beta alp 2.0, KawasaKi KlX 250, Yamaha wr 250 r, husqvarna te 250
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4 TECHNIK BETA ALP 2.0, KAWASAKI KLX 250, YAMAHA WR 250 R, HUSQVARNA TE 250, HUSABERG FE 390 Menschenfreund Enduros Vergleich Strassenfahrer können sich ja kaum mehr vorstellen, dass es Leben gibt unterhalb von 500 Kubik. Deshalb tauchen an Offroad-Tranings immer wieder Enduro-Novizen mit ganz schwerem Gerät auf – und geben nach tagelanger Dauerstürzerei den Enduro-Sport frustriert wieder auf. Gibt es einen humaneren Einstieg ins Offroad-Leben? Text: Rolf Lüthi Bilder: Peter Auchli, Paul Noy, Tobias Kloetzli, Lüthi, Werke 23_MSSD_004_Techn 4 09.11.2009 17:19:51 23/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 5 ndliche LEISTUNG UND DREHMOMENT DIN-Leistung (PS) am Hinterrad 40 35 30 25 20 15 10 5 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Motordrehzahl ( x 1000/min) HUSABERG FE 390 HUSQVARNA TE 250 YAMAHA WR 250 R KAWASAKI KLX 250 BETA ALP 2.0 36,9 PS (27,1 kW) bei 8550/min 30,1 PS (22,1 kW) bei 11 650/min 22,9 PS (16,3 kW) bei 8200/min 19,4 PS (14,3 kW) bei 7500/min 12,0 PS (8,8 kW) bei 7100/min DIN-Drehmoment (mkg) am Hinterrad 4 3 2 1 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Motordrehzahl ( × 1000/min) HUSABERG FE 390 HUSQVARNA TE 250 YAMAHA WR 250 R KAWASAKI KLX 250 BETA ALP 2.0 3,4 mkg (33,7 Nm) bei 6850/min 2,3 mkg (22,7 Nm) bei 8500/min 2,0 mkg (19,7 Nm) bei 8000/min 1,9 mkg (18,8 Nm) bei 6800/min 1,3 mkg (12,7 Nm) bei 5350/min AUF DER ROLLE Endlich mal klar erkennbare Unterschiede – wenn wir Maschinen gleichen Hubraums und gleicher Ausrichtung vergleichen, verlaufen die Kurven ja ziemlich parallel. Die Leistungsmessungen wurden mit Endurobereifung durchgeführt. Die absoluten Zahlen sind darum wegen Verlusten durch Schupf auf der Rolle 2-3 PS zu tief, die Kurven unter sich jedoch gut vergleichbar. Beta Alp 2.0 Schwächlich? Das Anfahrdrehmoment der Beta ist minim niedriger als bei den anderen. Die Drehmomentkurve verläuft mustergültig flach. Gemessen am technischen Aufwand ein schön abgestimmter Motor. ★★★★★ ★★★★★ Kawasaki KLX 250 Da kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen: Bis über 6000/min schlägt die leise pfupfernde Kawasaki die Yamaha und die hemmungslos brüllende Husqvarna. Ab 7000/min geht das Motörchen dann sukzessive ein. Im Gelände nicht weiter tragisch: Kaum ein Einsteiger dreht im Gelände so hoch. ★★★★★ ★★ ★★★ Yamaha WR 250 R Sehr milde Leistung im unteren Bereich, was gute Fahrer langweilt, bei Regen und Schlamm aber hochwillkommen sein dürfte. Im oberen Drehzahlbereich unter sozialverträglicher Geräuschkulisse klar mehr Leistung als eine Softenduro. ★★★★★ ★★ ★★★ Husqvarna TE 250 Unter 6000/min nicht viel los, darüber begeisternder Druck. Wessen Fahrstil zu dieser Charakteristik passt, den wird die Husqvarna begeistern. ★★★★★ Husaberg FE 390 Wem die Charakteristik der 390er (kürzerer Hub, mehr Schwungmasse) besser zusagt als die der 450er, sollte die kaum fühlbare Minderleistung (rund 3 PS) in Kauf nehmen. Wir haben allerdings Hemmungen, einen so starken Töff dem Einsteiger zu empfehlen. ★★★★★ 23_MSSD_005_Techn 5 09.11.2009 17:23:31 6 TECHNIK Enduro-Test-Dummy DÄNU RIESEN (45) Hat seine Enduro-Erfahrung mit diesem Test mehr als verdoppelt. «Einen Kursnachmittag lang hat das Versuchskaninchen Zeit, sich für höhere Aufgaben vorzubereiten. Das Versuchskaninchen bin ich. Soll im Vergleichstest den Enduro-Neuling spielen. Nichts einfacher als das, die Rolle ist mir auf den Leib geschneidert: An gerade mal zwei Tagen in meinem langen Töfffahrerleben habe ich mich ins Geröll gewagt. Es gibt viel zu lernen für einen Neo-Enduristen. Das beginnt schon mit der Kleidung. Vieles leuchtet funktional ein, doch wie bitte schön soll ich mit diesen Schuhen die doch wichtigen Hebel für die Schaltung und die Hinterradbremse betätigen? Als ob ich mit Skischuhen zum BeachvolleyballTurnier antreten sollte … In keinem Bereich unterscheiden sich Strassenfahrt und Geländeritt so sehr wie bei der Fahrerposition: Ein Strässeler schätzt die Integration ins Gefährt, den Kontakt zum Töff. Der Geländefahrer hingegen bucht Stehplatz. Vier Kontaktpunkte müssen meist genügen. Erstaunlich schnell stelle ich mich auf die neuen Begebenheiten ein und tue das, was die Geländefahrer stets predigen, einen Strassenfahrer aber Überwindung kostet: das Bike machen lassen. Ich rattere über Steine und Baumstämme, die ich zuvor um jeden Preis vermieden hätte. ‹Yes, they can.