28 November 2014

Transcrição

28 November 2014
NR. 58, 28. NOVEMBER 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
FIFA WORLD
FOOTBALL MUSEUM
DIE GROSSE
ERÖFFNUNG NAHT
SÜLEYMAN KOC
AUS DEM GEFÄNGNIS
IN DIE BUNDESLIGA
ISLAND
ERFOLGE DANK
INDOOR-TRAINING
Hightech-Training
DER SPIELER
DER ZUKUNFT
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
23
S epp Blatter
Der FIFA-Präsident gratuliert der Asian Football
Confederation zum 60-jährigen Bestehen.
30
F IFA World Football Museum
Die Direktoren Martin Schlatter (CEO)
und David Ausseil (Creative) informieren
über den Stand der Bauarbeiten am
FIFA World Football Museum.
37
“ Ich steuerte das Fluchtauto”
Süleyman Koc sass nach Überfällen ein Jahr
im geschlossenen Strafvollzug. Sein erstes
Spiel nach der Haft war emotional.
Der Spieler der Zukunft
Unser Cover, illustriert von Gregory
Gilbert-Lodge, zeigt einen trainierenden
Spieler im sogenannten Footbonauten.
Thomas Schweigert (Bild)
Bei der kommenden Frauen-WM sind 24 Teams zugelassen,
die sich wie folgt auf die Konföderationen aufteilen:
AFC: 5 Teams, CAF: 3 Teams, CONCACAF: 3,5 Teams*,
CONMEBOL: 2,5 Teams*, OFC: 1 Team, UEFA: 8 Teams,
Gastgeber: Kanada
*Das Team auf Rang vier der CONCACAF-Qualifikation spielt in zwei
Entscheidungsspielen (Hin- und Rückspiel) gegen das Team auf Rang drei
der CONMEBOL-Qualifikation um einen Startplatz bei der Endrunde.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
24
Island
Neue Spielstärke dank
Indoor-Fussball.
35
Günter Netzer
“Härtere Bestrafungen sind im
Fussball nicht umsetzbar.”
Qualifiziert
Costa Rica
Mexiko
USA
Qualifiziert
Brasilien
Kolumbien
Playoff Rückspiel 2. Dezember 2014
Trinidad und Tobago – Ecuador
Playoff Hinspiel 8. November 2014
Ecuador – Trinidad und Tobago 0:0
Kanada (Gastgeber)
Getty Images (2), imago, Sun Pegasus F.C.
6
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Der Footbonaut
Bei Borussia Dortmund steht eine geschlossene
Hightech-Anlage, die aus guten Fussballern
noch bessere macht: der Footbonaut.
Der Spieler muss dabei heranfliegende
Bälle annehmen und zurückspielen.
Unser Mitarbeiter Ronald Düker hat
den kuriosen Ball-Roboter besucht.
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
14
Hongkong
Spitzenreiter Sun Pegasus
steht symbolisch für die
Aufbruchstimmung in der
Premier League.
18
Russland
Coach Fabio Capello schwärmt
von Zlatan Ibrahimovic.
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen
und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.
http://de.fifa.com/mobile
Qualifiziert
Deutschland
England
Frankreich
Norwegen
Schweden
Schweiz
Spanien
+ Playoff Sieger
Qualifiziert
Elfenbeinküste
Kamerun
Nigeria
Qualifiziert
Australien
Japan
Republik Korea
Thailand
VR China
Qualifiziert
Neuseeland
Wir bringen alle
Fans zusammen
Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung
in der Bord-Lounge der Emirates A380.
#AllTimeGreats
youtube.com/emirates
Hello Tomorrow
UNCOVERED
“Football Machine” Die Wolverhampton Wanderers testen 1938 ein Hightech-Gerät, mit dem lange Bälle und Flanken erzeugt werden.
Lob der Halle
M
ensch und Maschine. Im Training – im Spitzen-, wie im Breitenfussball – werden Frei­stossDummies, Hürden, Koordinationsleiter, Pendel, Rebounder oder Reifen eingesetzt. Und seit
2012 besitzt Borussia Dortmund eine “Wundermaschine” mit der Bezeichnung Footbonaut.
Die vom Berliner Christian Güttler entwickelte Anlage sieht aus wie das Innere eines Raumschiffs,
funktioniert wie ein Videospiel und kann jeden nur denkbaren Schuss oder Pass simulieren. Wenn
gewünscht auch mit akustisch eingespielter Stadionatmosphäre. Ronald Düker hat die Hightech-­
Halle des BVB besucht. Lesen Sie seine Reportage ab Seite 6.
D
Fred Morley / Getty Images
er isländische Fussball befindet sich im Aufwind. Der 2:0-Heimsieg in der EM-Qualifikation
am 13. Oktober 2014 gegen Holland unterstreicht das. Ganz so überraschend ist dieser Erfolg
indes nicht. Dank einer vor 15 Jahren vom isländischen Verband KSI lancierten Initiative
verfügt das Land heute über 15 Fussballhallen mit Spielfeldern in Originalgrösse und über mehr
als hundert Mini-Kunstrasenplätze. Mit den neuen Einrichtungen haben sich Technik und Stil im
isländischen Fussball dramatisch verändert. Die Erfolgsgeschichte ab Seite 24.
A
m kommenden Sonntag feiert die Asian Football Confederation in Manila ein Jubiläum –
ihr 60-jähriges Bestehen. FIFA-Präsident Blatter gratuliert in seiner wöchentlichen ­Kolumne
auf Seite 23 und lobt den asiatischen Fussball für dessen Bedeutung als Lebens­schule und
integrative Kraft. Å
Richie Krönert
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5
ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Rundum schnell
BVB-Chefanalyst Sven Mislintat
im Footbonauten.
6
Zukunftsmusik aus
dem Footbonauten
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ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Ein Musiker revolutioniert die Trainingsmethoden
im Fussball – mittels einer kuriosen HightechTrainingshalle. Ein Besuch in Dortmund.
Ronald Düker (Text), Thomas Schweigert (Fotos), Dortmund
Gregory Gilbert-Lodge (Illustrationen)
T H E F I FA W E E K LY
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ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Der kluge Ball
Durchblick
Mit dem Adidas MiCoach Smart Ball kann die Schusstechnik verbessert werden.
Die Strobobrille hilft dem Spieler, seine Konzentrationsfähigkeit zu steigern.
W
ürde der Mensch so aussehen, wie sich ihn der antike
Philosoph Platon als Bewohner einer besseren Welt
vorgestellt hatte, dann hätte er die Form einer Kugel,
und die Götter würden vielleicht Fussball mit ihm
spielen. Der Mensch hat aber nicht die Form einer
Kugel. Er hat Extremitäten, zwei Hände und zwei
Füsse, und die sind leider nur sehr unterschiedlich
gut dazu geeignet, sehr unterschiedliche Aufgaben
zu übernehmen. Und wo die Götter schon nicht
­k icken, hat der Mensch diesen Sport wenigstens für
sich selbst erfunden. Das Vertrackte an dieser Erfin­
dung ist, dass der Fussball ausgerechnet den unge­
schicktesten Körperteilen die grösste Geschicklichkeit abverlangt. Die
geschickteren Partien, also die Hände, bleiben beim Fussball aus dem
Spiel – der Torwart ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Einen
Ball mit den Händen zu fangen und irgendwohin zu werfen, das stellt
den menschlichen Körperbau vor keine grösseren Probleme. Einen
schnell anfliegenden Ball aber mit den Füssen zu kontrollieren, und
­damit mitzunehmen, obwohl man doch gerade auch noch sehr schnell
laufen muss, um zum Beispiel einem Gegenspieler zu entkommen, das
ist ungefähr so, als müsse man mit den Händen eine Leiter hochklettern
und gleichzeitig auf einer Flöte musizieren. Oder, um beim Bild der ­Musik
zu bleiben: Hat man je jemanden mit allen zehn Zehen seiner Füsse Kla­
vier spielen sehen, so wie es ein Pianist mit den Fingern tut?
Kurzum: Der Fussball zwingt etwas zusammen, das eigentlich nicht
zusammenpasst – und gerade das ist das Schöne an dieser schönsten
aller Ballsportarten. Wenn sie elegant betrieben wird, wenn der Ball am
Fuss eines Spielers zu kleben scheint, dann ganz plötzlich und hart oder
weich (also genau richtig) in die Bewegung eines Mitspielers gepasst
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T H E F I FA W E E K LY
wird, und wenn dieser eigentlich völlig unwahrscheinliche Ablauf gelingt
wie durch Magie, dann spürt auch noch der letzte Zuschauer, dass das
eigentlich gegen alle Gesetze der Natur geschieht. Das Gegenteil von
Natur sei aber Kunst, sagen einige. So gesehen ist Fussball Kunst.
Magie und Schweiss
Sprachen wir von Magie? Nein, das ist Unsinn, denn durch Magie
­entsteht im Fussball rein gar nichts. Schon eher spielt Talent eine Rolle.
Natürlich bringen Lionel Messi, Neymar und Cristiano Ronaldo – oder
Marco Reus, Mario Götze und Thomas Müller – ganz eigene (und sehr
ungewöhnliche) Voraussetzungen mit. Aber auch ihnen verspringt ab
und zu einmal ein Ball. Deshalb besteht ihr Leben ausserhalb des eigent­
lichen Spiels auch hauptsächlich aus T
­ raining. Was dem gemeinen Zu­
schauer verborgen bleibt, das ist die immens wichtige Rolle der Trai­
ningsmethoden; und was ihm auch ­verborgen bleibt, ist, wie sich diese
Methoden über die Zeit und durch technische Innovation verändert
haben. Heillos unterschätzt: die Rolle der Roboter. Roboter? Im Fussball?
So viel vorweg: Roboter im Fussball sind wie Platons Kugelmenschen. Sie
sind Wesen aus einer besseren Welt. Aus einer Welt, in welcher der Zufall
eine immer kleinere Rolle spielen, wenn nicht eines schönen Tages ganz
verschwinden soll. Einer Welt, in der die (eigentlich nur zum Laufen oder
Stehen gedachten) Füsse zu blitzschnell manövrierbaren Präzisionsins­
trumenten werden.
Wenig überraschend ist wohl, dass Profifussballer, die heute einer
Generation angehören, die mit dem Internet und mit Videogames auf­
gewachsen ist, ihrem Sport auch in seiner virtuellen Zwillingsgestalt,
also an der Spielkonsole nachgehen. Man weiss zum Beispiel, dass Mes­
si und Neymar das FIFA-Konsolengame, das gerade eben in seiner neu­
esten Auflage (“FIFA 15”) herausgekommen ist, gegeneinander ­gespielt
ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Datenlieferant
In Echtzeit gibt das Adidas Techfit Elite Shirt Auskunft über den Träger, hier Zlatan Ibrahimovic.
haben – und dabei kurioserweise am liebsten in die Rolle ihrer virtuellen
Doppelgänger geschlüpft sind. Die These, dass dieses Spiel die Wahrnehmung schärft und die Reaktionsgeschwindigkeit steigert, müsste wissenschaftlich wohl noch erhärtet werden – als Arbeitshypothese klingt
sie zumindest mehr als vielversprechend. Videospiele wie dieses werden
immer realistischer. Sie stellen die Realität nach, bis sie von ihr nur noch
so weit entfernt sein werden wie die Fernsehübertragung vom Stadionbesuch.
Willkommen im Footbonauten!
Was aber, wenn es genau anders herum geht? Wenn die Realität das
Spiel nachstellt? Also eine abstrakte grafische Idee wie die – die Älteren
unter uns werden sich erinnern –, auf der zum Beispiel das Videospiel
“Tetris” beruht (ein, zwei, drei, vier Klötzchen, die in einem Schacht
herabfallen und nach links oder rechts bugsiert werden müssen, damit
sie möglichst lückenlose Reihen bilden), wenn also eine solche
Kunstidee plötzlich ihre dreidimensionale Verwirklichung findet? Und
wenn Fussballer aus Fleisch und Blut in einem solchen Hightech-Raum,
der kaum noch von dieser Welt ist, trainieren wollen, bis der Arzt
kommt? Herzlich willkommen im Footbonauten! Diesen wollten wir
uns einmal aus der Nähe anschauen.
