Chupferhammer Zeitung 2014

Transcrição

Chupferhammer Zeitung 2014
P. P.
Chupferhammer
Geschäftsstelle
Sonneggstrasse 28
9642 Ebnat-Kappel
[email protected]
www.chupferhammer.ch
9642 Ebnat-Kappel
WG Schlatt, Niederteufen / WG Stocken, Schönengrund / WG Steinenbach, Ebnat-Kappel / WG Centralstrasse, Ebnat-Kappel / WG Stofel, Unterwasser / WG Wald, Wald AR / LG Mülibach, Wila ZH (Schalchen)
Chupferhammer
WG Alpenhof, Walenstadtberg / WG Freiestrasse, Weinfelden / Werkstatt im Rosengarten, Ebnat-Kappel / WG Rumalu, Heiligkreuz (Mels) / Werk- und Heimstätte Idasonne, Dotnacht / LG Sitzberg, Schmidrüti
Nachrichten und Jahresberichte 2014
Gemeinnütziger Verein für Wohn- und Beschäftigungsangebote und Werkstätten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen Spendenkonto: 90-18877-9
Chupferhammer - Nachrichten und Jahresberichte 2014
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Inhalt
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8 12
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20
22 36
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Bericht des Präsidenten
Spendenverdankung
Bericht des Geschäftsführers
Wohngemeinschaft Rumalu
Wohngemeinschaft Centralstrasse
Wohngemeinschaft Freiestrasse
Lebensgemeinschaft Sitzberg
Werkstatt im Rosengarten
Wohngemeinschaft Wald
Wohngemeinschaft Stofel
Titelbild: Aus der LG Sitzberg
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Lebensgemeinschaft Mülibach
Wohngemeinschaft Schlatt
Wohngemeinschaft Stocken
Leitbild Chupferhammer
Wohngemeinschaft Steinenbach
Idasonne, Werk- und Heimstätte
Wohngemeinschaft Alpenhof
Jahresrechnung 2014
Adressliste Verein Chupferhammer
Druck: Toggenburger Druckerei Redaktion: Bruno Kohler Korrektur: Marcel Sutter Layout: Mischa Kohler Auflage: 14´000
Denk an mich
unterstützt den
Spendenverdankung
Chupferhammer.
Bericht des Präsidenten
V
or ca. 33 Jahren wurde der Verein
Chupferhammer von Irene und
Heinz Büchel gegründet. In diesen
33 Jahren erlebte der Chupferhammer viele Veränderungen. Menschen sind dazugekommen, andere sind gegangen. Geblieben
ist die Idee des Soziotops Chupferhammer,
wie es Jakob Egli am 20 Jahr-Jubiläum formulierte. Dahinter steht die Forderung, dass
Räume geschaffen, verteidigt und geschützt
werden müssen, in welchen die Wohnenden
die ihnen entsprechende Lebensform realisieren können. Räume in welchen die Wohnenden ihr privates und gemeinschaftliches
Leben realisieren können.
Diese Forderung nach individuellen privaten
Wohnräumen ist auch heute nicht selbstverständlich. Noch immer trifft man die Vorstellung an, dass man rationell betriebene
Institutionen – wenn möglich sogar zentral
zusammengefasst – schaffen sollte; ähnlich
wie bei Ferienresorts oder Spitälern. Auch
die freie Wohnortswahl, die freie Berufswahl oder der freie Umgang mit der eigenen Sexualität ist immer noch keine Selbstverständlichkeit. Nein, es gibt noch zu tun.
Nachdem der Wechsel von der IV zu den
Kantonen mehr oder weniger realisiert ist,
gilt es nun weiterhin die Grundanliegen, die
notwendigen Lebensräume mehr und mehr
zu verwirklichen. Die Kantonalisierung hat
die Entwicklung nicht vereinfacht, bestehen
doch zwischen den Kantonen recht erhebliche Unterschiede im Umgang mit diesen
Grundanliegen. Der Chupferhammer, der in
vier Kantonen zu Hause ist, erlebt das unmittelbar.
Das Jahr 2014/15 ist das letzte Jahr meiner
Präsidentschaft im Chupferhammer. Nach
gut 20 Jahren Vorstandstätigkeit werde ich
im ablaufenden Geschäftsjahr das Amt des
Präsidenten in andere Hände legen. Ich bin
überzeugt, dass nach dem Wechsel in der
Geschäftsführung nun auch ein Wechsel im
Präsidium angebracht ist. Gerne gebe ich
die Verantwortung weiter und tue das mit
denselben Wünschen, die ich bereits 2007
formuliert habe:
An die Adresse des Chupferhammers: Ich
wünsche mir die permanente Überprüfung
des normalen Rechts auf den Besitz (nicht
Eigentum)* des persönlichen Wohnraumes.
An die Adresse der öffentlichen Hand: Da
wünsche ich mir, dass die Normalität (z.B.
freie Wohnortswahl, private Wohnräume
usw.) durch kantonale Bestimmung nicht
eingeengt, sondern gar gefördert wird.
Die öffentliche Hand, wie auch der Chupferhammer, müssen sich – nach der langen
Phase der Neuorganisation nach dem NFA
– wieder vermehrt ihren primären Aufgaben zuwenden. Beiden bleibt gar keine Zeit,
stehen zu bleiben und in eine Alltagsroutine
überzugehen. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung werden alle Konzepte immer wieder über den
Haufen werfen. Was sich einmal bewährt
hat, passt für die nächste Person eben nicht
mehr.
In diesem stetig wandelnden Alltag stehen
im Chupferhammer viele Menschen, die
miteinander immer wieder das suchen, was
eben passt. All diesen Menschen möchte
ich von ganzem Herzen danken. Es ist nicht
selbstverständlich, was hier verwirklicht und
immer wieder neu entwickelt wird. Es ist
aber eine Freude, zu sehen, was alles möglich ist – macht weiter so!
Helfen auch Sie.
Denk an mich - Ferien für Behinderte
www.denkanmich.ch/spenden
PC 40-1855-4
Ein herzliches Dankeschön aus den einzelnen Einheiten!
*Besitz Ist die tatsächliche Herrschaft über
eine Sache. Eigentum Ist die rechtliche Herrschaft über eine Sache.
Alois Bigger
Wir sind Toggenburger.
Vielen Dank für Ihre Spende!
P
rivatpersonen, Firmen und Organisationen haben die Menschen
im Chupferhammer im vergangenen Jahr mit einer Spende oder mit guten
Konditionen bei Dienstleistungen unterstützt. Dazu gehören auch Stiftungen, Vereine, Pfarreien oder Handwerksbetriebe.
Toggenburger Druckerei Rietwisstrasse 10 | 9630 Wattwil
Telefon 071 987 48 50 | [email protected] | www.toggenburgerdruckerei.ch
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Spenden erreichen uns auf verschiedene
Arten: Sei es ein aufgerundeter Mitgliederbeitrag oder seien es Sammlungen, die an-
lässlich eines Jubiläums oder Geburtstags
für uns durchgeführt werden. Daneben sind
es oft auch Trauerspenden und Beiträge
an eines unsere Projekte, die unsere Arbeit
unterstützen. Viele Spenden werden auch
für eine bestimmte Wohngruppe oder die
Werkstatt gemacht. Manchmal dürfen wir
auch einen Antrag stellen, dem entsprochen wird. Oder es sind ganz einfach kleine
und grössere Beträge, die auf unserem Postcheckkonto 90–18877-9 eintreffen. Beson-
ders oft hat im vergangenen Jahr die Aktion
„Denk an mich“ einen Beitrag an die Ferien
einer Wohngemeinschaft geleistet.
Mit all diesen Beiträgen können wir Veranstaltungen durchführen oder Dinge anschaffen, für die sonst das Geld nicht reichen
würde.
Damit machen Sie allen Menschen im Chupferhammer viel Freude.
Ganz herzlichen Dank!
Bericht des Geschäftsführers
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Was brauchen die Menschen im Chupferhammer?
von Daniel Bruttin, Geschäftsführer
„Was würden die Menschen im Chupferhammer wollen?“ – Wenn ich vor wichtigen Entscheidungen stehe – stelle ich mir
in der Regel diese Frage.
Die Frage mag banal und selbstverständlich klingen, das ist sie aber nicht. Gerade in Zeiten, wo das Geld für Betreuung,
Wohnraum oder andre Aufwände begrenzt
ist und eher weniger wird, ist es wichtig,
dass man diese Ressourcen richtig einsetzt. Mit „Richtig“ meine ich, zum Wohl
der Menschen im Chupferhammer. Deren
Interessen stehen nämlich immer mehr mit
anderen Wünschen und Bedürfnissen in
Konkurrenz, darum nimmt die Wichtigkeit
dieser Frage zu.
Ganz nebenbei macht diese Frage mir das
Leben einfacher. Die Antwort ist meist
schnell gegeben und damit auch der nächste Schritt bestimmt. Allfällige Zweifel, was
denn nun der richtige Weg sei, sind so
rasch ausgeräumt. Das macht meine Arbeit
effizient und darüber freue ich mich. Hier
stellvertretend einige Beispiele aus dem
vergangen Jahr, bei denen mir das Stellen
dieser Frage geholfen hat:
Vision 2020
„Qualitätszirkel“ heissen im Chupferhammer kurze Weiterbildungen für das Personal, die dazu dienen, die Qualität unserer
Arbeit zu reflektieren und zu verbessern.
Wir haben 2014 die beiden Qualitätszirkel
(je ein Nachmittag) für alle im Chupferhammer zugänglich gemacht. Es nahmen also,
neben dem Personal, auch die Wohnenden
und Mitarbeitenden teil. Das war keine
neue Idee, wir hatten dies im Jahr zuvor
schon mit unserem Chupfertag gemacht.
Es galt an diesen Nachmittagen eine „Vision 2020“ für den Chupferhammer zu formulieren. Ich war tief beeindruckt über die
Resultate. Wir hörten viele Wünsche und
Visionen, wie der Chupferhammer im fernen Jahr 2020 aussehen soll und was er
anbieten müsse. Der Vorstand entschied
an seiner nächsten Sitzung, dass er diese
Vielfalt nicht zugunsten einer einzigen Vision opfern wolle. Wie es im Chupferhammer üblich ist, soll die Vielzahl der Möglichkeiten das Bild von der Zukunft prägen.
Leitbild – leichte Sprache
Aus diesen Veranstaltungen heraus und
aus einer grossen Umfrage ist soviel Material entstanden, dass wir damit unser Leitbild grundlegend erneuern konnten. Nach
einer engagierten Diskussion wurde es an
der Mitgliederversammlung im Juni angenommen. Der Chupferhammer hat nun ein
modernes Leitbild, das sich an den Rechten von Menschen mit Behinderung und an
der Idee der Inklusion orientiert und trotzdem die altbewährten Werte weiterträgt.
Damit das Leitbild nicht in der Schublade verschwindet, habe ich mir wieder die
Frage aus dem Titel gestellt, und sie war
schnell beantwortet: Wohnende und Mitarbeitende brauchen eine Übersetzung des
Leitbildes in leichter Sprache. Ende Jahr
lag eine solche vor und sie ist hoffentlich
nur das erste von weiteren Chupferhammer Dokumenten, die übersetzt und damit
auch Menschen zugänglich gemacht werden, die schwere Sprache nicht verstehen.
Ich danke Fabian Frey, der im Rahmen
seiner Ausbildung zum Sozialpädagogen
diese Arbeit machte und von Wohnenden
der WG Stocken prüfen liess. Sie finden in
dieser Zeitung seinen Bericht und das Leitbild in leichter Sprache zum Lesen.
Die Lebensgemeinschaft Mülibach zieht um.
Manchmal muss man die Frage etwas präziser stellen, zum Beispiel so: „Genügt der
Lebensraum der neu gegründeten Gemeinschaft Mülibach den Menschen, die dort
wohnen und arbeiten?“ Leider mussten
wir diese Frage mit Nein beantworten. Der
stimmungsvolle Bauernhof zeigt sich in
einiger Hinsicht als ungeeignet, um genügend Wohn- und Arbeitsraum für eine Lebensgemeinschaft mit zukünftig sechs Personen zu bieten. Wir machten uns auf die
Suche nach einer neuen Heimat und fanden im Mehrgenerationenhaus Giesserei in
Winterthur Hegi einen Raum, den es nun
auszubauen gilt. Die Räume sind für eine
Wohngemeinschaft sehr geeignet, auch
wenn der Ausbau aufwändig wird. Neben
einigen besonderen Anforderungen, die
sich durch die Bedürfnisse der zukünftigen Wohnenden ergeben, war der Raum
ursprünglich als Gewerberaum konzipiert
und die Einbauten sollen dem Minergie
P Eco Standard entsprechen. Darum sind
viele Fragen offen, nicht zuletzt die Finanzierung. Weil das Projekt aber sinnvoll ist
und wertvollen Lebensraum für Menschen
mit Behinderung schafft, packen wir die
Herausforderung an. Wir können – als Teil
der Gemeinschaft Giesserei – neue Formen der Tagesstruktur ausprobieren, das
wird eine spannende, neue Erfahrung. Die
meisten bisherigen Bewohner wollen nach
Winterthur zügeln und wir haben bereits
Anwärter für die neuen Plätze, sodass der
Bedarf ausgewiesen ist. Dank an alle, die
sich einsetzen, dass Neues geschaffen werden kann.
Grundlagen sichern
„Die Menschen im Chupferhammer brauchen eine gesunde Organisation, die auf
Jahre hinaus verlässlich Lebensraum und
Betreuung bietet.“ Auch dies ist eine Antwort auf die oben gestellte Frage. Zusammen mit Leitenden und den Menschen in
der Verwaltung haben wir einiges an Zeit
darauf verwendet, die Existenzgrundlagen
des Chupferhammer zu sichern. Ohne Leistungsverträge mit den vier Standortkantonen wäre der Betrieb des Chupferhammer
nicht denkbar. Die Veränderungen infolge
des Finanzausgleichs zwischen Bund und
Kantonen waren auch 2014 noch nicht ab-
geschlossen. Das hat weiterhin viele Veränderungen gebracht.
Der geforderte Nachweis von individuellen
Betreuungsleistungen (IBB) zur Festlegung
des Betriebsbeitrages hat - was auch für
die Betreuenden gut spürbar ist – zu neuem Aufwand geführt. Betreuungsleistungen
am Einzelnen müssen beschrieben und aufgrund ihrer Häufigkeit mit einem Punktesystem bewertet werden. Weil damit die Höhe
des kantonalen Beitrags festgelegt wird, ist
dies für die Zukunft eminent wichtig.
Die Umsetzung zeigt in Kantonen, in denen sie weiter fortgeschritten ist, die Tücken eines Systems, das im Kern gut gedacht, aber noch nicht ausgereift ist. Nicht
alles, was wir tun, kann in diesem System
beschrieben werden. Wenn wir zum Beispiel eine gemütvolle Umgebung schaf-
fen, Vertrauen aufbauen und durch unsere
Anwesenheit Halt und Sicherheit geben,
so sind das keine konkreten Handlungen.
Ähnlich wie in der Pflege wird individuelle Betreuung nun auf konkrete Handgriffe
fokussiert und droht damit zur mechanischen Tätigkeit zu werden. Es besteht die
Gefahr, dass die Umstellung – entgegen
allen Beteuerungen – auf diesem Weg zur
Sparübung wird. Wir wünschen uns dringend Klarheit, damit diese Fragen geklärt
werden können.
Ich hoffe, dass Politiker, Öffentlichkeit und
Verwaltung das Wohl der Menschen mit
Behinderung nicht aus den Augen verlieren
und weiterhin die Frage stellen: “Was brauchen Menschen mit Behinderung, damit sie
ein gutes Leben führen können?“
WG Rumalu
9
News aus dem WG-Leben
Nina „lädälä“ und Cocktails trinken und Michael sich einen Hut am Markt kaufen.
von Alex Good
W
as vor vier Jahren begann,
wird nun am 30. Mai 2015
mit einem Tag des offenen
Ateliers gefeiert. An der Untergasse 27 in
8888 Heiligkreuz wurde viel gemeinschaftlich erlebt im vergangenen Jahr!
Im letzten Jahr erlebten wir wieder gemeinsam viele schöne Augenblicke dank
den Bewohnern, welche sich gut weiterentwickelten und dem motivierten Team. So
haben wir wieder viele Herausforderungen
miteinander gemeistert. Im Februar 2015
schnupperte ein neuer Bewohner bei uns
und zog anschliessend ein. So sind wir nun
komplett in der WG. Wir machten viele
gemeinsame Ausflüge in die nähere oder
weitere Umgebung wie z.B. nach Fläsch,
in die Rheinau oder in den Giessenpark,
auch besuchten wir andere Chupfi-Einheiten. Einzelne Bewohner machten auch
täglich selbstständige Spaziergänge wie
Martin, dabei läuft er gerne am Militärareal in Plons vorbei und schaut zu, wie die
Soldaten herumkommandiert werden. In
unserem Atelier wurden viele Ideen individuell mit den Bewohnern umgesetzt und
es entstanden dabei sehr schöne Kreativprodukte, die wir am Ateliertag im Mai gut
verkaufen konnten.
Wir genossen auch Anlässe in der Gemeinde, wie die Fasnacht oder den jährlichen
Bartholomäusmarkt auf dem Dorfplatz. Im
September verbrachten wir wunderbare Ferien-Tage an der Cote d’Azur dank grosszügigen Spenden und Unterstützungen!
Dabei erkundeten wir schöne, verwinkelte
Dörfer, Martin konnte im Azur Park auf
50 m Höhe fliegen wie der „Superman“,
Alessandro ausgiebig im Meer schwimmen,
Wir besuchten mit unseren Nachbarn die
alljährliche Chupferhammer-Theateraufführung und schauten im Herbst die Heimkehr
der Kühe bei den Alpabfahrten an, was vor
allem Martin genoss. Alessandro schätzte
die wöchentlichen Besuche bei der Reittherapie sehr und Martin stellte in der Kunsttherapie in Vilters, wunderschöne Sachen
her. Auch die wöchentlichen gemeinsamen
Hallenbadbesuche wurden vor allem von
Alessandro sichtlich genossen.
Martin zu „schwatzen“ und war erstaunt,
dass er alle Musiker sofort namentlich
nennen konnte. Das war ein einmaliges
Erlebnis, welches wir natürlich mit Bildern
verewigten!! Während dem Konzert sang
Martin lauthals mit, wir klatschten im Takt
und am Schluss bei den Zugaben „riss es
uns von den Hockern“!!
Wir freuen uns jetzt schon auf die kommenden Ereignisse, von denen wir Ihnen, liebe
Leser, gerne wieder berichten werden ...
Bewohnerferien im französischen Port Grimaud
von Alena Müller
Mit dem Besuch des Samichlauses, der
uns diesmal bei der stimmungsvoll brennenden Feuerschale im Garten besuchte
und wiederum in kameradschaftlicher Art
Tipps abgab, in welchem Bereich die jeweiligen Bewohner sich doch noch verbessern
könnten, ging es schon dem Jahresende
zu. Am stimmungsvollen Weihnachtsmarkt
in Mels verkauften wir wieder unsere neusten Kreativprodukte vom Bahnhof-Atelier
und am 18. Dezember durfte ein feines
Weihnachtsessen mit anschliessendem
Lieder singen und Geschenke auspacken
auch nicht fehlen.
Hier bei uns kann nun gemeinschaftlich so
selbständig wie möglich gelebt werden, dabei leistet jeder, teilweise mit Unterstützung
der Bezugspersonen, seinen Beitrag für
die Gemeinschaft im Haushalt und Atelier.
Für Martin ging Ende Februar 2015 sein
grösster Wunsch in Erfüllung. Fast jeden
Tag schaut sich Martin die DVDs von Polo
Hofer an oder hört seine Musik auf CDs!
Die Stiftung Wunderlampe ermöglichte ihm
sein Idol „Polo Hofer“ in Chur am Konzert
live zu erleben und ihn davor persönlich zu
treffen. Polo nahm sich genug Zeit, um mit
A
m Samstagnachmittag (6. September 2014) beluden zwei
Betreuer die beiden Autos. Als
Zweitauto mietete Alex einen kleinen Renault bei der Schlossgarage in Sargans.
Sonntag
Am Sonntagmorgen um sieben Uhr trafen
sich alle Betreuer im Rumalu. Eine Stunde
später, als alle Bewohner gefrühstückt und
ihre Morgenrituale gemacht hatten, stiegen
alle in die beiden Autos. Im kleinen Renault
fuhren Martin und Nina mit, im Jumpy sassen Alessandro und Michael.
Die Fahrt ging los Richtung Chur. Bereits
in Bad Ragaz gab es den ersten kurzen
Halt, eine Betreuerin stieg ein. Danach
gings über den San Bernardino Richtung
Chiasso. Kurz vor der italienischen Grenze
gab es eine kurze WC- und Znünipause.
An der italienischen Grenze wurden beide Autos ohne Probleme durchgewunken. Passend zu der Ferienstimmung sang
Martin zu Polo Hofers: “I han ken Stress
meh ...“ laut mit.
Nina fand die Fahrt auf den italienischen Autobahnen spannend. Sie amüsierte sich über
das Gehupe und die vielen gestikulierenden
Autofahrer. Das Mittagessen gab es etwas
verspätet auf einer italienischen Autobahnraststätte. Dann ging die Fahrt weiter Richtung Frankreich. Wir steuerten aber nicht
direkt unseren Zielort an, sondern strebten
einen weiteren Zwischenstopp in Monaco
an. Dieser Zwischenstopp begann mit einer
kleinen Monacorundfahrt, auf der sich die
beiden Autos verkehrsbedingt aus den Augen verloren. Die Renaulttruppe entschied
sich darauf zum Hafen zu fahren, um für das
zweite Fahrzeug leichter auffindbar zu sein.
Zum Glück gab es die Verständigungsmethode „Handy“, so fanden wir einander schnell
wieder.
Bei sommerlichen Temperaturen genoss die
WG Rumalu einen kurzen Hafenrundgang
mit anschliessender Restaurantsuche in der
Stadt von Monaco. Die Suche war schnell
erfolgreich, das Abendessen schmeckte in einem idyllischen Strassenrestaurant extrafein.
Die anschliessende Fahrt zum Zielort verlief problemlos und schnell. Die Bewohner
schauten aus dem Fenster und erfreuten
sich am Meerblick. Bei Beginn der Dämmerung erreichten wir unseren Zielort. Nach
der Anmeldung wies uns eine Dame auf einem „Golfwägeli“ den Weg zu unseren Bungalows. Die erste Nacht verlief ruhig und wir
gewöhnten uns erstmal an das Schaukeln
der Bungalows. Die Bewohner konnten
schnell davon überzeugt werden, dass es
sich nicht um ein Erdbeben handelte.
Montag
Michael war schon früh auf den Beinen. Er
ging mit René die Ferienanlage erkunden.
Im Feriendorfshop wurden die Zutaten für
das Morgenessen eingekauft. Gemeinsam
nahmen wir das Frühstück auf der Terrasse
vor einem unserer Bungalows ein.
Nach dem ausgiebigen Zmorgen fuhren wir
alle, aufgeteilt in beide Autos, in einen nahegelegenen Freizeitpark namens Azur Park.
Leider war dieser geschlossen, er öffnete
erst ab 20.00 Uhr abends seine Tore. Spontan entschieden wir uns nach Saint-Maxime
zu fahren. Dort angekommen parkierten
wir direkt am Meer und flanierten durch das
pittoreske Städtchen.
In einem Restaurant gönnten wir uns etwas Kleines zu essen. Sogar Alessandro
sass bei uns am grossen Tisch und wirk-
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te zufrieden und ruhig. Aus dem erhofften
kleinen Happen wurde ein riesen Mahl, da
der Salatteller Marke „Übergross“ war. Wir
lernten, dass man auch an Salat zu beissen
haben kann.
Auf der Rückfahrt in die Ferienanlage trennten sich beide Autos. Eine Gruppe kaufte
Lebensmittel für die ganze Woche ein, die
andere Gruppe erkundete den Strand nach
ruhigen und sauberen Plätzen. Zurück in
den Bungalows räumten wir gemeinsam die
Lebensmittel in einer Küche ein und stürzten uns in die Badesachen. Dann liefen alle
zusammen zu den rekognoszierten Plätzen
an den Strand.
Alessandro sprang mit Freude ins Wasser
und schwamm ins offene Meer hinaus. Wie
Haifische schwammen die Betreuer/innen
um Alessandro, so dass dieser wieder Richtung Ufer umdrehen musste.
Martin benetzte lediglich seine Füsse mit
dem Meerwasser und Nina legte sich freudig in die Sonne. Michael flirtete mit einer
älteren Französin und begrüsste sie mit
„Bonjour“. Sie lachte und Michael wiederholte noch etwas deutlicher mit: „Bonjour,
meine Dame“, worauf die Frau in herzhaftes Gelächter ausbrach und in gebrochenem
Deutsch antwortete: „Der junge Mann mit
die schöne Brille.“ Zur Krönung des Strandnachmittages wurde René in den Sand eingegraben, so dass nur noch sein Kopf herausschaute. Nina freute sich und plante, sich
am nächsten Strandbesuch auch eingraben
zu lassen.
Nach dem Strandbad erfrischten wir uns
in unseren schaukelnden Bungalows und
richteten uns für den Ausgang im Städtchen
Port Grimaud das wie sein Vorbild Venedig
aufgebaut ist. Das Städtchen erreichten wir
zu Fuss, flanierten durch die engen Gässchen und entschieden uns für eine kleine
Rundfahrt mit dem Schiff. Michael ent-
schied sich mit einem Betreuer auf dem
Festland zu bleiben. Die Stimmung auf dem
Touristenschiff war super, die Abendstimmung traumhaft.
Nach der Rundfahrt erklommen wir den
Kirchenturm des Städtchens Port Grimaud
und bewunderten die Stadt von oben. In der
Ferne sahen wir auch ein Blitzgewitterspektakel. Von hier aus konnten wir auch die
Beleuchtung des Hafens von Saint Tropez
bewundern.
In einem Restaurant, direkt am Kanal gelegen, genossen wir das späte Abendessen
und liessen den Tag ruhig ausklingen.
Dienstag
Am Dienstagmorgen sind wir etwas früher
aufgestanden und genossen alle zusammen
das Frühstück.
Danach brachen wir mit beiden Autos auf.
Wir fuhren nach Saint Tropez, dort besuchten wir den Wochenmarkt. Auf dem Markt
wurde alles Mögliche feilgeboten: Kleider,
farbige Tücher, Gürtel, Schuhe, Hüte, Sonnenbrillen, duftende Seifen und Parfüms.
Natürlich gab es auch viele feine französische Spezialitäten, wie z.B. Käse, Früchte,
Gemüse, verschiedene Salami und anderes
Fleisch, Fisch und feines Gebäck. Einfach
alles was das Herz oder der Mund begehrt.
So fand jeder von uns etwas Passendes zu
kaufen. Michael suchte sich einen Hut aus,
natürlich in seiner Lieblingsfarbe „grün“.
Alessandro fand einen roten Gurt und kaufte sich dazu noch orange Lederschuhe.
Martin kaufte sich verschiedene Nüsse und
ebenfalls einen neuen Gurt. Nina kaufte sich
gebrannte Mandeln.
Nach dem Besuch des Marktes liefen wir
zum Hafen und bewunderten die vielen
Luxusschiffe und Jachten. Wir spazierten
durch die Stadt, bewunderten die Kirche von
Saint Tropez mit seinem rot-gelben Turm
und suchten die berühmte Polizeistation auf,
wo Louis de Funès seine Gendarme-Filme
drehte. Dort angekommen sahen wir auch
schon einen Gendarme, genauso gekleidet
wie Louis de Funès in seinen Filmen. Nina
und Martin machten gleich ein paar Erinnerungsfotos mit dem (Touristen)-Polizisten.
Sogar seinen Hut durften sie anprobieren.
Am Nachmittag fuhren wir nach Ramatuelle, wo wir ein spätes Mittagsessen genossen.
Zurück in unseren Bungalows zogen wir
uns um und gingen zum Meer. Alessandro
hatte wieder grosse Freude am Wasser und
schwamm weit hinaus. Nina liess sich bis
zum Kopf im Sand eingraben und Michael
genoss ein Getränk in einer Strandbar.
Am Abend genossen wir auf unserer Terrasse ein einfaches Abendessen. Danach
fuhren die mutigsten in den nahegelegenen
Azur Park. Spät am Abend kamen sie zurück
und erzählten voller Begeisterung: Nina sei
wie eine Rennfahrerin mit dem Auto herumgefahren und Martin sei wie ein Supermann
frei in 50 Meter Höhe geflogen.
Nach dem Besuch im Marineland fuhren
wir wieder in unseren Ferienort. Gemeinsam gingen wir ins Wasserstädtchen Port
Grimaud. Im Städtchen schauten wir uns
die verschiedenen Boutiquen und Geschäfte an und einige Bewohner kauften sich
Souvenirs. Anschliessend suchten wir uns
ein Restaurant für das Abendessen. Nach
dem Essen gingen Michael und Alessandro in Begleitung von Alex zur Ferienanlage
zurück. Im Dunkeln (damit sie die Mücken
nicht erwischten) sassen sie auf der Terrasse, führten ausgiebige Männergespräche
und liessen den Tag ruhig ausklingen.