› Die Bikes, meine ich. Auf einer einfachen Enduro-Runde tags danach erfahre ich Folgendes: Die Kawasaki KLX 250 ist für mich der ideale Kompromiss, ein Alltagsbike, das auch beim EnduroWandern Spass macht. Der bequemste und zweitniedrigste Sitz, die gemeinsam mit der Beta sanfteste Gasannahme, dazu der günstige Preis. Das Gewicht lässt sich für meine zwei ersten Enduro-Jahre verschmerzen. Mein Anfangsfavorit, die niedrige Beta Alp 2.0, macht vieles richtig. Doch selbst für meine 1.68 scheint die Stehposition sehr gewöhnungsbedürftig, zu tief ist der Lenker. Im Sitzen hingegen komme ich dank kurzer Beine ganz gut zurecht. Die Losung ist einfach: Je kniffliger die Passage, umso eher würde ich die niedrige Beta wählen. Das Gegenstück ist nicht nur diesbezüglich die Husaberg FE 390. Die Leistung und der zupackende Sound sind der Hammer. Die Freude an der Power lockt auch im Gelände verführerisch! Doch im TrialModus habe ich keine Chance, da fehlen mir die Teleskopbeine! Die Yamaha WR 250 R taugt mir im Gelände so gut wie die Kawa. Der Sattel ist höher, aber schmaler, und sie fühlt sich leichter an. Mit der WR tänzle ich, wo ich mit der KLX rackere. Ein SorglosPaket, doch der Aufpreis zur Kawa ist gross. Zumal sie mir als Alltags-Enduro zu spartanisch daherkommt. Als gute Mischung aus der federnden Leichtigkeit der Yamaha und der Stabilität der Husaberg scheint mir die Husqvarna TE 250. Die relativ zackige Leistungsentfaltung stört mich nicht, solange ich locker ausbalanciert auf dem Bike stehe. Vieles habe ich an drei Geländetagen für mich entdeckt. Nur gefühlvolles Schalten und Bremsen mit den Robocop-Schuhen bleibt unerreichbar.» dr 23_MSSD_006_Techn 6 ➥ BETA ALP 2.0, KAWASAKI KLX 250, YAMAHA WR250 R, HUSQVARNA TE 250, HUSABERG FE 39 M it konzentriertem verbalem Druck gelang es uns, redaktionsintern einen Glückfall zu erschaffen: Testchef Dänu Riesen, ein versierter Strassenfahrer, wurde zum Enduro-Einsteiger erklärt. Was es uns ermöglicht, zu klären, mit welchem Töff der besagte Offroad-Novize idealerweise loslegen soll. Sonst läuft es ja andersrum: Unter Rennsport-Druck wird mithilfe der weltweit begnadetsten Fahrer die Grundsatzforschung betrieben, aus der die käuflichen Geländemaschinen abgeleitet werden. Der Enduro-Neuling kommt in diesem Evaluationsprozess nicht vor. Er hats eingesehen und steht! Das sollte bei unserem Enduro-Vergleich anders sein. Zwar fanden zwei vergleichsweise hubraumschwache Racing-Enduros Aufnahme ins Testquintett, die Husqvarna TE 250 und die Husaberg FE 390, die beide auf 2010 neu auf den Markt kommen. Jetzt, wo alles gelaufen ist, können wir es zugeben: Die nahm der Autor selbstlos dazu, damit Offroad-Redaktor Tobi Kloetzli wieder mal so richtig durch Feld und Wald föhnen konnte. Durchforstet man die Modellprogramme der Schweizer Importeure, finden sich auch Geländemaschinen, die nicht aus dem Rennsport abgeleitet sind und die den Gelände-Novizen ansprechen sollen: Die Yamaha WR 250 R weist zwar Ähnlichkeiten mit der Sport-Enduro aus gleichem Hause auf (Kürzel WR 250 F), aber auch markante Unterschiede. Die Kawasaki KLX 250 hat der regelmässige MSS-Leser schon als Stadt-Enduro kennengelernt (MSS 05/09), nun soll das urbane Nutzfahrzeug zeigen, was es in freier Natur taugt. Weiter haben wir die Beta Alp 2.0 dabei. So etwas wie eine Mischung aus Trialtöff und genügsamer Enduro, für den etwas kurz geratenen Dänu sicher nicht zu hoch. Wie schon seit vielen Jahren ist MOTO SPORT SCHWEIZ für diesen Enduro-Vergleich zu Gast bei Dany Wirz Offroad in der Nähe von St-Remèze (F) auf dem Hochplateau oberhalb der Ardèche-Schlucht. Wir weilten dort im Rahmen des letzten Herbstkurses und liessen uns dessen Highlight, ein Nacht-Enduro an Halloween, nicht entgehen. Damit die schöne Geschichte nicht im Spital endete, bevor sie überhaupt begann, schloss sich Dänu für einen halben Tag der Einsteigergruppe an und übte auf der Enduro-Piste. Er hatte in Jens Scheffler (mehrfacher Europameister, mehr als ein Dutzend Six-Days-Goldmedaillen etc. etc.) einen guten Lehrer: Als wir am Abend vorbeischauten, hatte er bereits eingesehen, dass man auf dem Töff fast immer steht. Das ist zwar allen klar, den Trialisten, den Crösslern, den Rallyefahrern und natürlich den Enduristen, nur die starrsinnigen Strassenfahrer wollen trotz des breit abgestützten Stehkonsens weiterhin immer sitzen. Beta: Ich bin schon da! Die Beta Alp gewinnt den Sympathiebonus; das kleine Motorrädchen wurde von Kursteilnehmern gar bemitleidet, 09.11.2009 17:23:36 23/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 7 HUSABERG FE 390 TECHNISCHE DATEN Motorrad Beta Alp 200 Husaberg FE 390 Husqvarna TE 250 Kawasaki KLX 250 Yamaha WR 250 R Preis inkl. NK Motor Hubraum (B × H mm) Anz. Ventile, Ventilsteuerung Gemischaufbereitung Leistung (Hinterrad) Drehmoment (Hinterrad) Federweg (v./h.) Radstand Lenkkopfwinkel Nachlauf Sitzhöhe (unbelastet) Gewicht vollget. (gewogen) Tankinhalt Weitere Daten in Heft Fr. 7700.