Untitled - Deutsche Burgenvereinigung eV

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Untitled - Deutsche Burgenvereinigung eV
Burgen und Schlösser
ISSN 0007-6201
53. Jahrgang, Heft 4/2012
Beiträge
Andrea Bulla/Hans-Werner Peine
Oktogonale Wehrarchitektur aus der Stauferzeit – die Holsterburg bei Warburg.......................
199
Udo Liessem
Augusta auf Sizilien – Bemerkungen zum oktogonalen Frontmauerturm des
friderizianischen Kastells. Ein Werkbericht................................................................................. 209 Jens Friedhoff
„Lebendiges Mittelalter“ und „vergessene Ruinen“ – die Turmhügelburg Lütjenburg
und die Burgruine Glambeck in Schleswig-Holstein...................................................................
215
István Feld
Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest........... 222
Milan Sýkora
Kelch, Jungfrau und Litaisch – drei Hussitenburgen in Nordwestböhmen................................. 230 Jutta Schwan
Schloss Carlsberg bei Homburg-Saar – die Wiederentdeckung
eines Wittelsbacherschlosses....................................................................................................... 241
Die Redaktion stellt zur Diskussion:
Hermann Wirth
„Nachhaltigkeit“ und Beliebigkeit in der Denkmalpflege........................................................... 251
Baudenkmale gefährdet – Baudenkmale gerettet
Cornelia Oelwein; Hartmut Hofrichter
Bayern; Rheinland-Pfalz.............................................................................................................. 255
Nachrichten
„Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen.
Tagung des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung e.V......................... 262
Rezensionen ....................................................................................................................................... 263
English summaries................................................................................................................. 264
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Burgen und Schlösser
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Redaktionsschluss: 28.11.2012.
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gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
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István Feld
Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár
bei Budapest
Abb. 1. Solymár im Siedlungssystem des zentralen Gebietes des Königreiches
Ungarn im 14. Jahrhundert (nach Győrffy, 1998).
Solymár, eine von ihren im 18. Jahrhundert eingewanderten ungarndeutschen Bewohnern „Schaumar“
genannte Großgemeinde, liegt direkt
an der heutigen Nordgrenze der un-
garischen Hauptstadt Budapest. Das
sich zwischen dem Budaer und PilisGebirge erstreckende, seit der Urzeit
immer dicht besiedelte breite Tal, wo
diese Siedlung im 13. Jahrhundert
Abb. 2. Der Burghügel von Solymár, 1875. Aquarell von Lajos Arányi (Archiv
des Ungarischen Denkmalamtes KÖH).
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schon sicherlich existierte, gehörte
zum zentralen Gebiet des mittelalterlichen Königreichs Ungarn, zum
„medium regni“ (Abb. 1)1. Auf dem
von bedeutenden königlichen und
bischöflichen Zentren – Esztergom
(Gran), Visegrád (Plindenburg), Vác
(Waitzen) und (Ó)Buda (Alt)(Ofen) –
umgebenen Altsiedelland findet man
bis zum 14. Jahrhundert meist nur
kleinere adlige und kirchliche Besitztümer. Die Herrscher aus dem Hause
der Árpáden bzw. der Anjous konnten
hier eine Grundbesitz- und dadurch
die Machtkonzentration des Großadels und so den für die Königsgewalt
gefährlichen Burgenbau für eine lange Zeit verhindern.
Erst 1355 erwarb die mächtige Familie Lackfi Solymár zusammen mit
einem Nachbardorf durch Tausch von
den Dominikanerinnen, deren Kloster
auf der heutigen Margarethen-Insel
der Donau stand. 1390, acht Jahre
nach dem Tod König Ludwigs I. von
Anjou (1342 bis 1382) erscheint der
Kastellan der Lackfis in den Urkunden; die Lackfis ließen demnach in
der unmittelbaren Nähe der Siedlung,
auf einem niedrigeren, 180 m hohen
Sandsteinhügel am Nordrand des
Budaer Gebirges eine Burg errichten.
Ob das mit königlicher Genehmigung
geschah – die Mitglieder der Familie
gehörten zu den engsten Anhängern
Ludwigs – oder die Bauherren eher
die Thronwirren nach 1382 und die
anfängliche Schwäche des neuen
Königs, Sigismunds von Luxemburg
(1387 bis 1437), ausnutzten, lässt sich
mangels entsprecheder Quellen nicht
entscheiden. Der frühere Palatin István Lackfi erhob sich aber bald gegen
den gestärkten Herrscher und verlor
1397 nicht nur alle seine Besitztümer,
sondern auch sein Leben.
Die Burg Solymár kam dadurch in königlichen Besitz – 1404 ist hier auch
ein Königsaufenthalt nachweisbar –;
ab 1406 gehörte sie der Frau von Sigismund, Barbara von Cilly. Seit den
späten 1430er-Jahren lässt sich die
genauere Besitzgeschichte der Befestigung nicht detailliert verfolgen, unter ihren (Pfand-)Besitzern kommen
allerdings nur bedeutende hochadlige
Familien vor. Wahrscheinlich 1453
schenkte Ladislaus V. von Habsburg
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Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest
die Burg dem Palatin László Garai, der
letzten bedeutenden Persönlichkeit
der wichtigsten Aristokratenfamilie
der Sigismund-Zeit. Nach dem Tod
des letzten Garai erhielt Johannes, der
uneheliche Sohn von König Matthias
Corvinus (1458 bis 1490) die Anlage
im Jahr 1482. Johannes gab die Burg
nach 1490 – nach dem Scheitern seiner Krönungspläne – an den Baron
Balázs Ráskai weiter. Bereits 1496
gelangte sie durch Tausch an König
Wladislaw II. von Jagiello (1490 bis
1516), der sie bis zu seinem Tode
besaß.
