DFV-Familie - Deutscher Familienverband

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DFV-Familie - Deutscher Familienverband
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DFV-Familie
H E F T 3 / 2 010 · w w w. d e u t s c h e r - f a m i l i e n v e r b a n d . d e
BILDUNG
Ein Land im Bildungsnotstand
DFV BUND
Für das Wahlrecht von Geburt an
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n den vergangenen Wochen gab es in den Medien und der Öffentlichkeit sehr emotionale
und kontroverse Diskussionen. Es ging um den Missbrauch von Kindern in Institutionen, es
ging um die Suche nach Schuldigen und Ursachen. Gesucht wurde nach Möglichkeiten, wie
Kindern künftig rechtzeitig Schutz vor solchen Übergriffen geboten werden kann. Auch aus
diesem Anlass haben wir ein Interview mit einer Expertin für Kinderschutz geführt (S. 18).
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich Bildung. Hier werden bundesweit Familien und ihre
Kinder immer wieder vor große Probleme gestellt. Mit Blick auf den anstehenden Bildungsgipfel im Juni besprechen wir auf den Seiten 8 bis 16 die wichtigsten Fragen. Und: Sie sind
herzlich eingeladen, mit uns zu diskutieren: Auf unserer Homepage wird in Kürze ein Forum
zu finden sein.
Wie schon im letzten Heft äußert sich auch in dieser Ausgabe ein Vertreter des Kuratoriums
des DFV: Der Beitrag von Hans-Olaf Henkel heißt „Elternwahlrecht für Kinder“ (S. 24).
Aus Platzgründen mussten wir in dieser Ausgabe leider auf unsere „Kreativen Kids“ verzichten. In der kommenden Ausgabe wird aber wie gewohnt eine spannende Bastelanleitung
zu finden sein!
editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Herzlich,
3/2010
DFV-Familie
3
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I N H A LT HEFT 3/2010
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Impressum
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DFV-Familie
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Editorial
BILDUNG
Ein Land im Bildungsnotstand
Auf ein Wort
DFV BUND
Für das Wahlrecht von Geburt an
FAMILIEN-INFO
Heft 3/2010 – Mai 2010
7
JAKO-O lädt zum 5. Familien-Kongress nach
Weimar ein
7
Familiennetzwerk: Tagung in Düsseldorf
Herausgeber
Verlag
Deutscher
Familienverband e.V.
Luisenstraße 48 – 10117 Berlin
Präsident
Dr. Albin Nees
BILDUNG
8
Mitglieder des Präsidiums:
Uto R. Bonde,
Manfred Goldenstein,
Sandra Herbener,
Anneliese König,
Petra Nölkel,
Hellmut Steuck
Ein Land im Bildungsnotstand
SOZIALES
16
18
Väterpolitik formuliert Familienanliegen neu
Kinderschutz fängt viel früher an
SOZIALVERSICHERUNG
20
Zeit für die Pflege von Angehörigen
Redaktion
verantwortlich
e-mail:
Druck
ARO-Druck GmbH & Co. KG
55232 Alzey
Vertrieb
WNM GmbH, 46282 Dorsten
DFV BUND UND KURATORIUM
23
Für das Wahlrecht von Geburt an
SO SEHE ICH DAS
24
Elternwahlrecht für Kinder
Layout
Alzey
Gerichtsstand
Berlin
26
26
27
28
28
29
Kolumne
DFV Hessen
DFV Nordrhein-Westfalen
DFV Niedersachsen
DFV Sachsen
Adressen DFV
Bildnachweise: Deike: Titel, Seiten 8, 10, 12, 14, 21, 22, 23. – DAK/Wigger: Seite 17. –
Sabine Engels: Seite 18. – Jako-o: Seite 7.
4
Für Mitglieder des Deutschen
Familienverbandes ist der
Bezug von „DFV Familie“ im
Mitgliedsbeitrag enthalten.
Mobil fürs Klima
AUS DEM DFV BERICHTET
DFV-Familie
gluske-medien gmbh, köln
Erfüllungsort
DFV BUND
25
Sintje Sander-Peuker
Luisenstraße 48
10117 Berlin
Telefon 0 30/30 88 29 60
Telefax 0 30/30 88 29 61
[email protected]
Titelfoto
ISSN
Erscheinungsweise
Redaktionsschluss
Gedruckte
Auflage
Deike
0949 – 4669
Sechs Ausgaben jährlich
(Januar, März, Mai, Juli,
September, November)
Jeweils am
10. des Vormonats
100.000 II/2010
Alle nicht mit Namen gekennzeichneten
Beiträge wurden in der Redaktion erstellt.
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Liebe Leserinnen und
liebe Leser,
d
erkennen und sie anzuerkennen sowie (auch materiell) zu
Jahr 2011 zum „Internationalen Jahr des Waldes“ erklärt. Ziel
honorieren.
ie Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das
ist es, auf die besondere Bedeutung des Waldes und auf die
Notwendigkeit einer nachhaltigen Bewirtschaftung hinzuwei-
In gewisser Weise können wir das „Jahr des Waldes“ und das
sen. Im Fokus steht außerdem die Bekämpfung der Armut. Das
Jahr der Familie miteinander vergleichen: Junge Triebe brau-
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
chen Licht, Nahrung und Raum, damit aus ihnen ein starker
braucherschutz wird die Aktivitäten Deutschlands koordinie-
Baum mit festem Stamm, mit kräftigen Wurzeln werden kann.
ren. Zielgruppe sind – laut Homepage des Ministeriums - in-
Ein Wald aus gesunden Bäumen bietet Lebensraum für Tiere,
teressierte Bürger, besonders aber Kinder, Jugendliche und
produziert Sauerstoff und aus dem sorgsam geernteten Holz
junge Erwachsene. Das liegt auf der Hand. Natürlich haben ge-
werden Gebrauchsgegenstände, Häuser und Wohnungen ge-
rade die jungen Menschen das Recht und die Pflicht, sich für
fertigt. Auf diesem Gebiet die Einsicht in die Notwendigkeit
unsere Umwelt und den Schutz der natürlichen Ressourcen
einer nachhaltigen Wirtschaft zu wecken, ist leicht. Was aber
einzusetzen. Denn es ist ihre Zukunft, ihr Lebensraum, den sie
ist mit unseren Kindern? Sie sind die „jungen Triebe“ unserer
gestalten können. Und sie, die heute jungen Menschen, sind
Gesellschaft und wir sind verpflichtet, alles zu tun, damit sie
es, die mit dem „Erbe“ leben müssen, das ihnen die vorange-
sich optimal entfalten, damit sie gut wachsen und gedeihen
gangenen Generationen hinterlassen haben.
können. Und wir sind dafür verantwortlich, dass aus ihnen verantwortungsbewusste und verantwortungsbereite „Bäume“
Vor gut 16 Jahren gab es einmal das „Internationale Jahr der
werden können.
Familie“. 1994 wurde es begangen und sollte in der Öffentlichkeit mehr Interesse für die Belange der Familien wecken,
Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit vielen Jahrzehnten gehen
Denkprozesse zugunsten der Familie anstoßen und Familien
die Geburtsquoten zurück, Familien sind immer stärker verun-
eine Plattform in unserem Land bieten. In dieses Jahr hatten
sichert und Kinder werden nicht genug als Zukunft unserer Ge-
wir große Hoffnung gesetzt. Ehrgeizig wurden Veranstaltun-
sellschaft wahrgenommen. Es ist absurd, dass sie sich für den
gen organisiert, Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet, um
Erhalt der Wälder interessieren sollen, aber nicht einmal das
es den Familien in unserem Land leichter zu machen und um
Recht haben, sich – vertreten durch ihre Eltern – bei Wahlen
die Gesellschaft zu ermutigen, die Leistungen der Familien zu
für eine Partei zu entscheiden, die vor allem anderen die Zu-
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Auf ein Wort
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kunft im Blick hat. Kinder haben bisher keinen politischen Ein-
so wie sie es in tausend großen und kleinen Entscheidungen
fluss, auch nicht über ihre Eltern, denen das Gesetz zwar die
im Verlauf der Tage, Monate und Jahre tun.
umfassende Vermögens- und Personensorge für ihre Kinder
gibt, bis diese erwachsen sind, denen aber die Ausübung des
Kinder und ihre Eltern haben noch immer nicht den ange-
Wahlrechts für ihre minderjährigen Kinder bedenkenlos ver-
messenen politischen Einfluss, den sie aufgrund ihrer Bedeu-
weigert wird.
tung für unsere Gesellschaft haben sollten. Und die Parlamente
Auf ein Wort
können immer wieder an ihnen vorbei agieren, weil der einzig
6
Schon häufig haben wir an dieser Stelle ein Wahlrecht ab Ge-
zwingende Weg zu mehr Einflussnahme verbaut ist durch eine
burt eingefordert. Und ich tue es auch jetzt, denn wir haben
Beschränkung des Wahlrechts auf den erwachsenen Teil des
gelernt: Die besten Argumente sind schwach, wenn sie sich
Staatsvolkes.
nicht auswirken können auf das Ergebnis am Abend des Wahltages. Nur auf dem Weg über die Wahlurne können wir eine
Schon mehrfach gab es Vorstöße zur Änderung dieser
nachhaltige Politik mitgestalten. Generationenverträge werden
(Un-)Rechtslage und die hatten gewichtige Unterstützer wie
heute in vielfacher Form und auf mancherlei Gebieten ge-
zum Beispiel die frühere Bundesfamilienministerin Renate
schlossen. Aber wen kümmert es, welches Erbe wir unseren
Schmidt, den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog
Kindern und Kindeskindern hinterlassen? Eine schwerkranke
und den hoch angesehenen und geachteten Verfassungs-
Umwelt und extrem hohe Schuldenberge sind längst Realität.
rechtler Paul Kirchhof. Leider blieben diese Vorstöße bis
Wir müssen endlich ein wirklich allgemeines Wahlrecht durch-
heute ohne Erfolg. Dabei wäre es technisch ganz einfach:
setzen. Wir müssen der Zukunft eine Stimme geben. Es ist fünf
Artikel 38 des Grundgesetzes muss in dem Sinne geändert
vor zwölf.
werden, dass nicht nur Erwachsene, sondern alle Staatsbürger wählen dürfen. Und dann müsste im Wahlgesetz
Derzeit sind rund 14 Millionen Kinder und Jugendliche – also
festgelegt werden, dass jedem Elternteil pro Kind eine halbe
fast ein Fünftel aller Staatsbürger – vom Wahlrecht als dem
Stimme zusteht. Beide halben Stimmen zusammengenom-
wichtigsten staatsbürgerlichen Recht ausgeschlossen. In vie-
men ergäben eine (volle) Stimme für das Kind und endlich
len Entscheidungssituationen trauen wir den Eltern eine Menge
wäre der alte demokratische Wahlrechtsgrundsatz verwirk-
zu und das ist völlig selbstverständlich. Zum Beispiel, dass
licht: Ein Mensch, eine Stimme.
Eltern am besten entscheiden können, welchen Bildungsweg
ihr Kind einschlägt oder wann welcher Arzt bei einer Krankheit
Das Internationale Jahr des Waldes lehrt mich und sollte
des Kindes in Anspruch genommen wird. Warum haben wir ein
uns alle motivieren, neben dem Heute das Morgen nicht zu
solches Grundvertrauen nicht auch beim Thema Wahlrecht?
vergessen. Daher mein erneutes Votum für das Wahlrecht von
Das Grundgesetz geht von diesem Vertrauen aus, indem es in
Geburt an.
Artikel 6 den Eltern die Erstverantwortung für die Erziehung
ihrer Kinder zuspricht. Erstverantwortung bei Wahlen würde
heißen: Solange die Kinder noch nicht höchstpersönlich wählen dürfen, müssen ihre Eltern das Wahlrecht treuhänderisch
ausüben und sich dabei am Wohl ihrer Kinder orientieren,
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Präsident des Deutschen Familienverbandes
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FAMILIEN-INFO
JAKO-O lädt zum
5. Familien-Kongress
nach Weimar ein
Im Herbst wird es spannend in
Weimar. JAKO-O lädt dann
zum 5. Familienkongress ein.
D
Finanz-Know-how für Eltern“, „Kinder
brauchen Väter – Die Bedeutung der
Väter für die Entwicklung von Jungen und
Mädchen“ oder „Wie sag ich’s meinem
ie Teilnehmer erwarten in der Wei-
Kinde? Aufklärung von 5 bis 15“.
marhalle zwei spannende Tage, 23 Fach-
Das
vollständige
referenten werden in 30 Vorträgen ihr Wis-
Kongresses
sen an die Eltern bringen. Die Themen
www.jako-o.de/familienkongress im In-
sind zum Beispiel „Die zehn Lern-Gebote
ternet zu finden. Die Anmeldegebühr be-
– Wie und wann lernen (wieder) Spaß
trägt 159 Euro inklusive Komplettverpfle-
macht“, „Clevere Eltern sorgen vor –
gung, Unterlagen und einer Eltern-Party. y
ist
Programm
unter
der
des
Adresse
Familiennetzwerk: Tagung in Düsseldorf
Im Juni treffen sich in Düsseldorf Menschen, denen Familien und Bildung am Herzen
liegen.
D
as Familiennetzwerk lädt vom 11.
chen verschiedene Experten aus die-
bis 13. Juni zur Tagung „Das Geheim-
sen Bereichen. Begleitet wird die Ta-
nis erfolgreicher Bildung“ in die Uni-
gung von Diskussionen zu den jeweili-
versität Düsseldorf ein und kann auf
gen Beiträgen und von Filmen zum
eine Reihe bekannter und kompetenter
Schwerpunkt.
Referenten ver-
Seitens des DFV ist Präsident Albin Nees
weisen. Geglie-
als Referent eingeladen worden, um über
dert ist die Ta-
die aktuelle Familienpolitik in Deutschland
gung in die vier
zu sprechen.
großen
The-
Mehr Informationen zu den Themen und
men: „Kindheit
Referenten gibt es im Internet unter
und
www.familie-ist-zukunft.de.
Folgen“,
„Kindheit
und
Das Familiennetzwerk wurde 2005 vom
G e s e l l s ch a f t “ ,
Verein Familien e.V. initiiert. Ziel ist es, „eine
„Kindheit
und
Lobby für Kinder und für die Erwachsenen
Familie“
und
zu schaffen, die sich für das Wohl der
„Kindheit
und
Kinder einsetzen und Familie als Keim-
Politik“, es spre-
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zelle unserer Gesellschaft verstehen“.