– (2 Jahre Garantie) Einzylinder Viertakter 199 cm3 (66 × 58,2 mm) 2, OHC Vergaser (Mikuni), 31 mm 12,0 PS/7100/min 12,7 Nm/5350/min3 170/180 mm 1350 mm 64° 81,5 mm 840 mm 119,7 kg 6,8 l – Fr. 14 950.– (30 Tage Garantie) Einzylinder-Viertakter 393 cm3 (95 × 55,5 mm) 4, OHC Einspritzung (Keihin), 42 mm 36,9 PS/8550/min 33,7 Nm/6850/min 300/335 mm 1475 mm 63,5° k. A. 945 mm 121,4 kg 8,5 l 14/2009 Fr. 12 525.– (2 Jahre Garantie) Einzylinder-Viertakter 249,5 cm3 (79 × 50,9 mm) 4, DOHC Einspritzung (Mikuni), 42 mm 30,1 PS/11 650/min 22,7 Nm/8500/min 300/296 mm 1470 mm k. A. 106 mm 900 mm 115,8 kg 7,0 l 15/2009 Fr. 6790.– (3 Jahre Garantie) Einzylinder-Viertakter 249 cm3 (72 × 61,2 mm) 4, DOHC Einspritzung (Keihin), 34 mm 19,4 PS/7500/min 18,8 Nm/6800/min 255/230 mm 1430 mm 63,5° 105 mm 905 mm 137,2 kg 7,7 l 5/2009 Fr. 10 860.– (3 Jahre Garantie) Einzylinder-Viertakter 250 cm3 (77 × 53,6 mm) 4, DOHC Einspritz. (Nippon Denso), 34 mm 22,9 PS/8200/min 19,7 Nm/8000/min 270/270 mm 1420 mm 63,6° k. A. 945 mm 137,5 kg 7,6 l – 1 Dänu und die Frage aller Fragen: Welchen Töff soll ich nehmen für den Einstieg in den Enduro-Sport? Die Kalkstein-Skulptur symbolisiert übrigens den Enduro-Sport, in dem man sich manchmal durchbeissen muss. 2 Die Schwächste schleppt die Stärkste nach Hause: Wink des Schicksals, dass weniger manchmal mehr ist? 2 1 weil es von den MSS-Rohlingen im Gelände malträtiert werden sollte. Die Beta hatte Mitleid nie nötig: Unbeeindruckt von röhrenden Auspuffanlagen und wassergekühlten Einzylinderhämmern mit Elektronik und Einspritzung rackerte sich das Töffli durchs Gelände. Kaum hatte die Gruppe nach einer knackigen Passage angehalten, kam auch schon die Beta um die Ecke getuckert und würgte die verbalen Exkurse zum Thema «Was sind wir doch für geili Sieche, dass wir da durchfahren konnten» im Ansatz ab: Wenn das mit dieser motorisierten Gehhilfe zu schaffen ist, kann es nicht wirklich schwierig gewesen sein. Das Rätselraten beendete der sich ablösende Beta-Sticker auf dem Kupplungsdeckel: Darunter wurden die Buchtaben «SU» sichtbar. Den luftgekühlten Viertakter mit 199 cm3 baut 23_MSSD_007_Techn 7 also Suzuki, und er beschleunigt die Beta mit etwas Anlauf auf 115 km/h. Auf grobem Schotter ist es jedoch nicht ratsam, so schnell zu fahren: Ab 100 km/h kommt Unruhe auf. Vor allem grössere Fahrer finden weder stehend noch sitzend eine langfristig bequeme Position, was sich mit einem höheren Lenker aber teilweise beheben liesse. Bei langsamen Tempi ist die Beta im Element, und dank dem enormen Lenkeinschlag wendet man quasi auf einem Taschentuch. Neben dem Einsatz als GeländeWandertöff liesse sich die Alp auch als Stadtfahrzeug nutzen, und wer bislang auf dem Wohnmobil einen Roller als Kurzstreckenfahrzeug dabeihatte, sollte sich die Beta Alp näher ansehen: Sie kann alles, was ein Roller auch kann – und darüber hinaus noch viel mehr. Eine Hürde ist in diesem Zusam- 09.11.2009 17:23:42 8 technik Enduro-Wanderin Fränzi GöGGel (50) Fuhr Plauschrennen auf der Strasse und im Gelände und hielt ihre BMW R 80 GS für eine Enduro, bis sie 2001 eine organisierte Enduro-Tour mitmachte. Worauf sie sich für Enduro-Wandertouren eine 400er kaufte. «Als 125er-Fahrerin rutschte ich in eine Männertöffclique. Auf Empfehlung der Herren kaufte ich eine gebrauchte BMW R 75/6, absolvierte damit die Töffprüfung und fuhr gleich am nächsten Tag für vier Wochen in die Türkei. Das Strassennetz bestand meist aus Schotterwegen, der Grundstein zum EnduroFahren war gelegt. Ich sparte vier Jahre lang für meinen nächsten Töff, eine BMW R 80 GS. Nun besass ich eine Pseudo-Enduro, wie neidische Männer meinen Töff abschätzig nannten. Schotter, Feldwege und mal ein Geländekurs, das traute ich mir zu. Grössenwahnsinnig meldete ich mich zu den damals von MSS organisierten Frauenrennen an. Das zur Wertung zählende Rasenrennen wollte ich selbstverständlich mit der BMW fahren. Alle fanden das obercool, doch ich blieb schon auf dem Weg zur Fahrzeugabnahme im Schlamm stecken. Da erbarmte sich einer und lieh mir seine 600er-Honda XR. Der Töff war viel zu hoch und viel zu aggressiv, aber immer noch besser als die BMW. Einen Sturz fürchtete ich wie der Teufel das Weihwasser. Nicht der Schmerzen wegen, aber nie und nimmer hätte ich das Riesending wieder aufheben und ankicken können. So gab ich Gas, schaute, dass ich irgendwie oben blieb, und eierte auf den zweiten Rang. Jahre später fuhr ich an eine EnduroTour nach Elba. ‹Das kann ich, ich fuhr ja früher Rasenrennen›, dachte