poolbar Architektur in Feldkirch und Wien: Dadaismus am Stammtisch

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poolbar Architektur in Feldkirch und Wien: Dadaismus am Stammtisch
poolbar Architektur in Feldkirch und Wien: Dadaismus am
Stammtisch
poolbar-Programm: Vom Außergewöhnlichen und Geheimnisvollen und dem Mut
zur Wiederholung – weitere Bands fixiert
In Feldkirch wird in diesem Jahr alles „Dada“
Groß war die Anzahl interessanter Einreichungen, noch größer das Staunen über die Vielfalt an
Ideen und die Liebe zum poolbar-Detail – und am Schwersten die Entscheidung: Das
Siegerprojekt für das poolbar-Festival in Feldkirch hört auf den stimmungsvollen Namen „Dada
poolbar“ (ganz dem Leitmotiv der künstlerischen Bewegung des Dadaismus folgend). Sowohl das
Festival-Gelände als auch das Publikum selbst erfahren heuer eine theatralische Inszenierung. Die
Gestalter, Max Dengler, Sönke Hartmann und Steven Born vom Büro Hartmann & Dengler aus
Berlin, erklären: "In diesem Jahr werden die Gäste des poolbar-Festivals selbst zum wichtigsten
Act und das gesamte Gelände zu Ihrer Bühne. In Schwarz und Weiß eröffnen sich neue Welten für
die Besucher, die sie mit ihrer eigenen Kreativität weiter bereichern und füllen können. (...) So wird
der Besucher zum Betrachter und Akteur der surrealen Szenen zugleich.“
Das Konzept und somit gleichzeitig verbindendes Element der so genannten „Dada poolbar Welt“
sind raumhaltige Wände. In diese werden Öffnungen und Raumkapseln eingelassen, welche zu
spielerischen und spontanen Nutzungen einladen, von den BesucherInnen entdeckt werden
können, sowie die notwendige Festivalinfrastruktur aufnehmen.
Eine elegante, disziplinierte Wahl der Gestaltungsmittel hält die verschiedenen Räume und
Funktionen formal zusammen und signalisiert durch die Reduktion auf Schwarz und Weiß: Die
Stars des Theaters sind die Darsteller und deren Tun. Die Vorgabe einer kostengünstigen und
temporären wie auch Image prägenden Architektur wurde gekonnt in Szene gesetzt. Die
gleichermaßen stilvolle wie einfache Umsetzung ermöglicht es, die unterschiedlichsten Themen
wie Projektionen, Perspektivbrüche, Fläche und Tiefe zu vereinen und erlebbar zu machen.
Nomen est omen: Der thematische wie inhaltliche Rückgriff auf die künstlerische Bewegung des
Dadaismus ist somit die logische Folge der diesjährigen Architekur-Vorgabe. Sie ist einfach, nicht
zwangsläufig reduktionistisch – sondern in ihrer Umsetzung einmalig.
Die kompetent besetzte Jury ist sich einig: „Die Partizipationsangebote von 'Dada' sind derart
clever konzipiert, dass schon der Griff zum Bier auf dem Projektionstischchen zu einem massiven
Eingriff in die Raumgestaltung wird.“
Wien besinnt sich auf seine Biertisch-Kultur - „Pratersaunastammtisch“
Architektonisch erfährt das heimelige Biergarniturfeeling bei der diesjährigen poolbar mit
pratersauna eine Hommage – auf neue, interessante und gleichzeitig clevere Weise. Die
zeitgemäße Neuinterpretation „Pratersaunastammtisch“ von Sieger Florent Souly (Wien)
überzeugte die Jury: „In Österreich gilt der klassische Biertisch als Ikone jedes Festes oder
Festivals, er gehört einfach dazu. An einem Tisch sitzt eine Gruppe von Freunden zusammen, am
nächsten Tisch eine andere. Der Gedanke dieser Installation ist es, aus mehreren bearbeiteten
und bündig miteinander verbundenen Tischen EINEN gesamten zu bauen, der als Symbol für das
Miteinander steht. Realisiert wird der Pratersaunastammtisch durch ein Anschrägen der
verschiedenen Tischenden, an denen die einzelnen Tische miteinander verbunden werden. Die
