ERASMUS-Erfahrungsbericht

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ERASMUS-Erfahrungsbericht
ERASMUS-Erfahrungsbericht
Angaben zum Austausch (Pflicht)
Name der Gastuniversität:
Zeitraum des Aufenthalts:
Durham University
2. Oktober 2009 – 25. Juni 2010
Studienfächer: antike Geschichte; mittelalterliche Geschichte
Kontaktdaten (freiwillig)
Name: Caroline Lorenz
E-Mail: [email protected]
Durham University ist ein wirklicher Geheimtipp für einen Studienaustausch mit
Großbritannien. In Deutschland relativ unbekannt, zählt diese Universität zu den
Top-englischen Universitäten und konkurriert durchaus mit Oxford und Cambridge
um die ranghöchsten Plätze in den verschiedenen Studienfächern. Mit ihrem
integrierten Collegesystem, nach dem jeder Student automatisch Mitglied von einem
der Colleges wird, ist Durham University auch eines der wenigen Beispiele für eine
völlig andere Lernatmosphäre und –umgebung. Im Norden Englands, nahe an der
Grenze zu Schottland und dem berühmten Hadrian’s Wall gelegen, bietet diese
lebhafte Studentenstadt eine sehr herzliche und aufgeschlossene Studien- und
Lernumgebung mit einem exzellenten Lehrkörper. Nicht nur die Durham Cathedral,
UNESCO-Weltkulturerbe, mit ihrem Innenhof, in dem ein Teil von Harry Potter
gefilmt wurde, und Durham Castle, sondern auch die ‚Wikingergene’ der Studenten
in Nordengland, weshalb Studenten mit Flip Flops auch im Winter gesichtet werden
können, tragen zu dem Charme dieser einzigartigen Studentenstadt bei.
Anmeldeverfahren an der Gasthochschule
Die Anmeldung für einen Austausch mit der Durham University erfolgte bereits ein
Jahr vor Antritt des Auslandstudiums. Für die Bewerbung sollte man Zeit einplanen,
da sie relativ umfangreich ist. Neben dem Lebenslauf sind ein Motivationsschreiben,
ein Empfehlungsschreiben von einem Dozenten, eine Auflistung der bisher besuchten
Lehrveranstaltungen mit den jeweiligen Ergebnissen und ein
Englischsprachzertifikat vorzuweisen. Doch das relativ langwierige
Bewerbungsverfahren lohnt sich und ist schnell vergessen, wenn man sich über eine
Zusage für einen Studienplatz an der Durham University freuen kann.
Unterkunft
Die Unterkunftssuche gestaltete sich abenteuerlicher als erwartet. Da mir anfangs
kein Zimmer im College zugesichert werden konnte, musste ich mir innerhalb
weniger Wochen selbst ein Zimmer über das Internet suchen. Durham University
hatte zwar Websites angegeben, aber das meiste war zu diesem Zeitpunkt schon
vermietet, da die einheimischen Studenten normalerweise unmittelbar vor oder nach
den Weihnachtsferien schon ein Haus oder ein Zimmer für das nächste akademische
Jahr mieten. Ich erfuhr im Laufe meiner Recherchen, dass man 100 Pfund kalt pro
Woche für ein Zimmer zahlen muss, wenn man ein ordentliches mieten möchte. Da
einige Freunde von mir ausserhalb des Colleges wohnten und im Winter froren, kann
ich bei der Zimmersuche auch empfehlen auf den Hinweis ‚double glazing’ bei den
Häusern zu achten, da bei fehlender Isolierung der Fenster es recht frisch werden
kann. Da mir aufgrund der kurzfristigen Absage einer Unterkunft im College keine
Zeit für eine Besichtigung der Zimmer blieb, musste ich mich auf die bildliche
Darstellung im Internet verlassen, was ein fataler Fehler war. Die Unterkunft die ich
mieten wollte und für die ich auch schon die Kaution gezahlt hatte, entsprach nicht
den Mindestanforderungen für ein gesundes Wohnen. Glücklicherweise bot mir die
Universität doch noch ein Zimmer in einem der Colleges an, im Josephine Butler
