Untitled - Deutsche Burgenvereinigung eV
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Burgen und Schlösser ISSN 0007-6201 53. Jahrgang, Heft 4/2012 Beiträge Andrea Bulla/Hans-Werner Peine Oktogonale Wehrarchitektur aus der Stauferzeit – die Holsterburg bei Warburg....................... 199 Udo Liessem Augusta auf Sizilien – Bemerkungen zum oktogonalen Frontmauerturm des friderizianischen Kastells. Ein Werkbericht................................................................................. 209 Jens Friedhoff „Lebendiges Mittelalter“ und „vergessene Ruinen“ – die Turmhügelburg Lütjenburg und die Burgruine Glambeck in Schleswig-Holstein................................................................... 215 István Feld Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest........... 222 Milan Sýkora Kelch, Jungfrau und Litaisch – drei Hussitenburgen in Nordwestböhmen................................. 230 Jutta Schwan Schloss Carlsberg bei Homburg-Saar – die Wiederentdeckung eines Wittelsbacherschlosses....................................................................................................... 241 Die Redaktion stellt zur Diskussion: Hermann Wirth „Nachhaltigkeit“ und Beliebigkeit in der Denkmalpflege........................................................... 251 Baudenkmale gefährdet – Baudenkmale gerettet Cornelia Oelwein; Hartmut Hofrichter Bayern; Rheinland-Pfalz.............................................................................................................. 255 Nachrichten „Dem Feind zum Trutz“ – Wehrelemente an mittelalterlichen Burgen. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung e.V......................... 262 Rezensionen ....................................................................................................................................... 263 English summaries................................................................................................................. 264 Impressum4.2012.indd 197 05.12.12 10:29 Burgen und Schlösser Impressum Herausgeber und Verlag: Europäisches Burgeninstitut – Einrichtung der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Leiter des Europäischen Burgeninstituts: Dr. Reinhard Friedrich Redaktion: Prof. Dr.-Ing. Hartmut Hofrichter, Kaiserslautern, Verantwortlicher Redakteur; Thomas Bitterli-Waldvogel M.A., Basel/Schweiz; Dr. Yves Hoffmann, Dresden; Dr. Thomas Kühtreiber, Wien/ Österreich; Udo Liessem, Koblenz; Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. Hermann Wirth, Weimar. Redaktionsbüro: Martina Holdorf M. A., Braubach. Gestaltung: Martina Holdorf M. A., Prof. Dr.-Ing. Hartmut Hofrichter ISSN 0007-6201 Manuskripte sind zu richten an die Redaktion „Burgen und Schlösser“, Europäisches Burgeninstitut, Philippsburg, Postfach 67, 56338 Braubach. Tel. 02627/974157, Fax 02627/970394, [email protected] www.deutsche-burgen.org Die Deutsche Burgenvereinigung ist ein gemeinnütziger Verein. Alle Mitglieder des Redaktionskreises arbeiten ehrenamtlich. Die Verfasser der Beiträge erhalten grundsätzlich kein Honorar. Für namentlich gekennzeichnete Beiträge ist der Verfasser verantwortlich. Nachrichten verantwortet der Einsender. Die Schriftleitung stellt auch Abhandlungen, mit denen sie nicht übereinstimmt, zur Aussprache, wenn diese Beiträge nach ihrer Ansicht die Urteilsbildung des Lesers anzuregen vermögen. Die Schriftleitung erwartet und erbittet sowohl kritische als auch anregende und zustimmende Zuschriften. Nachdruck aller Veröffentlichungen ist nur mit 53. Jahrgang, Heft 4/2012 Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion gestattet. Präsidium: Alexander Fürst zu SaynWittgenstein-Sayn, Präsident; Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Vizepräsidentin; Andrés Ebhardt, Schatzmeister; Prof. Dr.-Ing. Sabine Bock; Rüdiger Mertens. Gesamtherstellung: Görres-Druckerei GmbH, Koblenz. Bezug der Zeitschrift: Einzelheft 11,- Euro + Porto. Im Abonnement jährlich 4 Hefte 42,- Euro portofrei durch die Deutsche Burgenvereinigung e.V. und über jede Buchhandlung, für Mitglieder der DBV kostenlos. Anzeigen: Bitte erfragen Sie die MediaDaten bei der Redaktion. Auflage dieses Heftes: 4 000 Exemplare. Redaktionsschluss: 28.11.2012. Titelbild: Die Holsterburg bei Warburg (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen; D. Welp, 2012). gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Impressum4.2012.indd 198 05.12.12 10:29 István Feld Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest Abb. 1. Solymár im Siedlungssystem des zentralen Gebietes des Königreiches Ungarn im 14. Jahrhundert (nach Győrffy, 1998). Solymár, eine von ihren im 18. Jahrhundert eingewanderten ungarndeutschen Bewohnern „Schaumar“ genannte Großgemeinde, liegt direkt an der heutigen Nordgrenze der un- garischen Hauptstadt Budapest. Das sich zwischen dem Budaer und PilisGebirge erstreckende, seit der Urzeit immer dicht besiedelte breite Tal, wo diese Siedlung im 13. Jahrhundert Abb. 2. Der Burghügel von Solymár, 1875. Aquarell von Lajos Arányi (Archiv des Ungarischen Denkmalamtes KÖH). 