Design 2012/4

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Design 2012/4
Anna Degenhard
HAW Hamburg / Kostümdesign und Design
Erfahrungen eines Auslandssemesters an der Partnerhochschule
California State University Long Beach
Fall 2012
Gliederung
0. Einleitung
1. Beschreibung der Hochschule
2. Beschreibung des Departments/Campus/Facilities
2.1. Theatre Arts
2.2. School of Art
2.3. Campus/Facilities
3. Organisation und Wahl der Kurse
4. Kursbeschreibungen
4.1. Stage Make-Up
4.2. Intro to Fiber
4.3. Special Studies: Costume Shop
4.4. Costumed Figure Drawing
5. Informationen zur Betreuung
6. Leben, Fortbewegung, Sicherheit und Integration in Long Beach und Umgebung
6.1. Stadtbild und Fortbewegung
6.2. Sicherheit und Unterkunft
6.3. Integration und Freizeit
7. Übersicht über die Kosten
8. Schlusswort
0. Einleitung
Ich studiere Kostümdesign im zweiten Master-Semester an der HAW Hamburg und
habe mein erstes Master-Semester an der CSULB im Bereich Theater und Kunst
verbracht.
Vorab habe ich mit meinem Professor und Departmentleiter abgeklärt, ob ich mir,
obwohl ich an der CSULB als Undergraduate/BA-Student eingeschrieben sein würde,
die Scheine trotzdem für den Master anrechnen lassen könnte. Dies war der Fall.
Ich habe mich für die CSULB in Long Beach, Kalifornien entschieden, da sie mit die
einzige Partnerhochschule im englischsprachigen Raum ist, die Kostümdesign
anbietet und ein vielversprechendes Kursangebot aufweist. Da ich keine neue
Sprache erlernen, sondern vielmehr mein Englisch aufpolieren wollte, fiel die Wahl
recht früh und mit großer Freude auf Long Beach.
1. Beschreibung der Hochschule
Die California State University Long Beach, auch Cal State oder CSULB genannt,
hat ihren Sitz, wie der Name schon sagt, in Long Beach, Kalifornien.
1949 startete die CSULB, damals noch Los Angeles-Orange County State College
genannt, mit 160 Studenten und 13 Personen als festangestelltem Lehrpersonal.
Heutzutage umfasst die Schule auf 1,3km² Campusfläche rund 2000 Personen als
Lehr- und 1600 als Fachpersonal, sowie knapp 35.000 Studenten. Davon leben um
die 2500 auf dem Campus in den Wohnheimen.
Unterteilt ist die Uni in acht Hauptstudienrichtungen, die wiederum in viele
verschiedene Departments und Studiengänge unterteilt sind: College of the Arts,
College of Business Administration, College of Education, College of Engineering,
College of Health & Human Services , College of Liberal Arts , College of Natural
Sciences & Mathematics, College of Continuing & Professional Education
Link: www.csulb.edu
2. Beschreibung des Departments/Campus/Facilities
2.1. Theatre Arts
Der Campus bündelt alle Departments und Räumlichkeiten.
Das Theatre Art Department gehört zum College of the Arts, welches ca. 3500
Bachelor - und Master Studenten unterhält.
Zum College of the Arts gehören des weiteren folgende Departments: School of Art,
Bob Cole Conservatory of Music, Department of Dance, Design Department, CSULB
Film and Electronic Arts, University Art Museum und das Carpenter Center.
Es werden drei Basisprogramme angeboten: Performance (acting/directing),
Technical Theatre (scenery/costume/lighting design), und General Theatre.
Jedes Jahr werden im Department 10 Bühnenprojekte realisiert und entweder auf der
hauseigenen Bühne oder auf der Queen Mary präsentiert. Dabei stehen nicht nur die
Studenten auf der Bühne, sondern auch Professoren. Anders als an deutschen
Hochschulen, wirkt das gesamte Department an den Stücken mit, um sie zu
realisieren.
Die Studiengänge sind so gegliedert, dass man nicht nur einen Studiengang studiert,
sondern auch in anderen Bereichen Kurse belegen muss. Man belegt seine Kurse
breitgefächert und entscheidet später im Studium seinen Schwerpunkt, wie z.B.
