Ausgabe 02/2010
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Ausgabe 02/2010
In Kooperation mit info Das Magazin für medizinische Fachangestellte praxisteam praxisorganisation: Kontinuierliches Lernen 2/10 rezeption: Eigene Interessen durchsetzen kaffeepause: Was das Praxisteam interessiert sprechstunde Antibiotika richtig anwenden © FotoLyriX - Fotolia.com INHALT rezeption 4 Soft Egoism Setzen Sie Ihre Interessen durch ohne andere zu beeinträchtigen 6 Alles aufschreiben So werden Teambesprechungen zum Erfolgsmodell sprechstunde Beim Frühjahrsputz An allen Ecken und Enden wird aktuell diskutiert, wie man die Bürokratie im Staat entstauben kann, ohne dabei an Sicherheit zu verlieren. Der Staat soll also durch Effizienz glänzen. Und das gilt längst nicht nur für Bürger-ämter, Arbeitsagenturen und die gesamte öffentliche Verwaltung – vieles steht auf dem Prüfstand, auch im Gesundheitswesen. Viele erfolgreiche Hausarztpraxen sehen als einen Weg zur Prozessoptimierung die DMP-Programme. Auch oder vielleicht gerade weil man ihnen anfangs genau das Gegenteil unter- »Eine kontinuierliche Verbesserung in den letzten Jahren« stellt hatte. Als regelrechte Bürokratiemonster wurden sie damals dargestellt, doch in der Zwischenzeit geben sogar ehemalige Kritiker zu, dass sie für eine kontinuierliche Verbesserung in den letzten Jahren gesorgt haben. Die Effizienzgewinne sind dabei hauptsächlich auf die elektronische Abwicklung der gesamten Dokumentation und auf bessere Teamarbeit zurückzuführen. Für viele chronisch zeitknappe Hausärzte ist die DMP- Assistentin mittlerweile ein Geschenk des Himmels. Zukünftig sollen auch Patienten mit Herzinsuffizienz von standardisierten Behandlungsabläufen profitieren, wenn ab 1. Juli das entsprechende DMP-Modul eingeführt wird. Noch sind nicht überall die erforderlichen Verträge unterschrieben, doch die Verhandlungspartner sind optimistisch, dass bis Sommer alles in trockenen Tüchern ist. Das erfordert dann zwar von Arzt und Team erst mal wieder zusätzliche Zeit für das Einführen neuer Prozesse. Mittelfristig hilft es aber allen Beteiligten, die eigenen Arbeitsabläufe zu entrümpeln und so zu optimieren, dass die Qualität der Versorgung besser wird. So ganz nebenbei leisten alle draußen in den Hausarztpraxen damit auch einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Systems. Denn nur ein schlankes und effizientes Gesundheitssystem wird auch in zehn oder mehr Jahren noch bezahlbar sein. Dr. Christian Graf BARMER GEK 8 Flasche leer? Was es beim Umgang mit Antibiotika zu beachten gilt praxisorganisation 10 Unter Beschuss Resistente Erreger – ungelöstes Problem der Infektionsmedizin 11 Fehler des Monats 12 Pssst, weitersagen Wie Sie von anderen Praxen und aus Datenerhebungen lernen kaffeepause 14 Kurz und fündig Vermischtes für das Praxisteam 15 Preisrätsel Mitmachen und gewinnen impressum Herausgeber: MED.KOMM in Kooperation mit dem AOKBundesverband und der BARMER GEK Verlag Springer Medizin, Urban & Vogel GmbH Aschauer Straße 30, D-81549 München Tel.: 089 – 203043-1362 Redaktion: Dr. Monika von Berg (Chefredakteurin, v.i.S.d.P.) Dr. Reinhard Merz (Redaktionsleitung) Anschrift wie Verlag, [email protected] Titelbild: picprofi – Fotolia.com Druck: Stürtz GmbH, Alfred-Nobel-Str. 33, 97080 Würzburg Zeitschrift wird als Beilage in der verschickt. Evert-Jan van Lente AOK Bundesverband info praxisteam 2·2010 3 © lilufoto - Fotolia.com Eigene Bedürfnisse durchsetzen Den Erfolg erkämpfen Wie werden Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse wahr? Wenn Ihnen der Erfolg nicht von alleine zufliegt, können Sie darum kämpfen. Wir geben Tipps, wie Sie alltägliche Interessenkonflikte elegant ausfechten. S icher kennen Sie das Gefühl nach einem Interessenkonflikt zurück stecken zu müssen. Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Gut, weil Sie so rücksichtsvoll waren und einem anderen den Vortritt gelassen haben? Oder frustriert, sich wieder einmal nicht durchgesetzt zu haben? Viel für andere zu tun und die eigenen Interessen hinten an zu stellen, gilt zwar durchaus als nobel und rücksichtsvoll. Und ist ohne Frage gut und wichtig, denn nur so kann ein Team funktionieren. Das gilt für jede Mannschaft im Sport genauso wie für den Berufsalltag: Sind alle auf dem Egotrip, leidet die Teamleistung deutlich, weil zuviel Zeit und Energie auf Machtkämpfe verwendet wird. Andererseits ist es auch nicht gut, sich ständig zurück zu nehmen. Darunter leidet irgendwann 4 info praxisteam 2·2010 f das Selbstbewusstsein. Das kann Folgen für Ihre Psyche und Gesundheit haben. Beispiel Robinson Fakt ist: Jeder Mensch handelt danach, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Nur können diese Bedürfnisse auf ganz unterschiedlichen Ebenen liegen. Die Psychologie verwendet zur Verdeutlichung dieser Ebenen gerne das Beispiel von Robinson Crusoe, dessen Schiff im Sturm gesunken ist und der allein auf einer einsamen Insel gestrandet ist. Was wird er wohl tun? f Zunächst wird er versuchen, sein nacktes Überleben zu sichern. Er braucht Trinkwasser, um nicht zu verdursten und Essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Wenn er erschöpft ist, wird er schlafen. Diese f f f Bedürfnisse heißen physiologische Grundbedürfnisse. Dann beginnt er, seine Umgebung zu erkunden. Gibt es hier Eingeborene oder wilde Tiere? Er findet eine Höhle, die ihm Schutz vor Feinden und Wetter bietet. Das befriedigt sein Sicherheitsbedürfnis. Trotz Nahrung und Sicherheit fühlt er sich schnell einsam, denn jeder Mensch hat Zugehörigkeits- und Liebesbedürfnisse. Für Robinson naht die Befriedigung dieses Bedürfnisses in Form von Freitag, den ein ähnliches Schicksal ereilt hat wie ihn selbst. Als „zivilisierter“ Europäer kann Robinson ein paar Dinge, die sein neuer Gefährte noch nie gesehen hat. Die bewundernden Blicke stillen sein Wertschätzungsbedürfnis. Schließlich philosophiert er darüber, was er tun will, wenn er jemals wieder