FAIR - Zukunftsinstitut
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Tr a ir Trade • Fair Trad a F e • e ir Fa ai Tra d e• rad T r • Fair Trade • F ai r Von der Nische zum Mainstream e Trad FAIR a ir •F •F air de a r • Fair Trad e• Trade r i a Fai F • r de T Eine Trendstudie zur de Tra • Fair Trade • F a i r Tr a de • F Zukunftsinstitut :: FAIR Impressum Herausgeber und Medieninhaber Zukunftsinstitut GmbH im Auftrag der Westfalenhallen Dortmund GmbH Redaktion Zukunftsinstitut GmbH Kaiserstraße 53 60329 Frankfurt Telefon +49 (0) 69 26 48 48 9-0, Fax: -20 [email protected] Studienleiter Christian Rauch Autorin Janine Seitz Redaktionelle Mitarbeit Konstantin Brandt, Lukas Glaser Grafik-Design Daniela Credentino Cover-Foto © Oehoeboeroe, iStockphoto® Alle Rechte (insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung) vorbehalten. Kein Teil der Broschüre darf in irgendeiner Form (durch Kopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung der Herausgeber reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © Zukunftsinstitut GmbH, Juli 2013 Alle Rechte vorbehalten. 2 Von der Nische zum Mainstream INHALT VORWORT EINLEITUNG Der Megatrend Neo-Ökologie holt Fair Trade aus der Nische FAKTENCHECK 08 09 11 14 Weltweiter Wachstumsmarkt Fair Trade Shift der Kundenbedürfnisse: Transparenz und Gesundheit gewinnen an Bedeutung Labels als Qualitätsgaranten Vom Lifestyle of Health and Sustainability zum Conscious Consumer VON FAIR TRADE ZU FAIR BUSINESS 19 20 22 Zukunftsmarkt Fair Fashion: Herkunft zählt Zukunftsmarkt Consumer Electronics: Sekundärressourcen nutzen Zukunftsmarkt Gesundheits- und Pharmabranche: Den offenen Dialog wagen WICHTIGE TRENDS IM FAIR BUSINESS 25 25 26 28 Gut statt Geiz! Fair wird zum neuen Qualitätskriterium Der Siegeszug der Kreislaufwirtschaft Emerging Markets: Auf dem Weg in eine neue Weltordnung Regionale Wertschöpfung: Urban Manufacturing FAIRE KOMMUNIKATION: NEUE WEGE ZUM KUNDEN 29 29 30 Fair und Always on: Neue Vertriebswege nutzen Storytelling schafft Produktaura Generation Fairness FAZIT ZUSAMMENFASSUNG QUELLENVERZEICHNIS KURZCHARAKTERISTIK 3 Zukunftsinstitut :: FAIR Nachhaltigkeit QualitätRe-Commerce Kreislaufwirtschaft Recycling Regionale Wertschöpfung Herkunft Storytelling Re-Use FAIR Fair Business Ressourceneffizienz Transparenz Upcycling Conscious Consumer Strategischer Konsum Corporate Social Responsibility Glokalisierung Neo-Ökologie Lifestyle of Health and Sustainability Fairer Handel Fair Fashion Gesundheit Globalisierung Collaborative Consumption 4 Von der Nische zum Mainstream Vorwort Was ist fair? In einer Welt, in der ein Skandal den nächsten jagt, scheint Fairness im Business nur eine sehr blasse Figur zu spielen. Sie sitzt auf der Auswechselbank und kommt nur zum Einsatz, wenn das Match schon fast verloren ist. Sie ist der Joker, um die Niederlage nicht ganz so hart zu gestalten. Doch das Spiel komplett herumzureißen ist so noch nie gelungen. Auf ihrer Position links außen kann sie sich nur schwerlich durchsetzen gegen Stammspieler wie Preis und Design. Die Qualität darf natürlich auch nicht fehlen, am besten als zweite Sturmspitze direkt neben dem Preis. Doch es verändert sich etwas in der Champions League des Handels. Die Spiele werden häufig nur noch knapp gewonnen, oder es bleibt gar bei einem Remis. Die Zuschauer wollen mehr und verlangen plötzlich nach Sinn und Transparenz in Zeiten der Verunsicherung. Warum? Ganz einfach: Weil sich die Mannschaften zu oft nicht an die Spielregeln gehalten haben. Es wurde getrickst, gefoult, bestochen. Erst langsam verabschiedet sich die Wirtschaft von Profitmaximierung um jeden Preis – und kehrt zum Fair Play zurück. Dabei bedeutet Fair doch letztendlich nur, die Regeln des Spiels zu beachten: Mindestlöhne zu zahlen, Partnerschaften zwischen Erzeugern und Händlern zu schaffen und längst existierende Umwelt- und Sozialstandards überall einzuhalten. Doch das Verständnis von Fairness wandelt sich und wird zum Spielmacher eines Umdenkens hin zum nachhaltigen Wirtschaften. Was fair in Zukunft über die wohlbekannten Kriterien hinaus bedeutet und wie es vom Nischendasein zu der Strategie wird, die Wirtschaft und Gesellschaft des 21. Jahrhunderts prägt, all das untersucht dieses Trenddossier. Die Grundlage bilden umfassende Trendanalysen. Dazu wurden themenrelevante Studien des Zukunftsinstituts sowie weitere Publikationen ausgewertet. Parallel dazu wurden zusätzlich in einer bundesweiten repräsentativen Online-Umfrage im Juni 2013 in Zusammenarbeit mit YouGov Deutschland 1.018 Personen im Alter ab 16 Jahren befragt. Doch Zahlen und Fakten geben nur eine theoretische, begründbare Spielanalyse des Fair Trade. Ohne Spielpraxis wird aus dem fairen Auswechselspieler kein Kapitän. Gehen Sie raus auf den Platz, fördern Sie ihn, feuern Sie ihn an. – Und gestalten Sie gemeinsam eine faire Zukunft! 5 Zukunftsinstitut :: FAIR Einleitung Der Megatrend Neo-Ökologie holt Fair Trade aus der Nische Fair Trade steht momentan noch im großen Schatten des anhaltenden Bio-Booms. Bio ist inzwischen allgegenwärtig: von Bio-Lebensmitteln beim Discounter über das Organic Cotton-Shirt bei H&M bis hin zum Bio-Hotel in den Alpen. Der Trend ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dabei ist der Bio-Boom nur ein Indikator dafür, wie sich der Megatrend Neo-Ökologie auf die Konsumkultur auswirkt. Die Märkte der Zukunft sind grün. Umweltschutz, Ressourceneffizienz und Corporate Social Responsibility verändern das Wirtschaftssystem langfristig. Wachstum wird künftig aus einer neuen Mischung von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement generiert. Die neue „BusinessMoral“ äußert sich in einer steigenden Aufmerksamkeit für die sozial-ökologische Verantwortung von Unternehmen. Ein faires, nachhaltiges Wirtschaften wird in Zukunft zur selbstverständlichen Voraussetzung für Unternehmen und zur wirkungsvollsten Antwort auf die immer kritischer werdenden und besser informierten Konsumenten und Bürger. Der vielzitierte Lifestyle of Health and Sustainability (LOHAS), der seit fast zehn Jahren der prägende Konsumstil auf dem Weg in die Nachhaltigkeitsgesellschaft ist, wandelt sich: vom Konsumieren mit gutem Öko-Gewissen hin zu einem pragmatischen, ganzheitlichen Denken. Zu vieles scheint heute „bio“ und ökologisch-sozial korrekt zu sein. Verbraucher können angesichts „grüner“ Fake-Produkte und reiner Marketingkampagnen den ethisch-korrekten Mehrwert vielfach kaum noch erkennen. Greenwashing wird zur PRMethode, mit der sich Unternehmen ein umweltfreundliches Image-Mäntelchen umzuhängen versuchen. In solchen Zeiten der Verunsicherung und der Komplexitätsfülle ist der Wunsch nach Transparenz besonders hoch. 6 Von der Nische zum Mainstream Transparenz fungiert auch zukünftig als entscheidender Vertrauensgarant in hochgradig komplexen Märkten. Ursächlich hierfür sind die Widersprüche und die Multipolarität der Globalisierung. Die weltweite Vernetzung hat das Stadium der „Erste-Zweite-Dritte-Weltordnung“ schon längst hinter sich gelassen und bringt neue Wirtschaftsgiganten hervor. Schon heute kommt mehr als die Hälfte aller Produkte aus Asien. Und zahlreiche weitere Emerging Markets setzen zum Sprung an. Sie legen ein neues Selbstbewusstsein an den Tag und sind auch in puncto Innovationsdynamik westlichen Ländern um einiges voraus. Die Chancen der Globalisierung liegen in klugen – fairen – Partnerschaften und einem verstärkten Wissenstransfer in alle Richtungen. Aber auch die Notwendigkeit, sich kulturell und regional auszudifferenzieren und gleichzeitig global angeschlossen zu sein – die sogenannte Glokalisierung –, wird die kommenden Jahre prägen. Obwohl unzählige Produkte aus aller Welt zur Auswahl stehen, greifen New-Local-Konsumenten zu regional hergestellter Ware. Zum einen, weil sie nachvollziehen wollen, woher Produkte und ihre Bestandteile kommen, zum anderen auch, um regionale Wertschöpfung zu fördern. Herkunft wird zum wichtigen Verkaufsargument und neuen Qualitätskriterium. Die Megatrends Neo-Ökologie und Globalisierung mit ihren zahlreichen Facetten verändern in Zukunft auch den fairen Handel: von einem Nischenphänomen hin zu einem neuen Standard in Konsum und Business. 7 Zukunftsinstitut :: FAIR Faktencheck Weltweiter Wachstumsmarkt Fair Trade Der Trend des „moralischen“ und strategischen Konsums ist die Ursache für das enorme Wachstum des Fair-TradeMarktes in den vergangenen Jahren. Lag der Umsatz mit Fair-Trade-Produkten in Deutschland 2005 noch bei 72 Millionen Euro, waren es 2012 bereits 533 Millionen Euro – über eine halbe Milliarde. Inzwischen kennen 87 Prozent der deutschen Verbraucher Produkte aus fairem Handel, so das Ergebnis einer bundesweiten repräsentativen Umfrage. 54 Prozent der über 16-Jährigen kaufen zumindest gelegentlich Fair-Trade-Produkte, können folglich zum großen Kreis der Käufer von ökosozialen Produkten gerechnet werden. Jeder Achte (12 Prozent) kauft sogar regelmäßig oder so oft es geht fair gehandelte Waren. Fair Trade boomt Umsatz mit Fair-Trade-zertifizierten Produkten in Deutschland (Millionen Euro) 533 400 340 267 213 142 110 72 € € € € € 2009 2008 2007 2006 2005 Quelle: TransFair Deutschland Jahresbericht 2012/2013 8 € 2010 € 2011 € 2012 Auch weltweit lässt sich ein konstantes Wachstum des Fair-Trade-Marktes beobachten. 