Auszug aus dem Konzept

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Auszug aus dem Konzept
Auszug aus dem Konzept
„Zentrum für Friedensarbeit – Otto Lilienthal – Hansestadt Anklam“
Konzept erarbeitet von
Prof. Dr. Dr. Stephan Tanneberger (Bologna/Liepe)
Dr. Michael Wassermann (Anklam)
Der freie, unbeschränkte Flug des Menschen,
für dessen Verwirklichung jetzt zahlreiche Techniker
in allen Kulturstaaten ihr Bestes einsetzen, würde von
tief einschneidender Wirkung auf alle unsere Zustände sein.
Die Grenzen der Länder würden ihre Bedeutung verlieren,
weil sie sich nicht mehr absperren lassen; die Unterschiede der Sprache
würden mit der zunehmenden Beweglichkeit der Menschen sich verwischen.
Die Landesverteidigung, weil zur Unmöglichkeit geworden,
würde aufhören die besten Kräfte zu verschlingen
und das zwingende Bedürfnis, die Streitigkeiten der Nationen auf andere Weise zu
schlichten als in blutigen Kämpfen um die imaginär gewordenen Grenzen,
würde uns den ewigen Frieden verschaffen.
Otto Lilienthal, 1894
1. Hintergrund und Ausgangspunkte
Das 21. Jahrhundert wird davon bestimmt sein, Frieden in der Welt nicht mehr nur als ein
moralisches Anliegen, sondern als Grundlage für den Fortbestand unserer Zivilisation zu
betrachten. Im gleichen Sinne ist der Schutz der Natur zu einer Überlebensfrage unseres
Erdballs geworden.
Ohne Frieden und Schutz der Natur gibt es für niemand, arm oder reich, eine Zukunftschance.
Dies zu begreifen fällt schwer. Gefragt sind nicht periodische, moralische Appelle, sondern
wissenschaftlich begründete, richtige politische Entscheidungen, die sachliche Information
der Bürger und die konsequente Erziehung junger Menschen im Sinne dieser beiden
Grundwerte unserer Zivilisation.
Entsprechend kommt einem Projekt „Frieden zwischen den Menschen und mit der Natur“
enorme Bedeutung zu. Initiativen solcher Art können insbesondere dort erfolgreich organisiert
werden, wo es diesbezügliche historische Bezugspunkte und eine schützenswerte Landschaft
gibt.
Der Gedenk- und Naturpark Marzobotto (Italien) mit der Friedensschule Monte Sole im
Zentrum zeigt, wie gefragt solche Initiativen international sind, wie rasch diese zu messbaren
Erfolgen führen und wie diese eine Trägerstadt beleben.
Die Hansestadt Anklam kann auf beide Voraussetzungen verweisen.
Die ehemalige preußische Militärschule und das angegliederte Militärgefängnis, in dem kurz
vor Ende des 2. Weltkriegs, fast 200 junge Wehrdienstverweigerer hingerichtet wurden,
haben einen bedeutenden historischen Wert für Deutschland und die internationale
Friedensbewegung.
Im angrenzenden Peenedelta und auf der Insel Usedom gibt es staatlich anerkannte
Naturschutzprojekte.
Darüber hinaus hat Anklam aber noch zwei weitere Vorteile.
Der Anklamer Otto Lilienthal ist nicht nur ein weltbekannter Flugpionier, sondern auch einer
der großen Geister der Menschheit, der frühzeitig auf die Bedeutung der Friedenserhaltung für
unsere Zivilisation hingewiesen hat.
Keineswegs zuletzt, zeichnet sich Anklam für eine solche Initiative durch seine geographische
Lage nahe der polnischen Grenze aus. An dieser Grenze begann der zweite Weltkrieg und bis
heute sind die Wunden vergangener deutsch-polnischer Konflikte nicht völlig verheilt.
Mit einem Projekt „Frieden zwischen den Menschen und mit der Natur“ können wertvolle
Schritte zur weiteren Aussöhnung der beiden Völker im Geiste Europas aber auch für den
gemeinsamen Schutz der grenznahen Naturparks getan werden.
