Ausgabe Frühjahr 2014.cdr - Hospizinitiative Eutin eV

Transcrição

Ausgabe Frühjahr 2014.cdr - Hospizinitiative Eutin eV
Hospizzeitung, 20. Ausgabe
Frühjahr / Sommer 2014
Ich kam an deine
Küste als ein
Fremdling,
ich wohnte in
deinem Hause
als ein Gast,
ich verlasse
deine Schwelle
als ein Freund,
meine Erde.
Rabindranath Tagore
Impressum
Redak on und Layout: Hospizini a ve Eu n e.V.
Gemeindebriefdruckerei Groß Oesingen – Auflage: 2000 Stück
Alle Rechte den Urhebern vorbehalten, auf Naturschutzpapier gedruckt
Inge Nell
Annegret Sens
Brigi e Maas
Ilka Lembcke
Schülpweg 6
Neue Bergstr. 10
Peterstr. 19 a
Redder 20a
23701 Süsel
23683 Scharbeutz
23701 Eu n
23730 Sierksdorf
v.i.S.d.P.
e-mail: redak on@hospizini a ve-eu n.de
Liebe Leserin, lieber Leser,
diesmal haben wir für Sie Geschichten und Gedichte,
Bilder und Gedanken zum Thema Wege gesammelt.
Es geht um ganz besondere Wege, Lebenswege,
innere Wege, den letzten Weg.
Lassen Sie uns an dieser Stelle über unseren Lebensweg nachdenken.
Mein Nachbar meinte neulich: „Ich war auf dem Bauhof, und da standen
Verkehrsschilder, die im Moment nicht gebraucht
werden: Sackgasse, Einbahnstraße, Umleitung,
Kreisverkehr u.s.w. Genau so komme ich mir vor. Alles
bremst mich, ich komme auf meinem Weg nicht weiter.“
Das ist in der Tat keine angenehme Vorstellung!
Aber es gibt auch andere Sprachbilder von unserem
Lebensweg als der Schilderwald im Bauhof: der Irrgarten und
das Labyrinth. Sie werden o über einen Kamm geschoren,
sind aber grundverschieden.
Der Irrgarten diente ursprünglich dem Adel als Belus gung. Im
Irrgarten kann ich mich sehr schnell verlaufen, denn er hat
viele Sackgassen, Verzweigungen und manchmal auch
verschiedene Zugänge. Man muss sich stets aufs Neue entscheiden, welchen
Weg man gehen will. Die Suche nach dem Ausgang, dem Ende, dem Ziel ist
extrem erschwert.
Welch eine Erleichterung, ich habe diese Wirrnis hinter mir!
Labyrinthe gibt es seit Urzeiten in vielen Kulturen. Sie begegnen uns in
Bauwerken, Ornamenten und Pflanzungen und sind auch ein Symbol unseres
beschwerlichen Weges durch das Leben
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Labyrinthe haben im Gegensatz zum Irrgarten aber nur einen Weg, der in
verschlungener Weise zum Mi elpunkt führt. Man muss sich in engen und
weiten Bögen immer wieder um 180° drehen. Vielleicht ist das ein Symbol für
das Überdenken vergangener Situa onen. Manchmal ist die Mi e, das Ziel
ganz weit weg, manchmal ganz nahe. Wer auf dem Weg bleibt, kommt aber
sicher ans Ziel.
Was bedeutet nun das Wort „Ziel“ oder „Mi e“ in Bezug auf unseren
Lebensweg?
Ich habe meine Mi e, mich selbst gefunden.
Ich bin mit mir im Einklang.
Ich habe meinen Frieden gefunden oder Erlösung oder Auferstehung oder
Wiedergeburt oder Go oder den Tod......
Jeder von uns hat hier seine eigene Vorstellung.
In unseren Gesprächen mit Menschen, die wir hospizlich begleiten, geht es o
um den Lebensweg. Themen wie Schuldgefühle, misslungene
Lebensplanungen, unerledigte Dinge spielen häufig eine Rolle. Umso größer ist
der Moment, wenn sich der Sterbende mit den nicht gelungenen Dingen
aussöhnt, seinen Frieden in Dankbarkeit findet und sein Sterben annimmt als
das Ende seines Weges hier auf Erden.
Wir schicken Sie jetzt auf den Weg. Wir nehmen Sie mit in Gedanken auf den
schönen, unterhaltsamen, fröhlichen, aber auch schweren Wegen und auch
auf den letzten Weg - wohl gemerkt in Gedanken.
Und noch eines: Wir hoffen, dass Ihr Lebensweg nichts mit dem Schilderwald
einen Bauhofes zu tun hat.
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Ihre Redak on
Märchen
Es war einmal eine alte chinesische Frau, die ha e zwei große Schüsseln, die
von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug.
Eine der Schüsseln ha e einen Sprung, während die andere makellos war und
stets eine volle Por on Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung vom
Fluss nach Hause zur alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur
noch halb voll.
Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur
anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war
natürlich sehr stolz auf ihre Leistungen, aber die arme Schüssel mit dem Sprung
schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Häl e
dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht war.
Nach 2 Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die
Schüssel zu der alten Frau: "Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus
dem während des ganzen Wegs zu deinem Haus immer Wasser läu ."
Die alte Frau lächelte:"Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges
Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht?" "Ich habe auf
deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers
bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. 2 Jahre
lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit
schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit
nicht exis eren und unser Haus beehren.“
Jeder von uns hat
seine ganz eigenen
Macken und Fehler,
aber es sind die
Macken und
Sprünge, die
unser Leben so
interessant und
lohnenswert
machen. Man sollte
jede Person einfach
so nehmen, wie sie
ist und das Gute in
ihr sehen.
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Weg
Am Ende meines Weges ist eine Kreuzung,
die meinem nächsten Schri die Richtung weist.
Am Ende meines Weges ist ein Tunnel,
der mich durch Dunkelheit ans Licht bringt.
Am Ende meines Weges ist ein Tal,
das mich in Tiefen führt.
Am Ende meines Weges ist ein Berg,
der mich in Höhen steigen lässt.
Am Ende meines Weges ist ein Fluss,
der mich in seiner Strömung trägt.
Am Ende meines Weges ist ein Land,
das ich noch nie betreten habe.
Am Ende meines Weges ist ein Tor,
das mir für immer offen steht.
Birgit Schröder
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DAS HINDERNIS
Vier Menschen gingen einen Pfad
entlang und ihrem Ziele zu.
Der Weg war leicht und schnurgerad,
sie gönnten sich nicht Rast noch Ruh.
Doch plötzlich ließ auf einen Schlag
ein riesengroßer Felsenbrocken,
der mi en auf dem Wege lag,
die schnellen Wanderschri e stocken.
Der Erste, der stets fröhlich lachte,
nahm einen Anlauf und er machte
sich übern Felsen, munter springend
und weiter wandernd, fröhlich singend.
Der Zweite hockte sich davor
und jammerte: Ich armer Tor,
was soll ich tun? Ich geh zurück
und such ein andermal mein Glück.
Dem Dri en war es nicht genehm
zu springen oder sich zu bangen,
er hat den Felsen ganz bequem
in aller Seelenruh umgangen.
Der Vierte ha e heißes Blut,
er schob das Hindernis mit Wut
beiseit und konnte so den Felsen
energisch aus dem Wege wälzen.
So haben Dreie schließlich leicht
das Ziel der Wanderung erreicht.
Der eine, der es aufgegeben,
versucht's ein andermal dann eben.
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Ich frage Dich, der das gelesen:
Wer von den Vier'n wärst Du gewesen?
Wilhelm Hasse
Wohin wird unser Weg uns führen?
Genau diese Frage stellten wir uns am 31.01.2004: Elf Frauen und ein Mann,
die sich zu ihrem ersten Ausbildungswochenende in Eu n bei der
Hospizini a ve in der VHS trafen, um – wie es heute heißt – einen
Befähigungskurs zum(r) Hospizbegleiter(in) zu machen. Ich bin eine aus
dieser Gruppe. Was erwartete uns? War es der Weg, den wir gehen wollten?