Ortstermin Dortmund. Nun, da wir vom Bahnhof zum Trainings­
gelände der Borussia fahren, wechseln sich Neubauten und verwitterte
Techno? Nein. Der Footbonaut ist
nicht zum Entertainment da.
Funktionsarchitektur der Nachkriegszeit ab, und der Nieselregen hüllt
die Szenerie etwas in Tristesse. Wenn es aber, wie man sagt, auf die inneren Werte ankommt, dann lässt sich gerade hier im sogenannten
Ruhrpott sehr genau sagen, was die Leute im Herzen ­tragen. “Der Borsigplatz”, erläutert der Taxifahrer an einer Strassenkreuzung. Und erinnert daran, wie sich hier nach einem Titelgewinn einmal Fans und Polizisten gegenüberstanden. Die Fans mit Farbeimern in der Hand. Sie
waren wild entschlossen, den ganzen Platz in Schwarz und Gelb, also in
den Vereinsfarben, zu bemalen. Tatsächlich wird es aber erst am Stadtrand schwarz und gelb: In einem Viertel namens Brackel liegt das Trainingsgelände des BVB. Und hier steht auch der Footbonaut.
Ist das übrigens nicht ein etwas hochtrabender Name? Das denkt
man höchstens so lange, bis man im Footbonauten steht. Wer die Halle
betritt, wähnt sich sofort in einem Science-Fiction-Film. Klack, klack,
klack, klack: Ein metallischer Sound und wechselndes Aufleuchten der
einzelnen Gittersegmente im Innern der Maschine kündigen per Countdown an, dass es gleich zur Sache geht. Doch was eigentlich? Trockeneisnebel, durch den das farbige Licht immer rätselhafter dringt und dann
allmählich den Blick auf die von der Decke herabschwebenden Tänzerinnen freigibt? Techno? Nein. Der Footbonaut ist nicht zum Entertainment da. Vielmehr ist alles sehr vernünftig und im Grunde auch ganz
einfach eingerichtet: Eine 14 mal 14 Meter grosse Kunstrasenfläche ist
von allen vier Seiten von einer Gitterwand umgeben, die aus 72 durchlässigen Quadraten besteht. Hinter jeder dieser Wände steht eine
­Maschine, die aus jeweils zwei übereinanderliegenden Luken Fussbälle
durch diese Quadrate schiesst. Die Bälle, von denen insgesamt 240 Stück
im Einsatz sind, fliegen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h
auf den Spieler zu, der im aufgezeichneten Mittelkreis steht. Sie kommen
flach, sodass der Spieler sie mit dem Fuss stoppen kann, halbhoch für
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ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Messi und der Schuh
W
enn Lionel Messi am Sonntag vor dem Spiel gegen den FC Valencia
zum ersten Mal die Schnürsenkel seines neuen Signature-Fussballschuhs festzieht, ist das nicht nur für den viermaligen Ballon-d’Or-Gewinner ein besonderer Moment. Denn hinter dem Adidas Messi Mirosar10 steckt der Einsatz eines grossen Teams von Spezialisten. Neben
Produktentwicklern und Designern arbeitet ein Innovationsteam in einem
abgeschotteten Forschungslabor an Technologien und Materialien für den
Schuh, der auf dem Platz den gewissen Unterschied ausmachen soll. Der Entwicklungsprozess nahm rund drei Jahre in Anspruch. Während dieser Zeit
wurde der Schuh Tests unterzogen und auf den neuesten Erkenntnissen gründend weiterentwickelt. Mirosar10 ist nur eines von vier Adidas-Modellen, die
einen je eigenen Typ von Spieler ansprechen. Fussballer, die ein agiles und
schnelles Spiel in der Art von Messi aufziehen und einen leichten Schuh am
Fuss bevorzugen, sind mit Messis Signature-Schuh gut bedient.
Die enge Zusammenarbeit mit dem Athleten ist entscheidend. Im Falle von
Mirosar10 ist Messi seit dem ersten Tag in den Prozess involviert. In regelmässigen Abständen bekommt er von Adidas einen Prototypen in Form einer
Blackout-Version zugeschickt, den er auf dem Trainingsgelände des FC Barcelona testet. Anschliessend folgt Messis Feedback. Wenn der Schuh drückt, das
Kontaktgefühl nicht stimmt oder es an Stabilität fehlt, wird im Labor weitergetüftelt. Der Schuh soll bis ins Detail auf Messi abgestimmt sein. Aus diesem
Grund setzen sich die Entwickler akribisch mit seinem Spielstil auseinander.
Zwischen fünf bis zehn Prototypen testet Messi im Laufe der Entwicklung seines Schuhs. Zusätzlich wird der Schuh in einem Testpool, bestehend
Ständige Verbesserung
Adidas
Das gilt sowohl für Lionel Messi
als auch für seine Fussballschuhe.
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T H E F I FA W E E K LY
aus mehreren Hundert Amateurspielern aus allen Kontinenten, auf verschiedenem Untergrund geprüft.
Eine wichtige Funktion im Entwicklungsprozess hat auch Marco Müller,
Product Manager Adidas Football. Er betreut die Entwicklung des Schuhs
von der ersten Idee bis zum fertigen Schuh. “Messi ist nicht der Spieler, der
durch seinen Schuh auffallen möchte, vielmehr durch seine Leistung”, sagt
Müller in Bezug auf die optischen Wünsche des Argentiniers. Das spiegelt
sich auch im Design des neuen Adidas Messi Mirosar10. Der Name setzt
sich aus “mein Rosario” (Messis Heimatstadt) und seiner Rückennummer
10 zusammen.
“Messi ist seit dem
ersten Tag involviert.”
Obwohl Messi schon an der Entwicklung von mehr als zehn Signature-Schuhen beteiligt war, ist seine Begeisterung für neue Fussballschuhe
immer noch wie beim ersten Mal, so Müller. “Es ist faszinierend. Messis Augen
leuchten, wenn wir ihn in Barcelona mit einem neuen Prototypen überraschen.”
Am Wochenende werden alle Augen auf Messi und seine neuen Schuhe
gerichtet sein. Messi möchte seinen Torrekord von 253 Treffern in Valencia
ausbauen. (dek)
ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Im Footbonauten
Gleich fliegt der Ball auf einen zu.
die Brust oder so hoch, dass sie geköpft werden müssen. Jedes der
72 Quadrate kann beleuchtet werden. Der Ablauf: Ein lauter Ton kündigt
den Ball an. Ein Quadrat leuchtet rot, und der Spieler weiss, dass von hier
der Ball kommen wird. Ein zweiter Ton und ein grünes Lichtsignal in
einem anderen Quadrat: Dort muss der Ball hineingeschossen werden.
Per Lichtschranke wird gemessen, ob es ein Treffer war, und wie lange
es vom Zuspiel des Balls bis zum Abschluss gedauert hat. Je schneller,
­desto besser: Ein Profispieler braucht im Durchschnitt weniger als zwei
Sekunden für den gesamten Ablauf.
“Wenn du Lust hast,” sagt Sven Mislintat, “dann kannst du die Jungs
hier richtig stressen.” Mislintat ist Chefscout und Chefanalyst bei Borussia Dortmund, also ein Vollprofi in Sachen Taktik und Trainingsmethoden. Warum ist Stress gut? “Alles, was dich in der Halle überfordert,
macht dich auf dem Platz nur ruhiger und besser”, sagt der 42-Jährige
und führt nun vor, was die Fussballer, von den Jugendmannschaften bis
hoch zu den Profis, hier treiben. In Habachtstellung tänzelt Mislintat in
der Mitte des Feldes. Dann: der Ton, das Licht, der Ball – und zack! – versenkt. Sofort der nächste. So geht es zehn-, zwanzigmal, und unser mitten auf dem Feld postierter Fotograf rettet seine Kamera manchmal nur
haarscharf vor den heranpfeifenden Bällen. Der Footbonaut als Krisengebiet. Natürlich lässt sich alles unendlich variieren und unendlich
­steigern. 120 km/h? Auf diese Härte wird die Maschine nie eingestellt,
denn auch der beste Profi könnte ein solches Geschoss kaum mehr
­kontrollieren. 75 oder 80 km/h sind üblich – und auch das ist aus einer
Entfernung von sieben Metern nicht gerade langsam.
Passqualität und Handlungstempo
Übrigens ist auch die Disco-Assoziation nicht ganz falsch. Es werden
nämlich nicht nur akustische Signale abgegeben, um den Ausgangs- und
Zielpunkt des zugespielten Balles anzukündigen – der Raum kann
­zusätzlich mit Stadionatmosphäre beschallt werden. Mislintat macht es
vor. Auf einmal sind Fan-Gesänge und Jubel zu hören, je nach Programm
in der Heim- oder der Auswärtsvariante, und natürlich in jeder beliebigen Lautstärke. “Wenn das auf hundert Dezibel steht”, erklärt der Chef­
“Du kannst die Jungs
hier richtig stressen.”
scout, “dann nimmt der Spieler überhaupt nichts mehr wahr ausser den
optischen Signalen. Und wenn er sich ein bisschen daran gewöhnt hat,
dann wird ihn die reale Situation im Stadion weniger stressen. Der Footbonaut macht einen Spieler cooler.” Dazu schneller und präziser. Pass­
qualität, Handlungstempo, Wahrnehmung, das sind, so sagt Mislintat,
die wesentlichen Aspekte des Footbonauten-Trainings. Mit anderen
Worten: Wenn ein Spieler zuvor 2,5 Sekunden brauchte von der Ballannahme bis zum Pass, und wenn er diesen Durchschnittswert auf
1,7 ­Sekunden verbessert, dann kann das im realen Spiel ein entscheidender Zeitgewinn sein. Der Footbonaut verbessert diese Werte durch
­Wiederholung. Wenn einem Spieler in “brutaler Repetitionsrate” hundert Bälle zugespielt werden, die er mit dem einen Fuss stoppt und mit
dem anderen weiterschiesst, dann dauert das sieben bis acht Minuten
und macht zusammen 200 Ballkontakte; so viel haben die meisten Feldspieler zusammengenommen nicht in einem kompletten Match.
Man kann im Footbonauten aber nicht nur einen einzigen Spieler
antreten lassen, sondern auch mehrere zugleich. Parteienspiele, Fussballtennis, Torwarttraining. “Eigentlich”, sagt Mislintat, “kann man hier
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ZUKUNFT DES FUSSBALLS
Tonsignal, Ball,
leuchtendes Quadrat
Auch im Footbonauten muss
das Runde ins Eckige.
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ZUKUNFT DES FUSSBALLS
vieles trainieren lassen, was sich auch draussen trainieren lässt.”
Das Besondere ist die Laborsituation. Hier können einzige Momente des
Spiels besser isoliert geübt und auf den einzelnen Akteur angepasst werden als irgendwo sonst. Ein schwacher linker oder rechter Fuss? Der Spieler bekommt die Aufgabe, jeden Ball immer nur mit diesem anzunehmen
oder zu spielen. So werden Spieler, deren Schussstärke ganz eindeutig
eher von links oder von rechts ausgeht, auf Beidfüssigkeit trainiert, sagt
Mislintat. Allerdings lassen sich solche Verbesserungen nur über einen
längeren Zeitraum beobachten. Borussia Dortmund ­besitzt den Footbonauten seit März 2012, und mittlerweile hat jeder S
­ pieler sein individuelles Footbonauten-Profil. Und wenn die 18- oder 19-Jährigen die Daten von
Marco Reus kennen, dann wissen sie auch, wie weit der Weg nach oben
noch ist. Legendenbildung durch Highscores, Kicken nach Zahlen.
Google Glass und Stroboskop
Der Footbonaut funktioniert wie ein Videospiel und sieht aus wie ein
Raumschiff, aber so ganz vom Himmel gefallen ist er – zumindest der
Idee nach – nun auch wieder nicht. So sah man Germán Burgos, den
Co-Trainer von Atlético Madrid, schon mit einer Google-Glass-Brille auf
der Bank sitzen, die ihm computergesteuert Zweikampfwerte, Pass­
quoten und Ballbesitzstatistiken des aktuellen Spielgeschehens vorrechnete. Diego Benaglio, der ehemalige Schweizer Nationaltorwart, bereitete sich mit einer andersartigen Brille auf die vergangene WM vor: Wie
ein Disco-Stroboskop setzte sie ihn während des Trainings einem Blitzlichtgewitter aus, sodass dem Torwart die Bewegungsabläufe und der
Flug des Balls in superkurze Sequenzen zerhackt erschienen. Von dieser
Stressmaschine verspricht man sich eine Schärfung der Wahrnehmung
und die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit.