Unter seinem Sohn Ludwig II. (1516
bis 1526) geriet Solymár wieder in die
Hände von Hochadligen; 1526 – vier
Wochen vor der gegen die Osmanen
geführten unglücklichen Schlacht bei
Mohács, in der er auch starb – schenkte der König die Befestigung dem serbischen Soldatenführer Pál Bakics.
In der darauf folgenden Epoche der
doppelten Königswahl wechselte die
Burg wieder ihren Besitzer: König Johannes I. von Szapolyai gab sie 1531
der Stadt Buda, deren Bürger treu an
seiner Seite gegen Ferdinand I. von
Habsburg gekämpft hatten2.
Es ist also eindeutig festzustellen,
dass die mächtigen Könige die in der
unmittelbaren Nähe ihrer Budaer Residenz gelegene Burganlage immer
direkt kontrollieren wollten. Das war
natürlich auch die Absicht der großadligen Familien des Königreichs, die
aber ihre Pläne nur unter der Regierung eines schwächeren Herrschers
durchsetzen konnten. Die Anlage
diente also vor allem als Machtfaktor, zum längeren Aufenthalt war sie
für ihre Besitzer kaum geeignet –
hier lebte meist nur der Kastellan mit
seiner Mannschaft. Die Wälder des
Burgbesitzes boten zwar sicherlich
gute Möglichkeiten für die Jagd, aber
das berühmte königliche Jagdrevier
bei Nyék lag nur etwa 10 km südöstlich entfernt3.
Ab den 1530er-Jahren hören Nachrichten über die Burg von Solymár
auf. Es ist daher anzunehmen, dass
nach der osmanischen Eroberung der
Hauptstadt Buda 1541 die Anlage in
Brand gesetzt und danach nie wieder aufgebaut wurde. In der neuen
machtpolitischen Lage hatte die Befestigung ihre Funktion verloren, sie
war den modernen militärischen Anforderungen kaum anzupassen. Ihre
Ruinen dienten ab 1686, nach der
Befreiung des Gebiets von der osmaBurgen und Schlösser 4/2012
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Abb. 3. Gesamtplan der zwischen 1929 und 1934 freigelegten Reste der Burg
Solymár (Zeichnung von Arisztid Valkó, Archiv des Ungarischen Denkmalamtes
KÖH).
Abb. 4. Rekonstruktionsversuch von Renaissance-Öffnungsrahmen aufgrund
in der Burg Solymár aufgefundener Bruchstücke (nach Feld/László, 1981).
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Abb. 5. Die Burg Solymár, 2003. Luftaufnahme von Nordwesten (Foto: civertan.
hu).
Abb. 6. Die Burg Solymár nach dem Abschluss der Ausgrabungen von 2005.
Luftaufnahme von Norden (Foto: civertan.hu).
Abb. 7. Die
Freilegung der
südlichen Burgmauer der Burg
Solymár, 2005
(Foto: Verf.).
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nischen Herrschaft, als Lieferant von
Baumaterial: Die neuen Bewohner
des während der kriegerischen Auseinandersetzungen verwüsteten Dorfes,
zuerst serbische, dann deutsche Siedler, ließen ihre Häuser im 18. Jahrhundert zum Teil aus dem Steinmaterial
der Burg erbauen. Schriftquellen berichten 1710 noch über den „schönen
Brunnen“ der Burgruine; als jedoch
der Arzt Lajos Arányi 1875 ein Aquarell über den als Weide benutzten öden
Burghügel anfertigte (Abb. 2), fand er
dort schon keine Baureste mehr4.
Ein junger einheimischer Jurist, Arisztid Valkó, entschloss sich 1929, die
in Vergessenheit geratene Burganlage auszugraben. Bis 1934 arbeitete er
dort mit Unterstützung der Gemeindeleitung und fand unter den Schuttschichten die 0,5 bis 3 m hohen Mauerreste zweier Gebäude, einen 7 x 7 m
großen quadratischen Turm und einen
9 m breiten, mehrteiligen Wohnbau
sowie eine 15 m lange, an den Turm
gebaute Mauer (Abb. 3). Als Amateurarchäologe kannte er sich aber in
der Stratigrafie und in den ursprünglichen Niveauverhältnissen der Anlage nicht aus und konnte daher weder die genaue Grundrissdisposition
noch die Baugeschichte aufdecken.
So interpretierte er z. B. die erwähnte
Mauer als die östliche Außenmauer
der Burg. Auch die westliche Seite
des Hügelplateaus blieb unerforscht.
