Zum Jubiläum Ihre Gesundheit in guten Händen. 100 Jahre
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Zum Jubiläum Ihre Gesundheit in guten Händen. 100 Jahre
Zum Jubiläum Ihre Gesundheit in guten Händen. 100 Jahre Rheumatologie. Einleitung E s mag etwas vermessen erscheinen, unsere Rheumatologie und das Physikalische Institut historisch als logische Nachfolgeinstitution einer alten Bädertradition in Winterthur zu betrachten. Tatsächlich kann aber Winterthur, wie Dr. med. Urs Leo Gantenbein in seinem Buch «Schwitzkur und Angstschweiss» schreibt, auf eine lange Tradition von Heilbädern zurückblicken. So lässt sich die erste Badstube urkundlich im 14. Jahrhundert nachweisen. Der Herzog Albrecht von Österreich erteilte selber das Privileg, eine Badstube zu errichten. Im 17. Jahrhundert galt Winterthur als ein Badeort, der von weither Kurgäste anzuziehen vermochte. Der Badebetrieb wurde noch bis um 1850 aufrechterhalten. Dr. med. Roland Rüdt Chefarzt Am Anfang stand das Hydrotherapeutische Institut Am 1. Juli 1909 konnte am Kantonsspital Winterthur das Hydrotherapeutische Institut dem Betrieb übergeben werden. Erstellt wurde das Institut aus dem Stauberschen Legat. Sponsoring war also damals schon möglich. Dr. med. Arnold Studer, praktischer Arzt in Winterthur, war der erste Leitende Arzt. Auch ein Dauerbad wurde aus dem Stauberschen Legat eingerichtet, das 1910 zur Verfügung stand. 1912 kam ein Sprudelbad dazu. 1916 trat Dr. Studer aus gesundheitlichen Gründen zurück, und die Physikalische Therapie wurde vorübergehend von der Medizinischen Abteilung betreut. Vielfältiges Therapieangebot Das Therapieangebot wurde laufend ausgebaut auf Elektrisieren, Galvanisieren, Fango, Fussbäder, Glühlichtbäder, Heissluft-, Kleiebäder, Kohlensäure- und Solbäder, Ganz- und Teilmassage, Schwefel- und Vollbäder. Schliesslich wurden 1927 eine Bademeisterin und ein Masseur eingestellt. Bereits 1938 kündigte sich die aktive Bewegungstherapie als künftige Entwicklung an, und Turnen respektive Heilgymnastik wurde als Behandlungsmethode aufgenommen. Als Ergänzung wurde eine Anlage für Kneippanwendungen installiert. Weitere Meilensteine 1945 wurde das Institut in «Abteilung für Physikalische Medizin» umbenannt. 1958 konnten die Räume des neuen Behandlungstraktes bezogen werden, und die physikalische Abteilung wurde selbständig. 1968 erhielt die Rheumaabteilung eine eigene Bettenstation mit 14 Betten, die 1970 auf 30 Betten erweitert wurde. Ab 1976 war Dr. med. Heinz Hunziker vollamtlicher Chefarzt der Rheumaklinik und des Instituts für Physikalische Therapie. Dr. Hunziker war Chefarzt bis 1985. Sein Nachfolger wurde Dr. med. Roland Rüdt, der die Klinik und das Institut für Physiotherapie seither leitet. Anlässlich einer umfassenden Renovation des Hochhauses wurde 1997 die Bettenstation von 30 auf 24 Betten reduziert. Moderne Infrastruktur im Behandlungstrakt Nach jahrelanger provisorischer Unterbringung im Osttrakt und in Containern vor dem Hochhaus konnten die Physiotherapie und die Rheumapoliklinik im Sommer 2006 den erweiterten und umgebauten Behandlungstrakt beziehen. Im September 2007 wurde in einem Erweiterungsbau das moderne Therapiebad inkl. Therapiewannen und Kneippanlage eingeweiht. Meilensteine 1909 wurde das Hydrotherapeutische Institut am Kantonsspital Winterthur in Betrieb genommen. 1945 wurde das Institut in «Abteilung für Physikalische Medizin» umbenannt. 