Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
G 9638 Schlesische Nachrichten Zeitung für Schlesien Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0 Nummer 22/2005 Einzelpreis 2,00 Euro 15. November 2005 Konservativ und nationalistisch Eine IV. Republik Polen unter den Zwillingsbrüdern Kaczynski I n zwei Wahlen, zuerst zum Parlament, Sejm und Senat, und dann mit Vorwahl und Stichwahl des Staatspräsidenten, in beiden Wahlen, am 25. September und in der Stichwahl am 23. Oktober, hat die Partei Recht und Gerechtigkeit, PiS, mit überzeugender Mehrheit gewonnen. Die Partei Recht und Gerechtigkeit ist erst vier Jahre alt und wird von Jaroslaw Kaczynski geleitet. Sein Zwillingsbruder Lech Kaczynski, beide sind 1949 geboren, jetzt zum Staatspräsidenten gewählt, hatte zuvor schon das Amt des Stadtpräsidenten (Oberbürgermeisters) von Warschau inne. Z wischen beiden Brüdern, Jaroslaw ein Junggeselle, Lech Familienvater mit Enkelsohn, herrscht engstes Miteinander. Es war auch der kluge Schachzug von Jaroslaw Kaczynski, designierter Ministerpräsident einer Koalitionsregierung mit der Bürgerplattform, PO, als er Kazimierz Marcinkiewicz als Ministerpräsidenten der erst noch zu bildenden Regierung vorschlug, denn zweimal Kaczynski ganz sollte vermieden werden. Die unterlegene Bürgerplattform, allgemein als liberal-konservativ eingestuft, werden jedoch als zweitstärkste Kraft im Parlament mitregieren. Aber ein polnischer Staatspräsident hat weit mehr Rechte als der Bundespräsident in Deutschland. Er hat ein Vetorecht gegen die Akzeptanz der beschlossenen Gesetze und bestimmt die Außenpolitik des Landes. Folge des Zweiten Weltkrieges zu erbringen. Deutschland, das heißt für beide Brüder Zweiter Weltkrieg, Russland war und ist gleichfalls Objekt im Feindbild, nicht nur wegen der kommunistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern jetzt auch angesichts des Miteinanders mit Deutschland, Grund die Erdölleitung in der Ostsee, zum Schröder-Putin-Pakt als Parallele zum Hitler-Stalin-Pakt von 1939 erklärt. Wir werden es also mit einer nicht gerade deutsch- und russisch-freundlichen Politik zu tun bekommen. P olnische Größe, polnische Geschichte, aber auch streng gläubiger Katholizismus sind die Leitsterne der neuen Politik. Gleichzeitig soll mit den postkommunistischen Jahren und bösen Verflechtungen aufgeräumt werden. Widersprüchlich allerdings, dass man bereit zu sein scheint, den Regeln einer (ehemals kommunistischen) staatlichen Planwirtschaft aufgeschlossen zu- Bild aus der Heimat L ech Kaczynski begreift sich selbstverständlich auch seine Partei als Wahrer der nationalbewussten Geschichte Polens. Polen zuerst, so ist er zu verstehen. Nationalkonservativ, wie allgemein die Partei Recht und Gerechtigkeit eingeordnet wird, ist als konservativ-nationalistisch zu begreifen. Wir werden endlich Berlin und Moskau die Stirn bieten. Lech Kaczynski war es, der eine Wiedergutmachungssumme für die Stadt Warschau in Höhe von 31,5 Milliarden Dollar erhob. Und sein Bruder Jaroslaw war im Sejm im Sommer 2004 der Initiator des Antrages, die Bundesrepublik Deutschland habe die Pflicht, Reparationszahlungen als Rathaus Breslau, Ratsältesten Stube zustimmen. Dass auch Versprechungen bezüglich des Kampfes gegen die grassierende Arbeitslosigkeit und für eine Erhöhung der Renten zum Programm der Neuen gehören, sei lediglich vermerkt. Z um Sieg gerade jetzt bei der Präsidentenwahl haben die Zustimmung der radikal operierenden Partei der Bauern „Selbstverteidigung“ und der katholisch gestimmten Liga der Polnischen Familien, nicht zuletzt der katholische Sender „Maryja“ mit seinen Sendungen (fundamentalistisch katholisch, antideutsch, antisemitisch, antieuropäisch, fremdenfeindlich, antirussisch) beigetragen. Inzwischen wurde offenkundig, dass es zunächst keine Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden Parteien Recht und Gerechtigkeit und Bürgerplattform geben wird. Die Frage, wie es jetzt in Polen weitergehen soll, löst – innen- und außenpolitisch betrachtet – nicht gerade optimistische Antworten aus. Herbert Hupka POLITIK 2 Schlesische Nachrichten 22/2005 Schlesische Notizen Immer wieder deutsch-polnische Schulbuchempfehlungen. Während der Kanzlerschaft unter Willy Brandt wurden während der Entspannungseuphorie über deutsch-polnische Schulbuchempfehlungen kontinuierlich verhandelt und diese unter Bundeskanzler Helmut Schmidt 1976 unterzeichnet und verkündet. Jetzt ist zu erfahren, dass seinerzeit in der kommunistisch regierten Volksrepublik Polen lediglich 4 000 Exemplare dieser Schulbuchempfehlungen gedruckt worden sind, während es in der Bundesrepublik Deutschland 300 000 Exemplare gewesen sind. Es wird bestätigt, was die Kritiker dieser Empfehlungen stets herausgestellt haben, „dass bis zur politischen Wende die polnischen Vertreter in der Kommission im Auftrag der kommunistischen Volksrepublik Polen handelten und natürlich die damals die Geschichtsbilder ihres Staates vertreten mussten. Es waren Gesprächsrunden zwischen Wissenschaftlern und Pädagogen zweier unterschiedlicher Wertsysteme“ (Deutschland-Archiv 2005 S. 891). Man verhandelt immer wieder, jüngst zum 31. Male, über diese Empfehlungen aus der kommunistischen Zeit, und polnischerseits sagt man schon deswegen Ja, weil das Wort und der Begriff Vertreibung fehlt und durch das Wort „Bevölkerungsverschiebung“ ersetzt worden ist. Welchen Sinn sollen die ständigen Konferenzen haben, denn die Schulbuchempfehlungen liegen nach wie vor fern der geschichtlichen Wahrheit. ! Schlesische Jugend mit Standort Görlitz. „Fest steht für den gesamten Vorstand in jedem Fall, dass unter allen erdenklichen Umständen am Standort der Geschäftsstelle in Görlitz festgehalten werden soll. Diese Stadt liegt mitten in der Region, für die wir arbeiten“. In Zusammenarbeit mit dem Bund der Vertriebenen wurde für die erste Novemberwoche zu einem Seminar eingeladen. Themen unter anderen: Vertriebene in der dritten Generation, Die Minderheitspolitik Polens, Flucht und Vertreibung aus Sicht der deutschen, polnischen und tschechischen Bevölkerung. Zum Seminar eingeladen waren Jugendliche bis zum Alter von 35 Jahren. ! Schlesier in Salt Lake City. Hans Weber, in Breslau geboren, war viele Jahre Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in New York und gründete nach seiner Übersiedlung nach Salt Lake City in der Hauptstadt des Staats der Mormonen Utah hier die Landsmannschaft Schlesien. Dann übernahm Elisabeth Wanke Terry, gleichfalls aus Breslau stammend, die Leitung. Uns liegt das Programm „Gemütliche Schlesier Stunde“ vor. Berichtet wird, dass 38 Personen anwesend waren. Das zwölf Angebote enthaltene Programm beginnt mit dem Lied „Im schönsten Wiesengrund“. Es folgen Gedichte und Lieder und Vorträge über „Breslauer Bärenbrunnen“ und „Eine Schlesierin im Weißen Haus“. Die Gruppe der Schlesier in Salt Lake City ist die einzige Gruppe landsmannschaftlicher Bindung im Ausland. Für Treue und Engagement kann man Elisabeth Wanke Terry und unseren Landsleuten im fernen Salt Lake City nur herzlich Dank sagen. ! Mit guten Beziehungen zu den Deutschen Freundschaftskreisen im Kreise Ratibor, Landrat Henryk Siedlaczek. Am 25. September wurde er zum ersten Male in den Sejm gewählt. Die Deutschen im Wahlkreis Rybnik-Ratibor-Nilolai, die keinen eigenen Kandidaten hatten aufstellen können, hatten empfohlen, Landrat Siedlaczek zu wählen. Für die liberal-konservative Bürgerplattform, PO, zieht er zusammen mit dem früheren Ratiborer Stadtpräsidenten Andrzej Markowiak ins Parlament ein. Er ist 1956 in Loslau geboren und war, bevor er während der letzten Kommunalwahl zum Landrat (Starost) gewählt wurde, Lehrer und Schulleiter in Rauden im Kreise Ratibor. In einem Interview mit der Zeitschrift „Oberschlesien“ erklärte der Sejm-Abgeordnete: „Als Landrat übernahm ich oft die Schirmherrschaft über kulturelle Veranstaltungen, die mit der DFK-Bezirksstelle in Ratibor organisiert wurden. Die Zusammenarbeit mit den Deutschen im Kreise Ratibor kann ich als sehr gelungen bezeichnen. An den freundschaftlichen Kontakten wird sich nichts ändern. Ich bin weiterhin offen für alle Vorschläge und Initiativen“. ! EKD-Denkschrift feierte ihren 40. Geburtstag. Die aus der Heimat Vertriebenen erinnern sich mit Unmut und Enttäuschung an die Ost-Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland aus dem Jahre 1965. Die Autoren meinten, man müsse Buße tun für all das, was in deut- schem Namen in den zwölf Jahren der Hitler-Diktatur geschehen ist. Als Preis wurde der Verzicht auf den bislang aufrechterhaltenen Rechtsstandpunkt verkündet. Es sollte mit den Gebieten jenseits von Oder und Görlitzer Neiße gezahlt werden. Es setzte eine heftige Auseinandersetzung ein, ausgesprochen von den ostdeutschen Landsmannschaften, vom Bund der Vertriebenen, aber auch von Repräsentanten der CDU/CSU und der SPD und von evangelischen Theologen wie Professor Joachim Konrad. Zum Feiern der EKD-Denkschrift besteht kein Grund. ! Nicht so schnell vergessen! Als der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder als Mitglied des Deutschen Bundestages 1986 in Ost-Berlin gewesen war, schrieb er an Egon Krenz, Mitglied des Politbüros: „Die Gespräche in der DDR waren offen und informativ. Besonders war ich von Erich Honecker beeindruckt“. Das schrieb Schröder am 31. Januar 1986 an „Lieber Egon Krenz“, mit dem er per Du verkehrte. ! Die Vorbereitungen zur Verfolgung von Eigentumsansprüchen für Vertriebene, Aussiedler und Deutsche in der Heimat durch die Preußische Treuhand sind nunmehr in eine Phase der Realisierung getreten. So wurden die wesentlichen finanziellen Grundlagen geschaffen, die Ziele definiert, Musterfälle aufgearbeitet und entscheidende Kontakte geknüpft. Zwar hat ein vertraglich verpflichteter Anwalt aus einer bekannten Kanzlei kurz vor einer Pressekonferenz sein Mandat niedergelegt, jedoch beeinflusst dies das weitere Vorgehen der Gesellschaft kaum, denn der beauftragte Jurist sollte laut Abmachung nur einen Teilaspekt bearbeiten. Nachdem das Projekt auf den Weg gebracht wurde, hat der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, wie seit längerem angekündigt, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Preußischen Treuhand niedergelegt. SN Polnisches Links ist auch der Verlierer der Wahlen zum Sejm und für den Staatspräsidenten. Bei der mit der Sejm-Wahl verbundenen Wahl des Senats hat die Partei der Postkommunisten, SLD, alle Sitze verloren. Die Wahl zum Sejm verloren die Postkommunisten mit 11,4 Prozent gegenüber 41 Prozent im Jahre 2001. Im ersten Wahlgang für den neuen Staatspräsidenten war überhaupt kein Vertreter der SLD im Rennen. Wlodzimierz Cimoczewicz, Parlamentspräsident, Ministerpräsident und Außenminister in seinem Lebenslauf, musste eine Kandidatur zurückgeben, denn es stimmte einiges nicht mit Aktienerwerb und Steuererklärung. Er galt sogar zunächst als Favorit, da er ideologisch nicht gebunden war und vom amtierenden Staatspräsidenten Aleksander Kwasniewski vorgeschlagen und favorisiert worden war. In der Stichwahl zum Staatspräsidenten ging es um Donald Tuski, Vorsitzender der Bürgerplattform, PO, und Lech Kaczynski, Stadtpräsident von Warschau, Mann der Partei Recht und Gerechtigkeit, PiS. Unter dem Titel „Polens Linke am Ende“ schreibt der Warschauer Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“, Thomas Urban: „Der Absturz kommt 16 Jahre zu spät. Im Sommer 1989, als der Warschauer Pakt noch intakt schien, konnten sich die Kommunisten nach den ersten freien Wahlen in eine Koalition mit der Solidarnosc retten und später – zur Sozialdemokratie gewendet – von den Fehlern der Solidarnosc-Führern profitieren. Nun muss sich das Linksbündnis in der Opposition regenerieren“. Finanzaffären und Korruptionsfälle hatten den wieder seit 2001 regierenden Postkommunisten jegliches Vertrauen entzogen. Schlesische Nachrichten 22/2005 Zur Profilierung des Kandidaten für die Präsidentenwahl wurde der Gegensatz zwischen katholisch und liberal herausgestellt. Mit dem gut katholischen Gruß „Gelobt sei Jesus Christus“ in einem Brief von Lech Kaczynski an die katholische Geistlichkeit im Lande wollte er sein treues Bekenntnis zur katholischen Kirche herausstellen. Der Gegenkandidat im Rennen um den Präsidentenstuhl, Donald Tuski, sollte als der Liberale, als der für die Moral im Lande Gefährliche hingestellt und verteufelt werden. So erklärt es sich auch, dass der katholische Sender des Redemptoristenpaters Tadeusz Rydzyk Lech Kaczynski engagiert unterstützt hat. Dieser Sender wird angeblich von über vier Millionen Polen regelmäßig gehört und zeichnet sich nicht nur durch sein streng katholisches Dogma aus, sondern gleichzeitig in aufhetzerischer Weise durch seine antisemitischen, antideutschen, antieuropäischen Thesen aus. „Wird die deutsche Minderheit in Deutschland verheimlicht?