222 Feld.indd 222 schon sicherlich existierte, gehörte zum zentralen Gebiet des mittelalterlichen Königreichs Ungarn, zum „medium regni“ (Abb. 1)1. Auf dem von bedeutenden königlichen und bischöflichen Zentren – Esztergom (Gran), Visegrád (Plindenburg), Vác (Waitzen) und (Ó)Buda (Alt)(Ofen) – umgebenen Altsiedelland findet man bis zum 14. Jahrhundert meist nur kleinere adlige und kirchliche Besitztümer. Die Herrscher aus dem Hause der Árpáden bzw. der Anjous konnten hier eine Grundbesitz- und dadurch die Machtkonzentration des Großadels und so den für die Königsgewalt gefährlichen Burgenbau für eine lange Zeit verhindern. Erst 1355 erwarb die mächtige Familie Lackfi Solymár zusammen mit einem Nachbardorf durch Tausch von den Dominikanerinnen, deren Kloster auf der heutigen Margarethen-Insel der Donau stand. 1390, acht Jahre nach dem Tod König Ludwigs I. von Anjou (1342 bis 1382) erscheint der Kastellan der Lackfis in den Urkunden; die Lackfis ließen demnach in der unmittelbaren Nähe der Siedlung, auf einem niedrigeren, 180 m hohen Sandsteinhügel am Nordrand des Budaer Gebirges eine Burg errichten. Ob das mit königlicher Genehmigung geschah – die Mitglieder der Familie gehörten zu den engsten Anhängern Ludwigs – oder die Bauherren eher die Thronwirren nach 1382 und die anfängliche Schwäche des neuen Königs, Sigismunds von Luxemburg (1387 bis 1437), ausnutzten, lässt sich mangels entsprecheder Quellen nicht entscheiden. Der frühere Palatin István Lackfi erhob sich aber bald gegen den gestärkten Herrscher und verlor 1397 nicht nur alle seine Besitztümer, sondern auch sein Leben. Die Burg Solymár kam dadurch in königlichen Besitz – 1404 ist hier auch ein Königsaufenthalt nachweisbar –; ab 1406 gehörte sie der Frau von Sigismund, Barbara von Cilly. Seit den späten 1430er-Jahren lässt sich die genauere Besitzgeschichte der Befestigung nicht detailliert verfolgen, unter ihren (Pfand-)Besitzern kommen allerdings nur bedeutende hochadlige Familien vor. Wahrscheinlich 1453 schenkte Ladislaus V. von Habsburg Burgen und Schlösser 4/2012 07.12.12 09:08 Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest die Burg dem Palatin László Garai, der letzten bedeutenden Persönlichkeit der wichtigsten Aristokratenfamilie der Sigismund-Zeit. Nach dem Tod des letzten Garai erhielt Johannes, der uneheliche Sohn von König Matthias Corvinus (1458 bis 1490) die Anlage im Jahr 1482. Johannes gab die Burg nach 1490 – nach dem Scheitern seiner Krönungspläne – an den Baron Balázs Ráskai weiter. Bereits 1496 gelangte sie durch Tausch an König Wladislaw II. von Jagiello (1490 bis 1516), der sie bis zu seinem Tode besaß. Unter seinem Sohn Ludwig II. (1516 bis 1526) geriet Solymár wieder in die Hände von Hochadligen; 1526 – vier Wochen vor der gegen die Osmanen geführten unglücklichen Schlacht bei Mohács, in der er auch starb – schenkte der König die Befestigung dem serbischen Soldatenführer Pál Bakics. In der darauf folgenden Epoche der doppelten Königswahl wechselte die Burg wieder ihren Besitzer: König Johannes I. von Szapolyai gab sie 1531 der Stadt Buda, deren Bürger treu an seiner Seite gegen Ferdinand I. von Habsburg gekämpft hatten2. Es ist also eindeutig festzustellen, dass die mächtigen Könige die in der unmittelbaren Nähe ihrer Budaer Residenz gelegene Burganlage immer direkt kontrollieren wollten. Das war natürlich auch die Absicht der großadligen Familien des Königreichs, die aber ihre Pläne nur unter der Regierung eines schwächeren Herrschers durchsetzen konnten. Die Anlage diente also vor allem als Machtfaktor, zum längeren Aufenthalt war sie für ihre Besitzer kaum geeignet – hier lebte meist nur der Kastellan mit seiner Mannschaft. Die Wälder des Burgbesitzes boten zwar sicherlich gute Möglichkeiten für die Jagd, aber das berühmte königliche Jagdrevier bei Nyék lag nur etwa 10 km südöstlich entfernt3. Ab den 1530er-Jahren hören Nachrichten über die Burg von Solymár auf. Es ist daher anzunehmen, dass nach der osmanischen Eroberung der Hauptstadt Buda 1541 die Anlage in Brand gesetzt und danach nie wieder aufgebaut wurde. In der neuen machtpolitischen Lage hatte die Befestigung ihre Funktion verloren, sie war den modernen militärischen Anforderungen kaum anzupassen. Ihre Ruinen dienten ab 1686, nach der Befreiung des Gebiets von der osmaBurgen und Schlösser 4/2012 Feld.indd 223 Abb. 3. Gesamtplan der zwischen 1929 und 1934 freigelegten Reste der Burg Solymár (Zeichnung von Arisztid Valkó, Archiv des Ungarischen Denkmalamtes KÖH). Abb. 4. Rekonstruktionsversuch von Renaissance-Öffnungsrahmen aufgrund in der Burg Solymár aufgefundener Bruchstücke (nach Feld/László, 1981). 223 07.12.12 09:08 István Feld Abb. 5. Die Burg Solymár, 2003. Luftaufnahme von Nordwesten (Foto: civertan. hu). Abb. 6. Die Burg Solymár nach dem Abschluss der Ausgrabungen von 2005. Luftaufnahme von Norden (Foto: civertan.hu). Abb. 7. Die Freilegung der südlichen Burgmauer der Burg Solymár, 2005 (Foto: Verf.). 