Viele offene Fragen….
Geleitet wurde dieser Kurs damals von Mar na Wendler und Volker Bagdahn.
Heute – auf den Tag genau – nach zehn Jahren trafen sich von den damals
insgesamt vierzehn Personen acht in den neuen Räumen der Hospizini a ve in
der Albert- Malstedt Straße 20 wieder. (Volker Bagdahn konnte leider nicht aus
privaten und Brigi e Stender nicht aus dienstlichen Gründen dabei sein.)
Wir Zehn sind auch nach einem Jahrzehnt immer noch mit viel Herzensblut
der Hospizini a ve verbunden. Welchen Weg sind wir in den letzten zehn
Jahren gegangen?
Bei einem leckeren kleinen Abendimbiss aus der Ayurveda-Küche wurden die
Highlights unserer Wege reflek ert:
Vordere Reihe (v. l.): Claudia Illichmann, Hans Rech, Silke Wildelau
Hintere Reihe: (v. l.): Annegret Pistol, Margrit Nepf, Sabine Kayser,
Silke Eckeberg und Mar na Wendler
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Zwei von uns machten mit Unterstützung der Hospizini a ve in Kiel eine
zusätzliche Pallia vcare-Ausbildung, drei von uns eine zweijährige
Trauerbegleiterinnenausbildung in Bad Bevensen, weitere zwei sind ak v als
StellvertreterIn im Vorstand tä g und eine als Beisitzerin. Silke Eckeberg
übernahm in der Zwischenzeit den Vorsitz der Plöner-Hospizgruppe. Wir alle
sehen die Hospizarbeit auch nach zehn Jahren als eine große
Lebensbereicherung.
Begleitungen sind immer ein Geben und Nehmen. Sie spiegeln und
reflek eren o das eigene Leben. Die Lebenseinstellung und Lebensqualität
bekommt eine ganz andere Wer gkeit. Der Blick richtet sich auf andere Dinge,
man setzt andere Prioritäten, freut sich über sogenannte Kleinigkeiten und
entwickelt eine große Dankbarkeit für das Leben.
Alte Erinnerungen wurden in fröhlicher Runde aufgefrischt. Alle
TeilnehmerInnen wünschen sich, diesen Weg in extrem vertrauter Runde noch
viele Jahre gemeinsam gehen zu können und vielleicht in weiteren 5 Jahren ein
Treffen in unseren schönen Räumen zu
genießen.
Annegret Pistol
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Wünsche für meinen letzten Weg, meinen
Abschied von dieser Welt
Das Ende des eigenen Lebensweges ist kein Thema,
bevor es nicht in grei are Nähe rückt – und selbst
dann nicht immer. Dabei wissen wir alle, dass der Tod
unser Leben begrenzt. Gerade das macht unsere Tage so kostbar. Häufig hört
man den Satz: „Ich denke nicht an meinen Tod, weil mich das traurig macht.“
Vielleicht können wir uns unseren eigenen Tod einfach nicht vorstellen. Die
Sonne geht auf, und wir sind nicht dabei – das kann nicht sein.
Auf unsere Frage nach den Wünschen für den letzten Weg und den Abschied
haben wir dann doch noch einige Antworten bekommen, die meisten mit dem
Wunsch, anonym zu bleiben. Die ersten vier sind Antworten von Kindern, die
auf einer Kinderkrebssta on behandelt wurden..
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Ihr sollt das Fenster öffnen, wenn ich sterbe, denn bei meinem Tod
kommen zwei Engel angeflogen und tragen mich in den Himmel. Von
da aus kann ich euch dann sehen und euch zuwinken.
Ich wünsche mir einen rosa Sarg, mein Kuschel er soll bei mir liegen vielleicht auch noch ein paar Salzstangen.
Meine Freunde sollen meinen Sarg anmalen, mit Blumen vielleicht.
Echte Blumen möchte ich nicht, die sind dann ja auch gleich tot.
Ich möchte auf keinen Fall in den Himmel, das ist viel zu weit weg.
Mir ist wich g, dass keine großen Kosten entstehen. Wenn man das
manchmal so hört, wie viele Tausender da fließen, also bi e ganz
einfach und kostengüns g.
Ich möchte, dass meine Frau meine Asche bekommt. Sie möchte das
auch.
Ich bin Landwirt. Ich möchte, dass meine Asche auf meinem Acker
verstreut wird.
Als mein türkischer Freund gestorben war, wurde er in ein weißes
Laken gehüllt und dann beerdigt. Das möchte ich auch, also nicht in
einem Sarg eingesperrt sein.
Ich wünsche mir eine Seebesta ung, weil das Wasser mich dann
überall hinträgt. Meine Familie müsste dann auch nicht für die
Grabpflege sorgen.
- Wir sind 50 Jahre verheiratet. Wenn ich zuerst sterbe, möchte ich am
liebsten einen Doppelsarg haben. Wenn meine Frau dann auch s rbt,
sind wir wieder dicht beisammen.
- Meine Asche soll an meinen Lieblingsplätzen verstreut werden. Meine
Kinder kennen die Plätze. Vielleicht wächst aus meiner Asche eine
schöne Pflanze.
- Ich würde gern bei meiner Beerdigung als Mäuschen dabei sein und
hören, was man über mich sagt.
- Keiner soll Schwarz tragen. Ich selber möchte ganz gemütliche Kleidung
anhaben - und warme Socken.
- Wenn ich Bilder von meiner Familie mit in den Sarg bekommen könnte,
das wäre schön.
- Auf meiner Beerdigung sollen meine Lieblingsgedichte vorgelesen und
meine Lieblingsmusikstücke gespielt werden - erst die traurigen, dann
die lus gen. Nach dem Traurigsein über meinen Tod soll die Freude
kommen, dass die anderen weiterleben dürfen.
- Das werde ich mit meinen Kindern besprechen. Ich bin überzeugt
davon, dass es mir völlig egal sein wird, folglich möchte ich, dass meine
Kinder entscheiden, ob sie gern einen Platz auf dem Friedhof hä en, an
dem sie mich aufsuchen können oder ob sie meiner gedenken (wenn
sie denn gedenken) unabhängig von einem festen Ort. In diesem Fall
kann meine Asche verstreut werden, wohin auch immer der Wind sie
trägt.
- Ich wünsche mir eine tradi onelle Besta ung auf unserem Dorffriedhof
- Ich möchte meine Freunde um mich versammeln und mit ihnen ein
Fest feiern. Meine mir lieb gewordenen Gegenstände werde ich dann
an sie verschenken.
In den Antworten, die wir auf unsere kleinen Umfrage bekommen haben, zeigt
sich der Wunsch nach individueller Gestaltung. Unser Gesetzgeber gesta et es
uns bis dato nicht, allen Wünschen nachzukommen, aber unser
Handlungsspielraum ist größer als wir o denken. Wir sind möglicherweise erst
am Anfang einer Entwicklung.
Machen wir uns also gegensei g Mut, auch an das Ende unseres Weges,
unseren Abschied zu denken und, wenn wir es möchten, diesen individuell zu
gestalten. Ein Abschied, der mit uns als Individuum zu tun hat, zu unserem
Leben passt.
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Was für die
Raupe das Ende
des Weges
bedeutet, ist für
den
Schme erling
der Anfang.
