MDR1 Sheltie Test Resultate online - MDR1
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MDR1 Sheltie Test Resultate online - MDR1
Sheltie News – März 2006 „MDR1-Defekt“ – was ist das? von Marita Vandicken, Düsseldorf men = genetische Vielgestaltigkeiten im MDR1 vorhanden sind. Bekannt sind beim Menschen 16 Polymorphismen, was bedeutet, dass das MDR1-Protein in verschiedenen Bevölkerungen in variabler Menge vorhanden ist – eine bedeutende Entdeckung für die Dosierung von Arzneiwirkstoffen und die Empfindlichkeiten oder Resistenzen von Menschen bei Arzneitherapien. Ein Gendefekt im MDR1 ist beim Menschen unbekannt; das MDR1-Protein ist also grundsätzlich – mal mehr und mal weniger, je nach Haplotyp, in den die Polymorphismen unterteilt sind – vorhanden. MDR1 ist der Name eines Gens, das innerhalb des körpereigenen Stoffwechsels für die Bildung des Transportproteins namens „P-glycoprotein“ (Abkürzung „P-gp“) verantwortlich ist und wichtige Entgiftungsfunktionen in Gehirn, Leber, Nieren, Dick- und Dünndarm, Hoden und Plazenta übernimmt. MDR1 und somit sein Protein „P-gp“ (nachstehend „MDR1-Protein“ genannt) ist bei Mensch und Tier vorhanden; Ausnahmen sind einige Reptilienarten, Singvögel und Parasiten, deren Stoffwechsel nicht mit dem von Säugetieren inkl. Menschen vergleichbar ist. Man geht in der Wissenschaft davon aus, dass sich MDR1 im Laufe der Evolution im Rahmen der Umweltanpassung gebildet hat, um den Organismus vor Schadstoffen zu schützen. In der heutigen Zeit spielt MDR1 vor allem in der Arzneimittelforschung eine so bedeutende Rolle, dass es zu den am besten erforschten Genen gehört. So entdeckte die Krebsforschung Mitte der 1970er Jahre, dass sich auch Krebszellen in ihrer Zellwand (Membran) durch „p-glykoprotein“ vor dem Eindringen von Krebs-Chemotherapeutika (Zytostatika) schützen, was die Krebstherapie, deren Ziel die Zerstörung der Krebszellen ist, enorm erschwerte. Das für die Bildung des P-glycoproteins zuständige Gen namens „ABCB1“ konnte erkannt und isoliert werden und erhielt daraufhin seinen heute gängigeren Namen „Multi Drug Resistance 1“, kurz „MDR1“. Im Rahmen der Krebsforschung entstanden damals sogenannte „Knockout-Mäuse“, bei denen das MDR1 künstlich ausgeschaltet wurde, um an ihnen und MDR1-intakten Mäusen zunächst Zytostatika und später auch andere Arzneiwirkstoffe zu erforschen. Auch wurde später entdeckt, dass bei Menschen (und somit wohl auch bei Tieren) zahlreiche Polymorphis- Die Aufgaben des MDR1 In der bestens erforschten Blut-Hirn-Schranke hat das MDR1-Protein zwei Aufgaben: Es befindet sich in den Zellwänden der Endothelzellen, die (laienhaft geschildert) quasi eine Grenzwand zwischen Blutbahn und Nervengewebe darstellen. MDR1 verhindert einerseits das Eindringen bestimmter Substanzen (Fremdstoffe, Giftstoffe Arzneistoffe) von der Blutbahn in das angrenzende Nervengewebe mit seinen Nervenzellen, indem es durch direkte Rückbeförderung eine Schrankenfunktion ausübt, dabei aber notwendige Nährstoffe für das Gehirn (vor allem Glukose) eintreten lässt. Andererseits ist das MDR1-Protein zuständig, die im Nervengewebe des Gehirns vorhandenen Schadstoffe in die Blutbahn zu befördern, um von dort aus in die Organe zu gelangen, die für den weiteren Abbau und die Ausscheidung von Fremdstoffen, Giftstoffen und Arzneistoffen (sogenannter MDR1-Substrate) zuständig sind. Nach vergleichbarem Prinzip arbeitet das MDR1-Protein auch in diesen Organen: In den Zellen der Entgiftungsorgane Leber, Nieren, Dünn- und Dickdarm und darüber hinaus in Plazenta und Hoden sorgt MDR1 für den Transport, bis letztendlich die Eliminierung und 4 Sheltie News – März 2006 Der Grund dieser Ivermectin-Unverträglichkeit bei Collies war lange nicht bekannt – erst ein Zufall kam zu Hilfe, das Rätsel zu lösen: In einem