Der Rest der Truppe blieb noch in Port
Grimaud und machte einen Spaziergang
durch das Städtchen und genehmigte sich,
wie Nina keck meinte, „zur Feier des Tages“ einen Drink im Restaurant direkt am
Meer. Nina bekam endlich ihren langersehnten alkoholfreien Cocktail, welchen sie stolz
genoss. Martin setzte sich alleine an einen
Tisch und bestellte selbständig für sich seine
Cola Zero.
Mittwoch
Am Mittwoch war das Marineland auf dem
Programm. Nach einer Autofahrt, die etwas
mehr als eine Stunde gedauert hat, kamen
wir in Antibes an, wo das Marineland ist.
Dort leben viele verschiedene Tiere, deren
Lebensraum vorwiegend im Wasser ist. So
sahen wir Haie, Meeresschildkröten, Pinguine, Rochen, Eisbären, Seehunde, Walrosse, Delfine, Orcas und viele verschiedene
Meeresfische. Auch schauten wir uns zwei
Shows an. Zuerst Seelöwen, die verschiedene Kunststücke zeigten wie springen, Leute
nass spritzen, mit der Flosse winken oder
den Kopfstand vorführen. Später besuchten
wir die Orcas-Show. Alessandro bewegte
sich im Takt der Musik und Nina applaudierte begeistert.
Donnerstag
Am Tag vor unserer Heimreise besuchten
wir das malerische Dorf Bormes les Mimosas. Das Dorf mit seinen vielen Gassen
erstreckt sich in Hanglage von der Mittelmeerküste bis auf 642 Meter über dem
Meeresspiegel. In den engen Gassen gab
es viele kleine Geschäfte mit französischen
Spezialitäten. Einige von uns kauften dort
Geschenke für ihre Liebsten zu Hause ein.
Nach dem ausgiebigen Spaziergang und
Einkaufsbummel fuhren wir weiter in die
Gemeinde Le Lavandou. Dort trafen wir auf
eine schöne Naturumgebung mit Kiefern,
Mimosen, Eukalyptus, Sukkulenten und Palmen, direkt am Mittelmeer. Wir flanierten
zuerst durch einen kleinen Wochenmarkt
und schauten uns ein wenig um.
Unser Mittagspicknick assen wir an der
Meerpromenade. Als wir gesättigt waren,
liefen wir durch die Promenade weiter und
schauten uns den Strand an, wo ein Künstler grosse Sandskulpturen baute. Natürlich
genossen wir noch ein leckeres Glace.
Durch malerische Hügellandschaften fuhren
wir zurück zu unserer Ferienanlage. Den
Nachmittag verbrachten wir am Strand. Wir
nutzten noch diese letzte Gelegenheit, um
im Meer zu baden. Nach dem vormittäglichen Ausflug war dies eine willkommene
Abkühlung. Wir probierten auch den mitgenommenen Luftdrachen aus, um ihn fliegen
zu lassen. Es erwies sich aber als schwierig
und erforderte einiges Geschick.
Gegen Abend packten wir unsere Sachen in
die Koffer, damit wir am nächsten Tag frühzeitig aufbrechen konnten.
Freitag
Früh am Morgen standen wir auf und luden
unsere Koffer in die Autos. Pünktlich um
sieben Uhr begann unsere Heimreise. In
der gleichen Besetzung wie beim Hinfahren
ging‘s bei schöner Morgenstimmung los.
Die Reise verlief schnell und gut. Alle waren
zufrieden und freuten sich nach Hause zu
kommen.
WG Centralstrasse
13
Was ist alles passiert?
von Corina Giger
Das ist ein ganz kleiner Einblick ins Jahr
2014 von der WG Centralstrasse, natürlich
ist noch viel mehr passiert ...
D
as habe ich mich gefragt, als ich
mich hinsetzte, um den Jahresbericht zu schreiben. Ich habe
begonnen, eine Stichwortliste zu machen,
und die wurde sehr lang … Einige möchte
ich weiter ausführen.
20 Jahre WG haben wir im September
2014 gefeiert. Am Freitag gab es Apero,
am Samstag Grilladen vom Kanalgrill mit
Salaten und anderen Beilagen. Bei wunderbarem Sonnenschein durften wir viele
Gäste begrüssen und unser Jubiläum feiern.
Teamkonstellation, die viele Jahre gleich
war, wurde verändert durch eine anstehende Pensionierung. Im November begann unsere neue Mitarbeiterin. Sie drückt den Altersdurchschnitt des Teams nach unten und
bringt frischen Wind ins Team.
Bewohnende habe gewechselt. Zwei
Personen haben den Chupferhammer
verlassen, eine Person ist neu eingetreten, eine Person hat wieder ins dezentrale Wohnen gewechselt. Das gibt immer
wieder neue Herausforderungen, so z.B.,
wenn jemand aus einem anderen Kulturkreis dazu kommt.
Höhenflüge und Phantasie haben wir
im Europapark erlebt. Aber nicht nur dort.
Phantasie belebt den Alltag und auch im
Alltag dürfen wir immer wieder Höhenflüge
erleben – manchmal leider auch Sturzflüge.
Weihnachtsessen in der Schattenburg
in Feldkirch und zuvor durch den dortigen
Weihnachtsmarkt schlendern, war eine tolle Sache.
Freizeitaktivitäten haben wir ganz verschiedene durchgeführt und die
WG Ferien fanden mit Erfolg im Engadin
und Frankreich statt (siehe andere Berichte).
WG-Ferien in Sent
von Ruth Camenisch
B
ei Sonnenschein, blauem Himmel und mildem Sommerwetter
verbrachten wir zu fünft abwechslungsreiche Ferientage in Sent im Engadin.
Gemütlich reisten wir mit der Bahn und dem
Postauto zu unserer Ferienresidenz Chasa
Werro. Nach der herzlichen Begrüssung
der Gastgeber konnten alle ihre heimeligen,
grossräumigen Zimmer beziehen, ausruhen
und die ersten Eindrücke vom stattlichen Engadinerhaus geniessen. Nachdem sich alle
etwas erholt hatten, ging es auf eine erste
Entdeckungstour durch Sent. Auch während
den folgenden Tagen verweilten wir immer
wieder gerne im gemütlichen Dorf mit den
kleinen Gassen, den zauberhaften Nischen
und Winkeln.
Auf unseren verschiedenen Ausflügen in
umliegende Dörfer erfuhren wir allerlei vom
manchmal auch etwas anstrengenden Leben
im Engadin. Besondere Highlights unseres
Aufenthalts waren die Besuche im Nationalpark-Museum Zernez, die Besichtigung vom
Schellenursli-Dorf Guarda und der Besuch
des Wellnessbades Bogn Engadina in Scuol.
Wir liessen uns rundherum verwöhnen, einerseits von unserer Gastgeberin, die uns
mit traditionellen Engadiner-Spezialitäten
bewirtete oder andererseits vom Panorama,
das wir täglich neu bewunderten. Ebenso genossen wir das Reisen mit dem Postauto und
der RhB. Gemütlich und im Einklang mit der
Natur erholten wir uns vom Alltag.
An den grossen Holztischen vor oder in der
Chasa Werro wurden während der Ferienwoche manches Eile-mit-Weile gespielt, viele unterhaltsame Gespräche geführt, Witze
gemacht, Ansichtskarten geschrieben, Zeitschriften oder Bücher gelesen und einfach
ausgeruht. Immer wieder hörten wir romanische Worte, rätselten über deren Bedeutung
und versuchten es selber ein wenig.
Vollbepackt mit zahlreichen Erlebnissen verliessen wir nach einer Woche das Engadin
und kehrten zurück nach Ebnat-Kappel.
Noch lange erinnerten wir uns gegenseitig
an dieses oder jenes Erlebnis, schmunzelten gemeinsam darüber oder schwelgten
rundum zufrieden in den Erinnerungen.
(www.werroengadin.ch)
Fitnesscenter und Kinosaal in der WG
von Thomas Riedmann
S
eit längerer Zeit finden im neugestalteten Gemeinschaftsraum der
WG Centralstrasse Filmabende mit
den Bewohnenden statt. An der Filmauswahl hat es dank interessierten Bewohnern nie gemangelt und erst recht nicht am
passenden Rahmenprogramm mit Popcorn
und Snacks. Die veralterte technische Infrastruktur konnten wir durch einen neuen
Beamer, neuer Soundanlage und Spielkonsole ersetzen. Und nun geht es an der Centralstrasse so richtig zur Sache.
Ob Action, Drama, Komödie oder Dokumentationsfilm, es sind immer interessante
und gesellige Abende, bei denen die Ge-
meinschaft gepflegt wird. Die Auswahl des
Filmes findet am gemeinsamen Abendessen statt. Da wird gefachsimpelt über Darsteller, Regisseure und die Filmszene. Gespräche über alte Filme und die neuesten
Streifen im Kino beleben und inspirieren
die Filmauswahl und eröffnen neue Ideen
für Filme, die auch mal ins Programm des
Kino Centralstrasse aufgenommen werden
könnten.
Sportlich geht es zu und her wenn die XBox Kinect Konsole gestartet wird. Hierbei
handelt es sich um eine Spielkonsole mit
Sensor, welcher die spielenden Personen
als Figuren im Computerspiel erscheinen
lässt. Actionreiche Wildwasserfahrten,
Golfpartien, welche die Koordination beanspruchen oder temporeiche Boxkämpfe sind nur einige Beispiele.
Spass-, Schweiss- und gelegentlich Muskelkatergarantie kann man auf solche GameAbende geben. Wenn die Mitspielenden
Pausen bis zu ihrem nächsten Einsatz haben und dabei die seltsamen Verrenkungen
der aktuellen Spieler beobachten können,
bleibt kein Auge trocken. Die Kurzweiligkeit beim Gamen lässt die Spielenden vergessen, dass sie stundenlange sportliche
Leistungen vollbringen. Einzig der Geruch
nach Turnhalle oder Fitnesscenter im Gemeinschaftsraum erinnern daran.
15
Ferien in Cannes vom 7. bis 14. Juni 2014
von Robert Baumann
F
erien beginnen Monate im Voraus:
wo, wann, Berge, Meer, Ferienhaus,
Hotel ... ? Teamseitig wurden zwei
Angebote gemacht: eine Variante in der
Schweiz, eine im Ausland. Die Bewohner
und unsere Bewohnerin durften Vorschläge
machen. Irgendwann standen die Destinationen fest; Cannes in Südfrankreich und
Sent im Unterengadin.
Fünf Bewohner der WG und des Dezentralen Wohnens wollen an die Côte d`Azur.
Der demokratische Entscheid fällt zugunsten eines Hauses mit Pool in Cannes la
Bocca. Und wie dorthin ... ? durch die Luft,
auf Asphalt, oder auf Schienen? Wir fahren
am Pfingst-Samstag, den kürzesten Weg via
Tessin / Italien verwerfen wir. Den Stau wollen wir umgehen. Wir entscheiden uns für
die Bahn bis Genf (dank GA`s und Begleitausweisen fast umsonst) und einen Miet-Bus
für die ganze Woche.
Nach einer Wartezeit am Mietauto-Schalter
packen wir unser Gepäck in den Bus und
nehmen die 600 km in Angriff. Baustellen
erschweren die Suche des gewählten Weges. Marc, der Co-Pilot, diktiert mir den
Weg, er macht das souverän. Mehrmals passieren wir die Mautstellen und gegen 20 Uhr
fahren wir beim Verwalter der Ferienwohnung vor. Ich habe zuvor einen Code erhalten und der Hausschlüssel fällt, zu unserer
Erleichterung, aus der Schlüsselbox. Schnell
noch etwas einkaufen und ab zum Haus. Da
stehen wir vor dem „Blechtor“. Von einem
Haus ist nichts zu sehen. Bernhard sagt
ganz enttäuscht zu mir: „Das ist aber nicht
dein Ernst!“ Per Fernsteuerung öffnet sich
das Tor und die Erleichterung wird spürbar.
Hinter Mauern liegt dieses Idyll, ein für diese Region typisches Haus mit Pool, Palmen,
Wiese, Garten, Grill ... Alle sind wir müde,
nach einer bescheidenen Mahlzeit und dem
Beziehen der Betten kehrt bald Ruhe ein.
Sonntagmorgen, es ist bereits heiss (ihr erinnert euch, diese Woche soll auch in der
Schweiz die heisseste werden für den ganzen kommenden Sommer). Einkaufen für
den Tag, Morgenessen unter der Laube,
baden und herumalbern im Pool. Trotz der
Hitze nehmen wir die zwei Kilometer ins
Zentrum unter die Füsse, wir wollen jetzt
die Stadt erkunden. Allgegenwärtig sind die
tollen Jachten, riesig und elegant. Den schönen braungebrannten Besitzern schauen wir
amüsiert zu, wie sie sich präsentieren mit
Cüpli und Snacks. Es erstaunt nicht, dass
in jedem dieser Jachten ein TV-Grossbildschirm flimmert. Es gibt nichts zu tun. Angestellte in Uniform servieren, schruppen
das Deck, richten die Sonnensegel ... und
wir „gaffen“ noch ein bisschen und bleiben
noch so gerne auf dieser Seite der Einstiegsrampe. Wobei - ein kleiner Rundgang durch
eine dieser Luxusjachten wäre ja durchaus
spannend.
Am Pfingstmontag reisen wir ins Hinterland
nach Grasse. Diese mittelalterliche Stadt,
wunderschön am Hang gelegen, ist bekannt
für seine Seifenmanufakturen. Wir schlendern vom Parkplatz all die Gassen hinunter,
wohl wissend, dass es nachher wieder hinauf geht, und löschen in einer Café-Bar unseren Durst und schaffen den Weg nur mühsam unter der gleissenden Sonne zurück.
Danach geht`s mit dem Auto wieder runter
ans Meer nach Antibes und der Küstenstrasse entlang zurück nach Cannes. Da es in
„unserem“ grünen, stillen Anwesen unter
den Schatten spendenden Bäumen doch am
Schönsten ist zu speisen, wollen wir dies bis
zum zweitletzten Abend auch voll ausschöpfen. Die Männer planschen bis zum Nachtessen im Pool. Ist die grosse Hitze mal weg,
gehen wir gemeinsam runter ans Meer, die
Sonne hat ihre rote Glut weit weg im Meer
„versenkt“, warm ist`s alleweil noch.
Die einen geniessen die Ruhe am Morgen
lesend beim ersten Kaffee unter der Laube,
derweil andere diese noch im Bett bevorzugen. Irgendwann wird ausgiebig „zmörgelet“ mit allem drum und dran. Dann geht`s
auf zur Insel Sainte Marguerite. Darauf steht
das Fort Vauban, ein ehemaliges Staatsgefängnis, heute ein Museum, das wollen wir
besuchen. Später wandern wir schwitzend
durch schattigen Eichenwald. Das warme
Lüftchen auf der kurzen Bootsfahrt zurück
trocknet uns wenig und die darauffolgende
stockende Busfahrt zurück in unser Paradies treibt uns den Schweiss aus den Poren,
poahhh. Andy meint unverblümt: „Warum
müssen wir ums Verr... bei dieser S...hitze
Ferien machen ...“ Sind die Gemüter einmal abgekühlt, kehrt bald Stille ein. Wir
lesen, spielen, baden und albern herum bis
weit in den Abend hinein. Dann geht Marc
noch auf Pirsch, er erforscht das Leben der
Geckos, dieser kleinen glasig-grünen Echsen, welche zur Nachtzeit Wände und Decken abwandern auf der Suche nach allem
was kreucht und fleucht.
Den Mittwoch lassen wir „zu Hause“ verstreichen, erfreuen uns des süssen Nichtstuns. Das Baden im Meer lassen wir tagsüber sein, es hat keine Bäume am Strand.
Wer es schafft aufzustehen, geht bereits vor
dem „Zmorge“ runter ans Meer, sonst ist`s
auch nach dem Nachtessen bei goldigem
Abendlicht herrlich. Verbringen wir jedoch
die Zeit in unserem Anwesen, kommt das
Wasser im Pool den ganzen Tag über nie
zur Ruhe.
Marc hat für den zweitletzten Tag noch einen Vorschlag, den wir gerne umsetzen.
Wir fahren der kurvigen Küstenstrasse gen
Westen, in St. Raphael besuchen wir die
mittelalterliche und vor allem kühle Klos-
terkirche und schauen uns das schmucke
Städtchen an. Durchs Hinterland kurven
wir gemächlich zurück durch karge, schöne
Täler mit Eichenwäldern und ausgetrockneten Flüsschen.
Wie jeden Morgen davor, gehen wir auch
am Freitag bereits vor der grossen Hitze
einkaufen. Gemüse, Früchte, Käse und
Brot posten wir in der Markthalle, den Rest
im Supermarkt. Alle besorgen sich noch
ein Feriensouvenir. Reto tut sich schwer
mit der Auswahl, wird dann aber auch
noch fündig. Wieder zurück, bereiten wir
das Morgenessen vor; frisches Baguette,
Käse, Fruchtsalat, Orangensaft, Brot, Butter, Konfitüre, Kaffee, Tee ... Letzte Ansichtskarten werden geschrieben. Marc
düst nochmals mit seinem ferngesteuerten Boot durch den Pool. Bernhard und
Andy ziehen sich zwischendurch zurück ins
Haus. Dort ist es noch angenehm kühl. Am
späten Nachmittag machen wir uns auf in
die Stadt. Heute am letzten Abend wollen
wir doch noch einmal auswärts essen. Wir
finden schnell einen Tisch im Schatten und
werden freundlich bedient. Mit schweren
Bäuchen schlendern wir aus der Stadt, den
weissen Jachten entlang.
Heute Samstag stehen wir alle früh auf, essen, räumen auf und verlassen um 8 Uhr
das Haus. Ein letzter Blick zurück, das
Tor schliesst sich, den Schlüssel deponieren wir wie abgemacht und fahren zügig
Richtung Genf. Wir kommen gut voran,
passieren mehrmals Mautstellen, machen
einmal eine Ess- und WC-Pause und sind
um 14 Uhr am Flughafenbahnhof in Genf.
Im noch leeren Zug richten wir uns ein, zu
tun gibt es nichts mehr. In Gedanken sind
wohl alle von uns noch für Momente im
Süden . .. schön war`s … und heiss war`s …
und erholsam.
WG Freiestrasse
17
Hüte mit den roten Bommeln dran
von Roberto Schmid
I
mmer wieder zieht es uns in den
Schwarzen Walde ... da wo die grosse
Torte herkommt! Das Tannenzäpfle!
Und die lustigen Hüte mit den roten Bommeln dran.
Ostern, zum Feiern und Entspannen reisen
wir nach Himmelreich. Kurz nachdem der
Hochschwarzwald seine Pforten zum Höllental schliesst und öffnet, steht das integrative Embrace-Hotel Hofgut Himmelreich.
Das folgende Interview führte Roberto
Schmid mit den vier Bewohnenden: Frau S,
Frau H, Herr B und Herr Sch.
Na, wie wars diesesmal in den Oster­
ferien?
Herr B.: Wir waren im Himmelreich, da wo
auch Leute mit Behinderung schaffen.
Beim FC Freiburg haben wir mitgefääänt.
Die haben auch gegen Köln 2:0 gewonnen.
Robertos Kollegen waren auch mit dem Zug
von Konstanz hergereist. Der Roman, der
als Kapitän bei der Fähre arbeitet und die
Claudia, die im Casino schafft. Die kenne
ich schon vom letzten Jahr. Die sind cool.
Der Max, der im Hofgut Himmelreich arbeitet, ist auch ein SC Freiburg Fan, da haben
wir diskutiert über die Spieler. Der Bürki,
unser Nati-Torwart und der Mehmedi, auch
von der Nati, spielen ja beim SC Freiburg,
die sind spitze, das haben auch Claudi und
Roman gesagt. Ohne Bürki hätten die Freiburger schon oft verloren.
Wir haben uns gegenseitig Bier spendiert
und die Stadionwurscht verspeist und mitgesungen. Ich habe für meine Freundin eine
grosse Fahne gekauft.
Zum Entspannen waren wir im Schwarzwald Badeparadies in Titisee. Da hat es im
Schwimmbecken eine Bar und lauter Palmen. Da waren sehr viele Leute, es war ja
Sonntag.
Und wie wars denn für dich Frau K.?
Also der eine war immer hässig (Kellner
vom Himmelreich) und der andere (Max)
war ein „herziger Mann“.
Das Essen war fein und billig. Das Bett war
nicht so gut, zu tief, ich habe nicht gut geschlafen. Das Fräulein am Morgen hat viel
Geschirr auf dem Tablett tragen können.
Ich war Baden, da konnte ich auch im Freien schwimmen, und ein Dampfbad und ein
Salzbad habe ich genossen, das war wunderbar.
Ein „herziger Mann“ hat in Freiburg, in der
Stadt, ein Bild für mich gemalt, mit dem
Hirsch vom Hirschsprung im Höllental.
So Frau H. was hast du denn erlebt?
Es ist schön gewesen. Baden und Kino war
schön. Beim Baden war ich in der Dampfsauna und dann im Salzwasser. Im Kino hab
ich Cinderella angeschaut.
Ich finds gut wenn Leute mit Behinderung
im Hotel schaffen, ich könnte das nicht, das
ist zu anstrengend.
Herr Sch. was hältst du von Hotels,
in denen Menschen mit einer Beeinträchtigung schaffen?
Das find ich gut, dort würde ich auch gerne schaffen. Das Besondere ist, das die
Leute einfach anders mit einem umgehen,
viel freundlicher. Die Gäste sind glaub auch
anders. Ich würde auch in andere Embrace
Hotels gehen.
Das Wohnen im Hotel war gut, das Fussballmatch war klasse. Das Wetter war nicht
so toll.
„Als Gast willkommen, als Mensch erwünscht zu sein“ ist der Leitspruch des Hofgut Himmelreich.
Menschen mit Beeinträchtigung schaffen
in sämtlichen Bereichen des Hotels, fast
immer ein Lächeln parat und einen netten
Spruch, der dann folgt, wenn man ins Gespräch kommt.
Die Idee, die Welt nicht nach Gewinner und
Verlierer zu teilen ist der Impulsgeber für
die Embrace Hotels, die mittlerweile auch
in Belgien, Italien und Griechenland aktiv
sind. Dieser Verbund von professionellen
Hotels und Tagungszentren sind barrierefrei im wörtlichen und übertragenen Sinn,
nämlich erlebbar für alle. Und vor allem
gute Arbeitsplätze für Menschen mit einer
Beeinträchtigung.
www.hofgut-himmelreich.de
www.embrace-hotels.de
19
Kritik kommt aber als Besorgnis daher, z.
B. dass hier die Behinderten zum Auslachen vorgeführt werden. Dreiste Gegenfrage: Werden die anderen das nicht auch?
Mit einer Minute und 27 Sekunden ist
er der kürzeste Eurovisions-Song. In den
Wettbüros, die bereits ESC-Tipps anbieten, schossen die vier Finnen gleich unter
die ersten drei Favoritenplätze. Sollten sie
es schaffen, wäre ihr Song der tatsächlich
kürzeste Eurovisions-Song aller Zeiten.
Die vier Musiker von PKN sind Pertti Kurikka (Gitarre), Kari Aalto (Sänger), Sami
Helle (Bass) und Toni Välitalo (Schlagzeug).
Sie lernten sich bei einem Workshop kennen und spielen bereits seit sechs Jahren
zusammen.
INKLUSION EXPLOSION EUROVISION PUNKSYNDROM
von Roberto Schmid
P
ERTTI KURIKAN NIMIPÄIVÄT,
kurz PKN genannt (um unsere
Zungen zu schonen ...), werden für
Finnland am Eurovision Songcontest am
23. Mai 2015 in Wien, ihr Land vertreten.
Punks mit Down-Syndrom.
Drei Musiker haben das Down-Syndrom,
und einer ist Autist.
Als leidenschaftlicher Heavymetal-Gitarrist
und vor allem als ebenso leidenschaftlicher
Mitarbeiter des Verein Chupferhammer
habe ich mich ausserordentlich erfreut an
dieser Band aus Suomi ...
Bei der Vorentscheidung in ihrem Land
setzten sie sich gegen 17 weitere Künstler
durch, und lösten mit 36,2 Prozent aller
Stimmen der TV Zuschauer das Ticket für
das Musikfest in Wien. Finnland, schon
immer für Überraschungen gut, zeigt uns
wiedermal, wie entspannt sie mit dem
Thema Integration, Inklusion umgehen ...
oder ist es dort gar kein Thema? Sondern
Normalität?
Den Namen hat die Band dem Gitarristen
und Frontmann Pertti Kurikka zu verdanken. Er schrieb den ersten Song an seinem
Namenstag, dementsprechend heißt die
Band nun ins Deutsche übersetzt „Pertti
Kurikkas Namenstag“. Mit ihrer ersten Single „Kallioon“ erreichten sie in ihrer Heimat
schnell Kultstatus. Die Single „Ei yhteiskunta yhtä miestä kaipaa“ wurde 2010 auch in
Deutschland veröffentlicht und war sofort
ausverkauft. Zwei weitere Alben folgten im
Jahr 2011.
Die vier Musiker erhoffen sich von ihrem
Auftritt beim ESC, dass sich mehr Menschen über das Down-Syndrom aufklären.
Außerdem wünschen sie sich Unterstützung
für Organisationen, die sich für Menschen
mit einer Beeinträchtigung einsetzen. Prima
Boschafter für uns alle, also.
Ein Film über die Band machte die vier Musiker schlagartig berühmt. In „The Punk
Syndrome“ zeigen die Regisseure Jukka
Kärkkäinen und J-P Passi, wie die Punkrocker ihre Musik als Ventil nutzen. Sie drücken ihre Frustration über alltägliche Dinge
aus. Dazu gehört zum Beispiel das Leben
in einer Wohngruppe oder das Warten auf
Bassist Sami Helle erklärte in einem Interview: „Die Mitglieder unserer Band sind
vier Männer mittleren Alters, die alle geistig
behindert sind“. Selbstbewusst wie dieser
Satz ist ihr Song: „Aina mun pitää“ („Ich
muss immer“), ein Punksong mit lauten Gitarren, mit gröhlendem Gesang, knalligem
Schlagzeug und wummerndem Bass.
Nach Conchita Wurst, der letztjährigen
Gewinnerin, werden dieses Jahr PKN die
Grenzen der Toleranz herausfordern.
Bei einigen haben sie bereits jetzt schon
die Toleranzschwelle überschritten, deren
Facebook: www.facebook.com/thepunksyndrome
einen Kaffee, weil ein Kellner sie wegen ihrer Behinderung nicht bedient. Der Film aus
dem Jahr 2012 wurde unter anderem mit
dem Publikums-Award beim Tampere Film
Festival und dem „Jussi Award“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Die Band spricht für sich, und mir aus dem
Herzen. Lasst uns die Daumen drücken für
ihr Punksyndrom am 23. Mai 2015 in Wien.
This Finnish Punk Band With Learning
Disabilities
der Songtext:
I always have to clean
I always have to do the dishes
I always have to work
I always have to go to the doctor
I am not allowed to go to the computer
I am not allowed to watch television
I am not allowed to see my friends
I always have to be at home
I always have to do chores
I always have to eat well
I always have to drink well
I can’t eat candy, drink soda,
I can’t even drink alcohol
I always have to rest
I always have to sleep
I always have to wake up
I always have to shower
der Song auf Youtube: www.youtube.com/watch?v=PBRVLWlU8kU
LG Sitzberg
21
20 Jahre Leben im Sitzberg
Erfahrungsbericht
von Daniel Gujer
von Julian Nussberger
I
m Jahre 1995 zügelte ich in den Sitzberg ins Haus Steiggüetli ehemals Bärbeli Stiftung.
Thomas war auch schon dabei und noch
zwei Bewohner – ein Leiterpaar hat im
Haus gelebt.
1999 hat der Chupferhammer alles übernommen.
2001 zügeln wir in den restaurierten Röseligarten - der heisst jetzt Lebensgemeinschaft
Sitzberg.
Ich habe viel gemacht. Im Sommer im Garten Steine gesammelt, Abfalltour durch den
Weiler, einkaufen im Volg Wila, Milch holen
beim Bachmann, Kirche öffnen und schliessen, durch den Sitzberg spazieren und mit
Menschen schwätzen und kochen im Haus.
Ab 2004 leben 6 Menschen in der LG.
2005 beginne ich mit der auswertigen Arbeit im Brühlgut. Ich reise jeden Tag vom
Sitzberg nach Winterthur.
2008 werde ich Onkel und 2013 nochmals.
Das Leben im Sitzberg ist schön.
Eine schöne Natur. Bei schönem
Wetter sehen wir viele Berge. An
den Nachbaren habe ich Freude
wenn ich sie treffe.
Die Wirtin im Sternen ist vor ein
paar Jahren gestorben. Denn
Stammtisch am Montagabend
gibt es leider nicht mehr. Auch
sonst sind viele Menschen gestorben, es hat sich verändert.
Im Winter ist der Skilift auch ein
Treffpunkt.
Mein Zimmer in der LG ist schön.
Jetzt nehme ich Abschied vom
Sitzberg nach 20 Jahren zügle ich
nach Winterthur und lebe mit der
LG in der Giesserei in Hegi.
Ich habe den Sitzberg gerne, da
bin ich ein wenig traurig. Und
sonst freue ich mich auf mein
neues Zuhause.
Ich wünsche dem Sitzberg und
Bewohner und Nachbarn viel
Erfolg und sie sollen nicht enttäuscht sein – Ich komme wieder
auf Besuch!
Zivildiensteinsatz vom
2. Juni 2014 – 28. Januar 2015
D
a nicht nur Menschen die mich
kennen diesen Bericht lesen werden, will ich es nicht versäumen
mich kurz vorzustellen.
