Stadt Vechta Historytafeln 11/04:Vechta History Schautafeln#5

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Stadt Vechta Historytafeln 11/04:Vechta History Schautafeln#5
VECHTA GESTERN UND HEUTE
Der Kapitelplatz auf einem Foto von 1902: Zwischen dem
Das »Kapitelhaus« wurde 1713 auf dem Abbruchgelände der ehemaligen Burg erbaut; davor
Amtsrichterhaus (vorne links) und dem Amtsgericht (Bild-
befand sich eine freie Fläche, eben der »Kapitelplatz«. Alexander Wilhelm Driver errichtete
mitte) stand – etwas eingerückt gartenseitig – bis 1899 das
auf der nördlichen Seite 1711 das spätere Amtshaus, das von 1956 bis 2000 als Rathaus
ehemalige »Kapitelhaus« als Dienstsitz des 1699 von Wildes-
diente und seitdem u.a. die Heimatbibliothek und die Tourist-Information beherbergt.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 1
hausen nach Vechta übergesiedelten »Alexanderkapitels«.
Der Begriff »Kapitel« meint hier die geistlich-katholische
Die Bildmitte des Fotos wird von der Fassade des alten Justizgebäudes dominiert, das 1859
Körperschaft rund um die Arm-Reliquiare des heiligen Alex-
als selbstständiges Amtsgericht eröffnete. Dieser eigentümlich interessante Bau mit Rund-
ander, die noch heute zum »Domschatz« der Pfarrkirche
bogenfenstern, Erker und Spitztürmchen lässt keinen definierten Baustil erkennen. Das
Sankt Georg gehören. Das »Alexanderkapitel« konnte in
Gebäude musste 1956 dem Neubau des Kreisamtes weichen.
Vechta nie wieder zur alten Wildeshauser Größe und Bedeutung aufschließen und löste sich im 19. Jahrhundert auf. Der
Auf der rechten Bildseite trennt eine hohe Backsteinmauer mit rundbogenartigen Nischen
alte Name indes ist bis zum heutigen Tage geblieben.
die Straße vom ehemaligen Klostergarten. Sie wurde im Volksmund auch »Klagemauer«
genannt und 1952 abgebrochen, als auf dem jetzt der Justiz gehörenden Terrain das neue
Amtsgericht entstand.
Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln der
Landessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärenden
Text auf dieser Tafel besorgte Engelbert Hasenkamp. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck
und Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
VECHTA GESTERN UND HEUTE
Aufbauschule/Lehrerseminar (Foto von 1914). Das
Es gibt in Vechta kaum ein historisches Bauwerk, das die Bürger über mehrere Generatio-
imposante Gebäude des früheren »Oldenburgisch-Großher-
nen hinweg in einer derartigen Nutzungsvielfalt erlebt haben. Der stilvolle Komplex mit dem
zöglichen Lehrerseminars« stand an der Marienstraße und
säulengestützten Vordach zitierte architektonisch den Glanz einer längst vergangenen
wurde für den Bau der Kinderklinik 1971 abgerissen. Seit
Epoche und stärkte den Bürgerstolz. Folglich wurde der Abbruch sehr bedauert. Der
1922 diente es als gymnasiale Aufbauschule, nach dem Zwei-
gerettete Neobarock-Portalstein mit den Initialen des Großherzogs Friedrich August (»FA
ten Weltkrieg als Mittel- bzw. Realschule. Zwischenzeitlich wa-
1912«) befindet sich inzwischen in der Südmauer eines Innenhofes der heutigen Hoch-
ren ein Lazarett und das Flüchtlingskrankenhaus »St. Georg-
schule.
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Stift« hier untergebracht. Vorne rechts ging es in die Willohstraße, links – direkt an der Kopflindenallee – steht nach wie
Tiefe Erinnerungen ranken sich um das menschliche Geschehen in den geschichtlichen
vor das evangelische Pfarrhaus. Im Hintergrund schimmern
Mauern; Schüler, Studenten, Lehrer, verwundete Soldaten, kranke Flüchtlinge, Ärzte und
die überschwemmten Moorbachwiesen, die bis in die 60er
Krankenschwestern haben hier nicht nur schöne Zeiten erlebt. Ein schicksalhafter Tiefpunkt
Jahre hinein zur Winterzeit als riesige Eisflächen eine echte
geht auf das Jahr 1942 zurück, als eine Fliegerbombe den Südflügel zerstörte und der stil-
Vechtaer Attraktion darstellten.
