Augen auf! - Evangelische Kirche Stuttgart

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Augen auf! - Evangelische Kirche Stuttgart
April 2014 | Nr. 62
Licht, Luft und Luken
Ein Rundgang durch den
Hospitalhof-Neubau. Seite 3
Rhythmen und
Perspektiven
Wie der Hospitalhof Bildung versteht.
Seite 7
Hand in Hand
Vernetzt: Die Erwachsenenbildung
in Stuttgart. Seite 10
Augen auf!
Der neue Hospitalhof öffnet
Dekan Søren Schwesig [Foto: privat]
2|3
Volles Programm zur Eröffnung
Das Evangelische Bildungszentrum startet im neuen
Hospitalhof mit einer Woche voller Überraschungen
E
s ist soweit: Mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt
feiert die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart am 27.
April 2014 ab 16 Uhr die Wiedereröffnung des Hospitalhofs.
Liebe Leserin, lieber Leser,
endlich ist es so weit. Nach zwei­
jähriger Bauzeit und vielen Jahren
der Planung wird in wenigen Wo­
chen der neue Hospitalhof eröffnet.
Es kommt nicht alle Tage vor, dass
die evangelische Kirche über 20
Millionen Euro in ein neues Haus
investiert. Es kommt auch nicht
alle Tage vor, dass ein neues Haus
eine so hervorragende Architek­
tur hat. Eine Architektur, die den
inspirierenden Inhalten des Hauses
bestens zuarbeitet.
In zweijähriger Bauzeit entstand das neue
Bildungs- und Verwaltungszentrum der
Evangelischen Kirche am gewohnten Ort
im Herzen der Stadt. Es beherbergt neben lichtdurchfluteten Vortrags- und Seminarräumen auch die modernen Büros
zahlreicher Dienststellen von Gesamtkirchengemeinde und Landeskirche und ist
Tagungsort der Landessynode.
Der neue Hospitalhof stellt sich mit einer
Eröffnungswoche vom 28. April bis zum 4.
cher macht“. Beide Vorträge beginnen um
19 Uhr.
Zu den kulturellen Höhepunkten gehören
eine theatralische Hospitalhofführung
mit dem teatro piccolo am 28. April, das
Konzert des Notos Quartetts am 2. Mai
und der Auftritt des Kabarett-Duos „Die
Vorletzten“ mit Stadtdekan Søren Schwesig am 3. Mai. Diese Abendveranstaltungen beginnen um 20 Uhr.
Der Hospitalhof ist bekannt als Bil­
dungs-Haus. Bildung ist von Anfang
an ein Herzensanliegen der evange­
lischen Kirche. Wobei mit Bildung
weniger die Ansammlung von Wissen
zur Selbst- und Karriereoptimierung
gemeint ist. Es geht um eine Bildung,
die uns hilft, uns auf der Grundlage
des Evangeliums in einer komplizier­
ten Welt zu orientieren.
Besonders beeindruckend am neuen
Hospitalhof sind seine Fenster und
der Innenhof. Die Botschaft heißt:
Licht und frische Ideen rein, den
Blick weiten. Der Hospitalhof ist
kein „Elfenbeinturm“, sondern steht
mitten im Leben. Ein evangelisches
Zentrum für Begegnung und Spiritu­
alität, Verwaltung und Entscheidung
– für Stadt und Region. Ich freue
mich, dass auch mein Dekanatamt
nun den Sitz im Hospitalhof hat.
Der Hospitalhof – das sind auch
seine Menschen. Sie lernen in die­
sem Heft seine Gestalterinnen und
Akteure kennen. Und wie immer
gibt es Infos, Tipps und Hinter­
gründe aus dem Kirchenkreis.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Stadtdekan Søren Schwesig
Nehmen Sie Platz! Kurz vor der Eröffnung hat Thomas Rathay [Fotos] den Hospitalhof erkundet.
Mai in vielfältiger Weise vor – mit Rundgängen durchs Haus, Gottesdiensten,
Vorträgen, Diskussionen und Schnupperkursen. Pierre Stutz, Spiritualitätslehrer
aus der Schweiz, spricht am 29. April über
„Das Glück der Unvollkommenheit“ und
Prof. Dr. Mathias Binswanger erläutert
am 1. Mai „Die Tretmühlen des Glücks.
Warum mehr Einkommen nicht glückli-
Ausgiebig gefeiert wird am 30. April beim
Tanz in den Mai im lauschigen Innenhof
des neuen Gebäudeensembles. Das gesamte Programm der Eröffnungswoche
finden Sie im Internet unter www.hospitalhof.de oder im neugestalteten Programmheft, das in allen evangelischen
Kirchengemeinden und an vielen Stellen
in der Stadt ausliegt.
Rolf Ahlrichs
„Bildung im besten Sinn“ - Gruß von Prälat Ulrich Mack
Das Bildungszentrum unserer Kirche strahlt im frischen Glanz. Ich gratu­
liere herzlich. Viele Menschen sollen hier etwas vom Glanz eines fröhlichen
Glaubens erfahren. Sie können im besten Sinn gebildet werden: sich als
Bild Gottes verstehen und ein Bild davon bekommen, was Christ sein heißt.
Dazu wünsche ich allen, die im neuen Hospitalhof gestalten und verwalten,
immer wieder frische Kraft in Gottes Segen.
Prälat Ulrich Mack, Evang. Landeskirche in Württemberg
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Licht, Luft und Luken
Ein Rundgang durch den Hospitalhof-Neubau
D
ie Stuttgarter genießen den Frühling. Arno Lederer auch – doch der Architekt ist ganz froh, dass die
Bäume an der Hospital- und Büchsenstraße an diesem sonnigen Mittwoch im März noch kein Laub
tragen. Denn so gewähren sie freie Sicht auf den neuen Hospitalhof und die Hospitalkirche.
Wer aufmerksam hinschaut, bemerkt: Der Gebäudekomplex liegt
schräg, leicht verdreht im Stadtraum. Das ist Absicht, versteht sich:
Die Kirche ist – wie bei Kirchen
üblich – „geostet“, also nach Osten
ausgerichtet. „Das wollten wir aufgreifen“, erklärt Lederer. „Wir“, das
ist das Büro Lederer, Ragnarsdóttir,
Oei, das 2009 den ausgeschriebenen
Wettbewerb gewonnen hat. Anfang
2012 begannen die Bauarbeiten,
und jetzt, gut zwei Jahre später, ist
der Hospitalhof-Neubau fertig.
Er vereint nicht nur unterschiedliche
Funktionen von Kirche, Bildungsstätte, Versammlungsort und Verwaltung.
Er erinnert auch an das Kloster, das
einst hier stand. Die Fassade der Hospitalkirche wurde verlängert, zeigt die
Größe der ursprünglichen Kirche, die
im Krieg zerstört wurde. SäulenbuWeit, klar, mit Lichtwelle: Architekt Lederer und Leiterin Renninger im großen Saal [Fotos: Thomas Rathay]
chen stehen im Hof, „genau dort, wo
früher die Säulen der Kirche waren“, erklärt
Es ist seltsam, was Architektur im Men- Was das Haus mit einem macht, möge
Lederer. Zwischen die Bäume soll noch das schen auslösen kann. Weit und ganz klar getrost jeder selbst herausfinden. Es ist
alte Taufbecken gesetzt werden. Schön und wird der Kopf und lässt der Seele Raum. nämlich jeder eingeladen, zu Veranstalzweckdienlich gleichermaßen: Im Hof sol- Das Gewusel der Stadt und das Summen tungen natürlich, aber auch einfach so.
len auch Gottesdienste abgehalten werden der Gedanken, sie verstummen. Vielleicht Wer seine Mittagspause im Innenhof oder
können. Der Hof ist ein Ort des Lebens und liegt es an den Linien, schnörkellos, aber im Gebäude verbringen möchte, darf
der Rast – das Gebäude ebenso.
trotzdem nicht hart und immer wieder das jederzeit tun. Drinnen wie draußen
unvermutet
ge- gibt es „Orte
schwungen. An den der Rast“, sagt
klaren Farben, weiß, HospitalhofleiMonika
schwarz und grau, terin
aber nicht die Spur Renninger – für
trist. Dem strah- Pausenmacher
lenden Rot des Bo- aus dem Quardens, das vom Son- tier, Seminarnenlicht reflektiert teilnehmer und
unter anderem den Mitarbeitende.
Salon und die bei- Kommunikative
den Säle in rosigen Rast-Orte wie
Licht: Treppenaufgang zum Saal
Schimmer taucht. die Foyers, die
An der Weite, die an Kreuzgänge
viele ruhige Nischen erinnern. Oder ruhige Rast-Orte wie Sitzin sich birgt. Viel- bänke in Fensternischen. Selbst Nischen
leicht liegt es an und Treppenhaus sind hell und weit.
allem.
>>> Fortsetzung nächste Seite >>>
„Rast-Ort“: Leiterin Monika Renninger testet die Fensternische
4|5
>>> Fortsetzung >>>
„Der Mensch braucht Licht und Luft zum
Atmen – und allenfalls gelegentlich einen
Beamer“, sagt Lederer. Oder: „Eine Treppe muss nach oben heller
werden, dann geht man
gerne hoch. Wie ein Marienkäfer am Finger.“ Der
Mann macht keine unnützen Worte – aber wenn er
etwas sagt, dann fängt man
an, seine Architekturstudenten zu beneiden. Und zu
verstehen, warum sich der
Raum um einen herum so
gut anfühlt.
den Seiten Licht einfällt – aber so, dass
Künstler oder Redner auf der Bühne nicht
im Gegenlicht stehen. Das Tageslicht fin-
Das gilt auch für das repräsentative Herzstück des
Hospitalhofs: den großen
Saal. Hier wird endlich klar,
was es mit den „Löchern“
im Deckblatt des neuen
Programms auf sich hat
(s. Seite 9): 39 Lichtaugen
zieren die Wand hinter der
Bühne, angeordnet in drei
Architektur-Detail
Reihen. Die Frage nach dem
Huhn und dem Ei ist schnell
geklärt. „Architekten haben halt manch- det außerdem noch an anderen Stellen in
mal so Ideen...“, meint Lederer. Praktisch, den Saal, vor allem von oben, vom Scheiwenn sie sich wie in diesem Fall bestens tel der gewölbten Decke. Der Saal, der
inhaltlich aufgreifen lassen und einen der einschließlich der aufgehängten Galerie
Hospitalhof-Grundgedanken anschaulich 850 Menschen Platz bietet, ist „kein Mumacht: die Vielfalt von Standpunkten, siksaal“, erklärt Lederer, „er ist nicht nur
das Zulassen von Meinungen.
Richtung Bühne ausgerichtet. Hier tagt
auch die Landessynode, das „Parlament“
Jemand drückt auf den Touchscreen, die der evangelischen Kirche – und zwar im
Luken schließen sich. Im Dunkeln stehen Kreis sitzend. Deshalb musste möglichst
wir dennoch nicht. Die Lichtaugen sind viel Tageslicht in die Saalmitte. Und desso konstruiert, dass auch jetzt noch an halb ist „der Saal für Sprache gemacht“,
sagt der Architekt. Die hölzerne Deckenschale sorgt für einen „trockenen“ Klang,
verwirbelt den Schall so, dass er nur rund
eine Sekunde nachhallt. Für Kammerorchester und dergleichen funktioniert das
auch, für große Orchester nicht.
Tageslicht flutet den großen Saal
Je mehr man sich einlässt auf diesen
Raum, desto mehr Details entdeckt man.
Zum Beispiel die Leuchten aus Messingringen. „Die haben wir selber gemacht“,
meint Lederer. Denn das Budget war mit
23 Millionen Euro nicht klein, aber eben
beschränkt. Grenzen wiederum, sind sie
nicht zu eng gesteckt, fördern bekanntlich die Kreativität.
Das Bildungszentrum geht
nun neu an den Start, die
Räume füllen sich mit Leben. Ganz fertig ist der
Hospitalhof-Komplex aber
noch nicht: Die Hospitalkirche soll saniert werden. Das
Architekten-Büro Lederer,
Ragnarsdóttir und Oei hat
bereits einen Entwurf angefertigt. Was auch noch
fehlt: der Hospitalplatz. Im
Spätsommer sollen die Arbeiten endlich beginnen,
bis etwa Mai 2015 soll der
Platz fertig sein und allein
den Fußgängern gehören.
Auch wenn die Bäume rund
um den Hospitalhof und die
Kirche Laub tragen: Wer
genau hinschauen möchte,
der tritt dazu künftig vom
Verkehr ungestört einfach
ein paar Schritte zurück.
Oder besser: Tritt ein.
Laura Köhlmann
Die Lichtaugen-Wand
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Raum für freies Denken
Wie Hospitalhof und Hospitalviertel zusammenhängen
S
ie sind nicht nur namentlich verbunden, der Hospitalhof und das Hospitalviertel. Das Bildungszentrum
liegt mitten drin in diesem Quartier, in dem sich ebenfalls jede Menge tut. Eberhard Schwarz, Pfarrer der
Hospitalkirche und der Citykirchen sowie Vorsitzender des Vereins Forum Hospitalviertel, erklärt, wie Gebäude
und Viertel zusammenhängen – und was Bildung, Politik und Spiritualität miteinander zu tun haben.
Was zeichnet die Hospital-Gemeinde und das Hospital­
viertel aus?
Eberhard Schwarz: Das Hospitalviertel ist ein Quartier mitten
im Umbruch. Aus dem Dienstleistungsquartier, das nach dem
Krieg entstanden ist, wird ein lebendiges Viertel, in dem Kultur,
Bildung und Wohnen eine große Rolle spielen. Das Hospitalviertel ist ein exemplarischer Ort, der zeigt, wie die Stadt sich
entwickelt. Es wird viel gebaut, und wir vom Forum Hospitalviertel entwickeln die Gemeinwesen-Arbeit, vernetzen die Interessen von Anwohnern, Geschäftsinhabern und Institutionen.
Welche Bedeutung hat der Hospitalhof für das Viertel –
und umgekehrt?
Schwarz: Das Quartier ist ein Abbild der neuen Bürgergesellschaft, die auch zunehmend international wird – und die
Bildungsarbeit muss das mitentwickeln. Dazu gehören gemeinsame Projekte, Nachhaltigkeitsthemen und Kommunikation.
Im neuen Programm haben wir beispielsweise einen Workshop
zum Thema Gentrifizierung mit Stadtplanungsverantwortlichen
und Leuten aus Gemeinden, die Erfahrungen einbringen.
Sie wollen also nicht nur informieren, sondern auch kon­
krete Veränderungen anschieben?