Bi e
Geh nicht fort, ich bin so alleine
Auch wenn niemand sieht, dass ich weine
Wünsche, dass sich jemand zu mir gesellt
Und dann meine Hand ab und zu hält
Ich weiß es nicht, wohin ich geh
Wo ist der Weg, den ich nicht seh
So groß ist das Ungewisse
Wer weiß, was ich dann vermisse
So warte ich auf etwas, was ich nicht weiß
Und hoffe, es kommt bald schmerzlos und ganz leis
Es nimmt mich an die Hand und wird mich tragen
Dann bin ich ruhig – habe keine Fragen
Laura Sommer, 13.07.2010, Ha
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rug
Nach Innen führen alle Wege
Auf die Frage „Wo gehen wir denn hin?“ lässt der Dichter Novalis Heinrich von
O erdingen in seinem gleichnamigen Roman philosophisch antworten:
„Immer nach Hause“. Ist das tatsächlich so, überlege ich und schon wandern
meine Gedanken an einen Ort, wo ich mir diese vielschich ge Frage ähnlich
selbst stellte.
In meiner Kindheit liebte ich es, oben von den Weinbergen aus auf meine im
Tal liegende Heimatstadt Würzburg zu blicken. Die beschauliche Emsigkeit, mit
der sich die Menschen, Autos, Busse, Schiffe, Straßen- und Eisenbahnen
damals in den 50er/60er Jahren durch die Landscha bewegten faszinierte
mich. Dabei fragte ich mich o , wo sie denn alle hin wollen.
Würzburg wurde nach der schweren Zerstörung im Krieg wieder aufgebaut.
Das war zu sehen.
Aber auch neue Wege und Häuser wuchsen in großem Tempo, wo vorher alles
grün war. Riesige Maschinen schlugen gewal ge Schneisen in die Wälder für
die Autobahn. Zubringer hierfür durchzogen plötzlich die Stadt. Der Lärm
überdeckte auf einmal das Glockenläuten der zahlreichen Kirchen meiner
geliebten Heimat. Immer mehr Grünflächen verschwanden, und immer
zahlreichere und größere Fahrzeuge sausten nun über das dicht gewachsene
Straßennetz. Noch in Würzburg lebend, merkte ich schon, dass meine Heimat
und mein Zuhause zunehmend als Erinnerung und Gefühl in meinem Kopf und
Herzen exis erten. In dieser Zeit fragte ich mich selbst:
„Wo willst du denn hin?“. Mir wurde klar, ich wollte in die Welt ziehen ein
neues Zuhause suchen.
Mein Lebensweg bescherte mir einige neue Daheim-Plätze. Von allen nahm ich
irgendetwas mit in meinem Herzen. Schaue ich mich in meinem jetzigen
Zuhause um, finde ich Stellen, Gerüche, Lichteinfälle, Geräusche die mir aus
meinem Elternhaus und meiner Heimat vertraut sind.
Aber auch von allen weiteren Sta onen meines Weges erkenne ich ebenfalls
Elemente, hier und da in bes mmten Situa onen.
Das ist der bewusste Teil in mir, der immer deutlicher wahrnimmt,
dass sich mein Zuhause hauptsächlich in mir befindet. Gleich, wo ich hingehe,
ich nehme mein Daheimsein-Gefühl mit.
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Mein nach innen gerichteter Blick lässt mich erkennen, dass ich nicht
erst seit meiner Kindheit Eindrücke und Gefühle in mir verwahrt habe, meine
Gene beinhalten doch auch eine Sammlung aus erfahrenen Eindrücken. Sie
verweisen mich in eine Zeit weit vor meiner materiellen Existenz, bevor ich die
Person wurde, die ich in diesem Leben bin. Beim Versuch mich bis in meine
efsten Wurzeln zu erfahren, gerate ich in den unbewussten Teil in mir. Dieser
lässt mich mehr ahnen als wissen, dass ich aus einer Vergangenheit komme die
auch meine Zukun sein wird. Meine spirituelle Heimat ist also überall, über
dem All und in Allem. Das bedeutet für mich, ich brauche nicht nach einem Ziel
suchen, das Ziel steht und stand schon immer fest.
Ich kann mich also ganz auf das Gehen meines Weges konzentrieren.
Auch brauche ich nicht nach einem Weg suchen, denn alle Wege führen in das
Urzuhause. Das heißt, ich kann mich ganz auf das Gehen an sich konzentrieren,
auf jeden einzelnen Schri , auf jede Bewegung meines Körpers, meines
Geistes und meiner Seele.
So erkenne ich allmählich immer deutlicher den roten Faden in meinem
Lebens- und Erfahrungslabyrinth: es ist ein Weg, der von zu Hause
„immer nach Hause“ führt und dieser Weg führt nach Innen.
Elisabeth Schreckenberg
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Rezept für die Seele
Bald haben wir wieder die Zeit der vielen Früchte aus der Natur,
deshalb empfehlen wir diesmal diese fruch g-vitaminreiche Nachspeise:
Orangen-Sanddorn Quarkspeise
500 g Magerquark
2 Orangen
100 g Schlagsahne steif geschlagen
50 g Zucker oder Agavendicksa
50 ml Sanddornmark
Vanillepulver
evtl. etwas geriebener frischer Ingwer
Und so geht`s:
Die Orangen schälen und klein schneiden.
Quark mit der Sahne, den Orangenstückchen, Süßungsmi el,
Sanddorn und Vanille mischen.
Die leichte Schärfe des Ingwers gibt einen wärmenden Touch.
Als Dekora on kleine Orangenstückchen oder frisch geernteten Sanddorn.
Nichts wird so o und
unwiederbringlich versäumt,
wie eine Gelegenheit, die sich
täglich bietet.
Marie von Ebner-Eichenbach
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Haiku
Der Weg verrät nicht,
was hinter der Biegung liegt.
Womöglich das Ziel?
von Wilhelm Hasse
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Wohin uns die Schuhe tragen
Da läu bes mmt Größe 46
pinkfarben und sportlich solls diesmal sein.
Wohin des Weges in dieser
von unzähligen Schri en durchquerten Stadt?Man kann es kaum glauben,
`nen 6er Absatz zu riskieren –
beim Flanieren!
Traumha schwarz stolzieren sie
durchs große Geld der Stadt.
Da, die Wandergaloschen mit dicker Sohle,
habt Ihr euch verirrt?
Einmal den Du der hohen Heels zu schmecken,
danach steht der Sinn,
um dann berauscht gen Fluss zu torkeln,
sich wieder einzufädeln in den Uferlauf mit großen Wanderschri en!
Ich grüße euch, ihr blauen Pumps,
was macht denn ihr an diesem Weg,
zu dieser Jahres Zeit?
Ich hasche nach` nem Sonnenstrahl,
der mein Blau zum Leuchten bringt,
gewärmt bis über beide Ohrn
kann ich dann weiter ziehn!
Achtung aufgepasst!
Da düsen S efel auf Rollen vorbei,
die schieben den Wagen flink wie der Wind
Darin, da leuchten zwei Schühchen sehr klein
Wann wird der erste Schri wohl sein?
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Laufen und rennen, schieben, hasten,
kommen und suchen,
wählen und - weiter!
treppauf zur nächsten Errungenscha ,
wird sie Erfüllung bringen?
Elegante Slipper –
spitz formen sie den Herrenfuß
schlürfen Cappuccino für`ne kurze Weil
und blitzen:
schaut her, ich bin`s, der Winner
in diesem großen Weltenspiel!
Ausgelatschte Stoffreste –
zi rig hocken sie auf hartem Grund
bi en um warme S efel.
Wird's wohl heute Abend reichen?
Und meine so bequemen Sohlen
tragen mich in einen großen Raum,
ein dicker Reifen wird zum Sitzplatz,
meine Füße finden Ruh.
Ich blicke auf
Und sehe Bilder, die da laufen
an der Museumswand
Kleine weiße Feder,
Wo willst du hin?
Ganz s ll,
mit dem Hauch, mit dem Wind
wirst du getragen – dahin!
Ruth Speidel von Voss
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Tedje as Kaptein
As Tedje 48 Johr old weer, wor he in een dullen
Novemberstorm över Bord spölt.
De Bootsmann güng to Tetjes Frau un vertellt
ehr, dat ehr Mann sinen Dod op See funnen harr.
He dreep ehr in trurigen Tostand an, umsonst
versöchte he ehr optorichten.
