Statussymbol Service - Köln International School of Design
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Statussymbol Service - Köln International School of Design
Köln International School of Design Statussymbol Service Vordiplom / Nebenthema, März 2005 Matthias Lange 4. Semester Matrikel-Nr.: 11040885 Service Design (SD) Prof. Birgit Mager Inhalt Inhalt Einführung................................................................. 4 Dienstleistungsgesellschaft....................................... 4 Service und Design.................................................... 5 Service und Status...................................................... 6 Ansatz..........................................................................7 Ansatz der Arbeit.........................................................7 Gesellschaft................................................................. 9 Gesellschaft................................................................. 9 Sozialstruktur...............................................................9 Schichttheorie..............................................................9 Konsumverhalten.......................................................10 1. Obere Oberklasse.................................................. 10 2. Untere Oberklasse................................................. 10 3. Obere Mittelklasse.................................................10 4. Untere Mittelklasse................................................11 5. Obere Unterklasse..................................................11 6. Untere Unterschicht.............................................. 12 Milieu.........................................................................12 Leistungsgesellschaft.................................................13 Statussymbole............................................................14 Symbol.......................................................................14 Status..........................................................................15 Heraldische Funktion.................................................15 Statussymbole............................................................16 Immaterielle Statussymbole........................................17 Materielle Statussymbole.......................................... 18 Marken als Statussymbole.........................................18 Statusverfall...............................................................19 Innovationszyklus......................................................19 Spitzenprodukte.........................................................20 2 Inhalt Statussymbol Service................................................ 21 Service als Statussymbol...........................................21 Individualisierung..................................................... 21 Interaktion im Service............................................... 23 Materielle Produkte im Service.................................24 Materielle Serviceprodukte........................................25 Service - Hierarchie...................................................26 Fazit...........................................................................28 Diagramm..................................................................28 Kontext...................................................................... 29 Ausblicke...................................................................31 Statussymbol Service................................................ 31 Quellen und Weiterführendes....................................35 Literatur..................................................................... 35 Internet...................................................................... 36 3 Einführung Dienstleistungsgesellschaft Nach der Drei-Sektoren-Hypothese von C. Clark und Jean Fourastié kann man heutzutage von der Dienstleistungsgesellschaft reden. Diese Theorie aus der Volkswirtschaft beschreibt die wirtschaftliche Entwicklung anhand von drei Sektoren. Der wirtschaftliche Schwerpunkt verlagerte sich dabei vom primären Wirtschaftssektor, der Produktionsgewinnung, über den sekundären Sektor, der Produktionsverarbeitung, zum tertiären Sektor, der Dienstleistung. Der Wendepunkt zwischen Produktionsgewinnung und Produktionsverarbeitung vollzog sich, bedingt durch die Folgen der Industrialisierung, um 1880. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts verlagerte sich der Schwerpunkt mehr und mehr zur Dienstleistung. Bemerkbar wird diese Verschiebung durch zwei statistische Daten: Zum einen durch den Anteil eines Sektors am Bruttosozialprodukt und zum anderen durch die Verteilung der Erwerbstätigen auf die drei Sektoren. Bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein war Deutschland eine Agrargesellschaft, in der mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen im primären Sektor beschäftigt waren. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein durchlief Deutschland dann die Phase einer Industriegesellschaft. Immer mehr Erwerbstätige arbeiteten im sekundären Sektor – in den fünfziger und sechziger Jahren fast die Hälfte. Der Anteil der Erwerbstätigen im primären Bereich schrumpfte kontinuierlich – von gut einem Drittel um die Jahrhundertwende auf sieben Prozent im Jahre 1970. 