Valkó stieß aber während seiner Arbeit auf unerwartete Funde: Es stellte
sich nähmlich heraus, dass auf dem
Hügel in der mittleren Bronzezeit
eine Höhensiedlung der Vatya-Kultur
existiert hatte. Aus dem urzeitlichen
Fundmaterial sind besonders die
Bronzegegenstände und die reich verzierten Tongefäße eines Depotfundes
hervorzuheben5. Valkó fand aber
auch bedeutende spätmittelalterliche
Funde: Besonders aus den Schutt- und
Zerstörungsschichten des ergrabenen
nördlichen Souterraingeschosses des
nördlichen Wohnbaues sind viele Metall- und Keramikgegenstände aus den
letzten Jahrzehnten des Bestehens der
Burg bekannt. Zum Fundmaterial aus
diesem Bereich gehören auch eine
Münze aus dem Jahre 15616 und Fragmente von steinernen RenaissanceÖffnungsrahmen, die in ihren Details
mit denen aus den königlichen Villen
in Nyék bei Buda übereinstimmen, die
König Wladislaw II. von Jagiello um
1500 hatte errichten lassen (Abb. 4)7.
Die Grabungen der ZwischenkriegsBurgen und Schlösser 4/2012
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Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest
zeit wurden nicht zu Ende geführt,
eine Konservierung der freigelegten
Bauteile fand nicht statt, und das Hügelplateau fristete Jahrzehnte lang
ein tristes Schicksal. Arisztid Valkó
veröffentlichte zwar zwischen 1933
und 1967 mehrere kleinere Berichte
und Zusammenfassungen über seine
Ergebnisse8, aber erst 1972 konnten
die Forschungsarbeiten fortgesetzt
werden, indem auf Initiative des Begründers des Solymárer Heimatmuseums, des Gymnasiallehrers István
Jablonkay, mit systematischen wissenschaftlichen Grabungen begonnen
wurde. Bis 1977 wurden unter der
Leitung des Archäologen des Denkmalamtes, Károly Kozák, auf dem gesamten Burggebiet Grabungssonden
angelegt, um einerseits das spätmittelalterliche Laufniveau, andererseits
die Hauptzüge des einstigen Grundrisses feststellen zu können.
Es zeigte sich, dass die früheste,
1,4 m breite Umfassungsmauer der
Burg – der Form des Plateaus entsprechend – in einer unregelmäßigen
ovalen Form angelegt worden war.
Aufgehende Teile dieser Mauer waren
jedoch kaum erhalten, oft waren sogar
die letzten Bausteine aus dem Fundamentgraben abgebaut. Die deutschen
Siedler des Dorfes hatten also im 18.
Jahrhundert gründliche Arbeit geleistet. So sind nur Reste der inneren Bebauung vorhanden, wobei der Turm
im Osten in eine etwa 1 m dicke Auffüllung fundamentiert war. Westlich
des mit der Burgmauer gleichzeitigen
Wohnbaues waren zwei größere Ver-
Abb. 8. Die Freilegung des „tiefen
Kellers“der Burg
Solymár von Westen, 2007 (Foto:
Verf.).
tiefungen vorhanden, die zwischen
1929 und 1934
nicht untersucht
worden waren.
Die kleinere, südliche konnte als
ein in den Sandsteinfelsen
gehauener Brunnen
identifiziert werden; hier wiesen
nur Mörtelreste
auf die einstige,
vermutlich aus
Quadersteinen
gebildete innere
Verkleidung seines oberen Teils
hin. Im Norden
wurde neben dem
Wohnbau ein tiefer „gemauerter
Graben“ mit einem Innenmaß von 5 x 10 m lokalisiert, dessen genauere Form und
Funktion aber erst später festgestellt
werden konnte. Die Ergebnisse der
ersten Grabungsetappen hatte der Verfasser des vorliegenden Beitrags in
seiner Diplomarbeit untersucht, 1985
erschien von ihm auch der erste ausführliche Forschungsbericht9.
Bis 1977 wurde das Hofgebiet der
besonders von den hauptstädtischen
Touristen oft besuchten Burganlage
den archäologischen Beobachtungen
entsprechend planiert bzw. aufgefüllt.
Zu einer Konservierung der aufgehenden Mauerreste kam man aber
mangels finanzieller Möglichkeiten
noch lange nicht. Erst im Jahre 2000
Abb. 9. Ausgrabungsgrundriss der Burg Solymár mit den Bauperioden (Stand 2011). 1: Bauperiode 1, aufgehendes
Mauerwerk, 2: Bauperiode 1, Fundamentmauer, 3: Bauperiode 1, Fundamentgraben, 4: Bauperiode 1, nicht freigelegt,
5: Bauperiode 2, Kellermauern, 6: Bauperiode 2, zerstört, 7: Bauperiode 3, aufgehendes Mauerwerk, 8: Bauperiode 3,
Fundamentgraben, 9: Bauperiode 4 (Zeichnung: István Márton Feld).
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Abb. 10. Majolika-Bodenfliesen aus
der Burg Solymár mit dem Emblem
von König Matthias Corvinus, einer
Sanduhr (Foto: Maxim Mordovin).
wurden die von Arisztid Valkó freigelegten Bauteile zum Schutz durchschnittlich 0,5 m aufgemauert (Abb.