Kostüm, Schauspiel, Licht usw. So bekommen die Studenten ein breites Wissen und
guten Einblick über den gesamten Bereich Theater.
Link: http://www.csulb.edu/depts/theatre/
2.2. School of Arts
Das School of Art Department ist das größte Department an der CSULB und bietet
viele, umfangreiche Programme und Kurse. Es ist gegliedert in Art Education, Art
History und den sogenannten Studios und sollte nicht mit dem Design Department
verwechselt werden, welches bei uns wohl eher die Richtung Industrie- und/oder
Produktdesign sein würde.
Die Studio Programme teilen sich auf in folgende Untergruppen:
Ceramics, Drawing & Painting, Fiber, Graphic Design, Illustration / Animation, Metal
& Jewelry, Photography, Printmaking, Sculpture / 4D und Wood.
In 4 Gebäuden, die mit FA(Fine Arts) betitelt sind, findet man jegliche Kursräume,
Labore, Dozentenbüros, einen Art Store, in dem man sich mit allen nötigen
Materialien eindecken kann und die schon bereits erwähnte Art Gallery. In jener
können Studenten ihre Arbeiten ausstellen und am Ende jedes Semester beim
großen Art Sale sogar verkaufen.
Link: www.art.csulb.edu/
2.3. Campus/Facilities
Auf dem Campus findet man neben den Departments außerdem eine große
Bibliothek, in der man Computer nutzen und in Ruhezonen ungestört lernen und
recherchieren kann. Kopierer, Scanner und ein Starbucks stehen ebenfalls zur
Verfügung.
Des Weiteren gibt es Kiosks und einen Food Court, in dem man die Auswahl
zwischen diversen Fastfood-Ketten hat. Mikrowellen, in denen man sich
mitgebrachtes Essen warm machen kann, findet man meist neben Getränke- und
Snackautomaten. Wasserquellen zum Auffüllen sind auf dem gesamten Gelände
verteilt und kosten nichts. Nicht weniger kalorienarmes Essen findet man im 49’ers
Pub, der dafür als einzige Lokalität auf dem Campus Bier anbietet.
Im Bookstore kann man nicht nur Schulbücher und Schreibwaren kaufen, sondern
auch Unmengen von Fanartikeln und Kleidungsstücken rund um die CSULB. (Tipp:
Kurz vor Ende des Semesters gibt es meist Rabatte, wo man Pullis und Anderes
günstiger erstehen kann)
Um die Ecke vom Bookstore gibt es ein Copy Center, welches allerdings recht teuer
ist.
Inmitten des Campus befindet sich die Students Union. Studenten können sich dort
in längeren Pausen aufhalten und unter anderem Billard und Playstation spielen oder
das Bowling Center nutzen. Weitere Fastfood-Ketten, Kaffeeläden, eine Bank (Wells
Fargo) und sogar ein Pool sind ebenfalls zu finden.
Möchte man sich sportlich betätigen, steht einem das Recreation Center, kurz RecCenter, zur Verfügung. Als Exchange Student kann man es sogar umsonst nutzen,
bzw. muss nur kleinere Beträge für bestimmte Features zahlen und kann sich dann
sogar in einer klimatisierten Halle austoben und ausprobieren. Unter anderem kann
man hier: Klettern, Badminton, Basketball und Squash spielen, joggen, schwimmen
und Fitness betreiben.
Der Campus ist mit dem öffentlichen Bus recht gut zu erreichen, allerdings kann man
sich leider nicht immer auf seine Pünktlichkeit verlassen. Man sollte also ausreichend
Zeit einplanen, um nicht zu spät zu den Kursen zu erscheinen. Alternativ kommt man
recht gut mit dem Fahrrad zur Uni, man sollte sich aber unbedingt ein gutes Schloss
(U-lock) zulegen, da recht oft Fahrräder in ganz Long Beach geklaut werden.
Wer in den Genuss eines Autos kommt, kann sich für das gesamte Semester einen
Parkausweis für einen der zahlreichen Parkplätze zulegen. Durch die Größe des
Campus könnte der Weg vom Parkplatz zum gewünschten Gebäude recht lang sein
zu Fuß. Daher gibt es einen Shuttlebus, der rund um den Campus fährt. Jenen kann
man auch nutzen, um schnellstmöglich zwischen zwei Kursen von einem Ende zum
anderen zu gelangen.