gerechte Wiederaufbau sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ein erleichtertes Aufatmen ging
damals durch die Bevölkerung, als sich das vierteilige historische Bauensemble an der
Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln der
Landessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärenden
Text auf dieser Tafel besorgte Rudolf Reinhardt. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck
und Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
VECHTA GESTERN UND HEUTE
Blick in die »Kleine Kirchstraße« Richtung Norden:
In etwa dort, wo auf dem Foto die Kinder spielen, verläuft seit Ende der 50er Jahre die neue
Das Fotos zeigt die Ansicht der Westseite der Kleinen Kirch-
Gefängnismauer und umschließt damit ein altes Vechtaer Innenstadtareal, auf dem noch bis
straße um 1950. Die Kinder im Vordergrund rechts stehen am
1880 mehrere Bürgerhäuser standen. Diese Häuser bildeten in ihrer Gemeinschaft einen so-
Zaun des Schulplatzes der 1900 errichteten »Roten Schule«
genannten »Drubbel«, will heißen: eine Ansammlung von Häusern, die ringsum von Straßen
vor der Klosterkirche. Der zweistöckige Holzbau gehörte zum
umgeben und durch die inzwischen längst verschwundene Klosterstraße erschlossen war.
Bereich der Justizvollzugsanstalt und diente als Werkstatt.
Die Häuser wurden von der Justizverwaltung aufgekauft und abgebrochen. Auf dem einsti-
Von 1945 bis 1947 unterhielt hier die Stadt Vechta eine
gen Drubbel entstand 1882/1883 der große Zellenbau des alten Vechtaer Gefängnisses, das
»Volksküche«, in der vor allem für die vielen Vertriebenen
heute von der »Niedersächsischen Justizvollzugsanstalt für Frauen« genutzt wird.
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und Evakuierten ohne eigenen Haushalt warme Mahlzeiten
gegen geringes Entgelt ausgegeben wurden. Der Holzbau
Das Vechtaer Gefängnis nahm 1816 seinen Dienst in den Gebäuden des ehemaligen Fran-
wurde 1957 abgerissen und danach eine neue Gefängnis-
ziskanerklosters auf, das 1812 in der französischen Besatzungszeit des Landes Oldenburg
mauer errichtet.
als Kloster aufgehoben wurde. Nach Napoleons Niederlage fiel der Besitz wieder an das
Großherzogtum Oldenburg zurück, das hier ein Zuchthaus einrichtete.
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Kleine Kirchstraße, westlicher Teil: Dieses Bild aus den
Der »Tanz unter dem Pfingstkranz« – ein alter Brauch der festgefügten Vechtaer Nachbar-
50er Jahren zeigt vorne rechts das Haus Fortmann, dahinter
schaften, auch »Pfingsten« genannt – fand am ersten Festtag nach der Jahresversammlung
das zweistöckige ehemalige Schul- und Pensionatsgebäude
aller Nachbarn statt. Unter großem Beifall wurde der blumengeschmückte Bogenkranz zwi-
der »Schwestern Unserer Lieben Frau« (erbaut um 1880,
schen zwei Häusern befestigt, hier zwischen Kaiser und Fortmann (rechts). Begeistert nah-
später Lehrerdienstwohnung, Abriss 1966). In der Bildmitte
men vorwiegend die Kinder und Jugendlichen daran teil, abends auch Erwachsene. Man
vor der Kirche sieht man den Giebel der von 1900 bis 1966
tanzte nach altbekannten Liedern, die ein Vorsänger anstimmte, im Kreis herum.
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als »Rote Schule« bekannten Volksschule mit dem Pausenhof
davor (heute »Franziskanerplatz«). Dahinter ragt die barocke
Diese alte Straßensitte hielt sich zuweilen bis in die 80er Jahre hinein; manche Freundschaft,
Fassade der 1727–31 erbauten Franziskaner-Klosterkirche
sowohl bei den Kleinen als auch bei den Großen, kam dabei zustande. Viele, vor allem äl-
hervor. Die Kleine Kirchstraße mit ihren typischen Altstadt-
tere Bürger der Stadt erinnern sich gern und gut an diese freudigen Ereignisse ihrer Ju-
häusern gehörte zum »Klapphakenviertel« und zählt zu den
gendzeit. Womöglich erkennt sich sogar jemand wieder – als langgezopftes Mädchen im
ältesten Vechtaer Straßen.
bunten Kleid oder als Junge im schicken Matrosenanzug. Die Pfingstkranz-Tanzlieder von
einst sind teils heute noch bekannt und werden bei passender Gelegenheit gesungen: »Peter zieh den Brautrock an«, »Ein Bauer fuhr ins Holz« oder »Guter Freund, ich frage dich«.