2011 konnte der Umsatz auf knapp 5 Milliarden Euro gesteigert werden, das entspricht einer Wachstumsrate von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (vgl. Fair Trade International 2012). Einstige Produzentenländer – etwa Südafrika – werden mehr und mehr zu Abnehmern von Fair-Trade-Produkten. Ökosoziale Erzeugnisse werden künftig nicht mehr nur in westlichen Ländern Absatz finden, sondern auch Märkte wie China oder Indien mit ihren immens wachsenden Mittelschichten erobern. Gerade in Ländern, die lange Zeit nur die verlängerte Werkbank des Westens waren, wird sich mittelfristig ein starkes Bedürfnis nach nachhaltig produzierten und fair gehandelten Waren etablieren. Schon heute beläuft sich der Umsatz mit Bio-Produkten in China auf über eine Milliarde Dollar pro Jahr, meldet das Organic Food Development Center in Peking. Bis 2015 soll der chinesische Bio-Markt sogar auf bis zu 7 Milliarden Dollar anwachsen. Auch in den Emerging Markets wird sich Nachhaltigkeit zum Distinktionsmerkmal entwickeln: Denn ökosoziale Produkte sind teurer, besitzen die Aura des Exklusiven und Individuellen, die sich nur die Mittel- und Oberschicht leisten kann – und auch gern zur Schau stellt. Fair entwickelt sich weltweit zum neuen Bio: weg aus der Mitleidsecke der Entwicklungshilfe, hin zu einem Vorzeigestandard im Konsum, der Prestige und Mehrwert mit sich bringt. Von der Nische zum Mainstream Über die Hälfte der Deutschen kaufen Fair Trade „Kennen oder kaufen Sie nachhaltigkeitsorientierte und sozialverträgliche Produkte bzw. Produkte aus fairem Handel (Fair Trade)?“ 13% Nein, kenne ich nicht. 33% 42% Ja, kenne ich, kaufe ich aber nicht bewusst ein. Ja, kenne ich, kaufe ich gelegentlich/ hin und wieder. 9% 3% Ja, kenne ich, kaufe ich regelmäßig. Ja, kaufe ich, so oft es geht. Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) Shift der Kundenbedürfnisse: Transparenz und Gesundheit gewinnen an Bedeutung Der Boom bei Fair-Trade-Produkten entspringt einem deutlichen Vertrauensverlust. In Zeiten, in denen ein Lebensmittelskandal den nächsten jagt und im Wochentakt über miserable Arbeitsbedingungen und Unfallkatastrophen in den Herstellerländern der Textilindustrie berichtet wird, sind Verbraucher zunehmend verunsichert. Früher waren Marken Garant für „gute“ Produkte. Fragt man heute nach den Kriterien beim Einkauf, sind Markenprodukte nur noch für die allerwe- nigsten Deutschen wichtig. Denn in einer komplexen, global vernetzten Welt ist Vertrauen nicht mehr ad hoc gegeben. Es muss stetig erarbeitet werden. Transparenz ist der Hebel, mit dem die gebeutelte Wirtschaft verloren gegangenes Vertrauen bei den Konsumenten zurückerobern kann. Transparenz ist künftig unverzichtbar. Wenn Unternehmen sie nicht von sich aus aktiv erzeugen, tun es ihre Kunden. Doch Transparenz auf Nachfrage erzeugt eher Skepsis als Vertrauen. Globale Erfolgsstory: Fair Trade wird zum Milliarden-Business Fair-Trade-Umsätze weltweit (Milliarden Euro) 5 4 restliche Welt Österreich 3 Schweiz Deutschland 2 USA Großbritannien 1 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Fairtrade Labelling Organzations International (FLO) 9 Zukunftsinstitut :: FAIR Qualität, Gesundheit, Herkunft: Was beim Einkauf zählt Wichtige Kriterien beim Einkauf (Angaben: sehr wichtig/wichtig) Gesamt Fair-Trade Käufer Hohe Qualität 85% 91% Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis 84% 84% Gesundheitlicher Mehrwert 70% 78% Herkunft von Produkten 69% 83% Authentische und ehrliche Kommunikation 69% 81% Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards 69% 84% Nachhaltige Verarbeitung und Produktion 67% 81% Transparenz der Herstellungsbedingungen 66% 81% Glaubwürdige Vermarktung von Produkten 66% 76% Service vor, während und nach dem Kauf 54% 57% Möglichst preiswerte Angebote 54% 48% Neue, innovative Angebote 41% 45% Individualität 37% 43% Ästhetik und Design 35% 37% Markenprodukte 27% 29% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) Gesundheit wird eingefordert Was sich herausbildet, ist ein neuer, kritischer Konsumententypus, der sich seiner Macht in der vernetzten Welt bewusst ist – und sie spätestens dann einsetzt, wenn Produkte eine Gefahr für die Gesundheit darstellen können. Erst kürzlich vermeldete die Zeitschrift ÖkoTest, in über der Hälfte von 20 getesteten Kinderjeans schädliche Farbstoffrückstände gefunden zu haben. Ein ähnlicher Fall bewegte den spanischen ModeGiganten Inditex, zu dem unter anderem die Marke Zara gehört, zum Umdenken: Greenpeace fand in einer seiner Kinderjeans krebserregende Amine. Zara beugte sich daraufhin dem öffentlichen Druck und sicherte zu, bis 2020 alle gesundheits- und umweltschädlichen Stoffe aus der Produktion zu verbannen. „Je näher ein Produkt der eigenen Gesundheit oder 10 dem Körper ist, desto sensibler reagieren die Kunden“, sagt Bettina Seul, Bereichsleiterin Forschung & Konzepte am Institut für Handelsforschung. Das belegt auch unsere Umfrage: Der gesundheitliche Mehrwert von Produkten ist für 70 Prozent der Deutschen beim Einkaufen wichtig. Transparenz schafft Vertrauen 69 Prozent der Befragten wollen auch wissen, woher Produkte stammen. Ebenso viele wünschen sich eine authentische und ehrliche Kommunikation seitens der Unternehmen. Für zwei Drittel der Befragten sind transparente Herstellungsbedingungen wichtig. Eine Herausforderung, die der faire Handel in Zukunft meistern muss, wird die Offenlegung von Produktions- und Handelsketten sein. Und das möglichst einfach und nachvollziehbar. Letztendlich werden sich auch Fair-Trade-Produzenten künftig aktiv der Diskussion ums Greenwashing stellen müssen – wie aktuell bereits die Bio-Branche. Denn wo immer sich ein Nischenmarkt in einen lukrativen Massenmarkt wandelt, gibt es auch Scharlatane. Umso mehr gilt es, die Herkunft von Produkten zu prüfen – mit transparenten Zertifizierungsverfahren, hohen Qualitätsmaßstäben und nach einheitlichen Standards. Während sich im Bio-Segment eine Fokussierung auf die regionale Produktion herauskristallisiert, hat die Mehrzahl der Verbraucher Probleme, sich genau vorzustellen, was Nachhaltigkeit und Fairness im Handel bedeuten. Ob ein Produkt aus der Region stammt, lässt sich relativ leicht nachverfolgen. Ob jedoch soziale und ökologische Standards bei der Herstellung in einem weit entfernten Land eingehalten wurden und welche Wege, Prozesse und Wertschöpfungsmechanismen hinter einem Produkt stehen, können Verbraucher nur sehr schwer einschätzen. Von der Nische zum Mainstream Labels als Qualitätsgaranten Dass Konsumenten in einem globalisierten Markt eine tiefe Verunsicherung empfinden, zeigt sich an zunehmenden Anfragen bei Verbraucherzentralen, Ministerien, Behörden und Ombudsstellen wie auch an der steigenden Bedeutung von Ratgebermagazinen. Immer mehr Gütesiegel bescheinigen gewisse Aspekte von Sicherheit, Qualität oder Nachhaltigkeit. Diese Zertifizierungssysteme sind der wichtigste Katalysator, um Transparenz im Handel zu erzeugen. In Deutschland sind die bekanntesten Labels im Bereich Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Sozialverträglichkeit das Deutsche Bio-Siegel, das Logo des World Wide Fund for Nature WWF und das Umweltzeichen für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen „Der Blaue Engel“. Das Fair-Trade-Label liegt mit einem Bekanntheitsgrad von 64 Prozent im Ranking an sechster Stelle, gleich nach den bekannten deutschen Verbraucherschutzinstitutionen der Stiftung Warentest und dem Verbrauchermagazin Öko-Test. Während knapp zwei Drittel aller Deutschen das FairTrade-Siegel kennen, liegt die Bekanntheit bei den Käufern von sozialverträglichen und nachhaltigkeitsorientierten Produkten ungleich höher: 80 Prozent der Befragten gaben an, das Label für fairen Handel zu kennen. Die Kennzeichnung der Fair Wear Foundation, einer NGO, die sich für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie einsetzt, und das PEFC-Label, das die unabhängige Zertifizierung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung garantiert, kennen nur wenige (je 6 Prozent). Zwei Drittel der Deutschen kennen das Fair-Trade-Label Bekanntheitsgrad von Gütesiegeln (Anteil der Befragten, die die jeweiligen Siegel kennen) Fair-Trade-Käufer Gesamt 92% 90% 92% 89% 87% 80% 81% 78% 71% 66% 80% 64% 68% 62% 64% 57% 46% 36% 43% 34% 39% 31% 41% 30% 32% 24% 26% 19% 23% 16% 18% 13% 13% 9% 9% 7% 9% 6% 8% 6% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) 11 Zukunftsinstitut :: FAIR Labelflut sorgt für Überforderung Doch welche Labels sind seriös und welche einfach nur eine Mogelpackung? Eine Untersuchung der Universität Göttingen konnte in einer Verbraucherbefragung zeigen, dass mehr Personen angaben, ein frei erfundenes Umwelt-Label zu kennen, als das EU-Bio-Siegel (vgl. Meyer-Höfer/ Spiller 2013). „Der Verbraucher ist mit der derzeitigen Situation ganz offensichtlich überfordert“, folgert Marie von Meyer-Höfer, Autorin der Studie. Zu einem ähnlichen Schluss kamen bereits 2011 die Wissenschaftlichen Beiräte für Verbraucher- und Ernährungspolitik sowie für Agrarpolitik des Bundesverbraucherschutzministeriums in ihrer Stellungnahme zum Food-Labelling (vgl. Eberle u.a. 2011). Kritisiert wird vor allem, dass es zu viele und unbekannte Labels gebe oder deren Bedeutung bzw. Aussage nicht klar sei. Auch gut die Hälfte der Befragten in unserer Umfrage geben an, dass ihnen oft konkrete Hintergrundinformationen zu Fair-Trade-Produkten fehlen (siehe Abbildung S.17). Vertrauen in Zertifizierungen ist ausbaufähig Dies trägt dazu bei, dass das Vertrauen in Gütesiegel verloren geht oder gar nicht erst entsteht. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass insbesondere die schon lange bestehenden Zertifizierungssysteme die bekanntesten sind. Das Mitte 2010 eingeführte EU-Bio-Siegel etwa kennen gerade einmal 24 Prozent der deutschen Verbraucher. Angesichts dieses geringen Bekanntheitsgrades wird es in Deutschland auf vielen Produkten immer noch zusammen mit dem seit 2001 existierenden Deutschen Bio-Siegel abgebildet, das es inzwischen offiziell längst abgelöst haben sollte. Da verwundert es nicht, dass einem der ältesten Umweltzeichen der Welt, dem Blauen Engel, der dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert, große Bekanntheit zukommt. Ebenso dem 1961 gegründeten WWF. Insgesamt bringen deutsche Verbraucher den Zertifizierungssystemen großes Vertrauen entgegen. 