1958 konnten die Räume des neuen Behandlungstraktes bezogen werden, und die physikalische Abteilung wurde selbständig. Vollamtlicher Chefarzt der Rheumaklinik und des Instituts für Physikalische Therapie war ab 1976 Dr. med. Heinz Hunziker. 1986 über- nahm Dr. med. Roland Rüdt seine Nachfolge. In einem Erweiterungsbau wurde 2007 das moderne Therapiebad inklusive Therapie- wannen und Kneippanlage eingeweiht. Rückblick auf die medikamentöse Therapie rheumatischer Erkrankungen Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen hat in diesen 100 Jahren eine enorme Entwicklung erfahren. Besonders die Therapie mittels neu entwickelter Medikamente bei entzündlichen rheumatischen Krankheiten hat seit den 1980er Jahren neue Wege eröffnet, die Schmerzen und Entzündungen der Gelenke für die Patienten endlich deutlich und bleibend reduzieren können. Gold als Heilmittel? Es ist für uns heute kaum fassbar, dass zu Anfang des 20. Jahrhunderts einzig Colchizin gegen Gichtattacken und Aspirin (Salizylat aus der Weidenrinde) zur Verfügung standen. Ab 1913 wurden Goldsalze mit einigem Erfolg bei Tuberkulose eingesetzt. In der irrtümlichen Annahme, dass die chronische Polyarthritis eine Art Tuberkulose sei, wurden Goldsalze auch bei dieser Krankheit verwendet. Trotz falscher Hypothese profitierten 70 bis 80 Prozent der behandelten Patienten davon, und so etablierte sich die Goldtherapie über Jahre als Standardtherapie, wobei die Goldsalze zunächst in Spritzenform und später auch als Tablette abgegeben wurden. Kortison zeigt Nebenwirkungen Die Einführung des Kortisons in die Behandlung der chronischen Polyarthritis und verwandter Krankheiten Ende der 1940er Jahre liess die Bedeutung der Goldsalze vorübergehend zurückgehen. Die schnellen und eindrücklichen Wirkungen von Kortison erschienen wie ein Wunder, und zuerst vermutete man, dass sogar Heilung möglich sei. Umso herber war die Enttäuschung, als sich beim Kortisoneinsatz über Monate und Jahre ernsthafte Nebenwirkungen zeigten. Die Zerstörung der Gelenke konnte auch nicht vermieden werden. Fortan erfolgte der Kortisoneinsatz gezielt und möglichst über kurze Zeit. Breite Behandlungspalette Weitere Meilensteine waren Medikamente wie D-Penicillamin, Salazopyrin und Anti-Malaria-Mittel. Alle diese Substanzen sind wirksam, obwohl sie ursprünglich aufgrund falscher Annahmen eingesetzt wurden. In dieser Zeit wurden auch verschiedene sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika entwickelt, die bei Arthrose- und Arthritisbeschwerden schnelle Wirkung zeigen und Aspirin zunehmend ersetzten. Eine weitere Station bei der Erweiterung der Behandlungspalette war die Einführung verschiedener Medikamente aus der Tumorbehandlung, die niedrig dosiert bei entzündlichen Rheumaerkrankungen sehr wirksam sind. Als Beispiele seien Methotrexat und Azathioprin erwähnt. Wichtiger Entwicklungsschritt mit Biologica Einen Quantensprung in der Therapie bedeutete die Entwicklung von sogenannten Biologica seit den späten 1980er Jahren. Diese Medikamente sind das Resultat jahrelanger Grundlagenforschung im Bereich Entzündung. Sie greifen ganz gezielt in die Kaskade der Entzündungsvorgänge rund um die Gelenke ein. Die Patienten, die erfolgreich behandelt wurden, berichten über einen deutlichen Rückgang der Gelenkschwellungen und -schmerzen sowie über ein deutlich besseres Allgemeinbefinden. Auch diese Medikamente haben teilweise Nebenwirkungen. Die Infektabwehr wird geschwächt, und die Patienten müssen deshalb konsequent überwacht werden. Erste Biologica waren die TNF-Alpha-Antikörper. Inzwischen folgen fast alle paar Monate