Form des zusammengesetzten Gesamt-Tisches ist flexibel und dynamisch und kann sich dem
Standort und Event je nach Bedarf anpassen. […] Schalungsplatten als Tischplatten bieten noch
mehr gestalterische Freiheit; zum Beispiel können Löcher für Pflanzentöpfe, Aschenbecher und
Beleuchtungskörper eingefräst werden oder die Tischoberfläche wird mit Folien, Lack, Serigraphie,
Spray-Art... nachbearbeitet.“
Vom Außergewöhnlichen und Geheimnisvollen und dem Mut zur Wiederholung – weitere
Bands fixiert
Die Vorbereitungen zur Jubiläumsausgabe des poolbar-Festivals in Feldkirch laufen auf
Hochtouren. Nicht nur architektonisch, sondern auch musikalisch. Letzteres mitunter auf
geheimnisvollen und außergewöhnlichen Pfaden. Dieses Vorgehen scheint ansteckend zu sein,
trägt aber gleichwohl erfolgreiche Früchte – sind es doch geheimnisvolle und nicht alltägliche
Protagonisten, die sich zum bereits bestehenden line-up hinzu gesellen:
Vista Chino
Monster Magnet
Red Fang
Donavon Frankenreiter
SOHN
Garish
Die Gottheit des Stonerrock, Kyuss, ist nicht mehr. Josh Homme hatte nach Kyuss mit Nick Oliveri
die Queens of the Stone Age gegründet. Doch die verbliebenen Stoner um Sänger John Garcia,
Brant Bjork und schließlich auch wieder Nick Oliveri haben sich nach langwierigen
Rechtsstreitigkeiten um den Namen der einstigen Stonerrock-Götter wieder gefunden - nur der
Name ist neu: Vista Chino. Die Musik, der Sänger: alles original. Und das ist auch gut so. Zu
schmerzhaft wäre der Verlust dieser Genre prägenden Band. Wird aber nicht eintreten, nicht in
Feldkirch – hier spielen ¾ Kyuss ihre Klassiker und Neues, konkret: am 26. Juli.
Drei Jahre sollte es dauern, bis Monster Magnet wieder ins Ländle gelockt werden konnten. Umso
erfreulicher, dass sie dem richtigen Lockruf gefolgt sind und ihren energiegeladenen Space-Rock
ein weiteres Mal in das poolbar-Festival hinein schmettern: Zum Bersten voll war die Halle im
August 2010, als Langzeit Sorgenkind Dave Wyndorf (Stichwort: Drogenkonsum) und seine
Mannen mit ihrem Bombast-Rock das obere Stockwerk buchstäblich Meter hoch beschallten. Von
Problemen persönlicher Natur war beim charismatischen Fronter jedoch nichts zu spüren – wie
nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Überzeugungsarbeit wird am 10 August geleistet.
Nicht Mut zur Wiederholung, sondern der Preis für die unermüdliche Suche nach neuen,
aufregenden und hierzulande (noch) unbekannten Acts ist die folgende Bestätigung: Red Fang.
Die vier Amis aus Portland, Oregon, heben sich wohltuend vom doch immer wieder Frust
auslösenden Einheitsbrei ab: Zur Headbanger-Mähne gesellen sich Vollbart, ausgewaschene
Jeans und Dosenbier. Klischeealarm? Nur bedingt! Was Red Fang auf ihren Instrumenten
zaubern, ist ein nach vorne treibendes Konglomerat aus verdichtetem Rhythmus und
atmosphärischer Wucht und braucht sich nicht hinter etwaigen Äußerlichkeiten zu verstecken.
Stoner-Rock mit Ecken und Kanten – geschliffen wird am 09. Juli.
Und da das nicht Alltägliche langsam aber sich Programm wird – was haben ein Schnauzbart, ein
Surfbrett, Jack Johnson und Hawaii gemeinsam? Richtig: Donavon Frankenreiter. Der USamerikanische Singer/Songwriter aus der Stadt der Engel, mittlerweile erfolgreicher und glücklicher
Wahl-Hawaiianer, hat den Begriff poolbar wortwörtlich genommen, Instrumente und Songs auf sein
Surfbrett gepackt und wartet auf die perfekte Welle, die ihn an die Küste des Alten Reichenfelds
spült. Der musikalische Aufschlag erfolgt am 30. Juli.