ich etwas zu selbstgefällig. Mein Muskelkater war gigantisch, es gab zirkusreife Abflüge in die Büsche, die Leih-KTM war viel zu hoch und viel zu schnell. Heute fahre ich eine tiefer gelegte, auf mich angepasste 400er-KTM. Nicht alle, aber einige Hersteller haben gemerkt, dass sie Einsteiger und Frauen nur mit angepassten Töff in den Enduro-Sport locken können. Wer sich eine überdimensionierte Hard-Enduro nicht zutraut, ist mit der niedrigen Alp oder der Kawasaki bestens bedient. Mir gefiel auch die Yamaha, trotz beträchtlicher Höhe. Mein Favorit ist die Grüne. Mit der könnte man auf der Strasse nach Sardinien oder Elba anreisen und dort genüsslich Enduro fahren.» gö 23_MSSD_008_Techn 8 ➥ beta alp 2.0, KawasaKi KlX 250, Yamaha wr 250 r, husqvarna te 250, husaberG Fe 390 menhang, dass für die kleine 200er der Fahrausweis A1 nicht ausreicht. Und der Sattel ist steinhart. Kawasaki: Lautlos schnell Den Sound der KLX mochte keiner: Da ist ja der Rülpser eines Schmetterlings noch lauter! Und getäuscht hat sie uns auch noch: Auf dem Prüfstand übertrifft die Soft-Enduro für Stadtwanderer bis 6000/min sowohl die halbscharf gewürzte Yamaha WR 250 R als auch die Racing-Bestie Husqvarna TE 250! Ähm ja, das erklärt nun auch, wie man mit der leicht übergewichtigen KLX auf einer Enduro-Tour mit mittlerem Schwierigkeitsgrad und mittlerem Tempo einfach mithalten konnte mit echten Racing-Enduros, obwohl man etwas breitbeinig steht und der Sattel ein Sofa ist. Dabei kostet die flüsternde Kawa grad mal halb so viel. Für den Geländeeinsatz ist bereits ein Motorschutz dran. Der Stahllenker ist schnell verbogen, bei dieser Gelegenheit kann man ihn für eine bequemere Stehposition durch einen höheren Alulenker ersetzen und grad noch Handschützer montieren. Dann brauchts noch echte Geländepneus samt Reifenhaltern. Das Übergewicht liesse sich durch Demontage des Riesenbildschirms im Cockpit reduzieren, was sich (durch weniger Gewicht an der Lenkung) auch positiv aufs Handling auswirken dürfte. Wie auch mit der Beta ist harter Einsatz auf der Crosspiste mit der Kawa nicht möglich, dazu sind die Federwege zu kurz und die Dämpfung nicht progressiv genug. Bis in mittelschweres Gelände reicht das Fahrwerk aus, wobei die Kawa mit Traktion brilliert. Dazu kann man den Töff auch auf der Strasse einsetzen, als Stadtfahrzeug oder für den Arbeitsweg. Für die ersten Gelände-Lehrjahre ein unerreicht preiswertes Angebot für eher genussorientierte Enduro-Wanderer. EnduroRennsport ist nicht die Domäne der sonst enorm vielseitigen 250er-KLX. 1 Mit der Beta kann man nicht nur auf die Alp fahren. Man kann fast überallhin fahren, solange ein Pfad noch halbwegs erkennbar ist. 2 Simpler Einzylinder, mit 200 cm3 wesentlich drehmomentstärker als eine 125er. Und der einzige Vergasermotor des Vergleichs. 3 Enormer Lenkeinschlag für Wendemanöver auf dem Absatz. 4 Unter dem Sticker kommt der eingegossene Schriftzug des Herstellers zum Vorschein: Gebaut hat ihn Suzuki. 5 Schöne Details auch an der relativ preiswerten Beta: Klappbarer Alu-Schalthebel. 4 5 2 3 1 09.11.2009 17:23:49 23/2009 MOTO SpORT ScHWEIZ www.motosport.ch 9 Enduro-Tourist Paul «Pöili» Noy (38) Fuhr mit einer Yamaha TT 600 innert zwei Jahren Basel– Südafrika retour! Kämpft sich gelegentlich auch gerne durchs gröbere Gelände, wobei Durchkommen vor Speed steht. 7 8 6 Er kommt gut zurecht mit der Kawa, unser Test-Dummy. Den Blick konnte er lösen von den bedrohlich dräuenden Steinbrocken, und er schaut nun gekonnt dorthin, wo er hinfahren will. 7 Unterschätzt: Der 250er von Kawa überraschte auf dem Prüfstand. Jetzt müsste man nur noch etwas unternehmen, um die Geräuschkulisse aufzuwerten. 8 Ein preisgünstiges Produkt schliesst ansehnliche Aluschweissnähte nicht aus. 9 Auch einen robust anmutenden Unterbodenschutz hat sie serienmässig dran. 10 Der Bildschirm ist so gross, da könnte man unterwegs einen Kinofilm schauen. Im Gelände wird man dafür aber kaum Zeit haben. 6 Yamaha: Klappen und Dosen Wer genauer hinschaut, staunt ob dem Aufwand, den sie an der Yamaha WR 250 R betrieben haben. Nicht einfach eine etwas einfacher gestrickte 250 F, sondern ein nahezu komplett neuer Töff. Obwohl die Eckdaten identisch sind, ist der Motor stark modifiziert. Im komplett neuen Zylinderkopf findet man vier statt fünf Ventile, die Einlassventile sind aus Titan. Die Gemischaufbereitung erfolgt mit einer elektronischen Benzineinspritzung. Die Gasströme werden aufwendig geregelt, wohl auch zwecks Einhaltung von Euro 3: Unter dem Sattel hats eine Vakuumdose, die (geregelt vom Ansaugunterdruck) eine Luftklappe im Ansaugschnorchel schliesst und öffnet, 23_MSSD_009_Techn 9 «Ich absolvierte