4 Einführung Gleichzeitig stieg der Anteil der Dienstleister kontinuierlich an und überholte in den siebziger Jahren den inzwischen rückläufigen Anteil der Erwerbstätigen in der Produktionsverarbeitung. Seit den siebziger Jahren ist Deutschland also zu einer Dienstleistungsgesellschaft geworden. Der tertiäre Sektor dominiert in der Beschäftigung und beim Bruttosozialprodukt; er dehnt sich immer weiter aus, während der industriell-handwerkliche Sektor kontinuierlich zurückgeht und der Primärsektor auf einen kleinen, weiter schrumpfenden Rest reduziert wird. 1998 arbeiteten in den alten Ländern 64 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor, 34 Prozent im Produktionssektor und nur noch 2,6 Prozent im primären Sektor. [Dienstleistung 1] [Drei-Sektoren-Hypothese] Service und Design Der immer größer werdende Dienstleistungssektor umfasst mittlerweile einen Anteil von ca. 56 Prozent am gesamtdeutschen Bruttoinlandsprodukt. Service wird von Unternehmern nicht länger als nur ein Nebenprodukt des Angebots betrachtet, sondern hat sich über einen integralen Bestandteil von Produkten, in vielen Fällen zu einem eigenständigen Produkt entwickelt. Und wie jedes Produkt unterliegt auch die Dienstleistung dem Anspruch auf Gestaltung und Konzeption. Service Design, das heißt, ein immaterielles Produkt aus der Sicht des Kunden zu gestalten. Dieses immaterielle Produkt muss, genau wie materielle Produkte, den Bedürfnissen des Kunden gerecht werden. Es unterliegt jedoch nur bedingt den gleichen Kriterien. 5 Einführung Service und Status Die gesellschaftliche Entwicklung der Dienstleistung bringt vor allem unter gestalterischen Aspekten einige Fragen und Probleme mit sich, deren Ursprünge sich tief in den gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen befinden. Wenn der gesellschaftliche Trend immer mehr in die Richtung »Nutzen statt Besitzen« geht, und die entsprechende Dienstleistung immer mehr dem Besitz von materiellen Produkten den Rang abläuft, ergibt sich daraus die Problematik, wie das immaterielle Produkt Service die Funktionen von materiellen Produkten übernehmen, bzw. adaptieren kann. Besonders sticht in diesem Zusammenhang die symbolische Funktion von Service heraus. Im Gegensatz zu praktischen Funktionen von Produkten, die oft die Existenz einer Dienstleistung begründeten, ist die symbolische Bedeutung weit schwerer fassbar zu machen. Denn oft ist es eben die materielle Existenz eines Produkts, die diese Symbolik erst möglich macht. Eine Facette der Symbol-Problematik ist die Kommunikation von Status, die in vielen Kulturen und Gesellschaftsformen oft auch von Gegenständen, d.h. materiellen Statussymbolen bewerkstelligt wird und wurde. Die Leitfrage dieser Arbeit soll also sein, wie Service als Statussymbol wirken kann. Service stößt dabei zum einen zwar an seine immateriellen Grenzen, zum anderen kann eben diese Immaterialität zu einer ganz eigenen Statussymbolik und zu neuen Möglichkeiten führen, Status zu kommunizieren. So gilt es auch zu untersuchen welche Kriterien für Dienstleistungen relevant sind damit diese als Statussymbole wirken können. 6 Ansatz Ansatz der Arbeit Ko n no ta tio n Vorstellung Symbol Produkt Denotation Kunde Diagramm 1 Ko n no ta tio n Gesellschaft Schon während der ersten Recherche war ich überrascht, wie komplex und schwer zu fassen dieses Thema ist. Um es tiefgehend betrachten zu können, braucht es einen guten Ansatz, bzw. eine gute Struktur. Einen solchen Ansatz liefert, meiner Meinung nach, der „Offenbacher Ansatz der Produktsprache“, der den Kontext von Symbolen (siehe Diagramm 1) in vier verschiedene Bereiche unterteilt. Setzt man dieses Diagramm nun auf Service als Statussymbol um, so bekommt man die folgende Struktur (siehe Diagramm 2). [Produktsprache] Diese legt gleichermaßen auch den Aufbau der Arbeit fest, d.h. die einzelnen Pole Gesellschaft, Statussymbol, Kunde und Service (als Statussymbol) werden analysiert und in Kontext zueinander gesetzt. Statussymbol Denotation Service Kunde Diagramm 2 7 8 Gesellschaft Gesellschaft Statussymbole sind generell immer mit einem gesellschaftlichen Kontext verknüpft, deshalb soll im folgenden Abschnitt näher auf die Gesellschaftstheorien eingegangen werden, die unsere heutige Gesellschaft am besten beschreiben. Aus soziologischer Sicht besteht unsere Gesellschaft aus dem Zusammenschluss einzelner Individuen, die in hierarchischen Strukturen zusammenleben. Sozialstruktur Diese Strukturen und Zusammenhänge innerhalb einer Gesellschaft bzw. einem sozialen System werden als Sozialstruktur bezeichnet. Eine wichtige Rolle bei der Differenzierung in die einzelne Gruppen, Schichten und Milieus spielen in der modernen Gesellschaft sozial relevante Merkmale, wie berufliche Qualifikation, Religions- Zugehörigkeit, Zugehörigkeit zu Parteien, Beruf usw.. Schichttheorie Das Modell, das unserer heutigen Gesellschaft am nächsten kommt, ist das Schichtmodell. Anders als in Klassen-, Stände- oder Kastensystemen ist im Schichtensystem ein gesellschaftlicher Auf- und Abstieg möglich. Dieses Phänomen wird „soziale Mobilität“ genannt. Dadurch kann das Schichtmodell soziale Gegensätze, wie z.B. Einkommen, Bildungsstufen, Ansehen, usw. miteinbeziehen. Die Grenzen der einzelnen Schichten sind dabei fließend. 