Polizeibericht 2007 - epub @ SUB HH

Transcrição

Polizeibericht 2007 - epub @ SUB HH
POLIZEIBERICHT2007
POLIZEIBERICHT2007
Impressum
Herausgeber:
Polizei Hamburg
Bruno-Georges-Platz 1
22297 Hamburg
Telefon:
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040 4286-56219
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www.polizei.hamburg.de
V.i.S.d.P.:
Polizeipräsident Werner Jantosch
Redaktionsleitung:
Koordination:
Redaktionsteam:
Ralf Meyer
Marco Herr
Ulrike Sweden, Katja Lettau, Joachim Ferk, Ralf Meyer, Marco Herr
Für die Mithilfe an der Entstehung des Beitrages über historische Polizeifahrzeuge
möchten wir Thomas Stöber, Erhard Ewert, Martin Jörns und den Mitarbeitern der
LPV 22 sehr herzlich danken.
Ulrich Bußmann
POLIZEIBERICHT 2007
Grafik/Layout:
2
Fotos:
Für die Bildmotivunterstützung bedanken wir uns bei den Fotografen André Zand-Vakili
(Die Welt), Rüdiger Gärtner (Rüga Medienservice), der KTU der Polizei Ham­burg, der
Hochschule der Polizei, Oliver Rohé, LBP Hamburg, Michael Möller (Fotolia.com) und der
Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Druck:
Anweco Druckservice
Auflage:
4 000
Erschienen:
Mai 2008
INHALT
Vorwort des Polizeipräsidenten
6 Kundenbefragung
Gute Noten für die Polizei Hamburg
9 Im Visier
Zielfahnder verfolgten einen Mörder quer über die Kontinente
11 Kriminalitätsentwicklung in Hamburg
Polizeiliche Kriminalstatistik 2007
17 Polizeifahrzeuge
Im Wandel der Zeit
22 Mord verjährt nicht!
Mord an einer peruanischen Prostituierten nach
22 Jahren aufgeklärt
25 Die Polizei Hamburg als Softwareentwickler
Hamburger EDV-Systeme für Brandenburgs Polizisten
28 Handeln gegen Jugendgewalt
Ein überörtliches Projekt zur Bekämpfung der Jugendgewalt
31 Hamburgs jüngste Hochschule
Studiengang Sicherheitsmanagement
34 Die Polizeieinsatzzentrale Hamburgs
Das Herzstück der Polizei
38 ASEM-Gipfel
Demonstrative Aktionen zum Asia-Europe Meeting in Hamburg
41 Verkehrsunfallstatistik 2007
Mehr Unfälle mit Sachschäden – weniger verunglückte Kinder
44 Jahreskalender
48 40 Jahre Aus- und Fortbildung
Landespolizeischule Hamburg 1967 bis 2007
52 Waffen verboten!
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins …
55 International gefragt
Hamburger Ansatz zur Korruptionsbekämpfung
58 25 Jahre Bekämpfung der
Organisierten Kriminalität
Hintergründe zu einem besonderen Hamburger Jubiläum
62 Kraftfahrzeugverschiebung
Sonderkommission zerschlägt internationale Autobande
66 Sicherer Schulweg
Vom Kleinkind zum Verkehrsfuchs
68 Hafensicherheit
Maßnahmen der Wasserschutzpolizei
72 Neue Karriereperspektiven
Polizei Hamburg reagiert auf die Herausforderungen
der Nachwuchswerbung
76 Prävention und Opferschutz
Leitthemen einer modernen Polizei
81 In offizieller Mission
Hamburger Polizeibeamte in internationalen Polizeimissionen
85 Vor den Toren Hamburgs
Die Arbeit der Hamburger Wasserschutzpolizei
auf der Ober- und Unterelbe
89 Serientaten
Serienerkennung bei Einbruchdiebstählen
und deren Bekämpfung
91 Polizei Hamburg in Zahlen
POLIZEIBERICHT 2007
5 2007 – Erfolg durch Kontinuität
3
POLIZEIBERICHT 2007
2
4
2007
Erfolg durch Kontinuität
Werner Jantosch,
Polizeipräsident
Menschen und, und, und ...
eine Kundenbefragung durch und lie-
Aber wenn nach Leistung und
ßen Menschen dieser Stadt benoten,
Erfolg gefragt wird, ist es in unserer
wie zufrieden sie mit der Leistung ihrer
schnelllebigen und mitunter wenig
Polizei waren. Die Ergebnisse haben
leisen Zeit modern, nach denen zu
wir für Sie ab Seite 6 zusammenge-
schauen, die am lautesten auf sich
fasst.
aufmerksam machen.
Nach umfangreichen Vorarbeiten
Bei der Arbeit einer modernen
.oran denken Sie, wenn
hat der Hamburger Senat im Novem-
Großstadtpolizei in einer Metropo-
.Sie gefragt werden: Was
ber letzten Jahres ein behördenüber-
le wie Hamburg geht es aber nicht
.waren
W
herausragende
greifendes Konzept zur Bekämpfung
um Lautstärke, sondern vor allem
Ereignisse für die Hamburger Polizei
der
verabschiedet.
um Kontinuität. Und deshalb können
in 2007?
Mehr über das „9-Säulen-Konzept“
nicht allein Erfolge in herausragenden
finden Sie ab Seite 28.
Verbrechensfällen oder einzigartigen
Sollte Ihnen, wie manch anderem,
Jugendgewalt
bei dieser Frage die Fußball-Welt-
Dezember 2007: Nach Inkraft-
meisterschaft in den Sinn kommen,
treten einer neuen Waffenverbotsver-
sein – von denen wir genug zu bieten
sind Sie in Ihrer Erinnerung zu weit
ordnung richtet Hamburg im Bereich
haben. Wichtig ist, dass die Mitarbei-
zurückgegangen. Die WM fand be-
der Reeperbahn und anderen Ört-
terinnen und Mitarbeiter der Hambur-
reits in 2006 statt. Aber auch im Jahr
lichkeiten im Stadtteil St. Pauli Waf-
ger Polizei jeden Tag wieder neu für
2007 hat die Hamburger Polizei viel
fenverbotsgebiete ein und führt ent-
die Menschen da sind. Egal ob es
und erfolgreich gearbeitet.
sprechende Kontrollen durch. Einzel-
der Verkehrsunfall ist oder das Fuß-
Hierzu einige Beispiele:
Großeinsätzen
ausschlaggebend
heiten zu den Maßnahmen und wie
ballspiel. Ob es um einen Einbruch
Im Vorfeld des „G8“-Gipfels in Heili-
erfolgreich diese sind, lesen Sie ab
geht oder vielleicht um eine kleine
gendamm fand im Mai 2007 in Ham-
Seite 52 des Polizeiberichts.
Hilfeleistung. Um was es auch geht:
burg das Asia-Europe-Meeting – der
Das waren einige Höhepunkte
Die Menschen unserer Stadt können
sogenannte „ASEM“-Gipfel – statt. Es
des Jahres 2007, aber das war na-
sich auch in Zukunft auf Ihre Hambur-
war nicht leicht, einen störungsfreien
türlich nicht alles. Es gab eine Vielzahl
ger Polizei verlassen.
Verlauf des Gipfels zu gewährleisten.
von „alltäglichen“ Erfolgen wie Fest-
Warum es so schwer war und wie es
nahmen, Ermittlungserfolge, Verhin-
doch gelang, lesen Sie in dieser Bro-
derung von Straftaten und Verkehrs-
schüre ab Seite 38.
unfällen, Arbeit mit jungen und alten
Werner Jantosch
POLIZEIBERICHT 2007
Im Juni führten wir zum ersten Mal
5
Kundenbefragung
Gute Noten für die Polizei Hamburg
Ute Last-Sack, PSt 112,
Präsidialstab
treten, also mit den Bürgern, die frei-
hängigen Markt- und Meinungsfor-
willig oder unfreiwillig mit uns Kontakt
schungsinstitut Ipsos Loyalty mit der
hatten. Wir wollten konkret wissen,
Durchführung der Telefoninterviews
wie unsere Arbeit wahrgenommen
und der Analyse der Ergebnisse der
und wie unsere soziale und fachli-
Interviews gewährleistete eine pro-
che Kompetenz beurteilt wird, wenn
fessionelle und anonymisierte Befra-
die Bürger als Kunden unmittelbaren
gung.
persönlichen Kontakt mit unseren
In einem etwa fünfminütigen Te-
undenorientierung ist für die
Polizeibeamten haben. Ziel war es, In-
lefoninterview wurden die Kunden
Polizei Hamburg ein wich-
formationen über den erreichten Grad
gebeten, ihren konkreten Kontakt zur
.tiges Thema – quasi „ein
der Kundenorientierung der Polizei
Polizei zu bewerten, ihre Erwartungs-
Dauerbrenner“. Denn seit dem Jahr
Hamburg und Verbesserungswün-
haltung zu schildern und nicht zuletzt,
2005 ist die Erhöhung der Kunden-
sche und Anregungen aus Sicht der
losgelöst vom dem jeweiligen Einzel-
orientierung durch eine stärkere Aus-
Kunden zu erhalten.
fall, auch ihre Einschätzung über die
K
richtung des polizeilichen Handelns
Um die wichtigste Information vor-
an den Erwartungen des Bürgers ein
wegzunehmen: Der aktuelle Kontakt
erklärtes Ziel des Hamburger Polizei-
mit der Polizei Hamburg wurde von
präsidenten Werner Jantosch.
POLIZEIBERICHT 2007
abzugeben.
Den Kunden wurden im Interview
den befragten Kunden mit der Ge-
folgende Fragen gestellt:
Bereits im Polizeibericht 2006 hat
samtnote 1,8 bewertet, in der allge-
n
Herr Jantosch erläutert, warum die
meinen Einschätzung ihrer Arbeit er-
Kundenorientierung Bestandteil seiner
hielt die Polizei die Note 2,3 .
behandelt?
n
er in diesem Zusammenhang an die
Details der Kundenbefragung
Arbeit der Polizeibeamten stellt.
Im Juni 2007 wurden Bürger nach
Fühlten Sie sich durch die Polizeibeamten höflich und respektvoll
1
Zielsetzung ist und welchen Anspruch
6
Arbeit der Polizei Hamburg allgemein
Hatten die Polizeibeamten Verständnis für Ihre Situation?
n
Wie fanden Sie das äußere Er-
Verschiedene Meinungsumfragen
einem persönlichen Kontakt mit der
scheinungsbild der Polizeibeam-
im Auftrag von öffentlichen Medien
Polizei Hamburg um die Teilnahme an
ten?
und Instituten haben der Polizei ins-
einer telefonischen Kundenbefragung
gesamt in den letzten Jahren immer
der Polizei gebeten. Dieses erfolgte
wieder ein grundsätzlich hohes Anse-
stellvertretend für die gesamte Polizei
hen in der Bevölkerung bescheinigt.
an sechs ausgewählten Polizeikom-
Viele Länderpolizeien haben allge-
missariaten.
meine
Bürgerbefragungen
durch-
Die Beauftragung des unab-
geführt und konnten größtenteils positive Rückmeldungen verzeichnen.
Die Polizei Hamburg wollte jedoch
direkt mit ihren Kunden in Kontakt
1 Ihre Beurteilungen konnten die Befragten
mittels einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis
6 (sehr schlecht) abgeben.
n
Bewerten Sie das Handeln der
Beamten als fachkundig und kompetent?
n
Fühlten Sie sich korrekt behandelt?
n
Wie beurteilen Sie die Hilfsbereitschaft der Polizeibeamten Ihnen
gegenüber?
Zum Ende des Interviews hatten
die Kunden die Möglichkeit, ihre Anregungen für die polizeiliche Arbeit
mitzuteilen.
Es
wurden
insgesamt
1 000
Kundengespräche geführt. Dies war
Voraussetzung, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.
Rund 80 Prozent der Kunden, die
zuvor ihr Einverständnis für eine Befragung gegeben hatten, waren später
auch bereit an einem Telefoninterview
teilzunehmen.
n
leute eine sehr gute Quote, da üblicherweise bei Kundenbefragungen
nur Teilnahmequoten von 10 bis 20
Prozent erreicht werden.
n
einer
Beratung/Information/Aus-
Bürger initiierter Kontakt würde dem-
kunft,
nach positiver beurteilt, weil die Polizei
sowie einem sonstigen Anlass.
hier eher unterstützend und helfend
Zu den sonstigen Ereignissen
auftritt. Ginge der Kontakt hingegen
im Straßenverkehr zählen u. a. Ge-
von der Polizei aus, so könnte dieser
schwindigkeitskontrollen,
Falsch-
Umstand eher zu einer negativeren
die mindestens 16 Jahre alt waren.
parken oder Verkehrsabsperrungen
Beurteilung führen, weil die Beam-
Es wurden etwa je zur Hälfte Männer
durch die Polizei. Der Kontakt in Zu-
ten möglicherweise reglementierend
und Frauen interviewt. Alle Altersgrup-
sammenhang mit einer Beschwerde/
eingreifen. Diese Annahme wurde
pen waren für statistische Berechnun-
einem Hilferuf meint zum Beispiel Mit-
jedoch nicht bestätigt!
gen in ausreichender Zahl vertreten.
teilungen von Bürgern über Lärmbe-
Der Umstand, wer auf wen zuging,
lästigungen, verdächtige Personen
hatte in keiner Weise Einfluss auf die
und Ähnliches.
Beurteilung des Kontaktes. Gleicher-
Teilnehmen durften die Kunden,
Um die Dienstleistungen der Polizei differenziert bewerten zu können,
wurden die Kunden gebeten, den
Bei rund zwei Drittel der befragten
Anlass ihres Kontaktes mit der Polizei
Kunden erfolgte die Kontaktaufnahme
zu benennen.
durch die Kunden, bei rund einem
Die Betrachtung nach Geschlecht,
maßen vergaben die Kunden jeweils
die Durchschnittsnote 1,8!
So konnte unterschieden werden
Drittel ging die Initiative von der Poli-
Alter und Bildungsgrad der befragten
zwischen einem Kontakt in Zusam-
zei aus. Es ist damit gelungen, auch
Kunden lässt kaum Unterschiede bei
menhang mit
die von der Polizei initiierten Kontak-
der Benotung erkennen:
n
einem Verkehrsunfall,
te in hoher Zahl zu erfassen. Für die
n
n
einem sonstigen Ereignis im Stra-
Befragung war dies sehr wichtig,
ßenverkehr,
denn es wurde angenommen, dass
n
einer Anzeige,
es Einfluss auf die Bewertung des
n
einer Beschwerde/einem Hilferuf,
Kontaktes haben könnte. Ein vom
Frauen beurteilten den Kontakt nur
geringfügig schlechter als Männer
(Frauen: 1,9; Männer: 1,8).
n
Die jüngste Altersgruppe der 16bis 29-Jährigen benotete den
POLIZEIBERICHT 2007
Dies ist nach Aussagen der Fach-
7
grundsätzlich als positive Visitenkarte
der Hamburger Polizei empfunden
wird.
Neben der Beurteilung des aktuellen Kontaktes wurden die Befragten
auch aufgefordert, die Arbeit der Polizei Hamburg insgesamt zu beurteilen.
Die hierbei erzielte Note von 2,3 ist
ebenfalls ein gutes Ergebnis.
Nach den Erfahrungen des Meinungsforschungsinstitutes
ist
der
leichte Abfall in der Benotung gegenüber der Bewertung des aktuellen
Kontaktes ein für Kundenzufriedenheitsbefragungen übliches Bild. Aktuelle Ereignisse werden in der ReKontakt nur unwesentlich schlechter (1,9) als die Gruppe der über
Laut einer Kundenbefragung genießt
die Polizei Hamburg bei den Bürgern ein
hohes Ansehen
60-Jährigen (1,8).
n
Personen
mit
POLIZEIBERICHT 2007
Leistung von Unternehmen und Institutionen, da Gesamtbetrachtungen
Hauptschulab-
eher von längerfristigen Einstellungen
schluss vergaben die Note 1,7;
der Kontaktbeurteilung ist eine gute
Personen mit Hochschulbildung
Note!
eine 1,9.
8
gel besser beurteilt als die generelle
Die Kunden wurden konkret um
beeinflusst werden.
Fazit
ihre Einschätzung der Aspekte wie
Die Polizei Hamburg erzielt mit der
Hieraus lässt sich ableiten, dass
z. B. Hilfsbereitschaft und Kompetenz
Gesamtnote 1,8 für die Bewertung
sich Polizeibeamte der Situation und
der Beamten gebeten. Ergänzend
des aktuellen Kundenkontaktes und
der Person angemessen verhalten,
sollte ermittelt werden, welchen Ein-
mit der Note 2,3 für ihre Arbeit insge-
unabhängig vom persönlichen Hinter-
fluss diese Aspekte auf die Beurteilung
samt ein ausgezeichnetes Ergebnis in
grund des Kunden.
des Kontaktes insgesamt haben. Es
der Kundenbewertung.
Unterschiede in der Beurteilung
zeigte sich, dass bei der Bewertung
Nach polizeilichen Erfahrungen er-
des Kontaktes gab es bezogen auf
des aktuellen Kontaktes jeweils zwi-
statten mit der Polizeiarbeit zufriedene
den jeweiligen Anlass des persönli-
schen 85 und 92 Prozent der Befrag-
Bürger eher eine Anzeige, stellen sich
chen Kontaktes. Die beste Bewer-
ten das Verhalten der Polizeibeamten
eher als Zeugen zur Verfügung, sind
tung unter allen Anlässen erhielten
in den einzelnen Aufgabenfeldern mit
aufgeschlossener gegenüber polizei-
Beratungen/Informationen/Auskünfte
gut oder sehr gut beurteilten.
licher Präventionsarbeit, zeigen Ver-
mit einer Note von 1,6. Bei einem
Am wichtigsten sind den Kunden
ständnis für polizeiliche Aktivität und
Kontakt in Zusammenhang mit einem
bei einem persönlichen Kontakt eine
fühlen sich grundsätzlich sicherer in
Verkehrsunfall und einer Anzeige ga-
höfliche und respektvolle Behand-
ihrem Lebensumfeld.
ben die Kunden die Note 1,8. Die
lung, die Hilfsbereitschaft der Beam-
Diese Kundenbefragung reflektiert
Einsatzanlässe in Zusammenhang mit
ten sowie deren kompetentes Han-
nicht nur das Ansehen der Polizeibe-
sonstigen Ereignissen im Straßenver-
deln. Am wenigsten Einfluss auf das
amten und der Polizei Hamburg ins-
kehr schnitten mit einer glatten 2,0
Gesamtergebnis hatte das äußere
gesamt, sondern das gute Ergebnis
vergleichsweise am „schlechtesten“
Erscheinungsbild der Beamten, was
ist für uns zugleich im besonderen
ab.
nach unserer Überzeugung zu einem
Maße Ansporn und Verpflichtung das
Dennoch bedeutet dieser Wert:
erheblichen Teil damit zusammenhän-
hohe Niveau bei der Kundenorientie-
Selbst die schlechteste Benotung bei
gen dürfte, dass die blaue Uniform
rung auch zukünftig beizubehalten.❚
Im Visier
Zielfahnder verfolgten einen Mörder
quer über die Kontinente
täter waren lediglich Ausführende für
deten sich in kurzer Folge bei der Po-
einen bis dahin noch unbekannten
lizei. Sie hatten Männer beobachtet,
Auftraggeber.
die unmittelbar nach der Explosion im
Auch hier waren die Ermittler er-
Schutz der Dunkelheit wegliefen. Ei-
folgreich und konnten letztlich dessen
ner der Männer war in ein polnisches
Identität feststellen. Es war der pol-
Fahrzeug gesprungen. Das Kennzei-
nische
m Abend des 1. Novem-
chen von diesem Fahrzeug war ab-
M. Er hatte die Attentäter mit dem
bers 1991 erschütterte eine
gelesen worden.
Sprengstoff versorgt und ihnen nach
A
Staatsangehörige
Michael
.schwere Explosion die ruhi-
Ein weiterer Zeuge hatte eine Plas-
der Tat zur Flucht verholfen. Michael
ge Poolstraße in der Hamburger In-
tiktüte unter dem Ferrari gesehen.
M. selbst blieb verschwunden. Die
nenstadt. Es war 19:15 Uhr, als der
Eine Plastiktüte mit Sprengstoff?
sehr intensiven Suchmaßnahmen der
41-jährige polnische Geschäftsmann
Schnell war klar, es handelte sich
Zbigniew Anton N. und seine 19-jäh-
um einen Sprengstoffanschlag, der in
rige Freundin den roten Ferrari Testa-
dieser Qualität in Hamburg einzigartig
Im Jahre 2004 wurde das LKA 23,
rossa bestiegen. In diesem Moment
war und bis heute geblieben ist. Die
das Fachkommissariat Fahndung, auf
explodierte das Fahrzeug.
Polizei richtete zur Aufklärung dieses
diesen Fall angesetzt. Zielfahnder der
Verbrechens eine Sonderkommission
Dienststelle erhielten den Auftrag der
(Soko) ein.
Flucht des Michael M. ein Ende zu
N. und seine Freundin wurden
schwer verletzt, die Reste des Fer-
ersten Jahre führten nicht zu seiner
Festnahme.
raris brannten vollständig aus. Viele
Die Ermittler stellten fest, dass die
Fahrzeuge vor und hinter dem Ferrari
Hintergründe dieser Tat Streitigkeiten
Die Zielfahnder durchforsteten die
wurden zerstört, angrenzende Häu-
zwischen rivalisierenden polnischen
alten Akten, befragten Zeugen, reis-
ser erheblich beschädigt, Auslagen
Banden waren, die auf diese sehr
ten in die Heimat von Michael M. und
der Geschäfte verwüstet.
unkonventionelle Art Konkurrenz aus
begannen so, sich ein Bild des Ge-
dem Wege schafften.
suchten zu machen. Die Tat lag zu
Der
polnische
Geschäftsmann
setzen.
starb drei Wochen später auf einer
Die akribische Arbeit der Soko
dieser Zeit bereits 13 Jahre zurück.
Spezialstation des Unfallkrankenhau-
führte dazu, dass die Ermittler die
In akribischer Kleinarbeit wurden den-
ses Boberg an seinen schweren
Spur der flüchtigen Attentäter über
noch Spuren gefunden, die Michael
Brandverletzungen. Seine Freundin
Österreich nach Polen verfolgen
M. auf seiner langen Flucht hinterlas-
hatte
konnten. Hier wurden die beiden von
sen hatte.
Glück:
Sie
konnte
zwei
Wochen später entlassen werden.
der polnischen Polizei verhaftet. Am
Bereits 1992 hatte er sich über
27. Oktober 1993 wurden die bei-
die USA nach Südamerika abgesetzt.
Was war geschehen?
den dort vor Gericht gestellt und zu
Hier verlor sich seine Spur zunächst.
Während diese beiden Menschen mit
25 und 12 Jahren Freiheitsstrafe ver-
Wie die Zielfahnder später feststellten,
dem Tode rangen, rätselte eine gan-
urteilt. Der Fall hatte sich damit jedoch
hatte Michael M. die Identität eines
ze Stadt über die Hintergründe dieses
noch nicht erledigt. Denn die Atten-
verstorbenen brasilianischen Bürgers
POLIZEIBERICHT 2007
Jörn Blicke, LKA 23,
Landeskriminalamt
grausamen Anschlags. Zeugen mel-
9
angenommen. Erst als er dessen
dass er Fachmann für Sprengstoffe
Moment, auf den alle gewartet hat-
Pass verlängern lassen wollte, wurde
ist? Man musste davon ausgehen,
ten. Für Michael M. offensichtlich völ-
er kurzfristig festgenommen, leider
dass das Haus ebenfalls mit Spreng-
lig überraschend sah er sich plötzlich
aber auch wieder entlassen. Michael
stoff gesichert sein könnte.
von schwer bewaffneten Polizisten
M. tauchte unter.
Nach 16 Jahren Flucht hatte die
umgeben. Er leistete keinen Wider-
Es trieb ihn zurück in die USA,
Polizei aber die besseren Nerven und
stand und ergab sich in sein Schick-
wo er bei polnischen Landsleuten
wartete ab. Polnische Spezialisten
sal. Die Flucht von Michael M. war zu
unterkam. Auch hier setzte er seine
legten sich auf die Lauer.
Ende. Nach rund 16 Jahren erwartet
kriminellen Aktionen fort. Zusammen
Am 23. April 2007 um 16:45 Uhr
ihn nun das Gerichtsverfahren für den
mit anderen Tätern organisierte er in
trat Michael M. vor das Haus. Der
Mord an Zbigniew Anton N. und we-
dieser Zeit das Einschleusen von ille-
gen versuchten Mordes an dessen
galen Einwanderern aus Mexiko und
Freundin.
Kanada in die USA.
Und die Zielfahnder sind schon
Allerdings gab er auch zu dieser
Zeit nie seine Kontakte nach Europa
auf. Er schien sogar mehrere Male in
Österreich und der Slowakei gewesen zu sein.
Die weiteren Schritte der Zielfahnder auf der Spur von Michael
M. führten zurück nach Europa. Die
Fahnder waren ihm jetzt nicht mehr
nur, wie die letzten 13 Jahre, auf den
Fersen, sondern er war schon fast in
greifbarer Nähe. Im Herbst 2006 verdichteten sich die Informationen, dass
Michael M. wieder in Polen sei.
Jetzt begann die intensive Feinabstimmung in der Zusammenarbeit der
deutschen und polnischen Polizei.
Wieder mussten alte Akten gewälzt,
damalige Zeugen ermittelt werden
und auch die Familiengeschichte wurde genau unter die Lupe genommen.
Schritt für Schritt kamen die Fahnder
Michael M. näher.
Im März 2007 war man sich sicher: Michael M. ist in Polen. Ein kleines Haus in der Nähe von BielskoBialla bei Kattowitz sollte seine neue
POLIZEIBERICHT 2007
Heimat geworden sein.
10
Nach ersten Ermittlungen sollte
das Haus aber extrem gut gesichert
sein. Guter Rat war teuer. Wie sollte man jemanden aus einem Haus
herausholen, von dem man wusste,
dem nächsten Gesuchten auf der
Reste des explodierten Ferraris, der vollständig ausbrannte
Spur … ❚
Kriminalitätsentwicklung
in Hamburg
Polizeiliche Kriminalstatistik 2007
Änderungen von Bearbeitungsverfahren der Polizei, die Kontrollintensität der Polizei und privater Sicherheitsunternehmen
sowie z. B. Strafrechtsänderungen ursächlich.
Martin Claussen, LKASP 1,
Landeskriminalamt
Die Abbildung auf Seite 12 oben zeigt die Anteile der
Deliktsobergruppen für das Jahr 2007.
Die Diebstahlsdelikte insgesamt machen nach wie vor
N
ach den deutlichen Rückgängen der Kriminalitäts-
etwa die Hälfte (46,4 %) aller registrierten Straftaten aus (Vor-
zahlen in den vergangenen Jahren stiegen die Fall-
jahr: 46,0 %).
zahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) im
Jahr 2007 erstmals wieder leicht an.
Im Detail stellen sich die wesentlichen Entwicklungen des
vergangenen Jahres wie folgt dar:
Rückgange werden u. a. verzeichnet
Die PKS bilanziert für das Jahr 2007 eine geringe Zunah-
n
bei den Raubdelikten um 279 (-8,3 %) auf 3 093 Fälle.
me der Straftaten gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % (501)
n
beim Diebstahl an Kraftfahrzeugen insgesamt um
n
beim Beteiligungs- und Kapitalanlagebetrug um 970
n
bei den allgemeinen Verstößen nach § 29 BtMG (Kon-
n
bei den Straftaten nach dem Aufenthaltsgesetz, dem
979 (-16,4 %) auf 4 995 Fälle.
auf 237 048 Fälle.
Die Aufklärungsquote (AQ) sank von 47,0 % (2006) um
(-92,5 %) auf 79 Fälle.
1,1 Prozentpunkte auf 45,9 %. Sie liegt jedoch um 0,5 Prozentpunkte über dem durchschnittlichen Wert der letzen
sumentendelikte) um 720 (-7,7 %) auf 8 589 Fälle.
zehn Jahre.
Für die im Langzeitvergleich feststellbaren Fallzahlschwankungen sind statistische Erfassungsbesonderheiten,
Asylverfahrensgesetz und dem Freizügigkeitsgesetz/
Kriminalitätsentwicklung in Hamburg
300.000
100,0%
283.842
236.547 237.048
200.000
50,0%
47,5%
0
0,0%
1998
1999
2000
2001
Gesamtstraftaten
2002
2003
2004
2005
2006
Aufklärungsquote
2007
POLIZEIBERICHT 2007
47,0% 45,9%
100.000
11
Deliktsstruktur
Sonstige Straftaten
18,0%
Ladendiebstahl
6,7%
Sachbeschädigung
11,0%
Schw ere
Einbruchskriminalität
4,8%
Rauschgiftkriminalität
4,6%
Diebstahl rund um
das Kfz
12,1%
Sonst. Vermögensund
Fälschungsdelikte
15,9%
Sonstige Diebstähle
22,9%
Wirtschaftskriminalität
0,4%
Gew altkriminalität
3,7%
EU um 540 (-20,9 %) auf 2 044 Fälle.
Zuständigkeiten nach dem Tatortprinzip auch jene TV in
Zunahmen wurden dagegen u. a. in folgenden Bereichen
der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst werden, die nicht
registriert:
in Hamburg wohnen oder für die der Wohnort Hamburg
n
n
n
n
n
beim Erschleichen von Leistungen um 699 (5,9 %) auf
nicht eindeutig feststellbar ist. Unter die TV insgesamt fallen
12 486 Fälle,
auch jene, die ihren Wohnsitz außerhalb von Hamburg in
beim Diebstahl/unbefugtem Benutzen von Fahrrä-
der Bundesrepublik haben (9 734 TV) oder die im Ausland
dern insgesamt um 809 Fälle (7,4 %) auf 11 748 Fälle,
leben (1 811 TV). Des Weiteren waren 5 591 TV ohne fes-
beim Wohnungseinbruchdiebstahl um 979 (20,7 %)
ten Wohnsitz bzw. ihr Wohnsitz war unbekannt. Der Anteil
auf 5 712 Fälle,
dieser nicht zwingend der Hamburger Wohnbevölkerung
beim Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und
zuzurechnenden TV beträgt ca. 23 %. Dieser hohe Anteil
Waschküchen um 1 263 (29,4 %) auf 5 558 Fälle,
ist bei jedem Bezug von Zahlen der Polizeilichen Kriminal-
bei Sachbeschädigungen um 2 214 (9,3 %) auf
statistik zu Wohnbevölkerungszahlen für die Interpretation zu
26 061 Fälle.
berücksichtigen.
Insbesondere bei den Zunahmen muss berücksichtigt wer-
Hamburg hat im Bundesvergleich den höchsten Anteil
den, dass in den vergangenen Jahren deutliche Fallzahlrück-
von Nichtdeutschen an der Wohnbevölkerung. Aktuell be-
gänge in den Bereichen des Diebstahls/unbefugtem Benut-
trägt ihr Anteil in Hamburg 14,2 %. Im Jahr 2007 wurden
zen von Fahrrädern und beim Wohnungseinbruchdiebstahl
insgesamt 21497 nichtdeutsche Tatverdächtige registriert.
zu verzeichnen waren.
Gegenüber dem Vorjahr liegt damit eine Abnahme um 3,9 %
bzw. 883 Tatverdächtigen vor. Der Anteil an allen ermittelten
Tatverdächtige
Tatverdächtigen liegt bei 29,4 %.
Im Jahr 2007 wurden von der Polizei insgesamt 73 219 Tatverdächtige (TV) registriert, was einen Rückgang um 1 615
(-2,2 %) entspricht.
POLIZEIBERICHT 2007
Wie bereits in den letzten Jahren sind heranwachsende
12
und jugendliche Tatverdächtige im Vergleich zu ihrem Anteil
an der Wohnbevölkerung überrepräsentiert. Ihr Bevölke-
Entwicklung Anzahl Tatverdächtiger
Deutsche/Nichtdeutsche
50.595
52.454
51.722
45.000
30.000
32.474
22.380
15.000
21.497
rungsanteil ist weitgehend konstant geblieben.
Prinzipiell muss bei Bezügen von Tatverdächtigenzahlen
zur Wohnbevölkerung immer beachtet werden, dass bei
0
1998
1999
2000
2001
Deutsche
2002
2003
2004
Nichtdeutsche
2005
2006
2007
Jugendkriminalität
Dunkelfeldaufhellung. Im Berichtsjahr wurden die bewährten
Im Jahr 2007 wurden mit insgesamt 18 371 TV unter 21
Maßnahmen (norm- und hilfeverdeutlichende Gespräche,
Jahren (TVu21) 0,5 % bzw. 89 weniger registriert als im Vor-
Cop4U usw.) weitergeführt und zusätzlich das behörden-
jahr.
übergreifende Handlungskonzept „Handeln gegen Jugend-
Der Anteil der unter 21-Jährigen an allen TV im Jahr 2007
gewalt“ implementiert (siehe Bericht Seite 28).
beträgt 25,1 %, ihr Anteil an der Wohnbevölkerung liegt da-
Die meisten Maßnahmen beziehen sich vornehmlich auf
gegen nur bei 18,6 %. Demnach treten die unter 21-Jähri-
die stark mit Kriminalität belastete Altersgruppe der Jugend-
gen überproportional als TV in Erscheinung. Dies gilt insbe-
lichen (14 bis unter 18 Jahre). Die nachfolgende Abbildung
sondere für die Gewaltkriminalität, denn 42,8 % aller TV in
zeigt, dass auch die Heranwachsenden (18 bis unter 21
diesem Deliktsbereich sind unter 21 Jahre alt.
Jahre) stark mit Kriminalität belastet sind. Die Kriminalitäts-
Eine Erklärung für das häufigere Auftreten von jugendlichen TV ist, dass jugendtypische Delikte oft bagatellhafter
belastung dieser beiden Altersgruppen ist etwa dreimal so
hoch wie die der Gesamtbevölkerung.
Natur sind. Die Taten sind auf Grund ihrer oft unprofessionellen, gelegenheitsgesteuerten und wenig planvollen Hand-
TVBZ 2007 nach Altersgruppen
16.000
lungsweisen leichter aufzuklären. Insbesondere der häufige
14.139
12.285
12.000
Aufenthalt Jugendlicher im öffentlichen Raum kann dazu füh-
9.582
8.000
ren, dass viele Normverstöße zu Konflikten mit Erwachsenen
6.851
4.474
und der Polizei führen.
4.000
Die Anzahl der Straftaten, die durch diese Altersgruppe insgesamt verübt wurden, ist um 526 Fälle (2,1 %) auf
25 768 Fälle gestiegen. Kontroll- und Eigentumsdelikte bil-
3.260
0
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den auch im Jahr 2007 bei den jungen Tatverdächtigen den
deliktischen Schwerpunkt. Das Sicherheitsgefühl wird durch
Die vorstehende Abbildung zeigt außerdem, dass die
diese Delikte (wie z. B. Leistungserschleichungen und La-
Kriminalitätsbelastung der 21 bis unter 25-Jährigen sowie
dendiebstahl) nur in geringem Maße beeinträchtigt.
der 25- bis unter 30-Jährigen deutlich höher als die der
Erkenntnisse aus Dunkelfeld-Studien lassen den Schluss
Gesamtbevölkerung ist. Der Jugendbegriff lässt sich dem-
zu, dass der Anstieg der polizeilich registrierten Jugendkrimi-
nach nicht ausschließlich auf unter 21-Jährige begrenzen.
nalität in den vergangenen Jahren auf eine zunehmende öf-
Die Lebensphase Jugend hat sich verlängert. Neben As-
fentliche Gewaltmissbilligung (häufigere Anzeigenerstattung)
pekten wie längerer Schul- und Ausbildungszeiten und
zurückzuführen ist. Andere polizeiliche Maßnahmen zur Be-
dementsprechender ökonomischer Abhängigkeit vom El-
kämpfung der Jugendkriminalität sind mitursächlich für diese
ternhaus unterscheidet sich das Freizeitverhalten von unter
von unter 21-Jährigen begangene Delikte
Sachbeschädigung
9,6%
sonstige Delikte
16,0%
Betrugsdelikte**
4,7%
gefährliche und
schw ere
Körperverletzung
5,2%
Raub/räub.
Erpressung pp.
2,8%
Bedrohung pp.
3,0%
(vorsätzliche leichte)
Körperverletzung
9,9%
sonstiger Diebstahl
12,3%
K o ntro lldelikte*:
Ladendiebs tahl (*26*)
E rs c hleic hen vo n Leis tungen (5150)
A ufenthalts ges etz pp. (7250)
R aus c hgiftdelikte (7300)
B etrugs delikte**:
Waren- und Warenkreditbetrug (5110)
s o ns tige B etrugs arten (5189)
POLIZEIBERICHT 2007
Kontrolldelikte*
36,3%
13
30-Jährigen heutzutage kaum von dem der Jugendlichen
n
und Heranwachsenden. Somit geraten auch über 21-Jährige vermehrt in jugendtypische Konfliktsituationen.
zentrale Sachbearbeitung von möglichen Serientaten und
Festlegung der jeweiligen Führungsverantwortlichkeiten,
n
täterorientierte Bekämpfung durch Ausschreibung von
bekannten Wohnungseinbrechern durch die jeweiligen
Ausgewählte Kriminalitätsbereiche
Zentralen Ermittlungskommissariate analog zu den Inten-
Wie bereits erwähnt, machen die Diebstahlsdelikte insge-
sivtäterausschreibungen.
samt etwa die Hälfte (46,4 %) aller registrierten Straftaten
Die Verzahnung von Maßnahmen zur Erkennung und
aus.
Bei den Diebstahlsdelikten insgesamt ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 1 113 (+1,0 %) auf 109 959
Taten (2006: 108 846 Taten) festzustellen. Die Aufklärungsquote lag bei 21,1 %.
Überführung von Tätern mit denen zur Reduzierung von Tatgelegenheiten (z. B. bessere Sicherungen) ist grundsätzlich
geeignet, die Fallzahlen zu reduzieren.
Allerdings muss in diesem Zusammenhang auch berücksichtigt werden, dass externe Einflüsse, wie z. B. das
Im sozialen Nahbereich entwickelten sich in diesem De-
Auftreten von Serien, das Vorhandensein von Zeugen, Spu-
liktsbereich die Fallzahlen uneinheitlich. Zunahmen bei den
ren und fahndungsfähigem Stehlgut, nur begrenzt von der
Wohnungseinbrüchen standen Rückgängen bei den Delik-
Polizei beeinflusst werden können.
ten rund um das Kraftfahrzeug gegenüber.
Diebstähle rund ums Kraftfahrzeug haben einen Anteil
Für den Wohnungseinbruchdiebstahl wurde im ver-
von etwa 26 % an allen Diebstahlsdelikten. Sie verzeichnen
gangenen Jahr eine Zunahme um 979 (20,7 %) auf 5 712
2007 einen Rückgang von 1 173 (-3,9 %) auf 28 566 Taten.
Fälle registriert. Trotz dieser Zunahme liegt die aktuelle Fallzahl
Damit wurde der niedrigste Stand seit 1971 erreicht.
noch 12,7 % unter dem Zehnjahresdurchschnitt.
Bei der Aufklärungsquote konnte im Berichtsjahr eine Steigerung um 2,0 Prozentpunkte auf 11,0 % erreicht werden.
Im Bereich des Diebstahls rund ums Kraftfahrzeug zeigen
die gezielten Schwerpunkteinsätze der örtlichen Polizeikommissariate, der verbesserte Diebstahlsschutz der Autohersteller und die Anwendung der lageabhängigen Kontrollmöglichkeiten nach dem novellierten Polizeirecht ihre Wirkung als
vorbeugende Maßnahme zum Schutz vor Kfz-Delikten.
In der PKS wurde im Bereich der Wirtschaftskriminalität
im Jahresvergleich einen Rückgang um 981 (49,6 %) auf
995 Fälle registriert.
Die Veränderungen der Fallzahlen im Bereich der Wirtschaftskriminalität sind abhängig von Anzahl und Umfang
Da es sich beim Wohnungseinbruch um ein Delikt handelt, bei dem es zwischen Täter und Opfer in der Regel
großer Verfahren. Verfahren dieser Art hatten 2007 keinen
gravierenden Einfluss auf die PKS.
keinerlei Kontakt gibt, ist die Aufklärung schwierig und aufwendig. Zur Erhöhung der Aufklärungsquote wurde im Jahr
2005 ein Konzept entwickelt und 2007 modifiziert, das folgende Bausteine enthält:
n
POLIZEIBERICHT 2007
14
Dabei stieg im Vergleich zum Jahre 2006 der Warenbetrug in 2007 um 369 (+20,2 %) auf 2 193 Fälle. Im Ge-
diebstahl“ in der Polizeieinsatzzentrale und sofortige Ent-
gensatz dazu ist der sonstige Warenkreditbetrug um 20
sendung von Funkstreifenwagen nach Meldung eines
(- 0,8 %) Fälle gesunken.