Ich heiße Julian, bin 21 Jahre, von Beruf
Koch und leiste zurzeit meinen Zivildiensteinsatz. Einen großen Teil dieses Armeeersatzdienstes leiste ich in der Lebensgemeinschaft im Sitzberg, welche zum Verein Chupferhammer gehört. In den acht Monaten, die
ich mit kognitiv und psychisch beeinträchtigten Menschen mitleben durfte, habe ich
viel erlebt und gelernt. Das Zusammenleben,
Zusammenarbeiten und Begleiten dieser
Menschen durch Ihr Leben, hat mir viel Spaß
gemacht.
Jeder „Zivi“ ist verpflichtet, je nach Art des
Einsatzes, spezifische Kurse zu besuchen,
welche ihn auf die zukünftige Arbeit, in meinem Fall das Zusammenarbeiten mit beeinträchtigen Menschen, ideal vorbereiten.
Trotz zweiwöchiger Vorbereitung auf diesen
Einsatz in Schwarzenburg SO, wusste ich
nicht richtig, was auf mich zukam. Als gelernter Koch war die Küche für mich das Vertrauteste, alles andere war neu und fremd. Obwohl ich nur zwei Autominuten vom Sitzberg
entfernt wohne, kannte ich die Menschen die
hier wohnen und leben nur
vom Sehen. Das Zusammenleben mit Ihnen
war anfangs sehr speziell, wie sollte ich mich
gegenüber Ihnen verhalten? Bekanntlich ist
jeder Anfang schwer, wie es halt ist bei
­Neubekanntschaften. Nach etwas Anlaufzeit
und abgelegter Zurückhaltung verstanden
wir uns prima, was meiner Meinung nach
der Grundstein für diesen guten Einsatz war.
Neben Fahrdiensten, Arbeiten im Garten
oder kochen, halt ganz alltäglichen Dingen,
stand parallel dazu immer die Begleitung
der Bewohner im Vordergrund. So bauten
wir zusammen eine Treppe im Garten, verlegten Platten, stellten einen Holzunterstand
her und lackierten alle Fensterläden des
Hauses, welche mein Bruder in seinem ZiviEinsatz vor mir fachmännisch vorbereitete.
Nicht zu vergessen die tolle Lagerwoche, die
ich mit allen Bewohnern im Tessin erleben
durfte.
Leider besteht so ein Einsatz nicht immer
nur aus positiven Erlebnissen, doch auch
die negativen Erfahrungen, welche ich erlebt habe, waren keine schlechten. Natürlich
drängten sich immer wieder Fragen auf,
zum Glück standen mir viele vom Fach ausgebildete ArbeitskollegInnen zur Seite, speziell meine Chefin Gerlinde war für Fragen
immer offen, ein großes Dankeschön an
dieser Stelle.
Nach acht intensiven und lehrreichen Monaten im Sitzberg geht dieser Einsatz dem
Ende entgegen. Den Rest meiner verbleibenden Diensttage werde ich im Heilsarmee-Brocki in Wila absolvieren.
Zum Schluss will ich mich bei meinen ArbeitskollegInnen herzlich bedanken und
wünsche meinem Nachfolger alles Gute für
seinen Einsatz.
Vorankündigung
Klangsonntag im Sitzberg
Eine Veranstaltung der Lebensgemeinschaft Sitzberg / Verein Chupferhammer.
Am 23. August 2015, ab 12.00 Uhr, Start mit Festwirtschaft und Alphornklängen.
Um 13.00 Uhr, ein stimmungsvolles Konzert in der Kirche Sitzberg mit verschiedenen Musikerinnen und Musikern, wie dem Trio „Tanzett Unrue“; „Wiiberchor“,
Ebnat-Kappel; „Stillelauschen“, Sternenberg; „David Mühlethaler“, Wattwil.
Anschliessend eine „Stubete“ im Haus der LG Sitzberg mit Festwirtschaft.
Sei unser Gast, bring Freunde mit! Herzlichen Dank!
Werkstatt im Rosengarten
23
Seitenwechsel - von
Rechten und Pflichten
der Inklusion
von Rosmarie Altenburger, Bereichsleitung
Werkstatt
F
achbegriffe kommen und gehen,
„Inklusion“ ersetzt nicht nur im
Chupferhammer, sondern in vielen
anderen Leitbildern der Fachwelt den Begriff „Normalität“. Das „Dazugehören“ unserer Mitarbeitenden im Werkstatt-Alltag,
aber auch in Bezug auf die Gesellschaft
und das System war und ist uns seit jeher
ein wichtiges Anliegen. Für die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden haben wir stets
ein offenes Ohr, wir suchen mit ihnen gemeinsam nach Möglichkeiten und Lösungen und schaffen Arbeitsplätze, die ihren
Fähigkeiten entsprechen. Rückmeldungen
von Seiten unserer Mitarbeitenden: „Da im
Rosengarten fühle ich mich ernst genommen“, freuen mich immer, erstaunen mich
aber auch, da ich davon ausgehe, dass dies
eigentlich die Norm sein sollte. Natürlich
wissen wir alle, Leitbild und Konzept sollen
nicht nur Paragraphen auf Papier, sondern
gelebt werden. Stolpersteine in der Umsetzung begegnen uns dann, wenn wir unser
Fachwissen im Alltag verlieren, nicht mehr
mit der nötigen Vorsicht und Reflexion
wirken, unsere Arbeit nicht immer wieder
hinterfragen und der aktuellen Gegebenheit
anpassen.
Seitenwechsel: Zugegebenermassen, nicht
ganz freiwillig stand ich Ende 2014 plötzlich auf der anderen Seite der an Inklusion
Interessierten, auf der Seite der Betroffenen. Ein Velounfall hat mich in meinen
selbstbesorgenden Kompetenzen um Jahre
zurückgeworfen. Wegen mehreren Brüchen
an Arm, Hand und Becken war ich quasi
blitzartig ausser Gefecht gesetzt. Auf einmal war es mir nicht mehr möglich, mich
selbst anzuziehen oder mir z.B. selbst etwas zu Trinken einzugiessen. In der Anfangsphase konnte ich nicht mal selbst essen, geschweige denn aufstehen und gehen
ohne Hilfe oder Hilfsmittel. Nach und nach
erlernte ich der Situation angepasste Anwendungstechniken, mit denen ich dann,
teilweise noch etwas unbeholfen aber doch
erfolgreich, dies und jenes aus dem Alltag
wieder bewältigen konnte. In dieser Phase habe ich einiges im Pflege- und Begleitungskontext erlebt, welches mich auch bezüglich Inklusion zum Nachdenken anregte.
Zurück bleibt eine grosse Dankbarkeit für
die erhaltene wertvolle Unterstützung, aber
auch für die Erfahrung, dass von anderen
abhängig sein, unangenehm ist. Und auch
die Erkenntnis vom direkten Zusammenhang, wenn sich die begleitete Person vom
Gegenüber nicht ernst genommen und/
oder gleichwertig behandelt fühlt. Dies
kann sich dann ganz schnell stark auf das
Wohlbefinden und damit auch auf die Gesundheit auswirken.
Bezogen auf die alltägliche Begleitarbeit im
Rosengarten, gibt es da Parallelen zwischen
dem Pflegebereich und unserem Wirken? Natürlich verfügen auch die Pflegeberufe über
Konzepte und Leitbilder. Vergleicht man nun
das Leitbild der Pflege des Kantons St. Gallen mit dem Chupferhammer- Leitbild, lässt
sich eine grosse Ähnlichkeit feststellen (vgl.
Leitbild der Pflege, Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen, 2007).
Wir setzen in unserem Leitbild mit Inklusion
als Begriff ein Zeichen dafür, dass wir betreute Personen als gleichwertig betrachten
und sie als Teil der Gesellschaft sehen. Im
Leitbild der Pflege steht der Grundsatz: „Im
gesellschaftlichen Kontext pflegen“. Dieser
zielt nicht primär auf die Gleichwertigkeit
der Patienten/Patientinnen, sondern eher
auf den Einbezug derer Anliegen in die
Gesellschaft, schafft also genauso die Verbindung zwischen zu pflegenden und der
Gesellschaft.
Die im Chupferhammer-Leitbild angestrebte Vielfalt wird auch im Leitbild der Pflege
als zentraler Punkt aufgeführt. Unter dem
Titel „Menschen als Individuen respektvoll
unterstützen“, wird betont dass; „individuelle Merkmale wie Alter, Geschlecht und
soziokultureller Hintergrund von Pflegefachpersonen in ihr Handeln einbezogen
werden“. Sie nehmen neben physischen
und psychischen auch spirituelle und soziale Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten wahr und suchen Wege, diesen gerecht
zu werden. Es geht also auch darum, Menschen mit ihrer eigenen Lebenswelt so zu
unterstützen, dass ihre Individualität möglichst nicht verletzt wird.
Analog zur Individualität muss natürlich
auch ein hoher Stellenwert des Gegenübers
bei Einbezügen in Entscheidungen gegeben
sein. Während der Chupferhammer diesen
mit dem Begriff der Partizipation auf den
Punkt bringt, schreibt das Leitbild der Pflege von „Partnerschaftlich handeln“, welches genau zum gleichen Ziel führen soll;
Den Mensch mit seinen Wünschen und
Vorstellungen in die Arbeit miteinbeziehen
und keine Fremdbestimmung erzwingen.
Auch den Anspruch der Professionalität finden wir im Leitbild der Pflege als „kompetent pflegen“ wieder. Fachpersonen sollen
sich mittels Bildung und Weiterbildungen
Wissen über ihre Aufgaben aneignen und
damit ihren Patienten kompetent und verantwortungsvoll zur Seite stehen können.
Dies setzt laut Leitbild Fach-, Sozial- und
Handlungskompetenzen aber auch die Dokumentation und Evaluation der Interventionen voraus.
Am wenigsten deckungsgleich erscheinen
auf den ersten Blick der Punkt der Menschenrechte im Chupferhammer-Leitbild
und der Punkt des „Wirksam pflegen“ im
Leitbild der Pflege. Bei genauerem Betrachten lässt sich jedoch auch hier eine
deutliche Parallele erkennen. Während der
Chupferhammer für gleiche Rechte für alle
und damit auch für Menschen mit IV Rente plädiert, schreibt das Leitbild der Pflege
vom Anspruch der Wirksamkeit der Interventionen zum Wohle der Patienten aus
ethischen, rechtlichen und wirtschaftlichen
Gründen. Rechtliche Gründe schliessen natürlich auch, die von der Schweiz anerkannten Menschenrechte mit ein.
Nicht nur in unserem, sondern auch im Arbeitsalltag der Pflegeberufe (und natürlich
hoffentlich auch in allen anderen Berufsfeldern), wird viel darüber nachgedacht, wie
man seinem Gegenüber entgegentreten soll.
Dabei sind sich die beiden Berufsgruppen
der Pflege und der Betreuung nicht nur sehr
ähnlich, sondern sie vermischen sich auch
immer öfters (vor allem im Wohnbereich).
Die Tatsache, dass sich die Leitbilder doch
sehr ähnlich sind, gibt uns die Sicherheit,
dass wir, unter Berücksichtigung unserer
professionellen Grundhaltung, auch in der
täglichen Pflege wertschätzend und inklusiv
arbeiten können.
Wir alle arbeiten mit Individuen und sind daher auch gefordert, unser Handeln immer
wieder kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen, damit wir nicht aus reiner Routine
jemandem bewusst oder unbewusst seine
Selbstbestimmung und Mitsprache verwehren. Wie schnell das passieren kann, ist mir
in meiner Zeit der Abhängigkeit teilweise
äusserst unangenehm bewusst geworden.
Die vielen körperlichen Blessuren und die
damit verbundenen Auswirkungen auf den
Alltag, das „Loslassen und Aushalten“ von
Vielem und sich einfach auf andere verlassen zu müssen, geht nicht spurlos vorbei.
Man fühlt sich deutlich verletzlicher als sonst
und hat umso mehr das Bedürfnis, seine
Entscheidungsfreiheit(en) behalten zu können. Wie schnell kann da eine kommentarlos, schwungvoll um den Hals gebundene
Serviette, ein leeres Glas mit einer geschlossenen Wasserflasche daneben (die nicht selber geöffnet werden kann) oder ein längeres, hilfloses Warten im Rollstuhl, weil das
Abholen vergessen gegangen ist, dazu führen, dass man sich nicht ernst genommen
oder nicht gut versorgt fühlt. Eine schroffe
Antwort von Seiten Pflegepersonal kann
dazu führen, dass die betroffene Person sich
das nächste Mal nicht mehr getraut zu fragen und lieber still auf dem Rollstuhl sitzen
bleibt, auch wenn sich dadurch die Schmerzen verstärken, nur damit niemand um Hilfe
gebeten wer¬den muss.
Natürlich sind wir alle einfach „nur“ Menschen, mit Stärken und Schwächen. Auch
schleichen sich in der Hektik des Alltags immer wieder Dinge ein, welche fürs Gegenüber ungünstig, aber in keiner Art und Weise
bös gemeint sind. Dies führt mich zu einem
– in Bezug auf Inklusion - ganz wichtigen
Punkt. Ein gutes Zusammenwirken, Inklusion im Speziellen, kann nicht funktionieren,
wenn die ganze Verantwortung dafür nur
beim Fachpersonal liegt. Es ist ganz wichtig, dass die Menschen, die Unterstützung/
Hilfe in Anspruch nehmen, selber auch für
ihre Rechte (und Pflichten) einstehen und
sich bei Ungerechtigkeiten oder Missständen zur Wehr setzen. Mir persönlich hat dieses, nicht nur Kraft kostende sondern eben
auch wieder Kraft gebende Engagement in
meiner Zeit der extremen Bedürftigkeit sehr
viel gebracht. Ich habe mehrheitlich positive
und dankbare Reaktionen auf meine „Einwände“ erhalten und damit dazu beitragen
können, dass Abläufe kritisch angesehen
worden sind, umgesetzte Veränderungen
gute Inputs ins Pflegeteam brachten und der
Umgang untereinander sich positiv verändert hat.
Wichtigste Erkenntnis daraus: Inklusion und
alle anderen Punkt der Leitbilder des Chupferhammers (der Pflege und allen anderen
Bereichen) sind nur dann umzusetzen, wenn
Professionelle und Betroffene sich gleichermassen damit befassen und diesem Ziel
auch immer wieder ihre eigene Stimme geben - keine Rechte ohne Pflichten.
Werkstatt im Rosengarten / Abteilung Polywerkstatt
25
Der Weg der kleinen
Schritte
von René Frischknecht Abteilungsleiter
Polywerkstatt
I
mmer schneller, aber qualitätsbewusster. Leisten und Unzähliges in kurzer
Zeit erledigen. Wohin führt das?
Nun, so glaube ich, zu einer Überforderung.
Wir spüren uns nicht mehr, wissen nicht,
welche Prioritäten wir setzen sollen, können
uns nicht mehr strukturieren und haben keinen Halt mehr. Alles Fähigkeiten, die wir für
die Bewältigung unseres Leben brauchen,
nutzen und im gesunden Zustand aus unseren Hirnlappen abrufen können.
Was ist, wenn diese Fähigkeiten verkümmert, überstrapaziert, verborgen oder nicht
entwickelt sind?
Dann braucht es Begleitung im Alltag mit
Verständnis, Einfühlungsvermögen und angemessenes Einfordern.
Vor allem braucht es Rahmenbedingungen,
die Sicherheit bieten und erfahren lassen,
so wie ich bin werde ich angenommen und
wenn ich mit Einschränkungen oder Hindernissen konfrontiert werde, bekomme ich
die Unterstützung, die ich brauche.
Ich lerne meine verkümmerten Fähigkeiten
wieder zu nutzen und kann sie in den Alltag
einbringen. Jeder Mensch will einbezogen
werden, Aufgaben haben, in denen er etwas
zu einem Gelingenden beitragen kann. Diese Aufgabenstellung sind Themen in der Begleitarbeit im Werkstattalltag. Wir unterstützen die Mitarbeitenden darin, einen Beitrag
zu einem guten Wirken einbringen zu können. Dabei nehmen wir sie so, wie sie sind
und unterstützten die Mitarbeitenden darin,
ihr eigenes Wirken zu erfahren und sich zu
spüren, sich als wertvollen Menschen kennen zu lernen.
Das Ziel ist, den Menschen mit ihren sozialen, personellen oder geistigen Erschwernissen mit dem Arbeitsalltag einen Inhalt und
einen Sinn zu geben.
Wichtig in der Begleitarbeit ist, immer den
Weg der kleinen Schritte im Blick zu haben.
Dies möchte ich anhand eines Beispiels erklären: Ein kleines Kind nimmt auf dem Treppenweg in den oberen Stock auch behutsam
einen Schritt nach dem anderen. Es geht
sorgfältig die Treppe hoch, ruht sich aus,
dreht sich um und schaut zurück, welchen
Weg es bereits geschafft hat. Dies gibt ihm
Bestärkung, es spürt und sieht, was es kann.
Sorgfalt und Behutsamkeit sind wichtige
Grundsätze für uns und unser Leben. Wir
gehen behutsam vorwärts und achten sorgfältig auf das, was wir erreicht oder getan
haben. Immer mit der nötigen Erholung und
Entspannung.
Den Bericht runde ich ganz in diesem Sinne
mit einem Gedicht ab:
Die Kunst der kleinen Schritte
Antoine de Saint-Exupéry
Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr,
sondern um die Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Mach mich sicher in der rechten Zeiteinteilung.
Schenk’ mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist.
Schenk’ mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Erinn’re mich daran,
dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.
Schick’ mir im rechten Augenblick jemanden,
der den Mut hat,
die Wahrheit in Liebe zu sagen.
Du weißt,
wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.
Gib dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten
und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Phantasie,
im rechten Augenblick ein Päckchen Güte
mit oder ohne Worte an der richtigen Stelle abzugeben.
Bewahre mich vor der Angst,
Ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht,
was ich mir wünsche,
sondern das,
was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte
Betriebsausflug 2014
von Matthias Schläpfer
A
m Freitag, 19. September 2014
ging es endlich los.
Um 8.00 Uhr versammelten
wir uns in Ebnat-Kappel und bestiegen
den komfortablen Reisecar. Nach einem
Zwischenhalt in Wattwil waren nun sämtliche Teilnehmer an „Bord“ Richtung Zentralschweiz.
Das Wetter war am Morgen noch bewölkt
und für die Jahreszeit relativ frisch, aber
zumindest trocken. Nach einem „Znüni“Halt in Uznach gab es von den Betreuern
frischen Kaffee und feine Buttergipfel.
Bei Ankunft vor den Toren des Verkehrshauses in Luzern haben sich die Wolken
bereits etwas verzogen und die Temperatur
war wieder am Steigen.
Nachdem nun die gesamte Truppe sowie
auch das Betreuerteam vollzählig waren
(und auch diejenigen, die verschlafen hatten, anwesend waren), stand einem interessanten und abwechslungsreichen Tag
nichts mehr im Wege!
Das Verkehrshaus der Schweiz ist das vielseitigste Verkehrs-Museum in Europa und
eines der am meisten besuchten Ausstellungen in der Schweiz. Ein Eldorado für
alle Interessenten von Autos, Lokomotiven, Flugzeugen und Schiffen.
Interessant und abwechslungsreich konnten wir die Entwicklung des Verkehrs und
der Mobilität erkunden; gestern, heute und
morgen – auf der Strasse, der Schiene und
dem Wasser, aber auch in der Luft und im
Weltall.
Eindrücklich sind die technischen Errungenschaften, welche die Mobilität ermöglichen und aus unserem Leben nicht mehr
wegzudenken sind. Die geistige Beweglichkeit von Tüftlern, Erfindern und Entdeckern erst machte die Menschen so mobil,
wie sie es heute sind. Die faszinierende Geschichte des Verkehrs und seiner Vehikel
sowie deren gesellschaftspolitische Auswirkungen auf unsere Kultur sind die Kernthemen des Museums im Verkehrshaus.
Mehr als 3000 Objekte auf über 20'000
Meter Ausstellungsfläche sind Zeugen einer
im wahrsten Sinne des Wortes bewegten
Geschichte oder weisen auf zukünftige Herausforderungen in Sachen Verkehr und
Mobilität hin.
Sehr eindrucksvoll war insbesondere die
Sonderausstellung von „Alinghi“, mit dem
originalen Siegerboot des America‘s Cup
2007. Die Jacht ist 25 Meter lang und
3,4 Meter breit. Augenfällig ist der 36
Meter hohe Masten. Betreten konnten wir
die Hauptattraktion zwar nicht, aber dank
zwei Galerien eines riesigen Gerüsts waren
die Impressionen für schwindelfreie Besucher doch recht eindrucksvoll, inklusive die
Aussicht über den Vierwaldstättersee und
die Stadt Luzern.
Die Mittagsverpflegung konnte im grosszügigen Selbstbedingungsrestaurant auf dem
Campus des Verkehrshauses eingenommen werden. Danach war noch etwas Zeit
zur freien Verfügung um noch mehr zu entdecken oder das Essen zu verdauen. Um
15.00 Uhr stand nun bereits die Rückfahrt
mit Zwischenhalt am Ägerisee an.
Das Restaurant Moorgarten ist fantastisch
gelegen, direkt Seeufer. Doch leider sind
nun dunkle Wolken aufgezogen und Regen
hat eingesetzt. Trotzdem hat der „Zvieri“
mit Kaffee und Kuchen ausgezeichnet geschmeckt.
Nun ging es direkt wieder zurück ins Toggenburg nach Wattwil resp. Ebnat-Kappel,
wo ein eindrücklicher, gut organisierter
und wunderschöner Betriebsausflug viel zu
schnell geendet hat.
27
Ausflug 2014 – Reisebericht – Abteilung Montage / Mechanik
von Manuel Niederöst / Ueli Raschle
A
Ausflug 2014 – Reisebericht – Abteilung Verpackung / Versand
von Erika Müller / Sonja Haller
D
er Abteilungsausflug vom 16. Juni
2014 fing bereits mit einer Überraschung an. Als wir im Rosengarten angekommen sind, gab es bereits Kaffee
mit Gipfeli. Danach sind wir gut gelaunt in
den Bus gestiegen und Richtung Alt St. Johann losgefahren.
Gespannt spazierten wir zur Klangschmiede, wo uns ein Musiker die Funktion eines
Wassermühlrads erklärte.
Anschliessend sind wir herzlich vom Klangschmied begrüsst worden. Er richtete an
uns ein paar Worte zu seinem interessanten
Beruf. Nebst Informationen zum Schmieden von Schellen, zeigte er uns die verschiedenen Schalen mit ihren individuellen
Tonarten. Ausserdem lernten wir auch die
Schwingungsformen kennen, die Klänge sowohl in Sand als auch in Wasser erzeugen
können. Ebenfalls interessant ist die Unterscheidung zwischen sogenannten Rollen
für Silversterkläuse und Glocken für den Alpaufzug. Zum Schluss haben wir auch das
Talerschwingen ausprobiert und in einer improvisierten Klang-Session mit verschiedenen Instrumenten den Rhythmus zu einem
Musikstück begleitet.
Im Restaurant Gemsli in Teufen gab es einen feinen Fitnessteller zum Mittagessen.
Danach ging die Ausfahrt weiter und wir
besuchten den Heilkräuter-Garten des Naturheilkunden-Pioniers Albert Vogel. Der
Heilkräuter-Schaugarten umfasst rund 120
verschiedene Heil- und Küchenkräuter.
Auch alte Obstsorten wachsen im Erlebnisgarten auf rund 1000 Metern ü. M. – umgeben vom herrlichen Panorama des Alpsteins und eingebettet in die sanften grünen
Hügel des Appenzellerlandes. Rund herum
blühten die Blumen, Gräser und Pflanzen;
es duftete ausgezeichnet. Auch haben wir
Wissenswertes über die Naturheilkunde
sowie deren Herstellungsprozess, u. a. das
Stanzen von Tabletten, erfahren. Die hauseigene Drogerie bietet darüber hinaus einen
umfassenden Einblick in das vielfältige Produktesortiment.
m Donnerstag, 23. Oktober 2014
versammelten wir uns im Rosengarten zum gemütlichen Znüni.
Mit einem Personenbus der Firma Hermann ging es nach Wattwil für eine Betriebsbesichtigung bei der Firma Högg Produktionstechnik AG, die bekannt ist u.a. für
die Herstellung von Rollstuhl-Liften.
Vor den Toren des neu erstellten Bearbeitungszentrums in Wattwil wurden wir vom
Geschäftsführer Ivo Högg freundlich empfangen.
Unter fachkundiger Führung wurde uns eindrücklich die verschiedenen ProduktionsSchritte sowie die Herstellung von Präzisionsteilen erklärt.
Die Firma hat sich zu einem europaweit
tätigen, spezialisierten Anbieter von anspruchsvoller mechanischer Fertigung, inklusive Engineering und Systemverantwortung entwickelt.
Für die Kunden werden Prototypen, Einzelund Serienteile sowie komplette Systemkomponenten gefertigt. Ausserdem wird
ein effizientes Produkt-Engineering betrieben, damit innovative Lösungen in Form
von kostengünstigen Konstruktionen und
Herstellverfahren sichergestellt werden.
Ebenfalls seien stete Innovationskraft, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit wich-
tige Grundwerte des Unternehmens. Den
familiären Bezug zur MetallverarbeitungsBranche und der Unternehmensentwicklung erklärt Herr Högg mit der Tätigkeit
seines Grossvaters; er betrieb bereits eine
Schmiede im Toggenburg.
Augenfällig und vorbildlich für uns war die
Betriebsorganisation, Produktionsprozesse, kombiniert mit modernster Bearbeitungstechnik. Weiter sind die ausgeprägte
Disziplin, Ordnung und Sauberkeit des Betriebs bemerkenswert.
Dank einer „Null-Fehler-Mentalität“ bei
sämtlichen Dienstleistungen kann die Wirtschaftlichkeit und die Steigerung der Unternehmensleistung sichergestellt werden.
Weiter erklärte uns der Geschäftsleiter
Högg, dass eine laufend Verbesserung der
Prozesse notwendig sei, um die Effizienz
und Kundenzufriedenheit stetig zu verbessern. Somit können sogar Kleinserien nach
individuellen Bedürfnissen der Kunden hergestellt werden..
Um 11.15 Uhr stand dann die Weiterfahrt
Richtung Wil, resp. Rossrüti an, um im Restaurant Valentino das Mittagessen einzunehmen.
Ob Grilladen oder Pizza – es hat ausgezeichnet geschmeckt und auch das Ambiente war hervorragend.
Frisch gestärkt ging es danach zu Fuss Richtung Hofberg bzw. auf den Wiler Stadtberg
mit seinem einzigartigen Aussichtsturm.
Die Aussichtsplattform des 38 Meter hohen
Turms ist über 189 Treppen erreichbar. Der
Kern des Turmes besteht aus einer doppelten Wendeltreppe mit zwei voneinander
unabhängigen Treppenläufen. Ausserdem
wurde für die Konstruktion ausschliesslich
Holz aus den umliegenden Wäldern verwendet.
Ob es an der Höhe oder den vielen Stufen lag? Jedenfalls wagten nur gerade ein
halbes Dutzend die Aus- und Rundsicht zu
geniessen.
Auf dem Rückweg haben wir einen Zwischenhalt im Restaurant Berghof zum „Zvieri“ eingelegt.
Das Bergrestaurant liegt an idyllischer
Hanglage, im Weiler Aewil zwischen Ganterschwil und Oberhelfenschwil.
Mit einmaliger Aussicht auf den Talboden
des Toggenburgs, gab es frischen Kaffee,
Glace oder feine Kuchen.
Um 17.00 Uhr waren wir wieder zurück im
Rosengarten. Der diesjährige Abteilungsausflug war sehr interessant und abwechslungsreich.
29
Inklusion
von Astrid Altenburger Sozialpädagogin in
Ausbildung
„Im Sinne der Inklusion stellen wir fest, dass
alle Menschen unterschiedlich sind und in
dieser Unterschiedlichkeit angenommen
werden. Wir vermeiden Kategorien insbesondere diskriminierende Behinderungskategorien.“ aus dem Chupferhammer-Leitbild, 2014.
Der Begriff
Den Begriff der Inklusion/Dazugehören
haben wir bewusst als Thema für den Begegnungstreff 2014 gewählt, uns Gedanken
dazu gemacht und es sind auch Fragen dazu
aufgetaucht. Zum Grundbegriff der Inklu­
sion haben wir festgestellt, dass Inclusio im
lateinischen Einschluss, Einbezug und/oder
Zugehörigkeit bedeutet. Es geht also um die
Zugehörigkeit einer Person in Bezug auf
die Gesellschaft und das System. Entgegen
dem Grundge¬danken einer Integration, bei
welcher ein Individuum in eine bestehende
Gesellschaft mit Werten und Normen inte­
griert werden kann und auch integriert werden soll, befasst sich die Inklusion mit einer
ganz anderen Grundhaltung. Sie betrachtet
alle Menschen als gleichwertig. Das „an-
ders sein“ wird „normal“ und „normal“ ist
die Vielfalt. Keine Person wird also mehr
dazu gedrängt, sich an
unerreichbare ges e l l s c h a f t l i c he
Normen anzupassen, sondern
die Gesellschaft
schafft Strukturen, in denen alle
sich einbringen und auf ihre persönliche
Art wertvolle Leistungen erbringen können.
