Wer ist Frau Holle? - Naturpark Meißner

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Wer ist Frau Holle? - Naturpark Meißner
Frau Holle - Märchen, Sagen, Mythos & Orte
Geheimnisvolle Frau Holle
… weltberühmt und doch unbekannt
Naturpark
Meißner-Kaufunger Wald
Inhalt
Märchen
Orte der Frau Holle
Frau Holle.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Ursprung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Wer ist Frau Holle? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Volksglaube und Mythos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Frau Holle hat viele Namen .. . . . . . . . . . . . . . . 8
Wunderschöne Göttin Hulda .. . . . . . . . . . . . . . 9
Holle und Göttin Diana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Hexenweib oder Vegetationsdämon? .. . . . 10
Magna Mater .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
 Frau-Holle-Teich .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kultstätte vor 2000 Jahren . . . . . . . . . . . . . . . .
Frau-Hollen-Bad .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wie tief ist der Frau-Holle-Teich? .. . . . . . .
Skulptur am Frau-Holle-Teich .. . . . . . . . . . .
 Kalbe .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
 Kitzkammer .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
 Badestube der Frau Holle . . . . . . . . . . . .
 Frau-Holle-Stuhl, Morgengabe .. . . . .
 Todstein, Abteröder Bär .. . . . . . . . . . . . .
 Hohlstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
 Hollsteine .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Karte historisch überlieferter Orte .. . . .
Sagen
Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Saturnalia .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
»Frau Holle zieht umher« .. . . . . . . . . . . . . . . . . 11
»Frau Holle und der Bauer« . . . . . . . . . . . . . . . 11
»Frau Holla und der treue Eckart« .. . . . . . . 12
Brüder Grimm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Die Sage vom Frau-Holle-Teich .. . . . . . . . . . 12
Überlieferungen zum Frau-Holle-Teich ... 13
Schmieder .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
»Ein hessisches Volksmährchen
vom Meisnerberge« .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Angebote des Naturparks Meißner
Frau-Holle-Veranstaltungen
Geführte Wanderungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Frau-Holle-Vortrag .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Begleitete Bustouren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Märchenhafte Veranstaltungen
Kinderangebote .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Meißnergeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wer ist Frau Holle?
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
Märchenhafte Stadtführungen .. . . . . . . . .
Märchenwochen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Märchenhafte Ziele
Märchenhafte Brunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tor zum Frau-Holle-Land . . . . . . . . . . . . . . . .
Weitere märchenhafte Erlebnisse .. . . . . .
Informationsquellen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Märchen
Frau Holle (Aus der Kinder- und Hausmärchen-Sammlung der Brüder Grimm)
Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht, was es anfangen sollte. Und in seiner Herzensangst sprang es in
den Brunnen hinein, um die Spule zu holen.
Es verlor die Besinnung und als es erwachte und wieder zu sich kam, war es auf einer
schönen Wiese, wo die Sonne schien und
viele tausend Blumen standen.
Auf dieser Wiese ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot
aber rief: »Ach, zieh mich raus, zieh mich
raus, sonst verbrenn’ ich. Ich bin schon längst
ausgebacken.« Da trat es herzu und holte mit
dem Brotschieber alles nacheinander heraus.
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Goldmarie schüttelt die Betten (Ubbelohde)
E
ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig,
die andere hässlich und faul. Sie
hatte aber die hässliche und faule, weil sie
ihre rechte Tochter war, viel lieber. Die
andere musste alle Arbeit tun und das
Aschenputtel im Hause sein. Das arme
Mädchen musste sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und
musste so viel spinnen, dass ihm das Blut
aus den Fingern sprang. Nun trug es sich
zu, dass die Spule einmal ganz blutig war,
da bückte es sich damit in den Brunnen
und wollte sie abwaschen: Sie sprang ihm
aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das
Unglück. Die schalt es so heftig und war
so unbarmherzig, dass sie sprach: »Hast du
die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie
auch wieder herauf.«
Danach ging es weiter und kam zu einem
Baum, der hing voll Äpfel und rief ihm zu:
»Ach schüttle mich, schüttle mich, wir Äpfel
sind alle miteinander reif.« Da schüttelte es
den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten
sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war;
und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau. Weil sie aber so
große Zähne hatte, ward ihm angst, und es
wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm
nach: »Was fürchtest du dich, liebes Kind?
Bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause
ordentlich tun willst, so soll dir’s gut gehen.
Du musst nur Acht geben, dass du mein Bett
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Märchen
Goldmarie, Brunnen in Vockerode
so gut hier unten geht, so kann ich doch
nicht länger bleiben, ich muss wieder hinauf zu den Meinigen.«
gut machst und fleißig aufschüttelst, dass die
Federn fliegen, dann schneit es in der Welt;
ich bin die Frau Holle.«
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so fasste sich das Mädchen ein Herz, willigte ein
und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und
schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf,
so dass die Federn wie Schneeflocken umher flogen; dafür hatte es auch ein gutes
Leben bei ihr, kein böses Wort und alle
Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun
war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da
ward es traurig und wusste anfangs selbst
nicht, was ihm fehlte, endlich merkte es,
dass es Heimweh war; ob es ihm hier gleich
vieltausendmal besser ging als zu Haus, so
hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich
sagte es zu ihr: »Ich habe den Jammer nach
Haus gekriegt, und wenn es mir auch noch
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
Die Frau Holle sagte: »Es gefällt mir, dass
du wieder nach Hause verlangst, und weil
du mir so treu gedient hast, will ich dich
selbst wieder hinaufbringen.« Sie nahm es
darauf bei der Hand und führte es vor ein
großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie
das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein
gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb
an ihm hängen, so dass es über und über
davon bedeckt war. »Das sollst du haben,
weil du so fleißig gewesen bist«, sprach die
Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den Brunnen gefallen war.
Darauf ward das Tor verschlossen, und das
Mädchen befand sich oben auf der Welt,
nicht weit von seiner Mutter Haus. Und als
es in den Hof kam, saß der Hahn auf dem
Brunnen und rief: »Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie«.
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Märchen
Naturerlebnis
Pechmarie, Brunnen in Vockerode
Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil
es mit Gold bedeckt ankam, ward es von ihr
und von der Schwester gut aufgenommen.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie es
zu dem großen Reichtum gekommen war,
wollte sie der anderen faulen Tochter gerne dasselbe Glück verschaffen. Sie musste
sich an den Brunnen setzen und spinnen;
und damit ihre Spule blutig wurde, stach
sie sich in den Finger und stieß die Hand in
die Dornhecke. Dann warf sie die Spule in
den Brunnen und sprang selber hinein. Sie
kam wie die andere auf die schöne Wiese
und ging auf demselben Pfade weiter.
Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie
das Brot wieder: »Ach, zieh mich raus, zieh
mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon
längst ausgebacken.« Die Faule aber antwortete: »Da hätt’ ich Lust, mich schmutzig zu machen«, und ging fort. Bald kam sie
zu dem Apfelbaum, der rief: »Ach, schüttle mich, schüttle mich, wir Äpfel sind alle
miteinander reif.« Sie aber antwortete: »Du
kommst mir recht, es könnte mir einer auf
den Kopf fallen«, und ging weiter.
Als sie vor das Haus der Frau Holle kam,
fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren
großen Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr.
Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war
fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie
ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele
Gold, das sie ihr schenken würde; am zwei-
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ten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen,
am dritten noch mehr, da wollte sie morgens
gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau
Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und
schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen.
Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war damit
zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen; die Frau Holle führte sie
auch zu dem Tor, als sie aber darunter stand,
ward statt des Goldes ein großer Kessel voll
Pech ausgeschüttet.