“ Diese Überschrift über einen Bericht aus dem jüngsten Schlesien-Seminars in Groß Stein in Oberschlesien. Das Fragezeichen war aus Höflichkeit gegenüber dem anwesenden deutschen Generalkonsul aus Breslau, Dr. Helmut Schöps, so gesetzt worden. „Warum werden wir in Deutschland verheimlicht“, lautete die „provozierende Frage“. „Der Generalkonsul mach- POLITIK te für das mangelhafte Wissen über die deutsche Minderheit in der deutschen Gesellschaft indirekt die deutsche Presse und die nicht ausreichende Publizität verantwortlich“. Kommentierend sei angemerkt: Die deutschen Medien interessierten sich nicht dafür, wenn es um das Schicksal, das Leben und Überleben der Deutschen in der Republik Polen geht. Bis heute haben die deutschen Medien über das Ringen um das Minderheitengesetz nicht berichtet, über den ursprünglichen Vorschlag, von einer 50-prozentigen Minderheit auszugehen, bis dann wenigstens der Schlüssel von einer 20-prozentigen Minderheit durchgesetzt werden konnte. Auch die Missstände, unter denen die deutsche Minderheit in der Republik Polen immer wieder zu leiden hat, sind keine Themen der Berichterstattung! ! Eine berechtigte und notwendige Frage. Während des Schlesien-Seminars – Veranstalter das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit und die Diözese Oppeln – stellte Richard Donitza, Vizevorsitzender des Oppelner Sejmik (Landtag) die Frage: „Wie kann man den Angehörigen der deutschen Minderheit starkes Bewusstsein und eine ausgeprägte Identität vermitteln?“ Die Folge könnte dann sein, „dass sie sich öffentlich zum Beispiel bei Wahlen mit ihrer Gruppe identifizieren“. Die Feststellung ist zutreffend, Aufruf zur Treuespende für Schlesien Liebe Landsleute, es sind einige Jahre vergangen, seit der damalige Bundesvorsitzende und heute Bundesehrenvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka, zur „Treuespende für Schlesien“ aufrief. Er tat dies, weil ein starker Mitgliederschwund festzustellen war und die Zahlungsmoral bei den Mitgliedsbeiträgen sehr zu wünschen ließ. Seitdem erinnert der Bundesvorstand unserer Landsmannschaft in jeder Ausgabe der „Schlesischen Nachrichten“ an die „Treuespende für Schlesien“ und bittet dringend um eine Spende, die beim Finanzamt von den zu zahlenden Lohnund Einkommensteuern abgesetzt werden kann. Warum „Treuespende für Schlesien“ wird mancher fragen. Hierfür gibt es mehrere Antworten. Einmal kann der Spender damit seine Liebe und Treue zur angestammten Heimat Schlesien bekunden. Wir wollen auf unsere Heimat nicht verzichten. Ein zweiter Grund, warum wir die Treuespende benötigen und auf die Gelder angewiesen sind, ist der anhaltende Mitgliederschwund, der jetzt verstärkt festzustellen ist. Damit verbunden unser finanzielles Problem, denn mit jedem Mitglied, das die Landsmannschaft Schlesien durch Tod oder aus anderen Gründen verliert, sin- ken die Einnahmen in der Landsmannschaft. Leider sinken nicht die Ausgaben, wie z.B. Büro- oder Personalkosten. Andere große Ausgabenpositionen sind zu begleichen. Ich erinnere an unser diesjähriges bedeutendes Deutschlandtreffen der Schlesier in Nürnberg. Die Teilnehmerzahl ist stark zurückgegangen. Die Erlebnisgeneration wird nun kleiner und die Mitgliederzahl der nachfolgenden Bekenntnisgeneration wächst nicht so, wie es notwendig wäre. Wir wollen aber denen, die solche Entwicklungen begrüßen, nicht recht geben. Liebe Landsleute, ich appelliere an alle Schlesier und Freunde Schlesiens, werden Sie Mitglied der Landsmannschaft Schlesien. Ich bitte Sie aber auch sehr herzlich, in der Spendenbereitschaft nicht nachzulassen. Spendenquittungen können auf Wunsch ausgestellt werden. Ich grüße Sie „Schlesien Glückauf!“ Joseph Pietsch Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes und Vorsitzender der Landesgruppe Hessen Treuespende für Schlesien Konto-Nr.: 40410 Bankleitzahl: 85050100 Niederschlesische Sparkasse Görlitz 3 dass die Mitgliedschaft in den Deutschen Freundschaftskreisen nicht als Aufruf, sich als Deutsche zu bekennen und während der Wahlen Entscheidungen zu treffen, verstanden wird. Auch der Besitz des roten Passes der Bundesrepublik Deutschland wird nicht als Pflicht verstanden, sich an den Wahlen als Deutscher zu beteiligen. ! Kandidiert Aleksander Kwaniewski mit Erfolg für den UN-Generalsekretär in New York? Die Amtszeit des gegenwärtigen Generalsekretärs Kofi Annan läuft aus. Nach einem ungeschriebenen Gesetz rotiert das Amt unter den Kontinenten, nach dem Ägypter war jetzt ein Diplomat aus Ghana gewählt worden. Europa hatte zum letzten Mal Kurt Waldheim, den Österreicher, von 1972 bis 1981 als Generalsekretär gestellt. Es scheint so, dass man auch jetzt nicht unbedingt einen Europäer, sondern einen Vertreter aus Asien, es wird von Thailand und Sri Lanka gesprochen, an der Spitze der UN sehen will, aber die europäischen Staaten würden Kwasniewski vorschlagen wollen. SN Deutschlandtreffen der Schlesier für den BdV kein Thema! Unser Treffen in Nürnberg fand – wie allgemein bekannt ist – in den öffentlichen Medien eine gute Resonanz, sowohl was die Intensität der Berichterstattung als auch den Informationsgehalt betraf. Nicht so bei unserem Dachverband, dem Bund der Vertriebenen. Wer in dem offiziellen Organ des BdV, der Monatszeitung „Deutscher Ostdienst“ (DOD), nach einem Hinweis auf diese bedeutende Veranstaltung gesucht hatte, der suchte vergebens. Schon im Jahresbericht des Verbandes 2001 für die Bundesversammlung des BdV war unser Bundestreffen, ganz im Gegensatz zu kleineren Veranstaltungen anderer Landsmannschaften, nicht erwähnt worden. Die Schlesier fragen sich, was mit dieser Ignoranz gegenüber einer großen LandsSN mannschaft bezweckt wird. Posselt erneut im CSU-Vorstand Der Münchener CSU – Europaabgeordnete Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, wurde auf Vorschlag des Parteivorsitzenden Dr. Edmund Stoiber erneut in den CSU-Parteivorstand berufen. Der 49jährige gehört dem Leitungsgremium der bayerischen Regierungspartei seit dem Jahr 2000 an. Im Europaparlament, in dem er Bayern seit 1994 vertritt, fungiert er als Sprecher der CSU für Außen-, Sicherheits-, Kultur- und Menschenrechtspolitik sowie für Fragen der EU-Erweiterung. Seit 1997 ist Posselt Landesvorsitzender der Union der Vertriebenen in Bayern, die von allen CSU-Arbeitsgemeinschaften am längsten besteht. ZEITGESCHEHEN 4 Nachrichten aus Görlitz Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz " Einen Staatsbesuch erlebte Görlitz jetzt erstmals. Der litauische Staatspräsident Aldus Adamkus bekam den Görlitzer Brückepreis überreicht. Zur Entgegennahme des Preises kam das litauische Staatsoberhaupt persönlich nach Görlitz. Darin sieht der Görlitzer Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer „eine ungeheure Chance, aller Welt zu zeigen, dass unser Brückepreis das für Osteuropa werden könnte, was der Aachener Karlspreis für Westeuropa ist“. Mit diesem Brückepreis wirbt Görlitz – Ost und West – für die Kulturhauptstadtbewerbung der Stadt beiderseits der Neiße. " Das Schlesische Museum zeigt einen verschollenen Schatz. Bauarbeiter stießen 1988 in der 35 Kilometer westlich von Breslau gelegenen Stadt Neumarkt auf einen spektakulären Fund: Einen Schatz, der in den Jahren der großen Pestepidemie 1347 bis 1349 verborgen wurde und seitdem als verschollen galt. Zu den wichtigsten Schmuckstücken des Schatzes zählen ein Diadem und Ohrgehänge, die Ende des 13. Jahrhunderts für die Familie des sizilianischen Königs Karl II. Anjou angefertigt wurden. Durch Vererbung gelangten die Schmuckstücke an Blanche de Valois, die mit dem böhmischen König Karl IV. verheiratet war. Dieser benötigte Geld, um den ihm 1346 angetragenen deutschen Königsthron durch eine erneute Krönung in Aachen 1349 endgültig zu sichern. Deshalb übergab er Schmuckstücke des Hortes an einen jüdischen Finanzier, der den Schatz schließlich versteckte. " Ein Jahrhundert lang Hilfe. Das Haus Langenstrasse 43 feiert sein hundertjähriges Bestehen im Besitz der evangelischen Kirche. Eine Ausstellung will an die Vergangenheit dieser Einrichtung erinnern. Mit unterschiedlichen Arbeitsfeldern reagierte man während der vergangenen hundert Jahre in diesem Haus, auf die sozialen Nöte und damit verbundene Herausforderungen. Auf welch vielfältige Weise das geschehen ist, wird in Wort und Bild dokumentiert. " Brunnen sprudeln wieder zum Altstadtfest. Die Figur des Georgsbrunnens auf dem Obermarkt soll bis zum Altstadtfest verarztet werden. Der abgebrochene Arm und die Lanze sowie das kaputte Handgelenk werden zur Zeit repariert. Auch an die Bütte an der Peterskirche muss Hand angelegt werden. Man vermutet ein Leck an der Saugleitung. Wenn die Reparatur gelingt, kann auch dieser Brunnen wieder sprudeln. Am Leiziger Platz funktioniert zwar das Wasserspiel, aber etwas reduziert. Hier wurde kürzlich eine Düse gestohlen. Bis auf die genannten Schäden halten sich die Zerstörungen an den Wasserspielen in diesem Jahr in Grenzen. " Musik verbindet Fest in Görlitz Ost und West. Ein Spielmannszug nahm den kürzesten Weg vom Jakuby-Fest in Ost-Görlitz zum Altstadtfest im Westen über die neue Altstadtbrücke. Zehntausende Besucher er- lebten beiderseits der Neiße abwechslungsreiche Tage in historischem Ambiente. Zahlreiche Spielleute und Gaukler unterhielten die spazierenden Zaungäste, auch mittelalterliches Handwerk lockte viele Neugierige an. Die elfte Auflage des Altstadtfestes brachte auch Neuerungen. Besucher aus Nah und Fern haben sie mit Begeisterung angenommen. " Quicklebendig durch das Reich des Todes. Auf den Spuren der Geschichte, untermalt mit schlesischen Gedichten, wandelten Besucher auf dem Nikolaifriedhof. Eine abendliche Gruftführung durch die barocken architektonischen Schönheiten mit Schöngeistigem untermalt. Diese lockere, unterhaltsame Führung mit Gedichten ist die erste dieser Art. „Mit diesen Gruftführungen wird die Ersterwähnung des Nikolaifriedhofes vor 700 Jahren gewürdigt,“ erklärte Margrit Kempgen, Vorsitzende der evangelischen Kirchenstiftung Görlitz, „wir wollen damit ein Lebensgefühl vermitteln, es ginge dabei um das Leben nach dem Tod“. " 100 Jahre Klinikum Görlitz. Knapp 500 Gäste nahmen jetzt an der offiziellen Feier zum hundersten Jahrestag des Klinikums Görlitz teil Die Endmontagehalle von Bombardier Transportation bildete dabei einen ebenso ungewöhnlichen wie reizvollen Rahmen. Sänger des Theaters Görlitz trugen mit ihren Darbietungen zum Gelingen der Festveranstaltung bei. Schlesische Nachrichten 22/2005 " Die Sanierung der Braunkohletagebaulandschaften im mitteldeutschen und Lausitzer Revier ist 15 Jahre nach der Wende zu gut 80 Prozent abgeschlossen. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) würdigte die Sanierung jetzt in Berlin „nicht nur in ökologischer Hinsicht als eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte“. Es sei gelungen, aus völlig verwüsteten Landstrichen „wieder eine schöne Landschaft herzustellen“ sagte der Minister. Insgesamt musste nach der Wiedervereinigung eine Fläche von gut 100 000 Hektar, so groß wie das Saarland und Berlin zusammen, saniert werden. Dabei sind mehr als 50 Seen mit 27 000 Hektar Wasserfläche geschaffen worden. " Friedhof als Denkmal der Heimat. Es ist eine alte Tradition, im November der Toten zu gedenken. Dabei lohnt es sich beim Gang über die Friedhöfe einen Blick auf alte Grabsteine zu werfen. Besonders zu beachten sind dabei die aus dem Mittelalter erhaltenen Epithaphien. Es sind oft Zeugen von Rittergestalten und Schlossherren an Kirchenwänden und Mauern. Auch die in Sandstein oder Granit gemeißelten Inschriften der Toten des 18. und 19. Jahrhunderts erzählen viel. Sie sind ein reiches Betätigungsfeld für Historiker. Dabei lohnt sich auch ein Gang über die Friedhöfe jenseits der Neiße. So steht etwas verdeckt an einer Kirchenmauer in Radmeritz der älteste bekannte Epitaph der Oberlausitz, ein Gedenkstein des Ritter von Lossow, gesetzt im Jahr 1413. „Als die Deutschen weg waren“ Eine dreiteilige Fernsehproduktion des WDR Zu dem salopp gewählten Titel, unter dem Filme über die gegenwärtige Situation in einem ostpreußischen Dorf, einer schlesischen Großgemeinde und einer Stadt im Sudetenland gezeigt werden sollten, einige Fragen. Warum waren die Deutschen weg, waren sie einfach abgehauen, waren sie lediglich umgezogen, warum hatten sie ihre häuslichen Quartiere aufgegeben, wohin hatten sie Reißaus gemacht? Die Antwort ist leider ganz einfach, in seinem Pressetext ist der Westdeutsche Rundfunk bereits in der zweiten Zeile viel ehrlicher. Man wollte darauf Antworten finden, man wollte wissen, „was nach dem Krieg und nach der Vertreibung der Deutschen geschehen ist, was kam eigentlich nach der Vertreibung? Was passierte, als die Deutschen in Ostpreußen, in Schlesien, im Sudetenland ihre Häuser und ihre Heimat verlassen mussten?