2014 Odense

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2014 Odense
Erfahrungsbericht
Erasmus Auslandssemester WS 14/15
Vorbereitung
Für mich kam das Auslandssemester relativ kurzfristig. Bei Gesprächen mit
Freunden und ganz speziell meinem festen Freund stellte sich für mich heraus, dass
auch ich gerne Auslandserfahrung durch ein Semester in einem fremden Land
sammeln und mein Englisch verbessern möchte.
Daraufhin erkundigten wir uns gemeinsam im Akademischen Auslandsamt in
Kaiserslautern, ob ein Auslandssemester noch möglich sei und welche Länder mit
freien ERASMUS-Plätzen zur Verfügung stünden. Dabei war uns wichtig, dass es
zwei Plätze an der gleichen Universität gibt, um das Auslandssemester gemeinsam
zu absolvieren. Die Gespräche
mit Herrn Triebsch waren dabei sehr hilfreich für uns.
Nach einigen Tagen Überlegungen entschieden wir uns dann für die SDU (Southern
Denmark University) in Odense, Dänemark, und reichten alle erforderlichen
Unterlagen ein. Bei der Bewerbung an der SDU selbst, die man zusätzlich einreichen
musste, konnte man angeben, ob man eine Wohnung von der SDU angeboten
bekommen möchte oder ob man sich selbst um eine Wohnung kümmern möchte.
Wir entschieden uns für ein Angebot durch die SDU. Allerdings bekam man nur ein
Wohnungsangebot von der SDU, dem man zu – oder absagen konnte. Wir bekamen
eine Einzimmerwohnung in der Innenstadt vorgeschlagen, der wir auch zustimmten,
was sich später als eine gute Entscheidung herausgestellt hatte.
Vor dem Semester bekam ich einige Male Post und Emails von der SDU mit diversen
Informationen zugeschickt. Einigen Studenten wurde vor dem Semester ein Buddy
zugewiesen, der dann Hilfestellung in den ersten Tagen in Dänemark bieten sollte.
Dies war für mich aber nicht der Fall.
Finanzielle Unterstützungen für mein Auslandssemester waren durch das
ERASMUS-Stipendium, sowie durch Auslands-BAföG gegeben.
Insgesamt gesehen war relativ viel Vorarbeit nötig, bis alle erforderlichen Unterlagen
zusammengestellt waren und das Organisatorische für das Auslandssemester
erledigt war. Während der Vorbereitungen stellten sich immer mehr Fragen, die zu
klären waren, und so waren viele Telefonate, Emails und Briefe nötig. Damit hätte
ich, ehrlich gesagt, vorher nicht gerechnet.
Bei der Reise nach Dänemark gab es für uns zwei Auswahlmöglichkeiten: Auto oder
Bahn. Da aber die Reise per Bahn mehr als 9 Stunden dauerte und der Preis bei
mehr als 100€ lag, entschieden wir uns fürs Auto. Außerdem konnten wir wesentlich
mehr Gepäck als mit der Bahn mitnehmen. Am 23.08.2014 war es dann soweit:
Abschied von Zuhause und Aufbruch nach Dänemark. Mit einem sehr mulmigen
Gefühl und voller Ungewissheit machten wir uns auf den Weg. Nach etwa acht
Stunden Fahrt, 580km und etwas Stau um Hamburg herum erreichten wir Odense.
Die Straßen in Dänemark sind gut ausgebaut und das Fahren ist ruhig und
angenehm.
In Odense angekommen mussten wir unsere Schlüssel für die Wohnung im
Accomodation Office abholen. Ehrlich gesagt, hätte ich mir hier etwas mehr
Unterstützung gewünscht. Wir bekamen bloß unseren Mietvertrag du einen
Stadtplan. Und dann hieß es, auf geht´s Wohnung suchen. Detaillierte Informationen
zum Leben und Studieren in Odense erhielten wir erst einmal nicht. Daraufhin haben
wir uns bei Facebook etwas informiert und durch Studenten der SDU (ESNMitglieder) haben wir weitere Tipps erhalten und man konnte
restliche Fragen klären.
Im Laufe des Semesters stellte es sich übrigens als sehr praktisch heraus, dass wir
ein eigenes Auto in Dänemark hatten. Wir nutzten es für größere Einkäufe und auch
für diverse Unternehmungen während des Semesters. Da wir uns mit dem Auto
weniger als 180 Tage in Dänemark aufhielten, war es nicht nötig, dieses
anzumelden.