224 Feld.indd 224 nischen Herrschaft, als Lieferant von Baumaterial: Die neuen Bewohner des während der kriegerischen Auseinandersetzungen verwüsteten Dorfes, zuerst serbische, dann deutsche Siedler, ließen ihre Häuser im 18. Jahrhundert zum Teil aus dem Steinmaterial der Burg erbauen. Schriftquellen berichten 1710 noch über den „schönen Brunnen“ der Burgruine; als jedoch der Arzt Lajos Arányi 1875 ein Aquarell über den als Weide benutzten öden Burghügel anfertigte (Abb. 2), fand er dort schon keine Baureste mehr4. Ein junger einheimischer Jurist, Arisztid Valkó, entschloss sich 1929, die in Vergessenheit geratene Burganlage auszugraben. Bis 1934 arbeitete er dort mit Unterstützung der Gemeindeleitung und fand unter den Schuttschichten die 0,5 bis 3 m hohen Mauerreste zweier Gebäude, einen 7 x 7 m großen quadratischen Turm und einen 9 m breiten, mehrteiligen Wohnbau sowie eine 15 m lange, an den Turm gebaute Mauer (Abb. 3). Als Amateurarchäologe kannte er sich aber in der Stratigrafie und in den ursprünglichen Niveauverhältnissen der Anlage nicht aus und konnte daher weder die genaue Grundrissdisposition noch die Baugeschichte aufdecken. So interpretierte er z. B. die erwähnte Mauer als die östliche Außenmauer der Burg. Auch die westliche Seite des Hügelplateaus blieb unerforscht. Valkó stieß aber während seiner Arbeit auf unerwartete Funde: Es stellte sich nähmlich heraus, dass auf dem Hügel in der mittleren Bronzezeit eine Höhensiedlung der Vatya-Kultur existiert hatte. Aus dem urzeitlichen Fundmaterial sind besonders die Bronzegegenstände und die reich verzierten Tongefäße eines Depotfundes hervorzuheben5. Valkó fand aber auch bedeutende spätmittelalterliche Funde: Besonders aus den Schutt- und Zerstörungsschichten des ergrabenen nördlichen Souterraingeschosses des nördlichen Wohnbaues sind viele Metall- und Keramikgegenstände aus den letzten Jahrzehnten des Bestehens der Burg bekannt. Zum Fundmaterial aus diesem Bereich gehören auch eine Münze aus dem Jahre 15616 und Fragmente von steinernen RenaissanceÖffnungsrahmen, die in ihren Details mit denen aus den königlichen Villen in Nyék bei Buda übereinstimmen, die König Wladislaw II. von Jagiello um 1500 hatte errichten lassen (Abb. 4)7. Die Grabungen der ZwischenkriegsBurgen und Schlösser 4/2012 07.12.12 09:08 Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest zeit wurden nicht zu Ende geführt, eine Konservierung der freigelegten Bauteile fand nicht statt, und das Hügelplateau fristete Jahrzehnte lang ein tristes Schicksal. Arisztid Valkó veröffentlichte zwar zwischen 1933 und 1967 mehrere kleinere Berichte und Zusammenfassungen über seine Ergebnisse8, aber erst 1972 konnten die Forschungsarbeiten fortgesetzt werden, indem auf Initiative des Begründers des Solymárer Heimatmuseums, des Gymnasiallehrers István Jablonkay, mit systematischen wissenschaftlichen Grabungen begonnen wurde. Bis 1977 wurden unter der Leitung des Archäologen des Denkmalamtes, Károly Kozák, auf dem gesamten Burggebiet Grabungssonden angelegt, um einerseits das spätmittelalterliche Laufniveau, andererseits die Hauptzüge des einstigen Grundrisses feststellen zu können. Es zeigte sich, dass die früheste, 1,4 m breite Umfassungsmauer der Burg – der Form des Plateaus entsprechend – in einer unregelmäßigen ovalen Form angelegt worden war. Aufgehende Teile dieser Mauer waren jedoch kaum erhalten, oft waren sogar die letzten Bausteine aus dem Fundamentgraben abgebaut. Die deutschen Siedler des Dorfes hatten also im 18. Jahrhundert gründliche Arbeit geleistet. So sind nur Reste der inneren Bebauung vorhanden, wobei der Turm im Osten in eine etwa 1 m dicke Auffüllung fundamentiert war. Westlich des mit der Burgmauer gleichzeitigen Wohnbaues waren zwei größere Ver- Abb. 8. Die Freilegung des „tiefen Kellers“der Burg Solymár von Westen, 2007 (Foto: Verf.). tiefungen vorhanden, die zwischen 1929 und 1934 nicht untersucht worden waren. Die kleinere, südliche konnte als ein in den Sandsteinfelsen gehauener Brunnen identifiziert werden; hier wiesen nur Mörtelreste auf die einstige, vermutlich aus Quadersteinen gebildete innere Verkleidung seines oberen Teils hin. Im Norden wurde neben dem Wohnbau ein tiefer „gemauerter Graben“ mit einem Innenmaß von 5 x 10 m lokalisiert, dessen genauere Form und Funktion aber erst später festgestellt werden konnte. Die Ergebnisse der ersten Grabungsetappen hatte der Verfasser des vorliegenden Beitrags in seiner Diplomarbeit untersucht, 1985 erschien von ihm auch der erste ausführliche Forschungsbericht9. Bis 1977 wurde das Hofgebiet der besonders von den hauptstädtischen Touristen oft besuchten Burganlage den archäologischen Beobachtungen entsprechend planiert bzw. aufgefüllt. Zu einer Konservierung der aufgehenden Mauerreste kam man aber mangels finanzieller Möglichkeiten noch lange nicht. Erst im Jahre 2000 Abb. 9. Ausgrabungsgrundriss der Burg Solymár mit den Bauperioden (Stand 2011). 