Der Shuttle sowie auch der Bus sind mit dem CSULB Ausweis kostenlos.
3. Organisation und Wahl der Kurse
In der Vorbereitungszeit für sein Auslandssemester sucht man sich schon recht früh
diverse Kurse aus, die man gerne belegen möchte.
Bei mir persönlich hat sich jedoch erst vor Ort letztendlich geklärt, welche Kurse ich
belegen würde. Dass man nicht alle Kurse belegen kann, die man sich im Vorwege
herausgesucht hat, ist völlig normal und sollte einen nicht frustrieren. Viele Kurse
werden im Wintersemester nicht angeboten oder fallen komplett weg, Zeiten
überschneiden sich oder man möchte spontan doch lieber anderes wählen. Dies
muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
Es empfiehlt sich, vorher mit dem Professor in Kontakt zu treten, um sich genauer
über den Kursinhalt zu informieren und die Chancen den Kurs belegen zu dürfen zu
erhöhen. Im System der CSULB schreibt man sich vor dem Semester online in die
Kurse ein. Wenn man Pech hat, ist manch ein Kurs bereits voll und geschlossen.
Gerade in diesem Fall sollte man den Professor anschreiben und erklären, dass man
nur ein Semester die Chance hat diesen Kurs zu belegen. Viele Professoren sind
sehr nett und machen meist eine Ausnahme.
Konnte man sich vorher nicht in einen Kurs online einschreiben und/oder in Kontakt
mit dem Dozenten treten, kann man immer noch zur ersten Einheit hingehen und
persönlich fragen, ob man trotzdem noch teilnehmen kann. Dies war bei mir teilweise
der Fall und hat wunderbar geklappt.
Insgesamt muss man 12 Units belegen, die man meist durch 4 Kurse abdecken kann.
In manchen Fällen bieten einige Kurse je nach Umfang nur eine oder zwei Units.
Falls im eigenen Department kein passender Kurs zu finden ist, kann man sich z.B.
für Sportkurse mit einer Unit einschreiben und die fehlenden Units wieder
ausgleichen.
4. Kursbeschreibungen
4.4. Costumed Figure Drawing
Dieser Kurs ist eigentlich ein Fortgeschrittenenkurs im Bereich Illustration, was einen
aber als Nicht-Illustrator nicht abschrecken sollte. Ziel des Kurses war es den Körper
in Kleidungsstücken darzustellen. Dabei reichte die Zeichenzeit von 30-SekundenGestures bis hin zu 40-Minuten-Posen.
Der Kurs wurde nicht, wie die anderen auf zwei Tage, sondern auf einen Tag gelegt.
Insgesamt ging er sechs Stunden mit einer 45-minütigen Pause zwischendrin. Jede
Woche kam ein neues Modell, welches verschiedene Outfits bzw. Kostüme aus
verschiedenen Epochen mitgebracht hat. Unsere Professorin, Robin Richesson, hat
bereits für viele bekannte Filme unter anderem Storyboards und Kostümfigurinen
gezeichnet. Sie forderte und förderte einen sehr und ermutigte uns neue Materialien
auszuprobieren. Zu jedem Outfit gab sie uns zusätzliche Informationen und machte
uns auf Besonderheiten, die wir in unseren Zeichnungen gerne berücksichtigen
sollten. Jede Woche gab es eine abwechslungsreiche Hausaufgabe, die sehr
zeitintensiv war und mich gefordert hat. Neben Aufgaben fürs Skizzenbuch mussten
wir ein Mal ein Ganzkörper-Selbstportrait in Lebensgröße zeichnen, was eine
komplett neue Erfahrung für mich war.
Die Zwischenprüfung sah so aus, dass man ein Portfolio mit verschiedenen
Zeichnungen zusammenstellt, die jedes Outfit mindestens einmal einschließen. Die
Abschlussarbeit bestand darin eine Zeichnung auszuwählen und ein Poster daraus
zu entwickeln. Dieser Kurs war sehr intensiv und hat mich vor Herausforderungen
gestellt, die ich aber meistern konnte und mich im Endeffekt ein ganzes Stück
weitergebracht haben.
