Erfahrunugsbericht California State University Long Beach Fall 2012

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Erfahrunugsbericht California State University Long Beach Fall 2012
Erfahrunugsbericht California State University Long Beach
Fall 2012
Sebastian Heinicke
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Ich studiere Kommunikationsdesign an der HAW und bin in meinem 6. Semester an die
Cal State Long Beach gegangen; dort war ich für „Art“ eingeschrieben. In meinem folgenden Bericht werde ich über den Campus im allgemeinen sprechen und das Department
„Art“ im Detail beschreiben. Ich versuche außerdem dabei meine persönlichen Eindrücke
verständlich zu machen und achte darauf, dass die Informationen für Dich relevant sind,
denn ich habe vor meinem Austauschsemester keinen solchen Bericht gelesen und hätte
vielleicht das ein oder andere Detail dadurch schon im voraus wissen können. Verstehe
mich nicht falsch, ich bereue nichts und hatte eine tolle Zeit in den USA, nur hätte manches
einfacher sein können wenn ich früher Bescheid gewusst hätte. Wenn Du, Student aus der
Zukunft, also mit einem Auslandssemester in Long Beach liebäugelst und vorzugsweise
auch noch vom Department Design kommst, dann lies meinen folgenden Bericht um einen
groben Eindruck zu bekommen, was Dich erwartet.
Der Campus
Die California State University Long Beach
umfasst eine Vielzahl von Departments und Fakultäten, die von Business Administration über Engineering bis hin zum College of the Arts gefühlt so
gut wie jedes vorstellbare Studienfach abdecken.
Die enorme Größe des Campus wird bereits beim
Empfang aller International students zum Semesterbeginn deutlich, bei dem eine kurze Führung
durch alle Departments und Einrichtungen die Studenten mit dem ca. 1,3km² großen Gelände vertraut
macht. Während der Vorlesungszeit war die schiere Masse an Studenten für mich kaum in Zahlen
zu fassen; laut Statistik sind ca. 33.000 Studenten
an der CSULB eingeschrieben. Von diesen waren
schätzungsweise 100-150 Studenten aus dem Ausland, den Löwenanteil derer machten dann wiederum Deutsche und Chinesen aus - es waren dennoch
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aus aller Herren Länder Studenten anwesend, man ist also keineswegs gezwungen nur mit
Studenten aus dem eigenen Land Zeit zu verbringen. Wo ich gerade bei den Austauschstudenten bin: Die International Coordinators der HAW versicherten mir, dass es ein dem
Buddy-Programm der HAW ähnelndes Unterstützungsprogramm für Austauschstudenten
gäbe – dies ist zumindest jetzt noch nicht der Fall. Für alle ausländischen Studenten gab
es am 1. Tag des Semesters eine Begrüßungsveranstaltung, die etwa 2-3 Stunden dauerte.
Dabei wurden die Mitarbeiter der International Office vorgestellt sowie die studentischen
Helfer, die nach einer grundsätzlichen Einführung in die Uni und nützlichen Hinweisen eine
kurze Führung über den Campus gaben. Daraufhin stand ein gemeinsames Mittagessen
zum Kennenlernen auf dem Plan, und damit endete die Betreuung durch die Universität.
Zwar war das International Office immer hilfsbereit, wenn es um Fragen ging, jedoch war
die Einführung mit einem Tag relativ knapp bemessen. Das sage ich nicht, weil ich mir gerne mehr Starthilfe gewünscht hätte, sondern weil der Vergleich mit dem Buddy-Programm
der HAW unausweichlich ist. Es mag sein, dass eine derart intensive Betreuung wie an der
HAW nicht möglich ist, da die Menge an Studenten eine ganz andere ist, so viel ist aber sicher: Den Aufwand, den die HAW für ausländische Studenten betreibt, sehe ich an der Cal
State Long Beach nicht. Ich nutze diese Gelegenheit um das Buddy-Progamm der HAW zu
loben und wärmstens zu empfehlen, um Kontakte zu knüpfen und mehr über Parnerhochschulen der HAW zu erfahren (mehr dazu später).