1: Bauperiode 1, aufgehendes Mauerwerk, 2: Bauperiode 1, Fundamentmauer, 3: Bauperiode 1, Fundamentgraben, 4: Bauperiode 1, nicht freigelegt, 5: Bauperiode 2, Kellermauern, 6: Bauperiode 2, zerstört, 7: Bauperiode 3, aufgehendes Mauerwerk, 8: Bauperiode 3, Fundamentgraben, 9: Bauperiode 4 (Zeichnung: István Márton Feld). Burgen und Schlösser 4/2012 Feld.indd 225 225 07.12.12 09:08 István Feld Abb. 10. Majolika-Bodenfliesen aus der Burg Solymár mit dem Emblem von König Matthias Corvinus, einer Sanduhr (Foto: Maxim Mordovin). wurden die von Arisztid Valkó freigelegten Bauteile zum Schutz durchschnittlich 0,5 m aufgemauert (Abb. 5)10. Größere denkmalpflegerische Maßnahmen ermöglichte dann im Jahre 2006 ein durch die Europäische Union unterstütztes Projekt der Gemeinde, dessen Ziel die Steigerung der touristischen Anziehungskraft der Burg sowie deren Nutzung für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft war. Zur Vorbereitung dieses Projektes begann 2005 unter der Leitung des Verfassers die dritte Ausgrabungsperiode der Burg, die auch heute noch nicht vollkommen abgeschlossen ist. Am Anfang sollten vor allem die genaue Linienführung der Umfassungsmauern des westlichen Burgteils durch Suchschnitte bestimmt und danach deren Fundamentreste bzw. oft nur die Fundamentgruben freigelegt werden (Abb. 6–7). Auch die komplette Erforschung des Brunnens und des großen „gemauerten Grabens“ gehörte zu den Zielsetzungen. Die ersten Aufgaben konnten bis 2006 gelöst werden: Im Westen wurden noch zwei der Burgmauer von innen angebaute parallele Mauerfundamentstümpfe, die auf einen turmartigen Bau hindeuten, können, ergraben; die Untersuchung des Brunnens und des dem Wohnbau von Westen anschließenden Gebäudes dauert noch an (Abb. 8). Nach bisherigem Kenntnisstand handelt es sich bei letz226 Feld.indd 226 terem um einen der Burgmauer und dem Wohnbau sekundär angebauten, zweigeschossigen Kellerbau, der wahrscheinlich nie fertiggestellt wurde. Seine nördlichen und östlichen Mauern sind viel tiefer fundamentiert als die der früheren Bauten; an diesen Seiten entstand dadurch ein doppelter Mauerzug. Ein einstiges Erd- oder Obergeschoss aus Stein über den Kelleräumen konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Den unteren Raum wollte man mit einem Tonnengewölbe abdecken; darüber war wahrscheinlich eine Balkendecke geplant. Das unterste Bodenniveau konnte noch nicht freigelegt werden – es wurde bislang eine Tiefe von mehr als 6 m unter dem mittelalterlichen Hofniveau erreicht –, ein kleines Tor mit Steinumrahmung führt aber von hier in einen weiteren, unter dem Wohnbau im Felsen ausgebildeten, noch im Detail unbekannten Kellergang. Nach Beendigung des erwähnten Projekts – auf den im Titel erwähnten „Wiederaufbau“ wird noch zurückzukommen sein – laufen ab 2007 die Forschungen in der Burg als Lehrgrabung für die Studenten des Lehrstuhls für Archäologie des ungarischen Mittelalters und der frühen Neuzeit der Loránd Eötvös Universität Budapest. Im Rahmen dieser Grabungen wurde neben dem zuvor erwähnten tiefen Keller im östlichen Burgteil gearbeitet, wo die Fundamente der Burgmauer schon meist freigelegt worden waren, sowie entlang der Südmauer und östlich des Brunnens, wo Boden- und Mauerreste von vermutlichen Wirtschaftsbauten zu finden waren (Abb. 9). Versucht man, die Baugeschichte der Burg aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse kurz zusammenzufassen, so muss gleich am Anfang betont werden, dass bei einer in solchem Maße zerstörten und abgetragenen Anlage meist nur Hypothesen formuliert werden können. Fest steht allerdings, dass die früheste, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaute Befestigung nur aus der auf ovalen Grundriss errichteten, ein etwa 30 x 80 m großes Gebiet umfassenden Burgmauer und innerhalb dieser aus einem rechteckigen, 15 x 9 m großen nördlichen Wohnbau bestand. Das zum Teil erhalten gebliebene Untergeschoss des Wohnbaues war an seiner östlichen Seite direkt vom hier nach Norden abfallenden Hofgelän- de erreichbar. Mehr ist nicht bekannt, auch nicht, ob der Wohnbau mehrere Obergeschosse hatte. Die Interpretation der beiden schmalen Räumlichkeiten an der Südseite ist ebenfalls fraglich; sie könnten als Unterbau für eine zum Teil offene Loggia mit unbekannter Konstruktion, mit einem – im Vergleich zum Hof – erhöhten Bodenniveau gedient haben. Dieses Gebäude scheint aber für regelmäßige hochadlige oder eben königliche Aufenthalte keinesfalls geeignet gewesen zu sein, wobei in seinen Räumlichkeiten, den Funden nach, wenigstens ein Ofen aus u. a. mit den Wappen von Sigismund von Luxemburg verzierten, bunt glasierten Kacheln stand. Aufgrund von Münzfunden ist die Errichtung des „tiefen Kellers“ wahrscheinlich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zu setzen. Das dabei