91 Prozent von ihnen haben großes Vertrauen in die Zertifizierung durch die Stiftung Warentest oder halten diese zumindest für seriös. Beim Demeter-Siegel gilt das für 88 Prozent der Befragten. Ebenso hohes Vertrauen wird dem Gepa- (86 Prozent) und dem Fair-Trade-Label (84 Prozent) entge12 gengebracht. Unter den Käufern von ökosozialen Produkten genießt das Fair-TradeSiegel sogar das höchste Vertrauen aller Zertifizierungen, mit einem Spitzenwert von 93 Prozent. Dagegen bringen 34 Prozent der Befragten dem Deutschen Bio-Siegel nur wenig oder gar kein Vertrauen entgegen. Bekanntheit allein erzeugt also nicht gleich Vertrauen. Für das Marketing rund um Nachhaltigkeitslabels bestehen also noch große Potenziale. Was wir mehr denn je brauchen, sind „valide und transparente Informationen zu Prozess- und Produktqualitäten in einer Form, die eine fundierte Entscheidungsfindung ermöglicht“, so die Forderung von Prof. Achim Spiller und Marie von Meyer-Höfer in ihrer Bilanz zum Vertrauen in Nachhaltigkeitslabels (von Meyer-Höfer/ Spiller 2013, S. 8). Denn Zertifizierungen sollen Orientierung und Sicherheit bieten und nicht eine unübersichtliche Labelflut erzeugen. Nicht der Preis entscheidet, sondern die Information Unklare Kommunikation und ein unübersichtliches Angebot sind auch die ausschlaggebenden Gründe, die Menschen davon abhalten, häufiger oder überhaupt Fair-Trade-Produkte zu kaufen: Für 59 Prozent der Befragten ist oft nicht klar, was sich hinter Siegeln verbirgt, mit denen nachhaltige und sozialverträgliche Produkte ausgezeichnet werden. Mangelnde Information über Ziel und Nutzen solcher Angebote geben ganze 53 Prozent als Hinderungsgrund für einen häufigeren Kauf an. Der höhere Preis von fair gehandelten Produkten spielt demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle. Sie seien ihnen zu teuer, um sie häufiger zu kaufen, sagen zwar 46 Prozent der Verbraucher. Für vier von zehn ist es aber auch schlichtweg das unübersichtliche Angebot, das sie daran hindert. Immerhin ein Viertel hält das FairTrade-Versprechen nur für oberflächliche Schönmalerei (Greenwashing). Gänzlich unwichtig ist Fair Trade hingegen nur 17 Prozent der Befragten. Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass in Fair Trade noch ein enormes Potenzial steckt, das sich relativ leicht durch kluge Kommunikationsstrategien der Aufklärung, Information und Transparenz realisieren lässt. Von der Nische zum Mainstream Hohes Vertrauen in Fair-Trade-Zertifizierung Vertrauen in Gütesiegel (Angaben: sehr großes Vertrauen/halte ich für seriös) Gesamt Fair-Trade-Käufer 91% 91% Stiftung Warentest 88% 90% Demeter Gepa – The Fair Trade Company 86% 88% 85% Fair Trade 84% 85% Ökotest 83% 86% Der Blaue Engel 83% 85% WWF Rainforest Alliance Certified 80% 84% Textiles Vertrauen nach Öko-Tex Standard 100 79% 79% Marine Stewardship Council 77% 78% 77% 79% WFTO-Gütezeichen 75% 74% PEFC 74% 77% Naturland Forest Stewardship Council (FSC) 74% 76% 74% 76% Fair Wear Foundation Global Organic Textile Standard (GOTS) 73% 73% 72% EU-Bio-Siegel 76% 71% Bioland 66% Deutsches Bio-Siegel UTZ Certified 93% 78% 73% 60% 60% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Befragte, die die jeweiligen Siegel kennen 13 Zukunftsinstitut :: FAIR Größter Hinderungsgrund: Fehlende Information Was Menschen davon abhält, häufiger oder überhaupt nachhaltige und sozialverträgliche Produkte zu kaufen (Angaben: stimme voll zu/stimme zu) Es ist oft unklar, was sich hinter den entsprechenden Siegel verbirgt 59% 54% Mangelnde Information über Ziel und Nutzung solcher Angebote 53% 46% 46% Die Produkte sind teuer 36% 41% Das Angebot ist zu unübersichtlich 37% Ich halte das Fair-TradeVersprechen für oberflächliche Schönmalerei Fair Trade ist mir nicht wichtig Die Qualität entspricht nicht meinen Erwartungen 25% 14% 17% 8% 14% Gesamt Fair-Trade-Käufer 12% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) Vom Lifestyle of Health and Sustainability zum Conscious Consumer Wer erinnert sich nicht mehr an sie: Die Ökos in Latzhosen, kratzigen Wollpullis und Birkenstock-Latschen, die mit Konsumverzicht, Kapitalismuskritik und Sitzdemos die Welt vor dem Untergang retten wollten. Während bis Ende der 1990er-Jahre eine ökosoziale Einstellung eine politisch motivierte Protesthaltung war, wandelt sich dieses Verständnis seit der Jahrtausendwende sichtbar. Nachhaltigkeit als Lebensstil Die LOHAS zeichnen sich durch einen Wertepluralismus aus: Selbstverwirklichung und Familie, Gesundheit und Genuss, Spaß am Leben und finanzielle Sicherheit, naturnahes Wohnen und urbane Atmosphäre, Freude am Fahren und saubere Öko-Bilanz. Sie verbinden Gesundheit und das eigene Wohlfühlbedürfnis mit Gemeinsinn und ethischem Konsum. Sie sind aber keineswegs vergleichbar mit den konsumkritischen Ökos der 1970er- und 80er-Jahre. Sie leben 14 außerhalb ideologischer Dogmen und sind Teil der gesellschaftlichen Mitte. Das belegt auch die VerbraucherAnalyse, die seit 2010 mit der Zielgruppe der LOHAS arbeitet: Demnach zählen heute hierzulande 37 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre zur weiten Zielgruppe der LOHAS, hochgerechnet 26 Millionen. Dass Nachhaltigkeit den Alltag vieler Konsumenten prägt, zeigt sich daran, dass 42 Prozent der Käufer von ökosozialen Produkten sagen, Fair Trade spiegele ihr Lebensgefühl wider. Fair ist mehr Filmstars und andere Prominente propagieren heute wie selbstverständlich einen grünen Lifestyle. Nachhaltigkeit ist hip: Doch Bio allein reicht vielen Menschen inzwischen nicht mehr aus: 60 Prozent der Käufer von ökosozialen Produkten sind dieser Meinung und überzeugt, dass Fair Trade deutlich weiter geht und daher noch besser ist als rein ökologisch Von der Nische zum Mainstream erzeugte Produkte. Nachhaltige Produkte auch im Sinne des Fair-Trade-Gedankens zu kaufen entwickelt sich zum positiven Distinktionsmittel einer neuen, jungen und verantwortungsbewussten Konsumentenschicht. Immerhin knapp ein Viertel der Käufer (23 Prozent) wollen sich durch den Kauf von Fair-Trade-Produkten ausdrücklich von der Masse abheben. Heute will man sich durch ein Konsumverhalten auszeichnen, das nicht Protz zur Schau stellt, sondern gesellschaftliche Verantwortung und ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsbewusstsein. Dass sich der lifestyle-orientierte Feel-Good-Konsum der LOHAS zu einem kritischen, sozialbewussten Konsum wandelt, bedeutet jedoch nicht, dass Konsumenten weniger Wert auf Qualität legten. Im Gegenteil: Fair-Trade-Käufer sind noch einmal etwas qualitätsbewusster, als es deutsche Verbraucher ohnehin sind. Herkunft, Nachhaltigkeit, Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards, transparente Herstellungsprozesse etc. – all das hat zwar Top-Priorität bei Fair-TradeKäufern. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie bereit wären, Abstriche zu machen, wenn es um guten Service, innovative Angebote und Individualität, Ästhetik und Design geht. Als Kriterien bei der Kaufentscheidung haben sie für Käufer von nachhaltigkeitsorientierten und sozialverträglichen Produkten durchweg höheren Stellenwert als für die Gesamtbefragten (siehe Abbildung S.10). Aufpreisbereitschaft für Produkte mit Aura Einer Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen zufolge, für die über 28.000 Menschen in 56 Ländern befragt wurden, gilt mittlerweile fast die Hälfte (46 Prozent) der Bevölkerung rund um den Globus als sozial-bewusste Konsumenten (Nielsen 2012). Die Marktforscher fassen darunter nicht nur jene, die sagen, dass sie Angebote von Unternehmen bevorzugen, die durch konkrete Maßnahmen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Sie fassen darunter im engeren Sinne solche Kunden, die auch tatsächlich bereit sind, für sozial verantwortungsvolle Produkte und Dienstleistungen mehr zu zahlen. Hierzulande sind fast 82 Prozent der Verbraucher bereit, mehr Geld zu zahlen, wenn Angebote aus fairem Handel stammen. Unter den Käufern von Fair-TradeProdukten liegt die Aufpreisbereitschaft sogar bei fast 94 Prozent. Zwar würden insgesamt 31 Prozent der Befragten einen Aufschlag von bis zu 20 Prozent akzeptieren – manche davon sogar bis zu 50 Prozent oder mehr. Doch die Bereitschaft, tiefer ins Portemonnaie zu greifen, hat ihre Grenzen: So sagt die Hälfte der Deutschen, ein Plus von 10 Prozent sei okay, mehr aber nicht. Der Erfolg von Märkten basiert mehr denn je auf Verkaufskonzepten, die den Austausch zwischen Gleichen, zwischen Nutzern, Konsumenten und Produzenten zur Grundvoraussetzung haben. Das gilt insbesondere für die Vermarktung von fair gehandelten Produkten: Sie können ungleich stärker als andere vom Dialogprinzip und Storytelling profitieren. Denn Geschichten sind die soziale Währung der Welt. So kann Storytelling rund um Fair-Trade-Produkte und -Marken zur Steigerung der wahrgenommenen Qualität beitragen, um einen höheren Preis zusätzlich zu rechtfertigen – vorausgesetzt, es handelt sich um ehrliche und authentische Geschichten und nicht um Märchen. Dahinter verbirgt sich ein Trend, der immer stärker das Bewusstsein, die Einstellungen und das Konsumverhalten von Verbrauchern prägt: Sie kaufen häufiger Dinge von Unternehmen, die nicht nur Waren-, sondern auch Sinnproduzenten sind. Und es gibt keine bessere Basis, neben Profit- auch Sinnmaximierung zu betreiben, als durch Fair Trade. Unternehmensimage, Marken und Produkte werden so emotional aufgeladen. Neben den Hard Facts sind Authentizität und Ehrlichkeit die weichen Faktoren, die den wirtschaftlichen Erfolg steigern. Wer es schafft, im fairen Handel eine glaubwürdige und ansprechende Geschichte seiner Produkte oder Marken zu erzählen, der kann letztlich mit einer Aufpreisbereitschaft der Kunden rechnen. 15 Zukunftsinstitut :: FAIR Produkte mit Sinn fördern Aufpreisbereitschaft Wie viel Geld wären Sie bereit mehr auszugeben, wenn Produkte aus nachhaltigkeitsorientierter und sozialverträglicher Produktion, also aus fairem Handel stammen? € 0% – gar nicht € bis zu 10% mehr € bis zu 20% mehr € bis zu 50% mehr € über 50% mehr Gesamt Fair-Trade-Käufer 18,5% 6,5% 50,3% 51,1% 27,3% 35,9% 3,2% 5,1% 0,7% 1,4% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) Konsum als Strategie eines neuen Sozialbewusstseins Acht von zehn Käufern von Fair-TradeProdukten geben an, mit ihrer Entscheidung ein Zeichen gegen Ausbeutung und für faire Arbeitsbedingungen setzen zu wollen. 