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Große Kirchstraße um 1950. Das Bild zeigt den Anfang
Dieses Foto aus den 50er Jahren drückt in gelungener Art und Weise die beschauliche At-
der heutigen Großen Straße bis zur Kreuzung »Klappha-
mosphäre von Alt-Vechta aus: keine Hektik, keine hastenden Fußgänger, kaum Autoverkehr.
ken/Marienstraße«. Die Brücke mit dem Steingeländer mar-
Nur Pferdefuhrwerke holpern über das unebene Grobsteinpflaster. Die zwei Kutscher grüßen
kiert das Münstertor, sie überquert den »neuen« Moorbach,
sich scheinbar gerade mit einem fröhlich-ungezwungenen »Moin!«.
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der nach 1685 für die Zitadelle angelegt wurde. In auffallender, doppelstöckiger Bauweise stellt sich links vorne die
Die Fuhrleute damals mögen zur Ruhepause ihre Pferde kurz ausgespannt und ihnen dann
alte Gaststätte »Münsterländer Hof« dar. Der dazugehörige
im Stall (rechts im Bild) das verdiente Futter verabreicht haben. Die Zeit anschließend reich-
Stall steht ihr rechts gegenüber (heute Wohnhausneubau).
te für ein Glas Bier nebst »Schluck« im Gasthof (links im Bild). Wie freuten sich die Schul-
Die eingeschossigen Häuser vermitteln mit ihren verbretter-
jungen, wenn sie mitfahren durften, wenn sie hinten auf die Wagenbretter sprangen und die
ten Spitzgiebeln oder Krüppelwalmdächern einen typischen
Beine baumeln ließen oder der Kutscher ihnen zum Lenken die Zügel an die Hand gab.
Eindruck von Alt-Vechta. Hinten in der Bildmitte erkennt man
den Giebel des Hauses von Rechtsanwalt Höffmann (Abriss
Welch’ geruhsame Zeit! Die Menschen sprachen überwiegend Plattdeutsch und lebten nach
1987). Hier ging und geht es links ab in den »Klapphaken«.
dem bewährten Motto »Nich jaogen un nich drieven, immer man schön sinnig blieven« (=
»Nicht jagen und nicht treiben, immer schön ruhig bleiben«).
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Caesars Pappel (Bahnhofstraße um 1915): Die alles
Über Jahrzehnte hinweg galt »Caesars Pappel« (vorne rechts im Garten des Gasthofes) als
überragende Pfarrkirche St. Georg mit ihrem Barock-Zwiebel-
Naturdenkmal und Wahrzeichen der Stadt Vechta. Der berühmte Baum mit seinen immer-
turm prägt den Bildausschnitt. Sie steht leicht versetzt an der
hin 33 Metern Höhe und sechs Metern Umfang bot einen Blickfang, der sich heute kaum
damaligen Großen Kirchstraße, wie auch links davon das
mehr erahnen lässt. 1922 dauerte es mehrere Tage, um den damals 90 Jahre alten Stamm zu
Grewingsche Haus (später Elektro-Schumacher). Das gilt eben-
fällen – er musste dem Neubau von Dr. Kokenge weichen (heute Praxis Dr. Lodde).
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so für die Amtskasse daneben als Eckgebäude mit Garten
(zuletzt Polizeiunterkunft). Der Abriss erfolgte 1963, um die
Die Augenzeugen der Baumfällerei schauten seinerzeit mit ernster Miene drein, denn der
Bahnhofstraße erweitern zu können. Im Hintergrund sind
urige Riese genoss hohes Ansehen und war den Vechtaern generell äußerst sympathisch.
Häuser der heutigen Straße »An der Propstei« erkennbar. Das
Gern wählte man die riesige Pappel als malerische Kulisse für ein Personenbild (vgl. Foto).
Eckgebäude rechts mit dem Spitzgiebel diente dem Kaufmann
Den Bahnreisenden entbot der knorrige Stamm entweder einen Willkommens- oder Ab-
Gottfried Caesar als Geschäfts- und Gasthaus. Heute befinden
schiedsgruß der Stadt Vechta, die sich hier in üppig-grüner Idylle darstellt und zu der Über-
sich an dieser Stelle die Bäckerei gr. Osterhues und das
zeugung Anlass gibt: »Nord und Süd, de Welt is wiet, Ost un West, in Vechte is best!« (=
Geschäftshaus Krapp (Morthorst).
»Norden und Süden, die Welt ist weit, Ost und West, in Vechta ist’s am besten«).
