rezeption Konflikte lösen und Mobbing vermeiden
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rezeption Konflikte lösen und Mobbing vermeiden
In Kooperation mit info Das Magazin für medizinische Fachangestellte praxisteam sprechstunde: Typ-2-Diabetikern helfen kaffeepause: Reise nach Berlin gewinnen 1/09 praxisorganisation: Mit Qualitätsmanagement zum Erfolg rezeption Konflikte lösen und Mobbing vermeiden INHALT rezeption 4 Mobbing Was tun, wenn das Team aus den Fugen gerät? © Bastos – Fotolia.com 6 Der Dilettant Serie „Typen im Team“ sprechstunde 8 Packen wirs an Bei Diabetikern können wir oft Hilfe zur Selbsthilfe leisten Fahren in der Achterbahn Liebe Kolleginnen, geht es Ihnen gut? Oder sind Sie vom Wirtschaftskrisenvirus infiziert oder vom EBM-Schock getroffen? Eigentlich könnte man ja fast schadenfroh sein: Dieses Mal trifft es nicht nur die niedergelassenen Praxen. Jetzt wissen auch die Banken mal, wie es so ist, wenn Geld fehlt. Der wichtige Unterschied zwischen den „notleidenden Banken“ und der Arztpraxis liegt aber nicht allein in der Summe, sondern vor »Impfen wir uns einfach gegen die Turbulenzen des Jahres« allem in den Ursachen. Denn während die Banken ihre finanzielle Situation selbst verschuldet haben, sind wir als Praxisteams von der politischen Großwetterlage abhängig. Das heißt aber nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken. Das Bildungswerk unseres Verbandes registriert nach wie vor eine hohe Nachfrage bei Fort- und Weiterbildungen und auch in den Praxen stellen wir uns unverdrossen der täglichen Achterbahnfahrt. Als Verband planen wir in diesem Jahr ein echtes „Highlight“: Gemeinsam mit anderen Berufsverbänden veranstalten wir einen Kongress zu den zentralen Themen eines zukünftigen Gesundheitswesens. Die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe steht dabei im Mittelpunkt des interdisziplinären Dialoges „In Zukunft gemeinsam!“, der vom 18. bis 20. September 2009 in Hannover stattfindet. Mehr darüber lesen Sie auf Seite 7. Impfen wir uns also mit einer ObamaWeisheit gegen die Turbulenzen des Jahres: „Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, mögen neu sein. Die Instrumente, mit denen wir sie meistern wollen, mögen ebenfalls neu sein. Aber die Werte, von denen unser Erfolg abhängt – harte Arbeit und Ehrlichkeit, Mut und Fairplay, Toleranz, Neugier und Loyalität – sind alt. Und sie sind wahr…“ Ich wünsche Ihnen, dass man auch mit Ihnen fair umgeht, Ihnen Achtung und Loyalität entgegenbringt. Das haben Sie sich mit harter Arbeit verdient. Ihre praxisorganisation 10 Fehler des Monats 11 Richtig kodieren Die besten Tipps auf einen Blick 12 Qualitätsmanagement Warum eine erfolgreiche Praxis keine Glückssache ist kaffeepause 14 Frage des Monats Was das Praxisteam gerade bewegt 15 Preisrätsel Mitmachen und gewinnen impressum Herausgeber: ein Verlag der Urban & Vogel GmbH, in Kooperation mit dem AOK-Bundesverband und der BARMER Verlag MED.KOMM., Neumarkterstr. 43, 81673 München Tel.: (089) 43 72-13 62; Fax: -13 60 Redaktion: Dr. Monika von Berg (Chefredakteurin, v.i.S.d.P.) Dr. Reinhard Merz (Redaktionsleitung) Anschrift wie Verlag, [email protected] Titel: © Marina Bartel – fotolia.com Druck: Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg Sabine Rothe Präsidentin des Verbandes Medizinischer Fachberufe e.V. Zeitschrift wird als Beilage in der verschickt. info praxisteam 1·2009 3 © Werner Gölzer – Fotolia.com Mobbing und kein Ende? Schluss mit lustig Konflikte am Arbeitsplatz sind keine „Peanuts“. Wenn sie nicht gelöst werden, eskalieren sie häufig – mit schlimmen Folgen für das Opfer und das ganze Team. Helfen Sie Konflikte zu beenden, bevor es zu spät ist. N atürlich müssen nicht bei jedem Knatsch im Team gleich die Alarmglocken läuten. Denn meistens ist das keine große Sache. Mal gibt der eine nach, mal der andere, und oft kann man sich auch einfach in der Mitte treffen. Schwierig wird es erst dann, wenn existierende Interessenkonflikte nicht angesprochen werden und eskalieren. Werden Kolleginnen über einen längeren Zeitraum angefeindet oder schikaniert und besteht eine klare Täter-OpferBeziehung, dann haben wir es mit Mobbing zu tun. Das Wort Mobbing kommt aus dem Englischen: „to mob“ heißt anpöbeln 4 info praxisteam 1·2009 oder angreifen, Mob bedeutet aber auch Gesindel oder Bande. Es hat viele Facetten, doch immer sind die folgenden Situationen typische Anzeichen dafür, dass das soziale Verhältnis innerhalb des Praxisteams in eine Schieflage geraten ist: Kolleginnen ignorieren das Opfer, unterbrechen ein Gespräch oder schließen demonstrativ die Tür. Wichtige Informationen werden dem Opfer vorenthalten und Unterlagen sind plötzlich „unauffindbar“. Arbeiten abseits des eigentlichen Aufgabengebiets müssen ausgeführt werden. Mobbing ist leider ein relativ weit verbreitetes Phänomen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) geht von etwa 1,5 Millionen Betroffenen in Deutschland aus. Und was besonders betroffen macht: Mobbing kommt nach dieser Erhebung überdurchschnittlich häufig im Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsbereich vor. Dabei endet ein einmal angestoßener Mobbing-Prozess in mehr als 50 % der Fälle mit einer Kündigung bzw. Auflösung des Arbeitsvertrages. WEBTIPPS Bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin können Sie die Broschüre „Wenn aus Kollegen Feinde werden“ kostenlos downloaden: www.baua.de rezeption 25 25 % 20 19 % % 15 11 % 10 9% 5 4% 2% 0 Verunsicherung Beklemmung Wut Unlust Angst Kampfeslust So fühlen sich Mobbing-Opfer: Verunsicherung und Angst dominieren. Quelle: ÄK Schleswig-Holstein Elternalbtraum: Mobbing in der Schule Haben Sie Kinder in der Schule? Dann kennen Sie das Thema Mobbing vermutlich auch schon von dieser Seite. Nach einer Hochrechnung der Münchner Professorin Mechthild Schäfer ereignen sich jede Woche eine halbe Million MobbingFälle in deutschen Schulen. Besonders die großen Pausen sind für viele Schülerinnen und Schüler die Hölle. Das zeigen Ergebnisse einer Onlinebefragung, die von der Universität Landau mit Unterstützung der AOK durchgeführt wurde. Von den fast 2.000 Kindern und Jugendlichen, die den Fragebogen ausgefüllt hatten, gaben mehr als die Hälfte (54,3%) an, innerhalb von zwei Monaten mindestens einmal gemobbt worden zu sein. Diese Zahlen sind bedenklich. Wenn Kinder oder Eltern über Mobbing-Vorwürfe berichten, müssen Lehrerinnen und Lehrer eingreifen und Grenzen setzen. www.mobbing.seitenstark.de jeder Chef und jeder Mitarbeiter Augen und Ohren offen halten, was im Team passiert und entsprechend handeln. Was tun bei Dauerkonflikten? Der erste Schritt, einen Konflikt zu lösen, ist immer, ihn zu erkennen. Das ist leichter gesagt als getan. Wichtigste Frage: Handelt es sich um einen Sachkonflikt oder um einen Beziehungskonflikt? Oft sind anfangs unterschwellige Sachkonflikte über Tage und Wochen so eskaliert, dass das eigentliche Thema längst zur Nebensache wurde. Stattdessen gibt es persönliche Angriffe und Diffamierungen, Gegenangriffe und nicht selten nur Verlierer. Wenn Sie ein solches Problem zwischen Kolleginnen erkennen, sollten Sie nicht lange warten, sondern schnell handeln: Sprechen Sie den Konflikt offen an, auch wenn die „Gegner“ sich nicht offen angreifen. Je heikler das Thema, desto direkter sollte der Einstieg sein. Führen Sie zunächst Einzelgespräche und verschaffen Sie sich ihr eigenes Bild. Bleiben Sie neutral. Nur wenn beide Parteien Ihnen vertrauen, haben Sie eine Chance, das Problem aus der Welt zu schaffen. Decken Sie die Interessen hinter den jeweiligen Positionen auf: Fragen Sie jede der beteiligten Parteien: „Was müsste sich ändern, damit Du zufrieden bist?“ Bleiben Sie geduldig, auch wenn Sie vielleicht anderer Meinung als die Konfliktparteien sind. SInd Sie beim Mobbing selbst das Opfer, sollten Sie versuchen, mit dem Chef über das Thema zu reden. Hilft auch das nicht, brauchen Sie Abstand: Je weniger Ihre Gedanken um Ihre berufliche Situation kreisen, desto weniger kann das Mobbing Ihnen zusetzen. Beschäftigen Sie sich mit Ihren Hobbys. Und achten Sie auch darauf, dass Sie im Familien- und Freundeskreis nicht ständig von Ihren Problemen erzählen. Irgendwann mag es keiner mehr hören. Entwickeln Sie lieber eine berufliche Alternative. Krisen bieten immer auch eine Chance zur Weiterentwicklung. Klare Spielregeln helfen dabei, Konflikte im Praxisteam erst gar nicht entstehen zu lassen. So sind regelmäßige Teambesprechungen die beste Garantie dafür, dass wichtige Informationen nicht versteckt werden. Und unternehmen Sie ab und an auch mal privat etwas mit den Kolleginnen – so lernen Sie sicher manche neue Seite kennen. info praxisteam 1·2009 5 © amridesign – Fotolia.com Mobbing hat seine Ursachen sowohl auf persönlicher als auch auf organisatorischer Ebene. Spielen auf Mobber-Seite Neid und Eifersucht eine wichtige Rolle, so hat das typische Mobbing-Opfer oft ein zu geringes Selbstbewusstsein oder ist sozial benachteiligt, etwa als alleinerziehende Mutter. Organisatorische Ursachen können eine unzureichende Abgrenzung von Zuständigkeiten oder hoher Leistungs- und Konkurrenzdruck sein. Manchmal fehlt auch nur eine ausreichende Konfliktkultur. Die permanenten Schikanen führen in der Regel zu Angst und starker Verunsicherung, die oft in einem sozialem Rückzug enden. Das belastet nicht nur die Psyche, sondern führt zu körperlichen Symptomen. Das können Schlafstörungen sein, aber auch Kopf-, Magen-, Rücken- und Nackenschmerzen, Herzklopfen oder Atemnot. Mehr als 40 % der Mobbingopfer erkranken, die Hälfte davon länger als sechs Wochen. Dadurch entsteht auch der Praxis ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Durch Fehlzeiten aufgrund der Krankheit und Mitarbeiterfluktuation können nach Schätzungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes Kosten von bis zu 50.000 Euro pro Mobbing-Fall entstehen. Schon allein aus diesem Grund sollte Grafik: Marius Pawlitza Typen im Team Der Dilettant Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept. Dilettanten stehen sich vor allem selbst im Weg. Wir geben Tipps für den täglichen Umgang mit diesen Menschen. E in Dilettant ist ein Nicht-Fachmann, ein Amateur. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Kunst, wird aber heute gerne für Menschen verwendet, die eine Beschäftigung sagen wir „unprofessionell“ ausführen. Im Freizeitbereich kann das eine tolle Sache sein, etwa bei der Fußballmannschaft, deren Spieler aus Spaß an der Bewegung über den Rasen rennen und nicht, weil sie unbedingt gewinnen wollen. Oder bei der „Laienspieltruppe“, die mit Begeisterung wochenlang an einer Theateraufführung feilt, auch wenn der eine oder andere noch immer den Text nicht kennt. In diesen Beispielen beschäftigen sich alle freiwillig und ohne Druck mit einer Sache, die ihnen Spaß macht. Es gibt leider auch Beispiele, wo Dilettanten eine Menge Unheil anrichten. Als klassisches Beispiel gilt der römische Kaiser Nero, der angeblich Mutter und Gattin ermorden ließ, weil sie seine Kunst nicht zu schätzen wussten. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Welch ein Künstler stirbt in mir.“ Zwischen diesen Extremen begegnen uns Dilettanten oft im Berufsalltag – sei es als Kolleginnen oder als Chefs. 6 info praxisteam 1·2009 Der einfachste Fall des Dilettanten ist der „Binnix“ – das kommt von „Ich bin nichts und ich kann nichts“. Ein solcher Typ lächelt viel, um seine dauernde Unsicherheit zu verbergen. Die Unsicherheit rührt von mangelndem Selbstbewusstsein, das seine Ursachen oft noch in der Kindheit hat. Unrealistische Erwartungen der Eltern sind oft der Grund, warum Dilettanten immer so tun, als könnten sie etwas statt zu fragen. Sie fühlen sich deplatziert und schauen neidvoll auf die anderen, die es ihrer Meinung nach immer besser haben. Kleine Schritte helfen Als Mitarbeiter versuchen sie oft, anspruchsvolle Tätigkeiten aus Angst vor Kritik zu umgehen. Ständig grübeln sie über die vermeintliche Überforderung nach oder stürzen sich in Dinge, die sie nicht beherrschen – und disqualifizieren sich durch unbedachtes Handeln selbst. In beiden Fällen nehmen die negativen Gefühle bei allen Beteiligten zu und die Situation eskaliert. Meistens ist Unterstützung durch Außenstehende nötig, um dem Betroffenen die Angst vor einer Beurteilung zu nehmen. Hilfreich ist hier eine Strategie der kleinen Schritte. Stecken Sie überschaubare Etappen als Ziel, die in einer angemessenen Zeit erreicht werden sollen. Dabei sollte man mit einfacheren Aufgaben beginnen und sich langsam steigern. Wer Bewertungen nicht als Gefahr, sondern als Chance zur Verbesserung versteht, kann sie zu seinem Vorteil nutzen und aus der „Dilettanten“Ecke heraus kommen. Komplizierter wird die Sache, wenn der Chef dilettantische Züge trägt. Er kann dabei durchaus ein großartiger Arzt, aber als Praxisorganisator überfordert sein. Solche Chefs haben oft die Angewohnheit, wenig direkten Kontakt mit ihren Mitarbeitern zu suchen. Oft vermeiden sie kritische Themen oder schieben Entscheidungen hinaus. Arbeitspsychologen beschreiben zwei Unterarten des dilettantischen Chefs: Die eine Hälfte neigt zur Überkontrolle und powert damit sich und die Mitarbeiter aus. Die andere Hälfte ist selbst ohne Ziel und Plan und lässt alles laufen. So oder so: Wenn die fachliche und soziale Unterstützung beim Chef fehlt, hat dies bei den Mitarbeiterinnen nicht selten die innere Kündigung zur Folge. Ein Gespräch kann in diesem Fall mehr schaden als nutzen. Die Unsicherheit macht es den dilettantischen Chefs fast unmöglich, offen über das Thema zu reden. Aber ziehen Sie sich deshalb nicht ins Schneckenhaus zurück. Statt zu grollen, sollten Sie trotzdem versuchen, dem Chef die nötige Anerkennung entgegen zu bringen. Sie schaffen damit ein besseres Arbeitsklima und erleichtern auch sich selbst die Arbeit. • Serie Typen im Team In dieser Serie geben wir Tipps zum Umgang mit schwierigen Chefs und Kolleginnen. Der Choleriker Der Soldat Der Egoist Der Erbsenzähler Der Dilettant rezeption / sprechstunde Ein Kongress für alle Gesundheitsberufe Gemeinsam mit anderen Berufsverbänden veranstaltet der Verband medizinischer Fachberufe (VMF) vom 18. bis 20. September 2009 in Hannover einen Kongress, der sich den zentralen Themen eines zukünftigen Gesundheitswesens stellt. Im Mittelpunkt des interdisziplinären Dialoges „In Zukunft gemeinsam!“, stehen Vorsorgemöglichkeiten sowie diagnostische und therapeutische Verfahren der Schul- und Komplementärmedizin aus interdisziplinärer Sichtweise. Um Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken, dürfen die Gesundheitsberufe nicht isoliert nebeneinander arbeiten, sondern müssen im Interesse der Patienten Synergien nutzen. Ergreifen auch Sie diese Chance, die Sicht der ande- ren Gesundheitsberufe unter diesen Aspekten kennenzulernen und für ihre Arbeit zu nutzen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.izg-congress.de Was sind Fallwertzuschläge? Unter Fallwertzuschlägen versteht man in der neuen Honorarwelt ab 2009 Gelder, die für die Erbringung bestimmter qualitätsgesicherter Leistungen zusätzlich zum Regelleistungsvolumen vergütet werden. Für Hausärzte gibt es insgesamt neun Fallwertzuschläge (s. Tabelle). Bei diesen Fallwertzuschlägen kann für jeden ambulant-kurativen Fall ein bestimmter Betrag (s. u.) zusätzlich erwirtschaftet werden. HP Leistungsbereich Sonografie GOP 33000-33002, 33010-33011, 33012, 33040, 33041, 33042, 33043, 33044, 33050-33053, 33060-33062, 33076, 33080, 33081, 33090-33092 Psychosomatik 35100, 35110 Prokto-/Rektoskopie 03331 bzw. 04331 Kleinchirurgie 02300-02302 Langzeit-EKG 03322 bzw. 04322 Langzeit-Blutdruckmessung 03324 bzw. 04324 Spirometrie 03330 bzw. 04330 Ergometrie 03321 bzw. 04321 Chirotherapie GOPs des Abschnitts 30.2 EBM Dass viel Bewegung Herz und Hirn vor einem Infarkt schützen kann, ist bekannt. Dänische Forscher haben jetzt auch Hinweise darauf gefunden, dass viel Bewegung vor einem