Schwarz: Über den klassischen Bildungsauftrag hinaus ist
das die Grundidee des neuen Hospitalhofs. Es war eine gute
Entscheidung der evangelischen Kirche, mitten in der Stadt ein
zentrales Haus zu bauen, in dem auch Stadt-, Regional- und
Landespolitik diskutiert werden können. Der Hospitalhof ist ein
politischer Ort. Und natürlich auch ein spiritueller Ort.
Inwiefern passt das zusammen?
Schwarz: Wer politisch denkt, muss über sich selbst hinaus denken können und daran, dass er eine gesellschaftliche Verantwortung hat. Um zu denken, muss man auch Freiräume haben.
Das Hospitalhof-Ensemble schafft einen freien Raum, um klarer
zu denken und zu leben.
Wie wichtig ist die Hospitalkirche für den Hospitalhof
und die Innenstadt?
Schwarz: Ein Alleinstellungsmerkmal des Hospitalhofs ist, dass
Bildung und Spiritualität verbunden sind – das würde ohne die
Kirche – deren Schwerpunkt ja im Übrigen auch Bildungs- und
Kulturthemen sind – nicht funktionieren. Kirchen wiederum
funktionieren dann, wenn sie lebendige Orte sind. Deshalb ist
es sinnvoll, dass an der Hospitalkirche ein Gemeindeleben stattfindet, das ein ganz besonderes, „buntes“ ist, mit ganz unterschiedlichen Menschen.
Fragen: Laura Köhlmann
Broschüre zur Architektur des neuen Hospitalhofs
Wer vom großen Saal des Hospitalhofs in
den Innenhof und auf die Hospitalkirche
mit der Südmauer des historischen Kirchenschiffs blickt, spürt die historische
Bedeutung dieses Ortes. Die Mauer erinnert an das ehemalige Stuttgarter Dominikanerkloster mit dem Auftrag, Bildung
und Spiritualität in Stadt und Land zu
bringen.
Der neue Hospitalhof greift die inhaltliche und architektonische Verbindung
von Kirche und Hospitalhof, ergänzt um
das Verwaltungsgebäude, wieder auf.
Mit diesem klösterlichen Grundriss des
Gesamtensembles, den die Architekten
Lederer, Ragnarsdóttir und Oei leicht
versetzt in die Fläche des Areals gedreht
haben, ist ein Ort neu definiert, der im
besten Sinne „aus dem Rahmen fällt“.
Eine Broschüre erläutert die wechselvolle
Geschichte des Hospitalhofs und die architektonische und städtebauliche Idee
des Neubaus. Sie enthält Fotos, Pläne und
zahlreiche persönliche Grüße der mit dem
Bau betrauten Personen. Übrigens: Viele
der „Grüße“ in diesem IN sind der Broschüre entnommen. Dort finden Sie mehr
davon.
Die Broschüre „Der neue Hospitalhof“
kann ab Ende April unter [email protected] zum Preis von 5 Euro (Schutzgebühr) bestellt werden. Rolf Ahlrichs
Gruß von Susanne Aichem
Der Hospitalhof ­— eine vertraute
Anlaufstelle, interessante und
informative Veranstaltungen,
Lebenshilfe, Austausch und Zu­
sammenarbeit mit engagierten und
netten Leuten, gemeinsame Ini­
tiative, sinnstiftende Aufgaben...
dass alles so bleiben möge, das
wünsche ich dem neuen Hospital­
hof.
Susanne Aichem, Vorsitzende
Freundeskreis Hospitalhof
6|7
Vom Acker zur Boulevardmeile
Die bewegte Geschichte des Hospitalviertels
Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs
wurde die Hospitalkirche schwer beschädigt. Die heutige Kirche ist nur der Chor
des einstigen Gotteshauses. Das Hospitalviertel entstand nach dem Krieg neu.
Die einstige Wohnstadt
wandelte sich zu einem
Büro- und Geschäftszentrum – das nun
allerdings nicht mehr
Graf Ulrich IV. wies das
bis zur Königsstraße
Gelände als Neubaugereichte, sondern nur
biet aus, die neue Vornoch bis zur Theodorstadt entwickelte sich.
Heuss-Straße.
Die
Die Kapelle wurde zum
Hauptverkehrsachse
Kloster erweitert, 1493
zerschneidet das histowaren neue Kirche und
rische Viertel. Doch die
Dominikanerkloster ferBoulevardmeile „Theo“
tig. Die neue Vorstadt
entwickelt sich immer
bekam weitere Namen:
mehr zum urbanen
„Unserer lieben FrauRaum. So wächst zuen Vorstadt“ – wegen
sammen, was histoder Kirche, später dann
risch zusammengehört.
„Reiche Vorstadt“, der
Das Hospitalviertel ist
wohlhabenden AnwohDie Architektur nimmt Bezug zur Kirche und zum früheren Kloster [Foto: Rathay]
im Wandel vom verner wegen. Mit dem
ödeten
Dienstleisgeistlichen Mittelpunkt
des Quartiers hatte es schon nach 60 Jahren Ort der Qual: Hunderte politische Gegner tungsquartier hin zu einem lebendigen
ein Ende: Das Kloster wurde 1536 nach Ein- des NS-Regimes wurden inhaftiert. Im Quartier, in dem gewohnt und gearbeitet
führung der Reformation aufgehoben, das Herbst 1938 trieben die Nazis hier die in wird.
Gebäude der Stadt übergeben. Diese brach- Stuttgart und Umgebung lebenden Juden
Laura Köhlmann
te darin ihr Spital unter. So kam das Kind zu polnischer Staatsangehörigkeit zusamseinem Namen. Die Klosterkirche wurde zur men, bevor sie in die Vernichtungslager
Hospitalkirche.
abgeschoben wurden.
Mit der Kirche begann die Geschichte des
Hospitalviertels. Sie ist der Ursprung der
nördlichen Vorstadt. Das erste Gebäude
hier war eine Marienkapelle, die zunächst
auf freiem Felde stand. Am Rande eines
Turnierackers für Ritterspiele, um genau zu
sein.
1894 zog das Bürgerhospital in einen
Neubau, das Stadtpolizeiamt übernahm
das leere Gebäude. Im Dritten Reich wurde das Polizeigefängnis in der Büchsenstraße, die „Büchsenschmiere“, zu einem
„Umzug“ - Gruß von Stadtdekan Søren Schwesig
Es stapeln sich wieder die Kisten vor meinem Büro. Das
Dekanat zieht in den neuen Hospitalhof. Wieder mal ein
Umzug. Für mich als Pfarrer und Pfarrerskind ein ver­
trauter Zustand. Erst vor fünf Monaten ist meine Fami­
lie aus dem Stuttgarter Osten in die neue Dienstwohnung
im Westen umgezogen. Nun also auf ein Neues.
Auch die Mitarbeitenden im Hospitalhof ziehen um. Sie
haben Großes in den letzten Jahren geleistet. Erst der Aus­
zug aus den alten Räumen in die Jägerstraße. Dann ein Ar­
beiten dort unter oft belastenden Bedingungen. Nun heißt
es erneut, alles in Kisten zu verpacken. Ich danke allen
Mitarbeitenden, die mit so großem Langmut diese schwie­
rige Zwischenzeit bewältigt haben. Eine Leistung! Nun der
Umzug zurück, aber diesmal in ein neues Gebäude.
Umzüge lassen mich auch immer über die Kirche nach­
denken. In der Bibel heißt es: Wir haben hier keine blei­
bende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir (Hebr
13,14). Es ist gut, wenn unsere Kirche weiß, dass es ihr
Auftrag ist, mit den Menschen unterwegs zu sein, und
sie sich darum nicht zu sehr in der Beschäftigung mit
Strukturen und Gebäuden verlieren soll. Eine wandernde
Kirche soll sie sein, die ihre Zuversicht allein auf den
setzt, der ihr versprochen hat, mit ihr zu sein.
Es stapeln sich wieder die Kisten. Ich freue mich auf die
neue Zeit, wenn der Umzug geschafft ist.
Søren Schwesig, Stadtdekan
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Rhythmen und Perspektiven
Informieren, diskutieren, selbst denken: Wie der Hospitalhof Bildung versteht
N
eues Gebäude, neue Menschen, neues Pro­
gramm – im April feiert der Hospitalhof seine
Wiedereröffnung. Was bleibt? Was kommt? Und wie
versteht der Hospitalhof eigentlich Bildung? Hospi­
talhofleiterin Monika Renninger und Studienleiter
Rolf Ahlrichs sprechen mit Laura Köhlmann über
inhaltsschwere Löcher, wichtige Rhythmen und
evangelisches Sich-Reiben.
„Es ist nicht alles neu. Aber manches.“ heißt es im Vor­
wort des – allein optisch schon neuen – Hospitalhof-Pro­
gramms. Zunächst die Frage: Was bleibt denn bestehen?
Renninger: Wir setzen weiterhin auf Qualität, Vielfalt, die große
Bandbreite. Alles, was die Menschen an Fragen zu ihrem Leben
haben, bleibt Thema, ebenso Theologie und Spiritualität...
Ahlrichs: ...Kunst und Kultur, Politik und Gesellschaft.
Renninger: Es gibt einige neue Referenten und Seminarleiter,
aber sehr geschätzte Referenten wie etwa Anselm Grün bleiben
natürlich, ebenso geschätzte Kurse wie beispielsweise „Gewaltfreie Kommunikation“, Yoga oder Qigong.
Ahlrichs: Wir haben versucht, vieles vom Bewährten zu erhalten, aber mit neuen Formaten zu versehen.
Das heißt?
Ahlrichs: Dass wir zum Beispiel Yoga und Qigong auch in der
Mittagspause anbieten, als Möglichkeit, sich zu entspannen. Wir
veranstalten Reisen, etwa im September eine Exkursion nach
Hamburg zum Thema Stadtentwicklung und Kirche. Neu ist auch
die Sommerreihe „Summer in the City“, bei der es eine Augustwoche lang jeden Abend ein kreatives Angebot gibt.
Renninger: Denn im Sommer ist hier in Stuttgart echt tote
Hose. Wer nicht im Urlaub ist, kann in dieser Sommerwoche
früher aufhören im Büro und etwas tun, das er schon immer
tun wollte, vom Fotografieren bis zum orientalischen Tanz.
Auch grundsätzlich muss es möglich sein, dass Berufstätige sich
abends mit etwas anderem beschäftigen, deshalb versuchen wir,
die Zeitrhythmen der Gegenwart aufzunehmen.
Ahlrichs: Das heißt, dass die meisten Abendveranstaltungen jetzt
früher stattfinden, von 19 bis 21 statt wie bislang 20 bis 22 Uhr.
Renninger: So muss man nicht erst nach Hause und dann wieder los, und man kommt auch nicht so spät heim. Das kommt
auch Senioren zugute.
Der Hospitalhof war ja mal ein Kloster. Abgesehen von
der Architektur: Hat diese Klostertradition auch inhaltlich
eine Bedeutung?
Ahlrichs: Wir versuchen ganz bewusst, den Tagesrhythmus
des historischen Klosters aufzugreifen. Um 7.45 Uhr gibt es ein
Morgengebet, an dem jeder auf dem Weg zum Büro teilnehmen
Manches ist anders... Interview auf dem Hospitalhof-Dach [Fotos: Thomas Rathay]
kann. Es gibt eine Vormittagspause im Salon, zu der auch alle
eingeladen sind, um eine Pause einzulegen und sich auszutauschen. Und nachmittags wollen wir versuchen, Kaffee anzubieten. Rhythmus und Pause, beides ist wichtig.
Renninger: Der Mensch braucht Rhythmen, Zeiten der Ent- und
Anspannung, des eifrigen Tuns und des Sich-Zeit-Nehmens. Ich
glaube, dass die Arbeitswelt heute sehr bestimmend ist – und
dass es hilft, wenn man aktiv solche Rhythmen setzt. Deshalb
wollen wir auch nicht im Seminarraum bewirten – außer es wird
explizit gewünscht –, sondern im Salon. Geht raus, bewegt euch,
kommt ins Gespräch – dazu wollen wir animieren.
Wie versteht der Hospitalhof Bildung?
Ahlrichs: Das Bildungsverständnis kommt unter anderem in
den Löchern zum Ausdruck, die auf dem Cover des neuen Programmheftes zu sehen sind und die sich auch in der Architektur
des Neubaus wiederfinden. Diese Löcher veranschaulichen: Es
gibt mindestens 39 Perspektiven auf ein Thema. Es gibt nicht
nur „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“, sondern viele Nuancen.
Wir stehen hier dafür, dass es eine Vielzahl an Meinungen gibt
und dass jeder seinen Standpunkt entwickeln kann.
Renninger: Zu unserem Bildungsverständnis gehört auch, Gespräche zu ermöglichen. Man muss wegkommen von der reinen
Wissensvermittlung etwa per klassischem Vortrag, darf nicht nur
Wissen in die Menschen „einfüllen“. Der Hospitalhof hat immer
sehr großen Wert auf Gesprächs- und Diskussionsbereitschaft
gelegt und wird das weiterhin tun.
8|9
Nun gibt es ja oft Dis­
kussionsrunden
zu
fachspezifischen The­
men – denen der NichtFachmann kaum folgen
kann, und sei er noch so
interessiert. Und nicht
jeder hat die Energie,
sich nach einem lan­
gen Arbeitstag noch mit
schwierigen
Themen
auseinanderzusetzen.
Renninger: Unsere Welt
ist heute so kompliziert,
dass es schwierig ist, sich
in manche Bereiche hineinzudenken. Der Hospitalhof wird deshalb weiterhin
versuchen, Fachdiskussionen verständlich zu führen. Wir besprechen das
zum Teil auch im Voraus
mit den Referenten. Der
Hospitalhof soll eine Anlaufstelle sein, um sich zu
orientieren. Es wäre schön,
wenn wir das richtige Gespür für Themen entwickeln, die die Menschen
interessieren.
einrichten, für die Ehrenamtliche zuständig sind.
Ahlrichs: Bei uns engagieren sich ganz viele
Ehrenamtliche in unterschiedlichen
Bereichen
– vom Versand des Programms über Bewirtung
bis zur Generierung von
Themen.
Renninger: Ein Beispiel
für Letzteres ist die Idee
einer
Kinderakademie.
Wir möchten mal eine
Veranstaltungsreihe
zu
geisteswissenschaftlichen
Fragen ausprobieren, zu
Fragen wie: Warum muss
man sterben? Oder: Ist das
Kunst, oder kann das weg?
Was ist denn eigentlich
das Evangelische, das
Christliche am Hospi­
talhofprogramm?