Gedanken zur Inklusion
Schon Aristoteles hat erkannt, dass das
Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile ist. Nehmen wir zur Veranschaulichung dieser Erkenntnis einmal Steine, z.B.
in einem Bachbett, welche zufällig angeordnet irgendwie da liegen, quasi jeder für sich
alleine.
Mit den gleichen Teilen, lässt sich jedoch
auch etwas „Ganzes“ schaffen wie z.B. einen Steinbogen (auf die Pfeile komme ich
später zurück).
Jedes Einzelteil hat nun eine wichtige Aufgabe für die Stabilität des „Ganzen“, und
der Verlust jedes Steines hat zur Folge,
dass das „Ganze“ in sich zusammenfällt, es
kann nicht mehr in gleicher Art und Weise
existieren. Betrachten wir nun den Gedanken der Inklusion noch einmal unter diesem
Aspekt: Jedes Individuum, unabhängig von
seinen Fähigkeiten, seiner Herkunft oder
seinen Eigenschaften, trägt etwas Wertvolles zur Gesellschaft bei und ohne dieses Individuum wäre sie nicht mehr dieselbe. Insofern ist jedes Individuum gleichwertig und
wichtig für die Gesellschaft, seine Teilhabe
wird nicht mehr lediglich toleriert, sondern
sie ist das Recht eines jeden Menschen und
wichtig für das Ganze.
Nun, wenn in unserer Gesellschaft tatsächlich ein Umdenken stattfindet und Inklusion
erreicht wird, müssen wir uns dann nicht
auch die Frage stellen, ob es in diesem Fall
noch Sinn macht, dass Institutionen wie der
Chupferhammer weiterhin existieren? Verliert unsere Arbeit mit der Inklusion nicht
ihre Legitimation und wird überflüssig?
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn
Betreuungspersonal künftig nicht mehr gebraucht werden würde, so hat doch bereits
Herman Nohl (deutscher Pädagoge und
Philosoph) anfangs des 20. Jahrhunderts in
einem seiner Werke festgehalten, dass sozialpädagogische Angebote dem „Ziel sich
selbst überflüssig zu machen“ unterliegen.
Ein schöner Gedanke, jedoch sicherlich
auch etwas utopisch. Inklusion bedeutet
nicht, dass unsere Arbeit sich quasi selbst
erledigt, sie verändert jedoch die Grundhaltung der Gesellschaft gegenüber Menschen,
die anders sind und ermöglicht damit ganz
neue Formen.
Inklusion umsetzen
Es geht also um Teilhabe und deren Ermöglichung. Die Gesellschaft schafft oder vernichtet Barrieren unterschiedlichster Art und
Weise. Eine Barriere kann z.B. die Sprache
sein. Der Chupferhammer setzt auch hier
ein Zeichen, indem er das Leitbild in die
sogenannte leichte Sprache übersetzt hat
und sich ganz klar von „diskriminierenden
Behinderungskategorien“ distanziert. In Zürich gibt es einen Verein von SelbstvertreterInnen, die sich unter anderem auch gegen
diese Begrifflichkeiten wehren. Sie möchten
nicht als „geistig behindert“ bezeichnet werden und haben an einem Symposium bereits
2008 den Begriff der „anders Begabten“ für
sich ausgesucht. Doch geht es hier wirklich
um Begrifflichkeiten? Jeder Begriff kann mit
negativen Eigenschaften verbunden werden
und damit stigmatisierend und diskriminierend werden. Als nachhaltiger Lösungsansatz für Inklusion in die Gesellschaft bietet
sich daher wohl kaum die Einführung eines
neuen und damit wertfreien Begriffs an.
Hier stellt sich zudem die unausweichliche
Frage, ob uns diese nicht irgendwann ausgehen werden. Viel wichtiger erscheint also
die Haltung hinter den Begrifflichkeiten. Sie
aufzudecken, offen zu legen und im Bedarfsfall zu verändern ist die Grundbedingung für
eine gelingende Inklusion. Ernst Klee (deutscher Historiker, Journalist und Sozialarbeiter) stellte bereits im letzten Jahrhundert
fest: „Wir haben den scheinbar Nichtbehinderten klarzumachen, dass ihre Unfähigkeit,
Behinderte als Gleiche zu begreifen, ihre eigene Behinderung ist.“.
Die Umsetzung der Inklusion kann also
nicht von einer Gruppe in der Gesellschaft
oder einer Institution alleine umgesetzt werden. Sie kann nur über einen langjährigen
Prozess, aus welchem eine Veränderung
der Werte- und Normvorstellungen der Gesellschaft resultiert und der im Idealfall dazu
führt, dass die Gleichwertigkeit vom „anders sein“ nicht mehr betont werden muss,
erreicht werden. Wir vom Chupferhammer
können und wollen mit unseren Bemühungen inklusiv zu arbeiten diesen Prozess begünstigen und setzten mit dem veränderten
Leitbild weitere Zeichen.
Inklusive Ansätze lassen sich jedoch auch
anderweitig bereits heute in der Gesellschaft
finden. Ein schönes Beispiel hierfür findet
sich in Deutschland, wo blinde Frauen als
MTU, sogenannt medizinische Tastuntersucherinnen, bei der Früherkennung von
Brustkrebs helfen. Dank ihres fein ausgeprägten Tastsinnes sollen sie bereits Tumore ertasten können, welche nur wenige Millimeter gross sind. Der Begründer der Idee
Dr. Frank Hoffmann ist überzeugt davon,
dass so für diese Frauen eine echte Chance
geschaffen wird, von ihrem Handicap profitieren zu können und einen für die Gesellschaft wichtigen Beitrag leisten zu können.
Obschon der Nutzen und die Effizienz dieser MTU’s nicht nur auf positives Feedback
stösst und die medizinischen Erfolge noch
zu belegen sind, ist dies sicher ein anschauliches Beispiel für den Inklusionsgedanken.
Die Frauen werden nicht angestellt, weil sie
blind sind und damit in die Gesellschaft integriert werden können, sie werden angestellt,
weil sie (dank dem Handicap des Blindseins)
über eine besondere Fähigkeit verfügen.
Inklusion im Werkstatt-Alltag
Den Grundgedanken der Inklusion leben wir
in der Werkstatt schon seit einem Bericht
von 1993. Wir quetschen unsere Mitarbeitenden nicht in feste Strukturen, sondern
unser Bestreben ist, die Werkstattstrukturen
flexibel zu gestalten, damit wir ganz unterschiedlichen Individuen die Möglichkeit anbieten können, bei uns ihre speziellen Fähigkeiten tagtäglich unter Beweis zu stellen.
Wir sind uns aber auch bewusst, dass vollumfängliche Inklusion in die Gesellschaft für
Menschen, welche auf stützende Strukturen angewiesen sind, einer Überforderung
gleich kommen und damit wiederum zum
Ausschluss aus der Gesellschaft, der
Exklusion führen kann. Unsere
Mitarbeitenden sind froh um
Strukturen, Rahmenbedingungen und Sicherheiten, welche sie in der
Werkstatt durch das
Betreuungspersonal erhalten. In
diesem Sinne
sind wir auch
mit dem Gedanken der In-
klusion nach wie vor überzeugt, dass unsere
Begleitarbeit wichtig bleibt und betrachten
dies nicht als Widerspruch. Erinnern wir uns
an den Steinbogen. Gewisse Steine würden
von alleine aus der „Form springen“, weil
sie dem Druck aufgrund der eigenen Beschaffenheit nicht standhalten würden. Sei
dies nun ihre Oberfläche (zu glatt, zu rau,…)
oder aufgrund ihrer Form, ihrer Grösse etc.
Bei solchen Steinen kann mittels wenigen
zusätzlich stabilisierenden Massnahmen
nachgeholfen werden, quasi im System zu
bleiben und ihren Beitrag weiterhin leisten
zu können. Bei unseren Steinbögen für den
Begegnungstreff im November 2014 haben
wir hier mit einem speziellen Klebstoff etwas
nachgeholfen. Wir Betreuende fungieren genau als ein solches „Bindemittel“ zwischen
der Gesellschaft und unseren Mitarbeitenden und unterstützten sie darin, dazu zu gehören. Dabei kommt es, wie oben bereits
erwähnt, weniger auf die von uns benutzten
Begrifflichkeiten, als auf unsere Haltung(en)
gegenüber den Menschen selbst und ihren
Leistungen/Fähigkeiten an.
Werkstatt im Rosengarten / Abteilung Holzwerkstatt
31
„Neue Personen und alte Zitate“
von Ruedi Bachmann,
Abteilungsleiter Holzwerkstatt
I
n den Beiträgen der Holzwerkstatt berichten Personen, die noch nicht so
lange in unserer Werkstatt arbeiten.
„Aller Anfang ist schwer“, wird ja oft gesagt. Dabei ist unser Anliegen, dass Personen, die bei uns beginnen, sich möglichst
niederschwellig einarbeiten und einleben
können. Die fachliche Einarbeitung hängt
mit der Ausbildung von vielen verschiedenen technisch- und handwerklichen Fer-
tigkeiten zusammen. Neben der persönlichen Befähigung des Einzelnen ist auch
der bereits vorhandene Erfahrungsschatz
massgebend. Interessanterweise können
viele Personen auf einzelne Erfahrungen
in der Holzbearbeitung aus Schule oder
privater Tätigkeit zurückgreifen. Niederschwellig bei uns die Arbeit beginnen können bedeutet, neben geeigneter fachlicher
Einarbeitung, sich in persönlichen sozialen
Belangen bald heimisch fühlen zu können.
Letztlich gehört zum Anfang, nach einer
ersten Begeisterung, auch eine zähe Durstphase, bei der es dann auch etwas durch
zu beissen gilt. Schliesslich heisst es ja: „Es
ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Was uns in der Holzwerkstatt trotz
zäher Einarbeitung zum Glück bleibt: „Holz
isch heimelig!“.
Meine paar Zeilen über
den Rosengarten:
Mein Anfang im
Rosengarten Bereich
Holzwerkstatt.
von Sonja Capone
von Urs Hofstetter
A
ls ich in die Holzwerkstatt Rosengarten kam, war für mich natürlich alles sehr neu und vor allem
aufregend. Naja, ich hoffte dass ich mich
sehr schnell einlebte und so kam es dann
auch. Mir gefiel die Arbeit und nach etwa
ein paar Monaten schätzte ich auch die
Herausforderung. Mein Eindruck war sehr
positiv. Wenn ich Hilfe brauchte, und nicht
genau etwas erkannte, kommt das Personal
sehr nett auf dich zu, und das gefällt mir,
und macht die Sache einfacher. Ich arbeite jetzt schon seit dem 2. Oktober 2014 in
der Holzwerkstatt und lasse mich jeden Tag
neu überraschen. „Denn wie sagt man so
schön? Mann lernt nie aus.“
Ach ja um nicht zu vergessen, diese beiden
Hunde auf diesen Fotos heissen Spike und
Bärli meine Lieblinge wenn ich das so nennen darf. Sie sind mein ganzer Stolz und
in der Werkstatt läuft immer etwas um die
beiden herum.
Soviel zum Thema Rosengarten, und danke
Allen für die freundliche Unterstützung.
N
ach einer mehrjährigen Pause
fing ich im Rosengarten an in der
Holzwerkstatt zu schnuppern.
Die Umstellung von meinem unregelmäßigen Alltag fiel mir anfangs leicht, weil ich
mich freute etwas Neues zu wagen.
Doch nach ca. vier Wochen merkte ich wie
schwierig es sein kann, leichteste Arbeiten
auszuführen.
Das Umfeld erlebte ich sehr freundschaftlich
und die Mitarbeiter nahmen mich problemlos auf.
Mittlerweile freue ich mich jeden Morgen
auf neue Herausforderungen. Um nicht allzu unter Druck zu geraten arbeite ich zurzeit
ca. 60 Prozent.
Vielfach erlebe ich natürlich schon noch
Wiederstände in mir, aber die fachliche Betreuung erlebe ich auch sehr unterstützend.
Ausflug zum Flöten-Bau
von Remo Bosshard
N
ach sammeln der Ideen haben wir
entschieden in die Flöten Fabrik
einen Ausflug zu machen.
Ich steige um 8.00 Uhr in Ebnat-Kappel ein
und die anderen auch. Wir fahren nach Wattwil der Rest holen. Wir haben in Kaltbrunn
eine Kaffee und Gipfeli Pause gemacht. Danach sind wir weiter gefahren, wir hatten
Spass bei der Fahrt! Nach eine Stunde Fahrt
sind wir bei der Flöten Fabrik angekommen.
Wir hatten eine kleine Ausführung über die
Geschichte des Flöten-Baus. Es war sehr
interessant. Nachdem haben wir ein Rundgang gemacht. Sie haben uns die verschieden Maschinen gezeigt. Wir dürften mal
ausprobieren ein paar Löcher in die Flöten
bohren. Später konnten wir verschiedene
edle Hölzer mitnehmen. Die ganze Gruppe
war Glücklich. Nach der Besichtigung sind
wir zum Restaurant Frohe Aussicht essen
gegangen. Das Menu hat allen sehr gut geschmeckt. Es war ein schöner Tag.
Ein Danke an Holzwerkstatt Rosengarten.
33
Von Paris nach Ebnat-Kappel in die Werkstatt im Rosengarten
Kalimbabau
von Manuel Niederöst/ Frank Länzlinger
Ich bewarb mich beim Verein Chupferhammer für die Lehrstelle als Fachmann Betreuung.
Mir ist die offene Art und die positive Atmosphäre in der Werkstatt sofort aufgefallen
und hat mir sehr gefallen. Ich fühlte mich
schon beim ersten Kontakt mit den Mitarbeitenden und dem Team wohl. Ich wurde
sofort akzeptiert und konnte mich selber
sein. Ich fand es schön, die verschiedenen
Persönlichkeiten kennen zu lernen. Die Gespräche mit den Mitarbeitenden fielen mir
leicht. Mir gefällt die einfache und klare
Kommunikation.
von Stephano Salandra
A
m 21. November 1974 bin ich in
Paris geboren und wuchs dort auf.
Nach der Schulausbildung reiste
ich, nach einem Aufenthalt in Mailand, nach
Graz und absolvierte dort die Ausbildung als
Sportartikelverkäufer. Im Jahr 2002 zog
ich mit Freunden nach St. Gallen. In der
Schweiz habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt. Nach einer Weltreise zogen ich und
meine Freundin zwei Jahre nach Südwestfrankreich, wo wir heirateten. Zurück in
der Schweiz kam am 22. April 2013 unser
Sohn Lion zur Welt. Nun war es der richtig
Zeitpunkt für mich, mir meinen beruflichen
Wunsch zur erfüllen.
Zuerst war ich mit Remo. Wir bekamen
den Auftrag, Hundespiele zu verleimen. Die
Handarbeit mit dem Holz gefiel mir sehr
und war mir vertraut. Ich liess Remo bewusst die Arbeit erklären, damit er mir seine
Kenntnisse weiter geben konnte. Ich hatte
den Eindruck, dass Remo stolz war, mir die
einzelnen Arbeitsschritte vorzuzeigen. Wir
arbeiteten gut zusammen. Ich hatte den
Eindruck, dass er schnell abgelenkt war. Ich
habe immer wieder versucht, ihn zur Arbeit
zurück zu bringen. Er hat mit Erfolg mitgemacht und konnte sich schnell wieder auf
die Arbeit konzentrieren.
Das Mittagsessen war ein Erlebnis. Ich ging
spontan mit den Mitarbeitenden in die Kantine essen. Ich fragte sie, ob ich mich zu
ihnen setzen darf, was sie sofort bejahten.
Antonio, den ich noch nicht kannte, sass
neben mir. Er wirkte verschlossen, schüchtern und schwieg. Während dem Essen gab
ich Gabi die Salatschüssel und sie bedankte
sich mit: „Merci beaucoup!“ Ich antwortete:
„De rien!“. Antonio blühte sofort auf und
fragte mich mit grossen Augen: „Tu parles
français?“. Dann begannen wir mit Freude
auf Französisch ein paar Wörter auszutauschen.
Gabi schlug vor, nach dem Essen zusammen
einen Spaziergang zu machen. Plötzlich waren alle weg und jeder ging einen anderen
Weg. Ich ging mit Corsin. Wir trafen die
anderen unterwegs immer wieder. Es war
für mich eine lustige Situation und ich liess
mich gerne darauf ein.
Dann arbeitete ich mit Janine. Ich fand
es spannend, dass sie sich noch an mich
erinnern konnte, als ich zum Vorstellungsgespräch schon einmal in der Werkstatt
war. Das hat mich sehr berührt. Ich spürte
am Anfang, dass sie etwas Abstand zu mir
brauchte. Ich akzeptierte dies und arbeitete
alleine weiter. Sie sass einfach an meiner
Seite. Ich hatte mit ihr immer wieder Blickkontakt ohne etwas zu sagen. Plötzlich kam
sie auf mich zu und arbeitete mit.
Ich hatte während der Arbeit immer wieder
Austausch mit den anderen Mitarbeitenden.
Ich schätzte ihre offene Art und ihr Vertrauen sehr.
Ich bin seit August 2014 als FABE in Ausbildung und es macht mir sehr viel Freude
und Spass!
Ich finde es sehr spannend und interessant
die Menschen individuell zu begleiten und
ihre Selbstständigkeit zu fördern. Als Betreuer ist es mir wichtig, dass sie sich wohl
und sicher fühlen.
E
in Kalimba ist ein afrikanisches
Fingerklavier. Wir, (Frank und Manuel) haben uns im letzten Jahr
das Ziel gesteckt, gemeinsam ein Kalimba
zu bauen. Dafür haben wir uns im Internet Anleitungen gesucht, wie wir das am
besten machen könnten. Wir haben uns
verschiedene Bilder und You-Tube-Filme
dazu angeschaut und uns entschieden,
eine einfache Variante als Prototyp zu realisieren. Als Unterlage haben wir Buchenholz gewählt, welches in der Holzwerkstatt
zugeschnitten wurde. Nun mussten wir nur
noch die Röhrchen, welche zur Befestigung
der Klangzungen dienen, ablängen und Löcher hinein bohren um diese festzuschrauben. Die Klangzungen haben wir aus Metallsägeblättern gefertigt. Nun haben wir
das Buchenholz gefast, fein geschliffen,
geölt und die Röhrchen und Klangzungen
darauf befestigt. Wir waren recht stolz auf
unser Produkt und es war eine Freude, die
ersten Töne auf dem Instrument klingen zu
lassen.
Da wir Spass hatten, dass es uns gelungen
ist, ein Kalimba herzustellen, haben wir
entschieden, dass wir noch eine andere
Variante realisieren wollen. Wir haben uns
überlegt, dass ein Kalimba mit Klangkörper bestimmt noch besser klingen würde
und haben angefangen dies zu planen. Wir
liessen in der Holzwerkstatt Eschen-Sperrholz zuschneiden und leimten unseren ersten Klangkörper zusammen. Alles andere
war uns ja schon vom ersten Kalimba her
bekannt. Verändert haben wir lediglich,
dass wir anstelle von Metall nun Aluminiumröhrchen verwendeten, da diese einfacher zu bearbeiten waren und besser vor
Korrosion geschützt sind.
Bisher konnten wir zwei Kalimba`s verkaufen. Weitere Kalimba`s können bei uns
im Werkstatt-Laden gekauft werden und
selbstverständlich haben wir auch immer
welche dabei, wenn wir mit unseren Produkten auf den Markt gehen.
Kreative Kartenwerkstatt
von Hanna Jucker
A
ufgrund der Nachfrage von unseren treuen Kunden, die aus unserem alljährlichen Kartenkatalog
ihre Weihnachtskarten bestellen, haben wir
uns entschieden einen Kartenkatalog für das
ganze Jahr und für verschiedenste Anlässe
zu entwickeln. Unter anderem bieten wir in
unserem Kartenkatalog Geburts-, Dankes-,
Hochzeits-, Geburtstags-, Tauf-, Abschiedsund Trauerkarten an. Gerne nehmen wir
auch Aufträge mit Ihren individuellen Wünschen entgegen. Wichtig ist uns, dass die
kreativen Ideen der Mitarbeitenden im Rosengarten einfliessen und umgesetzt werden, und das sie aktiv in Entscheidungen
des Designs und der Produktion der Karten
miteinbezogen werden. Zusätzlich zu unserem Kartenkatalog, erstellen wir verschiedene Karten-Unikate, die Sie sich in unserem
„Rosengarten-Lädeli“ ansehen und gerne
auch kaufen können.
Werkstatt im Rosengarten / Abteilung WWG
35
Auf zu neuen Ufern
von Urs Bischof, Abteilungsleiter WWG
D
as Jahr 2014 hat für die WWG mit
einem Paukenschlag begonnen.
Wir bekamen von der SOB die
Kündigung unserer Büschelistelle am Bahnhof, das traf uns wie ein Kübel kaltes Wasser.
Wir hatten 3 Monate Zeit, alles zu räumen
und all unsere Bauten zu entfernen.
Diese Nachricht löste bei einigen Mitarbeitenden gewisse Unsicherheit aus, es kamen
Fragen auf: „Wie geht es weiter, wo „büschelen“ wir in Zukunft?“, Fragen, mit welchen wir uns konfrontiert sahen.
Durch gezieltes Beruhigen der Situation
wuchs aus den Ängsten und dem anfänglichen Schock neuer Optimismus und Vorfreude, etwas Neues aufbauen zu dürfen.
Dennoch brauchte es zuerst einmal einige
schlaflose Nächte und Sondereinsätze, bis
wir uns einen Plan zurechtlegen konnten.
Wohin mit dem vielen Holz, ca. 800 Büscheli und 25 Ster Holz mussten irgendwo
gelagert werden.
Einer unserer tollen Kunden, meine Mutter
und meine beiden Onkel hatten uns zum
Glück aus der Patsche geholfen und uns Lagerplatz zur Verfügung gestellt.
Das war ein erster wichtiger Schritt, welcher uns etwas Luft verschaffte.
Diesen Personen möchten wir hiermit ein
riesengrosses Dankeschön aussprechen!!!
Nebenbei musste ja auch noch das Tagesgeschäft weiterlaufen, was dank dem grossen
Einsatz von den Mitarbeitenden und dem
Personal der WWG auch gelungen ist.
Auch hier einen speziellen Dank den Mitarbeitenden, welche sich nach dem ersten
Schock nicht aus der Ruhe bringen liessen
und zielbewusst und mit Elan alle anfallenden Aufgaben erledigten.
Nun hatten wir einen Lagerplatz. Wo wir
im nächsten Winter arbeiten können, wussten wir aber noch nicht. Die Suche nach einem geeigneten Platz stellte sich als relativ
schwierig heraus.
Wir fragten viele Leute und schalteten Inserate auf. Das alles hatte nichts eingebracht.
Sport ist und tut einfach gut, man kann sich
dabei entspannen, neue Pläne schmieden
und so nebenbei an einem leerstehenden
Platz vorbeifahren, ohne sich etwas dabei zu
denken.
Stop, halt, Platz!!!!
So ist es mir beim Biken ergangen, auf einer Tour, welche ich schon unzählige Male
gefahren bin.
Da habe ich natürlich schnell einen „Schwarzen hingelegt“ und bin zu eben diesem Platz
zurückgefahren.
Als ich auf dem Platz stand, ihn mir so anschaute, war mir klar, das würde passen, die
Grösse ist perfekt, die Zufahrt ist im Sommer und Winter problemlos möglich und es
hat keine direkt anliegenden Wohnhäuser,
welche sich am Lärm unserer Maschinen
stören könnten.
Als wir herausgefunden hatten, wem dieser
Platz gehört, ist alles sehr schnell und unkompliziert vonstattengegangen.
Bei einer ersten schüchternen Kontaktaufnahme, erzählten wir von unseren Plänen,
Besitzer und Besitzerin des Platzes waren
ob unserer Idee begeistert und haben uns
spontan zugesagt.
Da ist uns natürlich ein Riesenbrocken vom
Herzen gefallen, und so konnten wir mit den
nötigen Vorarbeiten beginnen, um im Winter
die Holz- und Büscheliproduktion an neuer
Stätte weiterzuführen, und somit ein wichtiges Standbein der WWG erhalten zu können.
Der neue Holzbearbeitungsplatz ist für uns
enorm wichtig, damit wir auch in Zukunft
den Mitarbeitenden der WWG in Schlechtwetterperioden sowie auch in den Wintermonaten sinnvolle Arbeiten bereitstellen
können.
Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei
Jacqueline Egli und Andreas Alther für die
unkomplizierte und angenehme Zusammenarbeit.
Noch braucht es viel Aufbauarbeit.
Fortsetzung folgt in der Chupferhammerzeitung 2016.
Das WWG Jahr
von Manuela Klauser
W
ie schnell doch die Zeit vergeht.
Jetzt ist schon ein Jahr wo ich
meinen letzten Zeitungsbericht
geschrieben hatte.
In dieser Zeit ist in der WWG einiges passiert. Vier Mitarbeiter verliessen auf Ende
Jahr leider die WWG.
Seit Anfang Jahr haben wir wieder einen
netten neuen Mitarbeiter.
Seit Anfang Jahr bauen wir in der WWG einen Pausenraum der bestimmt schön wird.
Nicht zu vergessen in Krummenau bauen
wir einen neuen Büscheliplatz
WG Wald
37
Hurra wir werden
selbständig
von Sonya Keller
D
as ist der Titel meiner Diplomarbeit für die HF als Arbeitsagogin.
Durch die gemeinsame GrossWG-Sitzung mit den Bewohnern und allen
Betreuern kam schon mehr Selbstständigkeit auf die WG. Um ihnen noch mehr
Selbstständigkeit zugestehen zu können,
kam mir deshalb mit Chläus zusammen die
Idee, dass sich die Bewohner im Atelier ihre
Wochenarbeit selber geben.
Was brauchen sie dazu?
Als erstes musste das Lager der Fertigprodukte so eingerichtet werden, dass für die
Bewohner ersichtlich ist, was vorhanden ist
und was fehlt.
Dies wurde mit dem kennzeichnen der Kisten mit Fotos der Produkte und deren Anzahl, einer Leer, die allen ermöglichte die
Produkte zu zählen, aufgegleist.
Während des Projektprozesses bemerkte
ich durch die Aussagen der Bewohner – sie
redeten immer von Sonya’s Projekt – dass
sie noch nicht begriffen hatten, dass es um
sie geht!
Deshalb berief ich eine Sondersitzung ein,
um ihnen noch mal genau zu erklären, um
was es denn im Projekt ging. Diese Sitzung
schaffte den Durchbruch. Jetzt waren alle
voll begeistert und es floss nur so an Ideen
von den Bewohnern, was man denn noch
alles verändern könnte.
Das Laminieren wurde gerne übernommen
und selbständig gemacht. Das Aussuchen
von Sujets, um die Anzahl zu unterstreichen, wurde im Internet gesucht. So kamen
zum Beispiel 10 Bienen auf die 10er Zahl.
Visuell leichter zu erkennen was die 10 ist.
Um eine Bestimmung der Wochenarbeit
vorzunehmen, fehlte noch ein Gefäss. Deshalb wurde neu eine Ateliersitzung Freitag
um 16h einberufen. Für die Bewohner 2x
willkommen, weil nun am Freitag die Arbeit
früher zu Ende ging. An dieser Sitzung bestimmten die Bewohner, was in der nächsten Woche an Arbeiten von ihnen ausgeführt wird.
Ein White Board wurde angeschafft, um
alles was bestimmt worden ist, aufzuschreiben. So konnte man während der Woche
immer wieder sehen, was schon erledigt
wurde und was noch zu machen ist.
Ein neues Traktandum kam in die Wochenstruktursitzung vom Montagmorgen rein,
nämlich Atelier.
Die Anfangsschwierigkeiten waren:
Ein Bewohner sah den Sitzungen erst mal
von Ferne zu, wurde dann nach der 4. Sitzungen so aktiv, dass er die Führung und
das Aufschreiben selber übernehmen wollte.
Diesbezüglich gab es dann auch eine Auseinandersetzung mit einer Bewohnerin, die
dasselbe wollte wie er.
Ein anderer Bewohner wollte nach der 2.
Sitzung wieder zum Alltag zurück, das heisst,
es wurde von den Betreuern bestimmt, weil
er den Druck kaum aushalten konnte.
Für uns Betreuer war die Herausforderung,
uns immer wieder an der Nase zu nehmen,
um nicht zu viel reinzureden!
Eine grosse Herausforderung bestand in der
Bestimmung der Anzahl der herzustellenden Produkte. Keiner der Bewohner konnte
abschätzen, wieviel Zeit denn z.B. die Herstellung einer Weihnachtskarte brauchte
oder die Herstellung eines Kerzen-Eis. Hier
wurden wir Betreuer aktiv.
Wenn sie sahen, dass auf dem Papier schon
viel stand, wollten sie keine weiteren Arbeiten mehr notieren.
Hier half es, wenn wir vorlasen, was denn
da schon stand. Dies war dann eine Hilfe,
um noch mal zu überlegen, ob sie noch was
dazu aufschreiben wollten. Wir liessen sie
bestimmen, selbst wenn wir davon überzeugt
waren, es ist zu wenig oder es ist zu viel. Nur
so konnten sie lernen, es selber abzuschätzen. Um den Druck zu reduzieren gab es immer die Möglichkeit, angefangene Arbeiten
auf die nächste Woche zu übertragen.
Heute, 8 Monate nach dem Beginn des Projektes, sind die Ateliersitzungen Bestandteil
des Wochenplans. Jeder Bewohner weiss
das und keiner möchte seine Kompetenz
wieder abgeben. Das Klima im Atelier hat
sich deutlich verbessert: weniger Aufforderungen: „Es ist Arbeitszeit“, unserseits.
