Forstamt NZZ 5.4.2014

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Forstamt NZZ 5.4.2014
NZZ – 5. April 2014
Der Wald in Licht und Schatten
Winterthur feiert 200 Jahre Stadtforstamt flo.
Im April 1814 hatte der Stadtrat Andreas Weidmann zum ersten Winterthurer Stadtforstmeister gewählt. Der Wald
steckte in der Krise; Kahlschläge waren üblich, Überschwemmungen die Folge. Weidmann musste eine
systematische Bewirtschaftung aufbauen, um den ausgeplünderten Forst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Auf Dauer sollte jedes Jahr nur so viel Holz geschlagen werden, wie wieder nachwachsen kann. Dieser
Nachhaltigkeit fühlte sich Stadtforstmeister Weidmann genauso verpflichtet wie alle seine Nachfolger.
Modernisierungsschübe
Der erste Stadtforstmeister genoss seine Ausbildung noch in Deutschland, erst 1855 entstand die Abteilung für
Forstwirtschaft an der ETH. Der Bedarf an Forstingenieuren war eines der Hauptmotive für die Gründung des
Polytechnikums. Vor kurzem wurde die Abteilung aufgelöst, nun sollen es Umweltnaturwissenschafter richten. Zur
Jubiläumsfeier im Eschenberg hat Werkvorstand Matthias Gfeller am Freitag bejahrte Schriften aus seiner
Hausbibliothek in den Wald getragen und daraus Erbauliches zur weitgehend waldgesäumten Eulachstadt
vorgelesen. Der amtierende und zehnte Winterthurer Stadtforstmeister Beat Kunz zeigte auf, wie umfassend sich
die Forstwirtschaft seit 1814 veränderte. Damals arbeiteten in den Schweizer Wäldern lauter Ungelernte.
Dementsprechend häufig waren schwere Unfälle. Noch in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts
beschäftigte das Forstamt Winterthur 10 Beamte, 6 ständige Arbeiter, gegen 100 Hilfsarbeiter und bis zu 25
Hilfsarbeiterinnen. Heute sind es laut Kunz bei gleicher Waldfläche noch insgesamt 20 Personen sowie Aushilfen.
Möglich wurde die Rationalisierung durch Ausbildung und Mechanisierung. In den 1960er Jahren schlossen die
ersten Forstwarte ihre Ausbildung ab, in dieser Zeit tauchten auch die ersten Motorsägen auf. Es folgten nach
und nach mobile Entrindung, Maschinen mit Greifzange und Vollernter. Erleichtert werden Waldarbeit und
Holzhandel heute auch durch die Informatik.
Verhalten positiver Ausblick
Im Ausblick zeigte sich Kunz optimistisch, aber nicht sorglos. Nebst Stichwörtern wie Eschenwelke und
Bodenversauerung nannte er auch den Laubholzbockkäfer, dessen Eindringen in den Wald zur Katastrophe
würde. Dem stehe aber ein wachsendes Bewusstsein für den Wert des Forstes gegenüber, gestärkt auch durch
die zunehmende Bedeutung als Lieferant von nachwachsender Energie. Das Jubiläum wird unter dem Titel
«Waldzeit» begleitet von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur. Präsident Peter Lippuner kündigte
unter anderem ein Buch von Michael Wiesner (Vernissage am 13. Mai) und eine dreitägige Ausstellung auf dem
Neumarkt (23. bis 25. Mai) an.

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