5)10. Größere denkmalpflegerische
Maßnahmen ermöglichte dann im
Jahre 2006 ein durch die Europäische
Union unterstütztes Projekt der Gemeinde, dessen Ziel die Steigerung
der touristischen Anziehungskraft der
Burg sowie deren Nutzung für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft war.
Zur Vorbereitung dieses Projektes
begann 2005 unter der Leitung des
Verfassers die dritte Ausgrabungsperiode der Burg, die auch heute noch
nicht vollkommen abgeschlossen
ist. Am Anfang sollten vor allem die
genaue Linienführung der Umfassungsmauern des westlichen Burgteils durch Suchschnitte bestimmt
und danach deren Fundamentreste
bzw. oft nur die Fundamentgruben
freigelegt werden (Abb. 6–7). Auch
die komplette Erforschung des Brunnens und des großen „gemauerten
Grabens“ gehörte zu den Zielsetzungen. Die ersten Aufgaben konnten bis 2006 gelöst werden: Im Westen wurden noch zwei der Burgmauer
von innen angebaute parallele Mauerfundamentstümpfe, die auf einen
turmartigen Bau hindeuten, können,
ergraben; die Untersuchung des Brunnens und des dem Wohnbau von Westen anschließenden Gebäudes dauert
noch an (Abb. 8). Nach bisherigem
Kenntnisstand handelt es sich bei letz226
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terem um einen der Burgmauer und
dem Wohnbau sekundär angebauten,
zweigeschossigen Kellerbau, der
wahrscheinlich nie fertiggestellt wurde. Seine nördlichen und östlichen
Mauern sind viel tiefer fundamentiert
als die der früheren Bauten; an diesen
Seiten entstand dadurch ein doppelter
Mauerzug. Ein einstiges Erd- oder
Obergeschoss aus Stein über den
Kelleräumen konnte allerdings nicht
nachgewiesen werden. Den unteren
Raum wollte man mit einem Tonnengewölbe abdecken; darüber war wahrscheinlich eine Balkendecke geplant.
Das unterste Bodenniveau konnte
noch nicht freigelegt werden – es wurde bislang eine Tiefe von mehr als
6 m unter dem mittelalterlichen Hofniveau erreicht –, ein kleines Tor mit
Steinumrahmung führt aber von hier
in einen weiteren, unter dem Wohnbau
im Felsen ausgebildeten, noch im Detail unbekannten Kellergang.
Nach Beendigung des erwähnten
Projekts – auf den im Titel erwähnten
„Wiederaufbau“ wird noch zurückzukommen sein – laufen ab 2007 die
Forschungen in der Burg als Lehrgrabung für die Studenten des Lehrstuhls
für Archäologie des ungarischen Mittelalters und der frühen Neuzeit der
Loránd Eötvös Universität Budapest.
Im Rahmen dieser Grabungen wurde
neben dem zuvor erwähnten tiefen
Keller im östlichen Burgteil gearbeitet, wo die Fundamente der Burgmauer schon meist freigelegt worden waren, sowie entlang der Südmauer und
östlich des Brunnens, wo Boden- und
Mauerreste von vermutlichen Wirtschaftsbauten zu finden waren (Abb.
9).
Versucht man, die Baugeschichte der
Burg aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse kurz zusammenzufassen, so muss gleich am Anfang
betont werden, dass bei einer in solchem Maße zerstörten und abgetragenen Anlage meist nur Hypothesen
formuliert werden können. Fest steht
allerdings, dass die früheste, in der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
erbaute Befestigung nur aus der auf
ovalen Grundriss errichteten, ein etwa
30 x 80 m großes Gebiet umfassenden
Burgmauer und innerhalb dieser aus
einem rechteckigen, 15 x 9 m großen nördlichen Wohnbau bestand.
Das zum Teil erhalten gebliebene Untergeschoss des Wohnbaues war an
seiner östlichen Seite direkt vom hier
nach Norden abfallenden Hofgelän-
de erreichbar. Mehr ist nicht bekannt,
auch nicht, ob der Wohnbau mehrere
Obergeschosse hatte. Die Interpretation der beiden schmalen Räumlichkeiten an der Südseite ist ebenfalls
fraglich; sie könnten als Unterbau
für eine zum Teil offene Loggia mit
unbekannter Konstruktion, mit einem
– im Vergleich zum Hof – erhöhten
Bodenniveau gedient haben. Dieses
Gebäude scheint aber für regelmäßige
hochadlige oder eben königliche Aufenthalte keinesfalls geeignet gewesen
zu sein, wobei in seinen Räumlichkeiten, den Funden nach, wenigstens
ein Ofen aus u. a. mit den Wappen
von Sigismund von Luxemburg verzierten, bunt glasierten Kacheln stand.