4.3. Special Studies: Costume Shop
Der Costume Shop ist eine Werkstatt, die von Michael Pacciorini geleitet wird. Hier
werden verschiedene Kurse rund um Kostümdesign abgehalten und Kostüme für die
Theaterstücke gefertigt. Michael ist ein sehr aufgeschlossener, lustiger Mensch der
einem gerne Fragen beantwortet und einem immer weiterhilft.
Ich habe eine sogenannte „Special Studies“ mit zwei Units belegt, was bedeutet,
dass ich 8 Stunden wöchentlich dort arbeiten musste und Kostüme fertigen sollte.
Leider war das Semester, was die Theaterprojekte betraf, etwas ruhiger und zwei
von vier Projekten recht schlicht gehalten, weshalb ich meist langweilige Arbeiten
verrichten musste, bei denen ich kaum etwas gelernt habe. Das sollte jedoch nicht
die Norm sein und ich bin mir sicher, dass man hier viel lernen kann, wenn es
spannendere Projekte gibt. Ich würde diesen Kurs, so wie ich ihn erlebt habe, nicht
weiterempfehlen oder zumindest dazu raten sich ein privates Projekt zu suchen,
welches man in der Zeit, die man im Costume Shop ist, realisiert.
Der Costume Shop selber ist mit einem großen Arbeitsraum mit Industrienähern und
Arbeitstischen, einem Aufenthaltsraum mit Waschmaschinen und Trocknern und
einem Färberaum sehr gut ausgestattet. Ein weiterer Raum bildet den Fundus, der
sehr gut gegliedert und umfangreich gefüllt ist. Arbeitsutensilien wie Lineale etc. kann
man sich dort leihen und muss sie sich nicht extra zulegen.
4.1. Stage Make-Up
Da an der HAW kein ähnlicher Kurs angeboten wird, war für mich von Anfang an klar,
dass ich Stage Make-Up im Theatre Art Department belegen würde.
Der Kurs ist auf zwei Tage verteilt und geht jeweils zwei Stunden. Da es ein
Anfängerkurs ist, werden einem Grundtechniken vermittelt, die man in einem
Fortgeschrittenenkurs im Folgesemester vertiefen kann. Am Anfang legt man sich ein
Make-Up Kit zu, welches alles Nötige beinhaltet. Ein paar Zusatzmaterialien muss
man sich jedoch trotzdem zulegen, wie z.B. Schwämmchen, Handtücher, eine
Wasserschale etc. Das Kit ist recht teuer, die Anschaffung ist jedoch unumgänglich
und sehr lohnenswert. Zu gewissen Einheiten bekommt man eine genaue Einführung
und Anleitung: Das erste Projekt ist die Alt-Schminke. Man bekommt genaue
Instruktionen, wie man durch diverse Schattierungen und Striche einen Menschen
optisch altern lassen kann. Die Zwischenprüfung (Midterm) beinhaltet die Aufgabe
eine komplette Alt-Schminke zu absolvieren, sich ein Kostüm zusammenzustellen
und einen Charakter zu kreieren.
Weitere Instruktionen bekommt man beim Beauty-Schminken und beim Tigergesicht.
Die restlichen Projekte behandeln meist ein bestimmtes Thema, zu dem man sich ein
Referenzbild suchen soll und dann auf eigene Faust das Make-Up entwickelt.
In allen Projekten schminkt man zuerst sich selbst und probiert es dann teilweise
auch an einem Partner aus.
Da außerhalb der Kurszeiten keine umfangreichen Hausaufgaben verlangt werden,
eignet sich der Kurs hervorragend, wenn man bereits zwei zeitintensive Laborkurse
ausgewählt hat. Man wird sehr gut betreut, das Konzept „Learning by doing“ wird
groß geschrieben und der Spaßfaktor ist sehr hoch!
Zusätzlich zum Kurs wurde von jedem Teilnehmer eine Crew-Activity in einem
Schmink-Team für ein Theaterstück verlangt. Je nachdem, wie viele Shows
aufgeführt werden und wie viele Teammitglieder zusammenarbeiten, kann dies sehr
zeitintensiv werden. Ich wurde eine Woche eingearbeitet und habe dann 6 Termine
auf zwei Wochen verteilt gearbeitet. Es hat Spaß gemacht, jedoch war es auch eine
sehr anstrengende Zeit, da ich quasi neben meinen anderen Kursen rund um die Uhr
in der Uni war.
