Fremdheit, Ekel und Hybridität - Thomas Schwarz (Berlin / Tokyo)

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Fremdheit, Ekel und Hybridität - Thomas Schwarz (Berlin / Tokyo)
Fremdheit, Ekel und Hybridität
Raul Zelik und sein Korea-Roman bastard
Thomas Schwarz
(Jawaharlal Nehru University, Indien)
I. Zeliks Literatur als ›Liebeslied für Bastarde‹
Der Schriftsteller Raul Zelik wurde 1968 in München geboren. In Berlin
studierte er Politologie und Lateinamerikanistik. Sein Romandebut Friss
und stirb trotzdem (1997) spielt in der »autonomen türkisch-kurdischen Szene«
von Berlin-Kreuzberg. Gewidmet ist er »allen Halbbluts und Wurzellosen«
der ganzen Welt.1 Reisen haben Zelik vor allem nach Lateinamerika geführt.
In seinem Kolumbien-Roman La Negra (2000) treten als ganz »normale
Leute« auf: »schwarzhaarige Helle, indianische Schwarze, blonde Mestizen
mit mulattischen Gesichtszügen«. Im Text wendet sich eine Figur an den
Autor, eine erzähltechnische Paradoxie, die man in der Literaturwissenschaft ›mise en abyme‹ oder Metalepse nennt: »Wir sind die Kinder der
Tropen«, erklärt die Figur, »Caribeňos, Leute, die sich nicht so leicht unterkriegen lassen, kapierst du?« Man habe von den »caribe-indianischen« Urgroßeltern einen »Hang zur Aufsässigkeit« geerbt: »Ich sag dir […], wir
haben […] als Vorfahren Einwanderer von überall her, und zwar nicht der
weiße Abschaum, der sich bis heute auf Kosten der anderen bereichert
[…], sondern dilettantische Zuwanderer, die immer wieder alles verloren
haben (oder besser gesagt nie was hatten), aus Syrien, Ghana, Armenien,
China und wasweißichwoher […]«.2 Die postkolonialen ›neuen Menschen‹
dieses Romans grenzen sich von ›widerlichen Gringos‹ ab, Hybridität ist
für sie ein subversiver, ein rebellischer Lebensstil.
Als Schlüsseltext einer positiven Bewertung von Hybridität gilt der Kommentar, den Salman Rushdie 1990 zu seinem Migranten-Roman Satanische
1. Zelik, R.: ›Friss und stirb trotzdem‹. Hamburg 1997, S. 157. Vgl. Droschke, M.: Friss und stirb
trotzdem (1998). www.zeitriss.de. Download vom 19. 6. 2006. Vgl. Martens, R.: ›Friss und stirb
trotzdem‹ − ein toter Rechtsextremist und die Folgen. In: SZ, 22. 9. 1997, und Zaimoglu, F.:
Von dieser Welt. Die Nischen werden enger: Raul Zelik wehrt sich schreibend gegen die
Eingemeindung in die beruhigte Mitte. In: junge welt. 3.9.1997.
2. Zelik, R.: La Negra. Roman. Hamburg 2000, S. 115, 179. Hervorhebungen von mir.
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Verse verfasst hat. Rushdie ist stolz darauf, ein kosmopolitischer »Bombayite« zu sein. In dem Paratext wendet er sich gegen Kritiker seines
Romans, die der Ansicht seien, dass die Vermischung mit einer anderen
Kultur die eigene Kultur schwäche. Seine Satanischen Verse dagegen feiern
»Unreinheit« und »Hybridität«. Sie rühmen die Produktivität einer Neukombination von Menschen und Kulturen. Rushdie nennt seinen Roman
ein »Liebeslied für Bastarde«: »a love-song to our mongrel-selves«.3 Rushdie
bekennt sich dazu, selbst ein »Bastard« zu sein, er wertet den beleidigenden
Begriff in eine positive Selbstbezeichnung um.4
An dieses Konzept von Hybridität knüpft Zelik an, als er Anfang 2004
einen Roman mit dem Titel bastard. die geschichte der journalistin lee vorlegt.5
Parallel zu bastard hat Zelik auch an dem ›Unterschichten‹-Roman Berliner
Verhältnisse geschrieben. Beide Bücher betrachtet der Autor als Teile eines
literarischen Projekts, in dessen Rahmen er verschiedene Migrationsgeschichten aufarbeiten möchte.6 Für Zelik ist sein bastard-Roman eine »Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdheit«. 7 Seine Protagonistin, die
3. Rushdie, S.: In Good Faith. In: Rushdie, S.: Imaginary Homelands (1990). Essays and Criticism. London 1991, S.393–414, hier 394, vgl. 404.
4. Ebd., S. 394, vgl. 402. Vgl. zur positiven Bewertung von Hybridität auch den Schluss von Said,
E.: Culture and Imperialism. London 1993, S. 406-408.
