Adolf war viele Jahre als Projektleiter für eine Missionsgesellschaft unterwegs und baute selbst verschiedene Projekte in Ostafrika mit auf. Heute begleitet er im Auftrag von wortundtat die Projekte in den verschiedenen Ländern. | 11 Tansania INDIEN TANSANIA MOLDAU GRIECHENLAND DEUTSCHLAND Meklina Stefano (links) und eine ihrer Angestellten haben auf dem Markt von Tunduru genug zu tun, weil die Kunden ihre Arbeit zu schätzen wissen. Viel Liebe erfahren Was wird aus den Menschen, die wortundtat-Einrichtungen besucht haben? Ist die Ausbildung an den Schulen tatsächlich nachhaltig? In Indien blicken wir schon seit einigen Jahren auf die „Früchte der Arbeit“. Jetzt haben wir auch ehemalige KIUMA-Schüler in Tansania getroffen, die wir nach und nach im Magazin und im Internet vorstellen. M eklina Stefano ist Absolventin der Nähschule in KIUMA. Eigentlich stammt sie aus Songea, einer Stadt, etwa 200 Kilometer westlich des Projekts. Mit dem Auto braucht man fünf Stunden für die Strecke – so schlecht ist die Straße in diesem Teil des Landes. Trotzdem lernte Meklina von 2002 bis 2003 in KIUMA, weil sie von anderen Verwandten und Freunden gehört hatte, wie gut die Ausbildung dort sei. Heute lebt sie in Tunduru, der Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts, etwa 70 Kilometer oder zwei Autostunden nach Osten von KIUMA aus gesehen. Für die 29 Jahre alte Frau sind das große Entfernungen. Als sie noch Schülerin war, erwartete sie wohl nicht, dass sie einmal so viel von ihrem Land sehen würde. Sie und ihre acht Geschwister litten manchmal Hunger, als sie noch zu Hause lebten. Der Vater verdiente nicht genug für die Familie. Und dass, obwohl er Angestellter bei den städtischen Wasserwerken von Songea war. 12 | wortundtat 2/2013 Leichter als zu Hause KIUMA war daher eine wichtige Station in ihrem Leben, sagt sie heute. Zwar habe ihre Schulbildung nicht für die Krankenschwesternausbildung gereicht, die sie gern gemacht hätte. Aber das Leben in der Schule war leichter als zu Hause, nicht zuletzt, weil es immer genug zu Essen gab. Besonders blieb ihr in Erinnerung, dass die Lehrer sie und ihre Mitschüler lobten, ihnen mit Liebe begegneten und gut auf sie achtgaben. Heute ist Meklina das, was man in Europa eine „gemachte Frau“ nennen würde: Sie hat eine Schneiderei am Markt von Tunduru, leitet vier Lehrlinge an und ihre Arbeit wird kaum einmal reklamiert. Wegen der guten Ausbildung, die sie in KIUMA genießen konnte, sind ihre Kleider professionell genäht und halten länger als die von ungelernten Schneidern, erzählt sie. Wer immer es sich leisten kann, geht zu Meklina, wenn er neue Kleidung benötigt. So hofft sie, weiter voran zu kommen, und eines Tages ihren Wunsch verwirklichen zu können: Sie möchte gern ein richtiges Atelier mit noch mehr Nähmaschinen und einigen zusätzlichen Angestellten haben. Diana ist eins von vielen Kindern in Moldawien, Moldau die weitestgehend ohne Eltern aufwachsen. Wie Maria Christiva kümmern sich viele Großmütter um die Enkel, während die Eltern INDIEN versuchen, im Ausland Geld zu verdienen. TANSANIA U MOLDAU GRIECHENLAND EN NLA L ND DEUTSCHLAND Ohne Eltern aufwachsen Welches Kind freut sich nicht, wenn es mal ein paar Tage bei den Großeltern Ferien machen kann. In Moldawien ist dieser Zustand aber für viele Kinder die Regel. Die Eltern sehen sie dagegen nur selten. D arius ist drei Jahre alt. Vor Kurzem ist seine Mutter gestorben. Sie hatte Krebs. Der Vater arbeitet beim Militär im Norden Moldawiens. Darius lebt mit seiner vierjährigen Schwester bei den Großeltern. Er besucht einen Kindergarten, der mit wesentlicher Hilfe von wortundtat eingerichtet wurde. Der