Der Campus lässt sich im Großen und Ganzen nahezu als eigene, kleine Stadt be-
zeichnen. Neben den für Unis typischen Einrichtungen wie Bibliothek, Copy Center und
Kiosk stehen den Studenten Food courts in dem Gebäude der Student Union (vgl. AStA), diverse Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (z.B. regelmäßig Kino, Sportplätze, ein für Austauschstudenten kostenloses und hervorragend ausgestattetes Fitnesscenter) sowie Bars
zur Verfügung. Im zentralen „Bookstore“ lassen sich neben allen kursrelevanten Büchern
und Materialien (optional auch leihbar) auch Zeitschriften, Software und Computer sowie
CSULB-Merchandise (Shirts, Pullis, Sportbekleidung, etc.) käuflich erwerben. Anzumerken
ist, dass in der Bibliothek Computer zur zeitlich begrenzten Nutzung verfügbar sind, diese
lassen sich sogar für bestimmte Zeiträume reservieren. Ausdrucke kosten 5¢ pro A4-Blatt
in schwarz/weiß, und werden mithilfe der „Beachcard“, die mit Geld aufladbar ist und als
Studentenausweis sowie kostenloses Busticket innerhalb von Long Beach gilt, bezahlt.
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Weiterhin gibt es speziell für Studenten im Bereich Kunst und Design ein eigenes
Geschäft für Kunstbedarf auf dem Campus, der nahezu alle notwendigen Materialien führt,
von Papier über Stifte und Pinsel bis hin zu Leinwänden, Farben und Skulpturmasse. Die
Preise des „University Art Store“ sind natürlich nicht die besten – das ist der Preis, den
man für die Bequemlichkeit auf dem Campus zahlt – dennoch sind die Angebote verglichen
mit deutschen Preisen absolut verträglich. Ein von überall auf dem Campus sichtbares
Highlight ist die blau schimmernde „Walter Pyramid“, in der sich ein Basketball-Spielfeld
befindet. Regelmäßig werden dort Spiele zwischen den CSULB „49ers“ und Gastteams
ausgetragen, die man sich als Student auch kostenlos anschauen darf.
Eine „Mensa“ wie wir sie aus Deutschland kennen gibt es nicht, stattdessen haben
diverse Fast-Food-Ketten auf dem Campus ihre Filialen eröffnet, z.B. Starbucks (sogar einmal in der Bibliothek), Domino‘s Pizza, Subway und viele weitere. Wer sich gesund und teils
günstiger ernähren will, tut es lieber anderswo. Der Campus verfügt außergewöhnlicherweise sogar über einen japanischen Zen-Garten der zum kurzen Spazieren und Entspannen
einlädt und einen großem Teich hat, in dem Kois gefüttert werden können. Das Gelände verfügt außerdem über ein Bus-Shuttle und Bushaltestellen für öffentliche Busse, sodass man
bequem von der Brotman Hall (u.a. das International Office) Long Beach (ich wiederhole: mit
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Student ID kostenlos) anfahren kann.
Darüber hinaus sind
auf dem Campusgelände zahlreiche
Parkmöglichkeiten,
die
allerdings
lesamt
al-
unattraktiv
sind, weil teuer und
häufig ausgebucht. Lokale Studenten ziehen es vor, einfach auf öffentlichen, kostenlosen
Parkplätzen zu parken, die eine Busstation entfernt sind – das spart Zeit und Nerven. Wie
man es möglicherweise aus Filmen und Klischees kennt, wird auch an der Cal State Long
Beach der Schulsport ernst genommen und bietet umfangreiche Möglichkeiten sich zu
beteiligen, sei es in einem der zahlreichen Sportteams im allen möglichen Ballsportarten, Schwimmen, oder dem bereits genannten, hauseigenen „Student Wellness and Recreation Center“, einem überaus modern und großzügig ausgestatteten Fitnesscenter, das
wir Austauschstudenten kostenlos nutzen dürfen. Neben den üblichen und in sehr großer
Stückzahl vorhandenen Trainingsgeräten enthält das „Rec Center“ sogar einen Kletterwand – unbedingt ausprobieren!