5. Zelik, R.: bastard. die geschichte der journalistin lee. Berlin 2004. Der Roman bastard wird von
der Kritik als »Postmigrationsstory« gefeiert. Vgl. Khatib, S.: Raul Zelik – Bastard. In: De-Bug
83, 2004. Vgl. auch Schwarz, T.: ›Reise ans Ende des Imperiums. Hybridität und Abjektion in
Raul Zeliks Korea-Roman ›bastard‹. In DaF-Szene Korea 20, 2004, S. 46–53.‹
6. Zelik, R.: Berliner Verhältnisse. Unterschichtenroman. München 2005. Vgl. Zelik, R.: Deutsche
Verhältnisse. Interview mit Dörte Miosga, auf: http://www.intro.de, 17.10.2005. Der Roman
wurde in allen wichtigen Feuilletons besprochen. Weidermann, V.: Endlich Herbst. Das
Warten ist vorüber: Raul Zelik räumt mit seinem neuen Roman die »Berliner Verhältnisse«
in der deutschen Gegenwartsliteratur auf. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14.8.
2005. Kritisch dagegen Jungen, O.: Mitte? Welche Mitte? Ohnmacht siegt: Raul Zeliks gegenweltlicher Klamaukroman. In: FAZ, 19.9.2005, S.34. Sdun, N.: Knatter, Tragik, Freude.
Lieber Gewitzel als Sauertöpfe: Raul Zeliks Romangroteske »Berliner Verhältnisse«. In: taz
Magazin, 27.8.2005. Schütz, E.: Montepulciano im Eisfach. Turbulenzen. Raul Zeliks Roman ›Berliner Verhältnisse‹ ist angenehem aromatisiert. In: Freitag, 21.10.2005. Vgl. Gerstenberg, R.: Migrationsprobleme in der Wohngemeinschaft. Raul Zelik beschreibt ›Berliner
Verhältnisse‹ (2.2.2006). http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/466312/,
Download vom 18.6.2006. Aufhänger dieses Unterschichten-Romans sind prekäre Arbeitsverhältnisse rumänischer Bauarbeiter, die sich ohne Papiere illegal in Berlin aufhalten.
7. Nedo, K. / Tollmann, V.: Politik, Schreiben, Identität. Raul Zelik im Interview. In: www.
fluter.de, 1.5.2004. Julia Kristevas Essay Fremde sind wir uns selbst bietet sich deshalb auch als
Kommentar an, vgl. Kristeva, J.: Fremde sind wir uns selbst (1988). Übersetzt von Rajewsky,
X.. Frankfurt/Main 1990.
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Journalistin Carla Lee, hat einen koreanischen Vater und eine portugiesische
Mutter. Sie gehört zur ›zweiten Generation‹ in Deutschland lebender Ausländer. In visionären Passagen ihrer Erzählung stellt sie sich vor, in die
Rollen übermenschlicher Hybridwesen zu schlüpfen. Sie imaginiert sich als
Superheldin Catwoman8, eine mutierte Chimäre aus Katze und Mensch.
Darüber hinaus identifiziert sie sich auch mit der Astronautin Ellen Ripley.
Diese bekämpft in der Filmserie Alien widerliche Weltraummonster. Commander Ripley bringt die Monster aber auch zur Welt. Zuletzt wird sie in
einer biopolitischen Horrorvision als hybrides Human-Alien geklont.9 In
den Rezensionen wird hervorgehoben, dass Zeliks ›Bastard‹, die Journalistin
Lee, Identitätsprobleme habe.10 Sie leidet an Bulimie, an ›Fress-Kotz-Sucht‹.
Meine Hypothese wäre, dass sich die Symptome der Journalistin als Ekel
vor der eigenen Hybridität interpretieren lassen. In einem Rückblick auf
die Problematisierung von Hybrisierung im präkolonialen und kolonialen
Diskurs möchte ich zeigen, dass es sich bei diesem Ekel um einen diskursiv kultivierten Abjektionsmechanismus handelt.11
II. Präkolonialer und kolonialer Ekel vor Hybridität
Das Identitätsproblem hybrider Figuren wird in der deutschen Literatur an
prominenter Stelle in Kleists Novelle Die Verlobung in St. Domingo (1811)
verhandelt. In ihr ist die »Mestize« Toni aus einer Liaison der »Mulattin«
8. Verfilmungen: Burton, T.: Batman Returns (1992), mit Michelle Pfeiffer, vgl. Pitof: Catwoman,
2004, mit Halle Berry.
9. Scott, R.: Alien (1979), Cameron, J.: Aliens (1986), Fincher, D.: Alien 3 (1992), Jeunet, J.P.:
Alien Resurrection (1997). Solche Bezüge auf die Popkultur tragen dem Roman auch das Etikett der »Popliteratur« ein. Sdun, N.: Packesel und Cat Woman. In: www.textem.de, 30.8.2004.
