Grüne Gentechnik in Lateinamerika

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Grüne Gentechnik in Lateinamerika
Die Bedrohung durch gentechnisch verändertes Saatgut
Die große Vielfalt Tausender angestammter Nahrungsmittel in Lateinamerika ist heute vom Eindringen
gentechnisch veränderter Lebensmittel bedroht, die von transnationalen Unternehmen hergestellt werden
und die versuchen, sich der Nahrungsquellen der Region zu bemächtigen.
Lateinamerika
Noticias Aliadas
Samen ist Leben
Transnationale Agro-Unternehmen wollen sich der uralten Praktiken der
Bewahrung von Saatgut bemächtigen und zu illegalen Praktiken umdrehen.
Die Produktion, die Erhaltung und der Austausch althergebrachten Saatgutes stellt eine kulturelle,
soziale und wirtschaftliche Aktivität von großer Wichtigkeit für die bäuerlichen und indigenen
Gemeinschaften in Lateinamerika dar, einer Region, in der von 17 Ländern acht zu den Ländern mit der
weltweit größten biologischen Vielfalt gehören. Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador,
Mexico, Peru und Venezuela sind unter diesen Ländern und vereinen 70% der biologischen und 45% der
kulturellen Vielfalt dieser Welt auf sich.
„Wir schützen das Saatgut um es untereinander zu teilen“, sagt Francisca Rodriguez, Direktorin der
Nationalen Vereinigung der Landfrauen und Indigenas von Chile (ANAMURI). Die Verteidigung des
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Saatgutes ist verbunden mit der Verteidigung des Lebens, des Bodens, der Gebiete und der Kulturen,
dies verkündet einer der Grundsätze der Kampagne „Identisches Saatgut“, die sich in Kolumbien,
Ecuador und Nicaragua entwickelt.
So wie diese gibt es in Lateinamerika zahlreiche Kampagnen von bäuerlichen und indigenen
Gemeinschaften, die sich gegen das Vordringen von gentechnisch veränderten Samen und
Lebensmitteln wenden, die sich im Besitz einer Handvoll transnationaler Unternehmen befinden, die
versuchen, die gesamte Nahrungskette von der Aussaat bis zur Vermarktung der fertigen Produkte unter
ihre Kontrolle zu bringen.
„Das Land Peru, so kann man sagen, ist die Arche Noah unseres gesamten Planeten. Es gibt praktisch
kein anderes Land, das eine so außergewöhnliche biologische Vielfalt aufweist wie Peru: alleine 3.000
Arten von Quinoa (Chenopodium quinoa, auch Andenhirse genannt), 3.500 Arten von Kartoffeln. Es ist
von großer Wichtigkeit, diese Vielfalt zu bewahren“, erklärt Sacha Barrios in seinem Dokumentarfilm
„Gentechnisch veränderte Organismen, was auf dem Spiel steht.“
„Das was auf dem Spiel steht ist, das wir durch die Grüne Gentechnik
unsere landwirtschaftliche Unabhängigkeit verlieren und ein Land sein
werden, das von einem externen Agrarsystem und transnationalen
Unternehmen, die uns Saatgut und Herbizide liefern, abhängig ist
Sacha Barrios
„Das was auf dem Spiel steht ist, das wir durch die Grüne Gentechnik unsere landwirtschaftliche
Unabhängigkeit verlieren und ein Land sein werden, das von einem externen Agrarsystem und
transnationalen Unternehmen, die uns Saatgut und Herbizide liefern, abhängig ist“, fügt Barrios in einem
Augenblick hinzu, in dem in Peru ein Regelwerk über die Politik zur biologischen Sicherheit überfällig ist.
Das Modell Grüner Gentechnik
Die Befürworter der Grünen Gentechnik stellen die Pflanzen und Nahrungsmittel aus dieser Technologie
als Teil einer Strategie zur Verringerung des Hungers in der Welt dar. Ihre Kritiker weisen jedoch darauf
hin, dass sich der Hunger nicht durch Technologien beseitigen lässt, sondern durch soziale Gerechtigkeit.
Vor 13 Jahren startete man in den Vereinigten Staaten den ersten bedeutenden Anbau mit gentechnisch
veränderten Pflanzen. Heute sind es nur vier Pflanzenarten, Soja, Mais, Baumwolle und Raps, die
praktisch 100% der weltweiten Anbauflächen gentechnisch veränderter Kulturen beherrschen, erklärt die
Organisation „Freunde der Erde.“ Dies Kulturen wurden gentechnisch verändert, um bestimmten
Herbiziden und Insekten zu widerstehen, wie beispielsweise der von Monsanto hergestellte Mais Mon
810 und der Mais Bt11 von Syngenta.
Ungefähr 90% aller im weltweiten Handel befindlichen gentechnisch veränderten Arten sind Eigentum
von Monsanto, des größten Saatgutunternehmens der Welt. Fünf weiter Gesellschaften – Aventis,
Syngenta, Dupont und Dow – besetzen zusammen mit Monsanto den Weltmarkt für gentechnisch
verändertes Saatgut, dessen Modifikationen patentiert sind, was bedeutet, dass die Bauern für jede
Aussaat mit diesen Saaten zahlen müssen oder angezeigt werden, wenn sie das Saatgut illegal
verwenden.
„Es ist außergewöhnlich, dass ein Unternehmen eine einzige genetische Veränderung an einer Pflanze
vornimmt und dann das Privateigentum an dieser Pflanze als ihre Erfindung fordert, obgleich die Pflanze,
die gentechnische verändert wurde, das Ergebnis von Tausenden von Jahren behutsamer Selektion und
Verbesserung durch Bauern in aller Welt ist,“ erklärt Luke Anderson in seinem Buch Gentechnisch
veränderte Organismen. Gentechnik, Nahrungsmittel und unsere Umwelt, veröffentlicht 2002 durch das
Aktionsnetzwerk für Alternativen zu Agrar- Chemikalien.
Soja ist die hauptsächlich in Lateinamerika eingeführte, gentechnisch veränderte Kulturpflanze. Mehr als
30% der in Brasilien produzierten Soja ist gentechnische verändert, im Falle von Paraguay sind es 80%
und in Argentinien 100%. Paraguay exportiert 65% seiner gesamten Sojaproduktion, Brasilien 72,4% und
Argentinien 92%, berichten die Freunde der Erde.
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Zerstörerische Folgen
Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen geht Hand in Hand mit weniger benötigter Arbeitskraft und
führt zur Verdrängung kleiner Landwirte und der Konzentration von Grund und Boden in wenigen Händen.
So werden beispielsweise in Paraguay durch diese Art von Agrar- Geschäft täglich 55 Menschen vom
Land in die Stadt vertrieben. Gegenwärtig ist 1% der uruguayischen Bevölkerung Eigentümer von 80%
der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen.
Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen bedeutet auch einen erhöhten Einsatz von AgrarChemikalien und einen Ertrag, der dem konventioneller Pflanzen entspricht oder sogar unter diesem liegt.
In Brasilien hat man zum Beispiel nachgewiesen, dass Soja RR gegen Hitze und Trockenheit nicht so
widerstandfähig ist, wie die Sorten der konventionellen Soja.
Die Unternehmen die gentechnisch verändertes und bestimmte Herbizide tolerierendes Saatgut
produzieren, sind die gleichen, die gewöhnlich auch die Herbizide verkaufen, welche die mit ihrem
Saatgut erzeugten Kulturen benötigen und damit eine größerer Abhängigkeit der Landwirte von diesen
transnationalen Unternehmen erzeugen.
Die genetisch veränderten, gegen Insekten resistenten Kulturen haben außerdem das Erscheinen von
Resistenzen bei diesen Insekten hervorgerufen. Die hauptsächlichste Beschäftigungsquelle der
biotechnologischen Industrie um diesen Effekten zu begegnen besteht darin, „neue gentechnisch
veränderte Sorten zu erzeugen, die kodifizierte Proteine in sich tragen, die noch giftiger als die
vorhergehend sind“, erklärt José Garcia Menéndez, Berater der Universität von Santiago de Compostela
bei ibero- amerikanischen Themen, in einem in der mexikanischen Zeitschrift Außenhandel (Comercio
Exterior) veröffentlichten Artikel.
„So wie konventionelles Saatgut keine Super-Unkräuter oder Super-Schädlinge überleben kann, werden
die großen Erzeuger immer stärker in eine Situation kommen, die ihre Produkte spürbar verteuern wird“,
fügt Garcia Menéndez hinzu.
Eine größere Bedrohung für konventionelle Saaten stellt die Befruchtung durch die Pollen gentechnisch
veränderter Pflanzen dar. Diese Kontamination ist unumkehrbar, das heißt, derart verunreinigte
konventionelle Pflanzen verwandeln sich in gentechnisch veränderte Pflanzen.
„Die Bemühungen gentechnisch veränderte Pflanzungen durch
räumliche Trennung von anderen Pflanzungen zu isolieren, sind
untauglich eine Kontamination zu verhindern, noch sind diese
Bemühungen von ernsthaften Anstrengungen und Verfahren zur
Qualitätskontrolle begleitet,“
Greenpeace International
Das von Greenpeace International zwischen 1996 und 2007 erstellte Register über die Kontamination
durch gentechnisch veränderte Pflanzen stellt 216 Fälle der Kontamination, des Anbaus und der illegalen
Freisetzung dieser Pflanzen fest. Alleine 2007 wurden 28 Vorkommnisse der Kontamination gemeldet,
die Nahrungsmittel (19), Essen (7) und Samen (2) betrafen. Von den 11 im Jahre 2007 entdeckten Fällen
illegaler Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen beziehen sich zwei Fälle auf Lateinamerika:
illegaler Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Mexico und die Entdeckung von gentechnisch
verändertem Mais in Peru, wo der kommerzielle Anbau dieses Mais nicht erlaubt ist.
„Die Bemühungen gentechnisch veränderte Pflanzungen durch räumliche Trennung von anderen
Pflanzungen zu isolieren sind untauglich eine Kontamination zu verhindern, noch sind diese Bemühungen
von ernsthaften Anstrengungen und Verfahren zur Qualitätskontrolle begleitet,“ erklärt Greenpeace
International.
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Gentechnisch veränderte Pflanzungen bringen auch eine Bedrohung der menschlichen Gesundheit mit
sich. Die Übertragung des Gens eines Organismus auf einen anderen bringt neue Proteine hervor, die
Allergien und andere Erkrankungen verursachen können.
„Pioneer Hi Bred International manipuliert Soja beispielsweise mit dem Gen einer brasilianischen Nussart
in der Erwartung, dass sich hierdurch der Proteingehalt der Soja verbessert. Forscher der Universität von
Nebraska testeten die Inhaltsstoffe dieser Soja am Blutserum von Personen, die gegen die brasilianische
Nussart allergisch waren. Die Versuche zeigten, dass wenn diese Personen den Soja verzehrt hätten, sie
eine allergische Reaktion mit möglicherweise fatalen Folgen erlitten hätten,“ schreibt Anderson in seinem
Buch, in dem er einen entsprechenden Bericht des Scottish Crop Research Institute zitiert.
Der mit dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verbundene Einsatz von Agrar- Chemikalien kann
gleichfalls ernste Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Untersuchungen haben
nachgewiesen, dass Glifosat, Hauptbestandteil des von Monsanto hergestellten Pflanzenschutzmittels
Round-Up Ready, das Krebsrisiko erhöht.
Es fehlen Untersuchungen darüber, welche unvorhergesehenen Auswirkungen gentechnisch veränderte
Organismen auf die menschliche Gesundheit und auf die Umwelt haben könnten. Bis dahin müsste die
soziale Verantwortung der Regierungen sie dahin bringen, das 1998 formulierte Prinzip der Vorsorge
anzuwenden, das vorsieht, wenn man die mit einer menschlichen Aktivität verbundnen Risiken nicht
vorhersehen kann, muss diese verboten sein. Das bedeutet im vorliegenden Fall, die Freisetzung
gentechnisch veränderter Pflanzen in die Umwelt und ihr Gebrauch in der Ernährung zu verbieten.
Alternativen zur gentechnischen Landwirtschaft
Gentechnisch veränderte Organismen stellen eine tatsächliche Bedrohung der biologischen Vielfalt und
der Ernährungssouveränität dar. Es ist das Recht eines jeden Volkes unabhängig über seine
Nahrungsquellen zu bestimmen und sie zu kontrollieren. Die Kontrolle über Saatgut ist hierbei genau so
ein fundamentaler Bestandteil, wie die Kontrolle über Boden und Wasser.
Angesichts dessen schlagen sowohl die bäuerlichen und indigenen Gemeinschaften, als auch die
Umweltaktivisten und Führungskräfte des sozialen Bereiches vor, die Anstrengungen auf Anreize für die
nichtzertifizierte organische Landwirtschaft zu konzentrieren und den Austausch von lokalem Saatgut, die
Verbesserung örtlicher Produktionssysteme und traditionelles Wissen zu stützen.
Die organische oder ökologische Landwirtschaft fördert die Vielfalt der Anbaukulturen, was die
Selbstkontrolle des Ökosystems begünstigt. Der Vorschlag auf nichtzertifizierten Anbau zu setzen, ist die
Antwort auf die Tatsache, dass die Saatgutkonzerne im organischen Anbau ebenfalls ein lohnendes
Geschäft sehen und in ihrem Bestreben auch dieses zu kontrollieren, ein Zertifizierungsschema für
entsprechendes Saatgut fördern. Diese Regulierung organischen Saatgutes verhindert die Verbreitung
von Vielfalt.
Mit dem Vorschlag ursprüngliches Saatgut zu schützen geht der Vorschlag einher, Gebiete und Länder
zu gentechnikfreien Zonen zu erklären.
Der peruanische Umweltminister Antonio Brack Egg schlug im vergangenen September vor, auf objektive
Weise die Möglichkeit zu bewerten, Peru zu einem gentechnikfreien Land zu erklären. Brack sagte
außerdem in den lokalen Medien, dass Peru gegenwärtig organisch erzeugte Produkte im Wert von 160
Millionen US-Dollar exportiert, die mit dem Einsatz gentechnisch veränderter Produkte in Gefahr gerieten.