Da die Vorlesungszeiten durchaus auch spät liegen können (Kurse, die bis 22:00 Uhr
gehen sind nicht auszuschließen) wirst du vielleicht regelmäßig den Campus bei Nacht
überqueren. Solltest Du dich dabei nicht sicher fühlen gibt es auf dem Campus überall Notrufstationen und sogar einen Service, der dich vom einen Ende des Geländes zum anderen
per Auto eskortiert; die entsprechende Telefonnummer wird dir in der Einführung an die
Hand gegeben.
Art Department
Im Detail kann ich über das Art Department sprechen, da ich für ein Semester dort
eingeschrieben war. Die Kursauswahl zu Beginn des Studiums war enorm groß und erstreckte sich für mich über die Departments „Art“, „Art History“ und „Film and Electronic
Arts“. Ich belegte in diesem Semester (Fall 2012) die Kurse „Advanced Life Drawing“, „Co-
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lor Photography“, „Asian Art History“ und „Media Aesthetics“. Diese waren allerdings
nicht die Kurse, die ich ursprünglich wählen wollte: Die Kursauswahl erfolgt nicht wie in
unserem Department Design durch simples Erscheinen und Einschreiben in der 1. Vorlesungswoche, sondern bereits Wochen, wenn nicht Monate, zuvor über eine Website der
Universität. Auf dieser lässt sich der gesame Kurskatalog einsehen und einzelne Kurse
ähnlich wie in einem Onlineshop in einen „Warenkorb“ legen und dann hoffentlich bestätigen. Fehlen bestimmte vorrausgesetzte Kurse, kann das International Office nach Absprache derartige Vorraussetzungen umgehen lassen und erlaubt das Einschreiben in den
Kurs. Dieser Prozess ist langwierig und mit mehrfachem e-Mail Kontakt mit dem International Office verbunden, daher sollte man sich sobald es geht um diese Angelegenheiten
kümmern und nicht bis zu letzten Minute warten. Mehrere Male musste ich meine gesamte
Kursauswahl überdenken, sobald ich eine Antwort des CSULB International Office erhalten hatte, da diverse Einschränkungen für Austauschstudenten nicht im Voraus kommuniziert wurden. Gerne hätte ich auch den Kurs „Packaging Design“ besucht, doch leider
war dieser für BFA-Studenten (Bachelor of Fine Arts-Programm) reserviert, was über die
Campus-Website zwar kommuniziert wurde, jedoch nicht eindeutig als ausschließendes
Kriterium sichtbar ist. Erst, als ich die Kurse bereits ausgewählt hatte und die Bestätigung
des International Office einholen wollte, wurde mir gesagt, dass dieser Kurs für mich nicht
wählbar ist. Leider gibt es eine handvoll Kriterien, nach denen man die Kurse auszuwählen
hat, was die Kurswahl letztendlich leicht einschränkt. Ein weiterer Punkt, den man beachten sollte: Das Studienfach Art ist getrennt von dem Fach Design. Mir war es nicht erlaubt,
Kurse aus dem Fach Design zu wählen – einer anderen Studentin aus Hamburg, die so wie
ich KoDe studiert, durfte wiederum nur Design wählen, und nicht Art. Aus diesem Grund
sollte man sich vor der Wahl der Kurse darüber genauestens informieren, welche Kurse
wählbar sind – am besten per e-Mail an das International Office in Long Beach, dieses hilft
schnell bei derartigen Fragen. Die zuständigen Koordinatoren Jennifer Orem und Sharon
Olson waren hilfsbereit und schnell in derartigen Belangen.