Kindergarten steht außerhalb des Stadtzentrums. So wie Darius lebt etwa die Hälfte der Kinder, die diesen Kindergarten besuchen, bei den Großeltern, weil Vater, Mutter oder beide Elternteile im Ausland sind, um Geld zu verdienen. Der Kindergarten in diesem Ortsteil ist eine große Hilfe, weil die Großeltern ihre Enkel nicht den weiten Weg in die Stadt bringen können. Ohne Auto oder Omnibus sind die rund drei Kilometer ins Zentrum für sie einfach nicht zu schaffen. Und wenn Eltern den Kindergartenbeitrag nicht finanzieren könnten, hilft Gloria auch hier. Eine andere Welt Von den 106 Kindern, die in vier Gruppen den Kindergarten besuchen, werden so 17 Familien unterstützt. Die Einrichtung ist von 7.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Dort erhalten die Kinder vier Mahlzeiten am Tag. Sie singen und spie- len gemeinsam, haben liebevolle Betreuerinnen und können soziale Kontakte einüben. Zu Hause sind die Spielmöglichkeiten extrem beschränkt, Spielsachen so gut wie nicht vorhanden. Im Kindergarten erwartet die Kinder daher eine ganz andere Welt. Darüber freut sich auch die zweijährige Diana. Sie lebt zusammen mit der acht Monate alten Schwester Nadja bei ihrer Großmutter Maria Christiva, 54 Jahre, in einem kleinen Haus. Diana hat ihre Mama drei Monate nicht gesehen. Die arbeitet mit ihrem Mann in Russland auf dem Bau. Die Mutter verputzt dort Wände, der Vater macht andere körperlich schwere Arbeiten. Jeden Monat verdienen Dianas Eltern 600 bis 700 US-Dollar (rund 500 Euro). Etwas Geld schicken sie an Maria. Der Rest wird gespart. Davon wollen sie ein eigenes Haus bauen, damit sie den Eltern nicht länger zur Last fallen. Maria kümmert sich gern um ihre Enkelkinder. Sie bekommt finanzielle Hilfe von ihren sechs Kindern, die alle im Ausland arbeiten. Für eine Rente ist sie noch zu jung. Darius’ Mutter starb an Krebs. Auch er lebt allein bei den Großeltern. Moldau INDIEN TANSANIA Kinder MOLDAU GRIECHENLAND AND auffangen Fährt man von Ceadir Lunga aus etwa 40 Kilometer Richtung Südwesten, gelangt man in eine kleine gagausische Enklave an der Grenze zur Ukraine. Die einzige Stadt in diesem Teil des zu Moldawien gehörenden autonomen Gebiets heißt Vulcanesti. Dort baut wortundtat zurzeit eine Zweigstelle von Gloria auf – vor allem, um die vernachlässigten Kinder der Stadt zu betreuen. DEUTSCHLAND E in riesiges Gelände mit einem alten Schulgebäude darauf hat die Stadt für diese Arbeit zur Verfügung gestellt. Da das Haus lange nicht gepflegt worden war und einige Funktionsräume benötigt werden, waren zunächst verschiedene Renovierungsarbeiten erforderlich. So wurden einige Klassenräume und ein Speisesaal hergerichtet sowie eine Großküche installiert. Und auch das großzügige Außengelände wird nach und nach wieder nutzbar gemacht und mit Spielgeräten ausgestattet. Im Mai 2013 konnte dann das Projekt starten, das sich zunächst aus vier Elementen zusammensetzt: kostenloses Mittagessen, professionelle Hausaufgabenbetreuung, verschiedene „Workshops“ und psychologische Hilfsangebote. Olga Parzany, die Gloria bei dieser Arbeit von Deutschland aus begleitet, erklärt die Notwendigkeit des Projekts: „Viele arbeitsfähige Erwachsene sind aus Moldawien ins Ausland gegangen und haben ihre Kinder im günstigsten Fall bei ihren Großeltern untergebracht. Die sind oft mit der Erziehung überfordert. Und nicht wenige Kinder sind auch völlig sich selbst überlassen.