Die Organisationen zur Verteidigung der Ernährungsunabhängigkeit unterstützen die Stärkung und
Förderung gemeinsamer Saatgut-Messen, lokale Märkte, städtische Landwirtschaft und den Austausch
von Erzeugnissen. Sie schlagen darüber hinaus die Unterstützung für Netzwerke zur Bewahrung
ursprünglichen Saatgutes in indigenen Organisationen vor
Ω
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PARAGUAY
Interview mit José Luis Casaccia, Umweltsekretär von Paraguay
„Gentechnisch veränderte Soja hat man
eingeführt, und es wird schwierig sein, es
wieder zu entfernen“
Foto :Ramiro Escobar
Seit dem vergangenen 15. August regiert in Paraguay der
katholische Ex-Bischof Fernando Lugo, der im April die
Wahlen gewann und damit 61Jahre der Alleinherrschaft der
Colorado-Partei brach. Es sind viele Erwartungen an
Veränderungen, die Lugo im paraguayischen Volk ausgelöst
hat, eingeschlossen eine wirtschaftliche Wiederbelebung mit
sozialer Gerechtigkeit und einer integralen Agrarreform.
Die Regierung Lugo muss auch eine Politik bezüglich des
Anbaus gentechnisch veränderter Soja, der zur Vertreibung der
Kleinbauern von ihrem Boden führt, definieren. Von diesem
Thema handelt das folgende Interview, das Ramiro Escobar,
Mitarbeiter der NOTICIAS ALIADAS mit José Luis
Casaccia, Umweltsekretär von Paraguay führte.
José Luis Casaccia
„Der Produzent von Soja denkt an steigende Gewinne, biologische
Vielfalt oder der Mensch interessieren ihn nicht“ Jose Luis Casaccia
Gentechnische veränderte Pflanzen dringen in Lateinamerika ein. Wird Paraguay dieser Welle
widerstehen oder in dieser mitschwimmen?
Paraguay ist ein Musterfall. In der Epoche der Diktatur von Alfredo Strössner (1954 – 89) räumte man der
Besiedelung des Landes große Vorteile ein, vor allen Dingen gegenüber Siedlern, die aus Brasilien
kamen. Es gab einen Soja-Boom und die Landwirte rodeten einen guten Teil des Waldes, um die
Grenzen ihres Anbaugebietes zu markieren. Das gentechnisch veränderte Saatgut drang als
Schmuggelgut in unser Land ein.
Welches Ausmaß hat das Problem?
Etwa 70% des Anbaus besteht aus gentechnisch veränderten Pflanzen, nicht weil man das so
entschieden hätte, sondern weil die Grenzen zu Brasilien offen sind, und heute zahlen wir einen hohen
Preis für das Eindringen von Soja. Wir sind weltweit der sechstgrößte Erzeuger dieses Produktes, aber
zahlen hierfür als Gegenleistung mit der Flucht der Bauern in die Städte und Metropolen. Wir verfügen
über 2,6 Millionen Hektar Soja. Wir sind großer Exporteur von Soja, aber wo befinden sich die Fabriken
zur Weiterverarbeitung, um einen Mehrwert zu schaffen? Der Anbau verlangt eine große Menge an
Boden aber ein Minimum an menschlicher Arbeitkraft. Alles ist mechanisiert. Der ländliche Raum gewinnt
nichts dabei. Es ist ein perverses System in dem der aus Brasilien stammende Siedler, der
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„Brasiguayo“ der große Sojaanbauer ist. Heute sind wir mit der Frage befasst, von ihnen Steuern zu
verlangen und sie reagieren hierauf mit Widerstand.
Kam das gentechnisch veränderte Soja mit den „Brasiguayos nach Paraguay?
Ja, dieses Saatgut brachte man praktisch aus Brasilien mit und heute beklagen sich ganze
Bevölkerungsteile über die Grünen Gentechnik und die von dieser eingesetzten Agrar- Chemikalien. Der
Soja- Erzeuger denkt an steigende Gewinne, die biologische Vielfalt oder der Mensch interessiert ihn
hierbei nicht. Dies ist die Konfrontation, die wir gegenwärtig haben.
Ist dies auch eine Art kultureller Konfrontation?
Das Problem besteht darin, dass Soja nichts ist, was der kleine Bauer anpflanzt. Sojaanbau auf 10 oder
15 Hektar ist nicht sehr rentabel. Auf 100 Hektar und darüber ist es dies aber. Deshalb stoßen hier zwei
sehr unterschiedliche Wirtschaftsmodelle aufeinander: die großen und mittleren Produzenten mit vielen
Hektar Anbaufläche und auf der anderen Seite der kleine Produzent, für den der besagte Anbau nicht
lohnend ist.
Dies ist eine ziemlich große Konfrontation.
Gibt es oder wird es eine Politik des paraguayischen Staates zur Grünen Gentechnik geben?
Diese Angelegenheit wird gerade analysiert. Soja ist eingeführt und es wird sehr schwer sein, es wieder
auszumerzen. Die Vorstellung ist, seine Ausbreitung zu begrenzen und nur bestimmte Gebiete für den
Anbau auszuweisen. Den Sojaanbau nicht mehr auszudehnen, was uns in die Liste der großen
Produzenten gebracht hat, wird nichts desto weniger die Armut ansteigen lassen. Wir haben eine Million
Mitbürger die gemessen an den Normen der Vereinten Nationen unter der Armutsgrenze leben.
Aus was könnte eine neue Politik zu diesem Thema bestehen?
Man muss eine Politik haben, die alle einschließt. Man darf keine gentechnisch veränderten Kulturen
mehr anlegen ohne dass man weiß, welche Auswirkungen sie auf den Menschen haben können. Wir
müssen viel tiefer gehende Studien hierzu durchführen und diesbezügliche Planungen vornehmen. Dies
ist die Aufgabe der neuen Regierung. In jedem Fall könnte eine Idee sein, Soja weiter zu verarbeiten, so
dass es das Land mit einem entsprechenden Mehrwert verlässt. Wir können nicht nur ein Exportland für
Rohstoffe sein und dabei weiterhin so arm wie immer bleiben.
Könnte eine Welle gentechnisch veränderter Saaten die Kulturen der eigenen paraguayischen
biologischen Vielfalt beeinträchtigen?
Nach Aussagen von Wissenschaftlern könnte dies der Fall sein. Mit dem Vordringen der Anbaugrenzen
und dem Einsatz von Chemikalien kann es große Auswirkungen auf die biologische Vielfalt geben. Dies
betrifft auch organisch bewirtschaftete Flächen, die an die Sojaanbauflächen angrenzen. Wir arbeiten an
einer Gebietseinteilung und werden in einigen Departements den Sojaanbau begrenzen.
Bedeutet dies auch die Enteignungen von Land?
Nein, nein. Es genügt einfach ein Gesetz in Kraft zu setzen, das regelt, dass in besagten Departements
oder Gemeinden alle Arten von Kulturen, außer gentechnisch veränderter Soja, erlaubt sind. Es müssen
die organisch bewirtschafteten Kulturen, die einen besseren Preis einbringen, gefördert werden. Für
Sesam besteht beispielsweise eine weltweite Nachfrage und ein guter Preis, und man kann es auf
wenigen Hektar anbauen.
„Die gentechnisch veränderte Soja die in unserem Land erzeugt wird,
dient der Fütterung der Schweine in Asien“
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Was kann den großen Unternehmen der Grünen Gentechnik entgegengesetzt werden?
Wir wissen, dass die großen Unternehmen die sich in großem Umfang der Gentechnik oder Herstellung
von Nahrungsmitteln widmen, ihre eigenen Interessen haben. Sie führen zuerst ihre eigenen
Mechanismen ein und kassieren dann eine Art von Abgabe für die Nutzung ihrer Patente oder ihrem
Saatgut. Unsere Vorstellung ist, all dieses zu begrenzen. Wir wissen, dass gentechnisch veränderte
Erzeugnisse für viel Leute sehr produktiv und ein Geschäft sind, aber wir wissen nicht, welche
Auswirkungen diese Produkte haben können und ich glaube, das was wir im Falle von Soja wissen, ist
ausreichend
Ist das für Sie eine Frage der Ernährungsunabhängigkeit?
Selbstverständlich. Einer der Pläne besteht darin, die Unabhängigkeit der Ernährung zu garantieren, vor
allen Dingen innerhalb des Bereiches, soweit wie möglich natürlich, organisch erzeugter Produkte. Dies
kennzeichnet unser Bestreben.
Man sagt, dass die Grüne Gentechnik eine Lösung für die Ernährungsprobleme ist. Wie denken
Sie darüber?
Man darf nicht einfältig sein! Das gentechnisch veränderte Soja, das in unserem Land erzeugt wird, dient
beispielsweise der Fütterung von Schweinen in Asien. Wir müssen andere Alternativen suchen. Der
Sojaanbau in unserem Land hat weder die gesetzlichen Waldreservate, noch die Wasservorkommen
respektiert. Er hat auch nicht die bestehenden Regeln zum Schutz der Dörfer und Schulen respektiert.
Wir versuchen dem wieder Geltung zu verschaffen und werden von den Herren Soja-Produzenten
verlangen, die Verbindlichkeiten gegenüber der Umwelt anzuerkennen und die Gesetze zu erfüllen. Wir
haben gute Gesetze, aber wir lassen gerade eine Periode hinter uns, in der die Korruption blühte. Wir
sind dabei, unsere Mentalität zu verändern. Und jetzt werden wir von allen die Erfüllung des Gesetzes
fordern.
Ω
ARGENTINIEN
Andrés Gaudin, Buenos Aires
Die Geißel gentechnisch veränderter
Organismen
Gentechnisch veränderte Soja verursacht die Verarmung des Bodens, die
Konzentration von Grundbesitz und Landflucht
In einer Welt, die gentechnisch veränderte Produkte nachfragt, insbesondere Gen-Soja für die
Tierfütterung, hat sich der Block des Gemeinsamen Marktes Süd (MERCOSUR) mit Argentinien an der
Spitze, mit einer Ernte von 105 Millionen Tonnen dieser Leguminose im Jahre 2007(72% der Weltvorräte)
seinen Rang als weltweit größte „Sojakammer“ gefestigt und damit die USA abgelöst, die bis 2006 der
größte unter den großen Sojaerzeugern waren.
Obwohl die Bauernorganisationen, Ureinwohner, Familienkooperativen und Umweltgruppen des ConoSur
warnen, die landwirtschaftliche Monokulturen im Hinblick auf Arbeitsplätze und Armut,
Ernährungssouveränität, Gesundheit, Klima und Verarmung der Böden mit sich bringen, fördern die
Regierungen dieser Subregion den Anbau gentechnische veränderter Pflanzen.
1) vor den Risiken
1)
ConoSur ist die Bezeichnung für die südlichsten Länder Lateinamerikas, Chile, Uruguay und Argentinien.
Häufig werden auch die südlichsten Provinzen Brasiliens und Paraguay dazu gezählt.
7
Im Jahre 2008 ermöglichten die Exporte von Soja, Weizen, Mais und Sonnenblumenkernen dem
Wirtschaftsraum des ConoSur Steuereinnahmen von insgesamt fast 70 Milliarden US-Dollar.
Die weltweit große Nachfrage die zur „Sojarisierung“ Argentiniens führte, verfestigte sich, als China und
Indien als große Verbraucher auftauchten und gleichzeitig verschiedene europäische Länder zu Beginn
dieses Jahrhunderts entschieden, die Epidemie des „Rinderwahnsinns“ durch den Ersatz von Tiermehl
aus den Knochen und Eingeweiden von Rindern für die Fütterung von Geflügel, Schweinen und Rindern
durch Sojamehl zu stoppen, erklärt der argentinische Agronom Jorge Rulli.
In den ersten Sojapflanzungen der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die herkömmliche Soja
für die Erzeuger wenig attraktiv. Auf dem Weltmarkt war Soja nicht nachgefragt und ihr Preis lag unter
dem von Weizen und Mais. Mitte der 90er Jahre drang die von dem US-Unternehmen Monsanto weltweit
patentierte Gen-Soja in den Markt ein. In Argentinien führte das multinationale Unternehmen eine
„Sensibilisierung“ der Produzenten durch, indem es ihnen das verlockende Angebot machte, das Saatgut
einschließlich der erforderlichen Herbizide billiger als jedes andere Saatgut zu liefern.
Hinzu kam der für die Erzeuger große Anreiz, dass Gen-Saatgut der multinationalen Unternehmen
immun gegen Glifosat und andere von den gleichen Unternehmen patentierte Herbizide ist, und damit die
Anbaumethode der Direktaussaat erlaubt, kein Fruchtwechsel nötig ist und wenig menschliche
Arbeitskraft eingesetzt werden muss, so berichtet die argentinische Forscherin Reneé Isabel Mengo unter
dem Titel: „ Einwirkung der Ausbreitung des Sojaanbaus auf den sozialen Bereich, auf Umwelt und
Produktion“ in einem im Februar 2008 in Ecoportal veröffentlichten Beitrag.
Von den Promotoren dieses Systems wird als unterstellter Vorteil herausgehoben, dass bei der Aussaat
der Boden nicht tiefgründig bearbeitet werden muss, sondern lediglich eine mit einer Scheibenegge
kombinierte Sämaschine über den Boden gezogen werden muss, so dass die Samen in die derart
aufgebrochene Bodenoberfläche fallen. Tatsächlich sät man im Falle von Soja über den stoppeligen
Pflanzenresten, porös und flüchtig, der vorangegangenen Ernte und bringt reichlich Herbizide aus, weil
gentechnisch veränderte Pflanzen daran angepasst sind.
Die Fachleute stimmen darin überein, dass die Direkt-Aussaat von GenSaatgut den obligatorischen und wachsenden Einsatz von Herbiziden
verlangt.
Das soziale Drama
Aber die Befürworter der Gen-Landwirtschaft kümmern sich nicht um das soziale Drama das diese Art
der Produktion hervorbringt: Landflucht und Armut verbunden mit der Zerstörung der Umwelt.
Die Fachleute sind sich einig, dass die Methode der Direktaussaat den wachsenden Einsatz von
Herbiziden erfordert, was zur biologischen Verarmung des Bodens führt, und die Vertreibung der
angestammten Landbevölkerung in die Randzonen der großen Städte mit sich bringt. Zur Optimierung
des Anbaus schafft man riesige Flächen, was zwangsläufig in die Konzentration von Boden in immer
weniger Händen mündet.