Ant Enn, as nix mehr hölpen wull, sä he so
recht vun Harten.:“ Lot mann leewe Fruu,
he he een ordentlichen Kapiteinsdod funnen
Veel Water he he nich slucken musst, he weer
den ganzen Dag över all randfull.“
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Wege
von Hanne Andreae
Irrwege, Holzwege, Rückwege, Heimwege, Hohlwege, Rundwege, Auswege,
Abwege …
So viele Wege haben mich in meinem Leben bisher begleitet, auf denen es
nicht immer geradeaus ging und o mals wusste ich nicht, wo der Weg hinführt
und ob es der rich ge ist.
Blicke ich zurück, muss ich doch manchmal darüber schmunzeln, wie o ich auf
dem Holzweg war.
Ein Weg aber ist mir immer ein treuer Begleiter gewesen, und ich werde
niemals müde, ihn zu gehen; er schlängelt sich durch mein ganzes Leben.
Es ist ein landscha lich sehr schöner Weg, er führt aus der Stadt hinaus,
anfangs noch rechts und links vereinzelt ein paar Häuser, alte Bäume zu beiden
Seiten. Und in einem der letzten Häuser dieses Weges wohnte meine erste
große Liebe. Und wenn ich Glück ha e, begegnete ich ihr manchmal. Während
ich so ein bisschen um besagtes Haus lungerte, Steinchen au ob, die
Kniestrümpfe hochzog und mit allerlei wich gen Dingen beschä igt war,
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erschien er manchmal, der Traum meiner Kindertage - stolz, großgewachsen
mit einem in der Sonne kupferrot glänzenden Fell, hoch erhobenem Kopf, mit
der Nase die Wi erung aufnehmend: ein Irish-Se er-Rüde!! Ich war
verzaubert von solcher Schönheit! Leider hat mich das Tier nie bemerkt und
die Besitzer waren genau so stolz wie ihr Hund.
Aber das ist nur eine Sta on auf meinem Lieblingsweg.
Geht man weiter, wird er noch schmaler, höhere Bäume rechts, links ein
ansteigendes, bewaldetes Schiefergelände. In früherer Zeit wurde Schiefer
dort abgebaut, übrig geblieben ist eine Höhle, halb verfallen. Viele Male
gingen wir als Kinder mit meinen Eltern den Weg dorthin, und wir
veranstalteten Mutproben, wer sich am weitesten hineinwagt in die
Dunkelheit. Natürlich glaubten wir daran, wenn uns mein Vater erzählte dass
ef unten der „blinde Johann“ wohnt, der nicht gestört werden darf. Und
wenn man es gescha ha e, am „blinden Johann“ vorbeizukommen, traf
man nach einem weiteren Stück des Weges auf den Elfen-Tanzplatz. Ein
rundes Stück Waldboden, ganz weich mit Moos bewachsen und rundherum
von Tannen begrenzt. Dort knieten wir uns hin und konnten uns gut
vorstellen, dass nachts hier die Elfen barfuß tanzen, flankiert von den
Waldmännchen mit ihren Laternen.
Weiter geht der Weg, wird breiter und gibt den Blick ins Tal frei. An einer
verwi erten Fassung einer Heilquelle kann man sich erfrischen (schmeckt
aber nicht). Wieder wird der Weg schmaler, führt über eine Brücke, wird
steiler, unwegsamer. Ein altes Holzgeländer bietet seine Hilfe an. Schon der
Vater kle erte diesen Weg hinauf zum Gasthof, wohin er die Brötchen als
Bäckerlehrling liefern musste.
Und dann ist man plötzlich am Ende des Weges. Ganz unvermi elt bleibt man
stehen, denn hier gabelt er sich – geht man weiter zum Dorf oder vielleicht ins
Gasthaus?
Frisch verliebt - diesmal mit meinem zukün igen Mann - bin ich den Weg
gegangen, und habe später unseren Sohn „zum wilden Johann“, zum
„Elfentanzplatz“ und zu den „Waldmännchen“ geführt. Und so o es klappt,
gehe ich jetzt diesen Weg mit meinem Mann und einer hübschen, rothaarigen
Begleiterin, mit einem in der Sonne kupferrot glänzenden Fell.
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Umwege
erhöhen die
Ortskenntnis
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Buchvorstellung:
Der alte König in seinem Exil
erschienen im Carl Hanser Verlag
ISBN 9783446236349
Irri ert bemerkt Arno Geiger, preisgekrönter öster reichischer Schri steller, Veränderungen im Verhalten
seines Vaters, zu dem er zeitlebens ein eher
distanziertes Verhältnis ha e, viel lieber hat er seine
Kindheit bei den Großeltern verbracht, auch während
seines Erwachsenenlebens bleibt ihm der Vater mit seinem Verharren im
dörflichen Sein fremd.
Aber nun hat sich der Vater verändert, häufig flüchtet dieser aus dem Haus,
muss gesucht werden, seine Sätze ergeben o vordergründig nur wenig Sinn,
sind aus dem Zusammenhang gerissen. Bis es dem Sohn dämmert: Der Vater
hat Alzheimer, sein Geist verändert sich mehr und mehr, er lebt zunehmend
in einer Welt, zu der der Sohn sich erst Zugang verschaffen muss.
Und so begibt sich Arno Geiger auf eine Reise zu seinem Vater, lernt, seine
Andersar gkeit zu akzep eren, seinen immer noch vorhandenen Humor zu
schätzen, setzt sich mit dessen Geschichte auseinander und nähert sich
seinem Vater so immer mehr an, während der sich immer weiter en ernt. Er
lässt sich in vielen klaren Momenten erzählen aus der Kindheit des Vaters,
vom Kennenlernen der Eltern, gewinnt einen anderen Blick auf das Scheitern
der Ehe der Eltern, aber auch auf die Schönheit der zuvor verhassten
ländlichen Idylle, aus der der Sohn früh meinte, entkommen zu müssen.
Durch die Augen des Vaters lernt er, seine Umwelt, das Leben neu zu sehen.
Versöhnlich und liebevoll begleitet er den langsamen Übergang des Vaters
aus der Gegenwart und der Vergangenheit in dessen eigene Welt.
Durch die Pflege des Vaters, die er zuletzt alleine übernimmt, gewinnt die
Beziehung eine Tiefe, die der Sohn bisher vermisst hat. Er lernt, sich auf den
Charakter des Vaters einzulassen, der auch an den grauen Tagen immer
wieder durchscheint, nimmt dessen Gedanken auf und erlebt gemeinsam mit
ihm eine zu efst bereichernde Zeit am Ende des Lebens seines Vaters.
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Der Roman ist eine ef bewegende Erzählung über die Liebe zwischen Vater
und Sohn, auch wenn diese Liebe erst spät zum Tragen kommt, dafür aber
umso intensiver und echter.
Arno Geiger findet o auch sehr komische Worte für seine Gefühle und die
Geschichte seines Vaters, ohne sich lus g zu machen, ohne die Schwere der
Erkrankung zu bagatellisieren. Das macht das Buch gut lesbar, zu einer
wunderbaren Bereicherung. Und im Idealfall nimmt es die Angst vor dieser
Krankheit, weil es zeigt, dass das Leben mit Alzheimer sowohl für den
Betroffenen als auch für seine Angehörigen durchaus Qualität haben kann
und nicht nur belastend für alle ist.
Chris ane Baltus
Der einzige Weg, nie auf die
Schnauze zu fallen, ist der,
ständig auf dem Bauch zu
kriechen.
H. Riesenhuber
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Drei Wünsche
Seit fünf Jahren begleite ich Menschen in der Hospizini a ve Eu n. Manchmal
begleite ich auch Menschen, die mir beruflich begegnen, da ich als
Pflegefachkra in der ambulanten Pflege arbeite.
Immer sind diese Begleitungen einzigar g und niemals gleich. Es gab
Begleitungen, die waren sehr s ll und manchmal auch kurz, da war
hineinhorchen in den Menschen und o auch „nur“ die Hand halten gefragt.