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BILDUNG
Ein Land im
Bildungsnotstand
Im Juni soll es vorangehen für die Bildung in
Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel
wird dann mit den Ministerpräsidenten der
Bundesländer über eine Erhöhung des Bud-
M
8
gets für Bildung und Forschung beraten. Im
Gespräch sind 13 bis 16 Milliarden mehr
pro Jahr. Vor allem aber wird es darum gehen,
wo das Geld herkommt und wer es aufwendet.
an könnte meinen, die Regierung
Zusammenarbeit“. Immer wieder wird die
gleich zu anderen Industriestaaten eher
setze nun endlich Prioritäten und die Bil-
Bedeutung der Bildungspolitik betont, ob-
unterdurchschnittlich. Kinder und Eltern
dung von Kindern, Jugendlichen und Er-
wohl dies in deutlichem Widerspruch zur
spüren das an heruntergekommenen
wachsenen käme nach ganz oben auf
Realität steht: Der Anteil der Bildungsaus-
Schulgebäuden, übergroßen Klassen,
die Agenda. Schon 2008 hatte Merkel
gaben am Bruttoinlandsprodukt zeigt
mangelndem Material, veralteten Fach-
schließlich die „Bildungsrepublik Deutsch-
deutlich an, welche Bedeutung ein Land
räumen, Unterrichtsausfall, überforderten
land“ ausgerufen und der Koalitionsver-
seiner Bildung zumisst. Er ist in Deutsch-
Lehrern und überfüllten Hörsälen. Die
trag trägt den Titel „Wachstum, Bildung,
land über Jahre rückläufig und im Ver-
finanzielle Bildungsverwahrlosung hört
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außerdem auch am Schultor nicht auf.
diesem Grund bieten wir zeitgleich ein
soll auch auf der frühen Förderung leis-
Durch kommunale Sparzwänge drohen
Forum an, in dem Leser und Fachpubli-
tungsschwacher Kinder, der Sprachförde-
wichtige informelle Bildungsorte wie Bi-
kum eine hoffentlich anregende Diskussi-
rung und der Integration von Sonder-
bliotheken verloren zu gehen oder stehen
on führen können. Diskutieren Sie mit uns!
schülern an allgemeinbildenden Schulen
nur noch in extrem abgespeckter Form
Damit es im Sinne der Familien vorangeht
liegen. Über lokale Bildungsbündnisse vor
zur Verfügung.
mit der Bildungspolitik.
Ort sollen Bildungsschecks für benachtei-
Familien sind von dieser Entwicklung be-
ligte Kinder und Jugendliche ausgegeben
werden. Mit Blick auf Integration und
sen Eltern es schaffen, in einer unüber-
Der Ist-Zustand.
Was plant die Politik?
sichtlichen und defizitären Bildungsland-
Im Koalitionsvertrag wird der Bildung ein
Schulen durch Integrationskurse für Eltern
schaft ihren Kindern einen möglichst
großer Stellenwert beigemessen. „Bildung
gestärkt werden. Geplant sind außerdem
guten Start zu verschaffen. Und das ist
ist ein Schlüssel zur persönlichen Entfal-
Maßnahmen zur Verbesserung der Qua-
keine leichte Aufgabe. Bei einer im Fe-
tung, zur sozialen Gerechtigkeit und zum
lität von Ganztagsschulangeboten und
bruar 2010 veröffentlichten Forsa-Umfrage
Wohlstand. Wir wollen Deutschland zur
eine verbesserte Weiterbildung von Erzie-
gaben zwei Drittel der Befragten an, sie
Bildungsrepublik machen, mit den besten
herinnen. Im Gegenzug verlangt der Bund
hätten große oder sehr große Angst, dass
Kindertagesstätten, den besten Schulen
von den Ländern verbindliche Verein-
ihre Kinder keine vernünftige Ausbildung
und Berufsschulen sowie den besten
barungen zur Qualitätsverbesserung, ein-
erhalten. Und diese Angst überträgt sich
Hochschulen und Forschungseinrichtun-
heitliche Bildungsstandards und die ge-
natürlich auch auf die Kinder: Es über-
gen“, heißt es darin. Bereits in der letzten
genseitige Anerkennung von Schul- und
rascht also nicht, dass laut einer im Janu-
Legislaturperiode wurde zwischen Bund
Bildungsabschlüssen.
ar veröffentlichten UNICEF-Kinderstudie
und Ländern das Ziel vereinbart, den An-
Es heißt, wir lernen lebenslang. Bildung
in keinem anderen OECD-Land Kinder
teil der Bildungsausgaben am Bruttoin-
endet also noch lange nicht mit dem
mit so wenig Optimismus in die Zukunft
landsprodukt bis 2015 auf zehn Prozent
Schulabschluss. Viele Studenten zum Bei-
blicken. Besonders Schüler fühlen den
anzuheben (sieben Prozent: Bildung, drei
spiel sind zerrissen zwischen dem Lern-
Druck, ihre Angst vorm Scheitern ist groß.
Prozent: Forschung). Das klingt gut, aber
pensum, dem Wunsch nach guten Noten
Vor diesem Hintergrund werden Eltern mit
was bedeutet das konkret? Zum einen
und der Notwendigkeit, für den eigenen
ihrer Verantwortung und ihrer Angst nicht
hängt die Höhe der Ausgaben natürlich
Unterhalt arbeiten zu gehen. Nur die we-
nur alleingelassen – sie werden nicht sel-
von der Größe des Bruttoinlandsprodukts
nigsten bekommen ein Stipendium, viel-
ten sogar angegriffen. Sie müssen Vor-
ab. Es ist in Krisenzeiten niedriger – ob-
leicht Büchergeld. Immer wieder gibt es
würfe ertragen, sie seien nicht mehr in der
wohl gerade dann gute Bildungsinvesti-
deshalb Proteste der Studierenden über
Lage, die Grundlagen für die Bildung ihrer
tionen nötig sind. Zum anderen geht es
die Lernbedingungen in Deutschland.
Kinder zu legen. Forderungen nach einer
um die Summe, die bereits für Bildung
Nun ist ein „Dreiklang aus BAföG, Bil-
Auslagerung familiärer Bildungsaufgaben
ausgegeben wird. Als Orientierungsgröße
dungsdarlehen und Stipendien“ geplant.
in staatliche Institutionen sind Ausdruck
wird bislang das Ziel angegeben, auf allen
Kern soll dabei der Aufbau eines nationa-
dieses wachsenden Misstrauens.
Ebenen jährlich mindestens 13 Milliarden
len Stipendienprogramms mit Stipendien
Im Folgenden wollen wir die wichtigsten
Euro mehr für Bildung und Forschung
in Höhe von rund 300 Euro sein. So soll
Schwerpunkte
troffen und verunsichert. Trotzdem müs-
Zuwanderung sollen Kindergärten und
zukunftsfähigen
auszugeben. Im Gespräch ist zum Bei-
der bislang sehr niedrige Anteil der Sti-
Bildungspolitik beschreiben. Anregung
spiel die Einführung des so genannten
pendiaten langfristig von zwei auf zehn
ist ein vom Bundesfachausschuss erar-
„Bildungssparens“. Die Idee dahinter: Der
Prozent erhöht werden. Die Stipendien
beitetes Positionspapier, das ab Anfang
Staat zahlt für jedes neu geborene Kind
sollen einkommensunabhängig nach Be-
Juni
unter
ein Startguthaben von 150 Euro, Eltern
gabung vergeben und von der BAföG-
www.deutscher-familienverband.de
und Großeltern sollen es weiter auffüllen.
Anrechnung freigestellt werden. Aber wer
nachgelesen werden kann. Und wir sind
Wer bis zur Volljährigkeit einzahlt, kann mit
finanziert das? Das notwendige Geld soll
gespannt auf Ihre Sicht der Dinge. Aus
einer Prämie belohnt werden. Ein Fokus
von privaten Gebern wie Unternehmen,
einer
ausführlich
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Internet
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Stiftungen und Privatpersonen und dem
dungsweg ihrer Kinder, Kindergärten,
Staat (hälftig Bund und Land) gemeinsam
Schulen, Berufsschulen und Universitäten
getragen werden. In Aussicht gestellt
unterstützen sie dabei. Die „Bildungsre-
wurde außerdem eine Erhöhung des
publik Deutschland“ baut auf Bürger, die
BAföG um zwei Prozent. Das Bundesbil-
zuerst in den Familien geformt und gebil-
dungsministerium hat einen entsprechen-
det werden. Es ist also nur logisch, dass
den Gesetzesentwurf erarbeitet, der Ende
Bildungspolitik von der Familie her
April vom Bundeskabinett beschlossen
denken muss. Eine Politik, die Eltern dafür
wurde. Vor der parlamentarischen Som-
stark macht, ihre Kinder engagiert auf
merpause soll er im Bundestag beraten
ihrem Bildungsweg zu begleiten, ist eine
und verabschiedet werden.
wesentliche Voraussetzung für eine er-
Angesichts der massiven Defizite auf allen
folgreiche Bildungspolitik. Eine Strategie,
Stufen des Bildungssystems wirken diese
die Leistungen zur finanziellen Entlastung
Pläne dennoch wie ein Tropfen auf den
für Familien gegen Bildungsangebote
heißen Stein. Außerdem wird über weite
ausspielt, ist zum Scheitern verurteilt. Zu-
Strecken nur an die Länder appelliert, die
kunftsfähig ist ein Land nur, wenn es in
gemeinsam mit der Wirtschaft und Privat-
sein „Humanvermögen“ investiert: in gut
haushalten die Mittel aufstocken müssen.
ausgebildete und motivierte Menschen.
Denn seit der Föderalismusreform gilt im
Wer Schulgebäude verrotten und Kinder
Bildungsbereich ein Kooperationsverbot
auf dem Bildungsweg verloren gehen
zwischen Bund und Ländern: Die Bil-
lässt, betreibt zutiefst unverantwortlichen
dungsaufgaben des Bundes beschrän-
Raubbau an der gemeinsamen Zukunft
ken sich im Schulbereich auf besondere
und zeigt das auch deutlich.
Ausnahmesituationen. Wie die Gelder an
Ein befriedigendes Leben in Familie, Er-
in jeder Familie da ist. Und es zeigt, dass
die Länder fließen und wo sie schließlich
werbswelt und Gesellschaft setzt natürlich
das Vertrauen in staatliche Schulen nur
landen, ist denn auch sehr umstritten. Die-
nicht nur berufspraktische Kenntnisse und
noch gering ist. Aber nur kostenfreie Bil-
ser Streit soll im Juni 2010 auf dem Bil-
Fähigkeiten voraus. Es braucht ebenso
dung schafft echte Zugangsgerechtigkeit.
dungsgipfel entschieden werden.
soziale Kompetenzen. Kinder müssen –
Diese umfasst die Schaffung von Lehr-
übrigens genauso wie Erwachsene – in
und Lernmittelfreiheit. Jeder, der ein
Das Recht auf Bildung
allen Bereichen gestärkt und nicht an
Schulkind hat, weiß, dass das noch immer
Bildung ist ein hohes Gut. Denn die Ent-
ihren Defiziten gemessen werden. Ermu-
alles andere als Realität ist. Zum einen
faltung der persönlichen Anlagen ist die
tigung bringt deutlich mehr als Schelte.
müssen am Schuljahresbeginn etliche
Voraussetzung für ein menschenwürdiges
Das gilt für die Bildungspolitik insgesamt,
Schulbücher und Materialien gekauft wer-
Leben. Jedes Kind hat ohne Rücksicht auf
die mutig und entschlossen richtige Wei-
den, gerade Familien mit mehreren Kin-
Herkunft, wirtschaftlichen oder sozialen
chen für die Zukunft stellen muss, statt sich
dern legen zwangsläufig viel Geld auf den
Status das Recht auf Bildung. Kinder und
im Streit über Kompetenzen und Struktu-
Tisch. Und es ist dennoch keine Selten-
Jugendliche müssen im gesamten Bil-
ren zu verlieren.
heit, dass die wenigen Schulbücher, die
dungswesen die gleichen Chancen
Zugangsgerechtigkeit heißt auch, dass
von der Schule gestellt werden sollen, erst
haben – je nach ihrer Eignung, Begabung
der Geldbeutel der Eltern bei der Wahl der
im Laufe des Schuljahres zur Verfügung
und Neigung. Die Erziehung des Kindes
Bildungseinrichtung keine Rolle spielen
stehen – weil die Stadt XY das Geld nicht
ist laut Artikel 6 Grundgesetz das Recht
darf. Immer mehr Eltern versuchen zwar,
rechtzeitig freigeben konnte. Eltern über-
und die „zuvörderst ihnen obliegende
über den Weg zur Privatschule ihren Kin-
nehmen nicht nur den Unterricht, wenn
Pflicht“ der Eltern. Sie tragen damit auch
dern optimale Lernbedingungen zu ver-
Lehrer krank sind, sie helfen darüber hin-
die Hauptverantwortung für den Bil-
schaffen. Doch das kostet Geld, was nicht
aus mit Kopierpapier, Bastelmaterialien
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und ähnlichen Dingen aus –
dungspolitischen Entscheidungen nieder-
gesabläufe, Rituale und eine verlässliche
und ausgediente und von
schlagen. Familien müssen also bei Be-
Bezugsperson im Kindergarten unterstüt-
Eltern „gestiftete“ Computer
schlüssen und in Entscheidungsgremien
zen die Kinder. Wechselndes Personal,
sind immerhin besser als gar
auf gleicher Augenhöhe und mit gleichen
späte oder sehr frühe Betreuungszeiten
keine.
Rechten am Tisch sitzen wie andere
führen aber eher zu Stress und Überfor-
Akteure des Bildungswesens.
derung. Ohnehin sind die Gruppen häu-
Bildung beginnt
in der Familie
fig zu groß und die Erzieher mit den vielen
Kindern zu beansprucht, um zufrieden-
In der Familie werden die
Kindergarten heißt
vorschulische Bildung
Grundlagen für die Bin-
Der Kindergarten ist ein wichtiger Ort fürs
zu arbeiten. Kindergartenkonzepte sollten
dungsfähigkeit der Kinder ge-
soziale Lernen. Und er ist der Einstieg in
aber das Wohl und die Bedürfnisse des
legt, auf denen Vertrauen,
unser Bildungssystem. Diese Bedeutung
Kindes nach verlässlicher Bindung und
Selbstvertrauen, Neugier des
spiegelt sich allerdings in den Strukturen
Zuwendung und nach altersgerechten Bil-
Kindes wachsen. Hier erwer-
und Rahmenbedingungen der Länder
dungsangeboten in den Vordergrund stel-
ben Kinder die elementaren
bislang nicht wider. Das zeigt sich zum
len. Aber selbst wenn sie das tun, ist die
psychomotorischen, sozialen,
Beispiel daran, dass – anders als in der
finanzielle Ausstattung oft nicht ausrei-
affektiven und sprachlichen
Schule – noch immer in vielen Ländern
chend, um die guten Ideen umzusetzen.
Kompetenzen, auf denen die
und Kommunen Gebühren von den Eltern
Das pädagogische Konzept umfasst nicht
späteren Bildungsstufen auf-
erhoben werden. So entsteht der Ein-
nur die Gruppengröße, es muss sich auch
bauen. Dabei geht es nicht
druck, als sei der Kindergarten nicht Teil
in der Qualifizierung und Besoldung von
um eine leistungsorientierte
des Bildungswesens, sondern ein Dienst-
Erzieherinnen und Erziehern ausdrücken.
intellektuelle Förderung. Die
leistungsangebot für die Eltern. Die Höhe
Sie haben die Kinder unter ihren Fittichen
„Bildungsziele“ der frühen
der Gebühren ist von Land zu Land und
und sind wichtige Bezugspersonen im All-
Kindheit sind: Zuwendung und Gebor-
von Kommune zu Kommune auch noch
tag der Mädchen und Jungen. Dennoch
genheit, eine verlässliche und sichere
verschieden und nicht vergleichbar.
werden sie alles andere als angemessen
Bindung aufbauen – nur von dieser Basis
Der Kindergarten ist aber ein wichtiges
bezahlt und anerkannt.
aus ist erfolgreiches Lernen möglich.
vorschulisches Bildungsangebot und
Und Vorschulbildung kann nur funktionie-
Die Bildungspolitik steht in dieser Phase
muss allen Kindern offen stehen – unab-
ren, wenn die Eltern mit im Boot sind. Das
vor der Herausforderung, den Lernort
hängig von der Erwerbstätigkeit oder dem
Üben sozialen Verhaltens, eines gesunden
Familie zu stärken und zu unterstützen,
Einkommen ihrer Eltern. Der Deutsche Fa-
Lebensstils, die Vermittlung von kulturellen
ohne dass Kinder und Eltern schon kurz
milienverband fordert eine schrittweise
Erfahrungen, die Entwicklung von Team-
nach der Geburt in eine Spirale aus
Befreiung von Kindergartengebühren und
geist und Verantwortungsbewusstsein
Leistungsdruck und Zeitmangel ge-
damit den Erziehungs- und Bildungsauf-
oder das Verstehen und Einhalten von Re-
schleudert werden. Doch zum Beispiel die
trag für Drei- bis Sechsjährige analog zum
geln, spielerisches Lernen sind klassische
PISA-Studie und der Vergleich mit ande-
schulischen Bildungsauftrag umzusetzen.