„ Der Preis den wir zahlen ist hoch. Bei der Direktaussaatmethode wird kaum Arbeitskraft benötigt und
das was man als eine vorteilhafte Praxis ansehen könnte, endet mit schlechten Folgen: Direktaussaat
führt zur Verdichtung der Böden, einer Anhäufung von organischen Abfällen die nicht mineralisiert
werden können, Absenkung der Bodentemperatur, Verringerung des Stickstoffgehaltes, Störung der
Mikro-Fauna und –Flora und Zerstörung der Bodenbakterien. Dadurch wird die Ausbreitung von
Bodenpilzen begünstigt, welche die Mineralisierung der organischen Abfälle verhindern und damit die
Fruchtbarkeit der Böden zerstören“, sagt Reneé Isabel Mengo.
Verschiedene offizielle Studien kommen zu erhellenden Schlussfolgerungen:
•
acht von zehn Arbeitslosen aus den Armutsgürteln der drei größten argentinischen Städten –
Buenos Aires, Cordoba und Rosario sind durch Sojaanbau vertriebene Bauern.
8
•
mit dem Verschwinden von 24% gemischt-landwirtschaftlicher Betriebe zwischen 2002 und 2007
mit einer Gesamtfläche von 4 Millionen Hektar, entstand das Phänomen der Konzentration von
Landbesitz in den Händen ausländischer Investoren und Aktiengesellschaften.
•
die Notwendigkeit immer neue Anbauflächen für Soja zu erschließen führte dazu, dass alleine
innerhalb von fünf Jahren, zwischen 2002 und 2007, 1,1 Millionen Hektar ursprünglichen Waldes
abgeholzt wurden, eine natürliche Grüne Lunge, die mit einem Abholzungsdurchschnitt von
täglich fürchterlichen 760 Hektar zerstört wurde.
•
aus dem gleichen Grund hat Soja die Rinderzucht aus ihren historischen Gebieten verdrängt und
das Land, traditioneller Fleischproduzent, sah seinen Rinderbestand von 54 Millionen Tieren
Mitte der 90er Jahre auf gegenwärtig weniger als 44 Millionen Tier schwinden.
•
die Direktaussaat führt zum unmäßigen Gebrauch von Herbiziden.
Bezüglich des Einsatzes von Herbiziden, obwohl es keine offiziellen Daten gibt, schätzt Mengo in ihren
Untersuchungen, dass augenblicklich die landwirtschaftlichen Flächen nicht weniger als jährlich 140
Millionen Liter Glyphosat und in ähnlicher Menge andere, in der übrigen Welt verbotenen Herbizide wie
Atrazin, 2.4-DB, Paraquat, Imazetaphyr gegen solche Unkräuter eingesetzt werden, die gegen Glyphosat
resistent geworden sind.
Gift-Cocktail
Nach von der Argentinischen Pädiatrischen Gesellschaft zusammengetragenen Studien ist gentechnisch
veränderte Soja für die menschliche Ernährung nicht zu empfehlen: es hemmt die Aufnahme von Kalzium,
Eisen, Vitamin B-12 und Zink und unter den besorgniserregendsten entdeckten Problemen findet sich die
verspätete Pubertät von Mädchen, was wahrscheinlich auf den hohen Gehalt an Phytoöstrogenen der
Ölfrucht zurückzuführen ist.
Von der Öffentlichen Universität der argentinischen Nordprovinz Formosa durchgeführten Studien
brachten ein ausgeprägtes Anwachsen von Krebserkrankungen innerhalb der Bevölkerung zu Tage, die
in der Nähe von mit Glyphosat besprühten Sojapflanzungen leben, als auch die Zerstörung der
herkömmlichen Nahrungserzeugung (Tier und Pflanzen) von denen die einheimischen Gemeinden dieser
und anderer Provinzen der Nordregion abhängen.
Die Sojakulturen werden heimgesucht von dem, was man einen „Komplex von Schadinsekten“ genannt
hat, und um dagegen vorzugehen, empfehlen die Hersteller gentechnisch veränderter Organismen, die
multinationalen Unternehmen Monsanto, Syngenta, BASF, Cargill, Nidera, Bayer, Dow Chemikal, Dupont
und viele weitere, die Anwendung großer Dosen von Endosulfat und Cypermethrin, für Bienen, Fische
eine tödliche Mischung und außerordentlich giftig für Vögel.
„Dieser vom Soja-Monopol empfohlene Gift-Cocktail hat das landwirtschaftliche Gleichgewicht
zerstört“ sagt Rulli, der erklärt, dass auf Grund des Einsatzes dieser Mischung aus Cypermethrin und
Endolulfat die damit verbundene Verringerung der traditionellen Produktion (Milch, Weizen, Honig und
Fleisch) und dem völligen Verschwinden anderer (Linsen, Süß-Mais, Erbsen, Möhren und verschiedene
Arten von Kartoffeln und Süßkartoffeln), eine wahre soziale und ernährungspolitische Katastrophe
festzustellen ist.
Reneé Isabel Mengo kommt zu einer wahrhaft dantesken Zusammenfassung über den Boom der GenPflanzen: „ Das Ökosystem ist von diesem System der Kontamination betroffen: die Möwen und andere
Vögel verschwinden, weil der herkömmliche Umbruch der Erde bei den Anbauflächen nicht mehr erfolgt,
die Hasen sterben an Vergiftung, die Rebhühner legen unfruchtbare Eier, die Regenwürmer die den
Boden durchlüften, sterben, es gibt Gebiete aus denen schon alle Vögel verschwunden sind, mit ihnen
die Schmetterlinge und Meerschweinchen. Der Mensch der vom Honig den seine Bienen gaben lebte, ist
nicht mehr dort wo er immer war, denn seine Bienevölker starben oder wanderten weg.
Ω
9
Saatgut, gemeinsames
Erbe der Menschheit
Saatgut, Garantie für
Ernährungs-Souveränität
Die Ernährungs- Souveränität ist das Recht
aller Völker auf gesunde und nahrhafte Lebensmittel, die ihren kulturellen Gewohnheiten und
Bedürfnissen entsprechen.
Es schließt das Recht eines
jeden Volkes ein, über den
Ursprung seiner Ernährung
souverän zu entscheiden und
zu kontrollieren. Die Kontrolle
über das Saatgut ist hierbei
ein Grundelement, genauso
Vielfalt der Kartoffelwie die Kontrolle über Boden
sorten In Perú
und Wasser.
Lateinamerikanische Länder mit gentechnischer
Produktion (2007)
Rang
2
3
7
9
13
Land
Mill. Hektar
Produkt
Argentinien
Brasilien
Paraguay
Uruguay
Mexiko
19,1
15,0
2,6
0,5
0,1
Soja, Mais, Baumwolle
Soja, Baumwolle
Soja
Soja; Mais
Soja, Baumwolle
Kolumbien, Chile und Honduras nehmen Rang 14, 15, u. 17
unter den weltweit größten Produzenten von GenProdukten mit weniger als 50.000 Hektar Anbaufläche
für Baumwolle, Nelken und Mais ein.
Quelle: ISAA
Die Ernährungssouveränität begründet die Notwendigkeit,
die Befriedigung der internen Nahrungsmittelnachfrage mit
der nationalen Produktion sicherzustellen und hebt die Vorreiterrolle der Bauern für die Lebensmittelerzeugung hervor.
Hüter des Saatgutes
Indigene Familien und Bauern haben seit jeher ihr Saatgut erzeugt und seit
alters her bewahrt und beschützt. Deshalb fordern sie das das Recht ein, ihr
Saatgut selbst zu gewinnen, zu verwenden, zu bevorraten und frei zu tauschen,
weil das Teil ihrer Kultur ist. Es sind
die Bäuerinnen, die in jeder Ernte die
Aufgabe übernehmen, das einheimische Saatgut zu sammeln, zu reinigen und für die nächste Aussaat aufzu bewahren.
Wächterinnen des Saatgutes
Was ist ein gentechnisch veränderter Organismus?
Ein gentechnisch veränderter Organismus, GVO, ist ein lebender Organismus
der durch die Manipulation seiner Gene künstlich geschaffen wurde. Zu diesem
Zweck isoliert man mit der entsprechenden Technologie Abschnitte des genetischen Materials eines lebenden Organismus (Bakterien, Viren, Insekten, einschließlich des Menschen) um dieses mit einer gewünschten Eigenschaft oder
einem bestimmten Merkmal in einen andern zu übertragen. So gibt es Mais und
Tomaten mit den Genen von Bakterien und Bananen, unter anderen Produkten
die Gene von Viren.
Der Widerstand gegen
GVO’s wächst
10
LATEINAMERIKA
Soja-Anbau Gesamtproduktion %
Land
Anteil Gentechnik
Argentinien
Paraguay
Brasilien
Für den Export
fast 100
mehr als 80
mehr als 30
Gentechnisch veränderte
Organismen, Saatgut des
Todes
92
65
72
Quelle: Amigos de la Tierra
Gewinnzuwachs bei den drei
größten Saatgutproduzenten
1 Monsanto *
2 Dupont *
3 Syngenta **
44 %
19 %
28 %
Es führt zum Anwachsen
der Vertreibung der
Bauern von ihrem Land
und zur sinkenden Nachfrage nach Arbeitskraft.
* In 2007 verglichen mit 2006
** Im ersten Drittel von 2008
Quelle : GRAIN
Forschung im Dienste
des Profits
Es reizt an zur Schaffung
von Monokulturen, schaltet die biologische Vielfalt
aus und führt zur Konzentration von Landbesitz.
Fördert den Einsatz von Chemikalien, die für die
menschliche und tierische Gesundheit giftig sind.
Traditionelle Techniken zur
Verbesserung von Pflanzen
Führt zur Verschmutzung der natürlichen
Ressourcen.
Verursacht die Beschleunigung der Waldvernichtung.
Die einheimischen früheren Kulturen unserer Länder
haben bei der Ausbreitung der genetischen Vielfalt eine
wichtige Rolle gespielt. In diesem Prozess haben sie
einige ertragstarke Sorten herausgelesen und andere
weniger leistungsfähige Pflanzen verbessert und so auf
natürliche Weise ihre Anpflanzungen an das
spezifische Mikroambiente angepasst.
Die Gewinnung produktiver Sorten haben sie durch die
Selektion einer Vielzahl von genetischen Merkmalen,
die schon innerhalb
der genetischen Vielfalt einer Art vorhanden waren, erreicht.
Partizipative
Pflanzenverbesserung ist eine
Strategie, bei der
die verschiedenenAkteure der
Wissenschaft und Technik
Produktionskette
können Produzenten und
(Züchter, Bauern,
Verbrauchern dienen.
Techniker) im
Prozess der Entwicklung von Sorten einer bestimmten Pflanze
zusammenarbeiten. In Ländern wie Guatemala,
Honduras und Nicaragua hat man diese Erfahrung bei
der Verbesserung von Bohnen, Mais und Hirse mit
einbezogen.
waawarenwaaaaaaaaaaaaaa
Was tun zur Verteidigung
natürlichen Saatgutes?
Unterstützung einer Landwirtschaft in kleinem Maß-stab, Konzentration auf
die lokalen Märkte, gesunde Lebensweise,
Sparen von Energie und
geringer Zugriff auf exterBiologische Vielfalt dient
ne Ressourcen
der Ernährungssicherheit
Stärkung der Produktion
und Auslese einheimischen Saatgutes.
Unterstützung der Netzwerke indigener
Organisationen zur Erhaltung einheimischen
Saatgutes.
Förderung gemeinsamer Messen für lokale
Saatgut und Austausch von Produkten.
Die Förderung des organischen Landbaus.
Zurückgewinnung der traditionellen
Pflanzungen unter den Bauern und Indigenas.
11
BRASILIEN
José Pedro Martins, São Paulo
Explosionsartiger Vormarsch gentechnisch
veränderter Organismen
Die Regierung Lula fördert trotz sozialen Widerstandes die Grüne Gentechnik
B
rasilien verfügt bereits über eines der größten Gebiete mit Pflanzungen gentechnisch veränderter
Kulturen. Die größte Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen vollzog sich trotz wachsenden
Widerstandes in der brasilianischen Gesellschaft hiergegen unter der Regierung von Luiz Inácio Lula de
Silva.
Im Jahre 2007 betrug in Brasilien die Gesamtfläche der mit derart veränderten Pflanzen kultivierten
Gebiete 15 Millionen Hektar und die Erwartung für Ende 2008 geht von einer so großen Ausdehnung der
Pflanzungen aus, dass das Land auf der globalen Skala den zweiten Platz erreicht, den bis 2007
Argentinien innehatte, stellt die gemeinnützige Organisation zur Erfassung der Anwendung von
Agrarbiotechnologien (engl.: ISAAA) fest.
Den ersten Platz in der globalen Rangfolge nehmen nach wie vor mit 57,7 Millionen Hektar im Jahre 2007
die USA ein. Dies ist fast die Hälfte der gesamten von der Grünen Gentechnik eingenommen Fläche auf
unserem Planeten.
Zwischen 2006 und 2007 war in Brasilien die Zunahme der mit gentechnisch veränderten Pflanzen
kultivierten Fläche größer als in den USA. In Brasilien wurden 3,5 Millionen Hektar neu mit diesen
Pflanzen bestellt, das entspricht einer Zunahme von 30% bezogen auf die Gesamtfläche gegenüber einer
Zunahme von 3,1 Millionen Hektar in den USA. Die Zunahme dieser Pflanzungen war proportional in
diesem Zeitraum nur im Vergleich mit Indien geringer, wo nach Angaben der ISAAA die entsprechende
Fläche von 3,8 Millionen Hektar auf 6,2 Millionen Hektar wuchs, dies entspricht einem Zuwachs von 63%.
„Das Fehlen von Trennung, Kennzeichnung und zuverlässiger
Verarbeitung führt zur Verunreinigung herkömmlicher und
traditioneller Sorten durch gentechnisch veränderte Sorten.“
IBAMA
Freigesetzte gentechnisch veränderte Organismen
Der Vormarsch gentechnisch veränderter Organismen vollzieht sich in Brasilien in exponentieller Form,
und unter der Regierung von Lula findet die größte Zahl der Freigaben für die Vermarktung gentechnisch
veränderter Organismen statt. Die erste Freigabe zur Vermarktung für gentechnisch veränderte Soja der
Firma Monsanto im September 1998, erfolgte noch unter der Regierung von Fernando Henrique Cardoso
(1994 – 2002). Die anderen Freigaben wurden hauptsächlich unter der Ägide dessen Nachfolgers, Lula,
erteilt, als die Nationale Technische Kommission für Biologische Sicherheit (CTNBio) mehr Macht erhielt.
