Auftragsabw M2 L2

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Auftragsabw M2 L2
FERNSTUDIENLEHRGANG
VORBEREITUNG AUF DIE MEISTERPRÜFUNG IM
INSTALLATEUR- UND HEIZUNGSBAUERHANDWERK
Modul Kalkulation
Lehrbrief 2:
Kalkulation in der SHK - Praxis
© FVSHK-NRW
Diese Lehrgangsunterlagen wurden durch den Fachverband SanitärHeizung-Klima Nordrhein-Westfalen (Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Ulrich
Thomas) mit freundlicher Unterstützung von Herrn Alfred Jansenberger
erstellt.
Herausgeber:
Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Nordrhein-Westfalen, Lindenstraße
87, 40233 Düsseldorf
Alle Rechte vorbehalten: Das Werk einschließlich aller
Abbildungen
ist
urheberrechtlich
geschützt.
Jede
Verwertung
außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung durch den Herausgeber unzulässig und strafbar. Dies
gilt
insbesondere
für
Vervielfältigungen,
Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in
elektronischen Systemen.
Die Erstellung dieser Lehrgangsunterlagen wurde mit Mitteln des Landes
Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union gefördert.
Inhalt
1 Einleitung .......................................................................... 8
2 Kostenstellenrechnung .................................................. 13
2.1 Leistungsabhängige Kosten..............................................14
2.1.1
Materialeinsatz .............................................................14
2.1.2
Fremdleistungen...........................................................14
2.1.3
Monteurkosten..............................................................14
2.2 Leistungsunabhängige Kosten .........................................18
2.3 Gewinn ................................................................................20
2.4 Ermittlung der Kalkulationswerte......................................20
2.5 Preispolitik..............................................................................
3 Kalkulation von Kundendienst-, Reparatur- und
Wartungsarbeiten ...............................................................
3.1 Kundendienst als Chance begreifen .....................................
3.2 Arbeitszeit...............................................................................
3.3 Fahrtzeiten ..............................................................................
3.4 Kfz-Kosten ..............................................................................
3.5 Materialeinsatz und -aufschlag
3.6 Einsatz von Werkzeugen und Sondergeräten
3.7 Stundenverrechnungssatz und Alternativen
3.7.1
Entlastung des Stundenverrechnungssatzes ....................
3.7.2
Kleinauftragspauschale ....................................................
3.7.3
Arbeitswerte (AWs)...........................................................
3.8 Verrechnung von Entsorgungskosten..................................
3.9 Kalkulation von Notdienstarbeiten........................................
3.10 Kalkulation von Wartungsarbeiten........................................
3.10.1 Argumente aus der Sicht des Kunden ..............................
3.10.2 Argumente aus der Sicht des SHK-Betriebes ...................
3.10.3 Anbieten von Wartungsverträgen
3.10.4 Aufbau von Wartungsverträgen ........................................
3.10.5 Kalkulatorische Besonderheiten .......................................
3.10.6 Preisanpassung bei der Wartungsvergütung ....................
4 Kalkulation von Montageaufträgen ...................................
4.1 Leistungsbeschreibung als Grundlage
4.2 Leistungsbeschreibung und VOB .........................................
4.3 Eigenes Angebot - Fremdleistungsverzeichnis....................
4.3.1
Eigene Angebote ..............................................................
4.3.2
Angeforderte Angebote (Fremdleistungsverzeichnisse)....
4.4 Erstellung der Angebotskalkulation......................................
4.4.1
Werkvertrag mit Stundennachweis ...................................
4.4.2
Einheitspreisvertrag..........................................................
4.4.3
Pauschalvertrag................................................................
4.4.4
Einheitspreisvertrag oder Pauschalauftrag
4.4.5
Überprüfung der Auskömmlichkeit ....................................
4.5 Besonderheiten bei der Angebotskalkulation ......................
4.5.1
Materialaufschlag .............................................................
4.5.2
Zuschlag für Bruch und Verschnitt
4.5.3
Kalkulation von Rohrleitungen und Zubehör .....................
4.5.4
Artikel-Set / Stücklisten / Jumbos
4.5.5
Dicht-, Löt-, Kleinmaterialien.............................................
4.6 Rechtliche Fragen zur Angebotsgestaltung .........................
4.6.1
Bindung von Angeboten
4.6.2
Angebot oder Kosten(vor)anschlag?
4.6.3
Irrtümer bei der Preisvereinbarung ...................................
4.7 Begleitkalkulation und Nachkalkulation
4.7.1
Begleitkalkulation..............................................................
4.7.2
Nachkalkulation ................................................................
4.8 Preisgleitklauseln...................................................................
4.9 Kalkulation von öffentlichen Aufträgen EFB-Preisblätter .....................................................................
4.10 Tipps zur wirtschaftlichen Abwicklung von
Montageaufträgen ..................................................................
4.11 Angebotsgestaltung, -präsentation und -verfolgung...........
4.11.1 Angebotsgestaltung..........................................................
4.11.2 Angebotspräsentation.......................................................
4.11.3 Angebotsverfolgung..........................................................
5 Steuerbonus für Handwerkerleistungen...........................
6 Umsatzsteuer ......................................................................
6.1 Grundsätzliches .....................................................................
6.2 Umsatzsteuerumkehr bei Bauleistungen
7 Abschluss............................................................................
Wenn Sie dieses Modul durchgearbeitet
haben, ...