4.2. Intro to Fiber
Dieser Kurs ist eine Einführung in den Bereich Textil und gibt einem einen Ein- und
Überblick in viele verschiedene Techniken und Materialien. Er ist neben einem
kleinen Theorieteil ausschließlich handwerklich. Die Aufgaben gingen von Häkeln,
über Papier selbst herstellen bis hin zu Siebdruck und Färbetechniken. Im
theoretischen Teil hat unsere Dozentin uns meist nach unserer persönlichen
Meinung gefragt und stellte Fragen zu verschiedenen Künstlern und ihren Websites.
Die Dozentin hat uns am Anfang einen genauen Ausblick auf den Kurs gegeben,
welche Erwartungen sie hat und was die jeweiligen Ziele sind. Die Zeit- und
Zielplanung fiel manchmal etwas chaotisch aus, aber man hatte im Schnitt drei bis
vier Wochen Zeit für eine Aufgabe. Zu jedem neuen Thema wurde uns ein Vortrag
mit vielen Bildern gehalten, der einem Inspiration oder zumindest einen Einblick
lieferte. Zwischendurch hat man der Gruppe seinen aktuellen Arbeitsstatus gezeigt,
hat Rückmeldung bekommen oder neue Ideen von seinen Kommilitonen gesammelt.
Sobald ein Thema abgeschlossen war hat man eine Endpräsentation veranstaltet,
bei der man sehr gute, konstruktive Kritik bekommen hat. Der Umgang mit und
zwischen Dozent und Kommilitonen war sehr positiv und auf einer Ebene, was mir
sehr gefallen hat.
Am meisten Spaß hat mir das Färben von Papier und Stoffen mit verschiedenen
Färbetechniken gemacht, sowie der Einblick in die Siebdrucktechnik, die auch unsere
Abschlussarbeit war. Für meine persönliche Entwicklung war dieser Kurs sehr wichtig,
da mir die Einblicke in neue, oder auch altbekannte Techniken neue Möglichkeiten
und Ideen im Bereich Kostüm eröffnet haben.
5. Informationen zur Betreuung
Das International Office hat seinen Sitz in der Brodman Hall mittig auf dem Campus.
Sharon Olson betreut alle internationalen Studenten und leitet alle nötigen und
wichtigen Informationen vor und während des Semesters an die Teilnehmer weiter.
Man kann sich jederzeit an sie wenden, falls Fragen aufkommen sollten und auch
während des Aufenthaltes wird eine gute Betreuung gewährleistet.
Unterstützt wird sie von Studenten der CSULB, die bereits selbst
Auslandserfahrungen gesammelt haben und an die man sich ebenfalls jederzeit
wenden kann. Jene veranstalten regelmäßig die sogenannte „Tea Time“, wo sich
Internationals treffen, austauschen und kennenlernen können. Weitere Aktionen und
Angebote während des gesamten Semesters werden über eine gesonderte
Facebook-Gruppe verbreitet (meist „CSULB Exchange Students“ betitelt). In diese
sollte man sich unbedingt einklinken, wenn man einen Facebook Account besitzt.
Dazu im nächsten Kapitel mehr.
Eine weitere Gruppe ist die „ISA – International Student Association“, die regelmäßig
Treffen und Aktionen in der Students Union veranstalten und in der man sich mit
anderen Internationals vernetzen kann.
Wenn man sich etwas näher mit dem Buddy-Programm der HAW beschäftigt hat,
kommt einem die Einführungswoche an der CSULB leider etwas lauwarm vor. Das
mag wohl daran liegen, dass es pro Semester sehr viel mehr Internationals als an
der HAW gibt, die je nach Studienprogramm(z.B. in meinem Falle ein
Austauschprogramm) während der Einführungswoche in Gruppen getrennt wurden.
Trotzdem hätte ich gerne etwas mehr erwartet.
Das Programm fiel so aus, dass man eine Woche vor Beginn des Semesters sich in
einem Vorlesungssaal getroffen hat um sich einige nützliche Informationen zur Uni,
Umgebung etc. anzuhören. Danach wurde eine gefühlte 5-minütige Campustour
gemacht, die sich am Ende bei einem gemeinsamen Mittagessen bei einer FastfoodKette seiner Wahl geendet hat.