10. Wiese, D.: Identität ist Krise. Hämmern auf die Delete-Taste. In Raul Zeliks Roman ›bastard‹
wird die eigene Realität zum Verschwinden gebracht. In: taz, 17.3.2004, S. 23. Vgl. Achelwilm,
D.: Figur der gefestigten Unruhe. In Spex 275, 2004. Einem Rezensenten gilt sie als »wurzelerkrankt«, vgl. Dahlmeyer, A.: Sinn fressen. Raul Zeliks Roman ›Bastard‹ reflektiert Moderne
und Depression im Zeichen von Fremdheit und Bulimie. In: Junge Welt, 23.6.2004. Vgl. Noller, U.: Raul Zelik und sein neues Buch ›Bastard‹. In: Buchtipp. WDR-Feature, 3.3.2004. Auf
Nachfrage erklärt Zelik, dass es in dem Bastard-Roman um die »Verweigerung einer Identitätszuschreibung« gehe, er bekennt sich zu einer Haltung, die »Zuschreibungen von Identität«
scharf ablehnt. Vgl. Zelik, R.: Ich finde Wahlen ja nicht so wichtig. Interview mit Grimme, S.
und Kotte, H.H. In: zitty, 15.9.2005.
11. Vgl. Menninghaus, W.: Ekel. Theorie und Geschichte einer starken Empfindung (1999).
Frankfurt/M 2002. Zum Konzept der Abjektion vgl. Kristeva, J.: Powers of Horror. An Essay
on Abjection (1982). Übers. von Roudiez, L.S.. New York: Columbia University Press 1982.
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Babekan mit einem französischen Kaufmann hervorgegangen.12 Die Nomenklatur zur Bezeichnung von ›Mischlingen‹ ist zu diesem Zeitpunkt
nicht eindeutig festgelegt, sie sind aber bereits Gegenstand wissenschaftlichen Ordnungswahns. Folgt man dem deutschen Anthropologen Johann
Friedrich Blumenbach, dann werden aus der »ersten Zeugung« von »Europäern mit Negern« sogenannte »Mulatten« geboren. »Mestizen« nennt man
eigentlich die »Kinder von Europäern mit Indianern«. Doch Blumenbach
verweist darauf, dass die Nachfahren einer Vermischung von Europäern
mit Mulatten nicht nur »Terceronen« oder »Moriscen«, sondern auch »Mestizen« genannt werden.13 In Kleists Novelle sucht der Schweizer Gustav
von der Ried bei der Mestize Toni während des antikolonialen Aufstands
schwarzer Sklaven 1803 Zuflucht.14 Dem Offizier der französischen Kolonialmacht stellt sich die Frage, ob er der ambivalenten Toni vertrauen kann
oder nicht. Gustav erklärt, dass der Anblick Tonis bei ihm eine »Mischung
von Begierde und Angst« ausgelöst habe.15 Die hybride Figur ist einerseits
sexuell attraktiv, andererseits tritt sie als verräterisches Schreckbild auf den
Plan. Toni gerät in ein Dilemma, einen Identitätskonflikt. Sie muss sich in
der Aufstandssituation entscheiden, ob sie die farbigen Rebellen oder die
weißen Kolonialherren unterstützt.
Sex mit Weißen ist ihr von den Guerillakämpfern »bei Todesstrafe« verboten. Für den weißen Kolonialherrn ist dagegen Sex das Mittel, um sich
der Zuverlässigkeit Tonis, ihrer Identifikation mit der Kolonialmacht, zu
12. Kleist, H.v.: Die Verlobung in St. Domingo (1811). In: Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 2.
Hg. von Sembdner, H., München: dtv 1984, S. 160-198, hier 162, 165, 168. Vgl. Zantop, S.:
Colonial Fantasies. Conquest, Family, and Nation in Precolonial Germany, 1770–1870.
Durham 1997.
13. Blumenbach, J. F.: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Übers.
v. Gruber, J.G., Leipzig 1798, S. 107ff. Eine seltsam detaillierte Beschreibung folgt, die
symptomatisch für das sexuell-obsessive Interesse an dem Thema ist: »In Gesichtsbildung
und Haaren gleichen sie den Europäern, die Haut hat einen ganz leichten schwärzlichen
Teint, die Wangen aber eine schwache Röthe. Die Lippen und Schaamlefzen der Weiber
sind dunkelroth, der Hodensack der Männer schwärzlich.« Im Gegensatz zu fast allen
anderen Sätzen fehlt bei dieser Beschreibung die Fußnote. Der Einwand von Sigrid Weigel,
dass Kleist bei der Bezeichnung »Mestize« ein Fehler unterlaufen sei, ist philologisch nicht
haltbar. Vgl. Weigel, S.: Der Körper am Kreuzpunkt von Liebesgeschichte und Rassendiskurs in Heinrich von Kleists Erzählung ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: KleistJahrbuch 1991, S. 202-217, hier 203.
14. Vgl. dazu Lützeler, P.M.: Napoleons Kolonialtraum und Kleists »Die Verlobung in St.
Domingo«. Wiesbaden 2000.