• können Sie Grundlagen der Kalkulation auf alle Bereiche eines
SHK-Unternehmens anwenden.
• verstehen Sie die Notwendigkeit, für Kundendienst-, Reparaturund Wartungsaufträge auf der einen Seite und Montageaufträge
auf der anderen Seite jeweils eigene Kalkulationswerte zu
ermitteln.
• kennen Sie die Besonderheiten der Kalkulation im Bereich
Kundendienst, Reparaturen und Wartung.
• wissen Sie um die Bedeutung des sorgsamen Umgangs mit produktiven Arbeitszeiten und kennen Lösungen für das Thema
Fahrtzeiten.
• kennen Sie die Differenz zwischen Vollkostensatz und Stundenverrechnungssatz und kennen auch Möglichkeiten diese zu
schließen.
• kennen Sie die Bedeutung des Materialeinsatzes und die Problematik von lohnintensiven Reparaturen.
• können Sie die Kosten für den Einsatz von Kundendienstfahrzeugen und Sondergeräten ermitteln.
• kennen Sie Alternativen zum Stundenverrechnungssatz und deren
Vor- und Nachteile.
• sind Sie sind in der Lage Wartungsarbeiten zu kalkulieren und
eine Preisanpassung auf Basis gestiegenen Lohnkosten vorzunehmen.
• kennen Sie die Besonderheiten der Kalkulation im Montagebereich.
• kennen Sie die Bedeutung einer eindeutigen und umfassenden
Leistungsbeschreibung als Basis der Kalkulation.
• sind Sie in der Lage Angebote als Einheitspreisvertrag, zum Stundennachweis oder Pauschalvertrag zu erstellen.
• Können Sie ein Angebot hinsichtlich der Auskömmlichkeit des
Angebotspreises überprüfen.
• sind Sie mit den rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der
Angebotserstellung vertraut.
• kennen Sie Bedeutung einer systematischen Begleit- und Nachkalkulation und wissen wie eine solche auf einfache und zugleich
effektive Art und Weise durchzuführen ist.
• kennen Sie die Überlegungen, die hinter Preisgleitklauseln stehen
und sind in der Lage, darauf basierende Preisanpassungen zu
berechnen.
• haben Sie einen Überblick über die Besonderheiten der Einheitlichen-Formblätter-Preis (EFB-Preis).
• wissen Sie, worauf besonders zu achten ist, um Montageaufträge
wirtschaftlich abzuwickeln.
• sind Sie in der Lage Angebote kundenorientiert zu gestalten und
zu präsentieren. Sie sind vertraut mit der Systematik einer effektiven Angebotsverfolgung zur Erhöhung Ihrer Auftragsquote.
• kennen Sie den Steuerbonus und können in Kundengesprächen
auf seine grundsätzliche Gestaltung hinweisen, um damit den
Kunden die Auftragserteilung zu erleichtern.
• haben Sie einen Überblick über die grundsätzlichen Regelungen
der Umsatzsteuer im SHK-Handwerk.
Kalkulation in der SHK-Praxis
Seite 8
1 Einleitung
Im Lehrbrief 1, den Grundlagen zum Thema Kalkulation, haben wir die
Firma Reichel kennen gelernt und für dieses Unternehmen die Kalkulationswerte ermittelt. Im Einzelnen waren dies folgende Werte:
Produktivstunden je Monteur
Produktivstunden
1.442,0
11.536,0
Lohnselbstkosten pro Stunde
25,51
Stundenverrechnungssatz
42,50
Vollkostensatz
50,23
Vollkostensatz mit Gewinn
52,40
Mindestdeckungsbeitrag pro Stunde
24,72
Zieldeckungsbeitrag pro Stunde
26,89
Aufschlag für Material
22,0%
Aufschlag für Fremdleistungen
12,0%
Aufschlag für Gewinn
3,0%
Tabelle 1: Zusammenstellung Kalkulationswerte
Im Lehrbrief 2, der Kalkulation in der SHK-Praxis, wollen wir auf diesen
Berechnungen aufbauen, sie verfeinern und in den beiden großen Bereichen eines SHK-Unternehmens, nämlich
•
Kundendienst, Reparaturen und Wartung
•
sowie Montage
anwenden. Dazu kommen noch eine Reihe weiterer Berechnungen, die
das Thema nach allen Seiten abrunden.
Sie erinnern sich, dass in der Firma Reichel neben Herrn Reichel und
seiner Frau, Herr Schettki als Meister, sowie insgesamt 8 Monteure
beschäftigt sind. Von diesen 8 Monteuren arbeiten zwei ausschließlich im
Bereich Kundendienst, Reparaturen und Wartung und 6 im Montagebereich für Heizung und Sanitär (H + S).