Oder der smarte Ball: Von aussen nicht von einem normalen Spielgerät zu unterscheiden, übermitteln eingebaute Sensoren über eine Bluetooth-Verbindung, wie hart er geschossen wurde und wie genau seine
Flugbahn verlief. Mit ihm soll die Ausführung von Eckbällen und Freistössen analysiert und verbessert werden. Schliesslich: eine Art Büstenhalter, der aber nicht nur bei Spielerinnen, sondern auch an Männern,
zum Beispiel an Zlatan Ibrahimovic, schon gesichtet wurde. Übrigens
kommt solche Hightech-Unterwäsche auch im Footbonauten zum
­Einsatz. Sie misst die Herzfrequenz und macht aktenkundig, wie schnell
alle optischen und akustischen Signale, denen ein Spieler hier ausgesetzt
ist, und nicht zuletzt die Aufregung, welche die Testsituation überhaupt
verursacht, das Herz schlagen lassen.
Aber was passiert hier eigentlich, und wohin geht die Reise? Machen
all diese Instrumente den Spieler am Ende zur Maschine? Unser Wunsch,
mit ihm über den Einsatz von Robotik im Fussballtraining zu sprechen,
habe ihn zuerst einmal abgeschreckt, sagt Christian Güttler, dem wir am
nächsten Tag in Berlin gegenübersitzen. Güttler? Genau! Christian Güttler
ist der Sohn des weltberühmten Trompeters Ludwig Güttler – und auch
er hat früher einmal Musik studiert. Und vieles mehr getan – Film, Werbung – Christian Güttler ist ein Tausendsassa. Vor allem aber eins: Erfinder. Und genauer gesagt, der Erfinder des Footbonauten. “Robotik”, sagt
er, “das gefällt mir irgendwie nicht. Klingt nach stupidem Bimsen. Das ist
nicht der Königsweg zum Erfolg.” Und welcher wäre das stattdessen?
Antizipation und Interaktion
Es ist nicht immer leicht, Güttlers sich ständig in alle Richtungen
­verzweigenden Ausführungen auf einen schlichten Nenner zu bringen.
Güttler schwärmt von Alberto Guerrero, dem Lehrer des weltberühmten Pianisten Glenn Gould, weil der ihm gar nichts beigebracht habe
ausser der Fähigkeit, selbst seine Technik zu entdecken. Güttler lobt
Nick B
­ olletieri, den Tennistrainer von Andre Agassi und Tommy Haas,
weil niemand einen solchen Blick für motorisches Talent in frühen Jahren besessen habe. Und er erwähnt die “Mozart-Therapie”, mit der es
dem Arzt Alfred A. Tomatis gelungen war, Gerard Depardieu das Stottern abzugewöhnen. Ist das eine Sprache, die ein jeder Fussballtrainer
verstehen muss? Nun ja, sagt Güttler, eines stimme schon: “Wenn du
elf Spieler hast, die dir aus 40 Metern eine Fliege vom Pfosten schiessen,
dann bist du kaum zu besiegen.” Im Spiel selber aber gehe es um Antizipation, die Vorausschau einer Situation, um Permutation, das blitzschnelle ­Umsteuern von einem Ablauf in einen anderen, und um Interaktion, das optimale Reagieren auf Mitspieler und Gegner. Und Fussball
sei doch vor allem deshalb so schön, weil er das allerbeste Modell sei
für die Realität selbst. Nichts ist berechenbar, es gibt nur Wahrscheinlichkeiten. So wie beim Billard, wo nach dem Anstoss schon der Lauf
der dritten Kugel ­jeden Mathematiker in den Wahnsinn treibt. Knapp
gesagt, findet Christian Güttler, habe es eigentlich der Trainer Arsène
Wenger am besten erfasst: Fussball sei nichts weiter als die Kunst, “sich
einer zufälligen Situation optimal anzupassen”. Oder Bruce Lee: “Setze
keine Präferenz, nimm die Dinge, wie sie sind, dann findest du eine
Lösung für alles, was kommt.”
Christian Güttler ist kein Philosoph – zumindest nicht in erster Linie.
Nicht weniger als 20 Mitarbeitende arbeiten in seinem Unternehmen CGoal, das in einer Halle in Berlin einen eigenen Footbonauten b
­ etreibt – zum
einen, um die Maschine Interessenten aus aller Welt ­vorführen zu können;
zum anderen, um ständig weiter zu forschen. “Digital Motoric Fingerprint”
nennt Güttler die Methode: Als er 400 ­Berliner Spieler im Alter von 16 Jahren in die Maschine schickte, war er anhand ihrer Werte nahezu jedes Mal
in der Lage, deren Spielklasse zu bestimmen.
Und wie geht’s weiter? In Deutschland hat sich nach Dortmund vor Kurzem auch die TSG Hoffenheim einen Footbonauten angeschafft, und Güttler
gefällt, dass dort “mit grosser Akribie und wissenschaftlichem Anspruch”
gearbeitet wird. Die “Aspire”-Sportakademie in Katar besitzt auch einen
Footbonauten. Wie klingt eigentlich, in Musik übersetzt, das Spiel von
Dortmund im Unterschied zu dem des FC Bayern München? “Dortmund?
Das ist Nirvana. Bayern: Metallica.” Was immer der Erfinder auch damit
schon wieder gemeint hat – man würde es doch allzu gerne überprüfen.
Mit einer Fussball-Musik-Übersetzungs-App vielleicht. Aber die muss
wohl erst noch programmiert werden. Å
F I F A 15 : E m o t i o n u n d D r a m a t i k
Der im Herbst erschienene neueste Teil der erfolgreichen Fussballsimulationsreihe “EA SPORTS FIFA” bringt den Fans die Emotionen und Dramatik des
­Fussballs so nahe wie nie zuvor. “FIFA 15” erweckt den virtuellen Fussball mit
beeindruckender Detailtiefe zum Leben und lässt die Fans die Intensität des
Sports spüren. Jeder Stollen und jede Grätsche hinterlassen ihre Spuren in
“FIFA 15”. Das Spiel wirkt so realistisch, dass sich der Fan mitten im Spiel wähnt.
Mensch und Maschine verschmelzen.
Doch nicht nur Fans fordern einander regelmässig an der Konsole heraus, auch
Profifussballer wie Gareth Bale oder Lukas Podolski, Lionel Messi oder Neymar
greifen in ihrer Freizeit gern zum Controller.
Um sich mit dem offiziellen Weltmeistertitel in “FIFA 15” zu krönen, muss man
sich beim FIFA Interactive World Cup – der seit 2010 offiziell als grösstes Computerspielturnier der Welt anerkannt ist – gegen eine starke Konkurrenz aus
der ganzen Welt durchsetzen. Die 11. Auflage des virtuellen Fussballturniers
hat im Oktober 2014 mit dem Anpfiff zur ersten von sechs Saisons der
­Online-Qualifikation begonnen. Sie stellt die erste Etappe auf dem Weg zum
Grand Final des FIWC 2015 dar.
Bis April 2015 werden Millionen Computerspieler rund um die Welt versuchen,
einen der Plätze für die Endausscheidung zu ergattern. Beim Grand Final
­spielen Titelverteidiger August Rosenmeier (Dänemark), die besten 16 Teilnehmenden aus der Online-­Qualifikation sowie die drei Gewinner der Live-­­Quali­
fikationsturniere um den Weltmeistertitel in “EA SPORTS FIFA 15”.
Der C
­ hampion des FIWC 2015 gewinnt ein Preisgeld von 20 000 US-Dollar und
eine Reise zum FIFA Ballon d’Or nach Zürich.” (dek)
Mehr zum FIWC 2015 unter Fifa.com/interactiveworldcup
T H E F I FA W E E K LY
13
BLICK IN DIE LIGEN
N
Hongkongs Premier League
Au f b r u c h z u
n e u e n Z e ite n
Roland Zorn ist Fussballexperte
und lebt in Frankfurt am Main.
Die Premier League elektrisiert die Menschen in Hongkong. Die englische, also das
Original, wohlgemerkt. Sie ist seit Jahren
ein wöchentliches Fernseh-Highlight in der
ehemaligen britischen Kronkolonie – so wie
in vielen anderen asiatischen Ländern auch.
Hongkongs Premier League ist im September
in ihre erste Saison gestartet und bisher noch
weit davon entfernt, ein Publikumsmagnet
zu sein. Die Spiele, die im heimischen TV-­
Programm gezeigt werden, faszinieren den
Grossteil der Sportfans mässig. Und auch in
S
I
den Stadien, in denen die neun besten Mannschaften aus der chinesischen Sonderverwaltungszone um die erste Meisterschaft in einer
neuen Spielklasse kämpfen, herrscht nicht
gerade Hochbetrieb. Im Durchschnitt schauen
sich rund tausend Zuschauer die Begegnungen zwischen Tabellenführer Sun Pegasus
und Kitchee, Eastern sowie South China, den
Spitzenklubs dieser kleinsten Premier League
der Welt, an.
Dass es nicht mehr sind, verwundert die
Einheimischen der Wirtschafts- und Finanzmetropole an der Südküste der Volksrepublik
China nicht. Dazu fehlt es dieser Stadtliga,
die als Spitzenprodukt des Fussballs made in
Hongkong von sich reden machen will, noch
an Strahlkraft. Ins Leben gerufen vom Hongkonger Fussballverband, erinnert die Premier
League noch zu stark an Hongkongs First
Division League, die im Mai ihren letzten
Meister, Kitchee FC, kürte. Da auch Hongkongs Nationalmannschaft als 159. der FIFA­-
D
Weltrangliste nur selten bei den Gewinnern
ist, wird es noch dauern, ehe die Premier
League dieser Stadt mit sieben Millionen
Einwohnern ihr eigenes Profil und eine
genuine Popularität gefunden hat.
Vorerst steht Spitzenreiter Sun Pegasus FC
symbolisch für den erhofften Aufbruch zu
neuen Zeiten. Das Klub-Markenzeichen ist ein
geflügeltes Pferd. Von dem damit signalisierten Höhenflug kann Hongkongs Premier
League derzeit jedoch nur träumen. Å
Nur ein Remis Michael Campion (m.) und Tabellenführer Sun Pegasus reicht es gegen Schlusslicht Wofoo Tai Po nur zu einem 0:0.
14
T H E F I FA W E E K LY
E
Sun Pegasus F.C.
I
Der neue Pokalsieger Cotonsport Kingue Mpondo (l.) erzielt im Finalspiel gegen Panthere du Ndé kurz vor Schluss das 2:0.
Kamerun: Elite One
Ja h r d e s Tr iu m p h s
und konstantesten Leistungsträger der ver­
gangenen Jahre. Cotonsport hatte den Pokal
erstmals 2003 gewonnen und in den elf Jahren
seitdem fünf weitere Male triumphiert.
Triumphs. Erst im Januar hatte er das Team
übernommen, nachdem er in der Vorsaison
mit Rayon Sports die Meisterschaft in
Ruanda gewonnen hatte.
Noch eindeutiger ist die Vorherrschaft des
Klubs allerdings in der Meisterschaft: Coton
Sport hat nicht weniger als 12 der letzten 17
Meistertitel gewonnen. Allein in den vergan­
genen zehn Jahren konnte man im Norden
achtmal den Titelgewinn bejubeln. Und das
bei einem Klub, der erst Mitte der 80er-Jahre
gegründet wurde und tief in der Provinz, weit
entfernt von der Hauptstadt Yaoundé und
dem wirtschaftlichen Zentrum Douala,
beheimatet ist.
Seine Aufgabe bei Cotonsport besteht nun
darin, die Vorherrschaft von der nationalen
Ebene auch auf die kontinentale Ebene
zu übertragen. Im kommenden Jahr tritt
Coton­sport erneut mit dem festen Vorsatz
des Titelgewinns in der CAF-Champions­League an.
Mark Gleeson ist Journalist und
Fussball-Kommentator und lebt in
Kapstadt.
Nur wenige Klubs in Afrika
dominieren die nationale
Meisterschaft ihres Landes so lange wie
Cotonsport Garoua. Das Team gewann am
vergangenen Wochenende das kamerunische
Pokalfinale und steht auch in der Meister­
schaft vor einem neuerlichen Titelgewinn.