15. Kleist, Verlobung, S. 175.
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versichern. 16 Ein »widerwärtiges« Gefühl Toni gegenüber kann er nicht
unterdrücken. Er fürchtet vor allem die Möglichkeit, dass Toni nach dem
Vorbild einer schwarzen Sklavin Sex als Mittel biologischer Kriegführung
benutzen könnte. Diese Partisanin hat ihren weißen Herrn verführt und
mit »Gelbfieber« infiziert. Den »Verrat« empfindet der Offizier als »abscheulich«. Für Gustav von der Ried ist es in diesem Kontext vor allem
die »Farbe«, die ihm trotz der »Anmut« Tonis »anstößig« ist.17 Über diese
Abjektion konstituiert er seine Identität als ›Weißer‹. Am Ende überwiegt
sein Misstrauen, und er schießt Toni im Affekt nieder.18 Er glaubt sich
verraten und erkennt nicht, dass sich Toni loyal als »eine Weiße« begreift.19
Die Art und Weise, wie bei Kleist Hybridität im Zusammenhang mit
Sexualität und Parteinahme problematisiert wird, weist voraus auf die
weitere Behandlung des Themas im 19. Jahrhundert.20 Hier entsteht die
diskursive Folie für die Umwertungen, die Zelik mit seinem bastard-Roman
vornimmt. Das Adjektiv ›hybrid‹ bürgert sich im Deutschen im Rückgriff
auf Carl Linné zunächst in der Pflanzenbiologie ein, bekannt sind Johann
Gregor Mendels Versuche über Pflanzenhybride. 21 Den frühesten Beleg des
deutschen Substantivs »Hybridität« habe ich im Werk des Botanikers Carl
Friedrich von Gärtner gefunden. Für ihn liegt auf der Hand, dass die »Bastardzeugung etwas Widernatürliches und Erzwungenes« sei, da »nur selten
hybride Zeugnisse in der freien Natur gefunden werden«. Jedoch sei der
»Begattungstrieb« gelegentlich bei Tieren so mächtig, dass er nicht auf
natürliche Weise befriedigt werden könne. Dann werde der »Widerwille
16.
17.
18.
19.
Ebd., S. 161, 168, 175, vgl. 172f., 181.
Ebd., S. 170–173.
Ebd., S. 192f.
Ebd., S. 191. Aus der Perspektive der farbigen Freiheitskämpfer gilt sie deshalb als »Verräterin« und »Bundbrüchige«, vgl. S. 184f., 191.
20. Den Begriff ›Bastard‹ selbst verwendet Kleist auch, allerdings bezeichnet er damit uneheliche Kinder Congo Hoangos, vgl. ebd., S. 162f., vgl. 180: »Bastardknabe«. Vgl. Deutsches
Fremdwörterbuch. Bd. 3, Berlin 1997, S. 207-212, hier 207f.: Das Wort ›Bastard‹ ist gegen
Ende des 12 Jahrhunderts aus dem Mittelfranzösischen ins Deutsche übernommen worden.
Im Feudalwesen bezeichnet man zunächst das uneheliche Kind eines Adligen und einer Frau
niederen Standes als Bastard, dann auch das uneheliche Kind im Allgemeinen, bis ins 18.
Jahrhundert das ›Hurenkind‹. Seit dem 15. Jahrhundert kommt der Begriff dann auch in der
Naturforschung vor.
21. Linnaeus, C. (Respondent: Haartmann, J.J.): Plantae hybridae. Uppsala 1751. Mendel, J.G.:
Versuche über Pflanzenhybride. Zwei Abhandlungen (1866/1870). Hg. von Tschermak, E.v.,
3. Aufl. Leipzig 1913.
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unter den verschiedenen Arten« überwunden.22 Hybridität wird hier negativ
bewertet, es zeichnet sich aber schon deutlich die Funktion der Sexualität
als der Speerspitze der Hybridisierung ab.
Wenn Arthur de Gobineau Rassenmischung mit Degeneration assoziiert,
überträgt er Denkfiguren aus Botanik und Zoologie auf die Anthropologie.