von dieser Insel entkommen wird. Dann führt sein Bedürfnis nach rezeption Selbstverwirklichung zuletzt dazu, dass er nach seiner Heimkehr zum Vortragsreisenden wird und über seine Erlebnisse berichtet. Die Psychologen gehen davon aus, dass ein unbefriedigtes Bedürfnis motiviert, denn wir trachten danach, es zu erfüllen – und zwar in einer klaren Hierarchie. Habe ich Hunger, konzentriere ich mich ganz auf die Nahrungssuche. Solange dieses Bedürfnis nicht befriedigt ist, spielen die anderen keine Rolle. Essen und Schutz gibt es in unserer Gesellschaft meist im Überfluss, hier zeichnen sich kaum Konflikte um begrenzte Ressourcen ab. Bedürfnisse, die konstant befriedigt werden, verlieren an Bedeutung. Aber spätestens beim fünften Punkt, der Selbstverwirklichung, laufen Interessen auseinander. Und viele Leute denken: „Hallo, ich bin auch noch da – nicht nur die Familie, die Freunde und die Praxis.“ Und genau dann sind wir motiviert, unsere Vorstellungen auch in die Tat umzusetzen und nehmen uns das Recht, das zu unserem eigenen Wohl zu tun. Wir sind egoistisch. Strategien kennen Egoismus ist also nichts Schlimmes, denn er hilft uns, dass wir uns im Leben wohlfühlen. Solange Sie niemandem schaden oder andere sogar von Ihren Handlungen profitieren, ist das unstrittig. Mitunter lassen sich Konflikte mit den Interessen anderer Menschen aber nicht umgehen und dann ist eine gewisse Durchsetzungskraft angesagt. Das heißt nicht unbedingt, die Ellbogen ausfahren. Sondern geduldig auf ein Ziel hinarbeiten. Oberste Prämisse: Nur wer an sich selbst glaubt, kann andere überzeugen. Wenn Sie mit dem Chef über eine Gehaltserhöhung reden möchten, sollten Sie zunächst wissen, warum Ihnen diese zustehen sollte. Und es dann freundlich, bestimmt und mit guten Argumenten vorbringen. „Ich kann“ klingt überzeugender als „das könnte ich vielleicht auch“ und selbst ein „ich will“ darf ruhig mal fallen. Stellen Sie sich am besten die Selbstverwirklichung Wertschätzung Zugehörigkeit Sicherheit Physiologische Grundbedürfnisse Mit der Bedürfnispyramide des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow lässt sich die Hierarchie unserer Bedürfnisse verdeutlichen. Frage, wie man Sie selbst überzeugen könnte. Eine einsichtige Begründung des Wunsches hilft da sicher. Schauen Sie sich dabei ruhig vorher mal im Spiegel an. Wer eine Forderung mit gesenktem Blick und dünner Stimme vorträgt, wird in der Regel abgebürstet. Achten Sie auf Ihre Körpersprache – sie trägt mehr zum Erfolg bei als Sie denken. Üben Sie lieber erst einmal in Alltagssituationen, bevor Sie wegen der Gehaltserhöhung vorstellig werden. Und respektieren Sie die Grenzen der „Durchsetzungsfähigkeit“. Wenn Ihre Forderung zunächst einmal außer Reichweite liegt, sollten Sie Möglichkeiten anbieten, einen Kompromiss zu finden. Und hier sollten Sie auf den langfristigen Aspekt achten. So können Sie bei einem Gehaltsgespräch eine Stufenlösung vorschlagen. Oder bieten Sie dem Gegenüber einen Vorteil für die Erfüllung Ihres Wunsches an, in diesem Fall vielleicht eine zusätzliche Aufgabe in der Praxis zu übernehmen. Eine gute Strategie kann es auch sein, den Anderen für die Lösung mitverantwortlich zu machen. Fragen Sie ruhig: „Wie kann eine Lösung für Sie aussehen?“ und suchen Sie sich aus der Antwort die Punkte heraus, auf die Sie Ihre Argumentation weiter aufbauen können. Wenn Sie hartnäckig immer wieder auf den Wunsch zurückkommen und nicht sofort aufgeben, signalisieren Sie ganz klar, dass Ihnen die Sache wichtig ist. Zäh zu verhandeln ist oft der Schlüssel zum Erfolg. • Sechs Tipps, sich besser durchzusetzen 1. Übernehmen Sie Verantwortung für sich. Nicht auf Lösungen warten, sondern sie selbst vorantreiben. 2. Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. Lenken Sie das Gespräch, indem Sie gezielte Fragen stellen. 3. Auf die Wortwahl kommt es an. Überlegen Sie, wie Sie Ihr Anliegen am besten vortragen. Bleiben Sie bei Wichtigem und verwässern Sie Ihre Aussagen nicht. 4. Nutzen Sie die Körpersprache, lächeln gewinnt. Gehen Sie offen auf Ihr Gegenüber zu, suchen Sie Blickkontakt ohne zu „glotzen“. 5. Nein heißt nein. Formulieren Sie klar und deutlich, wenn Sie etwas nicht wollen. Kein Wischiwaschi. 6. Das Erfolgs-Tagebuch. Schreiben Sie auf, was Sie wollen und was Sie tatsächlich erreichen. Das hilft den Sinn für das Machbare zu schärfen. info praxisteam 2·2010 5 © olly – Fotolia.com Teambesprechungen Alles aufschreiben? Besprechungen sind selbstverständlich im Teamalltag. Und damit keine Idee verloren geht, werden wichtige Punkte gleich aufgeschrieben. Wir verraten, wie Sie bei Moderation und Dokumentation den Überblick behalten. F ür viele Hausarztpraxen sind Teambesprechungen selbstverständlich, doch nicht überall ist man damit auch glücklich. Mal beschwert sich der Chef über mangelndes Engagement des Teams, mal das Team über den Chef als „Alleinunterhalter“. Jede Besprechung gewinnt an Effizienz, wenn ein paar Grundregeln beachtet werden. Erstaunlicherweise wird in manchen Praxen noch diskutiert, ob Teambesprechungen Arbeitszeit sind und wer daran teilnehmen sollte. Hier ist die Sachlage klar: Teambesprechungen sind grundsätzlich Arbeitszeit und teilnehmen sollten alle – also auch Teilzeitkräfte und mitarbeitende Ehefrauen. Wenn es um Hygienethemen geht, darf auch das Putzteam mit eingeladen werden. Eine Teambesprechung ist keine Manöverkritik zwischen Tür und Angel. Teambesprechungen sollten regelmäßig stattfinden und jede Praxis muss ihren eigenen Rhythmus finden. Bei zu engem Zeittakt wird womöglich unnötig Zeit investiert, bei zu großen Zeitabständen besteht die Gefahr, den Faden zu verlieren. Manche Praxen fahren zweigleisig. Etwa alle zwei Wochen kleine Sitzungen von etwa 30 6 info praxisteam 2·2010 Minuten und einmal im Quartal die große Teamsitzung über drei Stunden. Gleichermaßen wichtig für große und kleine Sitzungen sind geschützte Zeiten – ohne Störungen von außen. Umgang