Michael Wolter Predigt über Joh 1,1–14 im Universitätsgottesdienst

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Michael Wolter Predigt über Joh 1,1–14 im Universitätsgottesdienst
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Michael Wolter
Predigt über Joh 1,1–14 im Universitätsgottesdienst
in der Bonner Schlosskirche am 21.Dezember 2008 (4. Advent)
Gnade sei mit euch und Friede
von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Lenken wir am 4. Advent des Jahres 2008 unseren Blick zurück in das
Jahr 1830.
Das war ein ereignisreiches Jahr.
In Frankreich gab es die Julirevolution.
Das Königreich Belgien hat die Unabhängigkeit von den Niederlanden
erlangt.
Und in Deutschland hat Pastor Claus Harms aus Kiel den ersten Band
seiner „Pastoraltheologie“ veröffentlicht.
Der gesamte Titel lautete: „Pastoraltheologie. In Reden an Theologiestudirende“
Der erste Band hieß „Der Prediger“.
Hier versucht Claus Harms den „Theologiestudirenden“ beizubringen,
wie eine Predigt sein soll.
Damit die – die „Studirenden“ – sich das leichter merken können, hat
Harms ihnen eine Eselsbrücke gebaut.
Sie müssten sich nur an das dreifache „W“ halten:
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Eine Predigt müsse erstens „wahr“ sein.
Außerdem müsse eine Predigt – zweitens – „würdig“ sein.
Und schließlich: eine Predigt müsse drittens – das raten Sie nie –
„würzig“ sein.
„Wahr“, „würdig“ und „würzig“ – das sind die drei Predigt-Ws von
Claus Harms.
Seither hat man immer mal wieder darüber nachgedacht,
ob es nicht sinnvoll wäre, diese Reihe noch zu erweitern.
Durch ein viertes W.
Man könnte z.B. darüber nachdenken, ob eine Predigt auch „wichtig“
sein sollte. Aber das versteht sich wohl von selbst.
Nicht von selbst versteht sich, dass eine Predigt auch „witzig“ sein
kann.
„Wahr“, „würdig“, „würzig“ – – und „witzig“.
Daraus könnte man viel machen.
Vor allem unter der Überschrift „Johannes der Medjenexperte“ hätte
ich da viele gute Ideen zu bieten.
Nicht nur schwache Kalauer.
Das Problem ist nur:
Es gibt in der Bibel Texte, da geht das nicht so gut mit den Witzen.
Denn da geht es um das große Ganze.
Um die großen Menschheitsfragen.
Da ist der Text größer als wir alle zusammen,
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und Witze sind da irgendwie unpassend.
Für solche Texte braucht man ein anderes W.
Vielleicht „wuchtig“.
Oder: „weihnachtlich“.
So ist das auch beim Predigttext von heute.
Er steht im ersten Kapitel des Johannesevangeliums, Vers 1–14. Es
handelt sich um den Prolog zum ganzen Evangelium. Mit Hilfe dieser
Verse will der Autor des Evangeliums seinen Lesern erklären, was es
mit Jesus auf sich hat.
Ich lese den Text in einer Übersetzung, die ich selbst gemacht habe.
Ich habe versucht, das griechische Original möglichst genau wiederzugeben.
„Am Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und Gott war das Wort.
Das war am Anfang bei Gott.
Alles ist durch es entstanden,
und ohne es entstand nicht eines von dem, was besteht.
In ihm war Leben.
Und das Leben war das Licht der Menschen.
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Und das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat es nicht überwältigt.
Es wurde ein Mensch,
gesandt von Gott.
Sein Name war Johannes.
Der kam zum Zeugnis,
um Zeugnis zu geben für das Licht,
damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht das Licht,
sondern er sollte Zeugnis geben von dem Licht.
Es (das Wort) war das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet,
der in die Welt kommt.
In der Welt war es,
und die Welt ist durch es entstanden,
und die Welt erkannte es nicht.
In das Seine kam es,
doch die Seinen nahmen es nicht auf.