Die CTNBio war der Schauplatz starken Widerstandes gegen neue gentechnisch veränderte Produkte in
der Zeit von 2003 bis 2008, als die Senatorin Marina Silva Umweltministerin war. Die Vertreter des
Umweltministeriums in der CTNBio- Kommission widersetzten sich mit Unterstützung der Ministerin
grundsätzlich der Freigabe gentechnisch veränderter Organismen, aber die Kommission hat durch
fortgesetzte Novellierungen ihrer Regeln die Zahl der Genehmigungen für gentechnisch veränderte
Produkte erhöht. Von den insgesamt 12 im Zeitraum von 10 Jahren der Aktivität der CTNBio registrierten
Genehmigungen zur Vermarktung gentechnisch veränderter Produkte wurden alleine sieben im Jahre
2008 erteilt.
12
„Die CTNBio hat in einer für die Gesundheit der Bevölkerung und der Umwelt Brasiliens
besorgniserregenden Weise gentechnisch veränderte Organismen freigegeben“, protestiert der Biologe
Mohamed Habib von der Landesuniversität von Campinas, und eine der kritischsten Stimmen im Lande,
gegen die Freigabe gentechnisch veränderter Organismen.
Die erste Veränderung des Regelwerkes der CTNBio fand im März 2007 statt, als man das für die
Zulassung zur Vermarktung gentechnisch veränderter Organismen notwendige Quorum in den
diesbezüglichen Sitzungen der Kommission von 18 auf 14 Stimmen verringerte.
Im Oktober 2007 richteten die Nationale Agentur zur Gesundheitsüberwachung (ANVISA) und das
Brasilianische Institut für Umwelt und erneuerbare Ressourcen (IBAMA), gesetzliches, mit dem
Umweltministerium verbundenes Organ, an den aus Ministern gebildeten Nationalen Rat für Biologische
Sicherheit, ein gegen die kommerzielle Freigabe der gentechnisch veränderten Maissorte MON 810
gewandtes Gesuch.
In ihrem Gesuch gegen die Zulassung von MON 810 hat IBAMA neben anderen Argumenten erklärt,
dass in den USA, Spanien, Argentinien und anderen Ländern, wo man mit der Freigabe gentechnisch
veränderten Mais eine Verunreinigung der konventionellen Sorten durch gentechnische veränderte
verursachte, soziale und kommerzielle Probleme geschaffen hat. Das Fehlen einer strikten Trennung,
Kennzeichnung und zuverlässiger Verarbeitung gentechnische veränderter Sorten führte zu einer
Verunreinigung konventioneller und ursprünglicher Sorten.
Im Februar 2008 diskutierte der Rat für Biologische Sicherheit über das Gesuch und bestätigte schließlich
die Freigabe von MON 810.
Risiko für biologische Vielfalt und Gesundheit
Nach Aussage der Organisation Beratung und Dienste für Projekte der Alternativen Landwirtschaft (ASPTA) steht hinter dem Mais der Sorte MON 810 eine Liste von „10 Problemen“, unter diesen die Tatsache,
dass „man keine Umweltstudien vornahm, um mögliche Risiken für das brasilianische Öko-Systems
durch diese kommerzielle Freigabe festzustellen und zu charakterisieren.“ In diesem Sinne vertritt der
Biologe Habib die Auffassung, dass die brasilianische Regierung und der CTNBio nicht dem Grundsatz
der Vorsicht folgen, wie er von Wissenschaftlern und Umweltexperten der ganzen Welt verteidigt wird.
Der Weg der gegangen wird ist gefährlich, so wie es bei den AgrarGiften geschah, die zur Lösung der Probleme erklärt wurden und heute
als schädlich erkannt sind.
Mohamed Habib
„Der Weg der gegangen wird ist ein gefährlicher Irrweg, so wie es bei den Agrar-Giften geschah, die zur
Lösung für die Probleme der Landwirtschaft erklärte wurden und heute als schädlich erkannt sind. Der
Einsatz von Agrar-Giften steigt mit der Ausbreitung der Grünen Gentechnik, dies ist das Gegenteil
dessen, was deren Verteidiger beteuern“, ergänzt Habib.
Nach Angaben der IBAMA stieg zwischen 2000 und 2004 in Brasilien der Verbrauch von Glyphosat,
aktiver Bestanteil der bei den gentechnisch veränderten Soja-Pflanzungen angewendeten Agrar-Gifte,
um 95%, während im gleichen Zeitraum die Anbaufläche für Soja um 71% wuchs. Im Bundesstaat Rio
Grande do Sul, wo sich die größte Anbaufläche von Gen-Soja befindet, stieg der Verbrauch von
Glyphosat um 162%, die Anbaufläche hingegen lediglich um 38%.
Am 13. Mai 2008 verließ die Senatorin Silva das Umweltministerium, und die unmittelbar folgenden
Erklärungen für ihren Rücktritt bezogen sich auf eine Reihe von Auseinandersetzungen innerhalb der
Regierung Lula, darunter der Widerstand wegen der Freigabe gentechnisch veränderter Organismen.
Am gleichen Tag an dem die Ministerin ihr Amt aufgab, wurde gegen die Regierung Lula während der
vierten Konferenz der Vertragsparteien des Protokolls von Cartagena 1) in Bonn, Deutschland, von sechs
Organisationen der brasilianischen Zivilgesellschaft massive Vorwürfe erhoben. In einem von
13
Greenpeace, AS-PTA, Gerechte Erde, Gesellschaft für Organische Landwirtschaft (AAO), dem
Brasilianischen Institut für Verbraucherschutz (IDEC) und dem Nationalen Kleinbauern-Verband (ANPA)
unterzeichneten Dokument vertraten diese Organisationen den Standpunkt, dass die Regierung Lula
keine Maßnahmen ergriffen habe, um in Brasilien eine Gefährdung der biologischen Vielfalt und der
menschlichen Gesundheit zu verhindern, weil sie keine Untersuchungen über die Auswirkungen von
gentechnisch verändertem Mais auf Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung des Landes verlangt.
In dem auf den Rücktritt der Ministerin Silva folgenden Monat, im Juni 2008, versammelte sich der Rat für
Biologische Sicherheit erneut, um im Gegenteil über ein Ersuchen für die Zulassung einer neuen Sorte
gentechnisch veränderten Mais zu diskutieren. In diesem Treffen wurde beschlossen, dass ab sofort der
CTNBio die uneingeschränkte Vollmacht hat, die technischen Voraussetzungen für die mögliche
Zulassung neuer gentechnisch veränderter Produkte zu bewerten. Unverzüglich genehmigte man die
Zulassung von Baumwolle Liberty Link der Bayer CropSience und Mais von Syngenta und Monsanto,
allesamt gentechnisch veränderte Produkte.
Der den gentechnisch veränderten Produkten gewogene Bereich hat auch im Brasilianischen National
Kongress seine Verteidiger.
Am 16. Oktober 2008, just an dem Tag, an dem man den Welt-Ernährungstag beging, stellte der
Abgeordnete Luis Carlos Heinze im Parlament ein Projekt vor, welches die gegenwärtigen Regeln zur
Kennzeichnung von gentechnisch modifizierten Lebensmitteln verändern würde.
Die Verordnung 4.680/03 legt fest, dass alle Erzeugnisse die mehr als 1% gentechnisch veränderte
Bestandteile in ihren Rohstoffen beinhalten, entsprechend gekennzeichnet sein müssen. Ein T innerhalb
eines gelben Dreieckes weist auf gentechnisch veränderte Bestandteile hin
Nach dem von Heinze vorgeschlagenen Projekt sollte neben anderen Veränderungen am
Kennzeichnungs-Gesetz auch dieses Symbol wegfallen. Der Abgeordnete vertritt den Bundesstaat Rio
Grande do Sul, wo sich die größten Anbauflächen Brasiliens für gentechnisch verändertes befinden. Ω
1) Das Internationale Protokoll über Biologische Sicherheit, nach seinem Verhandlungsort in Cartagena in Kolumbien kurz
Cartagena-Protokoll genannt, ist ein internationales, völkerrechtlich bindendes Abkommen über den grenzüberschreitenden
Transport, Handhabung und Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Das Cartagena –Protokoll trat am 11.
September 2003 in Kraft, ihm gehören gegenwärtig 143 Protokoll-Vertragspartner an. Betroffen von diesem Abkommen sind vor
allen Dingen Mais und Soja.
BRASILIEN
Für soziale Gerechtigkeit
und Ökologie
Erzbischöfe sind besorgt wegen der Lage der
kleinen und mittleren Bauern.
Obwohl einige Teile der Zivilgesellschaft und die Regierung selbst einen gegenteiligen Eindruck
vermitteln, erfolgen in Brasilien Zulassung und Aussaat gentechnisch veränderter Organismen in
beschleunigtem Rhythmus.
Dessen ungeachtet erfährt die Regierung von Luiz Inácio Lula große Kritik, sowohl aus Bereichen die
historisch der Laufbahn des Präsidenten und seiner Arbeiterpartei verbunden gewesen sind, als auch von
Seiten der katholischen Kirche.
Im Mai 2003, als Lula sein Amt übernahm, präsentierten die die „Pastoral-Kommission der Erde“ (CPT)
begleitenden Bischöfe eine „Erklärung zu gentechnisch veränderten Organismen“ und bekräftigten neben
anderen Punkten, dass die Zulassung gentechnisch veränderter Organismen im Widerspruch zu den
14
Grundsätzen der Schadensvermeidung, der sozialen Gerechtigkeit, „ökologischer Gerechtigkeit“ und der
Vorsorge gerichtet ist. Die Bischöfe zeigten sich besonders über die Lage der kleinen und mittleren
brasilianischen Bauern besorgt, die durch das unerbittliche globale Monopol der Produktion und
Vermarktung gentechnisch veränderten Saatgutes, das unter der Herrschaft einer begrenzten Gruppe
riesiger und mächtiger transnationaler Unternehmen steht, bedroht sind.
Es vergingen seit dieser Erklärung fast sechs Jahre und schon verzeichnet man einige Zulassungen
neuer gentechnisch veränderter Produkte und entsprechende Aussaaten in verschiedenen Gebieten
Brasiliens, so dass sich die das damalige Dokument unterzeichnenden Bischöfe heute noch besorgter
zeigen. So wie im Falle von Monsignore Pedro Casaldáliga , im Ruhestand befindlicher Bischof von São
Félix do Araguaia im Bundesstaat Mato Grosso.
„Die Regierung Lula folgt dem gleichen neoliberalen Lehrbuch, denn die gentechnisch veränderten
Produkte sind mit der Ausbreitung von Monokulturen und dem großen Agrargeschäft verbunden, was nur
ein neuer Begriff für Großgrundbesitz ist“, sagt Monsignore Casaldáliga, einem der größten Namen der
Theologie der Befreiung in Lateinamerika. „ Es gibt Hoffnung durch die Bewegungen für eine Agrarreform
und die Nicht-Regierungs-Organisationen, die für das Leben und deshalb gegen die Grüne Gentechnik
kämpfen“, erklärt er.
Für Monsignore Casaldáliga ist das Welt-Sozial-Forum von Amazonien, dass Ende Januar 2009
stattfindet, ein neues Moment der Stärkung des „planetarischen Bewusstseins zur Verteidigung des
Lebens und des Kampfes gegen gentechnisch veränderte Organismen, der in diesen Zusammenhang
eingebunden ist“.
Ω
-
José Pedro Martins.
15
MÉXIKO
Karen Trejo; Mexico Stadt
Einheimischer Mais in Gefahr
Import, Vermarktung und experimentelle Aussaat von gentechnisch verändertem
Mais bedrohen die genetische Vielfalt dieses Getreides.
Die möglichen Auswirkungen von gentechnisch verändertem Mais auf die einheimischen Sorten lösten
in Mexiko eine jahrelange Debatte aus. In diesem Land gibt es 59 verschiedene Sorten von Mais. Dieses
Getreide stellt für die Mehrheit der Mexikaner einen wichtigen kulturellen, symbolischen und spirituellen
Wert dar. Deshalb drückt sich die Wahrnehmung der mit gentechnisch verändertem Mais verbundenen
Risiken in Äußerungen aus, die das Eindringen dieser Art von Mais in das Land als harten Schlag gegen
die mexikanische Landwirtschaft und ihre biologische Vielfalt empfinden.
„Das Eindringen des genmanipulierten Mais erscheint nicht nur besonders besorgniserregend wegen der
soziokulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung den der traditionelle Anbau von Mais in Mexiko hat“,
sondern auch, weil dieses Land „eines der Ursprungszentren des Mais ist, und eine Sorte dieses
Getreides in Mexiko zu verlieren, bedeutet, dass der gesamte Planet sie verliert“, stellt eine
Untersuchung mit dem Titel Mais und biologische Vielfalt fest: The effects of Transgenic Maize in Mexico,
die 2004 von der Kommission für Umweltzusammenarbeit in Nordamerika (CCA), der seit 1994 Mexiko,
die USA und Kanada angehören, vorgenommen wurde.
Die mexikanische Regierung hat Untersuchungen zu diesem Thema gefördert, aber deren Ergebnisse
wurden nur zögernd verbreitet. Dennoch haben andere Studien gezeigt, dass gentechnisch veränderter
Mais in Mexiko in dort einheimische Sorten eingeschleppt wurde.
Experimentelle Aussaat
Die Fälle wurden erstmals im November 2001 dokumentiert, als die Zeitschrift Nature über das Auffinden von
Verunreinigungen einheimischer Maissorten durch gentechnisch veränderten Mais im Bundesstatt Oaxaca berichtete. Dieses war die erste Information über die experi-mentelle Aussaat von Gen-Mais ohne Überwachung und
ohne Regulierung. Das ist nach Artikel 69 des 2005 verabschiedeten Gesetzes über Biologische Sicherheit von
gentechnisch veränderten Organismen verboten. Dieses
Gesetz bestimmt die Mechanismen zur Genehmigung
der Aussaat und der Überprüfung der Erlaubnisse.
Gemäß einer bis Februar 2007 von der UmweltorganiIn Mexiko gibt es 59 verschiedene Sorten Mais
sation Greenpeace in Mexiko durchgeführten Überprüfung ist Gen-Mais in den Landgemeinden von Michoacán, Sinaloa, Distrikt Federal, Tamaulipas und
Chihuahua anzutreffen.