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Altes Gymnasium an der Bahnhofstraße: Das alte
Den Abriss der »alten Penne« im Jahre 1966 fanden die Vechtaer äußerst bedauerlich, verlor
Gymnasium wurde 1846 direkt gegenüber vom Offizialats-
man doch ein nicht nur bauhistorisch wertvolles Kleinod, sondern das als »Studentenschule«
gebäude errichtet und galt von seiner Architektur her –
bekannte und tief respektierte »Großherzogl. Oldenbg. Katholische Gymnasium«. Das Leh-
genau wie das Offizialat – als typischer Vertreter des so-
rerkollegium bestand von Anfang an aus offenbar hoch qualifizierten Fachleuten. 1904 etwa
genannten »Oldenburger Klassizismus«. In den 30er Jahren
hatten immerhin 14 Lehrer den Titel eines Gymnasialprofessors bzw. den Doktorgrad inne.
zog der Schulbetrieb in den damaligen Neubau an der
Zu feierlichen Anlässen trug man den würdevollen Zylinder mit dunklem Gehrock und
Willohstraße um. 1946 fand die »Pädagogische Hochschule«
erweckte – durchaus gewollt – den Eindruck gefestigten Bildungsbürgertums.
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hier ihr erstes Unterkommen. Im Sommer 1966 wurde die
»alte Penne« endgültig abgerissen. Ihre ursprüngliche, über
Doch auch von den einstigen Schülern wurde mancher eine bedeutende Persönlichkeit. Zur
dem Mittelbogenfenster in Stein gehauene Zweckbestim-
Abiturientia 1896 beispielsweise gehörte Clemens August Graf von Galen aus Dinklage, der
mung »Iuventuti instituendae« (= der Erziehung der Jugend)
als Mitglied der Gymnasialkapelle allein wegen seiner überdurchschnittlichen Körpergröße
findet sich noch heute als Zitat über dem Eingang zum
stadtbekannt war. In den 30er und 40er Jahren fand der einstige Antonianer als Bischof von
Gymnasium Antonianum.
Münster deutliche und folgenschwere Worte gegen das NS-Regime und seine Kirchen- und
Rassenpolitik. 1946 wurde Galen von Papst Pius XII. in den Kardinalstand erhoben.
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Offizialat (Bahnhofstraße um 1910): Rechts dominiert
Das gesamte Gebiet westlich der Kolpingstraße gehörte früher zum Areal der ehemaligen
im Stil des »Oldenburger Klassizismus« der Bau des Bischöf-
Vechtaer Zitadelle, einer mächtigen Festungsanlage mit fünf Bastionen, die kurz nach dem
lich-Münsterschen Offizialates von 1831, zuständig als kirch-
30jährigen Krieg 1666 gebaut und nur hundert Jahre später wieder geschleift wurde.
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liche Oberbehörde für die katholischen Einwohner des Oldenburger Landes. Bis heute ist das denkmalgeschützte bauliche
Die nach dem Bau des Vechtaer Bahnhofs von 1885 angelegte Lindenallee reicht noch heu-
Schmuckstück fast unverändert. Das kleine Anwesen links ist
te von den Gleisanlagen bis zum Zitadellenplatz. Zu beiden Seiten verlief damals ein Fuhr-
als Hauskapelle mit gehobener sakraler Ausstattung einge-
weg für Kutschen und Rollwagen. Die herrliche Lindenallee mit ihren hochragenden Kro-
richtet. Hinter dem Holzzaun breitet sich eine parkähnliche
nen war bei den Bürgern äußerst beliebt. In ihren Schatten flanierte man gern. Koffer-
Gartenanlage aus. Durch die linke Baumreihe erkennt man
schleppende Reisende oder rucksackbeladene Soldaten empfanden den Weg als wohltuen-
noch das historische Gebäude des alten Gymnasiums Antoni-
des Entree in die Stadt. Als die Allee 1958 bis zu den Bahngleisen gefällt wurde, gab es
anum von 1845 (Abriss 1966).
lautstarke Missfallensbekundungen, galt sie doch als eine würdige und sehr bürgerfreundliche Zuwegung sowie als Markenzeichen einer naturbedachten Stadtplanung früherer Zeiten. Als Ersatz sind inzwischen Platanen gesetzt worden (um 1970).