Der Warenbetrug wird u. a. dadurch begangen, dass der
bei fahndungsrelevanten Hinweisen sofortige Fahndung
Täter Artikel im Internet zum Verkauf anbietet, die Ware aber
mit mindestens drei Funkstreifenwagen und Einbezie-
bei Erhalt des Geldes nicht ausliefert.
hung weiterer Kräfte (insbesondere Dienstgruppe Prän
PKS einen Zuwachs um 308 (7,0 %) auf 4 738 Fälle.
Priorisierung des Einsatzanlasses „Wohnungseinbruch-
Wohnungseinbruchdiebstahls,
n
Beim Waren- und Warenkreditbetrug verzeichnet die
Beim sonstigen Warenkreditbetrug besteht die Tatausfüh-
senz, Zivilfahnder und besonderer Fußstreifendienst),
rung häufig darin, dass der Tatverdächtige die Geschädigten
unverzügliche tatzeitnahe Sachbearbeitung durch die Kri-
täuscht, indem er unter Verschleierung seiner wahren Identi-
minalpolizei,
tät Waren bestellt, diese aber nach Erhalt nicht bezahlt.
Obwohl Anbieter von Internet-Auktions- und Handels-
Die Anzahl der registrierten Raubstraftaten sank gegen-
plattformen Sicherheitsvorkehrungen wie den Treuhandser-
über dem Vorjahreszeitraum um 279 (-8,3 %) auf 3 093 Ta-
vice anbieten, verzichten viele Nutzer darauf und liefern ihre
ten. Das ist der niedrigste Stand seit 1989.
Ware ohne die angebotene Absicherung. Ein Fallrückgang
wird daher für die nahe Zukunft nicht erwartet.
Die Aufklärungsquote liegt mit 41,1 % (2006: 38,8 %)
2,3 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres.
Die Gewaltkriminalität – mit einem Anteil von 3,7 % an
Insbesondere sanken die Fallzahlen bei den Raubüber-
den insgesamt registrierten Straftaten – bleibt weiterhin zen-
fällen auf Geschäfte (um 87 auf 139 Fälle), beim Handta-
trales Thema polizeilicher Arbeit und der öffentlichen Diskus-
schenraub (um 32 auf 172) und bei den sonstigen Raub-
sion.
überfällen auf Straßen, Wegen oder Plätzen (um 60 auf
1 937 Fälle). Hier wurden die Maßnahmen der vergangenen
Jahre fortgeführt.
Diese beinhalten einen repressiven Bekämpfungsansatz
von Seiten der Polizei durch eine tatzeitnahe kriminalpolizeiliche Reaktion und eine verstärkte uniformierte und zivile Präsenz in Tathäufungsgebieten.
Teil dieser Konzeption ist ein präventiver Ansatz mit u. a.
der Durchführung norm- und hilfeverdeutlichender Gesprä-
Sie ist im Vergleich zum Jahr 2006 um 1,2 % (112 Fälle)
Deutschland hat im gesamteuropäischen Vergleich die
auf 8 866 Taten gesunken. Mit 63,3 % wurde die höchste
niedrigste Rate an Todesfällen, die auf Totschlag, Mord oder
Aufklärungsquote seit 1982 verzeichnet. Die Deliktsfelder
Körperverletzungsdelikte zurückzuführen sind. Die Häufigkeit
Raub und gefährliche und schwere Körperverletzung haben
der Tötungsdelikte sank deutschlandweit kontinuierlich seit
mit zusammen 8 622 Fällen einen Anteil von 97,3 %. Die
Mitte der 1990er Jahre.
Struktur der Gewaltkriminalität veränderte sich in den letzten
In Hamburg lässt sich für die vorsätzlichen Tötungsdelik-
Jahren deutlich. Im Zehnjahresvergleich ist zu beobachten,
te im Betrachtungszeitraum zum Vorjahr ein Rückgang um
dass die Fallzahlen für Raubdelikte sinken (-2 538 Fälle bzw.
22 auf 44 Taten feststellen. Die Aufklärungsquote beträgt für
-45,1 %), die Fallzahlen für die gefährliche und schwere Kör-
das Berichtsjahr 97,9 %. Für das Jahr 2007 ist somit seit 37
perverletzung hingegen auf vergleichbarem Niveau steigen
Jahren die geringste Fallzahl und die höchste Aufklärungs-
(2 030 Fälle bzw. 58,0 %).
quote zu verzeichnen.
POLIZEIBERICHT 2007
che insbesondere bei Ersttätern.
15
Die Körperverletzungsdelikte sind im Vergleich zum
Für das Jahr 2007 wurden in Hamburg insgesamt
Vorjahr um 492 (2,4 %) auf 21 053 Fälle gestiegen. Dies ist
16 984 TV mit Körperverletzungsdelikten registriert (Zunah-
die geringste Steigerung seit 2003. Die Aufklärungsquote
me um 2,2 %), davon waren 82,6 % männlich und knapp
sank leicht um 0,7 Prozentpunkte auf 81,6 %.
30 % Nicht-Deutsche. Etwas mehr als ein Viertel aller TV war
In der folgenden Tabelle ist die Entwicklung bei ausge-
unter 21 Jahre alt. Knapp die Hälfte der TV ist 30 Jahre und
wählten Körperverletzungsdelikten dargestellt. Hervorzuhe-
älter. Bei der KV SWP bietet sich ein völlig gegensätzliches
ben ist, dass die gefährliche und schwere Körperverletzung
Bild: Knapp die Hälfte der TV unter 21 Jahre und nur knapp
auf Straßen, Wegen oder Plätzen (im Folgenden mit KV SWP
ein Viertel war über 30 Jahre alt.
abgekürzt) um 371 (12,1 %) auf 3 427 Fälle anstieg und so-
Nach den deutlichen Rückgängen bis zum Jahr 2005
mit die höchste absolute und prozentuale Steigerung im De-
und der kurzzeitigen Steigerung der Fallzahlen im Jahr 2006
ging die Anzahl der registrierten Fälle von Vergewaltigungen
und besonders schweren sexuellen Nötigungen im Berichtsjahr um 84 (-30,1 %) auf 195 Taten zurück. Seit 1971
ist dies die niedrigste Fallzahl in diesem für Opfer sehr
belastenden Bereich. Es wurden 144 Fälle aufgeklärt, die
Aufklärungsquote betrug 73,8 % (2006: 76,7 %).
In den letzten Jahren stiegen die Aufklärungszahlen durch
den DNA-Beweis auf über 70 %.
Zusätzlich greifen Standards in der kriminalpolizeilichen
Sachbearbeitung von Sexualdelikten wie z. B. sofortige Er-
liktsbereich Körperverletzung aufweist. Die Aufklärungsquote
mittlungsübernahme, tatzeitnahe Tatortarbeit unter sofortiger
ist um 0,6 Prozentpunkte auf 67,8 % leicht gesunken.
Einbindung der Spurensicherungsdienststelle, Recherchen
Auch im Jahr 2007 wurden im Bezirk Hamburg-Mitte
nach weiteren möglichen Sexualstraftaten vor und nach
mit 7 687 Straftaten (36,5 % aller in Hamburg registrierten
Ermittlung eines Tatverdächtigen (Serienerkennung), DNA-
Körperverletzungen) mit weitem Abstand die meisten Fälle
Erfassung von Tatverdächtigen, Gefährderansprachen und
registriert. Mit 2 978 Fällen sind die Ortsteile 110, 111 und
andere präventive Maßnahmen im vordeliktischen Bereich.
112 (das Gebiet um die Reeperbahn) sehr stark belastete
Die Anzahl der insgesamt erfassten Rauschgiftdelikte
Örtlichkeiten. Bei einem Rückgang von 25 Fällen (-0,8 %)
sank im Vergleich zum Vorjahr um 1 191 (-9,9 %) auf 10 790
stagnieren die Fallzahlen auf hohem Niveau. Alkoholeinfluss
Fälle. Damit setzt sich der Trend sinkender Fallzahlen der
(bei 55,4 % der TV) und Taten aus zufälligen Begegnungen
letzten Jahre fort.
(in über 90 % der Fälle waren Opfer und TV nicht verwandt
Die Fallzahlen für die allgemeinen Verstöße gegen § 29
oder bekannt) kennzeichnen die im Gebiet der Reeperbahn
BtMG (so genannte Konsumentendelikte) gingen um 720
registrierten Delikte.
auf 8 589 Taten (-7,7 %) zurück, Fälle des illegalen Han-
Das Präventionskonzept (verstärkte Präsenz von Don-
POLIZEIBERICHT 2007
nerstagabend bis Sonntagmittag) und die Schwerpunktein-
16
dels und Schmuggels von BtM reduzierten sich erneut um
428 auf 2 027 Fälle (- 17,4 %).
sätze können Erklärungen für die hohen Fallzahlen im Gebiet
Der Rückgang der Fallzahlen spricht für die Nachhaltigkeit
um die Reeperbahn sein. Eine interne Aktenanalyse der KV
der polizeilichen Maßnahmen und eine weitere Beruhigung
SWP ergab, dass der Anteil der dort durch polizeiliche Prä-
der Drogenkriminalitätslage im öffentlichen Raum. Durch die
senz bekannt gewordenen Taten von 20,0 % im Jahr 2002
polizeiliche Strategie – Strafverfolgung vor Gefahrenabwehr
auf 42,0 % im Jahr 2006 angestiegen ist.
bei der Bekämpfung der öffentlich wahrnehmbaren Drogen-
Maßnahmen wie die polizeiliche Videoüberwachung der
kriminalität – werden negative Begleiterscheinungen der Dro-
Reeperbahn (seit 30. März 2006) und die Einführung des
genkriminalität weniger wahrgenommen und Drogendealer
Waffenverbotsgebietes für die Reeperbahn und die angren-
weichen dem polizeilichen Druck aus bzw. meiden zuneh-
zenden Straßenzüge (seit 12. Dezember 2007) unterstüt-
mend den öffentlichen Raum.
zen die konsequente Bekämpfung der Gewaltkriminalität in
diesem Gebiet.
Die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität bleibt weiterhin ein Schwerpunkt der Hamburger Polizei.❚
Polizeifahrzeuge
Im Wandel der Zeit
Katja Lettau, PÖA 2,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Thorsten Krumm, LPV 22,
Fuhrparkleiter Polizei Hamburg
plötzlich vor einem verschlossenen
ein Schlüssel passte, sonst hätte eine
Streifenwagen. Der Schlüssel steckte
Wagenbesatzung von der Fahrwache
im Zündschloss. Beim Ford Granada
den Ersatzschlüssel holen müssen.
kam das häufiger vor, weil man den
Ich glaube, das geht bei den heuti-
Türknopf runterdrücken konnte. Ganz
gen Fahrzeugen nicht mehr“, so ein
pfiffige Kollegen hatten herausgefun-
lebensälterer Polizeibeamter über eine
den, dass manchmal auch Schlüssel
Eigenheit des Streifenwagen vom Typ
von anderen Streifenwagen passten.
Ford Granada. Heute ist dies in der
In jener Nacht standen alle neun Strei-
Tat nicht mehr möglich. Die Funkstrei-
fenwagenbesatzungen,
insgesamt
fenwagen, fast ausschließlich Fahr-
also 18 Schutzpolizisten, um den
zeuge vom Typ Mercedes-Benz, sind
verschlossenen Wagen herum und
mit Funkfernbedienung ausgestattet.
jeder Fahrer probierte es mit seinem
D
ie Einsatzfahrzeuge beglei-
Schlüssel. Wir hatten Glück, genau
ten einen Polizisten während
In den 50er Jahren wurde erstmalig
seines gesamten Dienst-
lebens. Polizeifahrzeuge sind und waren über Jahrzehnte Teile des Straßenbildes Hamburgs. Sie erzählen
Geschichten.
Alarmauslösung
im
Die 50er Jahre
nach dem Krieg ein Fuhrpark für die
So sah einer der ersten Streifenwagen in
den Nachkriegsjahren aus. Radiostreifenwagen: Adenauer, Bj. 1953, 3 000 ccm,
115 PS, 155 km/h. Kein modernes Rundumlicht, lediglich ein kleines Blaulicht auf
dem Dach
Polizei Hamburg aufgebaut. In den
Kriegswirren waren viele Polizeifahrzeuge zerstört worden, beschlag-
Kaufhaus
„Horten“ in der Mönckebergstraße
im Frühjahr 1978. Sirenen heulen in
der Nacht. Neun Funkstreifenwagen
des Typs Ford Granada steuern auf
das Geschäftshaus zu. Hektik am
Einsatzort, schnelles Türenklappen.
Die Einsatzkräfte verteilen sich: Einige
nehmen die äußere Absperrung ein,
nach Einbrechern. Der Einsatz verlief
reibungslos nach Plan, doch dann
geschah etwas Unerwartetes.
„Als der Einsatz beendet war,
stand eine Streifenwagenbesatzung
POLIZEIBERICHT 2007
andere durchforsten das Gebäude
17
nahmt oder abhanden gekommen.
Lloyd. Später wurden sie abgelöst
Den Gesetzeshütern standen in der
von Volkswagen, Opel, Ford und Mer-
Zeit zwischen 1945 und 1950 daher
cedes. Es waren umgebaute Zivilfahr-
lediglich stark abgewirtschaftete Fahr-
zeuge, die seit 1946 auch mit einem
zeuge zur Verfügung – und wenn sie
Empfänger für die Funksprüche aus
Glück hatten, auch ein paar Liter Ben-
der Polizeieinsatzzentrale ausgerüstet
zin, um die Fahrzeuge zu betreiben.
waren. In den ersten Jahren hatten
Das Bildnis eines bunt zusammengewürfelten Kraftfahrzeugparks änderte
sich mit Beginn der Fünfziger.
Polizeieigene Werkstatt im Jahr 1969.
Repariert wird hier gerade ein MB 180
(Heckflosse), 2 000 ccm, 95 PS, 161 km/h
weise zu Missverständnissen führte
Mit der ansteigenden Motorisie-
und dazu, dass mehrere Fahrzeuge
denselben Einsatzort anfuhren. Spä-
eine zunehmende Regelung und
ter wurden die Wagen mit drei Poli-
Überwachung des Straßenverkehrs
zeibeamten besetzt; einer davon ar-
notwendig. Dies war ein Aspekt,
beitete ausschließlich als Funker. Ab
der für eine adäquatere Ausstattung
etwa 1949/1950 gab es eine wich-
der Polizisten mit Einsatzfahrzeugen
tige Neuerung für die Streifenwagen:
sprach. Ein weiterer war die Neu-
das Blaulicht. Das akustische Signal
organisation der Polizei in jener Zeit.
dazu lieferten eine riesige Klingel und
Die Zahl der Polizeiwachen war auf
eine Sirene, die beide auf die vordere
75 reduziert worden. Durch diese
Stoßstange aufmontiert waren.
Zentralisierung ergaben sich jedoch
Die Mannschaftswagen aus die-
auch längere Anfahrtswege. Um die
ser Zeit waren geprägt von wuchti-
nen, mussten Fahrzeuge her – die so
genannten Radiostreifenwagen.
Radiostreifenwagen gab es zu Beginn der 50er Jahre von den Marken
Adler, DKW, Adenauer und Hansa-
POLIZEIBERICHT 2007
die Einsätze zu bestätigen, was teil-
rung der Bevölkerung wurde auch
Einsatzorte zügig erreichen zu kön-
18
die Besatzungen keine Möglichkeit,
gen, massiven Fahrzeugen, vorrangig
Seltsam anmutendes Einsatzgerät:
Der Anhänger „Giraffe“. Eine mobile
Aussichtsplattform aus dem Jahr 1958
Ein Amphibienfahrzeug, im Polizeijargon
„SchwimmKw“ genannt. DKW Amphicar,
Bj. 1964, 1,2l, 4 Zylinder, 38 PS. Es wurde
nach der Flutkatastrophe von 1962 angeschafft und war bis 1971 im Einsatz
vom Typ Opel Blitz und Tempo Matador, mit denen Polizeieinheiten in
Gruppenstärke transportiert werden
konnten. Der Einstieg erfolgte über
die Hecktüren, an den Längsseiten
der Fahrzeuge waren einfache Holz-
DM. Kurze Zeit später hielt der Ford
noch viele Jahre später gern für Po-
bänke zum Sitzen montiert.
17M (Spitzname „Badewanne“) Ein-
lizeishows genutzt wurde. Die Polizei-
zug in den Polizeifuhrpark. Der 4-Zy-
motorräder mit 26 PS schafften eine
Die 60er Jahre
lindermotor erbrachte eine Leistung
Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h
Bis 1962 war die Anzahl der Funk-
von 65 PS und beschleunigte den
und ab 1966 erfolgte die Ausstattung
streifenwagen, wie sie nunmehr hie-
Wagen auf 100 km/h in 20 Sekun-
aller Krafträder mit Sprechfunk.
ßen, auf mehr als 120 angestiegen.
den.
In den 60er Jahren kam das
Mehrere kleine Polizeiwachen waren
Von der Firma Mercedes wurden
„Grünweiß“ auf die Autos. Neben der
in der Zwischenzeit zu „Großraumwa-
insbesondere die Modellreihen 200er
neuen Lackierung kamen auch die
chen“ zusammengelegt worden. Es
Diesel und 220er eingesetzt. Zu
großen Lettern „POLIZEI“ auf die Fahr-
gab anschließend 58 Polizeireviere,
deren Sonderausstattung gehörten
zeuge. Ältere Polizeifahrzeuge wiesen
7 Sonderwachen und 39 Polizeipos-
unter anderem eine verstärkte Kupp-
lediglich einen Polizeistern an den vor-
ten.
lung, eine größere Batterie und eine
deren Seitentüren auf.
Die Polizei nutzte in dieser Zeit
stärkere Lichtmaschine. Die 220er
vorwiegend Fahrzeuge von den Her-
Modelle verfügten bereits über Servo-
streifenwagen
stellern Ford und Mercedes. Der Ford
lenkung und Automatikgetriebe.
Diese
Im Jahr 1966 erhielten alle Funkeine
Dachnummer.
übergroßen
Kennnummern
Taunus mit der „Weltkugel“ im Küh-
Nicht unerwähnt bleiben darf an
waren erforderlich, damit die neu
lergrill bot einen leistungsstarken 1,7
dieser Stelle das wichtigste Einsatz-
gegründete Hubschrauberstaffel die
Liter Motor mit 60 PS. Auf Wunsch
mittel der Motorradstaffel: Die BMW
Einsatzfahrzeuge aus der Luft anspre-
konnte dieser bereits mit „Overdrive“
R 60 war ein beliebtes Kraftrad, das
chen und zuordnen konnte.
sowie automatischer Kupplung ausstreifenwagen kostete damals 6 650
Dieser VW Bus T2 (Bj. 1972, 1 600 ccm,
50 PS, 98 km/h) wurde vom Verkehrsunfalldienst eingesetzt
bestimmte Streifenwagen der Verkehrspolizei neben dem normalen
Blaulicht ein Steckblaulicht. Dieses
konnte auf bis zu drei Meter ausgefahren werden und für die weit sichtbare Warnung von Verkehrsteilnehmern genutzt werden.
Exot im Polizeifuhrpark war in dieser Zeit das DKW Amphicar. Während
der großen Flutkatastrophe von 1962
waren mehrere Stadtteile nur noch
aus der Luft oder mit Booten erreichbar. Das Amphibienfahrzeug war auf
der Straße und im Wasser gleichermaßen einsatzfähig. Hohe Reparaturanfälligkeit und Probleme bei hohem
Wellengang auf dem Wasser führten
jedoch bald zur Ausmusterung dieses Modells.
Die 70er Jahre
Die Siebziger begannen für die
Funkstreifenwagen mit einem neuen
Blaulicht. Bisher waren Blaulicht und
Martinshorn
getrennt
voneinander
POLIZEIBERICHT 2007
gestattet werden. Ein solcher Funk-
Ende der 60er Jahre gab es für
19
montiert gewesen. Nun gab es eine
Neben BMW 520i und Ford Gra-
fenwagens. Später kamen VW San-
Kombination von beidem, die aufs
nada wurden außerdem VW Käfer,
tana und VW Passat hinzu, die sich
Dach geschraubt wurde: die RTK 1
VW Golf, VW Passat, Opel Kadett,
jedoch ebenfalls als wenig tauglich für
(Rundumlicht-Tonfolgekombination).
Ford Escort und Ford Taunus als Zivil-
den Polizeidienst erwiesen – sowohl
und Funkstreifenwagen in den Fuhr-
in technischer als auch funktioneller
park integriert.
Hinsicht.
den Ford Granada abgelöst wurde.
Die 80er Jahre
ter den Automobilherstellern förderte
Dieses Modell war sehr beliebt, viele
Mitte der Achtziger Jahre sah sich
neue Einsatztalente zu Tage. Der Ford
Polizeibeamte schwärmen noch heute
die Polizei vor Probleme im Hinblick
Scorpio, der Opel Rekord und Opel
von diesem Fahrzeug. „Es war kom-
auf den Streifenwagennachwuchs
Omega wurden von den Beamten
modig.“, erzählte mir ein Beamter. Auf
gestellt. Der BMW 520i war aus dem
für gut befunden. Sie waren, wie ihre
Nachfrage, was er damit meine, er-
Fuhrpark ausgeschieden, da sich die
Vorgänger, grün-weiß lackiert, erhiel-
klärte er: „Der Granada war bequem
Polizei im Funkstreifenbereich für den
ten aber bereits die RTK 4. Das neue
und man hatte ein großes Rauman-
Einsatz
automatikbetriebenen
Blaulicht bot den Vorteil, dass nun
gebot, was besonders vorteilhaft war,
Fahrzeugen entschieden hatte und
Anhalte- oder Folgesignale nach vorn
wenn Festgenommene transportiert
die Umrüstung zu kostspielig wurde.
und hinten für die Verkehrsteilnehmer
werden mussten. Und er war für den
Etwa zeitgleich stellte Ford die Pro-
ausgegeben werden konnten.
damaligen Zeitpunkt auf einem sehr
duktion des Granada ein. Eine Test-
Die Motorradstaffel erhielt neue
hohen technischen Stand.“
Als Funkstreifenwagen erhielt der
Ford Consul Einzug, der wegen großer Reparaturanfälligkeit bald durch
Eine erneute Ausschreibung un-
von
phase mit Fahrzeugen vom Typ Ford
Zweiräder von BMW. Es handelte
Auf technisch sehr hohem Stand
Sierra, Opel Ascona, BMW 518i und
sich um die Typen R 45 (27 PS), R
befand sich auch der BMW 520i.
VW Jetta brachte unbefriedigende
65 (50 PS) und R80 RT (50 PS). Sie
Er bewährte sich von Anfang an als
Ergebnisse. Für den täglichen Einsatz
wurden entsprechend ihrer Verwen-
Polizeifahrzeug. Er bot modernste
boten die Fahrzeuge zu wenig Platz
dung speziell ausgerüstet. So gab
Automobiltechnologie, die im tägli-
im Innenraum und zeigten teilweise
es Maschinen mit unterschiedlicher
chen Einsatzgeschehen den Fahrer
erhebliche Mängel. Der Ford Sierra
Leistungsstärke, mit oder ohne Ver-
entlastete. Disziplinierter Energiever-
schaffte zumindest für kurze Zeit die
kleidung und mit Einzel- oder Dop-
brauch und beeindruckende Leis-
Aufnahme in den Rang des Funkstrei-
pelsitzbank. In den Außenrevieren,
tungsentfaltung dank elektronischer
wie zum Beispiel Bergedorf, wurden
Benzineinspritzung
sogar
zeichneten
ihn
aus. Die Höchstgeschwindigkeit des
Fahrzeugs lag bei 174 km/h.
Bild unten: Radarwagen aus dem Jahr
1996: Ein VW Passat III Kombi (1600 ccm
und 72 PS)
geländegängige
Fahrzeuge
eingesetzt.
Die 90er Jahre
Ab 1992 gab es die grüne „Bauchbinde“. Funkstreifenwagen wurden
ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zweifarbig lackiert, sondern erhielten kostengünstigere Klebefolie, die einmal
rundherum um das Fahrzeug verklebt
wurde.
POLIZEIBERICHT 2007
In den Außenposten im Hambur-
20
ger Stadtgebiet fuhren VW Polo und
Opel Astra Caravan als Polizeifahrzeuge durch die Straßen. Ab 1995
wurden zusätzlich Ford Mondeo und
Opel Vectra angeschafft.
Im Hinblick auf die Polizeimotor-
2003), Radioausstattung (ab 2004),
Sondersignalanlage ist aufgrund der
räder blieb die Polizei bei der Marke
Dieselmotor mit Rußfiltertechnik (ab
Lärmemission in den Motorraum ver-
BMW. Im Jahre 1990 wurden zehn
2004) sowie teilweise Antischlupfre-
baut.
der neu entwickelten BMW K 75 RT
gelung (ab 2001) und elektronischem
eingekauft. Sie verfügten über einen
Fahrstabilitäts-Programm/ESP
(ab
stehens von Harley-Davidson wurden
wassergekühlten
Anlässlich des 100-jährigen Be-
Drei-Zylinder-Rei-
2004). Ergänzt wird die moderne
der Polizei Hamburg 20 Electra-Glide
henmotor sowie 75 Pferdestärken
blau-silberne Flotte durch die Modelle
für ein Jahr zu Testzwecken zur Ver-
und erreichten eine Höchstgeschwin-
VW Sharan und Touran.
fügung gestellt. Die hieraus gewon-
digkeit von 185 km/h. Ein Antiblockier-
Die Umstellung von weiß-grün auf
nenen positiven Innovationen, wie
system sorgte für sicheres Bremsen
silber-blau erfolgte im Jahr 2003. Die
ein Blaulicht am Teleskopmast und
auf rutschigen Straßen.
Freie und Hansestadt Hamburg war
Stauraumverwirklichung, wurden in
Ende der Neunziger Jahre waren
das erste Bundesland, welches sich
der Ausschreibung Funkkrad berück-
insgesamt 45 Polizeimotorräder im
für das neue Polizeiblau (RAL 5017/
sichtigt und umgesetzt.
Einsatz. Darunter befanden sich auch
Verkehrsblau) entschied.
Mitte 2006 wurden alle Funkkräder
fünf zivile Maschinen, die zur beson-
Im zivilen Bereich gibt es eine gro-
(BMW K 75 RT) durch neue BMW R
deren Einsatzbewältigung bei Krimi-
ße Bandbreite an Fahrzeugtypen und
1200 RT ersetzt. Ein dazu bei Eis und
nal- oder Spezialdienststellen einge-
-modellen, um bei verdeckten Fahr-
Schnee durchgeführter Fahrzeugtest
setzt wurden.
ten und Operationen nicht als „Polizei-
im Januar 2006 führte letztendlich zur
fahrzeug“ erkannt zu werden.
Beschaffungsentscheidung. Getestet
Als Gruppenwagen dienen MB
wurde auch die Yamaha FJR 1300.
Der Fuhrpark wandelte sich erheb-
Sprinter, die seit 2006 sukzessi-
Es ist festzustellen, dass bedingt
lich. Es gab eine Rückbesinnung auf
ve durch MB Sprinter der neuesten
durch die Mitarbeiterbeteiligung, Ein-
Fahrzeuge vom Typ Mercedes und
Generation ausgetauscht werden.
bindung von Personalrat und Arbeits-
BMW. Im Jahre 2004 und 2005 wur-
Bei diesen Neufahrzeugen wurde
sicherheit sowie der persönlichen
den 44 Exemplare vom BMW 320
der größte Wert auf ein großzügiges
Weiterbildung und dem „sensiblen
angeschafft. Seit dem Jahr 2001 ist
Platzangebot, besonders für die Ein-
Ohr an der Wirtschaft“ das Höchst-
es vorwiegend die E-Klasse von Mer-
satzmittel, gelegt. Die Fahrzeuge sind
mögliche an Sicherheit, Innovation,
cedes, mit der Mercedes nach lan-
klimatisiert, mit Standheizung aus-
Zufriedenheit und Beherrschbarkeit
gen Jahren wieder die Polizei Ham-
gestattet und haben einen flachen
in die Neufahrzeuge gelegt werden
burg mit Fahrzeugen belieferte. Die
Blaulichtdachbalken. Die akustische
konnte. Dieses Ziel wird weiter ver-
Fahrzeuge zeichnen sich aus durch
ein großes Platzangebot, Klimaanlage, RTK 6 mit Xenonblitzstäben (ab
folgt, damit die Polizeifahrzeuge auch
Mercedes Benz E-Klasse, Bj. 2005 mit
120 PS
künftig einem höchstmöglichen, technischen Niveau entsprechen.❚
POLIZEIBERICHT 2007
Die Entwicklung ab 2000
21
Mord verjährt nicht!
Mord an einer peruanischen Prostituierten nach
22 Jahren aufgeklärt
Thorsten Helbing, LKA 15,
Mordkommission
so liegen diese auch heute noch in
zudem ein Treffen zur mutmaßlichen
den Lagern von Polizei oder Staats-
Tatzeit mit einem spanisch sprechen-
anwaltschaft. Regelmäßig werden sie
den Deutschen erwähnt. Obwohl
mit immer neuen kriminaltechnischen
viele zunächst Erfolg versprechende
Mitteln untersucht, um so möglichst
Ansätze vorlagen, konnte der Täter
viele Täter noch ihrer gerechten Strafe
nicht ermittelt werden. Zu groß und
zuführen zu können.
unbestimmbar war der Personenkreis
POLIZEIBERICHT 2007
„Wir kriegen sie alle!“
22
möglicher Verdächtiger. Zu gering wa-
Mit dieser ehrgeizigen Ansage moti-
Aber bringt so ein immenser
ren die mit damaligen Methoden fest-
vieren sich Kriminalisten bundesweit
Aufwand überhaupt zählbare
gestellten individuellen Merkmale der
bei ihrem Kampf gegen das Verbre-
Erfolge?
Spuren, als dass sie einer bestimm-
chen. Statistisch gesehen werden
Ende November 1985. Ein frostiger
ten Person zugeordnet werden konn-
in der Hansestadt jährlich neun von
Tag mit leichtem Schneefall in der
ten. Der Fall kam „zu den Akten“.
zehn Tötungsdelikten aufgeklärt.
Hansestadt. Die Beamten der Ham-
Über zwei Jahrzehnte ergaben
burger Mordkommission wurden am
sich keine neuen Ermittlungsansätze,
Was aber unternimmt man in
frühen Abend zu einem Tatort gerufen.
doch nach 21 Jahren wendete sich
Hamburg, um „sie“ (fast) alle zu
Dort bot sich ihnen ein furchtbarer An-
das Blatt:
„kriegen“?
blick: Eine 36 Jahre alte peruanische
Routinemäßig ließen die Ermitt-
Der zentrale Ansatz ist, dem Verbre-
Prostituierte lag tot in ihrer Modellwoh-
ler des LKA 41 das Spurenmaterial
chen qualifizierte und professionell
nung in Hamburg-Rotherbaum. Die
durch die Wissenschaftler im LKA
ausgestattete Ermittler entgegen zu
blutüberströmte Leiche wies zahlrei-
35, dem Fachbereich für forensische
stellen. Bei der Bekämpfung von Tö-
che
auf.
DNA-Analytik in der Abteilung Krimi-
tungsverbrechen sind das in Ham-
Die Ermittler sicherten am Tatort unter
naltechnik im LKA Hamburg, erneut
burg 30 Kriminalbeamte in sechs
anderem Blut- und Spermaspuren.
untersuchen. Hierbei gelang der ent-
Mordbereitschaften der Mordkom-
Auch konnte die Tatzeit ziemlich ge-
scheidende Durchbruch!
mission im Landeskriminalamt (LKA)
nau auf einen Zeitraum von etwa zwei
Endlich konnte mittels neuester
41. Sie haben es seit dem Jahr 2000
Stunden, und zwar drei Tage vor dem
Geräte und Untersuchungsmetho-
mit durchschnittlich etwa 80 Fällen
Auffindetag der Toten, eingegrenzt
den aus dem bei früheren Untersu-
pro Jahr zu tun. Aber nicht nur ak-
werden. Durch weitere intensive Er-
chungen noch zu geringem Spuren-
tuelle Tötungsverbrechen beschäfti-
mittlungen und Untersuchungen ge-
material ein komplettes DNA-Muster
gen die Kriminalisten: Totschlag ver-
langten die Ermittler zu dem Schluss:
gewonnen werden. Mit diesem gene-
jährt erst nach 20 Jahren, Mord nie!
Der Täter kannte sein Opfer, war
tischen Fingerabdruck hielten die Er-
Daher wird ein großes Gewicht auf
höchstwahrscheinlich ein Stammkun-
mittler nun eine entscheidende Spur
die Aufklärung ungelöster Fälle aus
de, der dem Opfer mehrfach 300 DM
in den Händen. Die Ermittlungen liefen
der Vergangenheit gelegt. Konnten
für seine Liebesdienste gezahlt hatte.
sofort auf Hochtouren. Nach erneuter
die Ermittler damals Spuren sichern,
Zeugen gegenüber hatte das Opfer
Auswertung von Berichten und Fotos
Messerstichverletzungen
konnte diese Spuren am Tatort hin-
Foto des Opfers und Ermittlungshilfe –
grafische Personenübersicht im vorliegenden Mordfall
Profil des Täters überein. Er hatte das
Opfer diverse Male als Freier besucht
terlassen haben! Anhand bisheriger
und jeweils 300 DM für die Liebes-
Ergebnisse erstellten die Ermittler nun
dienste der Frau gezahlt. Ein eher
eine Übersicht eines Kreises von Per-
unüblicher Lohn, denn das Opfer ver-
sonen, die als mögliche Tatverdächti-
langte gewöhnlich 100 bis maximal
ge in Frage kamen. Gleichzeitig erhielt
200 DM. Er ist Deutscher, war jedoch
das LKA 211, Sachgebiet für ope-
zur Tatzeit mit einer spanisch spre-
rative Fallanalyse im LKA Hamburg,
chenden Frau verheiratet, weshalb
den Auftrag zur Durchführung einer
auch er die Sprache gut beherrsch-
Fallanalyse. Zielrichtung war hierbei,
anhand einer Tatrekonstruktion unter
verschiedenen
Moderner Arbeitsplatz im Fachbereich
DNA-Analytik des LKA Hamburg
te. In seiner Vernehmung im Jahre
1985 hatte der Mann eingeräumt,
wissenschaftlichen
das Opfer zu kennen. Seinen letzten
Gesichtspunkten weitere Ermittlungs-
Kontakt zum Opfer datierte er jedoch
ansätze, insbesondere im Hinblick auf
auf einen Zeitpunkt, der mehrere Wo-
die Persönlichkeit des Täters und den
chen vor der Tat lag. Alibizeugen hatte
Ablauf der Tat, zu erarbeiten. Das Er-
der heute Sechzigjährige damals nicht
gebnis der Fallanalyse bestätigte die
benennen können. Nach Erkenntnis-
Ermittler des LKA 41 entscheidend
sen der Ermittler hatte der Mann etwa
in einem Verdacht, der sich ihnen bei
zwei Jahre nach der Tat Hamburg mit
der erneuten Aufarbeitung des Falles
Ziel Mittelamerika verlassen. Dort ver-
aufgedrängt hatte: Ein zur Tatzeit 38
lor sich seine Spur zunächst. Letztlich
Jahre alter Mann stimmte auffällig mit
konnte sein Aufenthaltsort anhand
dem von den Ermittlern erarbeiteten
amtlicher Unterlagen jedoch ermittelt
POLIZEIBERICHT 2007
aus der Akte stand fest: Nur der Täter
23
grausam, ausgeführt, so hätte er einen Mord begangen. Seine Tat verjährt nicht. Fehlt es aber an derartigen
Merkmalen der Tat, so läge lediglich
ein Totschlag vor, welcher nach 20
Jahren verjährt wäre. Im vorliegenden
Fall würde der Täter somit straffrei
ausgehen.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass nicht nur die Ermittlung
und Ergreifung eines Täters zu den
Aufgaben der Polizei gehören. Auch
die genaue Aufklärung von Tatumständen und -hintergründen sind von
elementarer Bedeutung. Nach der
im vorliegenden Fall durchgeführten
Tatrekonstruktion hatte sich die Tat im
Wesentlichen folgendermaßen zugetragen: Der Täter suchte als Freier sein
der Prostitution nachgehendes Opfer
in deren Modellwohnung auf. Nach
werden. Er hatte sich nach einem
mehrjährigen
Auslandsaufenthalt
Anzahl und Lage der bei der Obduktion
des Opfers festgestellten Stichverletzungen
POLIZEIBERICHT 2007
Geschlechts-
verkehr lag das Opfer auf dem Bett
nach Deutschland zurück begeben
und hatte dem Täter den Rücken
und unweit seines Geburtsortes in
zugewandt. In dieser Situation stach
der Nähe von Coburg niedergelas-
jedoch tief in Widersprüche, welche
der Täter plötzlich auf sein Opfer ein
sen. In dritter Ehe verheiratet, führte
den Tatverdacht weiter erhärteten.
und verletzte es zunächst schwer am
er dort ein unauffälliges Leben. Krimi-
Nach weiteren Stunden erhielten die
Rücken. Dem sich umdrehenden
nalpolizeilich ist er nie in Erscheinung
Ermittler schließlich das lang ersehnte
Opfer fügte der Täter sodann weitere
getreten. Mit einer Anordnung zur Ab-
Ergebnis der Speichelprobenunter-
Messerstiche in Brust, Bauch, Armen
nahme und Untersuchung einer Spei-
suchung: Die DNA-Muster des Ver-
und Händen zu. Das Opfer verblute-
chelprobe des nunmehr Tatverdäch-
dächtigen und der mutmaßlichen Tä-
te. Der Täter hatte also die Arg- und
tigen im Gepäck reisten die Ermittler
terspuren waren identisch! Der Täter
Wehrlosigkeit seines ihm den Rücken
des LKA 41 im Januar 2007 nach
wurde überführt! Ein Haftbefehl wurde
zukehrenden Opfers bewusst aus-
Coburg. Früh morgens suchten die
erlassen. Der Mann kam nach Ham-
genutzt und somit nach rechtlicher
Kriminabeamten den Mann an sei-
burg in das Untersuchungsgefängnis
Definition heimtückisch getötet. Wer
nem Wohnort auf und eröffneten ihm
und sah seinem Prozess entgegen.
in Heimtücke einen Menschen tötet,
die Verdachtslage. In seiner Verneh-
24
einvernehmlichem
handelt als Mörder.
mung leugnete der Verdächtige zu-
Totschlag oder Mord?
nächst, zur Tatzeit am Tatort gewesen
Der entscheidende Punkt im vorlie-
in seinem Urteil vom 26. Juli 2007
zu sein. Nachdem ihm die Spuren-
genden Fall war die strafrechtliche
dieser Argumentation und verurteilte
und Beweislage ausführlich dargelegt
Würdigung der Tat. Hatte der Täter
den Täter im vorliegenden Fall wegen
wurde, räumte er schließlich ein, zur
die Tat unter besonders verwerflichen
Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 7
Tatzeit doch am Tatort gewesen zu
Motiven oder unter gefährlichen Um-
Jahren und 6 Monaten. Der Bundes-
sein, die Tat jedoch nicht begangen
ständen, wie zum Beispiel aus Mord-
gerichtshof hat das Urteil inzwischen
zu haben. Er verwickelte sich hierbei
lust oder Habgier oder besonders
bestätigt.❚
Das Landgericht Hamburg folgte
Die Polizei Hamburg
als Softwareentwickler!
Hamburger EDV-Systeme für Brandenburgs
Polizisten
S
nebenbei auch Softwareschmiede
kooperation zur Pflege und Fortent-
für hochwertige und moderne EDV-
wicklung von polizeilicher Software.
Anwendungen geworden. Hierfür hat
Es liegt auf der Hand, dass es viel
sie jährlich fast 1,5 Millionen Euro zur
günstiger ist, Software gemeinsam
Verfügung, die alle an der Koopera-
zu entwickeln und zu nutzen. Alle
tion beteiligten Länder nach einem
Beteiligten sparen dabei viel Zeit und
festen Finanzschlüssel aufbringen.
Geld.