Camfoot
Der Klub aus dem trockenen Norden des
Landes benötigt nur noch einen einzigen
Punkt aus den letzten drei Meisterschafts­
spielen, um das Double perfekt zu machen
und die schon tagelang andauernden Feiern
weiter zu verlängern.
Der Erfolg im Pokalwettbewerb war alles
andere als überraschend. Das Team siegte in
Yaoundé ungefährdet 2:0 gegen Panthere du
Ndé. Die Treffer erzielten Kamilou Daouda aus
Niger und der eingewechselte Stéphane Kingue
Mpondo – zwei der zuverlässigsten
In der Elite One mit insgesamt 19 Klubs liegt
Cotonsport mit komfortablem Vorsprung
an der Tabellenspitze. In den vergangenen
sechs Wochen hat das Team nicht weniger als
19 Spiele absolviert – ein fast mörderisches
Programm, das man dennoch aller Voraussicht
nach mit dem nächsten Titelgewinn krönen
wird. Der einzige Klub, der Cotonsport noch
abfangen könnte, ist Cosmos de Bafia.
Für Didier Gomes da Rosa, den 45-jährigen
französischen Trainer, war es ein Jahr des
Bislang hat es damit allerdings nicht
­geklappt. Der grösste Erfolg war der zweite
Platz im Jahr 2008. Im vergangenen Jahr
verpasste man nur knapp die zweite Finalteil­
nahme, nachdem man in einem enorm langen
Elfmeterschiessen den ­Kürzeren gezogen
hatte. In diesem Jahr schied Cotonsport
bereits in der zweiten Runde aus und verpass­
te somit die
lukrative Gruppenphase.
Seit Canon Yaoundé im Jahr 1980 hat kein
Klub aus Kamerun mehr die afrikanische
Königsklasse gewinnen können. Gross ist
entsprechend das Verlangen, es nun endlich
zu schaffen. Å
T H E F I FA W E E K LY
15
Fußball verbindet.
Fußball ist Frieden.
© 2014 Visa. All rights reserved.
Oscar Arias
Friedensnobelpreisträger
SPLIT TER
W
er im Jahr 1989 das San Siro in Mailand besuchte, der wusste sofort: Hier entsteht etwas Grosses. Hohe Türme in der letzten Bauphase, die
Serie A in ihrer Blütezeit, das WM-Jahr vor der Haustür und unten auf dem Rasen Namen wie Lothar Matthäus und Walter Zenga für Inter
Mailand oder Roberto Donadoni und Marco van Basten für die AC Milan. Mittlerweile geht es dem italienischen Fussball bekanntlich nicht
mehr so gut. Die Musik spielt anderswo, in Spanien, in Deutschland, in England natürlich. Umso interessanter war die Meldung, welche die
Sportredaktionen am letzten Wochenende erreichte: 79 173 Zuschauer besuchten das Stadtderby zwischen der AC Milan und Inter Mailand. Die
Einnahmen durch den Ticketverkauf beliefen sich auf 3 324 594 Euro. Das ist Rekord. Verwöhnt wurden die Besucher nicht. Auch das Resultat
(1:1) fiel relativ ­bescheiden aus. Aber in Zeiten der Krise sind Derbys wie dieses – es war das 213. in Mailand – wie Balsam. Å
Alan Schweingruber
Valerio Pennicino / Getty Images
S
chüsse abwehren, Flanken abfangen und die Abwehr kommandieren. Doch spätestens mit Manuel Neuers beeindruckenden
Auftritten an der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde untermauert, dass der moderne Torwart mehr in seinem Repertoire haben muss als diese drei Ur-Tugenden. Selbst der deutsche Nationalkeeper dürfte aber angesichts dessen, was sich unlängst in der
Persian Gulf Pro League, der höchsten iranischen Spielklasse, abspielte, ins ­Staunen geraten. Im Spitzenspiel zwischen Naft Tehran
und Tabellenführer Teraktor-Sazi lief die 56. Minute, als Naft-Torwart Alireza Beiranvand eine Hereingabe von der rechten Seite locker aus der Luft pflückte, wie von der Tarantel gestochen an seinen
Strafraumrand stürmte und den Ball mit gewaltiger Kraft nach
vorne warf. Die Kugel segelte rund 60 Meter weit und landete genau
vor den Füssen von Angreifer Gholamreza Rezaei, der das Spielgerät
kurz aufspringen liess und per Halbvolley aus über 30 Metern in die
Maschen traf. Vorlage und Abschluss waren nicht nur überaus spektakulär, sondern auch wertvoll: Der Treffer sicherte Naft Tehran
einen 2:1-Sieg, durch den das Team bis auf einen Punkt an Teraktor-Sazi heran- und auf den zweiten Platz vorrückte. Å
Tim Pfeifer
D
er altgediente Arsenal-Trainer Arsène Wenger musste im jüngsten Premier-League-Heimspiel, gegen Manchester United, eine
1:2-Niederlage hinnehmen und hat spätestens seither einen
schweren Stand bei den Gunners. Einen Tag vor dem Spiel schwelgte der Franzose noch in Erinnerungen an eine Zeit, da er fast schon
aus dem Vollen schöpfen konnte. Er gab öffentlich zu, Lionel M
­ essi
einen Transfer zu Arsenal angeboten zu haben, im Jahr 2003, als
er von der Akademie des FC Barcelona dessen Mitspieler Cesc
­Fàbregas verpflichtete. Doch Messi entschied sich anders. “Ich habe
ihm nichts verwehrt”, beteuerte Wenger, dem damals auch Gerard
Piqué aus der erwähnten Akademie durch die Lappen ging. Es sei
nicht darum gegangen, dass man dem vielversprechenden ­Teenager
Messi für dessen Familie keine Wohnung im Süden von Hertfordshire habe kaufen wollen, sondern: “Messi fühlte sich einfach
wohl in Barcelona.” Auch die jungen Cristiano Ronaldo, Zlatan
Ibrahimovic und Yaya Touré hätte der in Transfergeschäften
­a nsonsten höchst erfolgreiche Wenger gern zu Arsenal gelotst.
Mehr Angriffskraft geht kaum. Jemanden wie Messi hätte er gerade jetzt gut gebrauchen können. Å
Perikles Monioudis
T H E F I FA W E E K LY
17
Name
Fabio Capello
Geburtsdatum, Geburtsort
18. Juni 1946, San Canzian
d’Isonzo (Italien)
Position als Spieler
Mittelfeldspieler
Stationen als Spieler
1964–1967 SPAL Ferrara
1967–1970 AS Roma
1970–1976 Juventus Turin
1976–1980 AC Milan
Nationalteam Italien
Stationen als Trainer
1991–1996, 1997–1998 AC Milan
1996–1997, 2006–2007 Real Madrid
1999–2004 AS Roma
2004–2006 Juventus Turin
2007–2012 England
Seit 2012 Russland
18
T H E F I FA W E E K LY
Rudy Waks / Presse Sports
1972–1976 (32 Einsätze)
DAS INTERVIEW
“Ibrahimovic hat
sehr hart trainiert”
Fabio Capello will Russland an die Euro 2016 führen – nach dem schlechten
Start in die Qualifikation ein schwieriges Unterfangen. Der Italiener spricht über
Zlatan Ibrahimovic, Bescheidenheit und die WM 2014.
Herr Capello, Sie haben bei der russischen
Nationalmannschaft einen Vertrag bis
Ende 2018. Welche Ziele verfolgen Sie mit
Ihrem Team?
Fabio Capello: Ziel ist es, in vier Jahren
eine gute, hochklassige WM vor eigenem
Publikum zu spielen. Dazu kommt es nun vor
allem darauf an, eine wettbewerbsfähige
Mannschaft zusammenzustellen. Daher
suchen wir nach Spielern, die in der Lage
sind, Grosses zu vollbringen.
Alexander Kerschakow ist kürzlich zum Rekordtorschützen der russischen Nationalmannschaft avanciert. Welche Bedeutung kommt
ihm in Ihrer Planung zu?
Kerschakow ist zweifellos einer unserer
torgefährlichsten Spieler, aber gleichzeitig ist
er mit seinen 31 Jahren auch jemand, der viel
Einsatz zeigt und ein optimales Vorbild für
die jungen Spieler ist, die neu in die Nationalmannschaft kommen. Ich erwarte von ihm,
dass er diese Aufgabe erfüllt und ausserdem
weiterhin Tore schiesst.
Sie haben in letzter Zeit die Integration von
Nachwuchsspielern gefördert. Beispiele sind
Dmitri Poloz, Denis Tscheryschew, Magomed
Ozdoev und Artjomm Dsjuba. Welche Bedeutung kommt der Mischung aus Routiniers und
jungen Spielern zu?
Die richtige Mischung dieser beiden
Komponenten ist sehr wichtig, aber am
wichtigsten ist die richtige Mischung guter
Eigenschaften. Darauf kommt es an. Und bei
diesen Nachwuchsspielern sehe ich Qualität.
Das russische Nationalteam hat sich für die
letzten drei Auflagen der EM qualifiziert. Wie
überzeugt sind Sie davon, auch 2016 in Frankreich dabei zu sein?
Wir sind in einer schwierigen Gruppe
gelandet, mit Schweden und Ibrahimovic,
Österreich, das eine gute Mannschaft hat,
sowie Montenegro, einem Team, das den
Gegnern durchaus Probleme bereiten kann.
Der Weg ist lang. Wir gliedern gerade junge
Spieler in die Mannschaft ein, die sich schon
ganz gut integriert haben. Jetzt hoffen wir,
weiterzukommen.
Sie erwähnen Schweden und Zlatan Ibrahimovic.
Er betont immer wieder, dass Sie ihm damals
bei Juventus Turin sehr in seiner Entwicklung
geholfen haben.
Ibrahimovic ist ein enormes Naturtalent,
und aus einem solchen Naturtalent einen
erfolgreichen Stürmer zu machen, ist gar
nicht schwer. Ich brauchte ihm nur einige
Dinge zu erklären. Der Rest kommt, wenn
man jeden Tag sehr hart trainiert, und
das hat er immer getan. Er hat viel
­Torabschlusstraining gemacht, denn anfangs
hatte er zwar einen harten Schuss, es
­mangelte ihm aber an der nötigen Qualität.
Ausserdem kam er bei Kopfballduellen nicht
hoch genug, also trainierte er jeden Tag
unermüdlich Kopfbälle. Dadurch hat er einen
Qualitätssprung hingelegt.
dass die Anwesenheit eines solchen Spielers,
sein Charisma, am Ende trotzdem Fehler
provozieren kann. Und wenn man gegen
jemanden wie Ibrahimovic antritt, darf man
keinen Augenblick abgelenkt sein.
Sie sprechen bereits seit der Auslosung davon,
dass die Gruppengegner in der Qualifikation
für die Euro 2016 kompliziert sind.
Na ja, ich gehe immer von der Annahme
aus, dass man vor jedem Gegner Respekt
haben sollte. Wenn wir über Schweden reden,
sprechen wir natürlich von Ibrahimovic. Im
Falle Österreichs geht es um das Kollektiv,
um eine organisierte Mannschaft, die stark
spielt und Qualität hat. In Bezug auf Montenegro geht es vor allem um die individuelle
Klasse einiger Spieler. Diese Mannschaft
verfügt über einige herausragende Akteure.
Das sind alles Gegner, die uns eine Menge
Respekt abverlangen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Welche Tipps haben Sie ihm gegeben?
Eines Tages habe ich ihn zu mir gerufen
und gesagt: “Du hast die Qualität von Marco
van Basten, das Potenzial, genauso gut zu
sein wie er. Ich werde dir zeigen, wie er es
gemacht hat.” Ich liess ein Video mit allen
Toren von Van Basten vorbereiten und zeigte
es ihm. Dann sagte ich: “Du kommst nie
wirklich nah ans Tor heran. Um Tore zu
schiessen, musst du dich dem gegnerischen
Tor nähern. Du bist immer weit weg: Du hast
Spass daran, für andere aufzulegen, und es ist
auch super, Vorlagen zu liefern, aber wenn du
ein Torjäger werden willst, musst du näher am
Strafraum spielen.” Er hat diese Botschaft
verstanden.