College, dem neuesten. Es war ein regelrechter Glücksgriff, wenn auch etwas teurer
als das Leben außerhalb der Colleges, in der Stadt, dafür aber sauber und ordentlich,
in einer WG in der jeder eine eigene Dusche hatte – Luxus pur, wenn man in der
Früh nicht anstehen möchte. Hinzu kam noch der Vorteil gegenüber den anderen
Colleges, dass man über die Ferien sein Zimmer nicht für Konferenzteilnehmer
räumen musste, was mir einiges an Umziehen und Verpacken ersparte. Durch mein
Leben im College habe ich auch schneller Anschluss bekommen, viele Freunde
gefunden und konnte aktiv an den vielfältigen und umfangreichen Aktivitäten im
College teilnehmen. Es war für mich eine ‚College community’, in der ich mich richtig
wohl gefühlt habe! Ich kann nur jedem empfehlen der die Möglichkeit hat, ins College
zu ziehen, da es wirklich ein anderes, intensiveres Leben ist, als außerhalb!
Studium (Orientierung, Sprachkurse, Einschreibung, Kurswahl, Seminarablauf,
Anforderungen, Prüfungen, etc.)
An der LMU, meiner Heimatuniversität, nahm ich anfangs an einer ErasmusInformationsveranstaltung teil, an der ich mich über das vielfältige Angebot an
Austauschmöglichkeiten informieren konnte. Für das Bewerbungsverfahren war
mein Studienfach Englisch für einen Austausch mit Großbritannien vorteilhaft, doch
ergänzte ich diese Qualifikation noch mit einem DAAD Sprachzertifikat in Englisch,
da ich schon seit längerem den Gedanken an ein Auslandsstudium hegte. Mit meiner
Erasmus-Koordinatorin an der LMU besprach ich dann die Module, die ich wählen
konnte und die auf der Internestseite der Durham University jeweils ausführlich
beschrieben werden. Nur dem ‚timetable checker’ auf der Seite sollte man nicht
trauen, sondern stattdessen die zeitliche Vereinbarkeit der Module mittels der
Website www.timetable.dur.ac.uk/ überprüfen.
In Durham selbst sollten sich dann ein paar ausgewählte Module noch ändern, da die
Dozenten ein Forschungsjahr genommen hatten. Das ‚Classics and Ancient History
Department’ hatte zu Beginn des Semesters ein informelles Treffen mit allen
Dozenten am Lehrstuhl veranstaltet, was eine gute Möglichkeit bot seine zukünftigen
Dozenten in entspannter Atmosphäre schon einmal kennen zu lernen. Es fanden
auch individuelle Treffen mit meinen jeweiligen Erasmuskoordinatoren in antiker
und mittelalterlicher Geschichte statt, in denen die jeweilige Modulwahl nochmals
besprochen wurde und man die Möglichkeit hatte noch einige offene Fragen zu
stellen. Ein Kurswechsel war auch innerhalb der ersten zwei Wochen des
Semesterbeginns noch möglich. Bereits Anfang Oktober gab es das Angebot von
Studenten des eigenen Colleges am Flughafen begrüßt und mit einem Bus in
Newcastle upon Tyne abgeholt zu werden. Auch eine ‚Fresher’s Week’, mit täglichen
Veranstaltungsangeboten, war ein fester Bestandteil, der es den Neuankömmlingen
ermöglichte sich schnell im College einzuleben und Kontakte zu schließen. Bei der
‚College-’ und der ‚University Fair’, die in den ersten Wochen stattfanden, konnte
man sich auch für die verschiedensten Sport- und Freizeitsocials einschreiben – sie
rangierten von Rudern, Tennis, über ‚Chocolate’, ‚Pudding’, ‚Folklore Dance’ und
‚Comedy Societies’. Das Angebot ist wirklich überwältigend, weshalb es ratsam ist
sich bereits vorher einen Überblick im Internet zu verschaffen, um dann nicht die
Einschreibung für die besten Aktivitäten zu verpassen. Die Begrüßung durch meine
‚College Parents’ bei einem gemütlichen Abend mit Spagetti Bolognese in einer der
College-WGs, gefolgt von einem Rundgang durchs College war eine sehr gute Idee.