solchen Ereignis die Prognose danach verbessert – zumindest bei einem ischämischen Insult. Die Forscher hatten Daten von 265 Patienten ausgewertet, die einen ersten Insult hatten und bei ihnen mithilfe eines Fragebogens das Ausmaß der körperlichen Aktivität vor dem Schlaganfall ermittelt. Entsprechend ihrer körperlichen Aktivität teilten sie die Patienten in Gruppen ein. Wie sich herausstellte, waren die Patienten mit den schwersten Schlaganfällen zuvor am wenigsten körperlich aktiv gewesen. Patienten in der Gruppe mit der höchsten Aktivität hatten zweieinhalb Mal häufiger einen mild verlaufenden Schlaganfall als Patienten in der Gruppe mit der wenigsten Bewegung. Aus der Ärzte-Zeitung Betrag in € 3,50 3,00 1,00 1,50 1,00 1,00 1,00 1,50 1,00 Besser formulieren mit dem Duden Der Podcast der Duden-Sprachberatung vermittelt alle vierzehn Tage Wissenswertes und Unterhaltsames zu verschiedenen Themen rund um die deutsche Sprache. Die Sprachberaterinnen und Sprachberater vom Duden Bewegung gegen Schlaganfallfolgen nehmen sprachliche Stolpersteine genauer unter die Lupe, erklären die Herkunft von Wörtern oder Wendungen und vieles andere mehr. www.duden.de/podcast Europäische Studie zu Wohlbefinden im Alter Neuen Ergebnissen eines internationalen Forscherteams der Universität Leicester zufolge führt die hohe Lebenserwartung in vielen Ländern Europas womöglich in die Irre. Sie sagt nämlich wenig darüber aus, wie es den Menschen geht. Die besten Aussichten haben ältere Menschen in Dänemark, Schweden, Italien, Griechenland, Großbritannien und den Niederlanden. Als 50-Jährige haben sie die statistische Chance, noch etwa 30 Jahre zu leben, davon 20 bei guter Gesundheit. In Deutschland ist die Lebenserwartung ähnlich, doch die statistisch beschwerdefreie Zeit liegt nur bei 14 Jahren. info praxisteam 1·2009 7 © Rebel – Fotolia.com Sekundärprävention beim Diabetes Typ 2 Packen wir’s an Ein erklärtes Ziel der Diabetestherapie ist die Vermeidung von Folgekrankheiten. Dazu kann ein gesundes Verhalten mehr beitragen als die beste Medikation. Helfen Sie Ihren Patienten, die nötigen Verhaltensänderungen Stufe für Stufe anzupacken. D er Diabetes mellitus umfasst diverse Formen von Glukosestoffwechselstörungen, die mit einem chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel einhergehen. An der häufigsten Form, Diabetes Typ 2, leiden 90 % bis 95 % der Diabetiker. Bei dieser Form des Diabetes werden die Körperzellen mehr oder weniger resistent gegen das körpereigene Insulin, die Glukose aus dem Blut kann nicht mehr ausreichend in die Körperzellen transportiert und verbrannt werden. Neben einem erblichen Faktor geht diese Form des Diabetes häufig mit deutlichem Übergewicht und Bewegungsmangel einher. In der Hausarztpraxis ist es wichtig, Diabetiker früh zu erkennen, um möglichen 8 info praxisteam 1·2009 Folgeerkrankungen entgegenzuwirken. Denn nur so ist es möglich, die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen zu reduzieren. Dabei sind es selten die typischen Symptome, die zur erstmaligen Diagnose eines Diabetes mellitus Typ 2 führen, sondern mehr die gelegentliche Bestimmung des Blutzuckers, etwa im WEBTIPPS Das eigene Risiko testen unter www.diabetes-risiko.de Praktische Tipps unter www.aok.de www.barmer.de Stichwort: Diabetes Rahmen der zweijährigen Checkup-35Untersuchung. Diabetes vom Typ 2 ist neben der genetischen Komponente eine Zivilisationskrankheit und kann durch gesunde Lebensführung vermieden oder zumindest zeitlich nach hinten verschoben werden. Zur gesunden Lebensweise gehören eine ausgewogene, fettarme, richtig dosierte Ernährung sowie regelmäßige Bewegung. Umfangreiche Studien belegen das mit Zahlen. So konnte eine finnische Untersuchung zeigen, dass bei übergewichtigen Teilnehmern, bei denen bereits eine Glukosetoleranzstörung festgestellt wurde, nach drei Jahren das Risiko einer Diabetesneuerkrankung um 58 % reduziert war, wenn sie an der Ernährungs- und der Bewegungstherapie teilnahmen. Doch auch nach Eintritt einer Diabeteserkrankung ist noch nichts verloren. Auch bei der Sekundärprävention ist das Ziel, sprechstunde Bessere Betreuung im DMP Diabetes Bei Typ-2-Diabetikern, die an einem Disease-Management-Programm (DMP) teilnehmen, gibt es deutlich weniger Todesfälle als bei Patienten, die nicht eingeschrieben sind. Die ersten Ergebnisse einer Studie hatten wir Ihnen in info praxisteam 5/08 vorgestellt. Eine Patientenbefragung im Auftrag der AOK kommt jetzt zu ähnlich positiven Ergebnissen. Verbesserte Behandlung: Waren 2005 noch 39 % der Befragten der Meinung, DMP verbessere ihre Betreuung, sind es 2008 schon 56 %. Klare Zielvereinbarungen: Während 2005 79 % der DMP-Teilnehmer zumindest teilweise Ziele mit dem Arzt vereinbarten, waren es 2008 89%. Psychologische Veränderungen: 61 % der Befragten geben an, sich seit der Teilnahme am DMP Diabetes auf jeden Fall intensiver mit ihrer Krankheit zu beschäftigen. Folgeschäden zu vermeiden. Typ-2-Diabetiker haben häufig im weiteren Krankheitsverlauf mit einer Gefäßerkrankung (z. B. Schlaganfall, diabetischer Fuß) oder einem Nervenleiden (Neuropathie) zu kämpfen. Und neben der medikamentösen Einstellung des Blutzuckerspiegels und der Blutfette ist auch in diesem Stadium eine gesunde Lebensführung ein Schlüssel zum Erfolg: bessere Ernährung, viel Bewegung und