mit einer BMW R 75/6 die Töffprüfung und fuhr damit am nächsten Tag für vier Wochen in die Türkei.» Ohne Umschweife: Fränzis Enduro-Debüt 9 10 die Klappe im Auspuff wird elektromechanisch gesteuert. Das Fahrwerk ist neu und besteht aus einem Alu-Hauptrahmen, kombiniert mit Unterzügen und Rahmenheck aus Stahlrohr. Der Motor der Yamaha geht bis 4000/ min sehr milde an die Kette, was mithilfe der erwähnten Regelklappen wohl gewollt ist. Dann kommt Power, die den Einsteiger auch nach den ersten Lernfortschritten noch fordert und beglückt. Auch mit guten Fahrern auf ernsthaftem Material hält man mit, je länger die Tour dauert und je müder die Schnellfahrer werden, umso besser ist man mit der fahrerfreundlichen Yamaha dabei. Im Enduro-Einsatz hat sich keiner über mangelnde Federwege beklagt, abwohl auf eine Racing- «Enduro fahren brachte ich immer eher in Verbindung mit Reisen und Weiterkommen durch weniger erschlossenes Gebiet als mit dem Fahren von Wettbewerben auf Zeit. Sicherheit und Ausdauer standen und stehen nebst dem Fahrspass im Vordergrund. Ich würde meinen Fahrstil als eher zurückhaltend und materialschonend beschreiben. Der Weg ist das Ziel. Das zählt vor allem, wenn man auf Reisen ist in Afrika oder sonstwo. Fürs richtig schnelle Fahren fehlt mir wohl die Risikofreudigkeit, oder sie ist jedenfalls anders gelagert. Das Durchfahren von Wüsten und Dschungeln ist auch nicht jedermanns Sache. Trotzdem ist in diesem Vergleich die Husaberg FE 390 mein absoluter Favorit. Zwar ein Sportgerät, aber die einfache Bedienbarkeit und die sehr gut kontrollierbare Leistungsentfaltung konnten von keinem der Konkurrenten getoppt werden. An zweiter Stelle steht für mich die Husqvarna TE 250, welche mit ihrer Leistung beeindruckt und einen sportlichen Fahrstil geradezu fordert. Die Yamaha WR 250 F besticht, nachdem man es richtig eingestellt hat, durch ein glanzvolles Fahrwerk. Die Zuverlässigkeit, der relative Komfort und die trotzdem sportliche Ausrichtung dieser Enduro begeistern. Die Leistung ist für meinen Geschmack aber dann doch zu bescheiden für den richtigen Fahrspass. Die Kawasaki erinnert mich an eine Enduro für den Alltag. Komfortable Sitzbank, angenehm grosse Armaturen und trotzdem geländegängig – für den Einsteiger, der den Töff nicht nur zum Spass, sondern auch im Alltag einsetzen möchte, sicherlich eine sehr gute Wahl. Für mich nicht infrage kommt die Beta Alp. Das Töffli ist fantastisch, aber für meine 184 cm einfach zu klein. Ich denke, den kleineren Leuten unter uns, vor allem auch den Damen, wird mit der Beta Alp eine ideale Enduro angeboten. Sitzhöhe, geringes Gewicht und trotzdem bemerkenswert grosse Bodenfreiheit bescheren sicheres Fahren in wohl fast jedem Gelände. Nicht besonders schnell und spektakulär, aber sicher und ausdauernd.» Paul Noy 09.11.2009 17:23:56 Glückwünsche Biker-Glückwünsche zum Neuen Jahr Überrasche Freunde und Bekannte mit einem GlückwunschInserat in der Grösse 45,5 x 33,5 mm (siehe Muster). Abonnenten bezahlen nur Fr. 49.– (inkl. MWst) Nicht-Abonnenten Fr. 65.– (inkl. MWst) Das Angebot gilt nur für Privatpersonen und Clubs. Nicht für Geschäfts- oder Firmen-Glückwünsche. Das Inserat erscheint in der letzten MSS-Ausgabe vom 9.12.2009. Wir benötigen Text evtl. Foto, Zeichnung, digitales Bild ect. Wir behalten uns vor, zu lange Texte zu kürzen Bestellung GlückwunschInserat ❑ Ich bin AbonnentIn und bezahle Fr. 49.– pro Inserat Member Nr. ❑ Ich bin nicht AbonnentIn und bezahle Fr. 65.– pro Inserat ❑ Ich möchte AbonnentIn von MOTO SPORT SCHWEIZ werden und profitiere vom Inserate Angebot von Fr. 49.– zuzüglich Jahresabonnement von Fr. 122.– ❑ Original-Vorlage liegt bei (Foto, Zeichnung, Logo etct.) Gewünschter Text: luss desch Einsen vember 30. No Meine Adresse Muster Liebe Eva Allen Name Vorname Ein SUPER 2009 Strasse/Nr. PLZ/Ort Tel. Unterschrift Einsenden an: MOTO SPORT SCHWEIZ V. Rüfenacht Glückwünsche Dammweg 9 23_MSSD_010_Inser.indd 10 Deine Kumpels vom Töff Club Dani E-mail Datum wir wünschen Dir fürs neue Jahr viel Glück und gute Gesundheit 3001 Bern Tel. 031 330 31 59 [email protected] He Dani weisst du noch unsere coole Reise nach Andalusien? Alles Gute zum Neuen Jahr und noch viele tolle Kilometer V. Lieber Papi Mit Dir und Deinem Seitenwagen ist es Super. Es guets Nöis! Sandra u. Mami 09.11.2009 09:02:19 TECHNIK ➥ 23/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 11 BETA ALP 2.0, KAWASAKI KLX 250, YAMAHA WR 250 R, HUSQVARNA TE 250, HUSABERG FE 390 Enduro etwa drei Zentimeter fehlen. Auf der Crosspiste sehen das schnelle Fahrer anders. Verglichen mit der Kawasaki, hat die Yamaha deutlich mehr Leistung im oberen Drehzahlbereich, der Yamaha-Motor ist auch klar drehfreudiger. Trotzdem ist auch mit der Yamaha Alltags-Strasseneinsatz denkbar. Die Yamaha gibts als WR 250 X ab Werk auch als Supermoto, bei der Kawasaki ist die Supermoto-Version ein Umbau (Kit für Fr. 1500.