Manchmal dauern Begleitungen aber auch länger. Es sind Gespräche möglich
und erwünscht. Je nachdem, der zu Begleitende zeigt mir die Richtung.
Einige Begleitungen ragen über das Übliche hinaus. Gerne berichte ich über
eine ganz besondere Begleitung.
Im März 2013 lernte ich ein Ehepaar über den Pflegedienst kennen. Die
Ehefrau war krebskrank, und es ging ihr sehr schlecht. Fast ein Jahr lang ging
ich jeden Morgen zu ihr, um sie zu pflegen. Wir lernten uns sehr intensiv
kennen. Sie wohnte in der gleichen Ortscha , in der ich geboren war und fünf
Jahre als Kleinkind wohnte. Wir waren damals Nachbarn, und sie kannte mich
schon als Kind. Meine Eltern waren ihr noch in Erinnerung und meine
Schwester noch lange Jahre mit der Tochter befreundet. Aber wie es so ist, die
Wege liefen auseinander, und wir lernten uns ganz neu kennen ohne am
Anfang zu wissen, wer wir sind. Durch die vielen Gespräche, die wir führten,
erfuhren wir erst spät von unserer gemeinsamen Vergangenheit.
Sie konnte so viel erzählen: über die alte Ortscha , in der sie als junge Frau
eine Familie gründete. Ihre Familie mit den zahlreichen Enkelkindern war ihr
sehr wich g und bes mmte bis zum Schluss ihren Lebensinhalt. Es tat ihr gut,
einen Zuhörer zu haben. Gesprächen über Tod und Sterben ging sie nicht aus
dem Weg.
Nach der abgeschlossenen Strahlentherapie ging es ihr mit der Zeit wieder
besser, und sie erlebte noch einen schönen Sommer. Sie genoss zeitweise den
Strandkorb auf der Terrasse oder setzte sich morgens an den Küchen sch, um
den Nachbarn auf der Straße zuzuwinken. Und genauso verabschiedete sie sich
jeden Morgen auch von mir.
Ein ne es Winken bis mein Auto verschwand.
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Im Spätherbst konnte sie sogar noch mit der ganzen Familie Geburtstag feiern.
Alle Kinder und Enkelkinder waren angereist und es gab eine kleine Feier, die
die Ehefrau im Rollstuhl erlebte. Sie konnte zu diesem Zeitpunkt schon nichts
mehr essen, ließ sich aber trotzdem in ein Restaurant mitnehmen.
Aber danach wurden ihre Krä e immer schwächer. Die Ehefrau ha e genaue
Vorstellungen, wie die nächste Zeit sein sollte. Drei Wünsche ha e sie mit
ihrem Ehemann festgelegt.
Der erste Wunsch lautete: kein Krankenhaus! Wie gut konnte ich das verstehen,
denn damit konnte die Lebensqualität von der Ehefrau keinesfalls verbessert
werden. Auch ihre Hausärz n respek erte diesen Wunsch.
Der zweite Wunsch war, dass die Ehefrau zu Hause sterben wollte und so
lastete viel auf den Schultern des Ehemannes und der Familie. Der Ehemann
kümmerte sich rührend um seine Frau, und ich drückte der Familie die
Daumen, dass sie ihr Vorhaben schaffen könnten.
Im Januar wollte die Hausärz n ein Versprechen einlösen und bei ihrem
nächsten Bsuch das Akkordeon mitbringen und ein wenig Musik machen. Fast
wäre es nicht mehr gelungen. Der Pa en n ging es immer schlechter und ich
ahnte, dass das Ende ganz nahe war. So telefonierte ich mit der Ärz n, und wir
verabredeten uns zum nächsten Tag zum Besuch.
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Der Ehemann und die bereits angereiste Tochter fanden die Idee mit dem
Akkordeon Musik zu machen ebenfalls gut. Zu dieser Zeit war die Ehefrau
nicht mehr ansprechbar und reagierte nur noch wenig. Wie durch ein Wunder
hörte sie doch noch die Musik, denn sie machte die Augen auf und gab uns zu
verstehen, wie schön sie das fand. Wir sangen pla deutsche Lieder, die die
Ehefrau kannte. Als Abschluss unseres Due s mit Akkordeonklängen sangen
wir noch ein Schlaflied.
Es war eine ganz besondere S mmung. Es knisterte fast - so festlich war es,
und zur gleichen Zeit spürte ich Fröhlichkeit, Entspannung und Erleichterung.
Ich fand das alles ganz wunderbar und empfand einfach nur Dankbarkeit für
diesen Segen. Auch der Ehemann und die Tochter waren überwäl gt von der
Erfahrung etwas ganz besonderes mit ihre Mu er und Ehefrau erlebt zu
haben.
Nur eine Stunde später rief mich der Ehemann an und teilte mir mit, dass seine
Ehefrau ganz ruhig eingeschlafen war. Erneut fuhr ich zur Familie. Um diesen
Tag ausklingen zu lassen und der Familie noch einmal zur Seite zu stehen, bot
ich der Familie an, mit ihrer Hilfe die Verstorbene fer g zu machen. Wir
wuschen und cremten sie mit einer wohlriechenden Lo on ein. Der Ehemann
suchte Kleidung aus und die Tochter knipste ein Orchideenstängelchen ab, und
legte es der Mu er in die Hände.
Zwei Tage später machte ich meinen letzten Besuch, um noch einmal nach der
Familie zu schauen. Sie erzählten mir, dass am selben Tag noch Nachbarn
gekommen seien, um sich von ihr zu verabschieden. Der Ehemann und seine
Tochter freuten sich über diese Anteilnahme.
Am Nachmi ag wurde die Ehefrau vom Beerdigungsunternehmen abgeholt.
Und es erfüllte sich der dri e Wunsch der Ehefrau.
Sie wollte mit den Füßen als letztes aus dem Haus getragen werden. Gerne
wurde ihr dieser letzte Wunsch erfüllt.
Ich danke der Familie, dass sie mich so ef in ihre Familienstrukturen hat
blicken lassen. Auch für mich waren es bewegende Monate, die mich als
Begleiterin und bei meiner Arbeit als Pflegefachkra sehr glücklich gemacht
haben und eine große Bereicherung für mein eigenes Leben sind.
Danke an die Familie, dass ich das Erlebte in unsere Hospizzeitung schreiben
darf.
Sibylle Cordts
30
Wenn
ich
groß
bin,
überhol`
ich
dich!
Mann zum Busfahrer: "Können
Sie mir sagen, wie ich am
schnellsten zum Friedhof
komme?" - "Klar! Legen Sie sich
einfach vor meinen Bus!"
31
Echo der Vergangenheit
Dunkles Licht am Tage
Ruf der Zukun ,
lockt ins Ungewisse.
Zeichnung und Text
von Anne Kuschel
Wussten Sie schon?
Wo geht's denn hier nach Süden?
Zweimal im Jahr machen sich rund fünf Milliarden Zugvögel auf den Weg, im
Herbst nach Süden, weil dort das Nahrungsangebot größer ist als bei uns, im
Frühjahr zu uns zurück, um zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen.
Auf ihren Zügen überqueren sie Kon nente und bewäl gen eine Strecke, die
bis zu 10000 km lang sein kann.
Wie orien eren sich die Zugvögel nun eigentlich?
Viele Vögel finden nicht nur so ungefähr ihren Weg. Es wurde beobachtet,
dass Störche jedes Jahr auf dem Dach desselben Bauernhofes ihr Nest haben
und tausende Kilometer en ernt in Afrika immer denselben Schla aum
aufsuchen.
