Ausstellung Johann Ulrich Loth
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Ausstellung Johann Ulrich Loth
PROFILE MUM 03 | 2008 16 AUSSTELLUNG IN DER ALTEN PINAKOTHEK WIE MAN ULRICH LOTH LIEBEN LERNT In der Alten Pinakothek herrscht geschäftiges Treiben, großformatige Altarbilder lehnen an der Wand, Leitern stehen mitten im Raum, einige Wände sind noch kahl. „Wir befinden uns noch beim Aufbauen“, sagt Professor Frank Büttner vom Institut für Kunstgeschichte, „sind aber jetzt schon in der letzten Phase unseres Ausstellungsprojekts zu Ulrich Loth.“ Zusammen mit seinen zehn Doktorandinnen und einem Doktoranden, die den Promotionsstudiengang „Museums- und Ausstellungswesen“ absolvieren, bespricht er die letzten organisatorischen Schritte. Dass der größte Teil der Arbeit schon hinter ihnen liegt, ist für die meisten Teilnehmer zwar beruhigend, die Aufregung lässt sich kurz vor der Eröffnung trotzdem nicht verbergen. „Es ist beeindruckend, zu sehen, wie eine Ausstellung zusammenwächst“, erzählt Sabine Garau, Doktorandin der Kunstgeschichte, „vor allem, wenn man an den Anfang zurückdenkt.“ Die Teilnehmer des Programms standen vor der Herausforderung, in vier Semestern eine Ausstellung mit Katalog und Rahmenprogramm in der Praxis zu verwirklichen. „Neben der Arbeit an ihren Dissertationen lernen unsere Doktoranden so auch die praktische Arbeit im Museum kennen“, sagt Professor Frank Büttner. „Was es bedeutet, eine komplette Ausstellung auf die Beine zu stellen, kann man weder im Studium noch in einem Praktikum lernen – dafür bleibt zu wenig Zeit.“ Die einzigartige Möglichkeit, sich auch mit der praktischen Seite des Faches zu beschäftigen, schätzen die Teilnehmer des Programms. „Das funktioniert natürlich nur, wenn man ein Museum im Hintergrund hat, das bereit ist mitzumachen. Gerade diese Chance wird uns hier in München von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen geboten“, freut sich Büttner. Zusammen mit Professor Reinhold Baumstark, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, entstand auch die Idee, eine Ausstellung zum Gesamtwerk von Ulrich Loth zu realisieren. Loth gilt als ein vernachlässigter Künstler, den man in der Kunstgeschichte oft nur als Vater von Johann Karl Loth (1632-1698), der in Venedig große Erfolge feierte, erwähnt. „Was ich nicht wusste, war, dass es im Depot der Alten Pinakothek 19 Bilder von Loth gibt, die seit langen Jahren nicht mehr öffentlich gezeigt wurden“, sagt Büttner. „Das war dann der erste Anstoß, München mit einem Maler vertraut zu machen, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts ausgesprochen wichtig war und den heute hier kaum jemand kennt. Deswegen passt unsere Ausstellung auch gut zum diesjährigen Stadtgeburtstag.“ Auch die Doktoranden mussten sich anfangs erst einmal aufklären lassen, wer Ulrich Loth war: „In der ersten Sitzung haben wir uns dann SchwarzWeiß-Fotos seiner Werke angeschaut“, erzählt Luca Pes, Doktorand der Kunstgeschichte. Der kunsthistorische Hintergrund wurde erarbeitet, ein komplettes Werkverzeichnis erstellt, die Forschungsliteratur zusammen getragen. Quellen zu Loth wurden erforscht und die Katalogtexte verfasst. Auch die Planung der Ausstellung nahm man in Angriff, hierfür mussten zahlreiche Bilder als Leihgabe angefragt und die gegebenen Ausstellungsräume genau bemessen werden. „Nichts ist schwieriger, als Räume so zu gestalten, dass Bilder, die sonst nicht dort hängen, gut präsentiert werden. Das war ein langer Prozess, ein langer Kampf“, berichtet Frank Büttner. Um das beste Ergebnis zu erzielen, arbeiteten die Teilnehmer mit einem Architekten und den Experten der Alten Pinakothek zusammen. Ausstellung: „Ulrich Loth – Zwischen Caravaggio und Rubens“ Termin: 8. Mai bis 7. September 2008 Ort: Alte Pinakothek, Barer Straße 27, Eingang Theresienstraße Öffnungszeiten: täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr; Dienstag 10 bis 20 Uhr Weitere Informationen: www.kunstgeschichte.lmu.de sowie www.pinakothek.de 1 Einige der an dem Ausstellungsprojekt Beteiligten. PROFILE 17 MUM 03 | 2008 Gemeinsam mit Professor Büttner leiteten Marcus Dekiert, Kurator der Alten Pinakothek, und Professorin Andrea Gottdang, die früher selbst am Institut für Kunstgeschichte gearbeitet hat, das Ausstellungsprojekt. „Wir sind von unseren Dozenten immer sehr gut betreut worden“, erzählt Sabine Garau. Auch innerhalb des Teams spezialisierten sich die Doktoranden auf bestimmte Bereiche: „Die Zuständigkeiten wurden von Anfang an aufgeteilt und so genannte Patenschaften für einzelne Bilder übernommen.“ Lange wurde in der Gruppe überlegt und diskutiert, wie sich die Bilder gut gruppieren lassen, welche unbedingt in die Ausstellung müssen, welche schwierig zu bekommen sind. Gerade die Altarbilder waren nicht leicht zu organisieren: „Oft ist der Transport schwierig – so ein Altarbild wiegt 200 Kilo, außerdem muss die Kirche der Ausleihe zustimmen“, sagt Pes. „Manche Kirchen können ihren Loth-Altar nicht ausleihen – wie die Heilig-Geist-Kirche, dort schmückt ein Loth-Bild den Hauptaltar. Wir sind deshalb sehr stolz, dass wir einen großen Altarraum in der Ausstellung haben, wo verschiedene Altäre – darunter sogar sehr großformatige und berühmte – zu sehen sein werden.“ Dass nicht jedes Bild, das die Pinakothek in ihrem Depot hat, präsentiert werden kann, lernten die Doktoranden von Restauratoren: Jan Schmidt und Veronika Poll-Frommel luden sie ein, bei der Begutachtung aller Bilder dabei zu sein. „Das hatten die meisten von uns damals noch nie gesehen“, sagt Garau. Die Bilder wurden für die technischen Befunde aus dem Rahmen geholt und die Gruppe konnte sehen, wie direkt an der Substanz eines Bildes gearbeitet wird. Somit war die Ausstellung auch Anlass, die Loth‘schen Bestände der Pinakothek zu sichern. „Bei manchen Bildern waren aber zu viele kleine Fragmente abgesplittert. So ein Bild zu restaurieren ist einfach zu aufwendig. Aber es war eine tolle Erfahrung“, freut sich Garau. Die Erfahrungen, die die Teilnehmer gesammelt haben, möchte keiner mehr missen. „Vieles hatten wir so nicht erwartet“, sagt Pes. „Aber jetzt fühlen wir uns gewappnet und freuen uns auf das Rahmenprogramm.“ Insgesamt sind in der Ausstellung 40 Bilder zu sehen; Führungen erklären sie. Und obwohl anfangs keiner von ihnen Loth kannte, sind sie nun doch Fans von ihm geworden. „Am Anfang hatten wir das Gefühl, dass er so wahnsinnig unterschiedlich ist. Das kam durch die beiden Größen Caravaggio und Rubens, die ihm als Vorbilder dienten. Sieht man die Bilder aber nebeneinander, erkennt man, dass ihm ein bestimmter Gestus eigen ist: wie er die Figuren kombiniert, die Stoffe darstellt oder die Haare der Figuren malt“, so Garau. „Ich denke, dass wir jetzt gut einschätzen können, ob ein Bild von Loth ist oder nicht. Und wir haben ihn schätzen gelernt.“ ■ kat Ulrich ch h Loth war w nach Pet Peter ter Candid d der bedeutendste Münchener hunder underrts. Er zählt zu den Schülern Candids und Maler des 17. Jahrhunderts. i war Hofmaler des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern. Vier Jahre seiner Ausbildung verbrachte er in Italien und kehrte von dort 1623 als erster deutscher Caravaggio-Nachfolger zurück. 1629 schied er aus dem Hofdienst aus und arbeitete seitdem sowohl für den Hof als auch für den freien Markt. Loths Hauptwerk ist das Altarbild „Die Anbetung der Könige“ aus der Münchener Frauenkirche. Das Altarbild wurde ebenso wie das an Caravaggio orientierte Altarbild „Tod Mariens“ aus dem Freisinger Mariendom eigens für die Ausstellung in die Alte Pinakothek transportiert. Daneben sind auch großformatige Historienszenen, Halbfigurenbilder sowie private Andachtsbilder zu sehen.