Die Betreuung von den Professoren war in meinem Fall durchweg positiv und man
befand sich auf einer Augenhöhe. Das hat mich sehr positiv überrascht und hat vor
allem am Anfang sehr schnell die Hemmungen bei einem abgebaut mal
nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Die Professoren haben die
Studenten dazu angehalten, sich mit seinen Kommilitonen zu unterhalten und
auszutauschen, was ich persönlich sehr gut fand und das Eis sehr bald brechen ließ.
6. Leben, Fortbewegung, Sicherheit und Integration in Long Beach und
Umgebung
6.1. Stadtbild und Fortbewegung
Long Beach liegt an der Westküste der USA im Staat Kalifornien und gehört mit
seinen knapp 470.000 Einwohnern zur zweitgrößten Stadt im Los Angeles County.
Die Stadt bietet viele Attraktionen wie z.B. das ehemalige Passagierschiff Queen
Mary (heutzutage Hotel und Veranstaltungsort), das Aquarium of the Pacific und
Long Beach Performing Arts Center, viele Cafés, Bars und Museen wie das MOOLA
und Long Beach Museum of Art.
Im nahegelegenen LA locken vor allem weltbekannte Strände und Stadtteile wie
Venice Beach, Santa Monica, Malibu und Hollywood. Aber auch in Richtung Orange
County findet man schöne Orte wie Huntington Beach, Newport Beach und Laguna
Beach.
LA ist nicht nur die Stadt der Engel, sondern auch die Stadt der Autos. Die sechs- bis
siebenspurigen Highways sind immer vollgestopft, weshalb man die Rush-Hours
ausdrücklich meiden sollte. Die Anschaffung eines Autos lohnt sich in meinen Augen
sehr, da man nahegelegene Strände wie z.B. Huntington Beach, eine sehr beliebte
Stelle zum Surfen, oder aber auch gewisse Ziele in LA ohne Auto schlecht erreichen
kann. Steht einem kein Auto zur Verfügung, kann man für wenige Dollar mit der
Metro nach LA fahren, was allerdings knappe zwei Stunden dauert und zu späten
Abendstunden nicht empfehlenswert ist.
In Long Beach ist die Nutzung der Nahverkehrsmittel dank der Student-ID kostenlos.
Auf jene ist jedoch nicht immer Verlass, weshalb man ausreichend Zeit einplanen
sollte. Je nach Buslinie fahren die letzten Busse innerhalb und auch am
Wochenende teilweise um 21 oder 00 Uhr, weshalb man öfters auf ein Taxi
angewiesen sein könnte. Wer sich schnell und unkompliziert fortbewegen möchte,
kauft sich ein Fahrrad (Tipp: auf Craigslist.org findet man neben Fahrrädern auch
ALLES andere, was einem einfällt). Hierbei sollte man sich mindestens ein U-lock
zulegen, da sehr gerne und sehr viele Fahrräder in Long Beach und auf dem
Campus geklaut werden.
6.2. Sicherheit und Unterkunft
Long Beach ist eine relativ sichere Gegend. Allerdings sollte man nachts bestimmte
Areale meiden. Eine Grenze markiert die vertikal verlaufende 7th Street und die
horizontal verlaufende Cherry Avenue. Auch bei seiner Wohnungssuche sollte man
alles was nördlich und westlich davon liegt versuchen zu meiden. Je näher man dem
Wasser und in östlichere Gegenden kommt, desto sicherer, aber meist auch teurer
werden die Unterkünfte.
Gated Areas, also Wohnkomplexe mit Umzäunung, sind meist etwas teurer, aber
dafür am sichersten. Die sogenannten „Stoneybrook Villas“ befinden sich fußläufig
von der CSULB entfernt und bieten neben geräumigen Wohnungen sogar Pools,
einen Jacuzzi, Fitnessraum, Tennisplätze, Privatparkplätze, Saunen und zahlreiche
Barbecue-Spots zum gemeinsamen Grillen.
Andere beliebte Wohngegenden sind die sogenannten „Beverly Plaza“, die in der
Nähe des Traffic Circle zu finden sind. Vor allem für Internationals ist dies ein
beliebter Ort. Eine weitere Alternative sind die Wohnheime auf dem Campus, die
allerdings mit 1200$ im Monat und zwei Betten pro Zimmer relativ teuer sind.