Er geht von »tiefwurzelnden Abneigungen« verschiedener »Völkergruppen«
gegeneinander aus.23 Der Schweizer Psychiater und Hirnforscher August
Forel fasst den Stand der Diskussion um 1900 so zusammen: Bei der
»Hybridation« sei gewöhnlich das »Männchen« derjenige Teil, der gegen
den »Art-Instinkt aktiv« verstoße. Die Väter von »Mischlingen« gehörten
praktisch immer der »höheren Rasse« an. Nach Forels Auffassung wird
»jede Art« instinktiv »von der Paarung mit einer anderen, wie etwa von
einem Gift« abgestoßen. Zwischen »verschiedenen Rassen« bestehe bei
Tieren und Menschen ein »gewisser Widerwille«, beispielsweise »zwischen
den Pferden verschiedener Rassen, zwischen Weissen und Negern oder
Indianern«. »Mulatten oder Bastarde« bildeten eine »degenerierte, kaum
lebensfähige Sippe«.24
Mit dem imperialistischen Ausgreifen des Deutschen Reiches entwickelt
sich der Sex zwischen Kolonialherren und Kolonisierten in den Überseegebieten zu einem Brennpunkt des kolonialen Diskurses. Wissenschaftlich
durchsetzen kann sich die Auffassung von der angeblichen Schädlichkeit
der Rassenmischung beim Menschen nach 1913. In diesem Jahr publiziert
der spätere Nazi-Anthropologe Eugen Fischer eine Studie über seine Forschungen bei einer »Bastard«-Population in der deutschen Kolonie SüdwestAfrika.25 Der Kolonialschriftsteller Hans Grimm demonstriert die Gefahren
der Hybridisierung literarisch in seiner südafrikanischen Novelle Wie Grete
22. Gärtner, C. F. v.: Versuche und Beobachtungen über die Bastarderzeugung im Pflanzenreich.
Mit Hinweisung auf die ähnlichen Erscheinungen im Thierreiche. Stuttgart 1849, S. 1f., 786,
799.
23. Gobineau, A. d.: Versuch über die Ungleichheit der Menschen (1853/55). Übersetzt von
Schemann, L. 4 Bde., Stuttgart 1898/1901, hier Bd. 1 (1898), S. 31, 239f.
24. Forel, A.: Die sexuelle Frage. Eine naturwissenschaftliche, psychologische, hygienische und
soziologische Studie für Gebildete (1904). 6. Aufl., München 1907, S. 175ff.
25. Fischer, E.: Die Rehobother Bastards und das Bastardisierungsproblem beim Menschen.
Anthropologische und ethnographische Studien am Rehobother Bastardvolk in DeutschSüdwest-Afrika. Jena 1913. Der Eugeniker will den Beweis erbracht haben, dass die Mendelschen Regeln auch für die Kreuzung von Menschenrassen gültig seien. Vgl. Schwarz, T.: Bastards. Juli 1908: Eugen Fischer bringt die ›Rassenkunde‹ nach Afrika. In: Honold, A./ Scherpe,
K.R. (Hg.): Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der
Kolonialzeit. Stuttgart 2004, S. 373-380.
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aufhörte ein Kind zu sein.26 In ihr nimmt sich ein weißer Farmer eine Konkubine aus einer Bastardgruppe. Anders als Kleists Toni konspiriert diese
1904 mit den aufständischen Namas gegen die deutsche Kolonialmacht.
Deshalb wird sie von der Kolonialherrentochter Grete erschossen.27 Aus
der Sicht des kolonialen Erzählers ist Sex für den ›Bastard‹ ein Mittel, die
koloniale Macht des weißen Herrn zu unterminieren.28 Bei der Vorstellung,
dass eines von den »schmutzigen Bastardmädchen« mit ihrem Vater geschlafen hat, wird dessen Tochter von »Ekel« geschüttelt. Sie reagiert mit
einem »Würgen«, als ob sie »Gift und Schmutz« schlucken müsse. 29 In
Grimms Roman Der Ölsucher von Duala (1918) wird die Kultivierung des
kolonialen Ekels so zusammengefasst: Ein »menschliches Gleichbeigleich«
bedeute die »entsetzlichste« und »unnatürlichste Rassenmischung«.30 Hitler
wird die Kolonialpolitik deshalb ablehnen, weil in den vom Mutterland
isolierten Kolonien nur eine »faulige Bastardenbrut« produziert werde.31
III. Postkoloniale Hybridität in Zeliks ›bastard‹
Zelik bricht mit der pejorativen Verwendungsweise des Begriffs ›Bastard‹.
Im Gegensatz zu Kleist und Grimm wird in Zeliks postkolonialem Text
vorwiegend aus der Perspektive der hybriden Figur erzählt. Carla Lee ist
eine »Porto-Koreanerin«. Die Mutter stammt aus Portugal, der Vater ist als
koreanischer Bergmann ins Ruhrgebiet gekommen. Diese kulturelle Kon-
26. Grimm, H.: Wie Grete aufhörte ein Kind zu sein. In: Hans Grimm, Südafrikanische
Novellen (1913). Lippoldsberg 1975, S. 79-134. Vgl. Horn, P.: Die Versuchung durch die
barbarische Schönheit. Zu Hans Grimms ›farbigen‹ Frauen. In: Germanisch-Romanische
Monatshefte 35, 1985, S. 317-341.
27. Vgl. dazu auch Schwarz, T.: Robert Müllers Tropen. Ein Reiseführer in den imperialen
Exotismus. Heidelberg 2006, S. 268-270. Der Bastard ›Ellen‹ gehört zu den Hundasis, einer
Mischung von weißen Kolonialherren und schwarzen Pondos. Ellen hat noch einmal einen
weißen Vater, so dass ihre Position der Tonis vergleichbar ist (S. 85, 88).