Jeder zahlt anteilig, alle erhalten die
eit 1999 nutzen alle Ham-
ComVor blieb natürlich nicht die
burger Polizisten zum Schrei-
einzige von beiden Polizeien genutz-
ben von Anzeigen und Be-
te EDV-Anwendung. Das Auskunfts-
Hessen und Hamburg sollten nicht
richten das durch die Hamburger
und Recherchesystem POLAS, die
allein bleiben. 2003 kam als drittes
Polizei gemeinsam mit Microsoft ent-
Onlinewache (u. a. Anzeigenerstat-
Partnerland Baden-Württemberg hin-
wickelte Computerprogramm Com-
tung per Internet), der digitale Erken-
zu. Die Polizei dieses Landes suchte
Vor (computergestützte Vorgangs-
nungsdienst (EDDI), die Ermittlungs-
nach einem neuen Produkt, um das
bearbeitung). Heute ist ComVor aus
software CRIME (Criminal Research
in die Jahre gekommene eigene Sys-
der täglichen polizeilichen Arbeit nicht
Investigation Management Software)
tem zur Vorgangsbearbeitung abzulö-
mehr wegzudenken.
und viele weitere Produkte sind mitt-
sen. Und die Wahl fiel auf ComVor.
Auch andere Polizeien erkannten
lerweile dazugekommen.
kompletten Softwareprodukte – ein
gutes Geschäft für die Beteiligten!
Alle Beteiligten gingen wieder voller
schon sehr früh die Vorteile dieser An-
Beide Länder finanzierten die Pro-
Zuversicht ans Werk, um ComVor in
wendung. Die hessische Polizei war
dukte gemeinsam und teilten die Ent-
der gesamten Polizei Baden-Würt-
im Jahre 2000 auf der Suche nach
wicklungsarbeit auf. Während Hes-
tembergs einzuführen. Diese Aufgabe
einem geeigneten Produkt für ihre Be-
sen das Auskunftssystem POLAS
war aber noch schwieriger als zuvor in
amten gewesen. Sie entschied sich,
und alle damit verbundenen Anwen-
Hessen. In Baden-Württemberg gab
statt für viel Geld ein eigenes Pro-
dungen betreut, bleibt Hamburg der
es keine einheitliche EDV-Infrastruktur.
gramm zu entwickeln, für die Über-
verantwortliche Entwicklungsstandort
Dieses bedeutete eine nahezu unlös-
nahme des Hamburger Systems. Im
für ComVor. Diese Aufteilung ist bis
bare Aufgabe für die Einführung eines
September 2002 konnte dann – nach
heute erhalten geblieben.
landesweiten Computersystems. Zu-
einem Jahr intensiver Vorbereitungen
Eine kleine Mannschaft aus er-
dem gab es besondere fachliche An-
und enger Zusammenarbeit zwischen
fahrenen Polizeipraktikern und kom-
forderungen, die mit den derzeitigen
Hessen und Hamburg – ComVor in
petenten Softwareentwicklern sorgt
Systemen nicht umsetzbar waren.
Hessen eingeführt werden. Dort ist es
in Hamburg seit vielen Jahren dafür,
Trotz dieser im ersten Moment
bis heute im Einsatz, mit großer Ak-
dass das Produkt ComVor stets an
kaum lösbaren Aufgabe waren alle
zeptanz bei den Polizisten.
die wachsenden Bedarfe der Polizei-
Partnerländer von den Vorteilen dieser
Diese Zusammenarbeit war rück-
en angepasst und fortentwickelt wird.
Kooperation überzeugt. Und wo ein
blickend betrachtet die Keimzelle für
Somit ist die Polizei Hamburg ganz
Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn die
POLIZEIBERICHT 2007
Robert Golz, IuK 230,
ComVor
eine in dieser Form einmalige Polizei-
25
Einführung eines Systems im Ganzen
nicht funktioniert, muss ein Stufenplan
her. Der erste Erfolg zeigte sich in
der Polizeidirektion Schwäbisch-Hall.
Unterstützt durch die dortige Polizeiführung gelang die Einführung von
ComVor zum 1. März 2006. Endlich
konnten die ersten Polizisten BadenWürttembergs mit ComVor arbeiten.
Es hat dann noch genau ein Jahr
gedauert, bis mit der Polizeidirektion
Waiblingen der zweite Meilenstein für
Baden-Württemberg erreicht wurde.
Heute arbeiten in Baden-Württemberg
bereits mehr als 10 000 Polizisten mit
ComVor. Die schrittweise Einführung
wird bis 2009 konsequent fortgeführt,
so dass am Ende alle ca. 30 000 Polizisten Baden-Württembergs ComVor
nutzen können.
Die erfolgreiche Kooperation der
drei Länderpolizeien blieb nicht unbeachtet. Im Jahre 2005 interessierte
sich wieder ein potenzieller Partner
für ComVor. Diesmal war es die Polizei Brandenburg, die auf der Suche
neuen Partner Brandenburg mit einer
bearbeitungssystem für ihre nahezu
speziell für seine Bedürfnisse zuge-
8 000 Polizisten war.
schnittenen ComVor-Version best-
sich die unterschiedlichen Syste-
POLIZEIBERICHT 2007
Also galt es in diesem Falle, den
nach einem geeigneten Vorgangs-
Die Brandenburger Polizei hatte
26
Vorführung der neuen ComVor-Version
Planung sowie motivierten und kom-
möglich zu unterstützen. Die Betei-
petenten Mitarbeitern gelingen.
ligten in Brandenburg und Hamburg
me vieler Polizeien angeschaut und
Darüber hinaus ist nicht allein der
fanden rasch zueinander. Die Polizei
sorgfältig miteinander verglichen. Und
Wille und die Kompetenz aller Betei-
Brandenburg stellte ein kompetentes
wieder fiel die Entscheidung für das
ligten entscheidend. Es kommt auch
Projektteam für die Einführung von
Hamburger Produkt aus. Nun war es
darauf an, dass die Projektteams
ComVor auf.
im Wesentlichen die Aufgabe Ham-
partnerschaftlich und vertrauensvoll
Zwischen Hamburg und Branden-
burgs, die Einführung in Brandenburg
zusammenarbeiten. Es ist im Bereich
burg setzte ein intensiver Reisever-
gemeinsam mit dem neuen Partner
der Softwareentwicklung nicht mög-
kehr ein. In unzähligen Workshops,
zu planen und durchzuführen.
lich, alle Wünsche und Forderungen
Besprechungen und Hospitationen
Trotz der schon vorliegenden Er-
aller Partner zu erfüllen. Gemeinsa-
wuchsen die Beteiligten aus Bran-
fahrungen in insgesamt drei Bundes-
me Softwareentwicklung und -nut-
denburg und Hamburg, aber auch
ländern ist so eine große Aufgabe
zung bedeutet ständige Suche nach
den anderen ComVor-Partnerländern
niemals eine Routineangelegenheit.
Kompromissen. Dieses heißt auch
Baden-Württemberg und Hessen zu
Die Einführung eines komplexen EDV-
zugunsten eines Partners auf die Um-
einer festen Gemeinschaft zusam-
Systems in einem ganzen Bundes-
setzung eigener Anforderungen zu
men.
land kann nur mit einer sehr genauen
verzichten.
Über ein Jahr intensiver Planung
November 2007 um 06:00 Uhr in
Vertreter der IT-Kooperation vor dem
Schloss Cecilienhof in Potsdam vor der
ComVor-Inbetriebnahme in Brandenburg
der landesweiten Inbetriebnahme von
die kommenden Jahre permanente
Anpassung und Fortentwicklung der
gemeinsamen Produkte.
ComVor: Mit einem Knopfdruck wur-
Die Polizeien der Länder Hessen,
de ComVor für alle 8 000 Polizisten in
Baden-Württemberg,
Brandenburg freigeschaltet. Schon
Brandenburg
und Hamburg streben an, ihre erfolg-
wenige Minuten später wurden die
einzigen Ausfall und war für die Po-
reiche Kooperation noch viele Jahre
ersten Anzeigen in ComVor ge-
lizeibeamten landesweit jederzeit am
fortzuführen. Davon profitieren nicht
schrieben, alles funktionierte nahezu
Netz verfügbar, …“
nur die Polizisten in vier Bundeslän-
störungsfrei. Sechs Wochen später
Alle
Beteiligten
sind
glücklich
dern, die stets die modernsten Soft-
waren bereits 43 000 Vorgänge mit
über diesen Erfolg. Es bleibt aber
wareprodukte zur Verfügung haben.
ComVor gefertigt, und in einer Pres-
keine Zeit, sich darauf auszuruhen.
Auch der wirtschaftliche Erfolg ist be-
seerklärung Brandenburgs konnte
Die Softwareentwicklung der Polizei
achtlich, da sich die vier Partner die
eine positive Zwischenbilanz gezogen
Hamburg ist nun für vier Bundeslän-
Entwicklungskosten teilen.
werden:
der verantwortlich. ComVor steht in
Jedes Partnerland spart im Lau-
„14.12.2007 Bilderbuchstart –
diesen Polizeien mittlerweile im Zen-
fe der Jahre durch den Verzicht auf
Tempomacher ComVor jederzeit sta-
trum von komplexen IT-Strukturen.
eigene Entwicklungen viele Millionen
bil am Netz der Landespolizei
Allein in Hamburg tauscht ComVor
Euro und trägt damit nicht unerheblich
Das Mitte November dieses Jah-
über 22 automatisierte Schnittstellen
zur Entlastung der jeweiligen Länder-
res eingeführte neue computerge-
Daten mit anderen EDV-Systemen
haushalte bei.
stützte Vorgangsbearbeitungssystem
aus, z. B. mit dem Auskunftssystem
Moderne Computerprogramme für
ComVor der Polizei Brandenburgs hat
POLAS sowie einem Computer-
die Polizei bei gleichzeitig hoher Wirt-
einen Bilderbuchstart hingelegt. Das
programm der Staatsanwaltschaft.
schaftlichkeit – dieses bleibt unser Ziel
neue System hatte bisher nicht einen
Diese Komplexität bedeutet auch für
auch für die kommenden Jahre! ❚
POLIZEIBERICHT 2007
und Vorbereitung mündete am 1.
27
„Handeln gegen Jugendgewalt“
Ein überbehördliches Projekt zur Bekämpfung
der Jugendgewalt
Oliver Schönfeld, PSt 32,
Präsidialstab
S
o oder ähnlich lesen und
Leistungserschleichungen
hören wir in den Medien
„Schwarzfahren“). Die Begehung sol-
von Gewalttaten Jugend-
cher Straftaten hört zumeist von allein
licher und Heranwachsender, die
(sog.
wieder auf.
POLIZEIBERICHT 2007
diese häufig in Gruppen und teil-
28
„Bilanz eines Wochenendes in
weise unter Verwendung von Waffen
Was ist zu tun?
Hamburg: Bei einer Serie von
begehen. Seit Jahren ist ein bundes-
Vor dem Hintergrund der steigenden
Körperverletzungen sind in Ham-
weiter Trend festzustellen, der Grund
Anzahl von Körperverletzungsdelikten
burg 13 Personen zum Teil le-
zur Besorgnis gibt. Die Anzahl der
lud der damalige Hamburger Innen-
bensgefährlich verletzt worden.
leichten, gefährlichen und schweren
senator Udo Nagel im Januar 2007 in
Der jüngste Täter einer Messer-
Körperverletzungsdelikte ist kontinu-
Hamburg zu einer länderübergreifen-
stecherei ist erst 14 Jahre alt.“
ierlich angestiegen. Dieser Anstieg
den Fachkonferenz „Handeln gegen
gibt Anlass zum Handeln, da die
Jugendgewalt“ ein, an der Jugend-
Zahl der Taten bereits ein hohes Ni-
experten der Länder und des Bun-
veau erreicht hat und jede Gewalt-
des sowie Vertreter von Hamburger
tat ein oder mehrere Opfer nach
Fachbehörden teilnahmen. Auf dieser
sich zieht, deren Gesundheit zum
Fachkonferenz wurden Maßnahmen
Teil erheblich beeinträchtigt wird.
zur Bekämpfung der Jugendgewalt-
Zudem gilt es, durch frühzeitiges
kriminalität diskutiert. Die für Hamburg
Erkennen und entschlossenes Ein-
geeigneten Maßnahmen wurden in
schreiten kriminelle und gewalttätige
dem behördenübergreifenden Pro-
„Karrieren“ zu verhindern. Vor die-
jekt „Handeln gegen Jugendgewalt“
sem Hintergrund ist es ständige Auf-
aufgegriffen. Ziel des Projektes ist
gabe aller gesellschaftlichen Akteu-
es, ein System von aufeinander ab-
re, weitere Maßnahmen zur Redu-
gestimmten Maßnahmen zu schaf-
zierung der Gewalt unter jungen
fen, die von der Früherkennung von
Menschen zu entwickelt.
Auffälligkeiten im Kindesalter bis zur
Klar gestellt werden muss aller-
effektiven und effizienten Strafverfol-
dings, dass es sich bei Taten mit
gung reichen. Als Ergebnis entstand
erheblich verletzten Personen in der
das „9-Säulen-Konzept“ für ein ver-
Regel um Einzelfälle handelt. Junge
netztes Handeln gegen Jugend-
Menschen begehen überwiegend
gewalt. Es handelt sich hierbei um
jugendtypische Bagatelldelikte, die
neun wichtige Maßnahmen, die seit
eine geringe kriminelle Energie ha-
Anfang 2008 umgesetzt werden
ben, wie z. B. Ladendiebstahl oder
(siehe Grafik S.29 oben).
diesem Fall beschäftigt. Um staatliche
Reaktionen auf Straftaten und sozial
auffälliges Verhalten junger Menschen
zu beschleunigen und besser aufeinander abzustimmen, werden zukünftig behördenübergreifende Fallkonferenzen stattfinden. Diese bestehen in
der Regel aus einem Fachgespräch,
zu dem Behörden und Ämter eingeladen werden, die zu der betroffenen
Person etwas beitragen können.
In der Besprechung der Fachkräfte
sollen Wege und Lösungsansätze
Verstärkung der „Cop4U“ an
seit 1982 das Präventionsprogramm
aufgezeigt werden. Alle Beteiligten
den Schulen
„Kinder- und Jugenddelinquenz“ in
erhalten gleichzeitig denselben Infor-
Die so genannten „Cop4U“ (Kurzform
Hamburger Schulen durch. Im Rah-
mationsstand, um zu einer gemein-
für „cop for you“, übersetzt: Polizist
men dieses Programms unterrichten
samen Einschätzung und Position zu
für dich/euch) sind Polizeibeamte,
Polizeibeamte zu gewaltpräventiven
gelangen. Bei der Zielgruppe handelt
die den Schulen fest zugeteilt sind
Themen, die insbesondere der Ein-
es sich um besonders mit Gewaltta-
und diesen als erste polizeiliche An-
übung neuer Werte und Normen die-
ten aufgefallene Kinder und Jugend-
sprechpartner zur Verfügung stehen.
nen. Polizeibeamte können aufgrund
liche im Schwerpunkt zwischen 14
Dieser Begriff wurde auf Vorschlag
ihrer beruflichen Erfahrungen beson-
und 17 Jahren.
von Polizeischülern ausgewählt. Be-
ders authentisch präventive Themen
reits bei der Namensgebung ist es er-
vermitteln. Zukünftig werden diese
„PROTÄKT“ - Projekt täterori-
forderlich, die jugendliche Zielgruppe
Präventionsunterrichte erheblich aus-
entierte Kriminalitätsbekämp-
sprachlich und inhaltlich zu erreichen.
geweitet sowie verbindlich und flä-
fung
Ohne deren Akzeptanz wäre jegli-
chendeckend in den Klassenstufen
„PROTÄKT“ ist der Name eines neu-
ches Bemühen erfolglos. Seit Einfüh-
5 bis 8 durchgeführt. Die Schulen
en Gewalttäterkonzepts der Hambur-
rung dieser Maßnahme hat sich die
schließen zu diesem Zweck einen Ko-
ger Staatsanwaltschaft. Im Rahmen
vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi-
operationsvertrag mit der Polizei über
dieses Konzepts werden einhundert
schen Schule und Polizei wesentlich
den Einsatz der Präventionsbeamten.
mit schweren Straftaten aufgefallene
verbessert. Der „Cop4U“ hat sich als
Die Anzahl der Polizeibeamten, die für
Jugendliche und Heranwachsende
Bestandteil des schulischen Alltags
das Präventionsprogramm tätig sind,
durch ein neues Sonderdezernat der
etabliert. Mit dem Handlungskonzept
wird erheblich aufgestockt. Insge-
Staatsanwaltschaft betreut, wodurch
„Handeln gegen Jugendgewalt“ wur-
samt wird jährlich ein Betrag von fast
eine besonders schnelle und effizi-
de die Zahl der „Cop4U“ nochmals
240 000 Euro für dieses Programm
ente Bearbeitung der Ermittlungsver-
um zehn Polizeibeamte auf 236 er-
zur Verfügung gestellt.
fahren gewährleistet wird. Denn nur
höht.
wenn die staatliche Sanktion in einem
Gemeinsame behördenüber-
engen zeitlichen Bezug zur Straftat
Optimierung und Ausweitung
greifende Fallkonferenzen
steht, kann der Täter in seinem zu-
des polizeilichen Präventions-
Wird ein Kind oder ein Jugendlicher
künftigen Verhalten tatsächlich beein-
unterrichts an Schulen
erheblich straffällig, so sind in der
flusst werden.
Die Hamburger Polizei führt bereits
Regel neben der Polizei eine Vielzahl
1 Stand: Januar 2008
Der Informationsfluss und die be-
von Behörden (z. B. die Staatsan-
hördenübergreifende
waltschaft, die Jugendbehörden, die
werden durch eine intensivere Betei-
Schule, die Ausländerbehörde) mit
ligung der Jugendgerichtshilfe, ggf.
Kooperation
POLIZEIBERICHT 2007
1
29
der Ausländerbehörde und der Jus-
Stärkung der Verbindlichkeit
tizvollzugsanstalt Hahnöfersand deut-
erzieherischer Maßnahmen in
lich verstärkt.
der Schule
Regelverletzungen,
Kinder und Jugendliche, die in Ham-
lischen Bereich über erzieherische
burg wohnen, sind nach dem Ham-
und Ordnungsmaßnahmen geahn-
burger Schulgesetz zum Schulbe-
det. Das Konzept sieht vor, die Ver-
such verpflichtet. Wird diese Pflicht
bindlichkeit der erzieherischen Maß-
kann dies ein Anzeichen für eine dro-
nahmen zu erhöhen. Ferner wird
die Palette der möglichen Angebote
Gewalt auf dem Schulhof
hende Kindeswohlgefährdung bzw.
ergänzt, z. B. durch soziale Aufgaben,
dahinter liegende Probleme innerhalb
erzieherische Auflagen, „Coolness-
der betroffenen Familie sein. In die-
bisher Gebrauch gemacht werden.
gruppen“, soziale Trainingskurse und
sem Bereich sind in erster Linie die
In geeigneten Fällen können mittellose
Ausgleichsgespräche.
Schulen und Jugendämter gefordert.
Beschuldigte in begrenztem Umfang
Die betroffenen Schüler werden in
Darlehen aus einem Opferfond erhal-
Wie geht es weiter?
pädagogischen Projekten betreut.
ten. Dadurch werden sie in die Lage
Die genannten Maßnahmen stellen
Die Polizei hat beispielsweise die
versetzt, die Opfer ihrer Straftaten im
zunächst das Gerüst des Handlungs-
Möglichkeit, Kinder und Jugendliche,
Rahmen eines Schadensausgleichs
konzeptes „Handeln gegen Jugend-
die vormittags in ein der Computerab-
materiell zu unterstützen. Für die
gewalt“ dar. Diese Handlungsansätze
teilung eines Kaufhauses angetroffen
Verrechnung dieser Darlehen müs-
werden in diesem Jahr kontinuierlich
werden, über das Zentrale Schülerre-
sen die Täter gemeinnützige Arbeit in
ergänzt, überprüft und weiterentwi-
gister zu überprüfen. Hierüber kann
entsprechendem Zeitumfang leisten.
ckelt. Die Projektarbeit soll bis Ende
sie feststellen, ob an diesem Tag eine
Der Opferfond wird von 40 000 Euro
2009 abgeschlossen sein und in
Schulpflichtverletzung oder sogar ein
auf insgesamt 100 000 Euro aufge-
die Regelaufgaben der zuständigen
Schulschwänzen vorliegt. In Einzelfäl-
stockt.
Behörden überführt werden. Die
len werden die Kinder und Jugend-
anstehende Weiterentwicklung der
Gewaltprävention im Kindes-
bestehenden, erfolgreichen Konzep-
alter
te zur Gewaltprävention stellt für die
Verbindliche Richtlinie zur An-
Ziel dieser Maßnahme ist es, frühzei-
beteiligten Behörden eine der zen-
zeigepflicht an Schulen
tig Gefährdungen von Kindern bis 14
tralen Aufgaben der nächsten Jah-
Eine neue Handlungsrichtlinie für Leh-
Jahre zu erkennen, die gewalttätiges
re dar. Alle staatlichen Bemühungen
rer regelt verbindlich, dass Gewaltvor-
Verhalten zeigen. Dadurch soll in ei-
können jedoch nicht die Aufgabe
fälle an Schulen der Polizei zu melden
nem möglichst frühen Lebensalter
und Verpflichtung der Eltern, der
sind. Damit werden sofort Sanktionen
interveniert werden, um der Verfes-
Familie und der Gesellschaft erset-
gegen die Täter eingeleitet und Opfer
tigung von gewalttätigem Verhalten
zen, Kindern frühzeitig Normen und
und Zeugen besser unterstützt.
und somit kriminellen Karrieren ge-
Werte sowie soziale Kompetenzen
zielt
zu vermitteln.
lichen zur jeweiligen Schule gebracht.
POLIZEIBERICHT 2007
und
Gewalthandlungen werden im schu-
wiederholt oder massiv verletzt, so
30
Übergriffe
Durchsetzung der Schulpflicht
entgegenzuwirken.
Zunächst
Ausgleich mit Geschädigten –
einmal werden spezielle Fachkräfte
Aufstockung des Opferfonds
in den regionalen Jugendämtern mit
Lebensperspektiven
Um die berechtigten Interessen der
dem Schwerpunkt Gewaltprävention
Chancengleichheit herzustellen und
Opfer von Straftaten zu stärken,
fortgebildet.
Kindern,
Integrationsmaßnahmen sowie Aus-
soll von der Möglichkeit einer Scha-
Jugendlichen und ihren Eltern sollen
bildungsplatzinitiativen voranzutreiben.
denswiedergutmachung oder eines
parallel zielgerichtete Angebote und
Hier sind wir alle gefordert, unseren
Täter-Opfer-Ausgleichs häufiger als
Hilfestellungen unterbreitet werden.
persönlichen Beitrag zu leisten.❚
Aggressiven
Es
gilt,
jungen
Menschen
aufzuzeigen,
Hamburgs jüngste Hochschule
Sicherheitsmanagement als Studiengang
m Anfang standen Fragen:
A
Infolge veränderter Gefahren für
Hamburg Airport verzeichnet
die öffentliche und private Sicherheit
11,9 Millionen Fluggäste jähr-
und veränderter Sicherheitsbedürfnis-
lich. Wer schützt sie vor terroristischen
se werden zunehmend höhere An-
Straftaten? Der neuntgrößte Contai-
forderungen an die Qualifikation der
nerhafen der Welt wickelt 12 373 an-
Mitarbeiter von Polizei und privaten
Ein innovatives Projekt: Im Januar
kommende Schiffe im Jahr ab. Wer
Sicherheitsunternehmen gestellt.
2007 wurde die Hochschule der
sichert die Fracht? Hamburg ist einer
Sie müssen sicherheitsrelevante
Polizei Hamburg (HdP) gegründet.
der größten Standorte der Luftfahrtin-
Aspekte unterschiedlicher Bereiche
Sie ist zuständig für die Ausbildung
dustrie sowie ein Zentrum der deut-
des Unternehmens erkennen und
des gehobenen Polizeivollzugs-
schen Medienwirtschaft mit 14 272
notwendige Konsequenzen daraus
dienstes der Hansestadt, zusätzlich
Firmen. Das bekannteste Volksfest
ziehen können. Ferner ist es erforder-
bietet sie ein Studienangebot für
im Norden, der Dom, zählt jedes Jahr
lich, dass sie ihren Arbeitsbereich un-
die private Sicherheitswirtschaft.
acht bis neun Millionen Gäste. Wer
Angehende Polizisten sowie Si-
garantiert die Sicherheit dieser hoch
cherheitsmanager
technisierten Firmen, wer den Schutz
Nikola Anne Mehlhorn, HdP,
Hochschule der Polizei
absolvieren
ein gemeinsames Grundstudium.
Dieses Konzept ist in Deutschland
der Menschen auf dem Dom?
Studenten des Studiengangs Sicherheitsmanagement
POLIZEIBERICHT 2007
bisher einmalig.
31
ter betriebswirtschaftlichen Gesichts-
Sicherheitsmanagement
ment“ privat und nicht öffentlich finan-
punkten führen.
Nach dem achtmonatigen gemeinsa-
ziert. Dazu wurde eine gemeinnüt-
So war die Einrichtung des Studi-
men Grundstudium schließt sich ein
zige Gesellschaft, die „Studiengang
enganges „Sicherheitsmanagement“
spezialisiertes Hauptstudium an. Die
Sicherheitsmanagement
an der HdP ein logischer, zeitgemä-
Inhalte des Studiums „Sicherheits-
(SSM)
ßer Schritt.
management“ wurden gemeinsam
die einem Mitarbeiter die Qualifizie-
mit der Universität Hamburg – For-
rung über das Studium ermöglichen
der Weg, Polizeikräfte und angehen-
schungsstelle Sicherheit (FORSI) ent-
möchten, oder auch Bewerber, die
de Führungskräfte privater Sicher-
wickelt. Außerdem wirkten Experten
einen Studienplatz eigenverantwortlich
heitsunternehmen in einem achtmo-
aus Verbänden der privaten Sicher-
belegen wollen, schließen mit dieser
natigen Grundstudium gemeinsam
heit, wie dem Verband für Sicherheit
Gesellschaft nach einem Auswahlver-
auszubilden. „Mit Sicherheits-Profis
in der Wirtschaft Norddeutschland
fahren einen entsprechenden Vertrag
zusammen studieren“ lautet das Mot-
(VSWN) und dem Bundesverband
über einen Studienplatz ab. Die SSM
to, mit dem bereits in den Medien
Deutscher Wach- und Sicherheits-
wiederum schließt einen Gesamtver-
über diese einzigartige Konzeption an
unternehmen (BDWS), tatkräftig mit.
trag mit der Hochschule und stellt so
der neugegründeten Hochschule der
Die Erarbeitung der Lehrinhalte orien-
die Finanzierung des Studienganges
Polizei Hamburg berichtet wurde.
tierte sich an dem von der Universität
sicher. Ein Weg, über den der Steuer-
Hamburg definierten Berufsbild des
zahler „keinen Cent dazu bezahlt“.
Sicherheitsmanagers.
Akkreditierung
Es ist deshalb nur konsequent, die
Im Hauptstudium werden folgen-
nötigen Grundlagen bereits bei der
de Inhalte gelehrt: Administratives
der Studiengänge
Ausbildung zu schaffen. Durch das
Management,
Sicherungsaufgaben
Der Einrichtung des Studienganges
neue gemeinsame Grundstudium
und Sicherungstechnik, Sicherheits-
ging ein umfangreicher Entwicklungs-
wird die Zusammenarbeit professi-
management bei Bedrohungslagen,
prozess voran. Aufbauend auf dem
oneller. Auch die Fachsprachlichkeit
Zusammenarbeit und Führung, Ge-
an der Universität Hamburg erarbeite-
wird gefördert. Wer sich verstehen
fahrgut- und Umweltsicherheit, Infor-
ten Kompetenzprofil für den Studien-
möchte, muss erst einmal dieselbe
mationssicherheit, Hafen- und Luftsi-
gang „Sicherheitsmanagement“ hat
Sprache sprechen. Dies gilt beson-
cherheit.
die HdP die Module der beiden Stu-
ders für taktische Einsatzlagen.
POLIZEIBERICHT 2007
gGmbH“
Unternehmen,
Völlig neu und einzigartig ist dabei
Innere Sicherheit
32
gegründet.
Auch in der Finanzierung des
diengänge „Sicherheitsmanagement“
In der Vergangenheit wurden die
Studienganges werden neue Wege
und „Polizei“ entwickelt. Im März 2007
Führungskräfte der privaten Sicher-
gegangen. Im Gegensatz zu vielen
wurde die Akkreditierung beider Stu-
heitswirtschaft oft aus dem polizeili-
anderen Studienplätzen werden die
diengänge bei der Agentur Acquin
chen Bereich rekrutiert. Auch wenn
Studienplätze
beantragt. Dazu waren die Beschrei-
„Sicherheitsmanage-
hier Profis in Sachen Sicherheit einge-
bung der Studieninhalte und eine
kauft wurden, waren sie doch eigent-
Selbstdokumentation
lich für andere Inhalte ausgebildet.
Nach den Rahmenvorgaben des Ak-
Luftbild der Hochschule der Polizei
einzureichen.
Mit dem neuen Bachelor-Studium
kreditierungsrates sind darin Aussa-
„Sicherheitsmanagement“ haben Un-
gen zu machen zur Begründung des
ternehmen wie Absolventen die Mög-
Studienganges, zur Struktur des Stu-
lichkeit zur passgenauen Qualifizierung
diums und den fachlich-inhaltlichen
im Bereich Unternehmenssicherheit.
Anforderungen sowie zur Ausstattung
Das gemeinsame Grundstudium von
für Lehre und Forschung, zu Quali-
Polizei und Sicherheitsmanagement
tätssicherungsmaßnahmen und stu-
gibt die Möglichkeit, frühzeitig ein Ver-
dienbezogenen Kooperationen.
trauensverhältnis zu entwickeln und
die Zusammenarbeit zu verbessern.
Im September 2007 teilte die
Akkreditierungskommission der HdP
mit, dass beide Studiengänge – vor-
thematisch und zeitlich aufeinander
seit 1975 bei der Polizei Hamburg.
erst befristet – akkreditiert werden
abgestimmte Stoffgebiete, die meh-
1992 wurde er an der Führungsaka-
konnten.
rere Lehrveranstaltungen umfassen.
demie der Polizei für den höheren
Dem Gutachterbericht ist zu ent-
Module können sich aus verschie-
Dienst ausgebildet. Danach hatte er
nehmen, dass „die Studiengänge
denen Lehr- und Lernformen zusam-
Führungsfunktionen im höheren Po-
wohl durchdacht und zielorientiert
mensetzen. Die einzelnen Lehrveran-
lizeivollzugsdienst inne und war als
konzipiert sind.“
staltungen eines Moduls sind in der
Lehrbeauftragter an der Fachhoch-
Regel fächerübergreifend organisiert.
schule für Öffentliche Verwaltung/
Die Hochschule der Polizei Ham-
Fachbereich Polizei tätig. 2001 wech-
zeit studiert werden. Sie erstrecken
burg hat – wie alle anderen Hoch-
selte er zum Bundesgrenzschutz,
sich über einen Zeitraum von drei
schulen in Deutschland und Europa
heute Bundespolizei. Dort war er als
Jahren. Das zweite und dritte Stu-
– ihre Studienangebote auf die neue
Polizeidirektor Dozent für Kriminalistik
dienjahr beginnt jeweils mit einem
Struktur umgestellt und sich damit in-
an der Fachhochschule des Bundes
sechsmonatigen Praktikum. Die fach-
ternational ausgerichtet.
und Fachkoordinator für Polizeifüh-
theoretischen Anteile umfassen insgesamt 24 Monate.
Beide Studiengänge schließen mit
dem sowohl national als auch international anerkannten akademischen
Grad „Bachelor of Arts“ ab.
Zum 1. Oktober 2007 wurden an
der HdP die modularisierten Bachelor-
rungswissenschaften. Seit Januar
2007 ist er Präsident der HdP.
Studiengänge „Polizei“ und „Sicherheitsmanagement“ gestartet.
Über die bisher eingerichteten Stu-
Was ist der Vorteil
der neuen Hochschule?
diengänge „Polizei“ und „Sicherheits-
Feldmann: „Mehr Sicherheit. Die Poli-
management“ hinaus, besteht für die
zei hat mit das höchste Ansehen aller
Das neue Studium: Bachelor
HdP die Option weitere Studiengänge
Einrichtungen überhaupt. Ich glaube,
Auf einer Konferenz in Bologna 1999
zu entwickeln und einzurichten.
dass dieses positive Ansehen durch
vereinbarten die europäischen Bil-
ein gemeinsames Studium auch auf
dungsminister die Schaffung eines
Fakten
private Sicherheit abfärben könnte.
zweistufigen Systems von Studienab-
Mit der Gründung der HdP wurde
Und es kann ein Aushängeschild für
schlüssen. Es soll durch Einführung
eine rechtsfähige Körperschaft des
ein Unternehmen sein, wenn das
eines Leistungspunktesystems und
öffentlichen Rechts und zugleich Ein-
Führungspersonal an der Hochschule
begleitet
Qualitätssicherungs-
richtung der Freien und Hansestadt
der Polizei einen Bachelor-Abschluss
maßnahmen – dem Akkreditierungs-
Hamburg geschaffen. Aufsichtsbe-
gemacht hat. Man kann deutlich ma-
gedanken – zu einem europaweit
hörde ist die Behörde für Inneres. Am
chen: Wir sind nicht irgendeine Si-
gültigen einheitlichen System bis zum
22. Dezember 2006 wurde das Ge-
cherheitsfirma, wir haben qualifiziertes
Jahr 2010 führen. Eine Neuerung ist,
setz zur Errichtung der Hochschule
Personal.“
dass die Grundeinheit des Studiums
von der Hamburgischen Bürgerschaft
nicht mehr die Vorlesung, sondern
beschlossen.
von
das Modul ist.
Module sind in sich geschlossene
Gründungs-Präsident der Hochschule ist Jörg Feldmann. Er arbeitete
Weitere Informationen zum Studium an der Hochschule der Polizei
Hamburg (HdP) erhalten Sie unter
www.hdp-hamburg.de.❚
POLIZEIBERICHT 2007
„Polizei“ und „Sicherheitsmanagement“ sind Studiengänge, die in Voll-
33
Die Polizeieinsatzzentrale
Hamburgs
Das Herzstück der Polizei
Thomas Woitanowski, FLD 313,
Führungs- und Lagedienst
Peter Habig, FLD 313,
Führungs- und Lagedienst
D
ie Polizeieinsatzzentrale (PEZ)
lich ca. 500 000 Einsätze resultieren.
ist die Schnittstelle zwischen
Dazu kommen noch weitere Hilfeer-
den Bewohnern und Gästen
suchen von anderen Behörden.
unserer Stadt und ihrer Polizei sowie
In der PEZ werden die gesamten
den einzelnen polizeilichen Einsatz-
Einsätze der Streifenwagen, Hub-
dienststellen untereinander. Über die
schrauber, Kräder, Polizeiboote pp.
Rufnummer 110 gehen täglich bis
koordiniert, begleitet und zusammen-
zu 3 000 Notrufe ein, aus denen für
geführt. Dabei ist es egal, ob Beamte
die Hamburger Streifenwagen (um-
der Kriminal-, Schutz- oder Wasser-
gangssprachlich Peterwagen) jähr-
schutzpolizei eingesetzt werden. Die
Heiko Hause, FLD 313,
Führungs- und Lagedienst
POLIZEIBERICHT 2007
Falk Kretschmer, FLD 313,
Führungs- und Lagedienst
34
Die Polizeieinsatzzentrale: Von hier erhalten die Funkstreifenwagen Informationen zum Einsatz
Polizeieinsatzzentrale ist zudem der
Die Polizeieinsatzzentrale besteht
deren aktuellen Tätigkeitsstand oder
erste Ansprechpartner für die Polizeien
aus einem modernen Großraumbüro
die aktuelle Einsatzsituation dar. Damit
unserer benachbarten Bundesländer
von ca. 500 Quadratmetern Größe,
wir schnell arbeiten und Ihnen helfen
Schleswig-Holstein und Niedersach-
unterteilt in die so genannte Aufnahme
können, verwenden wir im System
sen, wenn diese Hilfe oder Unterstüt-
mit 15 Plätzen, an denen Ihre Notrufe
sehr viele Kürzel wie z. B. VUF für
zung benötigen, zum Beispiel bei der
eingehen und 17 Arbeitsplätzen im
Verkehrsunfall mit Flucht oder VUV für
Fahndung nach vermissten Personen
sog. Funkbereich. An diesen 32 Ar-
Verkehrsunfall mit verletzter Person.
oder flüchtigen Straftätern. Im Gegen-
beitsplätzen stehen den hier tätigen
Schnelles und genaues Arbeiten hat
zug nehmen wir natürlich auch die
Beamten jeweils vier Monitore und
bei uns absoluten Vorrang, damit wir
Hilfe unserer Nachbarn in Anspruch
zwei Computer mit verschiedenen
Ihnen schnellstmöglich zur Hilfe eilen
und steuern entsprechende Einsatz-
Anwendungen und Programmen zur
können.
anfragen.
Verfügung, um die zahlreichen Einsät-
Wir arbeiten zudem in einem Sys-
ze und Streifenwagen erfolgreich zu
temverbund eng mit der Feuerwehr
koordinieren.
Hamburg zusammen, die das gleiche
Wir sind Teil des Führungs- und
Im Jahr 2007 erreichten uns über
Einsatzleitsystem verwendet. Durch
Lagedienstes der Polizei Hamburg,
eine Million Anrufe. Das entspricht in
dieses Computernetzwerk mit einem
und als eine der größten Einzel-
24 Stunden ca. 2 740 Anrufen. Da-
gemeinsamen Datenbestand wird der
dienststellen mit ca. 160 Beamten
raus resultierten in 2007 insgesamt
gegenseitige Informationsaustausch
im Schichtdienst an 365 Tagen und
491 100 Polizeieinsätze mit 579 708
intensiviert und die oftmals notwendi-
Nächten im Jahr für Sie da.
eingesetzten Polizeifahrzeugen.
ge Zusammenarbeit zwischen Polizei
In einer Großstadt wie Hamburg
und Feuerwehr insgesamt erleich-
mit dieser Vielzahl von polizeilichen
tert. Das ist deutschlandweit einzig-
Einsätzen und entsprechenden An-
artig. Immerhin gehört die Ham-
lässen wird natürlich ein sehr moder-
burger Polizeieinsatzzentrale zu einer
nes und leistungsfähiges Computer-
der Modernsten in Europa.
system benötigt, um eine schnelle
und erfolgreiche Arbeit unserer Poli-
Unsere Technik
zisten gewährleisten zu können. Wir
Natürlich benötigen wir für die Umset-
nutzen dazu das Hamburger Einsatz-
zung unserer zahlreichen Aufgaben
Leit-System, kurz HELS. In dieser An-
auch eine zuverlässige Unterstützung
wendung sind sämtliche Hamburger
auf technischer Seite. Dazu arbeiten
Straßen, Autobahnen, Wege und
für Ihre Sicherheit insgesamt sieben
Plätze aber auch bedeutende Ob-
Computer-Server rund um die Uhr
jekte wie Geldinstitute, Schulen und
auf Hochtouren.
Krankenhäuser eingepflegt und mit
Zudem bereiten wir uns gera-
Straßenkarten hinterlegt. Weiter sind
de auf die Einführung des digitalen
im System wichtige Informationen wie
Funkverkehrs vor, welche uns auch
Telefonnummern,
Erreichbarkeiten
im Hinblick auf die dazu benötigten
und Anfahrtswege für die Streifenwa-
Technologien vor besondere Heraus-
gen gespeichert. Sämtliche Hinweise
forderungen stellt.
und Informationen, die sie oder die
tätigen Streifenwagen uns geben,
Aufgaben und Arbeitsweise der
werden mit Uhrzeit dokumentiert und
Polizeieinsatzzentrale
sind jederzeit abrufbar. Dazu stellt
Nach einem Anruf über die Notruf-
das HELS in einer Übersicht auch
nummer 110 wird Ihr Sachverhalt
alle verfügbaren Streifenwagen und
zunächst von Beamten in der „Auf-
POLIZEIBERICHT 2007
Die PEZ stellt sich vor
35
nahme“ entgegengenommen. Wir
Wir haben bei zahlreichen Banken
Kriminalitätsbrennpunkten in unse-
filtern dabei alle für den jeweiligen
und Sparkassen die Möglichkeit, im
rer Stadt. Wir besetzen dazu in un-
Anlass relevanten Informationen her-
Falle eines Überfallalarms, direkt auf
serer Einsatzzentrale ständig zwei
aus, um Ihnen schnell und effektiv zu
die Videobilder der in den Banken
Videowandplätze mit insgesamt 17
helfen. Diese Informationen werden
installierten
Überwachungskameras
Kameras. Diese stehen entlang der
als Einsatz an einen Funksprecher
zurückzugreifen. So können wir zum
Reeperbahn und rund um den Han-
im Funkbereich weitergegeben, der
Beispiel die Beschreibung oder das
saplatz. Zwei Beamte beobachten
diese schließlich an die Beamten vor
Verhalten eines Bankräubers direkt
rund um die Uhr die Kamerabilder,
Ort per Funk weitergibt. Hamburg
an die anfahrenden Streifenwagen
um sofort Polizeikräfte vor Ort einset-
ist dabei in verschiedene regiona-
weitergeben.
zen zu können.
le Funkkreise aufgeteilt. Das Ihnen
Eine weitere Aufgabe der Polizei-
Schon zahlreiche sich anbahnen-
bereits vorgestellte System HELS
einsatzzentrale ist die Umsetzung der
de Straftaten, wie Schlägereien und
ordnet den jeweiligen Einsatz auto-
Videoüberwachung an bestimmten
Körperverletzungen, konnten auf die-
matisch dem richtigen Funksprecher
sem Wege bereits früh erkannt und
zu. Während des Einsatzes begleitet
der Funksprecher den oder die eingesetzten Streifenwagen, überwacht
den Einsatz, leitet Informationen weiter
und benachrichtigt erforderlichenfalls
weitere Polizeidienststellen oder andere Behörden oder Ämter, wie die
Feuerwehr.