“ Hinzu kommt, dass Anfang des Jahres die Stadt Vulcanesti den Schulbus stilllegte. Das Geld für den Betrieb des Busses war 14 | wortundtat 2/2013 schlichtweg ausgegangen. Jetzt können über 100 Kinder ihre rund zehn Kilometer entfernte Schule nicht mehr erreichen. Die Folgen dieser Mängel sind ebenso naheliegend wie erschreckend. Olga Parzany: „Viele Kinder leiden tagtäglich Hunger. Sie haben keine Chance, die Schule zu schaffen, weil sie schon das Lesen und Schreiben nicht richtig gelernt haben. Und die Alleingelassenen sind natürlich mit dem Verlust der Eltern seelisch völlig überfordert.“ Diese Kinder und – sofern erreichbar – ihre Erziehungsberechtigten sollen von dem neuen Angebot profitieren. Gloria geht davon aus, anfangs etwa 30 im weiteren Verlauf bis zu 100 Kindern helfen zu können. Fünf fest angestellte Mitarbeiter starteten im Frühjahr mit der Arbeit. Ehrenamtliche Helfer werden noch gesucht. Zusammen möchten sie den Kindern über die praktischen Hilfen hinaus Geborgenheit, Zuwendung und eine Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte bieten. „Außerdem sind wir sicher, dass die Kinder dringend Menschen brauchen, die ihnen tragfähige Wertmaßstäbe vermitteln. Der christliche Glaube, der die Helfer antreibt, ist daher ein unverzichtbarer Pfeiler des Angebots“, sagt Olga Parzany. Moldau Die Situation vieler Kinder in Moldawien ist sehr schwierig: Armut, mangelhafte Schulbildung und die Abwesenheit vieler Eltern bedrohen die seelische und körperliche Gesundheit der Heranwachsenden ernsthaft. | 15 Moldau INDIEN TANSANIA MOLDAU GRIECHENLAND AND DEUTSCHLAND Hilfe am Lebensende Hospiz in Ceadir Lunga – würdige Sterbebegleitung in Moldau Sterbende brauchen eine würdige Umgebung, müssen professionell versorgt und liebevoll begleitet werden. Besonders in der letzten Lebensphase, wenn es darum geht, Ängste, Schmerzen und Qualen am Sterbebett auszuhalten. Die Lebenssituation lässt das für viele Moldauer nicht zu: Alte und kranke Menschen sind häufig sich selbst überlassen, Familien oft auseinandergerissen, weil arbeitsfähige Erwachsene im Ausland Geld verdienen. Um schwer Erkrankte und Sterbende begleiten zu können, hat wortundtat in Ceadir Lunga nun ein Hospiz eröffnet. I m Mai 2013 startete ein kleines Team die Arbeit mit der ambulanten Betreuung Sterbender und der Aufnahme eines Krebspatienten. Bis zu zwölf Bewohner jeden Alters können dort wohnen. Das ehemalige Verwaltungsgebäude eines landwirtschaftlichen Großbetriebs stellte die Stadt Ceadir Lunga auf Erbpachtbasis zur Verfügung. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten strahlt das Hospiz heute eine wohnliche, freundliche Atmosphäre aus. „Die Schwerstkranken und Sterbenden sowie ihre Angehörigen sollen sich vor allem willkommen fühlen und – soweit das in der Situation möglich ist – bei uns entspannen können. Die letzten Tage und Wochen eines Menschenlebens zu erleichtern und ein weitestgehend angstfreies Sterben in Würde mit möglichst wenig Schmerzen zu ermöglichen – das ist das Ziel des Angebots“, sagt Marion Maichel, die zusammen mit ihrem Mann Gert das Projekt von Deutschland aus begleitet. Die Ausstattung erinnert daher eher an eine Pension als an ein Krankenhaus. Viele der Einrichtungsgegenstände und Hilfsmittel kamen durch großzügige Sachspenden in Deutschland zusammen, die dann nach Moldawien 16 | wortundtat 2/2013 transportiert wurden. Im Vordergrund der medizinischen Maßnahmen steht nicht die Behandlung der Krankheit, sondern die Linderung von Schmerzen mit Medikamenten, Hilfen zum Schlafen und die einfühlsame Begleitung bei seelischen Nöten, die viele Menschen im Angesicht des Todes empfinden. „Insbesondere bei diesem letzten Aspekt wird unseren Mitarbeitern und den Bewohnern der christliche Glaube – das Fundament unserer Arbeit – eine bedeutende Hilfe sein“, ist Marion Maichel überzeugt. Bisher gibt es nur eine vergleichbare kleine stationäre Einrichtung