Zugvögel verfügen über ein komplexes Naviga onssystem, einen inneren
Kompass. Dabei ist Zugvogel nicht gleich Zugvogel. Viele Vögel einer Art
benutzen einen „Magnetkompass“, mit dem sie das Magne eld der Erde
wahrnehmen. Dieser Kompass zeigt ihnen die Richtung zu den Polen an. Wie
die Vögel auf den Magnetkompass reagieren, d.h. in welche Richtung und wie
weit sie ziehen, ist ihnen angeboren. Es gibt
aber noch andere „Kompasse“.
So ist das polarisierte Licht eine
Orien erungshilfe, für die Nach lieger (z.B. der
Kuckuck) der Stand der Sterne oder bei
Tagfliegern (z. B. der Storch) auch der Stand der
Sonne.
32
Deutliche geographische Bilder,
wie große Flüsse, Meere,
Gebirge, Wüsten, können auch
als Wegweiser dienen.
Der Vogelzug ist wohl die
faszinierendste Wanderung von
Tieren überhaupt, eine echte
biologische Meisterleistung
oder anders gesagt, ein großes
Wunder der Schöpfung, und die
Wissenscha ler können noch
nicht alle Fragen zu diesem
Phänomen beantworten.
So manch einer von uns würde
wohl gern im Herbst mit den
Vögeln nach Süden ziehen.
Uns allen gemein ist aber die
Freude, wenn die Zugvögel im
Frühjahr wieder zu uns
zurückkommen und uns mit
ihrem Gesang und Gezwitscher
erfreuen.
Wie ein M
eer des
Lebens er
gießt sich
der Frühl
ing über d
ie
Erde.
Heinrich H
eine
Rätsel
Machen Sie die
interessante
Erfahrung, durch
unseren Irrgarten
mit dem S zu
fahren.
Und vielleicht haben Sie dann Lust, mit dem S
unser Labyrinth zu wandern?
durch
34
Der Camino – Sinnbild unseres Lebensweges
21 Uhr: Ankun in Saint-Jean-Pieds-de Ports, Ausgangspunkt für die Pilgerwanderung
nach San ago de Compostela.
Finster war es, Regen und Nebel versperren meine Sicht, einsam fühle ich mich,
nirgends ein Lebenszeichen.
Endlich eine Gruppe von Pilgern, die mir den Weg ins Dorf weist. Sie führen mich zur
Pilgerannahmestelle und ich tauche ein in eine andere Welt. Warmes Licht, freundlich
wohlwollende Menschen. Von diesem Moment an fühle ich eine san e, liebende
Schutzmacht, die mich auf diesem 800 Kilometer Marsch begleiten wird.
Am nächsten Morgen steht die erste und schwerste Etappe bevor, die Überquerung
der Pyrenäen. Wie die chinesischen Philosophen sagten; der Weg der tausend Meilen
fängt mit dem ersten Schri an. Das Leben und der Pilgerweg nach Compostela
braucht einen ersten mu gen Schri . Dann muss man nur einen Schri nach dem
anderen machen.
35
Mein Rucksack ist nicht schwer, ich habe nur das Allernö gste dabei. Hier
brauche ich so wenig, zu Hause habe ich ein Haus voll angesammelter Sachen:
Möbel, die ich gar nicht nutzen kann, stehen im Keller, zwei Fahrräder, obwohl
ich nicht mal eines nutze, und so fort. Langsam verschieben sich Prioritäten,
meine Sorgen und Ängste, sowie alle emo onalen Belastungen lasse ich hinter
mir. Mit jedem Tag erfahre ich mehr und mehr, was es bedeutet, wirklich den
Moment zu leben.
Vierzig Etappen laufe ich, viele Kilometer, ohne zu wissen, was ich finden
werde, wo ich schlafen kann und wo Nahrung zu finden ist. Der Reiseführer
gibt dazu Hinweise, aber keine Gewissheit. Wie im Leben. Vor mir 740
unbekannte Kilometer bis zum Ziel, hinter mir eine langsam verschwindende
Vergangenheit, die mich immer weniger interessiert.
Warum pilgern mehr als 100 000 Leute diesen Weg pro Jahr. Warum verlassen
diese Leute ihre Familien, ihr soziales Umfeld und die Sicherheit eines vielleicht
gut organisierten Umfeldes, um sich in das unsichere Unbekannte zu begeben.
Erst nach vielen Tagen nähere ich mich einer Antwort: Der Camino ist ein Weg
zu sich und zu den anderen und für einige auch ein Weg zu einer Spiritualität.
Seinen eigenen Rahmen sprengen und eine neue Realität und Iden tät finden
ist die Hoffnung vieler Pilger.
Für sich sein wechselt sich ab mit intensivem Kontakt verschiedenster
Na onalitäten. Sozialer Status spielt keine Rolle. Der Camino macht alle gleich,
vom Arbeiter bis zum Direktor, vom Buddhisten bis zum Katholiken.
Manchen treffe ich immer wieder, mal in einer Pilgerbar, mal in einer
Pilgerherberge. Mit manchen tauscht man sich nur kurz, aber vielleicht intensiv
an einem Brunnen aus. Die Offenheit ist groß, wissen wir doch, dass wir uns im
realen Leben vermutlich nicht wieder sehen. Dabei trägt jede/r nicht nur einen
Rucksack mit Proviant, sondern alle haben auch einen emo onalen Rucksack
dabei. Dabei geht es nicht nur um Kummer und Leid. Sehr beeindruckt hat
mich z. B. ein Bürgermeister aus Belgien, der 2000 Kilometer gepilgert ist aus
Dankbarkeit. Andere Mo ve sind ein Versprechen, das erfüllt werden will oder
die Bi e um Vergebung.
Diese Menschen haben mich sehr berührt und efes Mitgefühl geweckt. Für
die Menschen und für mich selbst.
36
Wege
entstehen
beim
Gehen
Endlich am Ziel: San ago de Compostela. Vor 800 Kilometern dachte ich, dass
dieses Unternehmen für mich unmöglich sei. Und jetzt bin ich angekommen.
Überwältigt und voller Dankbarkeit sitze ich mit vielen anderen Pilgern
auf den Holzbänken der eindrucksvollen Kathedrale und staune. Einige Tage später gehe ich weiter nach Finistera , diesem europäisch
westlichsten Ort, weitere 120 Kilometer. Was ist das schon, wenn 800
hinter einem liegen.
Ich sitze auf einem großen Stein, der unendliche Ozean vor mir. Die
untergehende Sonne; diese Kraft und Liebe, die mich so fürsorglich auf
diesem langen und beschwerlichen Pilgerweg begleitet hat. Wird sie
mich auch eines Tages über den Ozean tragen und mich ins Reich des
ewigen Lichts führen?
Eric Kohli aus der Schweiz
37
Glühende Hoffnung
das Ziel vor fiebernden Augen
so nah
doch das Schicksal
schlägt
in Scherben den Traum
dumpfe S lle in mir –
irgendwann
zögerndes Tasten
schü eln – und auf!
zum ersten Schri
auf neuem Weg
Inge Nell
Ohne Plan
von Inge Nell
Alles hat sein Gutes, und aus Fehlern lernt man, sagte meine Großmu er
immer, wenn etwas schief ging. Und wer einen unterentwickelten
Orien erungssinn hat wie ich, bei dem geht auf fremden Pfaden häufig etwas
schief.
„Wie komme ich auf dem schnellsten Weg zur Dorfstraße?“, fragte ich die
beiden alten Herren, die sich angeregt auf einer Parkbank unterhielten. Ich war
mit dem Fahrrad unterwegs in einer Stadt in Schleswig Holstein, wo ich meine
Ausbildung angetreten ha e und nun meine neue Umgebung erkundete.
