Pressemitteilung - LKH

Transcrição

Pressemitteilung - LKH
Mag. Simone Pfandl-Pichler
LKH-Univ. Klinikum Graz
Auenbruggerplatz 19, 8036 Graz
[email protected]
Tel.Nr.: + 43 (316) 385-87791
Presseinformation
zur sofortigen Veröffentlichung
Graz, 20. Dezember 2013
Von nassen Haaren und Christbaum-Allergien
Der Volksmund plappert ja immer viel, vor allem wenn es um die Gesundheit geht. Da
wird die Kälte zum größten Feind für Groß und Klein und selbst der Christbaum wirkt
plötzlich verdächtig. Die Experten des LKH-Univ. Klinikum Graz räumen heuer mit den
Gerüchten rund um Erkältungen und Allergien auf: 5 Mythen der Winter- und
Weihnachtszeit im Profi-Check.
1. Die Bekannte einer Bekannten hat erzählt, dass Weihrauch Atemnot
auslösen kann. Muss ich mir jetzt Sorgen machen?
Priv. Doz. Dr. OA Markus Gugatschka, Hals- Nasen- und Ohrenklinik Univ. Klinik:
Weihrauch ist das natürliche Harz (Olibanum) des Weihrauchstrauches, im
Volksmund
wird
ihm
eine
desinfizierende
Wirkung
nachgesagt.
Trotz
Jahrtausende langer Erfahrung im Umgang mit Weihrauch liegt aber keine
systematische, moderne Untersuchung über mögliche Nebenwirkungen vor.
Gefährlicher als Weihrauch selbst sind aber seine Verbrennungsprodukte und hier
insbesondere die Feinstaub-Partikel. Vor allem in schlechtbelüftenden Räumen
kann dies bei Personen mit empfindlichem Atemwegen bei längerem Aufenthalt zu
Beschwerden führen. Die Gefahr für die Allgemeinbevölkerung jedoch hält sich
wohl auch an Festtagen in Grenzen.
2. Meine Mama sagt, wenn ich mit nassen Haaren ins kalte Freie gehe, werde
ich krank. Stimmt das?
Priv. Doz. Dr. OA Markus Gugatschka, Hals- Nasen- und Ohrenklinik Univ. Klinik:
Wer mit nassen Haaren im Winter ins Freie geht, unterkühlt seinen Kopf, was in
weiterer Folge zu einer Unterkühlung der Schleimhäute in Rachen und Nase
führen kann. Die lokale Abkühlung kann – wenn sie mit geschwächten
Abwehrkräften verbunden ist – einen schwelenden Infekt zum Ausbruch bringen.
Es ist bekannt, dass Kälte das Immunsystem schwächt, bereits vorhandene Viren
können sich dann besser vermehren. Deswegen sollte man besonders in der
kalten Jahreszeit darauf achten, vor allem den Kopf gut vor Abkühlung zu
schützen. Nasse Haare in der Kälte sind also nicht der Auslöser einer Verkühlung
sondern einer von mehreren Faktoren.
3. Rauf auf die Piste oder rein in das Rodelrennen. Aber Achtung! Wer nicht
aufpasst, wird schneeblind. Wahrheit oder Mythos?
Priv. Doz. Dr. Ingrid Boldin, Univ.-Augenklinik: Durch den UV-Strahlungsanteil der
Sonnenstrahlung werden die äußersten Zellen der Hornhaut zerstört. Diese
Erkrankung ist bei Bergsteigern als „Schneeblindheit“ und bei Schweißern als
„Verblitzen“ bekannt. Die Schädigung macht sich sechs bis acht Stunden nach der
Exposition
durch
starke
Augenschmerzen,
extreme
Lichtempfindlichkeit,
Tränenfluss, gerötete Augen und Fremdkörpergefühl im Auge bemerkbar. Die
Behandlung erfolgt vorzugsweise in augenärztlicher Betreuung. Als Therapie und
Schmerzlinderung
werden
spezielle
Augentropfen
und
Augensalben
und
gegebenenfalls auch ein Augenverband eingesetzt. Nach ein bis zwei Tagen tritt
in den meisten Fällen eine vollständige Heilung ein. Auch wenn nicht direkt in die
Sonne geblickt wird, sollte bei starker Sonnenstrahlung im Freien eine
Sonnenbrille getragen werden. Dies gilt in besonderem Maße bei der Reflexion
von Sonnenstrahlung durch Wasser oder eben Schnee.
4. Sie heißen Hüttenzauber, Weihnachtsstimmung oder Festtagsgaude. Gerade
für den Advent gibt es eine ganze Reihe von Duftölen, die auf ihren Einsatz
im kuschelig warmen Wohnzimmer warten. Doch: Man hört immer wieder
von Menschen, die Duftöle gar nicht vertragen. Geht das?
Univ.Prof.Dr. Werner Aberer, Klinikvorstand der Univ. Klinik für Dermatologie und
Venerologie: Ja. Verschiedenste Duftstoffe müssen heute als bedeutende
Kontaktallergene eingestuft werden. Die Duftstoff-Allergie betrifft Personen im
Umgang mit Produkten des täglichen Lebens. Für den Einzelnen können diese
Kontaktallergien sehr belastend sein. Die Zahl derer, die bestimmte Gerüche
„nicht mehr aushalten“, wird ebenfalls immer größer. Von ihnen werden öffentliche
Bereiche wie beispielweise Versammlungszentren oder sogar Arbeitsplätze
gemieden – zum Teil ist der großzügige Einsatz von ätherischen Ölen in
inzwischen fast allen Bereichen unseres Lebens ausschlaggebend dafür.
Duftöle können aber auch eine positive Wirkung haben. Die löslichen Extrakte aus
Pflanzen oder Pflanzenteilen werden am LKH-Univ. Klinikum Graz bei der
Aromatherapie von der Pflege eingesetzt. Gerüche können Gefühle, das
vegetative
Nervensystem,
die
Hormonproduktion
und
das
Immunsystem
beeinflussen – und so bei der Behandlung helfen. Im privaten Bereich werden
verschiedenste Duftstoffe zur Wohnraumaromatisierung und zwecks Gemütlichkeit
eingesetzt – in „Einkaufstempeln“ eventuell sogar zur Steigerung der lustvollen
Geldausgabe. Der Einsatz von Duftölen sollte also mit Bedacht gewählt werden,
da Nebenwirkungen auftreten können.
5. Weihnachten ohne Christbaum ist kein Weihnachten. Nur: Was tun, wenn
man auf Nadeln allergisch reagiert? Wobei: Ist es überhaupt möglich, unter
einer Tannenallergie zu leiden?
Univ.Prof.Dr. Werner Aberer, Klinikvorstand der Univ. Klinik für Dermatologie und
Venerologie: Nein. Christbäume und natürlich auch ihre Nadeln sind harmlose
Naturprodukte, sofern sie nicht zwecks Konservierung mit Bioziden behandelt
wurden. Ein zu intensiver Hautkontakt mit Tannen kann die Haut reizen. Dieser
intensive Hautkontakt ist allerdings im Hinblick auf die normale Funktion des
Christbaums wohl kaum gegeben. Wenn ein Baum also gefällt, unbedingt ins Auto
laden – ganz ohne Bedenken.