28. Grimm. Grete, S. 90.
29. Grimm, Grete, S. 125f., 128-131.
30. Grimm, H.: Der Ölsucher von Duala. Ein afrikanisches Kriegstagebuch (1918). Hamburg
1931, S. 86, 110f.
31. Hitler, A.: Mein Kampf. Bd. 2: Die nationalsozialistische Bewegung (1927). München 1932,
S. 444ff., 449, 741f.
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taktzone ist bereits reichlich mit anderen »Halbbluts« bevölkert, von »LeeMüllers« und »Kim-Szymanskis«.32
Eine Reise führt Carla Lee um die Jahrtausendwende nach Korea.33 Dass
sie dort eine privilegierte Reisende ist, wird in der Konfrontation mit Arbeitsmigranten deutlich, die sich in Korea auf der untersten Ebene des
globalen sozialen Raums bewegen: Inder, Bengalen, Thais, Filipinos, Mongolen, sibirische Russen und Koreaner aus China.34 Ihre koreanische Umgebung vergleicht die Erzählerin mit dem »Gefängnisplaneten« aus dem
Film Alien 3. Sie selbst identifiziert sich mit »Commander Ripley«, ihre
koreanische Verwandtschaft nimmt sie als ekelerregende, artfremde Aliens
wahr. Sie stellt sich vor, dass in der futuristischen Hochhauskulisse Seouls
der »Nachwuchs der Spezies gezüchtet« wird.35
Carla Lee beginnt eine journalistische Recherche zu einem Kaufhauseinsturz,
bei dem 500 Menschen umgekommen sind.36 Einen kritischen Journalismus
betrachtet sie als »Aufstandsstrategie gegen die Allmacht des Imperiums«.37
Im Roman wird noch ein weiterer Film als Folie ins Spiel gebracht, der
»Aufstand gegen die Maschinenwelt« in dem Film The Matrix. Vor diesem
Hintergrund kokettiert Carla Lee mit der Rolle der subversiven hybriden
Rebellin gegen den globalen Herrschaftsapparat des Empire.38 Schließlich
dient dem Roman noch der Film Catwoman als Folie. Carla Lee stellt sich
vor, selbst die nahezu unbezwingbare »CATWOMAN« zu sein. Diese von
ihr imaginierte Catwoman zitiert den Appell, mit dem der ›neue Mensch‹
Neo in der Matrix die Öffentlichkeit aufklären möchte: »Vertraut eurem
eigenen Verstand«! Danach sollen alle aus ihrer »geknechteten Existenz als
biologische Energiequellen der Maschinen« erwachen. Im Roman wird das
Zitat aber auch ironisch gebrochen. Der messianische Eifer, mit dem die
Journalistin ihre Recherche verfolgt, wird im Roman als Allmachtsphantasie
32. Zelik, bastard, S. 21f., 53f., 74f. Zur Biographie der Figur des Vaters vgl. Zelik, Bastard, S.
21, 27, 54, 78, 152.
33. Zelik, bastard, S. 5.
34. Zelik, Bastard, S. 152f., 179.
35. Zelik, Bastard, S. 37ff., 48f., vgl. schon S. 16. Sie beschreibt ihre Tante Chang-Sook als »Schreckschraube« und fürchtet sich schon vor der Fahrt mit dem »parfümierten Familien-KIA«.
36. Vgl. zu diesem Erzählstrang Zelik, bastard, S. 33f., 62ff., 71f., 82, 94ff., 116ff., 193ff. Das Ereignis ist unschwer erkennbar als Verdichtung von Realgeschichte, es geht um den Fall des Sampoong-Kaufhauses (1995).
37. Zelik, bastard, S. 80.
38. Hardt, M./ Negri, A.: Empire. Die neue Weltordnung (2000). Übersetzt von Atzert, T./
Withensohn, A., Frankfurt a. M. 2003.
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bloßgestellt.39 Ihr Widerstand gegen das Empire läuft ins Leere. Ihr Artikel
erscheint zwar in einer koreanischen Tageszeitung, aber nur in einer völlig
entstellten Fassung. Am Ende des Romans wird sie aus Korea wegen ihrer
subversiven Nachforschungen abgeschoben.40
Carla Lee stellt sich als deutsche »Studentin mit Identitätsproblemen« vor.
Sie bezeichnet sich selbst als »Assimilationskanakin«. Obwohl sie eine
»Kanak attitude« kultiviert, besteht sie auch auf ihrer deutschen Identität.
Deutschland ist ihre »Heimat«, als »Fremde« fühlt sie sich noch viel mehr
im »koreanischen Seltsamland«.41 Mit der Vereinigung der beiden deutschen
Staaten im Jahr 1990 wird ihre Selbstwahrnehmung als Deutsche aber in
Frage gestellt. Im Rückblick stellt Carla Lee fest: »Der Westen annektierte
17 Millionen costabravahungrige Ostler und stieß zehn Millionen Kanaken,
Halbbluts und Juden auf der anderen Seite wieder aus.« Jugendliche
veranstalten »Hetzjagden auf Schwarzköpfe«: »Ich schaute also zum ersten
Mal richtig in den Spiegel und stellte fest: Fidschi-Fotze mit Knoblauchfressergesicht«. Die Protagonistin nimmt sich hier selbst als abjekt wahr.