In Michoacán, das wegen der Reinheit der hier angebauten Getreidearten als das landwirtschaftliche
Herz im Zentrum des Landes gilt, ist gentechnisch verändertes Saatgut möglicherweise in einzelnen
Fällen von Migrantenfamilien die in den USA leben, in ihre Heimatgemeinden geschickt worden und in
Unkenntnis der Art des Saatgutes ausgesät worden, sagt Roberto Duarte, Mitglied der ländlichen
Erzeugervereinigung von Lerma.
Trotzdem prangert Alejandro Espinoza, Koordinator des wissenschaftlichen Beirates der
interministeriellen Kommission für Biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen
(CIBIOGEM) an, dass es Fälle gibt, in denen transnationale Unternehmen wie Pioneer, DuPont und
16
Monsanto und anderen im Süden der USA ansässigen Firmen, die sich dem Verkauf von Gen-Mais
widmen, diesen an Erzeuger in Sinaloa verteilen, Bundesstaat für Exporte von landwirtschaftlichen
Erzeugnissen im Norden Mexikos.
Ein Bericht der CCA rechnet, dass auf der Grundlage des in den USA angebauten Anteils an Gen-Mais,
die mexikanischen Importe von Mais aus den USA einen Anteil von 25% bis 30% Gen-Mais enthalten.
Der Bericht erklärt, dass zwei Sorten von aus den USA stammendem Gen-Mais über zwei genetisch
veränderte Merkmale verfügen: 1) Transgene Bt für die Resistenz gegen bestimmte Insektenlarven, 2)
andere Transgene für die Resistenz gegen bestimmte Herbizide.
Ernste Warnung
Die Studie der CCA stellt fest, dass „ es bis heute keine Beweise gibt, dass die Übertragung der
Merkmale der gegenwärtigen gentechnisch veränderten Maissorten in Kanada, den USA oder Mexiko
wesentliche Folgen für Gesundheit und Umwelt gehabt hätten. Trotzdem ist diese Frage noch nicht im
Zusammenhang mit dem mexikanischen Öko-System untersucht worden“.
Und die Studie spricht eine Warnung aus. „ Die Folgen für die genetische Vielfalt des mexikanischen
Mais könnten direkte Auswirkungen auf die Vielfalt des Mais und des Öko-Systems in ganz Nord-Amerika
und dem Rest der Welt haben. Mehr noch, die verunreinigenden Gene werden zweifellos größere
Auswirkungen auf die biologische Vielfalt Mexikos haben. Eines der möglichen, belastenden Gene wirkt
als Pflanzenschutzmittel –das Toxin Bt- und man weiß, dass es neben den gewöhnlich in den USA
anzutreffenden Schädlingen auf das es zielt, auch Wirkungen in andern Organismen auslöst.
„Die Folgen für die genetische Vielfalt des mexikanischen Mais könnten
direkte Auswirkungen auf ganz Nord-Amerika und den Rest der Welt
haben“.
- CCN -
Die bis Februar 2007 von der Umweltorganisation Greenpeace im Rahmen einer Überwachung in Mexiko
erhobenen Daten weisen auf das Vorkommen der Transgene npt II und Cry1AB in den Anbauflächen des
Bundesstaates Sinaloa hin, sowie das Vorkommen der Transgene EPSPS, Cry1Ab und Cry9C im Distrikt
Federal, ohne dass man sich auf die möglichen Folgen bezieht.
Die Debatte
Das Gesetz über die biologische Sicherheit gentechnische veränderter Organismen betrifft die
Regulierung und Überwachung der versuchsweisen Zulassung dieser Organismen mit dem Ziel der
Erforschung, Vermarktung, sowie des Im- und Exportes derselben.
Drei Jahre nach der Verabschiedung dieses Gesetzes veröffentlichte man im Gesetzesblatt des
Bundesstaates im März 2008 die Regeln des besagten Gesetzes ohne die Bürgschaft des Beirates der
CIBIOGEM, beklagt Espinoza.
Als Reaktion hierauf planen Umweltgruppen wie Greenpeace und die Gruppe für Umweltstudien eine
Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz einzulegen. Das Hauptargument gegen das Gesetz beruft
sich darauf, dass darin keine Rahmenbedingungen für die Gewährleistung der biologischen Sicherheit bei
der Aussaat von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko berücksichtigt sind, „ weshalb das Gesetz die
Schritte zur Zulassung dieses Getreides nicht einschließt“, unterstreicht in einem Telefoninterview Aleida
Lara, Koordinatorin der Kampagne für nachhaltige Landwirtschaft und Grüner Gentechnik von
Greenpeace Mexiko.
In einer gemeinsamen Verlautbarung stellen diese Organisationen fest, „dass die Bundesregierung
versucht, die Aussaat der gentechnische veränderten Organismen am Gesetz vorbei zu genehmigen, da
man noch keine Leitlinien zum Schutz der einheimischen Maissorten eingeführt hat“, wie das gemäß
Artikel 2 , Teil II im Gesetzes über die biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen
festgelegt ist.
17
Diese Regel bezieht sich auf die Notwendigkeit „die Grundsätze der nationalen Politik im Bereich der
biologischen Sicherheit für gentechnisch veränderte Organismen und die Instrumente bei ihrer
Anwendung zu bestimmen.“
Die Organisation „Semillas de La Vida (Samen für das Leben) ihrerseits argumentiert in ihrer Kampagne
der offenen Briefe „die Gesundheit der mexikanischen Familien und das Recht der Völker die
Selbstständigkeit über die freie Verwendung des aus ihren Ernten gewonnenen Saatgutes zu bewahren,
und 5000 Jahre Entwicklung in denen Mexiko von Mais ernährt wurde, sind Gründe genug, mit Umsicht
und Klugheit zu handeln“.
Semillas de la Vida fordert ein Aussetzen der durch die CCA 2001 geschaffene experimentelle Aussaat
von Gen-Mais in Mexiko und außerdem die uneingeschränkte Erfüllung des Gesetzes über die
biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen.
Zusammen mit den Operationen der transnationalen Unternehmen und dem Fehlen der politischen
Übereinstimmung den genetischen Reichtum des einheimischen Saatgutes auf der einen Seite, und die
Sicherheit der Bauern und Konsumenten auf der anderen Seite, zu bewahren, war der dritte Faktor, der
zur Erzeugung von Mais auf der Basis Grüner Gentechnik ermunterte, die Einbeziehung von Mexiko in
den nordamerikanischen Freihandelsvertrag (TLCAN) vor 14 Jahren, stellt Greenpeace in seiner am 28.
Februar 2007 veröffentlichten Aufzählung von Fällen der Verunreinigung durch gentechnisch veränderten
Mais in Mexiko fest.
Die Alternative
Auf der Grundlage seiner Normen zum Umweltschutz empfahl der CCA drei Ländern in seinem Bericht
von 2004, die kommerzielle Aussaat von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko ohne Regulierung
weiterhin auszusetzen, als auch die Einfuhr dieses Erzeugnisse zu verringern und zu überwachen, so
lange man nicht die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt durch Forschungen überprüft hat.
Im gleichen Bericht hat man vorgeschlagen, dass Unternehmen auf den Etiketten ihrer Produkte die
genetische Herkunft angeben, damit der Verbraucher sein Recht ausüben kann, zu wählen was er
verzehren möchte. Außerdem wird empfohlen, dass man mittels eines an die Bauern gerichtetes
„Erziehungsprogramm“ diese besser informiert, damit sie keinen Mais aussäen der gentechnisch
veränderte Samen enthält und keine aus den USA oder anderen Ländern, in denen gentechnisch
veränderte Organismen angebaut werden, mitgebrachtes Saatgut verwenden.
Leider geschieht dies in Mexiko nicht in überzeugender Weise.
Ω
18
CHILE
Rocio Alorda, Santiago
Einheimisches Saatgut, Verteidigung der
biologischen Vielfalt
Bäuerinnen und Bauern fördern ökologischen Anbau und bewahren von den
Vorfahren überkommenes Saatgut
Angsichts der Zunahme der Grünen Gentechnik und
der Zunahme von Monokulturen führen die Bäuerinnen
und Bauern in Chile einen Kampf um die Erhaltung der
genetischen Vielfalt und des althergebrachten Saatguts.
Mit verschiedenen Initiativen zum Schutze des biologischen Erbes haben sich Bäuerinnen und Bauern erhoben um zu verhindern, dass man die traditionellen Kulturen verunreinigt oder diese verschwinden.
Wenngleich Chile kein Land ist, das international als Produzent von gentechnisch verändertem Soja oder Mais bekannt ist, so sicher ist es, dass in diesen Breitengraden
gentechnisch verändertes Saatgut erzeugt und in die Welt
exportiert wird.
Bäuerinnen der ökologischen Landwirtschaft
Ein Welt-Saatgutproduzent?
retten und schützen althergebrachtes Saatgut
Die Geschichte von gentechnisch veränderten Organismen in Chile ist noch jung. Im Jahre 1992 erlaubte
man gemäß einer Regelung des Dienstes für Landwirtschaft und Viehzucht (SAG)die Einfuhr gentechnisch
veränderten Materials. Diese Regelung erlaubt den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zur
Saatgutgewinnung für den Export, um Bodenerprobungen durchzuführen, und zu anderen Zwecken. Darauf
weist Maria Isabel Manzur, Expertin für Gentechnik bei der Stiftung Nachhaltige Gesellschaft, in einem
Bericht über die Situation gentechnisch veränderter Organismen in Chile und der übrigen Welt hin.
Zu Beginn dieser Untersuchung bestätigt sie, dass „Chile gentechnisch verändertes Saatgut produziert,
um damit die Märkte der USA und Europas zu beliefern, und die in diesen Handel einbezogenen
Unternehmen sind mehrheitlich transnationale Firmen.“
„Saatgut wiederzugewinnen ist ein politischer Kampf von großer
Bedeutung und Wichtigkeit“.
- Francisca Rodriguez -
Nach Zahlen des SAG gab es im Jahre 2000 in Chile mehr als 8.000 Hektar Kulturen mit gentechnisch
veränderten Pflanzen, von denen 95% aus Gen-Mais und 2% aus Gen-Soja bestanden. Wenngleich auf
den ersten Blick die Erzeugung von gentechnisch verändertem Saatgut keinen großen Schaden in der
biologischen Vielfalt verursacht, so sicher ist aber andererseits auch die Verunreinigung und Belastung
durch Pollenübertragung eine Tatsache.
„Von 1994 an verfügte man die räumliche Isolierung von Gen-Mais und Gen-Soja zum Schutz der
Biodiversität. Diese Verfügung bedeutet lediglich, dass die entsprechenden Saatgutkulturen lediglich
einen Abstand wahren müssen, um die Verunreinigung durch andere nahe gelegenen Pflanzungen zu
19
verhindern , aber es wird nicht verlangt, dass die Gen-Kulturen selbst Abstand halten oder absperrende
Maßnahmen ergriffen werden müssen , um benachbarte andere Pflanzungen oder die natürliche Flora
vor Verunreinigung zu schützen“, berichtet Maria Isabel Manzur.
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Berichte über die Auswirkungen gentechnisch veränderter
Pflanzungen auf die Umwelt, obwohl der bäuerliche Sektor diese eindeutig festgestellt hat. Das Nationale
Institut für landwirtschaftliche Forschung weist jedoch darauf hin, das diese Pflanzungen 23
prähispanische Maisarten durch Pollenübertragung verunreinigen könnten, von denen sieben vom
Aussterben bedroht sind.
Saatgut-Kampagne
Ungeachtet dieses Panoramas wird das reiche genetische Erbe der biologischen Vielfalt Chiles von
denen geschützt, die traditionell mit Respekt und Hingabe damit gearbeitet haben: den Bauern und
Bäuerinnen.
Seit 2002 hat die Nationale Vereinigung der Landfrauen und Indigenas von Chile (ANAMURI) eine
Saatgut-Kampagne entfaltet, die während der ganzen Jahre zu verschiedenen Aktionen führte, wie
kleinbäuerliche Pflanzenaufzuchten, Austausch von Saatgut und Messen zum Thema biologische Vielfalt.
Francisca Rodriguez, Direktorin von ANAMURI und verantwortlich für die Kampagne erklärt, dass die
Menschen die Botschaft so verstanden haben, dass die Frage von Saatgut vor allen Dingen bei den
Frauen wieder großes Interesse findet und sich zu einer Leidenschaft von vielen verwandelt.
„Saatgut wiederzugewinnen ist ein politischer Kampf von großer Bedeutung und Wichtigkeit. Das ist eine
lautlose, lokale Aktion, die täglich stattfindet. Das ist keine von Pauken und Trompeten begleitete Aktion,
im Gegenteil, dies ist eine lautlose Kampagne, die man mit Hingabe macht, ein Kampf den man Tag für
Tag aus Überzeugung, mit Gefühl und Bewusstsein führt“, erklärt Francisca Rodriguez.
Saatgut stellt für die bäuerliche Welt schlechthin das Leben dar und wird von Bauern wie Carlos Opazo ,
Bauernführer und Beauftragter, der sich in den vergangenen 14 Jahren der Wiedergewinnung von
Saatgut zur Bewahrung der biologischen Vielfalt angesichts der Bedrohung durch gentechnisch
verändertes gewidmet hat, gehütet und bewahrt. Damit begann auch seine Suche nach herkömmlichem
Saatgut, insbesondere bei Bohnen, was dazu führte, dass 85 Sorten von Bohnen und 40 Sorten von Mais
erfasst wurden.
„Der Schutz und die Verteidigung des genetischen Potenzials von Produkten der Ernährung und von
Pflanzen, übertragen auf den Schutz von Saatgut, ist eine Maßnahmen zugunsten des Lebens, die
besonders von den indigenen Frauen und von den Bauern immer wahrgenommen wurde“, erläutert
Opazo.
Die Beauftragten für diese Aufgabe schützen das natürliche genetische Erbe auch durch ihre Ablehnung
gegenüber hybriden Produkten „weil hybrides Saatgut den großen Saatgutunternehmen eine große
Macht und Kontrolle zuwachsen lässt, denn diese Art von Saatgut zwingt den Bauern, Jahr für Jahr neue
Samen von diesen Firmen zu kaufen, um produzieren zu können.“ Um das traditionelle Saatgut zu
schützen, haben die Beauftragten auch ihre Stimme erhoben, um die Auswirkungen gentechnisch
veränderter Organismen anzuprangern.