9 Gesellschaft Konsumverhalten Ein wichtiges Kriterium nach dem die soziale Schichtung differenziert wird, ist das Konsumverhalten. Dieses “Untermodell” basiert auf der Schichttheorie und stammt von Engel, Blackwell und Kollat. Es beschreibt im wesentlichen das Konsumverhalten der Gesellschaft und teilt sie in sechs relevante Klassen/Schichten, die nach Kaufverhalten und Qualitätsvorlieben unterschieden werden. Hier ein kurzer Überblick: 1. Obere Oberklasse Die „obere Oberklasse“ stellt die Elite dar, die aus international bekannten Familien stammt und von vererbtem Vermögen lebt. Das Konsumverhalten ist von Repräsentation und internationalen Verpflichtungen geprägt. 2. Untere Oberklasse Zur „unteren Oberklasse“ gehören vor allem Menschen, die aufgrund ihrer beruflichen Leistungen zu materiellem Reichtum gekommen sind. Das Konsumverhalten ist auf gesellschaftliche Anerkennung und Aufstieg ausgerichtet. 3. Obere Mittelklasse Die „obere Mittelklasse“ ist die Karriereschicht. Menschen mit diesem Sozialstatus haben sich als Freiberufler verwirklicht, sind Lehrende oder Unternehmer mit mittelständischen Firmen. 10 Gesellschaft Die Vermeidung eines sozialen Abstieges ist für diese Gruppe besonders wichtig. Das Konsumverhalten ist auf Bildung und einzelne Statussymbole ausgerichtet. 4. Untere Mittelklasse In dieser Sozialschicht ist Fleiß besonders hoch angesehen, weniger jedoch die Selbstverwirklichung auf künstlerischer oder unternehmerischer Ebene. Die Angehörigen dieser Schicht leben in “gutbürgerlichen Verhältnissen”. In dieser Sozialschicht herrscht auch ein gewisses Markenbewusstsein vor, Sicherheit ist ein wichtiges Kaufargument. Ein Aufstieg in die untere Oberschicht wird häufig angestrebt, bleibt jedoch aus einem typischen Mangel an Risikobereitschaft eher die Ausnahme. Das Konsumverhalten ist gezielt kostenbewusst und auf Statuserhalt ausgerichtet. 5. Obere Unterklasse Hier finden sich vor allem einfache Angestellte und Facharbeiter. Die Wohnverhältnisse sind bescheiden, entweder zur Miete oder in sehr einfachen Eigenheimen, die überwiegend geerbt sind. Ihre Kaufgewohnheiten sind gewohnheitsmäßig gleich, selten werden kulturelle oder gesellschaftliche Ereignisse wahrgenommen. Die Schulbildung der Mitglieder dieser sozialen Schicht ist einfach bis mittel. Die Bestrebungen zum Aufstieg in eine höhere soziale Schicht sind weniger stark ausgeprägt als die Vermeidungsstrategie eines Totalverlustes an Sicherheit. Das Konsumverhalten ist auf Preiswürdigkeit und Angst vor Verlusten ausgerichtet. 11 Gesellschaft 6. Untere Unterschicht Zu den Angehörigen der unteren Unterschicht zählen vor allem Menschen ohne eigenes Einkommen. Oft sind die der Mittelklasse entstammenden Werte und Normen verpönt. Produktqualität ist nicht entscheidend für eine Kaufentscheidung, Impulskäufe und unregelmäßige Versorgung sind der Regelfall. Das Konsumverhalten ist spontan und Statussymbole werden abgelehnt. Nach: [Schichttheorie], (Quelle auf europäische Verhältnisse adaptiert: James F. Engel, Roger D. Blackwell, David T. Kollat: Consumer Behavior, The Dryden Press, 1978) Milieu Auf einem weiteren wichtigen Kriterium zur sozialen Schichtung ist die Milieutheorie begründet. Der “Milieu”-Begriff geht davon aus, dass der Lebensstil von Menschen nicht nur aufgrund äußerer Umstände, sondern auch von inneren Wertehaltungen geprägt wird. Der Begriff soziales Milieu bezieht sich also auf Gruppen von Individuen mit ähnlichen Lebenszielen und Lebensstilen und umfasst Mentalität und Gesinnung der Personen. Das wohl bekannteste Milieukonzept ist das “Sinus-Milieu”. Soziale Milieus werden dabei vertikal in Schichten und horizontal in Grundorientierung eingeteilt. Horizontal unterscheidet man in drei Bereiche: Bereich A, die traditionellen Milieus, Bereich B, die Mainstream- Milieus und Bereich C, die hedonistischen Milieus. Das Diagramm umfasst insgesamt zehn Milieus, die beispielsweise so beschrieben werden: 12 Gesellschaft Bürgerliche Mitte (16%): Der statusorientierte moderne Mainstream: Streben nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten harmonischen Verhältnissen. Altersschwerpunkt: 30 bis 50 Jahre, Komfortables Leben, starker Konsum usw. [Sinus] SINUS “Kartoffel- Diagramm” Leistungsgesellschaft Leistungsgesellschaft ist ein Begriff, der durch das Schichtmodell und die soziale Mobilität geprägt wird. In dieser basiert die Einteilung in sozialen Strukturen auf individuellen Leistungen. Leistet ein Mitglied dieser Gesellschaft also “viel”, so gehört er einer relativ hohen Schicht an oder kann in eine solche aufsteigen. Der Übergang zur Leistungsgesellschaft fand etwa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts statt. Der österreichische Wissenschaftstheoretiker Karl Popper nannte diese Gesellschaftsform “offene Gesellschaft”. Statussymbole sind so also auch Illustratoren für die individuelle Leistung, die man in einer Gesellschaft erbracht hat. [Leistungsgesellschaft] 13 Statussymbole Symbol In der traditionellen Ästhetik wird angenommen, dass es universelle, zeitlose Kriterien für die Bewertung von Gegenständen gibt. Unter einem Symbol versteht man im ästhetischen Sinn, ein Erkennungszeichen, dass sowohl einfach in der Form, als auch reich und tief im Sinn ist. Ähnlich definiert auch Dieter Ritschl Symbole in seinem Buch „Zur Logik der Theologie“. Nach