Renninger: Wir setzen uns
mit der biblischen Tradition auseinander, und die ist
ja zum Glück eine dialogische. Die Bibel ist in sich
schon ein Gespräch. Und
im Glauben liegt auch das
Wie entstehen denn die
„Die Bibel ist in sich schon ein Gespräch“
Sich-Reiben, Fragen, AntThemen fürs Programm?
worten und Suchen. Das ist
der
Kern
des
Biblischen
und
damit
der
evangelischen Tradition.
Ahlrichs: Bei der Ideenfindung unterstützt uns der sogenannte
Leitungskreis, dem ehrenamtliche Mitglieder aller Stuttgarter Bildung ist eine reformatorische Herzensangelegenheit. Selber
Gemeinden angehören. Wir treffen uns einmal im Monat und denken, das ist evangelisch, dass man bereit ist, Verantwortung
diskutieren darüber, was für Themen wichtig sind, welche Refe- zu übernehmen, dass man sich eine eigene Meinung bildet und
sich dafür einsetzt.
renten dafür in Frage kämen und so weiter.
Renninger: Der Hospitalhof lebt überhaupt vom Ehrenamt. Eine
unserer Ideen ist gerade, dass wir eine Art Infotheke im Foyer Wen will der Hospitalhof mit seinem Programm erreichen?
Der erste Eindruck - Peter Reif:
Am 21. März war mit der Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats die erste größere Veranstaltung im neuen Hospitalhof. Wir haben Teilnehmer nach ihren Eindrücken gefragt.
Ich habe das Haus zum ersten Mal nach langer Zeit betreten und bin positiv
überrascht über die Freundlichkeit, die das Haus ausstrahlt. Der neue große
Raum wirkt weniger wie ein Plenarsaal, er hat eine angenehme Atmosphä­
re. Die Vertäfelung mit Holz finde ich wunderbar. Ich bin gespannt auf die
anderen Räume.
Peter Reif, Landessynodaler und Vorsitzender MAV Kirchenkreis Stuttgart
Renninger: Wir wollen gerne, dass Jüngere sich wieder dafür interessieren. Aber ich
glaube, es ist ein Vorurteil, dass der Hospitalhof in den letzten Jahren ein älteres
Publikum hatte. Neu ist, dass wir verstärkt
auf jüngere Berufstätige zugehen.
Ahlrichs: Man kann die Frage nicht pauschal beantworten. In der Eröffnungswoche haben wir zum Beispiel spannende
Veranstaltungen für Jugendliche im Programm – aber unsere Zielgruppe sind ja
nicht nur Jugendliche.
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Auch wenn nicht alles umgekrempelt wird mit dem Neu­
start: Ein frischer Wind weht ja schon. Wie wollen Sie es
schaffen, das Stammpublikum nicht zu vergraulen?
Ahlrichs: Das Format des Abendvortrags etwa bleibt erhalten,
viele Referenten und Themen bleiben auch erhalten. Und eine
gute Gesprächssituation werden die langjährigen Besucher hier
ebenfalls weiterhin finden. Wir spüren eine ganz große Offenheit gegenüber dem neuen Haus und uns, das beflügelt uns.
Renninger: Ich glaube auch, die Leute kommen mit viel Neugier
in den neuen Hospitalhof.
Fragen: Laura Köhlmann
„Wir spüren eine große Offenheit gegenüber dem neuen Haus“
Es ist nicht alles neu. Aber manches.
Bewährte Qualität in neuer Optik
D
as erste Programm für den neuen Hospitalhof setzt auf die bewährte Vielfalt, Kontinuität und
Qualität, für die der Hospitalhof steht. Es zeigt sich in neuem Design, birgt auch inhaltlich
einige Überraschungen und nimmt neue Zielgruppen in den Blick.
tags finden Besucher des Hospitalhofs im Salon einen Ort der
Zunächst fällt natürlich das quadratische, farbig gedruckte
Begegnung und des Dialogs bei fair gehandeltem Kaffee. In der
und reich bebilderte Programmheft auf. Die Veranstaltungen
Mittagspause bieten entspannende Angebote kurze Auszeiten
sind örtlich und thematisch sortiert, damit wollen wir die
von einem oftmals hektischen Büroalltag. Kurse und Seminare
Über-sichtlichkeit erhöhen und ein schnelles Zurechtfinden
für Leib und Seele sowie die persönliche
erleichtern. Die Vorderseite des neu
und berufliche Fortbildung gehören nagestalteten Programmhefts nimmt die
türlich weiterhin zu den Schwerpunkten
Lichtaugen auf, die die Architektur
des Hospitalhofs. Philosophische und
des großen Saals prägen. Sie sollen
theologische Themen werden nicht nur
die vielen möglichen Perspektiven und
in Vortragsreihen debattiert, sondern
Zugänge zu einer Frage symbolisieren.
auch bei Exkursionen und Reisen. So
Für uns stehen sie für die leidenschaftleistet eine Psalmenreihe einen Beitrag
lichen Versuche, um Wahrheit und um
zum Psalmenjahr im Kirchenkreis StuttEindeutigkeit zu ringen; für die Bereitgart, eine Reise nach Hamburg setzt
schaft, Antworten zu suchen und dabei
sich mit Stadtentwicklung und Kirchen
neue Fragen zu entdecken und sie ins
auseinander. Bei den gesellschaftspoliGespräch zu bringen. Für die vielen Fatischen Debatten liegt ein besonderes
cetten dessen, was Menschen ausmacht
Augenmerk auf „Europa“. Die Kunst der
und die Suche nach einem gelingenden
Gegenwart wird weiterhin eine wichtige
Leben bestimmt. Es sind 39 Lichtaugen,
Rolle spielen. Die Ausstellung „Kunst
fast die Vollzahl einer biblischen Genetrotz(t) Demenz“ startet am 26.06.2014
ration. Aber nur fast: Denn das, was im
Bildung im Quadrat: Hospitalhofprogramm
und wird thematisch unterstützt von
Hospitalhof debattiert, erfahren und
einer umfangreichen Begleitreihe zur Ausstellung. Ein neues
erlebt wird, darf immer noch weitergedacht werden und neue
Angebot ist die kreative Reihe „Summer-in-the-City“ in der
Horizonte eröffnen.
zweiten Augustwoche.
Das neue Programm nimmt die Tradition des historischen
Monika Renninger und Rolf Ahlrichs
Hospitalklosters auf. Morgens um 7.45 Uhr lädt das Team
des Bildungszentrums zu einem Morgengebet ein. Vormit-
10 | 11
Hand in Hand
Evangelische Erwachsenenbildung in Stuttgart - vielfältig und gut vernetzt
D
er Hospitalhof ist das Bildungsflaggschiff der evangelischen Kirche – die Gemeinden sind die Flotte
der Erwachsenenbildung vor Ort. Große Bildungsstätte und Gemeinden können und sollen sich er­
gänzen. Damit die Menschen überhaupt wissen, was wo angeboten wird, sind im neuen Hospitalhofpro­
gramm viele Gemeinde-Veranstaltungen zu finden. Und es ist jede Menge geboten! Zwei Beispiele dafür,
wie unterschiedlich Erwachsenenbildung in den Stadtteilen angegangen wird und wie spannend das ist.
Von Putzmittel bis „Post-Wachstumsgesellschaft“:
Die Gartenstadtgemeinde Untertürkheim-Luginsland
Im Kindergarten in der Barbarossastraße steht ein grüner Drache. Er ist kein
Zeitvertreib für die Kleinen, sondern eine
Box, in den die großen Untertürkheimer
ausgediente Handys, CDs und Ähnliches
legen können. Im Gemeindehaus gibt es
ein Grünes Brett, an dem Informationen
zu Carsharing-Angeboten aushängen
oder darüber, dass das Umweltmobil der
Stadt Stuttgart jetzt auch Elektroschrott
annimmt.
Das ist nicht ganz einfach. Viele wissen
nicht, was es mit diesen Zertifikaten auf
sich hat. Mancher Schwabe findet es zwar
höchst interessant, dass die Gemeinde
mit der Öko-Umstellung ihrer Heizungsanlagen 30 Prozent Kosten spart – weiß
aber nicht, dass zum Umweltbewusstsein
beispielsweise auch gehört, möglichst
saisonal regionale Produkte einzukaufen.
„Viele verstehen unter „regional“ nicht
Bereich ist harte Arbeit.“ Arbeit, die sich
lohnt und die langsam Erfolge zeigt.
Mittlerweile fragen die Menschen bei der
Gemeinde nach, wenn sie überlegen, was
sie selbst in Sachen Umwelt verändern
könnten. „Die Menschen sehen, die Kirche
bricht nicht zusammen und stinkt nicht“,
so Mayr.
Schritt für Schritt, ganz bodenständig
und ohne erhobenen Zeigefinger – auch
so geht Bildung. Theoretischer Input gehört natürlich dazu. Wer sich mit einem
Thema beschäftigt, braucht Informationen, auch den Austausch mit
anderen. So ist am 5. Juni die Autorin Angelika Zahrndt zu Gast, sie
ist Ehrenvorsitzende des BUND.
Sie spricht unter dem Titel „Ende
des Wachstums – Konzepte für die
Zukunft“ über die ökologischen
Grenzen unseres Planeten, über alternative Lebensentwürfe und die
Bedeutung einer Politik, die einen
ressourcenarmen und beziehungsBewahrung der Schöpfung als Bildungsthema [Bild: fotolia]
reichen Lebensstil einfacher macht.
Die
Gartenstadtgemeinde
Untertürkheim-Luginsland hat sich
Umweltthemen auf die Fahnen
geschrieben – und die gehören definitiv auch zum Bildungsauftrag,
findet Pfarrer Reinhard Mayr. „Wir
wollen ein Bewusstsein schaffen für
das Klima, für die Armut in der Welt
und den Reichtum bei uns – und die
Zusammenhänge aufzeigen, die es
da gibt“, erklärt er. „Außerdem ist die
Bewahrung der Schöpfung ja auch
ein theologischer Auftrag.“ Dazu passt
es eben nicht, unnötigen Müll zu produzieren, mit großen Autos womöglich gar
kurze Wege zurückzulegen oder mit Boilern Wasser zu wärmen, das überhaupt
nicht gebraucht wird.
Pfarrer Mayr predigt das seinen Schäfchen nicht – er lebt es ihnen vor. Dabei
wird er unterstützt vom Umweltbeirat,
bestehend aus Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde. 2010 ging die Gruppe
an den Start, um die Zertifizierung der
Gemeinde mit dem Umweltsiegel „Grüner Gockel“ und dem etwas strengeren
EMAS-Siegel zu ermöglichen – und um
den Umweltgedanken in den Köpfen der
Untertürkheimer zu verankern.
„regional hergestellt“, sondern regionale
Leckereien wie Hefezopf und Maultaschen“, so Mayr. Und viele wissen nicht,
was es mit Fair-Trade-Produkten auf sich
hat.
Um darüber zu informieren, und zwar auf
appetitliche Weise, gibt es seit 2012 ein
Fair-Trade-Frühstück für Konfirmanden
und ihre Eltern. Außerdem fand schon
zweimal eine kleine grüne Messe statt,
bei der sich Ökoladen und Bio-Bauer
ebenso vorstellten wie Greenpeace.
Es gilt, Vorurteile abzubauen. So hatten
etwa „manche Eltern Sorge, es sei jetzt
nicht mehr sauber, als wir auf ökologische Putzmittel umgestellt haben“, erzählt Mayr. „Bildungsarbeit in diesem
Die Veranstaltung findet im Rahmen des
„offenen Kreises“ der Gemeinde statt, der
auch sonst allerhand Spannendes und
Aktuelles anbietet – die Themen reichen
von einer Führung durch die Sonderausstellung „Fastnacht der Hölle“ im Haus
der Geschichte über „Impulse für die Familie der Zukunft“ bis zum Vortrag über
die Entschädigung von Gewaltopfern in
Heimen. Und immer mal wieder stehen
eben auch Umweltthemen auf dem Programm. Bildung ist vielfältig.
Laura Köhlmann
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Europa auf der Filderebene: Projekt im
Dekanatsbezirk Degerloch greift aktuelle Themen auf
Gottesdienste und Kirchenmusik, Kreise
und Gruppen für Jung und Alt, Veranstaltungen zu Kunst, Geschichte oder Natur
– all dies gibt es in verschiedenen Variationen in jeder Kirchengemeinde, all dies
ist wichtig und es ist alles auch Bildungsarbeit. Doch zusätzlich „ist es immer gut,
wenn die Menschen über den Gemeindehorizont hinweg etwas Neues kennenlernen“, findet Hans-Ulrich Gehring, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde
Stuttgart-Sillenbuch. Zu dieser Horizonterweiterung ist freilich der Hospitalhof
da – aber „der mittlere Bereich, die Ebene
des Dekanatsbezirks, ist bislang immer etwas unterbelichtet.“ Um für Erhellung zu
sorgen und diese Lücke zu schließen, geht
der Dekanatsbezirk Degerloch jetzt testweise neue Wege: mit einer Reihe zum
Thema „Europa“.
diesjährige Motto der EKD-Lutherdekade
„Reformation und Politik“ auf – und entschied sich anlässlich der Europawahl am
25. Mai, das Thema „Europa“ in den Fokus
einer neuen Reihe zu stellen.
Die Erwachsenenbildungs-Leitungsrunde
des Dekanatsbezirks, der überwiegend
Ehrenamtliche aus den Gemeinden auf
der Filderebene angehören, greift das
Von europäischer Arbeits- und Bildungspolitik und ihren Auswirkungen auf junge Menschen über kirchliche Anliegen an
ein soziales Europa bis zur Frage, ob die
In Sillenbuch heißt es am 20. Juni
„Flüchtlingswege – Begegnungen im
Stadtbezirk“. Die Teilnehmenden bekommen dabei nicht nur Hintergrundinfos
von Fachleuten, sondern gehen vor Ort in
zwei Asylunterkünfte, sehen, wie Flüchtlinge in Deutschland leben. Sie erfahren
ihre Geschichten und Schicksale aus erster Hand, können sich auch einfach unterhalten und kennenlernen, denn später
wird gemeinsam gegessen. Mit dabei sind
unter anderem Asylpfarrer Werner Baumgarten und die Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer.
Türkei zu Europa gehört – alle Themen
der Reihe sind topaktuell, die Referenten
hochkarätig. Jede der Beteiligten Gemeinden des Dekanatsbezirks Degerloch
hat sich eine Veranstaltung dazu ausgedacht – alle profitieren vom Synergieeffekt, den Kooperationen auch mit lokalen
Einrichtungen.