Fröhlicheres Arbeiten, weil sie ja selber bestimmen, was sie nun tun.
Die Anzahl der Produkte wird ziemlich genau bestimmt. Kommt seltener vor, dass
was nicht erledigt wird. Die Bewohner können mit dem Druck umgehen. Was sich bewies, als sie 150 Neujahrskarten in kurzer
Zeit herstellen mussten.
Alles in allem eine wunderbare Erfolgsgeschichte.
ICH BIN NEU MIT DEM
VELO UNTERWEGS
von Pascal Neuhaus
I
FUSS UNTERWEGS, MIT EINEM
HANDWAGEN. SEIT 2014 MACHE ICH
DIE ABFALLTOUR MIT DEM VELO. ICH
HABE EINE ANHÄNGERKUPPLUNG
AM VELO. ICH LEERE DIE SÄCKE
UND DANN FAHRE ICH WEITER
ZUM NÄCHSTEN KÜBEL DEN ICH
AUCH LEERE UND DANN WEITER
ZUM CONTAINER, UM DIE SÄCKE ZU
ENTSORGEN. DANN FAHRE ICH ZUM
FEUERWEHRDEPOT. DORT KUPPLE
ICH DEN ANHÄNGER AB UND FAHRE
MIT DEM VELO IN DIE WG ZURÜCK.
ICH FINDE ES COOL MIT DEM VELO.
ES IST SEHR STRENG ABER MACHT
VIEL SPASS.
ICH GEHE BEI JEDEM WETTER AUF
DIE ABFALLTOUR, IM WINTER ABER
NICHT MIT DEM VELO WEIL ES
RUTSCHIG IST. ICH FINDE ES GUT
MIT DEM VELO UNTERWEGS ZU SEIN,
ICH HABE VIEL FRISCHE LUFT UND
SO MACHT ES MIR MEHR SPASS. ICH
FREUE MICH AUF DEN FRÜHLING.
CH HABE SEIT 2010 DIE
AUFGABE, FÜR DIE GEMEINDE
WALD AR EINE ABFALLTOUR
ZU MACHEN. DABEI LEERE ICH
DIE ROBIDOG KÜBEL UND DIE
ÖFFENTLICHEN ABFALLEIMER.
AM ANFANG WAR ICH ZU
Neue Horizonte
von Daniela Baumann unter Mitarbeit von
Andrina Keller, Othmar Metzger, Pascal
Neuhaus und Melanie Gebhart
D
ie letzten drei Jahre verbrachte die
WG Wald ihre Ferien jeweils im
Reka Feriendorf in Morschach.
Die Idee, einmal ins Ausland in die Ferien zu
fahren, kam immer mal wieder zur Sprache,
wurde jedoch bis anhin nicht umgesetzt.
Die Mehrheit der WG Bewohner/innen entschieden sich meist für das Altbewährte und
Bekannte. Nicht so in diesem Jahr, es sollte
nach Italien gehen.
Ein Bewohner der WG Wald suchte mit Unterstützung durch eine Mitarbeiterin mehrere Vorschläge für ein geeignetes Feriendomizil heraus. Es war gar nicht so leicht,
eine Wohnung oder ein Haus mit so vielen
Zimmern zu finden, welches auch finanzierbar war. In Porto Santo Stefano in der Nähe
von Grosseto (Toskana) wurden sie fündig.
Das Haus „case anna“ hatte sieben Zimmer, einen Swimmingpool und der Strand
war in 4km Entfernung auch gut erreichbar.
Wegen der langen Autofahrt und der ganz
neuen und fremden Umgebung fuhren wir
in diesem Jahr für zwei Wochen in die Ferien. Dies war eine gute Entscheidung, so
hatten wir genügend Zeit anzukommen und
uns einzuleben. In der fremden Umgebung
gelang es uns besonders schnell, den Alltag
hinter uns zu lassen und die zwei Wochen
waren im Nu vorbei, leider. Automatisch
übernahmen wir ein Stück der italienischen
Lebensweise und erfreuten uns an den Unterschieden. Einige sahen das erste Mal das
Meer und bewegten sich auch zum ersten
Mal in einem Land mit fremder Sprache.
Horizonte konnten erweitert werden und
viele neue Erfahrungen wurden gesammelt.
Die Erinnerungen an die Ferien in Porto
Santo Stefano sind vielfältig und zahlreich.
Hier ein kleiner Auszug davon:
Andrina Keller erinnert sich an die lange Autofahrt und dass wir morgens in der
Früh im Dunkeln los fuhren. Während der
Fahrt hat sie viel geschlafen, die vorbeiziehende Landschaft betrachtet oder sich auf
mögliche Pausen an Raststätten gefreut.
WG Stofel
39
Auf dem Kopf
von Carsten Popp
Das Jahr 2014 war für uns wie ein
Neustart mit veränderten Bedingungen und wir starteten gemeinsam
in den Sonnenaufgang mit grossem
Elan. Es war zu merken, dass die Pionierzeit vom Stofel sich langsam in
eine Entwicklungsphase veränderte.
M
Der Abendliche Ausgang ins Städtchen von
Porto Santo Stefano hat ihr besonders gefallen, dabei liefen wir die Strasse hoch und
runter, schleckten Gelati oder kauften uns
kleine Ferienandenken in den Souvenierläden. Nach anfänglichen Überredungskünsten durch uns, entdeckte sie auch die Freude am Baden im Meer und an den Wellen.
Beinahe mehr beeindruckten sie jedoch die
vielen Verkäufer und Verkäuferinnen am
Strand. Mit ihnen nahm sie immer gerne
Kontakt auf und übte sich in der nonverbalen Kommunikation. Das Schreiben von
Postkarten hat ihr auch sehr gut gefallen
und sie verschickte viele davon. Andrina
Keller erinnert sich gerne an die vielen jungen Kätzchen, die im Nebengebäude unseres Feriendomizils hausten und welche sie
täglich besuchte. Eindruck machte ihr auch
das gemeinsame Joggen von Melanie und
Sonya rund ums Haus.
Othmar Metzger kam sogleich der Tag in
Rom in den Sinn. Gemeinsam mit mir fuhr
er eines Morgens in der Früh mit dem Zug
ins nahe gelegene Rom. Dort klapperten
wir die Sehenswürdigkeiten ab und staun-
ten über die reichlich vorhandene Geschichte und die gut erhaltenen antiken Bauten.
Wir sahen das Kolosseum, den Petersdom,
das Pantheon, den Trevi Brunnen und noch
viele andere Zeitzeugen. Das Grosstadtleben mit den vollen Strassenbahnen und den
Menschenmassen auf den Strassen beeindruckte uns aber mindestens genauso. So
kosteten wir den Tag richtig aus und traten
die Rückreise in unser Ferienhaus erst an,
als es bereits dunkel wurde. Othmar Metzger genoss in Italien auch die Wärme des
Südens und erfreute sich an der Natur. Die
Palmen, Pinienbäume, Rhododendronbüsche, die braunrote Erde, das Meer, alles
ganz anders wie zu Hause.
Denkt Pascal Neuhaus an die Ferien zurück, erinnert er sich an die gute Aussicht
und dass es schön warm war. Die lange
Fahrt mit dem Auto hat ihm gefallen, besonders als wir den Zoll überquerten. Weniger schön ist seine Erinnerung an die vielen
Mücken. Trotz Mückenspray und Räucherspirale wurde er nicht verschont und bald
juckte es ihn überall. Italienisch findet er
eine schöne Sprache, es ist für ihn jedoch
schwer zu verstehen. Einige Worte italienisch sind ihm aber bis heute geblieben:
buongiorno, mangiare, grazie, prego, uno,
due und natürlich gelati.
Melanie Gebhart erinnert sich gerne an das
Sammeln von Muscheln am Strand, „lädäla“
in den vielen kleinen italienischen Geschäften und an die feinen Gelati. Auch fand sie
es lustig, sich mit Händen und Füssen zu
verständigen, was mit der Zeit auch immer
besser klappte.
an könnte meinen, alles über
Jahre Gewohnte würde „auf
den Kopf“ gestellt. Dabei waren
es vor allem die Entwicklungsschritte, die
die Bewohner gemacht haben.
In Bezug auf Eigenverantwortung, Selbständigkeit, Mitwirken, Selbstbestimmung
und Gemeinschaftssinn und Wertschätzung untereinander bewegte sich plötzlich
sehr viel. Das Interesse am „Was gibt’s
noch in der Welt?“ wuchs.
Mit der Zeit suchte sich ein Teil der Bewohner neue eigene Ziele über den Stofel
hinaus, und bis zum Jahresende verliessen
drei Bewohner den Stofel, um einen anderen, selbstgewählten Weg zu gehen.
War es vorher vor allem die Sicherheit der
Gewohnheit und auch ein Stück Bequemlichkeit, so kam nach und nach das Interesse an der Erweiterung des Blickes für
das, was sonst noch aussen passiert. Die
Frage an mich: „ Wo kommst du eigentlich
her? Wie ist es da, wo du herkommst?“,
war der Anlass, die Ferien nicht mehr an
dem jahrelang gewohnten Ort in der Toscana zu verbringen, sondern Bildungs- und
Erholungsferien auf der Insel Rügen und in
Dresden zu machen. So war das gewohnte
„MEER“ vorhanden und durch das Wohnen in Jugendherbergen entstanden auch
ganz andere Kontakte und die Beteiligung
an den Veranstaltungen der anderen. Neben vielen Sehenswürdigkeiten war das“
Haus auf dem Kopf“, die Arbeit der Küstenfischer, das „Museum zum Anfassen“
und der Baumwipfelpfad in 42 m über dem
Erdboden auf der Insel Rügen für alle ein
lehrreiches Erlebnis.
Auch Dresden war eine erlebnisreiche Zeit.
Die weltbekannte Frauenkirche, Dresden
bei Nacht, sächsische Spezialitäten (Eierschecke oder Schwarzbier) probieren und
auch der Besuch bei Aschenbrödel im Moritzburger Schloss war Erweiterung des Erfahrungsschatzes für alle. Gerne erzählen
die Bewohner von der Reise und wollen
öfter die Fotos am gemeinsamen Abend
anschauen
Der Abschluss vom Jahr war der Erfolg der
Bewohner, das erste Mal am Weihnachtsmarkt vom Johanneum eigens produzierte Sachen präsentieren und verkaufen zu
können.
41
Grüezi
von Monika Busch
B
evor ich hier im Stofel kurz vor
Weihnachten am 15. Dezember
2014 einziehen durfte, war ich
noch etwa eineinhalb Monate in der Psychiatrie.
Nach einigen Vorbereitungsarbeiten mit
meiner Beiständin und dem Assistenzarzt
vom D2 durfte ich dann mit dem Begleitdienst von der Psychiatrie und dessen Lehrling das Ziel, worauf ich mich so freute, endlich anfahren.
Das Mittagessen war schon aufgetischt. Ich
habe eine gute Beziehung mit den Bewohnern und Betreuern.
Hier wird man wirlich gut bedient.
Alles was ich früher nicht konnte wird wahr:
Ich kann es kaum glauben, dass ich sogar
die Fähigkeit besitze, selbständig Gerichte zu kochen und zu backen für das ganze
Haus.
Leibwäsche und mein eigenes Zimmer mache ich immer tiptop und sehr genau. Mein
Bad, dass zwar noch ein junger Mann benützt, mache ich jeden Tag säuberlich.
Den Menuzettel schreibe ich manchmal
ohne Hilfe. Ich geniesse den Samstag- und
Sonntagbrunch. Die Auswahl ist gross.
Hier oben ist alles tief verschneit und die
Berge rundum auch. Viele Langläufer und
ein Langläufer im Rollstuhl sind aus dem
Küchenfenster zu beobachten. Die Schneeberge sehen malerisch aus, man könnte geradezu ein Foto machen.
Wir machen auch oft Ausflüge. Zum Beispiel spazieren gehen mit Betreuers Hunden. Zweimal durfte ich sogar mit Carsten
nach Buchs herunterfahren.
Mit dem Gruppenleiter habe ich immer interessante Gespräche. Überall wo Not am
Mann ist, ist er mir behilflich, z.B. korrekte
Buchhaltung.
Meine Befindlichkeit ist sehr schwankend.
Ich kann eine ganz liebe, friedliche, gelöste und entspannte Frau sein und anderseits
kann ich sehr angespannt und dann wütend
sein. Das kommt wohl aus der Zukunftsangst. Ab und zu sehne ich mich nach Freiheit und Ruhe.
Was ich natürlich nicht vergessen darf, dass
ich jeweils am Morgen von 8.00 Uhr bis
12.00 Uhr in der Werkstatt im Rosengarten arbeite, und das seit März 2014. Ich war
schon, als ich noch im Kreuzstift in Schänis
war, hier in der Werkstatt. Die Arbeit in der
Polywerkstatt macht mir Spass und zu den
Chefs habe ich auch eine gute Beziehung.
Alles Gute und auf Wiedersehen
Bild von Athishan
WG Mülibach
43
Die kleine Maus Lilli
von Ursula Alder
L
illi, die kleine Maus wohnte seit
Jahren im idyllischen Dörfchen
Schalchen, im Haus am Mülibach.
Als sie vom Einzug der neuen Bewohner
auf September 2013 erfuhr, freute sie sich
riesig.
Das Alleinsein würde nun ein Ende haben
und der Vorrat für den bevorstehenden Winter gesichert sein.
Eine gute Ausgangslage für die kleine Maus.
Lilli konnte kaum erwarten, bis das Haus
endlich eingerichtet wurde. Sie tanzte fröhlich, als die ersten Möbel ins Haus getragen
wurden. Langsam stellte sich eine wohlige
Gemütlichkeit in Stube und Küche ein.
Im Oktober zog die erste Bewohnerin ein.
Ein unvergesslicher Tag für die kleine Maus.
Sie freute sich riesig auf die neue Gesellschafterin. Die Einsamkeit war für Lilli nun
vorbei. Sie konnte zwischen den Wandritzen
die neue Mitbewohnerin beobachten und
sich da und dort ein Chrümmeli Chrömli
schnappen.
Doch alles entwickelte sich etwas anders,
als die kleine Maus es sich erträumt hatte.
Zwar lagen Chrümmeli zuhauf auf dem Boden, die laute Musik die das alte Haus zum
Zittern brachte, schüchterten Lilli sehr ein.
Als dann die Bewohnerin begann, während
vielen Nächten mit den Füssen gegen die
Wände zu poltern, flüchtete sich Lilli an einen sicheren Ort, zurück in den Stall.
Ach wie vermisste sie die warme Stube!
Im Februar machten sich dann seltsame
Veränderungen bemerkbar.
Nebst dem, dass ein neuer Bewohner einzog, arbeiteten auch immer mehr Leute im
Mülibach. Obschon immer mehr Menschen
im Haus ein und aus gingen, wurde es selt-
samerweise immer ruhiger und wohnlicher.
Sie hörte immer mehr lachen und bemerkte, dass sich die Stimmung mehr und mehr
verbesserte. Für die kleine Maus eine gute
Gelegenheit, sich wieder ins Haus zurückzutrauen. Nun konnte sie wieder an der Hausgemeinschaft teilnehmen.
Auf Frühling und Frühsommer zogen dann
noch eine junge Frau und ein junger Mann
ein. Jetzt war das Mülibach voll Leben.
Noch immer tönte ab und zu laute Musik
durchs Haus. Lilli hatte sich mittlerweile daran gewöhnt und lernte auch noch verschiedene Musikstile kennen, die ihr bis anhin
noch nicht bekannt waren. Eine Flucht in
den Stall war nun nicht mehr nötig. Chrömli
Chrümmeli kann sie immer noch viele ergattern und die schmecken prima.
Beim Belauschen der Bewohner hat Lilli
aufgeschnappt, dass die Gemeinschaft erwägt nach Winterthur zu ziehen. Verunsichert über den drohenden Verlust der lieb
gewonnenen MitbewohnerInnen, kaut Lilli
traurig auf einem Chrümmeli herum.
Es war doch sooo schön mit euch im Mülibach!
Es grüsst euch Lilli die Maus.
UNSER QUITTENGELÉE REZEPT Für ca. 10 Gläser brauchst du folgendes: • 3kg Quitten • ca 1,5kg Zucker  Schneide die Quitten in Würfel  Koche alles auf und lasse die Quitten ca. 30 min. zugedeckt auf kleiner Stufe köcheln  Alles 12 Stunden zugedeckt ziehen lassen  Quitten absieben, dann den aufgefangenen Saft nochmals durch ein Tuch absieben  Saft abmessen, pro dl 70g Zucker abwägen  Den Saft zusammen mit dem Zucker unter Rühren aufkochen, 15 min. kochen lassen  Wenig Gelée auf einen Teller geben und auskühlen lassen, geliert der Saft, kann der Saft nun randvoll in die heiss ausgespülten Gläser gefüllt werden Der Gelée schmeckt ausgezeichnet auf dem Brot oder auch zum Süssen von Joghurth. Mir wünsched en Guete! Zlatko und Samuel WG Schlatt
45
Was wäre wenn?
von Fraser Macdonald
W
as wäre, wenn der Chupferhammer eine Wohngemeinschaft mit pensionierten Menschen hätte? Die Arbeitsgruppe „Alter im
Chupferhammer“, diskutiert offene Fragen
und Ideen rund um die Pensionierung der
Bewohnerinnen und Bewohner im Chupferhammer. Diese Diskussionen setzten interessanterweise ein, nachdem die ersten
Chupferhammer-Mitarbeitenden in Rente
gegangen sind. Die Arbeitsgruppe bildete
sich aus Mitarbeitenden und Bewohnenden
des Chupferhammers nach dem Chupfertag
2013 zum Thema Vision 2020.
Irgendwann brauchen wir alle eine bisschen
mehr Ruhe, möchten vielleicht am Morgen
länger ausschlafen, werden schneller müde
während der Arbeit oder haben ganz einfach weniger Kraft für die Bewältigung unseres Alltags. Das ist alles völlig normal und
in Ordnung. Brauchen wir eine Alterswohngruppe im Chupferhammer?
Woher kommt dieser Gedanke für eine Alterswohngemeinschaft im Chupferhammer?
Bis jetzt leben und arbeiten die Chupferhammer Wohngemeinschaften ungefähr
nach dem Motto: „Alle arbeiten so viel, wie
es geht und beteiligen sich an der gewohnten und bekannten Alltagsstruktur soweit
wie möglich.“
Wenn Mann und Frau älter werden, ändern
sich vielfach unsere Fragestellungen und unsere Bedürfnisse. Manchmal ist heute etwas
wichtig, woran wir gestern noch nicht gedacht hatten und mitten am Tag kommt einem plötzlich etwas in Sinn, was eine neue
Priorität erhält. Wenn Menschen älter werden, brauchen sie mehr Zeit und möchten
vielleicht ihren Lebensabend bewusst leben.
Im Chupferhammer denken wir darüber
nach, wie der Lebensabschnitt nach dem
aktiven Arbeitsleben gewürdigt werden
kann und wie Mann und Frau im Chupferhammer bleiben können, auch wenn sie
älter werden.
Neue Fragen tauchen auf: Wann geht
Mann und Frau im Chupferhammer in
Rente? Weiss das jemand? Es gibt Menschen, die denken, dass sie mit 50 im richtigen Alter sind, mit dem geregelten und
durch Erwerbsarbeit strukturierten Alltag
aufzuhören. Für andere wäre der Zeitpunkt
sogar früher anzusetzen. Jeder Mensch
ist anders, auch die zu bewältigende Erwerbsarbeit beeinflusst den Wunsch, sich
früher oder später pensionieren zu lassen.
Das Gesetz meint, dass mit 65 das richtige Alter für die Pensionierung sei. Männer und Frauen werden nach Schweizer
Gesetz noch nicht mit dem gleichen Alter
pensioniert. Im Chupferhammer gibt es
andere Realitäten. In der Arbeitsgruppe
des Chupferhammers, die diesen Fragen
nachgeht, sehen wir das so: Wer immer
öfters mehr Ruhe braucht, immer öfters
mehr Zeit benötigt für die täglichen Abläufe und Arbeiten des Alltags, der und
die können ans Pensionieren denken.
Sich pensionieren lassen braucht Mut und
verlangt den Respekt der anderen. Jede
Pensionierung im Chupferhammer soll ein
persönlicher Entscheid sein und geschieht
nicht von einen Tag auf den anderen.
Manchmal dauert dieser Prozess über einige Jahre.
Sich als Bewohner und Bewohnerin des
Chupferhammers pensionieren zu lassen braucht aber in erster Linie entsprechende Rahmenbedingungen. Wie diese
Rahmenbedingungen im Chupferhammer
aussehen können, daran arbeitet die Arbeitsgruppe „Alter im Chupferhammer“.
Unterwegs …
Interview mit de Monika
von Cornelia Rach
vom Simon Kugler
I
S
ch und Mama sind mit dem Flugzeug
nach England geflogen.
Wir haben einen Ausflug gemacht. Wir
haben Gutes im Restaurant gegessen. Ich
habe das Tagebuch geschrieben.
In England ist es sehr schön.
it neuschtem dörf d’Monika Toplanaj a zwei Täg i dä Wuchä id’Landscheide (Schönengrund AR) go schaffä (Werkstatt Sunneschi)
Do däzuä het dä Simon Kugler mit dä Monika Toplanaj es Interview gführt:
Simon:
Monika:
Simon:
Monika:
Simon:
Monika:
Simon:
Monika:
„Freusch di uf d’Arbeit im Sunneschi?“
„jo Arbeit isch guät für mi, jetzt chan i au go schaffä wie di anderä“
„Es isch guät, wenn ich irgendwo andersch bin, als nur i dä WG“
„Zum Wohnä isch d’WG ganz guät“
„Wo bisch denn überall go schnupperä?“
„I dä Textilabteilig vo dä Landscheidi, gfallt mer nöd, Sunneschi isch besser“
„Was gfallt der denn besser im Sunneschi?“
„Alles eifach, d‘Lüt und d‘Arbeit“
„Häsch scho öppert nöchher känneglernt, oder scho vorher kennt?“
„De Valentine arbeitet döt , döt unä bi dä Türe, bim Lift, ich kenn ihn vo dä Oberstufä in Flawil, er isch sehr nett“
Simon: „Wie gosch den amigs go schaffä?“
Monika: „Mit em Auto, Auto fahrä isch guät, wiit wiit Auto fahrä isch sowieso guät, I fahr
gern Auto überall“
Ich bin im Mai mit WG Schlatt ins Lager
nach Figino mit der Bahn und Postauto
gefahren. Wir haben Gutes im Restaurant
gegessen.
Wir sind mit dem Schiff gefahren.
Wir haben in Italien die Stadt Milano geschaut.
Ich habe mit Sajma mit einem Ball gespielt.
Wir haben einen Spass gemacht.
Wir sind zurück gekommen.
„So jetzt häsch gnuäg gfröget, jetzt isch guät“
Und zu Hause…
Ich habe selber die Wäsche gewaschen und
aufgehängt und zusammen gelegt. Es ist
gut so.
Ich habe mit Gabriela in der Werkstatt gearbeitet. Ich habe eine Karte gemalt und
gebastelt. Sie ist schön.
Am Donnerstagabend haben Anna, David
und Angelika geturnt. Ich bin im Schwimmbad geschwommen und geturnt.
47
Sommerferien in Figino
von Simon Kugler
A
m Montagmorgen begaben wir
uns (aufgeteilt in 2 Gruppen,
Gruppe Auto und Gruppe Zug)
auf den Weg ins hoffentlich sonnige Tessin.
Die Autogruppe gelangte aber nur unwesentlich schneller ans Ziel, da sie anfangs
den Lago Maggiore mit dem Lago di Lugano verwechselte. Schlussendlich sind aber
alle heil und gesund in der Jugendherberge
Ostello per la Gioventu Figino angekommen.
Was sich schon schnell herausstellte und
sich zum Glück für die ganze Ferienwoche
bewahrheiten sollte, war das wunderbare
Wetter. Ganz im Gegensatz zum Norden.
Die Anlage der Jugendherberge ist schön
am Fusse des Hügels Montagnola (italienisch für Hügel, am Hang) gelegen. Die
Jugendherberge war zwar kein Komfortwunder, hatte aber alles, was man brauchte. Unter anderem eine Boccia-Bahn, eine
Grillstelle, Basketballkörbe, einen „Töggelichaschtä“ und Fahrräder zum Gebrauch.
Monika fand ihren Lieblingsplatz auf Anhieb. Im Eingangsbereich richtete Sie ihr
„Büro“ mit Computer „Spielautomat“ ein.
Von dort hatte sie einen guten Überblick
über all die vielen Geschehnisse in der
Herberge.
Am zweiten Tag teilten wir uns, wie meistens wieder, in zwei Gruppen. Die eine fuhr
mit dem Auto nach Locarno und wir, d.h.
Conni, Anna, Angelika, Ueli, Sajma und ich,
fuhren mit dem Zug nach Mailand. Dort angekommen, machten wir uns auf den Weg
in Richtung Altstadt. Kurz vor Mittag, als
uns schon der Hunger packte, setzten wir
uns draussen vor einem kleinen Café nieder und bestellten für alle feine Sandwiches.
Die Eingeklemmten (also die Brötchen)
schmeckten ausgezeichnet, was auch die
Einheimischen wussten, da ab Mittag kein
einziger Platz mehr frei war. Auf der gegenüberliegenden Seite war die amerikanische
Botschaft und es war lustig zuzusehen, wie
ein italienisches Armeefahrzeug inmitten
der Kreuzung anhielt und die Offiziere, mit
den vor der amerikanischen Botschaft postierten Sicherheitsleuten, in typisch italienischem Stil kommunizierten.
Nachdem wir schon eine Weile unterwegs
waren, kamen wir an einen schönen schattigen Park, wo sich die Frauen zur Siesta hinlegten. Die beiden Männer besassen noch
genug Kraft, um noch weiter ins Zentrum
vorzustossen. Sorgen um das Wiederfinden unseres Treffpunktes machten wir uns
keine. Wir waren ja beide bestens mit den
neuesten Errungenschaften unserer Technik, den sogenannten Smartphones unterwegs und ich speicherte den Treffpunkt in
meinem Handy. Ueli und ich schafften es
dann tatsächlich bis zum wirklich sehenswerten Mailänder Dom. Kaum bei diesem
Touristenmagneten angekommen, standen
plötzlich mehrere dunkelhäutige Männer um
uns herum und banden uns Armbändchen
um unsere Arme. Gleichzeitig versicherten
Sie mit treuherzigen Augen, dass wir dafür
nichts bezahlen müssten, um 3 Wimpernschläge nachher die Hände für ein paar
Münzen auszustrecken. Über diese Aktion
war ich aber überhaupt nicht „amused“
und in meiner Erregung rutschte mir ein
Schimpfwort über meine Lippen. Nun man
könnte jetzt meinen, dass man in Mailand
zum Glück kein Deutsch spricht. Dies nützt
aber auch nichts, wenn es sich um ein italienisches Schimpfwort handelt. Natürlich
waren die Männer darüber auch nicht so
„amused“.
Nachdem wir den Dom aus allen Perspektiven fotografiert hatten, wollte Ueli
unbedingt noch etwas essen gehen. Da
ich italienisches Essen schon immer liebte, bejahte ich seinen Wunsch natürlich. Zu
diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht,
dass Ueli einen McDonald aufsuchen würde
und ich meine damit nicht unseren Fraser.
Nun machten wir uns aber auf den Weg zu
unserem Treffpunkt, den ich ja in meinem
smarten Handy eingegeben hatte. Leider
rechneten wir nicht damit, dass beide keinen Handyempfang mehr hatten. Da mein
Italienisch eher bescheiden ist und meine
Übersetzungs-App natürlich auch nicht
funktionierte, liefen wir gefühlte 5mal im
Kreis herum, bis wir schlussendlich dann
doch unser Ziel erleichtert erreichten.
Natürlich, wie es sich für einen traditionellen Abend im italienisch sprachigem Raum
gehört, war auch ein Pizzaabend in unserem Wochenprogramm integriert. Diesen
verbrachten wir im wunderschönen, am Fusse des 822 Meter hohen Monte Arbòstora
gelegenen Morcote am Luganersee.
David, Monika, Anna, Susanne und Fraser
begaben sich zu Fuß auf eine Wanderung
in Richtung Montagnola. Irgendwo dort
oben führt ein bequemes Feldsträsschen
zur Zone Moja, wo sich auch das Haus
befindet, indem der Schriftsteller und Nobelpreisträger Hermann Hesse einst gewohnt hat. Vom Aussichtspunkt Bosco
della Vasina hat man einen wunderbaren
Blick auf den Lago di Lugano. Apropos
Lago di Lugano, eine kleine Seerundfahrt
durfte natürlich auch nicht fehlen. Die letzte Haltestelle, bevor wir uns mit dem Schiff
wieder in Richtung Lugano bewegten, hieß
Gandria. Angelika erklärte uns, dass sie in
diesem Ort schon einmal ein Sommerlager
verbrachte und hier gerade die Grenze zu
Italien sei. Am Ufer befindet sich auch das
Zollmuseum Cantine di Gandria.
Am Freitag hiess es leider Abschied nehmen und spätestens vor dem San Berardino oder San Gottardo wurde allen klar,
dass wir uns zumindest in den nächsten
paar Tagen wieder an Pullover und Jacke
gewöhnen mussten.