„Also, min Deern, da musst du vorn rechts abbiegen.“ Weiter kam er nicht,
denn sein Freund unterbrach ihn sofort: „Was, so doch nicht, zur Dorfstraße,
da müssen Sie wieder zurück und gleich vorn links abbiegen.“ „Aber O o, sag
mal, kennste deine Stadt nicht mehr? Die Dorfstrasse ist doch da hinten bei der
Tankstelle, da muss die Deern doch über den Bahndamm vorn rechts rum.“ Ich
hörte mir die Diskussion eine Zeit lang geduldig an, bis ich merkte, dass die
Herren mich ganz vergessen ha en. Sie stri en so he ig, dass ich sie noch eine
ganze Weile hörte, als ich mich lachend bereits wieder auf den Weg gemacht
ha e. Ich wählte weder den Weg vorn rechts, noch zurück und links, ich fuhr
einfach weiter gerade aus.
38
Auf meiner Reise durch die Camarque in Südfrankreich fanden mein Mann und
ich abends nicht mehr zurück in unser Hotel.
An einer einsamen Straße klop en wir schließlich bei einem, abgelegenen Haus
an die Tür: „Nous ne trouvons plus…“ suchte ich nach Vokabeln, um unser
Dilemma zu erklären. Der Hausherr ha e wohl nicht verstanden, denn er bat
uns sehr bes mmt hinein. Voller Stolz zeigte er uns sein gediegen
eingerichtetes Haus und entließ uns nicht eher, bevor wir ausgiebig seine
verschiedensten Weine gekostet und gewürdigt ha en. Wie wir dann viel, viel
später in unser Hotel gekommen sind, das verrate ich nicht.
In Italien war ich allein unterwegs zu einem Kunden. In der südlich gelegenen
Provinz Apulien, wo alle Wege gleich aussehen – jedenfalls für mich – fand ich
mich wieder nicht mehr zurecht. Endlich ein Dorf und wo ein Dorf ist, da gibt es
auch eine Bar. Und wo in Italien eine Bar, sitzen in Reih und Glied die Senioren
des Ortes davor und palavern. So auch hier.
Ich s eg aus, Sonnenbrille keck auf dem Haar, strich den Minirock gla und
sprach die zu mir herüber starrenden Herren an: Mi puo spiegare la via….
„Können Sie mir sagen, wie ich ….“ Weiter kam ich nicht. Sie luden mich ein,
Platz zu nehmen. Nun musste ich erzählen, wo ich herkam, was ich hier machte
im abgelegenen Apulien und warum ich als Signorina so allein unterwegs war.
Ich erklärte geduldig, dass ich aus beruflichen Gründen da wäre und auch
gleich wieder weiter müsse. „Hört euch das an“ rief der Alte, den sie Antonio
nannten, „jetzt kommen die Deutschen schon als Gastarbeiter zu uns!“ Die
Anderen lachten, fragten mir ein Loch in den Bauch und schließlich schten sie
mir außer ihren Späßen und Kommentaren die leckersten Spezialitäten der
lokalen Küche auf. Sie verabschiedeten mich wie eine Tochter, die auf große
Weltreise geht.
Alles hat sein Gutes, sagte meine Großmu er. Was hä e ich nicht alles
versäumt, wenn ich einen Stadtplan dabei gehabt hä e. Vielleicht sollte ich
mein Navi doch besser verkaufen.
Inge Nell
Anzeige:
Spitzwegerich - König der Wege
Wissenschaftlicher Name: Plantago lanceolatta
Wächst überall auf Wiesen, Ödland, an Gräben und Wegen
An bakterielle
Wirkung, bluts llend,
reizmildernd,
hustenlösend
Wegerich stammt aus dem
Althochdeutschen wega, Weg
Inhaltsstoffe u.a. Schleimstoffe,
Sapnine, Glykoside, Gerbstoffe,
Kieselsäure, an bio sche Stoffe
Und ein reich gedeckter
Tisch mit seinem Nektar
für unsere Nützlinge!
Junge Spitzwegerichblä er werden
am Besten im April/Mai gesammelt
entlang von Feld- und Wanderwegen.
Idealerweise werden sie 30 Minuten
gewässert, bevor sie zu schmackha em Salat verarbeitet werden.
Außerdem als Teeaufguss oder Sa
sehr gesund.
Äußerliche Anwendung bei
Insektens chen, Verbrennungen
durch Brennessel, kleinen Wunden
Im Labyrinth
Es könnte doch sein
dass auch die Steine
träumen
vom Frühling
von warmen Kinderhänden
die sich auf sie stützen
Es könnte doch sein
dass auch die Steine
das zarte Blau
des Himmels spüren
die S lle rosaverzogener Wolken
vor Sonnenaufgang
Es könnte doch sein
dass auch die Steine
zi ern
wenn der Sturm
die Äste der Buchen
knarren lässt in der Nacht
und die Ke ensäge
kreischt im Wald
Bedacht
setze ich meine Füße
wandere im Labyrinth
Kehre um Kehre
Es könnte doch sein
dass auch die Steine
meine Schri e spüren
ein flüch ges Ich
auf seinem Weg
Gudrun M. Günther
41
Damals
von Annegret Sens
„Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen helfen?“
„Nein danke, ich habe alles gefunden.“
„Setzen Sie sich ruhig auf die Bank vor meinem Haus“, sagt der junge Mann,
der offensichtlich der Eigentümer des Hauses ist, vor dem ich stehe.
Das tue ich gern, Hauptsache ich muss jetzt nicht mit jemandem reden. Ich
möchte nur mit mir reden.
Nun sitze ich also vor dem Haus, in dem ich die ersten 15 Jahre meines Lebens
gewohnt habe und schaue auf meinen Weg, den Fahlenkampsweg. Ich bin ein
Leben lang nicht mehr hier gewesen. Dieses Leben waren Beruf, Mann, Kinder,
Familie. Diese Zeit erscheint mir heute höchstens wie ein Jahr. Dagegen sind
die Erinnerungen an diesen Weg viel präsenter. Das ist wohl so im Alter: Die
en ernten Dinge sind deutlich abru ar, dagegen ist der Autoschlüssel
mindestens zweimal am Tag verlegt.
Was ist nun das Besondere an diesem Weg? Dieser Weg war unser Spielplatz.
Hier wurden Freundscha en geschlossen, hier wurde sich geprügelt. Wir
Kinder ha en keinen anderen Platz für uns, denn in den Gärten, die die kleinen
Siedlungshäuser umgaben, wurde Obst und Gemüse angebaut, um die
Ernährung der Familie zu sichern. Die Nachkriegszeit war eine schwierige Zeit.
Wäre der Ball in den Bohnen gelandet, hä en wir großen Ärger bekommen.
Unser Glück war natürlich auch, dass keiner der Anwohner unseres Weges ein
Auto besass.
Unser Lieblingsspiel war damals Treibball. Wir jagten uns den Weg rauf und
runter. Ob Rüdiger wohl noch lebt? Er ha e damals den härtesten Wurf.
Ich ha e übrigens als erste ein Fahrrad, allerdings ohne Bereifung. Das Fahren
um die Schlaglöcher herum war ein Abenteuer, und ich landete o genug auf
der Nase. Die Narben auf meinen Knien kann ich heute noch sehen.
Eines Tages fuhr ein Jeep in unseren Weg. Der Fahrer war ein dunkelhäu ger
Mann. Er lachte uns freundlich an und verteilte Schokolade. Wir Kinder
fürchteten uns, wir kannten weder dunkelhäu ge Menschen noch Schokolade.
Abends wurden die Pferde von der Weide geholt. Ein Knecht ri auf einem
Pferd, die anderen Pferde liefen mit. Für uns war dann kein Platz mehr auf
dem Weg und wir drückten uns in die Hecken. Ich habe heute noch großen
Respekt vor Pferden.
42
Eine zuverlässige Straßenbeleuchtung gab es auch nicht. Wir Kinder wurden im
Dunkeln immer begleitet. Das war uns natürlich ziemlich läs g. Später, in der
Tanzstundenzeit, konnte die Begleitung durch einen Tanzstundenpartner sehr
aufregend sein.
Ja, und dann musste ich meinen Fahlenkampsweg verlassen, weil wir umzogen.
Ich war damals untröstlich.