der konsequente Verzicht auf das Rauchen. Wie es aber fast jeder von sich selbst kennt, ist es gar nicht so einfach, ein ungesundes Verhalten tatsächlich zu ändern. Ist ein Verhaltensmuster erst einmal in unserem Gehirn „eingeschliffen“, braucht es oft einer erheblichen Anstrengung, es wieder loszuwerden. In der Psychologie entwickelten die Professoren Prochaska und DiClemente ein Modell, das solche Verhaltensänderungen Sorglosigkeit Bewusstwerdung Vorbereitung Handlung Aufrechterhaltung Rückfälle Das transtheoretische Modell zur Verhaltensänderung. beschreibt: das Transtheoretische Modell (TTM), das in der Zwischenzeit auf Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und körperliche Bewegung angepasst wurde. Demnach ist eine Verhaltensänderung ein mehrstufiger Prozess, der in fünf verschiedene Stadien eingeteilt werden kann, die der Patient im Verlauf einer solchen Verhaltensänderung durchläuft. Sorglosigkeit Zu Beginn der Behandlung befindet sich der Patient im Stadium der Sorglosigkeit. Er sieht kein Problem, also wird er auch nichts ändern. Bewusstwerdung Sobald der Patient erkennt, dass sein Verhalten Ursache des Problems ist, beschließt er irgendwann dieses Verhalten zu ändern. Es bestehen zu diesem Zeitpunkt aber noch keine konkreten Verhaltensänderungspläne. Vorbereitung Das Stadium der Vorbereitung ist dadurch gekennzeichnet, dass konkrete Pläne für die Verhaltensänderung gefasst und erste Schritte in diese Richtung unternommen werden. Handlung Die konkreten Schritte der Verhaltensänderung beginnen: Im Falle der Sekundärprävention beim Diabetes Typ 2 zum Beispiel die regelmäßige Bewegung. Aufrechterhaltung Im Stadium der Aufrechterhaltung geht es darum, das neue Verhalten beizubehalten, also nicht rückfällig zu werden. Hier unterscheiden manche Psychologen Hat sich die Betreuung durch Ihren Arzt verbessert, seit Sie in das DMP eingeschrieben sind? 2005 61 % 39 % 44 % 56 % ja nein 2008 DMP-Patienten fühlen sich besser betreut als vor der Einschreibung. noch die erste Konsolidierung des Verhaltens und die andauernde Verhaltensänderung, die als langfristiger Erfolg angesehen wird. In den einzelnen Stadien kann auch das Praxisteam dem Patienten helfen, den richtigen Weg zu finden. Im Stadium der Sorglosigkeit geht es um die Schaffung des Problembewusstseins, später um die Bestärkung und eine konkrete Zielplanung in kleinen Schritten. Dabei können auch Patientenschulungen helfen. Hat der Patient erst einmal beschlossen, sein Verhalten zu ändern, können Sie sein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten unterstützen. Das ist gleichzeitig auch die beste Rückfallprophylaxe. • Regelmäßige Bewegung hat einen starken zuckersenkenden Effekt. info praxisteam 1·2009 9 praxisorganisation Fehler im Praxisalltag Regelleistungsvolumen Mit Regelleistungsvolumen (RLV) bezeichnet man die Menge Geld, die ein Arzt für die Arbeit in der Regelversorgung seines Fachgebietes bekommt. Dieses RLV wird für jedes Abrechnungsquartal neu festgesetzt und muss vor Beginn des jeweiligen Quartals dem Arzt von der KV mitgeteilt werden. Es wird berechnet aus: 1. Dem durchschnittlichen Fallwert für die jeweilige Arztgruppe, also die Menge Geld, die ein Hausarzt pro Quartal für einen Patienten bekommt, Beispiel: 32,00 Euro. 2. Der Fallzahl des Arztes/der Ärztin aus dem Vergleichsquartal des Vorjahres, d. h. für das Abrechnungsquartal 1/09 die Fallzahl aus 1/08, Beispiel: 1.000 Fälle. Das RLV errechnet sich durch Multiplikation von Fallzahl und Fallwert, also: RLV = 1.000 x 32,00 Euro = 32.000 Euro. Mit diesem RLV ist das Grundgehalt des Arztes abgedeckt. Dazu kommen abhängig von der entsprechenden Fachgruppe weitere Honorare, etwa durch Qualitätszuschläge, Notdienst, Sonderleistungen, spezielle Verträge etc. Dr. Heiner Pasch Regelungen von A bis Z Was gibt es an neuen Regelungen im Gesundheitswesen? Diese Frage stellen sich alle Jahre wieder nicht nur Millionen von Versicherten, sondern auch das ganze Praxisteam. Der Mediendienst der AOK hat aktuell für 2009 die wichtigsten Punkte von A wie Arztbesuch bis Z wie Zuzahlung zusammengetragen. Sie finden die Liste im Internet als pdf-Download unter: www.aok-bv.de/zahlen/ gesundheitswesen/ index_00523.html 10 info praxisteam 1·2009 www.jeder-fehler-zaehlt.de Den Falschen gespritzt In der Rubrik „Fehler im Praxisalltag“ stellen wir typische Alltagsfehler vor. Dieses Mal geht es um eine unbeabsichtigte Selbstinjektion. Aus einer Praxis wird folgendes Ereignis berichtet: Was ist passiert? Eine Spritze wurde versehentlich falsch herum gehalten. Der Federmechanismus löste aus, und der Inhalt mit der Wirksubstanz Adrenalin entleerte sich in die Daumenkuppe des Arztes. Was war das Ergebnis? Der Daumen blieb acht Stunden lang kalt, livide-blass und schwoll danach stark an und schmerzte auch nach zwei Tagen noch stark. Ferner erhielt der Patient sein Adrenalin verzögert, da eine neue Spritze vorbereitet werden musste. Welche Gründe können zu diesem Ereignis geführt haben? Zum einen die fehlende Kennzeichnung auf der Spritze, etwa durch einen Pfeil. Dazu kam die Hektik des Notfalls und die Tatsache, dass es sich um ein selten verwendetes Präparat handelt. Ein in der Praxis häufiger verwendetes Konkurrenzpräparat ist hier deutlicher gekennzeichnet. Wie hätte man das Ereignis verhindern