71 Prozent von ihnen sind der Überzeugung, Fair Trade trage zum nachhaltigen Wirtschaften bei, und immerhin 69 Prozent glauben, mit dem Kauf von Fair-Trade-Produkten die Welt ein Stück weit besser zu machen. Die politisch bewegten Weltverbesserer entwickeln sich immer mehr zu selbstbewussten, kritischen Konsumenten. Denn eines ist inzwischen klar: Ökonomie, Ökologie und gesellschaftliches Engagement schließen sich nicht aus. Während sich die LOHAS als „moralische Hedonisten“ verhielten, die für ihr Leben gern konsumierten – aber bitte immer mit gutem Gewissen –, übt der Conscious Consumer einen bewussten, werteorientierten Konsum. Er setzt seine „Verbraucher-Macht“ strategisch ein, um mit seiner Kaufentscheidung und seinem Handeln globale Konzerne zum Umdenken zu bewegen. Dafür nutzt er nicht zuletzt auch Internetangebote wie Online-Bewertungsplattformen und Soziale Netzwerke zur Informationsbeschaffung, aber auch als Kommunikationskanal zum Austausch mit der Welt. Nachhaltigkeitsbewusstsein im Wandel ÖKOS LOHAS CONSCIOUS CONSUMER kritisch stylish werteorientiert asketisch hedonistisch sozialbewusst politisch Unterscheidung von anderen, Distinktion ökonomisches Kreislaufprinzip Fair = moralisch korrekt Fair = cool und anders Fair = zahlt sich aus NISCHE KONSUMSTIL MAINSTREAM Quelle: Zukunftsinstitut 16 Von der Nische zum Mainstream Steigendes Verbraucherbewusstsein Einstellungen zum Kauf nachhaltigkeitsorientierter, sozialverträglicher Produkte (Fair Trade) (Angaben: stimme voll zu/stimme zu) 66% Ich will wissen, woher Produkte stammen. 82% Mit dem Kauf von Fair-Trade-Produkten will ich ein Zeichen gegen Ausbeutung und für faire Arbeitsbedingungen setzen. 58% 79% Fair Trade trägt zur nachhaltigen Wirtschaftsförderung in Entwicklungs- und Schwellenländern bei. 55% Mit dem Kauf von Fair-Trade-Produkten leistet man einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften. 55% 71% 71% 54% 69% Durch den Kauf von Fair-Trade-Produkten trägt man dazu bei, die Welt ein Stückchen besser zu machen. 51% Mir fehlen oft konkrete Hintergrundinformationen zu Fair-Trade-Produkten. 45% 47% 60% „Bio“ allein reicht nicht aus. Fair Trade geht deutlich weiter und ist daher noch besser. 41% Fair Trade ist für mich ein besonderes Qualitätsmerkmal von Produkten. 56% 38% Fair-Trade wird ein Nischenmarkt bleiben. 33% 31% Ich kaufe Fair-Trade-Produkte, weil ich nicht zum Konsumopfer globaler Konzerne werden will. 48% Das Fair-Trade-Prinzip wird unsere Zukunft maßgeblich prägen. 30% 42% Fair Trade spiegelt mein Lebensgefühl wider. 28% 42% Mit Fair Trade verbinde ich in erster Linie Kaffee und Bananen, viel mehr aber nicht. 23% 19% Ich will mich durch den Kauf von Fair-Trade-Produkten von anderen unterscheiden und von der Masse abheben. Ich kaufe Fair-Trade-Produkte vor allem, weil Freunde und Bekannte es auch tun. 16% 23% Gesamt Fair-Trade-Käufer 7% 9% Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) 17 Zukunftsinstitut :: FAIR Von Fair Trade zu Fair Business „Fair“ durchläuft derzeit als Konzept einen sichtbaren Wandel: Die rein politische, globalisierungskritische Forderung von einst ist dabei, zum neuen Wirtschaftsparadigma zu werden. Fair bedeutet nicht mehr nur die altruistische Einstellung, mit fairem Verhalten niemanden auszubeuten und die Welt zu verbessern, sondern hat ganz eindeutige ökonomische Vorteile. Faires und soziales Wirtschaften gewinnt an Bedeutung Die Corporate Social Responsibility (CSR) ist im Bewusstsein von Konsumenten längst zum entscheidenden Kriterium für die Exzellenz von Unternehmen avanciert. Und „fair“ soll es nach dem Wunsch von Käufern nicht nur im Handel zugehen. Gemeint ist Fairness von Unternehmen insgesamt – gegenüber Kunden, Partnern und Mitarbeitern. In einigen Unternehmen kommt diese Erkenntnis langsam an. Das verdeutlichen Aussagen wie etwa die von Hanjo Schneider, Konzernvorstand für den Bereich Services der Otto Group und CEO von Hermes Europe. Seiner Überzeugung nach „verlangen die Verbraucher in Zukunft nicht nur nach funktionstüchtiger Ware, sondern wollen, dass sie nach objektiven ökologischen und sozialen Gesichtspunkten hergestellt wird. Und im fairen und nachhaltigen Wirtschaften wird zukünftig ein entscheidendes Qualitätsmerkmal liegen. Denn auch im wachsenden internationalen Wettbewerb dürfen soziale Standards und unternehmerische Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft nicht unterminiert werden“ (DGQ 2012, S. 39). 18 Soziales Engagement als Wettbewerbsvorteil Nachdem über Dekaden das Letzte an Effizienz aus den globalen Wertschöpfungsketten herausgequetscht wurde, erkennt man allmählich, dass Effizienz nicht alles ist, ja sogar gefährlich sein kann. Resilienz lautet ein neues Buzzword: Organisationen müssen heterogen und flexibel sein, um auf unvorhersehbare Ereignisse erfolgreich reagieren zu können. Resilienz als Business-Paradigma heißt, Survival-Fähigkeit über Profitmaximierung zu stellen. Das bedeutet konkret, Mitarbeiter fair zu behandeln, ihnen Sicherheit und Vertrauen entgegenzubringen. Daraus entwickelt sich ein neuer Unternehmenstypus, in dem soziales und ökologisches Engagement von der Marketingabteilung ins Zentrum der Wertschöpfungskette wandert. Er ist von der Idee geprägt, dass ökonomische, ökologische und soziale Ziele nicht im Konflikt miteinander stehen, sondern sich aufaddieren zum eigentlichen Firmenergebnis. Unterm Strich zählen somit gleichberechtigt die drei P’s: Profit, People und Planet. Konzerne wie Puma oder BMW machen spürbar ernst mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Wie bei Vernachlässigung der sozialen Frage ein ganzes Marktsegment „kippen“ kann, zeigt der Untergang des Schlecker-Imperiums. Wo bei Schlecker ethische Grundsätze fehlten, gilt der Wettbewerber und Gewinner, die dm-Drogerien, als Flaggschiff ökosozialer Verantwortung. Von der Nische zum Mainstream Zukunftsmarkt Fair Fashion: Herkunft zählt Die Umfrageergebnisse belegen: Knapp die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) wünschen sich mehr nachhaltig und sozialverträglich produzierte Waren im Bereich der Textil- und Modeindustrie. Kein Wunder, war doch die verheerende Katastrophe in einer Textilfabrik in Bangladesch im April 2013 ein Schock für alle Konsumenten – und ein harter Schlag für eine Branche, die so gern trendige Modewelten auf Sorglos-Hochglanz präsentiert. Jede Woche scheinen nun weitere Missstände in den Textilfabriken der Produktionsländer an den Tag zu kommen. Boulevardmedien und Talkshows decken auf, EU-Politiker drohen mit Strafmaßnahmen – und die globalen Modekonzerne schweigen. Der Tipping Point ist erreicht Dieser mediale und politische Rummel schafft eine öffentlichkeitswirksame Durchschlagskraft, die Konsumenten kritisch werden lässt und Modekonzerne zum Handeln zwingt. Wir befinden uns am Tipping Point, an einem Punkt, an dem die Stimmung kippt. Lange Zeit hat die Textilindustrie ihre Wachstumschancen rein linear gesehen: immer mehr möglichst billig produzieren. Während in der Lebensmittelbranche bereits auf Rückverfolgbarkeit von Produktionsketten und Herkunftsnachweise Wert gelegt wird, setzen nur wenige Textilhersteller auf transparente Herstellungsbedingungen und auf offene, ehrliche Kommunikation. auf Transparenz bei den verwendeten Materialien für die Herstellung legen. Wo und unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden, ist für 82 Prozent der Deutschen wichtig. Ebenso legen Konsumenten Wert darauf, zu wissen, welche Risiken die Nutzung des Produkts birgt. Doch bislang hält sich der Absatz fair gehandelter Textilien noch in überschaubaren Grenzen: Mit gut 2,5 Millionen Stück lag der Absatz 2012 in Deutschland um 10 Prozent höher als im Vorjahr. Immerhin konnten die Umsätze laut TransFairJahresbericht 2012/2013 um 157 Prozent auf 42 Millionen Euro gesteigert werden. Doch das ist vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass jährlich allein in deutschen Haushalten über 100.000 Tonnen Textilien und Bekleidung im Müll landen (vgl. Statistisches Bundesamt 2013). „Kauft weniger! Wählt sorgfältiger aus!“ fordert daher die britische Modedesignerin Vivienne Westwood (Michaelsen 2012). Seit Jahren ruft die Ikone der Fashion-Industrie zum bewussten Modekonsum auf. Foto: FAIR TRADE & FRIENDS Grund hierfür ist, dass entgegen dem Eco-Fashion-Trend mit umweltbewussten Modeartikeln oft noch die alten Klischees von Batikkleidung und Öko-Sandalen verbunden werden. Zu Unrecht. Denn spätestens seit sich hochrangige Designer einschalten und erste Modelabels über Alternativen zur linearen ProduktionsVerkaufs-Kette nachdenken, ist der Weg in den Mainstream geebnet. Studien belegen, dass Konsumenten für das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Mode sensibilisiert sind: Die Transparenz-Studie 2011 von Klenk und Hoursch zeigt auf, dass die Deutschen bei Bekleidung größten Wert 19 Zukunftsinstitut :: FAIR Von der Avantgarde in den Mainstream Der Sportartikelhersteller Nike befasst sich bereits seit Ende der 1990er-Jahre mit dem Thema Nachhaltigkeit. Damals sah er sich mit ähnlichen Vorwürfen der Billiglohnproduktion konfrontiert wie heute H&M, Primark, GAP oder Abercrombie & Fitch. Obwohl 90 Prozent der Schuhe in Vietnam, Indonesien und China produziert werden, setzt das Unternehmen nicht auf Kontrollen in den Fabriken. Stattdessen leistet Nike Überzeugungsarbeit bei den Herstellern, dass bessere Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit die Produktivität steigern, weil die Fluktuation von Mitarbeitern geringer ist und Kosten reduziert werden. Dafür hat das Unternehmen eine Ranking-Liste seiner Hersteller ins Leben gerufen. Hannah Jones, Vice President of Sustainable Business & Innovation bei Nike, will das Unternehmen zum innovativen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit machen. Sie ist überzeugt: Die jungen Kunden erwarten das von Nike. Bruno Pieters, ehemaliger Kreativdirektor von Hugo Boss, gründete Anfang 2012 gar mit Honest By ein eigenes Modelabel, das auf totale Transparenz setzt – von der Herkunft des Garns, der Herstellung, der Lieferkette bis zum Gewinn des Unternehmens. „Ich denke, Transparenz wird in ein paar Jahren – nicht Jahrzehnten – absolut normal sein, weil es einfach folgerichtig ist“, so die Überzeugung von Pieters „Aber es wird nicht die Regierung sein, die das entscheidet; es hängt von jedem einzelnen von uns ab“ (zitiert in: Blanchard 2013). Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Textilindustrie wie auch andere Branchen höhere Sozialstandards einhält. Doch letztlich werden die Konsumenten mit dem Kauf entscheiden, was ihnen wichtig ist. Und der Erfolg der Fair-FashionStrategien kleiner Labels wie auch großer Brands zeigt, wohin die Reise gehen wird. 20 Zukunftsmarkt Consumer Electronics: Sekundärressourcen nutzen Der jüngste Erfolg des Fairphones macht deutlich: Fair produzierte Produkte haben eine Zukunft, weit über die klassischen Produktkategorien und angestammten Branchen hinaus. Über 9000 Vorbestellungen ermöglichten den Produktionsstart des „ernsthaft coolen Smartphones, das soziale Werte in den Vordergrund stellt“. Die Rohstoffe für dieses Mobiltelefon stammen aus konfliktfreien Regionen der Welt, sichere Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne werden garantiert. Zudem wird mit offener Software und Open Design gearbeitet und das Recycling von Altgeräten gefördert. Auch unsere Umfrage zeigt: Die Deutschen wollen mehr als nur fair gehandelten Kaffee und Bananen. 36 Prozent wünschen sich mehr nachhaltigkeitsorientierte und sozialverträgliche Angebote im Bereich der Elektrogeräte. Während die Meinung vorherrscht, dass es in den Bereichen Lebensmittel und Mode schon heute viele ökosoziale Angebote gibt, besteht im Segment der Consumer Electronics noch großes Potenzial. Die Macht der Masse Fairphone, ein niederländisches Unternehmen der gemeinnützigen Waag Society, ist die Reaktion auf die anhaltend schlechten Bedingungen in den Herstellerfabriken, wie beispielsweise in der chinesischen Elektronikfirma Foxconn, in der Apple produzieren lässt. Massimo Banzi, Gründer und CEO von Arduino, einem führenden Anbieter von Open-Source-Hardware, bringt es auf den Punkt: „Fairphone rührt an einem wichtigen Thema der Elektronikindustrie, über das niemand sprechen will: die Herkunft unserer Produkte.“ Zudem stecken in jedem Mobiltelefon bis zu 30 Metalle und Mineralien, die häufig unter unmensch- Von der Nische zum Mainstream lichen Arbeitsbedingungen in Minen in Krisengebieten abgebaut werden. Dass ein Mobiltelefon nicht zu 100 Prozent fair produziert werden kann, gestehen auch die Macher des Fairphones ein. Doch es geht auch darum, ein großes Zeichen zu setzen: Rund 9000 Vorbestellungen noch vor dem ersten Verkaufsstart zeigen, „dass wir gemeinsam komplexe Lieferketten öffnen und die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden, ändern können“, beschreibt Bas van Abel, Gründer und Geschäftsführer von Fairphone, seine Mission. Altgeräte zu Goldgruben machen Fair wird in Zukunft für Hersteller und Händler auch bedeuten, ein nachhaltiges Ressourcenmanagement zu betreiben. Das heißt konkret, Elektroschrott zu vermeiden, also Elektrogeräte möglichst langlebig zu gestalten, und „Abfall“ als Ressource für Rohstoffe zu nutzen. Für die Consumer-Electronics-Branche bietet sich die Möglichkeit, teure Rohstoffe – die meist unter problematischen Bedingungen abgebaut werden – durch Eintauschaktionen wieder zurückzugewinnen. Wie viele alte Mobiltelefone liegen in Schränken und Schubladen deutscher Haushalte vergraben? Laut dem Branchenverband BITKOM circa 86 Millionen. Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Telefónica O2 starten erste Sammelaktionen und Projekte, um die in Alt-Handys enthaltenen Sekundärrohstoffe zurückzugewinnen. „Wenn der gesamte Elektroschrott in Deutschland recycelt würde, könnten wir den Rohstoffbedarf der Industrie etwa zur Hälfte decken“, erklärt Beate Kummer vom Recycling-Konzern Scholz (zitiert in: Kunze 2012). Hersteller und Händler können somit sprichwörtlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie erhalten auf sozialverträglichem Wege Rohstoffe zurück, die in neuen Produkten wiederverwendet werden können. Zudem schaffen sie Vertrauen bei den Kunden, indem sie Verantwortung für Produkte auch am Ende ihrer Verwendung oder Lebensdauer übernehmen. Das Denken in Wertstoffkreisläufen und Produktlebenszyklen wird sich in den nächsten Jahrzehnten massiv durchsetzen und immer stärker die Businesslogik verändern. Abfälle sind künftig nicht mehr die Endprodukte des ökonomischen Stoffwechsels. Sie werden Teil neuer Wirtschaftskreisläufe und verlängerter Wertschöpfungsketten im Fair Business von morgen. © Fairphone 21 Zukunftsinstitut :: FAIR Zukunftsmarkt Gesundheits- und Pharmabranche: Den offenen Dialog wagen Eine Branche, die weitgehend noch nicht nach dem Fair-Prinzip handelt, entpuppt sich als Zukunftsmarkt: die Welt der Gesundheitsprodukte und Arzneimittel. Ein Großteil der Befragten – 38 Prozent insgesamt und 44 Prozent der FairTrade-Käufer – wünscht sich in dieser Produktkategorie künftig mehr nachhaltigkeitsorientierte und sozialverträgliche Angebote. Damit rangiert die Gesundheitsbranche hinsichtlich eines verstärkten Fair-Trade-Angebots auf Platz drei der Zukunftspräferenzen gleich nach der Modeindustrie. Hier zeigt sich ein klarer Shift in den Kundenbedürfnissen: In Zeiten eines steigenden Gesundheitsbewusstseins reicht es nicht mehr aus, wenn Produkte nur der eigenen Gesundheit und dem persönlichen Wohlbefinden dienen. Herstellung und Handel dürfen künftig nicht auf Kosten von Menschen in anderen Ländern gehen. Gesund und fair lautet die Leitdevise für einen hohen Anteil an Menschen. Zukunftsmärkte des fairen Handels In welchem Produktbereich gibt es Ihrer Meinung nach heute schon viele nachhaltigkeitsorientierte und sozialverträgliche Fair-Trade-Angebote? Und wo würden Sie sich künftig mehr wünschen? Heute bereits 78% 85% Lebensmittel 52% 59% Mode/Kleidung/Textilien Kosmetik und Körperpflege 30% 36% Blumen/Gartenbedarf Spielzeug 21% 27% Gesundheitsprodukte, Arzneimittel 21% 25% 21% 22% Möbel/Einrichtungsartikel 15% 18% Tourismus/Reisen 10% 14% Baustoffe und Heimwerkerbedarf Fair-Trade-Käufer Gesamt 7% 8% Gastronomie 7% 8% Elektrogeräte (Handy, Computer etc.) 7% 8% Versand/Logistik 7% 7% Autos 5% In keinem der genannten Bereiche Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) 22 14% 8% 4% Von der Nische zum Mainstream vorsah. Gesundheitsbewusste Patientenkunden informieren sich heute eigenständig über die Medien und im Web 2.0 über Angebote und Therapiemöglichkeiten und begegnen dem Arzt auf Augenhöhe. Eine Branche mit einer vorgeblich „weißen Weste“ wird von immer besser informierten, selbstbewusst auftretenden Kunden zu mehr Offenheit und zum Dialog gezwungen. Denn im Netz kursieren nicht nur verstärkt Bewertungen von Unternehmen, Ärzten und Kliniken, Mündigere Patienten dank Web 2.0 Im Bereich der Arzneimittel werden – wie bereits in der Lebensmittel- und seit Kurzem in der Modeindustrie – transparente Produktionsbedingungen immer wichtiger. Diesem Bedürfnis geht eine grundlegende Veränderung des Gesundheitsverständnisses voraus (vgl. Zukunftsinstitut 2012). Wir stehen vor einem Umbruch im Gesundheitssystem, das jahrzehntelang Patienten als tapfer Erduldende und Ärzte als Götter in Weiß Zukünftig gerne mehr Lebensmittel Mode/Kleidung/Textilien 36% 42% 23% Kosmetik und Körperpflege Spielzeug 38% 44% 32% 40% 27% 33% 31% Gastronomie 28% 29% 14% Möbel/Einrichtungsartikel Baustoffe und Heimwerkerbedarf 36% 44% 4% Gesundheitsprodukte, Arzneimittel Tourismus/Reisen 27% 34% 23% 47% 54% Blumen/Gartenbedarf 30% 34% 39% 24% 50% 55% Elektrogeräte (Handy, Computer etc.) Versand/Logistik 35% Autos In keinem der genannten Bereiche 23 Zukunftsinstitut :: FAIR sondern auch von Medikamenten und allen möglichen Gesundheitsprodukten. Die Pharmaindustrie kann hohe Preise nicht länger allein mit dem vermeintlich guten Zweck der „Forschung für die Gesundheit der Menschen“ rechtfertigen. Von der Pharmaindustrie bezahlte medizinische Studien, Geschenke an Ärzte, damit diese vermehrt Produkte gewisser Hersteller verschreiben oder häufiger bestimmte Therapieverfahren vorschlagen, all dies scheint an der Tagesordnung. Angesichts nicht nachlassen wollender Korruptionsvorwürfe gelobt die Pharmabranche mit dem Transparenzkodex Besserung: Ab 2016 sollen darin alle Zuwendungen an Ärzte in Deutschland offengelegt werden. Das allein wird jedoch ebenso wenig ausreichen wie nationale Maßnahmen. Von der Patentpolitik zu offener Forschungskommunikation Die medizinische Versorgung mit wirksamen Medikamenten in Entwicklungsund Schwellenländern scheitert oft daran, dass die Präparate durch Patente geschützt und somit für die Patienten dort unbezahlbar sind. Zwar gibt es © emma75, Photocase.de 24 Preisstaffelungen für unterschiedliche Länder und auch Kooperationen von multinationalen Pharmakonzernen mit lokalen Generika-Herstellern, doch letztendlich bietet nur eine konsequente Lockerung bis hin zur Abschaffung des Patentsystems die Voraussetzungen für eine gute Gesundheitsversorgung in diesen Ländern. Dort, wo nicht selten Medikamente für den westlichen Markt von Menschen produziert werden, ohne dass diese bislang eine Chance hätten, im Krankheitsfall selbst davon zu profitieren. „Wir müssen die Forschungskosten von den Medikamentenpreisen entkoppeln“, fordert Oliver Moldenhauer, Sprecher der Organisation Ärzte ohne Grenzen (Miehlke 2013). Kollaborative Projekte zwischen Wissenschaftlern, Privatwirtschaft und Laien bieten eine lukrative und erfolgversprechende Alternative zum Patentwesen und zur Geheimniskrämerei im Forschungsprozess. Das Fair-Prinzip beginnt sich von der Beschränkung auf den Handel abzulösen und findet auch in anderen Bereichen wie der Verquickung von Wissenschaft und Wirtschaft Anwendung. Von der Nische zum Mainstream Wichtige Trends im Fair Business Gut statt Geiz! Fair wird zum neuen Qualitätskriterium Obwohl die Geiz-ist-geil-Ära längst ganz klar vorbei ist, herrscht gerade in Deutschland ein starkes Preisbewusstsein vor. 54 Prozent der Befragten achten beim Einkauf auf möglichst preiswerte Produkte, 46 Prozent geben als Hinderungsgrund für einen häufigeren Kauf an, fair gehandelte Produkte seien