in Moldawien: Mit dem neuen Hospiz in Ceadir Lunga können nun in dem gut 3,5 Millionen Einwohner zählenden Land bis zu 24 Sterbende gleichzeitig stationär betreut werden. Außerdem kümmern sich einige ambulante Hospizdienste um Sterbende und Schwerstkranke in deren eigenen vier Wänden. Der Bedarf ist damit bei Weitem nicht gedeckt. „Wir haben in den vergangenen Jahren schon viele Sterbende gesehen, die allein in ihren Häusern lagen und dort buchstäblich verreckten. Gloria hat ja seit mehreren Jahren einen ambulanten Pflegedienst. Aber da so viele, gerade alte Menschen Moldau Bevor die Arbeit beginnen konnte, musste das Gebäude aufwendig restauriert werden. Neben den Patienten finden im Winter bis zu 25 mittellose Frauen Schutz vor der eisigen Kälte. In den vergangenen Monaten wurde das Haus schon als Kältezuflucht genutzt. Zahlreiche Menschen in Moldawien sind schon im Leben auf sich allein gestellt. Wenn der Tod naht, ist oft erst recht keine menschenwürdige Versorgung mehr gewährleistet. Das Hospiz von Gloria will Abhilfe schaffen. allein sind, ist ihre große Not in vielen Fällen ambulant einfach nicht aufzufangen“, sagt Marion Maichel. Intensive Vorbereitung Palliative Care nennt man die in Hospizen angebotene Linderung von physischen und psychischen Leiden, die im Endstadium einer unheilbaren Erkrankung auftreten. Weil diese Form der Versorgung in Moldawien noch weitestgehend unbekannt ist, wurden die Fachkräfte für das Haus zunächst ausgiebig geschult. Maria Herzog, russisch-sprechende Mitarbeiterin eines Dortmunder Hospizes; sie bereitete die Pflegekräfte und die zuständige Ärztin auf die neuen Aufgaben wie etwa richtige Lagerung und Körperpflege, Ernährung und dem Sterbeprozess angemessene medikamentöse Versorgung vor. Soweit als möglich, soll in einer persönlichen Atmosphäre auf die Wünsche der Patienten eingegangen werden. Weitere Anregungen erhalten die Mitarbeiter von dem bisher einzigen anderen stationären Hospiz im Land und von Mitarbeitern eines ambulanten Dienstes aus der moldauischen Hauptstadt Chisinau. | 17 Sie können helfen! D Letzter Halt Ihre Hilfe kommt an! er Sterbeprozess ist bei vielen Menschen mit großen körperlichen und seelischen Schmerzen verbunden. Erst recht, wenn die medizinische Versorgung schon vorher unzureichend war, wie es in Moldawien noch oft der Fall ist. Besonders schlimm leiden diejenigen, für die Schmerzmittel nicht in ausreichender Menge oder mit genügend starker Wirkung vorhanden sind. Wie gut, wenn Menschen in diesen Stunden, Tagen oder Wochen, die sich das Sterben hinziehen kann, nicht ganz auf sich allein gestellt sind. Wie tröstlich, wenn andere sich in dieser Situation liebevoll kümmern, Schmerzen lindern, zuhören, mitfühlen. Weil gerade viele ältere Menschen in Moldawien diese Gewissheit nicht haben, ist das neu eröffnete Hospiz in Ceadir Lunga so dringend erforderlich. Und weil christliche Nächstenliebe die Helfer antreibt, kann das Haus im doppelten Wortsinn ein letzter Halt für viele werden. Die öffentliche Krankenkasse im Land zahlt pro Patient und Tag rund 13 Euro – das sind etwa zwei Drittel der anfallenden Behandlungs kosten. Diese Summe gibt es aber nur, wenn der Sterbende versichert war. Hausfrauen und Arbeitslose gehen beispielsweise leer aus, viele andere ebenfalls. Wir bitten Sie bei der Finanzierung der Sterbebegleitung in Moldawien um Hilfe. Bitte spenden Sie einmalig oder regelmäßig 6,50 Euro – also den Betrag, den die Krankenkasse auch bei versicherten Patienten nicht übernimmt. Das hilft uns sehr, einen Patienten einen Tag lang zu versorgen. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Hospiz liegt erfahrungsgemäß zwischen zwei und vier Wochen. Das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bestätigt, dass wir mit den uns anvertrauten Mitteln sorgfältig und verantwortungsvoll umgehen. 18 | wortundtat 2/2013 * Bankverbindungen finden Sie auf den gesondert beigehefteten Seiten am Ende des Magazins. Sie können auch online auf www.wortundtat.de spenden oder mit dem QR-Code und Ihrem Smartphone zum Spendenformular gelangen. Dortmund Spielen im Stern In den Wintermonaten öffnete erstmals der Indoor-Spielplatz im Dortmunder sternimnorden. Weil viele Eltern mit ihren Kindern das kostenlose Angebot gern nutzten, wurde aus dem Winterspielplatz mit den ersten Sonnenstrahlen schnell das „Spielen im Stern“ – für die Kleinen ein Angebot zum Toben, für die Großen Zeit für Begegnung. W enn vier Mal in der Woche das „Spielen im Stern“-Angebot seine Türen öffnet, strömen jeweils rund 30 Erwachsene und bis zu 40 Kinder bis zum Alter von fünf Jahren in die Räume oder auf den Hof des Geländes. Neben Hüpfburg, Rutsche, Bausteinen, Rutschautos, Lese-Ecke, Holzeisenbahn, großen Bauelementen und vielen anderen Angeboten im Innern des Hauses vergnügen sich die Kinder bei gutem Wetter draußen im Sandkasten, auf Schaukel und Klettergerüst oder auf Wiese und Trampolin. Die älteren Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren können im parallel stattfindenden Kindertreff abtauchen, während Väter, Mütter, Großeltern und große Geschwister bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen. INDIEN TANSANIA MOLDAU GRIECHENLAND DEUTSCHLAND „Die Mütter sind nach eigener Aussage froh, dass eine unserer Mitarbeiterinnen Krankenschwester und Pflegeberaterin ist. Von ihr bekommen sie Tipps zum deutschen Gesundheitssystem und Hinweise zur Pflege älterer Angehöriger. Da fehlt ihnen einfach viel Wissen“, sagt Barbara Grabowsky-Skibbe. Außerdem sei die enge Zusammenarbeit mit dem städtischen Familienbüro sehr hilfreich. So könnten unter anderem Kindergartenplätze vermittelt und Hilfen für Familien angestoßen werden. Viele der älteren Besucher nutzen die Zeit unter anderem, um die deutsche Sprache zu lernen und sich über die verschiedensten Themen zu unterhalten. Oft äußern sich die Mütter und Väter glücklich darüber, dass ihre Kinder im sternimnorden gut beschäftigt sind. Zuhause in ihren meist sehr kleinen Wohnungen kommt es häufig zu Streit unter den Geschwistern oder Ärger mit den Eltern. Im sternimnorden können sie dagegen ausruhen und aufatmen. Viele Nationen an einem Tisch „Besonders beeindruckt mich, dass wir über den Spielplatz viele Nationalitäten an einen Tisch holen können, die sich sonst kaum begegnen würden: deutsche, marokkanische, türkische, syrische, libanesische, norwegische, arabische, russische, asiatische, rumänische und polnische Frauen sitzen dort zusammen und sprechen über ihre Alltagssorgen“, sagt Barbara GrabowskySkibbe, die sozialpädagogische Leiterin der Einrichtung, die von einer Praktikantin und einer ehrenamtlichen Helferin unterstützt wird. Während die Kleinen allein oder mit anderen spielen, haben die Frauen endlich einmal Gelegenheit, sich in Ruhe auszutauschen. | 19 wortundtat intern Begegnungen wortundtat möchte mit Menschen über die Möglichkeiten der Hilfe für die Ärmsten der Armen ins Gespräch kommen und berichtet bei verschiedenen Gelegenheiten über die Arbeit des Hilfswerks. In den vergangenen Wochen waren wir zu verschiedenen Foren eingeladen. Besonderes Interesse zeigten die Besucher am Stand beim Kirchentag in Hamburg. V ier Tage Kirchentag mit 120.000 Dauerteilnehmern und vielen Tagesgästen bescherten auch dem wortundtatStand große Aufmerksamkeit. Groß und Klein versuchten