Erziehungsziele, die schon im Elternhaus
ren Ländern verunsichern Eltern sehr,
Die Gebührenfreiheit muss im Rahmen
eingeübt werden. Hier führt im besten Fall
denn sie wollen ihren Kindern ja das
des Rechtsanspruchs bundeseinheitlich
der Kindergarten weiter, was zu Hause an-
Beste mit auf den Weg geben. Auch mit
im Kinder- und Jugendhilfegesetz veran-
gelegt wurde. Manchmal kann die Zu-
wachsendem Alter der Kinder bleiben die
kert werden.
sammenarbeit auch etwas auf einen bes-
Familien hauptverantwortlich für den Bil-
Kindergärten sind allerdings weder Schu-
seren Weg bringen. Vorschulische Bildung
dungsweg und die wichtigsten Experten
len noch reine Betreuungseinrichtungen.
ist deshalb besonders auf die Einbezie-
und Partner für die Bildung ihres Kindes.
Eine flexible Rund-um-die-Uhr-Betreu-
hung der Eltern angewiesen und kann sich
Diese Erkenntnis muss sich allerdings
ung kommt vor allem arbeitsmarktpoliti-
nur in Ergänzung zur elterlichen Erzie-
auch in Bildungskonzepten und bil-
schen Interessen entgegen. Geregelte Ta-
hungsverantwortung bewähren.
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stellend für alle Beteiligten pädagogisch
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BILDUNG
Vom Kindergarten in die
Schule
Schulform oder Schulstruktur sind, die
Der Übergang in die Schule ist ein ganz
den. Wichtiger sind vielmehr die Lernbe-
besonderer Zeitpunkt. Das Kind wächst
dingungen, die Inhalte, das Engagement
jetzt in eine immer größere Selbstständig-
von Schulträgern, Schulleitung und Kolle-
keit, die „Behütung“ des Kindergartens
gium. Entscheidend ist außerdem das
wird Schritt für Schritt verlassen. Nicht sel-
Ausmaß, in dem individuelle Leistungen
ten hören Kinder zur Einschulung, dass
und Begabungen auf dem Bildungsweg
nun der „Ernst des Lebens“ beginne. Das
erkannt werden. Im Ergebnis warnen die
stimmt – leider – auf eine ganz unbefrie-
Bildungsforscher davor, strukturelle und
sehr realistisch einschätzen: Das kann ich
digende Art. Schule heißt nicht selten
inhaltliche Reformen gegeneinander aus-
gut, das muss ich noch üben. Eine Atmo-
Druck, Vergleich, Noten und Wertigkeit.
zuspielen. Sie raten vielmehr, die Kräfte
sphäre, die von Leistungsdruck und Prü-
Die Kinder müssen häufig funktionieren
auf den Kern der Schule – die Unter-
fungsangst geprägt wird, konterkariert
und Leistungen erbringen. Wer den
richtsqualität –, auf eine bessere Durch-
diese Kompetenz. Evaluations- und Beur-
Sprung ins Gymnasium nicht schafft, gilt
lässigkeit der verschiedenen Schulfor-
teilungsverfahren müssen viel stärker als
heutzutage ja schon fast als verloren.
men, eine gezielte Beratung und Beglei-
bisher die Förderung von Stärken anstel-
Und die Schulpolitik macht es den Fami-
tung vor allem sozial schwächerer Schüler
le der Kontrolle von Defiziten in den Mit-
lien auch nicht gerade leicht. Im Zentrum
bzw. Schüler mit Migrationshintergrund zu
telpunkt stellen.
des bildungspolitischen Interesses und
konzentrieren. Auf der einen Seite gibt es
Kinder und Jugendliche lassen sich bes-
des Bildungsstreits stehen strukturelle und
also den absolut nicht angemessenen
ser fürs Lernen begeistern, wenn sie aktiv
inhaltliche Defizite des Schulsystems.
Stellenwert von Schule und Bildung –
in den Bildungsprozess einbezogen wer-
Schulstrukturreformen der vergangenen
nämlich wenn es um die Ausstattung und
den. Die Entwicklung und Einführung
Jahre waren manchmal innerhalb eines
die Lehrerstellen geht. Auf der anderen
neuer Formen des Lernens (z. B. Projekt-
Bundeslandes teilweise kaum aufeinan-
Seite herrscht ein großer Druck, die
arbeit, fächerübergreifendes Lernen, Lern-
der abgestimmt. Fast überall gab es lan-
Kinder in unserem Land könnten bei
patenschaften) machen nicht nur mehr
despolitische Bildungswahlkämpfe, die
Vergleichsstudien nicht gut genug ab-
Spaß, sondern sie stärken die Gemein-
dazu geführt haben, dass groß angelegte
schneiden. Wo aber liegt die Lösung für
schaft der Kinder untereinander, ihre so-
und umwälzende Änderungen der Schul-
dieses Dilemma?
ziale Kompetenz, sie schaffen Raum für
über Lernerfolge und Lernklima entschei-
Kreativität und Selbstständigkeit.
struktur nach den Wahlen abgebrochen
Individuelle Förderung braucht es, damit
neuen Bedingungen ausgesetzt wurden.
Individuelle Förderung
verwirklichen
In der Diskussion geht es zum einen um
Die erste und wichtigste Aufgabe der
mit Sprachdefiziten oder Behinderungen
die Zusammenlegung von Schulen im
Schule ist es, Kindern Lust aufs Lernen zu
auf dem Bildungsweg nicht „verloren“
Sekundarbereich, die auf die Abschaffung
machen und ihre Neugier auf Wissen
gehen. Teil der individuellen Förderung ist
der Hauptschulen als eigenständige
nicht zu ersticken. Und das ist eine große
deshalb im Sinne einer verbesserten in-
Schulform zielt. Es geht um die Forderung
Herausforderung, die nicht jeder Lehrer
terkulturellen Integration auch der Ausbau
nach einer längeren Primarstufe, was
annimmt oder annehmen kann. Schnell
von Sprachförderung und Integrationsan-
gleichbedeutend mit einer Verlängerung
werden dann die Fehler der Schüler be-
geboten für Kinder mit Migrationshinter-
der Grundschulzeit ist. Eine Analyse na-
nannt, seltener aber auf das verwiesen,
grund oder Sprachdefiziten. Individuelle
tionaler und internationaler Vergleichsstu-
was das Kind gut kann. Doch nur in einem
Förderung ist aber nur möglich, wenn die
dien (zum Beispiel der 2008 erschienene
Lernklima ohne Angst vor Fehlern haben
Stärken und Probleme jedes Kindes früh-
aktuelle Bildungsbericht des Max-Planck-
Kinder die Chance, zu entdecken, was in
zeitig und sicher erkannt werden. Und es
Instituts für Bildungsforschung) deutet
ihnen liegt und Selbstvertrauen zu ent-
heißt auch hier, sich nicht nur an Defiziten
allerdings darauf hin, dass es weniger
wickeln. Die Kinder können sich häufig
zu orientieren. In vielen Klassen sitzen
und Kinder und Eltern wiederum völlig
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Kinder mit besonderen Lernproblemen,
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BILDUNG
situation“ möglicherweise nicht bestanden
haben, nicht gut genug sind und hinnehmen müssen, was sie bekommen.
Hand in Hand für die Kinder
Nur gemeinsam können Eltern und Schule eine individuelle Förderung garantieren. Zwar gibt es in allen Landesgesetzen
die Vorgabe, dass die Schule bei der Erüberdurchschnittlich begabte Kinder und
finanziellen und personellen Ressourcen
füllung ihres Bildungsauftrags das ver-
auch sie haben es verdient, besonders
zur Verfügung zu stellen. Mittel, die durch
fassungsmäßige Recht der Eltern zu ach-
gefördert und ermutigt zu werden. Gute
einen Rückgang der Schülerzahlen frei
ten hat, die Erziehung und Bildung ihrer
Schule steht und fällt deshalb mit Päd-
werden, können wieder den Schülerinnen
Kinder mitzubestimmen und an der schu-
agogen, die Menschenkenntnis mitbrin-
und Schülern direkt zugute kommen: zum
lischen Entwicklung mitzuarbeiten. Dar-
gen, an ihre Schüler glauben und ihnen
Beispiel durch kleinere Klassen. Wichtig
über braucht es natürlich eine vertrau-
zeigen, wohin sie es schaffen können. Das
sind ebenso die verlässliche Einhaltung
ensvolle Zusammenarbeit von Schule
setzt verbesserte diagnostische Fähigkei-
von Unterrichtsangeboten und vor allem
und Elternhaus. Die Umsetzung bleibt
ten der Pädagogen voraus, die durch Fort-
eine intensivere Förderung des Einzelnen.
allerdings manchmal im Unverbindlichen
bildung unterstützt und bei der Lehrer-
Und damit ist noch nicht einmal das große
und Formalen stecken, weil klare Aus-
ausbildung berücksichtigt werden müs-
Problem der Wahl der Schule (wie übri-
gestaltungen und Regelungen fehlen –
sen. Und es schließt ein Pensum ein, dass,
gens auch des Kindergartens) erwähnt.
da beschränkt sich die Elternmitarbeit
neben dem Unterricht und Vertretungs-
Vor allem engagierte und profilierte staat-
schon mal aufs Tapezieren des Klassen-
stunden noch Platz lässt, das Kind als
liche Einrichtungen sind überlaufen. Hier
zimmers oder aufs Kuchenbacken beim
komplexes Wesen zu sehen, es zu ver-
einen Platz zu ergattern, ist längst nicht
Schulbasar. An vielen Schulen gibt es
stehen und zu fördern.
allen Eltern möglich. Wartelisten, Aus-
aber engagierte Eltern, die die Lehrer
wahlgespräche schon im Vorschulalter
unterstützen und sich für ihre Kinder stark
Gute Bildung kostet Geld
und demzufolge auch Ablehnungen ge-
machen wollen.
Mit Geld allein lässt sich zwar kein guter
hören zum Alltag. Diese Erfahrung ma-
Eltern müssen sich als kompetente Part-
Unterricht kaufen – aber in unterfinanzier-
chen Familien an den Schnittstellen Kin-
ner in die Schule einbringen – und ein-
ten Schulen bleiben Schüler und Lehrer
dergarten, Grundschule, weiterführende
bringen können. Eltern und Lehrer sollten
unter ihren Möglichkeiten. Und vor allem
Schulen. Manchmal treibt diese Entwick-
einander informieren, damit für die Eltern
gilt: Die Schule ist ein wesentlicher und
lung absurde Blüten. Zum Beispiel ver-
das Schulische transparent und für die
wichtiger Lebensraum der Kinder. Wie viel
sagt man einem Kind den Schulplatz
Lehrer der individuelle Hilfebedarf des
einer Gesellschaft ihre Kinder wert sind,
wegen zu vieler Bewerber, dem Nachbar-
Kindes erkennbar wird. Dafür braucht es
sieht man nicht zuletzt am Zustand der
kind im selben Haus gesteht man aber
Zeit und die muss den Lehrern neben
Schulen. Um gut lernen zu können,
einen zu, beide leben im Einzugsgebiet.
dem Unterrichtspensum zur Verfügung
braucht es auch förderliche, sinnvolle
Das kann niemand nachvollziehen. Selbst
gestellt werden. Sinnvoll ist auch, Eltern-
bauliche, räumliche und materielle Rah-
wenn also die Eltern Entscheidungen im
arbeit verbindlich als Teil der Lehreraus-
menbedingungen. Notwendig sind neben
Sinne ihrer Kinder treffen wollen, können
bildung zu integrieren. Denn manchmal
einer sachgerechten personellen Ausstat-
sie das nur bedingt. Oder sie müssen als
gibt es eine Art Kompetenzgerangel, wer
tung kleine Klassen und Arbeitsgruppen.
Ausweg Privatschulen bezahlen, die allein
wofür verantwortlich ist. Der Umgang der
Gute Bedingungen für Bildung zu schaf-
wegen der Kosten nicht jedem offen-
Lehrer mit Eltern sollte deshalb in Hinsicht
fen setzt die Bereitschaft der Länder und
stehen. Was die Kinder in solchen Fällen
auf engagierte und übereifrige wie auf
Kommunen als Schulträger voraus, die
erfahren ist, dass sie die „Bewerbungs-
uninteressierte Eltern geübt werden.
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BILDUNG
Umzug ohne Einbuße
Es sollte eigentlich selbstverständlich sein:
Wer von einem ins andere Bundesland
umzieht, kann seinen Bildungsweg problemlos fortsetzen. Doch weit gefehlt. Häufig sind die Schulsysteme der einzelnen
Länder so verschieden, dass ein Wechsel
nicht problemlos über die Bühne geht.
Wer aber von Familien Mobilität verlangt,
muss die Schulsysteme der Länder so angleichen, dass Kinder beim Umzug nicht
an der Landesgrenze schulisch aus der
Bahn geworfen werden. Bei der Entscheidung für eine Berufsausbildung oder ein
Studium sollte das Heimatbundesland
kein Faktor sein.
Ein gerechter Zugang zu Bildungschancen setzt die Durchlässigkeit von Schulformen und Bildungswegen voraus. Das
14
Zeit fürs Lernen und Leben
lung der Kinder angemessen sein. Im
ist gerade dort von besonderer Bedeu-
Beim Thema Schule geht es auch und
Grundschulbereich kann das die ver-
tung, wo individuelle Gründe oder soziale
gerade um Zeit. Effektivität wird gefordert,
lässliche Halbtagsgrundschule mit einer
Probleme es schwer machen, zügig den
spätestens seit Einführung des auf acht
durchdachten Mischung aus Unterricht
geraden und bestmöglichen Weg zu
Schuljahre verkürzten Gymnasiums (G
und Freizeitelementen leisten. Der Unter-
finden. Es sollte selbstverständlich sein,
8). So steigt das wöchentliche Pensum
richt wechselt sich mit langen Bewe-
alle Schulabschlüsse an verschiedenen
auf 32 bis 33 Unterrichtsstunden (ohne
gungszeiten und einem „Mittagsband“
Schulformen machen zu können. Ein
Hausaufgaben). Nicht selten müssen
mit Mahlzeit ab. In der Übungszeit
Wechsel muss möglich sein genauso wie
nach der Schule noch Hausaufgaben ge-
schließlich wird das Gelernte vertieft und
es Weiterbildungsmöglichkeiten für alle
macht, Tests vorbereitet, Vokabeln ge-
angewendet. Wenn die Kinder der Klas-
Schultypen geben muss, die auf dem
lernt werden. Schulische Zeitplanung
sen eins bis vier nach Hause gehen, sind
jeweils erreichten Schulabschluss auf-
sollte aber berücksichtigen, dass Bildung
in der Regel keine Hausaufgaben mehr
bauen. Um Wechsel auch faktisch zu er-
nicht nur in der Schule stattfindet. Bil-
zu machen. Sie haben Zeit für Spiel und
möglichen, müssen sie durch individuelle
dung erfahren Kinder und Jugendliche
Freizeitgestaltung.