ihnen zu teuer, so die Ergebnisse unserer Umfrage. Doch es findet ein sichtbarer Wandel statt: von einer Billig-um-jedenPreis-Mentalität hin zu differenzierten, ausgeprägten Qualitätsansprüchen. Hohe Qualität ist das wichtigste Kriterium beim Einkauf. Preis und Qualität schließen sich aber nicht aus. Die Verbraucheranalyse VuMA 2013 belegt einmal mehr, dass rund 58 Prozent der deutschen Konsumenten eher auf die Qualität als auf den Preis achten. Auch eine aktuelle Studie zur Zukunft der Qualität belegt nicht nur, dass Qualität weiterhin wichtig und wertvoll ist, sondern dass Käufer in nahezu allen Produktsegmenten hauptsächlich auf die Qualität, nicht auf den Preis achten (Zukunftsinstitut 2013a). Laut der NestléStudie 2012, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach, zählen 26 Prozent der Deutschen zur Gruppe der „Quality Eater“: Sie legen sehr hohe Maßstäbe an die Lebensmittelqualität an und sind auch bereit, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben – monatlich circa 20 Euro mehr als der Durchschnitt. Diese Zielgruppe achtet in verstärktem Maße auf soziale Standards (60 Prozent). Letztlich ist für diese qualitätsbewussten Konsumenten die Herkunft der Produkte aus fairem Handel inzwischen ein wichtigerer Fakt (42 Prozent), als dass es sich um Bio-Produkte handelt (32 Prozent). Fair Trade entwickelt sich zum wichtigen Kriterium für Qualität: Für 56 Prozent der Fair-Trade-Käufer ist Fair Trade ein besonderes Qualitätsmerkmal von Produkten (siehe Abbildung S. 17). Der Siegeszug der Kreislaufwirtschaft Collaborative Consumption – der Trend zum gemeinschaftlichen Konsumieren – ebnet den Weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft. Kaufen und Besitzen ist nicht mehr alles: Die Generation junger Menschen besitzt immer seltener ein eigenes Auto – erst recht nicht mehr als Statussymbol –, sondern nutzt Carsharing und Mitfahrgelegenheiten, um von A nach B zu kommen. Sie kaufen sich keinen Akku-Schrauber, sondern leihen ihn sich im Baumarkt. Und den Urlaub verbringen sie nicht im Hotel, sondern sie betreiben rund um den Globus Couchsurfing oder mieten sich in privaten Wohnungen ein. Von Second Hand zum kollaborativen Konsum Diese neue Art des Konsumierens stellt den Handel vor neue Herausforderungen, über die lineare Prozesskette von Produktion, Lieferung und Verkauf hinauszudenken. Vor allem Online-Handelsbörsen wie eBay haben den Wiederverkauf von Produkten salonfähig gemacht. Inzwischen setzt sich mit Re-Use-, Re-Buyoder Re-Commerce- Konzepten ein neues, smartes Verständnis durch, Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, an andere weiterzugeben statt wegzuwerfen. Des einen Staubfänger ist des anderen Lieblingsstück, lautet die Devise. Dies findet über Tauschbörsen oder über privaten Tausch statt, zunehmend aber auch auf professioneller Ebene. Tausch-Events, wie etwa Swap-Partys, auf denen man 25 Zukunftsinstitut :: FAIR gebrauchte, aber noch tragbare Kleidung weitergibt, werden immer populärer. Dabei verschwimmen häufig die Grenzen zwischen Verschenken und Verkaufen (vgl. Zukunftsinstitut 2013b). Vom Recycling zum Upcycling „Produkte müssen so produziert werden, dass deren Bestandteile in biologischen oder technischen Kreisläufen zirkulieren können“, so das Credo von Professor Michael Braungart, dem Erfinder des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Er ist überzeugt, wenn Europa auf echte Kreisläufe setzen würde, könnten jährlich 600 Millionen Euro gespart werden. „Produkt-zuProdukt“ lautet dieses zukunftsweisende Konzept für eine höhere Ressourceneffizienz, das sich langsam, aber sicher immer weiter etabliert. Inspiriert durch das Vorbild der Natur, in der es keine Probleme mit „Abfall“ gibt, steht dahinter die Absicht, hochprofitable Produkte zu entwickeln, die gleichzeitig positive Effekte für Umwelt und Gesundheit haben. Upcycling läutet als Weiterentwicklung des Recycling eine neue Ära in der Abfallverwertung ein: Mit dem Ziel der Müllvermeidung wird Abfall als Material zur Schaffung neuer nützlicher Produkte verwendet. Gerade in der Modebranche setzen inzwischen viele Jungdesigner aufs Upcycling: Scheinbar wertlose, ausgediente Produkte werden in einem Veredlungsprozess aufgewertet und mit einem Hauch von Einzigartigkeit versehen. „Wir haben verlernt, Dinge wertzuschätzen“, sagt der Designer Daniel Kroh, der in seinem Berliner Atelier aus alten Arbeitsuniformen maßgefertigte Kleidung mit Patina schneidert. Ressourceneffizienz wird zu einer Leitdevise im 21 Jahrhundert – und zum wichtigen Faktor eines erweiterten Verständnis- 26 ses von „Fair“. Nur wer mit Ressourcen, zumal mit denen aus fremden Ländern, verantwortlich umgeht und Entwicklungen zur Sekundärrohstoffgewinnung und -weiterverarbeitung vorantreibt, kann sich zu den fairen Playern in einem nachhaltigen Wirtschaftssystem der Zukunft zählen. Emerging Markets: Auf dem Weg in eine neue Weltordnung China, Indien, die Länder Südamerikas, Indonesien, Russland – die Schwellenländer sind längst zu Wirtschaftsgiganten geworden. Sie fordern ihre Rechte und ihre Mitsprache in einer neuen, multipolaren Weltordnung. Wir sind auf dem Weg, ein radikales Machtgefälle, extreme Formen der Arbeitsteilung und die überbordende Massenproduktion langsam hinter uns zu lassen. Die neue Weltordnung kann am Ende auf viele Weise fairer und gerechter sein als die alte. Beschleunigt wird dieser Prozess durch technologische Entwicklungen. Die Verbreitung von Mobiltelefonen und der Zugang zum Internet sowie die daraus resultierende globale Vernetzung setzen der exzessiven Einseitigkeit der Globalisierung ein Ende. Neues Bewusstsein in den Herstellerländern Asien startet, mit China an der Front, die nächste Runde der Globalisierung. Glaubt man Wissenschaftlern wie Joseph Nye, stammt inzwischen mehr als die Hälfte aller Produkte aus Asien – Tendenz stark steigend. Doch längst ist es nicht mehr nur eine reine Billigproduktions-Philosophie, die diese Länder voranbringt. Die Löhne in China steigen rapide, nicht zuletzt weil die chinesische Regierung das Konzept der „Werkbank der Welt“ überwinden möchte. Weitere Länder in Südostasien befinden sich im Umbruch, Von der Nische zum Mainstream Die neue Rangfolge der multipolaren Weltordnung Bruttoinlandsprodukt (in Billionen Dollar) in 2011 und in 2030 2011 USA 15 2030 32 China China 7 23 USA Japan 6 8 Deutschland Indien Brasilien >8 Billionen Dollar Frankreich Japan 4-7 Billionen Dollar Brasilien Russland 2-4 Billionen Dollar Großbritannien 1-2 Billionen Dollar < 1 Billionen Dollar Italien Russland Deutschland Frankreich Großbritannien Indien Mexiko Kanada Italien Mexiko Indonesien Südkorea Indonesien Türkei Kanada Türkei Südkorea Quelle: Weltbank 2012; Prognose: Goldman Sachs da die Menschen dort nicht mehr bereit sind, für Billiglöhne und unter katastrophalen Bedingungen zu arbeiten. Laut Ou Virak, Präsident des Menschenrechtszentrums von Kambodscha, fürchtet die Regierung seines Landes soziale Unruhen und eine Entwicklung wie den Arabischen Frühling. China und Thailand gelten inzwischen häufig als zu teuer. Länder wie Bangladesch oder Kambodscha als zu unsicher angesichts von Negativschlagzeilen, aber auch durch anhaltende Arbeiterstreiks und Proteste. Multinationale Konzerne suchen nach neuen Standorten für die Billigproduktion – doch die Fabriken in den Nachbarländern sind bereits ausgelastet. Da die Schwellenländer nun selbst mit Innovationsprozessen beginnen, werden extreme Ausbeutungsstrategien weniger lukrativ. Das erzwingt auf Dauer echte Kooperationen. Oder es treibt Konkurrenzprozesse über den ganzen Planeten. Auch das belebt die globale Wirtschaft. Wenn auf lange Sicht Produzenten in einstigen Billiglohnländern auswählen können, mit welchen europäischen oder US-amerikanischen Konzernen sie zusammenarbeiten, verändert das die Weltwirtschaft und schafft die Bedingungen für eine gleichwertige Partnerschaft zwischen Herstellern und Abnehmern. 27 Zukunftsinstitut :: FAIR Regionale Wertschöpfung: Urban Manufacturing Infolge der Verschiebung zu einer multipolaren Weltordnung müssen die ökonomischen Player neue Strategien entwickeln, um Wertschöpfungsprozesse weiterhin effizient zu gestalten. „Glokalisierung“ wird zur möglichen Lösung: die Verbindung von Globalisierung und Regionalisierung, indem Businessstrategien das Beste aus beiden Welten vereinen. Mit dem Stichwort Placeness bekommt das Motto „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ eine neue, wirtschaftliche Komponente. Denn wenn nicht mehr in fernen Ländern zu Spottpreisen produziert werden kann, wird der Ort zum entscheidenden Faktor. Regionale Wirtschaftskreisläufe gewinnen mit steigenden Aufwendungen für Transport, Recycling wertvoller Rohstoffe und die Ausbildung der richtigen Talente wieder an Bedeutung. Denn mit einem weiter steigenden Ölpreis werden die ökologischen Kosten einer global dezentralisierten Produktion eingepreist. Die Produktion näher an den Ort des Konsums zurückzuholen rechnet sich wieder. 