sich in der Kunst, einen gefüllten Eimer auf dem Kopf zu balancieren, ohne dabei die Hände zu benutzen – und scheiterten nicht selten daran. Der Sinn der Übung: Die Besucher konnten auf diese Weise einen Eindruck davon bekommen, unter welch schweren Bedingungen die Frauen im Süden Tansanias das tägliche Wasser zum Waschen und Kochen heranschaffen. Damit wird dann auch deutlich, warum wortundtat in dieser Region das Anlegen von Brunnen unterstützt. Auch Kirchentagspräsident Prof. Dr. Gerhard Robbers ließ es sich nicht nehmen, den „Eimer-Test“ zu machen. Und im Beitrag eines lokalen Fernsehsenders wurde am Beispiel des wortundtat-Stands das Motto des Kirchentags „So viel Du brauchst“ und die Präsenz von Hilfswerken bei dem christlichen Festival erläutert. Aber auch bei Begegnungen im kleineren Rahmen hinterließ wortundtat unterwegs seine Spuren. So hatte zum Beispiel Susanna Deichmann eine Einladung des Rotary-Clubs Bochum-Hellweg erhalten und stellte dort das Engagement des Hilfswerks auf drei Kontinenten vor. Und verschiedene Schulbesuche nutzte wortundtat-Mitarbeiter Daniel Parzany, um mit Schülern über die Arbeit des Hilfswerks und soziale Verantwortung ins Gespräch zu kommen. Bild links: Auch Kirchentagspräsident Gerhard Robbers probierte sich in der Kunst des Wasserbalancierens. Bild rechts: Was bei den Frauen in Tansania spielerisch aussieht, brachte so machen Kirchentagsbesucher arg ins Schwitzen. 20 | wortundtat 2/2013 wortundtat intern Mehr Hilfe wortundtat lässt seine Buchhaltung regelmäßig von unabhängigen Wirtschaftsprüfern kontrollieren und passierte diese Kontrollen auch diesmal ohne Beanstandungen. Auch das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat dem Hilfswerk durchgängig sein „Spendensiegel“ verliehen – das „Gütesiegel für seriöse Spendenorganisationen“. M ehr Hilfe – so lässt sich das wortundtat-Engagement im Jahr 2012 kurz zusammenfassen. Die Gesamtausgaben für die Arbeit von wortundtat stiegen von 7,47 Mio. Euro auf nunmehr 7,7 Mio. Euro (+3 %). Die 233.000 Euro Ausgabendifferenz kam ausschließlich den Projekten zugute, während Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Verwaltungskosten erneut leicht rückläufig waren. Beim mit Abstand größten Projekt im indischen Andhra Pradesh sanken die Kosten für die Aufrechterhaltung der zahlreichen Maßnahmen um gut 308.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Anders war es bei der Arbeit in Tansania: Auf dem KIUMA-Gelände wurden aufgrund umfangreicher Bauaktivitäten und der Ausweitung verschiedener Angebote unter dem Strich rund 340.000 Euro mehr benötigt als 2011. Mit 2,04 Mio. Euro lag das Budget für KIUMA etwa 20 Prozent über dem Vorjahresniveau. In die Arbeit des diakonisch-missionarischen Zentrums Gloria in Moldawien, wo zahlreiche Investitionen in vorhandene und neue Projekte gesteckt wurden, gingen en mit rund 692.000 Euro etwa 22 Prozent nt mehr als 2011. Die Mitarbeiter von Hellenic Ministries, die in Athen unter anderem ein medizinisches Zentrum aufbauten, steigerten ihren Etat etwa um 15 Prozent auf gut 380.000 Euro und im Dortmunder sternimnorden kamen den überwiegend jungen Menschen mit 253.000 Euro etwa 12 Prozent mehr zugute als 2011. Zuverlässige Spender wortundtat-Gründer Dr. Heinz-Horst Deichmann, der die Fortschritte der Arbeit wann immer möglich persönlich begutachtet, ist dankbar, helfen zu können. Er sagte: „Es freut mich besonders, dass immer wieder Menschen an unseren Projekten interessiert sind und sie auch mit Spenden unterstützen.