»Das ist zur Belohnung deiner Dienste«,
sagte Frau Holle und schloss das Tor zu. Da
kam die Faule heim, aber sie war ganz mit
Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen, als er sie sah, rief: »Kikeriki, unsere
schmutzige Jungfrau ist wieder hie.«
Das Pech aber blieb fest an ihr hängen und
wollte, solange sie lebte, nicht abgehen.
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Ursprung
F
ast jeder kennt die Betten schüttelnde und Schneefall bewirkende freundlich-strenge
Großmutter aus dem Märchen »Frau Holle« aus der Sammlung der Brüder Grimm.
Es ist wohl eines der beliebtesten und bekanntesten Märchen, das sehr ähnlich auf
der ganzen Welt erzählt wird. Und doch lebt mit dieser Figur nur ein Teil ihres Wesens im
Bewusstsein der heutigen Menschen. Ihre ursprünglichen Eigenschaften sind in den Hintergrund getreten, werden jetzt aber wieder neu entdeckt.
Die meisten Märchen haben ihre Ansätze in Mythen und Sagen. Wo Legenden wegen ihres
heidnischen Ursprungs unterdrückt wurden, lebten Märchen weiter und damit überlebten
teilweise auch jene Legenden und Sagen. Auch das Märchen der Frau Holle geht auf einen
uralten Mythos zurück. So hat das Märchen dazu beigetragen, das Interesse für diese Mythen und Sagen zu erhalten.
Deutung des Frau-Holle-Märchens
I
»Hollerbusch« der Frau Holle
n Märchen sind tiefe Wahrheiten verborgen, die man schon zu allen Zeiten zu deuten versuchte. Im Frau-Holle-Märchen lassen sich die Blumenwiese als Frühling, der
Backofen als Sommer, der Apfelbaum als Herbst und der Schnee als Winter vermuten,
so dass die Mädchen das Jahr durchleben. Dabei erfährt man, dass Hilfsbereitschaft, Liebe
und Fleiß aus eigenem Antrieb Gold wert sind und zu innerer Reife und Einklang mit der
Schöpfung führen, dagegen aber neidende Nachahmung, Egoismus und Faulheit Pech und
Misserfolg bringen.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Wer ist Frau Holle?
E
ine Muttergottheit aus Zeiten des Matriarchats oder eine Betten schüttelnde Märchenfigur? »Sie ist beides und noch mehr«, meint Frau-Holle-Forscher Dr. Karl
Kollmann. Jakob Grimm schrieb in seiner »Deutschen Mythologie«: »Volksglaube
und Märchen lassen Frau Holda (Hulda, Holle) als ein höheres Wesen auftreten, das den
Menschen freundliche Gesinnung beweist, aber ihnen zürnt, wenn es Faulheit, Unordnung
und Ungehorsam wahrnimmt.«
So vielfältig wie die Geschichten um Frau Holle sind, so vielfältig sind auch ihre äußeren
Erscheinungsformen in den Sagen:
• Mal ist sie ein verschleiertes Geisterwesen im langen, weißen Gewand,
• mal eine auf einem Stein sitzende Feengestalt, die bezaubernd singt und ihre goldenen Locken kämmt,
• mal führt sie reitend die »Wilde Jagd« an,
• mal schwebt sie hoch in der Luft über Berg und Tal.
• Sie erscheint einerseits als ein junges, venusgleiches Wesen,
• aber andererseits wird sie auch beschrieben als buckliges Mütterchen
• oder kleine hässliche Alte mit grauem verworrenem Haar, langer Nase und großen Zähnen
• und als Hexe, die den Leuten auf den Rücken springt.
• Sie wird als weise, gütig, mitleidsvoll, mütterlich, segensreich und gerecht wahrgenommen,
• aber auch verführend, schicksalsvoll und strafend, kriegerisch und wild geschildert.
Volksglaube und Mythos
I
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Holda, die gütige Beschützerin (F. W. Heine)
n spätgermanischer Zeit und im frühen Mittelalter
wurde Frau Holle als hohe Göttin verehrt. Unsere
Ahnen glaubten in vorchristlicher Zeit fest daran,
dass sie Werden und Vergehen und die Naturgewalten
beherrschte und somit auch Regen, Schnee und Sturm
gebieten konnte. Sie sahen in ihr die allumfassende Natur, die Mutter Erde, die Große Göttin. Sie erscheint
als Verkörperung einer uralten weiblichen Gottheit, die
sowohl in der antiken Mythologie als auch im Volksglauben der Naturvölker ihre Entsprechungen findet.
Frau Holle ist als unsere bedeutendste volksmythologische Gestalt in Sagen, Märchen und Brauchtümern
überliefert.
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Käseberg bei Frankershausen
Wer ist Frau Holle?
Frau Holle hat viele Namen
D
ie meist als Erd- und Muttergöttin ausgeprägte Gestalt der Frau Holle ist in
Deutschland auch unter vielen anderen Namen bekannt. In Mitteldeutschland
(Hessen und Thüringen) wird sie vor allem »Frau Holle« genannt, während sie
in Oberdeutschland »Frau Percht«, »Perchta«, (die Prächtige) »Berchta« oder »Bertha«
heißt. In Niederdeutschland nennt man sie »Frau Gode«, oder »Frau Frecke« und »Frau
Herke«, in den Kamernschen Bergen, (Frauharkenberg) »Frau Harke« und in Berlin »Frau
Fricke«, in der wendischen Spree-Region »Murraue (Murawa)«, im Harz »Frau Haule«,
im Spessart »Frau Schunkel«, obersächsisch »Frau Helle« oder »Frau Holt«. Im Rheinfränkischen heißt sie »Holla«, Friesisch »Ver Helle«, jenseits des Mains »Hulla«, in Russland
»Babajaga«, in England »Mare« und in Südeuropa »Trempe«, »Stampa«, »Stempe«
In anderen Quellen wird sie auch als »Mutter Holla«, altgermanische Erdmutter»Hludana«,
»Hertha«, »Frau Hulle«, »Hulde«, »Frouwe«, bezeichnet, »Waldminchen«, »Lohra« oder
schlichtweg »Alte« gerufen oder auch die »Goldene Jungfrau« und oft die »Weiße Frau«.
Weiße Frau
In Hessen und Thüringen ist die »Weiße Frau« ein häufiges Sagenmotiv. Manchmal weist
sie demjenigen, dem sie erscheint, den Weg zu unterirdischen Schätzen. Wie auch in den
Sagen vom Jungfernkeller, die am »Käseberg« in der Wacholderheide »Hielöcher« und der
»Alten Stadt« bei Frankershausen, am Fuß des Meißners, angesiedelt sind.
Wesensgleich oder identisch?
Viele stellen wegen der Wesensgleichheit Bezüge zur Hauptgöttin der Asen »Freya« oder zu
»Frigga«, der Frau des germanischen Göttervaters Odin, her. Im griechischen Götterhimmel
gleicht ihr die Muttergöttin und Naturherrin »Artemis«. Andere sehen in Frau Holle die Beherrscherin der Unterwelt und Göttin des Todes »Hel«.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Wer ist Frau Holle?
Wunderschöne Göttin Hulda
I
n Deutschland wird »Hulda« schon im 10. Jahrhundert genannt und beschrieben als
hohe Frau von wunderbarer Schönheit mit weißem, wallendem Gewand mit goldenem
Gürtel. Als Erdmutter wird sie als Spenderin des Werdens, des entstehenden Lebens,
gesehen. Sie wohnt in der Tiefe, unter Brunnen, Teichen und Seen, denn das irdische Leben
bedarf in seinem Entstehen und Blühen der Erde und des Wassers, heißt es.