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Große Kirchstraße vor dem Alten Markt: Das mächti-
Neben der beeindruckenden Fassade des »St.-Joseph-Konvikts« (im Volksmund auch »Pater-
ge dreistöckige Gebäude (links) mit seiner klassizistischen
kasten« oder später einfach »Reichsnährstand« geannt) erkennt man auf dem Foto die Brücke
Fassade prägte über fast acht Jahrzehnte hinweg diesen
über den Moorbach mit der alten Wasserpumpe für die Feuerwehr. Heute ist der Moorbach
Abschnitt der Großen Straße. Der Bau enstand als »Central-
verrohrt und wird symbolisch dargestellt durch den Stufenbrunnen und seinen breiten Abfluss
hotel Busse«, wurde 1902 als St. Josephs-Konvikt ein Ober-
zum Kaponier. Die Gebäude anschließend sind »Melchers Stall« (zum Hotel gegenüber
stufenschüler-Internat des Dominikaner-Gymnasiums (im
gehörig), das Haus Seiffert (später »Café Maassen« bzw. »Central-Café«) und das Geschäfts-
Volksmund »Paterkasten«) und beherbergte später den Alber-
haus Schewe mit den zwei verzierten Eckgiebeln. Daneben stand das spitzgiebelige alte Rat-
tus-Magnus-Verlag, in dem auch Pater Titus M. Horten wirk-
haus von 1867 (nicht im Bild). Diese Häuserzeile gegenüber vom Alten Markt wurde wegen
te. In der Kriegs- und Nachkriegszeit hatten die Behörden des
der Anlage des neuen Brunnenplatzes in den 70er Jahren abgerissen.
»Reichsnährstandes« ihre speziellen Aufgaben darin wahrzunehmen. Später nutzten Landwirtschaftsschule und Rotes
Das »Central-Café« war ein beliebtes Lokal, wo man sich von der urigen »Stadtmutti« Maas-
Kreuz den stolzen Bau, der 1974 abgerissen wurde.
sen gern verwöhnen ließ. Hinter dem Strauchwerk rechts lag früher die »Münsterländische
Bank«, jetzt »Oldenburgische Landesbank« (Neubau 1991/92). An dieser Stelle begann früher
die »Große Kirchstraße« mit der Nummer eins in Richtung Süden bis zum Münstertor.
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Melchers (Alter Markt): Der »Alte Markt« gilt als Ur-
Die Hotelbesitzerfamilie Melchers ist seit 1715 in Vechta ansässig. Das Hotel wurde zuletzt
sprung der Stadt Vechta. Hier, an der Kreuzung der mittel-
1912 umgebaut und soll schon im 30jährigen Kriege den Schweden als Kasino gedient
alterlichen »Rheinischen Heerstraße« mit der sumpfigen
haben. Der Name »Drei Kronen« erinnert an die hl. drei Könige als Schutzpatrone der
Moorbachniederung, entstanden die ersten Ansiedlungen von
Reisenden. Äußerst beliebt und regional bekannt war der 1967 verstorbene Gastwirt Theo
Fuhrleuten, Händlern, Handwerkern und Krugwirten. Auf
Melchers, der das Hotel 1913 übernahm. Theo Melchers galt als echtes Vechtaer Original;
diesem Foto aus den 20er Jahren dominiert auf der linken
sein bemerkenswerter »Gastführer« aus dem Jahre 1933 vermittelte erstmals Wissenswertes
Seite das seit 1648 nachgewiesene »Hotel zu den drei Kro-
und Informationen über die Stadt Vechta.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 10
nen« (auf dem Foto der Neubau von 1912). In der Häuserzeile rechts erkennt man (v. r. n. l.) die »Buch-und Kunst-
Der Alte Markt hat sein äußeres Gesicht durch bauliche Umgestaltung, Bepflanzung oder
handlung St. Georg«, das alte Vechtaer Rathaus, das Kauf-
Pflasterung mehrfach verändert. Eines jedoch blieb: Hier fanden früher die Vechtaer Volks-
haus Schewe und das »Central-Café« sowie in der Bildmitte
feste, Wochenmärkte, Kundgebungen,Vereins-und Gruppentreffen, Konzerte und Begegnun-
hinten das Dominikaner-Konvikt und das Haus Menke.
gen statt. Bei der letzten Sanierung (2000) wurden die beiden durch die Große Straße
getrennten Plätze Neuer und Alter Markt mit einheitlichen Großpflastersteinen auch optisch
miteinander verbunden.