seiner Definition sind Symbole „Produkte bewusster, reifer Erkenntnisleistung durch Repräsentanzen in Form von Worten, Handlungen oder Gesten. Symbole vermitteln, was anders nicht artikuliert werden kann.” Nach den Philosophen Ernst Cassirer und Susanne Langer lebt der Mensch in einer Welt voll von symbolischen Formen und Bedeutungen. Symbole dienen dabei als Repräsentanten von Vorstellungen, die Menschen mit den Dingen verbinden, d.h. sie bezeichnen ein Gebilde, dem durch eine Gruppe von Menschen ein bestimmter Sinn verliehen worden ist. Dieser Sinn ist nur dieser Gruppe bekannt und liegt hinter der sinnlich wahrnehmbaren Erscheinung des Objektes. Darin unterscheidet sich das Symbol vom Anzeichen, das nur meint, was es bezeichnet (z.B. STOP- Schild). Zum einen denotieren Symbole in ihrem Bezugssystem die reale Substanz, d.h. sie bezeichnen die eigentliche Bedeutung eines Objekts. Zum anderen konnotieren sie eine Fülle von Vorstellungen und Assoziationen, die indirekt mit dem Objekt verknüpft sind. [Produktsprache] 14 Statussymbole Status Status im soziologischen Sinne, meint den Zustand einer Gruppe oder einer Person innerhalb einer Gesellschaft. Nach Max Weber, dem deutschen Soziologen (1864-1920), drückt sich der soziale Status, d.h. die soziale Ungleichheit, in einer Gesellschaft durch eine unterschiedliche Verfügbarkeit von Ressourcen aus. Diese Ressourcen sind dabei Reichtum, Wissen, Rang und Zugehörigkeit. Vereinfacht kann man sagen, dass das Hauptkriterium von sozialem Status Macht ist. Ebenfalls von Weber stammt die wohl bekannteste Definition von Macht, die auch heute noch als anerkannt gilt: “Jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“ [Macht] Entgegen der These von Émile Durkheim, einem französischen Soziologen (1858-1917), für den sozialer Status von gesellschaftlichen Führern manifestiert, vertreten und gewährleistet wird, vertritt Weber die These, dass Status durch das aktive Handeln von Individuen und Gruppen innerhalb der Gesellschaft strukturiert wird. Somit bekommt sozialer Status neben einer gesellschaftlichen Dimension auch eine “zwischenmenschliche” Komponente. [Status] Heraldische Funktion Ein Begriff der die symbolische Funktion von Produkten, innerhalb einer Gesellschaft, in Bezug auf den Status beschreibt, ist die heraldische Funktion. Im eigentliche Sinn meint Heraldik eine historische Hilfswissenschaft, die sich mit Wappenkunde, Wappenkunst und Wappenrecht befasst. Wappen wurden erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert benötigt, um Ritter, die unter den damals aufkommenden Topfhelmen nicht mehr erkennbar waren, im Turnier oder im Kampf auseinander halten zu können. 15 Statussymbole Sie trugen ihr eigenes Wappen oder das ihres Lehnsherrn auf den Schilden. Wappen wurden im Mittelalter und noch bis in die Barock- und Rokokozeit verwendet und symbolisierte die Zugehörigkeit zum Adel, zum Bürgertum, zu Städten, usw.. Und noch heute kann man Überreste dieser alten Wappentradition erkennen, zum Beispiel bei den Wappen der Bundesländer, beim deutschen Adler oder bei den unterschiedlichen Staatsflaggen. [Heraldik 2] Neben der geschichtlichen Bedeutung der Heraldik lässt sich die heraldische Funktion jedoch auch auf gesellschaftliche, bzw. psychologische Bereiche projizieren. Nach Friedrich W. Heubach („Das bedingte Leben“) ergibt sich auch eine heraldische Funktion von Dingen und Gegenständen, bzw. Produkten. Als Beispiel führt er, die Latzhose, die Clogs und das Fahrrad an, die er als materielle Symbole für das “alternative Milieu” deutet. Das soll nicht heißen, dass jeder der Fahrrad fährt, auch alternativ ist, sondern, dass beispielsweise das Fahrrad eine heraldische Symbolik für das alternative Milieu beinhaltet. [Heraldik 1] Statussymbole Während heraldische Symbole die Gesellschaft eher vertikal, d.h. in verschiedene Milieus einteilen, wird die horizontale Einteilung von Statussymbolen übernommen. Diese werden “gebraucht”, um eine gesellschaftliche Struktur zu erhalten, und um Leistung im Sinne der Leistungsgesellschaft zu visualisieren und Status zu demonstrieren. Sie fungieren in erster Linie als Rangzeichen und sollen Machtverhältnisse in einer sozialen Struktur klären. Sie dienen dazu eine tatsächliche oder gewünschte gesellschaftliche Position zu dokumentieren. 16 Statussymbole Dies bezieht sich nicht nur auf die „Elite“, sondern auch auf alle anderen Schichten innerhalb einer Gesellschaft. [Statussymbol 1] Statussymbole sind jedoch nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene Rangzeichen, sondern auch auf persönlicher oder zwischenmenschlicher Ebene (vgl. Max Weber). In der Soziologie werden diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen mikro- und makrosoziologische Sichtweisen genannt (vgl. Einführung in die Soziologie, S.35 ff). Auf jeder dieser Ebenen gibt es jedoch ein, den Menschen immanentes Streben nach Macht und Erfolg, d.h. dem sozialen Aufstieg (soziale Mobilität). Dieses Prinzip bildet die Grundlage für unsere heutige Leistungsgesellschaft. Immaterielle Statussymbole Immateriellen Statussymbole sind in den meisten Fällen Definitionen innerhalb eines sozialen Gefüges, die meist ganz ohne materielle Symbole auskommen. In der ursprünglichen Bedeutung kann ein Statussymbol nur erworben werden, weil sein Besitzer einen entsprechenden Status bereits besitzt, z.B. einen Doktortitel als Ausdruck der akademischen Karriere oder die Mitgliedschaft in einem exklusiven Golfclub, die nur auf Fürsprache anderer Mitglieder erworben werden kann. [Statussymbol 1] Diese immateriellen Statussymbole zeichnet eine besondere Langlebigkeit aus, d.h. sie verlieren im Gegensatz zu vielen materiellen Statussymbolen, nicht so schnell an Wert. So gilt ein Doktortitel beispielsweise schon seit Jahrhunderten als ein anerkanntes Statussymbol und wird es wahrscheinlich auch noch lange bleiben. 