Aufgrund von Münzfunden ist die Errichtung des „tiefen Kellers“ wahrscheinlich in die zweite Hälfte des
15. Jahrhunderts zu setzen. Das dabei ausgehobene, mehrere Hundert
Kubikmeter umfassende Erdreich
bzw. der lockere Sandstein wurde zur
Auffüllung des ursprünglich tieferen
östlichen und westlichen Hofareals
verwendet. Es war leider nicht eindeutig zu klären, ob diese Arbeiten
noch vor dem renaissancezeitlichen
Umbau des Wohngebäudes oder damit zeitlich parallel durchgeführt
worden waren – die erste Möglichkeit ist wahrscheinlicher. Der Turm
im Osten – zu dem neben der aus
einem einzigen Steinblock gemeißelten Schlüsselloch-Schießscharte
auch Steinfragmente des neuen italienischen Stils gehören – wurde aber
eindeutig später errichtet. Über das
Aussehen des Wohnbaues zur Zeit der
Jagiellonenkönige ist nichts bekannt,
fest steht aber, dass dieses Gebäude nicht nur neue Öffnungsrahmen
erhielt, auch die Decken wurden
ausgewechselt. Nach unseren stratigrafischen Beobachtungen wurde das
Obergeschoss wenigstens zum Teil
aus Holz errichtet, und seine Dachkonstruktion überragte die nördliche
Burgmauer.
Aus den besonders fundreichen
Auffüllungsschichten des „tiefen
Kellers“ kamen – neben rheinischer
und mährischer Importkeramik und
italienischen Glasgefäßen – einige
Bruchstücke von Majolika-Bodenfliesen mit den Emblemen von König
Matthias Corvinus zum Vorschein
(Abb. 10). Solche Fliesen waren bisher nur aus einigen königlichen und
bischöflichen Residenzen bekannt11,
zum Heizen dienten aber in der SpätBurgen und Schlösser 4/2012
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Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest
zeit der Burg nur aus einfachen Schüsselkacheln gesetzte Öfen.
Zur letzten Bauperiode gehören die
beiden Mauerzüge, die die westlichen
Ecken des Turms mit der Burgmauer
verbinden. Durch ihre Errichtung entstand ein vom Burghof abgeriegeltes
„Vorwerk“ an der östlichen Angriffsseite der Burg. Es ist zwar kaum als
ein modernes Befestigungselement
anzusprechen, der Mauerbau hängt
aber wahrscheinlich doch mit der politischen Situation der Zeit nach der
Schlacht bei Mohács (1526) zusammen. Man wollte mit dieser einfachen
Lösung im Falle einer osmanischen
Belagerung die Verteidigungsfähigkeit der Anlage steigern, nach den
schriflichen und archäologischen Angaben war es aber ein vergebliches
Unternehmen.
Wir wissen leider nicht, wo sich das
ursprüngliche Burgtor befand. Die
fast komplette Abtragung der Umfassungsmauer hat alle Spuren vernichtet. Bei den meisten ungarischen
Adelsburgen des 13. und des frühen
14. Jahrhunderts – denen die hier vorgstellte Anlage auch in ihrer Grundrissform ähnelt12 – erscheint das Tor als
ein einfaches, meist über das äußere Laufniveau ausgebildete „Loch“
in der Burgmauer. Kompliziertere,
mit Turm, Zugbrücke, Wolfsgruben
erweiterte Toranlagen sind vor dem
15. Jahrhundert nur bei königlichen
Bauten nachzuweisen. Wenn wir von
der jetzigen topografischen Situation
ausgehen, ist der äußere Burgeingang
nur zwischen dem Wohnbau und dem
zuletzt analysierten „Vorwerk“, im
Norden zu suchen. Das könnte aber
Abb. 11. Ausbauentwurf der Burg Solymár (Computergrafik: Gábor Szalay).
Abb. 12. Quer- und Längsschnitt des Ausbauentwurfs von Burg Solymár (Zeichnung: Gábor Szalay).
auch als Ergebnis eines Platzwechsels
interpretiert werden, das früheste Tor
ist nämlich auch in der nordöstlichen
Ecke der Burg vorstellbar, wohin der
kürzeste Weg von Osten über eine vermutliche Brücke des Grabens führte.
Aber auch dafür fehlen noch archäologische Belege.
Aufgrund der bisherigen Erörterungen stand Gábor Szalay, der Architekt des 2006 durchgeführten
EU-Projekts, vor keiner einfachen
Abb. 13. Die Burg Solymár in der Landschaft von Süden, 2011 (Foto: Gábor Szalay).
Abb. 14. Die Burg Solymár von Norden. Luftaufnahme, 2011 (Foto: civertan.hu).
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Abb. 15. Die Burg Solymár von Westen. Luftaufnahme, 2011 (Foto:
civertan.hu).
Abb. 16. Der Hof der Burg Solymár von Westen während der Grabung
2010 (Foto: Verf.).
Aufgabe. Er beabsichtigte keinesfalls
eine hypothetische Burg wiederaufzubauen (Abb. 11–12). In solchen
Fällen, wie der zuletzt erwähnten
Frage des Burgtors, wählte er statt
einer historisierenden Rekonstrukti-
on moderne Zeichen bzw.
Markierungen, die aber
zugleich auch eine Funktion erfüllen können. Er
wollte vor allem das „Burgerscheinungsbild“ der auf dem Sandsteinhügel erbauten und später abgetragenen Anlage zurückgewinnen, d.
h. die Burg wieder in der Landschaft
visualisieren.