mit Kritik Teambesprechungen dienen dazu, Schwachstellen zu identifizieren und die eigene Arbeit kontinuierlich zu verbessern. Deshalb muss es auch erlaubt sein, über Fehler zu reden, ohne dass gleich massive Kritik an einer Person geäußert wird – Kritik sollte immer sachbezogen sein. Es darf kein Klima der „Kritiklosigkeit“ entstehen, in dem sich keiner traut, Fehler zu benennen. Unausgesprochene Kritik kann zu einer Belastung für alle werden. Die Themen einer Teambesprechung sollten vorher angekündigt werden, damit sich die Teilnehmer darauf vorbereiten können. Bewährt haben sich dazu Themenlisten in der Praxis-EDV oder auf dem Schwarzen Brett im Sozialraum der Praxis. Und wer initiiert nun eine Teambesprechung? In der Regel sollte die Initiative vom Chef ausgehen, doch wenn das Thema dort einmal versandet, kann das Team durchaus selbst aktiv werden. Oft leitet der Praxischef auch die Teamsitzungen, andere Praxen setzen auf eine wechselnde Besprechungsleitung. Am Ende jeder Teambesprechung wird dann gleich der Termin für das nächste Treffen festgelegt; dann wird auch bestimmt, wer die Besprechung im folgenden Monat moderiert und das Protokoll erstellt. Protokoll? Unbedingt, denn sonst gehen viele Ideen schnell wieder verloren. Am einfachsten ist es, wenn Sie versuchen, die wichtigsten Punkte gleich auf einem Flipchart festzuhalten. Entsprechendes Papier im DIN A0 Format und Marker gibt es für ein paar Euro im Bürofachhandel. So ist am Schluss das Material für das Protokoll schon fast zusammen. Ein gutes Protokoll ist kurz und knapp, eine Art Todo-Liste, in der auch gleich die Verantwortlichkeiten geregelt werden. Bewährt haben sich dabei Todo-Listen mit den sogenannten vier Ws: f Was soll gemacht werden? f Wer soll es machen? f Wie soll es gemacht werden? f Wann soll es erledigt sein? Achten Sie darauf, dass der Umfang der Todo-Liste realistisch bleibt: Eine Riesenliste wird selten in Angriff genommen. Zu Beginn jeder Besprechung wird der jeweilige Stand der Todos berichtet: Was ist erledigt, was steht noch offen, wo gab es welche Probleme. Am Ende der Sitzung sollte jede Teilnehmerin kurz reflektieren, wie sie die heutige Sitzung fand und was ihr daran besonders wichtig war. Das erhöht die Motivation zur Umsetzung. • Checkliste Wenn Sie die folgenden Punkte beachten, werden Ihre Teambesprechungen erfolgreicher: f Angemessene Sitzungsdauer f Keine Störung f Tagesordnung festlegen f Am Flipchart visualisieren f Todo-Liste erstellen f Protokoll anfertigen f Nächsten Termin festlegen f Stand der Todos überprüfen rezeption / sprechstunde Sportpartner finden Weil Sport zu zweit oder in der Gruppe am meisten Spaß macht, bietet die AOK im Internet eine Sportpartnerbörse an. Dort können Interessierte Gleichgesinnte finden, die in ihrer Nähe wohnen. Das Internetangebot wurde jetzt um weitere Sportarten erweitert, außerdem wurden die Auswahlkriterien verfeinert. Möglich ist es nun auch, ein Porträtbild hochzuladen und sich mit Sportpartnern über ein Regelmäßige Vorsorge verhindert Darmkrebs internes Nachrichtensystem auszutauschen. Nähere Informationen unter www.aok.de/sportpartner/ Umfrage zur Gesundheitskompetenz Bis Ende Juni 2010 läuft eine Internetstudie zur Gesundheitskompetenz. Dort können Interessierte eine Selbsteinschätzung ihres Gesundheitsverhaltens und -wissens abgeben und erhalten im Gegenzug eine Online-Kurzbewertung der eigenen Gesundheitskompetenz. Die Befragung ist ein Gemeinschaftsprojekt der BARMER GEK und der Bergischen Universität Wuppertal. www.barmer-gek.de/gesundheitsstudie Die Zahl der Darmkrebs-Toten ist in den vergangenen Jahren erheblich gesunken, doch nach wie vor ist er die zweithäufigste Todesursache in der westlichen Welt. 95 Prozent davon sind Adenokarzinome, die im Verlauf von acht bis 15 Jahren entstehen. Zur Prophylaxe gehört die Empfehlung, weniger rotes Fleisch und mehr Obst und Gemüse zu essen, Rauchen und Übergewicht zu meiden und sich viel zu bewegen. Damit könnten 50 bis 70 Prozent der Karzinome vermieden werden. Auch durch regelmäßige Vorsorge lassen sich die Tumoren verhindern und zwar zu 75 bis 90 Prozent. Die Prognose hängt entscheidend davon ab, wie ausgedehnt die Karzinome bei der Diagnose sind. Medikamente in der Schwangerschaft Die neue Broschüre „Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit“ aus dem Familien-Programm der AOK informiert schwangere und stillende Frauen über Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln. In den ersten zehn Schwangerschaftswochen ist der Embryo besonders empfindlich, aber auch danach kann die vorgeburtliche Entwicklung durch Medikamente gestört werden. Und noch während der Stillzeit können über die Muttermilch Wirkstoffe in den Körper des Babys gelangen und hier unerwünschte Folgen haben. Gibt es Anlass zur Sorge, wenn ein Medikament eingenommen wurde, bevor die Schwangerschaft bekannt war? Spricht eine medikamentöse Langzeitbehandlung gegen die Planung einer Schwangerschaft? Wann sollte auf ein anderes Medikament umgestellt werden? Einige der wichtigsten Antworten zu diesen und anderen Fragen finden Sie in dieser Broschüre. Sie steht zum Download unter www.aok.de/kids (Rubrik „Schwangerschaft“). Herztest für Frauen Kennen Sie Ihr Herz-Kreislauf-Risiko? Mit Hilfe eines Tests im Internet können Sie bestimmen, wie groß Ihr Risiko in etwa ist, in den kommenden Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden. Sie finden ihn in der Rubrik „Gesundheit und Krankheit“ unter www.barmer-gek.de zum kostenlosen Download. Mücken als „fliegende Impfspritzen“ Es ist kein Aprilscherz: Japanische Forscher haben genetisch veränderte Mücken entwickelt, die in ihrer Speicheldrüse Impfstoffe produzieren, mit denen sich Infektionskrankheiten bekämpfen lassen. Stiche dieser Mücke führten zu einer zunehmenden Zahl von Antikörpern gegen die Erreger der Leishmaniose. Leishmanien befallen die Haut (Orientbeule), aber auch andere Organe wie die Leber oder