Aufgabe der Kirche sei es, die Menschen
zu befähigen, mit dem Leben klarzukommen und sich in der Welt orientieren zu
können, so Gehring. Es gibt aber heute
nicht „die“ Menschen und „die“ Welt:
„Die Lebenswelten driften auseinander,
die Gesellschaft differenziert sich“, sagt
Gehring. „Wenn die Kirche die Menschen
ansprechen möchte, dann muss sie versuchen, unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Kontexten anzusprechen.“
Das ist eine große Herausforderung, die
aber auch viele Chancen birgt. Für die
Gemeinden, die Dekanatsbezirke und den
Hospitalhof – Hand in Hand.
Laura Köhlmann
Von außen nach innen: Wie die Vernetzung funktioniert
Zusammenarbeit funktioniert nicht von alleine. Nur wenn die
Akteure im Hospitalhof wissen, welche Themen die Menschen
in den Gemeinden und Dekanaten bewegen, können sie sie
aufgreifen – und umgekehrt. Deshalb gibt es eine „menschliche Verbindungsstelle“: Andrea Seefeld, Bildungsreferentin des
Evangelischen Kreisbildungswerks und als solche Mitglied des
Hospitalhof-Teams.
„Ich verstehe mich als Vernetzerin“, sagt sie. Sie „setzt ganz stark
auf aufsuchende Bildungsarbeit“, das heißt: Sie geht raus in die
Gemeinden und Dekanate, hört sich an, was getan wird, fragt
nach Angebotswünschen, hilft
bei der Auswahl der Referenten, berät bei der Themenwahl
für Veranstaltungen und in Sachen Kooperationen.
„Gesellschaftliche
Veränderungen geschehen immer am
Rand“, ist Seefeld überzeugt.
Was da geschieht, das will sie
mitbekommen, um es dann
auch in die Mitte, den Hospitalhof in der Innenstadt, zu
A. Seefeld [Foto: privat]
tragen.
Bildungsarbeit vor Ort in den Gemeinden, verstärkt jetzt auch auf
der mittleren Ebene der Dekanatsbezirke und in der Bildungsstätte in der City – sie sieht unterschiedlich aus und gehört doch
zusammen. Damit die Angebote sich ergänzen, braucht es einen
regen Dialog. Seefeld: „Ich wünsche mir, dass man sich gemeinsam für Bildungsthemen in unserer Gesellschaft verantwortlich
fühlt.“ So könne es gelingen, unterschiedliche Menschen in verschiedenen Lebenskontexten anzusprechen.
Laura Köhlmann
Der erste Eindruck - Franziska Stocker-Schwarz:
Auf den ersten Blick und das erste Sitzen habe ich ei­
nen sehr positiven Eindruck. Der Hospitalhof hat eine
freundliche Atmosphäre. Auch durch den roten Boden.
Ich freu mich schon drauf, dass ich in diesem Raum öf­
ter tagen werde. Besonders gefallen mir die Materialien,
zum Beispiel die Steinfließen. Der Naturstein erinnert
mich an ältere Kirchen. Das schlägt eine schöne Brücke
von der Moderne zu dem, was uns von früher her trägt,
zu den alten Kirchen, die wir auch kennen.
Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz, Landessynodale
12 | 13
„Alles begann mit dem Hören“
Interview mit Hospitalhof-Gründer Martin Klumpp
E
rinnern Sie sich an die erste Veranstaltung? Was war die leitende Idee bei der Gründung des Hospital­
hofes? Medienpfarrer Christoph Schweizer hat Hospitalhofgründer Prälat i.R. Martin Klumpp gefragt.
Herr Klumpp, Sie haben 1979, als Pfarrer an der Hospi­
talkirche, das evangelische Bildungszentrum Hospitalhof
gegründet. Was war Ihr Ziel oder Ihre Vision damals?
Es gab nur das leere Haus mit den großen Räumen. Die Atmosphäre erschien unwirtlich. Ich „gründete“ kein Zentrum,
sondern sammelte Menschen aus möglichst allen Stadtteilen
und Bevölkerungsgruppen, die mit mir zusammen fragten:
Was braucht Stuttgart? Alles begann mit dem Hören: Was
bewegt Menschen? Woran leiden sie? Welche Ideologien
und Vorurteile versperren uns die Sicht? Wer kommt zu kurz
in dieser Stadt? Bonhoeffers Ansatz von der „Kirche für andere“, die die Säkularisierung der Gesellschaft nicht beklagt,
sondern in ihr lebt, prägten mich.
Erinnern Sie sich noch an den ersten Referenten und den
ersten Vortrag?
Die erste große Veranstaltung hieß „Sounds of Soweto“. Es
war eine wunderbare Show mit Musik und Tanz, die das
Leben und die Kultur
der unterdrückten
Schwarzen zeigte.
Die Antiapartheidbewegung wurde vor
allem von engagierten Frauen getragen.
Der Hospitalhof
sollte zum Ort werden, an dem wichtige Anliegen in die
ganze Stadt hinein
vermittelt werden.
Wir hatten Glück, der Prälat i.R. Martin Klumpp [Foto: B. Jähnigen]
Saal war voll.
Wie viele Vorträge gab es in den Anfangsjahren? War das
Themenspektrum schon so breit wie heute?
Die Zahl der Vorträge stieg von Halbjahr zu Halbjahr. Mir ging
Klasse vor Masse. Der Hospitalhof konnte sich nur durchsetzen,
wenn er Themen und Referenten wählte, die einzelne Gemeinden überfordern würden. Auf der einen Seite große Vorträge
mit prominenten Experten, auf der anderen Seite sehr spezielle
Themen, die wichtig sind, aber nicht die große Masse anziehen.
Weil wir unser Ohr bei vielen Menschen hatten, kamen viele
Anregungen für neue Themen. Ich selbst habe es genossen,
ganz wichtigen und eindrucksvollen Menschen zu begegnen
z. B. Carl Friedrich von Weizsäcker, Elisabeth Kübler-Ross, Ruth
Cohn, Viktor E. Frankl, Carl Rogers, Paul Watzlawick, Alexander
Mitscherlich, Heinrich Albertz, Stefan Heym, Bülent Ecevit,
Hilde Domin, Ernst Käsemann, Gerhard Ebeling.
Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Hospital­
hof seit vielen Jahren eine gute evangelische Adresse für
Bildung ist. Was waren die entscheidenden Weichenstel­
lungen – in Ihrer Zeit und danach – die dazu beigetragen
haben, dass er das wurde?
Ich zähle einige Punkte auf: Die anspruchsvolle Qualität. Es
gibt keine kirchliche Engführung, aber alles ist theologisch
reflektiert. Das Themenspektrum ist so breit wie das Leben
selbst. Der Vortrag vermittelt Wissen auf höchstem Niveau.
Das Seminar mit psychologischen, politischen und gesellschaftlichen Themen und die seelsorgerliche Gesprächsgruppe für Menschen in Lebenskrisen stehen nebeneinander. Der
Hospitalhof ist Keimzelle, aus der zum Beispiel die Hospizarbeit, die Vesperkirche, die Johannes-Brenz-Grundschule und
Kirche in der City hervorgewachsen sind.
Wenn Sie den Hospitalhof heute sehen – erkennen Sie Ihre
Vision wieder?
Ja, ich sehe eine große Kontinuität. Heute ist manches
schwieriger. Die Gesellschaft wird immer differenzierter. Der
Einfluss unserer Kirche nimmt ab. Manches muss man immer
neu erfinden, in dem man auf das hört, was Menschen
heute bewegt. Die finanzielle und personelle Ausstattung
ist heute ganz anders als damals. Der Hospitalhof ist ein
blühender Baum im Garten unserer Kirche.
Was wünschen Sie dem neuen Hospitalhof?
Ich wünsche dem neuen Hospitalhof, dass er für viele Menschen eine Schule für das Leben ist, in der sie ihre körperlichen, intellektuellen, psychischen und spirituellen Kräfte erkennen; das eigene Leben bewusst gestalten, entdecken, wie
sie sich einbringen können zum Wohle anderer Menschen
und in eigenen Krisen Wege finden. Das Team im Hospitalhof möge sich freuen am schönen neuen Haus und an den
vielen interessanten Menschen, denen sie begegnen.
Meine Lieblingsperspektive - Thilo Mrutzek
Meine Lieblingsperspektive ist die vom Kirchturm der
Hospitalkirche auf das Gebäude. Von hier habe ich den
Abbruch des alten Hospitalhofs mitverfolgt, den Über­
blick beim Entstehen des Neubaus behalten – und kann
mich nun über die Gesamtperspektive auf das fertigge­
stellte Gebäude freuen!
Thilo Mrutzek, Leiter der Bauabteilung der Gesamtkir­
chengemeinde, hat den Hospitalhof-Bau intensiv begleitet.
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Abschied nach 27 Jahren
Helmut A. Müller war tüchtig im Weinberg des Herrn – und der Kunst
A
n ihrem letzten Arbeitstag, am 28. Februar, feierten der langjährige Hospitalhofleiter Helmut A.
Müller und seine Frau Irmgard Abschied vom Hospitalhof. Viele Weggefährten, Freunde und Pro­
minente feierten mit. Unser Fotograf Thomas Rathay war mit wacher Linse dabei.
Helmut A. Müller steht für unermüdliche
Arbeit für „sein“ Bildungszentrum, das
er von 1987 bis 2013 leitete. Er hat das
Programm massiv ausgebaut, vielbeachtete
Kongresse veranstaltet, die Crème de la
Crème aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern als Referenten gewonnen und sich
einen exzellenten Ruf als Kurator für zeitgenössische Kunst, auch als Entdecker viel
versprechender junger Künstler, erworben.
Entsprechend illuster war die Schar der
Abschieds-Gratulanten, darunter Kultur-
bürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann,
Oberkirchenrat Werner Baur, Dr. Simone
Schwanitz vom Kultusministerium, der
landeskirchliche Kunstbeauftragte Reinhard
Lambert Auer, Prälat i.R. Martin Klumpp,
Künstler Nikolaus Koliusius und die Musiker
Christoph und Stephanie Haas.
Typisch Helmut A. Müller: Für den Ruhestand hat er ein neues Projekt begonnen: In
seiner Nordheimer Scheune bei Heilbronn
organisiert er Ausstellungen. cs
Die Arbeit erhält den Rahmen, den sie verdient - Gruß von Helmut A. Müller
An ein Bildungs-, Kunst- und Kulturzentrum hatte in den
späten 1950er Jahren bei der Planung des Alten Hospital­
hofs niemand gedacht. Spätestens zwanzig Jahre nach Be­
ginn der Arbeit im Jahr 1980 war klar, dass der Bildung ein
neues Haus geschaffen werden muss. Dass der aufwändige
Ideen- und Realisierungswettbewerb für den Neuen Hospi­
talhof zu Gunsten der Architekten Lederer Ragnarsdóttir
Oei entschieden wurde, gehört zu den glücklichen Fügun­
gen. Mit dem Neubau auf dem Grundriss des ehemaligen
Dominikanerklosters bekommt die Arbeit den würdigen ar­
chitektonischen Rahmen, den sie schon lange verdient.
Helmut A. Müller, Leiter des Hospitalhofs bis 2013
14 | 15
Gemeinden und Gemeindeglieder profitieren
Der Hospitalhof ist Teil der Immobilienkonzeption. Das Ziel: einladende Gebäude
D
as 23-Millionen-Bauprojekt hat den Zeit- und Kostenrahmen eingehalten. Alles andere als selbstverständlich, das
weiß man gerade in Stuttgart. Wie das funktionieren konnte und warum der teure Neubau aufs Ganze gesehen
auch wirtschaftlich sinnvoll ist, erklärt Kirchenpfleger Hermann Beck im Interview.
Herr Beck, zunächst mal Glückwunsch! Der HospitalhofNeubau wurde im Zeit- und im Kostenplan realisiert. Das
ist nicht bei allen großen Bauprojekten so. Wie haben Sie
das hingekriegt?
Beck: Das habe nicht ich hingekriegt, es ist vielmehr eine großartige Teamleistung aller Beteiligten. Nur durch enge Kooperation
und ein gutes, konstruktives Zusammenspiel von Architekturbüro, Projektsteuerung, unserer Bauabteilung unter der Federführung von Thilo Mrutzek und dem sach- und fachkundigen Bauausschuss mit dem Vorsitzenden Ulrich Hangleiter konnte dieses
ambitionierte Ziel erreicht werden. Und dann gehört sicher auch
etwas Fortune dazu.
Der neue Hospitalhof kostet 23,13 Millionen Euro. Wie fi­
nanziert die Gesamtkirchengemeinde diesen großen Betrag?
Rund 9 Millionen Euro werden aus in
der Vergangenheit dafür angesparten Eigenmitteln eingesetzt, zirka 8
Millionen steuern die Landeskirche
und der Ausgleichstock bei und 6
Millionen werden über Kredite finanziert.
Hermann Beck [Foto: cs]
Seit 2005 gibt es in der Ge­
samtkirchengemeinde Stuttgart
eine
Immobilienkonzeption.
Was sind die Ziele, und wie
passt der Hospitalhof-Neubau
dazu?
Die erste Frage bei der Erarbeitung der Immobilienkonzeption
hieß: Welche Immobilien brauchen wir aus heutiger Sicht perspektivisch bis zum Jahr 2030 nicht mehr für die kirchliche Arbeit? Das damit verbundene Ziel war, die Gebäude, die wir weiterhin für unsere inhaltliche, konzeptionelle, kirchliche, soziale
und diakonische Arbeit benötigen, in ihrer Substanz zu erhalten,
zu verbessern und attraktiver zu machen. Und in verzichtbare
Gebäude nicht mehr zu investieren und sie dann über kurz oder
lang zu veräußern, den Gebäudebestand insgesamt zu verringern und auf das erforderliche Maß anzupassen.
Der Hospitalhof-Neubau als Zentrum der Evangelischen Kirche
in Stuttgart für Bildung, Kultur, Spiritualität und Verwaltung
passt genau in diese Überlegungen und ist ein weiteres sehr gelungenes Beispiel für die Umsetzung der Immobilienkonzeption.
Langfristig gehen die Kirchensteuerzuweisungen an die
Kirchengemeinden zurück. Viele Gemeinden müssen „den
Gürtel enger schnallen“. Zieht so ein großes Projekt wie
der Hospitalhof nicht Finanzen von den Gemeinden ab?
Inwiefern profitieren die Stuttgarter Kirchengemeinden
vom neuen Hospitalhof?