Auf dieses horrende Schlüsselerlebnis datiert sie den Beginn ihrer »Suche
nach den koreanischen Wurzeln«. Diskriminiert wird sie dann auch in Korea,
wo sie als »Kyopo«, als »Auslandskoreanerin«, wahrgenommen wird. 42 In
provokanter Weise bricht sie mit den ungeschriebenen Gesetzen der koreanischen Kultur: Sie lässt sich auf ein sexuelles Abenteuer mit einem schwarzen GI ein, das sie allerdings schon vor dem Geschlechtsverkehr »anzukotzen beginnt«.43
Ekelgefühle sind ein Leitmotiv der Erzählung Carla Lees. Dauernd muss
sie sich erbrechen. Sie leidet an Bulimie, und mit der Zeit erhärtet sich der
Verdacht, dass sie ein »Problem« mit sich selbst hat, sie leidet an »Ekel«
39.
40.
41.
42.
43.
Vgl. Zelik, Bastard, S. 144, 147, 158f., 171, 174.
Vgl. Zelik, Bastard, S. 10f., 76ff., 80, 145, 223, 226, 229.
Vgl. Zelik, Bastard, S. 23, 35f., 44, 161.
Vgl. Zelik, Bastard, S. 15, 53ff.
Zelik, 30ff. 59ff., 134. Die Zunge des Soldaten nimmt sie als »fiesen, glitschigen Rinderlappen« wahr etc. Die Beziehung zu einem farbigen US-Soldaten gilt nicht nur in der koreanischen Kultur als infam, Zelik greift das Thema in einer Berlin-Erzählung auf, dort
erwähnt er nebenbei die »befleckte Empfängnis von Erdals älterer Schwester, die ausgerechnet mit einem schwarzen GI durchgebrannt war« (S. 10). In der Erzählung pflegt
eine kurdische Protagonistin aus Kreuzberg einen provozierenden Lebensstil, und um sie
im traditionellen Milieu ihrer Familie zu diskreditieren, wird das Gerücht gestreut, sie sei
»mit einem Deutschen durchgebrannt – oder noch schlimmer – lebe in einer Schlampenbeziehung mit zwei Schwarzen« (18). Vgl. Zelik, R.: Gül. Die Rose. In: Raul Zelik:
Grenzgängerbeatz. Berlin 2001, S. 7-25.
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vor sich selbst.44 Als hybride Figur spekuliert sie, ob ihre Depressionen ein
väterliches oder ein mütterliches Erbteil sein könnten. Sie verweist auf den
portugiesischen »Trübsinn«, die »saudade«, aber auch das »Han« käme in
Frage, die »koreanische Variante fortgeschrittenen Weltschmerzes«.45 Der
somatische Abjektionsmechanismus, der in Carla Lee am Werk ist, scheint
sich vor allem gegen Koreanisches zu richten. Korea riecht für sie nach
einer »Mischung aus Mottenkugeln, Abgasen und Dampf«. Olfaktorisch
irritiert wird sie vom Geruch koreanischer Bohnensuppe, von Seetang und
Kimchi. Im Erstkontakt am »Kim'po Airport« verärgert sie ein »uniformierter Flughafenschleimscheißer«, der ihr das Rauchen verbietet, gleich
danach das »Arschgesicht« an der Passabfertigung. Auf den Straßen Seouls
stinkt es nach »Moder, Regenzeitluft, mit Gerüchen von Essen und Abfällen
vermischt«. Die Seeluft bei Incheon riecht nach »Abwässern, Altöl oder
Industriesmog«.46 Carla Lee mietet sich in einer »stinkigen Rotlichtabsteige«
ein, die sie an einen »Brutkasten« erinnert: »unter dem Leintuch spürt man
den Plastiküberzug, mit dem der Hotelbesitzer seine Matratzen vor Blut,
Schweiß und Sperma zu schützen versucht«.47 »Ekel« empfindet sie beim
Besuch der »Seoul University«, vor deren Eingang sich Polizeieinheiten zu
einer Prügelorgie gegen eine Solidaritätskundgebung für streikende Arbeiter
versammelt haben.48 Eines Tages wird Carla Lee in einem Gebäude von
zivilen Ermittlern wegen ihrer journalistischen Recherchen gestellt. Als
einer der Männer sie anfasst, reagiert sie mit »EKEL« in Kapitälchen.49
Vor allem Disziplinierungsversuche sind es, die bei ihr den Abjektionsmechanismus auslösen. Gegen Ende des Romans bemächtigt sich ihrer das
»Entsetzen«, selbst ein »Alien zu sein«.50 Schließlich stellt Zeliks ›Bastard‹
Carla Lee infrage, dass »Fremdheit« eine »Zuschreibung von außen« ist.