“ Aber im Titel der drei Filme durfte die Vertreibung der Deutschen nicht genannt werden! Noch eine Frage: wäre ein in gleicher Weise salopper Titel „Als die Juden aus Deutschland wegwaren“ denkbar? Bestimmt nicht, denn auf solche Weise verschweigt man absichtlich die grausame Unmenschlichkeit der Politik, der Ideologien und Gewaltherrschaft! Anerkennend sei jedoch angemerkt, dass man sich in den drei Produktionen unterschiedlicher Drehbuchautoren mit mehr oder weniger Erfolg bemüht hat, nachzufragen und nachzuforschen, „wie ging die Politik mit dem Erbe der Deutschen um? Was erfuhren die neu angesiedelten Bewohner über die Vergangenheit des fremden Ortes.....?“ Schon im Sujet her war der Film von Christian Schulz über das Dorf Tollmingkehmen im Kreise Godap am erregendsten, denn was wissen wir über die ostpreußischen Dörfer, die jetzt zur russischen Oblast Kaliningrad, d.h. Königsberg, gehören. Die aus dem weiten sowjetischen Imperium gewonnenen und kommandierten Neuansiedler mussten jede Kenntnis und Erfahrung der geographischen Struktur, des Klimas, aber auch der in der Landwirtschaft technischen Möglichkeiten wie Kolonisten, die einem Lokator gefolgt sind, neu beginnen. Ein Russe, der als Rotarmist gedient hatte, vermittelte dem Zuschauer sogar das Gefühl angeblich berechtigter Rache, aus dem sich auch Okkupation und Vertreibung der Deutschen herleiten sollten. Die notwendigen deutschen Akzente setzte der Erbe eines deutschen Gutbesitzers, realistisch Schlesische Nachrichten 22/2005 ernüchternd und mit der deutschen Geschichte von Tollmingkehmen bestens vertraut. Zwar konnten Störche und glanzvolle Landschaftsbilder und Wolkenszenen ein wenig gelassen stimmen, aber das Land versteppt und das Schlusswort des kundigen Deutschen lautete: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie das hier gut gehen soll“. Eine schon bei derartigen Filmen gestellte Frage sei wiederholt: muss es immer wieder musikalische Untermalung sein? Gottlob waren die anderen beiden Filme frei davon. Der zweite Film, Drehbuchautor HansDieter Rusch, hatte sich die Großgemeinde Groß Döbern, 12 km von Oppeln in Oberschlesien entfernt zum Schauplatz gewählt. Der Bürgermeister des Ortes, der demnächst Stadtrechte erhalten soll und an die 14.000 Einwohner zählt, berichtete im besten Deutsch ohne Umschweife von der Geschichte des Ortes und seiner großen deutschen Mehrheitsbevölkerung, wie es bis nach 1945 gewesen ist. Zwar hatte es hier bis 1938 eine polnische Schule gegeben, aber ab sofort, 1945, durfte kein Wort Deutsch mehr gesprochen werden. Der Ort sollte urpolnisch werden. Darunter hatten die mehrheitlich in der Heimat gebliebenen Deutschen schwer zu leiden. Das in Oberschlesien da und dort, auch in Groß Döbern, gesprochene Wasserpolnische musste von den aus der Fremde und Ferne eingesetzten Lehrkräften als polnische Hochsprache neu gelehrt werden. Wie schon im „russischen“ Film vermittelt werden sollte, konnten die hier neu angesiedelten Polen aus der westlichen Ukraine, Ostpolen, über ihre Heimat und die Sehnsucht nach ihr erzählen, die Deutschen als die aus der Heimat Vertriebenen kamen nicht zu Wort. Misslich auch, dass der sonst vielgerühmte Brückenschlag von drüben nach hüben gänzlich ausgespart worden ist, Beispiel die Schulpartnerschaft zwischen Groß Döbern und Königswinter bei Bonn! Leider stimmte geographisch manches nicht, wie nachträglich versichert worden ist. Erfreulich, dass es recht schlesisch in diesem Film zuging. Im letzten Film, (3., 7., 14. Oktober, jeweils 20.15 bis 21.00 Uhr) befasste sich die erfahrene Fernsehautorin Ulla Laschauer mit dem Heute der Stadt Gablonz. Auch musste die jüngste Historie beschworen werden, wohl pflichtschuldig. Hier war es nicht der Zweite Weltkrieg, wohl aber das Münchener Abkommen von 1938. Zusätzlich die auf das Jahr 1948 festausgemachte Alleinherrschaft der Kommunisten. Dem Film, der leider enttäuschte, fehlte die Gegensätzlichkeit und Kontinuität der Aussagen. Mit Aussagefetzen kamen immer dieselben Zeugen und Zeuginnen zu Wort, bis hin zur Feststellung, dass Odsun, Abschiebung, doch das richtige Wort für die Vergangenheit sei, denn Vertreibung enthalte etwas vom Hass Bestimmtes! Viel war aus gutem Grund vom Modeschmuck und der Glaskunst die Rede, aber es fiel kein Wort über Neugablon, Stadtteil von Kaufbeu- ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN ren im Allgäu. Diese thematische Sterilität des Films (wie bereits zum schlesischen Thema ausgeführt) enttäuschte. Die deutsche Vergangenheit war allerdings nicht zu verschweigen. Von den neuen Einwohnern der einst 40.000 Bürger zählenden Stadt, war recht oberflächlich die Rede. Man sprach von Plünderern gleich nach 1945 und von einem Zuzug in den „goldenen Westen der Tschechoslowakei“. Aber wie hat man sich zusammengelebt, wie gibt es eine neue Identität der heutigen neuangesiedelten Einwohner? In diesem Film steckte zu viel Improvisation, 5 man war froh, deutsche Stimmen, mit tschechischem Familiengrund, vor das Mikrofon gebracht zu haben. Vom heutigen Gablonz, im Krieg unzerstört geblieben, konnte man sich kein rechtes Bild machen. Man erwartet selbstverständlich nicht die Qualität einer Magisterarbeit von derartigen Filmen, aber doch gründlichere Vorbereitung, was vor allem für den letztgenannten Film gilt. „Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Heimat“ wäre der zutreffende Titel für diese drei Filme gewesen. Herbert Hupka (SN) Besuch in Königswinter Unlängst gastierten einige polnische Germanistikstudenten aus dem oberschlesischen Industriegebiet auf Einladung der Bundesleitung der Landsmannschaft im Haus Schlesien (Königswinter). Diese Maßnahme, die aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland gefördert wurde, ist vom Joachim Karwoczik geleitet und vom Bundesgeschäftsführer Damian Spielvogel vorbereitet worden. Vorsitzender des Landesverbandes mit Goldener Ehrennadel ausgezeichnet Stellv. Bundesvorsitzende zeichnet persönlich 1. Schlesierkreuzträger Sachsens aus Am Sonnabend, den 8. Oktober 2005 fand in Freiberg/Sachsen der Landesverbandstag der Landsmannschaft Schlesien von Sachsen/Schlesische Lausitz statt. Die Landesleitung hatte dazu eingeladen, standen doch bedeutende Beschlüsse zur Entscheidung an. Nach der Wahl einer neuen Landesleitung am 20. März 2004 galt es, die Entlastung für das Jahr 2004 vorzunehmen und Beschlüsse für das laufende Jahr zu fassen. Die Satzungsneufassung nach eingehender Vorbereitung wie der Beschluss einer neuen Wahl- wie Geschäftsordnung, bildeten weitere Kernpunkte der Zusammenkunft. Der Landesverband der Landsmannschaft Sachsen/Schlesische Lausitz wurde unter dem 1. Vorsit(v.l.n.r.) Werner Helbig, Dr. Idis B. Hartmann, Vertriebenenbeauftragter des Freistaates Sachsen Andreas Grapatin. zenden Dr. Ewald Schaffert am 31. März 1992 gegründet. Nach vier erfolgreichen Jahren riss sein plötzlicher Tod am 26. August 1996 ihn aus seinem umfangreichen Schaffen. Nach Fehlentscheidungen der nachfolgenden Vorsitzenden Regina Heinze vom KV Plauen, besonders im Jahr 2001, erfolgte ihr Rücktritt auf >>> 6 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 22/2005 Bildmitte: die Vorsitzende Sigrid Schmidt mit der Goldenen Ehrennadel. Vom Stellv. Landesvorsitzenden Erwin Galisch wurde ihr nach der Auszeichnung durch die Stellv. Bundesvorsitzende Dr. Idis B. Hartmann und den Vorsitzenden der KG der Schlesier Zwickau Günter Viebig ein Schlesienplaner überreicht. Kreis- und Landesebene. Drei Jahre auf amtierender Basis arbeitend, war es insbesondere dem persönlichem Einsatz unseres Bundesvorsitzenden zu verdanken, dass unter Sigrid Schmidt vom KV Bautzen als neue Vorsitzende ein Neuanfang ab 20. März 2004 erreicht wurde. Die Delegierten des Landesverbandstages, welche zu über 90 % anwesend waren, konnten als Gast die Stellv. Bundesvorsitzende Dr. Idis B. Hartmann empfangen. Sie übermittelte die Grüße des Bundesvorstandes und sprach insbesondere über den Stand und die Rolle der Kulturarbeit der Vertriebenenverbände. Die Anwesenheit von Andreas Grapatin, dem Bundesvertriebenenbeauftragten des Sächsischen Landtages (CDU), überzeugte erneut die Anwesenden, dass die sächsische Landesregierung die Arbeit aller Vertriebenenorganisationen entsprechend ihren Möglichkeiten unterstützt. Auch konnte mit Daniel Breutmann ein Vertreter der Schlesischen Jugend begrüßt werden. Er sprach in seinen Grußworten über die Arbeit dieser Bundesgruppe mit Sitz in der Brüderstraße von Görlitz. Zum Tagungsleiter hatten die Delegierten den Stellv. Landesvorsitzenden Erwin Galisch gewählt. Die umfangreiche Tagesordnung mit einer nochmaligen Erläuterung statutengerecht abgearbeitet, die Berichte bestätigt wie der Neufassung der Satzung und Ordnungen von den Stimmberechtigten überwältigend zugestimmt, ermöglichten eine konzentrierte Durchführung des Landesverbandstages. Einen besonders freudigen Höhepunkt der Zusammenkunft bildeten Auszeichnungen. So konnte vom KV Zwickau Werner Helbig für seine langjährige umfangreiche und vorbildliche Arbeit auf Kreis- und Landesebene das Schlesierkreuz persönlich aus den Händen der Stellv. Bundesvorsitzenden empfangen. In der Laudatio, welche von der Sächsischen Landesvorsitzenden gehalten wurde, konnte sie über den 1933 in Aslau, Kreis Bunzlau, geborenen und aus Altenlohm, Kreis Goldberg, 1946 endgültig vertriebenen Hfrd. Helbig und dessen unermüdliche Arbeit berichten. Mit einem Dank an die Bundesgeschäftsstelle zur Befürwortung der hohen Auszeichnung brachte Sigrid Schmidt auch zum Aus- druck, dass der Landesverband stolz ist, mit Werner Helbig den ersten Schlesierkreuzträger des Freistaates in seiner Mitte zu haben. Auf Antrag der Landesleitung und Befürwortung durch die Bundesgeschäftsstelle wurde am gleichen Tage die Landesvorsitzende Sigrid Schmidt mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Als Vorsitzende des KV Bautzen leistet sie seit Jahren eine umfangreiche zielstrebige landsmannschaftliche Arbeit und hat auch heute als Landesvorsit- zende noch diese Doppelfunktion inne. Bei der Neuwahl im vergangenen Jahr übernahm sie nicht nur die Funktion der Vorsitzenden, sondern erreichte auch, dass eine neue Leitung mit vier Beisitzern gewählt werden konnte. Ihre bisherige Arbeit auf Landes- wie Bundesebene und zukünftigen Pläne des Sächsischen Landesverbandes bestätigen die Richtigkeit ihrer Auszeichnung mit dieser Ehrennadel. Im Schlusswort wurde zum Ausdruck gebracht, dass beide Auszeichnungen an diesem erfolgreichen Landesverbandstag neben der Ehrung beider Einzelpersonen auch ein Ansporn für die Mitglieder und Leitungen der einzelnen Kreis- und Ortsgruppen sein sollten, dass es lohnend ist, sich aktiv für die landsmannschaftliche Arbeit einzusetzen. E. Galisch (SN) Finnische Tragödie Nachfolgende Darstellung aufgenommen im Finnischen Nationalmuseum HARD TIMES SCHWERE ZEITEN Wars overshadowed the first decades after Finland declared independence in 1917. Civil war broke out in January 1918. In the civil war „white“ forces of government fought against the revolutionary „reds“. Around 30.000 Finns died in battles or in prison camps. It took a long time to reunify the nation. The Winter War started on 30 November 1939, when the Soviet Union opened fire on the Karelian Isthmus and bombed Helsinki. The war ended with the Treaty of Moscow on 13 March 1940. The Continuation War got Finland more closely involved with the Second World War. Its battles were fought between 1941 and 1944. An armistice was signed on 19 September 1944. Peace conditions included the breaking of ties with Germany, and a war in Lapland followed. The last German forces left Lapland in late April 1945. The final peace treaty between Finland and the Soviet Union was signed in Paris on 10 February 1947. Around 90.000 Finns died or went missing in 1939-45 as result of the war. Finland lost extensive territory in Karelia and northern Finland and about half a million refugees had to be resettled. Kriege überschatteten die ersten Jahrzehnte, nachdem Finnland 1917 seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Im Januar 1918 brach ein Bürgerkrieg