#1#90003#2#2016_71_15 I#3#026-027#4#Digitacho Übersicht#5
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Fuhrpark + IT Digitaler Tachograf Färöer statt Frankreich Mit Apps wollen die Hersteller der Tachografen deren Bedienung vereinfachen Flottenbetreiber können zwischen drei verschiedenen digitalen Tachografen wählen. Die Unterschiede liegen im Detail und beim Zubehör. Wann sich ein Umstieg lohnt. F reilich, Lenkzeit, Ruhezeit und Arbeitszeit haben sie alle drauf, die aktuellen digitalen Tachografen. Aber es gibt Unterschiede in der Bedienung und im Drumherumangebot der Tachografenhersteller. Drei sind es noch, die in Deutschland ihre Geräte feilbieten 26 15/2016 VerkehrsRUNDSCHAU (siehe Tabelle). Vier waren es einst. Actia hat aufgegeben und sich mit seinem SmarTach aus dem Tacho-Geschäft verabschiedet. „Neue Geräte werden weder hergestellt noch entwickelt“, so Albert Schmidt von Actia I+ME. Für die noch im Feld befindlichen Geräte halten Partner den Service aufrecht. Ideal wäre ein Mischling Auch die Nummer drei im Markt spielt nur eine Nebenrolle. „Ich habe noch keinen Efas verbaut gesehen“, sagt Burghard Toschek, Leiter Datenmanagement Digitaler Tachograf beim EH-Systemhaus, von dem die Auswerte- und Archivierungssoftware TachoPlus stammt. Der Efas sei Stoneridge damals verspätet auf den Markt gekommen und habe es dann bei keinem namhaften Nutzfahrzeughersteller in die Erstausrüstung geschafft. „Der optimale Tachograf wäre eine Mischung aus dem VDO und dem Stoneridge“, sagt Alexander Stübinger, der bei der bei der Karl Schmidt Spedition die Fahrerschulung verantwortet. Stübinger kennt beide Geräte aus dem Effeff. Der 500 Einheiten große Fuhrpark des Bulk-Spezialisten teilt sich Fifty-Fifty in Mercedes und Scania – VDO ist bei Mercedes, Stoneridge bei Scania der Erstausrüster. Stübinger hat ein Beispiel parat, warum die Mischung das Optimum wäre: Während VDO mit den Länderkennzeichen arbeitet, sind am Stoneridge-Display die Ländernamen ausgeschrieben. „Ein klassischer Fehltritt ist die Auswahl von FR statt F, wenn die Fahrer Frankreich als Land einstellen wollen“, erklärt Stübinger. Bei dieser Auswahl befände sich der Chauffeur aber nicht in der Grande Nation, sondern auf den Färöer Inseln. Apps wenig genutzt Dafür seien beim aus England stammenden Stoneridge die Übersetzungen ins Deutsche manchmal missverständlich. Ein Beispiel: „Bitte Taste drücken sonst Zeitüberlappung“. Stehen diese Wort im Display, soll der Fahrer den Nachtrag per Tastendruck bestätigen. Dass sich die Geräte bis auf Kleinigkeiten sehr ähneln, bestätigt Alexander Németh vom Club of International Partners: „In der aktuellen Generation sind bei der Bedienung und den technischen Parametern keine nennenswerten Unterschiede mehr festzustellen.“ Wenn der sogenannte intelligente Tachograf kommt (siehe Kasten Seite 27), „werden die Karten vermutlich noch einmal neu gemischt“, so der TachoExperte weiter. Unterschiede gibt es bei den herstellerindividuellen Hardwarezusatzkomponenten wie Dongles zur Nahbereichsdatenübertragung oder Smartphone-Apps. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier „Tachograf“ www.verkehrsrundschau.de/dossiers Digitaler Tachograf Fuhrpark + IT Umrüsten lohnt nur selten Auch bei der Investition in neue Tachografen hält sich Stübinger zurück. Getauscht wird nur, wenn ein Gerät kaputt geht. Eine verbesserte Bedienung oder die Einführung der Minutenregel hat die Spedition Schmidt nicht gelockt. Neue Tachografen gibt es nur in Verbindung mit neuen Fahrzeugen. „So haben wir 16 verschiedene Tachoversionen im Einsatz und schulen unsere Fahrer daher sowohl auf den Stoneridge- als auch auf den VDO-Modellen“, erklärt Stübinger. Damit können die Fahrer auf verschiedenen Lkw fahren. Ä N D E R U N G E N D E R E U V E R O R D N U N G Z U M D I G I TA C H O Behörden können künftig leichter kontrollieren Die EU-Verordnung VO (EU) Nr. 165/2014 vom 4. Februar 2014 über Fahrtenschreiber im Straßenverkehr spezifiziert eine neue Generation digitaler Tachografen. Technische Möglichkeiten und Kontrollverfahren