Unterkunft
Zunächst waren mein Freund und ich bezüglich der Unterkunft in Dänemark etwas
skeptisch. Wir bekamen zu zweit ein Angebot für eine Einzimmerwohnung in der
Innenstadt. Aus Angst, eigenständig keine Wohnung zu finden, nahmen wir das
Angebot glücklicherweise an. Das Ein-Zimmer-Apartment stellte sich als optimal
heraus. Zum einen konnten mein Freund und ich uns die Mietkosten teilen, die in
Dänemark nicht gerade gering sind, und zum anderen waren wir direkt in der
Innenstadt. Auch die Ausstattung des Zimmers war ganz okay, sodass wir uns
schnell einlebten. Im Haus waren mehrere Wohnungen, die nur an Studenten
vermietet werden. Überwiegend waren wir also mit dänischen Studenten benachbart.
Unser Mietvertrag lief nicht über die Universität in Dänemark, sondern über einen
privaten Vermieter. Hierbei handelt es sich um eine dänische Studentin, die zur
besagten Zeit ein Auslandssemester in Korea absolvierte und somit ihr Zimmer zur
Zwischenmiete bereitstellte. Leider haben wir nun, nach End des Auslandssemesters
große Probleme mit unserer Vermieterin aus Dänemark, denn sie möchte uns unsere
Kaution nicht wieder zurückbezahlen. Dabei hätten wir uns mehr Unterstützung bzw.
generell eine Unterstützung vom Accomodation-Office gewünscht. Daher kann ich
persönlich von privaten Mietverträgen nur abraten, oder man sollte sich durch
Beweise (Bilder oder Ähnliches) absichern.
Studium an der Gasthochschule
Die Uni befindet sich am südlichen Rand der Stadt. Sie ist gekennzeichnet durch
einen langen Flur, von dem dann kleinere Flure und Institutsgebäude abgehen. Zu
Anfang sieht alles sehr ähnlich aus und man verläuft sich leicht. Daher ist ein Blick
auf den Gebäudeplan ein guter Tipp. Das Studieren an der Gasthochschule erwies
sich als sehr angenehm. Ich war für das Fach Mathematik eingeschrieben. Die
Kurse, die ich in Mathematik belegte, waren alle sehr übersichtlich, maximal 20
Studenten. In jedem meiner Kurse war mindestens ein weiterer Austauschstudent, zu
denen ich sehr schnell Kontakt fand. Leider war der Kontaktaufbau zu den dänischen
Mitstudenten relativ schwierig. Meine dänischen Kommilitonen waren sehr
verschlossen und blieben eher unter sich. Dies war etwas schade, daher freute mich
der schnelle Kontaktaufbau zu anderen Auslandsstudenten umso mehr. Das
Benotungssystem ist für einen Deutschen gewöhnungsbedürftig, da es um ein 7Stufen-System von -2 bis 12 Punkten handelt.
Am ersten Unterrichtstag habe ich mich mit meinem Kugelschreiber und
Schreibblock ziemlich altmodisch gefühlt. Alle meine Kommilitonen um mich herum
haben einen Computer mitgebracht. Ansonsten kann man den Alltag an der
dänischen Universität aber sehr gut mit dem Alltag an einer deutschen Universität
vergleichen.
Was mir in Odense aber sehr gefehlt hat, war die Mensa. Natürlich gibt es zwei
Kantinen auf der SDU Odense, die sind aber eher mit Cafeterien zu vergleichen – die
Auswahl von warmem Essen ist begrenzt.
Alltag und Freizeit
Das A und O ist ein Fahrrad in Odense. Alle Wege kann man damit leicht erledigen.
Odense hat viele und breite Radwege. Mehr als ein Drittel des Verkehrs entsteht
durch Fahrräder. Deswegen sollte man auch auf ein funktionstüchtiges (Licht!)
Fahrrad achten, da es verschärft Fahrradkontrollen gibt. Verwarngelder sind teuer.
Ich habe mein Fahrrad stets gut angeschlossen, da ich während meiner Zeit von
mehreren gehört habe, dessen Fahrrad geklaut wurde. Odense verfügt ansonsten
über ein Busnetzwerk (fynbus), welches ich aber nie genutzt habe, da es sehr teuer
ist. Der Busbahnhof befindet sich am Hauptbahnhof. Taxis sind auch anzutreffen.