Lymphknoten. Aus der Ärzte Zeitung info praxisteam 2·2010 7 © Ziga Cetrtic – shutterstock.com misch hergestellt. Sie können geschluckt, gespritzt oder in einer Infusion gegeben werden und wirken dann auf den ganzen Körper. Bei oberflächlichen Infektionen ist das nicht erforderlich, dann werden antibiotikahaltige Salben oder Tropfen auf die entsprechende Stelle aufgetragen. Man spricht dann von Lokalantibiotika. Ist die Hälfte unnötig? Umgang mit Antibiotika Flasche leer? Antibiotika gehören zu den wichtigsten Medikamenten weltweit. Doch oft werden sie unsinnig verordnet und zu früh abgesetzt. Mit den richtigen Fragen können Sie Patienten beim Umgang mit dem Therapeutikum unterstützen. Ü bersetzt man ihren Namen aus dem Griechischen, dann sind sie Wirkstoffe „gegen das Leben“ (anti = gegen, bios = Leben). Gemeint ist aber nicht das Leben vielzelliger Organismen, alleine bestimmte Mikroorganismen sind ihr Ziel: Bakterien. Gegen andere Mikroben wie Viren oder Pilze (zum Beispiel Fußpilz) sind sie wirkungslos, sie werden daher nur für die Bekämpfung von bakteriellen Infektionen eingesetzt. Antibiotika wirken, indem sie lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge oder die 8 info praxisteam 2·2010 Vermehrung von Bakterien blockieren. Da bei den zellkernlosen Bakterien viele Stoffwechselvorgänge grundsätzlich anders ablaufen, werden unsere (kernhaltigen) Zellen durch die Therapie nicht geschädigt. Ursprünglich sind Antibiotika Stoffwechselprodukte von Pilzen oder Bakterien, die schon in geringer Menge das Wachstum von anderen Bakterien hemmen (bakteriostatische Wirkung) oder diese abtöten (bakterizide Wirkung). Mittlerweile werden viele Antibiotika auch che- Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft schätzt, dass bis zu 50 Prozent der Antibiotika unnötig verschrieben werden. Vor allem bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit machen sie kaum Sinn, denn deren Erreger sind in den meisten Fällen Viren. Dass trotzdem ein Antibiotikum verschrieben wird, liegt oft auch an der Erwartungshaltung der Patienten: Sie fühlen sich krank und denken: viel hilft viel. Lieber ein „anständiges“ Medikament als darauf hoffen, dass das Immunsystem das Problem mit Wärme und Ruhe auch selbst in den Griff bekommt. Dass bei einer Befragung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft über 50 Prozent der Befragten auf die Frage: „Was passiert, wenn man Antibiotika zu häufig einnimmt?“ mit Mutmaßungen antworteten wie „man wird abhängig“ oder „nichts Schlimmes“ sollte zu denken geben. Hier kann das Praxisteam den Arzt wirksam unterstützen, denn viele Patienten sind sehr einsichtig, wenn sie die Gründe kennen. Wichtigstes Argument hinter dem Tresen ist es daher, den Unterschied zwischen viralen und bakteriellen Infektionen zu erklären. Dazu der Hinweis, dass man eine Erkältung am besten mit ein paar Tagen im Bett oder auf dem Sofa und bei Bedarf einem Mittel gegen Kopf- und Gliederschmerzen bekämpfen kann. Patienten, die sich Zeit lassen, natürlich mit der Erkrankung fertig zu werden, sind dauerhaft gesünder. WEBTIPP Unterhaltsam und interessant: www.wdr.de/tv/quarks/ (Sendung 7. April 2009) sprechstunde Antibiotika – unter den wichtigsten Medikamenten Obwohl Antibiotika nach Schmerzmitteln und Herzmedikamenten den drittgrößten Anteil der Arzneimittelausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung ausmachen, wurden in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich weniger Antibiotika entwickelt: Kamen zwischen 1983 und 1987 noch 16 neue Antibiotika auf den Markt, waren es zwischen 2003 bis 2007 nur Parole: Durchhalten Dennoch gibt es auch bei Erkältungen Fälle, in denen Antibiotika notwendig sind. Zum Beispiel dann, wenn eine bakterielle Infektion (wie eine Mandelentzündung) oder eine Mischinfektion mit Bakterien vorliegen. Dann ist es – wie bei allen anderen Therapien auch – wichtig, dass die Präparate korrekt verwendet werden. Das Antibiotikum ist grundsätzlich so lange einzunehmen, wie es vom Arzt verordnet wurde. Setzt man nämlich zu früh ab, weil die Symp-tome schon verschwunden sind, kann das zur Folge haben, dass ein Teil der Bakterienpopulation überlebt. Üblicherweise sind das dann genau die, die über zufällig entstandene Resistenzgene verfügen (mehr zum Thema Resistenz im Beitrag auf Seite 10). Die Anzahl der Tabletten einer Packung sind bei fast allen Antibiotika auf die nötige Therapiedauer abgestimmt, die Packung sollte deshalb immer bis zum Ende genommen werden. Ein weiterer Punkt, auf den Sie im Gespräch mit dem Patienten unbedingt hinweisen sollten. Neben Schusseligkeit und dem Rückgang der Symptome ist Durchfall der häufigste Grund, warum Patienten die Einnahme frühzeitig abbrechen. Durchfall ist häufig, da das Antibiotikum neben den Eindringlingen auch die Bakterien hemmt, die natürlicherweise den Darm besiedeln. Dadurch gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, der Durchfall ist in der Regel aber harmlos und kein noch vier neue Präparate. Das ist vor allem deshalb bedenklich, weil immer mehr Bakterienstämme gegen ein oder mehrere Antibiotika Resistenz entwickelt haben (mehr darüber im Beitrag auf Seite 10.) Man teilt Antibiotika nach ihrer Wirkungsweise oder ihrem chemischen Aufbau in Gruppen ein (z. B. Penicilline, Sulfonamide, Tetrazykline). Grund, die Therapie zu unterbrechen. Der Hinweis auf Joghurt oder andere Probiotika zur Besserung des Durchfalls ist mit großer Vorsicht zu genießen. Manche Antibiotika werden unwirksam, wenn man sie mit Milchprodukten einnimmt. Vor allem Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline und sogenannte Gyrasehemmer (gegen Harnwegsinfektionen) verlieren ihre Wirkung, weil sie mit dem Milch-Kalzium reagieren und dann nicht mehr in die Blutbahn aufgenommen werden. Sie werden wieder ausgeschieden. Um die Wirkung des Medikaments nicht zu behindern, sollten kalziumhaltige Lebensmittel wie Milchprodukte daher frühestens zwei Stunden nach dem Antibiotikum verzehrt werden. Neben der Interaktion mit Nahrungsmitteln ist die „Sport-Frage“ die häufigste. Sie lautet: „Darf ich während einer Antibiotikumtherapie Sport treiben?