–) auf Basis der Enduro. Schwachpunkt der Yamaha ist der Preis: Mit Fr. 10 860.– ist sie nur 2000 Franken günstiger als eine 250er-Racing-Enduro. Für mittlere und gute Fahrer ein zu geringer Preisunterschied, um ausschliesslich für den Geländeeinsatz nicht gleich zur ganz ernsthaften 250er zu greifen, die deutlich mehr Ja, es ist schon ein Wahnsinns-Stress, so ein Enduro-Vergleich! Aber im Dienste des Lesers nimmt man diese unmenschliche Hektik in Kauf. «Die Beta ist fantastisch, aber für mich mit 184 cm zu klein. Doch den Damen wird damit eine ideale Enduro angeboten.» Pöili denkt nicht nur an sich Husqvarna: Die Drehorgel 1 Die Yamaha ist in erster Linie gnadenlos effizient. Sie kommt fast überall durch, wo man mit einer Hard-Enduro auch hinfährt, und schont dabei den Fahrer mit einer milden Leistungsentfaltung. 2 Das tut es auch: Nicht, dass diese Fussraster untauglich wären. Jene am Spitzenmodell «F» sehen aber deutlich hochwertiger aus. 3 Stromlinienförmiger Tankdeckel: Da sind wir dem Designer dankbar dafür. 4 Nur auf den ersten Blick ein alter Bekannter: Zylinderkopf, Einspritzung und viele weitere Bauteile unterscheiden die «R» von der bekannteren «F». 5 Unter diesem Deckel verbirgt sich die Auspuffklappe, eine weitere Klappe findet man am Eingang zur Airbox. 2 3 1 4 5 23_MSSD_011_Techn 11 Leistung hat und rund 15 kg leichter ist. Dass eine Rennsport-Enduro im Alltagsbetrieb definitiv unbrauchbar ist, nehmen solche Fahrer in Kauf. Der diskrete Auftritt ist nicht die Sache der Husqvarna: Sie ist laut, und wer ihre Leistung umsetzen will (und kann), muss sie laut fahren: Unter 6000/min ist nicht viel los, bis 12 800/min dafür umso mehr. Wer das Potenzial nutzen will, muss viel schalten, darf nicht drehzahlscheu sein und auch keine Hemmungen haben, hartes Gelände mit Kupplung und Drehzahl zu durchsägen. Der Geradeauslauf reicht, das Handling ist wieselflink, das Fahrwerk hat enorme Reserven. Husqvarnas neuer 250er-Motor soll der kompakteste seiner Klasse sein, jedenfalls sitzt er schon fast ein wenig verloren im Chassis. Der Stahlrohrrahmen wurde neu gezeichnet, die Schwinge ist ein aufwendig gefertigtes geschweisstes Aluteil. Viele Teile zeugen von der Liebe zum Detail, und die Schönste ist die Husqvarna sowieso. Im Vergleich zur sportlichen Yamaha legt die Husqvarna noch deutlich eins drauf: volle Wettbewerbstauglichkeit im Enduro-Rennsport, Crosspistentaugliches Fahrwerk auch unter schnellen Fahrern, deutlich mehr Motorleistung im oberen Drehzahlbereich und viel mehr Reserve durch enorme Drehfreude. Definitiv völlig ungeeignet ist dieses Motorrad für banale Alltagsfahrten: zu laut, zu schrill. Man kann nicht alles haben. Eine 250er-Hard-Enduro ist auch im Geländeeinsatz nicht jedermanns Sache. Wer gern orgelt und schaltet und mit der Kupplung sägt, wie man das mit einer 85er oder 125er macht, der trifft mit einer High-Performance-250er die richtige Wahl und kann sich über Mountainbike-ähnliche Wendigkeit freuen. Der Einsteiger, mit sich selbst und dem Gelände beschäftigt, wird zu Beginn wohl öfter im falschen Gang stranden. Wer sich als Neuling einstellen kann auf die Motorcharakteristik einer Racing-250er, findet in diesen Maschinen ein verlockendes Angebot. Wenn auch der Novize erhebliche Fortschritte macht: Das Motorrad geht mit und kann den Einsteiger begleiten auf seinem Weg bis zum Könner. ➥ 09.11.2009 17:24:04 12 TECHNIK Ex-Racer TOBIAS KLOETZLI (38) Der HobbyCrosser sammelte zwei Jahre in der Enduro-SM und sieben Jahre mit 600 bis 750 cm3 in der Supermoto-SM Erfahrungen. Er ist seit elf Jahren als MSS-Tester mit Vorliebe fürs Gelände tätig. Nach ersten OffroadAbstechern mit der Suzuki TS 125 und der Kawasaki KLX 650 gings erst mit einer 350er Husky richtig zur Sache. «Am meisten beeindruckt hat mich ganz klar die Husaberg! Sie ist handlich wie eine kleine 250er, hat stets genügend Leistung, ein tolles Drehmoment und ist dank ausreichend Schwungmasse kaum abzuwürgen – man ist nie im falschen Gang. Dies wirkte zusammen mit dem soliden Fahrwerk und der enormen Bodenfreiheit sehr entspannend. Obwohl ich lange nicht mehr im Gelände unterwegs war, konnte ich mit ihr sofort meine Enduro-Kenntnisse aus den besten Zeiten mobilisieren und vermeintlich unbezwingbare Hindernisse unbeschadet meistern. Einzig der stolze Preis liegt in einer Höhe, wo’s wehtut. Auch die Husqvarna hat mich sehr fasziniert. Sie ist deutlich günstiger, besitzt