können? Sich vorher in ruhiger Situation mit der Spritze vertraut machen, ist immer gut, oft fehlt dazu aber die Zeit. Eine Kennzeichnung der Spritzrichtung durch den Hersteller und die Beschränkung auf eine Darreichungsform reduzieren das Risiko aber zumindest. Welche Faktoren trugen Ihrer Meinung nach zu dem Fehler bei? Fehlende Kennzeichnung und mangelnde Schulung am konkreten Präparat. Kommentar des Instituts für Allgemeinmedizin: Offenbar sollte hier Adrenalin bei einer allergischen Reaktion gegeben werden. Eigentlich handelt es sich bei diesem Präparat (Fastjekt®) wie auch beim Konkurrenzprodukt Anapen® um AdrenalinFertigspritzen, die vom Patienten im Notfall selbst verabreicht werden sollen. Hier hat offenbar der Arzt das Adrenalin verabreichen wollen, die Spritze falsch herum gehalten und sich das Medikament versehentlich selbst injiziert – mit gefährlichen Folgen. Dass die beiden konkurrierenden Präparate unterschiedlich zu handhaben sind, erschwert die Sache. Folgende Tipps können in diesem Fall weiterhelfen: Wie bei anderen Fertigspritzen ist es wichtig, sich vor der Anwendung in Ruhe mit dem Prinzip vertraut zu machen. Im Notfall ist nicht genügend Zeit, den Beipackzettel durchzulesen. Patienten, denen Fertigspritzen mit Adrenalin zur Selbstinjektion bei einem allergischen Notfall verschrieben werden, müssen vorher trainiert werden (mit Bildern und Trainingsspritzen ohne Nadel und Medikament). Das bedeutet wirklich praktisch zu üben! Die Eingangsschulung sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Hier sind auch die Herstellerfirmen gefragt: Kennzeichnung und Handhabung sollten eindeutig sein, oder wie ein Nutzer unseres Systems schrieb: „Im Notfall muss die Handhabung „idiotensicher“ sein!“ Dr. Isabelle Otterbach Dr. Barbara Hoffmann praxisorganisation © ioannis kounadeas – Fotolia.com Diabetes nicht geeignet sind. Generell attestierten die Bremer Forscher der Kodierung in der Hausarztpraxis aber eine hohe Qualität. Diese hohe Dokumentationsqualität ist auch deshalb wichtig, weil sie ein realistisches Bild des medizinischen Versorgungsbedarfs erlaubt. Der Morbi-RSA ist dabei ein lernendes System, das laufend weiterentwickelt und angepasst werden kann – vorausgesetzt, die zugrunde liegenden Kodierungen stimmen auch. Die wichtigsten Punkte haben wir deshalb noch einmal im Kasten für Sie zusammengefasst. Gerechtere Verteilung Tipps für die Praxis Richtig kodieren Die richtige ICD-Kodierung hat durch den Morbi-RSA an Bedeutung gewonnen. Wir fassen die wichtigsten Punkte noch einmal zusammen. W enn Arzt und Praxisteam eine Krankheit nicht korrekt kodieren, hat das oft direkte Auswirkungen auf die Höhe der Zuschläge für die entsprechende Krankenkasse. Ein Beispiel: Eine Frau, 39 Jahre alt, leidet an einem Diabetes mellitus Typ I und erhält eine intensivierte Insulintherapie. Bei korrekter Kodierung erhält die Kasse 974 Euro, die für alle Frauen dieses Alters zugewiesen werden, sowie 3.115 Euro als Ausgleichszahlung für den Typ-1-Diabetes. Wird die Diagnose nicht kodiert, muss die Kasse auf die Diabeteszuweisung verzichten, aber gleichzeitig die Kosten u. a. für Teststreifen und Insulin tragen. Unzureichende Kodierungen sind in der Praxis keine Seltenheit. So fand ein Gutachten des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin heraus, dass bei 10,3 % der Patienten mit Insulinverordnung keine passende Erkrankung verschlüsselt wurde. Dagegen lagen orale Antidiabetika in der Liste der am häufigsten verordneten Arzneimittel für Typ-1-Diabetiker an dritter Stelle, obwohl sie für die Therapie des Typ-1- Hanebüchener Unsinn ist übrigens die immer mal wieder geäußerte Vorstellung, eine Krankenkasse würde jetzt an einem schwer erkrankten Versicherten mehr „verdienen“ als an einem gesunden. Der Morbi-RSA stellt nur sicher, dass die vorhandenen Mittel auch entsprechend dem durch Krankheiten bedingten Bedarf verteilt werden. So können sich die Krankenkassen besser um schwerwiegend oder chronisch Kranke kümmern. Dadurch wiederum können Folgeerkrankungen zum Teil verhindert werden. Durch den Morbi-RSA sind die Weichen in die richtige Richtung gestellt – helfen Sie als Praxisteam mit, diesen Weg auch konsequent zu gehen. • Die wichtigsten Kodiertipps im Überblick Alle vorliegenden Krankheiten dokumentieren Alle Diagnosen, zu denen beraten und behandelt wurde, sollten auch in der Dokumentation erfasst werden. So spezifisch wie möglich dokumentieren Die Diagnose sollte die zugrunde liegende Erkrankung so genau wie möglich beschreiben. Auch Komplikationen müssen berücksichtigt werden. Vollständige ICDs verwenden Um den Schweregrad korrekt zu dokumentieren, sollte immer bis auf die letzte nach ICD-10 vorgeschlagene Stelle verschlüsselt werden. Zusatzinformationen angeben Ist die Diagnose gesichert, sollte das durch den Zusatz „G“ dokumentiert werden. Chronische Diagnosen kontinuierlich dokumentieren Für optimale Kodierqualität sollte die Behandlung aller chronischen Diagnosen auch regelmäßig dokumentiert werden. Dokumentation im Verlauf anpassen Erkrankungen können sich im Verlauf ändern. Deshalb sollte die Verschlüsselung bei Bedarf neu angepasst werden. info praxisteam 1·2009 11 ©Jürgen Acker –Fotolia.com Qualitätsmanagement in der Arztpraxis Reine Glückssache? Obwohl die Vielfalt der QM-Systeme mehr verwirrt als nutzt, steckt hinter allen eigentlich die gleiche Idee: Durch strukturiertes Vorgehen die Fehleranfälligkeit zu reduzieren. Wir stellen die wichtigsten Systeme vor und erklären, warum ein erfolgreiches Praxismanagement keine Glückssache ist. QM – der Fahrplan bis Phase II = Maßnahmen 31. 