Holle und Göttin Diana
Göttin Diana
»Religionsgeschichtlich hängt die Sagentradition der
»Frau Holle« in Deutschland wohl zum einen mit der
nordrömischen Ausprägung des Diana-Kultes zusammen, zum anderen aber auch mit der altgermanischen
Überlieferung nordischer Fruchtbarkeits- und Weisheitsgöttinnen«, ist dem Brüder Grimm Journal 1/2006
zu entnehmen. Göttin Diana wurde in altitalienischen
und römischen Traditionen als Beschützerin der Frauen und als Herrin des vegetativen Lebens angesehen. Johannes Herolt aus Nürnberg belegte in seinen »sermones de tempore« aus dem Jahre 1466 die Gleichsetzung
der Holle mit der mächtigen Göttin Diana.
Ein wichtiger Bildbeleg im Hinblick auf gemeinsame Ursprünge von »Holda« und »Diana« fand sich im Werraland, in
Eschwege-Niederhone. Aus einer Grabkammer der
Merowingerzeit stammen drei silberne Zierscheiben
eines Pferdegeschirrs. Die größere der drei Scheiben
zeigt eine weibliche Person mit einem Bogen auf den
Knien, flankiert von zwei Löwen. »Es liegt nahe, dass
hier die in Thüringen verehrte uralte Göttin Diana dargestellt ist, so nahe am Berg der Frau Holle«,
urteilte Historiker und Stadtarchivar Eschweges, Dr.
Karl Kollmann. Die Originalscheibe ist im Landesmuseum Kassel ausgestellt, ein Duplikat ist im Stadtmuseum
Eschwege zu besichtigen.
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Wer ist Frau Holle?
Baba Yaga (W. M. Wasnezow)
Hexenweib oder Vegetationsdämon?
D
ie Wissenschaft ist sich in der Einordnung der mythologischen und historischen Bedeutung von Frau
Holle keineswegs einig. Die Bandbreite reicht vom
weiblichen Naturdämon bis zur zentralen Gottheit, der »Großen Mutter«. Im völligen Gegensatz zur ordnungsliebenden
schönen Frau wurde Frau Holle, wie Jakob Grimm beim Sammeln seiner Märchen und Sagen um 1800 feststellte, manchmal
als Zauberin und wahres Hexenweib mit langer Nase, großen
Zähnen und verworrenem Haar herabgewürdigt, die dem Heer
der Toten nahe steht. Mit der vordringenden Christianisierung
wurde versucht, die im Volksglauben der Region stark verankerte heidnische Göttin Holle aus
den Köpfen zu verdrängen und durch andere Heilige zu ersetzen. Manche meinen, dass sie
durch die hl. Walpurgis, andere, dass sie durch St. Lucia oder durch Maria ersetzt wurde. (Im
Kloster Germerode wurde neben der Jungfrau Maria auch die Heilige Walpurgis verehrt, wie
eine Inschrift auf einer alten Glocke vermuten lässt.) Martin Luther (1483-1546) stellte Frau
Holle in seiner »Auslegung der Episteln« 1522 als Vegetationsdämon in Stroh und Lumpen
mit langer Nase und musizierend dar, als »Frau Holle mit der Potznasen«, um sie als heidnisches Götzenbild zu brandmarken. Andere stuften sie als Vegetationsdämon unter die Gruppe
der Riesen, Zwerge, Geister, Kobolde und Hexen ein. Vielleicht weil die Menschen schon lange
an solche Dämonen glaubten, bevor sie einige solcher Wesen zu Göttern stilisierten.
»Magna Mater«
Heinz Rölleke, der das Thema Frau Holle und der Meißner 1983 zusammenfasste, kam zu
der Feststellung: »Die überall verbreitete Vorstellung von der ›Großen Mutter‹ kleidet sich in
Hessen und speziell um den Meißner in die Gestalt der Frau Holle.«
Historiker Dr. Karl Kollmann folgte in seinem Buch »Frau Holle und das Meißnerland« der
Spur des Frau-Holle-Mythos auf streng wissenschaftliche Weise. Nach Abschluss seines historischen Exkurses hielt er fest, dass die Spuren von Frau Holda sich mit Sicherheit tausend
Jahre zurückverfolgen lassen, bis zu Burchard von Worms. »Sie reichen aber in Wirklichkeit
viel weiter zurück und verlieren sich im Dunkel der Vorzeit, wo die schriftliche Überlieferung nicht mehr weiter hilft. Die Indizien sprechen jedenfalls stark für die Annahme, dass
Frau Holle keine Spukgestalt und auch kein Vegetationsdämon ist, sondern die regionale
Verkörperung einer uralten weiblichen Erdgottheit, wie man sie fast überall auf der Welt
unter den verschiedensten Namen verehrt hat ...«
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Sagen
I
m Gegensatz zu Märchen beziehen sich Sagen auf bestimmte Orte, sind meist schriftlich
überliefert und haben eine historische Dimension: Sie sind Zeugnisse des Volksglaubens
und spiegeln in Bezug auf Frau Holle eine sehr lange Tradition wider. In den Sagen und
Märchen, die aus dem mythologischen Hintergrund von Frau Holle gewachsen sind, hat sich
die Erinnerung an sie erhalten.
Saturnalia (Unibibliothek Bonn)
D
rei Frau-Holle-Sagen, die von den Brüdern Grimm 1816 in ihre Sagensammlung
übernommen wurden, finden sich in ihrer ältesten schriftlichen Urform bereits
1663 in »Saturnalia«, einem sehr selten gewordenen Buch des Barockschriftstellers Johann Praetorius (1630-1680). Diese Sagen lassen ahnen, dass Frau Holle in der
Volksüberlieferung schon sehr lange allgemein bekannt war:
Frau-Holle-Teich im Winter
»Frau Holla zieht umher«
In der Weihnacht fängt Frau Holla an herumzuziehen, da legen die
Mägde ihren Spinnrocken aufs Neue an, winden viel Werg oder
Flachs drum und lassen ihn über Nacht stehen. Sieht das nun Frau
Holla, so freut sie sich und sagt: »So manches Haar, so manches gute Jahr«. Diesen Umgang hält sie bis zum großen Neujahr, d. h. den
Heiligen drei Königstag, wo sie wieder umkehren muss vom Horselberg. Trifft sie dann unterwegs Flachs auf den Rocken, zürnt sie
und spricht: »So manches Haar, so manches böse Jahr«. Daher reißen feierabends vorher alle Mägde sorgfältig von ihren Rocken ab,
was sie nicht abgesponnen haben, damit nichts dran bleibe und ihnen übel ausschlage. Noch besser ist’s aber, wenn es ihnen gelingt, alles angelegte Werk vorher im Abspinnen herunter zu bringen.
»Frau Holla und der Bauer«
Frau Holla zog einmal aus, begegnete ihr ein Bauer mit der Axt. Da redete sie ihn mit den Worten an, dass er ihr den Wagen verkeilen oder verschlagen sollte. Der Taglöhner tat, wie sie ihm
hieß und als die Arbeit verrichtet war, sprach sie: »Raff die Späne auf und nimm sie zum Trinkgeld mit«. Darauf fuhr sie ihres Weges. Dem Manne kamen die Späne vergeblich und unnütz
vor, darum ließ er sie meistenteils liegen, bloß ein Stück oder drei nahm er für die Langeweile
mit. Wie er nach Hause kam und in den Sack griff, waren die Späne eitel Gold. Alsbald kehrte er um, noch die anderen zu holen, die er liegen gelassen. So sehr er suchte, so war es doch zu
spät und nichts mehr vorhanden.