Wenn Sie das neue Veranstaltungsprogramm anschauen mit
Vorträgen, Seminaren, Fortbildungen, Exkursionen und Tagungsmöglichkeiten, erschließt sich sofort, dass sowohl die Kirchengemeinden als auch die vielen Gemeindeglieder ganz konkret davon profitieren können. Durch den neuen Hospitalhof wird den
Kirchengemeinden kein einziger Euro an Finanzmitteln entzogen.
Wesentlich höhere Mieterträge und geringere Bewirtschaftungskosten sorgen sogar dafür, dass der laufende Betrieb günstiger
wird als im alten Hospitalhof.
Fragen: cs
Der erste Eindruck - Benjamin Walraven:
Wie erlebt der Hausmeister den Veranstaltungs-Testlauf am
21. März? IN sprach mit Benjamin Walraven.
Es gibt noch kleine Störungen, aber im Großen läuft
es gut. Die Tontechnik ist klasse. Bei der Hintergrund­
technik wird es noch ein wenig dauern, bis alles funk­
tioniert. Da ist zum Beispiel eine Spülmaschine, die
nicht geht. Die muss noch repariert werden. Es ist gut,
dass wir diesen Testlauf haben. Jetzt zeigen sich die
Sachen, die nicht in Ordnung sind, die Kinderkrankhei­
ten. Im Veranstaltungsteil ist noch gar nicht die ganze
technische Ausstattung eingebaut. Es kommt noch ein
Lichtmischpult. Darauf bin ich gespannt. Viele techni­
schen Einrichtungen hier sind echt faszinierend.
Benjamin Walraven vom Hausmeisterteam
„Testlauf“: Am 21. und 22. März tagte der Stuttgarter Gesamtkirchengemeinderat im neuen Hospitalhof [Foto: Leif Piechowski]
April 2014 | Nr. 62
Thema: Augen auf! Der neue Hospitalhof öffnet
Wir hatten gute Projektpartner
Hospitalhof-Projektsteuerer Jochen Gökeler ist mit Bau und Bauherren zufrieden
E
in großes Bauprojekt wie der Hospitalhof benötigt einen externen Dienstleister, der das Bauprojekt
begleitet - einen „Projektsteuerer“. Beim Hospitalhof war das Jochen Gökeler (NPS Projektmanage­
ment). Wir haben ihn am 21. März 2014 am Rand der Gesamtkirchengemeinderats-Sitzung ‑ der ersten
Veranstaltung im Hospitalhof ‑ nach seinem Eindruck vom Baufortschritt gefragt.
Rund einen Monat vor der offiziellen
Eröffnung ist heute die erste größere
Veranstaltung im Hospitalhof. Wie
ist Ihre Einschätzung?
Gökeler: Wir sind zufrieden. Wir sind
seit zwei Monaten im Probebetrieb. Die
haustechnischen Anlagen wurden kontinuierlich auf die Gebäude-Leittechnik
aufgeschaltet. Es fehlen noch die letzten
Einstellungen. Wir sind vom Fortschritt
sehr gut unterwegs, bis zur Eröffnungswoche sind die Kinderkrankheiten kuriert.
Woran liegt’s? Einfach Glück gehabt?
Wir hatten gute Projektpartner, vor allem
auch von der Bauherrenseite. Ein sehr
professioneller und entscheidungsfreudiger Bauausschuss, der rechtzeitig ohne
große Umschweife die Vergaben durchgeführt und die Entscheidungen getroffen hat, natürlich immer zusammen mit
der Verwaltung, mit Kirchenpfleger Beck
und Herrn Mrutzek. Das war immer gut
vorbereitet und sehr gut abgestimmt. Wir
hatten sehr gute Architekten, die auch
auf die Kosten geschaut haben.
Ist das heute Abend ein Meilenstein
oder ein Schritt unter vielen?
nen laufen durcheinander. Es zeigt sich,
dass die akustischen Einmessarbeiten, die
im Vorfeld gelaufen sind, genau richtig
waren. Wir haben sehr wenig Probleme.
Das ist ein Punkt, an dem wir sagen können: Jetzt können wir das Gebäude in die
Hände des Bauherrn geben. Das Hausmeisterteam ist eingewiesen und weiß,
wie das Gebäude funktioniert und wo
sie hingreifen müssen, wenn etwas nicht
funktioniert. Die beteiligten Firmen sind
hoch motiviert, das Projekt in der Zeit
hinzukriegen. Ich freu mich auf die Eröffnung! Fragen: cs
Ein Meilenstein. Es ist die erste Veranstaltung. Man hat die ganze Technik, die
hier eingebaut ist, zum ersten Mal unter
Vollbelastung. Mehrere Mikros, die Perso-
Hospitalkirche: Renovierung kommt
Der Baustart ist erst nach dem Kirchentag 2015 möglich
B
is die Hospitalkirche wieder spiritueller Mittelpunkt des Hospitalhofes werden kann, wird es noch
eine Weile dauern. Pfarrer Eberhard Schwarz über den jetzigen Planungsstand: „Die Vorarbeiten
können so durchgeführt werden, dass mit der Renovierung nach dem Kirchentag gestartet werden kann.“
Ursprünglich war die gleichzeitige Eröffnung von Bildungszentrum und Kirche
beabsichtigt. Viele Gespräche mit dem
Denkmalschutz seien in den vergangenen
Monaten geführt worden, berichtet Eberhard Schwarz. Schließlich geht es um die
erste große Sanierung seit der Wiedereinweihung im Februar 1960.
Damit die spätgotische Hospitalkirche ihren rund 800 Gemeindegliedern und den
Besuchern des Hospitalhofs wieder geistige Heimat werden kann, sind Renovierungsarbeiten am Licht, der Elektrik, der
Heizung und dem Sanitärbereich notwendig. Dazu kommen Instandsetzungen an
den Fenstern, Epitaphien und Skulpturen.
Auch gestalterische Umbauten im Kirchenraum sind vorgesehen, jedoch fallen die Eingriffe zurückhaltender aus, als
zunächst geplant war. Die untere Empore auf der Westseite wird abgebaut, „so
gewinnt der Kirchenraum an Höhe und
Licht“. Vorgesehen ist auch eine Öffnung
im Westen, zum ehemaligen Klosterhof.
Der Zugang zur Kirche ist in Zukunft
dort, über einen neuen Windfang an der
Westseite. Im Hof wurden Bäume an die
Stellen der einstigen Kirchensäulen geplanzt. So ‑ und durch die Fortführung
der Kirchensüdwand an der Fassade des
Verwaltungs-Neubaus ‑ greift der neue
Hospitalhof die Architektur der Kirche
auf.
Was sich nach den Gesprächen mit den
Denkmalschutzbehörden zerschlagen hat:
Die nördliche Seitenempore wird nicht abgerissen. Auch die durchgängige Einebnung
des Kirchen-Fußbodens ist gestrichen. Die
Kirchengemeinde plant, die Kirche im Som-
merhalbjahr zu öffnen, berichtet Schwarz.
Dann sollen dort die überarbeiteten Pläne
ausgestellt werden. Susanne Höhn und cs
Hospitalkirche [historischer Stich]
16 | 17
„Der befreiende Charakter ist wichtig!“
Ein Gespräch mit dem neuen Schuldekan Dr. Uwe Böhm
G
ibt es evangelische Bildung? Und wenn ja – was ist das Evangelische an der Bildung? Darüber, und über
religiöse Bildung in einem zugleich multi- und areligiösen Umfeld, hat sich Medienpfarrer Christoph
Schweizer mit dem neuen Schuldekan für Bad Cannstatt und Zuffenhausen, Dr. Uwe Böhm, unterhalten.
Herr Dr. Böhm, was ist das Evangelische an der Bildung?
Dr. Böhm: Bildung war schon immer in der evangelischen Kirche wichtig. Martin Luther wollte sogar eine Schule gründen. Es
ging ihm darum, dass die Jugendlichen nicht zur Waffe greifen,
sondern Frieden stiften. Evangelisch heißt aber auch: orientiert
an der Befreiungsbotschaft von Jesus Christus. Diese soll unters
Volk kommen. Deshalb hat Martin Luther die Bibel in die Volkssprache übersetzt.
Als Schuldekan sind Sie für Bildung an Schulen und an
Kindergärten zuständig. ‚Die Botschaft der Befreiung un­
ters Volk bringen‘ – was heißt das konkret für Bildung in
Schule und Kindergarten?
Ich erlebe Kinder und Jugendliche unter einem starken Druck:
Termindruck, der Druck, perfekt zu sein, in der Peergroup oder
in der Familie Anerkennung zu bekommen. Von daher ist der
befreiende Charakter wichtig. Dass wir den Kindern und Jugendlichen Situationen schenken, an denen sie spüren: Ich bin
okay, ich bin liebenswert, so wie ich bin. Dabei ist wichtig, dass
nicht nur die Schule mit ihrem Religionsunterricht befreiende
Inseln im System Schule bietet. Auch evangelische Jugendarbeit,
Waldheimarbeit und Konfirmandenunterricht sind relevant.
Im Konfirmandenunterricht haben wir alle gesellschaftlichen
Schichten und Milieus zusammen. Da können Jugendliche die
Erfahrung machen: Ich bin nicht allein, ich kann Gemeinschaft
erleben. Das ist ein großes Potenzial unserer Kirchengemeinden!
Das Feld der Kirchengemeinden ist ja die Persönlichkeitsstärkung
und Unterbrechung des Alltags. Das sollen schon die Kleinsten
erfahren können – getreu dem Bibelwort: „Lasset die Kinder zu
mir kommen“. Ich sehe Kindergarten und Kindertagesstätte als
diakonische Aufgabe, zur Stärkung von Familien und zur Förderung der gesunden Entwicklung von Heranwachsenden.
Laut der neuen EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung kom­
men immer mehr Kinder und Jugendliche mit Religion und
Glaube im Elternhaus überhaupt nicht mehr in Berüh­
rung. Auf der anderen Seite haben wir in Stuttgart eine
multireligiöse Situation. Sie haben auf Ihrem bisherigen
Berufsweg mit Ökumene Erfahrung gesammelt. Haben Sie
dabei etwas gelernt für die interreligiösen Herausforde­
rungen und auch für ein zunehmend areligiöses Umfeld?
Den areligiösen Menschen an sich gibt es wahrscheinlich gar
nicht, jeder hat ein Fundament, auf dem er sein Leben aufbaut.
Somit kann auch jeder erzählen, was sein Fundament ist. Ob
er katholisch ist, evangelisch, Moslem oder sich als ‚areligiös‘
bezeichnet. Das Wort
Ökumene kommt vom
griechischen Wort oikos,
auf Deutsch: ‚Haus‘. Wir
sind ein Haus innerhalb
des Dorfes ‚Welt‘. Und
wenn wir die Haustür
aufmachen und schauen, wie sieht es denn bei
anderen aus?, dann erleben wir zwei Dinge: Erstens erweitert es unseren
Horizont, und zweitens
macht es uns unser eigeDr. Uwe Böhm [Foto: privat]
nes christliches Verständnis bewusster. Was mein
Evangelischsein bedeutet, lerne ich erst im Gespräch mit dem
anderen.
Wie lässt sich das bei der Arbeit mit Kindern und Jugend­
lichen anwenden?
Wir haben in den evangelischen Kindergärten viele muslimische
Kinder. Da werden Unterschiede sichtbar. Sie sprechen zwar oft
schwäbisch wie die anderen Kinder. Aber vielleicht trägt die
Mutter ein Kopftuch. Da fragt ein evangelisches Kind: Warum
trägt deine Mutter ein Kopftuch? Und dieses Gespräch führt
dazu, dass das Kind auch darüber nachdenkt: Warum trägt eigentlich meine Mutter kein Kopftuch? Über diesen sichtbaren
Unterschied können wir in kindgemäßer Weise sprechen. Es geht
nicht um richtig und falsch, sondern um die Erweiterung des
Horizonts, und dass ich mir meiner Herkunft bewusster werde.
Wenn jetzt aber bei der religiösen Bildung das Elternhaus
ausfällt, wenn sie dort einfach nicht stattfindet – wenn
Kindergarten und Schule die religiöse Bildung ganz alleine
leisten sollen, wird’s schwierig. Ich habe über Sie gelesen,
Sie wollen gerne Brücken bauen, zum Beispiel zum Eltern­
haus. Wie kann das denn konkret aussehen?
Ich nehme mal das Beispiel Kindergarten und Elternhaus. Da
könnte folgender Konflikt sein: Der Kindergarten sagt: Wir wollen beten mit den Kindern. Und ein Vater sagt: Mein Kind soll
nicht beten! Dann müssen wir solche Rituale transparent machen. Dann darf beispielsweise der skeptische Vater eine Zeitlang dabei sein und erleben: Beten ist nichts Schlimmes. Er kann
sein Kind beobachten, wie es darauf reagiert. Das Bedürfnis nach
Spiritualität ist ja nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei
April 2014 | Nr. 62
Kindern da. Wenn dann der Vater trotzdem bei der Meinung
bleibt: Nein, mein Kind betet nicht, dann muss das Kind eben
eleganterweise in einem anderen Raum beschäftigt werden. Für
jeden Konflikt im religiösen Bereich finden wir heute als aufgeklärte Menschen eine Lösung.
À propos aufgeklärte Menschen: Ihr Dienstsitz ist im Hos­
pitalhof. Was wünschen Sie dem Hospitalhof?
Der Hospitalhof hat ein sehr gutes Angebot der Erwachsenenbildung. Da wäre es spannend, wenn wir, die wir mit Bildung in
Neuer Vorsitzender
Christian Schwinge [Foto: Leif Piechowski]
Christian Schwinge, der neue gewählte Vorsitzende des Evangelischen Gesamtkirchengemeinderats Stuttgart ist gerade mal 33
Jahre jung. Er leitet das „Kirchenparlament“ der Innenstadtgemeinden gemeinsam mit dem ersten Vorsitzenden, Stadtdekan
Søren Schwesig.
Schwinge führt eine eigene IT-Firma mit zehn Mitarbeitern. Mitglied im Gemeinderat der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Nord ist er bereits seit seinem 19. Lebensjahr, Vorsitzender
dieses Gremiums seit 2011. Er hat Lehraufträge an Hochschulen
und ist unter anderem Vorsitzender des Fördervereins des Stuttgarter Königin Katharina Stifts und des Handels- und Gewerbevereins Stuttgart-Nord. Der junge Mann ist überzeugt: Die Kirche
muss ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden mehr Zeit
für Begegnungen ermöglichen. Neue Gemeindeglieder sollen integriert und für die Kirche begeistert werden. Es gehe darum, „Angebote zu schaffen, um als Kirche in der Stadt wahrgenommen zu
werden und den Menschen Heimat zu bieten“.