Aus ihrem Anruf muss sich aber
nicht zwangsläufig immer ein Polizeieinsatz ergeben. Im Gegenteil, wir sind
mit allen Behörden und Hilfsdiensten
in Kontakt und werden Ihre Anliegen
an die richtige Stelle leiten. Beachten Sie dabei aber bitte, dass die
110 eine Notrufnummer und keine
allgemeinpolizeiliche Auskunft ist
und denjenigen vorbehalten sein
sollte, die sofortige, dringende Hilfeleistungen benötigen.
Weiterhin sind bei uns verschiedene Objekte mit Alarmanlagen direkt
angeschlossen. So bearbeiten wir
zusätzlich zu Ihren Anliegen noch ca.
10 000 Alarmauslösungen im Jahr.
Bei den alarmgesicherten Objekten
POLIZEIBERICHT 2007
handelt es sich zum Beispiel um:
36
n
Geldinstitute
n
Juweliere
n
Gaststätten,
aber auch
n
Privathäuser.
verhindert werden.
Mit modernster Technik werden Einsätze
koordiniert
Sie haben den
ihr zuständiges Polizeikommissariat,
zusammengeschaltet und jeder zur
Notruf der Polizei gewählt
sondern Sie sprechen mit der PEZ im
Verfügung stehende Streifenwagen
Im Folgenden möchten wir Ihnen an
Polizeipräsidium in Alsterdorf.
kann nach dem flüchtigen Fahrzeug
Hand eines konkreten Beispieles auf-
Sie schildern, dass Sie als Zeuge
fahnden. Wir koordinieren Ihren Ein-
zeigen, was passiert, wenn Sie den
beobachteten, wie ein PKW beim
satz solange, bis dieser durch die
Notruf 110 wählen. Wir möchten
Ausparken ein anderes Fahrzeug
sachbearbeitende
erklären, wie sich der aufnehmende
erheblich beschädigte und anschlie-
besatzung abgeschlossen wird. Ab-
Beamte verhält und darstellen, wie
ßend flüchtete. Sie können unsere
geschlossene Einsätze gehen bei
Sie uns helfen können:
Arbeit wesentlich erleichtern, wenn
uns übrigens nicht verloren, sie wer-
Sie einige Dinge beachten.
den einige Zeit archiviert. So können
Notruf 110 und wollen einen Verkehrs-
wir bei berechtigten Fragen diesen
unfall mit Fahrerflucht melden. Bei uns
Im Regelfall erfragen wir
in der Einsatzzentrale meldet sich ein
Folgendes:
Kollege mit „Polizeinotruf Hamburg“
n
Einsatz immer wieder aufrufen.
Scheuen Sie sich nicht den
Wer ruft an? Name, Anschrift, per-
Notruf 110 zu wählen, wenn Sie ein
– denken Sie daran, Sie erreichen
sönliche und telefonische Erreich-
polizeiliches Anliegen haben. Unser
unter der Notrufnummer 110 nicht
barkeit
oberstes Ziel ist es dabei immer,
Was ist passiert? Sachverhalts-
Ihnen zu helfen.
n
schilderung
Wir helfen Ihnen gern, so bei-
Wo ist es passiert? Die genaue
spielsweise
Örtlichkeit
n
nach einem Einbruch
n
Wer ist beteiligt?
n
bei einer vermissten Person
n
Darüber hinaus benötigen wir
n
bei Verkehrsdelikten
auch Informationen über Art und
n
bei Nachbarschaftsstreitigkeiten.
n
Umfang von Verletzungen, Personen- und Fahrzeugbeschreibun-
Wir sind allerdings nicht der richtige
gen sowie die Fluchtrichtung!
Ansprechpartner beispielsweise für
Alle Informationen können wichtig
Nachfragen
sein.
n
zur Uhrzeit
Ihre Angaben werden durch den
n
zu Aktenzeichen
aufnehmenden Beamten während
n
zu Telefonnummern
des Gespräches in unser Compu-
n
zur Rechtsberatung.
tersystem HELS eingegeben. Dieses
erkennt bei Eingabe des Einsatz-
Bitte denken Sie daran, Sie
ortes sofort, an welchen Funk-
blockieren mit einer solchen Nach-
sprecher der Einsatz weitergeleitet
frage
werden muss. Während der aufneh-
Wenden Sie sich bitte mit solchen
mende Beamte am Telefon noch mit
Fragen an Ihr Polizeikommissariat.
immer
eine
Notrufleitung.
Ihnen als Zeuge spricht, setzt der
Funksprecher bereits den oder die
Sie wollen uns kennen lernen?
Streifenwagen zur Unfallaufnahme
Private Besuchergruppen sind uns
oder Fahndung ein.
nach Anmeldung herzlich willkom-
Da Sie sich das Kennzeichen
men. Sie erreichen unseren Besu-
und den Fahrzeugtyp merken konn-
cherdienst unter der Telefonnummer
ten, haben wir eine Sofortfahndung
040 4286-55504.
für ganz Hamburg erlassen. Dafür
Ihre Polizeieinsatzzentrale Hamburg.❚
werden alle regionalen Funkkreise
POLIZEIBERICHT 2007
Sie wählen mit Ihrem Handy den
Streifenwagen-
37
ASEM-Gipfel
Demonstrative Aktionen zum Asia-Europe
Meeting in Hamburg
stand darin, die Durchführung des
ASEM störungsfrei zu gewährleisten
und die Durchführung der geplanten
Andreas Buttmann, FLD 20,
Führungs- und Lagedienst
Demonstrationen im rechtlich zulässigen Rahmen zu ermöglichen.
Um dies zu realisieren, bedurfte
es eines großen Abstimmungsauf-
I
m Rahmen der deutschen EU-
wandes, um das Zusammenspiel der
Ratspräsidentschaft
in
unterschiedlichsten Institutionen so
wurden
Deutschland zu einer Vielzahl von
zu gestalten, dass ein reibungsloser
Themen unterschiedlichste Veranstal-
Ablauf gewährleistet war. Diese Ab-
tungen durchgeführt. Eine davon war
stimmung bezog sich auf den Schutz
das Asia-Europe Meeting (ASEM) in
der Delegierten in den Hotels, die Ko-
Hamburg, an der insgesamt 43 De-
lonnenfahrten in Hamburg sowie die
legationen aus Asien und Europa auf
Sicherung der Teilnahme der Delega-
Einladung des Auswärtigen Amtes
tionen an den Treffen und Veranstal-
teilnahmen.
tungen u. a. im Rathaus.
POLIZEIBERICHT 2007
Ferner mussten die Fahrzeuge
38
Für die Polizei Hamburg stellte die-
der Delegationen in ein Schutzkon-
se Veranstaltung im unmittelbaren Vor-
zept einbezogen werden, Fragen des
feld des G8-Gipfels in Heiligendamm
Protokolls berücksichtigt, Zeitpläne
eine besondere Herausforderung dar,
eingehalten und Sonderwünsche ge-
weil die Gegner des G8-Gipfel erklärt
prüft und ermöglicht werden.
hatten, Hamburg zum Zentrum der
Insbesondere stellte das Vorha-
so genannten „warm up“ Phase für
ben, alle 43 Delegationen für eine
die unterschiedlichen Protestformen
zentrale Veranstaltung im Rathaus
zu machen. Diese Proteste sollten
in einem Zeitfenster von 30 Minuten
überwiegend friedlich durchgeführt
vorfahren und aussteigen zu lassen,
werden, wie es für eine Demokratie
hohe Anforderungen an die polizei-
wichtig ist. Es gab aber auch sehr
lichen Organisatoren, da die Teilneh-
früh deutliche Hinweise, dass eine
mer aus unterschiedlichsten Hotels im
größere Anzahl von Menschen diese
Stadtgebiet auf das Rathaus zufahren
Form des Protestes als nicht ausrei-
würden und dort in die Abwicklung
chend ansah und auch gewalttätige
integriert werden müssten.
Aktionen ausführen wollte.
Die Rolle der Polizei Hamburg be-
Hierbei war davon auszugehen,
Polizeibeamte mit Schutzbekleidung
dass Personen versuchen würden
Demonstrationsaufzug am Hafenrand
sofort gewillt waren, die Auflagen zu
sich zum Beispiel vor die Delegations-
befolgen. So musste der Aufzug be-
fahrzeuge auf die Straße setzten.
reits beim Verlassen des Antreteortes
Die polizeiliche Arbeit diente auch
dem Zweck, den guten Ruf Hamburgs als Veranstaltungsort für inter-
aufgrund von Auflagenverstößen gestören. Dieses galt es zu verhindern.
Im Rahmen der polizeilichen La-
nationale Treffen weiterhin positiv zu
gebeurteilung
pflegen.
Berücksichtigung
und
unter
konnten die ca. 4 000 Teilnehmer
starker
ihren Aufzug fortsetzen. Die Demons-
rechtlichen
traten konnten zu ca. 50 bis 60 Pro-
Begünstigt wurden die Bemühun-
Rahmenbedingungen wurden dem
zent dem linksalternativen bis linksex-
gen der Beteiligten dadurch, dass
Anmelder in der Anmeldebestätigung
tremistischen Spektrum zugeordnet
es sich um das Pfingstwochenende
klare Auflagen erteilt, die er bei der
werden.
handelte und sich somit die Wirkung
Durchführung des Aufzuges zu be-
Im Verlauf der Demonstration
auf die Bürger in der Innenstadt ein
achten hatte. Diese Auflagen wurden
wurde durch Teilnehmer wiederholt
wenig reduzierten.
höchstrichterlich überprüft und hatten
gegen die gerichtlich erteilten Aufla-
Bestand.
gen verstoßen, woraufhin der Aufzug
Dieses war am folgenden Werktag
der
stoppt werden. Erst nach Befolgung
natürlich anders, wurde aber durch
Die Befolgung dieser Auflagen
mehrfach von der Polizei angehalten
polizeiliche Maßnahmen auf ein unab-
stellte für den Leiter des Aufzuges
wurde. Die eingesetzten Polizeikräfte
wendbares Minimum reduziert.
eine Herausforderung dar, da Teile
wurden mit Feuerwerkskörpern und
Eine bedeutende Herausforderung
des Aufzuges immer wieder zur Be-
Glasflaschen beworfen. Die Täter
war die am 28. Mai 2007 durchge-
achtung angehalten werden mussten.
wurden fest- und anschließend in
führte Demonstration gegen den G8-
Hierbei stellte die Polizei klar heraus,
Gewahrsam genommen.
und den EU-Gipfel. Erwartet wurden
dass Sie Verstöße gegen geltendes
Um eine rechtstaatliche Durch-
hierfür ca. 3 000 bis 4 000 Teilneh-
Recht nicht dulden würde, sondern
führung des Aufzuges gewährleisten
mer. Es war früh deutlich geworden,
durch
Einschreiten
zu können, wurden Teile konsequent
dass größere Teile der Demonstrati-
Straftäter der Strafverfolgung zufüh-
von uniformierten Polizeikräften seitlich
onsteilnehmer versuchen würden an
ren und Störungen der öffentlichen
begleitet.
die Veranstaltungsorte des ASEM zu
Sicherheit und Ordnung verhindern
gelangen, um dort den Protest nicht
bzw. beseitigen würde.
konsequentes
Der Leiter des Aufzuges beendete
unplanmäßig bereits um 16:14 Uhr
nur in friedlicher Form vorzutragen,
Bereits am Antreteort wurde deut-
am Rödingsmarkt den Aufzug. Ur-
sondern die Veranstaltung massiv zu
lich, dass nicht alle Aufzugsteilnehmer
sprünglich sollte der Aufzug erst um
POLIZEIBERICHT 2007
die Anfahrt zu verhindern, in dem sie
39
18:00 Uhr auf dem Theodor-HeussPlatz, also weiter von der Innenstadt
Teilnehmer der ASEM-Tagung im Innenhof des Hamburger Rathauses
entfernt, beendet werden.
werden, dass die Polizei Hamburg
nach Abschluss der Demonstration
wurden Einsatzkräfte mit einer chemi-
natürlich auch das normale Einsatz-
selbst den Beweis für die Notwen-
schen Substanz angegriffen. Hierbei
geschehen zu erledigen hatte, wel-
digkeit der polizeilichen Maßnahmen.
erlitten mehr als 170 Polizeibeamte
ches zu einem erheblichen Anteil aus
Beim Entfernen vom Demonstrations-
Augenreizungen.
der Nutzung des Notrufes 110 resul-
siv mit Gegenständen an.
Ein großer Teil der ehemaligen De-
Bei
einer
Dies alles beweist, dass die Pro-
tierte. Gleiches gilt für die Arbeit der
gnosen der Polizei im Hinblick auf die
Kriminalpolizei in Hamburg, denn die
Gewaltbereitschaft zutreffend waren.
Alltagskriminalität gönnte der Polizei
monstrationsteilnehmer hatte sich in
Erst gegen 21:00 Uhr, also mehr
das Schanzenviertel begeben. Dort
als vier Stunden nach Ende des Auf-
Insgesamt wurde das ASEM ohne
dauerten
zuges, beruhigte sich die Lage im
Störungen durchgeführt. Das Aus-
Schanzenviertel.
wärtige Amt hat sich ausdrücklich für
die
Auseinandersetzun-
gen mit der Polizei bis in den späten
POLIZEIBERICHT 2007
Es darf hierbei nicht vergessen
Auseinandersetzung
aufzug griffen sie Polizeibeamte mas-
40
Hinsicht eine logistische Herausforderung, die erfolgreich bewältigt wurde.
Eine große Anzahl der Teilnehmer
der Demonstration lieferte unmittelbar
und verpflegt werden. Auch in dieser
auch in dieser Zeit keine Pause.
Abend an. Es mussten wiederholt
Dieser Einsatzanlass wäre ohne
die vorbildliche Unterstützung bei der
Wasserwerfer eingesetzt werden, um
Unterstützung aus anderen Bundes-
Durchführung bedankt und deutlich
brennende Barrikaden zu löschen,
ländern nicht zu bewältigen gewesen.
gemacht, dass sich Hamburg als
da ein Einsatz der Feuerwehr zu die-
Insgesamt wurden ca. 2 800 Beam-
Veranstaltungsort wiederum empfoh-
sem Zeitpunkt nicht möglich war. Es
te an diesem Tag eingesetzt, davon
len hat.
wurden mehrere Personen festge-
ca. 1 200 aus anderen Bundeslän-
Uns als Polizei Hamburg freut es,
nommen, die so genannte Molotow-
dern. Diese mussten teilweise meh-
hierzu einen Beitrag geleistet zu ha-
Cocktails herstellten.
rere Tage in Hamburg untergebracht
ben.❚
Verkehrsunfallstatistik 2007
Mehr Unfälle mit Sachschäden – weniger
verunglückte Kinder
2007 bedingt. Die Zahl der Verkehrstoten (30) liegt über
dem Ergebnis des Vorjahres und ist die historisch zweitniedHolger Mohr, VD 010,
Verkehrsdirektion
rigste Zahl.
I
m vergangenen Jahr sind die Verkehrunfälle mit Sachschäden in Hamburg um 7,3 Prozent gestiegen. Gleichzeitig verzeichnet die Statistik einen Rückgang bei den
Schwerverletzten und bei Unfällen mit Kindern.
Die zentrale Aussagen der Unfall-Bilanz 2007
lauten:
n
Anstieg um 3 927 Unfälle (+ 6,7 Prozent)
n
Anstieg um 326 Verunglückte (+ 3,1 Prozent)
Zugleich:
Auch die Gesamtzahl von insgesamt 10 751 Verunglück-
n
Weniger Schwerverletzte
ten stellt in der Langzeitbetrachtung den zweitniedrigsten
n
Weniger Kinderunfälle, weniger verunglückte Kin-
Wert seit Beginn der Unfallstatistik dar.
der
Weniger verunglückte Radfahrer
Hauptunfallursachen im Jahr 2007:
Der Anstieg im Unfallgeschehen ist wesentlich durch Sach-
Insgesamt wurde das Unfallgeschehen im Wesentlichen
schadensunfälle sowie durch saisonale Einflüsse im Frühjahr
durch Verhaltensfehler der Verkehrsteilnehmer bestimmt. Als
POLIZEIBERICHT 2007
n
41
häufigste Ursachen für Verkehrsunfälle mit Personenschäden waren wieder besonders auffällig:
n
Die Entwicklung in den Jahren 2002 bis 2007 stellt sich
wie folgt dar:
Fehler beim Einfahren in den Verkehr, Abbiegen, Wenden
und Rückwärtsfahren
n
Zu schnelles Fahren
n
Ungenügender Sicherheitsabstand
n
Nichtbeachtung von Vorfahrt/Vorrang
n
Rotlichtmissachtung
Darüber hinaus führten Alkohol und Drogen im Straßen-
verkehr immer wieder zu Unfällen mit schweren Folgen.
Dementsprechend hat die Polizei im Jahr 2007 ihre Überwachungs- und Präventionstätigkeiten schwerpunktmäßig
auf diese besonders risikoreichen Unfallursachen konzentriert.
Junge Erwachsene bleiben gleichwohl eine Risikogruppe, weil sie bei einem Anteil von 8,2 Prozent an der Gesamt-
Rückgang der Unfälle mit Kindern:
bevölkerung an 17,1 Prozent aller Unfälle und sogar 22,9
In diesem Bereich sind die Unfallzahlen im Jahr 2007 erneut
Prozent der Unfälle mit Personenschaden überproportional
weiter zurückgegangen.
häufig beteiligt sind.
Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Kinder (bis 14
Zu ca. 65 Prozent sind sie selbst Hauptverursacher. Die
Jahre) als Fußgänger oder Radfahrer beteiligt waren, ist um
Unfallursachen sind dabei überhöhte Geschwindigkeit, un-
30 auf 652 gesunken.
genügender Sicherheitsabstand sowie Wenden und Rück-
Insgesamt verunglückten auf Hamburgs Straßen 800
wärtsfahren. Junge Erwachsene unterliegen weiterhin einem
Kinder (-37), davon 222 als Fußgänger (2006: 238),
erhöhten Unfallrisiko und stehen deshalb im Blickpunkt
282 als Radfahrer (2006: 305). Weitere 296 Kinder ver-
polizeilicher Verkehrssicherheitsarbeit.
letzten sich bei Unfällen als Mitfahrer in Fahrzeugen
(2006: 294). Unter den 800 verunglückten Kindern be-
Unfälle mit Senioren
findet sich ein 7-jähriges Kind, das mit seinem Tretroller
Der langjährige Trend steigender Unfallzahlen hat sich leider
beim Überqueren der Straße auf einer Fußgängerfurt
auch im Jahr 2007 fortgesetzt. Er geht einher mit der de-
unter einen abbiegenden Bus geriet und tödlich verletzt
mografischen Entwicklung und der zunehmenden Mobilität
wurde.
von Senioren.
Der Rückgang der Kinderunfälle ist sehr erfreulich und
verläuft parallel zu der im Jahre 2002 begonnenen Verkehrssicherheitsaktion „Rücksicht auf Kinder … kommt an“. Diese
Aktion wird jährlich über vier Wochen durchgeführt und hat
zum Ziel, die Verkehrssicherheit für Kinder nachhaltig zu erhöhen.
Unfälle mit Jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre)
überproportional auffällig
Im Jahr 2007 hat es einen Anstieg der Unfälle mit Jungen
POLIZEIBERICHT 2007
Erwachsenen gegeben:
42
Senioren stellten 2007 18,6 Prozent der Gesamtbevöl-
n
Anstieg um 613 Unfälle (+ 6,1 Prozent)
kerung, sind jedoch nur an 14 Prozent aller Unfälle beteiligt
n
leichter Anstieg um 17 Verunglückte (+ 1,1 Prozent)
gewesen. Bei diesen Unfällen handelte es sich zu 83,3 Pro-
Insbesondere bei den Verunglückten bewegen sich die Zahlen des Jahres 2007 gegenüber den Werten früherer Jahre
auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
zent um Sachschadensunfälle.
Die Häufigkeit der Unfallursachen unterschied sich deutlich von Unfällen anderer Verkehrsteilnehmergruppen, weil bei
Seniorenunfällen verstärkt Ursachen
lich, dass insbesondere Geschwin-
besonderen Risikos der Verkehrs-
i. Z. m. komplexen Verkehrsabläufen
digkeit und Alkohol als besonders
teilnahme unter Drogeneinfluss setzt
wie z. B. Abbiegen, Wenden und
risikoträchtige Unfallursachen auch
die Polizei hier seit mehreren Jahren
Rückwärtsfahren registriert werden.
künftig konsequent zu bekämpfen
einen besonderen Kontroll- und Prä-
Geschwindigkeitsbezogene
sind. Weitere Ursachen bezogen sich
ventionsschwerpunkt.
finden vergleichsweise seltener statt.
Die Polizei hat sich mit derzeit 85
Bürgernahen Beamten, die speziell für
u. a. auf fehlerhaftes Überschreiten
der Fahrbahn sowie falsches Verhal-
Ausblick für 2008
ten gegenüber Fußgängern.
Bei allen erreichten Rückgängen im
das Aufgabenfeld Seniorenberatung
Unfallgeschehen besteht jedoch keine
geschult wurden, auf die Zielgruppe
Unfälle unter Alkoholeinfluss
Veranlassung, die Anstrengungen zur
Senioren eingestellt. In Vortragsver-
Im Jahr 2007 wurden mit 961 Un-
Verbesserung der Verkehrssicherheit
anstaltungen und persönlichen Bera-
fällen unter Alkoholeinfluss 22 Unfälle
zu verringern. Die Schwerpunkte der
tungsgesprächen werden den Seni-
weniger (- 2,2 Prozent) registriert als
polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit
oren Hinweise zur Verminderung von
im Vorjahr. Die Zahl der bei diesen Un-
im Jahr 2008 beziehen sich deshalb
Verkehrsunfallrisiken gegeben.
fällen Verunglückten sank um 6 (- 1,4
auch weiterhin auf die weitere Redu-
Prozent) auf 429.
zierung der Unfallzahlen insbeson-
Verkehrstote
Trotz der erfreulichen Rückgänge
dere mit Verunglückten sowie einer
Im Jahr 2007 hat es insgesamt 30
geht von alkoholisierten Verkehrs-
weiteren Verringerung der Unfälle mit
Verkehrstote (2 Verkehrstote mehr
teilnehmern immer noch ein hohes
Kindern.
ggü. 2006) gegeben. Damit setzt
Unfallrisiko aus. So kam es in fast
Das bewährte polizeiliche Kon-
sich die mittelfristig tendenziell rück-
34,7 Prozent der Unfälle unter Alko-
zept einer konsequenten Repressi-
läufige Entwicklung fort.
holeinfluss zu Personenschäden. Bei
on in Verbindung mit Prävention und
4 Unfällen mit tödlichem Ausgang war
intensiver
Trunkenheit die Hauptursache.
fortgesetzt. Polizeiliche Maßnahmen
Von den 30 Unfalltoten starben
10 Personen als Fahrer/Mitfahrer eines motorisierten Fahrzeuges (PKW,
Öffentlichkeitsarbeit
wird
konzentrieren sich insbesondere auf
Motorrad, LKW), 14 als Fußgänger
Drogen im Straßenverkehr
die Unfallursachen mit hohem Risiko-
sowie 6 Personen als Radfahrer.
Im Jahr 2007 wurde bei 91 Un-
potential. Hierzu gehören überhöhte
Allein in 13 Fällen waren überhöhte
fällen Drogeneinfluss als Ursache
Geschwindigkeit genauso wie das
Geschwindigkeit bzw. Trunkenheit im
festgestellt; dabei verunglückten 50
Fahren unter Alkohol- und Drogen-
Straßenverkehr die Hauptursachen
Menschen. Bei einem Unfall mit töd-
einfluss sowie die Überwachung von
bei Unfällen mit tödlichem Ausgang.
lichem Ausgang war Drogenkonsum
Rotlichtverstößen
Schon diese Zahlen machen deut-
zumindest mitursächlich. Wegen des
Schwerpunkt im Jahr 2008.❚
als
besonderen
POLIZEIBERICHT 2007
Unfälle
43
JAHRESKALENDER 2007
JAHRESKALENDER 2007
JAN FEB MÄR
10.
Die Mordkommission klärt
ein Tötungsdelikt aus dem
Jahr 1985 auf. Ein unbekannter
Täter hatte damals eine 36-jährige Prostituierte in ihrer Wohnung erstochen. Die inzwischen
verbesserten Möglichkeiten der
DNA-Untersuchung und weitere
Ermittlungsansätze ergeben jetzt
einen Tatverdacht gegen einen
59-jährigen Mann. Er wird an seinem heutigen Wohnort in Bayern
festgenommen.
18.
Auf der Suche nach einem
10-jährigen
vermissten
Mädchen aus Hamburg-Altona
fahndet die Polizei mit Hochdruck
in mehreren Bundesländern. Das
Kind – das auf dem Weg nach
Bayern war – wird schließlich in
Bonn gefunden.
POLIZEIBERICHT 2007
19.
44
Akribische
Ermittlungen
des Zentralen Ermittlungskommissariates 65 und Bilder der
Videoüberwachung der öffentlichen Verkehrsmittel führen zur
Aufklärung einer Serie von zehn
Handtaschenrauben. Der 23-jährige Tatverdächtige hatte Frauen
im Alter von 51 bis 85 Jahren
überfallen. Am 13. Januar wird
der Mann festgenommen und einem Haftrichter vorgeführt.
1.
14.
Nach einem Zeugenhinweis vollstrecken Beamte
des Fachdienstes für Umweltdelikte (WSP 21) einen Durchsuchungsbeschluss bei einer Frau,
die gefährliche Hunde züchtet.
Eine
American-StaffordshireTerrier-Hündin und neun Welpen
werden sichergestellt und dem
Tierschutzverein übergeben.
18.
In der Nacht fällt einem
Zeugen auf der Autobahn
ein Taxi mit riskanten Fahrmanövern und Schlangenlinienfahrten
auf. Das Fahrzeug kommt von
der Fahrbahn ab und schleudert
mehrfach in die Leitplanken. Der
Fahrer hat 2,97 Promille. Ein Fahrgast ist zum Glück nicht an Bord.
26.
Dem Zentralen Ermittlungskommissariat
Süd
gelingt es, eine Straftatenserie
in Hamburg-Veddel aufzuklären.
Es werden 17 Tatverdächtige ermittelt. Sie werden beschuldigt,
derart auf ihre Opfer eingewirkt
zu haben, dass diese nicht mit
der Polizei zusammenarbeiten. Es
werden mehrere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, umfangreiches Beweismittel sichergestellt
und drei Haftbefehle vollstreckt.
Nachdem in Kopenhagen
ein alternatives Wohnprojekt
durch die dänische Polizei geräumt wurde, solidarisieren sich
in Hamburg-St. Pauli rund 800
Personen mit den Betroffenen
in einer demonstrativen Aktion.
Hamburger Polizeibeamte können
Ausschreitungen verhindern. Ein
Beamter wird verletzt.
6.
Hamburger Kriminalbeamten
gelingt es, zwei Rumänen
festzunehmen, die über einen Zeitraum von einem Jahr mehrere
Raubüberfälle begangen haben.
Die 29 und 31 Jahre alten Männer lauerten ihren Opfern stets
an Ampelanlagen auf; mussten Autofahrerinnen bei Rot anhalten, schlugen sie blitzschnell
die Seitenfenster der Fahrzeuge
ein und raubten die auf den Beifahrersitzen abgelegten Handtaschen.
17.
Auf dem Rasen einer
Wohnanlage in HamburgOsdorf wird ein toter Säugling
in einer Plastiktüte gefunden. Die
Mordkommission findet nach umfangreichen Ermittlungen heraus,
dass eine 26-jährige Polin das
Mädchen gleich nach der Entbindung aus der zehnten Etage eines Hochhauses geworfen
hat. Gegen die Frau ergeht Haftbefehl.
JAHRESKALENDER 2007
JAHRESKALENDER 2007
APR MAI JUN
4.
Die Sonderkommission Geländewagen klärt 17 Diebstähle hochwertiger Fahrzeuge
auf. Die Täter hatten es überwiegend auf die Modelle Porsche
Cayenne, VW Touareg, Audi Q7
und BMW X5 abgesehen und die
gestohlenen Fahrzeuge in einer
Autowerkstatt in den Niederlanden
umgerüstet. In Zusammenarbeit
mit der niederländischen Polizei
erfolgen mehrere Festnahmen.
17.
Einen schnellen Fahndungserfolg erzielt die
Polizei nach einem bewaffneten
Banküberfall in Hamburg-Billstedt. Ein Fahndungsfoto des
Täters führt noch am selben Tag
in Hamburg-St. Georg zur vorläufigen Festnahme eines 28-jährigen Mannes, der die Tat gesteht.
24.
Personenfahndern
des
Landeskriminalamtes
gelingt es, einen seit 16 Jahren
gesuchten Mann in Polen aufzuspüren und zu verhaften. Michael
M. wird verdächtigt, 1991 Auftraggeber für ein Tötungsdelikt an
einem polnischen Geschäftsmann
gewesen zu sein und die Tat vorbereitet zu haben.
7.
Die Mordkommission klärt ein
Tötungsdelikt aus dem Jahr
2006 auf, indem sie rund 250
Personen Speichelproben entnimmt. Rückblick: Eine Tänzerin
(29) wollte in den Urlaub fliegen
und wurde von einer Freundin
tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Durch am Tatort gefundene
Spuren und entsprechende Vergleichsuntersuchungen
konnte
der Tatverdächtige, ein 35-jähriger
Litauer identifiziert werden. Er wird
festgenommen und sitzt seitdem
in Haft.
13.
Vier Jahre nach dem
Raubüberfall auf eine
Sparkasse in Hamburg-Ottensen
nimmt das LKA einen 46-jährigen
Deutschen fest. Umfangreiche
Ermittlungen und Abstimmungen
mit dem LKA Berlin führen auf die
Spur des Mannes, bei dem eine
Waffe und Aufzeichnungen für einen geplanten Raub sichergestellt
werden können.
25.
Der FC St. Pauli spielt
gegen FC Dynamo Dresden 2:2 und sichert sich damit
den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nach Spielende werden Polizeibeamte am Bahnhof Feldstraße von
etwa 500 Personen mit Flaschen,
Steinen und Böllern beworfen.
POLIZEIBERICHT 2007
1.
Das Fachkommissariat für
Falschgeld nimmt vier Bulgaren fest, die für die Verbreitung von
gefälschten 200-Euro-Scheinen
verantwortlich gemacht werden.
Von den professionellen Druckfälschungen stellen die Ermittler 130
Exemplare sicher.
45
5.
Ein toter Wal wird in der Elbe
gefunden. Der Pottwal mit
einer Länge von etwa acht Metern wurde am Revierponton des
WSPK 1 vertäut und später in das
Institut für Hygiene gebracht. Das
Tier verstarb vermutlich bei einer
Kollision mit einem größeren Schiff
und wurde dann in die Elbmündung getrieben.
20.
In
der
Vergangenheit
wurden wiederholt Elektronikgeräte aus einem Lager im
Hamburger Hafen gestohlen.
Wasserschutzpolizisten nehmen
vier Hafenarbeiter auf frischer Tat
vorläufig fest. Sie sind geständig.
Der Verbleib von 33 DVD-Autoradios kann aufgeklärt werden.
JAHRESKALENDER 2007
JAHRESKALENDER 2007
JUL AUG SEP
7.
3.
Zielfahnder des Landeskriminalamtes verhaften einen
jungen Deutschen in Stettin. Der
25-Jährige betreibt in einem Gewerbegebäude eine professionelle Cannabisplantage mit einer
Grundfläche von 100 Quadratmetern. Neben dem technischen
Equipment wie Lüftungen, Pflanzkästen, Speziallampen und Zeitschaltuhren stellen die Ermittler 48
Großpflanzen, 646 Setzlinge und
117 kleine Pflanzen sicher. Zudem
entdecken die Fahnder in einem
Schrank eine scharfe Schusswaffe Browning. Der Beschuldigte
sitzt in Haft.
14.
POLIZEIBERICHT 2007
22.
46
Mit einem gemessenen
Atemalkoholwert von 3,16
Promille verursacht eine 31-jährige
Autofahrerin im Eppendorfer Weg
mehrere Verkehrsunfälle. Mit ihrem Daimler-Chrysler beschädigt
sie auf einer Länge von etwa 150
Metern insgesamt 14 Fahrzeuge
sowohl auf der linken als auch auf
der rechten Fahrbahnseite und
verursacht einen Sachschaden
von über 20 000 Euro.
Umfangreiche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg sowie der Raubdezernate der Polizei Bremen und
Hamburg führen zur Aufklärung
einer Serie von 15 Raubüberfällen auf Tankstellen in Bremen und
Hamburg. Der Täter bedroht bei
seinen Taten den Angestellten mit
einem Messer, einer Pistole oder
Reizgas, raubt anschließend das
Bargeld (gesamt 10 000 Euro)
und flüchtet zu Fuß. Das Mobile
Einsatzkommando verhaftet den
20-jährigen Bosnier in Sittensen.
Passanten entdecken im
März 2007 Knochen in einem Alsterfleet. Die Leichenteile
können zweifelsfrei einem 31-jährigen Chinesen zugeordnet werden, der seit Januar vermisst wird.
Die Mordkommission ermittelt einen 36-jährigen Tatverdächtigen.
Er ist auf der Flucht und wird per
Haftbefehl gesucht.
11.
Das Zentrale Ermittlungskommissariat 63 klärt eine
Serie von neun Blitzeinbrüchen
in der Hamburger Innenstadt auf.
Drei Tatverdächtige werden verhaftet. Sie hatten es auf hochwertige Elektronik- und Optikerwaren
sowie Schmuck abgesehen und
erbeuteten Ware im Wert von rund
150 000 Euro.
18.
Geldforderungen waren
das Motiv für einen bewaffneten Überfall auf den Betreiber
eines Saunaklubs. Die beiden 27
und 37 Jahre alten Tatverdächtigen können zunächst flüchten.
Beide werden schließlich Ende
September verhaftet.
JAHRESKALENDER 2007
JAHRESKALENDER 2007
OKT NOV DEZ
4.
5.
Hamburgs Polizisten erhalten
gute Noten. Bei einer Kundenbefragung in Zusammenarbeit
mit einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut bewerten die
Hamburger die Arbeit ihrer Polizei
mit einem Notendurchschnitt von
1,8.
Werbung für ein Polizeimuseum für Hamburg. Die seit
1893 bestehende polizeihistorische Lehrmittelsammlung war
bisher nur einem Fachpublikum
zugänglich. In einer Sonderausstellung werden besonders spannende und interessante Exponate
der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Das Museum wird im Stadtteil Alsterdorf eingerichtet.
10.
In einem Restaurant in
Hamburg-St. Georg verhaften Zielfahnder des Hamburger
LKA ein international gesuchtes
Mitglied des Camorra-Clans von
Neapel. Der 48-Jährige wird dem
Untersuchungsgefängnis zugeführt.
9.
Kripobeamte stoppen eine
seit Juni andauernde Einbruchserie. Sie nehmen einen
40-jährigen
Deutschen
fest,
dem 36 Einbruchdiebstähle im
Hamburger Westen vorgeworfen
werden können. Der 40-Jährige
macht keine Aussage. Er wird
dem Amtsgericht vorgeführt. Ein
Haftbefehl wird erlassen.
12.
Reeperbahn und Hansaplatz werden Waffenverbotsgebiet. Besucher der „Amüsiermeile“ und des Hansaplatzes
dürfen ab sofort keine Waffen,
Messer, Knüppel und andere gefährliche Gegenstände mitführen.
15.
Das Hamburger LKA zerschlägt einen Hehlerring
serbischer Tatverdächtiger, die
einen betrügerischen Handel mit
Wohnmobilen betrieben haben.
Unter falschen Namen angemietete Fahrzeuge wurden ins Ausland
verbracht, mit „neuen Papieren“
versehen und anschließend über
das Internet verkauft. Die Haupttäter können verhaftet werden.
25.
Auf einem Parkplatz in
Hamburg-Niendorf
wird
ein 27-jähriger Mann durch Schläge und Tritte tödlich verletzt. Nach
umfangreichen Ermittlungen und
einer Öffentlichkeitsfahndung kann
aufgrund von Zeugenhinweisen
bereits wenige Tage nach der Tat
ein 21-jähriger Tatverdächtiger
festgenommen und dem Haftrichter zugeführt werden.
POLIZEIBERICHT 2007
25.
Beamte der Zentraldirektion (ZD 66) können eine
Tätergruppe dingfest machen, die
für eine Serie von Geldautomatendiebstählen im norddeutschen
Raum verantwortlich gemacht
wird. Für ihre Taten konstruierte
die Gruppe spezielle Sackkarren,
um die bis zu 600 Kilogramm
schweren Automaten abzutransportieren. Der Ermittlungsgruppe
„Sackkarre“ gelingt es während
des Verfahrens, einer zweiten
Gruppe auf die Spur zu kommen,
die sich auf Tresordiebstähle spezialisiert hat. Insgesamt klären die
Kripobeamten 63 Straftaten auf.
47
40 Jahre Aus- und Fortbildung
Landespolizeischule Hamburg 1967 bis 2007
rern vom Dienst enthoben und später
nach § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
Wolfgang Kopitzsch, LPSL,
Leiter der Landespolizeischule
(keine Garantie für eine nationalsozialistische Weltanschauung) entlassen.
Die „Polizeischule“ bestand formell
Vorgeschichte
weiter, verlor aber massiv an Be-
Die Aus- und Fortbildung in der Polizei
deutung. Die polizeiliche Ausbildung
Hamburg blickt auf eine lange Tradi-
konzentrierte sich im Dritten Reich
tion zurück. Mit der Gründung der
vorwiegend auf eine sehr kurze, stark
„Sicherheitspolizei Hamburg“ im Jah-
militärisch geprägte Variante und ver-
re 1919 (seit 1920 „Ordnungspolizei
lor während des Zweiten Weltkrieges
Hamburg“) als kasernierte Polizeitrup-
fast völlig die polizeilichen Inhalte.
pe war die Entwicklung des „Polizei-
Der hohe Standard der polizeili-
schulwesens“ eng verbunden. Die
chen Aus- und Fortbildung, der in der
damalige Regelung der grundsätzlich
Weimarer Republik erreicht worden
zwölfjährigen Dienstzeit in der „Ord-
war, war nach dem Zusammenbruch
nungspolizei“ machte es notwendig,
des Dritten Reiches die Grundlage
die Beamten für spätere Verwendun-
für den Aufbau einer demokratischen
gen in der Polizei und in anderen Be-
Polizei.
rufen zu qualifizieren.