Förderung begleitet werden.
ebenso in der Familie, im Sportverein, in
Im Sekundarbereich klappt das nicht
Individuelle Begleitung muss Mut machen
der Musikschule, in Jugendgruppen –
mehr. Die Realität zeigt, dass die Pensen
und Perspektiven aufzeigen: Wenn ein be-
oder sie erproben soziales Verhalten in-
der Schüler riesig sind. Stoff muss nach-
gabtes Arbeiterkind nicht aufs Gymnasi-
tuitiv beim Spielen und Austoben. Diese
gearbeitet und gelernt werden. Und der
um geht oder kein Studium aufnimmt, das
Formen der Bildung sind für die persön-
Druck, was nach der Schule kommt, steigt.
seinen Begabungen entspricht, liegt das
liche Entwicklung des Kindes unverzicht-
Um mithalten zu können, werden Freizeit-
durchaus nicht immer daran, dass seiner
bar. Doch manchmal erscheint es so, als
angebote dem Lernen geopfert. Schon in
Familie sein Bildungsweg egal ist. Es liegt
würde Schule den Kindern keine Zeit für
der fünften Klasse gleichen die Schultage
vor allem daran, dass der Familie nicht nur
diese soziokulturelle „Lebensbildung“
manchmal dem Arbeitstag eines Erwach-
das Geld, sondern auch die Netzwerke
lassen – und Familien Zeit füreinander.
senen – nur dass dann zu Hause noch
und die eigene Erfahrung für den Bil-
Die Unterrichtsdauer muss der Entwick-
Hausaufgaben anstehen.
dungsaufstieg fehlen. Gefordert ist hier
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BILDUNG
gute Bildungsberatung in Form eines pro-
Familien, deren Kinder nicht studieren (die
die jahrelange Unterfinanzierung des
fessionellen Coachings, das dem Ju-
vielleicht eine berufliche Ausbildung ohne
Hochschulsektors aufgerissen hat.
gendlichen und seiner Familie hilft, eige-
entsprechende Förderung absolvieren)
ne Stärken zu erkennen und Hemm-
über ihre Steuern an der Finanzierung
schwellen zu überwinden.
eines gebührenfreien Studiums. Und ein
Zugänge zur beruflichen
Ausbildung verbessern
Hochschulstudium führt in der Regel zu
Nach wie vor machen Absolventen einer
Ausbildung und Studium
einem höheren Lebenseinkommen, was
dualen Ausbildung den größten Anteil am
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist das
grundsätzlich auch eine eigene, rückwir-
Fachkräftezuwachs aus. Das duale Aus-
Studium. Neue Abschlüsse wie Bachelor
kende Beteiligung an den Studienkosten
bildungssystem steht auch im internatio-
und Master sollten die Kompatibilität mit
rechtfertigen kann. Teilweise haben die
nalen Vergleich für eine gute Qualität in
anderen Ländern ermöglichen. Nach dem
Bundesländer, die für die Einführung und
der beruflichen Ausbildung. Aber auch
Motto: Wer in Deutschland studiert, kann
Ausgestaltung der Gebühren zuständig
hier werden Defizite immer deutlicher, die
in Amerika oder Großbritannien seinen
sind, auch familienorientierte Maßnahmen
sich am Ausbildungsplatzmangel bei
Abschluss anerkennen lassen und pro-
wie eine Studiengebührenentlastung für
gleichzeitig steigender Angst vor Fach-
blemlos ins Studium oder den Beruf ein-
kinderreiche Familien oder Studierende
kräftemangel zeigen. Hier müssen vor
steigen. Doch die Realität sieht anders
mit Kindern entwickelt. Studiengebühren
allem die Schnittstellen zwischen Schule
aus. Die Studenten haben einen vollge-
verschärfen aber auch die ohnehin hohen
und Berufsausbildung sowie zwischen
stopften Stundenplan mit großer Gebun-
finanziellen Belastungen von Familien mit
beruflicher Ausbildung und erfolgreichem
denheit an Fristen und Semester. Und das,
studierenden Kindern und machen es
Berufseinstieg so gestaltet werden, dass
was zum Beispiel in Amerika auf Bache-
Kindern aus einkommensschwachen
niemand verloren geht. Das gilt in beson-
lor studiert wurde, wird in Deutschland
Haushalten noch schwerer, eine ihren Be-
derem Maße für schulische Berufsausbil-
noch lange nicht anerkannt. Das Studium
gabungen entsprechende Ausbildungs-
dungen, die anders als das duale System
verlängert sich also durch das „Nachho-
und Berufswahl zu treffen. Schwieriger
nicht in direktem Kontakt mit einem Un-
len“ des Auslandssemesters, statt die Be-
wird die Situation noch dadurch, dass in
ternehmen absolviert werden. Hier steht
reicherung zu integrieren. Der Druck auf
Deutschland ein breitenwirksames Stipen-
die Wirtschaft in der Bringschuld, die an-
die Studierenden ist ohnehin groß, denn
diensystem fehlt, das dieses Problem auch
gesichts der demografischen Entwicklung
nicht für jeden Bachelor gibt es auch
nur ansatzweise lösen könnte. Daran wird
auf Fachkräfte angewiesen ist.
einen Master-Studienplatz. Zugangsge-
auch die jetzt geplante Ausweitung durch
Eine nicht nur bildungspolitische, sondern
rechtigkeit hieße, jeder erfolgreiche Ba-
eine – stets auch konjunkturabhängige –
auch gesellschaftspolitische Herausforde-
chelor-Absolvent kann gemäß seinen per-
Kooperation mit der Wirtschaft über Jahre
rung sind die vielen tausend Jugendli-
sönlichen Fähigkeiten und Begabungen
nicht viel ändern. Faktisch sind viele Stu-
chen und jungen Menschen, die im bis-
den Weg ins Masterstudium gehen. Dar-
dierende (und ihre Familien) damit auf
herigen Bildungssystem scheitern und
über hinaus gibt es die Sorgen um die Fi-
Kredite von Geschäftsbanken angewiesen,
ohne Abschluss die Schule verlassen. Oft
nanzierung des Studiums. Hier muss
auf die – anders als beim BAföG – Zins
ist für sie damit der Weg in die Berufs-
BAföG zur Gewährleistung der Chancen-
und Zinseszins erhoben werden. Sie star-
ausbildung und so in ein eigenständiges
gleichheit im Bildungssystem erhalten
ten in ihr Berufsleben also mit einer Schul-
Erwachsenenleben versperrt. Kann Bil-
bleiben. Um ein Ausbluten dieser wichti-
denhypothek, die nicht nur den Mut zum
dungspolitik hier allein überhaupt erfolg-
gen Leistung zu verhindern, ist die regel-
Studium rauben kann, sondern nach dem
reich sein? Oder müssen an dieser Stelle
mäßige Anpassung des BAföG-Satzes
Berufseinstieg auch den Mut zur Grün-
nicht sehr grundlegende Fragen an eine
an die Preisentwicklung und die entspre-
dung einer eigenen Familie. Fragwürdig ist
Gesellschaft gestellt werden, die immer
chende Erhöhung der Einkommensgren-
dabei ohnehin die Verwendung der Ge-
mehr Menschen zurücklässt? Gerade hier
zen notwendig. Natürlich gehört auch das
bühren, die häufig nicht etwa in eine bes-
sind mit dem Übergang in die Informati-
umstrittene Thema Studiengebühren in
sere Lehre fließen, sondern zum Stopfen
ons- und Wissensgesellschaft und durch
diesen Bereich. Einerseits beteiligen sich
von Haushaltslöchern benutzt werden, die
Konkurrenzdruck und Globalisierung Be-
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BILDUNG
rufswege verschlossen worden, die früher
das gilt für jedes Alter. Warum wird Men-
terfallen lässt. Nie zuvor waren ältere Men-
zum Beispiel auch Menschen mit gravie-
schen suggeriert, sie seien zu alt für eine
schen so jung wie heute.
renden Lernbehinderungen eine Integra-
Fortbildung oder „es lohne sich nicht“,
Die Bundesrepublik braucht ein Bil-
tion in den Arbeitsmarkt, Selbstwertgefühl
einen neuen Bildungsweg zu beschrei-
dungssystem, das kluge Köpfe und sozi-
und soziale Kontakte ermöglicht haben.
ten? Wir haben hier nur den Bereich Kin-
al kompetente Menschen hervorbringt,
Bildung, das müssen wir uns immer wie-
dergarten, Schule und Start in den Beruf
fördert und unterstützt. Das gelingt aber
der klar machen, ist Zukunft. Jeder
beleuchtet. Doch Bildung hört nie auf.
nur, wenn die Voraussetzungen stimmen
Mensch – egal welcher Herkunft und egal
Jeden Tag lernen wir, wie Menschen mit-
und wenn es ein Lernumfeld gibt, in dem
welchen Potenzials – hat ein Recht darauf,
einander umgehen, wie die Gesellschaft
sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene
das Beste aus sich herauszuholen. Und
Werte erkennt und unterstützt oder hinun-
nach ihren Fähigkeiten entfalten dürfen. y
SOZIALES
Väterpolitik formuliert
Familienanliegen neu
16
Papa setzt im Job aus und ähnliche Fragen wurden auf der Fachtakümmert sich um die Kinder – gung „Deutschland sucht den ‚Supernoch ist das in deutschen Fa- Papa’ – Impulse für eine moderne Vätermilien die Ausnahme. Väter politik“ diskutiert. 80 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft und Praxis kamen am
werden zwar familienpoli- 23./24. April 2010 in der Fachhochschule
tisch gefordert, sich zum Bei- Köln zusammen.
spiel im Rahmen der Vätermonate in der Elternzeit stär- Väterinteressen benennen
ker an der Erziehungsarbeit Eingeladen hatten die Heinrich Böll Stiftung/
zu beteiligen.
Gunda Werner Institut, das Forum Männer
fizite beim Aushandeln der Rolle, die jedes
Freiräume gewährt. Das führt nach An-
Familienmitglied in der Familie und Kindererziehung einnimmt – oft hat demnach
die Frau „das Sagen“ und die Wahl, wie
stark sie sich am Erwerb des Familieneinkommens beteiligen will. Ein ähnliches
Ungleichgewicht zeigt sich dann in der
Erwerbswelt, die einerseits Frauen bei der
Gehaltshöhe deutlich benachteiligt und
andererseits den Vätern weder für die
Familie noch für sich selbst ausreichende
D
sowie das Sozialpädagogische Institut der
och oft nehmen sie die klassische Er-
Fachhochschule Köln. Neben Vorträgen
sicht vieler Väter zu einer Unterrepräsen-
nährerrolle ein. Welche Gründe für diesen
aus der Väterforschung mit Wissenschaft-
tanz von Vätern bei der Kindererziehung,
Befund kennt die Väterforschung und wie
lern von der Universität Dortmund und der
denn nicht nur die männlichen Pädago-
kann die Politik darauf reagieren? Brau-
Universität Hamburg, Erfahrungsberichten
gen fehlen in den Kitas und Schulen, auch
chen wir eine neue Rollendefinition für
politischer Akteure und Diskussionsim-
das Engagement der Väter bleibt hinter
das Vater-Sein? Wie finden Väter und
pulsen stand der Austausch der Teilneh-
dem der Mütter zurück.
Mütter eine auch im Verhältnis zwischen
mer in Workshops im Vordergrund. Dabei
Zu besonders engagierten Diskussionen
den Partnern gerechte Balance zwischen
zeigte sich: Aus Sicht der Väter gibt es
kam es unter den Vertretern von Verbän-
Familien- und Erwerbsarbeit? Diese und
schon auf Ebene der Paarbeziehung De-
den und Interessengruppen, aus Kom-
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SOZIALES
munalverwaltung,
Familienbil-
Auch Fragen wie Gehaltsgleichheit für
formulierte Martin Verlinden vom Sozial-
dungsarbeit, Jugendhilfe und Gleichstel-
Politik,
Männer und Frauen, Anerkennung von
pädagogischen Institut der Fachhoch-
lungsarbeit. Vor allem dann, wenn Väter-
Familienarbeit im Erwerbsleben, Verein-
schule Köln unter anderen folgende An-
rechte gegen traditionell feministisch be-
barkeit von Karriere und Elternschaft wur-
regungen:
setzte
Gleichstellungsforderungen
den debattiert. Dabei wurde deutlich, dass
y Die Verständigung der Geschlechter
ausgespielt wurden. Strukturelle Privile-
es neben der Frauensicht spezielle Män-
über ihre jeweilige Rolle muss in gegen-
gierungen und Benachteiligungen sind
neranliegen zu berücksichtigen und dis-
seitiger Wertschätzung, im Dialog gestal-
nicht nur für Frauen ein Thema, sondern
kutieren gibt.
tet werden. Gefordert sind dabei beson-
auch für Männer – und zwar speziell dann,
Dass der Zugang zu diesen Fragen aus
ders Städte und Gemeinden, die z.B.
wenn es um Elternschaft geht. Als ein be-
Vätersicht mehr ist als die Abgrenzung
einen kommunalen Männerbeauftragten
sonderes Minenfeld erwies sich in diesem
und antagonistische Durchsetzung eige-
einsetzen oder das Gleichstellungsamt
Zusammenhang das Thema Sorgerecht.
ner Interessen, zeigte der Vortrag von An-
gemeinschaftlich von einem Mann und
dreas Borter, Vorstandsmitglied des Dach-
einer Frau wahrnehmen lassen können.
verbands der Schweizer Männer- und Vä-
y Die männlichen Fachkräfte in Eltern-
terorganisation. Für eine ausgewogene
Kind-Angeboten der Familienbildung, in
Gleichstellungspolitik stellte er der tradi-
Kitas und Grundschulen sind zu erhöhen,
tionellen Frauenpolitik mit ihren Forderun-
damit Jungen so früh wie möglich Männer
gen – etwa nach Beseitigung von Diskri-
als Modell in ihrer Sozialisation erleben.
minierungen oder nach Lohngleichheit –
y Männer müssen beim Übergang zum
eine Männerpolitik an die Seite, die tradi-
Vater und in den ersten Jahren mit dem
tionell ausgeblendete Komponenten und
Kind besonders unterstützt werden (Ge-
Handlungsfelder für Männer erschließt
burtsvorbereitungskurse von Hebammen
und sich z.B. für eine väterfreundliche Ar-
gemeinsam mit besonders geschulten
beitswelt stark macht. „Frauenforderun-
Vätern; von Männern angeleitete Krabbel-
gen“ seien durchaus aus Männersicht neu
und ähnliche Eltern-Kleinstkindkurse, spe-
zu formulieren – als Beispiel nannte Bor-
zielle „Vätersprecher“ als Elternvertreter in
ter eine Kampagne zum Equal Pay Day,
Kindergärten und Grundschulen)
bei der Männerorganisationen die Lohn-
y In der Familienbildung müssen mehr
gleichheit für Frauen mit dem Argument
Angebote speziell für Väter mit ihren Kin-
forderten, „wir wollen aus der ‚Ernährer-
dern geschaffen werden.
falle’ heraus“.