Dazu ließ er vor allem die
Nord-, West- und zum Teil
die Südmauer, ihrer ergrabenen einstigen Linie entsprechend, aus Bruchstein
wiederaufmauern – vom
Burghof her gesehen meist
bis zur Brüstungshöhe. Nur
der bogenförmige Westabschluss ist höher geworden,
als ein Akzent in Richtung
der Gemeinde, zugleich
als Hintergrund der davor
im Burghof aufgestellten
einfachen Bühne. Für ein
Gleichgewicht sorgt der
Aussichtsturm im Osten,
der höchste Bau des Ensembles, der auf dem Stumpf
des spätmittelalterlichen
Turmbaues in hölzerner
Konstruktion errichtet wur-
de. Seiner Form nach entspricht er eher
Wachttürmen der Römerzeit als den
bekannten mittelalterlichen Turmgebäuden, die der Architekt markieren
wollte. Von seiner Aussichtsplattform
bietet sich aber ein herrlicher Blick in
Abb. 18. Funde aus der Burg Solymár
im örtlichen Heimatmuseum (Foto:
Verf.).
Abb. 17. Festspiele in der
Burg Solymár, 2006 (Foto:
Gábor Szalay).
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Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest
alle Richtungen des Pilis-Tals, und sein
Erdgeschoss gewährt den Besuchern
Schutz bei Regen. Dieser charakteristische Bau der heutigen Architektur
dient aber zugleich als Symbol – nicht
der Macht, wie sein mittelalterlicher
Vorgänger, sondern der Burg selbst
in der heutigen Kulturlandschaft zwischen Bahnhof, Auchen-Einkaufzentrum und Ziegelfabrik (Abb. 13–16).
Auch eine Holzkonstruktion, die mit
einem mittelalterlichen Bau kaum zu
verwechseln ist, aber als optischer Abschluss des Burggeländes dient, wurde
bei der breiten nördlichen Toranlage
verwendet. Nach den ursprünglichen
Plänen sollten die abgetragenen Burgmauern auch im Osten markiert bzw.
aufgemauert werden; die Finanzmittel des Projektes reichten dafür jedoch
nicht mehr aus. Stattdessen wurde ein
neuer Brunnenoberbau mit Wappendekoration aus Beton mit Steinblende
gefertigt. Das hier durch bronzerne
Vögelköpfe fließende Wasser kommt
Anmerkungen
Zur Siedlungsgeschichte der Umgebung
siehe: Magyarország régészeti topográfiája (Die archäologische Topografie
Ungarns), Bd 7., hrsg. von István Torma, Budapest 1986, insb. S. 213–221;
György Győrffy, Az Árpád-kori Magyarország történeti földrajza (Die historische Geografie Ungarns in der Árpáden-Zeit), Bd. IV., Budapest 1998, S.
659, sowie Julianna Altmann/Piroska
Biczó/Gergely Buzás/István Horváth/Annamária Kovács/Gyula Siklósi/András
Végh, Medium Regni. Medieval Hungarian Royal Seats, Budapest 1999.
2
Zur Geschichte der Burg István Feld,
Újabb kutatások a solymári középkori
várban (Neuere Forschungen in der mittelalterlichen Burg von Solymár), Studia
Comitatensia 17, Szentendre 1985, S.
451–477, sowie Pál Engel, Magyarország világi archontológiája 1301-1457
(Die weltliche Archontologie Ungarns),
Bd. 1, Budapest 1996. S. 413.
3
Siehe dazu István Feld, Die Bauten des
Königs Wladislaw II. und die Verbreitung
der Renaissance-Architektur in Ungarn.
In: Die Jagiellonen. Kunst und Kultur
einer europäischen Dynastie an der Wende zur Neuzeit (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen
Nationalmuseums), Nürnberg 2002, S.
310–312.
1
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aber schon aus dem Leitungssystem
der Gemeinde – der Brunnen selbst
ist noch nicht vollkommen ergraben.
Die weiteren Bauteile der Burg wurden nur konserviert und selten ergänzt,
wie der Osteingang des nördlichen
Wohnbaues. Wissenschaflich unbegründeter Ausbau fand hier also nicht
statt. Die bisher freigelegten Mauern
des „tiefen Kellers“ ließ man bis zum
Hofniveau aufmauern. Das Untergeschoss im Wohnbau erhielt einen
Backsteinboden, hier wurden die Rekonstruktionen einiger RenaissanceÖffnungen in Kopie sowie Informationstafeln aufgestellt. Treppen und
Gehsteige erleichtern im Burghof den
Besuchern die Erkundung der Anlage.
Die Besucherzahlen sind seit dem Abschluss des „Wiederaufbauprojekts“
von Jahr zu Jahr gestiegen. Regelmäßige Veranstaltungen – Burgfestspiele, Konzerte, sogar Messen – sorgen dafür, dass die Burganlage für die
Bewohner der Gemeinde, die früher
über sie oft überhaupt nichts wussten,
ein wichtiger Schauplatz ihres Lebens
bleibt (Abb. 17).
Die große Menge neu errichteten
Mauerwerks, die modernen Konstruktionen des Turms und der Toranlage in der Burg Solymár sind für
viele Denkmalpfleger und Burgenkundler sicherlich fremd. Es konnten aber bisher kaum ernsthafte alternative Lösungen formuliert werden, die auch den Erwartungen der
wissenschaflichen Forschung, des
Denkmalamts und der Gemeinde als
Besitzer entsprochen hätten. Nur die
kommenden Jahrzehnte können entscheiden, inwieweit sich die bisher
gewählte Lösung bewährt bzw. in
welche Richtung die weitere Nutzung
und der „Wiederaufbau“ dieser archäologisch relativ gründlich erforschten
Burg – Aufmauerung von weiteren
Umfassungsmauerabschnitten, Errichtung eines Burgmuseums im „tiefen Keller“oder im Wohnbau – geht13.