28 Dieser Trend lässt sich im Bereich der Lebensmittelindustrie schon in einer verstärkten Nachfrage nach regional produzierten Produkten erkennen. Ein verstärktes Lokal-Bewusstsein der Konsumenten bietet auch dem Handwerk wieder eine Chance, an seinen Ursprungsort zurückzukehren: in die Stadt. Somit erleben Städte nicht nur eine Renaissance als Wohnraum, sondern auch als Ort der Handwerkskunst und Produktion: im Urban Manufacturing. Ob Lifestyle-Objekte, Bekleidung oder Möbel – Manufakturen in der Stadt produzieren hochwertige, design-orientierte Produkte. Sie sind die Pioniere, die die städtischen Räume als Produktionsstandort zurückerobern. Zwei entscheidende Faktoren bestimmen dabei die Wahl des Standortes. Zum einen die Nähe zum Konsumenten. Denn gerade in den Städten leben jene, die diese Produkte begehren und wertschätzen. Und zum anderen ermöglicht die urbane Lage, die Ressourcen bestimmter aufwändiger Herstellungsverfahren mit anderen Akteuren zu teilen. Das hält die Kosten im Zaum und bietet doch volle Kontrolle über die Fertigung. Fair bedeutet in Zukunft somit nicht nur, Standards in Herstellerländern zu garantieren, sondern auch, soweit es möglich ist, regional zu fertigen und Transportwege kurz zu halten. Von der Nische zum Mainstream Faire Kommunikation: Neue Wege zum Kunden Eine Herausforderung für den künftigen Erfolg von Fair Trade liegt in einer klugen Kundenansprache und im Erschließen neuer Vertriebswege. Konsumenten bewegen sich verstärkt im Internet und kaufen auch dort ein. Die Ergebnisse einer Studie des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels belegen: Der interaktive Handel verzeichnete 2012 mit 39,3 Milliarden Euro in Deutschland einen Rekordumsatz. Davon macht der E-Commerce 70 Prozent des Branchenumsatzes aus. Von 2011 auf 2012 stieg der Umsatz im Online-Handel um 5,9 Milliarden Euro auf 27,6 Milliarden Euro. „E-Commerce ist für die Konsumenten längst ein alltägliches und sicheres Geschäft“, erklärt Thomas Lipke, Präsident des bvh. Fair und Always on: Neue Vertriebswege nutzen Der Online-Handel spielt auch für den Vertrieb von fairen Produkten und Dienstleistungen eine wichtige Rolle. Während fast drei Viertel der befragten Fair-TradeKäufer entsprechende Produkte im Supermarkt kaufen und 43 Prozent auf das faire Angebot im Discounter zugreifen, nutzen heute erst knapp ein Viertel der Käufer Online-Shops zum Kauf von FairTrade-Artikeln. Dass dieser geringe Anteil sich nicht einer E-Commerce-Müdigkeit seitens der Konsumenten verschuldet, zeigt der Wunsch von 41 Prozent der Käufer fair gehandelter Waren, diese künftig auch online erstehen zu können. Der faire Online-Handel bietet enormes Potenzial für die Anbieter von fair gehandelten Produkten. Die Möglichkeiten sind groß: sei es mit einem eigenen Online-Shop, der Präsentation auf einem an Nachhaltigkeit orientierten Marktplatz wie beispielsweise dem Avocado-Store oder einem Händlerprofil bei den großen Plattformen des E-Commerce. Schon heute findet sich in der Kategorie der Lebensmittel und Getränke bei Amazon die Produkteigenschaft „Bio & Fairtrade“. Da scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Auswahlkriterium auf alle Produkte des Weltmarktführers des Handels im Internet anwendbar ist. Storytelling schafft Produktaura Wir befinden uns mitten in einem Paradigmenwechsel im Konsum: von den Nachfrage- zu den Sinnmärkten. Kunden suchen im Zeitalter des Massenkonsums nach einer Produktaura. Diese kann durch die Transparenz des Herstellungsprozesses, durch Handgemachtes, Unikate oder authentische Kommunikation ermöglicht werden. Es gilt, den Fair-Aspekt ökosozialkorrekter Produkte nicht nur zu betonen, sondern ihn letztendlich in sämtlichen Branchen zum Alleinstellungsmerkmal zu machen. Was die Wirtschaftskrise verdeutlicht: Die Nachfrage nach ethischen Konsumgütern weist nichtsdestotrotz relativ geringe Schwankungen auf. Denn gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist Sinnstiftung – auch und gerade im Konsum – ein besonders wichtiger Weg zur persönlichen Zufriedenheit. Konsumenten sind nicht auf der Suche nach dem radikal besten Preis, sondern fordern eine neue Beziehungsqualität zwischen Verbrauchern, Produkt und Herstellern. „Märkte sind Gespräche“, beschworen es schon Ende der 1990er-Jahre die Autoren des Cluetrain-Manifests und beschrieben damit das Grundmuster des Internetzeitalters. Denn was wären Soziale Netzwerke ohne die Kommunikation der Nutzer? Die Vermarktung von Produkten insgesamt kann vom Dialog-Prinzip profitieren. Denn Geschichten sind die soziale Währung der Welt. Während sich Unternehmen 29 Zukunftsinstitut :: FAIR Großes Potenzial im Online-Handel Wo Konsumenten heute bereits Fair-Trade-Produkte kaufen und wo sie in Zukunft gern mehr Fair-Trade-Produkte kaufen würden Gesamt Fair-TradeKäufer Gesamt Fair-TradeKäufer Supermärkte 57% 73% 57% 67% Discounter (z.B. Aldi, Lidl, Netto) 34% 43% 51% 60% Weltläden 22% 35% 15% 22% Fachmärkte 18% 27% 28% 36% Online-Shops (z.B. Amazon) 17% 24% 34% 41% Warenhäuser 16% 23% 35% 45% Großhandel/Großeinkauf 5% 8% 16% 21% Gastronomie 3% 4% 16% 22% Reiseportale 1% 2% 11% 15% Sonstige/woanders 4% 6% 6% 7% heute bereits zukünftig gern mehr Quelle: Zukunftsinstitut; Basis: Deutsche Bevölkerung ab 16 Jahren (n=1018) wie Apple, Ikea oder Abercrombie & Fitch eine ausschweifende, mehr oder weniger glaubwürdige Story um ihre Marke herum künstlich aufgebaut haben, haben fair gehandelte Produkte von sich aus schon eine Geschichte hinter sich. Konsumenten wollen keine Marketing-Märchen hören, deren Fassade beim näheren Betrachten starke Kratzer aufweist. Sie wollen ehrliche Geschichten, die dann auch ein märchenhaftes Happy End haben dürfen. Generation Fairness „Die junge Generation ist besser als ihr Ruf“, ist Professor Gerd Michelsen, Leiter des Instituts für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg, überzeugt. Im Nachhaltigkeitsbarometer, das er gemeinsam mit Greenpeace 2012 veröffentlichte, wird klar, dass das Umweltbewusstsein längst zum Mainstream bei Jugendlichen geworden ist. Nur 20 Prozent der 15- bis 24-Jährigen lehnen Aspekte der Nachhaltigkeit generell ab. 80 Prozent stehen dem Thema positiv gegenüber. Bislang gibt es allerdings ein großes Gefälle in der Einstellung gegenüber Nachhaltigkeit hinsichtlich des Bildungsniveaus: Junge Menschen mit höherem Bildungshintergrund und sozialem Status interessieren sich stärker für Umweltthemen. Aus diesem Grund sollte 30 Nachhaltigkeit in den Lehrplan aller Schulen aufgenommen werden. Bisher sagen 40 Prozent der befragten Jugendlichen, sie seien schon mit Nachhaltigkeitsfragen im Unterricht in Berührung gekommen. Und es macht ihnen sogar Spaß: Zwei Drittel sind überzeugt, sie könnten das Gelernte auch außerhalb der Schule gut anwenden. Zwar motiviert das Wissen um Umweltprobleme und Nachhaltigkeitsstrategien junge Menschen nicht zwangsläufig zum aktiven, bewussten Handeln, immerhin knapp 40 Prozent lassen sich allerdings zu potenziellen Veränderern zählen. Gerade bei Jugendlichen zeigt sich die Zerrissenheit des Verbrauchers von heute: Obwohl sie zum Beispiel um die Arbeitsbedingungen in Kleiderfabriken wissen, kaufen sie doch häufig Produkte, die unter genau diesen Bedingungen hergestellt werden. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Ökologie ist bei der jungen Generation angekommen. Das Entscheidende wird sein, sie mit einem erweiterten Angebot an fair gehandelten Produkten auch abzuholen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Big Player der Modebranche im großen Stil auf fair gehandelte Textilien setzt und so den Weg ebnet, damit sich das Fair-Prinzip weiter in der Handelslandschaft verankert. Von der Nische zum Mainstream Fazit Klimawandel – klar kenne ich, da müssten die Regierungen der Welt endlich mal handeln. Fleischskandal – ekelhaft, was uns zugemutet wird. Fabrikeinsturz in Bangladesch – die armen Menschen, für die müsste man mal etwas tun. Claudia Langer, die Gründerin der Online-Plattform Utopia, hatte die Nase voll von dieser Man-müsste-mal-Einstellung und schrieb ein erbittertes Buch darüber. Sie rechnete vor allem mit den LOHAS ab, für die Nachhaltigkeit „sexy as hell“ sein müsste. Aber auch mit jedem, der sein Umweltbewusstsein und Empörung über unfaire, asoziale Zustände zwar zum Ausdruck bringt – aber letztlich anders handelt. „Rückkehr zum erhobenen Zeigefinger“, titelte treffend die taz in einer Buchkritik (vgl. Messmer 2012). Doch es ist weniger eine Rückkehr als ein neuer Aufbruch. Wir wollen weder zur ideologischen Konsumkritik der Ökos zurück, noch die Hipness der LOHAS idealisieren. „Denn trotz aller Zerrissenheit dieses komischen Wesens Konsument, trotz all seiner Widersprüchlichkeit, seines Phlegmas und seiner Tendenz, so gern den bequemeren Weg einzuschlagen, haben Globalisierung und Digitalisierung ihm doch eine ganz besondere Waffe in die Hand gegeben“, bringt es der „Spiegel“ auf den Punkt (Amann u.a. 2013). Nämlich die Macht der Masse. Es ist schlichtweg einfacher und bequemer – aber unter Umständen wesentlich wirkungsvoller –, einen Tweet zu posten oder ein Foto hochzuladen, als sich an Bahnschienen zu ketten. Unternehmen fürchten sich heutzutage mehr vor einem unkontrollierbaren Shitstorm im Netz als vor einem Kundenboykott. Vielleicht ist es genau diese Furcht vor den allmächtigen, unberechenbaren Konsumenten, die den Hebel für eine faire, soziale und ökologisch-korrekte Weltwirtschaft umlegt. Die Weichen für eine nachhaltigere, fairere Zukunftsgesellschaft sind jedenfalls gestellt. 31 Zukunftsinstitut :: FAIR Zusammenfassung Entwicklung Fairer Handel • Fair Trade wird die gleiche Entwicklung erleben wie Bio. Das Fair-Prinzip weitet sich auf alle Produktkategorien und Dienstleistungen aus. • 87 Prozent der deutschen Verbraucher kennen Produkte aus Fairem Handel. 54 Prozent der über 16-Jährigen kaufen zumindest gelegentlich Fair-Trade-Produkte, können folglich zum großen Kreis der Käufer von ökosozialen Produkten gerechnet werden. Jeder Achte (12 Prozent) kauft sogar regelmäßig oder so oft es geht fair gehandelte Waren. • Fair Trade wird zum wichtigen Kriterium für Qualität: Für 56 Prozent der FairTrade-Käufer ist Fair Trade ein besonderes Qualitätsmerkmal von Produkten. Auswirkungen auf Unternehmen • Fair wird zum Management-Prinzip und zur Business-Strategie. • Es entwickelt sich ein neuer Unternehmenstypus, in dem soziales und ökologisches Engagement von der Marketingabteilung ins Zentrum der Wertschöpfungskette wandert. • Unterm Strich zählen gleichberechtigt die drei P’s: Profit, People und Planet. Wirtschaftliche Aspekte des Fairen Handels • Wachstum wird künftig aus einer neuen Mischung von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement generiert. • Die Chancen der Globalisierung liegen in gleichberechtigten – fairen – Partnerschaften und einem verstärkten Wissenstransfer in alle Richtungen. • Fair bedeutet in Zukunft nicht nur, Standards in Herstellerländern zu garantieren, sondern auch, soweit es möglich ist, regional zu fertigen und Transportwege kurz zu halten (Stichwort Glokalisierung). • Knapp 82 Prozent der Verbraucher sind bereit, mehr Geld für fair gehandelte Angebote zu zahlen. Unter den Käufern von Fair-Trade-Produkten liegt die Aufpreisbereitschaft sogar bei fast 94 Prozent. • Eine Herausforderung für den künftigen Erfolg von Fair Trade liegt in einer authentischen Kundenansprache und im Erschließen neuer Vertriebswege. „Storytelling“ rund um faire Produkte • Herkunft wird zum wichtigen Verkaufsargument und neuen Qualitätskriterium. • Geschichten sind die soziale Währung der Welt. Storytelling rund um Fair-TradeProdukte und -Marken kann zur Steigerung der wahrgenommenen Qualität beitragen. Eine Aufpreisbereitschaft der Kunden für eine authentische Produktkommunikation und für Qualität ist vorhanden. Bedeutung von Zertifizierungen • Zertifizierungssysteme sind der wichtigste Katalysator, um Transparenz im Handel zu erzeugen. • Deutsche Verbraucher bringen den Zertifizierungssystemen großes Vertrauen entgegen. • Herkunft, Nachhaltigkeit, Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards, transparente Herstellungsprozesse etc. – all das hat Top-Priorität bei Fair-Trade-Käufern. 