Herbst 1945 unter sehr schwierigen
dung der „Polizeiunterbeamten“ war
Rahmenbedingungen wieder aufge-
Aufgabe der „Stammabteilung“ der
nommen. Der sozialdemokratische
Ordnungspolizei, zunächst in Bah-
Polizeisenator Lothar Danner, der
renfeld, dann in Wandsbek. Die „Po-
von 1923 bis 1933 Polizeioberst und
lizeischule“, deren Schwerpunkt in
Chef der Ordnungspolizei Hamburg
der Vermittlung einer umfassenden
war, trat sein Amt 1950 wieder an
Allgemeinbildung lag, wurde 1920
und übte es bis 1953 aus. Wesent-
eingerichtet.
liche Elemente der Ausbildung der
POLIZEIBERICHT 2007
Nach der Machtübergabe in Ham-
48
Die Polizeiausbildung wurde im
Die einjährige polizeiliche Ausbil-
burg am 5. März 1933 an die Nati-
Weimarer Republik wurden wieder
aufgegriffen.
onalsozialisten wurde Polizeischul-
Die Ausbildung erfolgte durch die
direktor Boehden gemeinsam mit ei-
„Schutzpolizeischule“, die auch die
ner Reihe von sozialdemokratischen
Einstellungen durchführte. Die weitere
und demokratischen Polizeischulleh-
Ausbildung erfolgte dann in der Be-
Seminar an der Landespolizeischule
reitschaftspolizei und in der „Polizei-
die Kriminalpolizei in der Kriminallehr-
war die neugeschaffene Aufgabe ei-
übergangsabteilung“ (PÜA). Beendet
abteilung und im Bereich der Wasser-
nes „Wissenschaftlichen Direktors der
wurde die Ausbildung durch den so
schutzpolizei zum Teil an der bereits
Landespolizeischule“. Intensive Ar-
genannten Festanstellungslehrgang.
bestehenden – länderübergreifenden
beiten des so genannten „Bildungs-
– Wasserschutzpolizeischule.
beirates“ führten zur Gestaltung einer
durch die „Polizeifachschule“ durch-
außerordentlich modernen, weiterfüh-
geführt, die dem Polizeipräsidenten
Die Einrichtung der „Landes-
renden und bundesweit einmaligen
direkt unterstellt war. Sie wurde durch
polizeischule“ 1967
Ausbildungskonzeption, die sich bis
einen Berufspädagogen geleitet.
Unter dem Innensenator Helmut
heute als tragfähige Grundlage erwie-
Die Schutzpolizeischule führte ne-
Schmidt (1961-1966), dem späteren
sen hat.
ben der Fortbildung, unter anderem
Bundeskanzler der Bundesrepublik
Zu den begleitenden Maßnah-
im mittleren Dienst, auch die Ausbil-
Deutschland (1974-1982), gab es
men gehörten unter anderem die
dung der „Oberbeamtenanwärter“
erste Überlegungen zu einer weitge-
Novellierung des Laufbahnrechts, die
(OBA) und der „Oberbeamten“ durch.
henden Reform der Polizeiaus- und
Formulierung eines „Berufsbildungs-
Die Ausbildung und Fortbildung in
fortbildung.
plans“ und die Übertragung der Aus-
den anderen Bereichen erfolgte für
Schmidts Nachfolger als Innense-
bildung für den gehobenen Dienst an
nator, Heinz Ruhnau (1966-1974),
die Landespolizeischule. Diese sog.
begann unmittelbar nach seinem
„Kommissarsausbildung“
Amtsantritt mit umfangreichen Pla-
nun drei Jahre – unterbrochen von
nungen, deren erste Ergebnisse der
einem halbjährigen Praktikum. Re-
Öffentlichkeit bereits im November
formiert wurde auch die zweijährige
1966 vorgestellt wurden:
Ausbildung für den höheren Dienst
n
Trennung der Ausbildung vom Exekutivdienst
n
n
n
dauerte
der Polizei.
Ein deutlich sichtbares Zeichen
Bildung einer einheitlichen Lan-
der zahlreichen Veränderungen in
despolizeischule mit einem Ausbil-
der Aus- und Fortbildung wurde mit
dungszentrum in Alsterdorf
der Errichtung des Hörsaalgebäudes
Änderung der Ausbildungsinhalte
am Braamkamp (dem Polizeiausbil-
(weg vom „Halbjuristen“, Ausbil-
dungszentrum) gesetzt. Die feierliche
dung in der Bereitschaftspolizei
Grundsteinlegung am 6. März 1970
entsprechend den Anforderun-
durch den damaligen Bundespräsi-
gen einer Großstadtpolizei)
denten Gustav W. Heinemann mach-
Intensivierung und Ausbau der
te den hohen gesellschaftlichen und
Weiterbildung.
politischen Stellenwert der Reformmaßnahmen deutlich.
Mit der Einrichtung des „Polizei-
In seiner Festrede führte Bundes-
ausbildungsamtes“ am 2. Januar
präsident Heinemann unter anderem
1967 wurde der erste Schritt der
aus:
Reformen eingeleitet, dem am 2. Juni
„...Zu den unerfreulichsten Tra-
1967 mit der Gründung der „Landes-
ditionen
polizeischule“ der zweite Schritt der
es, dass – im Gegensatz etwa
Reformmaßnahmen folgte.
zu Großbritannien – das Verhält-
unseres
Staates
gehört
Ein deutlich sichtbarer Schritt der
nis zwischen Bürger und Polizei bei
beabsichtigen Veränderungen und
uns nie spannungslos gewesen ist.
der wissenschaftlichen, vor allem
Das lag gewiss nicht an den ein-
aber pädagogischen Orientierung,
zelnen Bürgern und Polizeibeamten,
POLIZEIBERICHT 2007
Die allgemeine Bildung wurde
49
sondern im wesentlichen daran,
amten als einen sozialen Dienst am
Aus- und Fortbildung zur Verfügung.
dass sich ein obrigkeits-staatliches
Bürger zu verstehen.
Die ersten umfangreichen Sparmaß-
Denken bei uns mit großer Zähigkeit behauptete.
...Hamburg nennt sich mit Stolz
nahmen in der Hamburger Politik Mitte
ein ‚Tor zur Welt’. Diese besondere
der siebziger Jahre und die stärkere
Die Funktion der Polizei ist bei uns
Funktion unserer großen Hafenstädte
Konzentration auf die „mittlere Reife“
lange Zeit darin gesehen worden, den
Hamburg und Bremen verpflichtet sie
als Voraussetzung für die Berufsaus-
Willen der Staatsführung zu vollziehen
auch nach innen zu freiheitlichem und
bildung führten 1976 zu Veränderun-
und die von ihr gewollte Ordnung zu
fortschrittlichen Geist...“.
gen, unter anderem zu einer Überar-
schaffen und durchzusetzen.
Im November 1970 erteilte der
Senat den Auftrag zu einer gründli-
Für Hauptschüler ohne Berufs-
en demokratischen Rechtsstaat nicht
chen Analyse der Polizei. In diesem
ausbildung dauerte die Ausbildung
angemessen. Die Bundesrepublik
Zusammenhang wurde auch die
nun drei Jahre mit einer Fachschul-
Deutschland will ihre Bürger aus der
Aus- und Fortbildung der Polizei,
reifeprüfung (mittlere Reife), Anwärter
Rolle der Untertanen herausholen;
deren umfangreiche Veränderungen
mit mittlerer Reife bzw. Hauptschüler
sie betrachtet sie nicht als Objekt
noch längst nicht abgeschlossen wa-
mit abgeschlossener Berufsausbil-
der Staatsführung. Bei uns nimmt
ren, erneut überprüft.
dung absolvierten eine Ausbildung
jeder Bürger teil an der Souveränität
1973 wurde das „Polizeiausbil-
von zweieinhalb Jahren und Anwärter
des Volkes. Seine Freiheit kann da-
dungsamt“ als Zwischeninstanz auf-
mit Hochschul- oder Fachhochschul-
her auch um der Ordnung willen nicht
gelöst und die „Landespolizeischule“
ausbildung konnten die Ausbildung in
beliebig eingeschränkt werden. Die
übernahm am 17. September 1973
zwei Jahren durchlaufen.
Freiheit soll nicht der Ordnung zum
die alleinige Verantwortung für die
Opfer fallen, vielmehr soll die Ordnung
Aus- und Fortbildung.
der Freiheit aller Bürger dienen.
einer Reform der Ausbildung für den
gehobenen Dienst mit der Gründung
...Es ist nicht leicht, Polizist in einer
Jahre ausgeweitete Ausbildung der
der „Fachhochschule für Öffentliche
aktiven Demokratie zu sein...Der Po-
Polizeianwärter wurde mit Wirkung
Verwaltung“ (FHÖV) mit den Fachbe-
lizeibeamte braucht eine Ausbildung,
vom 1. April 1973 auf drei Jahre ver-
reichen Allgemeine Verwaltung, Steu-
die diesen veränderten Erkenntnissen
kürzt. Für Polizeianwärter mit Berufs-
erverwaltung und Polizei abgeschlos-
angemessen ist. Sie muss gründliche
ausbildung und Abiturienten wurde
sen. Der Aufgabenbereich wechselte
Fachkenntnisse, aber auch gute All-
eine auf zwei Jahre reduzierte Ausbil-
von der LPS in die neue Bildungsein-
gemeinbildung einschließen.
dung eingeführt. Mit der Einweihung
richtung. Die Ausbildungsdauer von
drei Jahren veränderte sich nicht.
Ein selbständig denkender und
des Hörsaalgebäudes I im August
handelnder, dem demokratischen
1973 stand endlich auch das so not-
Fast zeitgleich fiel auch die Ent-
Staat innerlich verpflichteter Beamter
wenige Ausbildungszentrum für die
scheidung, den Anteil von Frauen in
Das
Ausbildungszentrum,
der Polizei deutlich zu erhöhen, zufür
nächst noch im Wege einer Quotie-
das wir heute den Grundstein ge-
rung. Ab Anfang der achtziger Jahre
legt haben, soll dazu beitragen, das
Verständnis vom Beruf des Polizeibe-
POLIZEIBERICHT 2007
1978 wurden die Überlegungen zu
Die ursprünglich auf dreieinhalb
ist das Ziel der Ausbildung.
50
beitung des Berufsbildungsplans.
Diese Auffassung ist in einem frei-
Tag der offenen Tür an der Landespolizeischule lockte zahlreiche Besucher an
im Wege der so genannten „Bestenauslese“. Als einzige Landespolizei
hatte Hamburg seit 1945 durch-
Inhalten, z. B. in der Waffen- und
nach Ungarn, Polen und Tschechien,
gehend eine uniformierte weibliche
Schießausbildung und beim „einsatz-
gewonnen. Im Rahmen von Förder-
Schutzpolizei. Die Polizei Hamburg
bezogenen Training“ sowie die ständi-
programmen der Europäischen Union
beschritt damit zum wiederholten
ge Anpassung an die Entwicklungen
wurden bereits mehrere Projekte für
Male einen neuen Weg, der sich her-
haben die Ausbildung und die Fort-
die neuen EU-Partner durchgeführt.
vorragend bewährte.
bildung zu bundesweit anerkannten
hohen Standards geführt.
Seit 2001 führt die Landespolizeischule in jedem Jahr eine „Gedenk-
auch die Dauer der Ausbildung für
Nach dem Regierungswechsel in
stättenfahrt“ nach Polen mit den Aus-
den mittleren Dienst auf nun zweiein-
Hamburg im Herbst 2001 beschloss
zubildenden durch. Dabei werden
halb Jahre festgelegt.
der Senat eine „Einstellungsoffensive“
u. a. die Konzentrations- und Vernich-
Auf die Einstellung von Haupt-
für die Polizei, die dazu führte, dass
tungslager in Lublin und Auschwitz
schülern ohne Berufsausbildung wur-
allein im Jahre 2002 588 Auszubil-
sowie Gedenkstätten in Zamosc,
de seit Mitte der achtziger Jahre ganz
dende eingestellt wurden.
Krakau und Tatorte Hamburger Po-
verzichtet.
Mit „PAZ-online“, einem internen
lizeieinheiten im Zweiten Weltkrieg
1986/87 wurde mit dem „Medi-
Netzwerk von LPS und FHÖV, wur-
besucht. Auch diese Möglichkeit ist
en- und Didaktikzentrum“ ein neuer
de seit 2002 ein Meilenstein auf dem
bundesweit in der Aus- und Fortbil-
zentraler Bereich in der Landespolizei-
Weg zu einer effektiven Anwendung
dung bisher einmalig.
schule eingerichtet, der insbesondere
des Prinzips „E-Learning“ angeregt
Seit Ende der neunziger Jahre
die Pädagogik, Didaktik und Methodik
und umgesetzt. Seit mehr als zehn
wurde intensiv über eine Veränderung
umfassend unterstützen und verbes-
Jahren verfügt die Polizei Hamburg
der polizeilichen Ausbildung, insbe-
sern sollte. Mit dieser – auch bundes-
durch die Arbeit der Landespolizei-
sondere für den gehobenen Dienst,
weit – wegweisenden Entscheidung
schule über ein „Medienportal“ für
nachgedacht. Nach umfassenden
wurde ein Prozess der inhaltlichen
die Aus- und Fortbildung, auf dessen
Überlegungen wurde mit der Grün-
und methodischen Neuorientierung
Inhalte jederzeit zugegriffen werden
dung der „Hochschule der Polizei
begonnen, der bis heute andauert.
kann.
Hamburg“ zum 1. Januar 2007 ein
neuer Weg beschritten.
Aufgrund einer Führungsentschei-
Die Landespolizeischule hat gera-
dung des damaligen Amtsleiters der
de durch das Medienportal umfang-
Nach vierzig Jahren Tätigkeit kann
Polizei, Landespolizeidirektor Heinz
reiche Kontakte ins Ausland, z. B.
die Landespolizeischule auf eine
Krappen, wurden 1994/1995 in
erfolgreiche Arbeit im Dienste der
einem umfassenden Prozess die
Bürger der Freien und Hansestadt
Strukturen und Inhalte der Ausbildung
überprüft und verändert. Die Ent-
Bestandteil des Ausbildungsplans:
ABC-Schutz-Übung
Hamburg und der Polizei Hamburg
zurückblicken. Die Innovationskraft
scheidung von Heinz Krappen, die
der Landespolizeischule ist beacht-
Ausbildung in 60 Prozent Theorie und
lich. Inhalte, Pädagogik, Didaktik
40 Prozent Praxis zu teilen, hat sich
und Methodik sind auf einem hohen
bis heute bewährt.
Stand, auch bundesweit und im eu-
Die Ausgestaltung dieser Grun-
ropäischen Vergleich. Dies bestätigen
dentscheidung, u. a. die Einführung
die umfangreichen nationalen und in-
eines „Reviertages“ an einem Polizei-
ternationalen Kontakte immer wieder.
kommissariat pro Monat in der Aus-
Die Arbeit der Landespolizeischule
bildung vom ersten Semester an, die
ist allgemein anerkannt. Sie hat sich
Einführung eines „Sozialpraktikums“
als die Stätte der Aus- und Fortbil-
von zunächst drei – heute zwei –
dung der Polizei Hamburg im besten
Wochen, Einführung von Seminaren
Sinne der Tradition einer demokra-
und Übungen, eine enge Verbindung
tischen Polizeiaus- und -fortbildung
von theoretischen und praktischen
bewährt.❚
POLIZEIBERICHT 2007
Anfang der achtziger Jahre wurde
51
Waffen verboten!
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins …
Nächtliche Kontrollen im Bereich
Reeperbahn/St. Pauli
Enno Lagemann, PSt 213,
Präsidialstab
Eindrücke eines Mitarbeiters des Einsatzzuges Ost
S
D
ie berühmteste Straße Hamburgs im Vergnügungsviertel
des Stadtteils St. Pauli er-
freut sich durch die vielen Rotlichtbetriebe, Kleinkunsttheater, Restaurants, Musikclubs und Diskotheken
besonders an den Wochenenden
bei Tausenden einer besonderen
Beliebtheit. Zugleich ist der Stadtteil
jedoch auch lieb gewonnene Heimat
für ca. 27 000 Anwohner.
Bereits Anfang der 90er Jahre
reagierte die Polizei Hamburg mit einem besonderen Sicherheitskonzept
auf Auseinandersetzungen zwischen
rivalisierenden Gruppierungen. Dieses Konzept wurde in den folgenden
Jahren konsequent fortgeführt und
weiterentwickelt. Im Zuge gesetzlicher
Veränderungen richtete die Polizei im
POLIZEIBERICHT 2007
Jahr 2005 im Bereich der Reeperbahn
52
wegen der andauernden Gewaltdelikte ein Kontrollgebiet ein. Ein erhöhter
Personaleinsatz, die Möglichkeit von
lageabhängigen Kontrollen sowie die
Videoüberwachung sind Teile des
amstagabend, 23:00 Uhr. An
der Davidwache erfolgte die
Rüdiger Ibrom,
ZD 514,
Einweisung für die 22 Beamten des
Einsatzzug Ost
Einsatzzuges, die in dieser Nacht zur
Unterstützung eingesetzt waren Unmittelbar danach rückten die Einsatzkräfte ab, um sich unter die
St. Pauli-Besucher zu mischen.
Schon auf dem Weg zur Großen Freiheit der erste kurze Einsatz.
Ein junger Mann streckte den Beamten lachend den ausgestreckten
Mittelfinger entgegen. Sofort wurde er überprüft. Da er stark angetrunken war und angeblich keinen Ausweis bei sich hatte, sollte er zur Wache gebracht werden. Zur Sicherheit erfolgte vorher eine Durchsuchung
seiner Bekleidung. Dabei wurden zwei Messer und ein Korkenzieher
gefunden. Alle Gegenstände wurden sichergestellt, den Rest der Nacht
verbrachte der Mann im Polizeigewahrsam und eine Anzeige wegen
Beleidigung folgte.
Kurz nach Mitternacht versuchte eine gerade siebzehn Jahre alte
Schülerin mit dem Ausweis einer älteren Freundin in eine Diskothek
auf der Großen Freiheit zu gelangen. Bei der Einlasskontrolle fiel sie auf
und die Polizeibeamten wurden gerufen. Zum ihrem eigenen Schutz wurde die Jugendliche zur Davidwache gebracht. Von hier aus wurden ihre
Eltern angerufen, ihre Tochter abzuholen. Neben einem eindringlichen
Appell und dem Hinweis auf das Jugendschutzgesetz gab es noch
eine Anzeige wegen Missbrauch von Ausweispapieren für die junge
Dame. Sie ist die Erste von drei Weiteren in dieser Nacht.
Die Große Freiheit war mittlerweile voller amüsierwilliger Menschen.
Einige bayerische Touristen waren fasziniert von den blauen Uniformen
und wollten unbedingt zusammen mit einer Beamtin fotografiert werden.
Warum nicht …
Und immer wiederkehrend die Fragen: Wo ist der nächste Geldautomat? Wo geht es zur Herbertstraße? Wann macht der Fischmarkt
auf? Wie komme ich zu meinem Hotel?
Sechs Beamte nahmen am Nobistor die Personen in Augenschein,
die aus Richtung S-Bahnhof Reeperbahn kamen. Mit geübtem Blick
Konzeptes der Polizei. Dennoch er-
gelang eine Änderung im Waffenge-
nommen wurden, nach deren Aus-
eigneten sich weitere Gewalttaten mit
setz (Bundesgesetz). Diese ermöglicht
nüchterung wieder auszuhändigen.
gefährlichen Gegenständen.
es den einzelnen Landesregierungen,
Sanktionen gab es nicht.
Daraufhin intensivierte die Innen-
in bestimmten Gebieten das Führen
Hamburg steht als erstem Bun-
behörde im Jahr 2006 ihre Bestre-
aller Waffen, insbesondere von ge-
desland mit der Waffenverbotsver-
bungen im Rahmen einer Bundes-
fährlichen Messern, zu verbieten.
ordnung seit dem 12. Dezember
ratsinitiative, ein generelles Waffenver-
Zuvor hatte die Polizei Hamburg
2007 ein weiteres wirksames Mittel
bot im Bereich Reeperbahn durchset-
Messer, die z. B. alkoholisierten Be-
zur Verfügung, um die Sicherheit für
zen zu können. Im September 2007
suchern zur Gefahrenabwehr abge-
die Bürger und Touristen im Bereich
der Reeperbahn verbessern zu kön-
Ein aufmerksamer Passant fand währenddessen zehn Meter vor
der Kontrollstelle hinter einem Papierkorb einen Schlagring, den er den
Polizisten übergab.
nen.
Welche Waffen sind im Einzelnen verboten?
Das Waffenverbot zielt im Wesentlichen auf Schusswaffen, Reizstoffsprühgeräte sowie Knüppel und
Plötzlich Unruhe „Große Freiheit/Ecke Schmuckstraße“. Ein junger
Mann, bei dem eine stark blutende Wunde am Hals zu erkennen
war, kam zu den hier postierten Polizeikräften und bat um Hilfe. In
unmittelbarer Nähe waren er und sein Freund von einer größeren Gruppe
überfallen worden. Er selbst konnte flüchten, sein Freund nicht. Sofort
liefen die Beamten in Richtung des Tatortes, zeitgleich wurde über Funk
ein Krankenwagen für den Verletzten angefordert. Beim Anblick der
Uniformen überquerten drei junge Männer etwa 50 Meter vor den Beamten eilig die Fahrbahn und flüchteten in eine Nebenstraße. Nach
kurzer Verfolgung konnten sie gestellt und festgenommen werden. Alle
drei hatten frisches Blut an ihrer Bekleidung. Der zweite Überfallene hatte
sich schwer verletzt vom Tatort weggeschleppt und wurde von den eingesetzten Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe gefunden. Bis zum Eintreffen des Krankenwagens wurde das Opfer, das eine schwere Kopfverletzung und einen Messerstich im Rücken davontrug, von den
Beamten versorgt. Die Kriminalpolizei übernahm die weitere Beweissicherung.
Messer jeder Art ab. Damit sind auch
Eine Stunde später am Nobistor. Zwei Beamte waren mit einer Personenüberprüfung beschäftigt, als es in 50 Meter Entfernung zu einer
Schlägerei zwischen acht bis zehn Personen kam. Die Beteiligten
flüchteten in alle Richtungen, als die beiden Beamten am Tatort eintrafen. Drei Männer konnten festgehalten und mit Hilfe eingetroffener weiterer Kollegen überprüft werden. Alle drei gaben an, nicht zu
wissen, warum es zu der Auseinandersetzung gekommen war oder
wer angefangen hätte. Sie wollten nur schlichten, geschädigt oder verletzt wurden sie nicht. Bei der Durchsuchung wurde bei einem der
Beteiligten ein kleines Messer gefunden und sichergestellt. Mit der
Strafanzeige erhielten alle drei für den Rest der Nacht einen Platzverweis
für den Bereich des Vergnügungsviertels St. Pauli.
Seit Inkrafttreten der Waffenverbots-
Der Rest der Nacht blieb ruhig. Bilanz: 85 überprüfte Personen,
12 Platzverweise, fünf Ingewahrsamnahmen, drei Festnahmen, 12 Strafanzeigen.
Tafel- und Küchenmesser sowie kleine Taschenmesser (z. B. Schweizer
Offiziersmesser) in den Verbotsgebieten nicht erlaubt. Lediglich das Mitführen von Reizstoffsprühgeräten mit
einem amtlichen deutschen Prüfzeichen (z. B. BKA-Zeichen) ist weiterhin
gestattet. Diese werden als Mittel der
Selbstverteidigung gegen Angreifer
insbesondere von Frauen verwendet.
Diese Möglichkeit soll durch die Neuregelung nicht verwehrt werden.
Wie wird kontrolliert?
verordnung führt die Polizei Hamburg,
neben den ohnehin fortlaufenden Sicherheitskonzeptionen für St. Pauli,
seit Ende 2007 regelmäßig Schwerpunkteinsätze durch. Diese werden
mit einer massiven Präsenzverstärkung durch bis zu 250 uniformierte
Polizeibeamte durchgeführt.
Die Einsatzkräfte halten gezielt
auffällige Personen im Rahmen der
lageabhängigen Kontrollen an. Sofern
es konkrete Hineise auf einen Verstoß gegen das Waffentrageverbot
POLIZEIBERICHT 2007
wurden immer wieder kleinere Gruppen von Besuchern angehalten und
kontrolliert. Viele der überwiegend jungen Männer sind der Polizei bekannt, weil sie bereits mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Ihnen allen
wurde deutlich gemacht, welche Regeln sie auf dem Kiez einzuhalten
haben, wenn sie feiern und sich vergnügen wollen.
53
gibt, werden die Betroffenen durch-
lichen Ausnahmeregelungen finden
sucht. Dabei werden auch Metall-
Sie im Internetauftritt der Polizei Ham-
sonden eingesetzt.
burg unter www.polizei.hamburg.de.
Hier können auch die Hinweiszettel,
Wie werden Verstöße geahn-
die über die Verordnung und die ge-
det?
nauen Grenzen der Verbotsgebiete
Personen, die innerhalb der ausge-
informieren, eingesehen werden. Die
wiesenen Waffenverbotsgebiete mit
Hinweiszettel sind in den Polizeikom-
den nebenstehenden Gegenstän-
missariaten 11 (St. Georg) und 15
den angetroffen werden, müssen mit
(St. Pauli), im Rathaus, sowie den
empfindlichen Geldbußen rechnen.
Tourismuszentralen erhältlich.
Beim Erstverstoß „Führen eines gefährlichen Gegenstandes“ wird ein
Welche Erfahrungen hat die
Bußgeld in Höhe von 150 Euro ver-
Polizei bis heute gemacht?
hängt. Je nach Schwere und Häufigkeit der Ordnungswidrigkeiten sind
Bußgelder bis zu 10 000 Euro mög-
Bis Ende März 2008 wurden 141
Dieses Schild weist auf das Waffenverbotsgebiet hin
Waffen bzw. gefährliche Gegenstände durch Einsatzkräfte sicherge-
lich. Der mitgeführte Gegenstand
stellt. Nachdem in den ersten 14 Ta-
unterliegt außerdem der Einziehung,
gen bereits 44 Messer und diverse
d. h. er wird durch die Polizei einbe-
andere Waffen und gefährliche Ge-
halten und vernichtet.
genstände einbehalten werden konnten, ging die Zahl der Sicherstellun-
Wo gilt das Waffenverbot und
der polizeilichen Überprüfungsmaß-
biet?
nahmen merklich zurück.
Waffenverbotsgebiete werden aus-
Im engen Kontakt mit den Besu-
schließlich in den Bereichen einge-
chern, Anwohnern und Gewerbe-
richtet, in denen in der Vergangenheit
treibenden erfahren die eingesetzten
wiederholt Gewaltdelikte begangen
Beamten größtenteils positive Rück-
worden sind und auch zukünftig mit
meldung zur neuen Waffenverbots-
der Begehung solcher Taten zu rech-
verordnung. Durch die Beschilderung
nen ist.
und Medienberichterstattung fühlen
Da dieser Umstand neben der
POLIZEIBERICHT 2007
gen trotz gleich bleibender Intensität
wie erkenne ich das Verbotsge-
Reeperbahn auch im Bereich des
54
Einsatz auf der Reeperbahn
sich die Betroffenen ausreichend informiert.
Hansaplatzes im Stadtteil St. Georg
Gemeinsam mit der Videoüber-
gegeben ist, wurde auch dort ein
wachung, den lageabhängigen Kon-
Verbotsgebiet eingerichtet. Am Ran-
trollen und der verstärkten Polizei-
de und innerhalb der Verbotsgebiete
präsenz scheint mit dem Waffen-
wird durch eine Beschilderung auf
verbot bereits zu diesem Zeitpunkt
das Waffenverbot und die Videoüber-
eine weitere Erhöhung der Sicher-
wachung hingewiesen.
heit auf der Reeperbahn gelungen
zu sein. Dadurch ist die Verbesse-
Wo erfahre ich mehr über die
rung des Sicherheitsgefühls von Be-
Waffenverbotsverordnung?
wohnern und Besuchern möglich,
Umfangreiche Informationen zur Waf-
wodurch die Attraktivität des Stadtteils
fenverbotsverordnung und den mög-
gefördert wird.❚
International gefragt
Hamburger Ansatz zur Korruptionsbekämpfung
P
burgs Stadtgrenzen hinaus gefragt
der
korrup-
und anerkannt. Im Jahr 2002 hat die
Innenbehörde
te Machenschaften in der
EU-Kommission den Hamburger An-
Hamburger Verwaltung und in Un-
satz als beste Möglichkeit in Europa
ternehmen im Visier haben? So eine
anerkannt, der Korruption die Stirn zu
Ermittlungseinheit gibt es in Hamburg
bieten.
schon lange: Das Dezernat Interne
Ermittlungen (DIE).
Es geht dabei um korrespondierende
Maßnahmenbündel
aus
Vorbeugung und Strafverfolgung. In
Seit Jahren sind die Experten des
den Behörden werden korruptions-
DIE neben der umfangreichen Ermitt-
resistente Abläufe wie „Mehr-Augen-
lungsarbeit zu Themen wie Korrupti-
Prinzip“, Transparenz in der Entschei-
onsbekämpfung und -prävention auf
dungsfindung oder Personalrotation
Vortragsveranstaltungen über Ham-
geschaffen, die durch geeignete in-
POLIZEIBERICHT 2007
Thorsten Rubbel, DIE, Zentrale
Beratungsstelle Korruptionsbekämpfung des DIE
olizeibeamte, die im Auftrag
55
POLIZEIBERICHT 2007
56
nerbehördliche Kontroll- und Steue-
Prozess unterstützen Berater aus den
2007. Projektziel war die Entwicklung
rungsmechanismen
verankern
Verwaltungen der Mitgliedsländer die
eines Lehrplanes für tschechische
und ständig zu verbessern sind. Zu
zu
Beitrittsländer auf der Grundlage von
Polizeischulen
nennen sind hier etwa die Einrichtung
Projekten mit verbindlichen Zielstellun-
vention bei jungen Polizeibeamten.
von Innenrevisionen, die Durchfüh-
gen.
Außerdem sollte eine multimediale
zur
Korruptionsprä-
rung von Risikoanalysen (besonders
Die EU ist bemüht, alle Mitglieds-
in sensiblen Bereichen) sowie ein re-
staaten „auf Augenhöhe“ zu bringen –
Polizeilehrer zur Aus- und Fortbildung
gelmäßiges Controlling. Von wesent-
zum Beispiel in kultureller, wirtschaftli-
des mittleren und höheren Polizeima-
licher Bedeutung ist in diesem Zu-
cher aber auch in strafrechtlicher oder
nagements im Hinblick auf Umgang
sammenhang eine konsequente und
kriminalistischer Hinsicht. Die internati-
und Sensibilisierung für das Thema
effektive Dienst- und Fachaufsicht
onale Staatengruppe gegen Korrupti-
Korruption erstellt werden.
durch die jeweiligen Vorgesetzten.
on, Group of States against Corrup-
Die Projektleiter beider Länder und
Schulungs-DVD
für
tschechische
Neben einer konsequenten straf-
tion (GRECO), überprüft regelmäßig
ihre Delegationen trafen sich in Prag,
und disziplinarrechtlichen Verfolgung
alle Mitgliedsstaaten dahingehend,
lernten sich kennen und besprachen
setzt Hamburg auf eine effektive
ob vorgegebene Standards in der
die Abläufe. Hierbei merkten wir, auf
Korruptionsprävention durch ständi-
Korruptionsbekämpfung eingehalten
was wir uns eingelassen hatten, als
ge Sensibilisierung der Mitarbeiter in
werden. Das ist leider bei Neuländern
sich zeigte, dass Vorstellung und Re-
Aus- und Fortbildungsmaßnahmen
wie Polen, Tschechien, Bulgarien
alität von einander abwichen. Nicht
und Schulungen im Hinblick auf die
oder Rumänien nicht immer der Fall.
alles, was wir für gut hielten, war in
genannten Vorbeugemittel durch das
Also eilen die alten Mitgliedsstaa-
Dezernat Interne Ermittlungen, die
ten zur Hilfe. Für jedes Land darf sich
Die erste Phase war anschließend
auch den Schritt in Richtung Wirt-
nur eine Organisation bewerben. In
von einer Analyse des Ist-Zustan-
schaft nicht ausschließen.
Deutschland entscheidet das Bun-
des im Land geprägt. Es waren in
Prag auch gewünscht.
Eine Fachtagung bei der Bundes-
desinnenministerium hierüber. Auf die
der Regel zwei Experten, die zu ei-
agentur für Arbeit in Nürnberg be-
Bewerbung für ein Projekt in Tschechi-
nem bestimmten Thema für drei bis
gründete den Kontakt zwischen dem
en erhielt das DIE im Sommer 2006
vier Tage ins Land reisten und dort
DIE und einem Berliner Staatsanwalt,
von ihren künftigen tschechischen
„Wunschpartner“ trafen, also Vertreter
der im Herbst 2005 Projektleiter ei-
Partnern den Zuschlag. Erstmalig
von Einheiten oder Institutionen, die
nes Twinning-Projektes zwischen der
waren wir nicht nur Gastexperten,
man für aussagefähig hielt: interne
Bundesrepublik
und
sondern die Vertreter Deutschlands
Ermittlungsdienststellen, Nicht-Regie-
Polen in Warschau war. Daraus ent-
in einem internationalen Projekt. Die
rungsorganisationen wie zum Beispiel
stand eine Zusammenarbeit, die in
Durchführung eines solchen Projektes
Transparency International1, Staats-
der Unterstützung des Projektes „Kor-
ist mit einer intensiven Vorbereitung
anwälte, Mitarbeiter der verschiede-
ruption in der öffentlichen Verwaltung“
und einer umfangreichen Ausarbei-
nen Polizeischulen des Landes etc.
in Polen durch Mitarbeiter des DIE
tung verbunden. Diese muss neben
Wir haben intensive Gespräche mit
gipfelte. Das war unser erster Kontakt
dem alltäglichen Dienstgeschehen
dem Polizeipräsidenten der Republik
mit „Twinning“.
bewältigt werden.
Tschechien, hohen Vertretern des In-
Deutschland
Im Übrigen konnte das DIE auf die
nenministeriums und sogar Künstlern
Was ist Twinning?
freundliche Unterstützung und das
des Landes geführt. Nach Ende der
Interessierte Beitrittsländer der Euro-
Expertenwissen der Staatsanwalt-
Analyse begann die Phase der Vor-
päischen Union (EU) bauen in einem
schaft und der Landespolizeischule
bereitungen im Hinblick auf das ab-
Prozess moderne, effiziente Verwal-
Hamburg zurückgreifen.
tungen auf. Diese sollen in der Lage
sein, die Gesetze und Verordnungen
Tschechien
der jetzigen Mitgliedsländer in dem-
Unsere Zusammenarbeit begann im
selben Maße umzusetzen. In dem
November 2006 und endete im Mai
1 Transparency International ist eine weltweit
agierende nichtstaatliche Organisation mit
Sitz in Berlin, die sich in der nationalen und
internationalen volks- und betriebswirtschaftlichen Korruptionsbekämpfung engagiert.
Tschechische Polizeibeamte bei einem
Vortrag über Korruption
gegenüber. Eine gewisse Problematik
tschechischen Kollegen einen aus-
im Bereich Korruption besteht, denn
gesprochen professionellen Lehrfilm,
das Ansehen und die Bezahlung der
stellten Materialien für die DVD zusam-
dortigen Polizeibeamten sind nicht
men und führten Probeseminare mit
annähernd mit deutschen Verhält-
tschechischen Polizeischülern durch.
Hamburger Polizeischule, die Polizei-
nissen vergleichbar. Gerade diese
Gleichzeitig begannen wir damit, das
einsatzzentrale, der Führungs- und
Kollegen müssen jedoch sensibilisiert
Medienzentrum unserer Hamburger
Lagedienst und die Verkehrsleitzentra-
und auf die Gefahren und Folgen der
Polizeischule mit erstem Material für
le vorgestellt wurden. Höhepunkt war
Korruption hingewiesen werden.
den Lehrfilm zu beliefern. Den Mitar-
ein Empfang beim damaligen Senator
Wir sind fest davon überzeugt,
beitern des Medienzentrums ist es
für Inneres, Udo Nagel, der es sich
dass es den Polizeilehrern gelingen
letztlich zu verdanken, dass die DVD
nicht nehmen ließ, trotz eines engen
wird, zukünftig schon in der Ausbil-
auch optisch einen so professionellen
Terminplanes ein Fachgespräch mit
dung der Korruption entgegenzuwir-
Anstrich bekommen hat.
der Delegation zu führen.
ken.
In der letzten Phase haben wir
Die Tschechische Republik steht
schließlich vier Workshops landes-
Was bleibt?
derzeit im Transparency International
weit mit tschechischen Polizeilehrern
Abgesehen von den zahlreich ge-
Korruptionswahrnehmungsindex
abgehalten und ihnen unsere Un-
knüpften menschlichen Verbindun-
Ländervergleich auf Platz 46 von 163
terrichtsmethoden anhand der DVD
gen haben wir die konkrete Hoffnung,
im Hinblick auf Korruptionsanfälligkeit
vorgestellt. Das Echo war erfreulich
bei unseren tschechischen Partnern
untersuchter Ländern. Wir sind guter
positiv.
im
einen Funken entzündet zu haben,
Dinge, dass sich auch hier Deutsch-
Den Abschluss bildete der Besuch
der vielleicht eines Tages einen Flä-
land und Tschechien positiv annähern
(„Study Visit“) einer tschechischen
chenbrand nach sich zieht. Gerade
und wir Tschechien bald auf einer
Delegation in Hamburg, bei dem den
die jüngere Generation steht in Tsche-
Platzierung in den Top 20 der korrup-
Kollegen das Medienzentrum der
chien der Korruption sehr abweisend
tionsfreien Länder wieder finden.❚
POLIZEIBERICHT 2007
zuliefernde Produkt. Wir drehten mit
57
25 Jahre Bekämpfung der
Organisierten Kriminalität (OK)
Hintergründe zu einem besonderen Hamburger
Jubiläum
November
Claudia Frohn, LKA 6,
Landeskriminalamt
Thomas Menzel, LKA 6,
Landeskriminalamt
Etliche
33 Polizisten sollten Licht ins Dunkel
Türen flogen auf bei Wilfried
bringen. Ihren Sitz hatten sie – ge-
„Frieda“ Schulz. Bei der legen-
trennt von anderen Polizeidienststellen
dären St. Pauli Größe und in ih-
– in einem Gebäude am Raboisen.
rem Umfeld wurden zahlreiche
Der damalige Intendant des Thalia-
Durchsuchungs- und Beschlag-
Theaters, Peter Striebeck, schaute
nahmebeschlüsse
vollstreckt.
häufig herüber. Offenkundig wunderte
Die Hauptverdächtigen wurden
er sich über das unheimliche Treiben
verhaftet.
hinter abgedunkelten Fenstern.
D
ie
1982:
Die Sonderkommission ermittelte
erste
OK-Dienststelle
Deutschlands
ging
mit
diesem Großeinsatz offen
gegen das kriminelle Milieu vor. Für
in knapp 400 Verfahren quer durch
das Strafgesetzbuch und legte Ende
1981 ihre Ergebnisse vor.
n
Es gab zu diesem Zeitpunkt in
Wolfgang Sielaff, den ersten Leiter
Hamburg in verschiedenen Krimi-
der im Mai 1982 gegründeten
nalitätsbereichen Organisierte Kri-
Fachdirektion 65 (FD 65), war das
minalität; mit einer weiteren Zunahme musste gerechnet werden.
Ereignis ein doppelter Befreiungsschlag: Zum einen bewies es die
n
Organisierte Kriminalität zeigte sich
eingeschlagenen
als ein sehr heterogenes, dyna-
Weges, zum anderen ließ es die
misches Phänomen in verschie-
Zweifler und Kritiker – insbesondere
denen Kriminalitätsbereichen. Es
des Abschottungsprinzips – verstum-
durchläuft mehrere Entwicklungs-
men. Was war geschehen?
stufen bis hin zum Typus einer
Richtigkeit
des
mafiaähnlichen Parallelgesellschaft
im Sinne des „organized crime“.
Die Einrichtung der OK-Dienststelle war die Konsequenz aus den
n
kenntnissen an Einfluss.
POLIZEIBERICHT 2007
Sonderkommission. Diese prüfte in
58
den Jahren 1980/81, ob es in Hamburg Organisierte Kriminalität gäbe
und ob öffentlich Bedienstete mit An-
Ausländische kriminelle Gruppen
gewannen nach damaligen Er-
Ergebnissen einer staatsanwaltlichen
n
Eine Verflechtung zwischen krimineller Szene und Polizei konnte
nicht festgestellt werden.
gehörigen der kriminellen Szene ver-
Da die „Soko“ nicht alle Ermittlungs-
strickt seien. Fünf Staatsanwälte und
verfahren abschließen konnte, wurde
in zwei Ermittlungsgruppen weitergearbeitet. Eine von ihnen kümmerte sich um die OK-Verfahren und
war am Großneumarkt im Obergeschoss des damaligen Polizeireviers 14 untergebracht. Aus ihr
wurde
nach
einem
Senatsbe-
schluss im Jahr 1982 die erste
Dienststelle zur Bekämpfung der
Organisierten Kriminalität in Deutschland, die FD 65. Das 25-jährige Bestehen der OK-Dienststelle wurde im Juni 2007 im Rahmen einer Feierstunde gewürdigt.