Menschen
Schule und Kindergarten und eben mit Erwachsenenbildung befasst sind, also mit Bildung für verschiedene Generationen, immer wieder Kontaktflächen haben. Die Möglichkeit, dass wir die
kurzen Wege nutzen und zum Beispiel sagen: Da ist ein Referent,
der ist so gut, der spricht abends in der Erwachsenenbildung,
den laden wir vormittags in eine Schule ein.
Darüber hinaus wünsche ich dem Hospitalhof, dass er ein evangelisches Zentrum wird, das in die Stadt hinausstrahlt wie Sonnenstrahlen. Und das einladend ist für Menschen, die eher in der
Peripherie der Gemeinden angesiedelt sind.
Fragen: Christoph Schweizer
Neue Bibeln
OB Fritz Kuhn und Prälat Ulrich Mack [Foto: cs]
Der Bücherschrank von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn
umfasst seit 24. Februar 2014 zwei weitere, gewichtige Bücher.
Der evangelische Prälat Ulrich Mack, der „Regionalbischof“ für
die Region Stuttgart, überreichte dem Stadtoberhaupt zwei besondere Bibelausgaben. Beide führen die Landeshauptstadt im
Namen: die „Stuttgarter Erklärungsbibel“ und die „Biblia Hebraica Stuttgartensia“. Letztere ist weltweit das Standardwerk
für die Erschließung des hebräischen Urtextes des Alten Testaments.
„Mir ist wichtig, dass die Stuttgarter wissen, dass Stuttgart eine
Stadt der Bibel ist“, sagte Prälat Mack bei der Übergabe. Seit
über 200 Jahren hat die renommierte Deutsche Bibelgesellschaft – früher unter dem Namen „Württembergische Bibelanstalt“ – ihren Sitz in Stuttgart. Ab Mai 2015 wird dies auch im
Herzen der Stadt deutlich sichtbar. Dann eröffnet in der Büchsenstraße neben dem Hospitalhof das neue Bibelmuseum seine
Pforten.
cs
Schwinges Amtsvorgänger, der Rechtsanwalt Dr. Traugott Hahn,
hatte sich nach 12-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl gestellt. cs
18 | 19
Kirchentag in Stuttgart
Die Themen für Stuttgart 2015 stehen fest
S
chuld und Versöhnung, Bildung sowie wirtschaftliche Verantwortung
sind die Themenschwerpunkte des nächsten Kirchentages. Im März
haben Kirchentagspräsidium und Präsidialversammlung in Stuttgart ge­
tagt und dies festgelegt. Der Kirchentag ist vom 3. bis 7. Juni 2015.
Die Themen und Projekte
Insgesamt haben sich Präsidium und Präsidialversammlung auf rund 30 Themen
verständigt, die nun in Form von Podien,
Veranstaltungsreihen, Thementagen oder
Zentren bearbeitet und diskutiert werden.
Nun können die rund 30 Projektgruppen das
Programm in Bezug zur Losung entwickeln.
Zum Thementableau gehören auch die drei
regionalen Projekte, die die Landeskirche
als ihre Schwerpunkte für den Kirchentag
benannt hat. Unter den Arbeitstiteln „Frei-
temberg“ nimmt sich der theologischen
Bandbreite der Landeskirche an. Gezeigt
werden Besonderheiten des württembergischen Protestantismus und Initiativen,
die Kirche und Gesellschaft über die Landeskirche hinaus geprägt haben.
Kontakt: Diana Dickel, Tel. 071169949-165, [email protected].
Regionale Kultur
Ein Regionaler Kulturbeirat bereitet ein
Programm aus Kunst und Kultur vor, an
dem namhafte Kulturinstitutionen aus
Stadt und Region beteiligt sind. Projekte
aus den Bereichen Film, Literatur, Kunst
und Musik sowie aus der freien Tanz- und
Theaterszene werden für den Kirchentag
konzipiert. Die Kulturinstitutionen sind
aufgerufen, Beiträge einzureichen und
ihre Türen für Besucherinnen und Besucher während des Kirchentages zu öffnen.
Vorstellung der Kirchentagslosung für 2015 [Foto: G. Stoppel]
Raum Jugend“, „Evangelisch (nicht nur) in
Württemberg“ und „Stuttgarts Reichtum:
Kulturelle und religiöse Vielfalt in der Region“ entstehen diese regionalen Zentren.
Die Projektgruppen füllen die drei Projekte mit Leben. Erste Ideen gibt es schon:
Jugend wird „bunt“ mit vielen Möglichkeiten und Aktionen. Es soll Freiräume für
Jugendliche geben, das Zentrum mit eigenen Ideen auszugestalten. „Stuttgarts
Reichtum“ beschäftigt sich mit der kulturellen und religiösen Vielfalt in der Region. Als Partner sollen Gemeinden anderer
Sprache und Herkunft sowie anderer Religionsgemeinschaften gewonnen werden, die Kirchentagsgäste einladen, um
ihre Räume und Traditionen kennenzulernen. „Evangelisch (nicht nur) in Würt-
Kontakt: Ulrike Kammerer, Tel. 071169949-175, [email protected].
Gastgeber sein
In den kommenden Monaten ist die Gastfreundschaft der Kirchengemeinden gefragt. Wir suchen Menschen, die Freude
daran haben, Gäste aus Deutschland und
darüber hinaus zu beherbergen und zu bewirten. Wer mitmachen und schon im Vorfeld Kirchentagsatmosphäre spüren will,
dem bieten sich etliche Möglichkeiten:
- Zuerst suchen wir in den Gemeinden
ehrenamtliche „Gemeindebeauftragte“
als Ansprechpartner für den Kirchentag.
- Die Quartierteams kümmern sich darum, dass die Gäste vier Nächte untergebracht und in Gruppenunterkünften
(Schulen) mit einem leckeren Frühstück
versorgt werden.
- Beim Abend der Begegnung begrüßt
die Landeskirche die Gäste. Jede Gemeinde kann kulinarische und repräsentative Ideen entwickeln. Chöre, Bands und
Künstler aus der Region können mitmachen und auftreten. Eine Einladung zur
Mitwirkung wird in den kommenden Wochen an die Gemeinden versendet.
- Tagzeitengebete strukturieren die Tage
von Donnerstag bis Samstag. Morgens, mittags, abends und nachts wird jeweils eine
Viertelstunde inne gehalten. Zu diesen Gebeten laden die Gemeinden ein, ebenso zu
den Feierabendmahlen am Freitagabend.
Zu Tagzeitengebeten und Feierabendmahlen erscheinen Anfang 2015 Materialhefte.
- Ein liebevoll gestaltetes Gute-Nacht-Café
schafft einen Treffpunkt im Gemeindesaal,
im Gemeindegarten oder im Jugendbereich.
- Kirchen und Gemeinden als Veran­
staltungsorte: Von September bis März
haben Mitarbeitende der KirchentagsGechäftsstelle über 90 Kirchen im Kirchenkreis und darüber hinaus als mögliche Veranstaltungsorte besichtigt. Als
Gastgeber-„Raum“ für oben genannte
Gemeindeprojekte eignen sich die meisten Kirchen und Gemeindehäuser. Programm und Orte werden ab Herbst „zusammengepuzzelt“ und bis Weihnachten
festgelegt. Anschließend benachrichtigen
wir alle Gemeinden über die gewünschte
und mögliche Nutzung.
Gemeinsam geht es leichter ‑ Aufgaben
können auf viele Schultern verteilt werden. Wir haben vor Ort gehört, dass ökumenische Partner den Kirchentag gerne
willkommen heißen und teilweise schon
auf die Bitte um Mithilfe warten.
Anmeldung
Ab Mitte April können Sie sich online
über die Homepage www.kirchentag.de
über die Gemeindeprojekte informieren
und anmelden. Anmeldeschluss ist Donnerstag, 30. November 2014.
Kontakt: Wolfgang Nebel, Tel. 071169949-168, [email protected].
Übrigens:
Kirchentags-Atmosphäre
können Sie schon bei der Nacht der of­
fenen Kirchen am 8. Juni schnuppern.
Weitere Infos dazu auf der Rückseite
dieses Heftes. cs und ajo
April 2014 | Nr. 62
Kirchentag 2015 / Kirchenkreissynode
Neue Kirchenkreissynode formiert sich
Die gewählten Mitglieder
Konstituierende Sitzung
Z
A
wischen 6. Februar und 15. März haben die Stuttgarter Kirchen­
gemeinden in dezentralen Wahlversammlungen ihre Kirchenkreis­
synodalen bestimmt. Hier sind die Ergebnisse:
Wahldistrikt C1 (Unterer Neckar und
Bad Cannstatt)
Pfarrer Olaf Cress (Wicherngemeinde
Bad Cannstatt), Sibylle Hahn-Langkopf
(Andreägemeinde Bad Cannstatt), Thorsten Kussmann (Luthergemeinde Bad
Cannstatt), Pfarrerin Charlotte Sander
(S-Mühlhausen), Rolf Schemutat (Bad
Cannstatt), Carsten Wolff (S-Neugereut).
Wahldistrikt C2 (Oberer Neckar)
Pfarrer Joachim Wolfer (S-Wangen),
Stefan Glöckler (Untertürkheim), Ulrich
Schlumberger (Obertürkheim), Heinz
Eberspächer (Rohracker-Frauenkopf).
D3 (Degerloch Filder)
Götz Nothdurft (Degerloch), Martin Dellit
(Birkach), Pfarrerin Claudia Weyh (Asemwald), Pfarrerin Jutta Seifert (HeumadenSüd), Hartmut H. Völker (Riedenberg),
Werner Rabe (Sillenbuch).
D 4 (Möhringen)
Martin Hoppenstedt (Möhringen), Pa­
tricia Mohs (Fasanenhof), Pfarrer ErnstMartin Lieb (Möhringen)
D 5 (Vaihingen)
Pfarrer Gottfried Askani (Kirchengemeinde Vaihingen), Monika Johna und Andrea
Maurer (Kirchengemeinde Rohr-Dürrlewang), Sabine Kunzelmann (Kirchengemeinde Büsnau).
S6 (Stuttgart Mitte/Nord-West)
Pfarrer Eberhard Schwarz (Hospitalkirche), Pfarrerin Dr. Christine Keim (Gedächtnis-Rosenberg-Gemeinde), Sabine
Mezger (Nordgemeinde), Bernhard Opitz
(Leonhardskirche) Klaus Siebrand (Gedächtnis-Rosenberg-Gemeinde).
S7 (Stuttgart-Ost)
Pfarrer Gerd Häußler (Lukas-LutherhausGemeinde), Elke Haß (Lukas-Lutherhaus-Gemeinde), Heidrun Bauer-Kraus
(Christuskirche), Helmut v. Hochmeister
(Heilandskirchengemeinde S-Berg)
m 4. und 5. April trifft sich die
Synode des Evangelischen Kir­
chenkreises Stuttgart zu ihrer kons­
tituierenden Sitzung. Auf dem Pro­
gramm steht eine Reihe von Wahlen.
S8 (Stuttgart-Süd)
Pfarrerin Mirja Küenzlen (Thomasgemeinde Kaltental), Professor Karl Stahr
(Markusgemeinde), Rebecca Schaich
(Heslach), Sibylle Kärcher (Haigstkirche)
S 9 (Stuttgart-West)
Pfarrerin Simone Straub (Johanneskirche), Tom Sixt-Rummel (Kirchengemeinde Botnang), Dr. Thomas Held (Paul-Gerhardt-Kirche), Jochen Hutt (Pauluskirche)
Z 10 (Zuffenhausen)
Pfarrer Dieter Kümmel (Zuffenhausen),
Reiner Krieg (Stammheim), Thomas Siegel (Zuffenhausen), Pfarrer Thomas Mann
(Stammheim)
Z 11 (Feuerbach und Weilimdorf)
Pfarrerin Sabine Löw (Oswald- und Wolfbuschgemeinde Weilimdorf), Pfarrer
Harald Küstermann (Feuerbach), Karen
Wittmershaus (Feuerbach), Edith Gramm
(Stephanusgemeinde Weilimdorf), Matthias Ripp (Feuerbach)
Insgesamt wurden 49 Mitglieder der Kirchenkreissynode aus den 66 Stuttgarter
Kirchengemeinderäten gewählt. Dazu
kommen rund 20 weitere Mitglieder, die
von Amts wegen, durch Zuwahl oder Delegation der neuen Kirchenkreissynode angehören werden: Die Dekane und Schuldekane des Kirchenkreises, der Leiter der
Kirchenkreisverwaltung, die Vorsitzenden
der beschließenden Ausschüsse, wenn sie
der Synode nicht schon angehören, bis zu
3 Pfarrerinnen oder Pfarrer des Kirchenkreises und Vertreterinnen/Vertreter aus
kirchlichen oder diakonischen Arbeitsfeldern. Insgesamt hat die Kirchenkreissynode rund 70 Mitglieder.
Weitere Informationen dazu finden Sie
auf http://www.ev-ki-stu.de/einrichtungen/gremien-geschichte-aktuelle-herausforderungen/kirchenkreissynode/.
cs
Die Synode beginnt am Freitag, 4. April
um 17 Uhr mit einem festlichen Eröffnungsgottesdienst in der Stuttgarter
Stiftskirche. Stadtdekan Søren Schwesig
hält die Predigt.
Die Sitzung wird um 18.15 Uhr im neu gebauten Hospitalhof fortgesetzt. Nach der
formalen Eröffnung steht als erstes Thema
die Wahl der oder des Vorsitzenden auf der
Tagesordnung. Weiter soll am 4. April der
Kirchenkreis-Rechner bestimmt werden
– einziger Kandidat ist der Leiter der Kirchenkreisverwaltung, Kirchenpfleger Hermann Beck -, und es stehen Zuwahlen zur
Kirchenkreissynode und die Entsendung
weiterer Vertreterinnen und Vertreter aus
verschiedenen kirchlichen Arbeitsbereichen in die Synode auf dem Programm.
Der Samstag beginnt mit einer Andacht
und dem Impulsvortrag „Unsere Kirche in
Stuttgart“ von Stadtdekan Søren Schwesig. Anschließend werden die beratenden
und beschließenden Ausschüsse der Kirchenkreissynode gewählt, allen voran der
geschäftsführende „Kirchenkreisausschuss“.
Sitzungsende ist um 13 Uhr geplant. cs
Aktuelle Informationen
aus dem Kirchenkreis
Stets aktuelle Informationen aus
dem Evangelischen Kirchenkreis
Stuttgart und seinen Einrichtun­
gen und Gemeinden finden Sie
auf www.ev-ki-stu.de.