Muss die Spielweise angepasst werden, wenn
Sie mit einem Team gegen eine Mannschaft
antreten, die über einen so spielentscheidenden Einzelspieler verfügt?
Das ist eine schwierige Frage. Der Trainer
versucht, alles vorzubereiten, aber auf dem
Platz stehen immer noch die Spieler. Man
versucht, alles zu erklären, aber gleichzeitig
muss man sich auch darüber im Klaren sein,
Kann ein so erfahrener Trainer wie Sie noch
lernen?
Ich nehme alles auf, was ich höre und was
mir interessant erscheint. Man kann immer
etwas dazulernen. Wenn man keine Lust
mehr hat, etwas Neues zu lernen, sollte man
den Beruf wechseln. Man braucht Bescheidenheit und Respekt, das sind zwei ganz
grundlegende Dinge.
Sind Sie nach der technischen Analyse der WM
2014 der Ansicht, dass es Innovationen gegeben hat oder ein bestimmter Trend zu verzeichnen ist?
Im Vergleich zu Südafrika und zum
europäischen Qualifikationswettbewerb hat
mich vor allem die Schnelligkeit des Spiels
beeindruckt. Alle Teams waren sehr schnell,
aggressiv und technisch versiert. Technisch
und taktisch war es vielleicht die schönste
WM, die wir in letzter Zeit hatten. Å
Aufgezeichnet von Fifa.com
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Ort: Knysna, Südafrika
Datu m: 6. Januar 2010
Zeit: 11. 37 Uhr
Mark Lanning
T H E F I FA W E E K LY
21
Years of phenomenal growth
FIFA decided to stage the first FIFA
Women’s World Cup™ in 1991 (China PR)
to give the best female players in world
football the opportunity to play on a
world stage, thus marking a milestone for
the growth of women’s football all
around the globe. Around half a million
spectators attended the matches. Since
then, the women’s game has taken huge
strides forward in every aspect, whether
in terms of the players’ technique,
physical fitness and tactics, or the media
coverage, TV viewers and sponsorship
interest.
One of the pillars of FIFA’s mission is to
touch the world through our tournaments. We take great pride in staging
these entertaining and unique
festivals of football across the globe.
The FIFA Women’s World Cup™ is a
shining example of our commitment to
ensuring that women’s football goes
from strength to strength in the future.
DEBAT T E
PRESIDENTIAL NOTE
FIFA vermittelt CFA
administrative Kenntnisse
Z
ur weltweiten Förderung und Entwick­
lung des Fussballs hat die FIFA bereits
vor langer Zeit das “Performance-Pro­
gramm” für das Fussball-Management
eingeführt, in dem den Mitgliedsverbän­
den Kompetenzen für die administrative
Arbeit abseits des Fussballplatzes vermittelt
werden. Kürzlich richtete der Fussball-Weltver­
band einen entsprechenden Kurs in der VR
China aus, denn auch im bevölkerungsreichs­
ten Land der Welt soll es weitere Fortschritte
im Managementbereich geben.
Das FIFA-Seminar fand vom 16. bis 19. No­
vember in der Fussballhochburg Chengdu statt,
einem Spielort der FIFA-Frauen-Weltmeister­
schaft 2007 in China. Eine siebenköpfige
­FIFA-Delegation vermittelte den gut 80 Teil­
nehmenden wichtige Kenntnisse im administ­
rativen Bereich. Unter den Zuhörern waren
neben dem Präsidenten des chinesischen Fuss­
ballverbandes Cai Zhenhua auch die Leiter der
47 regionalen Mitgliedsorganisationen. Ferner
waren drei Funktionäre des japanischen Fuss­
ballverbandes unter Führung des Vizepräsi­
denten Kohzo Tashima unter den Teilnehmen­
den. Auf Einladung der chinesischen Gastgeber
teilten sie ihre administrativen Erfahrungen
mit ihren asiatischen Kollegen.
“Dieses Seminar als Teil des ‘Performan­
ce-Programms’, das im Rahmen der Kooperati­
onsvereinbarung zwischen FIFA und CFA
­stattfand, ist für uns eine sehr wertvolle Hilfe”, so
CFA-Präsident Cai Zhenhua gegenüber
FIFA.com. “Einer der Schlüsselaspekte für die
fussballerische Entwicklung in China besteht da­
rin, eine Gruppe aus Fussball-Managern und Ver­
waltungsexperten zur Verfügung zu haben, die
allen Anforderungen der heutigen Fussballszene
gerecht werden. Das Seminar hat uns viele wert­
volle Kenntnisse zur richtigen Zeit vermittelt.”
Auch CFA-Vizepräsident und Seminarleiter
Lin Xiaohua äusserte sich zufrieden über den
Erfolg des Seminars. “Dies war nach der ersten
Auflage im vergangenen Jahr in Wuxi ein wei­
teres sehr erfolgreiches Seminar für die Gene­
ralsekretäre der CFA-Mitgliedsorganisationen”,
sagte er. “Es hat uns von den regionalen
­Verwaltungen nicht nur einen interessanten
Überblick über die Förderung und Entwicklung
des Fussballs vermittelt, sondern auch drin­
gend benötigte Kenntnisse im administrativen
Bereich. Fussball ist ein so schöner Sport, zu
dessen Wohl wir uns auch im administrativen
Bereich alle benötigten Kenntnisse aneignen
sollten. Diese Motivation der FIFA-Instrukto­
ren können wir voll und ganz unterschreiben.”
Streben nach Perfektion
Ebenso wie die chinesische Wirtschaft wächst,
entwickelt sich auch der Fussball in China mit
enormem Tempo. Die chinesische Super Le­
ague, in der in der vergangenen Saison ein
Schnitt von 18 986 Zuschauern pro Spiel ­erreicht
wurde, gehört zu den stärksten Ligen Asiens.
Sie ist Anziehungspunkt für grosse ­Namen, wie
jüngst Fabio Cannavaro, der gerade den Posten
von Marcello Lippi als Trainer des chinesischen
Meisters Guangzhou Evergrande übernommen
hat. Auch die chinesischen Nationalteams der
Frauen und Männer erspielen sich immer mehr
Aufmerksamkeit. Den regionalen Verwaltungs­
organisationen mangelt es hingegen oftmals an
Erfahrung, sodass sie sich hilfesuchend an die
FIFA wandten.
Während der viertägigen Veranstaltung
wurden insgesamt 14 Themenkomplexe behan­
delt. Die Seminarteilnehmer zeigten sich mit
den vermittelten Inhalten sehr zufrieden. Auch
CFA-Generalsekretär Zhang Jian äusserte sich
zufrieden über den Erfolg des Seminars:
“Wir verfügen jetzt über ein tiefgreifendes
­Verständnis in den Bereichen Förderung und
Entwicklung des Fussballs. Im Fussball geht es
heute um weit mehr als nur um Sport und
Wettkampf. Es ist ein sehr viel umfangreiche­
res Feld, angefangen vom Fussball an der Basis
über die Nachwuchsförderung bis hin zu den
Nationalmannschaften. Ein Generalsekretär
ähnelt in gewisser Weise dem Spielführer einer
Mannschaft. Er hat die Aufgabe, für Erfolg im
administrativen Bereich zu sorgen.” Å
Happy Birthday AFC!
60
Jahre Asian Football Confederation! Die­
sen Sonntag wird der runde Geburtstag
in Manila mit einer Gala gefeiert. An­
lässlich der Gründung 1954 in der philippini­
schen Hauptstadt beteiligten sich unter dem
Vorsitz von Präsident Man Kam Loh zwölf Ver­
bände. Schon zwei Jahre später fand in Hong­
kong die erste Asienmeisterschaft statt. 2002
setzten Japan und Südkorea mit der Organi­
sation der WM-Endrunde einen neuen Mass­
stab. Der Kontinent, auf dem zwei Drittel der
Menschheit leben, der insgesamt 47 National­
verbände umfasst, spielt im internationalen
Fussball eine Hauptrolle.
Zu was der asiatische Fussball fähig ist, be­
weist er auch bei den Frauen. Die Japanerinnen
gewannen 2011 den WM-Titel und 2012 in Lon­
don Olympia-Silber sowie 2014 die WM der
U17-Juniorinnen. China profilierte sich schon
zweimal als Veranstalter der Frauen-Endrunde
und holte 1996 Olympia-Silber. Die Nordkorea­
nerinnen siegten 2006 auf U20-Stufe und zwei
Jahre später bei den U17-Juniorinnen, die Süd­
koreanerinnen 2010 an der U17-WM. Last but
not least triumphierten die chinesischen Mäd­
chen (U15) 2014 an den Olympischen Jugend­
spielen. Und auch bei den Junioren setzten die
Asiaten schon ein goldenes Zeichen – mit dem
Sieg Saudi Arabiens 1989 auf U16-Stufe.
Heute steht die asiatische Konföderation
unter Präsident Salman Bin Ibrahim Al Khalifa
nicht zuletzt für die Bedeutung des Fussballs
als Lebensschule und integrative Kraft in der
sozialen Gleichstellung. Auch deshalb ist Asien
für die Zukunft und Globalisierung unseres
Sports von zentraler Bedeutung.
Happy Birthday AFC!
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
ISLAND
Egilshöll
Indoor-Fussball in Reykjavik.
24
T H E F I FA W E E K LY
Erfolg dank
verbesserter
Einrichtungen
Ein langfristig angelegtes Projekt des isländischen
­Fussballverbands hat den Fussball in Island durch den
Bau von 15 Fussballhallen revolutioniert.
Svend Frandsen
Bemerkenswerte Entwicklung
Um diesen Sprung in die Entwicklung des
­isländischen Fussballs nachvollziehen zu können, muss man 15 Jahre zurück. Damals wurde
der Fussball durch mangelnde Spielmöglichkeiten in Schulen und Klubs ausgebremst. Spieler
waren häufig gezwungen, auf Ascheplätzen zu
trainieren, und die Ligen litten unter dem
­ onstanten Wind und dem langen harten Wink
ter. Gleichzeitig entsprach das Trainingsniveau
nicht den gängigen Anforderungen, auf einer
Insel, die sich zwar für die Erfolge ihrer Handball-Nationalmannschaft rühmen konnte, im
Fussball aber nichts vorzuweisen hatte. Vor
diesem Hintergrund war es kaum überraschend, dass die meisten Nationalspieler ihre
Fotbolti.net
M
an kann sicher niemandem einen Vorwurf machen, der Island vor allem mit
Sagen, Vulkanen und der bekannten
Sängerin Björk assoziiert. Für ein
Land, das hoch im Norden mitten im
Atlantik liegt und gerade einmal
323 180 Einwohner zählt, scheint es ein Ding
der Unmöglichkeit zu sein, dass der Fussball
eines Tages zu einem Markenzeichen werden
könnte. Tatsächlich hat sich Island auf
A-National­mannschaftsebene noch nie für ein
grosses Turnier qualifiziert. In der aktuellen
­E M-Qualifikation belegt das Team aber nach
vier Spieltagen den zweiten Platz in Gruppe A
und rangiert vor etablierten Fussballnationen
wie den Niederlanden und der Türkei.
Vor einem Jahr hätte sich der Aussenseiter
um ein Haar einen Startplatz bei der Fussball-WM in Brasilien gesichert, unterlag dann
jedoch in der Playoff-Runde knapp den Kroaten.
Die Hochform bestätigte sich, als das isländische
Team die Fussballwelt am 13. Oktober mit einem
sensationellen 2:0-Sieg gegen die mächtigen Niederländer von Guus Hiddink schockte und damit
sein wohl bemerkenswertestes Ergebnis aller Zeiten erzielte. Das ist eine ganz schöne Kehrtwende
für eine Fussballnation, die sich am Ende der
letzten EM-Qualifikation in der Weltrangliste
auf Platz 121 wiederfand – noch hinter Aserbaidschan, Liechtenstein und den Färöer-Inseln.
Daniel Nielsson / fotogloria
ISLAND
Brötchen bei heimischen Klubs wie Breidablik,
Stjarnan oder Fylkir verdienten.
Dann jedoch rief der isländische Fussballverband eine erfolgreiche Partnerschaft mit
den Kommunen der Insel ins Leben. Ziel war
eine Verbesserung der Einrichtungen, und die
Initiative wirkte wahre Wunder für den isländischen Fussball. Das Ergebnis ist erstaunlich.