WG Stocken
49
Psychomotorik in Belgien
von Madeleine Ringger
Tee- und Küchenkräuterproduktion in der
WG Stocken von A – Z
A
Anfang: jedem Anfang wohnt
ein Zauber inne ... was beschert
uns wohl das nächste Teekräuterjahr? Ob alle Kräuter die Winterruhe unter
der meterhohen Schneedecke gut überstanden haben? Wir hoffen auf einen weniger
verregneten Sommer als letztes Jahr!? Zum
Glück sind die Launen der Natur weder vorherseh- noch beeinflussbar und so lassen
wir uns jedes Mal wieder neu überraschen.
B. Beete befreien. Gemeinsam tragen wir
die grossen schweren Tannäste, welche als
Winterschutz dienten, aus dem Garten. Sie
werden klein zersägt und als Brennholz für
sommerliche Grillfeuer getrocknet.
Bodenpflege: beim Lockern, Hacken und
Jäten der Kräuter-und Gewürzbeete wecken
wir unsere Sinne für die Natur wieder auf.
Die Erde riecht noch etwas nach feuchten
Ästen, doch an den einen oder anderen
Teekräutern erkennen wir schon die neuen
Austriebe und mit den wärmenden Sonnenstrahlen erwachen auch die ersten Insekten.
C.Chancenlos wären die Zitronensträucher bei Minustemperaturen im Garten.
Deshalb haben wir sie im kühlen Treppenhaus sorgfältig überwintert. Sobald es keinen Frost mehr gibt, dürfen sie wieder ins
Freie, zuerst noch nahe der schützenden
Hauswand, später ins Gartenbeet.
D.Durchgehend von Frühling bis Spätherbst sind wir mit der Pflege der diversen
Teekräuter und Gewürze beschäftigt. Die
Beete sollen möglichst unkrautfrei sein,
was uns viele Stunden an Bodenarbeit beschert. J Bei Trockenheit wollen sie ge-
tränkt sein, für total 28 Beete müssen also
einige Spritzkannen hergetragen werden ...
E. Estrich: durch eine niedere Schlupftüre gelangt man in unsere Trocknungsanlage direkt unter dem Dach. Auf beliebig
stapelbaren Holzelementen, mit Spezialtüll
bespannt, können die Triebe und Blätter
ausgelegt werden. Ein Luftentfeuchter sorgt
für schonende Trocknung. Durchschnittlich
liegen die Kräuter einige Tage bis ca. zwei
Wochen hier, je nach Beschaffenheit der
Blätter und Stiele.
F.Frühling bis September/Oktober ist
die Zeit, fortlaufend die nachgewachsenen
Jungtriebe von verschiedenen Minzensorten, Zitronenmelisse, Spitzwegerich und
diversen Küchenkräutern zu schneiden. Die
vielen verschiedenen Blüten für unsere Teemischungen müssen sorgfältig einzeln mit
viel Fingerspitzengefühl gepflückt und in
Salatsieben gesammelt werden. Ganz sanft
trocknen anschliessend in der alten Küche
in zwei Dörrapparaten die feinen Blüten,
mehrstöckig übereinander. Je nach Blüte
werden sie nach 2-4 Tagen Trockenzeit in
die Sammelbehälter gefüllt und vor Licht geschützt aufbewahrt.
G. Gartenarbeit ist eine unserer Hauptbeschäftigungen vom Frühling bis zum Spätherbst. Darum ist bei trockenem Wetter täglich ein Team im Garten am wirken.
H.Herrlich duften die frischen Kräuter
auch im Estrich, wo wir sie regelmässig
kontrollieren, neue auslegen, trockene in
die Vorratsbehälter füllen. Beim Luftentfeuchter muss täglich der Wasserbehälter
entleert werden.
I. Immer wieder...
J. Jäten: für die einen hat dies meditativen Charakter, mit unglaublicher Ausdauer
kann der eine oder andere Bewohner dabei sein. Für die meisten ist es jedoch nicht
die Lieblingsbeschäftigung, da braucht es
oft ein gerüttelt Mass an Motivationskunst
seitens der Betreuer, damit am Ende der
Arbeitszeit das erwartete Resultat sichtbar
wird.
K. Kamille, Kornblume, Königskerze, Calendula (Ringelblume) sorgen für die wunderschönen Farbtupfer zwischen den Küchenkräutern und Gemüsen im Garten.
L. Lavendel verbreitet in der Sonne seinen Duft und zieht die Bienen an, fast
schon fühlt man sich wie in der «Petit Provence» in Schönengrund ...
M. Malvenblüten, Minzen (Erdbeer-, Krause-, englische, Stocken-), Melisse, Majoran:
sie alle gehören ebenfalls zur Palette unserer Pfleglinge.
N. Nach und nach füllt sich unser Kräuterlager, und wir holen immer mal wieder
eine Portion zur Weiterverarbeitung in die
Küche. Die getrockneten Blättchen müssen
mit viel Ausdauer vorsichtig von den Stielen gezupft oder gestreift werden. Diese
Arbeit verlangt Genauigkeit und Sorgfalt,
damit die wertvollen Inhaltsstoffe der Tees
und Kräuter nicht verloren gehen.
O. Oregano gedeiht recht gut im Garten
und ist auch immer ein beliebtes Gewürz
für Pizza oder Tomatensauce. Wir verwenden ihn, neben anderen Kräutern, frisch in
der Küche und trocknen ebenfalls davon
für den Verkauf am Markt.
P.Pflanzenpflege ist sehr zeitintensiv.
Oft wächst vieles schneller als uns lieb ist!
Unkraut zum Beispiel; eigentlich hat es ja
bloss den Standort verfehlt, im Wald oder
in der Wiese würden uns die vielen grünen
Pflänzchen ja nicht stören...
Q. Qualität: wir legen sehr grossen Wert
darauf, indem wir jeden Arbeitsschritt sorgfältig von Hand ausführen. Wir gärtnern
biologisch, Umweltschutz und Gesundheit
von Mensch, Tier und Pflanze gehören
letztlich zu unseren obersten Zielen.
R. Regen: ist lebensnotwendig und entlastet unsere Giessarbeit, er macht sich aber
schneller unbeliebt als sonniges Wetter!
Wenn der Garten zu nass ist, widmen wir
uns der Zupfarbeit, damit bis zum Herbst
alle Blätter bereit sind für die Tee- und Kräutermischungen.
S. Salbei, Sonnenhut (Echinacea), Spitzwegerich, Schafgarbe und Stevia (Süsskraut)
ergänzen die breite Palette an Zutaten.
T. «Teetrinken» weckt bei manchen Leuten die Assoziation zu «Kranksein». Diese
Verbindung macht wohl Sinn, da jedes
Teekraut für sich oder in bestimmten Mischungen eine heilende oder unterstützende Wirkung auf unseren Körper ausübt.
Selbstverständlich können wir uns aber
auch als Gesunde täglich an feinen Tees
erfreuen, sei es als gesundes kühles oder
warmes Getränk oder bei einer gemütlichen Runde Tee statt Kaffee. J
U. «Uuufein» riecht es im ganzen Haus,
wenn die verschiedenen Teekräuter gemischt und im richtigen Verhältnis zueinander abgewogen werden.
V. Verpackt werden die Mischungen in
Klarsichtbeutel, dann mit wiederverwendbaren Klammern verschlossen und mit einer hübschen Etikette versehen.
W.Weihnachtsmarkt in Trogen: dies ist
unser grosses Ziel, wo wir gemeinsam die
beliebten Teemischungen und die anderen
Produkte vom Hof verkaufen werden.
X. «Xundheit» wünschen wir allen beim
Genuss unserer Stocken-Tees!
Y. Yin Yang findet sicherlich auch in unseren Teemischungen seine Bedeutung,
obwohl wir nicht in chinesischer Sprache
philosophieren können!
Z. Zufrieden und in vorweihnachtlicher
Stimmung kehren wir vom Trogener Markt
nach Hause und gönnen uns eine Winterpause in der Teeproduktion.
51
Interview mit Nico Fahrni
von Katja Kuhn
N
ico Fahrni wohnt seit November
2014 in der WG Stocken. Wir
schätzen Ihn als hilfsbereiten jungen Mann. Es freut uns, ihn mit diesem Interview euch vorstellen zu dürfen:
Kleiner Steckbrief:
Vorname/Name: Nico Fahrni
Wohnort der Eltern: Adetswil (Zürcher
Oberland)
Hobby`s: Spazieren, Musik hören, kochen, zeichnen
Lieblingsfarben: Rot, Orange
Nico, bevor du in die WG Stocken
eingetreten bist, hast du hier geschnuppert. Wie hast du dich während der Schnupperzeit gefühlt?
Ich hatte während der Schnupperzeit ein
gutes Gefühl. Ich habe hier sympathische
Menschen kennengelernt.
Wie gefällt es dir hier in der WG
Stocken?
Mir gefällt es hier gut. Vor allem wegen den
Schafen. Die Umgebung, die Berge und die
frische Luft gefallen mir auch.
Hast du dich hier gut eingelebt?
Wenn ja, was hat dazu beigetragen?
Ich habe mich gut eingelebt. Ich finde es
toll, dass ich mit den anderen Bewohnern
Spiele spielen kann.
Fühlst du dich hier zu Hause?
Ja, mehr oder weniger. Es ist schön hier,
mir gefällt es. Manchmal vermisse ich meine
Familie.
Wo siehst du die grössten Unterschiede zwischen dem Zürcheroberland
und dem Appenzellerland?
Hier im Appenzellerland ist alles viel weiter
weg als von dort, wo ich her komme. Damit
meine ich zum Beispiel Einkaufscenter, grössere Bahnhöfe und Zürich.
Was sagst du zum Tagesablauf in der
Wohngruppe und im Arbeitsbereich?
Bist du zufrieden damit?
Mit dem Tagesablauf bin ich zufrieden. Ich
bin froh, dass es einen klaren Ablauf gibt.
Es ist für mich wichtig, sonst fühle ich mich
unsicher. Wahrscheinlich müsste ich dann
die ganze Zeit die Betreuer fragen, was ich
machen soll.
Was hast du in der WG Stocken bis
jetzt gelernt?
Wie man auf dem Hof arbeitet; Krippen putzen, Holzen und wie man mit den Tieren
umgeht. Wie man Lämmer schöppelt habe
ich auch gelernt. Ich glaube ich bin auch etwas erwachsener geworden.
Was möchtest du noch lernen?
Die Sachen, die noch nötig sind. Ich würde
mich gerne selbständig um die Schafe kümmern können.
Was würdest du hier verändern wollen?
Ich will nichts verändern. Mir gefällt es so
wie es ist.
Bist du für etwas Bestimmtes verantwortlich auf dem Hof?
Ja, ich arbeite vor allem bei den Schafen.
Am Freitagmittag koche ich.
Was musst du bei den Schafen alles
machen?
Ich putze die Krippen und wechsle das Was-
ser aus. Mit den Betreuern zusammen gebe
ich den Lämmern Kurzfutter, den Schafen
muss man am Morgen noch Salz geben.
Zurzeit haben wir ein Lamm, welches wir
„schöppeln“ müssen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?
Ich mag die Schafe gerne. Ich habe gerne
Kontakt zu den Tieren.
Hast du ein Lieblingstier auf dem
Hof?
Ja, die Schafe und die Katzen. Die Katzen
kommen oft in mein Zimmer und schlafen
dort. Das gefällt mir.
Welches Tier auf dem Hof würdest
du gerne sein? Wieso?
Ich würde gerne ein Lamm sein. Die Lämmer gefallen mir, sie sind herzig und es
macht mir Spass mit Ihnen zu arbeiten.
Was würdest du tun, wenn du für einen Tag König wärst?
Ich würde den Tag geniessen und einfach
nichts tun, aber König sein ist eigentlich
nichts für mich.
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Keine Ahnung, dass weiss ich nicht. Ich lasse
mich überraschen, was auf mich zukommt.
Im Moment ist mir das nicht wichtig. Vielleicht arbeite ich mal im Detailhandel.
Was willst du sonst noch sagen?
Ich fühle mich wohl hier. Ich freue mich,
wenn ich einige Bewohner von anderen
Gruppen vom Chupferhammer mal kennen
lernen kann.
Es grüsst euch Nico
Larissa, Halskette,
Fussband und Armband
von Alice Bolle & Larissa Möhle
A
lice: Ich wundere mich immer
wenn ich sehe, dass Larissa mit
so feinen Perlen gut umgehen
kann. Larissa hat durch ihre Behinderung
sehr spastische Finger. Sie kann ihre Hände nicht sehr gut fühlen und kontrollieren.
Sie hat Schwierigkeiten in der Feinmotorik.
Larissa hat trotzdem eine Leidenschaft für
Basteln und Zeichnen entwickelt. Eine Leidenschaft, welche für sie psychomotorisch
nicht einfach war am Anfang. Larissa hat
sicher sehr viel probiert und geübt, um die
Perlen auffädeln zu können. Ich werde Ihnen mit Fotos und einem kleinen Interview
Larissas Hobby vorstellen.
Larissa: Ich mache seit langer Zeit Schmuck.
Ich habe damit als Kind angefangen, mit
ungefähr drei Jahren. Ich habe es mit meiner Oma und meinem Opa gemacht. Tanja,
eine Betreuerin von der Gruppe sieben hat
mir einmal die Rocailles-Perlen gekauft, weil
ich sie schön gefunden habe. Die Gruppe
sieben ist eine Wohngruppe des Friedheims
Weinfelden, eine Institution für Kinder mit
einer Behinderung. Ich bin dort im Alter
von 8 bis 18 Jahren gewesen. Ich habe
dann die kleinen Perlen ausprobiert. Es war
sehr schwierig, aber ich habe es weiter probiert. Es geht jetzt ein bisschen besser, aber
ich habe immer lieber die grossen Perlen.
Den Anfang und das Ende vom Auffädeln
macht eine Betreuungsperson. Ich mache den Rest alleine. Ich mag die grossen
Perlen lieber, weil ich sie besser auffädeln
kann. Die kleinen Perlen sind schwieriger, weil sie kleine Löcher haben. Ich
habe schon viele Schmuckstücke gemacht
und ich schenke sie meinen Betreuerinnen.
Ich kann besser mit meiner rechten Hand
mit den Perlen umgehen. Ich bin Rechtshänderin. Ich mache am liebsten Halsketten,
sie sind einfacher, weil sie länger sind. Ich
mache keinen Schmuck mit einer Mischung
zwischen grossen und kleinen Perlen, weil
ich dies nicht schön finde. Beide Schmucktücke, Ketten und Armbänder, gibt es dick
oder dünn. Ich probiere auch, dass die Farbe von den Perlen sich immer abwechselt
auf dem Faden. Ich mag es nicht, wenn es
monoton ist. Ich habe lieber, wenn es unregelmässig und farbenfroh ist, das finde ich
schöner.
Ich mag die blauen Perlen sehr gern. Es
kann von hell- bis dunkelblau gehen. Ich
mag die grauen Perlen überhaupt nicht.
Ich mag den gelben, grünen und hellblauen Faden sehr gerne. Diese Fäden sind sehr
schön und sie sind auch stark. Sie sind stärker als mein weisser Faden. Dieser Faden ist
ein bisschen zu dünn. Die Nadel-Sorten sind
für mich egal.
Ich kann stundenlang Schmuckperlen machen, bis die Ketten fertig werden. Ich mache diesen Schmuck am liebsten auf meinem Bett in meinem Zimmer. Ich mache es
auch ab und zu in der Küche.
Ich habe für den Moment ungefähr 100
Perlen. Ich habe nur noch die RocaillesPerlen und ich möchte gern grosse Perlen
kaufen gehen. Man schenkt mir oft Perlen
zum Geburtstag.
53
Skiferien von Bruno
von Alice Bolle & Bruno Knechtle
A
lice: Bruno ist euch sicher bekannt und wenn nicht, werdet
ihr ihn schnell kennen lernen.
Man kann ihn nicht verpassen, erstens
weil er ein echter Showman ist und zweitens muss er euch unbedingt grüssen
wenn er euch sieht. Ihr habt ihn vielleicht
an einem Fest getroffen oder seine Bilder
gesehen. Er ist seit 15 Jahren in der WG
Stocken und macht viel mit im Leben des
Chupferhammers. Ich werde über einen
anderen Teil seiner Persönlichkeit schreiben. Wisst ihr, dass Bruno gut Skifahren
kann? Ich staune immer, wie er sich wohlfühlt auf den Skis. Er kann viel besser als
ich selber Skifahren, aber ich bin vielleicht
keine Referenz (drei Mal in meinem Leben auf Skis, oder besser gesagt daneben). Er geht jedes Jahr ins Skilager, und
übt auch ab und zu im Winter mit dem
Wohngemeinschaftsleiter Gion und seiner
Pflegetochter Michelle. Er ist dieses Jahr,
vom 25. bis 31. Januar 2015 ins Skilager gegangen. Ich werde jetzt Bruno den
Platz lassen, damit er von seinen Skfierien
erzählen kann.
Bruno: Ich fahre jedes Jahr Ski. Ich gehe jedes Jahr ins Skilager. Ich mache viel Sport.
Ich bin dieses Jahr in einem Dorf namens
Säntis (richtig: Disentis) im Bündnerland
gewesen. Wir waren eine kleine Gruppe
von 15 Personen, 8 Skifahrerinnen und
Skifahrer und 7 Betreuungspersonen. Wir
waren in 3 Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe ist für die langsamen Fahrer, eine Gruppe für die Mittelschnellen und eine Gruppe
für die Schnellen. Ich bin in der schnellsten
Gruppe gewesen.
Der Tag ist so gelaufen. Am Morgen mussten wir um 7.30 Uhr aufstehen. Der Gruppenleiter ist mit dem Radio in unser Zimmer
gekommen und hat uns mit Musik aufgeweckt. Wir haben zusammen zu Morgen
gegessen. Um 8.30 Uhr mussten wir dem
Ski Anzug vor der Türe stehen. Wir sind
mit dem Postauto Richtung Skipisten gefahren. Wir waren auf den Pisten von 9.00 bis
13.00 Uhr. Wir haben im Skigebiet im Restaurant zu Mittag gegessen. Ich habe einmal Fleischkäse mit Pommes gekriegt. Ein
anderes Mal, Nudeln mit Poulet und Salat.
Ich habe auch Café getrunken mit einem
kleinen Dessert. Um 14.30 Uhr sind wir
von dem Skigebiet runter gegangen, um ins
Lagerhaus zu gehen. Wir haben jedes Mal
unsere Skis oben im Skigebiet-Restaurant
gelassen. Um 16.00 Uhr hatten wir einen
richtigen und guten Zvieri mit Apfel, Brot,
Gutzli, Schokoladenstangen, Sirup, Wasser
und Tee. Wir hatten Freizeit zwischen 16.00
Uhr bis am 22.00 Uhr. Um 22.00 Uhr ist es
Nachtruhe gewesen.
Ich bin jeden Morgen Skifahren gegangen
und am Nachmittag bin ich drinnen geblieben. Ich habe viel Spass auf den Ski gehabt und viele Leute kennen gelernt. Ich
bin langsam, mittelschnell und sehr schnell
gefahren. Ich bin überall gewesen mit der
Skileiterin, auch auf schwarzen Pisten.
Im Haus habe ich mit den andern Leuten
gespielt, geschlafen … und jeden Tag geduscht.
Einmal haben wir eine Discoparty im Haus
gemacht. Ich habe mit sehr schönen Frauen getanzt. Am letzten Abend sind wir in
den Ausgang gegangen. Wir haben im Restaurant gegessen. Wir sind um 21.30 Uhr
zurückgekommen und um 22.00 Uhr war
wie immer Nachtruhe.
Ich habe immer den Leitern zugehört und
gemacht was sie sagten. Alles ist dann jeweils gut gegangen. Ich bin schon letztes
Jahr mit einer Gruppe in Davos unterwegs
gewesen. Ich möchte nächstes Jahr wieder
nach Davos gehen.
Проще говоря, трудно
von Fabian Frey, Sozialpädagoge in
Ausbildung
V
om Sommer bis Dezember 2014
absolvierte ich im Rahmen der
Ausbildung zum Sozialpädagogen das zweite Praxismodul in der WG Stocken. Die Besonderheit dieses Praxismoduls liegt sicherlich darin, dass ich schon
länger hier arbeite und auch das erste Praxismodul hier bereits absolviert habe. Ein
Praxismodul beinhaltet Ausbildungsziele
von der Schule, Ziele vom Verein Chupferhammer und drei persönliche Lernziele.
In schulischer Sprache geschrieben sieht
eines meiner formulierten Lernziele für die
Sozialkompetenz wie folgt aus:
Operationalisiertes Ziel (überprüfbare Ziele):
Ich bin in der Lage, dass ich bis Ende
meines Praktikums einem Teil der Wohnenden der Wohngemeinschaft Stocken
das Leitbild des Vereins Chupferhammer
übermitteln kann und ich eine neue Form
der Kommunikation erhalte.
Methode (Vorgehensweise):
Mit den Regeln der leichten Sprache übersetze ich das Leitbild, komme mit den
Bewohnerinnen und Bewohner in einen
Austausch und lasse es von ihnen prüfen
Indikator (Gradmesser):
Das Ziel ist erfüllt, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner den Text verstehen
und als Prüfer, Prüferinnen gutheissen.
Häufig begegnen wir Texten, bei denen
wir sagen müssen, das ist mir zu „hoch
gestochen“ oder diese Sprache kenne ich
nicht. Wir fühlen uns dabei manchmal al-
leine und sind auf Hilfe und Unterstützung
(Assistenz) angewiesen.
Das Leitbild des Vereins Chupferhammer
wurde erst kürzlich neu verfasst.
Für wen ist dieses Leitbild gedacht? Der
Sprachgebrauch ist nicht für alle Menschen gleich verständlich. Oftmals werden
die Hauptakteure dabei vergessen. Mit der
Unterschreibung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die Schweiz werden Forderungen unterstrichen, welche in
den Menschenrechten bereits verankert
sind, wie z.B. die Barrierefreiheit (ohne
Hindernis), aber auch Zugang zu leicht
verständlichen Informationen.
Mit den Regeln der leichten Sprache will
ich das Leitbild verständlich werden lassen.
Für die leichte Sprache gibt es klare Regeln, welche zu beachten sind. Wichtig ist,
dass nur kurze Sätze verwendet werden. In
der leichten Sprache dürfen keine Fremdwörter oder Fachwörter vorkommen und
schwierige Wörter müssen erklärt werden.
Ich übersetzte das kürzlich erarbeitete Leitbild Satz für Satz, Absatz für Absatz in die
leichte Sprache, mit dem Ziel, dass es sinngemäss das Gleiche bedeutet. Dies hört
sich leichter an, als es in der Umsetzung
ist. Wie der Titel auf Deutsch übersetzt
heisst: Einfach gesagt, ist schwierig. Die
zeitaufwändige Arbeit macht einem immer
wieder bewusst, wie viele Hürden wir im
Alltag nur mit der Sprache errichten.
Praktische Anschauung zur leichten Sprache erhielt ich als Gast bei der Vereinsgründung „Mensch zuerst“ in Rorschach,
welcher sich nun „Wir für Uns, Wir für
Alle“ nennt. Dort konnte ich erleben, wie
ein Gespräch in leichter Sprache sich anhört. Es bestehen in Deutschland kleine
Wörterbücher, in welchen die gängigen
Wörter übersetzt sind.
Mit dem Übersetzen des Leitbildes ist die
Arbeit noch lange nicht gemacht, dies ist
nur als Vorarbeit für den wichtigsten Teil
anzusehen. Nun kommt der Text in die
Auseinandersetzung mit den Prüfungspersonen aus der WG Stocken. Unklarheiten
wurden verständlich gemacht und dem
Sprachgebrauch sowie dem Verständnis
der Prüfungsperson angepasst, Satz für
Satz. Die spannenden Gespräche auf Augenhöhe ergaben interessante Erkenntnisse für mich und mein Gegenüber. Erkenntnisse des simplen Umstands, dass einfache
Sprache ein Zeichen der Wertschätzung
ist. Auch gibt mir diese andere Sicht Anregungen für meine persönliche Haltung.
Durch den Austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohner wird mir immer neu
bewusst, was es heisst in der WG Stocken
bzw. Chupferhammer zu wohnen und zu
arbeiten. Dabei versuche ich, wie im Leitbild vorgesehen, die Bewohnerinnen und
Bewohner zu bestärken und zu ermutigen,
dass sie sich mit ihren Bedürfnissen und
Ideen einbringen können. Sich auf die
leichte Sprache einzustellen braucht Zeit,
es lohnt sich aber, diese zu nehmen. Nun
liegt das durch die WG Stocken geprüfte
Leitbild vor, um am 27. März 2015 von
allen Bewohnerinnen und Bewohner der
Wohn- und Lebensgemeinschaft sowie
Mitarbeitenden der Werkstatt oder anderen Tagesstrukturangeboten an einer dazu
für sie organisierten Veranstaltung geprüft
zu werden.
Das Leitbild in leichter Sprache, siehe
folgende Seite.
Chupferhammer Leitbild
55
Leitbild in leichter Sprache
Übersetzt von Fabian Frey, WG Stocken, im November 2014
I
m Leitbild steht, was wichtig ist.
Das Leitbild sagt, wie die Menschen im Chupferhammer leben
und arbeiten.
Daran halten wir uns.
Auf Deutsch heisst das: Vereinte Nationen oder Vereinte Länder.
Den Vertrag unterschrieben viele Länder.
Die Schweiz unterschrieb den Vertrag auch.
In dem Vertrag steht, dass kein Mensch benachteiligt werden darf.
Wer sind wir?
Der Chupferhammer bietet eine Dienst-Leistung an.
Eine Dienst-Leistung ist eine Hilfe.
Diese Hilfe ist für Menschen mit einer IV-Rente.
Menschen mit einer Beeinträchtigung oder man sagt auch Menschen mit Lernschwierigkeiten bekommen eine IV-Rente.
Mit der Rente bezahlen Sie Wohnung und Essen. Diese IV-Rente
bekommen Sie vom Staat.
In einem Staat leben mehrere Menschen zusammen.
Die Schweiz ist ein Staat.
Oder anders gesagt ein Land.
Im Vertrag steht zum Beispiel:
Jeder Mensch darf sein Leben frei bestimmen.
Jeder Mensch bestimmt, wie er wohnen möchte.
Jeder Mensch darf sich überall frei bewegen.
Jeder Mensch darf seine Sexualität leben.
Jeder Mensch darf heiraten.
Jeder Mensch darf eine Familie gründen.
Jeder Mensch darf seine Meinung sagen.
Jeder Mensch darf arbeiten.
Jeder Mensch soll genug Geld zum Leben haben.
Alle bestimmen selber, in welchem Beruf sie arbeiten.
Jeder Mensch hat ein Recht auf freie Zeit und Ferien.
Jeder Mensch hat das Recht auf Lernen.
Jeder Mensch hat das Recht, sich Kunst und Kultur anzusehen.
Zum Beispiel kann er ein Museum, einen Zirkus oder ein Konzert
besuchen. Jeder Mensch darf auch selbst Kunst machen.
Was ist dem Chupferhammer wichtig? Das sind Chupferhammer – Ziele (Inklusion)
Alle Menschen sind unterschiedlich.
Es gibt Menschen
mit schwarzer Hautfarbe, mit weisser Hautfarbe,
es gibt Frauen und Männer,
es gibt Menschen mit grosser Beeinträchtigung,
es gibt Menschen mit kleiner Beeinträchtigung,
es gibt junge Menschen und alte Menschen,
es gibt Menschen, die sprechen eine andere Sprache, zum Beispiel
französisch, italienisch oder romanisch.
Alle Menschen gehören dazu.
Das nennt man in schwerer Sprache: Inklusion.
Das heisst auch, alle Menschen werden gleich behandelt.
Das finden wir im Chupferhammer richtig
(Menschenrechte)
Jeder Mensch hat die gleichen Rechte.
Das steht in der UN-Behinderten-Rechts-Konvention.
Eine Konvention ist ein Vertrag.
UN ist die Abkürzung für die englischen Wörter: united nations.
Verschiedene Möglichkeiten im Chupferhammer zu
wohnen und arbeiten (Vielfalt)
Im Chupferhammer kann man auf verschiedene Art wohnen und
arbeiten.
In 12 verschiedenen Wohn-Gemeinschaften leben Frauen und
Männer.
Jede Wohn-Gemeinschaft steht in einem kleinen oder grossen Ort.
Jede Wohn-Gemeinschaft hat eine Nachbarschaft, eine Bäckerei,
ein Restaurant, einen Bus oder Bahnhof für alle.
Jede Wohngemeinschaft ist anders.
Jede Wohn-Gemeinschaft ist anders eingerichtet (Eine hat ein
rotes Sofa, die andere bequeme Polsterstühle).
Das bestimmen die Frauen und Männer, die in der Gemeinschaft
zusammen leben und arbeiten.
In der Werkstatt gibt es viele Arbeitsmöglichkeiten.
Jede Arbeitsmöglichkeit ist anders.
Jeder Mensch ist anders.
Jeder Mensch entscheidet zusammen mit der Gemeinschaft über
das gute Zusammenleben.
Das nennen wir Vielfalt.
Jeder Mensch hat Begabungen.
Jeder Mensch hat seine eigene Meinung.
Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen.
Das nennen wir auch Vielfalt.
Durch diese Vielfalt lernen wir voneinander.
Gutes Leben ist uns wichtig.
Gutes Arbeiten ist uns wichtig.
Entscheiden gehört dazu (Partizipation)
Jeder Mensch hat verschiedene Bedürfnisse.