Vor zahlreichen Gästen aus Politik
und Verwaltung, unter ihnen auch
viele ehemalige und aktive OK-Ermittler, richteten neben Polizeivizepräsident a. D. Wolfgang Sielaff, der
damalige Innensenator Udo Nagel,
Vom damaligen Polizeirevier 14 aus bekämpfte die erste OK-Dienststelle die organisierte
Kriminalität
Polizeipräsident
Werner
Jantosch
und der Leitende Oberstaatsanwalt
Martin Köhnke Grußworte an die
Gäste.
Mit Einrichtung der FD 65 betrat die Hamburger Polizei damals
Neuland.
Die
OK-Bekämpfungs-
strategie
war
folgende
Überlegungen
besonders
durch
gekenn-
zeichnet:
n
Aktion statt Reaktion
n
Offensive und systematische Informations-
Im Bild oben: Polizeipräsident Werner Jantosch, Leiter des LKA 6 (Organisierte Kriminalität) Thomas Menzel und der damalige Innensenator Udo Nagel. Im Bild unten:
Leiter des Landeskriminalamtes Reinhard Chedor, Oberstaatsanwalt Martin Köhnke und
der ehemalige Polizeivizepräsident Wolfgang Sielaff (v.l.n.r.)
winnung
und
Erkenntnisge-
auch im deliktischen
Vorfeld. Das Motto lautete: „OK zu
bekämpfen, heißt zu allererst, sie
zu erkennen.“
n
Deliktsübergreifende und personenbezogene
Ermittlungen
mit
„langem Atem“
Von Beginn an gemeinsame Ermittlungsführung mit der Staatsanwaltschaft
n
Professionalisierung der verdeckten Beweisführung, insbesondere
der Führung von Vertrauensperso-
POLIZEIBERICHT 2007
n
59
n
nen und des Einsatzes Verdeckter
lung, war die wichtigste und nach-
Machtkämpfen im Rauschgifthandel
Ermittler
haltigste Erfahrung die Intensität der
vermittelten. Die Befassung mit der
Abschottung; Geheimhaltung der
Zusammenarbeit
OK durch die Polizei Hamburg erfolge
Ermittlungen durch Schutz vor in-
Ermittlern von Polizei und Staatsan-
ternen und externen Einblicken.
waltschaft. Diese bezeichnete er
POLIZEIBERICHT 2007
bewusst
60
als
zwischen
OK-
„Teampartnerschaft“.
jedoch sehr viel nüchterner.
Anders als bei der Diskussion
um den Aufbau der Hamburger OK-
Zunächst 45 Männer und Frauen
Köhnke
die
Dienststelle vor 25 Jahren besteht
aus verschiedenen Bereichen der
Hamburger Staatsanwaltschaft ab
heute aber bundesweit kein Zweifel
Polizei stellten sich der bis dahin in
2008 – wie in der OK-Abteilung
über das Vorhandensein von OK-
Hamburg unbekannten Herausfor-
der Polizei – eine Abteilung für
Strukturen und die Notwendigkeit
derung. Die manchmal skeptischen,
„Organisierte
Wirtschaftskriminalität“
ihrer gezielten Bekämpfung. Daher
teils zweifelnden Blicke aus Polizei
einrichten wird. Auch dies sei als
wurde in Hamburg auch bis in die
und Justiz, Politik und Medien so-
Ausdruck dieser Teampartnerschaft
jüngste Vergangenheit weiter darin
wie das Unverständnis und die süffi-
zu verstehen.
investiert.
kündigte
an,
dass
santen Bemerkungen von Kollegen
Auf der Feierstunde im Juni 2007
Und das, obwohl es bis heute
verstummten nach dem einleitend
erinnerte Köhnke an einen Grün-
in Hamburg keine eigenständigen
beschriebenen Schlag gegen „Frie-
dungspionier,
hohen
OK-Strukturen gibt, wie man sie bei
da“ Schulz. Monate später erfolg-
Einsatz mit dem Leben bezahlte.
den bekannten ausländischen Grup-
te ein weiterer großer Polizeieinsatz
Staatsanwalt Wolfgang Bistry wurde
pierungen vorfindet: Der italienischen
der FD 65, diesmal gegen die
am 29. Juli 1986 bei einer Ver-
Camorra
„Hells Angels“. Er erfolgte nicht nur
nehmung im alten Polizeipräsidium
amerikanischen Cosa Nostra, den
in Hamburg, sondern zeitgleich in
am Berliner Tor von Werner „Mucki“
chinesischen Triaden oder der japa-
der Schweiz und den USA. Die Er-
Pinzner erschossen: „Dem Kollegen
nischen Yakuza. Es gibt auch nicht
mittlungen gegen die Hells Angels
und Freund Wolfgang Bistry hätte
„den Paten“, der Hamburg fest
begründeten auch den professionel-
es gefallen zu sehen, dass wir Mit-
im Griff hat. Wir haben keine all-
len Zeugenschutz in Hamburg.
der
seinen
oder
N´drangheta,
der
glieder der Pinzner-Soko nach dem
mächtige
Wolfgang Sielaff hat, wie er auf
tragischen Ereignis noch enger zu-
schaft – und werden sie auch nicht
der Jubiläumsfeier zum Ausdruck
sammengerückt sind und bis heute
bekommen.
brachte, weder früher noch später
den Kontakt halten“.
kriminelle
Parallelgesell-
Aber auch in Hamburg hat sich
eine solche Aufbruchstimmung, so
Der Leiter des Landeskriminal-
die OK-Lage in den vergangenen
viel Enthusiasmus und Euphorie er-
amtes, Reinhard Chedor, setzte sich
25 Jahren aufgrund der weltweiten
lebt wie in den Gründungsjahren der
anschließend in seiner Rede aus-
Entwicklungen deutlich verändert:
OK-Dienststelle. Neben der Bünde-
führlicher mit dem Thema ausein-
In den 80er Jahren wurden über-
lung der notwendigen Erfahrungen
ander. Er ging in seiner Ansprache
wiegend Verfahren gegen „Hambur-
und Fachkompetenzen in einem
auf Entwicklung und Wirkung der Or-
ger“ OK-Täter geführt: Meist waren
Team beeindruckte ihn vor allem die
ganisierten Kriminalität ein und wagte
dies Deutsche, die einen deutlichen
Art und Weise, wie Kriminalbeamte
Prognosen zu künftigen Anforderun-
Bezug zum Rotlichtmilieu hatten.
und Staatsanwälte miteinander har-
gen an ihre Bekämpfung.
Auch Gewalt bis hin zu Tötungs-
monierten: mit gegenseitigem Ver-
Er machte deutlich, dass Medien-
trauen, Achtung und Wertschät-
berichte, Filme oder Kriminalromane
In den 90er Jahren nahm der
zung.
im Zusammenhang mit OK oftmals
Anteil von Ausländern geprägter OK-
Auch für den heutigen Leitenden
delikten spielte eine wichtige Rolle.
Bilder von Rotlichtmilieu und Polizei-
Gruppierungen deutlich zu. Gewalt-
Köhnke,
razzien, skandalträchtigen Verwick-
same
1983 Leiter der kurz nach der FD
lungen von Kriminellen mit Politik und
Gruppen mit Milieubezug wurden in
65 auch bei der Staatsanwaltschaft
Verwaltung oder – jedenfalls im Aus-
Einzelfällen auch in der Öffentlichkeit
Hamburg
land – dutzenden Morden z. B. bei
ausgetragen.
Oberstaatsanwalt
Martin
gegründeten
OK-Abtei-
Auseinandersetzungen
von
Aktuell ist die gewaltsame Klärung
Zugleich wurden die schon in
Er machte dazu deutlich, dass ihn
von unterschiedlichen Interessen im-
den Gründerzeiten der OK-Dienst-
weniger die Anzahl der geführten
mer seltener feststellbar – was nicht
stelle erhobenen Forderungen nach
Verfahren als vielmehr ihre Qualität
heißen muss, dass es sie nicht mehr
einer Beweislastumkehr im Bereich
interessiere. Vor diesem Hintergrund
gibt. Demgegenüber ist aber ein an-
der Finanzermittlungen erneut be-
störe ihn manchmal schon der ge-
haltendes Bemühen von OK-Tätern
kräftigt. Vor dem Hintergrund der er-
legentlich
um geschäftsmäßiges Agieren und
warteten Entwicklung, dass auslän-
fetischismus in der politischen Dis-
Ausweitung ihrer Tätigkeiten in den
dische OK-Gruppierungen vermehrt
kussion. Dabei hingen Anzahl und
– legalen – Wirtschaftsbereich zu er-
international Gewinne aus kriminellen
Dauer von Ermittlungsverfahren von
kennen.
Geschäften investieren werden, kom-
zahlreichen Faktoren ab, die die Po-
me der Forderung neue Bedeutung
lizei selten allein beeinflussen könne.
zu.
Auch hohe Freiheitsstrafen seien nur
Entwicklungen:
n
n
n
n
Zahlen-
Die Polizei Hamburg hat den ver-
ein begrenzter Erfolgsmesser. Wichtig
Grenzüberschreitende Aktivität von
änderten Anforderungen an die OK-
ist vielmehr, dass die kriminelle Orga-
internationalen OK-Gruppierungen
Bekämpfung bereits im Zuge der
nisation erkannt, belegt und öffentlich
werden sich im Zuge der EU Er-
Neuorganisation des Landeskriminal-
gemacht würde. Und natürlich sei es
weiterung bzw. der weltweiten
amtes im September 2005 in gro-
auch ein Erfolg, wenn möglichst hohe
Globalisierung weiter ausdehnen
ßem Umfang Rechnung getragen:
Summen den Tätern durch Vermö-
Auch
OK-Grup-
Die OK-relevanten Deliktsfelder und
gensabschöpfung wieder entzogen
pierungen werden vermehrt in
Querschnittsaufgaben wurden in der
würden.
Deutschland, also auch in Ham-
neuen Abteilung Organisierte Krimi-
Seit 25 Jahren haben die OK-
burg, „investieren“ – und dabei
nalität „LKA 6“ gebündelt, wodurch
Ermittler in zahlreichen Verfahren be-
Finanzmittel zweifelhafter Herkunft
nicht nur die OK-Auswertung und
wiesen, dass sie der Organisierten
einsetzen
die Schwerpunktsetzung bei der
Kriminalität ausgesprochen motiviert
Die Bedeutung der Organisierten
OK-Bekämpfung erheblich erleich-
und engagiert entgegentreten. Neben
Wirtschaftskriminalität wird weiter
tert wurden. Vielmehr wurde mit der
den Ermittlern in den OK-Abteilungen
zunehmen
Integration einer Dienststelle für Or-
von Polizei und Staatsanwaltschaft
Der anhaltend rasante, technolo-
ganisierte Wirtschaftskriminalität auch
wirken an den Erfolgen aber auch
gische Fortschritt wird sich auch
ein wesentlicher Schritt getan, um
die ungezählten Kollegen aus den
weiter auf die Bekämpfung der OK
sich den heutigen Anforderungen zu
verschiedensten Dienststellen mit,
auswirken.
stellen.
die mit ihren Leistungen ebenfalls zu
ausländische
Mit der Neuorganisation wurde
den Erfolgen beitragen. Hierzu zählt
Um diesen Trends zu begegnen,
das LKA 6 zur größten Abteilung im
die technische Unterstützung bei
muss
Informationsaustausch
LKA. Bedingt durch deutliche perso-
Telefonüberwachungen oder Daten-
und die Zusammenarbeit sowohl in
nelle Verstärkungen in den vergan-
systemen ebenso wie z. B. Observa-
Deutschland
Ländergrenzen
genen Jahren arbeiteten hier aktuell
tionen, Zeugenschutz oder der Zugriff
hinweg als auch international weiter
287 Beamte und Angestellte, darun-
durch Spezialeinheiten.
ausgebaut werden. Beispielhaft for-
ter 18 Angehörige der Bundespolizei
Die Hamburger Polizei hat das
derte Chedor die Nutzung einheitlicher
und des Zollfahndungsamtes Ham-
Jubiläum der ersten OK-Dienststelle
Datensysteme. Vor dem Hintergrund
burg. Auch mit der Steuerfahndung
Deutschlands angemessen gewür-
der internationalen Dimension von
ist eine enge Kooperation gewähr-
digt. Die Vorreiterrolle, die Hamburg
OK sei es immer weniger hinnehm-
leistet.
1982 hatte, wird auch zukünftig An-
der
über
bar, dass der Austausch von Daten
Zum
Ende
seiner
Ansprache
sporn und Verpflichtung bleiben, bei
in Deutschland technisch schon über
setzte sich Reinhard Chedor mit der
der Bekämpfung der Organisierten
Ländergrenzen hinweg nicht prob-
Frage auseinander, was eigentlich
Kriminalität nicht nachzulassen.❚
lemlos möglich sei.
Erfolg bei der OK-Bekämpfung sei.
POLIZEIBERICHT 2007
Für die Zukunft prognostizierte
Chedor in der Feierstunde folgende
festzustellende
61
Kraftfahrzeugverschiebung
Sonderkommission zerschlägt internationale
Autobande
Peter Klink, LKA 433,
Landeskriminalamt
POLIZEIBERICHT 2007
Die Ermittler stellten 500 Fahrzeugschlüssel der Marken Porsche, VW, Audi und
BWM sicher
62
E
.ine kalte Nacht im Dezember
genheit zu überprüfen. Dabei fiel ihnen
.2006 in der Großstadt Ham-
ein weiteres Fahrzeug auf, das stetig
burg. In den frühen Morgen-
hinter dem Geländewagen herfuhr.
stunden entdeckten Zivilfahnder des
Die Zivilfahnder hatten den Eindruck,
Polizeikommissariats 17 (Rotherbaum)
dass die Insassen beider Fahrzeuge
einen Geländewagen der Marke Audi,
zusammengehören könnten. Eine
Typ Q7, mit Hamburger Kennzeichen,
Überprüfung des Kennzeichens des
der mit normaler Geschwindigkeit
nachfolgenden Fahrzeuges über Funk
eine Hauptstraße befuhr. Die Fahnder
ergab, dass dieses Fahrzeug am Vor-
kannten das Fahrzeug und wussten,
tag bei einer großen Autovermietung
dass es normalerweise von einer Frau
angemietet worden war. In diesem
benutzt wurde. Nun aber wurde der
Moment wurden die Zivilfahnder of-
Audi Q7 von einem Mann gefahren.
fensichtlich bemerkt. Die Täter rasten
Da in letzter Zeit viele Geländewa-
daraufhin mit hoher Geschwindigkeit
gen in Hamburg und Umgebung ent-
durch die Stadt und missachteten
wendet wurden, entschlossen sich
dabei gewissenlos diverse rote Am-
die Beamten, das Fahrzeug weiter zu
peln. Aufgrund ihrer rücksichtslosen
beobachten und bei günstiger Gele-
Fahrweise gelang ihnen die Flucht.
Die späteren Ermittlungen erga-
Erste Ermittlungen bei der Autover-
ben, dass der Audi Q7 tatsächlich
leihfirma ergaben, dass der polnische
gestohlen wurde. Zum Zeitpunkt der
Staatsbürger Robert K. das Fahr-
Feststellungen der Zivilfahnder hat-
zeug dort angemietet hatte. Robert
te der Fahrzeughalter den Diebstahl
K. ist dem LKA 43 nicht unbekannt.
noch gar nicht bemerkt.
Schon einmal vor Jahren gab es Hin-
Noch am selben Tag übernahm die
weise darauf, dass er im Zusammen-
Dienststelle LKA 43 des Landeskrimi-
hang mit Fahrzeugdiebstählen stehen
nalamtes Hamburg die Ermittlungen.
sollte.
Das LKA 43 beschäftigt sich u. a. mit
Da der Mietwagen noch am sel-
der Verschiebung von hochwertigen
ben Tag zurückgegeben werden
Kraftfahrzeugen1 ins Ausland. Dabei
sollte, entschlossen sich die Ermittler,
ist die Aufgabe dieses Sachgebie-
die Rückgabe observieren zu lassen.
tes weniger die Aufklärung einzelner
Diesen Auftrag erhielt das Mobile Ein-
Diebstähle von hochwertigen Kraft-
satzkommando (MEK), das sofort die
fahrzeugen, sondern vielmehr die
Beobachtung der in Frage kommen-
häufig dahinter liegenden Täter- und
den Filialen der Autovermietung über-
Absatzstrukturen aufzuklären, damit
nahm. Tatsächlich erschien gegen
die Erfolge auch nachhaltige Wirkung
20:40 Uhr eine männliche Person
entfalten können.
mit dem Mietwagen bei einer Filiale
in der Holstenstraße in Hamburg. Als
In dieser Halle wurden die gestohlenen
Fahrzeuge manipuliert
Fahrer wurde Robert K. identifiziert. Er
bestieg anschließend einen roten VW
POLIZEIBERICHT 2007
1 nicht älter als 2 Jahre, Zeitwert über 30 000
Euro
63
POLIZEIBERICHT 2007
Golf mit polnischen Kennzeichen und
64
Verschiedene sog. Polenschlüssel
Personen fuhren daraufhin in einer
fuhr davon. Zivile Fahrzeuge des MEK
Taxe nach Stettin. Der Audi verblieb
hefteten sich an den Golf und be-
zunächst an der Grenze, und die EG
gleiteten ihn bis nach Poppenbüttel.
Geländewagen wurde verständigt.
Hier wurde der Golf in einer kleinen
Spezialisten des MEK machten
Seitenstraße abgestellt und von den
sich auf den Weg zur Grenze und
Insassen verlassen.
fanden in dem Fahrzeug u. a. Fahr-
Inzwischen hatte das LKA 43
Leben gerufen. Sie erhielt den Auf-
zeugschlüssel für einen Porsche und
den Sachverhalt der Abteilung Or-
trag, die Diebesbande zu zerschla-
ein technisches Modul. Dieses Mo-
ganisierte Kriminalität der Staatsan-
gen.
dul versetzte die Täter in die Lage,
waltschaft Hamburg erläutert. Die-
März 2007 wurden an der pol-
die Alarmanlage von Fahrzeugen
se würde ein mögliches Verfahren
nischen Grenze die vier Insassen
der Marke Porsche Cayenne auszu-
leitend begleiten. Da seit Novem-
eines Audi kontrolliert. In dem Fahr-
schalten.
ber mehr als 25 Geländewagen
zeug saß neben dem bekannten Ro-
Die polnischen Behörden erhiel-
vom Typ Porsche Cayenne, VW
bert K. auch ein Richard D. Beiden
ten umgehend Kenntnis und wurden
Touareg, BMW X5, Audi Q7 in Ham-
wurde die Einreise nach Deutschland
über das Bundeskriminalamt (BKA) in
burg entwendet wurden, wurde die
verweigert, weil zu diesem Zeitpunkt
Wiesbaden um Hilfe ersucht.
Ermittlungsgruppe
Geländewagen
die Eigentumsverhältnisse des Audi
Am nächsten Tag erschien Robert
(EG Geländewagen), EG073, ins
nicht geklärt waren. Die überprüften
K. in Begleitung eines Marcin L. am
Grenzübergang, legte die Fahrzeug-
Ort nicht möglich war. Um die weite-
papiere vor und übernahm den zuvor
ren Ermittlungen nicht zu gefährden,
Der größte Erfolg stand jedoch
überprüften Audi. Die beiden Män-
wurde auf eine Verfolgung verzichtet.
noch aus, ließ aber nicht lange auf
Haftbefehle erließ.
ner fuhren auf direktem Weg nach
Eine Beamtin und ein Beamter der
Hamburg, entwendeten hier einen
EG Geländewagen machten sich so-
In der Wohnung des Marcin L.
BMW und einen VW Golf und fuhren
fort auf die Reise in die Niederlande.
in den Niederlanden wurde Ri-
mit den beiden Fahrzeugen über die
Parallel dazu stellte die Staatsanwalt-
chard D. angetroffen. Er verhielt sich
Grenze in die Niederlande. Die Ban-
schaft Hamburg ein Rechtshilfeersu-
zuerst großspurig und schien sich
denmitglieder verhielten sich äußerst
chen und erbat die Hilfe der nieder-
seiner Sache sicher zu sein. Erst
professionell und versuchten durch
ländischen Behörden.
als ihm von den niederländischen
zielle Verfolger abzuschütteln.
Weitere
Ermittlungen
Diese Hilfe wurde unverzüglich be-
Polizisten erklärt wurde, dass auch
willigt. Bei der anschließenden Durch-
Polizisten aus Hamburg anwesend
ergaben,
suchung der Halle in Krabbendyke
seien, sah er seine Felle davon-
dass Marcin L. zwar polnischer Ab-
wurde der Touareg aus Hamburg ge-
schwimmen.
stammung war, aber mittlerweile die
funden. Man hatte bereits begonnen,
Kurze Zeit später hatte er sich aber
niederländische
Staatsbürgerschaft
diesen mit anderen „Fahrzeugdaten“
gefangen und ließ die Festnahme mit
besaß und auch seinen Wohnsitz in
zu versehen, um ihn anschließend
stoischer Ruhe über sich ergehen.
den Niederlanden hatte.
verkaufen zu können.
Bei der anschließenden Wohnungs-
Am 23. März 2007 wurde in Ham-
In der Halle wurden zwei Perso-
burg ein VW Touareg gestohlen. Nach
nen angetroffen und festgenommen.
intensiver Fahndung wurde das Fahr-
Richard D. hatte erneut Glück und
zeug entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt
wurde nicht angetroffen. Die beiden
saß in dem gestohlenen Touareg der
Festgenommenen gaben in Verneh-
n
ca. 30 Motorsteuergeräte
bekannte Richard D. Die Fahrt führte
mungen zu, von der „Bande“ Toua-
n
Wegfahrsperren
die „mitreisenden“ Beamten des MEK
regs und Porsche Cayenne erhalten
n
Tüten mit Transpondern (befinden
über die Bundesautobahn A1 zur nie-
zu haben. Die Fahrzeuge wiesen je-
sich „normalerweise“ in Fahrzeug-
derländischen Grenze. Zusammen
weils typische Spuren auf, die immer
schlüsseln)
mit Spezialeinheiten der niederländi-
dann entstehen, wenn die Täter die
n
schen Polizei ging die Reise weiter
Alarmanlagen der Fahrzeuge außer
gefunden.
in die Stadt Riland. Hier verharrte Ri-
Kraft setzen.
durchsuchung wurden
n
ca. 500 Fahrzeugschlüssel der
Marken Porsche, VW, Audi und
BMW
4 Notebooks
chard D. in unmittelbarer Nähe eines
Drei Tage später streiften Zivil-
Die Gegenstände wurden von einem
abgestellten Audis mit Hamburger
fahnder des Polizeikommissariates
Kriminaltechniker des LKA Ham-
Kennzeichen. Der Audi war eben-
26 durch Blankenese. Ihnen fiel ein
burg untersucht. Den Tatverdäch-
falls gestohlen worden. Offensichtlich
Fahrzeug mit niederländischen Kenn-
tigen
wurde er nach dem Diebstahl hierher
zeichen auf. Im Fahrzeug befanden
Kfz-Diebstähle nachgewiesen wer-
verbracht, und Richard D. „überprüf-
sich zwei Männer. Sie verhielten sich
den.
te“, ob noch „alles in Ordnung“ war.
verdächtig und wurden anschließend
Nach den Festnahmen von Ro-
überprüft. Es waren Robert K. und
bert K., Marcin L. und Richard D. gab
Marcin L.
es Monate lang keine Geländewa-
Nachdem er sich sicher war, ging
die Fahrt weiter und endete schließ-
konnten
daraufhin
weitere
lich in der niederländischen Stadt
Im Fahrzeug wurden Gegenstän-
gendiebstähle mehr in Hamburg. Die
Krabbendyke, dort fuhr er den Toua-
de gefunden, die es ermöglichen,
erfolgreiche Arbeit der EG Gelände-
reg in eine Halle.
Fahrzeuge zu stehlen.
wagen war beendet.
Im Dezember 2007 wurden die
Im gleichen Moment fuhr ein Por-
Robert K. und Marcin L. wurden
sche Cayenne aus der Halle und
festgenommen und noch am sel-
Beschuldigten
entfernte sich mit hoher Geschwin-
ben Tag dem zuständigen Richter
zwischen drei und fünf Jahren ver-
digkeit, so dass eine Überprüfung vor
überstellt, der gegen beide Personen
urteilt.❚
zu
Freiheitsstrafen
POLIZEIBERICHT 2007
eine Vielzahl von Manövern, poten-
sich warten.
65
Sicherer Schulweg
Vom Kleinkind zum Verkehrsfuchs
Holger Pohlmann, VD 6,
Verkehrsdirektion
W
as verbindet ein Kleinkind und einen Fuchs miteinander? 1969 war die
Geburtsstunde der „Aktion Kleinkind“.
Zur Vorbereitung auf den zukünftigen
Schulweg bieten erfahrene Polizeiverkehrslehrer (PVKL) seit nunmehr 39
Jahren Wochenkurse in den Schulferien an. Ein Kurs dauert grundsätzlich
fünf Tage. In diesen Kursen werden
Kinder schrittweise an Verkehrssituationen herangeführt und üben täglich
eine Stunde richtige Verhaltensweisen
im Straßenverkehr. Im Vordergrund
steht dabei das richtige Überqueren
der Fahrbahn an den unterschiedlichsten Stellen.
An einem Tag in der Woche kommt
auch der „Verkehrskasper“, der die
Kinder nicht nur unterhält, sondern
das Erlernte auf seine ganz spezielle
Art und Weise vertieft. Neben diesem
Angebot für Kinder wird auch ein zielgerichtetes Elternprogramm angebo-
POLIZEIBERICHT 2007
ten. Mit täglich wechselnden Themen
66
zur Verkehrssicherheit informieren die
PVKL über Verkehrsgefahren und geben Eltern wertvolle Tipps, die sie bei
der Verkehrserziehung ihres Kindes
unterstützen.
Übungen, um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen
Zielgruppe dieser Verkehrssicher-
Polizeidienststellen, Schulen, Kinder-
dabei gelingt, neben Spannung und
heitsaktion sind Kinder im Alter von
gärten oder ähnlichen Einrichtungen
Aufregung
mindestens fünf Jahren, die im sel-
durchgeführt und natürlich auf der
vermitteln, erkennt den hohen Wert
ben bzw. im darauf folgenden Jahr
Straße.
dieser „polizeilichen Maßnahme“.
eingeschult werden.
„Verkehrserziehung“
zu
Worum geht es inhaltlich bei die-
Nach der Vorführung des Ver-
Ziel ist es, die zukünftigen Schul-
ser Aktion? Bei den Kindern steht
kehrskaspers gibt es noch eine ganz
anfänger auf den Schulweg vorzu-
das richtige Überqueren der Straße
besondere Überraschung für die
bereiten und deren Erziehungsbe-
im Vordergrund. Hierbei werden un-
Kinder. Sie bekommen einen „Ver-
rechtigte so zu sensibilisieren, dass
terschiedliche „Schwierigkeitsgrade“
kehrsfuchs-Pass“. Jedes Kind erhält
sie das Erlernte mit ihren Kindern
wie das Überqueren an einer Ampel
einen auf seinen Namen ausge-
wiederholen. Ein weiteres Ziel ist es,
oder einem Zebrastreifen bis zum
stellten Pass. Damit ist das Kind ein
die Erziehungsberechtigten auf ihre
„Überqueren einer Straße mit Sichtbe-
echter Verkehrsfuchs.
generelle Vorbildfunktion im Straßen-
hinderung“ intensiv geübt. Übrigens:
Dank der langjährigen finanziellen
verkehr hinzuweisen.
Der häufigste und unfallträchtigste
Unterstützung durch den Polizeiverein
Die einzelnen Aktionen werden
Fehler, den Kinder in Hamburg im
Hamburg e. V. ist es möglich, dass
durch die PVKL der Polizeikommis-
Straßenverkehr machen, ist das fal-
auch zukünftig jedes teilnehmende
sariate geplant und durchgeführt. Zur
sche „Überqueren der Straße!“. Allein
Kind „seinen“ Verkehrsfuchs-Pass
Unterstützung der Planungen wurden
aus diesem Grund kann das richtige
bekommt.
einheitliche Plakate und Elternbriefe
Verhalten nicht früh genug eingeübt
entwickelt, die von allen PVKL einge-
werden.
setzt werden.
Die Informationen über Örtlichkeiten und Termine erfolgen durch
Kleinkind und dem Fuchs geklärt:
Das Elternprogramm besteht aus
Seit dem Jahr 2007 ist die „Aktion
einem vielfältigen Informationsange-
Kleinkind“ in „Aktion Verkehrsfuchs“
bot. Stichwortartig seien hier einige
umbenannt! Wir wollen, dass auch
in Zukunft jedes Kind zum Verkehrs-
n
die örtliche Presse,
Themen genannt:
n
Aushänge von Plakaten in Schu-
n
len, Kindergärten und anderen gen
Vermittlung der Lehrinhalte für die
n
Wahrnehmung aus Kinderaugen
Auslage von „Elternbriefen“ in den
n
Mit dem Auto zur Schule/Kinder-
Schulsekretariaten zur Information
rückhaltesysteme
n
gängern
anmelden.
n
n
Wie kleiden sich Kinder verkehrssicher?
telefonisch verbindlich anzumelden.
Die Nachfrage ist sehr hoch und Be-
Der Schulweg – Suche nach Gefahrenpunkten
und sich selbst an einem in ihrer
Nähe gelegenen Polizeikommissariat
Wahrnehmungsunterschiede
zwischen „Autokindern“ und Fuß-
ABC-Schützen in den Schulen
Eltern haben die Möglichkeit, ihr Kind
fuchs wird!❚
Kinder
eigneten Orten und
der Eltern, die ihre zukünftigen
Nun ist die Verbindung von einem
n
Vorbildfunktion der Eltern
weis dafür, dass wir es hier mit einem
wichtigen „Mosaiksteinchen“ der po-
Den Abschluss der Veranstal-
lizeilichen Verkehrserziehung zu tun
tungswoche bildet eine Vorführung
haben. Jährlich werden über 2 000
des
Kinder und über 1 000 Erwachsene
ist oft der Höhepunkt der ganzen
mit dieser Maßnahme erreicht und
Woche. Wer erlebt, wie Kinder sich
lernen dadurch, sich sicherer im Stra-
gefangen nehmen lassen von dieser
ßenverkehr zu bewegen.
ganz eigenwilligen Erlebniswelt der
Dies
Handpuppen und es den Spielern
Eine Polizeiverkehrslehrerin zeigt, wie das
Kind sicher die Straße überquert
POLIZEIBERICHT 2007
Die Veranstaltungen werden in
Polizeiverkehrskaspers.
67
Hafensicherheit
Maßnahmen der Wasserschutzpolizei
Nils Thomsen, WSP 031,
Wasserschutzpolizei
der Wirtschaft u. a. von den Dienst-
und -systeme von Wirtschaft und
leistungen des Seetransports und
öffentlicher Verwaltung miteinander
des Umschlags zu. Vor diesem Hin-
vernetzt. Die Vereinten Nationen und
tergrund nimmt die Sicherheit natür-
die Europäische Gemeinschaft legten
lich einen steigenden Stellenwert ein.
Sicherheitsstandards fest, die ständig
Das gilt sowohl für die Sicherheit im
optimiert werden.
Sinne der Betriebs- und Anlagensi-
Die z. T. weltweit geltenden Nor-
er Hamburger Hafen prä-
cherheit (Safety) als auch im Sinne
men werden in Hamburg durch das
sentiert sich jedes Jahr aufs
der Sicherheit vor deliktischen Über-
Hafensicherheitsgesetz in Landes-
D
Neue mit Superlativen. Ham-
griffen, vom Diebstahl bis zum Ter-
recht übernommen. Neben der Um-
burg ist nach Rotterdam der zweit-
roranschlag (Security). Mehr denn je
setzung von Richtlinien und Verord-
größte Containerhafen in Europa und
sind heute Sicherheitsmaßnahmen
nungen zur Verbesserung der Abwehr
zurzeit auf Platz acht der zehn welt-
von terroristischen Angriffen werden
größten Containerhäfen. Durch seine
dort die für die Grenzsicherheit und
attraktive Lage hat sich der Hambur-
Sicherheit in der Gefahrgutbeförde-
ger Hafen zu einer Drehscheibe zwi-
rung notwendigen Ermächtigungen
schen dem skandinavischen, dem
für die Polizei geregelt. Unter anderem
osteuropäischen und dem asiati-
auch die anlassunabhängigen Kont-
schem Raum entwickelt.
rollen von Personen, Fahrzeugen und
Die Anzahl der umgeschlagenen
Ladungsbehältnissen im Hafen.
Container nimmt seit Jahren im zwei-
Die Wasserschutzpolizei nimmt
stelligen Prozentbereich zu und ein
im Hafen alle polizeilichen Aufgaben
Ende ist nicht in Sicht. Gegenüber
wahr. Sie leistet auf diese Weise einen
9,9
Standardcontainern
Beitrag zum wichtigen Standortfaktor
(TEU) im Jahre 2007 werden für das
Sicherheit. Drei dieser Aufgaben sind
Jahr 2015 bereits 18 Millionen TEU
in dem Bereich „WSP 03 Hafensi-
prognostiziert. Immer größere Schiffe
cherheit“ zusammengefasst.
Millionen
transportieren dieses ContainervoluWSP 031/Designated Authority
POLIZEIBERICHT 2007
men.
68
Die Kreuzschifffahrt, als eigener
für Hafensicherheit – weltweite
Zweig des Tourismus, boomt eben-
Schritte zur Abwehr von Terror-
falls und hat Hamburg als eine „Perle“
anschlägen in der Schifffahrt
in Nordeuropa entdeckt.
Nach den Terroranschlägen des
Mit dem Anstieg der Transport-
11. September 2001 auf das World
menge und -geschwindigkeit weltweit
nimmt aber auch die Abhängigkeit
Trade Center in New York entschloss
„Bürgermeister Weichmann“ fertig zum
Auslaufen
sich die internationale Schifffahrtsor-
ganisation der UNO, die IMO (Interna-
den ISPS-Code durch eine Verord-
der
tional Maritime Organization mit Sitz in
nung in unmittelbar geltendes Recht
Werften wurden durch Mitarbeiter von
London), die bestehenden Vorschrif-
für die Mitgliedstaaten übernommen,
WSP 031 genehmigt und die betref-
ten zum Schutz der Seeschifffahrt
wobei einige Empfehlungen des
fenden Hafenanlagen anschließend
(SOLAS: Safety of Life at Sea) zu
Codes als Vorschrift übernommen
als ISPS-konforme Anlagen der IMO
erweitern, um auch die internationale
wurden (VO/EG 725/2004). Der
gemeldet. Dieses Ergebnis wird der
Seeschifffahrt vor Terroranschlägen
Code ist Anlage dieser Verordnung.
internationalen Seeverkehrs- und Ha-
Basis des ISPS-Codes ist die
und
fenwirtschaft in der ISPS-Database
Die Vorschriften sind im ISPS-Code
Feststellung von Schwachstellen bei
(International Ship and Port Facility Se-
der Eigensicherung von Schiffen und
Für die an der Seehafenwirtschaft
curity Code/Internationaler Code für
Hafenanlagen mit Hilfe von Risiko-
Beteiligten, insbesondere die Hafen-
die Gefahrenabwehr auf Schiffen und
analysen und die Durchführung von
anlagen, bedeutet die Umsetzung der
in Hafenanlagen) zusammengefasst.
Sicherungsmaßnahmen
EU-Verordnung mit dem ISPS-Code
Seeschiffe in der Auslandsfahrt mit
(Gefahren-
abwehrplänen).
der IMO zur Verfügung gestellt.
nicht unerhebliche Investitionen und
einer Bruttoraumzahl (BRZ) von mehr
In Hamburg ist die zuständige
Mehraufwand. Um sicherzustellen,
als 500 und Hafenanlagen, an denen
Landesbehörde – WSP 031/DA Ha-
dass alle Mitgliedstaaten der EU die
diese Schiffe festmachen, unterliegen
fensicherheit – eine Dienststelle der
Vorschriften gleichermaßen umsetzen
dem ISPS-Code.
Wasserschutzpolizei. Das Kürzel DA
und sich nicht einzelne Staaten bzw.
Die Wasserschutzpolizei wird in
steht für Designated Authority, was
Häfen Wettbewerbsvorteile durch eine
Kürze, nach Schaffung der recht-
soviel wie “zuständige Behörde“ be-
Nichtumsetzung verschaffen, wird die
lichen Voraussetzungen durch ein
deutet. Der Begriff wurde direkt aus
Durchführung der EU-Verordnung mit
Abkommen der Stadt Hamburg mit
dem ISPS-Code entnommen und hat
dem ISPS-Code durch Inspektionen
dem Bund, die Kontrollen auf diesen
sich weltweit etabliert.
der EU-Kommission überprüft.
Schiffen vornehmen.
Die Europäische Gemeinschaft hat
Ein Beamter der Wasserschutzpolizei
öffnet einen sichergestellten Container
Derzeit verfügt der Hamburger Ha-
In Hamburg wurde diese Inspek-
fen über 76 Hafenanlagen, bei denen
tion, die auch die Dienststelle WSP
durch WSP 031/DA Hafensicherheit
031 einschloss, im Mai 2006 ohne
eine Risikoanalyse durchgeführt wur-
Feststellung von Mängeln vorgenom-
de. Die auf diesen Risikoanalysen
men.
basierenden
Gefahrenabwehrpläne
Aber auch im Hinblick auf die Sicherheit des gesamten Hafens ist
Hamburg gut aufgestellt. Die Richtlinie
der EG 2005/65 zur Verbesserung
der Gefahrenabwehr in Häfen sieht
eine Ausdehnung der Schutz- und
Sicherungsmaßnahmen
über
die
einzelnen Hafenanlagen auf den gesamten Hafen vor. Auch hier wurde
von der Dienststelle WSP 031 eine
Risikoanalyse für den Hafen vorgenommen und ein Gefahrenabwehrplan erstellt.
Die Seeschifffahrt und die Hafenanlagen als Schnittstellen zum landgebundenen Verkehr sind nur ein Teil
der Transportkette vom Versender
zum Empfänger. Seitens vieler Orga-
POLIZEIBERICHT 2007
zu schützen.
Hafenumschlagsbetriebe
69
nisationen von den Vereinten Natio-
Abendstimmung im Hamburger Hafen
nen über die G8 bis zur Europäischen
fahrgutvorschriften an.
Für die Verkehrsträger Straße,
Gemeinschaft oder die ASEAN-Staa-
Schiene
und
Binnenwasserstraße
ten aber auch seitens der USA gibt
Gefahrgut am Umschlag verpackter
traten mit einem halben Jahr Über-
es weitere Anstöße und Initiativen zum
Güter etwa 2,5 Prozent. Zu den ge-
gangsfrist zum 30. Juni 2007 eine
Schutz der Bevölkerung, der Weltwirt-
fährlichen Gütern zählen auch viele
Reihe von Verordnungen in Kraft.
schaft und wichtiger Infrastrukturen.
Gegenstände des täglichen Bedarfs,
Für verpackte gefährliche Güter
An diesen Initiativen ist gemein-
mit denen jeder von uns gelegent-
im Seetransport trat mit einem Jahr
sam, dass sie durch möglichst
lich umgeht. Als Beispiele wären hier
Übergangsfrist zum 1. Januar 2008
weltweite Anwendung Wirkung er-
Gasfeuerzeuge, Spraydosen oder lö-
das 33. Amendment (Änderung) des
zielen. Die Nationen schützen nicht
sungsmittelhaltige Farben zu nennen,
IMDG-Code in Kraft.
mehr nur sich selbst sondern auch
aber auch Feuerwerkskörper. Viele
Die Übergangsfristen sind in-
ihre Nachbarn und Handelspartner.
dieser Güter werden weltweit herge-
zwischen abgelaufen und man kann
Deutschland als Exportweltmeister
stellt und nach Europa importiert. Um
sich auf die Anwendung der „neuen“
und Hamburg als größter deutscher
Gefahren, die beim Transport dieser
Vorschriften konzentrieren. In den na-
Hafen werden bei diesen Entwick-
Güter bestehen, zu minimieren, sind
tionalen und internationalen Gremien
lungen auch in Zukunft eine wichtige
die nationalen und internationalen Ge-
wird jedoch bereits intensiv an den
Rolle spielen.
fahrgutvorschriften für die jeweiligen
nächsten Änderungen gearbeitet.
Verkehrsträger Schiene, Straße und
WSP 032 Zentralstelle Gefahr-
POLIZEIBERICHT 2007
gutüberwachung – Sicherheit
70
See-/Binnenschiff einzuhalten.