ändern sich: ᪺ Für Straßenkontrollen sollen Kontrollbeamte künftig über die DSRC-Nahfeldkommunikation (DSRC: Dedicated Short Range Communication) gezielt Tachodaten über Funk abrufen können. Die Datenübermittlung geschieht während der Fahrt. Fahrzeuge mit auffälligen Daten können danach gezielt kontrolliert werden. ᪺ Anbindung an ein globales Satellitennavigationssystem für die automatische Aufzeichnung des Standorts des Fahrzeugs zu bestimmten Anlässen während der täglichen Arbeitszeit zur Unterstützung der Kontrolleure bei ihren Kontrollen. Solche Anlässe sind: Beginn und Ende der Arbeitszeit sowie nach drei Stunden kumulierter Lenkzeit. „Ein Umstieg auf die aktuelle Tachografen-Generation lohnt sich, wenn überhaupt, dann nur bei Verteilerverkehren“, sagt EH-Systemhaus-Experte Toschek. Wer viele Rampenkontakte habe, könne von der Minutenregel profitieren. Hier erleichtert sie die Disposition. Selbst bei den Preisen sind sich die Kontrollgeräte ähnlich. Es gibt aber regelmäßig Picture Alliance/Sven Kaestner Nicht alles davon trifft in der Praxis auf Gegenliebe. „Unsere Fahrer nutzen die Apps nicht“, sagt Stübinger von Schmidt. Der Grund: Zwar sind die kleinen Programme für Smartphone oder Tablet kostenlos, aber sowohl bei Stoneridge als auch bei VDO braucht es für deren Nutzung einen speziellen Dongle am Tachografen. Der stellt die Bluetooth-Verbindung zum mobilen Endgerät her und schlägt mit etwa 100 Euro zu Buche. Geld, das weder ein Fahrer noch die Spedition für ihre 500 Fahrzeuge ausgibt. Zudem, gibt Stübinger zu bedenken, hätten viele Fahrer Angst, dass sie mit dem gesteckten Dongle bei Kontrollen im Ausland unter Manipulationsverdacht geraten, da sie dessen wahre Bedeutung dort nur schwer erklären könnten. Technik hilft den Kontrollbeamten ᪺ Optionale Schnittstelle, um die Interope- rabilität mit IVS-Anwendungen (Intelligente Verkehrssysteme) zu gewährleisten und den Nutzern den freien Zugang zu ausgewählten Daten aus ihrem Fahrzeug zu ermöglichen. Beispielsweise kann so über die ausgelesenen Restlenkzeiten die Parkplatzbelegung gesteuert werden. Die EU-Arbeitsgremien rechnen damit, dass ab 2019 alle neu zugelassenen Nutzfahrzeuge mit entsprechenden Kontrollgeräten ausgestattet sein müssen. sv Austauschaktionen der Hersteller – die sollen zum Markenwechsel oder zum Upgrade auf die neue Version verführen. „Die Preise liegen dann zwischen 800 und 1500 Euro inklusive Einbau und Tachografenprüfung“, so Németh. Nur die Geräte komᆙᆚᆚ men auf 600 bis 800 Euro. Serge Voigt D I E A K T U E L L E N TA C H O G R A F E N I M Ü B E R B L I C K Software und Apps VDO DTCO 2.2 (Continental) fleet.vdo.de 80 Prozent alle namhaften Hersteller Verschiedene Produkte zum Auslesen und Übertragen der Fahrer- und Fahrzeugdaten (stationär, W-Lan oder Mobilfunk), Fuelgate zur Dieselverbrauchsüberwachung und ein Starter-Kit für Anzeige der Reifendaten (Druck, Temperatur) Verschiedene Lösungen für das Management von Tacho- (Archivierung, Auswertung) und Fahrzeugdaten (Fahr- und Standzeiten, Routen, Wartungsplanung u.a.), Apps für Fahrer: Parkplatzsuche und Fahrzeitenübersicht inklusive manuellem Nachtrag, App für Flottenmanager: Fahrzeitenübersicht, Download-Management, Kommunikation mit Fahrer, Abfahrtskontrolle, Ortung SE5000 Exakt Duo2 (Stoneridge) se5000exakt.com/de 18 Prozent DAF, MAN, Mercedes-Benz, Scania Gerät für die Fernauslese mittels W-Lan oder Mobilfunk, mobiles Auslese- und Analysegerät mit Display für Fahrer- und Fahrzeugdaten und ein tragbares Download-Tool Efas 4.2 (Intellic) intellic.com 2 Prozent keine Angabe Druckerpapier, Ersatzteile Software zur Auswertung der Tachodaten, App zur Anzeige der Tachodaten auf dem Smartphone, App zur Organisation der Tachodaten inklusive Download Service-Software für Werkstätten zum Parametrieren und Updaten des Tachos sowie zum Auslesen von Fehlercodes Continental, Stoneridge, Intellic Gerät (Hersteller) www. Marktanteil* Erstausrüstung HardwareZubehör *Marktanteil in Deutschland geschätzt; Quellen: Herstellerangaben, eigene Recherche VerkehrsRUNDSCHAU 15/2016 27