Das Angebot vom Chupferhammer geht auf diese Bedürfnisse ein.
Das Angebot im Chupferhammer ist Wohnen und Arbeiten.
Unsere Bedürfnisse und Wünsche sagen wir unseren Kollegen und
Freunden beim Wohnen oder bei der Arbeit.
Wir achten auf die Bedürfnisse der Anderen.
Die Anderen sind unsere Mitmenschen, zum Beispiel: Wohn-Kollegen - oder Arbeits-Kollegen und -Kolleginnen, Familie, Freunde,
Partner.
Jeder Mensch weiss am besten, was für ihn selbst gut ist.
Zusammen versuchen wir ein gutes Leben zu haben.
Darum brauchen wir alle, um miteinander zu entscheiden.
Wenn wir uns entscheiden, übernehmen wir auch Verantwortung.
Zum Beispiel: die Wohngemeinschaft entscheidet sich für eine
Katze. Für diese Katze muss die Wohngemeinschaft die Verantwortung übernehmen. Das heisst: sie füttern, zum Tierarzt gehen,
Katzenklo reinigen.
Das ist uns wichtig.
Das schwere Wort dazu lautet: Partizipation.
Wir alle haben Angehörige.
Angehörige sind Eltern, Mutter und Vater, Schwester und Bruder,
Grosseltern, Tante und andere.
Auch Angehörige wollen etwas.
Sie wollen zum Beispiel, dass es Ihnen gut geht.
Wir achten auf diese Interessen.
Wir wissen, dass Sie erwachsen sind.
Ein erwachsener Mensch ist älter als 18 Jahre.
Erwachsene Menschen wollen ein selbstbestimmtes Leben führen.
Selbstbestimmt ist, wenn man für sich selbst entscheidet.
Dazu gehört die Verantwortung für sich zu übernehmen
Gute Begleitung und Betreuung (Professionalität)
Als Begleitende auf der Wohn-Gemeinschaft oder bei der Arbeit
helfen verschiedene Menschen mit speziellen Berufen mit.
Berufe im Wohnen und in der Werkstatt sind zum Beispiel:
Betreuer und Betreuerinnen
Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen
Praktikanten und Praktikantinnen
Gruppen-Leiter und Gruppen-Leiterinnen
Leitungspersonen für den ganzen Chupferhammer.
Alle Betreuer und Betreuerinnen reden miteinander.
Betreuer und Betreuerinnen reden über ihre Erfahrungen.
Sie tauschen ihr Wissen und ihre Ideen aus.
Sie lernen voneinander.
Sie erkennen Grenzen.
Sie nehmen an Weiter-Bildungen teil.
In Weiter-Bildungen lernen sie neues Wissen.
Wir wollen im Chupferhammer ein gutes Angebot für Alle.
Sie überlegen, ob sie die Arbeit noch besser machen können.
Die Wohnenden geben dem Betreuer oder der Betreuerin Aufgaben.
Alle gehen wertschätzend miteinander um.
Die Betreuenden nehmen die Bedürfnisse der Wohnenden und
Mitarbeitenden ernst.
Junge Menschen haben Bedürfnisse. (zum Beispiel in die Disco
gehen, Ausgang in der Stadt, private Party, gute Gespräche, Filme
schauen und Gamen).
Alte Menschen haben andere Bedürfnisse. (zum Beispiel Ruhe,
feines Essen, genügend Schlaf, Sonntagsausflüge, gute Gespräche,
nette Gesellschaft)
WG Steinenbach
57
Länger als manche Ehe
Weinachtsgeschichte
und Chai-Tee
von Anna Murtomaa
D
ie vergangenen sieben Jahre in
der WG Steinenbach sind für
mich eine gute Zeit meines Lebens. Genauer gesagt, eine Zeit, in der ich
ein Teil dieser lebendigen Gemeinschaft
sein konnte. Durch gemeinsame Erfahrungen und Erlebnisse haben wir uns kennen
gelernt. Unsere recht enge Beziehung hat
länger gedauert als manche Ehe. Diese
Erfahrungen, die wir teilten, sind mannigfaltig: spannende Momente beim Schneeschuhlaufen mit fast-in-den-Bach-fallen,
gemütlicher Höck in der Alphütte und ein
schneestürmischer Heimweg. Ausflüge auf
weitere Berg- und Seelandschaften sowie
jährliche planungsintensive und im Endef-
von Kathrin Wehrli
fekt entspannte Ferien, mal näher mal weiter weg von Ebnat-Kappel.
Phasen, wo beinahe alles neu gelernt werden musste und wo die Unsicherheit Alltag
war. Und dann Freude darüber, dass vieles
wieder möglich wurde. Freude auch über
den Ausbau der Selbstständigkeit und vermehrten Übernahme der Verantwortung.
Gemeinsames Haushalten und sinnieren
dabei. Auch singen, schäkern und streiten.
Annahme von Hilfe, sowie Gespräche, die
Trost und Zuversicht vermittelt haben. Diese Teilhabe ist keine Einbahnstrasse. Mir,
wie allen anderen auch, ging es nicht gar
immer blendend. Mit Feingefühl wurde
dann gefragt: „Wie gohts?“ „Bisch trurig?“
Tröstende Worte und die Zusicherung des
Gegenübers, „‘s wird scho wieder guet“,
haben in solchen Momenten geholfen.
Menschen zu begegnen, die Anteil am Leben anderer nehmen, ist sehr wertvoll.
Das Wesentliche dieser Jahre besteht nicht
aus den im Büro verbrachten Stunden.
Das Wesentliche sind die Begegnungen,
das Teilen unseres gemeinsamen Lebensabschnitts. Für mich geht die Zeit in dieser Form nun bald zu Ende, anderweitig
begegnen werden wir uns bestimmt noch
oft. In Gedanken und in natura. Ich bin
gespannt auf die schöne kommende Zeit,
sie soll uns allen, auch den Lesenden, wohl
gesonnen sein!
S
eit einem guten halben Jahr arbeite ich in der WG-Steinenbach
in Ebnat-Kappel. Die lieben Menschen und die herzliche Atmosphäre im
Haus tragen dazu bei, dass ich mich an
meinem Arbeitsplatz wohlfühle. Im Sommer 2014 beendete ich meine Ausbildung
zur Fachfrau Betreuung in Romanshorn,
wo ich vier Jahre gearbeitet hatte. Mit dem
Umzug nach Lichtensteig hat für mich ein
neuer Lebensabschnitt begonnen. Ich bin
glücklich hier im schönen Toggenburg zu
sein!
Euch möchte ich berichten, wie ich in der
Weihnachtszeit den sechs Wohnenden Karin, Joan, Stefan Peter, Mario, Roger und
meiner Chefin Mariann die Weihnachtsgeschichte erzählen durfte.
Es war am letzten Sonntag vor den Weihnachtsferien. Die Sonne schien und es
hatte schon etwas Schnee auf den Bergen
und Feldern, als wir uns mit einem Abkochkessel für Chai-Tee und selbst gebackenen
Weihnachstsguezli im Gepäck auf den Weg
machten. Wir fuhren mit dem Auto den
Hüsliberg hinauf, parkierten unsere Autos
und spazierten dann mit herrlicher Sicht
auf die Churfirsten eine Stunde lang die
Strasse aufwärts.
Die Feuerstelle war gut im Schuss, wobei
es Mariann keine Mühe bereitete, rasch ein
warmes Feuer für uns zu entfachen. Das
Wasser im Kessel erhitzte sich rasch, der
Tee war für uns alle ein willkommener Wärmespender an diesem sonnigen, aber kalten
Wintertag. So konnten wir alle beisammen
im Kreis ums Feuer stehen. Ich empfand
die Stimmung entspannt und fröhlich. Als
der kalte Wind uns Rauch ins Gesicht pustete, war Ideenreichtum gefragt. Stefan legte sich ein Taschentuch über sein Gesicht
und stand so bei uns am Feuer. Im ersten
Moment war uns nicht klar, was Stefan mit
diesem Taschentuch im Gesicht bezwecken
wollte. Für ihn war es anscheinend ein
Schutz gegen den beissenden Rauch. Er
sorgte damit für Unterhaltung, worüber wir
alle, auch Stefan, lachen konnten.
Der Moment, um die Geschichte zu erzählen, kam näher und ich wurde innerlich
langsam etwas aufgeregt. Sicherlich denken Sie jetzt; ich kenne ja alle diese Menschen. Das stimmt schon, doch sobald ich
vor mehreren Personen stehe, ihre Blicke
erwartungsvoll auf mich gerichtet sind,
fängt meine Stimme von alleine an zu
zittern. Meine Stimme hört sich dann für
mich fremd und anders an. Ich nahm mir
fest vor, dass mir das dieses Mal nicht passieren wird und redete mir innerlich gut zu.
Die Geschichte hiess „der Weihnachtsstern“. Ich übersetzte die Geschichte aus
dem Hochdeutschen in die Mundart. Erstaunlicherweise blieb meine Stimme fest,
sie hörte sich für mich nicht fremd an. Ich
begann mich allmählich immer wohler in
meiner Erzählerrolle zu fühlen. Es gelang
mir während des Erzählens, den Blick vom
Blatt zu lösen und durch die Runde zu rollen. Alle hörten mir gespannt zu, was mich
sehr freute. Zwischendurch musste ich räuspern und schlucken. Den Zuhörern kamen
diese Pausen entgegen, sie hatten Zeit
nachzudenken, um die Geschichte verstehen zu können.
Dieser Sonntagnachmittag hatte ein gutes
Gefühl hinterlassen, sowohl bei den Wohnenden, als auch bei mir. Ab und an wurde
ich später von den Wohnenden gebeten, ihnen nochmals eine Geschichte zu erzählen,
was mich natürlich freut und was ich gerne
tun werde.
Werk- und Heimstätte Idasonne
59
Hereinspaziert!
Herzlich willkommen in unserem
Jahresbericht! Machen Sie es sich
gemütlich! Wir haben Interessantes
für Sie. Gute Neuigkeiten und solche über Finanzen und unser Budget
2015! Reichhaltige Lektüre versprechen wir!
Unterwegs mit dem
Tandem
logisch-dynamische Landwirtschaft und die
liebevolle Bearbeitung der Erde. Wir achten
dabei ganz stark auf die Bedürfnisse der Natur, soweit wir können.
Bei diesen Gedanken war ich eigentlich
ganz zufrieden. Wir waren mit dem Velo unterwegs und wir bearbeiten die Erde biologisch-dynamisch ... ja, das ist unsere Gegenleistung für den Reichtum der Natur!
Das Ganze hatte natürlich eine Vorgeschichte: Bevor wir fahren konnten, musste Walter
mit Rolf das Tandemfahren üben. Das war
der Anfang der Geschichte.
von Ali Avci
W
ir fuhren über schmale Landstrassen, teilweise auch befahrene Strassen, und durch Dörfer und Hügel mit Apfelblüten übersät. Es
war Frühling, wir wollten in Sommeri essen
gehen, das etwa zehn bis fünfzehn Kilometer von der „Idasonne“ entfernt liegt.
Wir stiegen auf unsere Tandems und fuhren los, wir „Idasonneler“ waren wieder
unterwegs.
Die Landschaft mit blühenden Apfelbäumen, Birnbäumen und Kirschbäumen zog
an uns vorbei, die Erde war bedeckt mit Gemüse, Blumen und fein duftendem Heu; es
war einfach wunderschön.
Dann kamen mir Gedanken, wie grosszügig
die Natur uns beschenkt, wie sie uns für alle
Sinne etwas bietet:
Für die Augen schöne Formen und Farben,
für die Nase feine Düfte von Blüten, Blumen und Heu aus der ganzen Umgebung.
Die Natur überwältigt uns mit ihrer ganzen
Pracht und Frische. Und was wäre unsere
Gegenleistung, fragte ich mich?
Mit dem Tandem waren wir ja ökologisch
unterwegs. Und da ist unsere Arbeit, die bio-
Ich, Rolf und Walter, waren die drei Steuermänner, Adrian, Mirjam und Samuel waren
die Beifahrer, auch sie sehr aktiv. Adrian
war so eifrig am Trampeln, dass sie immer
schneller wurden und Walter musste immer
wieder bremsen.
Walter als Steuermann übte
also mit Rolf, wie mit dem
Tandem umzugehen war.
Eine Probefahrt ging etwa
so: Trampen, bremsen, anhalten und wieder anfahren. Sie übten, bis Walter
es intus hatte.
Tandem fahren braucht viel
Übung, vor einer StoppStrasse muss er langsam
abbremsen können. Beim
Stoppen ist es schwierig
das Fahrrad zu halten. Es
braucht Konzentration, Koordination und viel Übung.
Danach muss er wieder in
einem tiefen Gang anfahren. Auch hier gilt: Übung
macht den Meister!
Mirjam und Samuel dagegen brauchten ab
und zu einen Motivations-“Schupf“: „Hopp,
hopp, Mirjam, fest trampen!“ ermutigten
wir sie. Und zu Samuel: „ Samuel, komm,
mithelfen, fest trampen!“
Adrian hingegen brauchte keine Ermutigung. Er trampelte so kräftig und schnell,
dass Walter immer wieder bremsen musste. „Adrian, mach Pause“, aber es dauerte
nicht lange, und er trampelte wieder wie ein
Weltmeister an der Tour de Suisse.
Nach etwa zwei Stunden waren wir im Restaurant, wir haben etwas Feines gegessen
und getrunken und der Magen war wieder
gefüllt und die Energie aufgeladen. Und jetzt
ging der gleiche Weg wieder zurück Richtung „Idasonne“.
Ein Rückblick in die
Gründungszeit unserer
Lebensgemeinschaft
von Ruth Pfenninger
S
eit der Gründung der Werk- und
Heimstätte IDASONNE in Dotnacht TG, im schönen Kemmental
am Bodensee, im Jahre 1999, vor über 16
Jahren also, leben und arbeiten hier ganzjährig Menschen mit Hilfebedarf. Im ersten
Jahr leisteten wir Ferien- und Wochenendbetreuung für einen wechselnden Personenkreis ungewöhnlicher Leute.
Schon lange bestand unsere Idee, eine offene Lebensgemeinschaft entstehen zu lassen.
Die individuellen Biographien der besonderen Menschen, die hier ihr zu Hause gefunden haben, können in der kleinen Gruppe
sinnstiftend in einen normalen Alltag übertragen werden.
Unsere Liegenschaft mit reichlich Pachtland
in Seenähe, bei guter ÖV-Anbindung, sowie
das gemütliche und neu renovierte Wohnhaus, erachteten wir zu Recht als geeignet
für eine spezielle Einrichtung im Zusammenleben und -arbeiten mit Menschen mit ASS
(Autismusspektrumstörungen). Mit seinen
tageslichtdurchfluteten und Hülle gebenden
Einzelzimmern, den speziell eingebauten
Ahornmöbeln, Holzheizung mit Brennholz
aus der eigenen Waldarbeit und toleranter
Nachbarschaft, haben wir damals bis heute einen optimalen Ort für ein gutes Leben
gefunden. Über viele Jahre hinweg gingen
wir zu dem benachbarten Arabergestüt reiten. Die Nähe zur Natur, zum Wald, zu den
Tieren, damit wir die Jahreszeiten und das
Wetter spüren können, das ist es was wir
brauchen. Das gibt uns wahre Verbindung
und echte Orientierung in der Welt. Unsere
Imkerei bereichert mit Fleiss und Blumenliebe der Bienen nicht nur unsere Nutz- und
Ziergärten. Sie gibt uns gute Arbeit in einem
sozialen Organismus von der Pflege bis zur
Ernte unseres beliebten Honigs. Am Morgen weckt uns fröhlich der Gückel mit seiner
bunten Zwerghühnerschar.
Eine Erfolgsgeschichte: B. – ein
Stück Lebensweg in Gemeinsamkeit
von damals bis heute
Im Rahmen unserer anfänglichen Wochenendbetreuung lernten wir eine sprachlose,
15-jährige Person („B.“) mit ASS kennen.
In dem Sonderschulheim, in dem diese Person damals wohnte, und die Schule besuchte, galt sie auf der Wohngruppe als nicht
mehr tragbar. Auf Anfrage boten wir B. bei
uns einen neuen Lebensort an. Es gab die
Vereinbarung, dass B. bis zum Ende der
Schulzeit unverändert das vertraute Schulheim besucht. Für jeden Schultag wurde B.
nun vom neuen zu Hause in der Werk- und
Heimstätte IDASONNE abgeholt, und wieder dorthin zurück gebracht.
Es begann eine lange Zeit tiefer Veränderungen für uns alle. Trotz zunächst unüberwindlich erscheinender Kommunikationsschwierigkeiten, zeigte B. uns durch Gesten oder
veränderte Verhaltensweisen deutliches Einverständnis fortan in unserer Gemeinschaft
leben zu wollen. Freudvolle Momente gaben
uns die Kraft das gemeinsame Leben immer
wieder neu miteinander zu wagen.
Erste Voraussetzung, um uns überhaupt
begegnen zu können, war der Abbau der
allopathischen Medikamente. Schritt für
Schritt wurde es möglich, die Medikamente durch ausgeprägtes sozialtherapeutisches
Fachwissen, tragfähige Strukturen und kon-
61
sequente Haltung abzubauen. Das erfordert
Mut und Geduld von allen Beteiligten. B.
konnte jetzt immer öfter Blickkontakt zu uns
aufnehmen.
Durch die schmackhafte Vollwertküche und
unsere strukturierte Tischsituation mit den
entsprechenden Ritualen, baute sich das
deutliche Übergewicht bei B. ganz von selbst
ab. Die schwere und verschlossene seelische
und physische Befindlichkeit im Zusammenhang mit der epileptischen Konstitution und
der Stoffwechselproblematik, bekam eine
Nuance Durchlässigkeit und Leichte. Erste
bescheidene, selbstbesorgende Kompetenzen konnten behutsam erarbeitet werden.
Es erwachten bei B. Interesse und Neugier
am Leben und an der Natur. Die Tagesinkontinenz liess durch unsere rhythmusbetonte Lebensweise nach, bis B. es schaffte,
tagsüber von Windeln befreit, ein Stückchen
selbstbewusster zu leben. Gegenseitiges
Vertrauen wuchs heran. Nie war es nötig
B. am Bett festzubinden – so wie es früher
Gewohnheit war. Die epileptischen Anfälle
sind lebensbedrohlich, sie treten jedoch nur
noch in grossen zeitlichen Abständen auf.
Schwere Aggressionsphasen durchleben wir
gemeinsam ebenso wie alles Schöne.
Inzwischen ging die Schulzeit zu Ende. B.
lebt seither ganzjährig in der Gemeinschaft.
Schnell kamen drei weitere Erwachsene mit
Betreuungsbedarf hinzu. Freundschaften sind
entstanden. Und es gibt Mitarbeiter, die nicht
im selben Haus wohnen. Die beiden Gründungs- und Leitungspersonen, die in den
ersten Jahren unter einem Dach mit den anderen Menschen gelebt haben, bezogen ein
Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Mit der kantonalen Heimbewilligung wurden wir zu einer Gruppe in unserem „Trä-
gerverein Chupferhammer“. Dieser Prozess
war, parallel zu aufwändigen Betreuungssituationen, ein steiniger Weg, bis endlich
alle Richtlinien, wie z. B.: feuerpolizeiliche
Anpassungen, erfüllt waren. Die administrativen Verpflichtungen nehmen stetig zu.
Computer wurden angeschafft und Drucker
und Kabel – viele Kabel. Berichte werden
geschrieben: Tagesberichte, Agogische
Berichte, Beobachtungsberichte, auch Jahresberichte, Protokolle, Meldungen, Termin- und Dienstpläne. Leitbild- und Konzeptarbeit.
Irgendwann wurde fachsprachlich von „Klienten“ gesprochen, und es entstand als
Folge des Neuen Finanzausgleichs ein „Klienteninformationssystem“ (KISS) und „RedLine“ und „IBB Punkte“ werden gesammelt
in „IBB Ratings“ als Nachweis für die Leistungen der Betreuungspersonen.
Die Werk- und Heimstätte IDASONNE wurde zur erfolgreichen Ausbildungsstätte. Aus
Praktikanten oder Zivildienstleistenden werden Arbeitsagogen, Fachleute Betreuung,
Sozialpädagogen. In Zusammenarbeit mit
entsprechenden Behörden setzen wir mit ausländischen Mitbürgern Projekte in die Tat um.
Und B.? B. lernt! Wirkt gesund, befreit von
langwierigen Erkältungen und – B. lacht
oft! Das Gangbild veränderte sich, eine leise Willensbetonung oder Erdverbundenheit
wurde sichtbar, Spitzgang hat abgenommen
– B. zeigt sich in der Lage, an einer Tagesstruktur teilzuhaben. Am wohlsten fühlt B.
sich unter freiem Himmel. Die Elemente:
Feuer – Wasser – Erde – Luft – oder noch
lieber Sturm und Schneeflocken und Sternenhimmel lassen B. hüpfend den starken
Bewegungsdrang ausleben. Dramatische Situationen gehören zu dieser Persönlichkeit,
von ihr wird Dramatik gesteuert und ausge-
löst. Im Erlebnisraum der alltäglichen Naturgewalten findet emotionaler Ausdruck statt.
B. kann gut schwimmen. Über einige Jahre
bildete der Reitunterricht und die entstandene Beziehung zum Pferd einen Lebensmittelpunkt. B. vermag heute viele Äpfel aufzulesen für unseren hauseigenen Süssmost.
Die sichere Handhabung einer Bügelsäge
zur Brennholzgewinnung gehört zu einem
erfüllten Arbeitsalltag. Misserfolge lösen Fassungslosigkeit aus. Mit Vorliebe trägt B. die
Ernte oder Einkäufe nach Hause. Der Umgang mit der Handgetreidemühle ist möglich
geworden. „Tisch abräumen“ nach jeder
Mahlzeit ist das Ämtli von B., was übereifrigen Gästen manchmal gar nicht so leicht
zu erklären ist. Niemand darf das Ämtli nehmen! Agogisch geht es darum, dem starken
Bewegungsdrang mit den einhergehenden
grossen und wunderbaren Energien der
Menschen mit Betreuungsbedarf, sinnvoll
nachzukommen. Zu Hause, in der Werk- und
Heimstätte IDASONNE kann B. sich heute,
unter bestimmten Bedingungen, weitgehend
selbständig ankleiden. Wenn B. „Haare
schneiden – der Coiffeur hat geöffnet“ hört
– und B. hört ausgezeichnet – ist B. schnell
ganz vorne. B. ist gerne schön, unsere tägliche Pflegeleistung ist ein wichtiges Stück
Lebensqualität. Die räumliche Orientierung
hier in der vertrauten Umgebung ist sicher –
an fremden Orten ist Einzelbegleitung nötig.
Emotionale Stimmungsschwankungen und
deren gruppendynamische Folgen werden
mit enger Unterstützung und Begleitung,
phasenweise einzeln, aufgefangen. B. ist
jetzt 31 Jahre alt.
Die Freizeit in der Gruppe
Der geneigten Leserin und dem geneigten
Leser sei gesagt: Wir haben keinen Fernseher! Teilweise fehlt uns das Interesse daran
(manche von uns schauen nicht hin) oder
die Zeit. Manchmal gibt es einen ausgewählten Film vom Laptop. Theaterbesuche oder
Konzerte interessieren uns mehr. Jemand
hört gerne Radio in seinem Zimmer, jedoch fällt es ihm nicht leicht die belastenden
Nachrichten zu verarbeiten. Sensible und
differenzierte Betreuung ist auch hier nötig.
Es gehören uns drei moderne „Flyertandem“, und wir treten alle gerne kräftig in die
Pedale. Das haben wir gelernt. Das hält uns
fit, flexibel und es ist unterhaltsam – freundliche Leute winken, oder sprechen während
einem Picknick mit uns. Lenken und bremsen übernehmen zum Glück (und zur Sicherheit) die jeweiligen Betreuungspersonen:
„Helme und Signaljacken nicht vergessen,
Hose uffe litze“ – los geht’s.
zu einem Geburtstag auf seinem Handörgeli
ein Konzert. Gitarrenmusik, oder ein Spiel
auf dem Hang, das erklingt fast jeden Tag.
Mit Musik geht alles besser...
In der Abendgestaltung hören wir mit Enthusiasmus vorgelesene Geschichten, oder
es prasselt „Feuerlein“ draussen in unserem
„Apachenofen“. Oder mal „Chicken-show“
= „höckele“ und den Hühnern zuschauen.
Unsere künstlerischen Schöpfungen, wie
zum Beispiel unsere Theaterproduktion
anno 2008, sind immer das Highlight – weit
über die Dorfgrenzen hinaus. Das geschätzte Publikum war begeistert und unsere Probenarbeit mit den Bühnenerfahrungen leben nicht nur in unseren Erinnerungen fort.
Wir standen im Zentrum und spürten unsere
eigene Wirkung, besonders beim Applaus!
Die prächtige Bühne im ehemaligen Schulhaus in Engelswilen mit dem edlen, blauen
Samtvorhang vermissen wir in der letzten
Zeit manches Mal.
Ohne Übertreibung dürfen wir festhalten,
dass die Fragen und Herausforderungen,
welche die Menschen hier an uns stellen,
eine stetige Quelle der Auseinandersetzung
und Suche nach neuen Wegen sind. Vielfältig sind die Anforderungen, die Bedürfnisse der Personen mit Betreuungsbedarf bei
ASS zu verstehen und eine erwachsenengerechte Begleitung zu gestalten. Das anthroposophische Menschenbild ist auf dieser
Reise Lebenshilfe, besonders in schweren
Zeiten. Therapeutisch findet wöchentlich in Einzeltherapie Heileurythmie statt.
Dazu kommt die Heileurythmistin zu uns
ins Haus. Ein Kreis von Menschen die uns
kennen, und unsere Aufgabe wirkungsvoll
mittragen, hat sich gebildet. Es sind Freunde und Nachbarn, die Kirchengemeinde
gehört dazu, und die Ärzte und Fachärzte,
der Klavierlehrer und Therapeuten, nicht
zuletzt die gesetzlichen Vertretungen und
Menschen aus dem Verein Chupferhammer. Ihnen danken wir – für Gespräche und
Begegnungen, für das Interesse an unserem
Wohl und Weh, für kleine Geschenke oder
Einladungen – dafür dass sie mit uns sind!
Geblieben ist uns die künstlerische Arbeit mit
Farbe und Pinsel, Linoldruck, oder unsere
berühmten „Anfeuerzippli“ in der ansprechenden Verpackung. Freizeitgestalterisch
sind die häufigen musikalischen Darbietungen beliebt. Da spielt schon mal ein Gast
Unser Richtziel ist, die Personen mit Betreuungsbedarf gewissenhaft vor Missbrauch zu schützen, und sie gleichzeitig
niveauvoll zu unterstützen und zu betreuen
bei der Umsetzung ihrer eigenen Lebensqualität. Es ist ein kreativer Prozess mit
kulturellen und sozialen Innovationen – es
geht nicht um Standards.
Gewachsen sind hier zuverlässige und haltgebende, authentische Beziehungsgeflechte
durch ein hohes Mass an Kontinuität und
gegenseitiges Vertrauen. Durch dauerhaftes „mitenand“ lernen wir uns kennen und
wertschätzen. Es sind resilienzbetonte Energien entstanden. Neue Impulse werden von
den Mitarbeitern hereingetragen. Von ihrem
Engagement hängt so Vieles ab! B. lebt in
der Werk- und Heimstätte IDASONNE weiter eine eigenwillige Biographie mit Unterstützungsbedarf aus dem ein Stück Autonomie erwachsen ist.
Die Gegenwart – wie weiter mit den
„kleinen“ Einrichtungen (jene unter
30 Plätzen) die als unrentabel bezeichnet werden, jedoch wertebewusst Grosses leisten?
Als eine Folge des „Neuen Finanzausgleiches“ (NfA) ist unsere bisherige Personaldecke wiederholt krass geschrumpft.
Unsere Arbeitsbedingungen haben sich
verändert.
Das eingeführte Punktesystem in den IBB
Ratings geht von der Einschätzung eines
Bedarfs durch die Institution aus, welcher sich anhand erbrachter Leistungen
abzeichnet. Diese Betreuungsleistungen
werden von uns im IBB Rating verdichtet dargestellt, auf der Grundlage unserer
täglichen Angaben in den Tagesjournalen
(RedLine) dokumentiert.
63
Im Jahre 2014 liess uns die Tatsache, dass
unser behinderungsbedingter, und exakt
nachgewiesener Mehraufwand (in Punkten
ausgedrückt) nicht mehr umfassend finanziert wird, die Luft anhalten. Im aktuellen
Budget 2015 klafft ein bedrohliches Loch.
Betreuungsleistungen wurden auf ein Minimum gestuft:
Das Tagesstrukturangebot verliert an Vielfalt. Die wertgeschätzte Waldarbeit zur
Brennholzgewinnung, sowie unsere Teeund Würzkräuterei mussten wir bereits aufgeben.
Die Ziele unserer Arbeit dürfen meiner Ansicht nach nicht weiter marginalisiert werden. Massive Budgetkürzungen sind das
denkbar schlechteste Signal für alle kleinen,
auf das Individuum bezogenen Einrichtungen. Menschen mit ASS haben immer noch
keine Lobby.
(„B.“ – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes haben wir ein Pseudonym verwendet.)
Freies Integrales Hang.
Interview mit Walter über „Freies Integrales Hang“.
Ali: Walter, was für ein Instrument ist das Hang?
Walter: Es ist ein Instrument, das ich noch nie gehört und gesehen habe,
etwas ganz Neues.
