Predigt am 2.7.2000 in Großenaspe über 1.Kor 14,1-3.20-25

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Predigt am 2.7.2000 in Großenaspe über 1.Kor 14,1-3.20-25
Predigt am 26.01.2014 in Großenaspe und Heidmühlen über 2.Kor 4,3-6: ER-leuchtet!
In Jesu Namen, Amen.
Bei diesen klirrenden Temperaturen versetzen wir uns einmal kurz zurück an einen warmen Sommertag im August. Das Abendrot
deutet an, dass das Wetter schön bleiben wird und weil gerade an diesem Abend kaum Wolken am Himmel sind, gehen wir auf
den Deich für einen besonderen Anblick. Wir setzen uns auf die Deichkrone, wo sich schon einige mehr tummeln. Meist
paarweise. Im Westen färben sich die verbleibenden Wolken rosa und dann beginnt langsam und scheinbar immer schneller
werdend die Sonne als güldene Scheibe am Horizont ins Meer zu versinken. Ein romantisch schöner Sonnenuntergang wie er im
Buche steht.
Und während wir gebannt das schöne Schaupiel betrachten, gesellt sich zu uns jemand mit einer ganz dunklen Sonnenbrille..
 Sonnenbrille aufsetzen
… und fragt: Was starren sie so verzückt nach Westen? Ich sehe nur eine blasse Scheibe im Meer verschwinden! Ist das was
besonderes?
Wir würden vermutlich spontan antworten: Guter Mensch, nehmen sie mal ihre fürchterlich dunkle Brille ab und sehen sie sich
die strahlende Herrlichkeit der untergehenden Sonne an.
Mir geht es ganz ähnlich, wenn ich die Verkündigung des Evangeliums denke. Jetzt bin ich mehr als 13 Jahre Pastor in dieser
Gemeinde und mache in all diesen Jahren folgende Erfahrung: Es gibt offensichtlich eine Reihe von Menschen, die sich nicht über
die beste Nachricht aller Zeiten freuen: Dass nicht der Chef, nicht die Krankheiten, nicht die Sorgen das Sagen haben, sondern
dass Jesus der Herr dieser Welt ist, dass er uns von Herzen liebt, uns nahe ist, uns vergibt und unserem Leben eine zuverlässige
Hoffnung gibt. Das ist doch ein echter Grund zur Freude! Trotzdem teilen nicht alle diese Freude, stimmen nicht alle in diesen
Jubel mit ein.
Schon Paulus erging es so und nicht nur einmal. Wo auch immer er voller Freude von Jesus erzählte, gab es grundsätzlich zwei
Reaktionen: Die einen freuten sich von ganzem Herzen mit und bekannten: »Jesus ist der Herr! Halleluja! « – die anderen
schauten skeptisch drein, freuten sich nicht mit und begriffen das Evangelium nicht als froh machende, befreiende Nachricht.
Warum ist das so? Paulus antwortet mit den ersten zwei Versen unsere Predigttextes:
Wenn das Evangelium, das wir verkünden, trotzdem wie mit einer Decke verhüllt ist, dann ist das bei denen der Fall, die
verloren gehen, weil sie der Wahrheit keinen Glauben schenken. Der Gott dieser Welt (Satan) hat sie mit Blindheit
geschlagen, sodass ihr Verständnis verfinstert ist und sie den strahlenden Glanz des Evangeliums nicht sehen, den Glanz
der Botschaft von der Herrlichkeit dessen, der Gottes Ebenbild ist – Christus. (2. Kor 4,3+4)
 Einer freiwilligen Person eine schwarze Decke überlegen
Paulus bringt es dramatisch klar auf den Punkt:
Wenn wir über die Straßen unserer Dörfer gehen, begegnen wir zahlreichen Menschen, die aus geistlicher Sicht eine schwarze
Decke über dem Kopf oder eine tiefschwarze Sonnenbrille tragen. Sie sind wie mit Blindheit geschlagen was den strahlenden
Glanz des Evangeliums, der besten Botschaft der Welt angeht. Weil sie geistlich nichts sehen können, haben sie auch kein
Interesse am Gottesdienst oder am Glaubenskurs.
Spannend ist: Martin Luther im 16. Jh. und auch Johann Ludwig Allendorf 1736 hatten den Teufel als eine Realität voll auf der
Rechnung. Und gleichzeitig wussten sie genau, dass Jesus Kraft stärker ist. In Allendorfs Lied „Jesus ist kommen“ singen wir in
der dritten Strophe:
Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Und in Luthers Lied „Ein feste Burg“ singen wir in der dritten Strophe:
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie sau’r er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht’:
ein Wörtlein kann ihn fällen.
Kennt jemand den Film, von dem diese Melodie, dieser Soundtrack stammt?
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 Einspielen der eingängigen Zither-Melodie aus „Der dritte Mann“ mit Orson Welles: Thriller von 1949
Der Gangster Harry Lime, gespielt von Orson Welles, lebt unbehelligt in Wien, weil er sich vor seinem Haus hat überfahren und
dann beerdigen lassen – als Trick. Todgesagte leben länger.