Die Fachtagung machte deutlich, dass Väterpolitik nicht nur Männerinteressen ver-
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Mehr Väterarbeit und
Familienbildung
tritt, sondern auch Impulsgeber für eine
Väteranliegen sind Familienanliegen – die
wenn es darum geht, Familienarbeit im
Präsenz der Väter in Familie und Erzie-
Vergleich zur Erwerbsarbeit nicht mehr
hung kommt den Kindern zugute. Väter-
ökonomisch gesehen als „Freizeit“ abzu-
arbeit hat zum Ziel, Partnerschaftlichkeit
werten. Familienpolitik beinhaltet die spe-
und Gleichberechtigung zu fördern und
ziellen Anliegen von Vätern und kommt
außerdem mit der Stärkung der Erzie-
Müttern und Kindern ebenso zugute. Es
hungskompetenz der Väter das Kindes-
lohnt sich deshalb im Interesse von Fami-
wohl zu schützen. Väter und ihre Kinder
lien, Väter in der Familien(bildungs-)arbeit
könnten auf vielfältige Weise unterstützt
verstärkt in den Blick zu nehmen und mit
werden. Für Politik und Familienbildung
speziellen Angeboten anzusprechen. (cjs)
moderne Familienpolitik sein kann – z. B.
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SOZIALES
Kinderschutz fängt
viel früher an
Missbrauch ist unverzeihlich, in Missbrauchsfällen sein. Fachkräfte,
vor allem wenn es um Kinder Eltern und Erzieher sollen flächengeht. Gerade ist das Thema deckend sensibilisiert werden, um mögwieder einmal in den Mittel- lichem Missbrauch vorzubeugen oder
punkt der Öffentlichkeit ge- tatsächliche Fälle schneller erkennen zu
raten. Die Affäre um Miss- können. Inzwischen gab es das Treffen,
Arbeitsgruppen wurden gebildet. Doch
brauch in Heimen und Inter- das Problem Missbrauch ist damit noch
naten ist täglich brisanter lange nicht gelöst.
geworden und hat zum wiederholten Mal eine dunkle Kinderschutz ist mehr
Seite unserer Gesellschaft Es geht hier um Kinderschutz, und der
ans Licht geholt.
umfasst viel mehr als nur das eine Thema
die 40-Jährige, die selbst einen Sohn und
eine Tochter hat.
„Die meisten Menschen denken bei Kin-
Es ist in jedem Fall wichtig, den betroffe-
ie Bundesregierung bemüht sich, mit
derschutz vornehmlich an den Schutz vor
nen Kindern ein weiteres Trauma zu er-
dem Ende April ins Leben gerufenen
sexuellem Missbrauch, vor der totalen
sparen und genau das macht die Schwie-
Runden Tisch mehr für gefährdete oder
Verwahrlosung“, sagt Kirstin Weigmann.
rigkeit aus, angemessen zu handeln. Sie
bereits betroffene Kinder zu tun. Nach-
Sie ist Kinderschutz-Fachfrau und Famili-
zitiert einen geschätzten Kollegen, wenn
haltige Lösungen sollen her. Denn Bun-
entherapeutin im Raum Brandenburg.
sie sagt: „Das Kind hat eine komplexe
desfamilienministerin Kristina Schröder
„Aber Kinderschutz setzt viel früher an. Es
Erwartung an Hilfe. Es will Schutz und es
sieht
Handlungsbedarf.
geht schon um die ersten Anzeichen, dass
will, dass seine Familie akzeptiert und un-
„Wir müssen alles daransetzen, diese
Kinder möglicherweise nicht ausreichend
terstützt wird. Hilfe, die sich dem Kind als
schrecklichen Taten zu verhindern. Dazu
von den Eltern beschützt und versorgt auf-
‚bessere Eltern’ anbietet, übersieht, dass
gehört auch, die Kinder von klein auf
wachsen können. Das kann körperliche
es für das Kind ein entscheidender Unter-
stark zu machen und gegenüber Grenz-
Gewalt sein, aber auch Vernachlässigung
schied ist, ob es von den eigenen Eltern
verletzungen zu sensibilisieren“, sagte
oder seelisch-emotionale Misshandlung.
oder von anderen gut behandelt wird.“
Schröder zur Ankündigung des Runden
Gerade letzteres – ein Graubereich – ist
Hier sind also in jeder Hinsicht Profis mit
Tisches in Berlin. Dort saßen Vertreter der
eine große Herausforderung, wenn man
Feingefühl und Verständnis für das Kind
Familienverbände, Schul- und Internats-
Kinder schützen will.“
und seine Lebensumstände gefragt.
träger, katholische und evangelische Kir-
Sie erkennt die Bemühungen der Minis-
che, Spitzenverbände der freien Wohl-
terin an, doch sie weiß, dass die Arbeit an
Kinderschutz geht jeden an
fahrtspflege, Ärzte, Lehrer, Vertreter von
der Basis eine komplizierte und weniger
Das Thema Kinderschutz ist sehr sensibel,
Ländern und Kommunen. Ziel sollte unter
medienauffällige Tätigkeit ist. „Ziel ist es in
denn die Meinungen vieler Menschen
anderem eine Selbstverpflichtung von
unserer Arbeit immer, die Familie zu un-
sind geprägt von den extremen Fällen,
Schulen oder Vereinen zur Aufstellung
terstützen und nicht einen Schuldigen in
wenn Kinder fast verhungern, jahrelang
und Umsetzung klarer Verhaltensregeln
die Öffentlichkeit zu zerren“, unterstreicht
unerkannt missbraucht werden oder
D
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Kirstin Weigmann
dringenden
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SOZIALES
sogar zu Tode kommen. Schnell zeigt
Distanzlosigkeit reichen. Alle drei Monate
„Die Arbeit der pädagogischen Fachkräf-
man dann auf die Schuldigen: die
sollten die Bezugserzieherinnen deshalb
te der KiTa mit den Eltern ist in so einem
Eltern, das Jugendamt, die pädagogi-
eine Grobeinschätzung „ihrer“ Kinder vor-
Fall sehr sensibel“, sagt Kirstin Weig-
schen Fachkräfte. „Aber so einfach ist das
nehmen und dokumentieren. Sobald die
mann. Sie dürfen das Wohl der Kinder
nicht“, sagt Kirstin Weigmann. „Kinder-
Möglichkeit in Betracht gezogen wird,
nicht aus den Augen verlieren und den
schutz geht alle an, jeder hat Verantwor-
dass die kindliche Entwicklung gefährdet
Eltern andererseits nicht das Gefühl
tung für das Wohl der Kinder: die Eltern,
sein könnte, muss genauer hingeschaut
geben, inkompetent oder in Konkurrenz
die Erzieher, Lehrer, Nachbarn, Freunde.
werden. Ein Dokumentationsbogen für
mit ihnen zu sein. Jedes Kind möchte
Und viele dieser Menschen haben große
den Erstverdacht soll helfen, die Situation
beschützt und geliebt werden, und zwar
Angst davor, aus falschem Anlass tätig zu
zu erkennen. „Manchmal können schon
zuallererst von den eigenen Eltern.
werden. Was, wenn der Verdacht nicht
zu klein gewordene Schuhe des Kindes
„Vielleicht ist das Gefühl hilfreich, soweit
stimmt und das Kind vorschnell und ,um-
ein Indiz sein“, ist die Erfahrung der Fami-
es aus der eigenen Kindheit noch vor-
sonst‘ aus der Familie genommen wird?“
lientherapeutin. „Werden die Eltern darauf
handen ist.“, gibt die Familientherapeutin
Die Familientherapeutin leistet intensive
angesprochen und sind dennoch nicht in
zu bedenken.
Arbeit am Quell dieses Konfliktes. Als
der Lage, zu reagieren – das Kind hat also
Der Handlungsleitfaden bietet den Erzie-
Fachkraft für Kinderschutz im „Philantow“
einen Monat später immer noch dieselben
herinnen ermutigende und formale Unter-
– dem Familienzentrum in Teltow - berät
Schuhe an –, kann das ein Zeichen sein,
stützung. Zum Beispiel Regeln für die Ge-
und leitet sie Erzieherinnen an, die im dor-
dass Hilfe gegeben – also eingegriffen –
sprächsführung mit den Eltern. Darin soll-
tigen KiTa-Eigenbetrieb arbeiten. Seit No-
werden muss.“
te darauf geachtet werden, einander
vember 2009 gibt es eine Arbeitsgemein-
Ein Fragebogen, der die Bedürfnisse des
ausreden zu lassen, Neutralität zu wahren,
schaft, die die Kinderschutz-Fachfrau ins
Kindes genauer beschreibt, wird nun her-
Einfühlungsvermögen und Lob zu zeigen
Leben gerufen hat. Hier bekommen die
angezogen, der Fall mit der Leiterin der
für das, was geschafft wurde. Begriffe wie
Erzieherinnen Dokumentationsmöglich-
Einrichtung und der zuständigen Fach-
Missbrauch oder Gewalt sollten umgan-
keiten zu konkreten Kinderschutz-Fragen.
kraft für Kinderschutz besprochen. „Von
gen werden, dafür eigene Beobachtun-
Was soll ich tun, wenn mir ein Kind auffäl-
Anfang an müssen die Eltern ins Boot ge-
gen geschildert und bei den Eltern nach-
lig erscheint? Wer ist wann hinzuzuzie-
holt werden“, sagt Kirstin Weigmann. Es
gefragt werden. Unabdingbar ist auch,
hen? Wann binde ich die Eltern ein und
sollte eine Einladung zum Gespräch aus-
eine Kollegin mit dazuzubitten sowie ein
wie lange? Was tun, wenn der Verdacht
gesprochen und den Eltern die Möglich-
Protokoll zu führen und einen Folgetermin
sich bestätigt? Damit in so einem Fall
keiten einer Unterstützung eröffnet wer-
zu vereinbaren. Denn Dokumentation und
keine Zeit verloren, aber auch nicht unbe-
den. Manchmal gelingt es in diesen
Kontinuität sind wichtig und notwendig in
dacht gehandelt wird, wird gerade ein Kin-
Gesprächen, ein Angebot zur Hilfe zu un-
der Kinderschutzarbeit.
derschutz-Leitfaden erarbeitet. Er ist maß-
terbreiten und die Eltern zu ermutigen, das
In der Teltower Arbeitsgemeinschaft wer-
geschneidert für den KiTa-Eigenbetrieb in
Problem anzugehen. Erst wenn sich die
den neben aktuellen Themen des prakti-
Teltow und soll den Anforderungen ent-
Eltern nicht kooperationsbereit zeigen und
schen Kinderschutzes regelmäßig solche
sprechend erweiterbar sein. Darin sind
die Auffälligkeiten beim Kind weiter zu be-
Verdachtsfälle besprochen. Und es gibt
Vorgehensweisen für diese konkreten Si-
obachten sind, wird das Jugendamt ein-
immer mal wieder Anlass, das Jugendamt
tuationen beschrieben. Und die beginnen
geschaltet. Und natürlich auch das Kind
einzuschalten. Die Zusammenarbeit mit
zunächst damit, genau zu beobachten.
braucht das Signal, dass es in seiner
dem zuständigen Amt ist seit vielen Jahren
Symptome, die ein Eingreifen erforderlich
Not ernst genommen wird. Vertraut es
zuverlässig und vertrauenswürdig, eine
machen, können zum Beispiel von Über-
sich einer Erzieherin oder einer anderen
solide Basis für die Arbeit im Kinderschutz.
oder Untergewicht und verzögerter moto-
Person an (zum Beispiel im Hort), gibt es
Und die ist wichtig, denn die Erzieherinnen
rischer Entwicklung über Sprachproble-
Möglichkeiten und eine Handlungsan-
brauchen Unterstützung und Sicherheit,
me, gestörte Wach- und Schlafphasen
leitung, dem Kind Raum und Vertrauen zu
dass sie richtig handeln, wenn sie sich für
oder Angst bis hin zu Aggression oder
verschaffen, sich weiter zu öffnen.
das Wohl ihrer Schützlinge einsetzen.
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SOZIALVERSICHERUNG
Zeit für die Pflege von
Angehörigen
Am 26. Mai wird das Pflegeversicherungsgesetz 16 Jahre alt.
Man könnte meinen, das „Kind“ würde nun allmählich erwachsen und auf eigenen Füßen stehen können. Das Gesetz
hatte allerdings einen entscheidenden Geburtsfehler: Die
Finanzierung per Umlageverfahren berücksichtigte Kinder
nicht.
Bundesfamilienministerin pflegenden An-
B
dem Gehalt beziehen. Ein Beispiel: Ein
ei der letzten Pflegereform wurde im
Die Stabilität der Pflegeversicherung
Sohn oder eine Tochter pflegt die hilfebe-
Grunde ein halbes Gesetz verabschiedet
hängt sehr stark davon ab, ob Menschen
dürftige Mutter und geht zu 50 Prozent
und gerade der interessante Teil, nämlich
bereit sind, Kinder zu bekommen. Nicht
arbeiten. Laut Schröders Plan bezöge der
eine nachhaltige Finanzierung, lässt bis
nur als künftige Beitragszahler, sondern
Pflegende in dieser Zeit 75 Prozent des
heute auf sich warten.
auch zur Pflege der Angehörigen – denn
Gehaltes. Im Anschluss an die Pflegezeit
Die Pflegeversicherung sollte die fünfte
zur Entlastung der Pflegekasse tragen ge-
arbeitet der Pflegende wieder voll und er-
und letzte Säule der umlagefinanzierten
rade Kinder und Schwiegerkinder mit
hält weiterhin drei Viertel seines Gehaltes
Sozialversicherung sein und wie die Ren-
ihren helfenden Händen bei.
– bis das Zeit- und Gehaltskonto wieder
tenversicherung basiert sie auf dem Ge-
20
gehörigen mehr Zeit zugestehen. Kristina
Schröder plant, Arbeitnehmern, die sich
um Angehörige kümmern wollen, eine Art
Zeitkonto zu ermöglichen. Sie könnten
eine gewisse Zeit lang (höchstens aber
zwei Jahre) verkürzt arbeiten und trotz-
ausgeglichen ist. Mit dieser Regelung will
nerationenvertrag. Das heißt, die heute
Stützpunkte und Zeit
Schröder dem demografischen Wandel
Berufstätigen finanzieren mit ihren Beiträ-
Es bewegt sich zwar einiges im Bereich
Rechnung tragen und den Angehörigen
gen die jetzt Alten und Pflegebedürftigen.
der Pflege, doch bisher ohne wirklich
mehr Flexibilität zugestehen, und das ist
Rund zwei Millionen Menschen in der
nachhaltige Auswirkungen. Der Pflegebe-
grundsätzlich eine gute Idee.