Mit dem Newsletter „Die Woche
im Kirchenkreis“ erhalten Sie In­
fos und Veranstaltungshinweise
frei Haus. So beziehen Sie ihn:
Auf www.ev-ki-stu.de finden
Sie rechts den Kasten „Service“.
Klicken Sie auf „Rundbrief“ und
füllen Sie das Formular aus. Oder
senden Sie eine Mail an [email protected].
20 | 21
Wir wollen Verantwortung übernehmen
Warum diese evangelischen Christen in den Gemeinderat streben
A
m 25. Mai ist Kommunalwahl. Auf die 60 Plätze im Stuttgarter Gemein­
derat bewerben sich auch engagierte evangelische Kirchenmitglieder. Wir
haben sechs von ihnen nach ihrer Motivation und ihren Zielen gefragt.
Für Aufsehen sorgte die Kandidatur des ehemaligen Stadtdekans Hans-Peter Ehrlich.
Er tritt für die SPD an, in die er mit seinem
Ruhestand eingetreten ist. Für ihn ist klar:
Christen sind aufgerufen, Gesellschaft mitzugestalten. In seinen elf Jahren als Stuttgarter Jugendpfarrer und 14 Jahren als
Stadtdekan sei er ein Gegenüber der Stadt
und ihrer Einrichtungen gewesen, manchmal
auch „Mahner, insbesondere für Kinder und
Jugendliche, alte Menschen und Kranke“. Er
verstand sich auch als „Gestalter im Auftrag
aller evangelischen Christen in Stuttgart“.
Ein parteipolitisches Engagement kam für ihn
damals nicht in Frage. Nun will er „von innen
heraus Stadtpolitik gestalten“ und der „Kirchenvergessenheit“ in der Politik entgegen
wirken. Immer weniger Politiker wüssten aus
eigener Erfahrung, „was Kirche und Diakonie
ist und welche gesellschaftliche Gestaltungskraft sie hat.“ Es werde unreflektiert über
„weltanschauliche Neutralität“ debattiert.
„Wir sind kein laizistischer Staat“, stellt Ehrlich klar und erinnert an die Landesverfassung mit ihrem Gottesbezug. Auch fehle es
vielen Politikern am Verständnis der Subsidiarität. Also jenes Grundsatzes, der klar stellt:
der Staat übernimmt Arbeitsfelder nur, wenn
freie Träger dazu nicht in der Lage sind. Dieses Prinzip „gab unserem Gemeinwesen eine
soziale Gestalt“, sagt Ehrlich. Als Stadtrat will
er sich dafür einsetzen, „dass die evangelische
Freiheit, die biblische Option für die Armen
und die Sozialverpflichtung der gesellschaftlichen Mehrheit gegenüber ihren Minderheiten in den Diskurs Eingang findet.“
Das kirchliche Engagement von FDP-Kandidatin Carmen Hanle hat im Weilimdorfer
Waldheim Lindental begonnen. Später engagierte sie sich in einem Club für offene
Jugendarbeit, der in die Gesellschaft für
Mobile Jugendarbeit überging. Seit 1990
ist die Krankenschwester Kirchengemeinderätin der Oswaldgemeinde (inzwischen
Oswald- und Wolfbuschgemeinde), seit
zehn Jahren auch Vorsitzende der Gesamtkirchengemeinde Weilimdorf. Das Ziel ihres kirchlichen und kommunalpolitischen
Engagements: „ Ich hoffe, dass ich helfen
kann, Menschen in der kirchlichen und
weltlichen Gemeinde das Leben etwas lebenswerter und leichter zu machen.“
Die Kirchenkreissynodale und CDU-Stadträtin Sabine Mezger sieht die Wurzeln ihres
kirchlichen und politischen Engagements
im Elternhaus: „Meine Eltern und Großeltern haben mir vorgelebt, dass ehrenamtliche Tätigkeiten neben Beruf und Privatleben wichtig und selbstverständlich sind.
Sie haben mir vermittelt, dass wir nicht
als Einzelpersonen durch das Leben gehen,
sondern ‚Fußabdrücke‘ hinterlassen“. Sabine
Mezger möchte „das soziale Miteinander in
unserer Stadt stärken“. An der Kommunalpolitik reizt sie die „Gestaltungsmöglichkeit,
die ich als Stadträtin habe“, beispielsweise
durch Anträge zum städtischen Haushalt.
Als Mitglied im Gemeinderats-Sozialausschuss hat sie einen Blick dafür gewonnen,
„wie viele Christen sich sozial engagieren
und wie übergreifend die katholische und
evangelische Kirche arbeiten.“ Dabei lernt
sie Menschen in schwierigen Situationen
kennen. „Das lässt mich oftmals den Hut
ziehen, wenn ich erkenne, unter welch
schwierigen Bedingungen sie leben und
arbeiten müssen. Das ist auch letztendlich
Ansporn, mich weiterhin zu engagieren – in
der Kirchengemeinde, in der Kirchenkreissynode und im Gemeinderat.“
Der Pfarrer im Schuldienst Martin Po­
guntke kandidiert für die Linke. Aus dem
biblischen Auftrag, die Schöpfung zu erhalten, folgt für ihn ein klares Mandat
gegen „Stuttgart 21“. Poguntke setzt auf
eine Verkehrspolitik, die zum Umsteigen
auf Bus und Bahn motiviert. Das leiste S21
nicht. Stuttgart sei „im Glauben an die
Götzen ‚freier Markt‘ und ‚unbegrenztes
Wirtschaftswachstum‘ vielfältig beschädigt
worden.“ An seine Stelle müsse „qualitatives Wachstum“ treten. Beispielsweise „nicht
immer mehr Einkaufszentren, sondern immer besser ausgestattete Schulen und Kindergärten“.
Jochen
Stopper, Kirchengemeinderat
der Leonhardsgemeinde, stellvertretender Kirchenkreis-Synodaler und GrünenStadtrat, sagt: „Meine Erziehung und Sozialisation als Christ, die Prägung durch
christliche Werte wie Nächstenliebe und
die Botschaft der Bergpredigt haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich
heute mit großer Freude und voller Überzeugung politisch engagiere.“ Demokratie
funktioniere nur, wenn sich Menschen engagieren: „Interessengegensätze können
friedlich und fruchtbar aufgelöst werden,
wenn sie von jemandem in Gremien und
Entscheidungsprozessen ausgetragen werden.“ Als politische Anliegen nennt er „die
Bewahrung der Schöpfung“ und den „Gedanken der Gemeinschaft, der bedeutet,
dass Menschen füreinander Verantwortung übernehmen und sich solidarisch
verhalten.“ Sein Ziel ist „eine lebenswerte,
menschenfreundliche, nachhaltige, weltoffene und gerechte Stadt.“
Gerhard Veyhl kandidiert für die Freien Wähler. Der Inhaber eines Sanitärund Flaschnerbetriebs engagiert sich im
Bauausschuss der Cannstatter Andreägemeinde, unterstützte die Cannstatter
Gesamtkirchengemeinde beim Wiederaufbau des Freizeitheims Erlacher Höhe.
„Es ist notwendig, dass wir Christen nicht
in unserer ‚eigenen Suppe‘ rühren, sondern uns politisch einmischen“, sagt er.
Die Kommunalpolitik treffe Entscheidungen, „die unser Leben umfassend bestimmen“. Hier sei die christliche Sicht wichtig. Konkret: „Die Rahmenbedingungen
sollen nicht zum Wohl der Stadt, sondern
ihrer Menschen sein.“ Beim Streit um die
Kindergarten-Finanzierung zeige sich:
„Wenn die Kirchen bei der Stadt nicht
gut vertreten sind, dann ist das Zusammenspiel nicht gut.“ Beim Neubau des
Neckarparks habe die Stadt die Chance,
bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, die
Grundstücke sind in städtischer Hand.
cs und Susanne Höhn
Nachtrag: Die Meldung der SÖSKandidatin, Pfarrerin Guntrun Mül­
ler-Ensslin, erreichte uns leider erst
nach Redaktionsschluss.
April 2014 | Nr. 62
Infos aus dem Kirchenkreis
Zehn Jahre Heilungsfeiern
S
eit zehn Jahren feiern vier Mal im Jahr kranke und
gesunde Menschen „Heilungsfeiern“ in der Stuttgarter
Leonhardskirche. Die nächste ist am 22. Juni ab 18 Uhr.
Stuttgarter
Der Name Heilungsfeier bedeutet nicht, dass auf wundersame
Spontanheilungen spekuliert wird. Vielmehr wollen die Gottesdienste „eine Feier voller Kraft, Zuspruch und Segen“ sein, schreiben die Veranstalter. Am Anfang stand die Aussage einer schwer
kranken Frau: „Ich bin krank. Seit Monaten fühle ich mich zerbrechlich, ausgeschlossen aus der Welt der Gesunden. Ich suche
einen Ort, an dem ich nicht allein bin und trotzdem nicht reden
muss. Wo ich gesehen werde, ohne bedrängt zu werden. Ich suche Segen. Für mein Leben, so wie es jetzt ist.“ Angestoßen durch
diesen Wunsch beschloss eine Gruppe von Pfarrerinnen, Pfarrern
und engagierten Christen, einen solchen Ort zu ermöglichen.
Der Ablauf der Heilungsfeier lässt Freiraum für unterschiedliche
Bedürfnisse. Da sind Musik und Gemeindegesang. Stille, Meditation und Gebet. Worte aus der Bibel, Gedanken und Erfahrungen, Kerzen. Man kann sich mit Öl salben und segnen lassen.
Auch gibt es Gelegenheit zum Gespräch mit einem Pfarrer oder
einer Pfarrerin. Zu den Heilungsfeiern lädt der Stuttgarter Citypfarrer Eberhard Schwarz mit einem Team aus Pfarrerinnen,
Pfarrern und weiteren Engagierten ein. cs
psalmen
jahr
2013
2014
1. Dezember 2013 bis
28. November 2014
Lesungen
Gottesdienste
Konzerte, Vorträge
Musicals
Bibelcafés, Singen
Klezmer
Ausstellungen
Infos unter:
psalmenjahr.de und
unter 0711/54 99 73-75
V
ormerken: Am 5. Juli ist rund um Johanneskirche und
Feuersee „Psalmennacht“. Psalmen werden gelesen, ge­
sungen, inszeniert. Chöre, Ensembles, Schauspielerinnern
und Sprecher gestalten die Texte, Interessierte können sich
beteiligen. Weitere Infos unter www.psalmenjahr.de. cs
Wegweiserinnen im Paragrafendschungel
K
onkurrenzloser Service: Susanne Hermann und Silke Krist von „Diana ambulant“ der Diakoniestationen
Stuttgart sorgen für einen reibungslosen Übergang aus dem Krankenhaus in die häusliche Pflege.
Wenn hilfsbedürftige Patienten aus dem
Krankenhaus entlassen werden, sind sie
und die Angehörigen mit der Situation oft
überfordert. Nachsorge und Pflege müssen organisiert werden, der Pflegedienst
informiert, ärztliche Verordnungen rasch
beschafft werden, Pflegematerial und
Hilfsmittel vorhanden sein. Einen ganz besonderen Service für diese Stress-Situation
bieten die Diakoniestationen Stuttgart mit
ihrem Dienst „Diana ambulant“. Die beiden
Mitarbeiterinnen Susanne Hermann und
Silke Krist behalten im Dschungel von Paragrafen, Therapien und Maßnahmen den
Überblick und organisieren einen reibungslosen Übergang nach Hause.
Im Unterschied zum Krankenhaus-Sozialdienst, welcher dafür Sorge trägt,
dass die Anschluss-Pflege grundsätzlich sichergestellt ist, regelt „Diana ambulant“ den Übergang in die
häusliche Pflege im Detail. „Da muss
in kurzer Zeit viel entschieden und
geregelt werden“, erläutert Krist.
Dass immer differenziertere Angebote rund um die Pflege an Bedeutung
gewinnen, kommt nicht von ungefähr. Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Zahl an
pflegebedürftigen Menschen zu. Immer mehr Berufstätige erleben eine
Susanne Hermann (links) und Silke Krist [Foto: cs]
„Sandwichposition“, sagt Silke Krist.
Auf der einen Seite sind sie verantwortlich
für Kinder, die noch in Schule oder Ausbildung sind. Andererseits kümmern sie sich
um ihre älter werdenden Eltern.
Von guten Angeboten für Pflegebedürftige
profitiert deshalb auch die jüngere Generation. Hermann und Krist werden auf Anfrage der Krankenhäuser aktiv. Nur bei Kunden
der Diakoniestation werden sie von sich aus
aktiv. Sie nehmen Kontakt mit der Klinik auf
und tragen dafür Sorge, dass die Rückkehr
in die häusliche Pflege gut vorbereitet wird.
In der Regel haben Hermann und Krist nur
kurzfristig mit ihren Kundinnen und Kunden Kontakt. Trotzdem „gibt die Arbeit
schon ein gutes Gefühl“, sagt Silke Krist
lachend. Es sei gut, zu wissen, dass durch
ihre Arbeit der Übergang in die häusliche
Pflege gut gelingt. Susanne Hermann fügt
nachdenklich hinzu: „Manchmal rufen wir
ein paar Wochen später an, ob alles gut ist.
Dann kann ich den Fall für mich beruhigt
abschließen.“ cs
22 | 23
&
kurz
bündig
Gottesdienstreihe zu Reformation und Politik. Ausblick: Die
Sommerpredigtreihe in der Stuttgarter Friedenskirche hat in diesem Jahr „Reformation und Politik“ zum Thema. Als Redner wurden
gewonnen: OB Fritz Kuhn (13. Juli) MdB Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag (20. Juli) und MdB a.D
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Die Gottesdienste in der Friedenskirche, Friedensplatz 1 (Nähe Neckartor) beginnen um 10 Uhr.
Bundesweiter Aktionstag der Diakonie. Die Diakoniestationen im Kirchenkreis beteiligen sich am 12. Mai am bundesweiten
Aktionstag Altenpflege. Gefordert wird die Unterstützung der
Politik für eine würdevolle Pflege, familiäre Entlastung, gerechte Finanzierung und attraktive Ausbildung. Informationen zum
bundesweiten Aktionstag unter www.diakonie.de/aktionstagaltenpflege.
Besser fotografieren, besser schreiben. Das Medienpfarramt
Ruhestand: Manfred Scholl
Schuldekan Manfred Scholl warb in seiner Abschiedspredigt am 23.