„Die wesentlichsten Folgen gentechnisch veränderter Produkte ist die Abhängigkeit bei der
landwirtschaftlichen Produktion und bei der Gestaltung der der Agrarpolitik die nicht vom eigenen Land
bestimmt, sondern vom Weltmarkt und Institutionen wie der Welt-Handels-Organisation (WTO) diktiert
werden, die davon geleitet sind, große Mengen in kurzer Zeit zu produzieren. Außerdem führt Grüne
Gentechnik zu einer perversen Verkettung, bei der wir die Souveränität über unsere Ernährung verlieren,
wenn letztendlich alles der Markt bestimmt,“ erklärt Opazo.
Die Vorreiterrolle der Bäuerinnen
Die Bäuerinnen haben immer eine wichtige Funktion in der Verteidigung bäuerlicher Traditionen erfüllt,
was die die Bewahrung althergebrachter Kenntnisse und überlieferten Wissens ermöglichte. Deshalb
haben sie eine Vorreiterrolle bei der Verteidigung der genetischen Vielfalt übernommen.
20
Jacqueline Arriagada, Ortsvorsteherin der Gemeinde Quillón in der Region Bio Bio macht eine wichtige
Arbeit bei der Verteidigung der Ernährungs-Souveränität und dem Schutz herkömmlichen Saatgutes.
„Als Organisationen der Landfrauen befinden wir uns in einem Prozess der Bildung bei dem Thema
Biodiversität, und zu Beginn dieses Prozesses haben wir uns als Organisationen zur Verteidigung der
lokalen und regionalen Biodiversität zusammengetan und darüber hinaus auf solidarische Weise auch mit
den nationalen und internationalen“, erklärt Arriagada.
Dieser Bildungsprozess hat ermöglicht, dass sie in ihren Gemeinden Erfahrungen als Organisation agrarökologischer Gruppen sammeln, in denen sie unter anderem auch Gemüsesanbau betreiben,“ Die
Organisationen sind hauptsächlich Zusammenschlüsse von Frauen, denn die gesunde Ernährung der
Familie ist zweifellos unsere große Aufgabe,“ bekräftigt Arriagada.
„Das was man jetzt gerade entwickelt, ist die Agrar-Ökologie, die aber
nichts anderes als die von unseren Vorfahren ererbte Landwirtschaft
ist“.
- Francisca Rodriguez Vom organischen zum agrar-ökologischen Anbau
Als Antwort auf die industrielle Erzeugung von Nahrungsmitteln keimte mit großer Kraft der organische
Anbau auf, der auf viel sauberer und sicherer Weise bei geringeren schädlichen Auswirkungen auf die
Umwelt Nahrungsmittel erzeugt.
Nach Meinung von Francisca Rodriguez war diese Art von Landwirtschaft ein guter Aufbruch zur
Wiedererlangung einer sauberen Produktion. Jedoch „Biopiraten“ – ausländische Unternehmen – die
diese Form bäuerlicher Landwirtschaft rauben, kamen und bemächtigten sich des organischen Landbaus,
und heute hat sich diese Art der Produktion in ein gutes Geschäft verwandelt. Die Bauernbewegungen
und internationalen Organisationen zur Verteidigung der Biodiversität haben eine Reihe von Biopiraten
ausgemacht, die durch die Welt ziehen und sich aus Landgemeinden und von indigenen Völker
stammende Pflanzen und Samen aneignen und patentieren lassen. Einige dieser des Diebstahls
biogenetischer Informationen beschuldigten Unternehmen sind unter anderen Syngenta, Nanosys und
Monsanto.
„Das was man gegenwärtig entwickelt, ist die Agrar-Ökologie, was als Wissenschaft keine andere Sache
als die von unseren Vorfahren ererbte Landwirtschaft ist, das heißt, man nimmt die Kulturformen unserer
Vorfahren um sie fort zu entwickeln und mit neuen Methoden zu kombinieren, denn die Landwirtschaft ist
nie eine statische Sache gewesen, sondern befand sich immer in einem evolutionären Prozess“, erläutert
Rodriguez.
Deshalb ist die Agrar-Ökologie die Wiederaneignung der Kenntnisse der überkommenen und bäuerlichen
Landwirtschaft, was bedeutet, weiterhin mit einer Landwirtschaft zu produzieren, die gesunde und sichere
Lebensmittel liefert und sich im Einklang mit der Erde und der Natur befindet, weil sie frei von
Chemikalien und Agrargiften ist.
Auf diese Weise, mit agrar-ökologischem Landbau und organisierten Frauen und Männern die sich des
Wertes ihres Saatgutes bewusst sind, hütet Chile seinen biologischen Schatz, der sich im Dienste der
Menschheit in den Händen der Bauern befindet.
Ω
21
CHILE / TESTIMONIO
Rocio Alorda , Santiago
„In je mehr Händen es sich befindet,
desto geschützter ist Saatgut“
Francisca Rodriguez, Direktorin der Nationalen Vereinigung der Landfrauen und Indigenas von
Chile(ANAMURI) ist die Verantwortliche für die „Saatgut – Kampagne“, die seit sechs Jahren in diesem
südamerikanischen Land durchgeführt wird und dem Ziel dient, einheimischem Saatgut wieder zu einer
allgemeinen Wertschätzung zu verhelfen.
„Ich würde sagen, das was man traditionell auf dem Lande getan hat, ist die Anwendung von Techniken
zur Entwicklung der Erde. Früher bestand nicht die Notwendigkeit, Saatgut vor fremden Zugriff zu
schützen, sondern es war erforderlich Samen zu vermehren, weiterzuentwickeln und zu verbessern, um
sie an unterschiedliche Klimabedingungen und Böden anzupassen.
Damals war dies immer ein Vorgang der Weiterentwicklung und eine alltägliche Herausforderung, und als
Ergebnis der täglichen Praxis die qualitative Verbesserung der Erzeugnisse zu sehen, war eine
Genugtuung.
Diese große Zunahme der verschiedenen Saatgutsorten ist eine wunderbare Sache und war die Lösung
die Welt in dem Maße zu ernähren, wie sich die Welt entwickelte. Andererseits entdeckte man, dass
eines der rentabelsten Geschäfte Nahrungsmittel sind, und man richtet den Blick auf den ländlichen
Raum und die Natur und begann mit deren Inbesitznahme.
So setzte das Auftauchen der Bio-Piraten ein, die anfangs als Freunde kamen und das was wir machten
lobten und vorgaben, unsere Kultur kennen lernen zu wollen, aber nichts anders waren, als moderne
Piraten, die gekommen waren, sich unser Saatgut zu nehmen, unser Pflanzen zu rauben, um diese in
ihren Laboratorien des Bösen einzusperren, um sie zu verändern und steril zu machen, um so ihre
Selbstvermehrung zu unterbinden.
„Sie – die großen Unternehmen - halten das Saatgut zurück,
um damit Handel zu treiben,
wir hingegen schützen es, um es mit anderen zu teilen“
- Francisca Rodriguez -
Was haben wir angesichts dessen getan? Wir leisten Widerstand, und Widerstand leisten heißt in diesem
Fall zu wissen, dass wir die Natur verteidigen und schützen müssen, die wir früher nur zu ihrer
Vervielfältigung entwickeln mussten. Heute besteht die dringende Notwendigkeit die Natur zu schützen,
zu bewahren und sie für kommende Generationen zu reproduzieren und dies bewusst zu machen.
Aber die Reproduktion ist ein langsamer Vorgang, nicht wie die Vervielfältigung, die ein schneller Prozess
ist. Die Reproduktion in kleinem Maßstab ist langsam, wie die Genesung eines Kranken in einem
Sanatorium, bedeutet die Suche nach Saatgut dort wo es vorkommt, um es zu schützen und zu
vermehren, bis eine Menge erreicht ist, die es erlaubt, das man es an andere verteilt. Dann können
andere das Gleiche was du selbst machtest tun, denn in je mehr Händen das Saatgut ist, desto
geschützter ist es auf diese Weise.
Dies ist der Unterschied zu den großen Unternehmen, denn diese halten das Saatgut zurück um damit
Handel zu treiben und ein Geschäft zu machen, Wir hingegen schützen und bewahren das Saatgut, um
es mit anderen zu teilen, damit hoffentlich die ganze Welt es in ihren Gärten hat. Denn dann ist das
Saatgut gerettet, obwohl die Unternehmen ihre Patente auf Saatgut haben“.
Ω
22
Monsanto, nicht santo (heilig)
Entstanden 1901 in Saint Louis, Missouri, USA, stellte Monsanto anfangs Sacharin, den ersten
künstlichen Süßstoff, her. In den 70er Jahre zeigte sich, dass Sacharin in großen Mengen konsumiert,
Krebs verursachen kann. In den 20er Jahren wurde Monsanto zu einem der Hauptproduzenten von
Schwefelsäure und anderen Grundstoffen für die chemische Industrie. Seit der 40er Dekade bis heute ist
Monsanto eines der 10 größten Chemieunternehmen der USA geblieben.
Mitte der 30er Jahre begann das Unternehmen mit der Produktion von polychloriertem Biphenyl (PCB),
einer chemischen Verbindung die von der Industrie in elektrischen und hydraulischen Aggregaten
verwendet wird. Forschungen in den 60er und 70er Jahren ergaben, dass PCB stark krebserregende
Wirkung hat und in engem Zusammenhang mit Störungen der Fortpflanzungsfähigkeit, der Entwicklung
und des Immunsystems steht. Im Jahre 1976 wurde in den USA die Herstellung von PCB verboten, aber
seine toxischen Wirkungen und von diesem Stoff verursachte Störungen des Hormonhaushaltes
bestehen weltweit bis heute.
Gegen Ende der 40er Jahre begann Monsanto mit der Herstellung des Unkrautbekämpfungsmittels 2,4,5T, das bei den Arbeitern die mit diesem Mittel arbeiteten Hautausschläge, Schmerzen in Gliedern,
Gelenken und anderen Körperteilen hervorrief und zu Schwäche, Reizbarkeit, Nervosität und Verlust der
Libido führte. Interne Dokumente des Unternehmens zeigen, dass man wusste, dass jene Personen
tatsächlich so krank waren wie sie es beschrieben, aber das Unternehmen verheimlichte alle Beweise
hierüber. Der für die Erkrankungen der Arbeiter verantwortliche, in 2,4,5-T enthaltene Schadstoff, wurde
1957 unter dem Begriff Dioxin beschrieben, aber schon vorher hatten sich Spezialisten für chemische
Kriegsführung der US-amerikanischen Streitkräfte für besagte Substanz als mögliche chemische Waffe
interessiert. Monsanto schloss hierüber mit ihnen ein Abkommen.
Das von Monsanto hergestellte, unter dem Namen Agent Orange bekannt gewordene
Unkrautbekämpfungsmittel, eine Mischung aus 2,4,5-T und 2,4-D mit hoher Dioxinkonzentration, wurde
von den US-amerikanischen Streitkräften während des Vietnamkrieges zur Entlaubung der
vietnamesischen Wälder eingesetzt. Veteranen des Vietnamkrieges litten unter Schwächesymptomen,
die dem Kontakt mit Agent Orange zuzuordnen waren und klagten deshalb gegen Monsanto und sechs
weiter Chemieunternehmen. Im Jahre 1984 wurde Monsanto dazu verurteilt, 45 % einer von den sieben
beklagten Unternehmen an die Kläger zu zahlende Entschädigungssumme von insgesamt 180 Millionen
US-Dollar zu übernehmen.
Monsanto stellt Roundup, das Unkrautbekämpfungsmittel Glifosat her. Dieses Mittel ist das weltweit
meistverkaufte Unkrautbekämpfungsmittel und wird aggressiv als sicheres Herbizid, das für die
allgemeine Anwendung auf Rasenflächen, in Gärten, bis hin zu großen Wäldern beworben.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Glifosat für im Wasser lebende Organismen
giftig ist, langfristig verheerende Auswirkungen auf die Umwelt haben kann und in lebenden Zellen erste
kanzerogene Veränderungen verursacht.
Das transnationale Unternehmen hat so gefährliche Insektenbekämpfungsmittel wie das DDT geschaffen,
dass gegenwärtig in fast allen Ländern verboten ist. Es stellt auch Wachstumshormone für die
Rinderzucht und Hormone für die Anregung der Milchproduktion bei Milchkühen her, deren Einsatz in
Europa wegen zu großer Risiken für die menschliche und tierische Gesundheit verboten ist.
In Kenntnis der verschieden Studien die zeigen welche die schwerwiegenden Einflüsse des von
Monsanto hergestellten Gen-Mais Mon 810 auf die Umwelt und welche langfristig negativen
Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben können, verbot im vergangen Jahr Frankreich
dessen Anbau.
Ω
--Con información de Agencia Prensa
MERCOSUR, Adital y Punto Final.
23
KOLUMBIEN
Susan Abad, Bogotá
Bauern retten
althergebrachtes
Saatgut
Die Agrarpolitik des Staates läuft
dem Einsatz einheimischen Saatgutes
zuwider.
Die mehr als vier Jahrzehnte der inneren
Bauern der Vereinigung indigener Produzenten und Landwirte arbeiten bei der Gewinnung einheimischen Saatgutes
Gewalt die Kolumbien erlitten hat und noch
immer erleidet, scheint auch auf dem Lande
ihre Wut ausgelassen zu haben. „Wenn die Vertriebenen und durch das herrschende Wirtschaftsmodell
Ausgeschlossenen - ein Modell das ihnen auf dem Lande keine Chancen einräumte – in die Stadt abwandern,
ist das Erste das sie verlieren, ihre Ernährungssicherheit. Und wenn ein Bauer sein Land verlässt, so ist das
Erste das er verliert sein Saatgut, die Grundlage seines Produktionssystems. Wenn eine bäuerliche
Gemeinschaft ihr Land verlässt, fällt darüber hinaus dieses einer starken Erosion anheim“, erklärt Germán
Vélez, Direktor der kolumbianischen Nicht-Regierungs-Organisation „Gruppe Saatgut“.
„Es ist so“, fährt er fort, „dass die Wenigen die auf ihre Parzellen zurückkehren erkennen müssen, dass sie
nicht nur ihre Art sich zu ernähren verloren haben, sondern auch ihr Saatgut und die Qualität ihrer Böden.