Möchte man so viel wie möglich sparen, empfiehlt es sich ein Zimmer zu teilen, was
nicht selten in Long Beach vorkommt.
Ein Zimmer bereits von Deutschland aus zu finden ist recht schwierig. Viele
Studenten quartieren sich die erste Woche bei Couchsurfern oder in teuren Motels
ein, um vor Ort nach einer Bleibe zu suchen. Ich habe eine Rundmail an alle
Internationals geschrieben und dadurch ein Zimmer als Übergangslösung für zwei
Wochen gefunden. Dank der Facebook-Gruppe CSULB Exchange Students habe
ich mich dann mit anderen Internationals vernetzt und zusammen eine Wohnung bei
den „Stoneybrook Villas“ gefunden.
Wir mussten uns sämtliche Möbel und Utensilien anschaffen, was normalerweise
sehr teuer gewesen wäre. Durch einen glücklichen Zufall habe ich eine Dame in
einem Kurs kennengelernt, die uns bereitwillig viele Möbel und Küchengeräte
geliehen oder sogar geschenkt hat. Im Verlauf des Semesters hat sie einen Großteil
dieser Sachen auf der Straße gefunden. Das klingt erstmal etwas komisch, allerdings
ist es tatsächlich so, dass viele Amerikaner Möbel o.Ä. einfach für umsonst auf ihre
Auffahrt stellen.
Ich denke, dass diese Bekanntschaft eine Ausnahme und nicht selbstverständlich ist.
Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Amerikaner sehr aufgeschlossen und
hilfsbereit sind und ich nur empfehlen kann ohne Scheu darauf aufmerksam zu
machen, dass man das ein oder andere, was vielleicht sonst im Müll landen würde,
gebrauchen kann.
6.3. Integration und Freizeit
Kommt man in Long Beach an, ist erstmal vieles neu und ungewohnt. Ich weise
erneut auf die Facebook-Gruppe hin, die mir den Einstieg in ein Leben in Long
Beach sehr erleichtert hat, da alle Internationals, die sich dort austauschen im
gleichen Boot sitzen: Dort finden sich zukünftige WGs, es werden Ausflüge und
Aktionen geplant, Informationen weitergeleitet und Fragen jedweglicher Probleme
beantwortet. Auch die studentischen Hilfskräfte aus dem International Office waren
sehr hilfreich bei vielen Fragen, die vor allem am Anfang auftraten und haben sich
um Aktionen, die Internationals zusammenführen bemüht (Tea-Time, Lagerfeuer,
Poolparties).
Die Amerikaner sind generell sehr kontaktfreudig und freundlich. Man sollte also
keine Probleme haben inner- und außerhalb der CSULB Leute kennenzulernen.
Long Beach bietet viele Möglichkeiten zum Ausgehen und Shoppen: In der 2nd
Street befinden sich viele Sportsbars, Restaurants, Cafés und Shops. Wer es lieber
alternativer mag, sollte unbedingt die vielen kleinen Bars und Second Hand Läden
auf der 4th Street auskundschaften: The Pike, Fern’s, Red Room uvm.
Downtown Long Beach bietet im sogenannten „The Pike“-Abschnitt neben weiteren
Bars und Shops ein Kino, eine Arcade Hall, das Aquarium of the Pacific und vieles
Weitere.
Um Long Beach herum gibt es viele Strände, um Wassersport zu betreiben. Möchte
man den Surf-Kurs an der CSULB nicht belegen, kann man dem Surf-Club beitreten.
Hierfür ist ein Auto, um die Boards zu transportieren und zu den Stränden zu
gelangen sehr nützlich. Bekannte Surfspots in der Nähe sind Seal Beach und
Huntington Beach.
Los Angeles ist meiner Meinung nach keine schöne Stadt, bietet aber natürlich
trotzdem viele Sehenswürdigkeiten. Man sollte auf jeden Fall Strände wie Venice
Beach, Santa Monica und Malibu besuchen. Downtown LA bietet viele bekannte
Museen, den Fashion und Art
District, China Town und Little Tokyo.
Den Hollywood Boulevard sollte man
auf jeden Fall einmal gesehen haben
und ein Besuch in den Universal
Studios und Six Flags lohnt sich sehr.