Das Gefühl der »Fremdheit« hänge vielmehr damit zusammen, »dass man
sich selbst nicht erträgt«.51
Diese Figur hat den im kolonialen Diskurs kultivierten Ekel vor der
Hybridisierung internalisiert. Carla Lees Reise nach Korea lässt sich als ein
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
51.
Zelik, bastard, S. 107, 111, vgl. S. 55f., 70f., 88, 98, 177.
Zelik, bastard, S. 22, 35, 171, 205. Vgl. zu diesem Motiv auch Zelik, La Negra, S. 61f., 93.
Zelik, bastard, S. 9, 15, 52, 124, 199f.
Zelik, bastard, S. 20, 26, 37.
Zelik, bastard, S. 55f.
Zelik, bastard, S. 125f.
Zelik, bastard, S. 214f., vgl. 119.
Zelik, bastard, S. 217, vgl. 224 und S. 173f.: Hier wird Carla Lee von ihrem Freund Cem im
Chat nahegelegt, sich als »Bastard« zu begreifen.
332
T HOMAS S CHWARZ
Versuch lesen, den Abjektionsmechanismus angesichts ihrer eigenen
Fremdheit zu überwinden, indem sie sich der Fremde auf extreme Weise
aussetzt. Folgte man dem impliziten postkolonialen Therapievorschlag
dieses Romans, dann wäre es für einen hybriden Lebensstil entscheidend,
sich nicht als ›Mulatte‹ oder ›Mestize‹, als ›Kanake‹ oder ›Schlitzauge‹,
als ›Kyopo‹ oder ›yang-gongchu‹, als ›honhyol‹ oder ›Bastard‹ definieren zu
lassen. 52 Es käme stattdessen darauf an, diese abjekten Kategorien in
einem Akt der diskursiven Aneignung positiv umzuwerten. Inzwischen
scheint diese Aufwertung des Hybriden so gut gelungen zu sein, dass es
bereits wieder der postkolonialen Kritik anheim fällt. Bestimmte Formen
von Hybridität werden in ihr als »spätkapitalistische Warenform« verworfen.53 Zeliks Roman reflektiert den Prozess der Verwandlung des Hybriden
in eine verkaufsfähige Ware mit, wenn seine Journalistin Carla Lee der
Verdacht beschleicht, dass sie gerade wegen ihres multikulturell-kosmopolitischen Hintergrundes das Angebot bekommt, für eine deutsche Zeitung
als freie Mitarbeiterin schreiben zu dürfen. Hybridität, globale Flexibilität
und Mobilität sind die Merkmale, die sie aus dem Überangebot an journalistischer Arbeitskraft hervorheben. Hybridität trägt entscheiden dazu bei,
dass man ihr bei dieser Zeitung eine Chance gibt. Das soziale Risiko des
hybriden »Lifestyle« wälzt dieses Blatt – unschwer als die Berliner tageszeitung
identifizierbar – nur zu gern auf ihre »Freelancer« ab. Carla Lee findet das
Angebot – »über eine Schüssel gebeugt« – schlicht zum Kotzen.54
52. Im Koreanischen kann eine Frau als ›yang-gongchu‹ stigmatisiert werden, als ›westliche
Prinzessin‹. Es handelt sich um ein Schimpfwort, mit dem eigentlich die ›yang-galbo‹
gemeint ist, die ›Ausländerhure‹. Vgl. Lee, H.: Broken Silence. The Taboo of Korean Prostitutes during American Occupation and Its Depiction in the Korean Films of the 1990s. In:
Kulturrevolution. Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie 47, 2004, S. 68-71. Choi, H.-R.:
U.S. Troops Not Always a Welcome Presence in Korean Literature. In: Chosun Ilbo,
25.5.2004. Vgl. dazu auch die die Geschichte des honhyol Elisabeth Kim, der Tochter eines
US-amerikanischen GIs und einer koreanischen Mutter. Kim, E.: Weniger als nichts. Ein
Frauenschicksal zwischen Osten und Westen. München 2001, S. 9-15, 20f., 28, 41. In
Korea sei man auch heute noch stolz darauf, ein ›rassenreines‹ Volk zu sein, so der
Historiker Nahm, A.C.: A Panorama of 5000 Years. Korean History (1983). 8. Auflage,
Seoul 1997, S. 6, vgl. 124. Anonym: Mixed-race Koreans face continued discrimination. In:
JoongAng Daily, 15.2.2003.
53. Z.B. die sparsame »Hybridtechnologie von Honda«. Vgl. Ha, K.N.: Hype um Hybridität.
Kultureller Differenzkonsum und postmoderne Verwertungstechniken im Spätkapitalismus.
Bielefeld 2005.
54. Zelik, bastard, S. 28ff.

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