Einen ernstzunehmenden Beitrag im genannten Sinn kann man nur leisten, wenn es gelingt,
wissenschaftlich gesicherte Informationen in eingängiger Weise an Entscheidungsträger, die
Öffentlichkeit und vor allem junge Menschen heranzutragen. Die Informationen und
Kommunikationsformen müssen „angenommen“ werden, sonst überzeugt man niemand.
Deshalb wird sich das Projekt vordergründig auf die Entwicklung und Anwendung moderner,
vor allem jugendgemäßer Kommunikationsmittel stützen. Gewalt und Krieg, sind eine
Selbstverständlichkeit in unserer Welt der Massenmedien. Es bedarf dringend des Bemühens,
diese im Gegensinn für Inhalte der Toleranz, des Friedens und des Umweltschutzes zu nutzen.
Dabei sollen die traditionellen Formen der Kommunikation (menschliche Begegnung,
Exkursionen, Konferenzen, Seminare) keineswegs vernachlässigt werden.
2. Ziele, Aufgaben, Programme
Das Projekt wird sich in seinen Aktivitäten auf drei Zielgruppen orientieren.
• Entscheidungsträger - insbesondere aus Politik und Management, um diesen Einblicke
in Fakten und Wertvorstellungen der Friedensbewegung zu vermitteln
(i.S. der Waldzell Initiative1))
• die breite Bevölkerung – um diese zur bewussten Mitarbeit bei gesellschaftlichen
Entscheidungen anzuregen
(i.S. von MoveOn2))
• Kinder und Jugendliche – um diese an Friedensarbeit und Umweltschutz
heranzuführen
(i.S. von NONO3))
Effektivität und Wirtschaftlichkeit des Zentrums erfordern, einerseits ein spezifisches
Anklamer Profil und andererseits eine breite Leistungspalette anzubieten, die einen
ausreichenden Strom von Besuchern aus dem In- und Ausland anzieht.
Das spezifische Anklamer Profil wird erreicht, indem sich das Zentrum nachdrücklich auf die
Arbeit mit modernen Kommunikationsmittel orientiert. Diesem dient das Multimediazentrum,
z.B. durch und mit
• multimedialen Seminaren zu Konflikt und Umweltproblemen
• Video
• Internet
• Computerspiele
• Multimediabibliothek
• Online Networks
• Telefonkonferenzen
Die Breite des Angebots wird dadurch gewährleistet, dass ein sehr vielfältiges Angebot für
die unterschiedlichsten Schichten und Formationen der Bevölkerung organisiert wird. Dieses
schließt ein
• Bildungs- und Strategieseminare für Politiker und Manager
• Treffen mit Prominenten zu Zivilisationsproblemen
• Treffen von Friedens- und Umweltverbänden zu Seminaren
• Lehrveranstaltungen für Schulklassen aus dem In- und Ausland zu Themen des
Friedens- und Umweltschutzes
• Akademie des Dritten Alters zur Friedensarbeit und zum Umweltschutz
• Veranstaltungen und Internationale Tagungen zur Friedensarbeit
• Kunstausstellungen, Plakatwettbewerbe, Buchlesungen
• Erlebnis- und Fortbildungsveranstaltungen im Peenedelta und auf Usedom
(Nationalpark Peenetal, Gedenkstätte Golm)
• Besuch der Lilienthal-Gedenkstätten
• Agrartourismus im Umfeld von Anklam
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1)
Waldzell Institut (Name nach Hermann Hesses „Glasperlenspiel) – International bekannte Begegnungsstätte
im Stift Melk/Österreich zur geistigen Weiterentwicklung der Menschen im Bewußtseinszeitalter
2)
MoveON – Führende amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die sich vor allem des Internets bedient, um eine
demokratische Meinungsbildung zu Grundsatzfragen unserer Zivilisation zu erreichen.
3)
NONO – Nach dem Komponisten NONO benanntes Projekt internationaler Friedensarbeit vor allem in
Schulen
•
Besuch von künstlerischen Einrichtungen und Künstlern in und um Anklam
Die Qualität der Veranstaltungen wird durch eigene wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet
der Toleranz- und Friedensforschung gewährleistet (i.S. von SIPRI4))
Um die Mitwirkung an internationalen und nationalen Friedens- und Umweltinitiativen zu
gewährleisten unterhält das Zentrum Arbeitskontakte zu den entsprechenden Gruppen der
UN, von Greenpeace, NABU, MoveOn, NONO, Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Pfadfinder,
u.a. .