Wie ich in den vorhergehenden Sätzen bereits angedeutet habe, sind Art und De-
sign zwei getrennte Fächer – anders als bei der HAW. Art enthält Kurse, die sich in etwa
unter Illustration und Kommunikationsdesign einordnen lassen (Zeichenkurse, Fotografie,
Advertising, und Skulptur z.B.), während das Fach Design eher mit Produktdesign und Kon-
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zeption zu tun hat. Gerne hätte ich auch Kurse aus diesem Fach besucht, da die HAW
keinerlei Kurse in diesem Bereich anbietet. Nichtsdestotrotz war ich mit meiner Kurswahl
sehr zufrieden: In meiner Auswahl befanden sich solche Kurse, die ich aus reinem Interesse wählte, solche, die meine Kenntnisse nützlich ergänzten, und solche, die in der
HAW schlichtweg nicht angeboten werden; ich würde außerdem behaupten, dass ich an
der CSULB ein paar meiner wertvollsten Kurse hatte, die ich je besucht habe. Besonders
der Kurs „Color Photography“ bei Todd Gray hat mich nicht nur im Bereich Fotografie,
sondern im meinem konzeptionellen Denken und Herangehensweisen weitergebracht, sodass ich in jeder Designdisziplin davon profitieren konnte. Der Kurs „Life Drawing“ hebte
sich dahingehend von vergleichbaren Kursen an der HAW ab, indem dieser zweimal in der
Woche stattfand, jeweils 3 Stunden – dies gilt für die Mehrheit der Kurse an der CSULB.
Dadurch war man konstant in der Materie und gleichzeitig auch durchgehend gefordert,
nicht zuletzt durch Hausaufgaben und Zwischenprüfungen. Das ist auch einer der elementaren Unterschiede zwischen den beiden Lehrformen an der HAW und an der CSULB: An
der HAW gibt es Kurse, in denen man das ganze Semester über keine Leistungen bringen
muss, sondern erst zum Ende in Form einer Prüfung oder Semesterarbeit. An der CSULB ist
das deutlich anders: Hier werden während des Semesters im Wochentakt Hausarbeiten
verlangt, und nicht nur in Theoriekursen. Diese werden außerdem benotet und machen
einen sehr großen Teil der Endnote aus. Ich persönlich empfand diese deutlich verschultere Methode als sehr effektiv für mich und wünsche mir ähnliches hier, letztendlich hat
aber jeder seine eigene Arbeitsweise und einige werden das Modell der HAW vorziehen.
Ich möchte allerdings auf keinen Fall abschreckend klingen: Selbst wenn das Semester
in Long Beach mich mehr gefordert hat als bisher, blieb dennoch ausreichend Zeit um die
Gegend zu erkunden, zu reisen und meine Freizeit zu gestalten.
Während in der Arbeitsweise sowie der Benotung also Unterschiede deutlich sind,
gibt es auch Gemeinsamkeiten mit dem Department Design der HAW, z.B. die Ausstattung
in Sachen Lehrmittel und Materialien. Ähnlich wie an der HAW werden viele Arbeitsmaterialien vorrausgesetzt und müssen selbst gekauft werden, die Ateliers sind hinlänglich
mit Staffeleien ausgestattet und Arbeitsräume mit Computern sowie Labore für Fotografie,
Skulptur, Druck und sogar Metallverarbeitung sind umfangreich vorhanden. Die schiere
Größe des Art Departments macht sich auch hier bemerkbar und bietet zahlreiche Mög-
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lichkeiten, die die HAW nicht bieten kann. Wer also gerne mal mit etwas exotischeren
Materialien arbeiten möchte wie Metall, Lehm oder Gewebe, der hat an der CSULB die
Möglichkeit diese einmal auszuprobieren. Ähnlich wie an der HAW werden ausländische
Studenten außerdem weitgehend gleich behandelt wie alle anderen Studenten (abgesehen von Restriktionen bei der Kurswahl). Darüber hinaus besteht eine strikte Anwesenheitspflicht, die ernst zu nehmen ist.