“ und die Antwort darauf: „Besser nicht.“ Im schlimmsten Fall geht mit der bekämpften Infektion auch eine Entzündung des Herzmuskels einher. Dadurch kann die Herzleistung stark eingeschränkt sein und starke Beanspruchung das Herz leichter aus dem Tritt bringen. Aber auch ohne Entzündung des Herzmuskels ist der Körper in seiner Leistungsfähigkeit geschwächt, denn Antibiotika können ja nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden und greifen nicht nur die Bakterien an, die sie bekämpfen sollen, sondern schwächen auch die Darmflora, die für den Vitaminund Mineralienhaushalt wichtig ist und auch unsere Immunabwehr unterstützt. Sport ist da nur eine zusätzliche Belastung. Leistungssportler mögen sich damit trösten, dass Sport in dieser Phase letztendlich nutzlos ist, da der Körper aus vielen Gründen auf Training kaum reagiert. Alkohol und Koffein Die Einnahme eines Antibiotikums erfordert auch Vorsicht im Umgang mit Alkohol. Zwar hat Alkohol keine direkten Auswirkungen auf die antibiotischen Substanzen, aber er kann mit dem Antibiotikum in der Leber „konkurrieren“, wenn beide dort abgebaut werden. Durch gleichzeitige Einnahme verlangsamt sich daher der Abbau beider Substanzen. Sie reichern sich in der Leber an und können sie schädigen. In den Packungsbeilagen sind die schädlichen Wirkungen der Verbindung „AlkoholAntibiotikum“ nicht immer in allen Einzelheiten aufgeführt, dennoch sollte der Patient für den Therapiezeitraum Alkohol besser meiden. Ähnlich ist es bei Koffein. Gyrasehemmer, die oft bei Blasenoder Niereninfektionen verschrieben werden, hemmen den Koffeinabbau. Dadurch kann es zu Erregungszuständen, Herzrasen und Schlafstörungen kommen. Frauen im gebärfähigen Alter fragen auch gerne mal nach Wechselwirkungen zwischen einem Antibiotikum und der Pille. Das hängt von den jeweiligen Präparaten ab und sollte im Beipackzettel vermerkt sein. Eine verminderte Aufnahme des Wirkstoffs der „Pille“ ist auf die erwähnte Störung der Darmflora – und den häufig damit verbundenen Durchfall – zurückzuführen. Aber auch wenn kein Durchfall autritt, kann es durchaus schon zu einer verminderten Aufnahmefähigkeit kommen. Die Pille kann in der Regel weiter genommen werden – wer ganz sicher gehen möchte, sollte während der Anwendung des Antibiotikums und bis sieben Tage danach zusätzlich ein weiteres Verhütungsmittel verwenden. • info praxisteam 2·2010 9 © Claudia Steinberger; Schmidt Media Design Resistenz gegen Antibiotika Unter Beschuss Die Antibiotika-Resistenz gehört zu den großen Problemen der Infektionsmedizin. Auch Sie als Praxisteam können helfen, resistente Erreger unter Beschuss zu nehmen und ihre weitere Ausbreitung zu verhindern. S taphylococcus aureus ist ein sehr häufiger Erreger von bakteriellen Infektionen. Sein natürlicher Standort ist die Haut, fast 80 Prozent der Bevölkerung tragen ihn zumindest vorübergehend mit sich herum, ohne krank zu sein. Staphylococcus aureus-Infektionen sind in der Regel gut zu behandeln, doch seit ca. 40 Jahren haben einige Staphylokokkenstämme Resistenzen gegen die Antibiotika entwickelt, die üblicherweise bei Staphylokokkeninfektionen eingesetzt werden. Dazu gehört das Methicillin, weshalb man die Bakterien auch MRSA nannte: Methicillinresistente Staphylococcus aureus. M wie multiresistent Mittlerweile könnte man das M auch mit multiresistent übersetzen, denn viele Keime verfügen über ein umfangreiches „Waffenarsenal“, das sie gleich gegen mehrere verschiedene Antibiotika unempfindlich macht. Einnahmefehler tragen zur Verbreitung solcher Resistenzen bei. Bei einer Fragebogenaktion des WDR gab immerhin ein Drittel der Befragten an, dass es ihnen schwer falle, an die regelmäßige Einnahme zu denken. 10 info praxisteam 2 ·2010 Das ist fatal, denn um alle Bakterien abzutöten, muss der Wirkstoffspiegel lange genug ausreichend hoch sein, sonst kommt es wieder zur Selektion und damit zu neuen resistenten Keimen. Besonders problematisch werden multiresistente Keime immer dann, wenn sie auf Menschen treffen, deren Immunsystem geschwächt ist. Davon gibt es viele, und so sterben nach Schätzungen des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) allein in Deutschland pro Jahr mindestens 10.000 Menschen an Infektionen durch multiresistente Keime. Viele dieser Patienten haben sich in einer Klinik infiziert, denn dort gibt es viele geschwächte Patienten und eine hohe Keimdichte auf den Stationen. Das Risiko, dass sich ein Krankenhauspatient infiziert ist besonders groß, wenn die Bakterien durch Infusionen, Magensonden oder Katheter den mit Abwehrzellen gut bestückten Mundund Rachenraum umgehen können. Mit kürzeren Klinikaufenthalten und ambulanter Pflege verlagert sich das Problem zunehmend auch in den Dunstkreis einer Hausarztpraxis. Vor allem bei Personen, die öfter zwischen Klinik und zuhause „pendeln“ ist deshalb Vorsicht geboten. Im Klartext heißt das: Die Grundregeln der Hygiene, allen voran der Händehygiene, sind unbedingt einzuhalten Handschuhe und Überschürze bei klinischen Untersuchungen und diagnostischen Eingriffen Händedesinfektion zu Beginn und am Ende der Untersuchung Desinfektion aller Flächen und Instrumente, die in Kontakt mit dem Patienten waren Stuhl und Untersuchungsliege mit Papier abdecken Benötigtes Material (Handschuhe, Überschürze, Desinfektionsmittel usw.) im Voraus bereitstellen Außerdem sollte ein MRSA-positiver Patient, wenn immer möglich, am Ende einer Sprechstunde einbestellt und direkt ins Sprechzimmer geführt werden. Mitarbeiter mit Hautläsionen oder Ekzemen sollten generell von den Patienten ferngehalten werden. Und ganz besonders wichtig: MRSABefunde müssen immer an alle beteiligten Einrichtungen kommuniziert werden. Ob andere Praxis, Klinik, Pflegeheim oder