Die es aber aufnahmen –
denen hat es das Recht gegeben,
Kinder Gottes zu werden –
denen, die an seinen Namen glauben,
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die nicht aus Blut,
und nicht aus dem Willen des Fleisches
und nicht aus dem Willen eines Mannes,
sondern aus Gott geboren wurden.
Denn das Wort ist Fleisch geworden,
und es hat unter uns Wohnung genommen.
Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen –
eine Herrlichkeit wie des Einziggeborenen vom Vater,
voll Gnade und Wahrheit.“
––––––––––––
Mit diesen Worten beginnt das Johannesevangelium.
Wie fern ist da die Idylle der Weihnachtskrippen
und der Kerzen, die sie in ein schummeriges und heimeliges Licht tauchen.
Johannes zeigt uns nicht die Welt der kleinen Leute:
– nicht Josef und Maria;
– nicht das drollige Bild von dem Säugling in der Futterkrippe, den sie
dort ablegen mussten, weil es anderswo keinen Platz für ihn gab;
– und auch nicht die Hirten auf dem Feld, die in der Nacht auf ihre
Schafe aufpassen müssen.
– Auch von den drei Weisen aus dem Morgenland, die gekommen
sind, um dem Neugeborenen zu huldigen, ist weit und breit nichts zu
sehen.
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Und wir hören im Hintergrund auch nicht die schönen und vertrauten Weihnachtslieder, die:
„Ihr Kinderlein kommet“ oder „Ich steh’ an deiner Krippen hier ...“
oder „Stille Nacht“.
Die Lieder, in denen wir selbst vorkommen,
die wir beim Singen miterleben, als wären wir dabei gewesen.
Stattdessen hören wir die großen Menschheits-Worte:
– Von „Gott“ und seinem „Wort“ hören wir, von „Leben“ und „Licht“
– ja sogar vom „wahren Licht“–, von der „Welt“, von „Herrlichkeit“
und von „Gnade“ und „Wahrheit“.
Das sind keine Krippenfiguren.
Und ich habe auch keine Ahnung, wie man „Leben“ und „wahres
Licht“, oder „Herrlichkeit“ oder „Gnade und Wahrheit“ in einem
Krippenspiel darstellen könnte.
Dass hier ein ganz anderes Spiel gespielt wird, sagen uns schon die
beiden Worte, mit denen unser Text beginnt, die beiden ersten Worte:
„Am Anfang“.
Denn diese beiden Worte sind ein Zitat.
Sie sagen uns, wo wir nachgucken müssen, wenn wir wissen wollen,
wie das mit Weihnachten ist:
„am Anfang“:
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe;
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und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: ‚Es werde Licht!‘
Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis
und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.
Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“
Der erste Schöpfungstag.
Von dieser Qualität ist auch der Tag der Weihnacht.
Beide Tage befinden sich auf ein und derselben Augenhöhe.
Darum geht es auch hier wie dort um Licht und Finsternis:
Am ersten Schöpfungstag erschuf Gott das Licht und mit ihm erschuf
er die Zeit.
Gott unterbrach die Finsternis durch das Licht und führte den täglichen Wechsel von Finsternis und Licht ein.
Dieser Wechsel macht, dass ein Tag auf den anderen folgt.
Und so ähnlich ist es im Jahreslauf auch mit unserem Weihnachtsfest:
Die Alte Kirche hat es zum Fest der Wintersonnenwende gemacht.
Es ist an die Stelle des Festes von Jupiter, dem unbesiegten Sonnengott
getreten:
wenn die Finsternis wieder dem Licht zu weichen beginnt und die Tage wieder anfangen, länger zu werden und die Nächte kürzer.
Mit Weihnachten ist das darum so ähnlich wie mit dem ersten Schöpfungstag. Wenn die Finsternis weicht und das Licht kommt.
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Aber das ist noch zuwenig, denn Johannes will viel mehr.
„Am Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und Gott war das Wort.
Das war am Anfang bei Gott.“
Johannes geht noch vor den ersten Schöpfungstag zurück.
Die Geschichte der Weihnacht beginnt für ihn nicht am ersten Schöpfungstag, sondern davor.