aus. In dem Bürgerkrieg kämpften die „weißen“ Regierungstruppen gegen die „roten“ Revolutionäre. Ungefähr 30.000 Finnen starben in den Kämpfen oder in Gefangenenlagern. Es dauerte eine lange Zeit, um die Nation wieder zu einen. Der Winterkrieg begann am 30. November 1939, als die Sowjetunion das Feuer auf die Karelische Landenge eröffnete und Helsinki bombardierte. Der Krieg endete mit dem Frieden von Moskau am 13. März 1940. Im folgenden Krieg wurde Finnland in den Zweiten Weltkrieg verwickelt. Seine Kämpfe wurden zwischen 1941 und 1944 ausgetragen. Ein Waffenstillstand wurde am 19. September 1944 unterzeichnet. Die Friedensbedingungen schlossen den Bruch der Bindungen mit Deutschland ein, und es folgte ein Krieg in Lappland. Die letzten deutschen Truppen verließen Lappland Ende April 1945. Der endgültige Friedensvertrag zwischen Finnland und der Sowjetunion wurde am 10. Februar 1947 in Paris unterzeichnet. Ungefähr 90.000 Finnen starben oder wurden infolge des Krieges zwischen 193945 vermisst. Finnland verlor ausgedehnte Territorien in Karelien und Nordfinnland und etwa eine halbe Million Flüchtlinge mussten umgesiedelt werden. Anmerkung: Finnland hatte zu dieser Zeit ca. vier Millionen Einwohner. Erstaunlich ist, dass das Wort Vertreibung vermieden wird. SN Schlesische Nachrichten 22/2005 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 7 Schlesischer Kreis-, Städte- und Gemeindetag stellt Weichen für die zukünftige Arbeit Der Schlesische Kreis-, Städte- und Gemeindetag (SKSG) hat die gleichen Sorgen wie alle Vertriebenengemeinschaften, in den Heimatkreisgruppen fehlt der Nachwuchs. Viele Heimatgruppen finden keine Vorsitzenden mehr, die amtierenden Vorsitzenden werden zu alt für die Arbeit. Wie wichtig aber die Arbeit des SKSG ist zeigte die Jahresversammlung 2005, die in Lubowitz in Oberschlesien als deutsch-polnische Verständigungsfahrt durchgeführt wurde. „Es müssen neue Wege gesucht werden, um die Arbeit sinnvoll fortsetzen zu können“ , erklärte Präsident Detlev A.W. Maschler zu Beginn der Mitgliederversammlung. Zuvor ehrte er die Vizepräsidentin des SKSG Jutta Graeve-Wölbling, mit der goldenen Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien für 18 Jahre Vorstandsarbeit im SKSG und ihre Mitarbeit im Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien. In seinem Jahresbericht ging er auf das Altersproblem ein und schlug vor, den SKSG auch Einzelmitgliedern zu öffnen. Dazu bedarf es einer Satzungsänderung. Er dankte der Stiftung für deutschpolnische Zusammenarbeit für die Unterstützung dieser Tagung in Lubowitz, ohne die der SKSG diese Verständigungsfahrt nicht hätte durchführen können. Sein Dank galt auch der Schatzmeisterin Ruth Bretschneider und den übrigen Mitgliedern des Präsidiums. Nach dem Vortrag des Kulturreferenten für Schlesien Dr. Michael Parak schlug er vor, die nächste Jahresversammlung in Görlitz durchzuführen und zu einem engen Kontakt mit dem Schlesischen Museum zu nutzen. Vizepräsidentin Jutta Graeve-Wölbling ging in ihren Bericht auf die Vorbereitungen zu dieser Fahrt nach Lubowitz ein, sie wies auch auf den Einsatz des deutschen Copräsidenten der Stiftung für deutschpolnische Zusammenarbeit Herbert Helmrich hin, der die Arbeit des SKSG seit Jahren wohlwollend begleitet. Auch sie befürwortete die Aufnahme von Einzelmitgliedern in den SKSG, denn es gäbe viele jüngere Menschen, die an der Arbeit interessiert sind, aber keine Kontakte zu ihrer Heimatgruppe haben. Der Bericht der Schatzmeisterin zeigte, dass das Beitragsaufkommen der Heimatgruppen nur notdürftig für den laufenden Schriftverkehr reiche, deshalb können solche Verständigungsfahrten nur mit Eigenfinanzierung der Teilnehmer und andersweitiger Förderung durchgeführt werden. Ein sehr wichtiges Thema schnitt der Vorsitzende der Bundesgruppe Liegnitz, Dr. Gerhard Kaske, an. Als die Heimatgruppen in den fünfziger Jahren sich organisierten, übernahmen westdeutsche Städte die Patenschaften für die schlesischen Heimatkreise. Dabei entstanden in den Patenstädten ostdeutsche Heimatstuben, in denen die Vertriebenen ihre geretteten Erinnerungsstücke sammeln konnten. So kamen in diese Heimatstuben oft sehr wertvolle Exponate. Die Heimatstuben wurden meistens von Vertriebenen betreut, die in den Patenstädten wohnten. Heute werden viele Heimatstuben geFrau Anne Brosig, Kulturreferentin im LS – Bezirksverband Oberbayern, übergibt anläßlich der Tagung der ostoberbayerischen Ortsverbände am 18. Juli 2005 in Laufen, Hotel Klosterhof, die von ihr erarbeitete Dokumentation über Gedenktafeln, Gedenkstein etc. – zu finden im Bereich des Bezirksverbandes Oberbayern –, die sich auf Flucht und Vertreibung beziehen, oder auf schlesische, ostdeutsche Persönlichkeiten, dem Bezirksvorsitzenden Klaus-Dieter Riedel. schlossen, die Patenstädte brauchen oft die Räume und die Betreuer sind zu alt geworden, um eine sorgfältige Betreuung noch durchzuführen. So werden viele Exponate verpackt und landen in den Kellern der Rathäuser. Die vorhandenen schlesischen Museen und Sammlungen sind nicht geeignet, alles Sammelgut aufzunehmen, deshalb muss eine anderer Weg gesucht werden, die Sammlungen aus den Heimatstuben und aus Privathaushalten aufzunehmen. Dr. Kaske erläuterte wie solch eine „Sammelstelle“ arbeiten könnte und bat die Delegierten, sich über diese Fragen Gedanken zu machen. Standort dieser Sammelstelle könnte nur Görlitz sein, um eng mit dem Schlesischen Museum zusammen arbeiten zu können. Es wurde beschlossen einen Arbeitsausschuss zu bilden, der zusammen mit Dr. Kaske diese Heimatstuben-Initiative vorbereiten soll. Ihm gehören Norbert Pantke, Heimatgruppe Ohlau, und Präsident Maschler, Heimatgruppe Carlsruhe an. Turnusgemäß musste das Präsidium neu gewählt werden. Präsident Detlev A.W. Maschler und Vizepräsident Bernhard Priesemuth wurden einstimmig wiedergewählt. Norbert Pantke wurde einstimmig als neuer Vizepräsident gewählt, da Jutta Graeve-Wölbling nicht mehr kandidierte. Schatzmeisterin bleibt weiterhin Ruth Bretschneider, zum Schriftführer wurde Edgar Güttler von der Heimatgruppe Neumarkter Verein gewählt. Als Beisitzer arbeiten im Vorstand mit Jut- Die Delegation von Freilasta Graeve-Wölbling (Heimatgruppe sing und Bad Reichenhall Goldberg) als Pressereferentin, Lydia anläßlich der Tagung wähRadach als Unterstützung der Schatz- rend der Tagungspause. meisterin (Heimatgruppe Ratibor), Konrad Scholz, als Vertreter der schlesischen Heimatgruppen in Mitteldeutschland (Heimatgruppe Winzig). Aus den Berichten von der Arbeit der Heimatgruppen ging hervor, dass viele Heimatgruppen enge Kontakte in ihre alten Heimatgemeinden haben. In vielen Orten konnten Gedenktafeln oder Gedenksteine für die ehemaligen deutschen Bürger eingeweiht werden. Dr. Kaske berichtete von dem Liegnitzer Heimattreffen, das Anfang Oktober in Liegnitz und Wahlstatt stattgefunden hatte. Aus allen Heimatkreisen war zu Bezirksvorsitzender Klaus hören, dass die Kreistreffen immer we- – Dieter Riedel bedankt niger besucht werden, dafür aber mehr sich bei Helmut Herbst, Ortstreffen stattfinden, was natürlich der sein Amt als stv. BV – nicht gerade den Patenschaftsgedan- Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen niederken stärkt. Die nächste Jahresversammlung gelegt hat, für seinen großartigen, selbstlosen, gedes SKSG, so wurde beschlossen, soll wissenhaften Einsatz in all am zweiten Wochenende im Oktober den vergangenen Jahren 2006 in Görlitz stattfinden. für den BV Oberbayern und Jutta Graeve (SN) somit für Schlesien. links: Die Delegation von Burgkirchen, Burghausen, Tittmoning und Laufen während der Tagungspause. Fotos: R. Maywald rechts: Die Tagungsteilnehmer: Erste Reihe (v. l. n. r.): Delegation von Bad Reichenhall und Burgkirchen, zweite Reihe: Delegation von Burghausen und Freilassing, letzte Reihe: BV-Vorsitzender K.-D. Riedel, BV – Kulturreferentin Anne Brosig, BV-Vorstandsmitglied Eberhard Ludwig, Delegation von Laufen, Altötting, Tittmoning. 8 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN ... und die Heimat wird lebendig Eindrücke vom 28. Beuthener Heimattreffen Über 6000 Heimatfreunde besuchten an beiden Tagen der Veranstaltung (3. und 4. September 2005) das 28. Beuthener Heimattreffen in der Patenstadt Recklinghausen. Seit der ersten Begegnung am 16. und 17. August 1952 sind nunmehr 53 Jahre vergangen. Vieles hat sich in dieser Zeit geändert. Geblieben jedoch sind das Gemeinschaftsgefühl der Beuthener und die Liebe zur Heimat. Immer wieder bewegend und ergreifend ist der Einmarsch der Trachtengruppen und Fahnenabordnungen in die Vestlandhalle im Rahmen der offiziellen Eröffnung. Zu den Klängen des Liedes „Glück auf, der Steiger kommt“, gespielt von der Knappenkapelle Marl, erfolgte mit sangeskräftiger Unterstützung der Besucher der farbenprächtige Einzug. In Vertretung des erkrankten Vorsitzenden des Beuthener Heimatkreises e.V., Hans Dieter Siepmann, eröffnete der auch für die Paten- und Partnerschaft zuständige neue Beigeordnete Georg Möllers den Heimatabend und begrüßte die Anwesenden. Die Grußworte der Patenschaftsträger übermittelten Bürgermeister Wolfgang Pantförder für die Stadt und Landrat Jochen Welt für den Kreis Recklinghausen. Patenschaft und Partnerschaft sind keine Gegensätze, sondern können und sollen sich sinnvoll ergänzen. Diese Verbindung ist durch die Teilnahme und Ansprache von Stadtpräsident Krzysztof Wójcik dokumentiert worden. Die Feierstunde endete traditionsgemäß mit dem gemeinsamen Singen der deutschen Nationalhymne und des Oberschlesierliedes; beim Auszug erklang das Lied „Mein Schlesierland“. War 1995 der Beifall für das JugendKinderorchester „Piccolo“, dem Nachwuchs des DFK Beuthen OS, noch von einer gewissen Höflichkeit geprägt, begeisterte es nunmehr das Publikum bei dem 6. Auftritt in Recklinghausen mit seinem breiten Repertoire und den nahezu perfekten Darbietungen. Die Band „Sing mit Uns“ vom DFK-Martinau, verstärkt mit „Martinauern“ aus Crailsheim, traf den Geschmack der mittleren und jüngeren Generation. Die Tanzfläche in der Vestlandhalle hat eine derartige Begeisterung wahrscheinlich schon lange nicht mehr erlebt. Abgerundet wurde das Rahmenprogramm durch die jetzt in Recklinghausen beheimateten Oberschlesischen Bergmänner. Schlesische Nachrichten 22/2005 Gelebte und erlebte Heimat wurde erneut durch die Ausstellung „Beuthen OS – Eine Stadt in Europa –“ präsentiert. Die Ausstellung zeigte anhand von Karten und reichlich Bildmaterial die Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Besonders lebendig wurde die Vergangenheit, verbunden mit der Gegenwart, in und mit dem von Josef Cyrus produzierten Film „Beuthen O/S – früher und heute“. Höhepunkt jeder Veranstaltung war und ist der katholische Gottesdienst. Zelebriert von Pater Laurentius Englisch OFM, musikalisch gestaltet von den „Piccolos“ und den Oberschlesischen Bergmännern sowie dem Oberschlesischen Blasorchester aus Düsseldorf, erweckte das feierliche Hochamt mit den dem Gottesdienst vorausgehenden Gesängen zum Marienlob viele Erinnerungen an vergangene Zeiten. Vor 14 Jahren war es schon eine Sensation: Mitglieder des DFK-Kreisverbandes Beuthen OS besuchten erstmalig ein Heimattreffen in der Patenstadt. In diesem Jahr weilten die Freunde aus der Heimat bereits zum 8. Mal in Recklinghausen. Dass Normalität nicht Abgestumpftheit bedeutet, wurde auch in diesem Jahr wieder unter Beweis gestellt. Positiv zu vermerken ist die Teilnahme der mittleren und zum Teil auch jüngeren Generation bei dem großen Familienfest. Der Beuthener Heimatkreis e.V. und die Stadt Recklinghausen sind weiterhin von der Wichtigkeit der Veranstaltung überzeugt. G.P.W. (SN) A bißla Schlesisch in den SN 20/2005, S. 8 Leider befinden sich hier folgende Druckfehler: Die Zeilen 23/24 müssen wie folgt ergänzt werden: „Muckscha, doas woar, wenn ener nischt soagte. Es hieß: „haal die Gusche“, wenn ener viel froagte“ In der viertletzten Zeile muß es natürlich „Heemte“ statt „Zeemte“ heißen. Mittwoch, 16. November 2005, 16.00 Uhr Haus der Heimat, Stuttgart, Schlossstr. 92, Großer Saal Filmabend „Schlesische Identitäten“ Vortrag mit Filmzitaten aus der Schlesischen Trilogie des polnischen Filmemachers Kazimierz Kutz (Das Salz der Schwarzen Erde, Die Perle in der Krone, Perlen eines Rosenkranzes). Referent: Dr. Hans-Joachim Schlegl, Berlin Vorführung des Films „Wer bin ich? Schlesische Lebensläufe“ in Anwesenheit des Regisseurs Andrzej Klamt. Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Deutsch-polnischen Gesellschaft, Landesverband Baden-Württemberg im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006. Schlesische Nachrichten 22/2005 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Treuespende für Schlesien Es werden die Spendeneingänge ab 50,00 Euro des dritten Quartals 2005 veröffentlicht. Die Landsmannschaft Schlesien sagt herzlichen Dank. Arndt Erika 100,00 Euro Banke Christel 50,00 Euro Bartlewski Horst 50,00 Euro BdV Kreisverband Leipzig 50,00 Euro BdV Kreisverband Oberhavel 50,00 Euro BDV-Landsmannschaft (welche ?) 100,00 Euro Beckert Hans-Georg 100,00 Euro Benedix-Engler Ursula 200,00 Euro Bethke Siegfried 50,00 Euro Biedermann Karl 70,00 Euro Böhm Klaus-Dietrich 50,00 Euro Bucher Peter f. Heimatgr. Bielitz 50,00 Euro Bundesheimatgruppe Striegau 100,00 Euro Dierig Harald und Barbara 50,00 Euro Endreß Manfred 50,00 Euro Engelmann Günther 100,00 Euro Engler Herbert 50,00 Euro Erler Rudolf 50,00 Euro Faulhaber Johanna 100,00 Euro Freyer Dr. Otto-Heinrich 50,00 Euro Golawski J. f. Heimatkr. Pilzendorf 50,00 Euro Graeve-Wölbling Jutta 100,00 Euro Grafschaft Glatz 250,00 Euro Hammel Ingo 1.000,00 Euro Heidelmeyer Steffi 100.00 Euro Heidelmeyer Steffi 100,00 Euro Heimatbund Kreis Reichenbach 50,00 Euro Heimatgemeinschaft Schlegel 50,00 Euro Heimatgruppe Jauer 100,00 Euro Heimatgruppe Kreuzburg Rathay U. 75,00 Euro Herbst Helmut u. Rosemarie100,00 Euro Hippe Elisabeth 50,00 Euro Hupka Dr. Herbert 107,42 Euro Jaschke Rainer 100,00 Euro Jedin Hans 50,00 Euro Kabel Ulrich 80,00 Euro Karl Dr. Ewald u. Helga 60,00 Euro Karwoczik Johanna 100,00 Euro Kausch Elisabeth 100,00 Euro Kinzel Brigitte 200,00 Euro Kinzel Brigitte 100,00 Euro Klug Eckehard 50,00 Euro Kluge Heinz f. Heimatgr. Striegau 103,00 Euro König Claus 300,00 Euro Kopke Hermann u. Elisabeth 50,00 Euro Kopp Werner 50,00 Euro Kramer Karl-Friedrich 50,00 Euro LM Landesgruppe NRW 1.000,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 100,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 100,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 150,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 80,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 50,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 100,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 50,00 Euro LM Schlesien (welche ?) 50,00 Euro LM Schlesien Albstadt 250.00 Euro LM Schlesien Bad Aibling 150,00 Euro LM Schlesien Beckum 100,00 Euro LM Schlesien Bielefeld 500,00 Euro LM Schlesien Bruckmühl 50,00 Euro LM Schlesien Diepholz 250,00 Euro LM Schlesien Ebermannstadt 100,00 Euro LM Schlesien Germering 50,00 Euro LM Schlesien Gießen 100,00 Euro LM Schlesien Heidelberg Stadt u. Land 100,00 Euro LM Schlesien Kitzingen 50,00 Euro LM Schlesien Kreisgr. Steinburg 50,00 Euro LM Schlesien Landesgr.Schlesw.Holstein 130,00 Euro LM Schlesien Lüdenscheid 200,00 Euro LM Schlesien Münster 100,00 Euro LM Schlesien Ortsgruppe Husum 100,00 Euro LM Schlesien Schwäbisch Gemünd 60,00 Euro LM Schlesien Simbach 50,00 Euro LM Schlesien Soest 50,00 Euro LM Schlesien Sonthofen 50,00 Euro LM Schlesien Triberg 50,00 Euro 80. Geburtstag haupten, dass die Vertriebenen am Rhein-Mosel-Eck ihre Heimatliteratur aus seiner Buchhandlung bezogen haben. Unzählige und dazu spannende Vorträge – und das längst nicht nur im Koblenzer Raum und nicht nur in der Landsmannschaft – hat Wolfgang Thaler insbesondere über Schlesien gehalten und dabei ungemein viel zur Verbreitung des Wissens über Ostdeutschland beigetragen. Wolfgang Thaler – das war in Koblenz ein halbes Jahrhundert beinahe ein Synonym für Schlesien! Kein Wunder, dass der „Wangener Kreis“ auf ihn aufmerksam wurde und ihn 1977 als Mitglied aufnahm. Auch nach der Schließung seiner Buchhandlung bleibt er in „seinem Element“ und betreut seit Jahren auf Tagungen in Wangen, sowie in Würzburg, den Bü- Ein besonders aktiver Grafschafter feierte am 25. August seinen 80. Geburtstag, nämlich der in Bad Altheide geborene Wolfgang Thaler (nun wohnhaft in Morshausen/Hunsrück). Nach zwei Jahren Kriegsdienst und zweieinhalb Jahren Gefangenschaft gelangte er in den Kreis Friesland, wo die Eltern nach der Vertreibung ausgeladen worden waren. Anfang 1948 begann der große Bücherfreund in Koblenz eine Lehre als Buchhändler und schaffte es schon 14 Jahre später, eine eigene, die angesehene „Cusanus-Buchhandlung“ zu gründen. All die Jahre lagen in Thalers Schaufenster die Neuerscheinungen über die deutschen Ostgebiete. Es ist nicht übertrieben zu be- 9 LM Schlesien Unterhofkirchen 100,00 Euro LM Schlesien Velbert 100,00 Euro LM Schlesien Weiden 50,00 Euro LM Schlesien Wetzlar 50,00 Euro LM Hamburg Frauengruppe 100,00 Euro Lubos Waldemar 500,00 Euro Maidorn Hans 50,00 Euro Mann Hans-Peter 50,00 Euro Maschler Detlev 100,00 Euro Meissler Wolfgang 100,00 Euro Mosler Marianne 50,00 Euro Namslauer Heimatfreunde 100,00 Euro Oberarzbacher Rosemarie 100,00 Euro Otten Wilhelm 51,00 Euro Paetz Klaus, Kulturwoche Frauen Hessen 200,00 Euro Partnersch. Ini. Leverk.-Ratibor e.V. 50,00 Euro Peilicke Erna 70,00 Euro Pistorius Günter 200,00 Euro Rathsmann Horst-Friedrich 50,00 Euro Regel Lydia 100,00 Euro Schaeche Charlotte 50,00 Euro Schlesierbund Nürnberg 100,00 Euro Schlesierverein Rübezahl 500,00 Euro Schneider Ute-Sieglinde 50,00 Euro Schneider Ute-Sieglinde f.Gruppe Cuxh. 50,00 Euro Scholz Kurt und Rosalia 100,00 Euro Scholze W. 100,00 Euro Schütze Hans 101,00 Euro Siedersleben Georg und Gudrun 50,00 Euro Staron-Lambiel Brigitte 200,00 Euro Steinbach Helga 100,00 Euro Suda Siegfried 50,00 Euro Surek Eleonore 200,00 Euro Tamm Hildbrecht 110,00 Euro Trenner Dr. Hans-Joachim 120,00 Euro Unbekannt 50,00 Euro Wawrzik Peter u. Elisabeth 50,00 Euro Welz-Pürschel Irmgard 200,00 Euro Wenzel Rudi und Anna 100,00 Euro Werner Konrad und Alma 50,00 Euro Willimek Alfred und Heide 50,00 Euro Die Spender werden wiederum gebeten, auf der Überweisung jeweils die genaue Anschrift anzugeben, damit es bei der Zusendung der Zuwendungsbestätigungen keine Probleme gibt. Vielen Dank! chertisch und leistet darüber hinaus mancherlei Hilfe im Bergstadt-Verlag. Herzliche Glückwünsche dem unermüdlichen Glatzer Geschichts- und Bücherfreund! Helmut Neubach (SN) Barbara – Begegnung in Detmold Am Samstag, den 3. Dezember 2005, beginnt um 17.00 Uhr die diesjährige „Barbara-Begegnung mit einer Barbaramesse in der Kath. Pfarrvikarie St. Marien zu Detmold. Die Festpredigt hält der in Beuthen-Stillersfeld/Oberschlesien aufgewachsene Pfarrer Waldemar Klatzka aus Bielefeld. Anschließend wird zur Barbarafeier mit Kulturprogramm ins Pfarrheim eingeladen. Für das leibliche Wohl – Wellwurstessen – ist bestens gesorgt. Eckhard Witt (SN) 10 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Das Heidersdorfer Heimattreffen jährt sich zum 52. Male 60 Jahre nach dem Ende des Krieges, dessen Ausgang uns letztlich die Heimat nahm, traf sich am 9. Juli 2005 zum 52. Male die Heidersdorfer Gemeinschaft in Herzberg im Harz. Zahlreiche Vertriebene haben hier und in der Umgebung eine neue Bleibe gefunden. Immerhin trugen sich 70 Teilnehmer, mit zum Teil langen Anmarschwegen, in die Anwesenheitsliste ein. Ein Beweis mehr dafür, dass hier die Heimattreue hochgehalten wird, dass sich die echten alten Heidersdorfer wie auch ihre Kinder und Enkel unter ihresgleichen wohlfühlen und sich nach wie vor viel zu erzählen haben. In guter Tradition grüßten die früheren Nachbargemeinden zum 52. Heidersdorfer Heimattreffen. Für Pfaffendorf war es Paul Reimann, der uns freundliche Worte mitgab, für Linde hörten wir Hans Sperlich mit seiner wohl kürzesten Rede, für Geibsdorf sprach Herr Förster einen Gruß. Im Namen und für die Stadt Herzberg entbot Herr Schranke die Grüße des Bürgermeisters und für den Bund der Vertriebenen sprach Herr Wabbels. Die gewohnt gute Organisation des Treffens klappte unter der bewährten Leitung von Anneliese und Günter Gerlach mit tatkräftiger Unterstützung von Gerda Böttcher, Helmut Richter, Christa Reinholz und Renate Garbe. Dazu gehörte auch die Vorbereitung des heimatlichen „Kirmes-Schießen“, das jedes Jahr im Heidersdorfer Kretscham stattfand und jetzt auf der Anlage des Schützenvereins Herzberg im Welfenhof-Restaurant Artemis, das ja früher das Herzberger Schützenhaus war, durchgeführt werden kann. Wenn auch nicht mehr mit so vielen Teilnehmern wie in früheren Jahren, so freuten sich doch alle über und mit Johanna Hissung und Christa Reinholz als erste und zweite Schützenkönigin. Bemerkenswert, dass auch diesmal wieder die „Mädchen“ dominierten. Ein Heidersdorfer Bilderbuch zu erstellen, damit sich die „Ehemaligen“ im wahrsten Sinne des Wortes vom früheren Dorf noch ein Bild machen können, wie auch die Nachgeborenen wissen sollen, wovon und von wem die Eltern oder Großeltern reden, ist das Anliegen von Anneliese Gerlach. Es wurde von ihr mit Siegfried Brux, dem Verfasser der Heidersdorfer Heimatbücher, wie auch der Lindaer und Gerlachsheimer, sowie weiteren Publikationen, bei diesem Treffen an Hand der ersten Bilderbuch-Vorlage eingehend diskutiert. In zahlreichen Einzelgesprächen mit gebürtigen Heidersdorfern wurde die Zuordnung der bisher vorliegenden Ansichtskarten und Fotos der Vor- und Nachkriegszeit versucht. Doch es könnte vielleicht noch mehr Bildmaterial zur Verfügung stehen. Dazu hat Siegfried Brux in launiger Gedichtsform einen Aufruf verfasst und vorgelesen, der das zum Ziel hat und so für alle Ortschroniken gilt... Manfred Brux (SN) Schlesische Nachrichten 22/2005 Stempel der Schlesiertreffen Heute: Tag der Oberschlesier in Essen 1996 In der nächsten Ausgabe: Pfingsttreffen Heimatvertriebener 1949 Aus der Sammlung Michael Ferber Schlesische Firmen Teil 37 Ligensa Fleisch- und Wurstwaren, Oberschlesische Spezialität: „Graupen- Well- und Semmelwurst“, gegründet 1874 in Scharley bei Beuthen/OS, heute in Sprockhövel Die Urlaubslektüre von Peter Karl Sczepanek (Teil 4) In der Kirche ging der Gottesdienst weiter. Noch zweimal traten Boten zu Herzog Heinrich. Die Unruhe unter seiner Begleitung wuchs. Wie endlos dehnte sich heute die Feier! In eiserner Selbstzucht stand der Fürst. Endlich erteilte der Priester den Segen. Noch während die Orgel dröhnte, schritt Herzog Heinrich festen Schrittes den Mittelgang hinab. Er nickte nur einmal, während er eisenklirrend aus dem Gotteshause schritt, ernst, doch zuversichtlich zu der Empore hinauf, auf der, er seine Mutter, die das Volk bereits jetzt zu ihren Lebzeiten heimlich „die Heilige“ nannte, mit ihren Frauen in tiefem Gebet wußte. Am Tore der Kirche wartete abermals ein Bote. „Was bringst du für Kunde?“ fragte der Herzog. „Schlimme Nachricht, Herr! Zu den Mongolen, die bisher vor Breslau lagen, sind gestern neue Horden gestoßen. Zahlreich wie die Heuschrecken sind die Heiden aufgebrochen und reiten auf Liegnitz zu.“ Der Fürst nickte. Dann fragte er laut: „Ist noch keine Nachricht vom Heere König Wenzels von Böhmen eingetroffen?“ Schweigen herrschte ringsum. Da wußte Herzog Heinrich, dass er diesen schweren Kampf ohne die Hilfe seines Schwagers ausfechten müsse. Nur einen Augenblick zögerte er. Dann straffte sich seine Gestalt: „Auf die Pferde, Ihr Herren!“ Kaum hatte sich der Herzog auf sein Roß geschwungen, krachte vom Dache der Kirche ein roter Ziegelstein unmittelbar dorthin, wo er eben noch gestanden hatte. Nur wenige Zentimeter fehlten, und der Fürst wäre erschlagen worden. Alle Umstehenden erbleichten und murmelten: „Ein schlechtes Vorzeichen!“ Herzog Heinrich aber preßte die Lippen zusammen, zwang gewaltsam seine Erregung nieder und rief mit fester Stimme: „Auf, Ihr Herren! Wir reiten gegen die Mongolen, die Feinde der Christenheit!