ein absolut tadelloses Fahrwerk und lässt sich dank ihres Federgewichts in der Trial-Grube wie auch im Unterholz spielerisch leicht manövrieren. Für die Crosspiste ist die Husky klar die erste Wahl. Sie hängt aggressiver am Gas und hat weniger Schwungmasse, sodass man sich in langsameren Passagen wie bei den übrigen 250ern ständig mittels Kupplungsbetätigung vor dem Abwürgen des Motors schützen muss. Die Yamaha ist ein guter Kompromiss, deutlich zahmer, gutmütiger, nochmals fast 2000 Franken günstiger und kann dennoch fast alles. Fürs Enduro-Wandern reichts, für den Kick im Gelände – zumindest für mich – aber nicht. Mit der komfortablen, schwachen Kawasaki hatte ich auf der leichten Enduro-Tour zunächst das grosse Gähnen, im anspruchsvollen Gelände überraschte sie mich dann aber gewaltig. Erstaunlich, wie viel mit einer derart günstigen Enduro möglich ist. Stets auf Touren gehalten, machte sie im Duell gegen die Yamaha sogar richtig Spass. Kollege Lüthi konnte mich jedenfalls nicht abschütteln ... Die Beta Alp mag als Nutzfahrzeug oder für Gipfelbesteigungen taugen, mir passte die Fahrposition aber weder im Sitzen noch im Stehen. Nur in TrialSektionen konnte sie mir ein Strahlen ins Gesicht zaubern.» tk 23_MSSD_012_Techn 12 ➥ BETA ALP 2.0, KAWASAKI KLX 250, YAMAHA WR 250 R, HUSQVARNA TE 250, HUSABERG FE 390 Husaberg: Fast wie eine 450er Man hat sich dran gewöhnt, der verdreht liegende Motor kommt einem mittlerweile nicht mehr so krank vor wie noch vor einem Jahr beim ersten Anblick. Beim Fahren sieht man ihn ja nicht, man spürt ihn nur beim Einlenken: Federleicht biegt man ein in den Radius. Der 390er ist neu auf den Modelljahrgang 2010 und rundet nun das Husaberg-Programm nach unten ab. Ausgehend von der 450er, wurde der Hub gekürzt. Die Kurbelwelle der 390er ist aber schwerer, um eine traktionsstarke Charakteristik zu erreichen. Zudem soll der Motor so kaum mehr absterben und weniger Bremsmoment aufbauen. Die Husaberg legt ab niedriger Drehzahl auf ganz anderem Niveau los als die anderen Maschinen dieses Vergleichs. Ein Dampfhammer, nicht brachial, aber doch sehr saftig losstampfend und trotzdem mit einer Drehzahlspanne gesegnet, die bis fast 10 000/min reicht. Leistung haben wir nie vermisst, nicht nur, weil der Testtöff mit 13×52 recht kurz übersetzt war. Da fährt man fast alles im traktionsstarken zweiten Gang und benutzt den ersten nur zum Anfahren und für Trial-Passagen. Generell lässt sich die 390er viel schaltfauler und niedertouriger fahren als eine 250er-Racing-Enduro. «Im anspruchsvollen Gelände überraschte mich die Kawasaki. Kollege Lüthi auf der Yamaha konnte mich nicht abschütteln.» Tobi zu einem weiteren internen Privatduell unter MSS-Redaktoren Galt die 400er-KTM der EXC-Baureihe (gebaut 2001 bis 07) als der ideale Einsteigertöff, so sind wir bei der neuesten Generation nicht mehr so sicher. Viele Motorbauteile der Husaberg sind identisch mit der neuen KTM-Generation (EXC-R), Motorleistung und Charakteristik dürften sich ähnlich sein. Motor und Fahrwerk der Husaberg erfüllen höchste Ansprüche, Tobi und der Schreibende haben nie Leistung vermisst. Doch ob das für den Einsteiger noch das Richtige ist, dazu bestehen Zweifel. Für ein Bewegungstalent mit guter Grundkondition und steiler Lernkurve vielleicht schon, für Späteinsteiger, die sich konditionelle Defizite eingestehen müssen, wohl eher weniger. Eine mögliche Lösung: Reduktion der Leistung mithilfe des optionalen Drehschalters. Dieser Schalter (Fr. 47.50) wird einfach an den OriginalKabelbaum angesteckt und ermöglicht 1 Sie braucht und liebt die Peitsche: Wer die Husqvarna sportlich ausdrischt, erlebt respektable Leistung in Verbindung mit spielerischem Handling. 2 Ultrakompakter Motor, gemäss Husqvarna 13 % kleiner als der Vorgänger. 3 Haben sich durchgesetzt: kompakte Digitalinstrumente mit grosser Fülle an Informationen. 4 Ohne Schnickschnack und trotzdem schön. 5 Ist ja nur eine niedliche 250er, die Husqvarna, doch in Sachen Beschallung kann sie mit jeder 500er mithalten. 1 2 3 4 5 09.11.2009 17:24:09 23/2009 MOTO SPORT SCHWEIZ WWW.MOTOSPORT.CH 13 Routinier ROLF LÜTHI (49) 7 Rolf fährt Enduro seit zwanzig Jahren. Er unternahm OffroadReisen in Europa, Afrika, Australien und Asien. Zwei Jahre fuhr er in der Enduro-SM unter Vermeidung ruhmreicher Platzierungen. Heute ist er Tourguide/Instruktor bei Dany Wirz Offroad und KTM Adventure Tours. 6 8 9 6 Tobi schloss die Husaberg ins Herz, Pöili sucht das Internet ab nach einer Occasion, die es eigentlich noch nicht geben kann: Die 390er-Husaberg beeindruckte. 7 Lampenmaske mit integrierter Kotflügelverstärkung: Es ist zwar keine H4-Birne drin, Tobi bestritt mit ihr trotzdem das Halloween-Nacht-Enduro. 