Bundesrepublik erhalten derzeit Leistun-
dürftigkeitsbegriff soll von einer eigens
Laut Ministerin würden auf den Steuer-
gen aus der Pflegeversicherung – schon
eingerichteten Expertenrunde neu defi-
zahler kaum Kosten zukommen. Aller-
2020 geht man von drei Millionen aus,
niert werden und sich auf die Selbststän-
dings dürften die Unternehmen dem
weitere 30 Jahre später rechnet man
digkeit der Menschen konzentrieren. Ein
Thema kritisch gegenüber eingestellt
sogar mit bis zu sechs Millionen. Immer
Paradigmenwechsel sei das, heißt es im
sein, denn sie befürchten, dass Teilzeit
mehr Menschen werden in unserer Ge-
Bundesgesundheitsministerium – weg
wegen der Sozialabgaben mehr kostet.
sellschaft immer älter – doch dieser Ent-
von der Pflege im Minutentakt hin zur
Schröder sieht das anders. In einem In-
wicklung stehen immer weniger Kinder
ganzheitlichen Betrachtung des pflege-
terview mit der FAZ sagte sie: „…die Fa-
gegenüber. Wer aber soll die Beiträge für
bedürftigen Menschen. Pflegestützpunkte
milien-Pflegezeit bringt den Unternehmen
die kommenden Generationen einmal
sollten bundesweit installiert werden, um
auch etwas. Der demografische Wandel
zahlen? Und wenn die ambulante Pflege
Betroffenen und ihren Familien mit Rat
ist in vollem Gange, und auch die Wirt-
vor der stationären stehen soll, warum
und Kompetenz zur Seite stehen zu kön-
schaft wird um das Thema nicht herum-
wird die häusliche Pflege dann finanziell
nen. Doch die flächendeckende Umset-
kommen. Viele Unternehmen sind doch
so schlecht honoriert?
zung lässt auf sich warten. Nun will die
schon heute damit konfrontiert. Vom
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SOZIALVERSICHERUNG
Familiengerechter
Kapitalstock als zweites
Standbein
Die Zukunft einer soliden und familiengerechten Pflegeversicherung braucht in
Wahrheit viel mehr. Nämlich viel Mut zu
neuen Wegen. Zum Beispiel einen unter
dem Dach der Pflegeversicherung angesiedelten Kapitalstock als zweites Standbein, wie es der DFV fordert. Während die
einkommensabhängigen Beiträge weiterhin der pflegebedürftigen Generation zugute kommen sollen, würde ein prämienfinanzierter Kapitalstock der Absicherung
des Pflegerisikos in der eigenen Generation dienen. Garantiert – und zwar verfassungsfest – muss sein, dass das so gesparte Geld nicht anderweitig zweckentfremdet werden darf. Und natürlich muss
ein solches Instrument Familien im Blick
haben. Das heißt konkret: Die Einzahlung
wäre zwar obligatorisch für alle – Mehrkinderfamilien dürften allerdings nicht zusätzlich durch Prämien belastet werden,
denn wer zwei Kinder hat, sorgt bereits mit
„Humankapital“ für den Fortbestand unserer Gesellschaft. Eltern mit zwei oder
mehr Kindern sind von der Prämienzahlung freizustellen. Eltern mit einem Kind
müssten eine halbe Prämie zahlen. Denn
der Kapitalstock kompensiert ja ein Defizit, das durch fehlenden Nachwuchs entDeutschen Industrie- und Handelskam-
Pflegegeld steht dem Pflegebedürftigen
steht. Menschen ohne Kinder müssten
mertag höre ich, dass die Vereinbarkeit
zu, honoriert die Leistung der Angehöri-
vergleichsweise mehr in den Topf einzah-
von Pflege und Beruf in den letzten Jah-
gen aber nicht annähernd. Und offen
len.
ren ein großes Thema geworden ist. Ich
sind außerdem noch viele Detailfragen.
glaube, dass es sich Unternehmen im
Zum Beispiel: Was passiert, wenn ein
Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter
Arbeitnehmer das Unternehmen verlas-
nicht mehr lange leisten können, hier
sen will, bevor er das Zeitkonto ausge-
Urteil des Bundesverfassungsgerichtes fordert
Familiengerechtigkeit
nicht flexibel zu sein.“
glichen hat oder aber seinen Arbeits-
Bisher werden Eltern finanziell nicht ver-
Allerdings bietet diese Lösung nur eine
platz verliert? Dürfen Geschwister nach-
schont: Wenn sie Kinder erziehen, sinken
arbeitsrechtliche Sicherheit, die Kosten
einander je zwei Jahre in Anspruch
ihre Beiträge zur Pflegeversicherung näm-
für den Pflegeaufwand tragen im We-
nehmen, um die Mutter zu pflegen? Und
lich keinesfalls. Außerdem entlasten sie
sentlichen weiterhin die Familien. Das
so weiter.
die Kassen mit ihrer privaten Fürsorge,
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SOZIALVERSICHERUNG
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denn die Pflege durch die eigenen Ange-
strukturelle Benachteiligung werde auch
Pflegedienst den Auftrag, werden bei glei-
hörigen wird weit schlechter bezahlt als
nicht durch die Familienmitversicherung
cher Pflegestufe 440 Euro gezahlt, die sta-
die ambulante beziehungsweise stationä-
ausgeglichen, wie die Richter ausdrück-
tionäre Betreuung kostet den Staat ein
re Pflege. Zehn Jahre lang zahlten Eltern
lich feststellten. Sie gaben der Regierung
Vielfaches, nämlich 1023 Euro. Und das,
wie alle anderen Beitragszahler auch die
vor, bis Ende 2004 die verfassungswidri-
obwohl pflegende Angehörige neben der
gleichen Summen, egal, ob Kinder in der
ge Benachteiligung von Eltern in Bezug
seelischen Belastung oft auch persönliche
Familie waren oder nicht. Erst 2005 wurde
auf die Beiträge zur Pflegeversicherung
Einschränkungen hinnehmen müssen
durch das so genannte Kinder-Berück-
auszuräumen. Das ist bisher nicht ge-
(z. B. Gehaltsverzicht, körperliche Be-
sichtigungsgesetz ein Zuschlag von 0,25
schehen: Eine Familie mit fünf Kindern
schwerden,
Prozent für Pflegeversicherte ohne Kinder
zahlt den gleichen Beitragssatz wie eine
Rund-um-die-Uhr-„Bereitschaft“). Erfah-
eingeführt. Nur: Das Geld wird zum gene-
Familie mit einem Kind, obwohl sie einen
rungsgemäß werden außerdem bei der
rellen Abbau von Defiziten in der Pflege-
fünfmal so hohen Beitrag zur Generatio-
häuslichen Pflege wesentlich seltener ein
versicherung eingesetzt. Und was nicht
nenfolge und damit zur Zukunftssicherung
hoher Pflegebedarf und damit eine hohe
eingeführt wurde, war eine wirkliche Ent-
der Pflegeversicherung leistet.
Pflegestufe zuerkannt als bei stationärer
lastung der Familien in der aktiven Erzie-
Und auch eine gebührende Anerkennung
Pflege. So verstößt die Bevorzugung der
hungsphase: Keine sinkenden Beiträge
der Pflegeleistung von Angehörigen fehlt
stationären Pflege gegen die Zielvorschrift
und erst recht keine Beitragsgestaltung
bis heute. Die Mehrheit der aktuell Pflege-
des Pflegeversicherungsgesetzes – und
nach Anzahl der Kinder.
bedürftigen wird zu Hause betreut, die
die lautet: „ambulant vor stationär“. Und
Dass es das Kinder-Berücksichtigungs-
meisten von Angehörigen. Obwohl die
von einem besonderen Schutz der
gesetz überhaupt gibt, ist dem Druck des
uneigennützige Hilfe den alten Menschen
Familie und Gleichbehandlung kann wohl
Bundesverfassungsgerichtes zu verdan-
ermöglicht, in der gewohnten Umgebung
kaum jemand reden, und das, obwohl die
ken. 2001 entschieden die Richter näm-
zu leben und von ihnen vertrauten Perso-
Verfassung es fordert.
lich, dass die bisherige Beitragsgestaltung
nen gepflegt zu werden, liegen die Pfle-
Es bleibt abzuwarten, welche Pläne Bun-
nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei.
geleistungen für die Betreuung zu Hause
desfamilienministerin Schröder und Bun-
Grund: Sie berücksichtige nicht die kon-
wesentlich niedriger als die für stationäre
desgesundheitsminister
stitutive Bedeutung der Kindererziehung
Betreuung. 225 Euro Pflegegeld im Monat
Thema Pflege haben. Und wir werden im
als Beitrag und Eltern würden gleich stark
erhält ein „erheblich Pflegebedürftiger“
Auge behalten, wie viel davon tatsächlich
belastet wie Menschen ohne Kinder. Diese
(Pflegestufe I). Übernimmt ein ambulanter
umgesetzt wird.
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Zeitmanagement
Rösler
durch
beim
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DFV BUND UND KURATORIUM
Für das Wahlrecht
von Geburt an
„Kinder an die Macht!“ heißt
ein Lied von Herbert Grönemeyer. Es ist aus dem Jahr
1986, besungen werden
darin die „ungebeugte Kraft“
und die Lebendigkeit der
Kinder.
daher seit mehreren Jahren für die Einführung
eines allgemeinen Wahlrechts von Geburt an ein,
das stellvertretend und
treuhänderisch durch die
Eltern ausgeübt wird, bis
die Kinder alt genug sind,
D
ihr Wahlrecht selbst wahr-
heute nicht einmal das Recht, etwas zu
Der Deutsche Familien-
verlangen oder mitzubestimmen. Und ob-
verband hat daher im
wohl das Bundesverfassungsgericht im
letzten Jahr die fraktions-
Juli 2008 eine Wahlrechtsreform eingefor-
übergreifende Initiative ,Der Zukunft eine
serer Demokratie eine sorgfältige Ab-
dert hat, spricht niemand mehr davon,
Stimme geben – Für ein Wahlrecht von
wägung der Chancen und Risiken er-
dass diese Reform ein Wahlrecht für Kin-
Geburt an‘ unterstützt, mit der sich 46
fordert. Diese Diskussion muss im Par-
der einschließen sollte. 14 Millionen deut-
Bundestagsabgeordnete – darunter zwei
lament geführt werden. Umso wichtiger
sche Staatsbürger haben nämlich keine
Bundestagsvizepräsidenten – für eine al-
ist es, die in der letzten Legislaturperi-
Stimme und das schlicht und einfach, weil
tersunabhängige Ausweitung des Wahl-
ode begonnene parlamentarische Dis-
sie jünger sind als 18 Jahre.
rechts auf das gesamte Staatsvolk durch
kussion über die Einführung eines
Der DFV hat gemeinsam mit Mitgliedern
die Änderung des Artikels 38 Grundge-
Wahlrechts von Geburt an wieder auf-
des Kuratoriums nachdrücklich auf diese
setz eingesetzt haben. Bereits im Jahr
zugreifen.
Misere hingewiesen und einen Brief an
2004 haben sich fraktionsübergreifend
Wir bitten Sie daher um Ihre Unterstützung
Bundestagspräsident Norbert Lammert
zahlreiche Abgeordnete unter Beteiligung
dabei, die anstehende Umsetzung der
und die Fraktionen verfasst. Wir drucken
des damaligen Bundestagspräsidenten
Vorgaben des Bundesverfassungsge-
hier einige Auszüge aus dem Brief:
für die Einführung eines Wahlrechts von
richts für eine grundlegende Wahlrechts-
„… Angesichts der demografischen
Geburt an eingesetzt. Über das Parlament
reform zu nutzen und die Bedeutung des
Entwicklung steht die Demokratie in
hinaus wird die Einführung eines Wahl-
Wahlrechts von Geburt für eine generatio-
Deutschland jedoch vor der großen
rechts von Geburt an von namhaften Ver-
nengerechte und nachhaltige Politik bei
Herausforderung, bei politischen Ent-
fassungsrechtlern wie beispielsweise dem
den Überlegungen zur künftigen Ausge-
scheidungen die Auswirkungen auf die
ehemaligen Bundespräsidenten Prof. Dr.
staltung des Wahlrechts zu berücksichti-
Zukunft heute schon mitzudenken. Das
Roman Herzog und dem ehemaligen
gen.“
geht am besten, wenn das Wahlrecht
Bundesverfassungsrichter Prof. Dr. Paul
Der DFV und das Kuratorium sind ge-
auch der Zukunft – den Kindern und Ju-
Kirchhof befürwortet.
spannt, welche Reaktionen dieser Schritt
gendlichen von heute – eine Stimme gibt.
Uns ist bewusst, dass eine Änderung
nach sich ziehen wird. Hoffen wir, dass es
Der Deutsche Familienverband setzt sich
des Wahlrechts als Kernbestandteil un-
eine zukunftsweisende sein wird.
och vor dem Gesetz haben sie bis
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zunehmen.
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SO SEHE ICH DAS
Elternwahlrecht
für Kinder
Wohltaten über die heutigen Wähler aus-
tiefst ungerecht gegenüber unseren Kin-
zuschütten? Und tun sie das nicht, obwohl
dern und Enkelkindern erweisen. Übri-
sie damit zukünftigen Generationen
gens, bei einer vertikalen Betrachtung der
marode Sozialversicherungssysteme, ver-
„sozialen Gerechtigkeit“ wird auch klar:
lotterte Infrastrukturen und ein giganti-
nicht die Kinderlosen alimentieren die Fa-
sches Schuldenhimalaya hinterlassen?
milien, es ist genau umgekehrt. Kinderlo-
E
Die demografische Entwicklung, so fürch-
se bekommen aufgrund ihrer Kranken-,
ines der populärsten Schlagwörter, des-
te ich, wird diese Tendenz eher beschleu-
Renten- und Pflegeversicherungsbeiträ-
sen sich die Politik dieser Tage gern be-
nigen. Wenn bald jeder zweite Wahlbe-
ge praktisch die gleichen Leistungen wie
dient, ist „Nachhaltigkeit“. Der Begriff
rechtigte von Sozialtransfers abhängig ist,
Eltern, die neben den entrichteten Beiträ-
stammt aus der Forstwirtschaft. Forstwirte
werden die Politiker noch weniger Hem-
gen auch noch Kinder bekommen, auf-
schlagen immer nur so viel Holz wie nach-
mungen haben, die Empfänger solcher
ziehen, ausbilden und der Gesellschaft
wächst. Fällen sie mehr Bäume als nach-
Leistungen zu Lasten zukünftiger Wähler
(auch den Kinderlosen) zukünftige Bei-
gepflanzt wird, müssen sich die Kinder
zu verwöhnen. 1970 betrug die öffentliche
tragszahler und Leistungserbringer zur
eine andere Existenz suchen. Es lag also
Verschuldung ca. 1000 Euro pro Kopf,
Verfügung stellen.
nahe, das Prinzip vom nachhaltigen Wirt-
1991 nach der Wiedervereinigung schon
Die Frage stellt sich also, wie man in einer
schaften von der Forstwirtschaft auf den
8000 Euro. Heute ist sie auf gigantische
Demokratie die Wahrung der Interessen
Umweltschutz insgesamt zu übertragen.