neue Biologica, die gegen andere Zytokine wirken. Als Resultat ausgedehnter Entwicklungsarbeiten sind sie sehr teuer. Die Entwicklung geht weiter Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass sich die Behandlung der entzündlichen rheumatischen Erkrankungen und teilweise der degenerativen Erkrankungen in den letzten Jahren deutlich gewandelt und verbessert hat. Wir verfügen über mehr wirksame Medikamente. Angesichts der heutigen intensiven Forschung ist mit weiteren wirksamen Medikamenten in kurzen Zeitabständen zu rechnen. Rheumatologie und Institut für Physiotherapie heute Die Rheumatologie betreibt im Hochhaus 24 Betten für stationäre Patienten. Behandelt werden Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Dieser Kreis ist sehr gross, betrifft er doch alle Erkrankungen des Bewegungsapparates ausser Verletzungen oder degenerative Erkrankungen, die operativ versorgt werden müssen. Häufige Leiden sind Rückenerkrankungen, speziell Bandscheibenprobleme und zunehmend ausgeprägte Abnutzungserscheinungen, Osteoporose, Arthrosen verschiedener Gelenke, entzündliche Erkrankungen der Gelenke, der Muskulatur, kleiner Gefässe und damit verbunden auch Erkrankungen von lebenswichtigen Organen. Im ambulanten Bereich werden in der Poliklinik Patienten nachbetreut und abgeklärt. Dabei können wir im Kantonsspital Winterthur auf breite Abklärungsmöglichkeiten zurückgreifen. Nach der Abklärung und der Diagnosestellung erfolgt eine medikamentöse Therapie, ergänzt durch die physiotherapeutische Behandlung. Längere Behandlungen erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt. Bei chronischen Schmerzen und psychosomatischen Leiden arbeiten wir mit unserem Schmerzzentrum und der IPW (Integrierte Psychiatrie Winterthur) zusammen. Das Institut für Physiotherapie bietet alle anerkannten Behandlungen an. Im Vordergrund stehen heute aktive oder aktivierende Therapien wie Gymnastik, Bewegungstherapie ausgewählter Gelenke, manuelle Medizin, medizinische Trainingstherapie, Herz- und Lungenrehabilitation, Rückbildungsturnen und Inkontinenztraining, Bobath-Therapie und Wassertherapie. Passive Therapien wie Wickel, Parafango, Wärme, Eis, Elektrotherapie in verschiedenen Formen, Massage, Lymphdrainage, Bindegewebsmassage, Extensionen und Kneippanwendungen haben nach wie vor ihre Bedeutung. Anwendungen Das Institut für Physiotherapie bietet alle anerkannten Behandlungen an. Im Vordergrund stehen heute aktive oder aktivierende Therapien wie Gymnastik, Bewegungstherapie ausgewählter Gelenke, manuelle Medizin, medizinische Trainingstherapie, Herz- und Lungenrehabilitation, Rückbildungsturnen und Inkontinenztraining, Bobath-Therapie und Wassertherapie. Passive Therapien wie Wickel, Parafango, Wärme, Eis, Elektrotherapie in verschiedenen Formen, Massage, Lymphdrainage, Bindegewebsmassage, Extensionen und Kneippanwendungen haben nach wie vor ihre Bedeutung. Das Physiotherapie-Team (Mai 2009) KANTONSSPITAL WINTERTHUR Rheumaklinik und Institut für Physiotherapie Brauerstrasse 15 CH-8401 Winterthur Tel. 052 266 28 52 Fax 052 266 45 08 E-Mail [email protected] www.ksw.ch Impressum Herausgeber: Kantonsspital Winterthur | Gestaltung: Infel AG, Zürich | Fotos: Jost Hofmann, Kantonale Denkmalpflege Zürich, Fotoarchiv. Wir danken Hans Lerchmüller für seine Unterstützung | Text: Dr. med. Roland Rüdt | Druck: Mattenbach AG, Winterthur | Auflage: 2000 Explare | Nachdruck auch auszugsweise nur mit Erlaubnis der Redaktion. myclimate.org / natureOffice.ch / CH-150-531219