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Sagen
»Frau Holla und der treue Eckart«
In Schwarza zog Weihnachten Frau Holla vorüber und vorn im Haufen ging der treue Eckart
und warnte die begegneten Leute, aus dem Wege zu weichen, dass ihnen kein Leid widerfahre. Ein paar Bauernknaben hatten gerade Bier in der Schenke geholt, das sie nach Haus tragen wollten, als der Zug erschien, dem sie zusahen. Die Gespenster nahmen aber die ganze
breite Straße ein, da wichen die Dorfjungen mit ihren Kannen abseits in eine Ecke! Bald nahten sich unterschiedene Weiber aus der Rotte, nahmen die Kannen und tranken. Die Knaben
schwiegen aus Furcht stille, wussten jedoch nicht, wie sie ihnen zu Haus thun sollten, wenn
sie mit leeren Krügen kommen würden. Endlich trat der treue Eckart herbei und sagte: »Das
riet euch Gott, dass ihr kein Wörtchen gesprochen habt, sonst wären euch eure Hälse rumgedreht worden; geht nun flugs heim und sagt keinem Menschen etwas von der Geschichte, so
werden eure Kannen immer voll Bier sein.« Dieses taten die Knaben und es war so, die Kannen wurden niemals leer, und drei Tage nahmen sie das Wort in Acht. Endlich konnten sie
es nicht länger bergen, sondern erzählten aus Vorwitz ihren Eltern den Verlauf der Sache, da
war es aus und die Krüglein versiegten. Andere sagen, es sei dies nicht zu Weihnacht geschehen, sondern auf eine andere Zeit.
Die Sage vom Frau-Holle-Teich
Von Jakob Grimm 1799 niedergeschrieben, in einer verkürzt wieder gegebenen Fassung:
V
on dieser Holle erzählt das Volk vielerlei, Gutes und Böses:
Weiber, die zu ihr in den Brunnen steigen, macht sie gesund und fruchtbar.
Die neugeborenen Kinder stammen aus ihrem Brunnen.
Blumen, Obst, Kuchen, die sie unten im Teiche hat, und was in ihrem unvergleichlichen
Garten wächst, teilt sie denen aus, die ihr zu gefallen wissen.
Sie ist sehr ordentlich und hält auf guten Haushalt.
Wenn es bei den Menschen schneit, schüttelt sie ihre Betten aus und die Federn fliegen.
Faule Spinnerinnen straft sie; Jungfrauen hingegen, die fleißig abspinnen, schenkt sie
Spindeln und spinnt selber für sie über Nacht.
Faulenzerinnen zieht sie die Bettdecken ab und legt sie nackend aufs Steinpflaster.
Fleißige, die schon frühmorgens Wasser zur Küche tragen in rein gescheuerten Eimern,
finden Silbergroschen darin.
Gern zieht sie die Kinder in ihren Teich, die guten macht sie zu Glückskindern, die bösen
zu Wechselbälgen.
Jährlich geht sie im Land um und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit.
Aber sie erschreckt auch die Leute, wenn sie durch den Wald fährt,
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Stimmungsvoller Frau-Holle-Teich
Sagen
an der Spitze des »Wütenden Heeres«.
Bald zeigt sie sich als eine schöne weiße Frau in der Mitte des Teiches, bald ist sie unsichtbar, und man hört bloß aus der Tiefe ein Glockengeläut und finsteres Rauschen.
Überlieferungen zum Frau-Holle-Teich
• Der Frau-Holle-Teich soll der Eingang zu Frau Holles unterirdischem Reich sein.
• Den Sagen nach gilt der Frau-Holle-Teich als unendlich tief.
• Dort unten am äußersten Grund des Teiches soll Frau Holles silbernes Schloss stehen, mit
einem prächtigen Garten voll Blumen, Obst und Gemüse.
• Das Frau-Holle-Märchen von Goldmarie und Pechmarie wird hier angesiedelt
• Der Storch soll die kleinen Kinder aus diesem Teich holen.
• In den 12 »Rauhnächten« zwischen Weihnachten und Dreikönigstag zieht Frau Holle umher. Dann erhält jedes Knistern und Raunen in den Zweigen gleich noch mehr Bedeutung,
• denn an der Spitze der »Wilden Jagd« soll sie an Wotans/Odins Seite die Seelen der Verstorbenen des vergangenen Jahres unter den Frau-Holle-Teich begleiten, so dass am FrauHolle-Teich Werden und Vergehen zusammen treffen.
• Wer Ende April gegen Abend auf der Eichenbank sitzt, könnte Töne wie ein Glöckchen
vernehmen. Die Geburtshelferkröte, die auch Glockenfrosch genannt wird, könnte zu hören sein.
• Oder sollte es doch das Glöckchen von »Frau Holle« sein, das vom unendlich tiefen Grund
herauf klingt? Das sollen angeblich nur Sonntagskinder hören können.
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Sagen
Schmieders erdachte Meißnergeschichte als Quelle vieler »Frau-Holle-Orte«
S
agen fanden die Brüder Grimm in alten schriftlichen Fassungen, doch sie bezweifelten, dass es sich beim Frau-Holle-Büchlein ihres Zeitgenossen Schmieder um alte
Überlieferungen handelte. Karl Christoph Schmieders Büchlein von 1819 war reich
mit Ortsbezeichnungen vom Meißnergebiet durchwebt und deshalb eher den Sagen zuzuordnen. Schmieders Geschichten sind inzwischen auch schon fast 200 Jahre alt und mit anderem Sagen- und Märchengut so verwoben, dass eine Trennung von Überliefertem heute
schwer fällt. Hier eine stark gekürzte Nacherzählung:
»Ein hessisches Volksmährchen vom Meisnerberge«
(Ursprung Garbe: Die schönsten Sagen, Band 1, Region Kassel 2001)
M
artha, ein hübsches junges Mädchen aus Dudenrode am Meißner, heiratete den stärksten und
schönsten Burschen ihres Dorfes, der hieß
Holle. So wurde sie Frau Holle genannt.
Sie liebten einander sehr und waren glücklich,
bis er zu trinken und zu spielen begann. Zuletzt verlor er alles Hab und Gut, ja sogar seine Freiheit. Er wurde als Sklave in die Fremde
verkauft. Martha Holle war nun allein, ohne
Bleibe und sehr arm. Im Wald am Meißner
weinte und klagte sie so, dass selbst die Tiere
ein Mitleid hatten. Der Ort, an dem sie klagte, heißt bis heute der »Weinbusch«. (Flurname nordöstlich der Kasseler Kuppe)
Göttin Hulda hörte ihr Weinen und Klagen
und nahm sie unter ihre Obhut. Sie schenkte ihr ein Zauberschloss mit einem wunderschönen Garten, voll Blumen und Obst und
Gemüse. Das Schloss lag in der Tiefe eines
schönen Waldteiches, der bis heute »FrauHolle-Teich« heißt. Sie gab ihr eine Zauberglocke. Damit gehorchten ihr die klei-
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
nen Geister in Wasser, Feuer, Luft und Erde.
Rund um den Meißner hatte Frau Holle Gewalt über alles, über Mensch und Vieh.
Frau Holle besaß einen kleinen Bestand an
Vieh: Kühe, Schafe, Schweine und Hühner.
Ihr Schafstall lag auf der jetzigen »Mauerwiese«, um die jetzt noch die Steine liegen.
Ihre Hühner und ihre Küchlein hielt sie
dort, wo heute das Dorf »Küchen« liegt; daher stammt auch der Name. Ihr Milchkeller
fand sich an der heute »Rebbes« genannten
Stelle (gegenüber Loipenparkplatz).