32 Von der Nische zum Mainstream • Das Fair-Trade-Label liegt mit einem Bekanntheitsgrad von 64 Prozent im Ranking der Umwelt-, Sozialverträglichkeits- und Nachhaltigkeitssiegel an sechster Stelle, gleich nach den bekannten deutschen Verbraucherschutzinstitutionen der Stiftung Warentest und dem Verbrauchermagazin Öko-Test. Die Kennzeichnung der Fair Wear Foundation (faire Kleidung) und das PEFC-Label (nachhaltige Waldbewirtschaftung) kennen nur wenige (je 6 Prozent). • Das Fair-Trade-Label genießt zudem ein hohes Vertrauen (84 Prozent) bei den Konsumenten. • Unklare Kommunikation und ein unübersichtliches Angebot sind die ausschlaggebenden Gründe, die Menschen davon abhalten, häufiger oder überhaupt FairTrade-Produkte zu kaufen: Für 59 Prozent der Befragten ist oft nicht klar, was sich hinter den Siegeln verbirgt. 53 Prozent geben mangelnde Information über Ziel und Nutzen der fair gehandelten Produkte als Hinderungsgrund für einen häufigeren Kauf an. Der Konsumententypus • Ein neuer, kritischer Konsumententypus ist sich seiner Macht in der vernetzten Welt bewusst. – Und setzt sie spätestens dann ein, wenn Produkte eine Gefahr für die Gesundheit darstellen können: Der gesundheitliche Mehrwert von Produkten ist für 70 Prozent der Deutschen beim Einkaufen wichtig. • 69 Prozent der Befragten wollen wissen, woher Produkte stammen. Ebenso viele wünschen sich eine authentische und ehrliche Kommunikation seitens der Unternehmen. Für zwei Drittel der Befragten sind transparente Herstellungsbedingungen wichtig. • Der Conscious Consumer setzt seine „Verbraucher-Macht“ strategisch ein, um mit seiner Kaufentscheidung und seinem Handeln globale Konzerne zum Umdenken zu bewegen. Potenzial faire Textilien und Elektrogeräte/Ressourcenschonung • Knapp die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) wünschen sich mehr nachhaltig und sozialverträglich produzierte Waren im Bereich der Textil- und Modeindustrie. • Wo und unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden, ist für 82 Prozent der Deutschen wichtig. • Jährlich landen allein in deutschen Haushalten über 100.000 Tonnen Textilien und Bekleidung im Müll. • Fair wird in Zukunft für Hersteller und Händler auch bedeuten, ein nachhaltiges Ressourcenmanagement zu betreiben. • Mit Re-Use-, Re-Buy- oder Re-Commerce-Konzepten setzt sich ein neues, smartes Verständnis durch, Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, an andere weiterzugeben statt wegzuwerfen. • Viele Jungdesigner setzen aufs Upcycling und hauchen Alt-Textilien neues Leben ein. • 36 Prozent der Befragten wünschen sich mehr nachhaltigkeitsorientierte und sozialverträgliche Angebote im Bereich der Elektrogeräte. Während die Meinung vorherrscht, dass es in den Bereichen Lebensmittel und Mode schon heute viele ökosoziale Angebote gibt, besteht im Segment der Consumer Electronics noch großes Potenzial. „Fair Generation“ • Das Umweltbewusstsein ist längst zum Mainstream bei Jugendlichen geworden. 80 Prozent der 15- bis 24-Jährigen stehen dem Thema Nachhaltigkeit positiv gegenüber. Das Entscheidende wird sein, sie mit einem erweiterten Angebot an fair gehandelten Produkten abzuholen. 33 Zukunftsinstitut :: FAIR Quellenverzeichnis Amann, S./Dohmen, F./Hawranek, D./Klawitter, N./Nezik, A.-K./Schiessl, M./Tietz, J./ Tuma, T.: Fair ist schwer. In: Der Spiegel, 09/2013 Blanchard, T.: Bruno Pieters‘s Honest By. The only way is ethics. In: Telegraph.co.uk, 09.03.2013 Bundesverband des Deutschen Versandhandels e.V. (bvh) (2013): Interaktiver Handel in Deutschland 2012 Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ): Leitthesen für Qualität in Deutschland. 2012 Eberle, U./Spiller, A./Becker, T./Heißenhuber, A./Leonhäuser, I.-U./Sundrum, A.: Politikstrategie Food Labelling. Gemeinsame Stellungnahme der Wissenschaftlichen Beiräte für Verbraucher- und Ernährungspolitik und Agrarpolitik beim BMELV. 2011 Europäische Kommission: Spezial Eurobarometer 389. 2012 Fair Trade International: For Producers, with Producers. Annual Report 2011-12. 2012 Grunenberg, H./Küster, K./Rode, H.: Greenpeace Nachhaltigkeitsbarometer – Was bewegt die Jugend? Zusammenfassung. 2012 Kunze, A.: Der verlorene Schatz. In: Die Zeit, 20/2012 Langer, C.: Die Generation Man müsste mal. Eine Streitschrift. 2012 Messmer, S.: Rückkehr zum erhobenen Zeigefinger. In: taz, 29.09.2012 Meyer-Höfer, M.v./Spiller, A.: Anforderungen an eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft. Die Rolle des Konsumenten. In: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (Hg.): Steuerungsinstrumente für eine nachhaltige Landund Ernährungswirtschaft. Stand und Perspektiven. 2013, S. 7-15 Michaelsen, S.: „Kauft weniger!“ Interview mit Vivienne Westwood, In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 8/2012 Mielke, J.: Arzneimittel bezahlbar machen. In: Der Tagesspiegel, 04.04.2013 Nestlé Deutschland AG: Nestlé Studie 2012: Das is(s)t Qualität. 2012 Nielsen: The Global, Socially-Conscious Consumer. 2012 Statistisches Bundesamt: Ergebnisbericht Umwelt. Erhebung über Haushaltsabfälle 2011. 2013 VuMa Verbrauchs- und Medienanalyse: Was konsumierst Du? Basisinformationen für fundierte Mediaentscheidungen. 2013 Zukunftsinstitut: Die Zukunft der Qualität. Neue Maßstäbe für Produkte, Prozesse und Unternehmen. 2013a Zukunftsinstitut (Hg.): Sales Trends. Strategien für den erfolgreichen Handel von morgen. 2013b Zukunftsinstitut (Hg.): Healthness. Die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit. 2012 Zukunftsinstitut (Hg.): Sinnmärkte. Der Wertewandel in den Konsumwelten. 2009 34 LEBENSMITTEL ETHISCHE GELDANLAGEN MITFAHREN/MOBILITÄT DIENSTLEISTUNG NACHHALTIGER TOURISMUS L TEXTILIEN IT MÖBE SCHUNG/WEITERBILDUNG BILDUNG/FOR FRIEN DS KUNSTHANDWERK DESIGN ACCESSOIRES/SCHMUCK NATURKOSMETIK FAIRER HANDE L RECYCLING/UPCYCLING LEIH-/ TAUSCHBÖRSEN GEMEINSCHAFTLICHER KONSUM Kurzcharakteristik Die FAIR TRADE & FRIENDS ist die zukunftsweisende Messe zum fairen Handel und greift aktuelle und neue Themen auf, die im gesellschaftlichen Trend liegen und zu einem nachhaltigen Lebensstil genauso gehören wie der Faire Handel. Als Deutschlands größte Messe für den Fairen Handel bietet sie Ausstellern eine internationale Plattform, die den Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren, Fach- wie auch Endverbrauchern fördert. Neben dem klassischen Fairen Handel präsentiert die Messe auch andere Ansätze eines ökologisch und sozial verantwortlichen Konsums. Besucherzielgruppe der FAIR TRADE & FRIENDS sind all diejenigen, die sich für fair gehandelte und nachhaltige Produkte interessieren und sich über Zukunftstrends in diesem Sektor informieren möchten; das betrifft Fachleute und Einkäufer für den Fach-, Einzelund Großhandel, die Gastronomie und Institutionen ebenso wie öffentliche Beschaffer und Endverbraucher. Wachsende Besucher- und Ausstellerzahlen Auf der FA!R2012 waren 121 Aussteller aus 16 Ländern vertreten. Auch die Besucherzahl überzeugte. Rund 3.200 Menschen kamen zur Messe – 28 Prozent mehr als 2011. Starke Kaufkraft Die Besucher gaben auf der Messe durchschnittlich 257 Euro pro Kopf aus. 79,1 Prozent des Publikums haben auf der FA!R 2012 etwas gekauft oder bestellt. Hierdurch wurden auf der Messe 650.000 Euro umgesetzt. Angebotsspektrum Die Angebotsschwerpunkte der FAIR TRADE & FRIENDS liegen in den Produktsegmenten Textilien, Accessoires, Lebensmittel, Getränke, Kosmetik, Schmuck, Kunsthandwerk, Haushaltswaren, faires Geld und sozialgerechter Tourismus. Neu hinzukommen in diesem Jahr zahlreiche Produkte aus dem Bereich Recycling / Upcycling sowie vielschichtige Angebote gemeinschaftlichen Konsums. LEBENSMITTEL ETHISCHE GELDANLAGEN MITFAHREN/MOBILITÄT DIENSTLEISTUNG NACHHALTIGER TOURISMUS L TEXTILIEN IT MÖBE SCHUNG/WEITERBILDUNG BILDUNG/FOR FRIEN DS KUNSTHANDWERK DESIGN ACCESSOIRES/SCHMUCK NATURKOSMETIK FAIRER HANDE L RECYCLING/UPCYCLING LEIH-/ TAUSCHBÖRSEN GEMEINSCHAFTLICHER KONSUM Events / Sonderpräsentationen Fachforen, Partnerkontinent Asien, Young Fashion Area, Science-Bereich, Networking Areas, Infoshops, Preisverleihung des FA!R-Handelspreis 2013, Modenschauen und B2BBereich Veranstalter, Durchführung: Westfalenhallen Dortmund GmbH · Strobelallee 45 · 44139 Dortmund Ansprechpartner FAIR TRADE & FRIENDS: Dr. Inge Scholz Telefon 0231 / 12 04-1343 Fax 0231/ 12 04-678 E-Mail [email protected] Tina Specht Telefon 0231 / 12 04-1344 Fax 0231 / 12 04-678 E-Mail [email protected] Ort: Messe Westfalenhallen Dortmund, Hallen 2, 2N + 3A Öffnungszeiten: 06. + 07. September 2013: 10 – 18 Uhr 08. September 2013: 10 – 17 Uhr Ideeller Träger Förderer L E T IT M S N E B E L ILITÄT ETHISCHE GELDANLAGEN MITFAHREN/MOB DIENSTLEISTUNG NACHHALTIGER TOURISMUS TEXTILIEN IT MÖBEL HUNG/WEITERBILDUNG BILDUNG/FORSC KUNS N DERSK IE FR THANDW DESIGN ACCESSOIRES/SCHMUCK NATURKOSMETIK FA IR ER H A N D EL RECYCLING/UPCYCLING LEIH-/ TAUSCHBÖRSEN aus 100 % Altpapier GEMEINSCHAFTLICHER KONSUM Ideeller Träger Förderer Partner FAIR TRADE & FRIENDS HANDELSPREIS Jetzt online Tickets sichern!