ausgehobene, mehrere Hundert Kubikmeter umfassende Erdreich bzw. der lockere Sandstein wurde zur Auffüllung des ursprünglich tieferen östlichen und westlichen Hofareals verwendet. Es war leider nicht eindeutig zu klären, ob diese Arbeiten noch vor dem renaissancezeitlichen Umbau des Wohngebäudes oder damit zeitlich parallel durchgeführt worden waren – die erste Möglichkeit ist wahrscheinlicher. Der Turm im Osten – zu dem neben der aus einem einzigen Steinblock gemeißelten Schlüsselloch-Schießscharte auch Steinfragmente des neuen italienischen Stils gehören – wurde aber eindeutig später errichtet. Über das Aussehen des Wohnbaues zur Zeit der Jagiellonenkönige ist nichts bekannt, fest steht aber, dass dieses Gebäude nicht nur neue Öffnungsrahmen erhielt, auch die Decken wurden ausgewechselt. Nach unseren stratigrafischen Beobachtungen wurde das Obergeschoss wenigstens zum Teil aus Holz errichtet, und seine Dachkonstruktion überragte die nördliche Burgmauer. Aus den besonders fundreichen Auffüllungsschichten des „tiefen Kellers“ kamen – neben rheinischer und mährischer Importkeramik und italienischen Glasgefäßen – einige Bruchstücke von Majolika-Bodenfliesen mit den Emblemen von König Matthias Corvinus zum Vorschein (Abb. 10). Solche Fliesen waren bisher nur aus einigen königlichen und bischöflichen Residenzen bekannt11, zum Heizen dienten aber in der SpätBurgen und Schlösser 4/2012 07.12.12 09:08 Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest zeit der Burg nur aus einfachen Schüsselkacheln gesetzte Öfen. Zur letzten Bauperiode gehören die beiden Mauerzüge, die die westlichen Ecken des Turms mit der Burgmauer verbinden. Durch ihre Errichtung entstand ein vom Burghof abgeriegeltes „Vorwerk“ an der östlichen Angriffsseite der Burg. Es ist zwar kaum als ein modernes Befestigungselement anzusprechen, der Mauerbau hängt aber wahrscheinlich doch mit der politischen Situation der Zeit nach der Schlacht bei Mohács (1526) zusammen. Man wollte mit dieser einfachen Lösung im Falle einer osmanischen Belagerung die Verteidigungsfähigkeit der Anlage steigern, nach den schriflichen und archäologischen Angaben war es aber ein vergebliches Unternehmen. Wir wissen leider nicht, wo sich das ursprüngliche Burgtor befand. Die fast komplette Abtragung der Umfassungsmauer hat alle Spuren vernichtet. Bei den meisten ungarischen Adelsburgen des 13. und des frühen 14. Jahrhunderts – denen die hier vorgstellte Anlage auch in ihrer Grundrissform ähnelt12 – erscheint das Tor als ein einfaches, meist über das äußere Laufniveau ausgebildete „Loch“ in der Burgmauer. Kompliziertere, mit Turm, Zugbrücke, Wolfsgruben erweiterte Toranlagen sind vor dem 15. Jahrhundert nur bei königlichen Bauten nachzuweisen. Wenn wir von der jetzigen topografischen Situation ausgehen, ist der äußere Burgeingang nur zwischen dem Wohnbau und dem zuletzt analysierten „Vorwerk“, im Norden zu suchen. Das könnte aber Abb. 11. Ausbauentwurf der Burg Solymár (Computergrafik: Gábor Szalay). Abb. 12. Quer- und Längsschnitt des Ausbauentwurfs von Burg Solymár (Zeichnung: Gábor Szalay). auch als Ergebnis eines Platzwechsels interpretiert werden, das früheste Tor ist nämlich auch in der nordöstlichen Ecke der Burg vorstellbar, wohin der kürzeste Weg von Osten über eine vermutliche Brücke des Grabens führte. Aber auch dafür fehlen noch archäologische Belege. Aufgrund der bisherigen Erörterungen stand Gábor Szalay, der Architekt des 2006 durchgeführten EU-Projekts, vor keiner einfachen Abb. 13. Die Burg Solymár in der Landschaft von Süden, 2011 (Foto: Gábor Szalay). Abb. 14. Die Burg Solymár von Norden. Luftaufnahme, 2011 (Foto: civertan.hu). Burgen und Schlösser 4/2012 Feld.indd 227 227 07.12.12 09:08 István Feld Abb. 15. Die Burg Solymár von Westen. Luftaufnahme, 2011 (Foto: civertan.hu). Abb. 16. Der Hof der Burg Solymár von Westen während der Grabung 2010 (Foto: Verf.). Aufgabe. Er beabsichtigte keinesfalls eine hypothetische Burg wiederaufzubauen (Abb. 11–12). In solchen Fällen, wie der zuletzt erwähnten Frage des Burgtors, wählte er statt einer historisierenden Rekonstrukti- on moderne Zeichen bzw. Markierungen, die aber zugleich auch eine Funktion erfüllen können. Er wollte vor allem das „Burgerscheinungsbild“ der auf dem Sandsteinhügel erbauten und später abgetragenen Anlage zurückgewinnen, d. h. die Burg wieder in der Landschaft visualisieren. Dazu ließ er vor allem die Nord-, West- und zum Teil die Südmauer, ihrer ergrabenen einstigen Linie entsprechend, aus Bruchstein wiederaufmauern – vom Burghof her gesehen meist bis zur Brüstungshöhe. Nur der bogenförmige Westabschluss ist höher geworden, als ein Akzent in Richtung der Gemeinde, zugleich als Hintergrund der davor im Burghof aufgestellten einfachen Bühne. Für ein Gleichgewicht sorgt der Aussichtsturm im Osten, der höchste Bau des Ensembles, der auf dem Stumpf des spätmittelalterlichen Turmbaues in hölzerner Konstruktion errichtet wur- de. Seiner Form nach entspricht er eher Wachttürmen der Römerzeit als den bekannten mittelalterlichen Turmgebäuden, die der Architekt markieren wollte. Von seiner Aussichtsplattform bietet sich aber ein herrlicher Blick in Abb. 18. Funde aus der Burg Solymár im örtlichen Heimatmuseum (Foto: Verf.). Abb. 17. Festspiele in der Burg Solymár, 2006 (Foto: Gábor Szalay). 