Das Universitätssystem in England ist sehr verschieden von dem in München.
Module setzen sich aus Vorlesungen, Tutorien und Seminaren zusammen. Allerdings
muss man wissen, dass Tutorien und Seminare, anders als in München, nicht jede
Woche, sondern nur zu bestimmten Terminen statt finden. Diese Besonderheit, eine
Selbstverständlichkeit für die englischen Studenten, wurde mir erst bewusst,
nachdem sich nach 15 Minuten über der angegebenen Zeit immer noch niemand in
den Studienräumen einfand und ich mich zu wundern begann. Die Vorlesungen
finden jede Woche statt und erfordern Anwesenheit und oft umfangreiche
Lesevorbereitungen. Die Tutorien setzten sich aus vorzubereitenden Recherchen zu
bestimmten Seminarfragen, Vorbereitungslektüre und Diskussionen zusammen. Die
Seminare bestehen hauptsächlich aus Präsentationen und Diskussionen. Generell
setzt sich die endgültige Bewertung aus Präsentationen, ‚formative’ (unbewerteten)
und ‚summative’ (bewerteten) Aufsätzen und Klausuren zusammen.
Wichtige Anlauf-/Infostellen für Austauschstudenten
International Office
Erasmus Coordinator in Departments
College Secretaries
Library
Health Care Centre
Tourist Information Centre
Me
Leben in der Gaststadt
Regenschirm, Wind- und Regenjacke sind ein Muss, da das Wetter mit teilweise
starkem Wind, Regen und viel Sonnenschein sehr wechselhaft ist. Das Leben selbst
ist insgesamt auch teurer als in Deutschland. Das College bietet jede Woche
vielfältige und unterschiedliche Aktivitäten an, an denen sich jeder gerne beteiligen
kann. Sie reichen von ‚Formal Dinners’ bis zu Sport- und ‚Charity-’ Aktivitäten. Für
die ‚Formal Dinners’ legt man sich zu Beginn des Studiums eine ‚gown’, einen
Umhang zu, der bei den meisten Essen getragen wird. Für die ‚Formal Dinners’ sollte
man sich unbedingt ein paar schickere Kleider oder Anzüge einpacken und
entsprechende Schuhe. Die Universität selbst bietet auch ein vielfältiges Programm
mit ihren ganzen ‚Societies’ an, denen man auch jederzeit während des Jahres
beitreten kann. Die einzelnen Studienfächer haben ihre eigenen ‚Societies’, so, dass
man der ‚Classics’ und der ‚History Society’ beitreten kann. Das kann ich nur
empfehlen und zwar gleich von Anfang an, da beide interessante Ausflüge zu
historischen Orten und Museen veranstalten und unter anderem den ‚History Ball’ im
Lumley Castle, für Historiker ein echtes Muss. Ansonsten sind das
Touristeninformationszentrum bei Reiseplanungen bzgl. der verschiedenen Zug- und
Busverbindungen sehr hilfreich und auch um Ideen fürs Reisen in Großbritannien zu
bekommen. Ein Stadtplan von Durham enthält auch die wichtigsten SightseeingStätten, die man sich nach Belieben ansehen kann. In der Prince Bishop Street und
dem Einkaufszentrum The Gates läst es sich gut einkaufen, will man mehr Auswahl
haben lohnt sich eine 15 minütige Bahnfahrt nach Newcastle und/ oder zum riesigen
‚Metro Center’. Mit seinen vielen Cafés und Sitzmöglichkeiten im Freien bietet
Durham alle Köstlichkeiten die das Studentenherz begehrt, von ‚fish and chips’,
‚scones ‚über diverse Kuchensorten bis hin zum Italiener, Chinesen und
französischen Café.