In Göttin Huldas Namen wirkte Frau Holle
segensreich in Feld und Flur und kümmerte
sich besonders um arme Familien. Dem armen
Glasmacher Essias Gunkel aus Wickenrode
im »Hüttstättengraben« zeigte sie auf der »Johanniswiese« am Hirschberg am Rande der
Wiese braune Steine, mit denen er statt des
Leseholzes Feuer machen sollte. Die braunen
Steine brannten gut. Diese Steine nannte man
seitdem das »Frau-Holle-Geschenk«
Frau Holle kümmerte sich um verlassene
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junge Mädchen und nahm sie bei sich auf,
doch Missgunst und Zank duldete sie nicht.
Zornig schüttelte sie dann ihre Zauberglocke, verwandelte die streitenden Mädchen
in Katzen und sperrte sie in einer felsigen
Höhle ein, die noch jetzt die »Kitzkammer«
heißt. Von dort mussten sie ihr dienen.
Sie beschützte geplagte Frauen vor Männern, die faul oder bösartig waren. Die Trinker unter ihnen verzauberte sie in Kälber.
Daher wird die Bergwiese, auf der sie geweidet haben, noch heute die »Kalbe« genannt.
Germar aus Reichenbach war ohne eigene
Schuld in Not geraten und musste Haus und
Gut mit seiner Familie verlassen. Sie gingen
den ganzen Tag. Am Abend kamen sie an einen Felsen, der nach dieser Begebenheit der
»Segenstein« heißt. Sie begegneten Frau Holle auf der »Segenwiese«. Frau Holle versorgte die Familie mit Essen und Trinken und gab
ihnen eine ihrer Katzen mit auf den Weg. Als
die Katze nach einiger Zeit matt und schwach
wurde, trug Germar sie auf dem Arm. Doch
sie wurde schwer und schwerer und als er genau hinsah, hielt er ein Katzenfell voll Gold
und Silber im Arm. Nun war alle Not vorbei und Germar und seine Frau bauten sich
ein großes Haus am Fuß des Meißners. So ist
Germerode entstanden.
Schon lange, lange Jahre hatte Frau Holle so
rund um den Hohen Meißner gelebt und gewirkt. Die einen lobten sie als wahre Hulda, die den Menschen hold war, andere aber
schimpften sie eine Böse und Hexe. Gerade die
Erzfaulen erzählten überall von dem Hexengespuke auf dem Meißner. So wurde im Gerede mancher Leute aus der guten Frau Holle eine Unholdin. Und viele scheuten bald den
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Kitzkammerhöhle
Sagen
Gang über den Berg. Auch ein frommer Eremit namens Bernhard hatte am fernen Rhein
von dem Teufelswerke am Meißner gehört.
und machte sich auf den Weg ins Hessenland.
Unter einer mächtigen Buche am Meißner
hob Bernhard ein kleines Holzkreuz hoch
in die Lüfte und rief dann einen Bannspruch
in den Wald; darin untersagte er allen Bösen
und Geistern jedwede Zauberei und Hexenspuk. Auf einmal hörte er den milden Ton einer Stimme, die er kannte. Bernhard war kein
anderer als Holle. Er hatte sich völlig geändert, viel gearbeitet und sich loskaufen können aus der fernen Gefangenschaft. Er war ein
Heidenbekehrer und Missionar geworden.
Frau Holle wusste schon, wer er war und
zählte ihm nun alle seine Schandtaten von
damals auf. Er bat sie demütig um Verzeihung. Dann verkündigte er ihr die Lehre
von Jesus Christus und er bat sie inständig,
das heidnische Götzenwerk und alle Zauberei aufzugeben. Sie söhnte sich mit ihm aus,
nahm den christlichen Glauben an und warf
die Zauberglocke in den Holle-Teich.
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Orte der Frau Holle
D
ie deutlichsten Spuren von Frau Holle finden sich im Meißnergebiet, einem Märchenland, wo Geschichte, alte Sagen und Mythologie noch lebendig sind. So mancher Wanderer erspürt Frau Holles Hauch, wenn sie den Meißner in dichten Nebel
hüllt oder den Berg weiß einpackt und winterlich erstarren lässt. Im Meißnervorland sagt der
Volksmund: Steigen am Meißner Nebel auf, dann macht Frau Holle Feuer und kocht; ist der
Himmel überm Meißner rot, dann backt Frau Holle.
Kultstätte bereits vor ca. 2000 Jahren
 Frau-Holle-Teich, Hoher Meißner
Kultstätte bereits vor ca. 2000 Jahren
Nur am Meißner gibt es einen Teich, der den Namen Frau Holles trägt. Der Frau-Holle-Teich ist einer der schönsten und stimmungsvollsten Plätze
des Meißners. Haben Sie im Sommer auch schon
im Schatten der großen Buchen auf der soliden Eichenbank gesessen und dem Flug der flinken Libellen
über dem Frau-Holle-Teich zugesehen? Im Frühling
ist der Frau-Holle-Teich ein beliebter Laichplatz für
Kröten, Frösche und verschiedene Molcharten. Von
diesem Ort geht eine tiefe Ruhe aus, starke positive
Kraft wird ihm nachgesagt. (GPS Koordinaten FrauHolle-Teich: 51°13’09.74’’N, 9°52’13.03’’O)
»Frau-Hollen-Bad«
Schriftlich ist der Frau-Holle-Teich als »Frau-Hollen-Bad« seit 1641 belegt. Landgraf Hermann (1607-1658) nannte ihn in einer Beschreibung des Niederfürstentums Hessens einen
»großen Pfuhl oder See, welcher mehrenteils trübe« und vermerkte, dass alten Berichten nach
»ein Speenum in der Gestalt eines Weibsbilds in der Mittagsstunde sich darinnen badend sehen
haben lassen solle und hernach wieder verschwunden sei.« Mit Sicherheit ist der Teich aber sehr
viel älter. Zwei römische Golddukaten aus der Zeit des römischen Kaisers Dormitian (81-96)
wurden von einem Schäferjungen am Teich gefunden und auch Feuersteingeräte aus der Steinzeit deuten darauf hin, dass es sich hier um einen sehr alten Kultplatz handelt.
Wie tief ist der Frau-Holle-Teich?
Unterschiedlichste Angaben sind über die reale Tiefe des Teiches übermittelt; mal soll das
Senkblei eines Bergmanns den Grund nach 65 »Lachter« (104-156 m) noch nicht erreicht
haben, Ende der 40er Jahre war er maximal 2,60 m tief, später wieder 9 Meter. Die kleine
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Orte der Frau Holle
Die Skulptur am Frau-Holle-Teich
Für die 315 cm hohe Holzskulptur am Frau-Holle-Teich wählte
man die Version der jungen schönen Frau, die sich den Überlieferungen nach badend im Frau-Holle-Teich zeigte. 2004 arbeiteten Holzkünstler Viktor Donhauser und sein Sohn Ilja ihre Vorstellung von
weiblicher Schönheit aus einer alten Ulme zur Skulptur von Frau
Holle heraus. Das Kissen wurde als Attribut an das bekannte Volksmärchen Frau Holle hinzugefügt. Die Skulptur sollte der Natur zuliebe nur vom Ufer aus betrachtet werden. (Naturschutzgebiet)
Es gibt am Teichufer noch eine kleine ältere Holzfigur, die Waldarbeiter Ferdinand Urff 2001 mit seiner Motorsäge »geschnitzt« hat.
Geführte Wanderungen/Frau Holle Vortrag/Busbegleitung
sind buchbar.