Kontrollen der Transportvorschrif-
Durch die stetige Weiterentwick-
ten erfolgen durch Beamte der Was-
beim Transport gefährlicher
lung und Anpassung der Gefahrgut-
serschutzpolizei auf allen genannten
Güter
vorschriften an den Stand der Technik
Verkehrsträgern. In den örtlichen Zu-
Im gleichen Maße wie der Contai-
wird dem einzelnen Beamten ein ho-
ständigkeitsbereichen der einzelnen
nerumschlag im Hamburger Hafen
hes Maß an Flexibilität und Eigeninitia-
WSPK liegt der Kontrollschwerpunkt
wächst, ist auch eine Zunahme des
tive bei der Weiterbildung abverlangt.
bei den See- und Binnenschiffen so-
Umschlags gefährlicher Güter zu ver-
Gerade im Jahr 2007 stand wie-
zeichnen. Dabei beträgt der Anteil
der ein großer Umbruch bei den Ge-
wie den Containerkontrollen.
Bei den Kontrollen wird vor allem
auf folgende Aspekte besonders ge-
gesetz erheblich beeinflusst. Mit der
geringeren Kontrollintensität zu unter-
achtet:
n
n
n
n
Umsetzung dieser Bestimmungen
ziehen als Personen aus Drittstaaten.
Sind Versandstücke beschädigt
konnte sich der Hamburger Hafen
Feststellung der Identität anhand der
oder ist bereits Gefahrgut ausge-
nicht nur gegenüber den USA, son-
Reisedokumente und Prüfung auf
treten?
dern auch im europäischen Vergleich
Gültigkeit und Fälschungsmerkmale
Ist die Ladungssicherung in Ord-
als einer der sichersten Häfen der
stellen jedoch den Mindeststandard
nung?
Welt erweisen. Durch die Umsetzung
für alle Personen dar.
Entsprechen die Verpackung, die
der Meldeverpflichtung für die Schiffs-
Für die Einschätzung, ob eine Ge-
Kennzeichnung und die Beschrif-
leitungen von Seeschiffen aus der
fahr für die öffentliche Sicherheit und
tung den Vorgaben der Transport-
Durchführungsverordnung zum Ha-
Ordnung zu befürchten ist bzw. wel-
vorschriften?
fensicherheitsgesetz wird ein weiterer
ches Gefährdungspotential vorliegen
Sind spezielle Stau- und Trennvor-
Baustein ergänzt.
könnte, werden die vorab übermit-
schriften beachtet worden?
n
Im Hamburger Hafen wurden
telten Daten z. B. von Passagieren,
Liegen alle erforderlichen Beförde-
2007 über 425 000 Besatzungsmit-
rungsdokumente vollständig vor?
glieder und 126 000 Fahrgäste bei
Das vereinfachte Ablaufschema
der Ein- und Ausreise grenzpolizeilich
der Kontrolle ist der nachstehenden
überprüft.
Grafik zu entnehmen.
Werden Fahrzeuge kontrolliert, ist
Mannschaft usw. benötigt.
auch die Ausrüstung und die ausreichende Qualifikation des Fahr-
Lagebildbasierte Aufgaben-
zeugführers ein wichtiger Punkt. Auf
wahrnehmung
den Containerterminals kommt die
Mit der im Schengener Grenzkodex
Kontrolle auf Einhaltung der Vorschrif-
festgelegten Anmeldung von Kreuz-
ten der Landesgefahrgutverordnung
fahrtschiffen, ergänzt um die Vor-
Hafen Hamburg hinzu, z. B. bei der
anmeldungsregelung 24 Stunden
Bereitstellung gefährlicher Güter für
vor dem Einlaufen wird die Wasser-
die Verladung.
schutzpolizei erstmals in die Lage versetzt, das grenzpolizeiliche Lagebild
WSP 033 Grenzpolizeiliche
durch zeitgerecht verfügbare Daten
Aufgaben: Grenzpolizeiliche
zu optimieren. In Verbindung mit der
Voranmeldung der Seeschiffe –
Eingangskontrolle zur Überprüfung
„Agieren“ statt „Reagieren“
der übermittelten Daten am Liegeplatz
Für jedermann spürbar wird das seit
ergibt sich eine deutlich wirksamere
Fazit:
dem 11. September 2001 veränder-
Aufgabenwahrnehmung. Eigensiche-
Zusammenfassend bleibt festzustel-
te Sicherheitsbewusstsein bei den
rungsbedarfe und Risikoeinschätzung
len, dass sich die Anforderungen
Sicherheitskontrollen im Flugverkehr.
sind in der Folge nochmals verbessert
an die Sicherheit im Hafen aufgrund
Weniger offensichtlich sind die Ver-
möglich.
einer Vielzahl von politischen und
änderungen für die Verkehrsträger
Ablauf der grenzpolizeilichen
haben und im Zusammenwirken von
Straße im Binnenverkehr.
Kontrolle
Wirtschaft, Politik und öffentlicher Ver-
Der für die Wasserschutzpolizei
Die grenzpolizeiliche Einreisekontrolle
waltung angepasst wurden. Dieser
wesentliche Teil – der Seeverkehr –
richtet sich nach den Anforderun-
Prozess ist nicht abgeschlossen und
wurde durch die veränderten Bestim-
gen des Schengener Grenzkodex
wird durch die Polizei weiterhin auf-
mungen der „International Maritime
(SGK). Grundsätzlich sind nach den
merksam verfolgt, um auch in Zukunft
Organisation“ (IMO), Regelungen der
dortigen Bestimmungen Personen,
mit dem Standortfaktor Sicherheit ei-
Europäischen Union sowie für Ham-
die das Gemeinschaftsrecht auf frei-
nen Beitrag zur positiven Entwicklung
burg durch das Hafensicherheits-
en Personenverkehr genießen, einer
des Hamburger Hafens zu leisten.❚
POLIZEIBERICHT 2007
technischen Entwicklungen verändert
Schiene, Binnenwasserstraße und
71
Neue Karriereperspektiven
Polizei Hamburg reagiert auf die Herausforderungen der Nachwuchswerbung
hoffen, dass das Wirtschaftswachstum auf lange Zeit anhält und die
Früchte
André Bertram, LPV 4,
Landespolizeiverwaltung
gerecht
verteilt
werden;
aus Sicht eines Unternehmens wie
der Polizei Hamburg wäre es fahrlässig, unter Missachtung der Gesetzmäßigkeit
von
Angebot
und
Entwicklung auf dem
Nachfrage die eigene Nachwuchs-
Arbeits- und Nachwuchsmarkt
planung aus den Augen zu verlieren
Die Medien berichten zunehmend
und die personalstrategischen Über-
über eine Entwicklung, die vorherseh-
legungen nicht kontinuierlich fort zu
bar den Arbeitsmarkt der künftigen
entwickeln.
Jahre bestimmen wird. Aufgrund der
Aktuell befindet sich die Polizei
demografischen Entwicklung kommt
Hamburg an einem strategisch be-
es bereits ab diesem Jahr zu einem
deutsamen Punkt: der Schaffung von
starken Rückgang von Schulabgän-
günstigen Startvoraussetzungen für
gern. Dieser Mangel an potentiellen
die künftige Personalgewinnung und
Berufseinsteigern wird in den kom-
gezielte Personalentwicklung.
menden Jahren auch kontinuierlich
anhalten.
POLIZEIBERICHT 2007
Hieraus resultieren Herausforde-
72
Strukturanalyse in der
Hamburgischen Verwaltung
rungen für die Wirtschaft und den
Eine
vergleichende
Untersuchung
öffentlichen Dienst. Die Arbeitgeber
zur Personalsituation im mittleren und
sind gehalten, ihre Arbeitsplätze und
gehobenen Dienst in verschiedenen
Karriereperspektiven werbend ein-
Hamburger Behörden kam zu dem
zusetzen, um die leistungsstärksten
Ergebnis, dass die Personalsituation
Schulabsolventen für sich zu gewin-
und Stellenstruktur der Polizei Ham-
nen.
burg verschiedener Modifizierungen
In Zeiten einer guten Wirtschafts-
bedurfte. Als problematisch wurde
lage und den damit verbundenen
insbesondere die Stellenstruktur im
Entwicklungsperspektiven gilt es, den
gehobenen
Beruf des Polizeibeamten ins rech-
laufbahn) bewertet, da es in abseh-
te Licht zu rücken: Die Arbeitsplätze
barer Zeit zu einem starken Anstieg
werden sicherer und auch die Ver-
der Verweilzeiten bis zur nächsten
dienstmöglichkeiten in der Wirtschaft
Beförderung gekommen wäre. Be-
sind durchaus beachtlich. Es bleibt zu
sonders kritisch war die Situation in
Dienst
(Kommissars-
Nur noch ein paar Jahre, dann kann‘s
losgehen
den Eingangsämtern des gehobe-
und strukturellen Auswirkung einmalig
nen Dienstes, da es hier durch
in der Geschichte der Polizei Ham-
Überleitungsprogramme
vergange-
burg und bundesweit ein Novum.
ner Jahre zwar zu einer Vielzahl von
Zwar haben drei Bundesländer die
prüfungsfreien Überleitungen in den
so genannte zweigeteilte Laufbahn,
gehobenen Dienst kam, dann aller-
bestehend aus gehobenem und hö-
dings nicht genügend weiterführen-
herem Dienst, bereits realisiert – im
de Beförderungsmöglichkeiten vor-
Vergleich zu der weit überwiegenden
handen waren. Im Ergebnis führte
Mehrzahl von Länderpolizeien sowie
dieses dazu, dass der Anteil von
der Bundespolizei ist das neue Lauf-
Polizeibeamten im gehobenen Dienst
bahnverlaufsmodell aber derzeit kon-
zwar stieg, weitere Beförderungs-
kurrenzlos.
möglichkeiten in dieser Laufbahn aber
Hier galt es, eine akzeptable und
Grundsätze des funktions- und
leistungsorientierten Laufbahn-
gleichwohl finanzierbare Lösung her-
verlaufsmodells
beizuführen. Nach Abwägung ver-
Das funktions- und leistungsorientier-
schiedener Modelle fiel schließlich
te Laufbahnverlaufsmodell zeichnet
die Entscheidung zugunsten eines
den Karriereweg von der Beendigung
Laufbahnverlaufsmodells mit deut-
der Ausbildung an der Landespolizei-
lich ausgeprägtem Leistungsbezug.
schule im mittleren Dienst (Eingang-
Dieses „funktions- und leistungs-
samt Polizeimeister/A7) bzw. dem er-
orientierte Laufbahnverlaufsmo-
folgreichen Abschluss des Studiums
dell“ wurde zum 1. Januar 2008 bei
an der Hochschule der Polizei für den
der Polizei Hamburg eingeführt.
gehobenen Dienst (Eingangsamt Po-
Zur Verbesserung der Stellenstruk-
lizei-/Kriminalkommissar/A9) bis zum
tur wurden – quasi in Vorbereitung auf
Amt des Polizei- bzw. Kriminalhaupt-
das neue Laufbahnverlaufsmodell –
kommissars in der Besoldungsgrup-
zum 1. Juli 2007 insgesamt 50 Stellen
pe A11. Nach jeweils festgelegten
von A9 (Polizei- bzw. Kriminalkommis-
Verweilzeiten kann der Polizeibeamte
sar) nach A10 (Polizeiober- bzw. Kri-
bei kontinuierlich guten Leistungen in
minaloberkommissar) gehoben. Zum
das nächste Amt befördert werden.
1. Januar 2008 wiederum wurden
Der Weg in die Spitzenämter A12
50 Stellen von A11 nach A13 geho-
(Polizei- bzw. Kriminalhauptkommis-
ben, wodurch im Zuge der Nachfolge
sar) und A13 (Erster Polizei- bzw.
weitere 50 Ernennungsmöglichkeiten
Kriminalhauptkommissar) des geho-
in Ämter der Besoldungsgruppe A12
benen Dienstes erfolgt – wie in der
geschaffen wurden. Abgerundet wur-
Vergangenheit – durch Auswahlver-
den dieses „Stellenpaket“ durch 150
fahren.
Stellenhebungen von A11 nach A12.
Spätestens seit der Rechtspre-
Diese zahlreichen Stellenhebungen
chung
führten Ende 2007 zu einer Vielzahl
gerichts (BVerwG) zum Laufbahn-
von Auswahlverfahren, welche mitt-
verlaufsmodell
lerweile abgeschlossen sind. Das
wurde unmissverständlich deutlich,
Programm des neuen Laufbahnver-
dass die reine Verweilzeit in einem
laufsmodells ist in seiner finanziellen
Amt keinerlei Aussage zur Leistung
des
BundesverwaltungsSchleswig-Holsteins
POLIZEIBERICHT 2007
eher stagnierten.
73
rung verkürzen lässt oder verlängert
wird. Das Instrument hierzu trägt den
Namen Leistungsträgerfeststellungsverfahren und bedeutet, dass der
Leistungsstand aller zu betrachtenden Polizeibeamten einmal jährlich
erhoben wird und es dann zu einer
Bestenauslese mit vorzeitiger Beförderungsmöglichkeit
kommt.
Leis-
tungsschwache Mitarbeiter hingegen
müssen länger auf ihre nächste Beförderung warten.
Ein weiterer Aspekt des funktionsund leistungsorientierten Laufbahnverlaufsmodells ist die Förderung der
Mobilität von Mitarbeitern und die damit einhergehende Erweiterung der
dienstlichen Qualifikation. Aus diesem
Grundgedanken lässt sich auch der
Funktionsbezug des neuen Modells
ableiten. Sämtliche Arbeitsplätze des
Polizeivollzugs wurden betrachtet und
zu so genannten Funktionen gebündelt. Jeder Polizeibeamte bekleidet
demzufolge auch eine Funktion im
neuen Laufbahnverlaufsmodell. Die
einzelnen Funktionen wiederum sind,
entsprechend ihrer Wertigkeit, in so
des Mitarbeiters am Arbeitsplatz beinhaltet. Nun war diese Erkenntnis nicht
Karriereperspektiven durch das neue
Laufbahnverlaufsmodell
genannten
neu, das Grundgesetz führt in Artikel
tieren fünf aufeinander aufbauende
33 Absatz 2 aus, dass die Beförde-
Funktionskreise mit ansteigendem
rung nach Eignung, Befähigung und
Anforderungsniveau, die sich wie folgt
fachlicher Leistung zu erfolgen hat.
zusammensetzen:
Diesem Verfassungsgrundsatz trägt
n
Laufbahnverlaufsmodell konsequent
n
FK 2 = Polizei- bzw. Kriminalkommissar A9 bis Polizei- bzw. Krimi-
gaben des BVerwG ist die Mindest-
naloberkommissar A10
1
verweilzeit in einem Amt auf vier Jahre
FK 1 = Polizeimeister A7 bis Polizeihauptmeister A9
Rechnung. Entsprechend der Vor-
POLIZEIBERICHT 2007
(FK)
zusammengefasst. Insgesamt exis-
das funktions- und leistungsorientierte
74
Funktionskreisen
n
FK 3 = Polizei- bzw. Kriminalober-
festgelegt; danach entscheidet allein
kommissar A10 bis Polizei- bzw.
die Leistung darüber, ob sich der
Kriminalhauptkommissar A11
Zeitraum bis zur nächsten Beförde-
n
FK 4 = Polizei- bzw. Kriminalhauptkommissar A12
n
1 Die Bundesverwaltungsgericht
FK 5 = Erster Polizei- bzw. Kriminalhauptkommissar A13.
Bedeutsam für den Aspekt der Mobilität ist der festgeschriebene Funk-
Durchschnittliche Verweilzeiten in den
Dienstzweigen Schutz-, Kriminal- und
Wasserschutzpolizei
von 33 Jahren nach Ausbildungsende bis zum Erreichen der Besoldungs-
tionswechsel beim Übergang in die
gruppe A11 (Polizeihauptkommissar/
Funktionskreise 2 und 3. Hier ist der
Kriminalhauptkommissar), für die Wasser-
Mitarbeiter gehalten, seine dienstliche
schutzpolizei bereits nach 26 Jahren.
Vita um eine neue Funktion zu be-
Da der Dienstzweig der Kriminalpolizei
reichern und insoweit neues Wissen
bereits über eine realisierte zweige-
rund um die zahlenreichen Facetten
teilte Laufbahn verfügt, entfaltet das
des Polizeiberufs zu erlangen.
neue Laufbahnverlaufsmodell für die
„Kripo“ erst ab dem Amt des Kriminal-
Regelverweilzeiten in den ein-
kommissars seine Wirkung.
Ein Laufbahnverlaufsmodell ist grund-
Fazit
sätzlich geeignet, den Karriereweg
Die gute Arbeit der Hamburger Polizei hat
eines Mitarbeiters verlässlich vor-
unter anderem in der Umsetzung des
zuzeichnen, wenn dieser seiner-
funktions- und leistungsorientierten Lauf-
seits über Jahre hinweg gute Arbeit
bahnverlaufsmodells ihre Anerkennung
leistet und dementsprechend be-
erfahren. Es war keineswegs selbstver-
urteilt wird. Die mit dem neuen Lauf-
ständlich, dass die zusätzlichen Finanz-
bahnverlaufsmodell
verbundenen
mittel bereitgestellt werden. Aktuell hat
Regelverweilzeiten in den einzelnen
bereits seine Einführung für eine Vielzahl
Ämtern sind aus der oben stehen-
von Beförderungen gesorgt und dem
den Tabelle ersichtlich.
Polizeiberuf neue Karriereperspektiven
Diese Zeiträume, welche auch
eröffnet. Das neue Laufbahnverlaufsmo-
als mittlere kalkulatorische Verweil-
dell ist ein wichtiger Schritt im Wettlauf
zeit bezeichnet werden, zeichnen
um die fähigsten Köpfe im Rahmen der
also für einen Polizeibeamten der
Nachwuchsgewinnung der Polizei Ham-
Schutzpolizei
burg.❚
Leistung
mit
einen
konstant
guter
Gesamtzeitraum
POLIZEIBERICHT 2007
zelnen Besoldungsgruppen
75
Prävention und Opferschutz
Leitthemen einer modernen Polizei
Michael Jasper, LKA 12,
Fachkommissariat Prävention
und Opferschutz
mindest die Reduzierung von Strafta-
nächst auf eine Beratungstätigkeit,
ten und Tatgelegenheiten im Vorder-
die vornehmlich auf die Verhinderung
grund. Begleitet wird die Umsetzung
von Einbruch und Diebstahl mittels
unserer Projekte in der Regel von der
technischer oder mechanischer Si-
erforderlichen
cherheitseinrichtungen abzielte.
der Kooperation mit anderen Verant-
Öffentlichkeitsarbeit,
wortungsträgern sowie der Evaluie-
ein wenig rührend an. Allerdings war
rung der Konzepte und veranlassten
„Sei schlauer als der Klauer“ –
die Eigentumskriminalität in den „Gol-
Maßnahmen.
Erinnern Sie sich noch an diesen
denen Sechzigern“ tatsächlich das
Unsere aktuelle „präventive The-
eingängigen Slogan, mit dem
bedrohlichste Kriminalitätsphänomen
menpalette“ erstreckt sich über eine
in der prosperierenden bundesdeut-
Vielzahl von Deliktsbereichen: vom
schen Wohlstandsgesellschaft.
Taschendiebstahl über den Betrug an
Polizeiliche
Kriminal-
prävention in den 1960er
Jahren bundesweit „an den
Start“ ging?
A
ls
POLIZEIBERICHT 2007
steht dabei die Verhinderung oder zu-
Das mutet aus heutiger Sicht fast
die
76
Die Aktivität der Polizeilichen Kriminalprävention beschränkte sich zu-
„Kampagnen-Assistent“
Spätestens seit Beginn der 1990er
der Haustür bis hin zu Gewaltstrafta-
Jahre wurde das Thema „Prävention“
ten oder Sicherheitsrisiken im Zusam-
auch von der Politik entdeckt und als
menhang mit dem Internet. Entspre-
„ständige
gesamtgesellschaftliche
chend umfangreich präsentiert sich
diente die seinerzeit äußerst
Aufgabe“ begriffen. Hierdurch kam es
unser Angebot an kostenlosen Prä-
.populäre Comic-Figur Nick
innerhalb der Polizei zu einem enor-
ventions- und Informationsmedien.
Knatterton – der berühmte, Pfeife
men Bedeutungszuwachs, der mit
Die im Fachkommissariat Präven-
rauchende „Meisterdetektiv“, der sei-
einer erheblichen Verbreiterung des
tion und Opferschutz anfallenden
ne kniffligen Kriminalfälle mit Eleganz,
Themen- und Zielgruppenspektrums
Projekte werden von 25 Mitarbeitern
Spürsinn und Erfindungsgeist anging.
einherging. In der Folge vollzog sich
in drei nach thematischen Schwer-
Die abschließenden Ergebnisse sei-
ein Wandel von der allgemein-techni-
punkten gebildeten Sachgebieten
ner – selbstverständlich stets erfolg-
schen zu einer individuell-verhaltenso-
(LKA 121, 122 und 123) bearbeitet:
reichen – Ermittlungen pflegte er dem
rientierten Prävention.
1. „Allgemeine
gespannten Publikum mit der einlei-
Heute sind wir – ganz allgemein
tenden Bemerkung „Kombiniere: …“
ausgedrückt – zuständig für die Ent-
Kriminalprävention“ – LKA 121
zu präsentieren. Der einstige Kultstar
wicklung und praktische Umsetzung
Der Zuständigkeitsbereich des ersten
ist mittlerweile zwar in die Jahre ge-
von Strategien, Handlungskonzep-
Sachgebiets lässt sich am einfachs-
kommen, findet sich aber auch heute
ten sowie entsprechenden Aus- und
ten in Abgrenzung zu den beiden
noch gelegentlich als Symbolfigur für
Fortbildungsmaßnahmen in den Be-
anderen Sachgebieten bestimmen:
eine ebenso professionelle wie erfolg-
reichen der Polizeilichen Kriminalprä-
LKA 121 ist – von einigen wenigen
reiche kriminalpolizeiliche Ermittlungs-
vention und des Polizeilichen Opfer-
Ausnahmen abgesehen – für alle
arbeit.
schutzes. Als handlungsleitendes Ziel
Themen zuständig, die weder in den
Bereich des Polizeilichen Opferschut-
auf unterschiedlichen Wegen etwa
zes (LKA 122) noch in den Bereich
über folgende Themen informiert:
der technischen Kriminalprävention/
n
Kriminalberatung (LKA 123) fallen.
n
121 verantwortlich für die Konzeption, Umsetzung und Unterstützung
n
unterschiedlichster Kampagnen und
Die Realisierung wurde u. a. durch
Sicherheit von Kindern und Ju-
die
gendlichen in Internet und Chat
Hamburger Vereins zur Verhütung
Sicherer Umgang mit EC- und
von Diebstahl e. V. (VVD) ermöglicht.
Kreditkarten
In diesem Verein haben sich Sachver-
Vermeidung von Diebstählen aus
sicherungen mit dem Ziel zusammen-
abgestellten Kraftfahrzeugen
geschlossen, die Präventionsaktivität
finanzielle
Unterstützung
des
Verhinderung von Sachbeschädi-
der Polizei Hamburg zu unterstützen.
nalprävention. Die begleitende Öf-
gungen durch Graffitischmiererei-
„Unser“ HVV-Bus ist seit dem 10.
fentlichkeitsarbeit sowie die Erstellung
en.
September 2007 auf den Hambur-
themenbezogener Präventionsmedi-
Auf welche Weise derartige Aktio-
ger Straßen unterwegs. Er wird in den
en (wie etwa Filme, Plakate, Informa-
nen durchgeführt werden, lässt sich
nächsten drei Jahren auf wechseln-
tionsbroschüren oder -faltblätter) ge-
am besten anhand von zwei Beispie-
den Linien im oder um das Stadtzent-
hören zum festen Aufgabenbereich.
len darstellen:
rum herum Fahrgäste befördern.
Projekte rund um das Thema Krimi-
n
Außerdem wird hier das Programm
Während das Grunddesign des
Polizeiliche Kriminalprävention der Län-
„Linie 110“ – der „Präventions-
Busses mit der Werbung für die In-
der und des Bundes (ProPK) umge-
Bus“ der Hamburger Polizei
ternetadresse der Hamburger Polizei
setzt sowie die erforderliche fachliche
Vor dem Hintergrund einer zuneh-
über die Jahre unverändert bleibt,
Betreuung und Fortbildung der Be-
menden Bedeutung des Service-
wird die Heckfläche variabel für jeweils
amten an den einzelnen Hamburger
Gedankens entstand die Idee, unser
aktuelle Präventionsbotschaften und
Polizei- und Wasserschutzkommis-
Präventionsangebot – über den kon-
-themen genutzt.
sariaten oder im Landeskriminalamt
ventionellen Weg des direkten Bür-
gewährleistet (weitere Informationen
gerkontakts hinaus – auch im Internet
zum ProPK finden Sie im Internet
möglichst vielen Menschen bekannt
unter www.polizei-beratung.de).
zu machen. Um das Angebot der
Auch für die kurzfristige Erstellung
Hamburger Polizei im Internet (www.
beim
polizei.hamburg.de) mit einem größt-
Auftreten akuter Kriminalitätsphäno-
möglichen Effekt zu bewerben, haben
mene steht LKA 121 bereit. So wur-
wir beschlossen, einen Linienbus des
de die Öffentlichkeit im Jahre 2007
Hamburger Verkehrsverbundes (HVV)
von
Präventionskampagnen
Seit September 2007 ist der Präventionsbus der Polizei Hamburg unterwegs. Am
Heck (kl. Foto) wird auf jeweils aktuelle
Aktionen hingewiesen
POLIZEIBERICHT 2007
In diesem Rahmen ist das LKA
als Werbefläche einzusetzen.
77
Sicherheit in Internet und Chat
Da wir uns als Polizei verpflichtet
Internet und Neue Medien sind zum
sehen, auch auf diese Schattensei-
LKA 122
festen Bestandteil unseres Alltags
ten der Neuen Medien hinzuweisen,
Opferschutz ist ein wichtiger Bestand-
geworden und aus diesem praktisch
wurde durch das LKA 121 zunächst
teil der polizeilichen Arbeit, denn Po-
nicht mehr weg zu denken.
ein Informations-Flyer zum Thema „Si-
lizeibeamte sind in den meisten Fällen
Besonders Kinder und Jugendli-
cherheit in Chaträumen“ aufgelegt,
die ersten Ansprechpartner für Be-
che nutzen die sich daraus ergeben-
der auch auf der Internetseite der
troffene. Unverzügliche Hilfe für Opfer
den vielfältigen Kommunikationsmög-
Hamburger Polizei zum Download
von Wohnungseinbrüchen, Überfällen
lichkeiten.
bereitsteht. Junge Menschen sollen
und anderen Gewalttaten sowie Maß-
Aktuelle Untersuchungen belegen,
durch gezielte Aufklärung befähigt
nahmen zum Schutz der Opfer von
dass bereits 18 Prozent der sechs-
werden, sich kompetent und sicher
Gewalt in sozialen Beziehungen sind
bis siebenjährigen Kinder gelegentlich
im Netz zu bewegen.
nur einige der Themen, mit denen die
„online gehen“. Der prozentuale Anteil
Aber auch Erwachsene, insbe-
steigt mit zunehmendem Alter bis auf
sondere Eltern und Lehrer, sollen
Besonders im Kontext von Ge-
87 Prozent in der Altersgruppe der
dazu ermutigt werden, sich verstärkt
waltstraftaten sind Konsum bzw.
12- bis 13-Jährigen.
mit den technischen Möglichkeiten
Missbrauch von legalen wie illegalen
Die Praxis hat gezeigt, dass vor
und Gefahren des Internets zu be-
Rauschmitteln – allen voran der Alko-
schäftigen. Das Thema wurde auf der
hol – von zunehmender Bedeutung.
Gefahren ausgesetzt sind, die zu teils
Messe „Du und Deine Welt“ im No-
Nicht zuletzt aus diesem Grunde
schwerwiegenden und dauerhaften
vember 2007 eingehend dargestellt
engagieren wir uns im Bereich der
Traumatisierungen führen können. So
und diskutiert.
„Polizeilichen Drogen- und Suchtprävention“. Hier kooperieren wir mit den
der speziell für Kinder entwickelten
Suchmaschine „Blinde Kuh“ 160 von
200 Kindern (80 Prozent!) von sexuellen Belästigungen berichtet.
POLIZEIBERICHT 2007
Polizei täglich konfrontiert wird.
allem junge Menschen im Internet
haben etwa in einer Online-Umfrage
78
2. „Polizeilicher Opferschutz“ –
für Drogenprävention und Suchthilfe
Über 40 Organisation im Bereich Opferschutz folgten einer Senatseinladung
in den Großen Festssal des Hamburger
Rathauses anlässlich des 10. Opferschutztages
zuständigen Institutionen und führen
auf der Grundlage unseres polizeilichen Expertenwissens auch Informa-
tionsveranstaltungen für interne und
lizeilichen Opferschutzes liegt derzeit
waren auf Einladung des damaligen
externe Zielgruppen durch.
im Deliktsbereich Beziehungsgewalt
Hamburger Innensenators Udo Nagel
Zur Dokumentation der beson-
bzw. Stalking (Nachstellung). Hinter-
im Rahmen eines Senatsempfangs
deren Bedeutung, die dem „Opfer-
grund für diese Schwerpunktsetzung
im Großen Festsaal des Rathauses
schutz“ bei der Hamburger Polizei zu-
ist zum einen die Tatsache, dass Ge-
erschienen und präsentierten dort
kommt, wurde im September 2005
walt im sozialen Nahraum (z. B. Fami-
ihre vielfältigen Hilfs-, Therapie- und
ein auf dieses Thema spezialisiertes
lie) nicht mehr tabuisiert wird, sondern
Präventionsangebote.
Sachgebiet (LKA 122) eingerichtet.
insgesamt eine größere gesellschaftli-
selbst war mit zahlreichen Vertretern
Polizei
Hier werden polizeiliche Opfer-
che Bedeutung erlangt hat und nach
aus den unterschiedlichen Organisa-
schutzkonzepte erarbeitet und alle In-
Lösungen verlangt. Zum anderen hat
tionsbereichen präsent.
formationen sowie Fragestellungen im
sich längst die wissenschaftliche Er-
Kontext des Polizeilichen Opferschut-
kenntnis durchgesetzt, dass gerade
3. Kriminalpolizeiliche Beratung
zes gebündelt, aufbereitet und dem
durch Gewalthandlungen in engen
und Öffentlichkeitsarbeit – LKA
Polizeivollzug zugänglich gemacht.
sozialen Beziehungen sehr häufig Kin-
123
Das LKA 122 ist die zentrale An-
der und Jugendliche als Opfer (mit)-
Für die Kriminalprävention steht na-
sprechstelle nach innen und außen,
betroffen sind, die dann ein erhöhtes
türlich weiterhin auch unsere Kri-
somit Partner im „Netzwerk Opferhil-
Risiko in sich tragen, später selbst zu
minalpolizeiliche Beratungsstelle im
fe“. Damit haben wir die Möglichkeit,
Gewalttätern zu werden.
Innenstadt-Polizeikommissariat 14 in
neue Erkenntnisse für die fortlaufende
Für die Bearbeitung aller Fälle von
der Caffamacherreihe Bürgern, Unter-
Konzeptentwicklung und, daraus re-
Beziehungsgewalt werden an den
nehmen und Behörden für alle Fragen
sultierend, die weitere polizeiliche Ar-
Hamburger
Polizeikommissariaten
zum Thema Sicherheitstechnik sowie
beit auf diesem Gebiet zu erlangen.
und beim Kriminaldauerdienst Beam-
zum richtigen Umgang mit individuel-
Weiterhin werden Menschen, die
te eingesetzt, die für Beziehungsge-
len Kriminalitätsrisiken zur Verfügung.
Opfer von Straftaten geworden sind,
waltdelikte speziell geschult sind. Die
Im dort eingerichteten „Haus im
beim LKA 122 professionell beraten
fachliche Aus- und Fortbildung sowie
Haus“ können modernste Sicher-
und über die ihnen zustehenden
die regelmäßige Betreuung dieser
heitsinstallationen für Wohn- und
Rechte aufgeklärt. Bei Bedarf werden
Beamten werden durch das LKA 122
Geschäftsräume direkt am Objekt
sie an eine der in Hamburg zahlreich
sichergestellt.
präsentiert werden.
vorhandenen Hilfs- oder Therapieein-
Darüber hinaus wird der jährlich
Das „Haus im Haus“ steht in erster
richtungen vermittelt. Dabei ist jedoch
stattfindende Opferschutztag vom
Linie für Beratungen von Privatleuten
zu berücksichtigen, dass die Polizei
LKA 122 organisiert. Wesentliche
zur Verfügung; Beratungen für den
bei ihren Maßnahmen zum Opfer-
Ziele dieser Veranstaltung sind eine
gewerblichen Bereich finden in der
schutz die gesetzlichen Rahmenbe-
stärkere Verknüpfung von Opferhilfein-
Regel beim Ratsuchenden vor Ort
dingungen zu beachten hat. Dem-
stitutionen und Polizei, Schaffung von
statt.
nach soll sie als neutrale staatliche
Räumen für Kontakt und Austausch
Im Jahr 2007 wurden durch das
Institution
Straftaten
zwischen den Beteiligten sowie eine
LKA 123 insgesamt 3 700 Beratun-
aufklären und Gefahren abwehren.
weitere Stärkung der Bedeutung des
gen durchgeführt, wodurch 4 026
Dabei muss die Polizei berechtigte
Opferschutzes in Hamburg.
Personen erreicht wurden. Auf Grund
insbesondere
Opfer- und Täterinteressen gleicher-
Die Erkenntnis, dass Opferschutz
ihrer fachlichen Qualität hält die Krimi-
maßen berücksichtigen. Außerdem ist
in Hamburg eine Lobby hat, bestätigte
nalpolizeiliche Beratung bei der Bevöl-
die Polizei gesetzlich dazu verpflichtet,
sich auf eindrucksvolle Weise anläss-
kerung seit Jahren eine hohe Akzep-
alle ihr bekannt werdenden strafbaren
lich des Zehnten Opferschutztages
tanz – durch die Qualitätsmerkmale
Handlungen zur Anzeige zu bringen.
am 5. September 2007. Über 40
der Kostenfreiheit und Produktneut-
Insofern kann und darf die Polizei kei-
Institutionen des Opferschutzes und
ralität verfügt sie darüber hinaus über
ne „Opferhilfeeinrichtung“ sein.
der Prävention, die zum Teil in enger
einen Vertrauensvorsprung.
Ein Arbeitsschwerpunkt des Po-
Kooperation mit der Polizei stehen,
Mit dem so genannten Errichter-
POLIZEIBERICHT 2007
Die
79
nachweis wird durch das LKA 123
eine Liste geführt, in die Unternehmen aufgenommen werden, die im
Bereich der präventiven Haus- und
Wohnungssicherung tätig sind, die
erforderlichen formellen, personellen und fachlichen Voraussetzungen
erfüllen und sich freiwillig folgenden
Selbstverpflichtungen
unterworfen
haben:
n
Vorhalten einer breiten Palette von
Elementen der mechanischen Sicherungstechnik aus dem Bereich
Schloss und Beschlag, insbesondere zum Nachrüsten von Türen
Im „Haus im Haus“ werden modernste
Sicherheitsinstallationen präsentiert
und Fenstern sowie
n
geführte
Wiedereingliederungsmaß-
fachgerechte Montage unter Be-
zent der Bausumme (ca. 7 000 Euro)
nahmen für Arbeitnehmer mit dem
achtung der Einbauvorschriften
ausgemacht. Eine Investition, die sich
Berufsziel „Hausbetreuer“.
der Hersteller sowie der geltenden
lohnt, denn ein nachträglicher Einbau
Vorschriften und Normen.
käme teurer und wäre nur mit einem
Wir wollen, dass Sie sicher leben
Neben der einzelfallbezogenen
höheren Aufwand zu realisieren. Das
Prävention und Opferschutz sind
Kriminalberatung wird die (technische)
Musterhaus kann im Garstedter Weg
wichtige und nicht mehr wegzuden-
Kriminalprävention durch LKA 123
208 in Hamburg-Niendorf besichtigt
kende Themen in der täglichen Arbeit
auch in längerfristig angelegten Pro-
werden.
der Hamburger Polizei. Mit unserem
jekten und Arbeitsgruppen vertreten.
Die technische Kriminalpräven-
breiten Informations- und Beratungs-
So wird das Know-how u. a. regelmä-
tion wird durch das LKA 123 auch
angebot helfen wir Menschen dabei,
ßig durch die Staatsschutz-Abteilung
auf Messen und Ausstellungen prä-
ihr Leben sicherer zu gestalten oder
der Hamburger Polizei abgefordert,
sentiert. So können interessierte
mit den Folgen einer Straftat besser
wenn es darum geht, Sicherungs-
Besucher etwa auf der jährlich statt-
umzugehen.
konzepte für Wohnungen oder Büros
findenden Verbrauchermesse „Du
Vieles haben wir bereits erreichen
besonders gefährdeter Personen zu
und Deine Welt“ erleben, um wie viel
können. Dennoch arbeiten wir an der
erarbeiten.
schwerer die Überwindung fachge-
Verbesserung unseres Angebotes für
recht gesicherter Fenster und Türen
die Menschen in Hamburg – denn:
ist.
Sicherheit ist Lebensqualität und wir
und Polizei findet ein regelmäßiger
POLIZEIBERICHT 2007
schaft der Agentur für Arbeit) durch-
kostenlose Kundenberatung und
Im so genannten Netzwerk Bau
80
im Auftrag der ARGE (Arbeitsgemein-
Austausch über wichtige technische
Neben ihren Aus- und Fortbil-
Neuerungen und neue, die Siche-
dungsverpflichtungen innerhalb der
rungstechnik betreffende Kriminali-
Polizei stehen die Spezialisten des
tätsphänomene statt. Als bundesweit
LKA 123 auch für Vorträge und Schu-
einmaliges Modellprojekt ist aus dieser
lungen in Unternehmen und anderen
Kooperation das erste zertifizierte Ein-
Behörden zur Verfügung. So werden
040 4286-71280
bruch hemmende Musterhaus ent-
beispielsweise Informationsveranstal-
vereinbart werden. In geeigneten
standen, das im August 2007 seiner
tungen zu den Themen „Inventurdif-
Fällen erfolgt hier auch eine
Bestimmung übergeben wurde. Hier-
ferenzen im Groß- und Einzelhandel“
sofortige telefonische Beratung.
bei haben die der Sicherheit dienen-
oder „Raubprävention im gewerbli-
den Bauelemente lediglich zwei Pro-
chen Bereich“ ebenso angeboten wie
wollen, dass Sie sicher leben.❚
Beratungstermine können
unter der Telefonnummer
www.polizei.hamburg.de
In offizieller Mission …
Hamburger Polizeibeamte in
internationalen Polizeimissionen
F
riedenssichernde
und
scher Polizeiarbeit heranzuführen. Die
Mission war von April 1996 bis De-
seit 1989 weltweit auch unter
zember 2002 aktiv.
Beteiligung deutscher Polizeibeamter
statt. Aktuelle Mandatsträger sind die
Was wird im
Vereinten Nationen und die Europäi-
Auslandsdienst gefordert?
sche Union. Waren es zunächst An-
Es werden Beamte mit ausgepräg-
„Bist du verrückt?“ „Hast du
gehörige der Bundespolizei, so sind
ten persönlichen Kompetenzen wie
dir das wirklich gut überlegt?“
es nach den entsprechenden politi-
Team- und Konfliktfähigkeit, Stress-
Solchen und ähnlichen Fragen
schen Beschlüssen seit 1994 auch
resistenz, Flexibilität, kultureller Tole-
müssen sich die Hamburger
Angehörige der Länderpolizeien, die
ranz, sehr guten Englischkenntnissen
Polizeibeamten stellen, sofern
sich den Herausforderungen dieser
und natürlich mit einer ausgeprägten
sie sich zur Teilnahme an in-
internationalen Aufgabe stellen.
körperlichen Fitness gesucht. Die Be-
ternationalen
Polizeimissionen
werber müssen sich einem mehrstu-
entscheiden. Daran hat sich seit
Bosnien und Herzegowina
figen Auswahlverfahren stellen. Nach
1996, dem Jahr der ersten Ham-
Für
Polizeibedienstete
bestandenem Englischtest kommt es
burger Beteiligung an einer Poli-
begann die erste internationale Be-
unter Beteilung des polizeipsychologi-
zeimission, nicht viel geändert.
währungsprobe im April 1996 mit
schen Dienstes zu einem intensiven
der Mission der Vereinten Nationen in
Gespräch mit der Personaldienststel-
Bosnien und Herzegowina. Wir erin-
le über die jeweilige familiäre Situation
nern uns: Nach dem verheerenden
sowie über die individuelle Motivation.