12. 2009 zur Zielerreichung umsetzen, Einführung der QM-Grundelemente Phase III = Überprüfung bis 31. 12. 2010 Selbstbewertung auf Basis von Nachweisen und Messungen 2011 Der G-BA prüft die Umsetzung von QM in Vertragsarztpraxen und entscheidet gegebenenfalls über weitere Maßnahmen. 12 info praxisteam 1·2009 W ie hält es Ihre Praxis mit der Einführung des „einrichtungsinternen Qualitätsmanagements“, wie es offiziell heißt? Bis Ende 2009, so hat es der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, müssen alle Praxen entsprechend ausgestattet sein. Die Ziele sind leider etwas schwammig formuliert, deshalb empfinden viele Praxen das Qualitätsmanagement noch immer als bürokratischen Terror. Doch dieser Eindruck täuscht. Qualitätsmanagement ist keine lästige Pflicht, vielmehr einer der Eckpfeiler jeder modernen Arztpraxis. Qualitätsmanagement kümmert sich in erster Linie um organisato- rische Abläufe in der Praxis. Der Paragraph 135 a SGB V regelt den gesetzlichen Hintergrund. In jeder Praxis muss zum Beispiel klar sein: Was darf die Fachangestellte, was nicht. Eine klare Dokumentation dieser Regelung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Praxis. WEBTIPPS Weitere Informationen zu den vorgestellten QM-Systemen finden Sie zum Beispiel unter: www.qm-infocenter.de Dort unter Themenspecials „Gesundheitswesen“ wählen. praxisorganisation Es gibt viele Gründe, ein QM-System in der Arztpraxis einzuführen. Fast immer steigt die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Gründe für Qualitätsmanagement Gesetzliche Gründe Doch mindestens genauso wichtig sind die medizinischen Gründe: Die meisten Behandlungsfehler in der Medizin sind auf Organisationsmängel wie Verwechslungen, unklare Kommunikation oder Dokumentationsfehler zurückzuführen. info praxisteam berichtet deshalb regelmäßig in der Rubrik „Jeder Fehler zählt“ darüber. Auch ökonomische Gründe sprechen klar für das Qualitätsmanagement. Der Ertrag der Praxis steigt, wenn die Zahl der ungeplanten Kontakte sinkt und wenn die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizienter genutzt werden. In den Heften 5/2007 bis 2/2008 hat info praxisteam verschiedene Möglichkeiten für ein besseres Zeit- und Kostenmanagement vorgestellt (zu finden unter www.info-praxisteam.de): Die Kurzsprechstunde für die Behandlung von Akut-Patienten, die Stoßzeiten abfängt und die normalen Sprechzeiten entlastet. Das Medikamentencontrolling, wo das Praxisteam den Arzt beim Ausstellen von Folgerezepten und der Information der Patienten unterstützt. Die Chronikersprechstunde für DMPPatienten, bei der Arzt und DMPAssistentin sich die Arbeitsschritte teilen können. Gerade die klare Aufgabenverteilung, ein Kernelement des Qualitätsmanagements, sorgt in Umfragen regelmäßig für eine hohe Zufriedenheit. Kommunikation spielt dabei die entscheidende Rolle, denn nur wenn jeder im Team genau informiert ist, gehen die Arbeitsläufe Hand in Hand. Alle Behandlungsmuster von der Routineuntersuchung bis zum Notfall sollten deshalb in ihrem Ablauf klar beschrieben werden. Und Ökonomische Gründe damit ist schon viel mehr als der Grundstein eines Qualitätsmanagements gelegt. Viele Wege führen zum Ziel Was Ärzte und Praxisteam aber gleichermaßen verwirrt, ist die Vielfalt der angebotenen Systeme, von denen wir Ihnen die wichtigsten kurz vorstellen: QEP (Qualität und Entwicklung in den Praxen) ist das System der Kassenärztlichen Vereinigungen. Viele KVen bieten dazu Schulungen für das Praxisteam an. Auch KPQM (KV Praxis Qualitätsmanagement) kommt aus einer KV. Unter dem Motto „von Ärzten für Ärzte“ gibt sich KPQM als unkompliziertes System für QM-Einsteiger. KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen) stammt aus der Entwicklung von QM-Systemen für Krankenhäuser, bietet inzwischen auch Systeme für Arztpraxen. EFQM (European Foundation for Quality Management) ist eine europäische 90 85 % Arbeitsabläufe effizienter gestalten 80 70 60 Prozent Medizinische Gründe Entwicklung und dient der systematischen Analyse von Stärken und Schwächen eines Unternehmens. Das kann für viele Praxen eine Nummer zu groß sein. Auch EPA (Europäisches Praxisassessment) hat europäische Wurzeln. Das System beinhaltet einen Qualitätsvergleich mit anderen Praxen und zielt besonders auf Hausarztpraxen. EPA wurde evaluiert und hat ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. DIN EN ISO 9001:2000 schließlich ist ein sehr umfangreiches QM-System. Es dient in vielen Branchen zur Optimierung von Prozessen, nicht nur in der Medizin. Das System fordert aber einen sehr hohen Dokumentationsaufwand und ist daher fast nur in technisch hochspezialisierten Facharztpraxen verbreitet. Für welches System sich Ihre Praxis entscheidet, ist letztlich auch egal. Wichtig ist vielmehr: Die Einführung eines Qualitätsmanagements ist keine bürokratische Schikane, sondern bietet jeder Arztpraxis die Chance, Abläufe zu verbessern, Kosten zu minimieren und zufriedener zu arbeiten. Praxen, die bereits ein Qualitätsmanagement eingeführt