20.000 Euro angestiegen. Nicht die heuti-
der noch nicht wahlberechtigten Kinder,
Inzwischen akzeptieren Bürger, Politiker
gen Wähler, sondern deren Kinder und
Enkelkinder und der Ungeborenen si-
und Medien, dass wir unseren Kindern
Enkel werden entweder diese Schulden
chern kann. Die vom letzten Bundestag
keine zerstörte Umwelt hinterlassen dürfen.
abzahlen oder eine Hyperinflation ertra-
eingeführte „Schuldenbremse“ ist ein
Zwar gibt es noch viel zu tun: Klimaschutz,
gen müssen. Trotzdem vergeht kaum ein
erster Schritt. Nur, was gibt uns die Si-
mehr regenerative Energien, weniger Müll,
Tag, an dem nicht vorgeschlagen wird,
cherheit, dass der nächste Bundestag
aber wir machen auch Fortschritte: die
neue Sozialleistungen einzuführen oder
diese nicht wieder aufhebt?
heutige Generation hinterlässt der näch-
alte aufzustocken; das alles im Namen
Ein Wahlrecht von Eltern für ihre Kinder
sten einen saubereren Rhein, einen klare-
der „sozialen Gerechtigkeit“.
kann diesem verhängnisvollen Trend
ren Bodensee und mehr Wälder als sie
Deshalb wird es höchste Zeit, die „sozia-
etwas entgegenwirken. Es ist sicherlich
selbst vorgefunden hatte.
le Gerechtigkeit“ nicht nur auf horizonta-
kein Allheilmittel, aber es kann eine Initial-
Wieso gilt das Prinzip der Nachhaltigkeit
ler Ebene als Mechanismus der Umver-
zündung dafür sein, unsere Politiker end-
nur in der Forstwirtschaft und im Umwelt-
teilung zwischen heutigen Wählerschich-
lich zu motivieren, für Nachhaltigkeit nicht
schutz? Sind es nicht oft die gleichen Po-
ten zu betrachten, sondern eine vertikale
nur beim Umweltschutz sondern auch in
litiker, die sich montags gern mit großem
Sichtweise einzuführen als Vehikel der
anderen Bereichen wie der Bildungs-,
Pathos „im Interesse unserer Kinder und
Umverteilung zwischen den Generatio-
Forschungs- und Finanzpolitik zu sorgen.
Enkelkinder“ für mehr Umweltschutz ein-
nen. Dann wird schnell klar: was von So-
Ohne Betrachtung der Generationenge-
setzen, dienstags aber überhaupt nichts
zialpolitikern heute als „sozial gerecht“
rechtigkeit kann es keine soziale Gerech-
dabei finden, das Füllhorn ihrer sozialen
propagiert wird, wird sich morgen als zu-
tigkeit geben.
Hans-Olaf Henkel,
z. Zt. Honorarprofessor an der
Universität Mannheim
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DFV BUND
Mobil fürs
Klima
sentliche Barrieren abgebaut werden. Es
Erstes Verbraucherparlament im Juni
braucht einerseits verbesserte Ein- und
Und auch der vzbv macht weiter für den
Ausstiegsmöglichkeiten für Menschen mit
Klimaschutz mobil. Denn Mitbestimmung
eingeschränkter Mobilität oder für Perso-
ist ein sinnvolles Recht und eine Quelle
nen mit Kinderwagen oder Fahrrädern,
von Vielseitigkeit. Der vzbv lädt am 11.
andererseits sind deutlich einfachere
Juni 2010 zum ersten „Verbraucherparla-
Ticketsysteme, einheitliche Fahrkartenau-
ment – für mich. für dich. fürs klima“ ein.
tomaten und übersichtliche Streckennetz-
Bis Mitte Mai konnten sich Bürgerinnen
pläne notwendig.
und Bürger um einen Sitz in diesem Par-
M
Gefordert wurden außerdem zum Beispiel
lament bewerben. 150 wurden ausge-
ehr als 60 Vertreter von 15 Mitglieds-
mehr und verbesserte Fahrradwege, die
wählt, um in dem Gremium dabei zu sein.
verbänden des vzbv kamen nach Berlin.
auf beiden Seiten der Straße vorhanden
Gefragt waren keine Klimaforscher oder
Der DFV war mit Vizepräsident Uto R.
sein sollten. Die Teilnehmer appellierten
Verkehrsexperten, sondern Menschen
Bonde, Bundesgeschäftsführer Siegfried
darüber hinaus an die Industrie, mehr
aller Altersgruppen, die sich für eine kli-
Stresing und Manfred Herbener dabei.
energiesparende Autos zu produzieren
maverträgliche Mobilität stark machen
Unter dem Titel „Klimaschutz in Haushalt
und beim Bau auf die Nutzung neuer
wollen.
und Familie“ vermittelten Experten unter
Energiequellen zu achten.
Gesucht werden neue Verkehrskonzepte,
anderem aus dem Umweltbundesamt,
Und das Thema Klimaschutz „für jeder-
die den Kohlendioxid-Ausstoß deutlich
welcher Zusammenhang zwischen Er-
mann“ gehört auch in die Lehrpläne. So
minimieren und gleichzeitig eine gute
nährung, Mobilität und dem Klimawandel
sollten Kinder und Jugendliche hauswirt-
Mobilität der Verbraucher zulassen. Ge-
besteht: Beide Bereiche schlagen mit je-
schaftliche und Verbraucherbildung in der
rade deshalb sind die teilnehmenden
weils etwa 20 Prozent des CO2-Ausstoßes
Schule erfahren. Hier soll der Zusammen-
Bürger so wichtig – sie können ihre Er-
in Deutschland zu Buche und bieten
hang von Klimaschutz, Gesundheit und
fahrungen und Bedürfnisse im Nah- und
damit Anlass genug, Gewohnheiten zu
Ernährung aufgezeigt und klimafreundli-
Fernverkehr, als Radfahrer oder Fußgän-
überdenken und Verhalten zu ändern.
ches Handeln gelernt und vertieft werden.
ger und beim Autofahren einbringen. Die
Der Klimawandel stellt Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vor große Herausforderungen. Um zu diskutieren,
was jeder Einzelne für eine
klimafreundliche Lebensweise tun kann, lud der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im März ein.
wird als bisher müssen allerdings we-
Das Thema klima- und familienfreundli-
Ergebnisse des Parlamentstages sollen
Was heißt das konkret?
cher Personennahverkehr ist ein wichtiges
noch am selben Tag bekannt gemacht
Viele Verbraucher möchten gern vom
Anliegen des DFV. In der Kooperation
und an die politischen Akteure übermittelt
Auto auf den öffentlichen Nah- und Fern-
„Vorfahrt für Familien“ mit dem Verband
werden.
verkehr oder aufs Fahrrad umsteigen.
Deutscher Verkehrsunternehmen hat der
Mehr Informationen gibt es im Internet
Damit das in viel größerem Maß möglich
DFV sich bereits dafür stark gemacht.
unter www.vzbv.de.
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Kolumne
AUS DEM DFV BERICHTET
D
ie letzten Wochen und Monate
waren geprägt von
immer mehr bekannt gewordenen
abscheulichen Verbrechen an Kindern
und Jugendlichen in Institutionen. Nach
jahre-, teils jahrzehntelangem physischen und psychischen Leiden der
Opfer und Schweigen bei den Tätern
und bei Verantwortungsträgern folgten
Phasen der Leugnung und Verharmlosung, bis das Ausmaß der Betroffenheit
nur noch mit rituellen Formeln erträglich
schien. Ratlosigkeit breitete sich aus.
Auf Initiative von drei Bundesministerinnen wurde der „Runde Tisch gegen Kindesmissbrauch“ einberufen. Auch der
DFV wirkt an diesem „Runden Tisch“
mit.
In der Hoffnung, endlich Gehör zu finden,
wandten sich Betroffene auch an uns und
ich merkte immer mehr: hier geht es zwar
vorrangig um Institutionen, in denen
furchtbare Taten geschahen, aber stets
waren es Personen, die sich an Kindern
vergingen und vergehen. Und immer geht
es um Strukturen, die diese Taten begünstigen und ermöglichen. Wie ist es
möglich, dass Erwachsene ihnen anvertraute Kinder missbrauchen, unter dem
Deckmantel der „Liebe“ und der „Erziehung“ gewaltsam inakzeptable Handlungen begehen?
Die Würde des Kindes
ist unantastbar
Wir alle wissen, dass lange Zeit, viel zu
lange, Kinder zu Objekten degradiert
waren, die es zu formen galt. Körperliche
„Züchtigungen“ waren bis in die 70er
Jahre des 20. Jahrhunderts in deutschen
Schulen und Erziehungsheimen erlaubt,
ja sie wurden sogar gesellschaftlich befürwortet. Und erst seit dem Jahrtausendwechsel gilt im deutschen Recht das Prinzip der gewaltfreien Erziehung auch für
Eltern.
Die Menschenwürde ist unantastbar. Dieser
in unserer Verfassung geschützte Wertungs- und Achtungsanspruch gilt unzweifelhaft auch für Kinder. Wirklich? Wir alle
sind gelegentlich bloßes Objekt der gesellschaftlichen Entwicklung, der bestehenden
Verhältnisse, des Rechts, denn das oberste
Prinzip unserer Verfassung orientiert sich in
seiner Ausprägung an der Gemeinschaft.
An einer Gemeinschaft, die wir selber prägen und gestalten, in der wir umfassende
Mitgestaltungs- und Teilhabegrundrechte
haben – sofern das 18. Lebensjahr vollendet ist. Doch weiterhin werden Kinder
und Jugendliche von der demokratischen
Legitimation der Staatsgewalt ausgeschlossen. Ich behaupte nicht, dass ein
Wahlrecht von Geburt an Missbrauch von
und Gewalt an Kindern verhindert. Aber mit
der Ausübung des Wahlrechts würden sie
als Subjekte der Gemeinschaft und als Teilhabeberechtigte anerkannt und ihr Anspruch auf Schutz und Achtung ihrer Menschenwürde gefördert. Daher fordert der
DFV seit Jahren ein „Wahlrecht ab Geburt“.
Die Zahl der Unterstützer wächst, was
uns hoffen lässt. Setzen auch Sie sich dafür
ein, dass Kinder endlich auch die Freiheit
eines gemeinschaftsbezogenen und gemeinschaftsgebundenen Individuums zugestanden wird – ausgeübt durch jene, die
tagtäglich zum Wohl des Kindes handeln:
die Eltern.
Ereignisse in den Mittelpunkt zu stellen, in
denen das Wohl des Kindes missachtet
und mit Füßen getreten wird, erscheint mir
„Not-wendig“. Doch vergessen wir dabei
nicht die weit überwiegende Mehrheit
jener, die Dank einer fürsorglichen Wegbegleitung, durch Zeit, Zuwendung und
Zuneigung in Elternhaus und in Institutionen zu gemeinschaftsfähigen, gemeinschaftsorientierten und gemeinschaftstragenden Persönlichkeiten heranwachsen.
Dass auch diese wahrgenommen werden
und nicht in Vergessenheit geraten, auch
dafür steht der DFV.
Siegfried Stresing – DFV-Bundesgeschäftsführer
DFV Hessen
Familienwochenende im März 2010
26
M
itte März war es wieder so weit: Ich
waren wir in Bad Ems an der Lahn. Ich
habe. Das ganze Wochenende war wieder
fuhr mit meiner Familie zum zweiten Mal
habe mich gefreut, endlich wieder meine
einmal spannend. Wir haben uns mit
zu einem Familien- und Bildungswochen-
Freundinnen zu sehen, die ich im No-
dem Thema „Gewaltfreie Kommunikation“
ende, organisiert vm DFV. Dieses Mal
vember letzten Jahres kennen gelernt
beschäftigt.
DFV-Familie
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AUS DEM DFV BERICHTET
die Eltern auf einer Führung durch Bad
Ems waren, machten wir eine Stadtrallye
durch den Ort, wo wir Aufgaben zu lösen
hatten und was uns allen sehr viel Spaß
machte.
Am Abend sangen und musizierten wir.
Bevor wir am Sonntag wieder abreisten,
machten wir eine schöne Wanderung am
Limes, mit einem Wanderführer, der uns
dabei vieles über die Römer und Germanen erzählte.
Ich freue mich schon auf das nächste
Familienwochenende, das, wie vorerst
So lange sich die Eltern in einer Gruppe
gungsprobleme einer Räuberbande an-
unter sich austauschten, haben wir Kinder
gehört, vertieft und später den Eltern als
uns eine Geschichte über die Verständi-
kleines Theaterstück aufgeführt. Während
geplant, im November stattfinden wird.
Sarah Weinfurter (13 Jahre)
DFV Nordrhein-Westfalen
Familienwochenende in der
Jugendherberge Damme
D
as diesjährige Familienwochenen-
fünf Gruppen unter Leitung
de des Familienverbandes Warendorf
der Kinder Fabian Barmey-
fand nach Ostern in der Jugendherber-
er, Tim Klosterkamp, Lena
ge in Damme statt. Am Freitagnachmit-
und Theresa Toennemann
tag trafen nach und nach alle Familien
und Marco Kühnen bei
ein, bezogen ihre Zimmer und nach
einer Stadtrallye ihre Beob-
dem gemeinsamen Abendessen wur-
achtungsgabe und ihr Wis-
den Jugendherberge und Umgebung
sen unter Beweis stellen –
was alle mit Bravour mei-
erkundet. Da durfte eine Wanderung um
den Dammer Bergsee natürlich nicht
gramms. Einige fanden sich auch beim
sterten. Für diese mehr als zweistündige
fehlen.
Basteln ein und konnten sich über
Leistung wurden alle mit einem Picknick
Am Samstagmorgen konnten die Fami-
ihre Erfolge – lederne Murmelsäckchen,
bei Kaffee und Kuchen belohnt. Der Tag
lien nach dem reichhaltigen Frühstück
„Waschlappenwürmer“ und Schlüssel-
schloss dann mit dem schon traditionel-
zwischen
und
anhänger – freuen. Auch beim Serviet-
len Bingoabend ab. Sonntagmittag ver-
Trimmpfad entscheiden. Aufgrund des
tenfalten konnte man sich einige Kniffe
ließen die Familien die Jugendherberge
guten Wetters entschieden sich die
für den nächsten Kaffeeklatsch ab-
mit dem Vorsatz, im nächsten Jahr auf
meisten für den sportlichen Teil des Pro-
gucken. Am Nachmittag durften dann
jeden Fall wieder teilzunehmen.
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Bastelworkshops
y
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AUS DEM DFV BERICHTET
DFV Niedersachsen
Wer klug ist, sorgt vor!
D
as Leben verläuft nicht immer nach
Lüpken, Vorsitzender des DFV, verwies
tion mit RWE Rheinland-Westfalen Netz
Plan. Gerade wenn Menschen plötzlich
auf einen aktuellen Vorfall, in dem ein er-
stand Rechtsanwalt Ralf Cyganek Inte-
krank werden, ist guter Rat teuer. Damit
wachsener Mann ins Koma fiel. Als die
ressierten Rede und Antwort. Durch fun-
es beim Thema Patientenverfügung
Eltern um Auskunft über den Zustand
diertes Wissen und unter Bezugnahme
mehr Klarheit gibt über Inhalt und Not-
ihres Sohnes baten, bekamen sie vom
der Gesetze erläuterte er die Patienten-
wendigkeit, lud der DFV Lingen im März
diensthabenden Arzt die Antwort: „Ich
verfügung, Vorsorgevollmacht und Be-
zu einem Vortrag „Patientenverfügung,
darf Ihnen keine Auskunft geben, Ihr
treuungsverfügung – damit die Zukunft
Vorsorgevollmacht und Betreuungsver-
Sohn ist volljährig.“ Diese und andere
keine unliebsamen Überraschungen
fügung“ in den Familienversammlungs-
Fälle zeigen die Problematik, wenn keine
bringt.
saal. Und das Interesse war groß. Helmut
Patientenverfügung vorliegt. In Koopera-
y
DFV Sachsen
Die Elternakademie –
Das DFV-Bildungsprogramm
in Sachsen
W
28
arum ist das Interesse an unserem
„Wenn aus Partnern Eltern werden“ ist das
gramm
Bildungsprogramm so groß? „Weil Sie
zertifizierte DFV-Bildungsprogramm. Zu-
analysie-
die Themen und die Referenten mitbrin-
nächst wurden Multiplikatoren ausgebil-
ren
gen!“, war die Antwort der Leiterin eines
det und vor drei Jahren die Kursleiterin-
letztlich
Familienzentrums auf diese Frage. Der
nen und Kursleiter geschult. Fünf Perso-
doch „auf
DFV Sachsen bietet auch 2010 ein Bil-
nen aus Sachsen haben sich ausbilden
d
dungsprogramm an, verschiedene Ver-
lassen. Der DFV Sachsen hat sofort ver-
Markt“
anstaltungen sind für das Frühjahr und
sucht, das Bildungsprogramm zu imple-
bringen.
den Herbst geplant. Im Mittelpunkt steht
mentieren. Ein vom Freistaat gefördertes
Denn vom
die „Stärkung der Beziehungskompe-
Bildungswochenende wurde organisiert.