“ Wie eine Blutlache leuchtete das Rot des zersprungenen Ziegels auf dem grauen Stein des Vorplatzes der Kirche. Die Schlesier waren keinen Augenblick zu früh mit der Aufstellung ihrer Schlachthaufen fertig, denn schon strömte der Gegner aus dem jenseitigen Walde. Herzog Heinrich hatte nochmals, als er zum Heere ritt, einen zuverlässigen Boten dem Böhmenkönige entgegengejagt, denn dieser konnte den letzten Botschaften nach nur ertwa einen Tagesmarsch entfernt sein. So hoffte Herzog Heinrich immer noch, dass diese Waffenhilfe in letzter Minute auf dem Kampffelde eintreffen würde. Bis dahin aber, darüber war er sich klar, galt es, allein der ungeheuren. Übermacht der Reiter des Satans die Stirn zu bieten. Jörg, der ehemalige Jäger, hielt bei einem Trupp schwerbewaffneter und kriegserprobter Männer schräg hinter dem Herzoge. Der Befehl lautete, notfalls die Fahne und den Fürsten zu schützen. Dort drüben hielt der schlesische Herzog auf einem schneeweißen Rosse. Die Helmzier glänzte, der Harnisch funkelte, stolz leuchtete der schwarze Adler auf seinem Schilde. Die Heerhaufen der Schlesier standen ruhig und zum Kampfe bereit. Auch beim Feinde hatten sich gewaltige Geschwader gebildet. Noch waren die Heiden nicht voll zum Kampfe entwickelt, da befahl Herzog Heinrich dem Markgrafen von Mähren, den Feind mit seinen ersten Truppen anzugreifen. Fortsetzung folgt! Schlesische Nachrichten 22/2005 HISTORISCHES Schlesierinnen, die sie kennen sollten Bedeutende Frauen aus Schlesien von Christa Berndt Es soll in diesem und folgenden Artikeln auf Frauen eingegangen werden, die in Schlesien geboren wurden, dort aufwuchsen oder den Großteil ihres Lebens in diesem Land verbrachten: auf ihr Leben, ihr Wirken und ihre Verdienste, sowie ihr Vermächtnis für die Nachwelt. (Erscheint in loser Folge) Als erste ist die hl. Hedwig zu nennen. Sie wurde 1174 in Andechs geboren und nach ihrer Erziehung im Kloster Kitzingen sehr jung mit Herzog Heinrich I. von Schlesien verheiratet. Wie auch andere Töchter deutscher Adelsfamilien, die ebenfalls Piastenfürsten heirateten, bewirkte sie, dass schon früh deutsche Sprache, deutsche Kultur, deutsche Sitten und deutsche Kunst in der bis dahin vorwiegend slawisch geprägten Umwelt bekannt wurden und fest verankert blieben. Da im Mittelalter Kultur und Christentum eine Einheit bildeten, wirkte Hedwig auch und besonders auf religiösem Gebiet prägend mit. So sei hier auf die Gründung des Klosters Trebnitz hingewiesen, wo sie auch begraben liegt. (1243 gest.) Weiterhin ließ sie Klosterschulen für die Erziehung und Krankenhäuser für die Gesundheitspflege erbauen, weshalb der deutsche Einfluss bei der Kolonisierung Schlesiens mit dem Namen dieser Frau engstens verknüpft ist. Ihr religiöses Wirken fand 1267 in der Heiligsprechung eine entsprechende Würdigung. Die Geschichte gab ihr den Beinamen „Patronin Schlesiens“. Da diese Ausführungen sich an der Chronologie orientieren und jahrhundertelang Frauen in der Öffentlichkeit kaum eine selbständige Rolle zugebilligt wurde, sind bedeutende schlesische Frauenpersönlichkeiten erst wieder im 19. Jahrhundert bekannt geworden. Lina Morgenstern wurde als Lina Bauer 1830 in Breslau geboren (gest. 1909). Mit dem Beginn des Maschinenzeitalters und der industriellen Revolution kam es verbreitet zu Arbeitslosigkeit und Verelendung der Massen. Die sozial engagierte Schriftstellerin L. Morgenstern versuchte die ärgste Not dadurch zu lindern, dass sie 1866 in Berlin die erste „Volksküche“ eröffnete, was einer Armenspeisung gleichkam. Das brachte ihr den liebevollen Beinamen „Suppenlina“ ein. Sie gründete weiterhin 1869 den „Kinderschutzverein“ und 1873 den „Hausfrauenverein“. Ihre Zeitgenossin Auguste Schmidt, 1833 ebenfalls in Breslau geboren (gest. 1902), gründete 1865 den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“, den ersten in Deutschland überhaupt. Im Zuge der oben erwähnten Massenverelendung und der zu Grunde liegenden Hungerlöhne für Arbeiter, war es unbedingt nötig, dass Frauen und sogar Kinder, oft schon ab einem Alter von drei bis vier Jahren, mitarbeiteten. Ein Arbeitstag betrug damals bis zu 16 Arbeitsstunden für Männer, für Frauen etwas weniger. Es blieben für sie noch Haushalt und Kindererziehung. Daher kam es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Selbsthilfeeinrichtungen der Arbeiter (Gewerkschaften) und eben auch zu Zusammenschlüssen von Frauen. Da bis zum Jahrhundertende den Frauen auch meist höhere Bildung verwehrt war – einzig die Ausbildung zur Volksschullehrerin war möglich, Abitur und Universität waren den Frauen lange Zeit nicht zugänglich, später nur mit besonderer Genehmigung erlaubt – setzte sich A. Schmidt, selber Pädagogin, für eine freie Berufswahl der Frauen ein. Das setzte natürlich auch die Verbesserung der schulischen und beruflichen Ausbildung voraus. 1869 wird die Schlesierin Mitbegründerin des „Vereins deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen“ in Leipzig. Seit 1894 ist sie die Vorsitzende des „Bundes Deutscher Frauenvereine“. Vorwiegend im sozialen Bereich war auch Friederike Kempner (Beiname: „der schlesische Schwan“) tätig. Sie wurde 1836 in Posen geboren, wuchs aber in Schlesien auf, wo ihr Vater zuerst Gutspächter, später Rittergutsbesitzer war. Sie widmete sich 1851 – 1869 der Fürsorge 11 für die Armen und wirkte als Krankenpflegerin. Ihre schriftstellerische Tätigkeit erstreckte sich auf Dramen und Novellen. Auch verfasste sie Gedichte, die aber z.T. unfreiwillig komisch wirkten. Ihre Zivilcourage und ihr Engagement bewies sie durch mehrere Denkschriften an Kaiser Wilhelm I.. 1904 verstarb sie auf ihrem Gut Friederikenhof in Reichenthal/Schlesien. Schriftstellerin war auch Gräfin Valevska von Bethusy – Huc, die 1849 auf Gut Kiellaschin bei Rosenberg/OS geboren wurde (gest. 1926) Sie befasste sich zunächst in Sagan und Berlin mit naturwissenschaftlichen Studien. Ihre Werke veröffentlichte sie teilweise unter dem Pseudonym Moritz von Reichenbach. Die Lebensweise des einfachen Volkes interessierte sie besonders, was sich auch an den Titeln ihrer Romane ablesen lässt: „Oberschlesische Dorfgeschichten (1901), „Roman eines Bauernjungen (1901) oder „Wanderndes Volk“ (1903). Romane und Erzählungen verfasste ebenfalls Gräfin Euphemia Adlersfeld-Ballestrem, die 1854 in Ratibor geboren wurde. Ihre Werke standen waren früher in Deutschland sehr bekannt und beliebt. 1941 Fortsetzung folgt! verstarb sie in München. TERMINE Termine der Landsmannschaft Schlesien Ortsverband Ebermannstadt Stickkreis: Zu den letzten „Stickkreisen“ 2005 treffen wir uns jeweils am Donnerstag um 19.00 Uhr im Bürgerhaus in Ebermannstadt und zwar am: 17. November und 8. Dezember 2005. Am 8. Dezember laden wir zur Adventsfeier innerhalb der Stickrunde ein. Hier können Sie kurze Geschichten und Gedichte vortragen. Wir singen Adventslieder und werden musikalisch auf Veenharfen begleitet. Weihnachtsmarkt: Wie auch in den vergangenen Jahren stehen wir mit unseren „Resultaten“ aus dem Stickkreis am 26. und 27.November 2005 am Weihnachtsmarkt in Ebermannstadt. Selbstgefertigtes und Handarbeiten werden ebenso angeboten wie schlesisches Häckerle, Stoni und Waffeln. Weihnachtsfahrt: Am Samstag, 10. Dezember, fahren wir auf der Porzellanstrasse nach Selb. Anmeldungen sind jetzt schon bei der Vorstandschaft möglich. Auch hierzu ergeht herzliche Einladung. Weihnachtsfeier: Am 4. Adventsonntag, dem 18. Dezember 2005, treffen wir uns zur „schlesischen Kinderweihnacht“ um 14.00 Uhr im Gasthaus „Sonne“ in Ebermannstadt. Bitte merken Sie sich bereits heute diese unsere Termine vor. Es ergeht herzliche Einladung! Über zahlreiches Erscheinen freut sich die Vorstandschaft. Anneliese Woschke 1. Vorsitzende 12 LANDSLEUTE „Wir leben gezählte Tage“ HEINZ PIONTEK zum Gedenken an den 80. Geburtstag am 15. November 2005 Wenn einer sich darum sorgte, dass unsere deutsche Sprache, die vor allem seit Luther, Lessing und Goethe zu einer vorher nie da gewesenen Ausdrucksvielfalt gefunden hat, nun wieder in ihren Aussagemöglichkeiten verarmen könnte, so war das der Schlesier Heinz Piontek, der in seinen Äußerungen zur Literatur unserer Zeit auch das sagte: „In der Lyrik von heute gibt es außer sprachlosem Entsetzen immer noch Zeilen genug, die schlaflos machen und unruhig und schön sind“. Mit anderen fühlte er sich jener schlesischen Tradition verpflichtet, die auf der Barockdichtung des 17. Jahrhunderts basiert und das deutsche Sprachleben einzigartig förderte. Heinz Piontek wurde in Kreuzburg in Oberschlesien geboren, der Stadt, aus der auch Gustav Freytag kam und zu dem eine Verwandtschaft nachgewiesen ist. Seine Vorfahren waren überwiegen Bauern gewesen und seine Welt das bäuerliche Umland. Er besuchte das Gymnasium und wurde als Siebzehnjähriger zum Kriegsdienst einberufen, der ihn nach Frankreich, Polen und Böhmen führte. 1945 geriet Piontek im Böhmerwald in amerikanische Kriegsgefangenschaft, arbeitete als Steinbrucharbeiter, Schriftmaler und Bauarbeiter, um schließlich in München Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte zu studieren. Die Währungsreform 1948 veranlasste ihn, seine Situation neu zu überdenken. Er erzählte: „Ich trat den Weg mit 40 Mark „Kopfgeld“ an, mit einem Anzug und zwei Paar Schuhen und einem Stoß Schreibmaschinenpapier aus einer amerikanischen Dienststelle. Veröffentlicht hatte ich damals erst ein paar unbeholfene feuilletonistische Arbeiten in Zeitschriften. Den Beruf des unabhängigen Schriftstellers, den ich wählte, kannte ich nur aus einem halben Dutzend romantischer Biographien. So war ich der Meinung, der Schriftstellerberuf sei ein Beruf auf Leben und Tod. „Ich habe diese Ansicht“, sagte er später „nicht revidiert“. Zunächst hatte sich Piontek in Lauingen an der Donau niedergelassen, einem Landsstädtchen. Seit 1961 lebte er in München. In der „Neuen Zeitung“ kam sein erstes Gedicht zum Ausdruck. 1952 erschien als erster Lyrikband „Die Furt“. Ihm folgten 1953 „Die Rauchfahne“ und 1957 „Wassermarken“, wo es in dem Gedicht „Mit dreißig Jahren“ heißt: „Mühsal ist wirklich:/ Last und Hitze / und das steinerne Glück./ Wirklich der überwundene Tod/ und alles Vergebliche wird/ fest unter den Sohlen./ Mehr wissen wir nicht“. Bereits 1954 bekannte er: „Je mehr es einem Gedicht gelingt, die Zeit ,aufzuheben’, desto weniger kann ihm die Zeit anhaben“. Das Zerbrechliche hinter den äußeren Erscheinungen nahm Heinz Piontek beizeiten wahr. Schon bald nach dem Erschei- nen der ersten Gedichtsbände schrieb ihm Hermann Hesse: „Es ist schön, im Garten Ihrer Gedichte sich zu verlieren, er ist weit und voll Gewächs und Geheimnis“. Über die Gedichtbände „Mit einer Kranichfeder“ 1962, „Klartext“ 1966, „Tot oder lebendig“ 1971 und „Wie sich Musik durchschlug“ 1978 bis „Helldunkel“ 1987 setzte sich Pionteks lyrisches Schaffen fort. Nicht annähernd lässt sich die Faszination beschreiben, die von seinen Gedichten ausgeht, weil er zwischen den Zeilen seiner verdichteten Aussagen genug übrig lässt, um darüber nachzudenken. So in dem zuletzt genannten Band, wo es im Hamlet-Zyklus am Schluss heißt: „Noch gilt:/ Wer bis zum Äußersten geht,/ darf vor dem Innersten/ nicht haltmachen“. Seine Gedichte wurden in 24 Sprachen übersetzt, fanden Eingang in zahlreiche Anthologien und Schulbücher. Als Erzähler stellt sich der Dichter 1963 mit dem Band „Kastanien aus dem Feuer“ vor, wo sich Menschen mit den Erfahrungen unserer Zeit auseinander zu setzen haben. Es folgen 1967 seine Romane „Die mittleren Jahre“ und 1976 „Dichterleben“, welcher wohl annähernd sein Leben als „Schreibender“ zum Thema hat und was ihn „beschäftigt“, wenn es an einer Stelle heißt: „Die Wahrheit finden. Das hatte schon immer eine Schwierigkeit nach der anderen hervorgerufen. Jetzt hielten es viele für aussichtslos. Reichsfelder wenigstens trachtete, so gut es ging, den Irrtum zu ergründen“. Piontek durchlebt seine Zeit mit wachen Sinnen und lässt sich nicht von Trends beeindrucken und erkennt, dass das gerade Gängige nicht unbedingt immer für alle Zeiten Gültige sein muss. In „Selbstverhör“ bekennt er: „Jene Augenblicke, in denen ich mit meiner Sache im Einklang war, gehören allemal zum besten Teil meines Lebens....