Versuchslabor in den Niederlanden waren Labormäuse von Milben befallen – nicht gerade typisch für klinisch sterile Haltungsbedingungen. Behandelt wurden die Mäuse mit Ivermectin. Am nächsten Tag waren die sogenannten „knockout-Mäuse“ (MDR1 -/-) verstorben, während die Mäuse mit intaktem MDR1 (+/+) und auch die MDR1-Merkmalsträger (+/-) noch lebten .... Festgestellt wurde, dass bei den MDR1 (-/-) Mäusen eine 87fach höhere Anreicherung von Ivermectin im Gehirn zum Tod geführt hatte, zumal dieser Wirkstoff gar nicht ins Nervengewebe gehört und bei intaktem MDR1 auch nur geringste unschädliche Spuren zu finden waren. Die veterinärmedizinische Universität Washington forschte daraufhin an Collies und Beagles – zumal es Probleme bei der Vorbeugung und Behandlung von Herzwürmern (Filarien) mit Ivermectin bei Collies gab. Die DNA-Analyse ergab, dass dem MDR1 vier Basenpaare fehlen: ein Gendefekt durch Mutation – eine Laune der Natur, die sich, wie bei den künstlich geschaffenen gendefekten Mäusen, autosomal rezessiv weiter vererbt. Der MDR1 Genotyp eines Hundes (einer Labormaus) ergibt sich aus der Kombination eines von väterlicher (+ oder -) und eines von mütterlicher Seite (+ oder -) vererbten Merkmales. „+“ steht dabei für ein intaktes MDR1 und „-“ für ein defektes MDR1-Gen. Die Verpaarung von MDR1 (-/-) x MDR1 (-/-) Elterntieren ergibt demnach zu 100 % MDR1 (-/-) Nachwuchs, die Verpaarung defektfreier Tiere zu 100 % MDR1 (+/+). Bei der Verpaarung von Merkmalsträgern MDR1 (+/-), die ein funktionstüchtiges MDR1 haben, aber auch ihr Defektmerkmal vererben können, sind alle Genotypen möglich. Die Nachzucht in Bezug auf diese Stoffwechselstörung ist also wesentlich besser planbar als bei nicht autosomal rezessi- Ausscheidung aus dem Körper erfolgt. Eine komplizierte Sache, die Bestandteil des Stoffwechsels ist. Was ist nun der MDR1-Defekt? „Defekt“ (oder „defectio“) ist der medizinische Fachbegriff für das primäre Fehlen oder den Verlust von Funktionen, Körperteilen, Organen oder Gewebe. (Dieser Defekt ist also nicht zu verwechseln mit oft reparaturfähigen Defekten in der Technik ...). Der MDR1-Defekt bedeutet, dass die Funktion des MDR1 fehlt. Das MDR1-Protein, welches normalerweise - bei intaktem Gen - aus 1282 Aminosäuren besteht, ist auf nur 91 Aminosäuren reduziert. Dadurch ist das MDR1-Protein (P-glycoprotein) nicht funktionstüchtig und kann seine Aufgaben in den Organen nicht wahrnehmen. Schon Anfang der 1980er Jahre wurde bekannt, dass viele Collies auf den Wirkstoff Ivermectin mit Koma und Tod reagierten, wiederum andere Collies diese Entwurmungen problemlos vertrugen. Ivermectin (enthalten u.a. in dem Präparat Ivomec) war damals die Neuerung, gleich alle Parasiten und deren Entwicklungsstadien mit nur einem Wirkstoff bekämpfen zu können. Schnell wurde der Begriff „Ivermectin-empfindlicher Collie“ geprägt, so dass seit dieser Zeit und einigen publik gewordenen Todesfällen nahezu jeder Tierarzt, Collie-Züchter und Collie-Halter von dieser Unverträglichkeit wusste. Dennoch kam es durch Unwissenheit oder Unfällen immer wieder zu dramatischen Todesfällen. Ivermectin wird zur Parasitenbekämpfung bei Nutztieren und Pferden verwendet. Da es bei diesen Tieren nicht verstoffwechselt, sondern mit dem Kot (und den Parasiten) wieder ausgeschieden wird, stellt dies ein großes Unfallrisiko für MDR1 (-/-) Hunde dar. In der Humanmedizin ist Ivermectin das Mittel der Wahl gegen die Flussblindheit, die in Asien, Afrika und Südamerika durch Parasiten (von Mücken übertragene Filarien) hervorgerufen wird. 5 Sheltie News – März 2006 nicht oder nicht in diesen Ausmaßen hingehören, weil sie normalerweise von funktionierenden Blut-Hirn-Schranken abgeblockt werden. Es sind darüber hinaus inzwischen über 200 Arzneiwirkstoffe bekannt, die ebenfalls