Sehr, sehr selten kann es vorkommen, dass ein Projekt das poolbar-Festival besucht – über das
keine Hintergrundinformationen existieren. Das macht es natürlich umso schwerer, hier, an dieser
Stelle, geeignete Worte zu finden. Braucht es aber in diesem Fall auch nicht. Ob gewollt oder
nicht: Das rätselhafte Projekt SOHN spricht musikalisch-elektronisch für sich selbst; und stimmlich
sowieso – regelmäßige poolbar-Besucher erleben spätestens nach den ersten Takten ein
freudvolles Aha-Erlebnis. Für die wenigen anderen: Das Geheimnis wird am 03. Juli, am
Eröffnungsabend, gelüftet.
Ganz und gar keine Unbekannten in der heimischen Musikszene sind Garish. Das einzige
„Geheimnisvolle“ an den Indie-Poppern ist gleichzeitig auch das Markenzeichen des viel gelobten
Aushängeschilds in Sachen Musik abseits des Mainstreams: Die verschlüsselten, oft mit
Metaphern besetzten Texte von Sänger Thomas Jarmer stellen eine einzigartige lyrische
Herangehensweise dar und werden mittlerweile von der Fangemeinde geradezu gefordert.
Komplementiert durch die seit jeher eigenwillige Instrumentierung – passt somit wie die Faust aufs
musikalisch-künstlerische Auge – darf das 5-fach Amadeus-nominierte „Best Alternativ Act“Kollektiv am 14. August im Alten Reichenfeld begrüßt werden.
poolbar mit pratersauna: 50% AIR & US-Rapper
Was für den großen Bruder gilt, lässt sich auch die kleine Schwester in Wien nicht nehmen. Das
line-up für die poolbar mit pratensauna im Mai nimmt Form an:
Watsky
Dumbfoundead
Tomorrow's World
Gestatten: Watsky – George Watsky, Rapper und Poet. Bevorzugte Waffe: Slam Poetry, im
Magazin: „versatile lyrics between silly and serious, technically complex and simply heartfelt“.
Vorgetragen und in Szene gesetzt von dem 26jährigen George Watsky aus San Francisco,
Kalifornien. Recht unspektakulärer Name für einen Rapper? Möglich. Dafür umso anspruchsvoller
die Themen, die sich um Politik und gesellschaftliche/soziale Themen drehen. Worte, die sitzen,
Rhymes, die treffen. Ein zweifellos schärferes Argument als 9mm-Dauerfeuer, Low-RiderGangstergehabe, Goldzähne und Fuffies im Club. Gewaltfrei und mit Hirn am 11. Mai.
HipHop-lastig war, ist und bleibt es – mit zwei Protagonisten, die sich nicht zum ersten Mal über
den Weg bzw. den Rhyme laufen: Mr. Watsky aka himself sollte nun bereits ein Begriff sein, dicht
gefolgt von Jonathan Park aka Dumbfoundead. Der ebenfalls 26jährige US-Amerikaner mit
koreanischen Wurzeln (Spitzname: Korean Jesus) greift auf seine Art und Weise das Erfolgsrezept
von Watsky auf und lässt mit angenehm intelligenter Wortakrobatik aufhorchen. Mehr abseits aller
Klischees gibt es nicht einmal im Fußball. Im Sommer 2012 mit Watsky auf dessen Tour quer
durch die USA – im Frühsommer 2013 bereits über dem großen Teich mit Abstecher in der
pratersauna. Zielankunft: ebenfalls am 11. Mai.
Was geschieht, wenn Luft sich teilt...? Wo die Physik an ihre Grenzen stößt, reißt die Musik erst
recht Grenzen ein. So geschehen bei Tomorrow' World, einem Minimal-Electro Duo, das sich aus
Jean-Benoit Dunckel, der Hälfte von Air, und Lou Hayter, Mitglied des New Young Pony Club,
zusammensetzt. Wenn auch leicht unterkühlt und teilweise an die frühen The Human League
erinnernd (Anspieltipp: „So Long My Love“), verdichtet sich die electro-clashige Atmosphäre bei
mehrmaligen Hören merklich. Kein Wunder, bei dieser Konstellation – „...who sound like a 60s
New York girl group with the sensibility of a 70s New York electronic punk group, and who conjure
an atmosphere of exotic dread...“. Personell wie musikalisch. Mit 50% von Air Durchatmen heißt es
am 11. Mai.