Die nachfolgende Aufstellung zeigt die einzelnen Mitarbeiter getrennt
nach Kundendienst und Montage sowie deren Stundenlöhne und den
jeweiligen Mittellohn:
Meisterprüfungsteil II
Stand:
Oktober 2007
Auftragsabwicklung
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Modul 2
Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
Kalkulation in der SHK-Praxis
Mitarbeiter
Seite 9
Stundenlohn
Tätigkeit
Bauer
15,20 €
KD H + S
Tang
15,20 €
KD H + S
Mittellohn KD
15,20 €
Berger
13,50 €
Montage H
Köhler
13,50 €
Montage H
Meier
13,10 €
Montage S
Petermann
14,00 €
Montage S
Simon
14,00 €
Montage S
Vossen
13,50 €
Montage H
Mittellohn Montage
13,60 €
Tabelle 2: Beschäftigtensituation
Mittellohn
Wir haben im 1. Lehrbrief die oben stehenden Kalkulationswerte einheitlich für das gesamte Unternehmen ermittelt. Die Praxis zeigt allerdings,
dass diese vereinfachte Vorgehensweise den tatsächlichen Gegebenheiten nicht entspricht. Betrachtet man die Kostenstrukturen von
Kundendienst, Reparaturen und Wartung auf der einen Seite und die von
Montagearbeiten auf der anderen Seite, so stellt man rasch fest, dass es
hier immense Unterschiede gibt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die
beiden Bereiche getrennt zu betrachten und jeweils eigene Kalkulationswerte zu ermitteln. Das gilt auch für kleinere Betriebe.
Größere Betriebe unterteilen ihre Bereiche noch weiter, z.B. zusätzlich
nach Gewerken, weil eventuell im Klimabereich andere Kalkulationswerte
gelten als im Sanitär- und Heizungsbereich. Jedes Unternehmen muss
hier für sich die passende Struktur finden. Auch ist nirgends eindeutig
geregelt, wo der Kundendienst endet und die Montage beginnt. Was für
einen großen Betrieb noch zum Kundendienst gehört, ist für einen Kleinbetrieb schon ein mittlerer Montageauftrag. Auch hier muss jeder selber
seine Grenzen festlegen.
Bevor wir die eigentlichen Berechnungen durchführen, wollen wir uns im
Folgenden die jeweiligen Besonderheiten der beiden genannten Bereiche
verdeutlichen:
-
Aufgrund der sehr anspruchsvollen Tätigkeit eines Kundendiensttechnikers liegt sein Stundenlohn im Regelfall höher als im Montagebereich, wo sich durch teilweise preiswertere Mitarbeiter, z.B. Helfer, ein
niedrigerer Durchschnittslohn für eine Baustelle ergibt. Im Montage-
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Modul 2
Kalkulation
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bereich kann auch durch den Einsatz von Leiharbeitern der Durchschnittslohn einer Baustelle gesenkt werden.
-
Im Kundendienst ist mit höheren unproduktiven Zeiten zu rechnen.
Dadurch verteilen sich die Kosten auf weniger produktive Stunden.
Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Einmal ist aufgrund der
benötigten Spezialkenntnisse der Schulungsbedarf pro Mitarbeiter zumeist höher. Zusätzlich ist es durch die vielen unterschiedlichen Einsätze pro Tag und oft nicht vorhersehbaren Materialbedarf nicht
immer möglich, die Fahrtzeiten (von Kunde zu Kunde oder für Materialfahrten) den Kunden vollständig in Rechnung zu stellen.
-
Die enorme Aufgabenpalette eines Kundendiensttechnikers erfordert
eine immens hohe technische Ausstattung. Dazu zählt ein umfassend
ausgestattetes Kundendienstfahrzeug, das sich aufgrund des direkten
Kundenkontaktes in einem sehr guten Zustand befinden muss.
-
Kundendienstarbeiten sind auch hinsichtlich des benötigten Werkzeugs sehr anspruchsvoll. Die Palette reicht vom einfachen Bohrhammer über Reinigungsspiralen in unterschiedlichen Varianten bis
hin zu teuren Messgeräten für unterschiedlichste Zwecke.
-
Der Verwaltungsaufwand im Kundendienst ist sehr hoch. Es geht um
sehr viele sehr kleine Aufträge mit aufwendiger Terminabstimmung,
Ersatzteilbeschaffung, Rechnungsschreibung ohne vorhergehendes
Angebot, Überwachung des Zahlungseinganges etc.
-
Im Vergleich zum Montagebereich ist der Materialeinsatz sehr gering.
Viele Kleinaufträge oder auch Wartungsaufträge werden zur Gänze
ohne Material abgewickelt. Dadurch werden einerseits die kalkulatorischen Spielräume eingeschränkt. Der mit dem Material verbundene Aufwand ist dagegen sehr hoch. Diesem „Missverhältnis“ muss mit
entsprechend höheren Aufschlägen begegnet werden.
Welche Auswirkungen und Anforderungen ergeben sich daraus für die
Kalkulation in den beiden Bereichen? Eine kurze Übersicht über die
folgenden Kapitel gibt darauf Antwort.
Kapitel 2: Kostenstellenrechnung
Die Kalkulationswerte werden getrennt für die beiden Bereiche ermittelt.
Dazu zählen Stundenverrechnungssätze, Vollkostensätze, Deckungsbeiträge und Materialaufschläge. Als Voraussetzung dafür wird eine Kostenstellenrechnung erstellt damit die leistungsabhängigen und –
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unabhängigen Kosten und der Gewinn entsprechend verteilt werden
können.
Kapitel 3: Kalkulation von Kundendienst-, Reparatur- und Wartungsarbeiten
In diesem Bereich geht es vor allem um folgende Besonderheiten:
-
Umgang mit Arbeitszeit und Fahrtzeiten zum Kunden
-
Berechnung von Kfz-Kosten
-
Materialeinsatz
-
Entwicklung von Alternativen zum Stundenverrechnungssatz
-
Berechnung von Sondergeräten und Entsorgungskosten
-
Verrechnung von Kleinmaterialien, Entsorgungskosten etc.