Skulptur am Frau-Holle-Teich
9 °C kalte Quelle des »Godesborns« in der Mitte des Teiches und anfallende Niederschläge stauen das Wasser auf einer Tonschicht auf. Um einem Verlanden entgegen zu wirken,
wurde 1936 der Hollenbach in den Teich eingeleitet. Dadurch setzten sich vermehrt Sedimente ab, so dass man 1938 den Teich ausbaggern wollte. Dabei wurde die Tonschicht verletzt und der Teich lief trocken wie eine Badewanne ohne Stöpsel. Mit Großalmeröder Ton
konnte der Schaden behoben werden. Der Sage nach soll der Frau-Holle-Teich unendlich
tief und der Eingang in Frau Holles Reich sein.
 Kalbe, Hoher Meißner
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Aussichtspunkt Kalbe
In Karl Christoph Schmieders »Volksmährchen
vom Meisnerberge« (1819) verwandelt Frau Holle trunksüchtige Burschen in Kälber und lässt sie
dann auf der »Kalbe« weiden. Vor dem Braunkohletagebau gab es dort wirklich eine große Wiese. Geologische Erklärung des Namens: Der Berg
»kalbt«, d. h. große Basaltbrocken brachen vom
Plateau ab und türmten sich am Abhang. Oder
Kalbe heißt einfach: »kahle Stelle«. Den herrlichen Aussichtspunkt in 720 m Höhe ü. NN erreichen Sie über den »Kalbepfad«, der ab Frau-HolleGeführte Wanderungen
Teich ausgeschildert ist.
sind buchbar.
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Orte der Frau Holle
Basaltsäulen der Kitzkammer
 Kitzkammer, Hoher Meißner
Eine Felswand aus fünf- und sechseckigen waagerecht
liegenden Basaltsäulen bildet ein eindrucksvolles geologisches Naturdenkmal. Es ist eine Austrittstelle der Lava aus einer Erdspalte, wobei der Meißner nie als Vulkan
anzusehen war. Von der Kitzkammer, eine Höhle in dieser Basaltwand, wird erzählt, dass dem Wanderer dort
gelegentlich eine »hohe weiße Frau« mit einem mächtigen Schlüsselbund erschien, stumm neben dem Wanderer her wanderte und dann in der Kitzkammer verschwand. Einem Schäferjungen aus Hausen soll sie einen
goldenen Schlüssel angeboten haben, doch den packte
die Angst und er jagte nach Hause. In dem »Volksmährchen vom Meisnerberge« von Schmieder (1819) verwandelte Frau Holle zänkische Mädchen in Katzen und
sperrte sie in der Kitzkammer ein. Jakob Grimm gefiel
es gar nicht, dass die »Kutz- oder Kitzkammer« plötzlich mit Katzen bevölkert werde, angemessener sei doch
wohl die Ableitung von Eulen (Käuze), meinte er.
Geführte Wanderungen sind buchbar.
Nebeldecke
 Badestube der Frau Holle, Hoher Meißner
An der Spitze des »wilden Heeres« führte Frau Holle
mit Germanengott Wotan/Odin in den 12 »Rauhnächten« zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag die
Seelen der Verstorbenen des Jahres durch die »Badestube
der Frau Holle« unter das Wasser des Frau-Holle-Teiches
zurück, damit sie wiedergeboren werden, heißt es. Somit
vollendet sich der Zyklus vom Morgen (Osten, aufgehende Sonne, Geburt) zum Abend (Westen, Sonnenuntergang, Vergehen) und wieder zum Morgen des Lebens. Mit
der »Badestube« ist eine unscheinbar wirkende, zum Teil
sumpfige Wiese im Wald gemeint, unterhalb der »Weißen Wand«, einem Muschelkalk-SteilDie Wiese ist nicht beschildert,
hang im Westen des Meißners (quasi ein Seiteneingang).
wegen Wildruhezone wird vom Besuch abgeraten.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Orte der Frau Holle
 Frau-Holle-Stuhl und Morgengabe, Hoher Meißner
Auf zwei flechtengrauen, sesselartigen Basaltklötzen an der »Morgengabe«, einer Wiese am Südhang des Meißners, soll Frau Holle an schönen Sommertagen im weißen Kleid gesessen und ihr
Haar gekämmt haben. »Wer sich auf diesen Stein setzt, wird gesund«, sagt der Volksglaube und
bezeichnet ihn als »Frau-Holle-Stuhl«. Schmieder wird die Morgengabewiese gekannt haben,
denn er hat sie 1819 in seine Dichtungen eingewoben. Im Winter endet der große Skilift an der
Die feuchte Wiese soll der Natur zuliebe im Sommer nicht aufgesucht werden.
Wiese.
Der »Todstein«, ein auffälliger Fels am Fuß des Meißners, östlich von Abterode, wird wegen seiner Gestalt auch als »Bär« bezeichnet. Man sagt, Frau Holle soll ihn auf dem Daumen vom
Meißner dorthin geworfen haben. Eine andere Geschichte erzählt von Riesen, die ihr zu Diensten waren. Die grämten sich,
dass sie nach dem Tod getrennt sein würden. Frau Holle half,
indem sie den Mann in einen Felsblock in der Gestalt eines
Menschen mit gekreuzten Armen und übergehängtem Bärenfell verwandelte, die Riesenfrau in eine Linde, nur 100 Schritte vom Fels entfernt, damit sie sich am jüngsten Tag gleich wieder fänden. Es wird eine altheidnische Opferstätte hier vermutet und es war eine vorchristliche Stätte, an der im Frühjahr zu
Ehren von Frau Holle das Ende des Winters und der Beginn des Frühjahrs zeremoniell begangen wurde. Das Abbrennen des Osterfeuers auf der Anhöhe direkt über dem Felsen ist ein BeVom Wanderparkplatz des Premiumleg dafür, dass diese Tradition heute noch lebendig ist.
wanderweges P2, gegenüber der alten Kirchenruine in Abterode, ist der Stein gut zu erreichen.
Abteröder Bär
 Todstein, Abteröder Bär
 Hohlstein bei Hilgershausen und Kammerbach
Seite 19
Kurve L3239
Die Karsthöhle, 1267 erstmals erwähnt, gilt als älteste namentlich nachweisbare Höhle Deutschlands. Das Wasser
des kleinen Höhlensees im vorderen Höhlenbereich galt als
wunderkräftig. Es sollte heilen, verjüngen und die Schönheit
erhalten, sofern man sich in der Osternacht mit dem Höhlenwasser wusch und auf dem Rückweg schweigen konnte.
Junge Ehefrauen badeten im Höhlenteich in der Mainacht
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Hohlstein
Orte der Frau Holle
oder am Weihnachtsabend, wenn sie sich ein Kind wünschten. Die Höhle war, wie Archäologen ermittelten, ein alter Kultplatz, an dem vermutlich die Erdgöttin als Frau Holle oder
unter ihren Vorgängernamen verehrt wurde. Funde belegen, dass Menschen spätestens ab
Frau-Holle-Vortrag buchbar. Das Naturdenketwa 200 v. Chr. die Höhle genutzt haben.
mal steht unter besonderem Schutz des Naturschutzrechts: Kein offenes Feuer, nichts von außen in die Höhle hineinbringen (auch keine Blumen), weil jede Veränderung das Raumklima,
Wasser, Höhlenflora und -fauna beeinträchtigen würde. Im Winter bietet die Höhle zahllosen
Fledermäusen Quartier, deshalb ist sie nur vom 15. Mai bis 15. September geöffnet.