“ Wie in der Vergangenheit sind die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und die Verwaltungskosten durch eine Sonderspende gedeckt worden. So kommt jeder privat gespendete Euro ohne Abzug direkt den hilfsbedürftigen Menschen zugute. Indien: 3,93 (51 %) Angaben in Million Euro. Die Zahlen in Klammern geben den jeweiligen Anteil an den Gesamtausgaben wieder. Verwaltung: 0,18 (2,3 %) Öffentlichkeitsarbeit/ Werbung: 0,23 (3 %) Deutschland: 0,25 (3,3 %) Griechenland: 0,38 (4,9 %) Republik Moldau: 0,69 (9 %) Tansania: 2,04 (26,5 %) Zahlen zum Ausgabenvergleich mit dem Vorjahr finden Sie unter www.wortundtat.de Wer wir sind Jahresabschluss ss | 21 Geistliches Wort „Geht hinaus in die ganze Welt.“ – Dr. Deichmann spricht zu indischen Schülern „Als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben.“ – über die Botschaft des Evangeliums. Ein wortundtat-Helfer verteilt Reis an Bedürftige. Jesus vereint Gegensätze „Helfen sie den Menschen, aber bitte lassen sie die Bibel hier!“ – „Das Wichtigste ist, dass die Menschen von Gott hören!“ – die Spannung zwischen zwei sicheren Positionen. D ie meisten Menschen fühlen sich in einer dieser Positionen sicher. Denn dort kennen sie sich aus. Die andere Sichtweise empfinden sie als fremd und der Situation nicht angepasst. Eine nachvollziehbare Haltung ist das allemal: Wer begibt sich schon gern auf den Weg in Richtung unbekanntes Terrain? Diese beiden Aspekte habe ich auch im neuen Testament gefunden, beide im Evangelium nach Matthäus, beide sind Zitate von Jesus: Matthäus 25, 35: „Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben. Als ich Durst hatte, bekam ich von euch etwas zu trinken. Ich war ein Fremder bei euch, und ihr habt mich aufgenommen.“ Matthäus 28, 19: „Geht hinaus in die ganze Welt, und ruft alle Menschen dazu auf, mir nachzufolgen!“ Bei meiner Arbeit als Missionspilot in isolierten Gegenden Afrikas habe ich erlebt, wie es ist, zwischen zwei Orten zu sein, wörtlich zwischen Startflugplatz und dem Zielort. Beide Orte waren wesentlich sicherer als das Unterwegssein. Schlechtes Wetter, Zeitdruck, technische Schwierigkeiten oder schwerkranke Passagiere 22 | wortundtat 2/2013 waren die größten Herausforderungen, wenn ich zwischen den beiden Orten war …, also unterwegs. Das war nicht immer schön. Aber es war immer notwendig, um meinen Job zu machen. In diese Spannung zwischen Wort und Tat stellt uns Jesus. Indem er die elementare Wichtigkeit von beidem hervorhebt, traut er uns zu, in dieser Spannung zu handeln und zu leben. Wir sollen uns eben nicht in einer dieser sicheren Positionen verschanzen. Von Gott mit Körper und Geist geschaffen, ist es unsere Aufgabe, uns um Körper und Geist zu kümmern. Menschen in schwierigen und ungerechten Lagen zu helfen, ist Jesus so wichtig, dass er von sich selbst behauptet, jeder dieser Menschen in einer Notsituation zu sein. Er weiß aber auch, dass zu nachhaltiger Hilfe die Erneuerung des inneren Menschen gehört – die Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe zu uns Menschen. Und so wird die Arbeit in Griechenland, Moldau, Tansania und Indien nicht nur eine Hilfe für Arme, Kranke und Benachteiligte …, sondern gleichzeitig auch ein Gottesdienst. Jakob Adolf wortundtat intern Vorgestellt Neu im wortundtat-Team Seit dem Frühjahr 2013 begleitet Jakob Adolf im Auftrag von wortundtat von Essen aus, aber auch direkt vor Ort, die Arbeit der wortundtat-Projekte auf drei Kontinenten. Der 43-Jährige, der ein Herz für Menschen in benachteiligten Situationen hat, bringt langjährige Erfahrung aus zahlreichen Entwicklungshilfeprojekten mit und engagiert sich als Christ in seiner Heimatgemeinde in Herten (Westfalen). Wir stellen ihn kurz vor. I m Mai 1970 wurde Jakob Adolf in Kasachstan in der Nähe des russischen „Weltraumbahnhofs“ Baikonur geboren und kam 1978 nach Deutschland. Nach dem Abitur absolvierte er eine theologische Ausbildung an der Bibelschule Bergstraße im Schwarzwald. Parallel zu Schule und theologischer Ausbildung erwarb er als junger Mann verschiedene Fluglizenzen, unter anderem die als Fluglehrer. ärztlichen Versorgung für abgelegene Gebiete, den Wiederaufbau einiger abgebrannter Dörfer, oder die Einrichtung einer Werkstatt für Spezialprojekte der Entwicklungsarbeit. Dieses Wissen um die unterschiedlichen Herausforderungen, die Hilfsprojekte in den verschiedenen Ländern mit sich bringen, bringt er nun in unsere Arbeit ein. 1993 trat Jakob Adolf in den Dienst der international arbeitenden Missionsfluggesellschaft Mission Aviation Fellowship (MAF) ein. Seine Einsätze führten ihn unter anderem nach Mosambik, Kenia, Uganda, Sudan, den Tschad oder nach Madagaskar, wo er lange Jahre mit seiner Familie lebte. Insgesamt hat er in gut 20 Jahren bereits weit über 7.000 Flugstunden absolviert. Schwerbeladene Flugzeuge in schwer zugänglichen Regionen zu starten, zu fliegen und zu landen war jedoch nur eine seiner Aufgaben. Als Chef-Pilot und Programm-Leiter begleitete er darüber hinaus viele Projekte, die ihm tiefe Einblicke in Entwicklungshilfearbeit verschafften. So entstand unter seiner Leitung ein Projekt, das in Regionen Madagaskars, die auch mit Flugzeugen nicht mehr erreichbar waren, Menschen per Luftkissenboot mit medizinischen Leistungen versorgt. Verschiedene andere Hilfsprojekte stieß er an, organisierte die nötige finanzielle Unterstützung oder begleitete die Arbeit bis zum laufenden Betrieb – zum Beispiel die Entwicklung der Madagaskar Medical Safari, einer fliegenden Bei seinem Besuch in den indischen Projekten sprach Jakob Adolf vor einer christlichen Gemeinde über die heilende Kraft der göttlichen Liebe. Der Eimer mit einem großen Loch im Boden diente zur Verdeutlichung des Gesagten. | 23 Postvertriebsstück K11438 Entgelt bezahlt Deutsche Post AG wortundtat Allgemeine Missions-Gesellschaft e. V. Postfach 110 111, 45331 Essen Deichmannweg 9, 45359 Essen-Borbeck Telefon: 02 01- 67 83 83 Fax: 02 01- 8 67 64 96 52 info @ wortundtat.de www.wortundtat.de Sie sind eingeladen! D ie Vorbereitungen zum diesjährigen Hof-Fest auf dem Leimberghof sind wieder im vollen Gang. Wir freuen uns, wenn wir Sie am Samstag, 15. Juni 2013, ab 14.30 Uhr, im Schönefelder Weg 55, 42111 Wuppertal begrüßen können. Dann berichten wieder die Leiter der verschiedenen Projekten über ihre Arbeit und sind im Anschluss gern bereit, auch Fragen zu beantworten. wortundtat hilft weit über 130.000 Menschen. Beim Hof-Fest erhalten Besucher viele Informationen über die Projekte aus erster Hand, z. B. die Kalkofenschule in Indien, die Berufsausbildung in Tansania, die sozialdiakonische Station in Moldawien, das medizinische Zentrum in Athen oder die Betreuungsangebote in Dortmund. Bei gutem Wetter können die Kinder wieder – unter Aufsicht von DLRG-Rettern – auf unserem kleinen See mit dem Bötchen unterwegs sein. Und selbst, wenn die Sonne nicht durchgängig scheinen sollte, stehen zahlreiche Spielgeräte in der überdachten Scheune und im Haus bereit. Als besonderer Gast wird Dr. Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, im Rahmen des Programms sprechen. Und im Anschluss an die Vorträge gibt es neben der obligatorischen Erbsensuppe wieder einige kleine Köstlichkeiten aus der indischen Küche. Selbstverständlich können Sie interessierte Freunde und Bekannte mitbringen. Eine besondere Anmeldung ist nicht notwendig. Dr. Michael Diener, Im Rahmen des Programms spricht auch Dr. Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.