Freizeit
Für Freizeitaktivitäten sind keine Grenzen gesetzt! Die verschiedenen ‚Societies’ der
Universität und des Colleges bieten hier bereits eine umfangreiche Auswahl an, wie
Tennis, Rudern, Theater uvm. Ansonsten trifft man sich mit seinen Freunden, geht
aus, reist in Großbritannien nach Newcastle, York, Edinburgh und vielen weiteren
Städten oder genießt einfach das Leben in Durham. Langeweile kommt hier sicher
keine auf!
Lebenshaltungskosten
Die Unterkunft im College kostete 4098 Pfund, wobei noch 75 Pfund in Verbindung
mit dem College hinzukamen. Für den Flug muss man 200 Pfund einrechnen, doch je
früher man bucht, desto günstiger sind die Preise. Im Durchschnitt benötigte ich 750
Pfund im Monat, daher sollte man genügend finanziellen Spielraum für seinen
Auslandsaufenthalt einplanen. Besonders die Anfangsausgaben waren sehr hoch. Ich
musste mir für meine Unterkunft alle notwendigen Haushaltsgegenstände besorgen,
wie z.B. Geschirr, Kochutensilien, Wäscheständer über Ordner uvm. Insgesamt habe
ich etwa 7000 Euro zusätzlich ausgegeben, verglichen mit den Ausgaben die ich
innerhalb eines Jahres in München ausgeben würde. Auch die Kosten für Bücher und
‚Sourcebooks’ für die einzelnen Module sollten ungefähr im Rahmen von 150 Pfund
liegen. Die Busverbindung vom College in die Innenstadt war dagegen sehr günstig,
mit einer ‚Park and Ride Student Smartcard’ für 1 Pfund, wobei man an diesem Tag
den Bus so oft benutzen konnte wie man wollte. Hierfür muss man nur am Anfang
einen Antrag für ein Busticket stellen, das jederzeit mit Geld aufgeladen werden kann
und am Automaten an der College-Busstation das jeweilige Ticket ausdruckt.
Außerdem wäre es noch hilfreich einige Passbilder mitzunehmen.
Persönliches Fazit
Persönlich habe ich von meinem Auslandsjahr sehr viel mitgenommen und würde
mich immer wieder für die Durham University entscheiden! Nicht nur neue Freunde,
mit denen ich hoffentlich lebenslang in Kontakt bleiben werde, sondern auch eine
neue Perspektive bzgl. des englischen Studiensystems, der verschiedenen Meinungen
und Kulturen, wie z.B. Pommes und Chips mit Essig oder ‚fish and chips’,
bereicherten mein Leben. Ich bin selbständiger geworden und mein Englisch hat sich
durch den alltäglichen Sprachgebrauch in der Stadt und an der Universität, auch für
die schriftlichen Arbeiten, verbessert. Mein Wissen in meinen Studienfächern
erweiterte sich sehr. Die Module vermittelten mir inhaltlich sehr viel, wobei ich auch
neue Lehrstile und neue Quellen kennen lernte und sich mein wissenschaftliches
Arbeiten verbesserte. Durch die kleineren Kurse ist eine persönlichere, individuellere
und intensivere Arbeit möglich, als in größeren Gruppen. Aufgrund des englischen
Studiensystems sind die Studenten meist zwischen 20 und 23 Jahren alt, was auch
eine junge Lernumgebung mit sich bringt. Die sehr herzliche Art der Menschen in
Durham ließ mich schnell das Gefühl zu Hause zu sein entwickeln und sie hat mir
den Abschied wirklich nicht leicht gemacht! Wer weiß, vielleicht bin ich schneller als
gedacht schon wieder zurück in Durham!

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