Heute verfügt Island über 15 Fussballhallen in
Normalgrösse, 4 Fussballhallen in halber
­Grösse, 22 Kunstrasenplätze sowie 111 an Schulen angegliederte Mini-Kunstrasenfelder. Dieses langfristig angelegte Projekt hat den Fussball in Island praktisch revolutioniert.
“Die erste Halle wurde in Keflavik errichtet,
und nach dem Bau merkten die Leute schnell,
wie vorteilhaft es ist, vor dem Wetter geschützt
zu sein, das hier mit ganzjährig sehr starkem
Wind ziemlich problematisch sein kann”, so
Omar Smarason, Marketing- und Medien­
manager beim isländischen Fussballverband.
“Mit der Halle in Keflavik wurde der Weg für
die Schaffung weiterer Kunstrasenplätze geebnet. Und als wir dann das Projekt mit den Minispielfeldern lancierten, haben wir bei vielen
Kommunen Druck gemacht, an möglichst vielen Schulen solche Spielfelder anzulegen. Das
Problem ist nämlich in ganz Europa dasselbe:
“Die Kinder haben im Allgemeinen keinen Platz
zum Spielen”, so Smarason.
Erstaunliche Ergebnisse
Die meisten Hallen verfügen über Umkleidekabinen, Aufenthaltsräume und natürlich über
ein hervorragendes Spielfeld in Normalgrösse.
Aber das ist noch nicht alles. Auch Einrichtungen für Fans und Medien sind vorhanden und
sorgen für ein verbessertes Stadionerlebnis –
insgesamt also eine sehr professionelle und
runde Sache. Damit sind die Ligateams nun
nicht mehr gezwungen, ihre Spiele draussen
auszutragen, die Spieler verlieren die Motivation nicht, die Zuschauer bleiben am Ball, und
den Medien stehen moderne Einrichtungen zur
Verfügung. Alle profitieren.
Die höheren Investitionen in Einrichtungen wären jedoch verpufft, wenn der isländische Fussballverband nicht gleichzeitig die
Betonung auf die Trainerausbildung gelegt
hätte. Als die UEFA zu Beginn des neuen Jahrtausends ihr Projekt zur Klublizenzierung
Heute stehen über
70 isländische Spieler
bei Klubs in ganz
Europa unter Vertrag.
startete, war das für den isländischen Verband
gleichzeitig der Startschuss für hohe Investitionen in die Trainerausbildung.
“Der Nutzen von Spitzeneinrichtungen
kann nur maximiert werden, wenn man
weiss, wie man das Beste daraus macht.
Selbst die jüngsten Kinder, die mit fünf oder
sechs Jahren mit dem Fussballtraining beginnen, haben gut ausgebildete Trainer – in
der Regel mit einer UEFA-B- oder UEFA-A-Lizenz. Damit sind sie in den Händen von Leuten, die wissen, was sie tun, wenn sie ihnen
die Grundlagen des Fussballs beibringen”,
meint Smarason.
Nationaltrainer ist der 66-jährige Schwede Lars Lagerbäck, der durchaus schon Erfahrung damit hat, sich mit Aussenseitern
für wichtige Turniere zu qualifizieren. Er
freut sich über die Auswirkungen, welche die
Verbesserungen bei den Einrichtungen und
dem Trainingsniveau auf die Qualität der
­isländischen Spieler haben.
“Es war ein sehr langer Prozess, aber die
Spieler, für die ich jetzt verantwortlich bin,
hatten natürlich die Chance, in ihrer Jugend
in der Halle zu trainieren. Diese Möglichkeit
hatten frühere Generationen nicht. Und heute ernten wir die Früchte dieser verbesserten
Einrichtungen”, sagt Lagerbäck und fügt hinzu: “Sie trainieren das ganze Jahr über, und die
Hasteinsvollur
Ein Platz neben Bergen und Vulkan.
T H E F I FA W E E K LY 25
ISLAND
Hallen und Kunstrasenplätze können von allen
genutzt werden – von staatlichen Schulen,
Klubs und so weiter. Daher wird natürlich im
Allgemeinen viel mehr Fussball gespielt als
­früher. Das ist dem Spielniveau in Island sehr
zu Gute gekommen, denn jetzt steht uns ein viel
grösseres Spielerreservoir zur Verfügung, aus
dem wir die besten Talente auswählen können”,
so Lagerbäck.
Elmar Bjarnason, der 27-jährige ehemalige
Mittelfeldspieler von Celtic Glasgow, der heute
beim Randers FC in der dänischen Superliga
aktiv ist, bestätigt, dass die massiven Investitionen in Einrichtungen und Training einen
durchschlagenden Effekt auf den isländischen
Fussball hatten, da die Konkurrenz grösser
geworden sei.
Neue Mentalität und Spielweise
“Die vielleicht bedeutendste Veränderung, die
mir auffiel, ist die Mentalität. Da die Konkurrenz überall intensiver geworden ist, sind bereits die Sieben- bis Neunjährigen aufs Siegen
fixiert. Für einige Kinder und Jugendliche mag
das am Anfang schwierig sein, aber zweifellos
ist dadurch unter ihnen ein instinktiver
­Konkurrenzkampf entstanden”, so Bjarnason,
dessen Grossvater Theodor Jakob Gudmundsson im Europapokal 1964 für KR Reykjavik
­gegen Liverpool auf dem Platz stand.
Die Gesamtergebnisse der Veränderungen
sind beachtlich. Heute stehen über 70 isländische Spieler bei Klubs in ganz Europa unter Vertrag. Während der ehemalige Barcelona-Stürmer Eidur Gudjohnsen früher der einzige Star
im isländischen Nationalteam war, gehören dem
Kader heute grosse Namen wie Kolbeinn Sigthorsson (Ajax), Alfred Finnbogason (Real Sociedad) und Gylfi Sigurdsson (Swansea) an. Diese
Akteure spielten eine Schlüsselrolle in dem
Team, dass sich für die U21-Europameisterschaft 2011 in Dänemark qualifizierte.
Fotbolti.net, Halldor Kolbeins / AFP
Die FIFA in Island
Die Investitionen in den
isländischen Fussball wurden
auch von der FIFA mitgetragen. Der Knattspyrnusamband-Islands-Hauptsitz in
Reykjavik durfte zwischen 2004 und 2008 einen
Unterstützungsbetrag von 1 200 000 US-Dollar
in Empfang nehmen. Weitere 850 000 US-Dollar
investierte die FIFA in die Fussball-Akademien
des isländischen Fussballverbands (2010
und 2013).
Am Olympischen Junioren-Fussballturnier
Nanjing 2014 krönte Island seine starken
Vorstellungen bei der erstmaligen Teilnahme an
der Endrunde eines FIFA-Turniers und schaffte
den verdienten Sprung aufs Podest (Rang 3).
In der Fussballhalle Breidablik-Nachwuchsspieler aus Kopavogur.
Jüngste Erfolge Gylfi Thor Sigurdsson (l.) trifft im Qualifikationsspiel zur Euro 2016
gegen die Niederlande (2:0 ;13. Oktober 2014).
Gleichzeitig sind die isländischen Spieler
zu einem technisch versierteren Spiel übergegangen, während früher der Kampfgeist
und die starke Physis als typische Eigenschaften galten.
“Der grösste Unterschied zu den isländischen Mannschaften, denen ich vor etwa zehn
Jahren als schwedischer Nationaltrainer gegenüberstand, ist die verbesserte Technik. Damals war Island vor allem für seinen Kampfgeist bekannt”, sagt auch Trainer Lars
Lagerbäck. “Ganz deutlich ist dies bei Spielern
wie Gylfi (Sigurdsson) und Kolbein (Sigthorsson), denn unsere Stürmer haben sich auf technischer Ebene am stärksten verbessert. Vorher, als noch auf Ascheplätzen trainiert wurde,
war die isländische Spielweise viel stärker vom
Charakter der Spieler abhängig. Jetzt können
die Akteure dank der besseren Bedingungen
auch mit ihren technischen Fähigkeiten glänzen. Dadurch bekommt unser Spiel eine neue
Dimension”, so Lagerbäck.
Jetzt haben Sensationssiege gegen die
Tschechische Republik, die Türkei und die
Niederlande zu Elmar Bjarnasons Freude eine
beispiellose Fussballeuphorie auf der vulkanischen Inselgruppe ausgelöst. “Nicht weniger
als 1000 Fans sind mit uns zum Qualifikationsspiel in die Tschechische Republik gereist,
und die beiden Heimspiele gegen Tschechien
und die Niederlande waren ausverkauft.
Das hat es vorher noch nie gegeben. Die Leute
hier oben werden richtig fussballverrückt”, so
Bjarnason. Å
T H E F I FA W E E K LY
27
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F I F A ’ S 11
FREE KICK
Frauen-WM:
Die besten Teams
Die Geisterhand
Alan Schweingruber
E
s gibt diese cholerischen Fahrlehrer, die
stellen ihren Becher mit heissem Kaffee
auf das Armaturenbrett, während der
Schüler das Auto durch die Gegend lenkt.
Schwappt kein Tropfen über – so funktioniert der lustige Test –, ist der Schüler bereit
für die Prüfung. Hört sich im ersten Moment
sehr schwierig an, ist aber im Vergleich zur
ersten Fahr­
s tunde ein Kinderspiel. Mit
feuchten Händen am Steuer gilt ja in Stunde
1: Das zu umfahrende Hindernis nie anschauen, sonst lenkt sich das Auto wie von Geisterhand direkt ins Hindernis.
Das hat natürlich nun alles sehr wenig mit
Fussball zu tun. Aber der Effekt dieser Nur-­
keinen-Fehler-machen-und-schau-nie-das-Hindernis-an-Regel ist auch auf dem Rasen regelmässig zu beobachten. Gerade jetzt gegen Jahresende werden uns die besten Szenen der
nervenflatternden Protagonisten in Rück­
blicken vorgeführt: Ein Stürmer drischt den
Ball aus drei Metern an die Latte statt ins leere
Tor. Dem Torhüter rutscht der Ball über den
einen Handschuh, von wo er via Innenpfosten
und Hinterkopf des Keepers ins Tor gelangt.
Dazu wäre noch zu erwähnen, dass
Schlussmänner keinen einfachen Stand haben.
Kurz nicht bei der Sache, liegt die Mannschaft
auch schon zurück. Und gibt es in einer Partie
mal etwas weniger zu tun, kann der Torhüter
ohnehin nur verlieren, weil er dann, wenn er
schon mal geprüft wird, auch unhaltbare Bälle
fangen muss.
Es gibt eine einzige Ausnahme: Manuel
Neuer. Neuer hält in der Regel alles und agiert
in der Langeweile wie ein Feldspieler. Ein
bisschen zu sehr vom deutschen Nationaltorwart inspirieren lassen hatte sich offenbar
Vjekoslav Andric. Der 22-Jährige, seit 2013
beim slowenischen Klub NK Radomlje unter
Vertrag, versuchte, einen Konter des Gegners
nahe der Mittellinie abzublocken. Dabei
­verlor er den Ball und sah auch noch Rot, weil
er seinen Gegenspieler zu Boden riss. Um
beim Bild des Fahrschülers zu bleiben: Der
übermütige Andric lenkte das Auto direkt
und mit letzter Konsequenz ins Hindernis.
Nun kennt man auch wilde Sportler, die
ihre Fehler ganz bewusst begehen, wie Mickey
Rourke, der US-Amerikaner. Rourke, mittlerweile 62 Jahre alt und eigentlich Schauspieler
von Beruf, wagte sich in seiner Karriere oft auf
fremde Terrains. Jetzt kehrt er für einen Showkampf dorthin zurück, wo er schon mal vergeblich eine Laufbahn lancierte: in den Boxring.