Physiotherapie: Nur wenn alle zu den erforderlichen Schutzmaßnahmen greifen, können unnötige Infektionen vermieden werden. • Mutation und Selektion Unter Mutation versteht man spontane Veränderungen in der Erbsubstanz. Selektion ist die natürliche Auslese durch die Umwelt. Beides zusammen entscheidet darüber, ob eine Art von Lebewesen sich langfristig an die Umwelt anpasst oder ausstirbt. Für ein Bakterium wird eine Mutation zum Vorteil, wenn es dadurch widerstandsfähiger gegen Antibiotika wird. Die Wahrscheinlichkeit für eine Resistenzbildung steigt, wenn Antibiotika über einen längeren Zeitraum nicht konsequent oder in zu niedriger Dosierung eingenommen werden. praxisorganisation www.jeder-fehler-zaehlt.de Fehler im Praxisalltag Praxismanagement-Kurs Zuviel Druck ohne Kanüle Das Bildungswerk für Gesundheitsberufe e.V. (BIG) bietet ab Januar 2010 in Düsseldorf einen neuen 60-stündigen Kurs zum Thema Praxismanagement für medizinische Fachangestellte an. Das Seminar beinhaltet die drei Module Personalmanagement, erfolgreiches Praxismarketing und professionelle Praxisorganisation. In der Rubrik „Fehler im Praxisalltag“ stellen wir in jedem Heft einen Fall vor. Dieses Mal geht es um Probleme beim Verimpfen des aktuellen Schweinegrippen-Impfstoffes. Dieses Ereignis wird aus einer Hausarztpraxis berichtet: f Was ist passiert? Bei der Fertigstellung des PandemrixImpfstoffes wurde keine Entlüftungskanüle benutzt. Dadurch kam es beim Mischen von Adjuvans und Antigen dazu, dass aufgrund des Überdrucks Flüssigkeit aus der Ampulle herausgespritzt ist (etwa 1-2 Milliliter). f Was war das Ergebnis? Das Mischungsverhältnis zwischen Antigen und Adjuvans stimmte durch das Verspritzen nicht mehr, die Flasche musste verworfen werden. Es entstand „nur“ ein finanzieller Schaden. f Welche Gründe können zu dem Ereignis geführt haben? Das Anmischen des Impfstoffes wurde ausführlich mit zwei von drei anwesenden Arzthelferinnen besprochen. Die bei diesem Gespräch nicht anwesende Arzthelferin begann mit der Fertigstellung ohne vorherige Rücksprache mit dem Arzt und ohne sich die Beipackzettel noch einmal durchzulesen. f Wie hätte man das Ereignis verhindern können? Das Ereignis hätte verhindert werden können, indem die Kommunikation mit allen Teammitgliedern sichergestellt wird. Das heißt: Entweder sind alle Arzthelferinnen bei der Besprechung anwesend oder die erste Tranche des gebrauchsfertigen Impfstoffes wird unter Aufsicht des Arztes hergestellt. f Welche Faktoren trugen Ihrer Meinung nach zu dem Fehler bei? Die Kommunikation im Team hat nicht gestimmt, im weiteren Sinn handelt es sich also um ein Organisationsproblem. f Kommentar des Instituts für Allgemeinmedizin: Bei diesem Fehlerbericht zur Impfung gegen H1N1 geht es nicht um die lang diskutierte Sinnhaftigkeit der Impfung, sondern um ihre Handhabung. Das Problem ist offenbar öfter aufgetreten, denn andere Nutzer kommentierten den Bericht wie folgt: „Das wäre bei uns beinahe auch passiert, zum Glück war es nur ein Tropfen des fertigen Gemisches. Gerade bei einem neuen Arbeitsvorgang und bestehenden Lieferengpässen wird man da leicht nervös. Wir haben uns daher entschlossen, dass nur eine Helferin exklusiv die gesamten Vorgänge um die Schweinegrippe bearbeitet, damit sie schnell mehr Routine bekommt. Das hat sich bewährt, mittlerweile geht da alles flüssig.“ Dr. Isabelle Otterbach/ Dr. Barbara Hoffmann www.bildungswerkgesundheit.de Anforderungsprofile Als MFA braucht man außer Fachkenntnissen auch soziale und kommunikative Kompetenzen. Die speziellen Anforderungen von Praxischefs an ihre Mitarbeiterinnen sind von Chef zu Chef aber sehr unterschiedlich. Mancher legt mehr Wert auf selbstständiges Arbeiten, anderen sind die „preußischen Tugenden“ wie Gehorsam, Ordnungssinn, Pflichtbewusstsein und Pünktlichkeit wichtiger. Einen guten Job kann man auch als MFA nur machen, wenn die beruflichen Anforderungen mit dem eigenen Leistungsvermögen und -willen übereinstimmen. Deshalb ist der Austausch anhand von Qualitätskriterien, die zugrunde gelegt werden, extrem wichtig. Budgetkontrolle online? Fehler melden In der Medizin können Fehler fatale Folgen haben. Und Sie können mithelfen, die Wiederholung von Fehlern zu verhindern. Melden Sie dazu Fehler, die in Ihrer Praxis passiert sind, anonym im Internet an das Fehlerberichts- und Lernsystem beim Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt. info praxisteam veröffentlicht in jeder Ausgabe Meldungen, die besonders für medizinische Fachangestellte von Interesse sind. www.jeder-fehler-zaehlt.de Das elektronische Rezept, das im Rahmen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) eingeführt werden soll, verspricht auch eine Lösung für das Problem des Arzneimittel-Regresses für die Arztpraxis. „Über eine automatische Budgetkontrolle lassen sich zukünftig die Verordnungskosten direkt auf den Bildschirm des Arztes spiegeln, und zwar nicht erst nach Ablauf eines halben Jahres, sondern im Idealfall am Abend eines Tages“, zitiert die Ärzte Zeitung einen Sprecher der Betreibergesellschaft gematik. Voraussetzung ist die komplett elektronische Abwicklung. info praxisteam 2·2010 11 © Sergey Lavrentev - Fotolia.com Von den Besten lernen Pssst, weitersagen A m 1. Juli 2009 wurde es für niedergelassene Ärzte ernst: Wer seitdem nicht nachweisen kann, dass er 250 Fortbildungs-Punkte gesammelt hat, muss mit Konsequenzen rechnen. Der Hintergrund ist klar: Das medizinische Wissen nimmt ständig zu und nur ein Arzt, der sich regelmäßig fortbildet, kann seine Patienten dauerhaft auf gutem Niveau betreuen. Neben großen Fortbildungsveranstaltungen wie den Hausärztetagen dienen vor allem auch die sogenannten Qualitätszirkel dazu, CME-Punkte zu erwerben. CME steht dabei für Continous Medical Education – fortwährende medizinische Ausbildung. In der modernen Arztpraxis ist CME für das ganze Team unabdingbar. Am besten lernt man natürlich von denen, die in einer vergleichbaren