-
Kalkulation von Notdienstarbeiten
-
Kalkulation von Wartungsarbeiten und Preisanpassungen
Zu all diesen Punkten müssen sinnvolle Lösungen entwickelt werden, um
die dringend benötigten Ertragsreserven im Kundendienst zu erschließen.
Andererseits muss dafür durch vernünftige Argumentation bei den Kunden die notwendige Einsicht geschaffen werden.
Kapitel 4: Kalkulation von Montageaufträgen
Im Montagebereich gilt es für folgende Themen Lösungen zu finden:
-
Angebotskalkulation und Angebotsgestaltung
-
Angebotspräsentation und Angebotsverfolgung
-
Begleit- und Nachkalkulation, Preisgleitklauseln
-
Wirtschaftliche Abwicklung von Montageaufträgen
-
Umgang mit öffentlichen Aufträgen
Montageaufträge jeglicher Größe lassen sich nur dann wirtschaftlich abwickeln, wenn auch für all diese Themen entsprechende „Werkzeuge“ zur
Verfügung stehen.
Kapitel 5: Handwerkwerkerbonus
Das Kapitel informiert Sie über ein spannendes Thema für Ihre Kunden,
das bei jedem Angebot angesprochen werden sollte.
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Modul 2
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Kapitel 6: Umsatzsteuer
Das Thema Umsatzsteuer betrifft alle Aufträge des SHK-Handwerks, die
im Kundendienst- und Reparaturbereich, im Wartungsbereich und im
Montagebereich. Allerdings sind dabei einige Besonderheiten zu beachten.
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2 Kostenstellenrechnung
Sollen für unterschiedliche Leistungsbereiche innerhalb eines Unternehmens unterschiedliche Kalkulationswerte ermittelt werden, so erfolgt
das mit Hilfe einer so genannten Kostenstellenrechnung. Damit wird der
Betrieb unter kalkulatorischen Gesichtspunkten nicht mehr als Einheit
betrachtet, sondern in unterschiedliche Teilbereiche aufgeteilt. In unserem
Fall sind das die beiden Bereiche:
-
Kundendienst, Reparatur und Wartung (kurz: Kundendienst)
-
Montage
Die nachfolgende Tabelle zeigt einen so genannten Betriebsabrechungsbogen mit den bereits fertig verteilten Kosten. Doch gehen wir
die einzelnen Positionen Schritt für Schritt durch.
Kundendienst
Planwerte
Kosten
Montage
Leistungsabhängige Kosten:
Materialeinsatz
450.000,00 €
70.000,00 € 380.000,00 €
Fremdleistungen
15.000,00 €
294.260,00 €
15.000,00 €
79.802,00 € 214.458,00 €
Monteurkosten
Produktivstunden
Leistungsunabhängige
Kosten:
11.806,00
2.794,00
9.012,00
285.204,00 €
Herr Reichel
66.000,00 €
Frau Reichel
36.122,00 €
28.898,00 €
7.224,00 €
Herr Schettki
48.032,00 €
12.008,00 €
36.024,00 €
Restbetrag
66.000,00 €
135.050,00 €
Verteilt nach Produktivstunden
Summe
31.963,00 € 103.097,00 €
285.204,00 €
Lu. Kosten pro Stunde
72.869,00 € 212.345,00 €
26,08 €
23,56 €
5.916,00 €
19.084,00 €
2,12 €
2,12 €
Gewinn:
Gesamtbetrag
25.000,00 €
Verteilt nach Produktivstunden
Gewinn pro Stunde
Tabelle 3: Betriebsabrechnungsbogen
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Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
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Der Betriebsabrechnungsbogen ist unterteilt in die zwei Bereiche:
-
Leistungsabhängige Kosten
-
Leistungsunabhängige Kosten
In unserem Beispiel werden wir auch die Verteilung des Gewinnes an
dieser Stelle vornehmen.
2.1 Leistungsabhängige Kosten
Zu den leistungsabhängigen Kosten gehören der Materialeinsatz, die
Fremdleistungen und die Monteurkosten. Auch die weiter oben bereits angesprochenen Leiharbeiterkosten gehören hier hin.
2.1.1
Materialeinsatz
Im Lehrbrief 1 wurde der Planwert für den Materialeinsatz mit einem
Betrag von 450.000 € festgesetzt. In der Kostenstellenrechnung stellt sich
nun die Frage, wie sich dieser Betrag auf Bereiche Kundendienst und
Montage verteilt. In kleineren und mittleren Unternehmen gibt es im
Regelfall darüber keine gesicherten Aufzeichnungen, da der gesamte
Einkauf im normalerweise auf einem Konto der Buchhaltung erfasst wird.
Hier bleibt zumeist keine andere Lösung als die Aufteilung zu schätzen.
Bei entsprechender Sorgfalt führt diese Vorgehensweise in der Regel zu
hinreichend genauen Ergebnissen.
In unserem Fall werden 70.000 € von den insgesamt geplanten 450.000 €
auf den Bereich Kundendienst und 380.000 € auf den Bereich Montage
aufgeteilt.
2.1.2
Fremdleistungen
Die geplanten Fremdleistungskosten in Höhe von 15.000 € entfallen
komplett auf den Montagebereich.