“. Seine Erzählkunst erreicht ihren Höhepunkt in seinen Romanen „Zeit meines Lebens“ 1984 und „Stunde der Überlebenden“ 1989, sei es, dass er im ersteren seine Kindheit und Jugendzeit in Kreuzburg beschreibt, unvoreingenommen, so wie er es damals aus seiner Sicht erlebte, oder im folgenden Buch, wo sich Piontek an das Kriegsende erinnert und an die mehr als bescheidenen Anfänge als Schriftsteller. Seine Wahrheitsliebe und die sprachliche Gestaltung, die ihn als „Meister der Sprache“ ausweist, fanden vielseitige Anerkennung. Als sein letztes umfassendes Werk kann und muss man sein 1993 erschienenes Buch „Goethe unterwegs in Schlesien“ – ,fast ein Roman’ ansehen, welches sich mit seinem Aufenthalt in diesem für ihn „zehnfach interessanten Schlesische Nachrichten 22/2005 Land“ beschäftigt und seiner kaum bekannten Begegnung mit Henriette von Lüttwitz. Gedichte kamen in „Neue Umlaufbahn“ 1998 heraus. Heinz Pionteks Werke in sechs Bänden erschienen ab 1982 im Schneekluth-Verlag in München. Wie kaum ein anderer deutscher Autor wurde er mit einer Reihe namhafter Literaturpreise ausgezeichnet, so u.a. 1957 mit dem „Andreas-Gryphius-Preis“ , 1971 mit dem „Eichendorffpreis“, 1976 mit dem „Georg-Büchner-Preis“ und 1991 mit dem „Kulturpreis Schlesien“. Nach schweren Wochen der Krankheit verstarb Heinz Piontek am 26. Oktober 2003 im Krankenhaus von Rotthalmünster bei Passau. In einer würdigen Trauerfeier in der Bethanienkirche Feldmoching, nahm Dr. Ludwig Steinherr im Namen der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, deren langjähriges Mitglied der Dichter war, mit einer freundschaftlich und bewegenden Charakteristik Pionteks Abschied. Auf dem Friedhof München-Feldmoching ist das Vergängliche an Heinz Piontek am 31. Oktober 2003 der Erde übergeben worden. Konrad Werner Mit dreißig Jahren Für G. Keine sichtbaren Narben, keine Medaillen, keine Titel – aber das Auge scharf, unbezähmbar wie Zorn und Entzücken, dicht die Erinnerung und leicht der Schlaf. Fahrten, Märsche vor zwanzig. Nachher genügten vier Wände: Wir werden nicht überschaubarer unterwegs! Oft reichen drei Schritte. Und immer genügt weniger als wir vermuten. Zum Beispiel die Stadt. Man kann sie umwandern in einer einzigen Stunde Ihre Steige bröckeln, in den Türen haust die blinde Geschichte. Helle von Silberkörnern, wenn die Flussnebel fallen... Mühsal ist wirklich: Last und Hitze und das steinerne Glück. Wirklich der überwundene Tod – und alles vergebliche wird fest unter den Sohlen. Mehr wissen wir nicht. Erwachet früh – wenn der Morgen mit halben Farben erscheint und satt das Holz leuchtet, das geteert ist – Denn der Wind steht gegen euch! Doch sputet euch nicht. Wir leben gezählte Tage. Heinz Piontek Schlesische Nachrichten 22/2005 HISTORISCHES / HEIMAT SCHLESIEN aus: „Schlesische Gebirgszeitung“ Nr. 70 vom 23./24. März 1935 DAS WAPPEN AM „DEUTSCHEN HAUSE“ Ein Stückchen Hirschberger Geschichte Wer über unsern schönen Hirschberger Markt bummelt und seinen Blick über die Fronten der Hirschberger Patrizierhäuser schweifen lässt, dem fällt – sofern er einigermaßen aufmerksam die Dinge betrachtet – am „Deutschen Hause“ unmittelbar unter der Fensterreihe des ersten Stockwerks ein Wappen auf, das dort angebracht ist. Wie viele Hirschberger haben überhaupt jemals darüber nachgedacht, was es damit für eine Bewandtnis hat? Und wenn nicht mal zufällig ein Fremder, ein guter Freund von auswärts danach fragen würde, dann hätten sich vielleicht noch weniger Einheimische überhaupt um dieses Wappen gekümmert. Und doch ist gerade dieses Wappen ein Zeichen Hirschberger Fleißes und ein beredtes Zeugnis von der großen Vergangenheit unserer Stadt. Es ist das Wappen, das einst Kaiser Leopold I. dem Gottfried Georg Joseph Flade, Bürgermeister zu Hirschberg in Schlesien, bei dessen Erhebung in den böhmischen Ritterstand laut Diplom vom 9. (oder 11.) Juli 1685 zugleich mit der Erlaubnis, sich Flade von Ehrenschild nennen zu dürfen, verliehen hat. Es findet sich beschrieben in mehreren älteren und neueren Adelsbüchern, und die in der Inschrift des Steinbildwerkes am „Deutschen Hause“ vorkommende Jahreszahl 1686 lässt uns annehmen, dass der genannte Bürgermeister das Wappen sehr bald nach seiner Erhebung in den Ritterstand an dem ihm damals gehörenden Hause hat anbringen lassen. Von der Familie Flad oder Flade wird in Hirschberg zuerst eines Valentin – nach anderen Friedrich – Flade als Syndikus der Stadt um die Mitte des 17. Jahrhunderts Erwähnung getan; er war der Vater des mit dem Prädikat von Ehrenschild in den Ritterstand erhobenen, in u. Zedlitz N.Pr.Ad.Lex.11 112 als kaiserlicher Hofrichter und Consul der Stadt Hirschberg bezeichneten Bürgermeisters. Letzterer erhielt den Ritterstand wegen seiner vielfachen Bemühungen, dem Hirschberger Leinewandhandel auswärtigen Absatz zu verschaffen. Er tat nämlich, so berichtet Hensel, obwohl selbst nicht Kaufmann, aber im Besitze guter Handlungskenntnisse, im Jahre 1676 auf eigene Kosten eine Reise nach Holland, um die Ausfuhr unserer Schleier dahin zu befördern. Auf Ansuchen tat er dann im Jahre 1682 nochmals eine noch größere Reise nach Holland, den spanischen Niederlanden, Frankreich und England, um den Wert und die Güte der besten Manufakturen genau kennen zu lernen und bei uns dann nötige und dienliche Einrichtungen zur Verbesserung unserer Waren treffen zu können. Er soll, laut eines Zeugnisses, das ihm der Rat unserer Stadt den 12. April 1684 erteilte, nachdem er desselben Bücher durchgesehen hatte, zu dreien Malen 115 000 Fl. baar für hiesige Waren ins Land gezogen und sich auch nachmals noch alle Mühe gegeben haben, die Manufaktur in Aufnahme zu bringen. Ausstellung soll an die Deutschen erinnern Weltweit gibt es acht Orte mit dem Namen Lomnitz, davon fünf allein in Schlesien, einen je in Sachsen, Böhmen und in der Slowakei. Mein Ziel kurz vor Ostern war das niederschlesische Lomnitz im Waldenburger Bergland bei Wüstegiersdorf, 70 Kilometer südwestlich von Breslau. Dieses Dorf liegt in idyllischer Abgeschiedenheit und bildet mit Freudenburg und Dreiwassertal eine Ortseinheit, die sich in ost-westlicher Richtung etwa von der Bahnlinie Dittersbach – Glatz im oberen Weistritztal von Wüstegiersdorf hinauf in die Berge erstreckt. Die Dorfstraße beginnt westlich dieser Bahnlinie bei nur 480 Metern und erreicht hinter Freudenburg eine Höhe von 654 Metern. Das Tal steige also innerhalb von nur sechs Kilometern um ganze 174 Meter an. Die Straße selbst hat sich seit meinem ersten Besuch vor zwei Jahren nicht verändert. Nur die vielen mehr oder weniger tiefen Schlaglöcher sind mittlerweile noch größer geworden, so dass die letzte Strecke der weiten Fahrt zum langersehnten Ziel einer Slalomstrecke gleichkam. Diesmal hatte ich die Reise nach Lomnitz nicht allein angetreten, sondern jetzt sollte auch meine Frau die Stätte Der alte Mühlstein aus der Lomnitzer Obermühle mit der Inschrift „Julius Scholz meiner Vorfahren und das GeBreslau Bismarck Straße No. 20 – 22“ burtshaus meiner Mutter kennenlernen. Viel hatte ich ihr von meiner Reise im Jahre 2001 dorthin und den herzlichen Empfang durch die heutigen Besitzer der ehemaligen Obermühle schon er- 13 Er war 1640 geboren und ist bereits am 23. März 1689 im Alter von 48 Jahren gestorben. Von fünfzehn Kindern, zehn Söhnen und fünf Töchtern, welche aus seiner Ehe mit Martha Rosalie von Hayn entsprossen waren, haben ihn zwölf überlebt. Noch ist uns bekannt, dass er 1676 beim Bürger-Pfingstschießen den besten Schuss getan und Schützenkönig geworden ist. Ob jene Frau von Ehrenschild, welche zufolge einer im Jahre 1698 gemachten kaiserlichen Auflage „auf Peruquen, Gold, Silber, Spitzen, Fontangen und schobwichte Hauben“ für das Tragen ihrer Fontange (Bandschleife auf der Haube) gleich drei anderen Hirschberger Damen eine Steuer von drei Gulden zahlen musste, die Witwe oder eine Schwiegertochter unseres Bürgermeisters war, darüber fehlt uns sichere Kunde. Nach Gottfried Georg Joseph Flade von Ehrenschild finden wir im Jahre 1705 einen Franz Joseph von Ehrenschild als Notarius verzeichnet, unter dem 1713 ins Amt gekommenen Bürgermeister Kretschmer einen Georg von Ehrenschild als Ratmann und denselben unter dem Bürgermeister Emrich 1723 als Erbvogt. Später, im Jahre 1741, wird ein von Ehrenschild (ohne Hinzufügung des Vornamens) als ausscheidendes Magistratsmitglied erwähnt und endlich von 1745 bis 1757 Gottfried Samuel von Ehrenschild als Syndikus der Stadt genannt. Nach dem Verzeichnis der Eigentümer vom Jahre 1759 besaß der Syndikus Gottfried Samuel von Ehrenschild das Haus am Ringe Nr. 43, also wohl das obenerwähnte mit dem Wappen versehene Familienstammhaus, und der Consul emeritus Gottfried Georg von Ehrenschild das Haus am Ringe Nr. 54. Ursula Lange (SN) zählt und auch von deren Bitte, sie beim nächsten Besuch unbedingt mitzubringen. Leider aber fielen gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes zwei Wermutstropfen in den Becher der Freude. Das begann bereits damit, dass die Bewohner der alten Mühle diesmal nicht zu Haus anzutreffen waren. Auch die Suche nach dem schweren Stein im Garten mit dem etwas verwitterten aber doch noch lesbaren Namen meines Urgroßvaters „G.Sagner 1868“ blieb erfolglos. Nur der alte Mühlstein mit der Inschrift der deutschen Herstellerfirma Scholz aus Breslau stand noch wie vor als Tischplatte. Lediglich vor dem Haus fand ich noch eine reich verzierte Tonscherbe, die vermutlich als Teil eines Reliefportals das Gebäude zierte. Sollten also die rund 800 Kilometer von Thüringen nach Schlesien und zurück fast umsonst gewesen sein? Das war so gar nicht nach der Art meiner Frau. Jetzt hatte sie plötzlich das Entdeckerfieber gepackt. Auf der Suche nach der Pension „Daheim“ meiner Großtante, der Schwes- >>> 14 HEIMAT SCHLESIEN / KULTUR Die evangelische Kirche in Wüstegersdorf, in der auch die Lomnitzer getauft und getraut wurde. ter meiner Großmutter, trafen wir in einem Haus am Bergesrand eine 83-jährige Deutsche, von der wir uns einige Hintergrundinformationen erhofften. Doch die alte Dame siedelte erst 1951 vom oberschlesischen Hindenburg ins niederschlesische Lomnitz, so dass wir keine weiteren Erkenntnisse aus deutscher Zeit hinzugewinnen konnten. Schließlich machten wir noch beim Holzbildhauer Jerzy Marszal Station und wurden hier endlich fündig. Er verwies uns an das Haus, das nur wenige Meter von seinem Anwesen auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Und in der Tat: Das Gebäude entsprach bis ins Detail dem auf unserem Bild. Es war die Pension „Daheim“, in der u.a. auch der Bruder meiner Mutter seine Flitterwochen verlebte. Nach dieser Entdeckung bat uns Jerzy Marszal in seinen Garten, in dem sich vie- „Wehe dem Fliehenden” für den Komponisten Franz Schubert ein vertrautes Thema Wenn 60 Jahre nach Beendigung des 2. We l t k r i e g e s an Zerstörungen, Vertreibungen, Geflohene sowie in besonderer Weise an unzählige Opfer gedacht wird, bietet dieses auch Anlass, einen Bezug zu musikalischen Tondokumenten des Komponisten Franz Schubert aufzuzeigen. Franz Schuberts Wurzeln sind, wie man weiß, väterlicher- und mütterlicherseits in Schlesien zu finden. Während der Vater, Franz Theodor, geboren in Neudorf-Alt im Altvatergebirge, nach Beendigung seines Studiums am Jesuitenstift in Brünn als Junglehrer eine Anstellung in Wien gefunden hatte, war die Mutter, Elisabeth Vietz, im Jahre 1772 mit den Eltern und Geschwistern nach kriegerischen Wirren und daraus folgender Verarmung von Zuckmantel im Altvatergebirge geflohen; ihre Mutter verstarb bereits auf der Flucht an unbekanntem Ort, ihr Vater kurz nach der Ankunft in Wien. Franz Schuberts Mutter und deren Geschwister mussten sich in Wien zunächst kümmerlich durchbringen. Ein gütiges Schicksal wollte es, dass Franz Theodor Schubert und Elisabeth Vietz sich in Wien begegneten, im Jahre 1785 heirateten und aus dieser Verbindung im Jahre 1797 der später so berühmte Sohn Franz hervorging. Die in der letzten Lebensphase von Franz Schubert entstandenen Liedverto- nungen hat nach seinem frühen Tode sein Bruder Ferdinand veröffentlicht und sie mit „Schwanen-Gesang” überschrieben. Es sollte damit deutlich gemacht werden, dass es sich um Schuberts letzte Lieder handelt. Zu dem 14 Kompositionen umfassenden Zyklus zählt auch das Lied „In der Ferne/Wehe dem Fliehenden“, das besondere Erwähnung verdient, da es als Nachklang auf die Fluchtschilderungen der Mutter Franz Schuberts gewertet werden darf und es auch für viele im zurückliegenden Jahrhundert aus der Heimat Vertriebene eine tiefe Bedeutung hat. Nun haben der aus Schlesien stammende, international renommierte Opern-, Konzert und Liedsänger Engelbert Kutschera und der zur Weltelite zählende Liedbegleiter, exzellente Schubertkenner und Musikwissenschaftler von hohem Rang, Professor Graham Johnson London, Franz Schuberts „Schwanengesang“, nach Texten von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Johann Gabriel Seidl, auf einer CD herausgebracht. Die Liedaufnahmen zeichnen sich durch eine hohe Interpretationsdichte aus. Engelbert Kutschera und Graham Johnson vermitteln ein zutiefst faszinierendes und ergreifendes Hörbild in außergewöhnlicher künstlerischer Übereinstimmung. Ergänzend zum „Schwanengesang” sind weitere sechs Schubert-Lieder auf der CD zu hören; sie zählen zu den kostbarsten Perlen der Musikliteratur. Es sind zunächst zwei Goethe-Lieder: der hochdramatische zupackende „Erlkönig“, fulminant vorgetragen und der „Musensohn“, in einem genialen Zeitmaß Schlesische Nachrichten 22/2005 le große und kleine Holzfiguren ein Stelldichein geben. Als er auf seine Ausstellungen und die von ihm gestaltete Skulptur in Wüstegiersdorf zu sprechen kam, zeigte er uns auch mehrere Farbfotos seiner Vernissagen. Unter den Bildern befand sich auch eine Aufnahme einer Vitrine mit Exponaten aus deutscher Zeit. Beim näheren Hinsehen entdeckte ich ein Emaille-Türschild mit dem Namen meines Urgroßvaters Gustav Sagner. Als Jerzy Marszal sah, was ich da erkannt hatte, ging er ins Haus und kramte eine Metallschablone mit dem Schriftzug „Gustav Sagner Lomnitz Kreis