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Die Große Straße von 1914. Auffallend ist die streng
Dieses Foto spiegelt die Ruhe und Behaglichkeit der oft zitierten »guten alten Zeit« wider.
gerade und ungewöhnlich breite Linienführung ab Einmün-
So war die Große Straße damals offenbar eine gemütliche Geschäftsmeile und galt als Ort
dung Kronenstraße (links) zwischen der Schlachterei Janssen
der Begegnung. Hier ging man spazieren, kaufte ein, traf sich und sprach miteinander. Jeder
und dem Geschäftshaus Brand mit seinem prachtvollen Erker
kannte jeden, man grüßte zünftig mit einem »Moin!« oder »Haol di munter!« (= »Munter
(heute Schroer). Die nächsten Häuser gehörten dem Radio-
bleiben!«). Im Prinzip ist das bis heute so. Nur fahren deutlich mehr Autos über die Straße…
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 11
geschäft O. Zuske, der Buchhandlung Konerding und der
Firma Fortmann-Böls. An der Ostseite stehen das Kolonial-
Bei Vechtaer Festumzügen wurde und wird die Große Straße bevorzugt eingeplant. Mit
warengeschäft Jos. Thöle (später verbunden mit dem Nach-
Musik und fröhlichen Menschen ist sie dann eine Straße der Freude. Früher war sie genauso
barn Kaufhaus Hinrichsmeyer), die Schlachterei Löhr, die
oft eine Straße der Trauer – etwa wenn bei Beerdigungen der lange Trauerzug den Sarg vom
Sattlerei Nagel und die Drogerie Kamps-Zessak. Vor dem fol-
Sterbehaus zum Friedhof begleitete. In einem dichterischen Monolog sagt die Große Straße über
genden Gebäude der Bäckerei Fortmann liegt der Eingang
sich: »Ich habe die schönen Stunden gezählt,/ die Menschen bei mir sich haben erwählt. / Was
zur Juttastraße. Die schmuckvollen Fassaden mit den mar-
war das eine idyllische Zeit,/ kein Hasten, kein Auto weit und breit./ In meinen Armen die
kanten Giebeln prägten das gehobene Erscheinungsbild der
Kinder spielten/ und all die Menschen, die sich vergnügten./ Das Trampeln der Pferde – / ich
seit jeher als Geschäftszentrum geltenden Hauptstraße.
höre es noch. / Die Linden, die blühten, / nach Honig es roch.«
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Wieting (Große Straße in Richtung Bremer Tor): Das
Welche Gedanken mögen den Hotelier Franz Lameyer 1903 bewegt haben, als er als erster
Foto zeigt den im Volksmund als »Bermuda-Dreieck«
Vechtaer mit seinem Automobil an den vor seinem Haus stehenden Pferdekutschen vorbei
bekannten nördlichen Teil der »Großen Straße«. Auf der
fuhr? Empfand er das kleine Ackerbürgerstädtchen als zu provinziell? Egal – die Besucher
linken Seite erkennt man die Westseiten der Vechtaer Hotels
der Gaststätten von »Zumpolle« (1865–1905) und »Wieting« (1905–1967) werden Lamey-
»Lameyer« (1829–1919) und »Ellendorf« (1920–1972). Es
ers Motordroschke gehörig diskutiert haben. Immerhin tagte hier wöchentlich die Börse, ein
folgten die Häuser von Auktionator Bröring, Dr. Ing. Oldiges,
Stammtisch honoriger Bürger der Stadt.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 12
Regierungssekretär Bosche sowie Zumpolles »Oldenburger
Hof« (1829–1888, ab 1906 »Schäfers Hotel«). Auf der Ost-
Wietings Gaststätte indes war auch bei der arbeitenden Bevölkerung sehr beliebt. Eine
seite befanden sich der Uhrmacher Hollje (heute »Weiss«),
weitere Gaststätte stand dort, wo sich noch heute das »Kaiserliche Postamt« befindet; sie
das »Kaiserliche Postamt«, Möbel Holtvogt, Wietings Restau-
wurde geführt von dem Hutmacher Vieson. Nach seinem Tod kaufte eine Gesellschaft das
rant (1825–1967), Südbeck (von 1903–1968 »Manufaktu-
Haus auf und errichtete hier den Neubau für die Post.
ren Börgerding«) sowie die Klempnerei Timmermann.
1924 ging das Gebäude an die damalige Reichspost über, die es erweiterte. Das »Möbelhaus
Holtvogt« übergab die Leitung des Unternehmens 1949 an Clemens Nemann sen.
Die Infotafelaktion »Vechta · Gestern und heute« ist ein Projekt der »Initiative Vechta/Verein für Stadtmarketing e.V«. und wurde gefördert mit Mitteln der
Landessparkasse zu Oldenburg. Wir danken der Heimatbibliothek Vechta für die hilfreiche Unterstützung in der Vorbereitungsphase. Den historisch-erklärenden
Text auf dieser Tafel besorgte Heinz Aumann. Gestaltung, Redaktion, Satz, Scans: Bitter & Partner Werbeagentur, Vechta · Fertigung: Claus Almes Siebdruck und
Werbetechnik GmbH, Vechta. © Stadt Vechta, 2004 · Achtung: Diese Tafeln werden überwacht und womögliche Sachbeschädigungen strafrechtlich verfolgt!