Das bedeutet, dass sie wieder bei Null beginnen müssen.“
Tatsachen wie die vom staatlichen Geographischen Institut Agustin Codazzi offen gelegten bestätigen, dass
sich 61,2% des Bodens in den Händen von 0,4% aller Eigentümer befinden und die gewaltsame Vertreibung
zusammen mit der schlechten Regierungspolitik dazu geführt haben, dass hiervon nach 24% in den 70er
Jahren, inzwischen 50% ,nach Zahlen der „Gruppe Saatgut“, der gegenwärtigen kolumbianischen
Bevölkerung betroffen sind.
Innerhalb dieser Faktoren ist der mit der größten Schadwirkung die Zwangsvertreibung gewesen. In den
zurückliegenden 10 Jahren haben etwa 2,3 Millionen Bauern, Afro- Kolumbianer, Indigenas und Neu-Siedler
eine Fläche verlassen müssen, die vom Obersten Rechnungshof des Landes mit 2,6 Millionen Hektar
verzeichnet wird und nach Angaben der Nationalen Bewegung der Opfer Staatlicher Verbrechen sogar bei 10
Millionen Hektar liegen soll.
„Saatgut ist das Verbindungsglied, das eine Wiederherstellung des
sozialen Netzes und die Wiedererlangung traditionellen Wissens
ermöglicht.“
- Mauricio Garcia Wiedererlangung verlorenen Saatgutes
Als die Zenúes- Indianer in Urabá zu Beginn des Jahres 1995 von paramilitärischen Gruppen aus ihrem
Gebiet vertrieben wurden und zwei Jahre später wieder zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass sie nicht
mehr ihr herkömmliches Saatgut besaßen, welches sie wegen der herrschenden Wirtschaftsordnung verloren
hatten und weil man bei ihnen den Einsatz hybriden Saatgutes und in Laboratorien verbesserte Samensorten
massiv gefördert hatte.
„Das Problem verschärfte sich, weil die Starthilfe die ihnen die Regierung gab auch verbessertes Saatgut
einschloss, mit dem die Bauern anfänglich nicht umzugehen wussten, weil diese Sorten mehrheitlich nur
24
unter speziellen Voraussetzungen tauglich sind, wie beispielsweise optimaler Bewässerung, spezieller Böden
oder spezifischer Bedingungen der Pflanzengesundheit. Weder verfügten die Bauern über diese
Voraussetzungen, noch besaßen sie die technologischen Mittel, dass die Produktion auf der Grundlage
dieses Saatgutes den Ertrag brachte den es hätte bringen müssen,“ versichert Mauricio Garcia, Koordinator
der Kampagne „Einheimisches Saatgut“ (Semillas de Identidad), die von der schweizerischen Organisation
Swissaid in Kolumbien, Ecuador und Nicaragua durchgeführt wird.
Die Zenúes begannen alles verloren gegangene einheimische Saatgut mit der Hilfe der verbliebenen
benachbarten Bevölkerung wieder zu sammeln und einzusetzen und erreichten so wieder die Verfügbarkeit
über die Mehrzahl von Mais-, Bohnen-, Yucca- und Jamswurzelsamen.
„Schon vor der Rückkehr der vertriebenen Gemeinden an ihren angestammten Ort wurde die Idee geboren,
ein landwirtschaftliches Entwicklungsmodell der Unabhängigkeit zu fördern, das sich auf die eigenen
Ressourcen der Gemeinden gründet. Unter diesen Verhältnissen stellt das Saatgut ein Verbindungsglied dar,
das den Gemeinden nicht nur Ernährungsautonomie bringt, sondern es ihnen auch ermöglicht, das soziale
Netz wieder herzustellen und traditionelles Wissen wiederzuerlangen“, sagt Garcia.
Er fügt hinzu, „der erste Schritt nach der Rückkehr der Gemeinden war, eine gemeinsame, schnelle
Bestandsaufnahme vorzunehmen die darin bestand, eine Erfassung der verloren gegangenen Saatgut-Sorten
durchzuführen und in Nachbargemeinden nach diesen zu suchen. Weil die Vertreibung der Gemeinden so
massiv war, ist diese Aufgabe besonders schwierig und mit der Gefahr verbunden, dass die Gemeinden ein
Produkt verlieren, dass man Jahrhunderte lang genutzt hat“.
In einer Sammlung von Leitlinien hat Swissaid unter dem Namen „Wiederherstellung von Leben“ für die
„Wiedererlangung
von
Saatgut
und
die
Ernährungssouveränität
in
Konfliktsituationen
in
Kolumbien“ Maßnahmen erarbeitet, die mit einer Analyse der ersten Informationen aufzeigen, welches die
Sorten sind, die man kurz- und mittelfristig aussäen wird, wie man Transport und Lagerung des Saatgutes
durchführen und in den Gemeinden die Aussaatpläne organisieren wird.
Garcia erläutert, “dass seit Mitte der 90er Jahre eine große Anzahl indigener, schwarzer und bäuerlicher
Organisationen in den Regionen der Karibik, in Cundiboyacence, der Pazifikregion und Cauca daran arbeiten,
sowohl ursprüngliches Saatgut, als auch alles traditionelles Wissen der landwirtschaftlichen Arbeitsweisen
wiederzuerlangen. Darüber hinaus entwickelt man neue Vorschläge für eine agrarökologische Produktion
ohne Chemikalien, für eine organische Landwirtschaft die zur Nahrungsmittelerzeugung anspornt.“
Modell des Widerstandes
Dies mühsame Aufgabe hat sich mit einer staatlichen Politik konfrontiert gesehen, die eine
industrielle ,exportorientierte Landwirtschaft sucht und fördert, die auf Grüner Gentechnik, der Erzeugung von
pflanzlichen Kraftstoffen, Forstplantagen und landwirtschaftlichen Monokulturen beruht .Garcia bekräftigt dies
mit der Aussage, „dies ist ein Agrar-Modell das behauptet, dass auf dem Lande die kleinen Bauern keine
Daseinsberechtigung mehr haben, weil sei ineffizient und wenig wettbewerbsfähig sind.“
Trotzdem erklärte sich am 7. Oktober 2005 das Schutzgebiet der Zenú- Indios in San Andrés de Sotavento im
Norden des Landes zum gentechnikfreien Territorium und unternahm Schritte, damit das staatliche
kolumbianische Landwirtschaftsinstitut (ICA) in seinen Beschlüssen welche die Aussaat von Gen-Mais regeln,
eine Aussaatverbot derartiger Maissorten in den indigenen Schutzgebieten untersagen und einen
Mindestabstand von 300 Metern zu diesen Gebieten anordnen sollten.
„Aber trotz dieses Modells des Widerstandes und der Formulierung von Vorschlägen fehlt für einen Fortschritt
in dieser Problematik noch viel“ kommentiert German Vélez, „ denn diese Netze von Initiativen sind noch sehr
locker geknüpft, verstreut und wenig beweglich um zeigen zu können, dass dieses Landwirtschaftsmodell
durchführbar, nachhaltig und ein Gegengewicht zur staatlichen Agrarpolitik ist.“
„Es gibt keine nationale Erfassung dieser Art von Landwirtschaft, obwohl man davon ausgeht, dass mehr als
die Hälfte der 10 bis 15 Millionen Bauern die es gibt, auf kleinen Parzellen von einem bis fünf Hektar, unter
Verwendung herkömmlichen Saatgutes, in Subsistenzwirtschaft 70% der wenigen Nahrungsmittel die im
Lande produziert werden, erzeugen “, fügte er hinzu.
Ω
25
BOLIVIEN
Martin Garad, La Paz
Ein ökologisches Bolivien,
ist das die Wirklichkeit?
Die Regierung stößt die ökologische Produktion an, verbietet aber nicht
gentechnisch veränderte Organismen
Mit Beginn seines Mandates kündigte Präsident Evo Morales an, dass seine Regierung auf ein
ökologisches Bolivien setzt. Inzwischen sind mehr als zwei Jahre vergangen, und obwohl seine
Regierung Gesetze in diesem Sinne erlassen hat, ist die ökologische Landwirtschaft noch weit davon
entfernt, in diesem Anden-Land Wirklichkeit zu sein.
Im Juni 2006 präsentierte Morales seinen Nationalen Entwicklungsplan für ein Bolivien in Würde, in
Souveränität, produktiv und demokratisch, für ein gutes Leben. Im November des gleichen Jahres erließ
er das Gesetz zur Regulierung und Förderung der landwirtschaftlichen Produktion und einer ökologischen,
nicht auf Holzerzeugung ausgerichteten Waldwirtschaft mit dem Blick darauf, die ökologische
Produktionsweise zu einer Politik des Staates zu machen.
Bolivien ist ein von der Natur bevorzugtes Land. Seine Flora und Fauna zählt zu den vielfältigsten des
Planeten und das Land verfügt über ein Klima, das für jegliche Art von landwirtschaftlichem Anbau
tauglich ist. Deshalb hat es eine große Perspektive zu einem „ökologischen Land“ zu werden. Schon jetzt
gibt es eine bedeutende, natürlich ökologische oder zumindest chemiefreie landwirtschaftliche Produktion.
„In den abgelegenen Regionen pflanzen die Bauern althergebrachte Kartoffelsorten und andere Produkte
ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an, sei es weil es nicht erforderlich ist, oder weil es
unrentabel oder dem schwierigen Zugang zu den Anbauflächen ist. Diese „natürlichen“ Produkte
gelangen ohne irgendeine Zertifizierung auf die Märkte und werden dort mit anderen Produkten die unter
der Anwendung von Herbiziden angebaut wurden, vermischt. Die Folge ist, das die Verbraucher nichts
über die ökologischen Bedingungen wissen, unter denen das was sei kaufen, erzeugt wurde“, sagt
Carmen Sotomayor von der technischen Abteilung des Dachverbandes ökologischer Produzenten in
Bolivien (AOPEB), dem 65 bäuerliche Netzwerke angehören.
Sotomayor stellt fest, dass mehr als zwei Jahre nach dem Erlass des Ökologie-Gesetzes noch konkrete
Maßnahmen fehlen.
„Das Gesetz ist wichtig, aber in der Praxis bietet der Staat unserem Sektor noch keinerlei Unterstützung
an. Es gibt nicht die erforderlichen Ressourcen zur Umsetzung des Gesetzes. Das Ministerium für
ländliche Entwicklung hat während seiner Tätigkeit unter den verschiedenen Wechseln seiner Führung
gelitten. Das Gesetz schuf ein staatliches Beratergremium zur Förderung der ökologischen Produktion,
aber die Bildung dieses Gremiums ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben den Eindruck, dass die
Regierung noch ein wenig zögerlich ist und noch Zweifel an den Möglichkeiten der ökologischen
Landwirtschaft hat.“
Das ökologische Konzept bedeutet nicht nur den Ausschluss giftiger Substanzen in der Produktion. Der
Begriff „Ökologisch“ verlangt, dass die gesamte Produktionskette auf eine Weise gestaltet ist, dass die
Umwelt nicht geschädigt wird und Nachhaltigkeit gewährleistet ist“, erklärt Sotomayor.
Ein ernstes Problem dem sich die 60.000 in AOPEB zusammengeschlossenen kleinen Erzeuger
gegenüber sehen, besteht im Fehlen wissenschaftlicher Untersuchungen.
„Die Wissenschaft widmet sich der Entwicklung neuer Technologien für die konventionelle Landwirtschaft
und lässt den ökologischen Landbau beiseite“, klagt Sotomayor.
26
Ökologische Erzeugnisse für den Export
Trotz alledem wächst die bolivianische ökologische Landwirtschaft, vor allen Dingen Dank der Exporte.
Vier Produkte sind in diesem Bereich führend: Quinua (eine Art Hirse), Paranüsse, Kakao und Kaffee.
„100 Prozent des Hauptexportgutes Quinua stammen aus ökologischem Anbau. Bei Exportkaffee
kommen 90% aus ökologischem Anbau. Und schließlich ist auch die Erzeugung von Paranüssen stark
gestiegen. Dieser Anstieg der ökologischen Produktion fließt grundsätzlich in ausländische Märkte, die
stabiler sind und bessere Preise bieten,“ erklärt Sotomayor.
Auf dem internen Markt ökologische Produkte zu verkaufen, ist wegen deren höherer Produktionskosten
schwierig. Der Prozess zur Zertifizierung als ökologisches Erzeugnis und ein geringerer Ertrag wegen
des Verzichts auf Herbizide führen für den Verbraucher zu höheren Preisen. Es gibt Öko-Projekte bei
Reis, Weizen und Gemüse, die auf den internen Markt ausgerichtet sind, aber sie stehen erst am Anfang
und ihr Marktanteil ist noch begrenzt.
„Die ökologischen Methoden werden die Bauern nicht reich machen,
aber ihnen dank höherer Preise ein etwas besseres Leben ermöglichen.“
- Carmen Sotomayor -
Nach Angaben von AOPEB wird der ökologische Landbau weiter wachsen. Die Bauern, die sich für die
Grüne Alternative entscheiden, haben einen doppelten Nutzen: sie vermeiden gesundheitliche Schäden
durch das Weglassen von Herbiziden und steigern ihr Einkommen.
„ Die ökologischen Methoden werden die Bauern nicht reich machen, aber ihnen dank höherer Preise ein
etwas besseres Leben ermöglichen,“ bemerkt Sotomayor hierzu.
Bedrohung durch Grüne Gentechnik
Obwohl die Regierung Morales sich von Anbeginn ablehnend gegen die Einführung gentechnisch
veränderten Saatgutes zeigte, enthält der im Nationalkongress zwischen der Regierung und der
Opposition im Oktober zur Abstimmung gestellte Verfassungstext, der überdies am 25 Januar einem
Referendum unterworfen wird, hierzu kein Verbot.
Die im Jahre 2007 von der verfassungsgebenden Versammlung verabschiedete Gesetzesversion sagt:
„Man verbietet die Produktion, die Einfuhr und den Handel mit gentechnisch veränderten
Organismen.“ Aber die dem Referendum zur Entscheidung vorgestellte Fassung sagt: „ Die Produktion,
die Einfuhr und der Handel mit gentechnisch veränderten Organismen wird durch ein Gesetz geregelt.“
„ Man hat den Text geändert, um Konflikte mit den großen Sojaanbauern zu vermeiden, die gegenwärtig
Gen-Soja anpflanzen. Der vorherige Gesetzestext hätte das Ende des Anbaus von Gen-Soja in unseren
Land bedeutet,“ erklärt Aldo Claure, Chef der Abteilung für Biodiversität und genetische Ressourcen des
Ministeriums für ländliche Entwicklung.