Vor der Schöpfung gibt es bei ihm so etwas wie ein Vorspiel im Himmel.
In einer Zeit, in der es weder Finsternis gibt noch Licht. Und auch die
Zeit gibt es natürlich noch nicht.
Es gibt nicht die Erde, und auch nicht die wüste und leere Tiefe.
Es gibt nur Gott. Gott und sein Wort. Sein Wort, mit dem er dann
später die Welt und alles, was in ihr ist, erschaffen wird.
Johannes sagt sogar:
Gott gab es überhaupt niemals ohne sein Wort.
Gott und sein Wort sind eins.
Gott ist nicht in sich gekehrt, sprachlos und verschlossen.
Sondern dass Gott sich mitteilt, dass er sich durch sein Wort immer
nach außen wendet: das gehört zum Gottsein Gottes dazu.
Johannes will also nicht Menschen-Geschichte erzählen, sondern Gottes-Geschichte.
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Und dann ist da noch etwas anders als am ersten Schöpfungstag:
Auch Johannes spricht von Licht und Finsternis.
Er tut das aber ganz anderes als die Schöpfungsgeschichte,
denn bei ihm wechseln sich Licht und Finsternis nicht ab, so dass entweder Licht ist oder Finsternis, entweder Tag oder Nacht.
Bei Johannes gibt es Licht und Finsternis zugleich:
„Und das Licht scheint in der Finsternis“
Das Bild, das dieses Wort in unserer Vorstellung entstehen lässt, können wir einfach beschreiben:
Ein Wanderer, der sich in stockdunkler Nacht im Wald verirrt hat,
sieht auf einmal einen Lichtschein zwischen den Bäumen aufblitzen,
und er weiß, dass dort Menschen sind und er nicht alleine ist.
Aber damit hätten wir die Gottes-Geschichte, um die es bei Johannes
geht, wieder zerschlagen in die kleinen Formen und Miniaturen von
Menschen-Geschichten.
Das Licht, von dem hier die Rede ist, ist nicht das Licht einer einzelnen schummrigen Laterne, das plötzlich als ein winziger Punkt in der
Finsternis erkennbar wird.
Denn hier ist nicht vom natürlichen Licht die Rede, das wir in unserer
Welt haben, das jeden Morgen neu aufsteigt und das mit jeder Wintersonnenwende den aufsteigenden Jahreslauf beginnt.
Denn dieses Licht, von dem Johannes hier spricht, gibt es gerade
überall dort, wo Finsternis ist.
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Denn dieses Licht ist – so heißt es bei Johannes –,
dieses Licht ist „das Leben“, das „Licht der Menschen“, „das wahre
Licht, das jeden Menschen erleuchtet“.
Dieses Licht gibt es darum überall dort, wo ein Mensch ist.
Dieses Licht ist aber auch das Leben, das „im Wort“ ist,
in dem Wort, das „am Anfang“ war,
in dem Wort, durch das „alles entstanden ist und ohne das nichts entstanden ist, was besteht“.
Auch die Finsternis. Auch sie ist durch das Wort entstanden.
Und auch sie gibt es überall dort, wo ein Mensch ist.
Denn es gibt Menschen, die in der Finsternis leben,
und es Menschen, die die Finsternis in sich haben.
Und sie alle fürchten sich, weil sie nicht sehen können, wohin ihr Weg
sie führt.
Aber nicht sie – die Finsternis – war zuerst da, sondern das Licht.
Und die Finsternis – sei es die Finsternis in den Menschen oder die
Finsternis, in der Menschen leben – ist darum nicht mehr als der
Schatten des Lichts.
Und zwar jenes Lichts, das das Leben ist, das im Wort ist, das Gott ist.
Und dann ist da noch ein anderes Wort, das nicht so recht zu den
großen Worten passen will, mit denen Johannes so souverän jongliert:
zu „Gott“ und „Wort“, „Licht“ und „Leben“, zu „Herrlichkeit“ und zu
„Gnade und Wahrheit“.
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Das Wort „Fleisch“.