228 Feld.indd 228 Burgen und Schlösser 4/2012 07.12.12 09:08 Erforschung und „Wiederaufbau“ der spätmittelalterlichen Burg Solymár bei Budapest alle Richtungen des Pilis-Tals, und sein Erdgeschoss gewährt den Besuchern Schutz bei Regen. Dieser charakteristische Bau der heutigen Architektur dient aber zugleich als Symbol – nicht der Macht, wie sein mittelalterlicher Vorgänger, sondern der Burg selbst in der heutigen Kulturlandschaft zwischen Bahnhof, Auchen-Einkaufzentrum und Ziegelfabrik (Abb. 13–16). Auch eine Holzkonstruktion, die mit einem mittelalterlichen Bau kaum zu verwechseln ist, aber als optischer Abschluss des Burggeländes dient, wurde bei der breiten nördlichen Toranlage verwendet. Nach den ursprünglichen Plänen sollten die abgetragenen Burgmauern auch im Osten markiert bzw. aufgemauert werden; die Finanzmittel des Projektes reichten dafür jedoch nicht mehr aus. Stattdessen wurde ein neuer Brunnenoberbau mit Wappendekoration aus Beton mit Steinblende gefertigt. Das hier durch bronzerne Vögelköpfe fließende Wasser kommt Anmerkungen Zur Siedlungsgeschichte der Umgebung siehe: Magyarország régészeti topográfiája (Die archäologische Topografie Ungarns), Bd 7., hrsg. von István Torma, Budapest 1986, insb. S. 213–221; György Győrffy, Az Árpád-kori Magyarország történeti földrajza (Die historische Geografie Ungarns in der Árpáden-Zeit), Bd. IV., Budapest 1998, S. 659, sowie Julianna Altmann/Piroska Biczó/Gergely Buzás/István Horváth/Annamária Kovács/Gyula Siklósi/András Végh, Medium Regni. Medieval Hungarian Royal Seats, Budapest 1999. 2 Zur Geschichte der Burg István Feld, Újabb kutatások a solymári középkori várban (Neuere Forschungen in der mittelalterlichen Burg von Solymár), Studia Comitatensia 17, Szentendre 1985, S. 451–477, sowie Pál Engel, Magyarország világi archontológiája 1301-1457 (Die weltliche Archontologie Ungarns), Bd. 1, Budapest 1996. S. 413. 3 Siehe dazu István Feld, Die Bauten des Königs Wladislaw II. und die Verbreitung der Renaissance-Architektur in Ungarn. In: Die Jagiellonen. Kunst und Kultur einer europäischen Dynastie an der Wende zur Neuzeit (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums), Nürnberg 2002, S. 310–312. 1 Burgen und Schlösser 4/2012 Feld.indd 229 aber schon aus dem Leitungssystem der Gemeinde – der Brunnen selbst ist noch nicht vollkommen ergraben. Die weiteren Bauteile der Burg wurden nur konserviert und selten ergänzt, wie der Osteingang des nördlichen Wohnbaues. Wissenschaflich unbegründeter Ausbau fand hier also nicht statt. Die bisher freigelegten Mauern des „tiefen Kellers“ ließ man bis zum Hofniveau aufmauern. Das Untergeschoss im Wohnbau erhielt einen Backsteinboden, hier wurden die Rekonstruktionen einiger RenaissanceÖffnungen in Kopie sowie Informationstafeln aufgestellt. Treppen und Gehsteige erleichtern im Burghof den Besuchern die Erkundung der Anlage. Die Besucherzahlen sind seit dem Abschluss des „Wiederaufbauprojekts“ von Jahr zu Jahr gestiegen. Regelmäßige Veranstaltungen – Burgfestspiele, Konzerte, sogar Messen – sorgen dafür, dass die Burganlage für die Bewohner der Gemeinde, die früher über sie oft überhaupt nichts wussten, ein wichtiger Schauplatz ihres Lebens bleibt (Abb. 17). Die große Menge neu errichteten Mauerwerks, die modernen Konstruktionen des Turms und der Toranlage in der Burg Solymár sind für viele Denkmalpfleger und Burgenkundler sicherlich fremd. Es konnten aber bisher kaum ernsthafte alternative Lösungen formuliert werden, die auch den Erwartungen der wissenschaflichen Forschung, des Denkmalamts und der Gemeinde als Besitzer entsprochen hätten. Nur die kommenden Jahrzehnte können entscheiden, inwieweit sich die bisher gewählte Lösung bewährt bzw. in welche Richtung die weitere Nutzung und der „Wiederaufbau“ dieser archäologisch relativ gründlich erforschten Burg – Aufmauerung von weiteren Umfassungsmauerabschnitten, Errichtung eines Burgmuseums im „tiefen Keller“oder im Wohnbau – geht13. Anna Endrődi/István Feld, Régészeti kutatás a solymári Mátyás-dombon 19291934 (Archäologische Forschungen auf dem Mátyás-Hügel in Solymár 19291934), Studia Comitatensia 9, Szentendre 1980, S. 267–368. Auf dem Aquarell steht der folgende Text: Vor 30 Jahren waren noch Spuren von Steinmauern, vor 10 Jahren von dem Brunnen zu finden. 5 Die kritische Bearbeitung der Grabungsarbeiten und des Fundmaterials erfolgte durch Endrődi/Feld, Régészeti (wie Anm. 4), S. 268–276. Über die Höhensiedlung der Vatya-Kultur in Solymár zuletzt Anna Endrődi, Régészeti kutatás a solymári Mátyás-dombon (1972-1977) (Archäologische Forschung am Mátyás-Hügel in Solymár). In: Budapest Régiségei XXVI, 1984, S. 113–130. 