Wenn die neue Magna Carta verabschiedet ist, muss das Parlament ein Gesetz zur biologischen
Sicherheit verfassen. Claure lehnt es ab darüber zu spekulieren, welche Kulturen verboten sein werden,
aber „nach meiner Meinung wird man keine Organismen jenseits derjenigen die in Bolivien schon
existieren, erlauben können, Bezüglich ausländischer Arten wird man von Fall zu Fall eine Beurteilung
vornehmen müssen.“ Er fügt hinzu, dass die Behörden seit drei oder vier Jahren keine neuen Anträge für
die Einfuhr gentechnisch veränderter Organismen mehr erhalten haben.
Bis zum heutigen Tag ist der einzige in Bolivien offen erlaubte gentechnisch veränderte Organismus Soja
RR-40-3-2 des US-amerikanischen Unternehmens Monsanto. Der Anbau dieser Soja wurde unter der
Regierung von Carlos Mesa (2003 – 2005) auf Grund eines Antrages der Nationalen Vereinigung der
Erzeuger von Ölpflanzen und Weizen (ANAPO) im Jahre 2005 von den Behörden genehmigt.
Unter derselben Regierung wurden verschiedene Anliegen gentechnisch veränderte Baumwolle oder
Gen-Mais einzuführen, abgelehnt. Der Gen-Mais erfuhr eine totale Ablehnung wegen des Risikos der
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Verunreinigung einheimischer Maissorten. Mit der Amtsübernahme durch Morales ist die Türe für neue
nichtkonventionelle Anpflanzungen für die nächsten Jahre praktisch verschlossen.
Die Ausbreitung der Soja RR von Monsanto, der gegen das Herbizid Glifosat das zur
Unkrautbekämpfung eingesetzt wird, resistent ist, war in Argentinien sehr erfolgreich, kam aber auf
bolivianischem Boden nicht gut an. Soja RR wird hauptsächlich von großen oder mittleren Erzeugern im
östlichen Tiefland angebaut. Viele kleine Produzenten hingegen bevorzugen konventionelle Soja, erklärt
Sorka Copa, Biochemikerin und Forscherin des Bolivianischen Forums für Umwelt und Entwicklung
(FOBOMADE).
„Bolivien hat ein Abkommen mit Venezuela über den Export von Soja in dieses Land. Das Abkommen
räumt den kleinen Produzenten Vorrang ein und schließt Gen-Soja aus. Unsere Organisation
FOBOMADE hilft den Bauern Samen von Gen-Soja zu entdecken, um dessen Ausbreitung in ihren
Pflanzungen zu verhindern.“ Vor einigen Jahren fanden verschiedene Bauern heraus, dass die
„verbesserten Samen“ die ANAPO an sie verteilt hatte, in Wahrheit gentechnisch verändertes Saatgut
war, erzählt Copa.
Außer das es dem Abkommen mit Venezuela widerspricht, hat Gen-Soja noch andere Nachteile. Der
wesentlichste Nachteil ist auf Grund der klimatischen Verhältnisse und Böden der geringere Ertrag im
Vergleich zu unserer herkömmlichen Soja. Außerdem schädigt der gleichzeitig Anbau von Gen-Soja im
Lande die Erzeuger die diesen nicht anbauen. Gegenwärtig sehen sich diese in der Pflicht ihr Erzeugnis
als gentechnikfrei zu zertifizieren, was ihnen zusätzliche Kosten verursacht.
Soja RR ist die einzige in Bolivien legal angebaute, gentechnisch veränderte Pflanze, aber im Ministerium
für ländliche Entwicklung hegt man den starken Verdacht, dass unerlaubterweise auch Gen-Mais
angebaut wird, erklärt Claure. „Die Erzeuger selbst sagen, dass es Gen-Mais im Lande gibt, weil die
Regierung das ablehnen und seinen legalen Anbau verhindern würde. Es gibt keinen Respekt gegenüber
den Vorschriften und außerdem mangelt es an staatlicher Kontrolle“ klagt sie.
Ω
Bauer mit Landwirtschafts-Beratern
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PERÚ
Leslie Josephs, Callejón de Huyalas
Durcheinander und Gesetzeslücke bei
gentechnisch veränderten Organismen
Man erwartet eine endgültige Regulierung
der biologischen Sicherheit, aber viele fürchten,
dass die Regeln unzureichend sein könnten.
Julio Evaristo, 42 Jahre alt, ist buchstäblich ein Mensch mit
Wurzeln. Er ist der Dritte einer Sippe unerschrockener Bauern,
welche das Saatgut ihrer andinen Pflanzenkulturen bewahren
und über viele Jahre hinweg so die Versorgung ihrer Familien
mit Lebensmitteln sichergestellt haben.
Aber Perú bereitet sich darauf vor, eine anhängige Regelung in
Form des Gesetzes zur Verhütung von Risiken durch Einsatz
der Biotechnologie, oder kurz Gesetz über Bio-Sicherheit, zu
verabschieden. Dieses schon seit zehn Jahren in Vorbereitung
befindliche Gesetz regelt alle mit modifizierten pflanzlichen
Organismen zusammenhängenden Fragen, obwohl Experten,
einschließlich denen des jüngst geschaffenen Umweltministe- Julio Evaristo setzt die Familientradition
riums behaupten, dass das Land institutionell nicht darauf vor- fort, Saatgut zu bewahren, um die
Ernährung seiner Familie sicherzustellen
bereitet ist, die Ernährungssicherheit und den Verbraucherschutz zu garantieren, wenn das Gesetz in Kraft tritt.
Die Pflanzungen von Evaristo – weiße Bohnen (chocho), bunte Knollenfrüchte wie Kartoffeln, Oca (Oxalis
tuberosa) und Olluco (Ullucos tuberosus), Weizen und Mohrrüben – nehmen sich vor den
schneebedeckten Bergketten der Cordillera Blanca winzig aus.
Das Land ist unwirtlich in Callejon de Huaylas, dem in der Mitte der Region Ancash gelegen Departement.
Aber Evaristo besitzt gesunde Pflanzungen. Dieser Bauer, der schon Vorträge am Sitz der
Welternährungsorganisation FAO in Rom über die Rettung traditionellen Saatgutes gehalten hat, misst
seinem Saatgut eine besondere Wichtigkeit zu und lässt seine Verunsicherung über den Anbau von
gentechnisch veränderten Kulturen, die eine Bedrohung für die Nahrungsmittelversorgung seiner Familie
sein könnten, erkennen.
„Du weißt nicht, welche Defekte derartige Pflanzen aufweisen und welche keinen Ertrag bringen“, äußert
er über mögliche Erscheinungen bei gentechnisch verändertem Saatgut.
Aber die peruanische Regierung, wenige Wochen nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit den
USA am 1.Januar 2009, zeigt kein Interesse an kleinen Bauern wie Evaristo. Sie hat sich für eine
Ausdehnung des Agrarsektors entschieden und erwartet noch vor Ende 2009 die Verabschiedung der
erforderlichen Vorschriften für die Regulierung gentechnische veränderter Organismen (Einfuhr, Anbau
und Verkauf).
Das Gesetz über Bio-Sicherheit stammt von 1999, trat 2002 in Kraft, aber anhängig blieben spezielle
Vorschriften für die Bereiche Landwirtschaft, Gesundheit und Produktion, die den staatlichen Behörden
im Lande die Überwachung von Gen- Produkten erlauben würden.
Während fast eines Jahrzehnts hatte Perú, Mitunterzeichner des Cartagena-Protokolls über Sicherheit in
der Bio-Technologie, ein Gesetz, das den Behörden, insbesondere denen in den Bereichen von
Gesundheit und Landwirtschaft, nicht die Macht gab, es zu erfüllen.
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„Die Unterzeichner wachen darüber, dass die Entwicklung, die Handhabung, der Transport, der
Gebrauch, die Weitergabe und Freisetzung jeglichen modifizierten lebenden Organismus in der Weise
geschieht, dass Risiken für die biologische Vielfalt verhindert oder vermindert werden und Risiken für die
menschliche Gesundheit beachtet werden,“ sagt das Cartagena – Protokoll aus dem Jahre 2000.
Schutzlose Landwirte und Verbraucher
Aber das Gesetz stagnierte in seiner Anwendung über 10 Jahre, jedoch sagen jetzt einige Experten, die
Verunreinigung von Saatgut durch Gen-Mais in Mexico anführend, dass sie ihr Ziel Landwirte und
Verbraucher zu schützen, weiter verfolgen.
Die Lehrstuhlinhaberin Dr. Antonieta Gutiérrez von der Landwirtschaftlichen Universität La Molina in Lima
hat über als 15 Jahre lang über die biologische Sicherheit und die Effekte gentechnisch veränderter
Organismen geforscht. Obwohl es den Vorschlag gibt, dass Perú ein von gentechnisch veränderten
Organismen freies Land sein solle, hat Gutiérrez, die auch am Cartagena –Protokoll mitgewirkt hat,
angesichts der Tatsache resigniert, dass mit der Verabschiedung der ergänzenden Gesetze die
Regierung gleichzeitig auf der Duldung von gentechnisch veränderten Organismen für die Dauer von fünf
Jahren beharrt, einer Frist, die mit Inkrafttreten der Gesetze beginnen soll.
„Es gibt keine nationale Fähigkeit um Einfuhr, Gebrauch und Risiken gentechnisch veränderter Produkte
zu überwachen“, erklärt Gutiérrez und fügt hinzu, dass Perú mehr als 50 Maissorten hat und obwohl das
Land – Wiege der Kartoffel – kein wichtiger Produzent dieses Getreides ist, diese Situation sich ändern
könnte, wenn das Gesetz den Zufluss von gentechnisch verändertem Saatgut von transnationalen
Agrarunternehmen, dank des Freihandelsabkommens vornehmlich aus den USA, erlaubt. „Es herrscht
eine totale Unwissenheit.“
„Es gibt keine nationale Fähigkeit, um Einfuhr, Gebrauch und Risiken
gentechnisch veränderter Produkte zu überwachen“.
- Antonieta Gutiérrez -
Gegenwärtig gibt es in Perú bezüglich der Bio-Sicherheit eine Gesetzeslücke. Ein hoher Funktionär des
Landwirtschafts-Ministeriums räumte ein, dass das Land zu Zeit Öl aus Brasilien erhält, welches aus
gentechnisch veränderter Soja hergestellt wurde und es für derartige Produkte weder Beschränkungen
noch Verbote gibt.
Zu Gunsten gentechnisch veränderter Organismen
Einige möchten im Hinblick auf fehlende Untersuchungen und zuverlässige Beweise über die Risiken die
gentechnisch veränderte Organismen mit sich bringen, die Türe für deren Nutzung öffnen und nicht
verschließen.
Am 19. November veröffentlichten die Peruanische Vereinigung zur Entwicklung der Bio-Technologie und
der Berufsverband peruanischer Ingenieure in der wichtigsten Tageszeitung des Landes, der El Comercio
eine Erklärung, in der sie die Grüne Gentechnik als einen Weg der Entwicklung verteidigten und erklärten
„ gentechnisch veränderte Organismen haben weder die menschliche Gesundheit berührt, noch ist es
vernünftig zu erwarten, das dieses nach 13 Jahren des Konsums durch Hunderte von Millionen
Menschen in der ganzen Welt noch eintritt.“
Die Erklärung wurde vor Beginn des Treffens der Leiter des asiatisch-pazifischen Forums (APEC), das
vom 20. bis zum 23 November in Lima stattfand, veröffentlicht. Von diesem Treffen ging ein aggressiver
Impuls für neue Freihandelsabkommen mit verschiedenen Volkswirtschaften des pazifischen Raums aus.
„Gentechnisch veränderte Anpflanzungen sind eine technologische Option mit großer Wirkung und
positivem Potenzial für den Landwirt und können ohne Umweltprobleme neben organischen und
konventionellen Anbauformen bestehen“, betont die Erklärung. „ Man darf den peruanischen Landwirten
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auf Grund von Vorurteilen oder Argumenten denen es an einer tatsächlich wissenschaftlichen Grundlage
mangelt, nicht den freien Zugang zu dieser neuen Technologie verwehren.“
Die unterzeichnenden Organisationen vereinen 114.000 Fachleute und brachten zum Ausdruck, dass der
organische Landbau nicht die beste Möglichkeit ist, „weil er Ertrag und Produktivität nicht maximiert“
Gutiérrez wertet die Erklärung und andere Bemühungen dieser Fachleute als offene Beeinflussung zu
Gunsten der regierungsamtlichen Vorhaben eines freien Marktes. Sie sagte dass der Mangel an
Kenntnissen über die Risiken von Gen-Produkten nachteilig ist und Grund für ein notwendiges
Moratorium, was Untersuchungen und Versuche in größerem Ausmaß erlauben würde.
„Die Frage ist nicht, ob das Gesetz verabschiedet oder nicht verabschiedet wird“, sagt Gutiérrez, „das
Moratorium ist der Kernpunkt.“
Obwohl die Regierung leugnet, dass in Perú bereits gentechnisch verändertes Saatgut Verwendung
findet, gab Gutiérrez an, dass sie und ihr Team in einer Studie die sie 2006 und 2007 durchführten, in
Mais-Kulturen im Tal von Barranca, 200 km nördlich von Lima, Verunreinigungen mit gentechnisch
verändertem Saatgut festgestellt haben. Das betrachtet sie als ein besorgniserregendes Zeichen. „Ich
würde um ein Perú wetteifern, das wertschätzt was es besitzt“, bekundet sie.
Ω
Übersetzung:
Herbert Löhr
Lateinamerika-Komitee
Ulm, 22.02.2010,
Andere Quellen zum Thema:
9
Biodiversidad en America Latina y el Caribe
http:// www.biodiversidadla.org
9 Red por una América Latina Libre de Transgénicos
http:// www.rallt.org
9 Ecoportal.net
http:// www.transgenicos.ecoportal.net
9 Portal Combat- Monsanto.org
http:// www.combat-monsanto.es
31

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