Ein weiteres für Studenten im Bereich Kunst interessantes Detail: direkt neben dem
Gebäude des Art Departments (FA4) befinden sich 4 Gallerieräume, in denen regelmäßig
Werke der Studenten ausgestellt werden. Im Monatsrhytmus werden dort Abschlussarbeiten und herausragende Werke gezeigt; es lohnt sich, diese Ausstellungen zu besuchen. Außerhalb des offiziellen Kursangebots gibt es auch eine Vielzahl von Clubs und
Arbeitsgruppen, die sich außerhalb der Kurszeiten treffen (Beispiel: Illustrationsclub und
sonntägliches Aktzeichnen). Diese unterstützen die eigene Ideenfindung, bieten Feedback und sind eine passende Gelegenheit für Hausaufgaben oder eigene Arbeiten. Durch
den „Students Illustrators and Animators“-Club bin ich auf einen jährlich stattfindenden
Wettbewerb aufmerksam geworden, der besonders Illustratoren und Kommunikationsdesigner interessieren dürfte: Veranstaltet vom CSULB Art Department und gesponsert von
einer Vielzahl namhafter Trick-und Animationsstudios (Disney, Nickelodeon, etc.) fand ein
24-Stunden-Animationswettbewerb statt. Die Aufgabe bestand darin in Teams von 5 Personen nach Bekanntgabe eines Themas innerhalb von 24 Stunden einen 30 sekündigen
Zeichentrick-Kurzfilm zu erstellen. Den von einer Jury gekührten Siegern winkt ein Gewinn
in Form von Animationsequipment, doch selbst ohne materiellen Gewinn ist der Contest
ein spannender und vor allem Spaß bringender Zeitvertreib für Freunde der Illustration.
Man hat außerdem unmittelbar die Gelegenheit mit Produzenten der Trickfilm-Branche
in Kontakt zu treten und evtl. ein eigenes Portfolio zu präsentieren. Diese Verzahnung von
Industrie und Lehranstalt ist für die CSULB typisch - ganz ähnlich der HAW, in der das Lehrpersonal genauso Kontakte zu Firmen und Institutionen pflegt.
Lage und Wohnen in Long Beach
Die Lage der Uni ist zwar nicht als zentral in Long Beach zu bezeichnen, aber auch
nicht abgelegen. Am östlichen Rand der Stadt Long Beach gelegen kann man in etwa 20
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Minuten bei zügiger Fahrt mit dem Fahrrad in Downtown
sein. Nur 1-2 Busstationen vom Campus entfernt sind eine
Vielzahl von Supermärkten und Geschäften erreichbar und
der bereits genannte, das Unigelände durchquerende, öffentliche Bus fährt innerhalb von etwa 30-40 Minuten nach
Downtown Long Beach. Dort warten diverse Attraktionen,
Bars und Geschäfte, allesamt nah am Strand gelegen und
in einer durchaus sicheren und angenehmen Gegend.
Nimmt man den Bus ca. 15-20 Minuten in Richtung Süden,
also Strand, erreicht man eine bei Studenten sehr beliebte
Einkaufs- und Barmeile, die 2nd Street im Bezirk Belmont
Shore. Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks finden dort
Studentenparties statt, auf der sich vor allem internationale Studenten aus mir unerfindlichen Gründen in Clubs
tummeln. Nächtliches Ausgehen gestaltet sich in den USA
definitiv anders als in Deutschland. Gründe dafür sind das
Verbot des sichtbaren Mitführens von Alkohol auf offener
Straße sowie das deutlich andere Zeitgefühl der Amerikaner. Bars und Clubs schließen in aller Regel schon um 02:00
Uhr, dafür öffnet auch alles früher. Als kleinen Warnhinweis
merke ich an dieser Stelle außerdem noch an, dass (alkoholische) Getränke in den USA um ein Vielfaches teurer sind
als in Deutschland. Doch genug von den Parties...
Der Campus befindet sich ebenfalls ein einer als
sicher zu bezeichnenden Nachbarschaft, auf dem halben
Weg nach Downtown Long Beach ist die Lage jedoch eine
deutlich andere und ich rate davon ab an einer der Straßen
mit Fruchtnamen (alles ab Cherry, Orange, Walnut, etc.) zu
wohnen. In Downtown Long Beach zu wohnen ist sicherlich
keine finanziell attraktive Option, weswegen einige für Studenten geeignete Wohnmöglichkeiten mehr oder weniger in
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Uninähe zu finden sind. Wie Dir dein International Coordinator vielleicht raten wird ist es
nicht besonders empfehlenswert, in die Studentenwohnheime auf dem Campus zu ziehen,
da diese teuer (ca. 1000-1200 $ im Monat) sind und man sich mit häufig mit sehr jungen
Studenten ein Zimmer teilen muss. Dafür ist das Essen inklusive, über dessen Qualität kann
ich allerdings keine Auskunft geben. Wem es das Geld wert ist, der sollte sich um diese
Option besonders früh kümmern, da (zumindest in meinem Fall) die Bewerbungsfrist für ein
solches Zimmer vor der Bewerbung bei der HAW für das Auslandssemester endet, ich
hatte also überhaupt keine Chance auf ein Zimmer in den „Dorms“ – nicht, dass ich je eins
wollte, wohlgemerkt.