Manche haben davon Gepäckträger für Fahrräder mit, sodass einem Transport mit
dem Drahtesel nichts im Wege steht. Für 100 DKK kann man online eine Art
Bahncard (wildcard) von der DSB (dänisches Pedant zur Deutschen Bahn) kaufen.
Ein Auto in Odense ist sehr praktisch. Wir haben es vor allem für Großeinkäufe oft
benutzt. Außerdem eignet sich ein Auto super, um das Land Dänemark in den
Herbstferien unsicher zu machen.
Dänemark, Odense und die SDU sind außergewöhnlich gut vernetzt. Vieles spielt
sich online in den sozialen Netzwerken ab, und es ist sehr empfehlenswert, dort aktiv
zu sein. Auf Facebook gibt es viele Seiten, die von der Universität verwaltet werden,
teilweise auch in den verschiedenen Landessprachen, Gruppen zu den
unterschiedlichsten Themen, wie Fahrrad, Wohnraum, Uni-Gruppe usw. Vor allem in
der ESN (Erasmus Student Network) Gruppe erfährt man die wichtigsten Sachen.
ESN ist generell super und empfehlenswert. Dieser Club organisiert für seine
Mitglieder regelmäßig Sightseeing-Touren, Sportveranstaltungen, Ausflüge,
Kochabende, Cafés und Partys und richtet sich speziell an internationale Studenten.
Die Organisatoren sind allerdings zum größten Teil Dänen. Damit hat man also
gleich zu Beginn eine ideale Möglichkeit neue Bekanntschaften zu machen, sowohl
unter den 'Internationals' als auch mit einigen Dänen. Also dringend Mitglied werden
und an möglichst vielen Touren teilnehmen, vor allem das Sea Battle darf nicht
verpasst werden.
Odense ist voller Möglichkeiten. Kultur, Sport, Musik, Nachtleben, Natur usw.
Überwiegend geht man hier von Donnerstag bis Samstag Nacht aus. Es gibt viele
Spots. Auch hier verweise ich wieder auf die sozialen Medien, anstatt einzelne Spots
zu nennen, da das Angebot in dem Bereich vielfältig ist. Zu beachten ist, dass es
regelmäßig Freibier gab (Ausgehen in Dänemark ist teuer, sowohl Essen, als auch
Drinks), was für mich eher ungewohnt war. Es gibt viele Veranstaltungen, wie das
Semsterstartsfesten, verschiedene Festivals (Phono oder auch in der Albani
Brauerei) und regelmäßig Konzerte und Live- Auftritte (Dexter, Kulturmaskinen,
Posten), sowie das Hans Christian Andersen Festival. Empfehlenswert ist das
Årsfest (Jahresfest) der Uni. Bevor das Unigebäude in eine große Feier (einer Party
gleich, jedoch auch mit Mitarbeitern der Universität, daher sehr gemischtes und
festlich gekleidetes Publikum) verwandelt wird, wird ein kostenpflichtiges MehrgängeMenü angeboten.
Sprachkurse werden kostenlos über das staatlich organisierte „LærDansk“
angeboten. Die frühe Anmeldung dazu sollte man nicht verpassen. Jedoch ist es
meiner Meinung nach nicht möglich, innerhalb von einem Semester dänisch zu
lernen. D.h. wenn man sich als Ziel genommen hat, im Auslandssemester dänisch zu
lernen, dann sollte man vorab schon mal einen Sprachkurs belegen.
Fazit
Wie wahrscheinlich fast jeder, der ein Auslandssemestergemacht hat, kann ich dies
nur jedem Studenten empfehlen. Dieses Semester hat mir persönlich zu deutlich
besserem Englisch verholfen und auch meine Selbstständigkeit und Unabhängigkeit
gestärkt. Allerdings war es am Anfang für mich auch schwer, von Zuhause Abschied
zu nehmen.
Durch das Zusammenleben mit den Studenten anderer Länder kann man selbst die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und Gewohnheiten an
vielen
Beispielen feststellen und so sieht man andere Länder und Kulturen nach einem
solchen Semester teilweise mit anderen Augen.
Ich konnte im Ausland viele Freundschaften schließen, vor allem auch zu
nichtdeutschen Studenten. Ich hoffe sehr, dass der Kontakt bestehen bleibt, und man
so ganz unterschiedliche Menschen an ganz unterschiedlichen Plätzen besuchen
kann.