Das Zentrum wird den Status eines Konsulenten für Friedensfragen für entsprechend
interessierte Gremien anstreben.
Alle Initiativen des Zentrums, gleich welcher Art, werden dem Gedächtnis der in Anklam
umgekommenen jungen Soldaten gewidmet sein.
Deren Andenken wird jedoch als Auftrag verstanden, nicht allein eine Stätte der Erinnerung
und des nicht-Vergessens zu schaffen, sondern mit konkreter Arbeit zu einer friedvollen
Entwicklung unserer Zivilisation beizutragen.
Das „Zentrum für Friedensarbeit - Otto Lilienthal – Hansestadt Anklam“ soll nicht eine
Gedenkstätte, sondern eine Stätte der Zukunftsbewältigung sein.
3. Prinzip bei der Realisierung des Projektes
Frieden zwischen den Menschen und mit der Natur ist eine Überlebensfrage aller und
entsprechend richtet sich der Aufruf das "Zentrum für Friedensarbeit - Otto Lilienthal Hansestadt Anklam" zu schaffen, an alle gesellschaftlichen Kräfte der Stadt. Frieden hat
keine politische Farbe und alle, ohne Ansehen ihrer Weltanschauung und politischen
Bekenntnisse, sollten sich im Sinne des Anliegens verbünden.
4. Aufbau/Nutzung des Zentrums
Das Zentrum gliedert sich in folgende Bereiche:
• Erinnerungsstätte
Mit den Teilen des Militärgefängnisses, die notwendig sind, um die gesamte Struktur
zu begreifen und das Andenken der Gefangenen und Hingerichteten würdig zu
bewahren.
Zusammenarbeit: militärhistorisch und antifaschistisch orientierte Gremien, Gruppen
und Fakultäten
• Multimedia für den Frieden
Räume für Multimediaentwicklung und öffentlicher Multimedianutzung
Vorgesehen werden 10 PC-Arbeitsplätze und Technikstudios.
Zusammenarbeit: einschlägige Industrie, Universitäten, wissenschaftliche Gesellschaften
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4)
SIPRI (Stockholm International Peace Institute) – International führendes Institut für Konfliktforschung mit
Schwerpunkt auf friedliche Lösungen von Konflikten und Friedenserhaltung.
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Friedensschule
3 – 5 Tagungs- und Lehrräume unterschiedlicher Größe sowie Schlaf- und
Aufenthaltsräume für 50 – 100 Veranstaltungsteilnehmer
Die gastronomische Betreuung der Besuchergruppen (außer Frühstück) übernehmen
Anklamer Gastronomen auf Vertragsbasis.
Zusammenarbeit: Schulen, Kirchen. Pfadfinder
Forschung
Arbeitsräume für 3 – 5 Wissenschaftler/Mitarbeiter auf dem Gebiet Toleranz- und
Friedensforschung
Zusammenarbeit: SIPRI Stockholm, Universitäten
Kunst und Kultur zu Frieden und Umwelt
ständige Ausstellungen, Buchlesungen, Konzerte, Kinoveranstaltungen
Zusammenarbeit: Grafik- und Designschule Anklam, Künstler
Internationale Arbeit
Zusammenarbeit: internationale Friedensbewegungen wie NONO, MoveOn,
Greenpeace, u.a.
Organisationen
Mit Büroräumen im "Zentrum für Friedensarbeit - Otto Lilienthal - Hansestadt
Anklam" von interessierten Organisationen wie z.B. NABU, Pfadfinder, u.a. .
Der vorgesehene Nutzerkreis schließt ein:
• Einzelpersonen
• Arbeitskreise von politischen Gruppierungen/Wirtschaftsverbänden mit pazifistischen
oder ökologischen Zielen
• Schulen und Universitäten mit Klassen/Gruppenbesuchen bis zu 2 Wochen aus
Deutschland, Polen, Italien zur Vertiefung des Bürgerkundeunterrichts auf dem gebiet
Frieden
• Rentner mit Interesse für Friedensarbeit
• Reisegruppen jeden Alters mit Interesse an Themen zu Frieden und Umwelt
• Gruppen von arbeitslosen Bürgern, die nach „neuen Lebensinhalten“ suchen

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