„Denn das Wort ist Fleisch geworden“
Gott ist Mensch geworden.
Was ist da geschehen, und wie soll man sich das vorstellen?
Das ist viel einfacher, als man so denkt.
Denn hier ist nämlich gar nichts geschehen.
Denn wir dürfen nicht denken, dass hier ein Vorgang beschrieben
werden soll.
Es geht ja nicht um die wundersame Verwandlung von irgendwelchen
kosmischen Substanzen.
Sondern es geht darum, dass Johannes einfach nur erzählen will, wie
die Gottes-Geschichte, die „am Anfang“ begonnen hat, zur MenschenGeschichte wird.
Und weil Johannes mit so großen Worten angefangen hat, in denen es
um die ganze Welt geht, muss er jetzt auch mit großen Worten weitermachen.
Er kann nicht auf einmal von Maria und Josef erzählen, von den Windeln, von der Herberge und von der Futterkrippe.
Er muss sagen „Fleisch“, weil er vom Menschsein überhaupt reden
will.
Denn es ist „Fleisch“, was den Menschen kennzeichnet.
„Fleisch“ ist nicht etwas, das am Menschen dran ist – seine stoffliche
Hülle gewissermaßen.
Sondern „Fleisch“ steht hier für das Wesen des Menschen.
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So wie „Wort“ für das Wesen Gottes steht.
Und weil Johannes die Gottes-Geschichte des Wortes als eine Geschichte erzählt, die vor der Schöpfung begann,
die dann mit der Schöpfung weitergeht
und die über Johannes den Täufer dann schließlich bei Jesus ankommt,
kann er diesen Übergang der Gottes-Geschichte in die MenschenGeschichte gar nicht anders erzählen, als dass er schreibt:
„Denn das Wort ist Fleisch geworden“
Nicht eine Verwandlung findet hier also statt, sondern Johannes gibt
eine Deutung, eine Erklärung.
Er erklärt uns, welche Bedeutung die Jesus-Geschichte hat.
Die Gottes-Geschichte des Wortes ist von Anfang an eine JesusGeschichte.
Denn als er schrieb: „Am Anfang war das Wort“, hat er natürlich
schon genau gewusst, von wem er das spricht und wie die Sache ausgeht.
Mit seiner Geschichte des Wortes, die vor der Erschaffung der Welt
beginnt, will Johannes deutlich machen,
dass die Geschichte des Menschen Jesus von Nazareth nicht einfach
nur eine Menschen-Geschichte ist, eine Menschen-Geschichte neben
vielen anderen.
Sondern dass sie in Wirklichkeit eine Gottes-Geschichte ist.
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Oder besser: sie ist die eine und einzige wahre und wirkliche GottesGeschichte in der Welt der Menschen.
Mit diesen Worten, die in ihrer begrifflichen Abstraktion so scharf
und klar sind wie ein Laserstrahl,
hat Johannes darum auch dasselbe gesagt, was Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte viel anschaulicher erzählt hat.
Mit Hilfe der Weihnachtsgeschichte des Lukas können wir uns ein
Bild von dem machen, was Johannes meint, wenn er sagt: „Das Wort
ist Fleisch geworden“:
Wir kennen die Geschichte ja auswendig:
Die Hirten hören vom Engel die Weihnachtsbotschaft, und „in dem
Moment“, erzählt Lukas, „war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen. Die lobten Gott und sprachen:
‚Herrlichkeit sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden, den Menschen des Wohlgefallens‘.“
Die Engel erklären, was die Geburt des Kindes – in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegend – bedeutet:
Diese Geburt gehört zur Geschichte Gottes mit der Welt.
Denn das gab es bis dahin noch nie, dass Gott gleich seinen gesamten
himmlischen Hofstaat – „die Menge der himmlischen Heerscharen“ –
auf die Erde schickt.
Und das gab es bis dahin noch nie, dass Gott – das Wort – Mensch
geworden ist.
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Und auch das gab es bis dahin noch nie, dass die Menschen die Herrlichkeit Gottes zu sehen bekamen: „Und wir sahen seine Herrlichkeit“.