Situation sind. Also von anderen Hausarztpraxen, frei nach dem Motto: Man muss nicht jeden Fehler selbst machen. Dazu gibt es in info praxisteam die regelmäßige Rubrik „Jeder 12 info praxisteam 2 ·2010 Wie kann eine Praxis besser werden? Indem sie von anderen Praxen lernt. Das Weitergeben von Erfahrungen und Rückmeldungen aus Datenerhebungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Fehler zählt“ und im normalen Sprachgebrauch hat sich dafür der Begriff „Best Practice“ eingebürgert, ein Begriff aus der Betriebswirtschaft. Wörtlich übersetzt heißt das so viel wie Erfolgsrezept, gemeint ist aber eher eine „bewährte Vorgehensweise“. Wenn ein Unternehmen so vorgeht, setzt es Verfahren, technische Systeme und Geschäftsprozesse ein, die sich in anderen Betrieben bewährt haben. Best Practice „Best Practice“ schaut man sich von anderen ab und entsprechende Fortbildungsveranstaltungen gibt es von vielen Anbietern. Zum Beispiel bei den Kassenärztlichen Vereinigungen. Waren Veranstal- tungen zu Abrechungsthemen dort schon immer auf der Tagesordnung, wird das Angebot jetzt zunehmend in die medizinische Richtung ausgebaut. So bietet die KV Nordrhein für 2010 kostenlose Fortbildungsveranstaltungen für MFA zum Thema „Pharmakotherapie“ an. Auch das Angebot der Universitäten kann sich sehen lassen. Mittlerweile gibt es an vielen Universitäten den „Tag der Allgemeinmedizin“, der sich keinesfalls nur an Ärzte wendet. Vor allem die Universitäten in Heidelberg und Frankfurt haben von Anfang an Workshops und Themen für das Praxisteam ins Programm aufgenommen. Und das mit großem Erfolg. Prof. Joachim Szecsenyi, Leiter der Abteilung Allgemein- praxisorganisation medizin in Heidelberg, sagt dazu: „Wir haben es geschafft, die Bedürfnisse des gesamten Praxisteams anzusprechen und leisten so einen Beitrag zur Professionalisierung aller Mitarbeiter in der Praxis.“ Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. hat das Prinzip der Qualitätszirkel aufgegriffen und organisiert kleine Runden (1015 Teilnehmerinnen), in denen über alltägliche Probleme geredet wird. Nur heißen die Qualitätszirkel dort nicht Qualitätszirkel, sondern Stammtisch oder Info-Treff. Das Prinzip ist aber das gleiche: Wer Probleme hat, packt sie aus und jeder kommentiert aus seiner Erfahrung. Solche InfoTreffs sind natürlich lokal begrenzt. Man trifft sich mit Kolleginnen aus den Praxen, mit denen man ohnehin in häufigem Telefonkontakt steht. Benchmarking Ein weiterer Ansatz, von anderen zu lernen, ist das sogenannte Benchmarking. Hier geht es um konkrete Zahlen, man vergleicht die Qualität der eigenen Leistung mit der Leistung vergleichbarer Praxen. Doch woher bekommt man solche Zahlen? Ganz einfach – von denen, die viele Praxen fortlaufend begutachten. Etwa Ihre kassenärztliche Vereinigung, die regelmäßig einen DMP-Feedbackbericht erstellt und dabei die Werte Ihrer Praxis mit denen der gesamten KV vergleicht. So können Sie mit wenig Zeitaufwand sehen, in welchem Umfang die Qualitätsziele erreicht wurden. Dabei liegt es oft weder in Ihrer Hand noch in der des Arztes, wenn Ziele mal nicht erreicht werden. Es kann zum Beispiel auch an der Altersstruktur der Patienten liegen. Aber genau diese Informationen können Sie dem Feedbackbericht entnehmen und dann mit dem Arzt zusammen besprechen, ob im Einzelfall Verbesserungsbedarf besteht oder ein unterdurchschnittliches Abschneiden umstandsbedingt ist. So ist der Bericht ein gutes Hilfsmittel zur Selbstreflexion. Auch die Auswertung von Patientenbefragungen gibt gute Hinweise. Ein Klassiker der Darstellung ist dabei die WichtigkeitsZufriedenheitsmatrix. In dieser Matrix werden die Themengebiete gemäß ihrer Wichtigkeit und Zufriedenheit dargestellt Eine wertvolle Informationsquelle sind die DMP Feedbackbögen. Dabei werden unter anderem die in der Praxis erreichten Ziele mit der Gesamtheit verglichen. (Durchschnittswerte aus der Befragung) und man kann sofort erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Ein Beispiel finden Sie unter www.info-praxisteam.de im Internet. Eine praxisübergreifende Beurteilung ist dabei natürlich nur möglich, wenn auch vergleichbare Fragen gestellt wurden und die Ergebnisse anderer Praxen vorliegen. Das wird in der Regel nur dann der Fall sein, wenn ein Dienstleister mit der Patientenbefragung beauftragt wurde. Externe Vergleiche sind aber gar nicht so wichtig, man kann durchaus allein aus den eigenen Nachgefragt Sie haben vor vielen Jahren den Info-Treff in Emmendingen gegründet. Was war Ihr Ziel? Es gab einfach so viele Dinge, bei denen es in der Zusammenarbeit mit anderen Praxen gehakt hat, dass ich irgendwann mal alle angerufen habe: „Wollen wir uns nicht nächsten Donnerstagabend mal zusammensetzen und beraten, was wir besser machen können?“ Und viele haben spontan zugesagt. Das heißt aber immer Freizeit investieren. Womit haben Sie die Teilnehmerinnen geködert? Ich musste niemanden ködern, es macht ja durchaus auch Spaß mit netten Kolleginnen abends bei einem Glas Wein zusammen zu sitzen. Auch wenn dabei über die Arbeit geredet wird. Es hat ja auch positive Folgen für den Arbeitsalltag. So haben wir auch innerbe- Ergebnissen eine Menge lernen. Aber nur dann, wenn man auch zu Veränderungen bereit ist. Wenn Sie endlich wissen, was Sie besser machen könnten, ist es klug, sich auch umgehend an die Umsetzung zu machen. Eine solche Maßnahme ist dann Teil eines systematischen Qualitätsmanagements und kann auch schon mal die eigene Motivation fördern. Denn Anregungen und Lob von Patienten tun manchmal einfach gut. RM • Beate Rauch-Windmüller, Verband medizinischer Fachberufe e.V. trieblich Fortbildungen für Azubis zusammen organisiert. Ob ich am Samstag eine Azubine unterrichte oder gleich drei, macht keinen großen Unterschied. Und wenn man sich reihum abwechselt, hat jeder gewonnen. Was braucht man denn, wenn man einen eigenen Info-Treff ins Leben rufen möchte? Eine geeignete Kneipe mit abgetrenntem Nebenraum, denn natürlich sollten andere Gäste nicht mithören können. Das ist aber auch schon alles. Ansonsten steht und fällt ein Info-Treff immer damit, dass jemand die Organisation in die Hand nimmt. Ich kann da nur zuraten: Die investierte Zeit lohnt sich eigentlich immer. info praxisteam 2·2010 13 kaffeepause ipad ein Knaller? Tag der Arbeit? Warum ist der „Tag der Arbeit“ arbeitsfrei und wo kommt dieser „Feiertag“ eigentlich her? Fragen, die in Deutschland die wenigsten beantworten können. Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zu einem Generalstreik am 1. Mai auf – in Anlehnung an eine Massendemonstration die 30 Jahre vorher, am1. Mai 1856, in Australien stattfand. Ziel beider Demos: Den Achtstundentag durchzusetzen, denn vorher waren tägliche Arbeitszeiten von zehn und mehr Stunden an der Tagesordnung. Seit 1919 wird der 1. Mai in Deutschland begangen und ist in allen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag. Haben Ostdeutsche mehr Spaß im Bett? Ist man im Westen treuer? Die Online-Partneragentur Parship hat sich zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls in einer Studie mit der Liebe im vereinten Deutschland befasst, die jetzt veröffentlicht wurde. Man wollte wissen: Wie ticken Ostund Westdeutsche in Sachen Liebe, Partnersuche und Partnerschaft tatsächlich? Die Ergebnisse sind nicht immer verblüffend, aber oft unterhaltsam: Dass nicht Attraktivität, sondern ähnliche Einstellungen für eine glückliche Beziehung zählen, war zu erwarten. Doch wie ist es mit dem Altersunterschied? Maximal neun Jahre sollten es in einer Partnerschaft sein, meint man in Ost und West. © .shock - Fotolia.com Pünktlich zum Erscheinen dieser Ausgabe von info praxisteam soll in Deutschland auch das ipad lieferbar sein – ein „Tablet-Computer“ des amerikanischen Herstellers Apple ohne Tastatur, der sich durch einen berührungsempfindlichen Bildschirm (MultiTouch) bedienen lässt. Neben dem drahtlosen Internetzugang kann das weniger als 1 kg schwere Gerät Musikund Videodateien abspielen sowie EBooks anzeigen. Liebe im großen Deutschland Unterschiede gibt es dennoch. Für 61 Prozent der Single-Männer im Osten sind die Hobbys der Frau bei der Partnerwahl wichtig oder sehr wichtig. Das sehen jedoch nur 48 Prozent der männlichen West-Singles genau so. Web-Adressbuch auf Papier Kein Eingabefeld, kein Such-Button, keine Trefferlisten – das Web-Adressbuch für Deutschland ist tatsächlich ein richtiges Buch. „Auf 850 Seiten gibt es Links zu allen möglichen Themen von A wie Ägyptische Geschichte bis Z wie Zusatzstoffe. Über das Inhaltsverzeichnis am Ende des Buches findet man schnell jede Rubrik, ganz egal worum es geht. Danach noch kurz blättern und schon sind Sie bei den wichtigsten deutschen Web-Seiten“, sagt der Bayrische Rundfunk. 13. überarbeitete und aktualisierte Auflage, 16,90 Euro, 736 Seiten, ISBN 978-3-934517-10-3 Vorschau Ausgabe 3/2010 von info praxisteam erscheint am 5. Juni 2010. Dort finden Sie unter anderem Beiträge zu folgenden Themen: Work-Life-Balance Arbeiten Sie um zu leben oder leben Sie um zu arbeiten? Balance ist wichtig. Herzinsuffizienz Mehr Infos zum Start des neuen DMPModuls am 1. Juli 2010 . Telemedizin Online-Technologie verändert auch die Medizin. Wir blicken nach 2020. 14 info praxisteam 2·2010 Frage des Monats Welche Erfahrungen haben Sie mit Qualitätszirkeln und Berufs-Stammtischen? Sagen Sie uns im Internet die Meinung oder schicken Sie Ihre Antwort an die Redaktion: Redaktion info praxisteam Aschauer Str. 30 81549 München Fax: 089 / 2030431360 [email protected] info praxisteam Gewinnspiel Machen Sie mit bei unserem Kreuzworträtsel! Wer uns das Lösungswort schickt, kann tolle Preise gewinnen! 1. Preis: Ein Camcorder Mustek DV 535 A Dieser Camcorder ist ein echter Alleskönner mit multifunktionaler digitaler Videokamera, Musik-Playback, digitaler Sprachaufnahme und einer Video-Auflösung von 640 x 480 Pixel. Das ausklappbare Display hat eine Diagonale von von 2,4 Zoll, der Sensor löst fünf Millionen Pixel auf und verfügt über einen Bildstabilisator. Außerdem diesen Monat zu gewinnen: Zehn Exemplare des brandneuen WebAdressbuch Deutschland. So geht’s: Gesucht wird ein Begriff aus dem Bereich Hausarztpraxis. Das Lösungswort finden Sie, indem Sie die Buchstaben in den Kreisen in der Reihenfolge der Nummerierung lesen. Alle richtigen Einsendungen nehmen an der Verlosung teil. Mitmachen kann jeder, ausgenommen Mitarbeiter des Verlags und beteiligter Firmen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Bitte schicken Sie das Lösungswort an: Verlag MED.KOMM. Urban & Vogel GmbH Redaktion info praxisteam Stichwort: Gewinnspiel 2/2010 Aschauer Str. 30 81549 München oder senden Sie uns eine E-Mail: [email protected] Bitte Absender nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 20. Mai 2010. Es gilt das Datum des Poststempels oder das Eingangsdatum der E-Mail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Windstille schwimmendes Seezeichen Ungeziefer, Parasit große Tür, Einfahrt 7 desinfizierende Flüssigkeit Wintersportart 10 schneller Autofahrer Erlöschen einer Frist Lebensbund ungehobelter Mensch, Rüpel ungefähr, annähernd deutscher Dichter landwirtschaftliches Gerät Radkranz behaarte Sorte, Tierhaut Gattung 3 Kletterpflanze Dreschplatz in der Scheune Wort der Ablehnung Leid, Not Abk. für Neues Testament 6 auf etwas, jemanden zu Vater und Mutter unartikuliert sprechen Tagesabschnitt 8 obere Wölbung d. Mundhöhle Teil der Stunde Bitte um Antwort unnötig lange Strecke 11 Fußglied 4 Leumund, Ansehen 1 Fechtwaffe Wasserlauf Schreibart; Kunstrichtung 5 künstlerischer Beruf (Ballett) kleines Lasttier ausführen, verrichten eine der Gezeiten Universum Früchte alle; Hülle, jeglicher Kapsel Randsiedlung Teilzahlung Nebenmeer des Atlantiks einen Heilurlaub machen musikalisches Bühnenwerk Teilmenge zur Untersuchung 2 9 Veranstaltung, Ereignis (engl.) Lösungswort: info praxisteam 2·2010 15