 Hollsteine
Im Dorf Hollstein, südöstlich von Hessisch Lichtenau stehen drei Felsen aus Zechsteinkalk in einer Linie hintereinander: »die Hollensteine« oder »Frau-Hollen-Steine«. Der
größte der Steine ist etwa fünf Meter hoch, der mittlere ragt etwa drei Meter in die Höhe. Auf der Ostseite des südlichen Felsens findet sich ein mindestens mittelalterlicher, verwitterter, aus dem Stein herausgearbeiteter Löwenkopf von etwa 25 cm Höhe. Katze oder
Löwe zählten zu den bevorzugten Tieren der Frau Holle bzw. Diana. Es könnte sein, dass
diese Steine, zumal mit einer Quelle daneben, einen alten Kultplatz für Frau Holle darstellten. Möglich wäre aber auch, dass sie auf die »Hollen« deuten. In Nordhessen wurden mit »Hollen« kleine Erdgeister oder Wichtelmännchen bezeichnet. Diese Hollen sollen der Frau Holle dienstbar gewesen sein. Anderer alter Überlieferung nach sollen Frau
Holle Steine in ihrem Schuh gedrückt haben, als sie einen großen Schritt vom Meißner weg
machte. Sie schüttete sie hier aus.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Orte der Frau Holle
Karte historisch überlieferter Orte der Frau Holle
Sie sind herzlich eingeladen, sich nun selbst auf die Spuren von Frau Holle zu begeben und die
ganz besondere Welt der Frau Holle auf ihrem Hausberg, dem Hohen Meißner und in seiner Umgebung zu entdecken.
Hilgershausen

Großalmerode
Velmeden
Hess. Lichtenau

L3242
Kammerbach
Vockerode
L3241

Walburg

Abterode
L3241
B 27
Eschwege
Hollstein
Wanderinfopunkt Frau-Holle-Teich

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Hoh e r Me i ß
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
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Bad SoodenAllendorf
L3239
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Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Zu den überlieferten Orten haben sich touristisch interessante Ziele und Angebote hinzugesellt. Buchbare Angebote des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald (Beispiele):
Frau-Holle-Veranstaltungen
Frau-Holle-Vortrag
Geführte Wanderungen Hoher Meißner
Bei verschiedenen geführten Wanderungen des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald, zum
Beispiel zur Kitzkammer, der Kalbe oder dem Frau-Holle-Teich, können Sie die ganz besondere Atmosphäre, die diese mystischen Orte umgibt, selbst erleben. Für eine dreistündige
»Frau-Holle-Führung« können Gruppen eigene Wunschtermine buchen. Auf dieser Wanderung ab Frau-Holle-Teich erfahren Sie viele Sagen, Geschichten und Märchen, die die verschiedenen Gesichter der Frau Holle verdeutlichen.
Frau-Holle-Vortrag
Dieser halbstündige Vortrag stellt Frau Holle als sehr facettenreiches Wesen dar und eröffnet eventuell ganz neue
Sichtweisen auf eine vermeintlich so bekannte Figur. Der
Vortrag kann am Frau-Holle-Teich auf dem Hohen Meißner oder auch am Hohlstein bei Kammerbach/Hilgershausen (mit weiteren Hinweisen zur Höhle) stattfinden.
Er lässt sich auch gut in eine Busbegleitung einbauen.
Begleitete Bustouren
Eine Naturparkführerin begleitet Sie auf ihrer Bustour über den Hohen Meißner und zu einigen ausgewählten, wichtigen Orten der Frau Holle. Dabei erzählt sie viel Interessantes und
An besonders schönen Aussichtspunkten kann
Wissenswertes rund um Frau Holle.
ein Stopp eingelegt werden.
Märchenhafte Veranstaltungen
Kinderangebote Hoher Meißner
Dreistündige Märchenmitmachwanderung mit Naturparkführerin Silvia Schaaf-Dormeier vom Frau-Holle-Teich auf dem Hohen Meißner startend. Fantasie ist gefragt und viel
Spaß, z. B. beim Suchen eines Feenflügels oder dem Nasenhaar eines Riesen ist garantiert.
Auch für Brüder-Grimm-Wanderungen ist sie mit lebhafter Gestik und Mimik die
richtige Begleiterin.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Meißnergeschichten
Meißnergeschichten für Erwachsene
In den Wintermonaten erzählt Silvia Schaaf-Dormeier in der Viehhaushütte auf dem Hohen Meißner bei Kerzenschein am Bollerofen Geschichten von
Frau Holle und ihrem Hausberg, (maximal 20 Personen), dazwischen wird z. B. eine Brotzeit serviert.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Hier erfahren Sie mehr: www.naturparkmeissner.de
05651-952125.
Märchen in Wanfried
Vergessene Gruselmärchen von Wilhelm Pippart, den Grimms und anderen Märchensammlern werden von Gästeführern bei Glühwein im altehrwürdigen Brauhaus in Wan»Rauhnächte und die wilde Jagd«, Uralte Wintergeschichten um Frau Holfried erzählt.
05651-331985
le in der Wanfrieder Spinnstube. www.werratal-tourismus.de
Märchenhafte Stadtführungen
Märchenführung
Führungen in Eschwege
Unter dem Titel »Märchen, Sagen und
Zimtwaffeln« ist für Gruppen in Eschwege eine zweistündige Erlebnis-Stadtführung
auf den Spuren der Brüder Grimm buchbar. Das Märchen Frau Holle spiegelt sich
in Ausschnitten am Frau-Holle-Brunnen im
Innenhof des ehemaligen Landgrafenschlosses wider. Auch im Stadtmuseum Eschwege werden vertraute Märchen der Brüder
Grimm und geheimnisvolle heimatliche Sawww.werratal-tourismus.de
gen erzählt.
05651-331985.
Führungen in Bad Sooden-Allendorf
In Bad Sooden-Allendorf sind Führungen zum Thema Frau Holle oder Märchen und Begrüßungen durch die Symbolfiguren Frau Holle, Goldmarie und Pechmarie ab 6 Personen buchbar. Fragen Sie auch nach dem märchenhaften Laternenpfad mit Scherenschnitten zu ver05652-9587-0.
www.bad-sooden-allendorf.de
schiedenen Grimm-Märchen
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Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Märchenwochen
Märchenwoche Bad Sooden-Allendorf
Großer Beliebtheit erfreut sich jährlich die in der Kurstadt Bad Sooden-Allendorf stattfindende Märchenwoche. Beginnend am Ostersonntag steht die idyllische Fachwerkstadt an der
Werra dann ganz stark im Einfluss von Märchen und Frau Holle. Theaterstücke, Märchenspiele und -erzählungen, Puppenausstellungen und vieles mehr stehen auf dem Programm.
05652-9587101
www.maerchenwoche.de
Märchenwoche Göttingen
Über die alle zwei Jahre organisierte Göttinger Märchenwoche informiert Sie die Internetsei05509-1821,
www.maerchenlandgoe.de
te Göttinger Märchenland e. V.
Märchenhafte Ziele
Märchenhafte Brunnen im Land um den Meißner
Meißner-Vockerode:
Goldmarie-Brunnen und Pechmarie-Brunnen: Erika-Maria Wiegand () Künstlerin aus
Kassel, gestaltete liebevoll die Bronzefiguren, die auf zwei Brunnen im Fachwerkdörfchen
Vockerode am Fuß des Meißners zu bewundern sind. 2007 gab sie der »Goldmarie« Gestalt, die »Pechmarie« war 2009 das letzte Werk der 88-jährigen Künstlerin. Auch das 165
cm hohe Bronzestandbild der Brüder Grimm am Brüder-Grimm-Platz in Kassel ist eine
ihrer Arbeiten.
Frau-Holle-Brunnen Eschwege
Helsa:
Die 85 cm hohe Bronzefigur des Rumpelstilzchens, die auf einer Brunnenanlage aus Basaltsteinen an der Ortsdurchfahrt von Helsa zu sehen ist, wurde von Erika-Maria Wiegand
1999 gestaltet.