Rourke kämpft in Moskau gegen den 29 Jahre
alten Profiboxer Elliot Seymour. Wenn auch
nicht im schülerischen Sinne darf hier auch
von einer Geisterhand gesprochen werden. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
1
U
SA
27 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Weltmeister 1991 und 1999
2
Deutschland
23 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Weltmeister 2003 und 2007
3
N
orwegen
20 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Weltmeister 1995
4
S
chweden
18 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
2. Platz 2003
5
Brasilien
15 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
2. Platz 2007
6
V R China
13 Siege
5 Teilnahmen an einer Frauen-WM
2. Platz 1999
7
J
apan
7 Siege
6 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Weltmeister 2011
8
E
ngland
5 Siege
3 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Viertelfinale 1995,2007 und 2011
9
Kanada
4 Siege
5 Teilnahmen an einer Frauen-WM
4. Platz 2003
10
Australien
3 Siege
5 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Viertelfinale 2007 und 2011
11
Russland
4 Siege
2 Teilnahmen an einer Frauen-WM
Viertelfinale 1999 und 2003
Quelle: FIFA
(FIFA, Statistical Kit, 20.11.2014)
T H E F I FA W E E K LY
29
FIFA WORLD FOOTBALL MUSEUM
Ein Highlight für
Fussballfans aus aller Welt
Das FIFA World Football Museum ist eine grossartige Idee und ein enormes Unterfangen.
Der Fussballtempel im Herzen Europas feiert seine Eröffnung Anfang 2016.
Auf Kurs für die feierliche Eröffnung
FIFA World Football Museum CEO Martin Schlatter
im Zentrum von Zürich.
S
eit der Grundsteinlegung durch FIFA-Präsident Blatter
im April 2013 ist auf der Baustelle in Zürich viel geschehen. CEO Martin Schlatter und Creative Director David
Ausseil sprachen ausführlich über das Projekt.
Herr Schlatter, sind Helm und Warnweste Ihre neue
­Arbeitskleidung?
Martin Schlatter: Ich finde es einfach faszinierend, hier
im Haus zur Enge direkt vor Ort zu sein. Das Museum
nimmt langsam Gestalt an. Jedes Mal, wenn ich hierher
komme, gibt es etwas Neues zu sehen. Ich komme min­
destens drei-, viermal pro Woche auf die Baustelle.
Herr Ausseil, wird das Museum ein geeigneter Ort für die
Ausstellung all der Fussballobjekte, die Sie von überall auf
der Welt zusammentragen?
David Ausseil: Auf jeden Fall. Es wird ein sehr grosses
Museum mit mehr als 3000 m² Ausstellungsfläche. Hier
können unzählige Geschichten erzählt werden.
Sehen Sie das Museum schon vor Ihrem geistigen Auge?
Schlatter: Ich habe ein Bild davon, was wohin kommt,
und wie alles zum Leben erweckt wird. Ich bin sehr
zuversichtlich, und wir liegen im Plan. Ich freue mich
schon jetzt darauf, genau an diese Stelle zurückzukehren,
wo das Flipper-Erlebnis aufgebaut wird. Hier wird man
tatsächlich mit einem Ball spielen können.
Ausseil: Der Flipper wird einem echten Flipper nachempfunden, aber eben mit einem Fussball. Wir haben
fünf Attraktionen, bei denen Kinder und natürlich auch
Erwachsene gegen den Ball treten können, der dann von
einem Ziel zum nächsten prallt. Im Spielbereich des
Museums wird sehr viel Spass geboten.
Schlatter: Unsere Zeitplanung ist durchaus sportlich,
aber auch realistisch. Wir mögen sportliche Ziele. Das
Gleiche gilt auch für das Budget. Manchmal muss man
allerdings entscheiden, an welcher Stelle man investiert
und was man dafür bekommt. Wo immer wir das Fussball­
erlebnis für die Besucher noch besser gestalten können,
sollte das Geld investiert werden.
Wie viel wird das Museum kosten?
Schlatter: Es stellt eine bedeutende Investi­tion der
FIFA dar. Die genauen Zahlen geben wir nicht bekannt.
Ausserdem investiert auch die Swiss Life als Eigentümerin
des Gebäudes. Wir wollen etwas Grossartiges schaffen und
30
T H E F I FA W E E K LY
Daniel Auf der Mauer / 13 Photo, FIFA TV
Bereiten Ihnen Budget oder Zeitplanung schlaflose Nächte?
FIFA WORLD FOOTBALL MUSEUM
investieren dafür einen erheblichen Betrag. Denn wir
wollen nicht weniger als das grossartigste Fussball­
museum der Welt schaffen.
Was ist während der Bauarbeiten in Bezug auf die
­Aus­stellungsstücke besonders wichtig?
Ausseil: Wenn wir hierherkommen, dann bekommen
wir einen guten Eindruck von den tatsächlichen
­Dimensionen. Wir versuchen, uns in die Besucher
­h ineinzuversetzen und ihre Erwartungen einzuschätzen.
Eigentlich entsteht die Hälfte der Eindrücke, die man in
einem Museum sammelt, aus der Architektur, aus der
Form und Grösse der Räumlichkeiten.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen?
Schlatter: Sehr gut. Unsere Kompetenzen ergänzen
sich, jeder kennt sein Gebiet gut. Wir diskutieren viel und
kommen zu guten Entscheidungen.
Ausseil: Wir haben beide stets die grösstmögliche
Zufriedenheit der Besucher im Blick. Schliesslich schaffen
wir dieses Museum nicht für die FIFA oder eine bestimm­
te Gruppe, sondern für alle Besucher, die hierherkommen.
Damit meine ich sowohl die realen als auch die digitalen
Besucher. Heute kann man sich ein Museum ohne digita­
len Zugang für die vielen Millionen Fussballfans, die nicht
selber nach Zürich kommen können, kaum vorstellen.
Ein Meilenstein für den Weltfussball Das FIFA World Football Museum nimmt Gestalt an.
Was werden die Besucher im Museum erleben?
Ausseil: Da sind drei Etagen. Man betritt das Gebäude
im Erdgeschoss und gelangt zunächst über eine Treppe ins
Untergeschoss. Dann geht es via Aufzug in die 1. Etage, und
schliesslich landet man in der Cafeteria und im Shop in der
2. Etage. Dabei dreht sich natürlich alles um den Fussball.
Wir präsentieren drei Konzepte: “Fussball verbindet die
Welt”, “Das reiche Erbe des Fussballs” und “Fussball inspi­
riert die Welt”. Im Erdgeschoss gibt es einen Überblick über
die Geschichte des Fussballs, die wichtigsten Eckdaten wie
die Schaffung der Spielregeln oder die Gründung der FIFA.
Im Untergeschoss ist eine chronologisch angeordnete
Ausstellung zu den 20 Fussball-Weltmeisterschaften und
natürlich auch zu den Frauen-Weltmeisterschaften zu
sehen. Hier werden die meisten Objekte ausgestellt.
FIFA TV auf der Baustelle Bereit zum Gespräch mit den Museumsdirektoren.
Wo haben Sie die Ausstellungsstücke gefunden?
Ausseil: Die Sammlung ist das Herzstück. Wir müssen
eine Ausstellung zeigen, welche die Fans bewundern und
welche die grossartige Geschichte des Fussballs mit Leben
erfüllt. Zu den Ausstellungsstücken müssen wir aussage­
kräftige Texte verfassen. Das ist oftmals schwierig, da es
schon Probleme bereitet, die Echtheit zu überprüfen. Zur
Überprüfung aller Objekte werden viele Leute benötigt.
Schlatter: Geschichten bleiben den Besuchern viel
besser im Gedächtnis als reine Informationen oder Auf­
listungen. Es geht uns also darum, die richtigen Ausstel­
lungsstücke zu finden und die zugehörigen Geschichten zu
erzählen. Wir wollen die relevanten Geschichten erzählen,
um die relevanten Emotionen hervorzurufen. Å
Mit Martin Schlatter und David Ausseil
sprach Francesca Giardina
“Für die grösstmögliche Zufriedenheit der Besucher” Creative Director David Ausseil.
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Sankt Peter-Ording, Nordsee, Deutschland
1963
Slg. Raiss / fotogloria
Ein Vollspannschuss ...
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ZEITSPIEGEL
N
O
W
Le Lavandou, Côte d’Azur, Frankreich
2013
Slg. Raiss / fotogloria
... und die Parade.
T H E F I FA W E E K LY
33
DAS FIFA-R ANKING
Rang Team
1
2
3
4
5
6
7
7
9
10
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13
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30
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56
56
58
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60
61
62
62
64
65
66
67
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69
70
71
72
73
74
75
76
77
34
Rang­veränderung Punkte
Deutschland
Argentinien
Kolumbien
Belgien
Niederlande
Brasilien
Portugal
Frankreich
Spanien
Uruguay
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0
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2
0
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-2
1725
1538
1450
1417
1374
1316
1160
1160
1142
1135
Italien
Schweiz
England
Chile
Rumänien
Costa Rica
Tschechische Republik
Algerien
Kroatien
Mexiko
Slowakei
Tunesien
Österreich
Elfenbeinküste
Griechenland
Ukraine
Ecuador
USA
Bosnien und Herzegowina
Dänemark
Russland
Israel
Island
Wales
Senegal
Schottland
Ghana
Guinea
Kap Verde
Polen
Kamerun
Nigeria
Schweden
Ungarn
Slowenien
Serbien
Nordirland
Türkei
Mali
Albanien
Südafrika
Peru
Japan
Trinidad und Tobago
DR Kongo
Panama
Iran
Montenegro
Kongo
Ägypten
Republik Irland
Sambia
Togo
Gabun
Burkina Faso
Bulgarien
Norwegen
Haiti
Republik Korea
Finnland
Jamaika
Honduras
Guatemala
Usbekistan
Paraguay
Libyen
Armenien
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25
-3
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42
-3
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-9
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-2
1103
1091
1032
1022
1014
995
987
948
946
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891
867
863
861
856
854
852
836
808
804
789
788
761
748
734
729
714
698
693
684
664
656
646
632
622
617
615
604
603
577
568
565
563
553
548
547
547
537
529
527
519
516
516
511
510
506
500
484
481
468
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458
448
438
437
436
T H E F I FA W E E K LY
Rang
06 / 2014
07 / 2014
08 / 2014
09 / 2014
10 / 2014
11 / 2014
1
-41
-83
-125
-167
-209
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80
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89
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91
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93
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97
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99
100
101
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104
105
106
106
108
109
110
110
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
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124
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126
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128
129
130
131
131
133
133
135
135
137
138
139
140
141
142
143
144
Platz 1 Aufsteiger des Monats Uganda
Kuba
Antigua und Barbuda
Angola
Marokko
Estland
Sierra Leone
Vereinigte Arabische Emirate
Jordanien
Bolivien
Zypern
Venezuela
Ruanda
Benin
Dominikanische Republik
El Salvador
Malawi
Litauen
Oman
Lettland
Katar
VR China
Mosambik
Belarus
Australien
EJR Mazedonien
Irak
Färöer
Saudiarabien
Simbabwe
Botsuana
Namibia
Äthiopien
Kanada
Tansania
Palästina
Kenia
Sudan
Niger
St. Kitts und Nevis
St. Vincent und die Grenadinen
Äquatorial-Guinea
Moldawien
Liberia
Lesotho
Kuwait
Burundi
Bahrain
Georgien
Libanon
Philippinen
Luxemburg
Liechtenstein
Guinea-Bissau
Aruba
Neuseeland
Afghanistan
Aserbaidschan
Tadschikistan
DVR Korea
Vietnam
Kasachstan
Myanmar
Mauretanien
Malediven
Barbados
Thailand
6
33
-10
6
6
5
-7
-6
-12
16
8
-4
5
-5
-11
-11
15
-3
-13
2
-10
-11
-3
5
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82
-9
-5
-6
4
1
12
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2
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6
-1
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-21
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1
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25
-1
1
-2
1
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11
-2
-7
-3
-1
0
3
21
Absteiger des Monats
425
423
413
394
393
390
387
385
382
375
372
369
367
361
361
358
357
355
351
339
338
336
334
331
327
324
321
317
314
314
309
295
287
287
285
276
271
265
261
258
256
251
250
249
247
246
245
243
239
238
231
230
219
218
218
216
216
215
215
211
206
205
202
195
184
183
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148
148
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159
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170
170
170
173
174
174
174
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180
180
183
184
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188
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192
192
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200
201
202
202
204
204
206
206
208
209
St. Lucia
Zentralafrikanische Republik
Tschad
Malta
Turkmenistan
Madagaskar
Syrien
Grenada
Kirgisistan
Neukaledonien
Malaysia
Curaçao
Indonesien
Singapur
Laos
Hongkong
Puerto Rico
Swasiland
Bangladesch
Suriname
Guam
Tahiti
Gambia
Montserrat
Sri Lanka
Indien
São Tomé und Príncipe
Guyana
Komoren
Jemen
Nicaragua
Seychellen
Belize
Turks- und Caicos-Inseln
Nepal
Bermuda
San Marino
Kambodscha
Pakistan
Salomon-Inseln
Osttimor
Macau
Dominica
Chinese Taipei
Südsudan
Vanuatu
Mauritius
Fidschi
Samoa
Mongolei
Bahamas
Tonga
Amerikanische Jungferninseln
Brunei Darussalam
Papua-Neuguinea
Amerikanisch-Samoa
Andorra
Britische Jungferninseln
Eritrea
Cayman-Inseln
Dschibuti
Somalia
Cook-Inseln
Anguilla
Bhutan
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
-7
-2
-6
9
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-5
0
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-1
1
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179
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172
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166
166
148
147
146
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137
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126
123
120
120
119
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77
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75
75
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55
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26
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16
15
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12
9
8
8
5
5
4
4
2
0
NET ZER WEISS ES!