17 Statussymbole Materielle Statussymbole Durch die geschichtliche Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf die Industrialisierung, hat sich in der materiellen Produktwelt eine enorme Vielfalt und breite Spanne von unterschiedlichsten Produkten ergeben. Analog zum hierarchischen Aufbau unserer Gesellschaft entwickelte sich auch eine “hierarchische” Staffelung der Produkte und jede Schicht nutzt ihre ganz eigenen Produkte. Diese Produkte fungieren oft als Statussymbole, sie beziehen sich dabei jedoch immer auf untergeordnete Schichten, bzw. Milieus. Auf dem Automobilmarkt stellt beispielsweise der Maybach ein Luxusprodukt dar, das eine Zielgruppe eher im Etablierten-Milieu und in den Oberschichten hat. Diese Schichten können sich durch dieses Produkt, bzw. Statussymbol von den untergeordneten Schichten abheben. Der VW-Golf hingegen kann für solche hohen Schichten kein Statussymbol darstellen. Allenfalls für Mitglieder der Mittelschicht en kann er als Statussymbol gegenüber beispielsweise der unteren Mittelschicht oder der Unterschicht wirken. Materielle Statussymbole beinhalten oft eine gewisse Heraldik, d.h. sie können für eine Wertehaltung stehen und mit einem speziellen Milieu in verbindung gebracht werden. Maybach Blue VW Golf V Marken als Statussymbol Gerade für weniger wohlhabende Menschen steigt der soziale Status vor allem mit dem persönlichen finanziellen Reichtum. Aus dieser Sichtweise sind besonders hochwertige Gegenstände gleichzeitig auch Statussymbole. Unter den Gebrauchsgegenständen des Alltags gilt allgemein die teuerste Marke als das Statussymbol, so z.B. ein Ferrari als Auto, Vuitton als Handtasche oder der iPod als MP3- Player. [Statussymbol 2] Apple iPod “No Name” MP3-Player 18 Statussymbole Statusverfall Handys der “ersten Generation” Nokia 7210 Materielle Statussymbole unterliegen oft einer ständigen Entwicklung, d.h. sie verändern sich. Produkte die noch vor einiger Zeit anerkannte Statussymbole waren, können durch technologischen Fortschritt oder andere gesellschaftliche Veränderungen zu alltäglichen Massenprodukten werden. Gut zu beobachten ist diese Entwicklung beim Handy. Gerade einmal vor zehn Jahren, d.h. um 1995, kamen auf 100 Deutsche weniger als fünf Mobiltelefone. Bis zum Jahre 2003 stieg die Zahl auf fast 80 pro 100 Einwohnern. Aus dem ursprünglich teuren Statussymbol, das nur “reichen Geschäftsleuten” vorbehalten war, wurde z.B. durch die Möglichkeit der individuellen Kostenkontrolle, einer Verringerung des Anschaffungspreis, und einer Vergrößerung der gesellschaftlichen Akzeptanz, ein Massenprodukt, das heutzutage in seiner Urform kaum noch als Statussymbol fungieren kann. [Handy] Innovationszyklus Ericsson Communicator Doch dieser Umstand bringt ein weiteres Phänomen mit sich. Durch die konsequente Weiterentwicklung von Handys und entsprechenden Technologien wird der “Statusverfall” wieder aufgefangen, indem innerhalb des Handymarktes neue Statussymbole manifestiert werden. War es vor einigen Jahren noch die SMS oder der WAP-Zugang, die Spitzengeräte auszeichneten, so ist heutzutage die UMTS-Technologie das Maß aller Dinge. Es ist jedoch abzusehen, dass auch UMTS- Handys in einiger Zeit durch immer neue Entwicklungen abgelöst werden. So entsteht ein Innovationszyklus, indem Produkte oder Technologien an Wert und Status verlieren und durch neue oder verbesserte Produkte ersetzt werden. 19 Statussymbole Spitzenprodukte Betrachtet man Produkte als Statussymbole, so sind diese immer in Relation zu den “Spitzenprodukten” der jeweiligen Kategorie zu verstehen. Diese Spitzenprodukte zeichnen sich neben einem hohen Preis und hoher Technologie oft auch durch ein bewusst erzeugtes Image, bzw. Werbekampagnen aus, die den Status eines Produkts unterstreichen. Am bereits erwähnten Beispiel des Maybachs lässt sich eine solche Marketingstrategie nachvollziehen. Zur Weltpremiere in New York wurde der Maybach in einem gläsernen Käfig auf dem Sonnendeck der Queen Elisabeth II von Europa nach Amerika überführt. Zum einen steht wohl kein anderer Ort so sehr für Internationalität, Finanz- und Wirtschaftskraft, Kunst und Kultur, wie New York und zum anderen ist der stilvolle Transport auf dem letzten Atlantik-Luxusliner gleichsam eine Definition der Zielgruppe. Maybach hat so neue Maßstäbe für das Statussymbol Auto gesetzt und das nicht nur durch die Qualität und den Preis des Autos, sondern auch durch die klare Festlegung des Images der Marke. [Maybach] 20 Weltpremiere Maybach Statussymbol Service Service als Statussymbol Butler Service wird vor allem aus der Perspektive des Service Designs oft als immaterielles Produkt bezeichnet. Die Schlussfolgerung, dass Service somit auch ein immaterielles Statussymbol sein