Eschwege:
Der 1930 erbaute Frau-Holle-Brunnen im Hof
des ehemaligen Landgrafenschlosses zeigt acht
Muschelkalk Reliefs, entworfen von Professor
Sauter in Kassel, gearbeitet von Bildhauer Sauer
aus Warburg/Westf.. Im porösen Sandstein sind
alle markanten Situationen des Märchens Frau
Holle bildhaft dargestellt.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Relief am Keudellbrunnen
Hoher Meißner:
Auf einem Relief am Keudellbrunnen neben dem alten Bergamt am Schwalbenthal am Hohen Meißner
sind Figurenumrisse von Frau-Holle, Pechmarie und einem Hahn erkennbar. Der Brunnen wird gerne mit dem
Märchen Frau Holle in Verbindung gebracht, zumal er
nur 1,3 km vom Frau-Holle-Teich entfernt steht.
»Tor zum Frau-Holle-Land«
Hessisch Lichtenau, Frau-Holle-Park:
Mit verschiedenen Park-Elementen, wie Tor und Brücke
oder Skulpturen und Bronzeplatten, nicht zuletzt mit der
bronzenen Frau-Holle-Figur selbst, wird das weltberühmte
Grimm-Märchen von Goldmarie und Pechmarie auf ganz
neue, eindringliche Weise dargestellt und unterstreicht Hessisch Lichtenaus Rolle als Tor zum Frau-Holle-Land.
Hessisch Lichtenau, Frau-Holle-Rundweg:
Der Frau-Holle-Rundweg zeigt, beginnend am Frau-Holle-Park, an zwölf Stationen sowohl
die Sagen- als auch die Märchengestalt, in Verbindung mit der Historie der malerischen Fachwerkaltstadt und umfasst als Herzstück das Holleum.
05602-807147 od. 807114, www.frau-holle-tor.de
www.hessisch-lichtenau.de
Hessisch Lichtenau, Frau-Holle-Museum »Holleum«:
Besucher sind eingeladen, im Holleum, im Obergeschoss des alten Rathauses, Landgrafenstraße 17, ins Reich der Frau Holle einzutauchen: In den Bereichen Meissnerwelt, Märchenwelt, Unterwelt und Kräuterwelt werden Facetten der Märchen-, Mythen- und Sagengestalt
Frau Holle vorgestellt – und auch, warum der Meissner als ihre Heimat gilt. Geöffnet ist das
kleine Museum sonntags von 15 bis 17 Uhr und für Gruppen nach Absprache.
05602-807147 od. 807114
www.frau-holle-tor.de/frau-holle-museum/
Hessisch Lichtenau - Quentel: Der Queneborn:
Geht man davon aus, dass Quene ein altes Wort für die »holde Frau« (queen) ist, liegt nahe,
dass damit ein Bezug zu Frau Holle, der vorchristlichen weiblichen in Brunnen und Seen heimischen Gottheit mit den vielen verschiedenen Namen, gegeben ist. Das Wasser aus diesem
Born wird im Volksmund als heilkräftig beschrieben.
Seite 25
www.frau-holle-tor.de
Blick zum Meißner
Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Weitere märchenhafte Erlebnisse
Hessisch Lichtenau - Fürstenhagen
Märchenfiguren zieren die Holle-Modellbahn. Märchen und Modelleisenbahnen sind unverzichtbarer Bestandteil der Kindheit. Das Märchencafé bietet Speisen und Getränke an.
0171-9019705
www.modellbahnland-heli.de
Witzenhausen-Ziegenhagen:
Viele Märchen sind Themen im Erlebnispark Ziegenhagen.
05545 246.
www.erlebnispark-ziegenhagen.de
ARS Natura Kunstpfad
Auf dem Kunstpfad »Ars Natura«, entlang des Fernwanderwegs X8 (»Barbarossaweg«) und
des X3 tragen einige der Kunstwerke mit Titeln wie z.B. »der Besuch bei Frau H., Gold- und
Pechmarie, Märchenwald, Zauberwald, Wunderbaum, Holda, die weiße Frau, Holle-Brunnen oder Holle( r )-Terminal« die Gedanken in die Welt der Märchen und Frau Holle.
www.ars-natura-stiftung.de
Grimm-Heimat Nordhessen
Zehn Märchenköche in zehn Restaurants laden ein, die Welt der Märchen kulinarisch zu entdecken. Nordhessen ist die Heimat der Märchen. Diese erzählen nicht nur zauberhafte Geschichten, in Märchen wird auch gekocht, geschlemmt und getafelt. Märchen und regionale
Küche lassen sich hervorragend miteinander verbinden.
www.nordhessen.de/de/Maerchenkoeche
Unsere Hinweise sind als Anregungen zu verstehen. Im Reich von Frau Holle entdecken Sie
sicher noch sehr viel mehr Interessantes, Schönes und Märchenhaftes.
Frau Holle – Märchen, Sagen, Mythos & Orte
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Das Frau-Holle-Land selbst erleben
Brüder Grimm-Museum Kassel
Brüder Grimm-Platz 4
34117 Kassel
0561-103235
www.grimms.de
Im Hinblick auf 200 Jahre Kinder- und
Hausmärchen findet sich mehr unter
www.grimm2013.de
Deutsche Märchenstraße
Über 600km von Hanau bis nach Bremen
reiht die Deutsche Märchenstraße, eine der
ältesten und beliebtesten Ferienrouten in
Deutschland, die Lebensstationen der Brüder Grimm und Orte und Landschaften, in
denen ihre gesammelten Märchen beheimatet sind, zu einem fabelhaften Reiseweg aneinander. Grimmsche Märchen entfalten ihren Zauber entlang des Weges. Im Werratal
und am Meißner, der Heimat der Frau Holle, sind Bad Sooden Allendorf, Großalmerode, Hessisch Lichtenau und Witzenhausen
Stationen der Deutschen Märchenstraße.
www.deutsche-maerchenstrasse.de,
www.nordhessen.de/maerchen
Seite 27
Märchenhafte Übernachtungsmöglich­
keiten im Werra-Meißner-Kreis:
z. B. * www.urlaub-werratal.de,
05651-992330,
* Bad Sooden-Allendorf, 05652-95870,
www.bad-sooden-allendorf.de
* Eschwege-Meinhard-Wanfried, 05651331985, www.werratal-tourismus.de
* Witzenhausen, 05542-60010,
www.kirschenland.de
Literaturbeispiele
* Dr. Karl Kollmann: Frau Holle und das
Meißnerland, einem Mythos auf der Spur
Heiligenstadt 2005, ISBN 3-929413-90-6
(ausführliche Dokumentation der ersten
schriftlichen Zeugnisse und genaue Würdigung aller regionalen Sagen mit Überprüfung auf den realen Hintergrund)
* Karl Paetow: Frau Holle. Volksmärchen
und Sagen. Husum 1986.
* Gardenstone, Göttin Holle,
ISBN 3-935581-18-1
* Rüttner-Cova, Frau Holle –
die gestürzte Göttin
* Heide Göttner-Abendroth, Frau Holle –
Das Feenvolk der Dolomiten, die großen
Göttinnenmythen Mitteleuropas und der
Alpen, ISBN 3-89741-167-9
* Storl, Pflanzen der Kelten/Pflanzendevas/
Heilkräuter u Zauberpflanzen
* Eugen Drewermann »Frau Holle, Grimms
Märchen tiefenpsychologisch gedeutet«,
ISBN 3-53-0-16862-9
www.naturparkmeissner.de
Herausgeber:
Naturpark Meißner-Kaufunger Wald
Informationsbüro: Wolfteroder Str. 4a, 37297 Berkatal-Frankershausen
Telefon 05651-952125, [email protected]
www.naturparkmeissner.de, www.frauholle.info
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Redaktion: Hanna Wallbraun
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November 2011