Müssen folgenschwere Fouls
härter bestraft werden?
Frage von Klaus Wolf, Dortmund
Und jetzt Manager Günter Netzer im Jahr 1978.
pixathlon
Z
u dieser Frage gibt es eine Debatte, die nach dem harten
Foul an Marco Reus nun wieder überall aufgenommen
wird: Ein Spieler soll so lange gesperrt werden, wie der
Gefoulte verletzt ausfällt. Die Idee ist verlockend gut und
interessant. Aber nicht umsetzbar.
Wann ist ein Spieler wieder einsetzbar? Wenn die
­Verletzung ganz ausgeheilt ist? Wenn der Klubarzt grünes
Licht gibt? Und: Gilt ein Spieler als gesund, wenn er mit der
Mannschaft trainiert, aber seinen Stammplatz verloren hat
und nicht zum Einsatz kommt?
Regeln und Richtlinien im Fussball sind meiner ­Meinung
nach dazu da, dass keine Diskussionen entstehen. Sie
­müssen Klarheit schaffen. In diesem Fall wären Uneinig­
keiten – so fair der Lösungsansatz klingen mag – vorpro­
grammiert. Dazu kommt der Aspekt, dass nicht jedes Foul
­eindeutig dem Gegenspieler zugeschoben werden kann. Ein
verletzungsanfälliger Fussballer kann nach einem leichten
Foul auch mal unglücklich hinfallen und sich verletzen.
Was dann? Drei Monate Sperre für einen Schubser?
Fouls im Fussball müssen nicht härter bestraft werden.
Das Spiel ist schnell geworden und auch in athletischer
­Hinsicht mit früher nicht zu vergleichen. Es befindet sich
definitiv auf dem ­r ichtigen Weg. Wenn man bedenkt, dass
in den Siebzigerjahren das Grätschen von hinten noch als
Kavaliersdelikt angesehen wurde. Å
Was wollten Sie schon immer über Fussball
­w issen? Fragen Sie Günter Netzer:
[email protected]
T H E F I FA W E E K LY
35
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
instinct
takes over
#predatorinstinct
adidas.com/predator
TURNING POINT
“Ich
steuerte
das
Fluchtauto”
Süleyman Koc gehörte zur
Berliner “Machetenbande”,
die Spielhallen überfiel.
Mit 22 sass er im
geschlossenen Strafvollzug.
Heute mischt er mit P
­ aderborn
die Bundesliga auf.
Charles Junck
S
chon als Kind träumte ich von der Bundesliga, ich wollte unbedingt Profi werden. Ich hatte Talent, im Alter von 20
Jahren spielte ich bei Babelsberg 03 in
der dritten Liga. Aufgewachsen bin ich
in Berlin-Moabit. In diesem Wohnumfeld gab es viel Kriminalität. Mir fehlte es in
jungen Jahren an Selbstbewusstsein, ich
konnte schlecht Nein sagen. So kam es, dass
ich das Fluchtauto steuerte, bei sechs Überfällen auf Spielbanken – ich war der Einzige, der
den Führerschein besass. Ich hatte bei den
Taten ein schlechtes Gewissen und wollte aussteigen, habe es aber nicht geschafft.
Im April 2011 wurde ich verhaftet und nach
einem Geständnis zu einer Haftstrafe von drei
Jahren und neun Monaten verurteilt. Ich sass
fast ein Jahr im geschlossenen Vollzug, in einer Zelle von sieben Quadratmetern. 23 Stunden am Tag konnte ich mich kaum bewegen.
Alle zwei Wochen durfte ich in den Kraftraum,
wo ein klappriges Fahrrad stand. Manchmal
wurden die Einheiten auch gestrichen. Ein
paar Mal liess mich ein gutmütiger Wärter auf
den Kunstrasenplatz des Gefängnisses. Das
war eine nette Geste, denn für mich war es brutal, nicht aktiv sein zu können. Als ich wegen
guter Sozialprognose in den offenen Vollzug
versetzt wurde, wog ich 106 Kilo.
Mein Glück war, dass mich die Verantwortlichen in Babelsberg nicht aufgaben. Trainer
Dietmar Demuth hat mir gesagt, er zähle auf
mich. Das hat mir Halt gegeben. Als eine
Rückkehr dann tatsächlich zum Thema wurde, gab mir Manager Almedin Civa eine zweite
Chance, wofür ich ihm immer dankbar sein
werde. Für mich war damals klar: Diese Chance werde ich nutzen. Ich trainierte hart – immer mit dem Ziel vor Augen, die ersehnte Karriere doch noch zu schaffen. Der Fussball,
davon bin ich heute überzeugt, hat mir das
Leben gerettet – er war sinnstiftend für mich.
Mein erstes Spiel nach der Haft war in
Chemnitz. Wir unterlagen 0:1, aber für mich
war es ein grosser Sieg. Wieder auf dem Platz
zu stehen nach all dem, was passiert ist: Das
war sehr emotional, ich habe jede Minute genossen. Leider konnte ich den Abstieg in die
vierte Liga nicht verhindern – und auch nicht
wechseln, weil ich noch immer jeden Abend um
23 Uhr in meine Zelle zurück musste.
Am 1. Januar 2014 wurde ich freigelassen,
ich hatte meine Strafe verbüsst. Kurz darauf
folgte der Transfer nach Paderborn. Der Wechsel hat mir gut getan, weil ich nun Abstand
habe vom alten Umfeld. Ich wäre ganz
b estimmt nicht noch einmal auf dumme
­
­Gedanken gekommen, aber in Paderborn kann
ich mich voll auf den Fussball konzentrieren.
Davon profitiere ich sehr.
Heute geht es mir so gut wie nie zuvor. Ich
habe in den letzten zwei Jahren regelmässig
mit einem Psychologen zusammengearbeitet,
ich bin dadurch selbstbewusster geworden
und habe gelernt, meine Entscheidungen selber zu treffen. Ich versuche, die Erfahrungen
weiterzugeben, Jugendlichen klar zu machen,
dass Gewalt und Kriminalität keine Lösung
sind. Ich will mich mit Paderborn in der Bundesliga beweisen. Wohin der Weg im Fussball
mich noch führt, kann ich aus heutiger Sicht
nicht sagen. Aber mein Traum ist schon heute
wahr geworden. Å
Aufgezeichnet von Nicola Berger
Name
Süleyman Koc
Geburtsdatum, Geburtsort
9. Juni 1989, Berlin
Position
Mittelfeld
Stationen
Berliner AK 07, Türkiyemspor Berlin,
Babelsberg 03, Paderborn
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
EVERY DIVE
EVERY BALL
E V E RY PAS S
EVERY CHANCE
EVERY STRIKE
E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L
SHALL BE SEEN
SHALL BE HEARD
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“SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation.
The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Drei letzte Tore, Sensation im Halbfinale und ein namengebendes
Spiel – raten Sie mit!
1
Es war sein letztes Spiel. Zuletzt kassierte er noch einen Hattrick vom Gegner. Wen traf es?
Präsident:
Joseph S. Blatter
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Perikles Monioudis
Redaktion:
Alan Schweingruber,
Sarah Steiner, Tim Pfeifer
B
2
Art Direction:
Catharina Clajus
R
T
W
In den Fussballregeln gelten die Masseinheiten Meter und Yard. Ein Meter ist etwas länger
als ein Yard: Das Tor ist 7,32 Meter breit – oder 8 Yard. Der Strafstoss wird aus 11 Metern oder
12 Yard getreten. Wo aber gilt: 1 Meter = 1 Yard?
Bildredaktion:
Peggy Knotz
Produktion:
Hans-Peter Frei
Layout:
Richie Krönert (Leitung),
Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin,
Susanne Egli, Alissa Rosskopf
Korrektorat:
Nena Morf, Kristina Rotach
A
3
E
O
U
Diese Mannschaft wurde für einen Spielstil bekannt. Wonach ist dieser Stil benannt?
Ständige Mitarbeitende:
Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,
Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler,
Jordi Punti, Thomas Renggli,
David Winner, Roland Zorn
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Ronald Düker, Svend Frandsen,
Francesca Giardina, Mark Gleeson,
Andrés de Kartzow,
Andreas Wilhelm
A
L
N
S
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
4
Im WM-Halbfinale stehen doch immer nur Teams aus Europa oder Südamerika?
Falsch, denn Südkorea schaffte es bereits ins Halbfinale – und wer noch?
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Kontakt:
[email protected]
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly
zum Ausdruck gebracht werden,
entsprechen nicht unbedingt den
Ansichten der FIFA.
E
K
S
T
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: WING
Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 3. Dezember 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected]
Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung
einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil.
Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur
Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind:
http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf
T H E F I FA W E E K LY
39
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE
Welches dieser Teams wird die
UEFA-Women’s-Champions-League 2014/15
gewinnen?
33+28+1187643
UMFR AGE DER WOCHE
Welcher dieser Stars wird Top-Scorer bei
der FIFA-Klub-WM 2014?
4% 3%
6%
33%
7%
8%
11%
28%
≠ ≠ ≠ ≠ Wolfsburg (GER)
Paris Saint-Germain (FRA)
Frankfurt (GER)
Brondby (DEN)
≠ ≠ ≠ ≠ Rosengard (SWE)
Bristol Academy (ENG)
Linköping (SWE)
Glasgow City (SCO)
· Cristiano Ronaldo (Real Madrid)
· El Hedi Belameiri (ES Sétif)
· Tomi Juric (Western Sydney Wanderers)
· Martín Cauteruccio (San Lorenzo)
· Mariano Pavone (Cruz Azul)
· Emiliano Tade (Auckland City)
· Zouhair Naim (Maghreb Tétouan)
Stimmen Sie ab unter:
Fifa.com/newscentre
“Nach meiner Nominierung konnte ich zwei Wochen lang nicht schlafen.
Das Tor war ein unglaubliches Gefühl. Jetzt kann ich bestimmt
einen ganzen Monat lang nicht schlafen!”
400
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Z AHLEN DER WOCHE
Hattricks und Rekorde
konnte Lionel Messi
Spiele in der Serie A, 200 Tore in der Serie A – die-
bejubeln. Gegen den
se beiden Meilensteine erreichte Antonio Di Natale
FC Sevilla überbot der
mit seinem Treffer für Udinese Calcio
Star vom FC Barcelona
beim 1:1-Unentschieden
mit drei Treffern und nun
gegen Chievo Verona.
253 spanischen Ligato-
Sein jüngstes Tor erzielte
ren den 59 Jahre alten
er somit zwölf Jahre, zwei
Rekord von Telmo
859
Minuten lang war Stefan Kiessling
ohne Torerfolg in der Bundesliga
gewesen, so lange wie nie zuvor in
Monate und neun Tage nach
Zarra. Zudem löste er
seinem ersten Treffer in
gegen Nicosia Raúl als
seiner Karriere. Der Stürmer von
erfolgreichsten Torjäger
Bayer Leverkusen traf endlich wieder:
der Champions League
erstmals seit dem 3:1-Sieg gegen
(74 Treffer) ab.
Hannover zum Saisonauftakt.
Italiens höchster Spielklasse, damals gegen
Como.
Miguel Tovar / Getty Images, Getty Images (2), imago
Mittelfeldspieler Roberto Firmino nach seinem Tor bei seinem Debüt für Brasilien

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