sollte, liegt also nahe. Aus dem oberflächlich betrachteten Nachteil der Immaterialität gegenüber materiellen Produkten, ergibt sich aus dem Blickwinkel der Statussymbol-Problematik ein entscheidender Vorteil. Service als Produkt kann schaffen, was nur wenige materielle Produkte zu schaffen vermögen, nämlich sich als langlebiges, unabhängiges und eigenständiges Statussymbol zu etablieren. Wie eine Dienstleistung dies schaffen kann ist sehr gut am Beispiel des Butlerservices zu erkennen. In der ursprünglichen Bedeutung waren Butler nur sehr reichen Menschen, bzw. Adligen vorbehalten. Wird heutzutage also ein Butlerservice angeboten, so assoziiert man damit diese “alten” Vorstellungen und das Statussymbol Butlerservice definiert sich so von selbst. Doch Service kann sich nicht allein auf “althergebrachte” gesellschaftliche Konventionen verlassen. Es braucht auch noch verschiedene andere Kriterien, um eine Dienstleistung als Statussymbol zu etablieren. Individualisierung Materielle Produkte und Dienstleistungen unterliegen, wie in der Einleitung schon angesprochen, einer indirekten Konkurrenz. Während sich materielle Produkte schon längst als geeignete Statussymbole etabliert haben, fällt es vielen Dienstleistungen noch sehr schwer mit materiellen Produkten gleichzuziehen. 21 Statussymbol Service Dies liegt vermutlich an der unterschiedlichen Grundidee, denen beide unterliegen. Durch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung - stark geprägt durch die Industrialisierung - ergab sich eine äußerst große Produktvielfalt, aus der jede einzelne Schicht/ Zielgruppe sich ihrer Produkte bedienen konnte und noch heute kann. Die Grundidee von materiellen Produkten kann man also wie folgt formulieren: “Eine große Produktauswahl für ein Individuum”. Den Grundgedanken der hinter einer Dienstleistung steckt kann man hingegen pragmatisch so ausdrücken: “Ein Produkt für möglichst viele Kunden”. Rein faktisch wiederspricht dies dem Wunsch der Menschen nach Individualität und der Abgrenzung von anderen Schichten und Milieus. So ist es rein oberflächlich betrachtet nicht verwunderlich, dass sich beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel nicht gegen das allgemein anerkannte Statussymbol Auto durchsetzten können. Nicht nur das Autos eine wesentlich größere individuelle Bewegungsfreiheit ermöglichen, man ist auch nicht dazu gezwungen sich im gleichen Fortbewegungsmittel zu bewegen, wie hunderte andere Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten und Milieus. Am Beispiel Flugreisen ist sehr gut zu erkennen, wie versucht wird diese fehlende Individualität teilweise wieder auszugleichen. Während das Fliegen vor einigen Jahren nur wenigen reichen Menschen vorbehalten war, ist es heutzutage zu einem billigen Massenprodukt geworden. Um so wichtiger ist in diesem Bereich also die Segmentierung in unterschiedliche Bereiche, wie First-, Business- oder Economy Class, die sich aufgrund ihres Serviceangebots und ihres Preises gezielt an spezielle Gruppen und gesellschaftliche Schichten richten. 22 Economy Class First Class Statussymbol Service Interaktion im Service Eine weitere wichtige Grundvoraussetzung, damit Service zu einem Statussymbol werden kann ist ein hoher Interaktionsgrad bzw. eine gute Kommunikation. Eine Dienstleistung findet immer zwischen Kunden und Dienstleister statt, und oft ist die Schnittstelle zwischen beiden ein Mensch. Die zwischenmenschliche Kommunikation zwischen Kunden und “menschlicher Serviceschnittstelle” stellt vor allem in Deutschland ein großes Problem dar. So brachte es der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog in einer Rede auf den Punkt: “Wir sind schon ein merkwürdiges Volk, wenn wir mit Freude Maschinen bedienen, aber jedes Lächeln gefriert, wenn es sich um die Bedienung von Menschen handelt.” [Zukunft] Das dies auch anders geht zeigt sich am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika. Schon Fourastié sprach von den USA als “Mutterland der Dienstleister” eine Aussage, die sich auch in einigen Zahlen und Fakten wiederspiegelt. Untersuchungen besagen, dass der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich in den USA 72 Prozent beträgt, während es in Deutschland nur 59 Prozent sind. In den USA lag das durch Dienstleistungen bedingte jährliche Wirtschaftswachstum in den Jahren von 1993 bis 1996 bei 3,3 Prozent, in Deutschand dagegen nur bei 1,5 Prozent. Ein mitverantwortlicher Grund für diese Diskrepanz könnte man in der mangelden Kundenorientierung und fehlenden Kompetenz beim Umgang mit Kunden finden. Während ein freundlicher Umgangston in vielen deutschen Servicebereichen eher selten anzutreffen ist, so ist dieser in den USA die Regel. “To serve”, dienen, scheint dort eine Tugend zu sein und Redewendungen, wie “Can I help you?”, “Have a good day” sind fester Bestandteil des Umgangs mit Kunden. [Dienstleistung] 23 Statussymbol Service Service besteht oft aus direkter oder indirekter zwischenmenschlicher Kommunikation; Kundenzufriedenheit ist also auch maßgeblich von dieser abhängig. Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach vom Herbst 1997 meinten immerhin 39 Prozent der Befragten sie würden in den meisten Geschäften unfreundlich behandelt. Die Ergebnisse verrieten, dass Kundenorientierung in vielen Branchen noch zu keiner festen Größe geworden ist. Am schlechtesten schnitten bei der Umfrage Stadt- und Kreisverwaltungen, die Polizei und der Nahverkehr der Deutschen Bahn ab. Nur Dienstleistungen die den Kunden umfassend zufrieden stellen, können zu einem Statussymbol werden und in Anbetracht der Statistiken gibt es noch ein großes Verbesserungspotential bei der Gestaltung von Interaktion im Service. Am Beispiel Deutsche Bahn lässt sich eine solche Verbesserung schon nachvollziehen. Premium Kunden müssen ihre Fahrkarten längst nicht mehr an überfüllten Schaltern kaufen. Das Warten, das in wichtiger Teil der Interaktion im Service darstellt, wurde durch spezielle Bahn-Comfort Schalter, minimiert. [Bahn] Privatjet Lufthansa Luxus Lounge Materielle Produkte im Service Ein weiteres Mittel durch das sich Service als Statussymbol darstellen kann ist das Zurückgreifen auf bekannte materielle Statussymbole, bzw. auf das Simulieren solcher. Dies ist am Beispiel der Lufthansa Luxus Lounge sehr gut zu beobachten. Für 30 Millionen Euro hat die Lufthansa für ihre Premium- Kunden ein exklusives First-Class-Terminal und zwei neue First-Class-Lounges bauen lassen. Bereits am Eingang wird der Gast durch einen Personal Assistant empfangen, der ihn auf Wunsch bis zum Abflug unaufdringlich begleitet. 24 Lufthansa Luxus Lounge Statussymbol Service Neben einer großen Film-, Musik- und Zeitschriftenauswahl kann der Gast auch in einem Privatbüro arbeiten oder einen Cocktail in der Bar zu sich nehmen. Zum Abflug wird der Kunde dann wahlweise mit einem Mercedes Benz der S-Klasse oder in einem Porsche Cayenne zum Flugzeug gefahren. “Wir möchten ein Umfeld schaffen ähnlich einer Reise im Privatjet”, so der Lufthansa-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Mayrhuber. Der Gesamtservice Lufthansa Luxus Lounge simuliert also den Besitz eines Privatjets, genauso wie der Limousinen-Service den Besitz eines Mercedes oder Porsches simuliert. [Luxus Lounge] Materielle Serviceprodukte MasterCard - Classic, Gold, Platinium Esprit - gift card Neben dem Zurückgreifen auf bekannte materielle Statussymbole, gibt es jedoch auch noch eine andere Möglichkeit der Statuskommunikation durch materielle Symbole. Ein Service kann durch das Verwenden, bzw. die Entwicklung ganz eigener Symbole seinen Status transparent machen. Vergleichbar wäre dies mit der heraldischen Funktion der königlichen Krone. Die Krone an sich würde, ohne das entsprechende immaterielle Statussymbol, d.h. den Königstitel, kein Statussymbol darstellen. Ein entsprechendes Beispiel aus dem Dienstleistungsbereich ist die Kreditkarte: Da durch den Kreditservice das symbolkräftige Bargeld wegfällt, ist ein anderes repräsentatives Produkt von Nöten, um die symbolische Funktion zu ersetzten. Entsprechend dieser Funktion gibt es zusätzlich noch eine illustrative optische Unterscheidung der jeweiligen Kreditkarten-“Klasse”. Diese Art von „materiellen Serviceprodukten“ findet sich mittlerweile bei einer ganzen Reihe von Dienstleistungen wieder. 25 Statussymbol Service Bei der Deutschen Bahn gibt es neben der altbekannten Bahncard auch eine Bahncard-Comfort, für Premiumkunden. Auch bei das Bekleidungsunternehmen Esprit hat für besonderen Kunden ein Karte, die „Esprit - gift card“. Mittels dieser die Kunden einen kostenlosen Änderungsservice benutzen können und sogar zu speziellen Verkaufsevents eingeladen werden. [Bahn][Esprit] Mastercard, Classic, Gold, Platinium Service - Hierarchie Chauffeur Die schon bei den materiellen Statussymbolen angesprochene Produkthierarchie (Maybach, VW Golf), lässt sich auch bei Dienstleistungen beobachten; hier am Beispiel “Taxiboy”. In der ursprünglichen Form, war es primär nur Mitgliedern der oberen Schichten vorbehalten, sich von einem Chauffeur von A nach B fahren zu lassen. Der Taxiboy-Service greift genau dieses Prinzip des Statussymbols auf und generiert daraus eine Dienstleistung für weniger gut betuchte Kunden. Das Prinzip ist einfach: Der Kunde ruft eine Telefonnummer an und bestellt einen Taxiboy, der dann mit seinem Mofa zum Kunden fährt und diesen dann mit dessen Auto (das Mofa im Kofferraum verstaut) zum gewünschten Zielort fährt. Praktisch ein Chauffeurservice für die Mittelschicht. Die Zielgruppe wird dabei nicht nur im Preis, sondern auch beim Erscheinungsbild der Internetseite bemerkbar. Man könnte dieses Phänomen auch eine Art Prinzip zur Generierung von neuen Dienstleistungen beschreiben: Man verändert die Heraldik und das Preissegment einer schon bestehenden statushohen Dienstleistung und bekommt eine, relativ zum neuen Milieu, ebenfalls statushohe neue Dienstleistung. 26 www.taxiboy.de 27 Fazit Kontext Um eine Dienstleistung so zu gestalten, dass sie als Statussymbol fungieren kann, ist also ein komplexer Kontext zu beachten, der hier nochmal zusammenfassend in einem Diagramm dargestellt werden soll. Aus der Sicht des Kunden lässt sich dieser Kontext so beschreiben: Der Kunde lebt in einer Gesellschaft, die sich in einzelne Schichten und Milieus unterteilt. Er hat den Wunsch sich innerhalb dieser Gesellschaft, die dem Leistungsprinzip unterliegt, individuell und möglichst “statushoch” in der gesellschaftlichen Hierarchie zu etablieren. Dabei ist er auf gesellschaftlich anerkannte Statussymbole angewiesen, d.h. die Gesellschaft muss mit einem solchen Symbol eine hohe Statuszugehörigkeit konnotieren. Damit ein Service jedoch ein solches Statussymbol denotieren kann, d.h. darstellen kann, sind einige Kriterien und Faktoren zu beachten, die von gesellschaftlichen Konventionen anhängig sind. Erst wenn diese Kriterien, wie Individualisierungs- und Interaktionsgrad, Bezug zu materiellen Statussymbolen usw. in ausreichenden Maße berücksichtigt werden, kann Service das erreichen, was nur die wenigsten Produkte überhaupt erreichen können: Service wird zum immateriellen Statussymbol. 