VECHTA GESTERN UND HEUTE
Bremer Tor (Foto von 1936): Links auf dem Bild erkennt
Mit insgesamt fünf einmündenden Straßen war und ist das Bremer Tor ein wichtiges Ver-
man im Anschnitt den Erker des Fachwerkhauses von Friseur
kehrskreuz Vechtas. Hier laufen die zuvor gebündelten Vehrkehrsströme strahlenförmig auf
Bruno Schöne sowie das Herren-Spezial-Geschäft von Josef
die Geest auseinander.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 13
Scheele. Die Einmündung in die Bremer Straße zierte das
Feinkostgeschäft Sturm. Darauf folgen die Häuser Mählmann
Das Bremer Tor befand sich bis in das 17. Jahrhundert hinein wesentlich weiter südlich und
und Debring, der an dieser Stelle die erste Autowerkstatt in
wurde erst nach dem Brand von 1684 hierhin versetzt. Nach einer Grundrissskizze von 1578
Vechta eröffnete. Gegenüber standen – auf dem Bild durch
darf man annehmen, dass dieses Tor früher tatsächlich aus einem gemauerten Turm mit Stu-
Bäume verdeckt – die Häuser von Professor Rieland und Tier-
fengiebel bestand. Am Anfang der Bremer Straße stand lange Zeit ein Schlagbaum, der den
arzt Dr. Dorfmüller. Das in den 30er Jahren des 20. Jahrhun-
Verkehrsweg absperrte und nur gegen Zahlung einer Benutzungsgebühr freigab.
derts umgebaute Eckhaus an der Einmündung in die Füchteler
Straße diente als Wohnung des Architekten Meurer.
Vom alten Bremer Tor ist bis auf den Namen eigentlich nichts mehr geblieben. Wo früher
schlichte Bürgerhäuser mit Vorgärten standen, wird heute das Straßenbild von einer moderneren Bebauung der frühen 70er Jahren bestimmt.
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Falkenrotter Straße/Bremer Tor: Besucher der Stadt, die
Die Falkenrotter Straße führt vom Bremer Tor aus in Richtung Nordwesten nach Daren
aus dem Westen kamen, gelangten durch eine Allee, dem öst-
bzw. Bakum. Der eigentümliche Name stammt vom früheren Gut »Falkenrott«, das in dieser
lichen Ende der Falkenrotter Straße, zum Bremer Tor. Ihr
Gegend lag. Die Bebauung des oben gezeigten ersten Abschnitts begann erst um 1850. Die
Blick fiel dabei zunächst auf das im Hintergrund stehende
Falkenrotter ist damit eine der eher jüngeren Straßen rund um den alten Vechtaer Ortskern.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 14
Gebäude des Tierarztes Dr. Dorfmüller. Seitlich der Straße
stand auf einer leichten Erhöhung die Gaststätte Lameyer. Die
Bis zum Bahnübergang (von hier aus rund 1 km in Richtung Nordwesten) führt der Weg an
Gaststätte ging später über an Witten und wurde zuletzt von
teils bemerkenswerten Bürgervilla-Architekturen vorbei zur Bahnkreuzung, an der bis 1969
Rump geführt. Daran anschließend erkennt man das Eckhaus
sogar ein eigener Bahnhof namens »Falkenrott« unterhalten wurde. Vom Gelände dieses
des Christel Sturm. Hinter den Bäumen an der gegenüber
Bahnhofs aus bis etwa zu dem oben abgebildeten Foto reichte das ehemalige »Gut Falken-
liegenden Seite befand sich die Gärtnerei Knagge. Die Bäu-
rott«. Zu seinen zahlreichen Besitzern gehörte um 1640 auch der sagenhafte kaiserliche Ritt-
me stehen übrigens am Ufer des ehemaligen Stadtgrabens.
meister und Oberst Lambert Sprengepiel, dessen Erben es 1664 an den Richter Buchholz
verkauften. Später wurde der einstmals erstaunlich große Besitz in viele kleine Parzellen aufgeteilt, nachdem bereits ein großer Teil zum Bau der städtischen Befestigung und Zitadelle
requiriert worden war.