Anders als die HAW Hamburg kümmert sie die CSULB nicht darum, wo ihre Gast-
studenten wohnen. Gaststudenten sind auf externe Hilfen und Angebote angewiesen, z.B.
Kleinanzeigen auf craigslist.org oder Kontakte zu anderen Studenten, z.B. über Facebook.
Apropos Facebook: Wer auf Zimmersuche ist, der sollte sich in die Gruppen „Long Beach
Roomies“ und „CSULB International Students“ begeben, dort finden sich viele andere Studenten in der selben Situation und man findet schnell Mitstreiter für die Wohnungsuche.
Ich wiederhole an diesem Punkt meinen Tipp, das Buddyprogramm der HAW mitzumachen:
Dank einer Freundin, die ich eben über dieses Programm kennenlernte, konnte ich vom
Flughafen abgeholt werden, bei ihr wohnen bis ich eine Wohnung fand und hatte grundsätzlich immer jemanden, der mir weiterhelfen konnte bei jeglichen Fragen in der neuen
Situation. Kontakte bereits vorher zu knüpfen lohnt sich also auf jeden Fall. Bitte einfach
deinen International Coordinator darum, dir einen Studenten aus Long Beach zuzuweisen,
wenn du Buddy bist.
Bezahlbare und von Studenten beliebte Wohnanlagen sind beispielsweise „Be-
verly Plaza“ nahe des Traffic Circles und – keine 5 Fahrradminuten vom Campus entfernt
und meine Behausung für das halbe Jahr – „Stony Brook Villas“. Bei diesen Apartment
-Komplexen handelt es sich um sogenannte „gated communities“, also Grundstücke, die
Bewohner nur mit Schlüssel betreten können, um dann zu ihren Apartments zu gelangen.
Sie verfügen über eigene Pools und Waschräume und erinnern beinahe an Hotels in ihrer Aufmachung. Wer sich eine Wohnung an einem dieser Orte zulegt, wird höchstwahrscheinlich eine WG mit 3-4 Personen machen wollen, dann wird die Miete erschwinglich.
Leider ist die Wahrscheinlichkeit gering, ein möbiliertes Zimmer zu bekommen, weswe-
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gen man sich darauf einstellen sollte einzelne Dinge selbst kaufen zu müssen oder über
Kleinanzeigenbörsen wie craigslist.org nach gebrauchten Möbeln zu suchen. Zwar würde
ich die Mieten grundsätzlich höher als in Hamburg einschätzen, jedoch sind durch den
Wechselkurs z.B. die Kosten für Lebensmittel nur geringfügig höher, wenn nicht sogar teils
geringer. Ein Beispiel für die Wohnungspreise: Ich habe für 600 $ + Internet und Strom gewohnt, was in etwa 450 € (kalt) entspricht. Wenn man die unmittelbare Nähe zum Campus
und die Ausstattung der Wohnanlage bedenkt, ist das ein sehr guter Preis, man kann aber
selbstverständlich auch noch günstiger Wohnen.