Anna Endrődi/István Feld, Régészeti kutatás a solymári Mátyás-dombon 19291934 (Archäologische Forschungen auf
dem Mátyás-Hügel in Solymár 19291934), Studia Comitatensia 9, Szentendre 1980, S. 267–368. Auf dem Aquarell
steht der folgende Text: Vor 30 Jahren
waren noch Spuren von Steinmauern, vor
10 Jahren von dem Brunnen zu finden.
5
Die kritische Bearbeitung der Grabungsarbeiten und des Fundmaterials erfolgte
durch Endrődi/Feld, Régészeti (wie Anm.
4), S. 268–276. Über die Höhensiedlung
der Vatya-Kultur in Solymár zuletzt Anna
Endrődi, Régészeti kutatás a solymári
Mátyás-dombon (1972-1977) (Archäologische Forschung am Mátyás-Hügel in
Solymár). In: Budapest Régiségei XXVI,
1984, S. 113–130.
6
Zur Bearbeitung des mittelalterlichen
Fundmaterials Endrődi/Feld, Régészeti
(wie Anm. 4), S. 276–284.
7
István Feld/Csaba László, Gótikus és reneszánsz épületfaragványok a csővári és
a solymári várból (Gotische und renaissancezeitliche Architekturfragmente aus
den Burgen von Csővár und Solymár).
Művészettörténeti Értesítő XXX (1981).
S. 86-89, sowie Feld, Die Bauten (wie
Anm. 3), S. 313.
8
4
Siehe dazu: Endrődi/Feld, Régészeti (wie
Anm. 4), S. 310.
9
István Feld, A solymári vár (Die Burg von
Solymár), Dipl.arb. am Lehrstuhl für Archäologie der Eötvös-Universität Budapest 1976 (Man.) sowie Feld, Ujabb (wie
Anm. 2). Es soll hier betont werden, dass
wegen der begrenzten Grabungsfläche
einige Bauteile (z. B. die Nordmauer des
„gemauerten Grabens“ und die südöstliche Ecke der Burg) damals nicht richtig
interpretiert werden konnten.
10
Im Zusammenhang mit dieser Arbeit wurden 2001 und 2004 kleinere Grabungsschnitte an der Umfassungsmauer geöffnet.
11
Siehe dazu Gabriella Balla (Hrsg.), The
dowry of Beatrice: Italian maiolica art
and the court of King Matthias: exhibition
catalogue, Budapest 2008.
12
Zur Bauform der frühen Adelsburgen des
mittelalterlichen Königreichs Ungarn siehe István Feld, Der Beginn der Adelsburg
im mittelalterlichen Königreich Ungarn.
In: Château Gaillard XVI, Caen l994, S.
188–205.
13
Verf. dankt Gábor Szalay für die Überlassung des Bildmaterials zur architektonischen Überplanung der Burganlage.
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07.12.12 09:08
English summaries
English summaries
Andrea Bulla and Hans-Werner
Peine: Octagonal defensive architecture of the Hohenstaufen period
– Holsterburg near Warburg
A site survey and further archaeological investigations carried out by
the Westfalen-Lippe archaeological service have revealed a monumental octagonal ring wall made of
large, high-grade smooth ashlar. This
makes the Holsterburg a late representative of those impressive octagonal castles which were built at only a
few sites in Europe, such as the castles
of Eguisheim, Guebwiller and Wangen in Alsace, Tübingen-Kilchberg in
Baden-Württemberg and the Torre di
Federico in Enna in Sicily. The octagon of Holsterburg gave protection
to several buildings erected adjacent
to it. The evidence so far suggests an
interior extending over several storeys
covering as many as three periods of
use. The unusual features of the residential building include a luxurious
hot air heating system and a tiled stove
which probably consisted of semicylindrical ‘Tannenberg’ tiles; this
type of stove can therefore be confidently dated to the late 13th century at
the earliest. Although the initial building phase can be dated on the basis of
only a few finds, indicating a period
of 1170-1180, a large number of later
finds confirm that the castle was destroyed in 1294.
Udo Liessem: Augusta in Sicily –
observations on the octagonal front
wall tower of Frederick II’s castellum: a report on work in progress
The castellum of Augusta in the
eponymous town in the province of
Syracuse is one of the least wellknown castles built under the emperor
Frederick II although in terms of its
conception and construction it is one
of the greatest secular buildings of
its age. This can be seen in the fact
that it was part of a Spanish fortress
in the 17th and 18th centuries and it
served as a high-security prison until
1978. Today only the ground floor
dates from the Hohenstaufen period.
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The west wing is relatively well preserved. Augusta was built between
1232 and 1242, at the same time as
the castella in Catania and Syracuse.