Das scheint mir auch die Taktik des Teufels zu sein. Dass heutzutage kaum jemand den Teufel auf der Rechnung hat, hängt
meines Erachtens mit der Denkbewegung der Aufklärung zusammen, die ihren Höhepunkt zwischen 1740-1800 hatte und deren
Auswirkungen wir heute noch spüren. In der Aufklärung wurde die menschliche Vernunft zur obersten Instanz erhoben, die alles
beurteilen durfte. Und was nicht rational zu erklären gab, dass gab es nicht. Zack, hatte eine mythische Figur wie der Teufel
ausgedient. Der Aufklärung verdanken wir unsere demokratischen Staatsformen, die Errungenschaften der Naturwissenschaften
wie der Technik und der Medizin. Dafür dürfen wir dankbar sein. Die aufklärerischen Denker trieben es aber soweit, dass im
Englischen die Aufklärung den offiziellen Titel „Enlightenment“ trägt, zu deutsch „Erleuchtung“. Mir scheint das geradezu
diabolisch, teuflisch zu sein. Nur mit seiner Vernunft will der Mensch sich selbst erleuchten können. Das ist aus biblischer Sicht
ein völliger Trugschluss. Und der kommt nicht von ungefähr. Das ist teuflische Strategie. Der Teufel gaukelt uns Licht vor
(»Luzifer«! – Der Lichtträger) und hält uns damit in der Finsternis gefangen. - Das hat die Aufklärung nicht gepeilt.
Wo nicht Jesus mit seinem Licht scheint, da ist es ganz und gar finster – so finster, dass wir die Finsternis gar nicht wahrnehmen.
Das ist das Hinterhältige an des Teufels Strategie. Er will mit allen Mitteln verhindern, dass wir in der Person von Jesus
Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen, wie es im zweiten Teil unseres Predigttextes heißt. Paulus
schreibt nämlich weiter:
Bei unserer Verkündigung geht es schließlich nicht um uns, sondern um Jesus Christus, den Herrn; wir sind nur Diener –
eure Diener, weil Jesus uns damit beauftragt hat. Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht
hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den
vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
(2. Kor 4,5+6)
Gott sei Dank! Wir müssen nicht in der geistlichen Finsternis bleiben. Gott allein hat die Möglichkeit uns die dunkle Decke, bzw.
die Sonnenbrille wegzunehmen. Er kann uns aus dem teuflisch finsteren Verlies befreien und uns wahres Licht schenken.
Nebenbei bemerkt: Wir, die wir in Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen, wir haben keinen Grund auf
die anderen herabzuschauen, die jetzt noch in der geistlichen Finsternis stecken. Paulus schreibt an die Gemeinde in Ephesus:
Früher gehörtet ihr selbst zur Finsternis, doch jetzt gehört ihr zum Licht, weil ihr mit dem Herrn, Jesus, verbunden seid.
(Eph 5,8a)
Wie werden wir erleuchtet? Wie nimmt Gott uns die dunkle Decke, bzw. die Sonnenbrille weg? Indem wir unser Leben mit dem
von Jesus verbinden. Indem wir Jesus sagen: „Dir gehört von jetzt an mein Leben! Leite mich deinen Weg.“
Wenn Jesus uns aus der teuflischen Finsternis herausholt und es in unseren Herzen hell wird durch das Licht, das Jesus selber ist –
ich bin das Licht der Welt -, dann sind wir gerettet. Für alle Ewigkeit. Dabei soll es aber nicht bleiben. Noch viele sollen aus der
Finsternis heraus gerettet werden. Daher schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus:
Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet. Es ist unsere Aufgabe, mit Bitten, Flehen und
Danken für alle Menschen einzutreten, insbesondere für die Regierenden und alle, die eine hohe Stellung einnehmen,
damit wir ungestört und in Frieden ein Leben führen können, das Gott in jeder Hinsicht ehrt und das in allen Belangen
glaubwürdig ist. In dieser Weise zu beten ist gut und gefällt Gott, unserem Retter, denn er will, dass alle Menschen
gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen. (1. Tim 2,1-4)
Also ganz praktisch: Wenn wir die Kapelle/Kirche verlassen und auf Menschen treffen, die wir schätzen, von denen wir aber auch
wissen, dass sie zu Jesus keinen Bezug haben, dann dran denken: Geistlich gesehen haben sie eine schwarze Decke überm Kopf
und leben in geistlicher Finsternis. Der Teufel hat sie fest im Griff. Da gehört es zu unserer ersten Christenpflicht für sie zu beten,
ja sogar zu flehen. Wir sollen Gott bestürmen diesen Menschen gnädig zu sein, dass er auch sie aus der Finsternis herausreißt und
es in ihren Herzen hell wird durch Jesu Licht. Das ist unser erster Job. Packen wir ihn an.
AMEN.
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