Nina Patter - Pharmapoint
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Nina Patter - Pharmapoint
Nina Patter Magisterstudium der Pharmazie Forschungsarbeit an der Khon Kaen Universität, Khon Kaen, Thailand KUWI- Stipendium Email: [email protected] Erfahrungsbericht Da es schon immer mein Traum war, einen Teil meines Studiums im Ausland zu verbringen, und das im Pharmaziestudium in Graz erst im Rahmen der Diplomarbeit möglich ist, hatte ich schon lange den Entschluss gefasst, diese Chance wahrzunehmen. Warum gerade Thailand? Ich hatte mich auf einer Reise schlichtwegs in das Land verliebt, und da Prof. Brantner vom Institut der Pharmakognosie gute Kontakte nach Asien hat, und ich ohnehin vorhatte, meine Diplomarbeit in diesem Gebiet zu schreiben, war die Entscheidung gefallen.. Vorbereitung Als weniger einfach erwiesen sich einige Vorbereitungen. Ich war beispielsweise dreimal umsonst in Wien, um für das Visum anzusuchen. Jedesmal wurde nach anderen Dokumenten gefragt. Ich würde also empfehlen, sich wirklich rechtzeitig um Visum, Impfungen, Versicherungen etc. zu kümmern. Bezüglich der Versicherungen muss man aufpassen- die meisten Reiseversicherungen sind auf 1-2 Monate beschränkt, und man ist für einen längeren Zeitraum nicht automatisch, wie viele glauben, mit der Kreditkarte versichert. Ich schloss für 6 Monate eine recht günstige Versicherung über die Mastercard ab, die von Rückholung, Haftpflicht etc. so ziemlich alle Bereiche abdeckte. Impfungen gibt es für Thailand keine vorgeschriebenen, es werden aber einige empfohlen, gute Informationsmöglichkeiten sind das Tropeninstitut und www.reisemed.at Malaria und Denguefieber treten in der Regenzeit in manchen Regionen vermehrt auf, ich würde empfehlen, ein Standby Präparat für den Fall einer Malariainfektion, mitzunehmen. Meinen Flug habe ich bei Statravel gebucht, Qatar airlines, Gültigkeit 6 Monate, einmal umbuchen für 50 Euro möglich. Zu meinen weiteren Vorbereitungen gehörten jene auf dem fachlichen Gebiet. Ich sollte in Khon Kaen an Gewebskulturen von thailändischen Heilpflanzen arbeiten, ein Bereich, der eher Teil der Mikrobiologie ist, und im Pharmaziestudium nicht direkt behandelt wird. Daher nahm ich an ein paar Vorlesungen und Labors auf der Botanik teil, um mich so mit der Arbeit an Gewebskulturen vertraut zu machen. Ankunft Am Flughafen in Khon Kaen wurde ich von meiner Professorin und einer ihrer Studentinnen erwartet, und mit dem Auto gings gleich in Richtung Uni. Mein erster Eindruck war trotz Dunkelheit bereits sehr positiv. Das Unigelände war unglaublich weitläufig und wunderschön gepflegte Gärten umsäumten jedes Institutsgebäude. Unterkunft Meine Unterkunft hatte Prof. Waraporn, meine Professorin in Khon Kaen für mich organisiert. Ich war wirklich erstaunt. Ein wunderschönes riesiges Zimmer mit einem Bett groß genug für vier Leute, Internetanschluss, Fernsehen, Klimaanlage, Heißwasser (was in Thailand nicht selbstverständlich ist) und Balkon. Ebenso die Sicherheitsvorkehrungen waren erstaunlich- Überwachungskameras beim Eingang und in jedem Stock, eigene Karte mit Code zum Öffnen der Eingangstüre. Der Besitzer meines Apartments war von Anfang an sehr sehr hilfsbereit und nett, und sprach sehr gut Englisch. Es ist generell nicht schwer in Thailand eine Wohnmöglichkeit zu finden, die meisten Studenten wohnen wie auch ich in ’dorms’, ein sogenanntes Einraumzimmer mit Tisch und Bett, meist auch Fernseher und Internet, Badezimmer und eventuell Balkon. Diese ’dorms’ sind in sogenannten Apartments zusammengefasst, Studentenheime gibt es auch, aber üblicher ist es ein ’dorm’ zu haben. Universität und Forschungsarbeit Gleich nach meiner Ankunft wurde ich mit der thailändischen Arbeitsweise vertraut gemachtFleiß, Ehrgeiz und intensives Studieren, selbst an Wochenenden bis spät in die Nacht zeichnet diese aus- ich hab anfangs nur so geschaut. Ich bezog fix und fertig spät am Abend mein Dorm, und wurde bereits am nächsten Tag um 8 in der Früh abgeholt, um auf die Uni zu fahren und mit meiner Arbeit zu beginnen. Am ersten Tag wurde ich von meiner Professorin über mein genaues Forschungsgebiet informiert, worüber ich bis dahin nur ungefähr Bescheid wusste. Plumbago zeylanica, eine thailändische Heilpflanze, die aufgrund ihrer analgetischen, antiinflammatorischen, antipyretischen, antidepressiven, anxiolytischen und antioxidativen Wirkungen zu Arzneimitteln verarbeitet wird, stellte mein Arbeitsgebiet dar. Ich bekam einige ’papers’ zu lesen, und meine Arbeit bestand in der ersten Woche vorwiegend aus Recherchieren, um möglichst viele Informationen über meine Pflanze zu erhalten. Es war durchaus eine Herausforderung, da ich zum ersten