Ali:
Wie sieht das Instrument aus?
Walter: Es sieht aus wie ein Auge.
Ali:
Was hast du noch beobachtet?
Walter: Das Hang ist aus Metall, es ist geklopft (geschmiedet). Es tönt
sehr gut und man spürt den Klang mit dem Körper. Man muss
es nicht stimmen und es hat keine Saiten. Andere Instrumente
kratzen, wenn man sie nicht stimmt. Das hab ich nicht gern.
Ali:
Was kannst du sonst noch über das Instrument sagen?
Walter: Im Haus haben wir Holzböden und man hört die Musik im
ganzen Haus und es vibriert wie verrückt.
Ali:Vibriert?
Walter: Wenn du spielst, fängt alles an zu vibrieren – der Boden, die
Luft…alles. Wenn ich oben im Zimmer bin und du zu spielen
beginnst, spüre ich das sofort. Es ist nicht störend, es ist spannend die Musik mit dem Körper wahrzunehmen. Man hört mit
den Ohren und fühlt mit dem Körper.
Ali:
Fällt dir sonst noch was ein, Walter?
Walter: Das Hang tönt sehr unterschiedlich, je nachdem an welcher
Stelle du das Hang schlägst, sind die Töne tiefer oder höher.
Es erinnert mich ein wenig an eine Flöte.
Ali:
Danke für das Gespräch, Walter.
I
hnen, geschätzte Leserin und geschätzter Leser, danken wir nun für Ihren
Besuch auf unseren Seiten. Auf Ihre
Meinung in einer Rückmeldung sind wir gespannt, und wir treten gerne mit Ihnen in
ein Gespräch – wenn Sie es wünschen.
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr!
WG Alpenhof
65
Rückschau 2014
von Susanne Guntli
D
as erste gemeinsame Jahr der WG
Alpenhof mit der Familie Guntli ist
vorüber und wir schauen zurück.
Zurück auf viele schöne Erlebnisse, Ausflüge,
Projekte und gegenseitiges Kennenlernen.
Florian und die Briefmarke
Im Rahmen der Special Olympics National
Games 2014 in Bern wurde eine Sondermarke gedruckt. Darauf ist unser Mitbewohner Florian in Action bei einem Basketballmatch zu sehen. Doch damit nicht genug ...
Aufgrund dieser Ehre wurde er sogar noch
von Kurt Aeschbacher in dessen Sendung
zu einem Interview eingeladen. Eine spezielle Autogrammstunde wurde von der procap
Sarganserland-Werdenberg im Pizolcenter
Mels organisiert.
Special Olympics Bern im Mai
Jasmin, Florian und Patrick sind unsere
aktiven Basketballspieler bei der procap
Sarganserland-Werdenberg. Ein grosses Ereignis für die drei war die Teilnahme an den
Special Olympics in Bern.
Was tönt im Schloss Sargans?
Unsere ehemalige Mitarbeiterin Nicole hat
im letzten Jahr die Ausbildung zur Kunstagogin abgeschlossen. Dazu hat sie das
Projekt „Was tönt im Schloss Sargans?“
ins Leben gerufen. Zusammen mit dem
Zivi Pascal hat sie mit den Bewohnerinnen
und Bewohnern ein spannendes, heiteres
und überraschendes Geräusche-Theater im
Jazzkeller in Sargans aufgeführt. Die selbsterfundene Geschichte vom Schlossgespenst
wurde von Beat Daxinger theatralisch erzählt, die Theatergruppe hat dazu die entsprechenden Geräusche mit selbstgebauten
Instrumenten inszeniert. Es war ein absolut
gelungener Auftritt vor einem begeisterten
Publikum!
Ferien im Elsass Mitte Juni
Zur grossen Freude war die gesamte Wohngemeinschaft inklusive Hund Luna in den
Ferien mit dabei. Ein wunderschönes grosses Haus mit gemütlichem Sitzplatz haben
wir gefunden. Die Tage verbrachten wir mit
Ausflügen in Tierpark, Affenpark, Schlössern und Storchenpark. Auch das shoppen,
schlemmen und schlendern in den wunderschönen Altstadtgässchen von Riquewihr
und Colmar kam nicht zu kurz.
zu mehr Anstand erziehen oder vom lieben Güggel „Hermann“ Abschied nehmen.
Wir schäumen noch immer über vor Ideen
und Änderungsvorschlägen, doch wie eine
Bewohnerin immer so schön sagt: „Immer
eis nach em andere, wie z‘ Paris.“
Grosse Spende für individuelle Wunscherfüllung
Aufgrund einer Kunstausstellung in Flums
erreichte uns eine grosszügige Spende, welche die Bewohnerinnen und Bewohner für
eine individuelle Wunscherfüllung einsetzten. Hier ein paar Stimmen dazu:
Patrick: Schön gewesen am FC St. GallenMatch! War nicht schön, dass sie verloren
haben.
Heidi: Mir hats gefallen am Schlagerkonzert. Die feinen Stimmen und die Musik haben mir sehr gefallen.
Florian: Konzert war super! Möchte am Liebesten gleich wieder gehen. Mein Wunsch
ging in Erfüllung: Ich habe Beatrice Egli gesehen!
Jasmin: Eishockey-Match war gut! Am besten gefallen haben mir die vielen Goals!
Peter: Isch schön gsi am Konzert!
Familie Guntli
Es gäbe noch vieles mehr zu berichten,
was für Begegnungen, Entwicklungen und
Überraschungen ein WG-Jahr mit sich
bringt. Unser erstes Jahr war spannend
und von vielen glücklichen Momenten geprägt. Nun können wir sagen: „Wir wissen,
wie „dr Charrä“ läuft.“ Besondere Herausforderungen waren für uns sicher die landwirtschaftlichen Arbeiten, welche aber auch
sehr viel Freude bereiten: Geburtshilfe bei
den Schafen, das Heu vor dem Regen einbringen, unseren Gänserich „Papa Moll“
Projektarbeit zum Thema Geld
von Marius Fetz
I
m März trafen sich alle interessierten
Chupferhammer Menschen um die Vision Chupferhammer 2020 zu diskutieren. Ein Punkt lautete dabei: „Alle Menschen die im Chupferhammer wohnen und
arbeiten wissen, dass sie Geld bekommen
für ihre Arbeit und ihr Leben. Sie wissen,
was mit diesem Geld gemacht wird und
können sagen, ob sie das gut finden.“ Als
dabei ein Bewohner des Alpenhofes gefragt
wurde, ob er dies denn wisse, antwortete
er: „Im Restaurant laden mich die Mitarbeiter meistens ein, manchmal zahle ich auch
mit dem Taschengeld, das ich vom WG Leiter bekomme, selber.“
So entstand die Idee, als Projektarbeit für
meine Ausbildung, eine interne Schulung
zum Thema Geld durchzuführen, um den
BewohnerInnen aufzuzeigen, dass sie wie
viele andere Menschen auch Geld vom Staat
(IV, Kantonsbeitrag…) bekommen, um das
zu bezahlen, was für ein gutes Leben nötig
ist (Betreuung, Wohnen, Essen, Freizeit…).
Ein weiteres Ziel war, aufzuzeigen, wo sie
nicht mitreden können (Personalkosten und
Miete), wo sie mitreden können (WG Einkäufe, Ausflüge ...) und vor allem wo sie alleine bestimmen (Taschengeld).
Dazu gestaltete ich je ein Plakat mit Ausgaben
und Einnahmen. Um die abstrakten Zahlen
fassbar darzustellen wählte ich ein Balkendiagramm und für den Text suchte ich passende
Fotos zur Darstellung. Anschliessend führte
ich an zwei Nachmittagen eine interne Schulung durch, um das Ganze zu erklären.
Da dieses Projekt allen BewohnerInnen gut
gefallen hat und sie bei WG Einkäufen angefangen haben, wichtige Dinge aufzuschreiben, war es aus meiner Sicht erfolgreich.
PS: Wer Interesse hat in der eigenen WG
eine ähnliche Schulung durchzuführen, findet die gesamte Dokumentation auf dem
Server unter S:\Gemeinsam Chupferhammer\Ausbildung\Projektarbeit\Marius Fetz
oder kann sie bestellen unter:
[email protected]
Einnahmen pro Person und Tag
Jahresrechnung 2014
722293
E
67
Chupferhammer
Chupferhammer
Geschäftsstelle
Chupferhammer
Geschäftsstelle
Geschäftss
Vereins-­‐Bilanz Vereins-­‐Bilanz per Vereins-­‐Bilanz 31.12.2014per 3p1.12.2014
er 31.12.2014
Einkauf im Alpenhof
ine Kostprobe, wie alle im Alpenhof mitdenken und die Einkaufsliste
selbständig erstellen. Das ein oder
andere Mal muss gerätselt werden, was gemeint wäre ...
722293
722293
Vereins-Bilanz per 31.12.2014
Bezeichnung
Bezeichnung
Bezeichnung
Saldo
Vorjahr Saldo
AKTIVEN
AKTIVEN
AKTIVEN
Flüssige Mittel, Mietzinskautionen
Flüssige
Flüssige
Mittel, Mietzinskautionen
Mittel, Mietzinskautionen
323'290.79
471'040.46
323'290.79
Forderungen
Forderungen
Forderungen
570'532.44
570'532.44
566'117.04
Vorräte
VorräteVorräte
28'145.00
28'145.00
25'970.00
Aktive Rechnungsabgrenzung
Aktive Rechnungsabgrenzung
Aktive Rechnungsabgrenzung
1'317'443.91
1'317'443.91
1'095'443.00
Total Umlaufvermögen
Total Umlaufvermögen
Total Umlaufvermögen
2'239'412.14
2'239'412.14
2'158'570.50
Immobilien
3'412'000.00
3'412'000.00
3'544'000.00
Betriebseinrichtungen Betriebseinrichtungen
Betriebseinrichtungen
153'875.00
153'875.00
151'975.00
Fahrzeuge
138'505.00
138'505.00
73'070.00
Immobilien
Immobilien
Fahrzeuge
Fahrzeuge
Informatik- und Kommunikationssyst
InformatikInformatikund Kommunikationssyst
und Kommunikationssyst
Wertschriften und andere
Wertschriften
Finanzanlagen
Wertschriften
und andere
und andere
Finanzanlagen
Finanzanlagen
0.00
0.00
0.00
179'700.00
179'700.00
200.00
Total Anlagevermögen
Total Anlagevermögen
Total Anlagevermögen
3'884'080.00
3'884'080.00
3'769'245.00
TOTAL AKTIVEN
TOTALTOTAL
AKTIVEN
AKTIVEN
6'123'492.14
6'123'492.14
5'927'815.50
PASSIVEN
PASSIVEN
PASSIVEN
Verbindlichkeiten Lief./Leistungen
Verbindlichkeiten
Verbindlichkeiten
Lief./Leistungen
Lief./Leistungen
-123'992.57
-123'992.57
-106'248.45
übrige Kreditoren
-292'569.90
-292'569.90
-411'669.95
Bankschulden kurzfristig
Bankschulden
Bankschulden
kurzfristig
kurzfristig
-256'933.03
-256'933.03
0.00
Passive Rechnungsabgrenzung
PassivePassive
Rechnungsabgrenzung
Rechnungsabgrenzung
-243'826.96
-243'826.96
-224'595.13
-4'566'300.00
-4'566'300.00
-4'641'700.00
-425'904.50
-425'904.50
-400'622.09
-5'909'526.96
-5'909'526.96
-5'784'835.62
-815'462.82
-815'462.82
-586'936.57
601'497.64
601'497.64
443'956.69
übrige Kreditoren
übrige Kreditoren
Darlehens- / Hypothekarschulden
DarlehensDarlehens/ Hypothekarschulden
/ Hypothekarschulden
Total Rückstellungen Fonds
Total Rückstellungen
zweckgebunden
Total Rückstellungen
Fonds zweckgebunden
Fonds zweckgebunden
Total Fremdkapital
Total Fremdkapital
Total Fremdkapital
Total Organisationskapital
Total Organisationskapital
Total Organisationskapital
Negative Schwankungsfonds
Negative
Kantone
Negative
Schwankungsfonds
Schwankungsfonds
Kantone
Kantone
Total Eigenkapital
Total Eigenkapital
Total Eigenkapital
-213'965.18
-213'965.18
-142'979.88
TOTAL PASSIVEN
TOTALTOTAL
PASSIVEN
PASSIVEN
-6'123'492.14
-6'123'492.14
-5'927'815.50
722293
722293
Chupferhammer 722293
Geschäftsstelle
Chupferhammer Geschäftsstelle
Erfolgsrechnung 1.1.2014 -­‐ 31.12.2014
Erfolgsrechnung 1.1.2014 – 31.12.2014
Bezeichnung
BezeichnungSaldo WH
Saldo Gesamt
Vorjahr
ERFOLGSRECHNUNG
ERFOLGSRECHNUNG
Erträge aus Leistungsabgelt. innerkantonal
Erträge aus3'401'691.05
Leistungsabgelt. innerkantonal
965'162.42
4'366'853.47
4'164'687.35
Erträge aus Leistungsabgelt. ausserkantonal
Erträge aus4'722'717.55
Leistungsabgelt. ausserkantonal
110'473.58
4'833'191.13
Erträge aus Leistungsabgeltung
Erträge aus
Leistungsabgeltung
8'124'408.60
1'075'636.00
9'200'044.60
Erträge aus anderen Leistungen
Erträge aus anderen
Leistungen
52'953.60
29'481.20
82'434.80
140'834.20
Erträge aus DL, Handel, Produktion
Erträge aus DL,
Handel, Produktion305'078.70
31'069.85
336'148.55
280'503.12
Erträge aus übrigen DL an Betreute
Erträge aus übrigen
DL an Betreute
1'700.00
174.10
1'874.10
4'083.25
Miet- und Kapitalzinsertrag
Miet- und Kapitalzinsertrag
1'230.39
181.07
1'411.46
323.49
Erträge aus Nebenbetrieben
Erträge aus Nebenbetrieben
0.00
785.10
785.10
1'651.25
Erträge Leist. an Personal und Dritte
Erträge Leist.202'417.20
an Personal und Dritte63'897.30
266'314.50
268'098.65
übrige Erträge
übrige Erträge
289'371.04
399'597.47
688'968.51
695'493.96
NETTOUMSATZ
NETTOUMSATZ
8'413'779.64
1'475'233.47
9'889'013.11
9'035'274.49
Besoldungen Betreuung
Besoldungen
Betreuung
-5'059'942.30
0.00
-5'059'942.30
-4'557'476.05
Besoldungen Leitung und Verwaltung
Besoldungen-424'017.45
Leitung und Verwaltung
-112'586.45
-536'603.90
-515'230.30
Besoldungen Werkstätten
Besoldungen Werkstätten
0.00
-865'067.05
-865'067.05
-753'248.10
Sozialleistungen
Sozialleistungen
-918'169.25
-142'766.55
-1'060'935.80
-1'035'980.35
Personalnebenaufwand
Personalnebenaufwand
-73'475.91
-8'969.75
-82'445.66
-90'765.10
Honorare für Leistungen Dritter
Honorare für Leistungen
-880.00 Dritter
0.00
-880.00
-361.80
Total Personalaufwand
Total Personalaufwand
-6'476'484.91
-1'129'389.80
-7'605'874.71
-6'953'061.70
Medizinischer Bedarf
Medizinischer Bedarf
0.00
-242.10
-242.10
-52.95
Lebensmittel und Getränke
Lebensmittel-504'894.72
und Getränke
-57'314.33
-562'209.05
-537'999.60
Haushalt
Haushalt
-3'977.90
-73'993.96
-81'417.76
Unterhalt/Reparaturen Sachanlagen
Unterhalt/Reparaturen
Sachanlagen-42'746.31
-148'119.54
-190'865.85
-228'999.99
Aufwand für Anlagennutzung
Aufwand für -828'590.76
Anlagennutzung
-114'468.84
-943'059.60
-886'894.12
Energie und Wasser
Energie und -131'626.45
Wasser
-24'154.65
-155'781.10
-134'170.85
Schulung, Ausbildung und Freizeit
Schulung, Ausbildung
und Freizeit -10'842.55
-86'910.39
-97'752.94
-119'745.44
Büro und Verwaltung
Büro und Verwaltung
-234'438.70
-22'414.44
-256'853.14
-271'962.61
Werkzeug/Materialaufwand
Werkzeug/Materialaufwand
-43'599.80
-66'724.56
-110'324.36
-120'836.55
Übriger Sachaufwand
Übriger Sachaufwand
-67'182.95
-16'929.35
-84'112.30
-73'305.85
Total Sachaufwand
Total Sachaufwand
-2'115'379.37
-359'815.03
-2'475'194.40
-2'455'385.72
ANRECHENBARER AUFWAND
ANRECHENBARER
AUFWAND-1'489'204.83
-8'591'864.28
-10'081'069.11
-9'408'447.42
BETRIEBSERGEBNIS INKL. A.O. ERTRAG
BETRIEBSERGEBNIS
ERTRAG
-178'084.64INKL. A.O. -13'971.36
-192'056.00
-373'172.93
-70'016.06
Bezeichnung
Bezeichnung Saldo WH
Ergebnisnachweis
Ergebnisnachweis
4'175'093.18
Betriebs-Erfolgsrechnung
Betriebs-Erfolgsrechnung
175'405.04
8'339'780.53
Zuweisung Spenden zweckgebundene Fonds
Zuweisung Spenden freie Fonds
Zuweisung Spenden
freie Fonds
-49'812.30
ausserordentlicher/periodenfremder Aufwand
ausserordentlicher/periodenfremder
Aufwand
-13'300.00
0.00
-13'300.00
-48'621.34
ausserordentlicher/periodenfremder Ertrag
ausserordentlicher/periodenfremder
Ertrag
144'612.90
542.68
145'155.58
229'603.49
Liegenschaften organisationsfremd
Liegenschaften
organisationsfremd
106'721.42
Vereinsrechnung Spenden
Vereinsrechnung
Spenden
91'616.75
Vereinsrechnung Mitgliederbeiträge
Vereinsrechnung
Mitgliederbeiträge
11'520.00
0.00
106'721.42
-26'293.25
8'192.70
99'809.45
82'449.16
0.00
11'520.00
12'240.00
Total Betriebs-/periodenfremder Aufw/Ertr.
Total Betriebs-/periodenfremder
Aufw/Ertr.
341'171.07
8'735.38
349'906.45
249'378.06
GESAMTERGEBNIS
GESAMTERGEBNIS
163'086.43
157'850.45
-123'794.87
-5'235.98
Chupferhammer Geschäftsstelle
Chup
Erfolgsrechnung 1.1.2014 -­‐ 31.12.2014 Erfolgsrechnung 1.1.2014 -­‐ 31.12.2014
Erfolgsrechnung 1.1.2014 -­‐ 31.12.2014
Saldo WS
69
722293
Saldo WS
Saldo Gesamt
Vorjahr
13'531.56
188'936.60
372'190.43
Zuweisung Spenden
zweckgebundene -8'192.70
Fonds
-41'804.45
-49'997.15
-40'785.71
-49'812.30
-41'663.45
0.00
Zuweisung Mitgliederbeiträge in Organisationskapital
Zuweisung Mitgliederbeiträge
in Organisationskapital
-11'520.00
0.00
Ergebnis Liegenschaften an Organisationskapital
Ergebnis Liegenschaften
-106'721.42an Organisationskapital
0.00
Ergebnis periodenfremd an Organisationskapital
Total Ergebnisnachweis
-11'520.00
-12'240.00
-106'721.42
26'293.25
Ergebnis periodenfremd
an Organisationskapital
-128'633.30
-102.88
-128'736.18
-179'999.65
Total Ergebnisnachweis
-163'086.43
-157'850.45
123'794.87
5'235.98
Der Ch
upfer
hamm
Mitglie
erderbe
itrag
Einzelmit
gl
Kollekt ieder Fr. 30.00
ivmitg
lieder
Fr. 60.0
0
Bit te kre
uz
den Einz en Sie auf dem
bei
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bezahlte lungsschein an, liegeno
Betrag a
ls Mitglie b der einoder als
derbeitra
Spende
g
verbuch
t werden
soll.
a
D
nkesc
hön!
Adressliste Verein Chupferhammer
71
ADRESSLISTE VEREIN CHUPFERHAMMER
Vorname
Vorstand
Name
Adresse
Telefon/Fax-Nr./E-Mail
Präsident
Alois
Bigger
Dr. phil. Psychologe, Dozent HfH
Meierhof / Landstrasse, 7324 Vilters
Tel./Fax 081 302 46 57
E-Mail [email protected]
Aktuar
Ernst
Buchhalter
Postfach 124, 9642 Ebnat-Kappel
Tel.
E-Mail
071 990 02 37
[email protected]
Doris
Hoby
Familienrichterin/ Mediatorin
Riedernstr. 48, 9230 Flawil
Tel.
E-Mail
071 393 44 27
[email protected]
Hansruedi
Betriebstechniker
obere Lettenstr. 11, 9220 Bischofszell
Tel.
E-Mail
071 422 10 65
[email protected]
Roman
Manser
Lic. Phil., Behindertensoziologe, Dozent HfH
Widenbüelstr. 21, 8617 Mönchaltorf
Tel.
E-Mail
044 948 15 03
[email protected]
Sandra
Schönenberger
Dr. med. Fachärztin FMH für Anästhesie
Floozstr., Postfach 363, 9620 Lichtensteig
Tel.
E-Mail
071 982 84 20(Geschäft/Privat)
[email protected]
Urs
Dr. med. dent.
Bahnhofstr. 50, 9470 Buchs
Tel.
E-Mail
081 750 07 00(Geschäft/Privat)
[email protected]
Tel.
E-Mail
071 990 05 45
078 710 20 62
[email protected]
Klingler
Hofstetter
Schönenberger
Leitung/ Verwaltung
Geschäftsführer
Daniel
Bruttin
Bereichsleitung
Wohnen
Ursula
Ehrler
Stellvertretung GF
Tel.
E-Mail
071 990 05 45
079 626 14 78
[email protected]
Bereichsleitung
Werkstatt
Rosmarie
Altenburger
Werkstatt im Rosengarten
Ebnaterstr. 63, 9642 Ebnat-Kappel
Tel.
Fax
E-Mail
071 993 39 30
071 993 39 03
[email protected]
Geschäftsstelle
Claudia
Verena
Santschi
Geschäftsstelle Chupferhammer
E-Mail
[email protected]
Vorname
Vorname
Gabathuler
Sonneggstr. 28,
Postfach 24
E-Mail [email protected]
ADRESSLISTE
VEREIN
CHUPFERHAMMER
9642 Ebnat-Kappel
Web
www.chupferhammer.ch
Name ADRESSLISTE
Adresse VEREIN CHUPFERHAMMER
Telefon/Fax-Nr./E-Mail
Tel
071 990 05 45
Name
Wohngemeinschaft
Susanne und Markus
Guntli-Schnider
Verein Chupferhammer
Alpenhof Wohngemeinschaft
Susanne und Markus
Guntli-Schnider
Adressliste
Alpenhof
Wohngemeinschaft
Corina
Giger
Wohngemeinschaft
Corina
Giger
Centralstrasse
Centralstrasse
Wohngemeinschaft
Leitungsteam
Wohngemeinschaft
Freiestrasse
Esther Leitungsteam
Eberhart
Freiestrasse
Helena Esther
Löhrer Eberhart
Roberto Helena
Schmid Löhrer
Roberto
Schmid
Adresse
Alpenhof, Feldweg 9, 8881 Walenstadtberg
Alpenhof, Feldweg 9, 8881 Walenstadtberg
20.04.2015
Centralstr. 2, Postfach 45, 9642 Ebnat-Kappel
Centralstr. 2, Postfach 45, 9642 Ebnat-Kappel
Freiestr. 6, 8570 Weinfelden
Freiestr. 6, 8570 Weinfelden
Fax Telefon/Fax-Nr./E-Mail
071 990 05 44
Tel.
081 735 11 48
E-MailTel. [email protected]
081 735 11 48Dok.-Nr. 001
Überprüft 04.15
1/2
E-Mail
[email protected]
Tel.
071 993 31 52
079 689 57 39
071 993 31 52
079 689 57 39
E-MailTel. [email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel.
071 622 31 81
Tel.
071 622 31 81071 622 46 39
Tel. Privat
Tel. Privat
07182
6227646 39
Tel. Privat
071 672
Tel. Privat
07159
6723982 76
Tel. Privat
076 434
076 434 59 39
E-MailTel. Privat
[email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel. /Fax 071 699 20 26
Tel. /Fax 071 699 20 26
Werk- und Heimstätte
Ruth und Rolf
Ruth und Rolf
Idasonne Werk- und Heimstätte
Idasonne
Lebensgemeinschaft
Caroline
Caroline
Mülibach Lebensgemeinschaft
Mülibach
Wohngemeinschaft
Alex
Alex
Rumalu Wohngemeinschaft
Rumalu
Wohngemeinschaft
Fraser
Wohngemeinschaft
Fraser
Schlatt
Schlatt
Lebensgemeinschaft
Gerlinde
Lebensgemeinschaft
Gerlinde
Sitzberg
Claudia
Sitzberg
Claudia
Wohngemeinschaft
Mariann
Wohngemeinschaft
Mariann
Steinenbach
Anna
Steinenbach
Anna
Pfenninger
E-Mail Pfenninger
E-Mail
Welti Borst
Welti Borst
Kemmenweg 7, 8566 Dotnacht
Kemmenweg 7, 8566 Dotnacht
[email protected]
[email protected]
Eschengasse 2, 8492 Wila ZH (Schalchen)
Eschengasse 2, 8492 Wila ZH (Schalchen)
Good
Untergasse 27, 8888 Heiligkreuz (Mels)
Untergasse 27, 8888 Heiligkreuz (Mels)
Wohngemeinschaft
Sonja Sonja
Wohngemeinschaft
Stocken Stocken
Gion Battist
Gion Battist
Tobler Tobler
Caspar Caspar
Popp Popp
StockenStocken
82, 9105
82,Schönengrund
9105 Schönengrund
Tel. Tel. 071 352
5616 56
07116
352
E-MailE-Mail
[email protected]
[email protected]
Hauptstrasse
1, 96571,Unterwasser
Hauptstrasse
9657 Unterwasser
Tel. Tel. 071 999
3716 37
07116
999
E-MailE-Mail
[email protected]
[email protected]
Wohngemeinschaft
Niklaus Niklaus
Wohngemeinschaft
Wald
Daniela Daniela
Wald
Egli
Egli
Baumann
Baumann
Dorf 36,Dorf
9044
36,Wald
9044AR
Wald AR
Tel. Tel. 071 870
7401 74
07101
870
E-MailE-Mail
[email protected]
[email protected]
WerkstattWerkstatt
im Rosengarten
im Rosengarten
Bereichsleitung
Bereichsleitung RosmarieRosmarie
Leitung Holzwerkstatt
Ruedi Ruedi
Leitung Holzwerkstatt
Leitung Polywerkstatt
René
Leitung Polywerkstatt
René
Leitung WWG Urs
Urs
Leitung WWG
Altenburger
Altenburger
Bachmann
Bachmann
Frischknecht
Frischknecht
Bischof Bischof
Wohngemeinschaft
Carsten Carsten
Wohngemeinschaft
Stofel
Stofel
Verein Chupferhammer
Verein Chupferhammer
Adressliste Adressliste
Good
Macdonald-Hunziker
Schlatt 757, 9052 Niederteufen
Macdonald-Hunziker
Schlatt 757, 9052 Niederteufen
Witlatschil
Sitzberg, 8495 Schmidrüti
Witlatschil
Sitzberg, 8495 Schmidrüti
Klingler
Klingler
Huwiler Huwiler
Steinenbachstr.
2, 96422,Ebnat-Kappel
Steinenbachstr.
9642 Ebnat-Kappel
Murtomaa
Ammann
Murtomaa
Ammann
Tel.
052 385 14 19
052 385 14 19
E-MailTel. [email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel.
081 710 50 88
Tel.
081 710 50 88
E-Mail
[email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel.
071 330 04 20
Tel.
071 330 04 20
E-Mail
[email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel.
052 385 15 15
Fax
052 394 20 62
Tel.
052 385 15 15
Fax
052 394 20 62
E-Mail
[email protected]
E-Mail
[email protected]
Tel. Tel. 071 993
2729 27 Fax Fax071 990
07129
993
071 05
9905105 51
E-MailE-Mail
[email protected]
[email protected]
Ebnaterstr.
63, Postfach
24, 9642
Ebnaterstr.
63, Postfach
24,Ebnat-Kappel
9642 Ebnat-Kappel
Tel. Tel. 071 993
3039 30Fax Fax 071 993
07139
993
071 39
9930339 03
E-MailE-Mail
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Aussengruppe/
Centralstr.
9642 Ebnat-Kappel Tel. Tel. 079 814
07969
814
Aussengruppe/
Centralstr.
2, 96422,Ebnat-Kappel
4069 40
[email protected]
E-MailE-Mail
[email protected]
20.04.2015
20.04.2015
Dok.-Nr.
Dok.-Nr.
001 001
Überprüft
Überprüft
04.15 04.15
2/2 2/2
Der Verein Chupferhammer
zeigt
« Variété Varietà 2015 »
der
Scuola Teatro Dimitri
Regie: Masha Dimitri und Dimitri
Montag, 19. Oktober 2015, 20.00 Uhr
Sternen Saal, 7323 Wangs SG
Mehr Informationen ab September auf www.chupferhammer.ch