6 Zur Bearbeitung des mittelalterlichen Fundmaterials Endrődi/Feld, Régészeti (wie Anm. 4), S. 276–284. 7 István Feld/Csaba László, Gótikus és reneszánsz épületfaragványok a csővári és a solymári várból (Gotische und renaissancezeitliche Architekturfragmente aus den Burgen von Csővár und Solymár). Művészettörténeti Értesítő XXX (1981). S. 86-89, sowie Feld, Die Bauten (wie Anm. 3), S. 313. 8 4 Siehe dazu: Endrődi/Feld, Régészeti (wie Anm. 4), S. 310. 9 István Feld, A solymári vár (Die Burg von Solymár), Dipl.arb. am Lehrstuhl für Archäologie der Eötvös-Universität Budapest 1976 (Man.) sowie Feld, Ujabb (wie Anm. 2). Es soll hier betont werden, dass wegen der begrenzten Grabungsfläche einige Bauteile (z. B. die Nordmauer des „gemauerten Grabens“ und die südöstliche Ecke der Burg) damals nicht richtig interpretiert werden konnten. 10 Im Zusammenhang mit dieser Arbeit wurden 2001 und 2004 kleinere Grabungsschnitte an der Umfassungsmauer geöffnet. 11 Siehe dazu Gabriella Balla (Hrsg.), The dowry of Beatrice: Italian maiolica art and the court of King Matthias: exhibition catalogue, Budapest 2008. 12 Zur Bauform der frühen Adelsburgen des mittelalterlichen Königreichs Ungarn siehe István Feld, Der Beginn der Adelsburg im mittelalterlichen Königreich Ungarn. In: Château Gaillard XVI, Caen l994, S. 188–205. 13 Verf. dankt Gábor Szalay für die Überlassung des Bildmaterials zur architektonischen Überplanung der Burganlage. 229 07.12.12 09:08 English summaries English summaries Andrea Bulla and Hans-Werner Peine: Octagonal defensive architecture of the Hohenstaufen period – Holsterburg near Warburg A site survey and further archaeological investigations carried out by the Westfalen-Lippe archaeological service have revealed a monumental octagonal ring wall made of large, high-grade smooth ashlar. This makes the Holsterburg a late representative of those impressive octagonal castles which were built at only a few sites in Europe, such as the castles of Eguisheim, Guebwiller and Wangen in Alsace, Tübingen-Kilchberg in Baden-Württemberg and the Torre di Federico in Enna in Sicily. The octagon of Holsterburg gave protection to several buildings erected adjacent to it. The evidence so far suggests an interior extending over several storeys covering as many as three periods of use. The unusual features of the residential building include a luxurious hot air heating system and a tiled stove which probably consisted of semicylindrical ‘Tannenberg’ tiles; this type of stove can therefore be confidently dated to the late 13th century at the earliest. Although the initial building phase can be dated on the basis of only a few finds, indicating a period of 1170-1180, a large number of later finds confirm that the castle was destroyed in 1294. Udo Liessem: Augusta in Sicily – observations on the octagonal front wall tower of Frederick II’s castellum: a report on work in progress The castellum of Augusta in the eponymous town in the province of Syracuse is one of the least wellknown castles built under the emperor Frederick II although in terms of its conception and construction it is one of the greatest secular buildings of its age. This can be seen in the fact that it was part of a Spanish fortress in the 17th and 18th centuries and it served as a high-security prison until 1978. Today only the ground floor dates from the Hohenstaufen period. 264 The west wing is relatively well preserved. Augusta was built between 1232 and 1242, at the same time as the castella in Catania and Syracuse. With dimensions of ca. 60 x 60 m the quadratic building is the largest of the three castles. Three broadly similar wings form a large courtyard. They each consist of a long hall, just on 60 m in length but only one bay deep in front of which is an arcade open to the courtyard. Both the halls – used essentially for grain storage – and the arcades have cross-rib vaulting. On the northern side a ring wall completes the square. In the middle of this wall is an octagonal tower (now capped), which not only points westward but also has an obvious impact on the courtyard side. The unique feature of this tower consists in the fact that the entire surface is faced with two forms of rusticated ashlar: bulging and diamond faced. The surfaces of the tower are of an extraordinarily high quality and quite remarkable precision. The tower, which is unique, should be seen as a symbol of power and the associated aspirations of the emperor. Jens Friedhoff: ‘The living Middle Ages’ and ‘forgotten castles’ – the motte of Lütjenburg and the ruin of Glambeck in Schleswig-Holstein The cultural landscape of the north German coastal region is largely characterised by baroque and classicistic stately homes and mediaeval village churches. Mediaeval castles are apparent only as ground monuments. In Schleswig-Holstein there are substantial remains only of Glambeck on the