2.1.3
Monteurkosten
Bei den Monteurkosten erfolgen die Berechnungen etwas detaillierter. Die
Basis bildet, wie bereits im Lehrbrief 1 ausführlich dargestellt, das
Zeitgerüst. Nun wird je ein eigenes für die Bereiche Kundendienst und
Meisterprüfungsteil II
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Oktober 2007
Auftragsabwicklung
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Modul 2
Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
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Montage aufgestellt. Auf der Basis dieser Zeitgerüste werden in einem
zweiten Schritt die Lohnselbstkosten ermittelt.
Arbeitszeit pro Woche
37,0 Std.
Kalendertage des Jahres
365 Tage
- Samstage
52 Tage
- Sonntage
53 Tage
bezahlte Zeit
260 Tage à
- Feiertage
10,0 Tage à
"
Std. =
74,0 Std.
- Urlaub
30,0 Tage à
"
Std. =
222,0 Std.
- Krankentage
9,0 Tage à
"
Std. =
66,6 Std.
- Schulungstage
1,0 Tage à
"
Std. =
7,4 Std.
Anwesenheit im Betrieb
210 Tage à
"
Std. =
1.554,0 Std.
- Unproduktive Arbeitszeit
210 Tage à 0,25 Std.=
Produktive Arbeitszeit
Anzahl Monteure
7,4 Std. =
(gerundet)
6,0
Gesamtstunden
1.924,0 Std.
52,5 Std.
1.502,0 Std.
9.012,0 Std.
Tabelle 4: Zeitgerüst für Montage
Das Zeitgerüst Montage zeigt eine produktive Arbeitszeit von 1.502,0
Stunden pro Monteur. Bei 6 Monteuren ergeben sich daraus insgesamt
9.012,0 Stunden. Aufgrund der höheren körperlichen Belastungen auf der
Baustelle wird der durchschnittliche Krankenstand mit 9 Tagen je Monteur
und Jahr festgelegt. Die Zeit für Schulung wird mit 1 Tag veranschlagt. Als
unproduktive Zeit wird ¼ Stunde pro Tag angenommen.
Im Zusammenhang mit der unproduktiven Zeit wird an der Stelle nochmals auf die Ausführungen im Lehrbrief „Grundlagen der Kalkulation“
verwiesen. Dort wird das unterschiedliche Herangehen an dieses Thema
in den Bereich Kundendienst und Montage ausführlich diskutiert. An
dieser Stelle reicht der Hinweis, dass im Montagebereich grundsätzlich
die gesamte tägliche Arbeitszeit auf eine Baustelle gebucht wird und der
bauleitende Monteur für das Einhalten der kalkulierten Montagezeit (mit-)
verantwortlich ist.
Meisterprüfungsteil II
Stand:
Oktober 2007
Auftragsabwicklung
MTII- Auftrabw –M2-L2Vers. 1
© FVSHK-NRW
Modul 2
Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
Kalkulation in der SHK-Praxis
Seite 16
Arbeitszeit pro Woche
37,0 Std.
Kalendertage des Jahres
365 Tage
- Samstage
52 Tage
- Sonntage
53 Tage
bezahlte Zeit
260 Tage à
- Feiertage
10,0 Tage à
"
Std. =
74,0 Std.
- Urlaub
30,0 Tage à
"
Std. =
222,0 Std.
- Krankentage
5,0 Tage à
"
Std. =
37,0 Std.
- Schulungstage
5,0 Tage à
"
Std. =
37,0 Std.
Anwesenheit im Betrieb
210 Tage à
"
Std. =
1.554,0 Std.
- Unproduktive Arbeitszeit
210 Tage à 0,75 Std.=
Produktive Arbeitszeit
Anzahl Monteure
7,4 Std. =
(gerundet)
2,0
Gesamtstunden
1.924,0 Std.
157,5 Std.
1.397,0 Std.
2.794,0 Std.
Tabelle 5: Zeitgerüst für Kundendienst
Für den Kundendiensttechniker ergibt sich eine produktive Arbeitszeit von
1.397,0 Stunden, demnach sind es für zwei Techniker 2.794,0 Stunden.
Abweichungen zu den Montagetechnikern ergeben sich beim Krankenstand, hier werden nur 5 Tage angesetzt, bei der Schulungszeit, diese
liegt mit 5 Tagen deutlich höher und bei der unproduktiven Zeit. Für letztere werden ¾ Stunden pro Tag angenommen.
Mit den Zeitgerüsten als Basis werden nun die Kosten für die beiden
Monteurgruppen ermittelt. Dabei wird auf das ebenfalls bereits bekannte
Schema aus dem Lehrbrief 1 zurückgegriffen.
Als jeweiliger Stundenlohn wird der bereits in Kap. 1 ermittelte Mittellohn
verwendet. Die einzelnen Schritte der Berechnung werden wie in
Lehrbrief 1 beschrieben durchgeführt. Hierzu übernehmen wir auch die
dort besprochenen tariflichen Regelungen zu Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und VWL, sowie die Werte der Sozialversicherung.
Unter diesen Voraussetzungen ergeben machen die Jahreslohnkosten
eines Montagetechnikers 35.743,00 € aus. Bezogen auf die produktiven
Stunden ergeben sich Lohnselbstkosten in Höhe von 23,80 €. Die
Lohnzusatzkosten liegen damit in einer Höhe von 75%. Die
Gesamtkosten der 6 Monteure belaufen sich auf 214.460,00 €.