haben, berichten durch die Bank sehr positiv von den Auswirkungen – sie sparen mehr Zeit, als sie in das Qualitätsmanagement investieren müssen. Deshalb sollten auch Sie positiv daran mitarbeiten. • 50 71 % Orientierungshilfe für Mirarbeiter/-innen Kosten senken Verbesserung der Behandlungsqualität 53 % 51 % 40 30 20 10 Standardisierung ärztlicher Leistung Marketing-Hilfe 27 % 21 % 9% Stellen einsparen 0 Eine Umfrage unter Ärzten zeigt: Effizientere Abläufe und klare Richtlinien für das Team sind die wichtigsten Aspekte eines QM. Quelle: Stiftung Gesundheit info praxisteam 1·2009 13 kaffeepause Faschingskostüm gefällig? Suchen Sie noch Anregungen für die Faschingsparty? Dann werfen Sie doch mal einen Blick auf die Kostümanbieter im Internet. Auch wenn Sie dort nicht unbedingt kaufen wollen, können Sie bei Anbietern wie www.faschingskostueme.de oder www.maskworld.com reichlich Ideen sammeln. Ob fesch oder frech, exotisch oder bieder. Hier gibt es alles. Fit durch Praxis-Yoga Eine einfache Dehnübung für zwischendurch Diese Übung heißt „Natarajasana“ oder „Tänzer“, weil sie auf einem Bein ruht und die Balance eines Tänzers benötigt, um gehalten zu werden. Sie dehnt die Oberschenkelmuskulatur, Flanken und Schultern und hat eine aktivierende und belebende Wirkung. Worauf kommt es an? Hüfte und Schulter am Türrahmen fixieren Standbein stabil, Fersendruck Oberschenkel parallel Steiß nach unten Arm gestreckt nach oben gegen Türrahmen Gebeugtes Bein mit der Hand gegen das Sitzbein ziehen Dabei ruhig Ein- und Ausatmen und die Übung zweimal 30 Sekunden pro Seite wiederholen. Die Übung stammt aus dem Buch „Praxis-Yoga“ von Theresia Wölker und Anette Schwipper. Weitere Informationen und eine ausführliche Leseprobe unter: www.info-praxisteam.de Vorschau Die Ausgabe 2 von info praxisteam erscheint am 20. April 2009. Dort finden Sie unter anderem Beiträge zu folgenden Themen: Gesundheitsinfos im Netz Wo informieren sich Ihre Patienten im Internet? Und wo finden Sie valide Informationen? IGeL in der Praxis Welche Angebote gelten als medizinisch sinnvoll und was wünschen sich die Patienten? Endstation Sucht? Was es bei der Betreuung von Suchtpatienten zu beachten gilt und was das Praxisteam leisten kann. 14 info praxisteam 1·2009 Mythen des Alltags Ist Küssen gesund? Darf man Pilze aufwärmen? Kann man in der Wüste nicht geradeaus laufen? Und stehen Mücken wirklich auf süßes Blut? Im Online-Test unter www.brigitte.de können Sie das herausfinden und Ihr Wissen über Alltagsmythen testen. Und wer es noch genauer wissen will, findet im Buch „Sauer macht lustig“ von Christa Pöppelmann mehr als 1.000 Beispiele aus wirklich allen Lebensbereichen. Compact-Verlag, 7,95 Euro, ISBN: 978-3817466023 Frage des Monats Wir wollen wissen: Welche Änderungen haben Sie zum Jahresanfang 2009 besonders beschäftigt? Sagen Sie uns im Internet die Meinung oder schicken Sie Ihre Antwort an die Redaktion: Redaktion info praxisteam Neumarkter Straße 43 81673 München Fax: 089 / 43721360 [email protected] info praxisteam Gewinnspiel Machen Sie mit! Wir verlosen ein Verwöhnwochenende im 4-Sterne-Hotel centrovital Lassen Sie es sich einmal so richtig gut gehen mit dem Wellness Package „Romantic Moments“ für zwei Personen! Im centrovital Hotel Berlin-Spandau erwarten Sie zwei Übernachtungen mit Frühstücksbuffet, ein 3-Gänge-Candle- Light-Dinner und ein 3.500 m² großer Wellness- und Sportnessbereich. Infos unter: www.centrovital-berlin.de So geht’s: Gesucht wird ein Begriff aus dem Bereich Hausarztpraxis. Das Lösungswort finden Sie, indem Sie die Buchstaben in den Kreisen in der Reihenfolge der Nummerierung lesen. Alle richtigen Einsendungen nehmen an der Verlosung teil. Mitmachen kann jeder, ausgenommen Mitarbeiter des Verlags und beteiligter Firmen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte schicken Sie das Lösungswort an: Verlag MED.KOMM. Urban & Vogel GmbH Redaktion info praxisteam Stichwort: Gewinnspiel 1/2009 Neumarkter Str. 43 81673 München oder senden Sie uns eine E-Mail: [email protected] Bitte Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 20. März 2009. Es gilt das Datum des Poststempels oder das Eingangsdatum der E-Mail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Nahrungsbestandteil Begriff beim Kartenspiel Nachahmerpräparate oberer Raumabschluss 10 einen Bruch starr verbinden Versuchsraum (Kzw.) eine Naturwissenschaft 11 Gebäude (Briefbeförderung) Elan, Schwung Konzentrationsausgleich (Chemie) 1 passend, auch, destauglich gleichen haltbar KörperGebäu- gemachtes glied deteil, Zimmer Nahrungs- (Mehrmittel zahl) 7 Arznei gegen Fieber (Malaria) Richtungsangabe Kosmetikartikel; Salbe ein Blutgefäß Großvater 6 Ehemann anfänglich einen Heilurlaub machen Fleck; Zeichen Substanz in den Knochen Arbeitsgruppe; Mannschaft Bindewort: mit der Folge in der Nähe von Doppelkontinent Abk.: medizinischtechn. Assistentin 4 Geräuschinstrument 3 Gewichtseinheit Stoßund Wurfwaffe trockenes Gras (Viehfutter) kleines hirschartiges Waldtier 2 5 Lösungswort: Leid, Not Gott anrufen Heilpflanze, Wohlverleih internationales Notsignal Teil des Schuhs 8 kleine Metallschlinge afrikanischer Strom operative Formung, Wiederherstellung Vater und Mutter ohne Inhalt Brutstätte Begrenzung einer Fläche Ausruf des Verstehens 9 vertraute Anrede info praxisteam 1·2009 15