island of Fehmarn, built by the kings of Denmark in the 13th century. Against the monumental background of the modern leisure centre and marina Burgtiefe, built between 1966 and 1972, the ruin of the brick-built donjon and remains of the ring wall of Glambeck castle appear as rather modest window-dressing which, despite its significance for the history of the region and for castellology, risks being increasingly forgotten. There are no information panels with explanatory text. By contrast, the motte of Lütjeburg, freely reconstructed since 2002, away from modern residential and commercial areas in an open field, is particularly popular, and within the space of only a few years it has become a favourite excursion in eastern Holstein. On the basis of archaeological finds from the region a late mediaeval motte, consisting of a bailey and a donjon has been created. Although it is of secondary importance compared with original castles, it is an impressive example of the castle landscape of Schleswig-Holstein which has sunk into oblivion. István Feld: Researching and ‘reconstructing’ the late mediaeval castle of Solymár near Budapest Until its destruction in the mid-16th century, Solymár castle built in the late 14th century in the centre of the mediaeval kingdom of Hungary served as a powerful base for the rulers or mighty magnates of the country. In the 18th century the local residents dismantled the ruins (partly down to the foundations) and the castle soon disappeared from the countryside. The article discusses, firstly, the history of the archaeological study of the castle which has been going on in phases since 1929 and is still not complete, and outlines the building history of the castle. It then goes on to describe the ‘reconstruction work’ of 2006: not only were sections of the outer walls rebuilt, but the donjon building, the gatehouse and the well were also modernised. The approach adopted and the direction which future work should take are under discussion. Milan Sykora: Kalich, Panna und Litýš – three Hussite castles in North-Western Bohemia The article is concerned with three castles in North-Western Bohemia built at the beginning of the Hussite wars (1419–1485). They made use of thick earthwork ramparts and bastions with wooden wall walks which permitted not only passive defence against firearms but also their active use in sophisticated systems. In addition to these castles there were almost one hundred others on the territory of the kingdom of Bohemia forming part of a not very large group of castles which had a decisive influence on the development of European defensive architecture of the modern period. Burgen und Schlösser 4/2012 Jutta Schwan: Schloss Carlsberg – the rediscovery of a Wittelsbach château Since its destruction in 1793, some 220 years ago, Schloss Carlsberg, once the residence of Duke Carl II August of Pfalz-Zweibrücken, has been a ruin in the woods not far from the town of Homburg in the Saarland. Although it was possible to save large parts of its furniture and fittings and its collections, including the collection of paintings, the library and parts of the armoury – which are now major features of Bavarian museums and châteaux - the building itself and its extensive parklands fell victim to destruction, looting and subsequent dilapidation. An analysis of countless craftsmen’s bills has made it possible not only to reconstruct the enthralling Burgen und Schlösser 4/2012 building history of the château and park buildings but also to correct and complement previous assumptions about the work. Hermann Wirth: ‘Sustainability’ and arbitrariness in conservation The author takes issue with the kneejerk translation of the English word ‘sustainable’ by the German ‘nachhaltig’ which he says is a terrible mistake with consequences for conservation, not least of castles and châteaux. Until recently the German ‘nachhaltig’ was used for the technical term used in forestry, meaning to take nothing more from what nature has to offer than can grow back. This presupposes preserving the status quo. On the face of it this appears to satisfy the demands of conservation and (in 2003) renowned (German-speaking) conservationists hastened to use ‘Nachhaltigkeit’ to describe their activities – not realising that this term is now bereft of semantic content and used arbitrarily for political propaganda purposes to provide the justification for almost anything imaginable; for example the slogan of ‘sustainable building’. And, indeed, this is the context of serious, practical conservation measures which are strictly at variance with antiquated attitudes concerned solely with maintaining the status quo. The new government building of the Land of Brandenburg in Potsdam and the ‘Humboldt forum’ in Berlin – both in the shape of baroque palaces largely robbed of their essential being thanks to cultural crimes – are the most obvious example of this today. 265