Meisterprüfungsteil II
Stand:
Oktober 2007
Auftragsabwicklung
MTII- Auftrabw –M2-L2Vers. 1
© FVSHK-NRW
Modul 2
Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
Kalkulation in der SHK-Praxis
Seite 17
Bezahlte Zeit
1.924,0 Stunden à
13,60
26.166,40 €
Urlaubsgeld
88,8 Stunden à
"
1.208,00 €
Teile eines 13. Monatseink.
64,4 Stunden à
"
876,00 €
Vermögensbildung
26,59 € pro Monat
Jahresbruttolohn
319,00 €
28.569,40 €
Sozialabgaben AG-Anteil
25,11% des Bruttolohns
Jahreslohnkosten
(gerundet)
Anzahl der Monteure
6,0
7.174,00 €
35.743,00 €
Gesamtkosten
214.458,00 €
Lohnselbstkosten pro Std.
23,80
Lohnzusatzkosten pro Std.
10,20
Lohnzusatzkosten in %
75,0%
Tabelle 6: Ermittlung der Lohnselbstkosten für Montage
Die Jahreslohnkosten eines Kundendiensttechnikers belaufen sich auf
39.901,00 €. Für beide zusammen ergibt das einen Betrag in Höhe von
79.802,00 €. Die Lohnselbstkosten pro Stunde betragen 28,56 €, das sind
87,9%.
Die Lohnselbstkosten pro Stunde des Kundendiensttechnikers sind damit
um 4,76 € höher als bei den Montagetechnikern. Daran zeigt sich bereits,
wie sinnvoll eine Trennung der beiden Bereiche unter kalkulatorischen
Gesichtspunkten ist.
Meisterprüfungsteil II
Stand:
Oktober 2007
Auftragsabwicklung
MTII- Auftrabw –M2-L2Vers. 1
© FVSHK-NRW
Modul 2
Kalkulation
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Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
Kalkulation in der SHK-Praxis
Seite 18
Bezahlte Zeit
1.924,0 Stunden à
15,20 29.244,80 €
Urlaubsgeld
88,8 Stunden à
"
1.350,00 €
Teile eines 13. Monatseink.
64,4 Stunden à
"
979,00 €
Vermögensbildung
26,59 € pro Monat
Jahresbruttolohn
319,00 €
31.892,80 €
Sozialabgaben AG-Anteil
25,11% Des Bruttolohns
Jahreslohnkosten
(gerundet)
Anzahl der Mont€e
2,0
8.008,00 €
39.901,00 €
Gesamtkosten 79.802,00 €
Lohnselbstkosten pro Std.
28,56 €
Lohnzusatzkosten pro Std.
13,36 €
Lohnzusatzkosten in %
87,9%
Tabelle 7: Abb. Ermittlung der Lohnselbstkosten für Kundendienst
Sowohl die Produktivstunden als auch die Monteurkosten werden in den
Betriebsabrechnungsbogen eingetragen. Damit sind die leistungsabhängigen Kosten vollständig erfasst.
2.2 Leistungsunabhängige Kosten
Die leistungsunabhängigen Kosten in Höhe von insgesamt 285.204 € sind
ebenfalls auf die beiden Bereiche Kundendienst und Montage zu verteilen. Hierbei sind grundsätzlich zwei Vorgehensweisen zu unterscheiden:
-
Verteilung der Kosten anhand von Schlüsselgrößen
Dabei wird für jede einzelne Kostenart ein Schlüssel gesucht, nachdem die Kosten auf die einzelnen Bereiche umgelegt werden können.
Z.B. können Miet- und dazugehörige Energiekosten nach den in
Anspruch genommenen Quadratmetern der einzelnen Bereiche umgelegt werden. Dieses Verfahren ist sehr aufwendig und täuscht eine
Scheingenauigkeit vor, die letztlich nicht wirklich weiterhilft. Sinn
macht
diese
Vorgehensweise
beispielsweise
bei
einer
Badausstellung, um wirklich klar erkennen zu können, welche Kosten
durch diese verursacht werden. Bei diesem Beispiel müssten die
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Stand:
Oktober 2007
Auftragsabwicklung
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Kalkulation
Lehrbrief 2
Kalkulation in der
Praxis
Autor
Alfred Jansenberger
SHK-
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Kosten grundsätzlich von den Aufträgen zur Badrenovierung getragen
werden.
Dem kann natürlich entgegengehalten werden, dass die Ausstellung
auf den gesamten Betrieb ausstrahlt und damit allen Bereichen zu
gute kommt. Diese Diskussion soll an der Stelle nicht vertieft oder gar
gelöst werden. Es soll lediglich angedeutet werden, wo derartige
Überlegungen hinlaufen können.
Ähnliche Überlegungen sind für die einzelnen Mitarbeiter in der Verwaltung anzustellen. Wer arbeitet in welchem Umfang für welchen
Bereich? Beim Leiter einer Kundendienstabteilung ist das wahrscheinlich einfach. Doch was geschieht mit den Kosten der Buchhalterin
oder gar den Kosten des Chefs. Hier wird eine Verteilung schon deutlich schwieriger.
-
Verteilung der Kosten entsprechend den geplanten Produktivstunden
Bei dieser Methode werden lediglich die leistungsabhängigen Kosten
(Material, Fremdleistungen und Monteure) möglichst genau verteilt,
indem sie einfach entsprechend den geplanten Produktivstunden
zugeordnet werden.