mit pGlykoprotein, dem MDR1-Protein, interagieren. Man nennt sie alle deshalb auch „MDR1Substrate“. Die Wissenschaft geht davon aus, dass ungefähr jeder dritte vorhandene oder künftig neu auf den Markt kommende Wirkstoff ein solches MDR1-Substrat ist. Diese Vielzahl von MDR1-Substraten verteilt sich entsprechend über viele Medikamentengruppen – quasi von A wie Antibiotika bis Z wie Zytostatika. Alle diese MDR1-Substrate haben eines gemeinsam: sie sind lipophil, was soviel bedeutet wie „fettliebend“ und benötigen daher Pglycoprotein im Stoffwechsel. Es sind zum Großteil Wirkstoffe, die ursprünglich aus der Natur stammen, aber auch künstlich hergestellte Produkte der Pharma-Industrie. Aufgrund der bisherigen Forschungen und Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass sie alle bei vorliegendem MDR1-Defekt und normaler Dosierung laut Packungsbeilage „übermäßig“ wirken und somit die wahre Kunst der ärztlichen Behandlung der MDR1-defekten Hunde in der richtigen, möglichst geringen Dosierung liegt. Andererseits braucht man die ausreichende Wirkung, so dass dies z.B. nicht für Antibiotika gilt. Weglassen sollte man für MDR1 (-/-) Hunde grundsätzlich nur die bereits erwiesenermaßen gefährlichen Wirkstoffe, für die es verträglichere und hoffentlich ebenso gut und schnell wirksame Alternativen gibt. Die Abwägung von Nutzen und Risiko ist oberstes Gebot bei vorliegendem MDR1-Defekt. Risiko ist z.B. auch der „Overload-Effekt“ (Organversagen durch gespeicherte Wirkstoffe, dadurch Überdosierung und Vergiftung), vor allem bei längerfristigen Wirkstoffgaben, bei denen der „Speicher“ in Organen ständig nach- ven Erbgängen (z.B. HD oder Epilepsie). Von der Entdeckung des Gendefektes im MDR1 beim Collie bis zur Untersuchung von verwandten Rassen wie dem Sheltie, dem Australian Shepherd, dem Border Collie usw. war es nur ein kleiner Schritt. In Deutschland hat die veterinärmedizinische Universität Giessen, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, im Jahre 2004 eine Studie durchgeführt: Der Gendefekt war beim Collie mit 33 % MDR1 (-/-) Tieren, nur 24 % MDR1 (+/+) Tieren und immerhin 43 % MDR1 (+/-) Hunden am weitesten verbreitet. Untersucht wurden damals 578 Collies. Dagegen stand der Sheltie an zweiter Stelle der betroffenen Rassen, allerdings mit leider nur 148 MDR1-getesteten Rassevertretern, ganz gut da: 5,7 % MDR1 (-/-), 45,7 % MDR1 (+/+) und 48,6 MDR1 (+/-). Inzwischen sind international auch mehr oder weniger große Populationen von zahlreichen anderen Rassen untersucht worden. Nach Untersuchungen der Universität California geht man davon aus, dass die Mutation vor ca. 200 Jahren bei einem Hund in Großbritannien stattfand, der ein gemeinsamer Urahn der heute betroffenen Rassen war. Beim „in Verdacht geratenen“ Barzoi, der in den Collie eingekreuzt worden war, konnte der Gendefekt bisher nicht gefunden werden. MDR1 (-/-) – was nun ? Die Universitäten Washington und Giessen haben auf ihren Internetseiten einige Arzneiwirkstoffe aufgelistet, die als tatsächlich gefährlich oder zumindest riskant in der Therapie von MDR1 (-/-) Hunden gelten. Eine Tabelle der derzeitigen Wirkstoffe folgt nach dem Artikel – die fett hervorgehobenen Wirkstoffe (Avermectine, Milbemycine und Loperamid) können schon bei Minimaldosierungen tödlich sein. Die anderen aufgeführten Wirkstoffe sind an knockout-Mäusen getestet. Es konnten jeweils hohe Konzentrationen im Gehirn festgestellt werden, wo sie in der Regel 6 Sheltie News – März 2006 ist sein Leben lang nur gesund. Der MDR1Test und die Aufklärung von Tierärzten und Haltern ist daher wichtig. Ebenso die Meldung von Erfahrungen bei Unverträglichkeiten an die Uni Gießen, denn dies kann anderen betroffenen Hunden helfen oder Erklärungen für die vielen noch offenen Fragen liefern. Wesentlich