Februar für eine Kirche, die sich öffentlich einmischt und Klartext
nicht scheut. Derzeit werde immer wieder in Schulen und Kindergärten „weltanschauliche Neutralität“ gefordert. Doch es sei ein
Missverständnis, die Neutralität des Staates als Verhinderung von
öffentlicher Religionsausübung zu deuten. Vielmehr sei die staatliche Neutralität „Begründung für die Freiheit der Religionen und
Weltanschauungen.“ Der neutrale Staat biete an seinen Schulen
den öffentlichen Raum für religiösen Dialog. Für Scholl liegt auf
der Hand: „In einer offenen Gesellschaft müssen wir unsere Chance
wahrnehmen, die Freiheit zu zeigen, die Christus uns gezeigt hat.“
Dabei gehe es nicht um ein trutziges Festhalten an Traditionen.
Der engagierte Theologe, Pädagoge und Islamkenner hat in den
vergangenen Jahren immer wieder diese Zeitschrift mit seinen
kenntnisreichen Beiträgen bereichert. Dafür ein herzliches Dankeschön! cs
Schwesig: „Ein wichtiger Beitrag“
bietet im Mai unter anderem ein Fotoseminar und einen Basiskurs
Pressearbeit an. Das Seminar für Veranstaltungs-Fotografie ­­– mit
Fotograf Thomas Rathay – startet am 20. Mai, das Presseseminar
am 26. Mai. Nähere Infos unter http://www.ev-ki-stu.de/einrichtungen/gremien-geschichte-aktuelle-herausforderungen/medienpfarramt/, oder mailen Sie an [email protected].
Kirchgänger beim Firmenlauf. Am Mittwoch, 7. Mai startet
wieder der 6 Kilometer lange Stuttgarter Firmenlauf. „Als Evangelischer Kirchenkreis Stuttgart möchten wir eine große Gruppe
zusammenstellen, deren Ziel es ist, ein buntes Bild der Evangelischen Kirche in Stuttgart abzugeben und gemeinsam den Arbeitstag sportlich ausklingen zu lassen“, schreibt Kirchenpfleger
und Läufer Hermann Beck. Auch Fans im lila Kirchenkreisshirt
sind willkommen Anmeldeschluss über die Kirchenpflege ist am
23. April. Weitere Informationen hat Angelika Rommel, [email protected].
Fernsehgottesdienst aus der Cannstatter Stadtkirche. Der
Fernsehgottesdienst der ARD am Karfreitag, 18. April, wird aus der
Stadtkirche Bad Cannstatt übertragen. Die Übertragung beginnt
um 10 Uhr, wer den Gottesdienst vor Ort besucht, muss seinen Platz
bis 9.45 einnehmen. Gestaltet wird der Gottesdienst in Zusammenarbeit mit dem Hospiz Stuttgart.
Neue Adressen Kirchenpflege Stuttgart und Diakoniepfarramt.
Spätestens nach Lektüre dieses Heftes wissen Sie: Der neue Hospitalhof ist fertig. Kirchenpflege Stuttgart und Dienststellen ziehen zurück
in die Stadtmitte. Der neue Hospitalhof hat die Adresse Büchsenstraße 33, 70174 Stuttgart. Telefonnummern und E-Mail-Adressen bleiben – mit einer Ausnahme: Das Diakoniepfarramt zieht in die Pfarrstraße 1, 70182 Stuttgart. Telefon: 0711 46 90 89 10.
Stadtdekan Søren Schwesig bei der MAV-Versammlung [Foto: cs]
Die Kirchen werden in Kommunalpolitik und Presse wegen ihres
„diskriminierenden“ Arbeitsrechts kritisiert. Stadtdekan Søren
Schwesig beobachtet dies mit Sorge. „25 Prozent der Kinder in unseren Kindertageseinrichtungen sind muslimisch“, sagte Schwesig.
Ihre Eltern haben mit evangelischen Kitas gute Erfahrungen gemacht ‑ „sonst hätten sie ihr Kind dort nicht angemeldet.“ Schwesig: „Deshalb finde ich es nicht in Ordnung, wenn unsere Praxis als
diskriminierend bezeichnet wird.“ Ob das landeskirchliche Arbeitsrecht für alle Zeiten richtig sei, stehe auf einem anderen Blatt, so
der Stadtdekan, der am 25. März auf der MAV-Mitarbeiterversammlung in der Pauluskirche sprach.
Erzieherinnen und pädagogische Mitarbeitende im Kirchenkreis
trügen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche einen Standpunkt
entwickeln und dialogfähig werden. „Diese Arbeit könnte ohne
Sie nicht geschehen. Sie leisten einen Beitrag zum Zusammenleben in unserer Stadt“, lobte Schwesig die Mitarbeitenden. Das
passte gut zur Andacht von Elisabeth Kalantar von der MAV. Sie
sagte: „Gott gebe unseren Chefs die Klugheit, dass sie erkennen,
dass das Kapital der Kirche die Mitarbeitenden sind.“ cs
April 2014 | Nr. 62
Aktuell
KonspirationX 2014
Jugendkirche öffnet wieder
F
ür die Zeit des Jugendkirchenfestivals (13. April bis 8.
Juni) verwandelt sich die Martinskirche im Stuttgarter
Norden in die Jugendkirche.
[Foto: Nils Wuechner]
„Fette Beats, eine super Location und jede Menge coole Menschen, die 2,80 Meter große DunDu-Figur und dazwischen DU“ das versprach die „KonspirationX“. Am 5. Februar fand zum zweiten Mal diese Party für Jugendliche ab 13 statt. DJ FAITH und
circa0ne heizten der Menge mit über 200 Besuchern ordentlich
ein. Es wurde getanzt, geklatscht und gefeiert ‑ ohne einen
Tropfen Alkohol. „Ein wichtiger Bestandteil der KonspirationX ist
der Mix aus Party und Glaube. Theologische Elemente, wie zum
Beispiel ein Gebet mitten im Feiern, spielen eine wichtige Rolle“,
so Jugendreferent René Böckle alias DJ FAITH (dt. Glaube).
Auch Jugendliche anderer Religionen waren herzlich willkommen. Die KonspirationX ist eine Veranstaltung der Evangelischen
Jugend Stuttgart. Sie findet einmal im Jahr in der Jugendkirche
statt. René Böckle
N
Programmhöhepunkte 2014 sind zum einen die Gottesdienste
und Nachtaktionen: Eröffnungsgottesdienst am 13. April, Kreuzweg am Karfreitag, Osternacht,
der Nachtschichtgottesdienst mit
„Rinderflüster“ Ernst Hermann
Maier am 11. Mai und die Pfingstnacht am 8. Juni. Am 15. Mai ist
wieder „Kulturentisch“, in diesem
Jahr mit der interkulturellen Band
„Wüstenblume“. Am 16. Mai gibt es
unter dem Titel „Dance and Talk“
das innovative Format „Kopfhörerparty mit Polittalk“ im Vorfeld der
Kommunalwahl. Bei „ejus bittet
zu Tisch“ geht es am 27. Mai um
die „jugendfreundliche Kirchengemeinde“. Ebenfalls auf dem ProJugendkirche 2013 [Foto: Thomas Rathay]
gramm: Theaterworkshops, Abseilaktionen, Tanz, Bogenschießen und
künstlerische Werkstatttage.
Da die Stelle des Stuttgarter Jugendpfarrers oder der Pfarrerin
noch nicht besetzt ist, wird die Jugendkirche 2014 von Jörg Titze, dem Gesamtleiter der Evangelischen Jugend Stuttgart (ejus)
und einem Team organisiert.
Internet: www.jugendkirche-stuttgart.de
cs
Gemeinde(haus)bau am Bopser
icht nur am Hospitalhof wurde gebaut. Gemeindepfarrerin Franziska Stocker-Schwarz
berichtet vom Haus- und Gemeindebauprojekt ihrer Ludwig-Hofacker-Gemeinde.
Mit einer Gemeindeversammlung im Januar 2010 begann das gemeinsame Planen.
Dass unser Gemeindehaus an der Dobelstraße dringend eine Sanierung brauchte,
war nicht nur durch das undichte Dach
deutlich. Das Haus war in die Jahre gekommen, über 50 Jahre alt. Schäden mussten repariert, ein barrierefreier Zugang geschaffen und Fluchtwege und Brandschutz
auf neuen Stand gebracht werden. Der inhaltliche Gemeindebau sollte in dieser Zeit
nicht vernachlässig werden. Das Projekt
GEMEINDEhausBAU startete.
Ein beschließender Bauausschuss wurde eingesetzt. Alle Fachleute dort arbeiten ehrenamtlich. Mit Sponsorenläufen,
“Kirchtürmle”-Brot u.a. sammelten wir
Spenden. So war es möglich, das 2,14 Millionen Euro teure Projekt in die Wege zu leiten.
Gleichzeitig wurde der Gemeindebau weiter
entwickelt: Der Sonntagsgottesdienst wurde
in den Blick genommen. Ebenso waren das
Engagement bei Pro Christ 2013 und Glaubenskurse inhaltliche Akzente dieser Zeit.
Nun freut sich die Ludwig-HofackerGemeinde auf die Wiedereröffnung des
sanierten Hauses am Palmsonntag, 13.
April. Landesbischof Frank O. July hält
die Gottesdienste um 9.30 und 10.45 Uhr.
Anschließend betreten wir gemeinsam feierlich das “neue” Haus. Musik und Wort,
Getränke und Speisen, Spielangebote für
Franziska Stocker-Schwarz mit Konfirmanden
Kinder und Führungen durch das sanierte
Gemeindehaus sorgen für einen festlichen
Rahmen. Nähere Informationen unter
www.luho.de. Stocker-Schwarz
24 |
15 Kirchen machen mit: An Pfingsten ist die 9. Nacht der offenen Kirchen
Kirchentagsvorfreude in der Pfingstnacht
M
usik und Tanz, Mitmachaktionen und Kurzvorträge, Gottesdienste und Turmbesteigung –
in der neunten Stuttgarter Nacht der offenen Kirchen am 8. Juni gibt es ein buntes Programm.
15 Kirchengemeinden im gesamten Stadtgebiet und der Deutsche Evangelische Kirchentag beteiligen sich.
Der Evangelische Kirchentag lädt ziemlich
exakt ein Jahr vor Beginn des Kirchentages
in Stuttgart (3. bis 7. Juni 2015) dazu ein,
bei einer Auftaktveranstaltung im Hospitalhof Kirchentags-Flair zu schnuppern.
Er veranstaltet im neuen Hospitalhof
einen langen Abend mit offenem Singen,
Kirchenkabarett, Debatten, Geschichten
für Kinder, Mitmachaktionen und vielem
mehr. Mit dabei sind Kirchentagspräsident
Andreas Barner, Generalsekretärin Ellen
Ueberschär und das Kabarett „Die Vorletzten“ mit Stadtdekan Søren Schwesig.
Zum Lachen in die Kirche – das kann man
auch in Degerloch. In der Michaelskirche
Erstmals dabei: Die Michaelskir­
che in Stuttgart-Wangen. Dort
ist ein Konzert mit Trompete, Orgel, Marimbaphon und Percussion.
In der Veitskapelle Mühlhausen
gibt es Führungen und Chormusik,
in der Cannstatter Stadtkirche
Lesungen und Musik zum 100. Geburtstag des Cannstatters Thaddäus
Troll.
In der Stuttgarter Stiftskirche
können die Besucherinnen und
Besucher meditativ-akrobatischen
„Tanz im Vertikaltuch“ bewundern,
in der Schlosskirche im Al­
ten Schloss ‑ ein selten
geöffnetes
architekturgeschichtliches
Kleinod
‑ gibt es Führungen. Die
Leonhardskirche lädt zu
liturgischen Feiern, in der
Gaisburger Kirche sind
Orgelimprovisationen im Tamilischer Tanz in der Pfingstnacht 2013 [Fotos: Rathay]
Surround-Klang zu hören.
tags-Team veranstaltet.
Gemeinsamer
Auch die altkatholische Kirche Auftakt ist um 18 Uhr mit der ökumeniim Bohnenviertel beteiligt sich schen Pfingstvesper in der Domkirche St.
wieder. Die Jugendkirche lädt Eberhard, mit Landesbischof Frank O. July
zur Pfingstnacht in der Martins­ und Bischof Gebhard Fürst.
kirche (S-Nord), Bei einem Spaziergang durch den Stuttgarter Die Nacht der offenen Kirchen 2014
Westen gibt es Musik und Taizé- ist an Pfingstsonntag, 8. Juni, 19-24
Gebet in der Diakonissenkirche, Uhr. Der Eintritt ist frei. Ein Faltblatt
Jung und alt bei der Pfingstnacht 2013 in der Jugendkirche
laden der Chor „just singing“ und Band zu
Gospelpsalmen ein, später treffen jüdischer
Witz und arabischer Humor aufeinander. Zwischendurch: Sekt und Selters im Kirchgarten.
Impressum
Rosenbergkirche, Pauluskirche
und Johanneskirche.
Die Nacht der offenen Kirchen endet mit
einer gemeinsamen Schlussandacht ab 23
Uhr im Hospitalhof. Sie wird vom Kirchen-
Herausgeber:
Evang. Kirchenkreis Stuttgart, Pfarramt für Medien und Öffentlichkeitsarbeit
Redaktionsteam:Pfarrer Albrecht Conrad, Monika Johna (ajo), Laura Köhlmann, Pfarrer Gerd Mohr,
Medienpfarrer Christoph Schweizer (cs, verantwortlich)
Lektorat: Susanne Höhn
Redaktionsanschrift: Pfarramt für Medien und Öffentlichkeitsarbeit, Pfarrer Christoph Schweizer,
Augustenstr. 124, 70197 Stuttgart | Tel.: 0711 222 76 91 | Mail: [email protected]
Titelbild:
Thomas Rathay
Gestaltung: Evangelisches Medienhaus GmbH
Satz: cs
Auflage: 3.500
IN erscheint drei Mal im Jahr. Es wird Mitarbeitenden kostenlos über die Pfarrämter verteilt. Interessierte
wenden sich bitte an die Redaktion. Leserbriefe sind willkommen, Auswahl und Kürzung vorbehalten.
mit Programm finden Sie nach Ostern
in Kirchen und an vielen Verteilstel­
len. Das vollständige Programm und
viele Infos gibt‘s auch unter www.
pfingstnacht-stuttgart.de. cs
Pfingstsonntag, 8. Juni ´14
Die Nacht
der offenen Kirchen
15 Kirchen in Stuttgart
www.pfingstnacht-stuttgart.de

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