Inhalt und
tenz“. Im letzten Jahr konnten wir über
Leider ohne Erfolg. Wir hatten nur eine ein-
der
90 Teilnehmer in 13 Veranstaltungen er-
zige Anmeldung. Mit einer Projektförde-
wendig-
reichen.
rung konnten wir unser Bildungspro-
keit waren
DFV-Familie
und
e
n
Not-
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AUS DEM DFV BERICHTET
Deutscher Familienverband
Präsident: Dr. Albin Nees · Bundesgeschäftsführer: Siegfried Stresing
Bundesgeschäftsstelle: Luisenstraße 48, 10117 Berlin
Telefon 0 30/30 88 29 60, Fax 0 30/30 88 29 61
e-mail: [email protected] · www.deutscher-familienverband.de
wir überzeugt. Und wir haben uns Unterstützung geholt. Es entstand eine Kooperation mit
der Familieninitiative Radebeul e.V.
Mit unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel „fair kommunizieren“, „Eltern unter
Druck“ und „Patchworkfamilien“ sind wir erfolgreich gestartet. Die Teilnehmerzahlen
reichten von 1 bis 27. Wir schufen einen Pool
für Themen-, Referenten- und Veranstaltungsorte. Mit den gesammelten Erfahrungen
haben wir nun für 2010 das neue Programm
DFV Baden-Württemberg www.DFV-Baden-Wuerttemberg.de
Landesvorsitzender: Uto R. Bonde, Geschäftsstelle: St.-Georgener-Straße 10, 79111 Freiburg
Tel. 07 61/4 70 27 95, Fax 07 61/1 51 78 30, e-mail: [email protected]
Internet: www.dfv-baden-wuerttemberg.de
DFV Bayern www.dfv-bayern.de
Landesvorsitzende: Petra Nölkel, Geschäftsstelle: Luitpoltplatz 7, 95444 Bayreuth
Tel. 09 21/78 77 94 94, Fax 09 21/7 85 72 12, e-mail: [email protected]
DFV Berlin www.deutscher-familienverband-berlin.de
Landesvorsitzende: Eva Jensen, Geschäftsstelle: Genter Straße 53, 13353 Berlin
Tel. 0 30/4 53 00 10, Fax 0 30/45 30 01 14, e-mail: [email protected]
DFV Brandenburg
Landesvorsitzender: Wolfgang Haupt, Geschäftsstelle: An der B1, Nr. 9, 14550 Groß Kreutz
Tel. 03 32 07/7 08 91, Fax 03 32 07/7 08 93, e-mail: [email protected]
zusammengestellt. Insgesamt neun Themen
DFV Bremen
Landesvorsitzender: Peter Beyer, Geschäftsstelle: Hans-Mohrmann-Straße 22, 28357 Bremen
Tel. 04 21/23 65 12, Fax 04 21/2 44 03 85
warten auf uns, darunter zum Beispiel:
y Aus 2 mach 3 – Partnerschaft nach der
Geburt
y Geschwister kann man sich nicht aus-
DFV Hamburg
Landesvorsitzender: Dietrich Schacht, Geschäftsstelle: c/o. APR, Quadenweg 81, 22453 Hamburg
Tel./Fax 0 40/5 51 97 25, e-mail: [email protected]
DFV Hessen www.DFV-Hessen.de
Landesvorsitzende: Dagmar Persch, Geschäftsstelle: Steinbacher Hohl 25, 60488 Frankfurt
Tel.: 0 69/76 11 67, Fax 0 69/7 68 13 20, e-mail: [email protected]
suchen
y Meine Frau, die Ilsebil ...
Warum wir unsere Partner nicht ändern
können.
y Miteinander reden – miteinander streiten
y Wie Gespräche gelingen können.
y Wir sind ein bunter Haufen – Leben in
DFV Mecklenburg-Vorpommern
Landesvorsitzender: Karsten Neumeister, Geschäftsstelle: Am Leuschenberg 19, 19057 Schwerin
Tel. 03 85/2 07 26 62
DFV Niedersachsen
Landesvorsitzende: Anneliese König, Geschäftsstelle: Friedrichswall 17, 30159 Hannover
Tel. 05 11/55 15 00, Fax 05 11/3 53 02 64, e-mail: [email protected]
Patchworkfamilien
y Esstisch – Stresstisch: Entspannt essen in
der Familie
Wir arbeiten im Workshop-Stil und haben
Ergebnisse einer Elternbefragung herangezogen. Neben der Projektförderung nehmen
wir Teilnehmerbeiträge zur Finanzierung. Da
unsere Teilnehmer aktiv beteiligt werden,
haben wir dem Bildungsprogramm einen Arbeitstitel gegeben: Die Elternakademie. Wie
DFV Nordrhein-Westfalen www.DFV-NRW.de
Landesvorsitzende: Petra Windeck, Geschäftsstelle: Elsbachstraße 107, 51379 Leverkusen
Tel. 0 21 71/34 12 70, Fax 0 21 71/34 17 58, e-mail: [email protected]
DFV Rheinland-Pfalz www.dfv-rheinland-pfalz.de
Landesvorsitzender: Peter Schneider, Geschäftsstelle: Wollburgsweg 8, 56218 Mülheim-Kärlich
Tel./Fax 0 26 30/95 89 58, e-mail: [email protected]
DFV Saarland
Landesvorsitzende: Ingrid Lang, Geschäftsstelle: Neuweiher Weg 7, 66292 Riegelsberg
Tel. 06 81/9 54 34 36, Fax 06 81/9 53 34 66
DFV Sachsen-Anhalt www.dfv-magdeburg.de
Vorstand/Kontakt – Geschäftsstelle: Weststraße 12, 39104 Magdeburg
Tel. 03 91/7 21 74 70, Fax 03 91/7 21 74 42, e-mail: [email protected],
webadresse: www.dfv-lsa.de
im Vorjahr ist die Familieninitiative Radebeul
e.V. mit im Boot und diese Kooperation zahlt
sich aus. Die Zahl der Kursleiter und Teilnehmer steigt. Verschiedene Orte (Familienzentren) haben für das aktuelle Programm bereits Interesse signalisiert. Die Referenten,
falls nicht schon vorhanden, suchen wir uns
vor Ort. Wenn es nicht klappt, dann reisen
wir aus Dresden an.
3/2010
DFV Sachsen www.DFV-Sachsen.de
Landesvorsitzender: Peter Wilhelm Patt, MdL, Geschäftsstelle: Am Waldschlößchen 4, 01099 Dresden
Tel. 03 51/2 51 64 05, Fax 03 51/4 48 21 38, e-mail: [email protected]
DFV Schleswig-Holstein www.DFV-Schleswig-Holstein.de
Landesvorsitzender: Horst Lütjens, Geschäftsstelle: Herzogin-Augusta-Straße 31, 25813 Husum
Tel. 0 48 41/12 51, Fax 0 48 41/66 95 74, e-mail: [email protected]
DFV Thüringen www.DFV-Thueringen.de
Landesvorsitzende: Petra Mielenz, Geschäftsstelle: Am Drosselberg 24/26, 99097 Erfurt
Tel. 03 61/4 17 20 00, Fax 03 61/4 23 30 73, e-mail: [email protected]
y
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DIE HAMBURG-MANNHEIMER INFORMIERT
Wohn-Riester:
Mit viel staatlicher
Förderung
zum Eigenheim
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DIE HAMBURG-MANNHEIMER INFORMIERT
Die eigenen vier Wände sind
ein lang gehegter Wunsch
vieler Familien. Sie wissen:
Immobilienbesitz ist eine
attraktive Geldanlage. Ein
unbeschwertes Leben ohne
lästige Mietzahlungen, ein
Refugium, das Sicherheit und
Geborgenheit auch für den
Lebensabend bietet – das
sind starke Argumente für das
Eigenheim.
Staatliche Förderung, die sich lohnt:
Förderberechtigte, deren jährliche Sparleistung mindestens 4 % des Bruttoeinkommens aus dem Vorjahr – inklusive staatlicher Zuschüsse – beträgt, erhalten die
vollen Zulagen. Gefördert werden maximal 2.100 Euro abzüglich Zulagen:
x bis zu 154 Euro jährliche Zulage für Erwachsene
x bis zu 185 Euro jährliche Kinderzulage
x bis zu 300 Euro jährliche Zulage für Kinder, die am 1. 1. 2008 oder später
geboren sind
x Beiträge können sich zusätzlich steuermindernd auswirken
x 200 Euro Berufseinsteigerzulage im ersten Beitragsjahr für alle unter 25 Jahren
einen Zuschuss von 200 Euro im ersten
lich den jeweils maximal geförderten Be-
Jahr freuen.
trag von 2.100 Euro inklusive Zulagen in
Isabell K.: „Welch großen Nutzen wir dar-
ihren Bausparvertrag ein. Das honoriert
aus ziehen können, hat uns unser Versi-
Vater Staat und steuert eine kräftige För-
uch Michael K. und seine Frau Isabell
cherungsvermittler von der Hamburg-
derung bei. Das sind bei Michael K. 154
haben sich entschieden, ihren Traum
Mannheimer ausgerechnet. Wir hatten
Euro Grundzulage. Seine Frau kommt mit
vom Haus im Grünen wahr werden zu
ihm erzählt, dass wir gern aus der Stadt
der Kinderzulage von jeweils 185 Euro
lassen. „Die staatliche Förderung hat uns
hinausziehen wollen. Unsere Kinder sollen
auf insgesamt 524 Euro. Monatlich fallen
überzeugt“, sagt der 34-jährige Vater
ein Stück mehr Lebensqualität bekom-
daher bei Isabell K. als Eigenbeitrag le-
zweier kleiner Töchter. Mit dem Abschluss
men.“ Der maßgeschneiderte Vertrag mit
diglich 131,34 Euro an, bei ihrem Ehe-
eines Bausparvertrages über das Wohn-
den Vorteilen einer Kombination von Al-
mann sind es 162,17 Euro. Die Steuerer-
Riester-Modell der Wüstenrot Bauspar-
tersvorsorge und Bausparvertrag lag we-
sparnis der Eheleute beträgt 7.986 Euro
kasse hat die junge Familie die entschei-
nige Tage später zur Unterschrift bereit.
insgesamt; nach rund zehn Jahren ver-
A
fügen die Eheleute über 100.000 Euro
denden Weichen zum eigenen Haus und
Bauspargeld.
Von dieser Lösung profitieren vor allem
Vorteile durch Förderung
und Steuerersparnis
jene, die schon frühzeitig beginnen und
Michael K. verdient 40.000 Euro brutto,
hätten wir nicht gerechnet“, berichten die
zudem eine eigene Familie haben. Ein-
seine
Teilzeitbeschäftigung
jungen Eltern. „Es ist gut zu wissen, dass
steiger unter 25 Jahren dürfen sich über
25.000 Euro im Jahr. Beide zahlen jähr-
auch in der Tilgungsphase die Zulagen
einer sinnvollen Altersvorsorge gestellt.
Frau
in
„Mit einem Förderanteil von 37 Prozent
fließen werden, wenn wir das zinsgünstige
Michael K.
Isabell K.
Sparleistung
(Eigenbeitrag für Riester monatlich)
162,17
131,34
res neuen Domizils in Anspruch nehmen.“
Riester Zulage jährlich
1541)
5242)
Weitere Informationen zu dem Thema
Spardauer
10 Jahre
10 Jahre
Wohn-Riester geben Ihnen die Experten
Tarifvariante
RB/FX
RB/FX
der Hamburg-Mannheimer Stamm-Or-
Empfohlene Bausparsumme
50 000 EUR
50 000 EUR
ganisation. Sie beraten Sie gern bei allen
Bausparguthaben
Zusätzliche Steuererstattung
(insgesamt)3)
21 250 EUR
20 783 EUR
Fragen rund um das Thema Vorsorgelö-
Förderanteil
sungen und bieten Ihnen individuelle An7 986 EUR
39%
1) 154 Euro Grundzulage.
2) 154 Euro Grundzulage + 185 Euro Kinderzulage (1. Kind) + 185 Euro Kinderzulage (2. Kind)
3) Pauschal aus dem Bruttogehalt ermittelt unter Berücksichtigung von Solidaritätszuschlag (5,5 %) und
Kirchensteuer (8 %).
3/2010
Bauspardarlehen zur Finanzierung unse-
gebote. Bei der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner in Ihrer Nähe hilft
Ihnen die Expertensuche auf
www.hamburg-mannheimer.de unter der
Rubrik „Ihr Experte“.
DFV-Familie
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11.05.2010
13:56 Uhr
Seite U4
Deutscher Familienverband
Der Deutsche Familienverband e.V. vertritt seit über 85 Jahren die Interessen der Familie: Bei Ihnen
vor Ort, auf Bundesebene und in parlamentarischen Gremien. Parteipolitisch und konfessionell sind
wir ungebunden – wir sind nur unseren Mitgliedern verpflichtet.
Wenn Sie die Arbeit des Deutschen Familienverbandes als Fördermitglied unterstützen möchten,
füllen Sie einfach das unten stehende Formular aus und senden Sie es uns.
Sie erhalten dann selbstverständlich kostenlos unsere Verbandszeitschrift DFV Familie (6 Ausgaben
pro Jahr). Weitere Infos unter www.deutscher-familienverband.de.
Das haben wir schon erreicht ...
x
Schaffung familiengerechten Wohnraums
x
Anerkennung der Erziehungsleistung bei der
Rentenberechnung
x
Einführung von Elterngeld und Elternzeit
x
Ausweitung des Verbraucherschutzes für Kinder
und Jugendliche
Das wollen wir ...
Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familien- und
Erwerbstätigkeit
Ausbau des Elterngeldes, damit die dreijährige
Elternzeit mit mindestens 700 Euro monatlich
finanziell abgesichert wird
x
Altersgerechte Kinderbetreuungsangebote
x
Steuergerechtigkeit für Familien durch Erhöhung
des Kinderfreibetrages auf 8.000 Euro sowie
Erhöhung des damit verrechneten Kindergeldes
auf 280 Euro, in weiteren Schritten auf 330 Euro
x
Einführung einer Elternrente, die der Erziehungsleistung angemessen ist
x
Familiengerechtes Wohnen und Wohnumfeld
Ja, ich möchte mich für Familien
engagieren und die Arbeit des
Deutschen Familienverbandes
unterstützen. Für einen Jahresbeitrag von _____ Euro möchte
ich Fördermitglied werden.
(Mindestbeitrag 50,– Euro)
Name, Vorname
PLZ, Wohnort
Telefon
Mailadresse
Datum, Unterschrift
Werden Sie jetzt Mitglied – gemeinsam bewegen wir mehr!
x
x
Deutscher Familienverband
Bundesgeschäftsstelle
Luisenstraße 48
10117 Berlin

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