In der SHK-Handwerkspraxis findet zumeist ein Mittelweg Anwendung.
Dabei wird wie folgt vorgegangen: Die wirklich relevanten und einfach und
eindeutig zu verteilenden Kosten werden entsprechend einem Schlüssel
verteilt, beim verbleibenden Rest erfolgt die Verteilung auf Basis der
Produktivstunden. Entsprechend dieser Lösung wollen auch wir im
Folgenden verfahren.
In unserem Beispiel werden wir die Personalkosten der unproduktiven
Mitarbeiter nach Prozentsätzen verteilen, die in etwa ihrer Beschäftigung
in dem jeweiligen Bereich entsprechen. Die restlichen Kosten verteilen wir
gemäß den geplanten Produktivstunden.
Die Verteilung der Personalkosten sieht wie folgt aus:
Kundendienst
Montage
100%
Frau Reichel
80%
20%
Herr Schettki
25%
75%
Herr Reichel
Die entsprechenden €-Werte sehen Sie im Betriebsabrechnungsbogen.
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Zieht man die Personalkosten vom Gesamtbetrag der leistungsunabhängigen Kosten ab, so verbleibt ein Betrag in Höhe von 135.050,00 €,
der über die produktiven Stunden zu verteilen ist. Für diese Verteilung
werden die 135.050,00 € durch die Gesamtzahl der Produktivstunden dividiert, das sind 11.806.0 Stunden. Das Ergebnis beträgt 11,44 €. Multipliziert man anschließend diesen Betrag mit den Produktivstunden der
beiden Bereiche ergibt das gerundet für den Kundendienst 31.963,00 €
und für die Montage 103.097,00 €.
Addiert man die leistungsunabhängigen Kosten der beiden Bereiche, so
erhält man für den Kundendienst insgesamt 72.869,00 € und für die
Montage 212.345,00 €.
Eine Division durch die jeweiligen Produktivstunden zeigt, dass der
Bereich Kundendienst pro Stunde 26,08 € zur Deckung seiner leistungsunabhängigen Kosten erwirtschaften muss (=Deckungsbeitrag), beim
Bereich Montage sind es 23,56 €. Auch hier zeigt sich wieder ein deutlicher Unterschied.
2.3 Gewinn
Die Verteilung des Gewinnes erfolgt in unserem Beispiel in gleicher Weise
wie die Verteilung der restlichen leistungsunabhängigen Kosten, d.h. nach
der Anzahl der geplanten Produktivstunden.
Dazu wird der Gewinn, wie zuvor, durch die Gesamtzahl der produktiven
Stunden dividiert und anschließend mit den Produktivstunden der beiden
Bereiche Kundendienst und Montage multipliziert. Der Gewinn pro Stunde
beträgt für beide Bereiche 2,12 €.
2.4 Ermittlung der Kalkulationswerte
Nach der Aufstellung des Betriebsabrechnungsbogens und den dazugehörigen Nebenrechnungen, lassen sich nun auf einfache Art und Weise
die Kalkulationswerte für die beiden Bereiche ermitteln. Die nachfolgende
Abbildung zeigt die einzelnen Schritte.
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KD
Montage
Stundenlohn
15,20 €
13,60 €
Lohnzusatzkosten
13,36 €
10,20 €
Lohnselbstkosten
28,56 €
23,80 €
Leistungsunabhängige Kosten
26,08 €
23,56 €
Vollkosten
54,64 €
47,36 €
2,12 €
2,12 €
56,76 €
49,48 €
70.000,00 €
380.000,00 €
45,0%
22,0%
31.500,00 €
83.600,00 €
11,27 €
9,28 €
Gewinn
Vollkosten mit Gewinn
Materialeinsatz
Materialaufschlag in %
Materialaufschlag in €
Materialaufschlag pro Stunde
Fremdleistungseinsatz
15.000,00 €
Fremdleistungsaufschlag in %
15,0%
Fremdleistungsaufschlag in %
2.250,00 €
Fremdleistungsaufschlag pro Stunde
0,25 €
Stundenverrechnungssatz
45,49 €
39,95 €
Mindestdeckungsbeitrag
26,08 €
23,56 €
Zieldeckungsbeitrag
28,20 €
25,68 €
Tabelle 8: Ermittlung der Kalkulationswerte
Bei dieser Berechnung wandeln wir die im 1. Lehrbrief dargestellte
Methode etwas ab, um damit den Umgang mit dem Zahlenwerk zu
vertiefen und zu festigen.
Ausgangspunkt sind auch hier die Lohnselbstkosten pro Stunde, die sich
aus dem Stundenlohn und den jeweiligen Lohnzusatzkosten zusammensetzen.
Zu den Lohnselbstkosten addieren wir nun den Gesamtbetrag an leistungsunabhängigen Kosten pro Stunde, ohne vorhergehende Aufteilung
dieses Betrages in Lohn, Material und Fremdleistungen. Als Ergebnis
erhalten wir die Vollkosten pro Stunde und nach Addition des Gewinns
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pro Stunde die Vollkosten mit Gewinn. Diese betragen im Kundendienst
56,76 € liegen und in der Montage 49,48 €.