Als ich wieder zu meinem Auto gehe, bin ich doch froh, dass mein Weg heute
eine Straße ist, mit Fahrbahn und gepflastertem Gehweg. In meinem Alter
muss man schon ein wenig vorsich g sein, dass man nicht hinfällt. Ich
verspreche mir, bald wiederzukommen.
Und wenn ich die Fahrt eines Tages nicht mehr schaffe, ist das nicht schlimm.
Die Bilder und die Geschichten sind unauslöschlich in mir.
43
Muss ich
hier alles
alleine
machen,
oder was?
Sterben, Tod und Trauer im katholischen Glauben
Welche geis g-geistliche Bewegung wird mir in
meinem Sterben noch möglich sein? Wird mein
Sterben ein plötzlicher Abbruch oder ein stummes
Verlöschen? Mein Aus-der-Welt-Gehen ist die Hingabe meines Lebens in das
Leben Go es. Diese österliche Hoffnung, das Leben bei Go , in seiner Nähe
und Geborgenheit, auf immer und ewig, trägt uns Christen durch das Dunkel.
Diese Gedanken begleiten durch die verschiedenen Riten der
Sterbesakramente: das Sakrament der Versöhnung (Beichte), die
Krankensalbung und die Wegzehrung (Hl. Kommunion).
Im Sakrament ist Jesus Christus unter uns, er ist der eigentlich Handelnde, der
Priester handelt im Au rag und mit der Kra Jesu.
Die wich gsten Elemente beim Ritus der Krankensalbung sind das schweigende
Handauflegen auf den Kopf und die Salbung mit geweihtem Olivenöl auf S rn
und Innenflächen der Hände, als denkende und handelnde Person wird der
Mensch angesprochen. Das anschließende Gebet für den Kranken soll den
Glauben darin bestärken, das Go wirklich hil , stärkt und aufrichtet.
Es passiert ö er, dass Sterbenskranke (entgegen der ärztlichen Meinung) noch
einmal aufleben.
Ist ein Mensch verstorben, beten wir in unseren Go esdiensten folgende
Fürbi e:
„Nimm sie/ihn auf in dein ewiges Licht, in ein neues Leben bei dir.“
Das Beten des Rosenkranzes sowie die Totenwache an den Tagen vor der
Beerdigung mit Freunden, Verwandten und Nachbarn ist ein alter Brauch, gibt
Raum und Zeit für den Abschied und die Trauer.
Im Rosenkranzgebet beten wir u.a.: „Maria, bi e für uns, jetzt und in der
Stunde unseres Todes.“ Das Gebet um eine eigene gute Sterbestunde kommt
auch in anderen Go esdiensten vor. Krankheit und Sterben gehören zum
Leben, nicht als Strafe, sondern als Aufgabe.
Das Begräbnis ist ein Dienst an den Verstorbenen, aber auch an den
trauernden Angehörigen. Die Besprengung mit Weihwasser zur Erinnerung an
die Taufe, Weihrauch zur Ehrung des Leibes, der durch die Taufe Tempel Go es
45
geworden ist, das Kreuz als Zeichen des Erlösers, das Grab als Ort der Hoffnung
und des Erinnerns.
Die Go esdienste zur Verabschiedung eines lieben Menschen werden
o mit Liedern und Gebeten zur Auferstehung gefeiert, der Tod ist Durchgang
zum Leben.
Das Gedenken an die Toten kommt auch in den gepflegten Grabstä en mit
Blumen und Kerzen zum Ausdruck, am Fest Allerseelen (2.11.) laden wir zu
Andachten und Gräbersegnung auf den Friedhof ein, en ernt wohnende
Angehörige kommen extra angereist.
In unseren Kirchen liegen Totenbücher (mit Namen und Sterbedatum) aus und
an Geburts- und Sterbetagen werden Fürbi en gehalten.
Dies trägt durch die Trauer und die Verstorbenen bleiben so mit uns
verbunden.
Brigi e Hunke
Zufriedenheit ist ein s ller Garten, in
dem man sich ausruhen kann.
Ernst Festl
Liebe Leser und liebe Leserinnen, für die Genehmigung, aus ihrem Buch „Wer
bis zuletzt lacht, lacht am besten“ von Möhl/Hinse, Texte und Zeichnungen zu
veröffentlichen, bedanken wir uns herzlich.
In der nächsten Ausgabe wird uns das Thema
Endlichkeit
beschä igen. Hierzu wünschen wir uns von Ihnen wieder Ideen, Texte,
Gedichte oder Zeichnungen und Fotos.
Redak onsschluß ist der 31. Juli 2014.
Bi e senden Sie Ihre Beiträge an die Redak on:
redak on@hospizini a ve-eu n.de oder an eine der Redakteurinnen
(siehe Impressum)
47
Lange saßen sie dort
und ha en es schwer,
doch sie ha en es
gemeinsam schwer,
und das war ein Trost.
Leicht war es trotzdem
nicht.
Astrid Lindgren
Unsere Angebote an Trauernde
In der Albert- Mahlstedt- Str. 20:
Trauercafé jeden 1. Dienstag im Monat, 15 Uhr bis 17 Uhr
Spaziergänge in Eu n jeden 4. Dienstag im Monat, 15 Uhr
Trauergruppen starten zweimal im Jahr,
Dauer pro Kursus jeweils 8 - 10 Abende, donnerstags 19:30 bis 21:00 Uhr,
bi e vorher Kontakt aufnehmen
 Einzelgespräche nach Absprache



Andere Treffpunkte:
 Stamm sch, jeden letzten Mi woch im Monat, 19 Uhr, Brauhaus Eu n
 Wanderungen, jeden 2. Sonntag im Monat, 14 Uhr, Dana-Heim Plön
Alle unsere Angebote zur Trauerbegleitung sind gemeinsame Veranstaltungen
der Hospizini a ven Eu n und Plön.
Wir laden Sie herzlich ein!
Sie erreichen uns unter: Tel. 04521 - 401 882
48
Termine – Termine – Termine – Termine – Termine
Jahresmo o 2014
Hospiz öffnet neue Räume!
Wir sind umgezogen in die Albert-Mahlstedt-Str. 20
Eu ner Hospizgespräche 2014
immer um 19:30 Uhr in der Kreisbibliothek Eu n
15. Mai
Menschenwürdig leben und sterben - Ethik am Lebensende
Prof. Wilfried Härle, Stu gart (früher Kiel)
18. Sept.
Unerträgliches Leid - wie damit umgehen?
Referent: Volker Bagdahn
20. Nov.
Humor am Sterbebe
Dipl. Theol. Heinz Hinse, / Ludwigshafen
außerdem:
4. Juli
„Tag der offenen Tür“ in der Albert-Mahlstedt-Str. 20
14:00 bis 17:00 Uhr
10. Oktober: Konzert zum Interna onalen Hospiztag 2014
Gospelkonzert in der St.Lauren us-Kirche Süsel
Voice-Company
Die Termine können Sie auf unserer Hompage
www.hospizini a ve-eu n.de abfragen oder der Presse entnehmen.
49
Hospizini a ve Eu n e.V., Albert-Mahlstedtstr. 20, 23701 Eu n
Unser Angebot für Sie
Wir unterstützen und begleiten
-
Schwerkranke und Sterbende
deren Angehörigen und Freunde
Trauernde
Menschen, die im sozialen Bereich tä g sind
Wenn Sie mehr über unsere Hospizarbeit wissen, unsere Arbeit mit einer Spende oder
Ihrer Mitgliedscha unterstützen möchten, informieren wir Sie gern unter folgender
Telefonnummer:
Hospiztelefon: 04521 - 790776
Wenn Sie persönlichen Kontakt mit uns aufnehmen möchten, besuchen Sie uns in
unserem Büro in der Albert-Mahlstedtstr. 20, 23701 Eu n.
Unsere Bürozeiten sind montags und donnerstags von 9:00 bis 12:00 Uhr.
Hospizini a ve Eu n e.V.
Albert-Mahlstedtstr. 20
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