28 Fazit Milieu Schicht Leistungsprinzip Ko n no ta tio n Gesellschaft Statussymbol Denotation Statusverfall Innovationszyklus Spitzenprodukt Heraldische Fnkt. Kunde Wunsch nach Individualität Wunsch Status zu zeigen Service Individualisierungsgrad Interaktionsgrad Materielle Produkte Materielle »Serviceprodukte« 29 30 Ausblicke Service als Statussymbol Aus der Arbeit ergeben sich einige Ansatzpunkte und Methoden zur Suche nach möglichen neuen ServiceStatussymbolen. Betrachtet man beispielsweise den materiellen Produktmarkt, so gibt es so ziemlich in jeder Kategorie ein Spitzenprodukt, ein höchstes Statussymbol, an dem sich andere Produkte, aber auch Kunden orientieren. Im Dienstleistungssektor gibt es diese Spitzenprodukte zwar auch aber, meiner Meinung nach, nicht in einem so ausgeprägten Maße. Spontan würde mir beispielsweise kein Pizzaservice, keine öffentliche Einrichtung und kein Waschsalon einfallen, der die Funktion des Spitzenstatussymbols übernehmen könnte. Die Generierung und die Suche nach möglichen Spritzenprodukten könnte also zur gestalterischen Methode werden. Ein weiterer Ansatz um neue Dienstleistungen zu generieren, den ich, durch meine Erfahrung mit dieser Arbeit, als sinnvoll erachte ist das Prinzip des “Herunterbrechens” von vorhandenen Spitzenprodukte. Wie am Beispiel des Taxiboyservice zu erkennen ist heißt dies eine Dienstleistung auf eine niedrige Kundenschicht zu adaptieren, sie jedoch inhaltlich nicht zu verändern. D.h. der Mehrwert an z.B. Komfort den der Kunde durch die Dienstleistung hat wird nicht verändert, jedoch das Preisniveau und die Heraldik. Um sich gegenüber materiellen Statussymbolen durchzusetzen ergibt sich eine weitere Möglichkeit. Ähnlich wie es heutzutage schon bei der LufthansaLuxus-Lounge Service (bei dem der Besitz eines Privatjets so gut wie möglich simuliert wird) zu beobachten ist, könnten noch viel mehr Dienstleistungen einen Besitz von materiellen Statussymbolen simulieren. 31 Ausblicke Dies widerstrebt der vorherrschenden Vorstellung, dass der Besitz von Produkte stark an deren Statussymbolik geknüpft ist, kehrt man diesen Sachverhalt jedoch um, so entsteht daraus wieder eine Stärke. D.h. basiert ein Service auf materielle Statussymbole, die nur durch diesen Service zugänglich sind, so wird dieses “Nichtbesitzen” wieder gesellschaftlich angesehen. (vgl. auch “Kreditkarte”) Auch der Bereich “Interaktion” im Service eröffnet ein weites Spektrum an Ansatzpunkte zu Verbesserung einer Dienstleistung im Hinblick auf ihre Statussymbolik. Neben der Gestaltung/Normierung von zwischenmenschlicher Interaktion und Kommunikation, bedarf auch die Dienstleistung als Ganzes einer Gestaltung hinsichtlich ihrer Interaktions- und Kommunikationfähigkeit. Leitende Fragen zu diesem Thema könnten sein: Wie riecht luxuriöser, bzw. statushoher Service? Wie fühlt er sich an? Wie hört er sich an? 32 33 34 Quellen und Weiterführendes Literatur [Statussymbol 1] vgl. Statussymbole, Peter Lauster, 1975 [Status] vgl. Status und Scham, Sighard Neckel, 1991 [Produktsprache] vgl. Design als Produktsprache, Dagmar Steffen, 2000 [Dienstleistung 1] vgl. Dienstleistung – Der dynamische Sektor, HansJörg Bullinger, Heinz Murmann, 1999 [Dienstleistung 2] vgl. Dienstleistung braucht Design, Erlhoff, Mager, Manzini, 1997 [Zukunft] vgl. Die Zukunft der Dienstleistung, Klaus Mangold, 1997 [Heraldik 1] vgl. Das bedingte Leben, Friedrich W. Heubach, 1987 [Interaktion] vgl. Dienstleistungsmanagement, Bruhn/Stauss, 2001 35 Quellen und Weiterführendes Internet [Bahn] http://www.bahn.de/pv/view/angebote/baca/bahncomfort.shtml [Dienstleistungsgesellschaft] vgl. http://www.bpb.de/popup_druckversion.html?gui d=08971220264316129563104253967949 [Drei-Sektoren-Hypothese] http://de.wikipedia.org/wiki/Drei-Sektoren-Hypothese [Esprit] http://www.esprit-club.com [Sozialstruktur] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialstruktur [Schichttheorie] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Klassenmodell_ nach_Engel%2C_Blackwell_und_Kollat [Leistungsgesellschaft] vgl. http://www.wirtschaftundschule.de/Lexikon/L/ Leistungsgesellschaft.html [Statussymbol 2] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Statussymbol [Macht] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Macht [Sender- Empfänger] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/SenderEmpf%C3%A4nger-Modell 36 Quellen und Weiterführendes [Sinus] vgl. http://www.sinus-sociovision.de [Heraldik 2] http://de.wikipedia.org/wiki/Heraldik [Handy] http://www.innovations-report.de/html/berichte/kommunikation_medien/bericht-40068.html [Maybach] http://www.eva-award.de/html/content/events2002/ P2_K2.html [Luxus Lounge] http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/ meldungen/?id=532393 37