Wer in Hamburg gerne komfortabel Bus und Bahn fährt, der wird in Long Beach
leichte Abstriche machen müssen. Das sage ich jetzt im Vergleich, weil Hamburg ein überdurchschnittlich gutes und zuverlässiges Netz für öffentliche Verkehrsmittel hat, und gerade deswegen muss man sich als Hamburger deutlich umstellen, wenn man solche nutzen möchte oder muss. Busse nehmen es nicht unbedingt hunderprozentig genau mit der
Pünktlichkeit und die Fahrzeiten sind grundsätzlich lang, wenn es nicht nur 2-3 Stationen
weit gehen soll. Eine Straßenbahn ist in Long Beach zwar vorhanden, dient allerdings lediglich zur Verbindung nach Los Angeles – sie ist also keine Alternative zum Bus. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, mit Metro und Bus jeden Ort in Los Angeles zu erreichen,
jedoch muss man mehrere Stunden Fahrzeit einplanen. In diesen Fällen sollte man sich
die Option eines Mietwagens überlegen. So mancher Student hat sogar für ein Semester
zusammen mit Freunden einen gebrauchten Wagen gekauft, was verständlich ist, da Los
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Angeles sowie die umliegenden Städte quasi für Autos gebaut sind, Fußgänger scheinen
besonders dort die untergeordnete Rolle zu spielen. Ich empfehle jedenfalls den Kauf oder
die Ausleihe eines fahrbaren Untersatzes irgendeiner Art, ich wählte das Fahrrad und war
damit gut unterwegs. Ein Fahrrad bringt Dich in Long Beach überall hin, wenn Du überlebst. Sich mit den Autofahrern die Straße zu teilen funktioniert bedingt, schlussendlich
sollte man einfach doppelt so gut aufpassen wie in Deutschland wenn man Fahrrad fährt
weil amerikanische Autofahrer es entweder nicht gewohnt sind oder es nicht einsehen die
Straße mit Dir zu teilen, selbst wenn es gesetzlich für Dich erlaubt ist.
Schlusswort
Auch wenn ich in den vorhergehenden Zeilen viel Negatives hören ließ, kann ich
nicht verleugnen, dass ich einen angenehmen, spannenden und lehrreichen Aufenthalt in
Long Beach und an der CSULB hatte. Wer sich auf ein solches Auslandssemester einlässt
wird ohnehin eine gewisse Toleranz aufweisen müssen, was Umstellungen, Komplikationen und zu guter letzt kulturelle Unterscheide angeht. Eine gewisse Offenheit und Umgänglichkeit ist gefordert, denn genau das sind die Begriffe, mit denen ich die Kalifornier
beschreiben würde: weltoffen, kontaktfreudig sowie gastfreundlich. Bis auf die langwierige Wahl der zu belegenen Kurse vor Semesterbeginn kann ich von keinen Problemen berichten oder Dingen warnen (bis auf die bereits erwähnten halsbrecherischen Autofahrer).
Ich kann den Aufenthalt an der CSULB jedem empfehlen, der eine Abwechslung zum Lehrbetrieb der HAW sucht, denn das spürbar verschultere und äußerst weit gefächerte Kursangebot hat seine Vorzüge wie auch Nachteile, und es kann nicht schaden seine eigenen
Arbeitsgewohnheiten anhanddessen zu prüfen, in Frage zu stellen und gegebenenfalls zu
verbessern. Wer einen polarisierenden Ort besuchen möchte und keine Berührungsängste
mit allerlei Menschen hat, wird in Los Angeles viel zu sehen bekommen. Der harte Kontrast
zwischen dem nach außen getragenen Hollywoodglanz und die häufig übersehene Realität
in diversen Vierteln der Stadt macht Los Angeles zu einem aufregenden Ort. Keiner, den ich
partout als „schön“ bezeichnen würde, sondern einer, der aufgrund seiner vielen Facetten
spannend zu erkunden ist. Wen das Wort „Beach“ in Long Beach lockt, der kommt natür-
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lich voll auf seine Kosten, auch wenn um die Weihnachtszeit kein Badewetter herrscht,
selbst in Kalifornien nicht. Das wilde Mischmasch der Kulturen, das Los Angeles und dessen Umgebung beherbergt, macht das Austauschsemester zu einem unverwechselbaren
Erlebnis, denn einen derart heterogen gemischten Ort, wo kaum ein Mensch, den du triffst,
die selbe Herkunft hat wie der vorherige, habe ich noch nirgendwo gesehen. Am Ende des
Tages gibt es zumindest einen gemeinsamen Nenner: Sie sind allesamt Amerikaner.