Diese beiden Werte dürfen nicht mit den Stundenverrechnungssätzen
verwechselt werden. Es handelt sich dabei um wichtige Kennzahlen, die
zeigen, welcher Betrag pro Stunde zusätzlich zu den Material- und
Fremdleistungskosten eines Auftrages erwirtschaftet werden muss.
Besondere Bedeutung erhalten die Vollkosten mit Gewinn im Fall von Aufträgen mit vom Kunden beigestelltem Material. In diesen Fällen, wo der
Kunde das Material nicht über den Handwerksbetrieb bezieht und damit
auch keine Aufschläge auf das Material erwirtschaftet werden können,
muss der Vollkostensatz tatsächlich als Verrechnungssatz zur Anwendung kommen, um wirtschaftlichen Schaden vom Betrieb fern zu halten.
Im nächsten Schritt werden nun die Aufschläge auf das Material ermittelt.
Sehr häufig fällt in diesem Zusammenhang der Satz, dass im SHKHandwerk das Material den Lohn „subventioniert“. Das ist allerdings nur
bei oberflächlicher Betrachtung korrekt und soll an dieser Stelle richtig
gestellt werden. Das Wort „subventionieren“ vermittelt den Eindruck, dass
sich der Handwerker folgendes überlegt: Mein Vollkostensatz im Kundendienst beträgt 56,76 €. Diesen Wert kann ich bei meinen Kunden nicht
durchsetzen, deshalb packe ich einen Teil der Kosten auf das Material
und dann passt es.
Tatsächlich ist es aber so, dass von den Vollkosten von 56,76 € ein nicht
unbeträchtlicher Teil durch die Materiallogistik verursacht wird. D.h. die
Kosten sind nur deshalb so hoch, weil das Unternehmen Mitarbeiter
braucht, die beim Kunden den Materialbedarf erfassen, das Material anschließend anfragen, Preise vergleichen, bestellen, kontrollieren, einlagern, zur Baustelle bringen, Reste zurückholen, Reklamationen bearbeiten und anderes mehr. Aus diesem Grund wird das Material auch mit
einem Aufschlag versehen, der in etwa diese Kosten abdeckt.
Richtigerweise müsste in jedem Unternehmen eine Kostenstelle Material
eingerichtet werden, auf der sämtliche Kosten, die durch das Material verursacht
werden,
gesammelt
und
umgelegt
werden.
Diese
Vorgehensweise ist praktisch nicht umsetzbar, daher wird stattdessen mit
geschätzten Prozentwerten gerechnet. Dabei kann man sich von
folgenden Überlegungen leiten lassen:
-
Je kleinteiliger das Material ist, desto höher muss der Aufschlag sein,
damit tatsächlich ein Kostenbeitrag entsteht. Stellt man den Aufwand
zusammen, der für die Beschaffung eines Ersatzteiles im Wert von
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35 € entsteht, sieht man rasch, dass man an der Stelle mit 20% Aufschlag nicht weit kommt.
-
Umgekehrt kann der Aufschlag geringer sein, wenn höherwertiges
Material ohne großen Aufwand bestellt wird. Besorgt man für einen
Auftrag Material im Wert von 10.000 €, kann man mit 20% Aufschlag
die Kosten für eine Reihe von Arbeiten abdecken.
Dese Überlegungen verdeutlichen, dass die Aufschläge im Bereich Kundendienst deutlich höher sein müssen als bei der Montage.
In unserem Beispiel beaufschlagen wir das Material im Bereich Kundendienst durchschnittlich mit 45% und im Bereich Montage durchschnittlich mit 22%. Als Betrag ergeben sich im einen Fall 31.500,00 € und im
anderen 83.600,00 €. Dividiert man beide Beträge durch die jeweils
geleisteten Produktivstunden ergibt sich daraus der Materialdeckungsbeitrag pro Stunde, d.h. jener Betrag des Vollkostensatzes mit Gewinn der
auf das Material entfällt.
In gleicher Weise erfolgen die Berechnungen mit dem Aufschlag auf die
Fremdleistungen.
Zieht man von den Vollkosten mit Gewinn die Aufschläge auf das Material
und die Fremdleistungen ab, so verbleibt der Betrag, der über den Lohn
zu verrechnen ist, der so genannte Stundenverrechnungssatz. Im Falle
des Kundendienstes sind das 45,49 €, bei der Montage sind es 39,95 €.
Die beiden letzten Zeilen der Aufstellung zeigen die entsprechenden
Deckungsbeiträge, d.h. jene Beträge, die zur Abdeckung der leistungsunabhängigen Kosten benötigt werden, einmal ohne Gewinn als Mindestdeckungsbeitrag und einmal mit Gewinn als Zieldeckungsbeitrag.
Abschließend noch ein paar Erläuterungen zum Umgang mit dem Thema
Gewinn in der vorstehenden Berechnung:
Abweichend vom Lehrbrief 1 wurde bei dieser Art der Berechnung der
Gewinn nicht auf Lohn, Material und Fremdleistungen verteilt. Er steckt
insgesamt in den Vollkosten mit Gewinn und wird damit berücksichtigt.
Wie viel Gewinn in den 45% Aufschlag auf das Material im Kundendienst,
in den 22% Aufschlag im Montagebereich, in den 15% Aufschlag auf
Fremdleistungen und letztlich im Stundenverrechnungssatz stecken, ist
letztlich belanglos. Diese Vorgehensweise ist auch einfacher zu
praktizieren bei gleich gutem Ergebnis.
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