Mal auf dem Gebiet der Gewebskulturen arbeiten sollte, und die Arbeit von Anfang an sehr viel Eigeninitiative und selbstständiges Arbeiten erforderte. Nach einer Woche startete ich mit der Arbeit in meinem Labor, das mittem im Dschungel in einem kleinen Häuschen untergebracht war. Anfangs betreute mich eine der anderen Masterstudentinnen von Prof. Waraporn, die mir einige nützliche Tipps bei den Arbeitstechniken gab. Ich kultivierte jegliche Art von Pflanzenteilen auf MS Medien diverser Hormonzusätze in verschiedenen Konzentrationen, um die idealste Basis für die Kallusentwicklung herauszubekommen. Die anfängliche Regenzeit, einige Ameisen, und durch die Feuchtigkeit bedingte Kontaminationen der Kulturen erschwerten die Arbeit ein wenig. Ich entschloss mich sicherheitshalber noch an einer zweiten Pflanze mit ähnlichen Wirkungen zu arbeiten, um in jedem Fall genug Material für die diversen Messungen zu haben. Die ersten 2 Monate bestand meine Arbeit also vorwiegend im Kultivieren , ich arbeitete jedoch nicht nur an Kalluskulturen, sondern auch mit Wurzel-, Spross-, und hairy roots kulturen , und machte drüberhinaus ein paar Versuche mit Flüssigmedien. Nach dieser Zeit startete ich mit meinen Messungen. Dazu waren einige Vorarbeiten zur Extraktbereitung, und Herstellung diverser Konzentrationen, Vergleichssubstanzen etc. nötig. Meine Messungen auf aktive Inhaltsstoffe, deren Konzentration, Vergleiche zu natürlichem Material, antioxidative Aktivität liefen eigentlich ganz gut. Das Problem und Hindernis, das mich einige Nerven kostete waren lediglich die überall auftreteden Computerviren. Man bekam ständig irgendwo einen Virus, die Antivirenprogramme auf der Uni waren nicht wirklich nützlich. Alles in allem gelangte ich allerdings zu einigen interessanten Ergebnissen, und zu sehr viel Erfahrung. Freizeit, Leben und Kultur Natürlich blieb mir neben meiner Arbeit an der Uni noch genügend Freizeit, in der ich versuchte soviel wie nur möglich zu unternehmen, und die Menschen und deren Kultur genau kennenzulernen. Anfangs waren alle sehr nett und interessiert, wir gingen gemeinsam essen und verbrachten die Freizeit miteinander. Mit der Zeit jedoch bekam ich es schon immer mehr zu spüren, ein ’Farang’ zu sein, die Thais hatten ihre eigenen Freunde, und konnten manchmal schon sehr ausgrenzend sein. Außerdem waren viele zu schüchtern Englisch zu reden oder mich zu etwas einzuladen. Es bedurfte also sehr viel Eigeninitiative meinerseits an diversen Aktivitäten und Unternehmungen teilzunehmen. Nichtsdestotrotz unternahm ich viel, nahm auch manchmal an der täglichen 5 Uhr Bewegung teil. (um diese Zeit hüpften alle irgendwo herum, kurz gesagt die ganze Uni machte Sport) Ich spielte manchmal Tischtennis, Badminton, ging joggen, wenn es das Wetter erlaubte. Ich bekam die Möglichkeit für eine Konferenz an thailändischem Tanz teilzunehmen. Wir probten dafür täglich einen Monat lang. Das war vielleicht ein Spaß, und gab mir einen enormen Einblick in die Kultur, da jeder Tanz eine Geschichte aus dem Leben der Thais erzählte. Weiters versuchte ich ein wenig die Sprache zu lernen, was auch nötig war, da in meiner Wohnumgebung kein Mensch Englisch sprach, und die Essensbestellung anfangs dadurch sehr interessant war. Ich lernte eine nette Biochemiestudentin kennen, die mir ein wenig Thai lernte. Leider blieb es bei ein paar Wörtern und Sätzen, da die Sprache für Europäer wirklich sehr schwer zu erlernen ist. Aus unseren Lehrstunden wurde eine tiefe Freundschaft, ich fuhr einmal mit Ao zu ihren Eltern, die am Land in mitten von Reisfeldern leben. In der Schule ihres Vaters untererrichtete ich staunenden Schülern ein wenig Englisch, es war für sie das erste Mal einen Nicht-Asiaten zu sehen. Aos Mutter kaufte die besten Zutaten zum Kochen ein, bereitete delikate Gerichte, und ich konnte sehr viel beim Mitwirken und Zuschauen lernen. Dies war eines meiner schönsten und interessantesten Wochenenden während meiner Zeit an der Uni. Zusammenfassend möchte ich sagen, das der Entschluss im Zuge meiner Diplomarbeit im Ausland zu arbeiten, genauer gesagt in Khon Kaen der beste meines Lebens war. Ich sammelte so viele interessante Erfahrungen, lernte sehr viel über Kultur und Bräuche Thailands kennen, und gewann ein paar tolle Freunde. Diese Erfahrungen und Einblicke kann man meiner Ansicht nach nur im Zusammenleben mit Einheimischen bekommen, und es ist etwas völlig anderes als ein Land als Tourist zu bereisen. Für die finanzielle Unterstützung durch das KUWI Stipendium möchte ich mich herzlich beim Büro für internationale Beziehungen bedanken, insbesondere danke ich Frau Rabitsch für ihre netten, hilfreichen und kompetenten Auskünfte.