With dimensions of ca. 60 x 60 m the
quadratic building is the largest of the
three castles. Three broadly similar
wings form a large courtyard. They
each consist of a long hall, just on
60 m in length but only one bay deep
in front of which is an arcade open to
the courtyard. Both the halls – used
essentially for grain storage – and the
arcades have cross-rib vaulting. On
the northern side a ring wall completes
the square. In the middle of this wall
is an octagonal tower (now capped),
which not only points westward but
also has an obvious impact on the
courtyard side. The unique feature of
this tower consists in the fact that the
entire surface is faced with two forms
of rusticated ashlar: bulging and diamond faced. The surfaces of the tower
are of an extraordinarily high quality
and quite remarkable precision. The
tower, which is unique, should be seen
as a symbol of power and the associated aspirations of the emperor.
Jens Friedhoff: ‘The living Middle
Ages’ and ‘forgotten castles’ – the
motte of Lütjenburg and the ruin
of Glambeck in Schleswig-Holstein
The cultural landscape of the north
German coastal region is largely characterised by baroque and classicistic
stately homes and mediaeval village
churches. Mediaeval castles are apparent only as ground monuments.
In Schleswig-Holstein there are substantial remains only of Glambeck on
the island of Fehmarn, built by the
kings of Denmark in the 13th century.
Against the monumental background
of the modern leisure centre and marina Burgtiefe, built between 1966 and
1972, the ruin of the brick-built donjon
and remains of the ring wall of Glambeck castle appear as rather modest
window-dressing which, despite its
significance for the history of the region and for castellology, risks being increasingly forgotten. There are
no information panels with explanatory text. By contrast, the motte of
Lütjeburg, freely reconstructed since
2002, away from modern residential
and commercial areas in an open field,
is particularly popular, and within the
space of only a few years it has become a favourite excursion in eastern
Holstein. On the basis of archaeological finds from the region a late
mediaeval motte, consisting of a bailey and a donjon has been created.
Although it is of secondary importance compared with original castles,
it is an impressive example of the castle landscape of Schleswig-Holstein
which has sunk into oblivion.
István Feld: Researching and ‘reconstructing’ the late mediaeval
castle of Solymár near Budapest
Until its destruction in the mid-16th
century, Solymár castle built in the
late 14th century in the centre of the
mediaeval kingdom of Hungary
served as a powerful base for the rulers
or mighty magnates of the country. In
the 18th century the local residents dismantled the ruins (partly down to the
foundations) and the castle soon disappeared from the countryside. The
article discusses, firstly, the history of
the archaeological study of the castle
which has been going on in phases
since 1929 and is still not complete,
and outlines the building history of
the castle. It then goes on to describe the ‘reconstruction work’ of
2006: not only were sections of the
outer walls rebuilt, but the donjon
building, the gatehouse and the well
were also modernised. The approach
adopted and the direction which future
work should take are under discussion.
Milan Sykora: Kalich, Panna und
Litýš – three Hussite castles in
North-Western Bohemia
The article is concerned with three
castles in North-Western Bohemia
built at the beginning of the Hussite
wars (1419–1485). They made use
of thick earthwork ramparts and bastions with wooden wall walks which
permitted not only passive defence
against firearms but also their active
use in sophisticated systems. In addition to these castles there were almost
one hundred others on the territory of
the kingdom of Bohemia forming part
of a not very large group of castles
which had a decisive influence on the
development of European defensive
architecture of the modern period.
Burgen und Schlösser 4/2012
Jutta Schwan: Schloss Carlsberg
– the rediscovery of a Wittelsbach
château
Since its destruction in 1793, some
220 years ago, Schloss Carlsberg,
once the residence of Duke Carl II
August of Pfalz-Zweibrücken, has
been a ruin in the woods not far from
the town of Homburg in the Saarland. Although it was possible to save
large parts of its furniture and fittings
and its collections, including the collection of paintings, the library and
parts of the armoury – which are now
major features of Bavarian museums
and châteaux - the building itself and
its extensive parklands fell victim to
destruction, looting and subsequent
dilapidation. An analysis of countless
craftsmen’s bills has made it possible
not only to reconstruct the enthralling
Burgen und Schlösser 4/2012
building history of the château and
park buildings but also to correct and
complement previous assumptions
about the work.
Hermann Wirth: ‘Sustainability’
and arbitrariness in conservation
The author takes issue with the kneejerk translation of the English word
‘sustainable’ by the German ‘nachhaltig’ which he says is a terrible mistake with consequences for conservation, not least of castles and châteaux.
Until recently the German ‘nachhaltig’
was used for the technical term used in
forestry, meaning to take nothing more
from what nature has to offer than can
grow back. This presupposes preserving the status quo. On the face of it
this appears to satisfy the demands of
conservation and (in 2003) renowned
(German-speaking) conservationists
hastened to use ‘Nachhaltigkeit’ to
describe their activities – not realising that this term is now bereft of
semantic content and used arbitrarily for political propaganda purposes
to provide the justification for almost
anything imaginable; for example
the slogan of ‘sustainable building’.
And, indeed, this is the context of
serious, practical conservation measures which are strictly at variance with
antiquated attitudes concerned solely
with maintaining the status quo. The
new government building of the Land
of Brandenburg in Potsdam and the
‘Humboldt forum’ in Berlin – both in
the shape of baroque palaces largely
robbed of their essential being thanks
to cultural crimes – are the most obvious example of this today.
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