einfacher und schneller als noch nötige Forschungen, für die früher oder später neben den Labormäusen auch Laborhunde benötigt würden, wäre es, neben den anderen Gesundheitsrisiken auch den MDR1-Defekt zusätzlich in der Zucht zu berücksichtigen. Ziel sollte es m.E. sein, die Zuchthunde der betroffenen Rassen auf den MDR1-Defekt zu testen, die Ergebnisse zentral zu erfassen und zu dokumentieren, um letztendlich so wenig wie möglich weitere MDR1 (-/-) Hunde zu züchten. gefüllt und letztendlich „das Fass zum Überlaufen“ gebracht wird. Eine Chancengleichheit für die jeweils optimalste und schnellste Behandlung von MDR1 (-/-) Hunden zu Hunden mit intaktem MDR1 (Status +/- oder +/+) besteht nicht. Bei der Behandlung von Krebs, Epilepsie, aber auch parasitären Erkrankungen durch DemodexMilben, Filarien, Zecken (man denke an sogenannte Mittelmeererkrankungen) sind nichtdefekte Hunde ganz klar im Vorteil. Zur normalen Entwurmung gegen Spul- oder Bandwürmer braucht man dagegen keine MDR1Substrate aus der Wirkstoffgruppe der Avermectine (z.B. Ivermectin). Der MDR1-Test ist demnach unerlässlich, um bei Erkrankungen der Hunde die jeweils optimalste Behandlung (Wirkstoffe und Dosierung) in die Wege leiten zu können. Kein Hund Frequenz der nt230(del) MDR1 Mutation in Britischen Hütehundrassen (Stand Januar 2006) Rasse Collie Shetland Sheepdog Old English Sheepdog Border Collie Bearded Collie Allele (%) MDR1 (-) 57,5 27 5,2 0,6 0 Genotype (%) MDR1 (+/+) MDR1 (+/-) MDR1 (-/-) 21,3 42,4 36,3 51,8 42,4 5,8 89,7 10,3 0 9,9 0,8 0,2 100 0 0 N 1109 276 29 393 40 Problematische Arzneimittel-Wirkstoffe für Hunde mit MDR1-Defekt Quelle: Veterinärmedizinische Universität Gießen Bitte beachten Sie aktuelle Infos im Internet: http://www.vetmed.uni-giessen.de/pharmtox/mdr1_defekt.html Wirkstoff Verwendung als ... Ivermectin Doramectin Eprinomectin Moxidectin Selamectin (nur äusserlich anwenden!) Loperamid Antiparasitikum Antiparasitikum Antiparasitikum Antiparasitikum Antiparasitikum Antidiarrhoikum 7 Sheltie News – März 2006 Herzwirksames Glykosid Zytostatikum Zytostatikum Zytostatikum Immunsuppressivum Antibiotikum Antibiotikum Antiemetikum Antiarrhythmikum Antiallergikum Glucocorticoid Digoxin Vincristin Vinblastin Doxorubicin Cyclosporin Grepafloxacin Sparfloxacin Ondansetron Chinidin Ebastin Dexamethason Quelle: Veterinärmedizinische Universität Washington Bitte beachten Sie aktuelle Infos im Internet: http://www.vetmed.wsu.edu/depts-VCPL/#Drugs Hinweis: Beide veterinärmedizinischen Universitäten weisen darauf hin, dass diese Auflistungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern lediglich den derzeitigen Erkenntnissen entsprechen. Bekannt ist eine 3-stellige Zahl sogenannter „MDR1-Substrate“, deren Nebenwirkungen bei vorliegendem MDR1-Defekt nicht erforscht sind. Hinweise und Erfahrungsberichte über Unverträglichkeiten aus der täglichen Tierarztpraxis und von Hundehaltern sind deshalb bei der Uni Gießen, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Projektgruppe MDR1-Defekt, sehr erwünscht – bitte jeweils mit Angabe der Dosierung/kg-Körpergewicht und des MDR1-Ergebnisses. Angeboten wird von der Uni Gießen auch der MDR1-Gentest. Benötigt wird hierfür 1 ml EDTA-Vollblut, Kosten inkl. MWSt.: € 30,00. Bitte beachten Sie regelmäßig mögliche Aktualisierungen der genannten Internetseiten. Wirkstoff Ivermectin Loperamid Doxorubicin Vincristine Vinblastine Cyclosporin Digoxin Acepromazine Butorphanol Potenziell problem. Wirkstoffe: Ondansetron Domperidone Paclitaxel Mitoxantrone Etoposide Rifampicin Quinidine Morphine MDR1 Sheltie Test Resultate online Bitte schauen Sie unter http:// www.sheltie-news.de Æ Gesundheit Æ MDR1 und teilen auch Sie uns die Ergebnisse Ihrer Shelties mit. Wir danken schon jetzt für Ihre Mitarbeit! 8