Waldenburg“ hervor. Sie diente einst zur Kennzeichnung des Holzes, das in der Sägemühle verarbeitet wurde. Diese Schablone, so erklärte uns der Holzbildhauer, habe er von seiner Mutter erhalten. Dieses Stück soll mit vielen weiteren Exponaten aus deutscher Zeit in einer Ausstellung in Wüstegiersdorf zu sehen sein, die den Deutschen im Waldenburger Bergland gewidmet sein wird. Wolfgang Zürch Kiliansroda in Thüringen (SN) musiziert, wie man ihn selten zu hören bekommt. Es folgen zwei Lieder nach Gedichten von Schiller: „Der Alpenjäger” und „Hoffnung“. „Der Alpenjäger“, eine weitschweifende Ballade, gibt dem Sänger und Pianisten Gelegenheit zum vortrefflichsten Vortrag. „Hoffnung“, eingebettet in eine schwelgerische Melodie, wird sängerisch und pianistisch in wundervoller Einheit dargeboten. Mit dem dann zu hörenden „Im Abendrot” hat Franz Schubert eines der schönsten und innigsten Lieder vertont. Der Textdichter ist der bedeutende pommersche Lyriker Karl Gottlieb Lappe. Klangliche Erfüllung und beseelter Vortrag zeichnen es aus. Das Schlusslied „Auf der Riesenkoppe“, nach einem Gedicht von Theodor Körner, hat Franz Schubert möglicherweise seinen Vorfahren in Österreich-Schlesien gewidmet. Die Schlußpassage mit „Sei mir gesegnet, hier in der Ferne, liebliche Heimat! Sei mir gesegnet, Land meiner Träume” klingt nahezu wie eine Hymne. In dem aufwendig gestalteten 32 Seiten umfassenden CD-Beiheft erfährt der interessierte Leser mehr über den Komponisten und seine schlesischen Vorfahren. Ebenfalls kann im CD-Beiheft zu den Textdichtern, Liedern und Interpreten Interessantes nachgelesen werden. Die CD „Schwanengesang und ausgewählte Lieder” von Franz Schubert, auch die CDs „Winterreise” und „Die schöne Müllerin” von Franz Schubert, mit Engelbert Kutschera, können u.a. bei Fa. EWS Sachsenweg 7, 33689 Bielefeld, Tel. 0 52 05/36 70, Fax 0 52 05/23 86 00 bzw. mail: [email protected] zum Preis von je € 16,40 + Porto bezogen werden. Eine jüngst freigeschaltete Homepage bietet dem interessierten Leser unter ewsmusik.de weitere Informationen. DE LIBRIS / TERMINE / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 22/2005 Ingrid Vettin-Zahn, Rübezahl Gedichte und Lieder (Husum-Taschenbuch) 237 Seiten, zahlreiche Abbildungen, broschiert, Format 12, 4x20 cm € 10,95 sFr 20,– (ISBN 3-89876-137-1) Er hat über die Jahrhunderte die Menschen des Iser- und Riesengebirges beschäftigt und die Phantasie vieler Dichter angeregt – Rübezahl. So fand er als mythologisches Wesen Eingang in das Erzähl- und Versgut besonders der böhmischen bzw. schlesischen Volksgruppen, die noch heute besonders stark mit „ihrem“ Rübezahl verbunden sind. Wissenschaftler versuchen seit langem Licht in die Dunkelheit um den „Herrn der Berge“ zu bringen – gerade aber das Geheimnisvolle und Ungreifbare macht den Mythos „Rübezahl“ so faszinierend. Ingrid Vettin-Zahn hat diesem Mythos in langjähriger Forschungsarbeit nachgespürt und eine große Anzahl von Gedichten und Liedern über Rübezahl gesammelt. Das Ergebnis ihrer Spurensuche veröffentlicht sie in diesem Band, der einen umfangreichen Einblick in die vielen Facetten des Rübezahl gewährt. Die gebürtige Schlesierin Ingrid VettinZahn, Jahrgang 1938, ist nach mehrjähriger Tätigkeit in Deutschland heute als Psychotherapeutin in der Schweiz tätig. Bereits seit ihrer Kindheit beschäftigt sie sich mit dem Berggeist Rübezahl. Sie gab u. a. den Anstoß zu der ersten Rübezahl-Ausstellung in Deutschland und hat in Görlitz ein privates Rübezahl-Museum aufgebaut. Jacques Hohndorf: Licht und Dunkelheit Ein packender Roman über das Schicksal der Heimatvertriebenen Jacques Hohndorf: Licht und Dunkelheit, SüdOst Verlag, ISBN 3-89682-145-8, 192 Seiten, Hardcover, Format: 14 x 21 cm, 14,90 € (D), Südost Verlag Vertriebsbüro, c/o Tomus Verlag, Katrin Armbrust, Einsteinstr. 167, 81675 München, Tel 089/41 92 98 58; Fax 089/47 07 77 42, e-mail: [email protected]; www.suedost-verlag.de Jacques Hohndorf (geboren 1963) erzählt in diesem bewegenden Familienroman – zum 60. Jahrestag des Weltkriegsendes und des Beginns der Vertreibung von 14 Millionen Deutschen – die Geschichte einer Traumatisierung und die Suche nach Licht in einer Welt voller Dunkelheit. Hierzu wählt Jacques Hohndorf drei Erzählebenen: In den Zwischenkapiteln I bis IV (Gegenwart) durchstreift die Erzählerin Elisabeth am Tag nach der Beerdigung ihrer Mutter Königslutter und Umgebung, den Ort, an dem die Familie nach der Vertreibung aus Schlesien strandete, und berichtet von ihrer unmittelbaren Bedrängnis, schildert ihre geistige und psychische Biographie. In den zehn anderen Kapiteln wird das Geschehen in Schlesien und Niedersachsen beschrieben: die kurz skizzierten Familiengeschichten von Vater und Mutter der Erzählerin, die Flucht durch Schlesien und die Vertreibung daraus, die Ressentiments der Westdeutschen und ein Dasein am Rande der Gesellschaft; und letztlich der – diesmal freiwillige – Wegzug aus der (neuen) Hei- mat, die nie Heimat geworden war. Die Psychologie nennt das Leiden, das die Heldin quält Posttraumatische Belastungstörung (definiert als „die Entwicklung charakteristischer Symptome nach der Konfrontation mit einem extrem traumatischen Ereignis“). Viele der davon Betroffenen ziehen sich in sich selbst zurück, verlieren buchstäblich den Anschluss, fühlen sich ihren Mitmenschen gegenüber entfremdet und empfinden ihre Zukunft als eingeschränkt. Jacques Hohndorfs Sprache ist kristallklar und durchgestaltet, jeder Satz zeugt von intensivem Arbeiten und ständigem Feilen. Licht und Dunkelheit schlägt historisch den Bogen vom Nationalsozialismus bis zu den jüngsten Geschehnissen im Kosovo und in Tschetschenien. Der Roman untersucht und betrachtet die dunkelsten Seiten der menschlichen Natur, eine Erörterung des Menschlichen und Unmenschlichen, wobei die Frage aufgeworfen wird, welches von beiden das Negative ist. TERMINE Sonntag, 27. November 2005, 1. Adventsonntag, 18.00 Uhr: Hl. Messe für die Verstorbenen der Heimatkreisgruppen Kreuzburg O/S, Rosenberg O/S, Namslau Schl. in München, für deren Angehörige und für die Landsleute in der Heimat, in der Hl. Geist – Kirche, Viktualienmarkt, München Sonntag, 4. Dezember 2005, 2. Adventsonntag, 14.30 Uhr: Evangelischer Adventgottesdienst nach schlesischer Liturgie in der Magdalenenkirche in München-Moosach, Ohlauer Straße 16, S-Bahn Linie 1 Sonntag, 11. Dezember 2005, 3. Adventsonntag, 15.00 Uhr: Heimatnachmittag der Heimatkreisgruppen Kreuzburg O/S, Rosenberg O/S, Namslau Schl. in München im Löwenbräu, Stiglmaierplatz, München (U1, Richtung Westfriedhof, oder Straßenbahn Linie 20) 20. November 2005, 16 Uhr: Die Gemeinde der evangelischen Schlesier im Raum Hamburg kommt in der Christophoruskirche in Altona zusammen. 20. November 2005, 15 Uhr: Totengedenken aller Ostdeutschen Landsmannschaften auf dem Nordfriedhof in Ehrenhain 24. und 25. November 2005: BdV LV Baden-Württemberg, Frauen-Landeskulturtagung in Stuttgart 3. Dezember 2005, 14.30 Uhr: Barbaraund Adventsfeier der LM Schlesien in der Stadthalle Bad Godesberg 5. Dezember 2005, 15 Uhr: Eichendorffgilde: Barbaramesse, anschl. Adventskaffee, St. Thomas-Morus, Bonn-Tannenbusch, Oppelner Str. Ehrengast: Altabt Adalbert Kurzeja, Abtei Maria Laach“ Samstag, 10. Dezember, 15 Uhr: Vorweihnachtliche Stunden im Advent! Die besinnliche Jahresabschlussveranstaltung der LM Schlesien, Kreisgruppe Neuss. KardinalFrings-Haus Neuss, Münsterplatz. Ein packender Roman über das Schicksal der Heimatvertriebenen. Jacques Hohndorf: Licht und Dunkelheit Juni 1946. Nach einer anderthalbjährigen Odyssee durch Schlesien, flüchtend vor Krieg und Rache der Rotarmisten und nach vergeblichem Hoffen auf Verbleiben in der Heimat, muss die Breslauer Familie Strehlitz Schlesien verlassen. Es ist keine Fahrt in ein gelobtes Land, denn in der niedersächsischen Provinz erwarten die Vertriebenen tiefe 14,90 @ · 192 Seiten · ISBN 3-89682-145-8 15 Ablehnung und ein mühsamer sozialer Aufstieg. Basierend auf den Erlebnissen seiner eigenen Familie erzählt Jacques Hohndorf von der aufregenden Flucht und dem schwierigen Neuanfang im Westen. Es ist eine fiktive Geschichte, aber sie beschreibt die Traumatisierung, die alle Vertriebenen erfahren haben. Jacques Hohndorf fokussiert in seinem ersten Roman aber nicht nur die Finsternis, auch wenn sie übermächtig erscheint, denn je größer die Dunkelheit, umso eindringlicher leuchtet selbst das kleinste Licht. Tel.: 0 85 81 / 96 05-0 · Fax: 0 85 81 / 7 54 16 VERMISCHTES / ANZEIGEN Vor 60 Jahren in der oberschlesischen Provinz: Schlesische Nachrichten 22/2005 Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638 Neuer Musikanfang unter roten Fahnen Noch waren die Garnisonen der Roten Armee nicht abgezogen und zu sowjetischen Feiertagen bliesen deren Militärkapellen zum Marsch und zum typischen russischen Walzer, wie z.B. in der „Musikstadt Oberglogau“ (so der Moschener Musikwissenschaftler Dr. Walter Kwasnik), da begann in der oberschlesischen Provinz wieder zum Frühherbst 1945 in der OSProvinz musikalisches Leben. Wie im Mittelalter: zuerst im Umfeld der Kirche. Einige Organisten waren geflohen, andere von den Sowjets verschleppt, um nie wieder zurückzukehren. Ersetzt wurden sie durch arbeitslose deutsche Lehrer, talentierte Laien und auch Jugendliche, wie z.B. in Marktdorf b. Ratibor durch den 14-jährigen Reinhold Jendryssek, der später sich einen Namen als bester Musiker – auch am Rhein – machte. Jedenfalls zu Weihnachten ertönte bereits wieder in vielen Kirchen das „Transeamus“ des Schlesiers Joseph Schnabel und bald auch das „Te Deum“ seines Landsmannes Ignatz Franz, dass die Polen heute „Schlesische Botschaft“ nennen. Zuerst durfte noch deutsch gesungen werden. Dann waren für kurze Zeit lateinische Übersetzungen erlaubt, was die Lieder anbelangt. Schließlich war auch das verboten, und nun wurden eifrig viele heimischen Lieder ins Polnische übersetzt. Bald entstanden auch wieder Kirchenchöre. Es dauerte z.B. in Oberglogau mehr als ein Jahr, bis der erste Pole sich zum Chor anmeldete. Bald wurden einige Kirchenchöre zu staatlichen Feiern verpflichtet und mussten entsprechend ihr Repertoire auf polnisches Volksliedgut umstellen. Die Chöre sangen auch auf Beerdigungen. Die Choristen waren anfangs ausschließlich Deutsche. Es entstanden auch Salonorchester, die über Nacht eingingen, weil dieser oder jener Laienmusiker über Nacht verschwand, d.h. sich in Richtung Deutschland absetzte; im westlichen Teil Oberschlesiens öfters über die grüne Grenze in die nahe Tschechoslowakei, die ja offiziell erst März 1948 kommunistisch wurde. Die neuen Herren, sprich Genossen, förderten gar das Musikalische, weil sie davon profitierten und damit ihre Veranstaltungen schmücken konnten. Dazu gehörten auch Jugendorchester, von denen bald eines der Autor selbst als 16-jähriger leitete. Gefragt waren bei der Volksmacht auch Blaskapellen, zumeist bestehend aus Militärmusikern der Deutschen Wehrmacht. Die mussten zwar ebenso zu den politischen „Akademien“ der Volksmacht aufspielen, dafür ließ man sie gewähren, wenn sie auf Beerdigungen, Hochzeiten usw. ihr Zubrot verdienten. Wie z.B. die bekannte Lischka-Blaskapelle, ebenso in Oberglogau. Und kurioserweise waren auch Tanzorchester, wie das der Familie Reinosch aus KrappitzSteblau, gefragt, bestehend ebenso aus einstigen deutschen Wehrmachtsmusikern, die stets die neuesten Schlager von RIAS-Berlin im Repertoire hatten. Offenkundig gefielen den polnischen Kulturapparatschiks die Schlager von Michael Jary, Peter Kreuder u.a. Und schon 1945 gab es ebenso in der Provinz – wieder Musikunterricht. Auch auf der damals in Polen völlig unbekannten Blockflöte; erteilt von Deutschen privat, noch lange bevor es eine polnische Musikschule gab. Da es keine Saiten gab, wurden anfangs die Geigen mit Telefondrähten bespannt. Natürlich wurde dann immer mehr der gesamte musikalische Bereich peus apeus in Oberschlesiens Provinz den vorherrschenden Zwängen untergeordnet. Und als dann während des Polnischen Oktobers 1956 kurzfristig die Schleusen geöffnet wurden, reisten zahlreiche namhafte deutsche Musiker in Richtung West aus oder kehrten nicht mehr von einer Westreise zurück. Joachim Georg Görlich (SN) Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien e. V., vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290. Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin), Damian Spielvogel, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft Schlesien (Landsmannschaft Schlesien). Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. 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