Und damit stehen wir vor einer weiteren Frage, die uns der Predigttext
von heute aufgibt: „Wir sahen seine Herrlichkeit“
Wer kann das von sich sagen?
Sind wir das „Wir“, das hier spricht?
Doch eher nicht. Denn hier sprechen die, die Jesus mit eigenen Augen
gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben.
Die im wahrsten Sinne des Wortes „bei ihm“ gewesen sind.
Und wir sind auch nicht wie die Hirten von Bethlehem, die in der
Nacht der Geburt Jesu von der Herrlichkeit Gottes umleuchtet wurden und bei denen sich die Menge der himmlischen Heerscharen eingefunden hat.
Und doch kommt auch unser „Wir“ – das „Wir“ aller Christen, die
das Weihnachtsfest feiern – in der Gottes-Geschichte des Wortes vor,
die Johannes zu Beginn seines Evangeliums erzählt.
Das merkt für gewöhnlich keiner, denn man liest so schnell darüber
hinweg.
Doch es gibt da eine Stelle, an der Johannes nicht auf die Vergangenheit der Gottes-Geschichte des Wortes, des Lebens und des Lichts zurückblickt,
auf die Geschichte, die vor der Schöpfung begann und mit Jesus von
Nazareth zu einer Menschen-Geschichte wurde.
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Es gibt da eine Stelle, wo Johannes die von ihm erzählte GottesGeschichte in die zeitlose Gegenwart all derer übergreifen lässt, die
seine Geschichte des Wortes, des Lebens und des Lichts lesen und hören.
„Und das Licht scheint in der Finsternis“
Nicht: ‚das Licht schien in der Finsternis‘,
als wäre hier von etwas die Rede, das Vergangenheit, aus und vorbei
ist.
Sondern eben Gegenwart:
„Und das Licht scheint in der Finsternis“
Gottes Licht ist nicht nur dort, wo es nicht finster ist –
sei es die Finsternis in den Menschen oder die Finsternis, in der Menschen leben –,
sondern dieses Licht gibt es gerade dort, wo es finster ist,
und es macht, dass die Finsternis nicht mehr ist als der Schatten von
Gottes Licht.
Und dann müssen wir aber auch noch weiterlesen:
Seit Martin Luther haben wir uns daran gewöhnt, zu übersetzen:
„Das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“
Das ist aber falsch, und vielleicht ist Ihnen das vorhin auch schon aufgefallen.
Denn die richtige Übersetzung der zweiten Zeile heißt:
„... und die Finsternis hat es nicht überwältigt“:
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Dass sich damit alles ändert, liegt auf der Hand:
„Das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat es nicht überwältigt.“
Hier ist nicht Resignation,
sondern Zuversicht und Gewissheit; fast schon Triumph.
Das Licht des Lebens des Wortes, das am Anfang war und das in Jesus
von Nazareth Mensch geworden ist, das scheint auch in der Nacht, in
der alle anderen Lichter keinen Schein mehr geben,
denn das Wort, das Gott ist, ist auch dann zu hören, wenn uns das Gerede derer, die so viele Wörter machen, nicht mehr erreicht.
Denn die Gottes-Geschichte des Wortes, das Leben ist und Licht, ist in
Jesus von Nazareth zu einer Menschen-Geschichte geworden.
Und darum kann auch diese Gottes-Geschichte auch in unseren Lebens-Geschichten weitergehen.
Denn wo, wenn nicht in uns und in unseren Lebens-Geschichten,
kann das Licht von der Finsternis unbesiegt bleiben?
Und wenn wir Weihnachten feiern, so erinnern wir uns darum nicht
nur daran, dass die Gottes-Geschichte in Jesus von Nazareth zur Menschen-Geschichte wurde.
Es ist vielmehr diese Erinnerung, mit der das Wort, das Leben und
Licht ist, bei uns Wohnung nimmt.
Da kann es in uns und um uns noch so finster sein.
Amen.
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Und Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der
gebe einen hellen Schein in eure Herzen, zur Erkenntnis seiner Herrlichkeit im Antlitz Jesu Christi.