8 Bitte bei der nächsten Gelegenheit auch am Bremshebel verwirklichen: klappbarer Kupplunghebel. 9 Gefräste Gabelbrücken, auf 2010 mit 3 mm mehr Offset für kürzeren Nachlauf und ein verbessertes Gefühl fürs Vorderrad. 10 Dänu im Gleichgewicht? Die galaktischen Sitzhöhen von Sport-Enduros können klein gewachsene Personen für immer traumatisieren. Die Husaberg verschafft sich zudem mit satter Leistung und unverzüglicher Gasannahme Respekt. es, neben dem Standard-Mapping auch eine entschärfte (und eine aggressivere) Leistungscharakteristik abzurufen. Die Kleine schleppt die Grosse Zum Schluss noch zwei Anekdoten, welche beide die Beta betreffen: Unterwegs im Unterholz trug es sich zu, dass Fränzi auf der Beta in einer steil bergauf führenden Rille den Motor abwürgte. Die hatte ich höchstselbst zuvor noch mit Schlammwasser aus dem Wasserloch benetzt. «Kein guter Ort, um stehen zu bleiben», dachte ich, stellte meinen Töff ab und machte mich auf, um Fränzi Schiebehilfe zu geben. Da sprang das Motörchen der Beta wieder an, und Fränzi fuhr ganz normal die Rille hoch. «Können wir weiterfahren?», fragte sie keck den vom Helferinstinkt irregeleiteten Autor. Ja, und da war da noch die Sache mit der Husaberg, die einfach stehen blieb kurz vor Mittag. Kein Strom mehr, kein Kickstarter dran, und weil die Einsprit- 23_MSSD_013_Techn 13 10 zung elektrische Energie braucht, damit sie einspritzt, half auch Anschieben nichts. Und Hunger hatten wir auch. Also abschleppen statt Fehler suchen. Afrikafahrer Pöili hat selbstverständlich einen Abschleppgurt zur Hand. Doch womit abschleppen? Es gibt nur einen Töff, an dessen Heck man den Abschleppgurt verzurren kann: Die Beta weist zwei Haltegriffe auf, die ideal sind für diesen Zweck. So kam es, dass das kleinste Maschinchen des Vergleichs die kraftstrotzende Husaberg zurück zur Homebase schleppte. Dort stellte sich dann heraus, dass sich nur die Batteriepole gelockert hatten, nach zwei Handgriffen lief die Husaberg wieder. Einfach so locker geht es nicht Welche die ideale Einsteigermaschine ist und welchen Töff die einzelnen Fahrer bevorzugten, beantworten diese in den fünf Kästen individuell. Unabhängig vom Fahrkönnen erfordert Enduro eine gewisse Härte gegen sich selbst: Wer weder Hitze noch Kälte, weder Regen noch Schnee ertragen kann, Staub und Schlamm hasst, wer nie schwitzen oder frieren will, flusswassergefüllte Stiefel und Achselnässe verabscheut, wer nie hungern oder dürsten mag, auf improvisierte Reparaturen mit dem Bordwerkzeug keinen Bock hat, wem vor blauen Flecken graut und wer sich auf keinen Fall je bis an seine Leistungsgrenze fordern will, der sollte diesen Sport nicht ausüben. ■ «Ich fuhr in jungen Jahren mit Tankrucksack und Packtaschen in die weite Welt hinaus und fand darum erst mit 32 Jahren Gelegenheit, mein erstes Rennen zu fahren – mit einer Suzuki DR 350. Die Vorzüge einer Hard-Enduro hatte ich zuvor während eines AfrikaAufenthalts schätzen gelernt. Unter anderem drückte ich den Streckenrekord Kishiama–Kikwit retour, der bei 24 Stunden lag, mit einer Honda XR 350 auf 13 Stunden, obwohl ich unterwegs noch den Motor der Fähre flicken musste. Kikwit lag in Zaire und liegt heute in der Demokratischen Republik Kongo, falls das jemand nicht wissen sollte. Aber es ging ja um Einsteiger-Enduros. Ich widerspreche der verbreiteten Meinung, dem Einsteiger könne man irgendeinen Töff geben, der merkte ja sowieso keine Unterschiede, und ihn dann mal leiden lassen. So werden Enduro-Anfänger frustriert und aus diesem schönen Sport vertrieben. Unser Vergleich zeigt: Eine Hard-Enduro mit mehr als 400 cm3 sollte sich der Einsteiger nicht antun, bei einem Zweitakter reichen 200 cm3. Der Novize mus sich überlegen, wie er den Töff nutzen und wie viel Zeit er in dieses Hobby investieren will: Enduro-Rennsport stellt andere Anforderungen als gelegentliches Enduro-Wandern. Ebenso wichtig wie der Töff ist ein guter Händler. Ein Händler, der selbst Offroad fährt, kann dem Kunden anhand der obigen Grundsatzüberlegungen zu einem geeigneten Basistöff raten (vielleicht auch eine Gebrauchte) und diesen auf die Bedürfnisse des Kunden modifizieren. Kleingewachsene müssen sich mit einer zu grossen Sitzhöhe nicht einfach abfinden, und auch die Motorleistung und -charakteristik kann man abändern. Serienmässig sind die Fahrwerke für einen guten Fahrer von 75 kg abgestimmt – für den Neuling in der Regel zu straff. Das kann man alles anpassen, wenn man weiss, wie. Grundsätzlich gibt es nichts Besseres, als den für seinen Fahrstil und seine Vorlieben individuell angepassten Töff.» lü 09.11.2009 17:24:17