Los Angeles ist neben New York
eine der größten Kunstmetropolen
mit vielen Künstlern und Galerien.
Ein Abstecher nach Culvert City und
seine zahlreichen Art Galeries lohnt
sich allemal.
Weitere Ziele, die man unbedingt ins
Auge fassen sollte sind San Diego,
San Francisco, Las Vegas, der
Grand Canyon und Hoover Dam,
Santa Barbara, Hawaii und die
zahlreichen National Parks (Achtung,
viele
Parks
sind
mit
dem
einkehrenden Winter unzugänglich).
Durch die Vielzahl an Reisezielen in
und um Kalifornien sollte man
überlegen, ob eine frühere Anreise
aufgrund des guten Wetters im
Sommer lohnenswert ist.
7. Übersicht über die Kosten
Ich habe für meinen Aufenthalt ein Stipendium (PROMOS-Award) über einmalig
1200€ erhalten, welches die Kosten für den Flug und das Visum gedeckt hat.
Weitere, Hochschul-unabhängige Stipendien gibt es zu Genüge. Man sollte sich
schon sehr früh informieren und darauf achten, ob eventuelle Stipendien sich mit
dem PROMOS-Award vereinbaren lassen.
Rechtzeitig vor dem Antritt des Auslandssemesters sollte man außerdem nicht
vergessen sich sein HVV-Ticket zurückerstatten zu lassen (150€). Formulare dafür
findet man auf der HAW-Homepage.
Die Mieten sind in Long Beach etwas teurer als in Hamburg. Man sollte 500 bis
700$ einplanen. Teilt man sich ein Zimmer kann man mit 300 bis 500$ rechnen. Ein
Wohnheimsplatz inklusive Mahlzeiten kostet 1200$.
Viele Wohnungen werden mit Schecks oder Überweisungen bezahlt, weshalb sich
eine Eröffnung eines amerikanischen Kontos lohnen würde. Dafür bietet sich z.B. die
Wells Fargo an, die auch eine Filiale auf dem Campus hat. In dem Fall meiner WG
musste sich nur ein Mitglied ein Konto eröffnen, dem wir dann die Miete bar gegeben
haben. Ich habe mit meiner normalen Bankkarte Beträge gegen eine Gebühr von
3$ pro Abhebung abgehoben und vieles mit einer Kreditkarte bezahlt, was in fast
jedem Geschäft und sogar Taxis möglich war.
Lebensmittel sind ebenfalls etwas teurer, vor allem wenn man selber kochen und
sich nicht nur von Fastfood ernähren möchte. Hierfür sollte man 200 bis
250$ einrechnen. Dazu kommen natürlich noch Kosten für Ausflüge, Reisen, Party
usw. Man sollte pro Monat mindestens 1000$ einplanen.
Die CSULB verlangt von ihren Studenten sich eine Krankenversicherung von ca.
400$ zuzulegen. Diese ist unumgänglich, selbst wenn man bereits eine
Auslandsversicherung besitzt.
Je nach Kurswahl kann eine „Lab-Fee“ auf einen zukommen. Für meinen „Intro to
Fiber“ Kurs musste ich 100$ bezahlen, konnte dadurch jedoch das gesamte
Semester das Arbeits- und Färbelabor rund um die Uhr jeden Tag der Woche
benutzen. Materialkosten variieren von Kurs zu Kurs. Wenn man sich vor Antritt des
Semesters gut über seine Kurse informiert, kann man das ein oder andere Material,
wie z.B. Stifte, Pinsel etc., bereits mitbringen und sich Kosten sparen.
Wer sich etwas Geld dazuverdienen möchte, darf dies wegen des Studentenvisums
lediglich auf dem Campus tun.
8. Schlusswort
Mit der Entscheidung, ein Auslandssemester in Kalifornien zu beschreiten bin ich
sehr glücklich und ich würde es jedem weiterempfehlen.
Ich habe in diesen wenigen Monaten sehr viel gelernt und mich fachlich, sowie
menschlich und sprachlich weiterentwickelt. Ich fühlte mich durch die CSULB sehr
gut betreut und unterstützt und bin sehr froh und dankbar, dass ich diese positive
Atmosphäre ein Semester lang genießen durfte.
Anna Degenhard
Für weitere Fragen und Informationen:
[email protected]