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Hermanns Brauerei. Dieses Postkartenfoto von 1905 zeigt
Der Heimathistoriker Karl Willoh schrieb vor hundert Jahren: »In alten Zeiten kannte man
»Hermanns Bierbrauerei« mit Wohnhaus und vierstöckigem
hier nur das in der Stadt in verschiedenen Häusern gebraute Vechtaer Bier. 1776 lebten fünf
Betriebsgebäude auf dem Gelände, wo sich heute der Volks-
Bierbrauer in Vechta!« Wer mehr Geld anlegen wollte oder das einheimische Gebräu als zu
bankkomplex befindet. Die Firma wurde 1850 von Hermann
dünnen Trank verschmähte, trank Bremer oder ein anderes auswärtiges Bier.
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 15
Moorkramer gegründet und kam 1870 in den Besitz von
Heinrich Hermanns, der die Brauerei ständig erweiterte und
Hermanns Vorgänger Schaeven braute um 1860 als erster in Vechta das länger haltbare und
mit dem Stadtwappen auf seinen Bierflaschen bemerkens-
höherprozentige Lager-Bockbier. Hermanns selbst übernahm 1870 diese Art der Produktion.
werten Lokalpatriotismus bewies. Das Elektrizitätswerk der
Sein Bier wurde von Bierkutschern in Fässern zu den einzelnen Gasthäusern geliefert. Für
Firma versorgte einen Teil der Stadt mit Energie und lieferte
die Kühlung in den Schenken bot der findige Unternehmer große Eisblöcke an, die im Win-
den Strom für die erste Straßenbeleuchtung in Vechta. Die
ter vor der Wassermühle »geerntet« und im firmeneigenen, mit Torf isolierten Eiskeller
herrschaftliche Villa war damals zweifellos das attraktivste
gelagert wurden. 1923 übernahm die Bremer Haake-Beck Hermanns Brauerei als Nieder-
Gebäude der Stadt. Es hatte die Telefonnummer eins und be-
lassung, die 1976 in das neue Industriegebiet Vechta verlegt und später auf mehrere Betrie-
saß – so der Volksmund – das erste WC in Vechta.
be dezentralisiert wurde. Die Villa wurde 1935 von Dr. med. Timphus erworben und 1977
samt Fabrik abgebrochen.
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VECHTA GESTERN UND HEUTE
Die Nepomukbrücke im Jahre 1908: Das Foto zeigt im
Links erkennt man die im Volksmund als »Rattenschule« bekannte Volksschule (heute Arzt-
Mittelpunkt die damals sehr viel schmalere Moorbachbrücke
praxis der JVA), ganz hinten sieht man das Gefängnis, dahinter – ebenfalls nachretuschiert
mit der 1737 errichteten Statue des Vechtaer Schutzpatrons
– die Spitze des Klosterkirchturms. Das Romberg-Geburtshaus und das Pastorat (rechter
St. Nepomuk noch auf der östlichen Mauer (bis 1923). Hin-
Bildrand) wurden 1968 abgerissen und als Pfarramt St. Georg zu einem Gebäude vereint.
ter dem Mauerwerk zweigt nach links die Straße »Am Kapitelplatz« ab. Dahinter erhebt sich das kleine Gebäude der
Die zwei Frauen auf dem Foto unterstreichen in ihrer stillvoller Tracht der Jahrhundertwende
früheren einklassigen Volksschule »An der Pastorei«. Der fol-
den Eindruck ungekünstelter Brückenromantik. Ob ihnen bewusst war, dass man früher von
gende hohe Giebelbau ist ein Zellentrakt der Justizvollzugs-
dort auf die alte Burg Vechta schaute?
»VECHTA · GESTERN UND HEUTE« · TAFEL NR. 16
anstalt. Das mittlere Gebäude mit der Dienstwohnung des
Strafanstaltsdirektors mußte der Erweiterung der Justizvoll-
Gegenüber von der Nepomukstatue erkennt man auf der Mauer eine Laterne, die nach alten
zugsanstalt (JVA) weichen. Rechts hinter der Brücke, um-
Brauch immer dann zum Gebet rief, wenn ein Vechtaer im Sterben lag. Ein altes Gedicht
rahmt von hohen Bäumen, steht das Andreas-Romberg-Haus,
umschreibt die Sitte so: »Dat dei hilge Mann üm helpe, stickt sei dor dei Kessen an, un well dor
die Geburtstätte des berühmten Komponisten, daneben das
dei Lucht süht brennen, bät dann för den kranken Mann.« (= »Damit Nepomuk ihm helfe, stecken
alte Pastorat.
sie dort die Kerzen an, und wer dort ein Licht brennen sieht, betet für den kranken Mann«).
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