Kriegsgeschehen auf dem Balkan und
Seit Ende 1998 verfügt Hamburg
den Verhandlungen von Dayton/USA
über einen Personalpool von etwa 20
vom 1. bis 21. November 1995 wur-
Mitarbeitern, die für den Dienst in in-
de am 14. Dezember 1995 das Frie-
ternationalen Polizeimissionen in Fra-
densabkommen von Dayton in Paris
ge kommen. Sie werden sowohl von
unterzeichnet und in Kraft gesetzt. Ein
Hamburg als auch von der Bundes-
Ergebnis dieses Abkommens war die
republik Deutschland in Seminaren
Errichtung einer internationalen Polizei-
und Lehrgängen intensiv auf ihre Mis-
truppe mit einer Größenordnung von
sionen vorbereitet. Ein internationaler
bis zu 1 700 Männern und Frauen.
Einsatz dauert in der Regel zwischen
Der Dienst erfolgte unbewaffnet und
sechs und zwölf Monate. Im Gegen-
hatte zum Ziel, durch Überwachung,
satz zu kasernierten Soldaten leben
Beobachtung, Inspizierung und Bera-
die Polizisten grundsätzlichen inmitten
tung der örtlichen Polizei diese an die
der Bevölkerung in privat angemiete-
internationalen Standards demokrati-
ten Unterkünften.
Hamburger
POLIZEIBERICHT 2007
Reinhold Osterhus, PSt 224,
Präsidialstab
frie-
denserhaltende Einsätze finden
81
Doch zurück zur Mission in Bosnien und Herzegowina. Es waren
Ausgebrannte Fahrzeuge u. a. auch der
Polizei im Kosovo
POLIZEIBERICHT 2007
völkerstaates Jugoslawien gewann
insgesamt 1 398 Polizeivollzugsbe-
die Kosovo-Frage erneut an Schärfe.
amte des Bundes und der Länder
Gewaltsame
beteiligt, darunter 19 aus Hamburg.
82
missionen. Mit dem Zerfall des Viel-
Auseinandersetzun-
gen zwischen Serben und Kosovo-
Hamburger Polizisten waren zum Bei-
entiert und wird nach dem Grundsatz
Albanern führten 1999 zum Angriff
spiel anwesend bei der Öffnung von
einer intensiven Präsenz auf allen hier-
der NATO auf Serbien und zum
Massengräbern, sie trainierten bos-
archischen Führungsebenen, von der
Einmarsch in den Kosovo. Seitdem
nische Polizeiführer, die als Serben,
Ministeriumsebene bis zur örtlichen
garantieren die internationalen Koso-
Kroaten und Bosniaken das erste Mal
Polizeidienststelle, durchgeführt. Bis
vostreitkräfte aufgrund einer Resolu-
nach Kriegsende gemeinsame Lehr-
zum September 2007 waren insge-
tion der Vereinten Nationen vom 10.
gänge besuchten. Sie waren Vorge-
samt 296 Polizeivollzugsbeamte des
Juni 1999 die militärische Sicherheit.
setzte von Polizisten aus aller Welt mit
Bundes und der Länder, darunter
Eine
dem gesamten Spektrum kultureller
fünf aus Hamburg, eingesetzt und
der Vereinten Nationen ist neben vie-
dienstlicher und privater Vielfalt. Sie
verrichteten ihren Dienst zum Beispiel
len anderen Aufgaben verantwortlich
überprüften das Gefängnis von Sara-
als Projektkoordinator für Bürgernahe
für die Aufrechterhaltung von „Gesetz
jevo und waren Vertrauensperson so-
Polizeiarbeit, als Programm-Manager
und Ordnung“. Im Gegensatz zu den
wohl von Gefängnisinsassen als auch
für Öffentliche Sicherheit und Ord-
Missionen in Bosnien und Herzego-
vom Gefängsnispersonal. Darüber
nung. Sie beobachteten Übungen
wina handelt es sich bei der friedens-
hinaus waren sie zu jederzeit hoch
geschlossener Polizeieinheiten, wa-
sichernden polizeilichen Komponente
geschätzte und kompetente Bera-
ren beteiligt bei den Einsatzvorberei-
im Kosovo um einen bewaffneten
ter der örtlichen Polizei. Ende 2002
tungen zur Wiedereröffnung der Brü-
Dienst mit dem gesamten Spektrum
übergaben die Vereinten Nationen
cke von Mostar am 23. Juli 2004 und
präventiver und repressiver Polizeiauf-
die Verantwortung für die polizeiliche
Verbindungsbeamte zu den europä-
gaben sowie zur Rekrutierung, Aus-
Beratung, Ausbildung, Überwachung
ischen Militäreinheiten sowie Berater
bildung und Organisation einer neuen
und Kontrolle in die Hände der Eu-
auf örtlicher und Ministeriumsebene.
lokalen Kosovo-Polizei, einschließlich
ropäischen Union. Im Januar 2003
Übergangsverwaltungsmission
einer Grenzpolizei, die es nach dem
begann die erste europäische Po-
Kosovo
Rückzug der serbischen Sicherheits-
lizeimission mit ihrer Arbeit. Diese übt
Der Kosovo bildet den zweiten
kräfte nicht mehr gab. Bis zum 5.
keine Eingriffsbefugnisse aus und ist
Schwerpunkt hamburgischen Enga-
September 2007 waren insgesamt
unbewaffnet. Ihre Arbeit ist projektori-
gements bei internationalen Polizei-
2 456
Polizeivollzugsbeamte
des
Bundes und der Länder im Kosovo
eingesetzt, darunter 52 aus Hamburg. Wer in abgelegenen Bergdörfern eingesetzt wurde, musste unter
den gleichen schwierigen Bedingungen leben wie die einheimische Bevölkerung. Im Sommer wird es bis zu
35 Grad heiß, während es im Winter
bis zu minus 20 Grad kalt werden
kann. Stromabschaltungen und Unterbrechungen bei der Wasserversorgung sind auch in den größeren
Städten an der Tagesordnung und
immer wieder Ursache von lokalen
Demonstrationen. Armut ist weit verbreitet, das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen
Menschen, ist ein ungelöstes Problem. Wie zerbrechlich der Frieden im
Kosovo ist, verdeutlichen die gewalttätigen Ausschreitungen, die sich am
ereignet haben.
Ungewöhnliche Begegnung in Afghanistan
Unter extrem schwierigen Be-
Kontrolle der Durchsetzung des Waffenstillstandsabkommens
dingungen unmittelbar nach Ende
zwischen
Georgien und Abchasien beschlos-
der ethnisch bedingten Gräuel mit
sen worden war. Im Juli 2003 wurde
all ihrem Leid und ihren Zerstörun-
Albanien
dieser Mission eine internationale Po-
gen sorgten Polizisten aus Hamburg
Auch in Albanien war ein Hamburger
lizeieinheit zugeordnet, um unter an-
auch im Kosovo für Sicherheit und
Polizeibeamter ab August 2000 für
derem die Rückkehr von Flüchtlingen
Ordnung. Sie nahmen Straftäter fest
acht Monate an einer internationalen
zu ermöglichen. Örtliche Polizeiorga-
und ermittelten gegen Kriminelle, sie
Polizeimission beteiligt. Die Westeuro-
ne werden beraten, unterstützt und
schufen Vertrauen zur örtlichen Be-
päische Union unterstützte mit einem
ausgebildet. Bis zum 5. September
völkerung und bildeten einheimische
internationalen beratenden Polizeiele-
2007 waren insgesamt 16 Polizei-
Polizisten aus.
ment die lokale Polizei. Von Juni 1997
vollzugsbeamte des Bundes und der
Länder in Georgien eingesetzt.
Zur Vorbereitung einer europäi-
bis September 2001 war diese Mis-
schen Rechtsstaatsmission für den
sion unter Beteiligung von insgesamt
Kosovo nahm ein Planungsteam
91 Polizeivollzugsbeamten des Bun-
Afghanistan
der Europäischen Union im Janu-
des und der Länder aktiv.
Noch entfernter von der Heimat ist seit
ar 2007 seine Arbeit auf. Nach der
diesem Jahr ein Hamburger Polizist
Statuslösung für den Kosovo soll eine
Georgien
in Afghanistan eingesetzt. Seit Juni
europäische Mission mit begrenzten
Am weitesten von der Heimat entfernt
2007 unterstützt die Europäische
exekutiven Befugnissen die Mission
verrichtete bis jetzt ein Hamburger
Union die afghanische Regierung
der Vereinten Nationen ablösen und
Polizist seinen Dienst in Georgien. Er
beim Aufbau der Polizei mit bis zu 60
den Kosovo bei der Fortsetzung des
war von Juli 2006 bis Oktober 2007
Polizeivollzugsbeamten des Bundes
Aufbaus von Polizei und Rechtsstaat
für die Beobachtermission der Verein-
und der Länder bei einer beabsich-
unterstützen.
ten Nationen tätig, welche 1993 zur
tigten internationalen Gesamtstärke
POLIZEIBERICHT 2007
17. und 18. März 2004 kosovoweit
83
von 205 Polizisten. Diese werden auf
POLIZEIBERICHT 2007
zentraler Ebene in Kabul sowie auf re-
84
Widrige Arbeitsbedingungen bei Staub
und Hitze
tet die Bereitschaft, auch weiterhin
Polizisten in internationale Polizei-
gionaler Ebene in den Provinzen als
missionen zu entsenden. Die Polizei
Berater von Entscheidungsträgern
Hamburg hat sich ihrer Verantwortung
afghanischer
gestellt und wird sich ihr weiter stellen.
Sicherheitsbehörden,
als Trainer und Ausbilder afghanischer
Gefahren weltweit. Förderung und
Bis zum 18. Dezember 2007 waren
Polizisten und als Koordinatoren für
Aufbau
Strukturen
67 Polizisten in Bosnien und Herze-
polizeiliche
Ausstattungshilfen
rechtstaatlicher
und
sichert Lebensbedingungen, fördert
gowina, im Kosovo, in Georgien und
-projekte eingesetzt. Auch in Zentrala-
Zukunftsperspektiven für die Bevölke-
Albanien eingesetzt, davon elf Beam-
sien wird die Polizei Hamburg somit
rung in Krisengebieten und verhindert
te zweimal.
ihren Beitrag zur Friedenssicherung
Flüchtlingsströme. Vor diesem Hinter-
Für Polizisten, die ihren ganz per-
leisten.
grund erklären sich die europäischen
sönlichen Beitrag im Rahmen einer
Was macht diese Auslandsein-
und deutschen Sicherheitsinteres-
internationalen Polizeimission geleis-
sätze für Polizisten so interessant?
sen. Für den Aufbau rechtstaatlicher
tet haben, wird die Begegnung mit
Und warum beteiligt sich Hamburg
Strukturen ist die Funktionalität einer
der dortigen Bevölkerung, unter wel-
an internationalen Polizeimissionen,
entsprechend handelnden örtlichen
chen Voraussetzungen auch immer,
wo doch alle Kräfte auch in Hamburg
Polizei von existenzieller Wichtigkeit.
aber auch die Zusammenarbeit mit
sinnvoll eingesetzt werden können
Die wachsende Bedeutung von Po-
Polizisten aus aller Welt mit all ihren
und gebraucht werden?
lizeikomponenten bei internationalen
unterschiedlichen Vorstellungen von
Wir erinnern uns alle noch an die
friedenssichernden Missionen zeigt
professioneller Polizeiarbeit eine un-
Flüchtlingsströme aus dem nicht
sich deutlich in deren gestiegenen
vergessliche Erfahrung bleiben.
mehr existierenden Jugoslawien ins-
Anzahl und qualitativen Weiterent-
besondere nach Deutschland, an die
wicklung.
In den Zeiten der Globalisierung
und bei der Vielzahl von Krisensitua-
Not der in der Heimat verbliebenen
Hamburgs Bekenntnis zur Sicher-
tionen auf allen Kontinenten bestehen
Bevölkerung, aber auch an interna-
heitspolitik der Europäischen Union
letztendlich keine Alternativen zu inter-
tionale Kriminalität und terroristische
und der Vereinten Nationen beinhal-
nationalen Polizeimissionen.❚
Vor den Toren Hamburgs
Die Arbeit der Hamburger Wasserschutzpolizei
auf der Ober- und Unterelbe
chen wasserschutzpolizeilichen Zu-
Peter Welchert, WSPK 3,
Wasserschutzpolizeikommissariat
Die Hamburger Wasserschutzpolizeibeamten müssen sich also nicht
ständigkeiten geregelt.
Im Verlauf dieses über 300 Kilo-
nur mit dem Landesrecht Hamburgs
meter langen Zuständigkeitsgebietes
sondern auch mit der Rechtslage
nimmt die Wasserschutzpolizei ihre
beider Nachbarn auskennen.
Aufgaben von vier Standorten aus
Historisches vom Strom
D
ie
Wasserschutzpolizei
Für den Teil der stromaufwärts
Etwa 100 Kilometer westlich der
gelegenen Elbe (Mittelelbe) ist das
Hamburger Landesgrenze befindet
Wasserschutzpolizeikommissariat
3
sich das Hamburger Wasserschutz-
Hamburgs ist nicht nur in
(WSPK 3) mit seiner Außenstelle in
polizeirevier 4, inmitten der nieder-
Hamburg
und
Lauenburg (WSPK 35) verantwortlich.
sächsischen Hafenstadt Cuxhaven.
tätig, sondern weit darüber hinaus.
zuständig
Auf der Unterelbe, also dem Teil der
Eine über 500 Jahre gemeinsame
Auch auf der Elbe, stromauf- und
Elbe, der stromabwärts des Ham-
administrative Vergangenheit durch
stromabwärts vom Hamburger Hafen
burger Hafens liegt, teilen sich das
das hamburgische Amt Ritzebüttel
und auf der Nordsee sind die Was-
Wasserschutzpolizeikommissariat
verbindet
serschutzpolizisten eingesetzt.
(WSPK 1) in Hamburg-Waltershof
Nordzipfel mit der Freien und Hanse-
1
den
niedersächsischen
Bereits östlich von Schnackenburg
und das Wasserschutzpolizeirevier 4
stadt Hamburg. Erst 1937 tauschte
beginnt die wasserschutzpolizeiliche
(WSPR 4) in Cuxhaven die Zustän-
Hamburg das Amt Ritzebüttel mit der
Zuständigkeit von Hamburg. Diese ist
digkeiten. Das Revier in Cuxhaven
Stadt Cuxhaven gegen das preußi-
in einem Abkommen mit den Ländern
betreut auch den Hamburgischen Teil
sche Altona und Harburg-Wilhelms-
Niedersachsen und Schleswig-Hol-
des Küstenmeeres und den Bereich
burg ein. Lediglich der Amerikahafen
stein geregelt. Sie erstreckt sich auf
Neuwerk und Schahörn.
und die Exklave mit der Insel Neuwerk
der Elbe vom Hamburger Hafen bis
Die
Übernahme
der
wasser-
blieben hamburgisch. Während der
in den so genannten Elbmündungs-
schutzpolizeilichen
Zuständigkeiten
Besatzung durch die Briten zwischen
trichter bei Cuxhaven.
auf der Elbe durch ein Bundesland
1945 und 1949 wurde auf der Elbe
Die Inseln Neuwerk und Schar-
hat sich seit nunmehr 50 Jahren be-
von der Nordsee bis zur Zonengren-
hörn in der Elbmündung sind eben-
währt. Es gilt jedoch immer das jewei-
ze bei Schnackenburg wieder eine
falls Hamburgisches Staatsgebiet. In
lige Landesrecht unabhängig von der
Wasserschutzpolizei eingerichtet, die
dieser so genannten Exklave ist die
Zuständigkeit. Das bedeutet, auf der
von Hamburg aus geleitet wurde.
Hamburger Polizei unmittelbar zustän-
Nordseite der Elbe, die zu Schleswig-
Der Grundstein für die heutige Zu-
dig.
Holstein gehört, gilt Schleswig-Hol-
ständigkeit wurde also bereits damals
Da die Grenzen der Küstenländer
steinisches Landesrecht. Im Gebiet
gelegt.
im Küstenmeer von Nord- und Ost-
Niedersachsens auf der Südseite
Nach dem Fall des Eisernen Vor-
see nicht festgelegt sind, wurden in
gilt entsprechend niedersächsisches
hangs – Hamburg bekam sein altes
einem weiteren Abkommen die örtli-
Recht.
Hinterland zurück – erfolgte 1990
POLIZEIBERICHT 2007
wahr.
85
eine grundsätzliche Übereinstimmung
Die Aufgaben und Tätigkeiten
durch gleich lautende Vereinbarun-
mit der Freien und Hansestadt Ham-
auf der Ober- und Unterelbe
gen, die die Länder mit der Bundesre-
burg über den Übergang des Ameri-
Die Tätigkeiten der Wasserschutz-
gierung geschlossen haben, für ganz
kahafens an Niedersachsen, die am
polizei lassen sich vereinfacht in zwei
Deutschland definiert. Dabei geht es
5. Februar 1992 zu einem Staatsver-
Gruppen aufteilen: Die eine Grup-
vorrangig darum, Maßnahmen zu tref-
trag zwischen Hamburg und Nieder-
pe setzt sich aus den klassischen
fen, welche die Einhaltung der natio-
sachsen führte. Noch heute zählen
Polizeiaufgaben
die
nalen und internationalen Vorschriften
die vorgelagerten Inseln Neuwerk,
auch von der Schutzpolizei an Land
für die Sicherheit und Leichtigkeit des
Scharhörn und Nigehörn sowie das
wahrgenommen werden, z. B. die
Schiffsverkehrs gewährleisten.
dazu gehörige Hamburgische Wat-
Aufnahme
Verkehrsunfällen.
Diese Gesetze, Verordnungen und
tenmeer zum Territorium der Hanse-
Kurz gefasst handelt es sich um
Abkommen sind sehr umfangreich
stadt und werden vom Bezirksamt
die Aufgaben der Gefahrenabwehr
und beinhalten Verkehrsvorschriften
Hamburg Mitte verwaltungsrechtlich
und der Strafverfolgung.
wie Fahrregeln, Regeln zur Lichterfüh-
betreut. Das WSPR 4 ist auf der In-
von
zusammen,
Zur anderen Gruppe gehört die
rung1 und über Schallsignale2 sowie
sel Neuwerk sowie im umliegenden
Ausübung
schifffahrtspolizeili-
Kommunikationspflichten. Hinzu kom-
Nationalpark Hamburgisches Wat-
chen Vollzugsaufgaben auf See- und
men Vorschriften über den Betrieb ei-
tenmeer polizeilich originär zuständig.
Binnenschifffahrtstraßen. Diese sind
nes Wasserfahrzeugs wie Bau, Aus-
der
In den touristisch stark frequentierten
rüstung, Besetzung, Beförderung von
Sommermonaten werden dort an
gefährlichen Gütern oder den Schutz
bestimmten Wochenenden Beamte
der maritimen Umwelt.
Während der Streifenfahrten wird
des Wasserschutzpolizeirevieres zur
Betreuung der Sommergäste eingesetzt.
Liegeplatz am WSPK 1, Waltershofer
Hafen
das Hauptaugenmerk auf die Einhaltung der Verkehrsvorschriften gelegt.
Kontrollmaßnahmen an Bord der Berufsschifffahrt erfolgen dagegen primär in den Häfen.
Werden Störungen oder Gefährdungen für die Schifffahrt oder die
maritime Umwelt im Rahmen von
Streifen bekannt, treffen die Schiffs-
POLIZEIBERICHT 2007
1 Die Verkehrsvorschriften für die Seeschifffahrt
bestimmen, dass durch Wasserfahrzeuge
z. B. zwischen Sonnenunter- und -aufgang
bzw. bei verminderter Sicht bestimmte „Lichter“ geführt werden müssen. Nur die konkrete
Anordnung von „Topp-, Seiten-, Heck- oder
anderen Lichtern“ ermöglicht es den übrigen
Verkehrsteilnehmern häufig, die Art eines
anderen Fahrzeuges (z. B. Manövrierbehindertes Fahrzeug) bzw. die ggf. besondere
Verkehrssituation (z. B. Fahrzeug in Fahrt) zu
erkennen.
86
2 Schallsignale werden in der Schifffahrt mittels
spezieller Schallsignalanlagen z. B. Tyfon gegeben. Präzise vorgegebene Tonreihenfolgen
und -längen geben anderen Verkehrsteilnehmern Hinweise auf konkrete Verkehrs- oder
sogar Gefahrensituationen. Ein kurzer Ton
dauert ca. eine Sekunde, ein langer zwischen
vier bis sechs Sekunden. So hat ein Schiffsführen z. B. das Manöver „Ich arbeite rückwärts“ durch drei kurze Töne anzuzeigen.
führer der Funkstreifenboote alle er-
Weichmann“ am Einsatzort verschaff-
Besatzungsmitglied mit einer bren-
forderlichen Maßnahmen, um diese
te sich die Besatzung ein Bild über
nenden Zigarette eingeschlafen war.
zu beseitigen.
die Lage. Währenddessen wurde die
Dabei arbeiten sie eng mit den
Feuerwehr über die Feuerwehrleitstel-
Alkohol am Ruder
weiteren auf der Elbe und im Bereich
le Stade alarmiert und ein Seenotret-
August 2007 – Die Oberelbe bei
der Schifffahrt tätigen Behörden, Ins-
tungskreuzer der Deutschen Gesell-
Stromkilometer 592 in der Nähe der
titutionen und Verbänden zusammen,
schaft zur Rettung Schiffbrüchiger
niedersächsischen Ortschaft Drage:
um eine maximale Aufgabenwahr-
(DGzRS) zum Einsatzort entsandt,
Es war eine der wenigen lauen
nehmung zu gewährleisten.
um eventuell, verletzte Personen zu
Sommernächte. Unzählige Menschen
bergen.
säumten die Deiche und schauten
Das Havariekommando in Cux-
gebannt in den Nachthimmel. Fackeln
Die folgenden drei Ereignisse sind
haven (gemeinsame Einrichtung des
und Laternen leuchteten, die Elbe war
Beispiele aus dem täglichen Dienst
Bundes und der Küstenländer zur
übersät vom Flimmern der Positions-
der Wasserschutzpolizei Hamburg.
Bekämpfung komplexer Schadensla-
laternen unzähliger Sportboote und
gen auf See) wurde mit der Gesamt-
die Luft erfüllt vom Tuten der Boots-
Brand auf dem Gütermotor-
einsatzleitung beauftragt. Mit dem
hörner und den Detonationen der
schiff „Antonia“
auf der „Bürgermeister Weichmann“
Feuerwerksraketen. Deren Leucht-
Das Gütermotorschiff „Antonia“ war
befindlichen Feuerlöschmonitor wur-
sterne und Glitzerschauer tauchten
auf der Elbe zwischen Wischhafen
den bis zur professionellen Brandbe-
die gesamte Szene in ein unwirkliches
und Freiburg in Brand geraten. Das
kämpfung die Bordwände des Güter-
Licht: „Die Elbe brennt“. Jedes Jahr
Schiff befand sich ohne Ladung auf
motorschiffes gekühlt. Aus Hamburg
im Sommer kommen Tausende von
der Reise nach Hamburg. Die zwei
wurde der Polizeihubschrauber „Li-
Menschen hier an und auf der Elbe
Mann starke Besatzung, Schiffsführer
belle 2“ angefordert, der über eine
zusammen zu diesem faszinierenden
(73) und Matrose (58), war nicht in
Wärmebildkamera verfügt, mit der der
Ereignis.
der Lage, das Feuer zu löschen. Es
Brandherd genauer lokalisiert werden
Doch in diesem Jahr wurde der
bestand nicht nur eine große Gefahr
konnte. Mit Hilfe der Kamera konnten
Zauber gestört: Plötzlich ertönte lau-
für die Besatzung, sondern auch für
der Feuerwehr wichtige Hinweise ge-
tes Rufen auf dem Wasser. In der
das Fahrzeug, das sich auf Grund
geben werden.
Nähe befindliche Personen konnten
der Rauchgase, die in das Steuer-
Unter schwerem Atemschutzge-
das Knirschen von Bootsrümpfen
haus drangen, nur unter Schwierig-
rät drangen die eingesetzten Feuer-
hören, die gegeneinander gepresst
keiten manövrieren ließ.
wehrmitarbeiter bis zum Brandherd
wurden. Das Ganze untermalt von
im Logisbereich vor und löschten das
Schreien der betroffenen Bootsbe-
Feuer mit Wasser und Schaum.
satzungen. Relingsstützen verbogen
Das auf Unterelbestreifenfahrt befindliche Polizeiboot „Bürgermeister
Weichmann“ begab sich so schnell
Da für die Besatzung hiernach
wie möglich zum Havaristen. Gleich-
keine unmittelbare Gefahr mehr be-
zeitig
Verkehrszentrale
stand, nahm die Besatzung der „Bür-
Dann heulte ein Bootsmotor auf
Brunsbüttel das brennende Schiff
germeister Weichmann“ erste Ermitt-
und mit hoher Fahrt entfernte sich
über Funk zur Freiburg-Reede. Hier,
lungen vor, um die Ursache für den
ein Motorboot elbaufwärts Richtung
außerhalb des stark befahrenen Fahr-
Schiffsbrand zu klären. Wegen des
Geesthacht.
wassers, konnte das Schiff aus dem
Verdachts fahrlässiger Brandstiftung
Szenenwechsel – Eine kappe
Wind gedreht werden. Der Rauch
wurde der Logisbereich des Güter-
Stunde später in der Schleuse Geest-
war für die Besatzung nun nicht mehr
motorschiffs als Tatort gesichert. Die
hacht. Mehrere Sportboote lagen in
lebensbedrohlich. Mit wenig geeigne-
weitere Bearbeitung der Brandermitt-
der Schleusenkammer und wollten
ten Bordmitteln versuchte die Besat-
lung lag im Zuständigkeitsbereich der
nach der abendlichen Veranstaltung
zung erfolglos das Feuer zu löschen.
Kriminalpolizei Stade. Als Ursache für
zurück in ihre Heimathäfen oberhalb
Nach Eintreffen der „Bürgermeister
das Feuer wurde festgestellt, dass ein
der Schleuse.
leitete
die
und Außenbordmotoren wurden aus
ihrer Halterung gehebelt.
POLIZEIBERICHT 2007
Einsätze auf der Elbe
87
Einer der Bootsführer erkannte
plötzlich das Boot wieder, welches
Schweres Hafenstreifenboot auf der Elbe
im Einsatz
traut sind.
vor knapp einer Stunde die oben be-
Als der Beamte kurz darauf die
schriebene Kollision verursacht und
Liegeplätze unterhalb der Schleuse
sich dann mit schäumender Bugwelle
erreichte, herrschte dort gähnende
aus dem Staub gemacht hatte.
sich gerade vom Schleusenmeister
schiffe sich gemeinhin nicht in Luft
polizei und kurze Zeit später war die-
verabschiedet. Auf der Schleusen-
auflösen, musste das Schiff seine
se mit dem Streifenboot WS 22, Hei-
mauer kam ihm ein älterer Herr ent-
Reise nach Hamburg ohne Unter-
mathafen Hamburg, zur Stelle.
gegen. Noch ein bekanntes Gesicht.
brechung und vermutlich auch ohne
Der Sachverhalt wurde protokol-
Es war ein ehemaliger Binnenschiffer,
Lotsen fortgesetzt haben.
liert und die Personalien der Betei-
der seine kleine Rente mit Lotsen-
Am Wasserschutzpolizeikommis-
ligten wurden erfasst. Wie sich her-
diensten auf der Oberelbe aufbesser-
sariat 3 am Harburger Binnenhafen
ausstellte, war bei dem Verursacher
te. In einem kurzen Gespräch erfuhr
klingelte kurz darauf das Telefon:
auch noch eine gehörige Portion Al-
der Hamburger Wasserschutzpolizist,
Schiffsname, voraussichtliche Ankunft
kohol im Spiel, sodass gegen ihn ein
dass der Lotse gerade von einem
in Harburg und Grund für die Über-
Strafverfahren eingeleitet wurde, denn
Binnenmotorschiff abgestiegen war,
prüfung wurden durchgegeben.
auf dem Wasser gelten in diesem
dessen niederländischer Schiffsführer
Als das Fahrzeug wenige Stunden
Zusammenhang mittlerweile ähnlich
weiter nach Hamburg wollte, aber un-
später seinen Liegeplatz im südlichen
strenge Regelungen wie im Straßen-
terhalb der Schleuse wohl noch erst
Reiherstieg erreichte, standen bereits
verkehr. Diese abendliche Bootstour
einmal festmachen würde.
zwei Beamte an der Pier und gingen
ent-
an Bord. Es stellte sich heraus, dass
schloss sich zu einer Überprüfung
die Vermutung des Kollegen aus Lau-
von Fahrzeug und Besatzung. Hin-
enburg begründet war. Seine Stre-
Der Lotse ging von Bord
tergrund war, dass ortsunkundige
ckenkunde für die Oberelbe konnte
Gleicher Ort, einige Monate später.
Schiffsführer für die Elbe zwischen
der Schiffsführer nicht nachweisen.
Ein nasskalter Februarmorgen in der
Geesthacht und Hamburg ein beson-
Das war Sparen am falschen En-
Schleuse Geesthacht. Ein Beamter
ders Streckenzeugnis benötigen, mit
de, denn die zu erwartende Geld-
der Außenstelle der Hamburger Was-
dem sie nachweisen müssen, dass
buße überstieg das eingesparte Lot-
serschutzpolizei in Lauenburg hatte
sie mit den schwierigen Fahrwasser-
sengeld um mehr als das Doppelte.❚
eher unerfreuliches Ende.
POLIZEIBERICHT 2007
Leere. Da ausgewachsene Binnen-
Ein Anruf bei der Wasserschutz-
nahm damit für den Betroffenen ein
88
verhältnissen auf der Oberelbe ver-
Der
Wasserschutzpolizist
Serientaten
Serienerkennung bei Einbruchdiebstählen
und deren Bekämpfung
D
ie
Polizei
spricht
rung ganzer Serien wird nicht nur der
an einigen anderen Dingen erkennen
Täter seiner gerechten Gesamtstrafe
wir den Serientäter.
zugeführt, es werden auch weitere
Wer ist in der Lage, einen Serientä-
Taten verhindert. Welche Spuren,
ter zu erkennen? Das kommt auf sei-
Hinweise und Informationen uns da-
nen Handlungsradius an. Begeht er
bei im Einzelnen helfen, soll aus
immer
seine Taten nur innerhalb des Zustän-
nachvollziehbaren
dann von Serien, wenn
digkeitsgebietes eines Polizeikommis-
Geheimnis bleiben.
mehrere gleichartige Taten
sariates, sollte jeder Einbruchssach-
Mit unserer gezielten Auswer-
in zeitlichen Abständen von einem
bearbeiter beziehungsweise dessen
tung konnten in letzter Zeit diverse
oder mehreren selben Tätern began-
Sachgebietsleiter in der Lage sein,
Einbruchsserien erkannt und durch
gen werden. Woher wissen wir aber,
eine Serie zumindest im Ansatz zu
anschließende Ermittlungsarbeit auf-
dass mehrere Einbrüche von einem
erkennen.
geklärt werden:
und demselben Täter begangen wurden?
Gründen
unser
Sobald der Täter aber seine Taten
Da war zum Beispiel der 16-jähri-
im gesamten Stadtgebiet begeht,
ge Toni B., dessen Arbeitsweise doch
Zunächst müssen wir davon aus-
wird dieses schwieriger. Die Polizei
recht simpel war. Er hatte es sich
gehen, dass ein Einbrecher auch
reagierte darauf, indem sie das La-
zu Eigen gemacht, die Fenster von
nur ein Mensch ist, also ein „Ge-
gezentrum der Zentraldirektion (ZD
Häusern einfach nur einzuschlagen.
wohnheitstäter“. Er übt ein kriminelles
011) im Polizeipräsidium einrichtete.
Dabei wurde eine Menge Lärm ver-
„Handwerk“ aus, um seinen Le-
Diese Dienststelle wird über sämt-
ursacht. Er nahm alles von Wert mit,
bensunterhalt zu verdienen. Wie je-
liche Einbrüche in Hamburg in Kennt-
was er tragen konnte. Ihm wurden
der „Handwerker“ hat er seinen Job
nis gesetzt. Die dortigen Sachbear-
23 Taten nachgewiesen. Inzwischen
gelernt. Er probiert auf verschiedene
beiter vergleichen die jeweiligen Ereig-
sitzt er in Haft. Hoffen wir, dass dieses
Weisen aus, wie er sich am besten
nisse miteinander und werten sie in
zumindest verhindert, dass er seine
Zutritt zu dem Objekt seiner Begierde
Bezug auf die Arbeitsweise der Täter
Arbeitsweise weiter entwickelt.
verschafft. Er findet seine Art, wie er
aus. Wird eine Tatserie erkannt, erhal-
Ein weiterer Serieneinbrecher war
Hindernisse am besten überwindet,
ten die Leitung der Zentraldirektion,
der drogenabhängige Sascha P. Ge-
welche Objekte sich für ihn am besten
das zuständige Polizeikommissariat
trieben von seiner Sucht musste er
eignen und wo er das, was er sucht,
und die Dienststelle zur Bekämpfung
sich das nötige Geld verschaffen, um
am ehesten finden kann. Je mehr
spezieller Einbruchsdelikte (ZD 661)
die für ihn notwendigen Drogen zu fi-
Taten er begeht, desto mehr Übung
darüber Kenntnis. Die Dienststellen
nanzieren. Er ging schon etwas leiser
bekommt er. Er entwickelt Geschick.
werden so in die Lage versetzt, alle
zu Werke. Anstatt die Fensterschei-
Er spezialisiert sich. Und genau das
vorhandenen Einzelspuren zusam-
ben mit roher Gewalt einzuschlagen,
macht ihn aus, seine bevorzugte Ar-
menzufügen und einem Puzzle gleich
benutzte er ein bestimmtes Werk-
beitsweise, seinen Modus Operandi
die einzelnen Teile zu einem Ganzen
zeug, mit dem er die Fenster oder
(lateinisch: „Art des Handelns“ oder
zusammenzufügen. Mit der Aufklä-
Terrassentüren der bevorzugten Ob-
POLIZEIBERICHT 2007
Peter Hartkopp-Unger, ZD 6630,
Zentraldirektion
„Art der Durchführung“). Daran und
89
jekte aufhebelte, um an die Beute zu
nis. Auf diese Weise können auch
gelangen. Auch er wurde zu Freiheits-
bundesweite Zusammenhänge er-
entzug verurteilt, weil ihm neun Taten
kannt werden.
POLIZEIBERICHT 2007
nachgewiesen werden konnten.
90
2007 wurde in Hamburg eine Er-
Dann war da noch der polizeibe-
mittlungsgruppe (EG) mit dem Namen
kannte Shefquet S. Sein Fachgebiet
„Sackkarre“ gegründet. Die EG setzte
war nicht nur der Einbruch. Er hatte
sich aus Hamburger Sachbearbeitern
auch schon diverse andere Straftaten
und Ermittlern anderer betroffener
begangen. Er hatte mehrere bevor-
Bundesländer
zugte Arbeitsweisen entwickelt und
grund war eine Serie von Geldauto-
ist von den zuvor genannten Tätern
maten-Diebstählen im norddeutschen
wohl der professionellste. Je nach
Raum. Die Täter stahlen jetzt kom-
Beschaffenheit der Fenster oder Tü-
plette Geldausgabeautomaten aus
ren hebelte er diese mit einem Werk-
Vorräumen von Banken und anderen
zeug auf oder bohrte ein kleines Loch
öffentlichen Gebäuden.
zusammen.
Hinter-
in den Rahmen. Hierdurch führte er
Das verbindende Element: Sie
einen Draht, mit dem er die Fenster
transportierten diese recht schweren
oder Türen entriegelte. Er hatte es
Geräte mit speziell umgearbeiteten
vorwiegend auf Bargeld, Schmuck
Sackkarren ab, bevor sie sich an den
und Kreditkarten abgesehen. Ihm
Inhalt heran machten.
wurden 42 Taten zugeordnet. Lei-
Die überführten Täter befinden sich
der konnten ihm zunächst nur sechs
in Haft. Neben den sieben Geldauto-
nachgewiesen werden, da er nicht
maten-Diebstählen, konnten ihnen
geständig und auch kein geeigne-
weitere 29 Geschäfts- und sieben
tes Beweismaterial vorhanden war.
Wohnungseinbrüche nachgewiesen
Das stand einer Verurteilung zu einer
men und anhand vorliegender DNA-
werden, die sie mit anderen Tätern
Haftstrafe nicht im Wege. Inzwischen
Spuren überführt. Er kommt für eine
zusammen begangen hatten.
können ihm weitere zehn Taten zur
Vielzahl von Einbrüchen im gesam-
Anhand vorliegender Beispiele ist
Last gelegt werden, weil er seine
ten Bundesgebiet und über dessen
erkennbar, wie wichtig es ist, eine
DNA-Spur an Tatorten hinterlassen
Grenzen hinaus in Frage.
Serie von Taten zu erkennen. Dieses
hatte. DNA ist der Träger der bei je-
Wie werden aber solche überre-
ist nur durch eine akribische Aus-
dem Menschen unterschiedlichen
gionalen Tatzusammenhänge oder
wertung möglich, die wiederum eine
Erbinformationen, dieser so genannte
Serien erkannt? Beim Bundeskrimi-
gute Tatortarbeit und eine detaillierte
„genetische Fingerabdruck“, ist auch
nalamt (BKA) in Wiesbaden gibt es
Beschreibung der Tatörtlichkeit und
hier ein hervorragendes Beweismittel.
ebenfalls eine Dienststelle, die sich
Handlungsweise erfordert.
Nun gibt es aber auch Täter, die
mit der Auswertung von Straftatmel-
Am erfreulichsten wäre es na-
überregional, ja sogar international
dungen befasst und überregionale
türlich, wenn es gar nicht erst zu
Einbrüche begehen. Da ist zunächst
Serien erkennen kann.
einem Einbruch kommen würde.
aus dem Jahr 2004 der tragische Fall
Darüber hinaus setzen die Dienst-
Dafür kann jeder selbst eine Men-
aus Hamburg-Blankenese. Der Ge-
stellen der Länder sich gegenseitig
ge tun: Schützen Sie sich und Ihr
schädigte überraschte den Einbre-
über ihre besonderen Fälle in Kennt-
Eigentum.❚
cher, konnte diesen nach Verfolgung
stellen und wurde daraufhin von dem
Täter erschossen. Der nun wegen
Einbruch und Totschlags Gesuchte
wurde später in Hessen festgenom-
Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle
Caffamacherreihe 4, 20355 Hamburg
steht Ihnen diesbezüglich gern mit Rat zur Seite. Sie erreichen sie von
montags bis freitags zwischen 10:00 und 16:00 Uhr unter der Telefonnummer 040 4286-71280 oder 71381.
Polizei Hamburg in Zahlen
9 921 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon:
Personal
•
6 246 bei der Schutzpolizei, davon 1 361 Frauen
•
1 553 bei der Kriminalpolizei, davon 393 Frauen
•
522 bei der Wasserschutzpolizei, davon 13 Frauen
•
1 600 der allgemeinen Verwaltung, davon 738 Frauen
In der Polizei Hamburg arbeiten 25 Vollzugsbeamtinnen
und Beamte, 11 Arbeitnehmer (Beschäftigte nach TV-L)
im Polizeidienst sowie 21 Arbeitnehmer der allgemeinen
Ausrüstung
•
6 796 ballistische Unterziehschutzwesten
•
9 400 Reizstoffsprühgeräte
•
8 399 Pistolen SIG Sauer P 6
•
34 Pistolen Walther P 5
•
575 Pistolen Heckler und Koch P 2000 V 2
•
447 Maschinenpistolen Heckler und Koch MP 5
•
5 803 Funkgeräte
•
1 667 Mobilfunktelefone (LPV 1116)
Einsatzkommunikation
Computer
•
6 000 PC, davon 5 428 vernetzt
Fuhrpark
•
236 Funkstreifenwagen
•
114 Mannschaftswagen und Kleinbusse
•
493 zivile PKW
•
44 Motorräder
•
27 Nutzfahrzeuge und Anhänger
•
136 Sonder- und Spezialfahrzeuge
Gesamtjahresfahrleistung: 17,2 Millionen Kilometer
Dienstboote
•
2 Küstenstreifenboote mit Tochterboot
•
8 Hafenstreifenboote
•
1 Alsterstreifenboot
•
6 Hilfseinsatzboote
•
6 Mehrzweckboote (LBP)
•
14 Katastrophenschutzboote
•
491 100 Einsätze, d. h. 1 345 pro Tag
Einsatzzahlen 2007
Stand: 31.12.2007
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Verwaltung mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
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