Ein Geologischer Geländeaufenthalt in der Atacama

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Ein Geologischer Geländeaufenthalt in der Atacama
Ein Geologischer Geländeaufenthalt in der Atacama
Von Alja Schmidt
2006
Institut für Geologische Wissenschaften, Freie Universität Berlin
Malteserstr. 74-100
12249 Berlin
Vorbereitung
Zu den wichtigsten Vorbereitungen für eine Reise in ein so weit entferntes Land wie Chile gehört das
Sammeln von Informationen, seine Einwohner, Sitten und Bräuche, die medizinische Versorgung,
Währung und mehr. Deswegen ein paar Tipps für Chile:
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Reisepass und internationalen Führerschein rechtzeitig beantragen, da es bis zu zwei Monate
dauern kann, bis diese Dokumente ausgestellt sind.
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Die Beschaffung eines Visums ist erst ab 91 Tagen Aufenthalt in Chile nötig. Ist der Aufenthalt
höchstens 90 Tage lang, so bekommt man auf dem Transatlantikflug einen Zettel zum Ausfüllen,
in dem unter anderem die Adresse in Chile angegeben werden soll. Dieser Zettel wird bei der
Einreise abgestempelt, zugleich mit dem Reisepass. Den Zettel unbedingt gut aufheben, da er bei
der Ausreise wieder abgegeben werden muss!
•
Der internationale Führerschein gilt übrigens nur in Verbindung mit einem gültigen EUFührerschein und muss im Ausland nicht anerkannt werden. Allerdings ist mir nicht bekannt, dass
es deshalb schon einmal Probleme gab.
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Zum Tropenmedizinischen Institut gehen und sich über die nötigen Impfungen erkundigen. Dort
bekommt man umfangreiche Auskünfte über Impfungen und Reisemedizin.
•
Flug unbedingt rechtzeitig buchen. Da ich meinen Flug über das Internet gebucht habe, spreche
ich aus Erfahrung, wenn ich euch rate, hierbei vorsichtig zu sein. Achtet zumindest darauf, dass
die Firma bei der ihr bucht, in eurer Stadt zumindest eine Vertretung hat.
Unterwegs
Die Flüge haben, soweit ich weiß, alle einen Zwischenstop in Madrid oder Paris.
Einige Fluggesellschaften bieten unterwegs keinen Snack an, man sollte deshalb ein wenig Kleingeld
in Form von Euro-Münzen dabei haben, um sich etwas zu essen kaufen zu können, weil man doch
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eine ganze Weile unterwegs ist. Es ist möglich, das Gepäck bis zum Zielflughafen durchchecken zu
lassen, allerdings muss man auf dem Hinflug in Santiago durch den Zoll!
Aufpassen sollte man mit der Menge des Gepäcks, da Übergepäck sehr teuer ist.
Einen Stadtplan Ihres/eures Ziels möglichst schon in der Heimat besorgen und wenn irgend möglich
von einem Ortskundigen wichtige Punkte eintragen lassen.
Natürlich sollte man sich über die Währung im entsprechenden Land informieren (näheres zu Chile
und Antofagasta siehe weiter unten).
Im Gepäck sollten sein: Erste Hilfe Set (zumindest in den Mietwagen in Antofagasta nicht vorhanden),
Nasenspray (sehr teuer), Vitaminkapseln (viel Weissbrot und Fastfood), gute Sonnencreme mit hohem
Lichtschutzfaktor, gute Sonnenbrille und Kopfbedeckung, dicke Kleidung falls man in größere Höhe
und/oder in die Wüste will, Batterien und Fotofilme (sehr teuer in Südamerika).
Lustigerweise gibt es in Antofagasta kaum Duschgel zu kaufen, oder es ist sehr teuer. Wenn ihr euch
also nicht mit normaler Seife anfreunden könnt, bringt euch welches mit!
Das liebe Geld
Als Zahlungsmittel standen mir eine VISA+-Karte und Traveller Cheques in US $ zur Verfügung. Es ist
kein Problem Traveller Cheques in US $ einzulösen, in manchen Wechselstuben hätte man sogar
Euro-Traveller Cheques einlösen können. Die Bankautomaten in Antofagasta und auch am Flughafen
in Santiago de Chile nehmen fast alle VISA, VISA+, Cirrus und Mastercards, sowie vieles mehr. Im
Zweifelsfall zuhause bei der entsprechenden Bank erkundigen.
Geldautomaten gibt es in Antofagasta in fast jedem größeren Supermarkt. Ein bisschen chilenisches
Geld ist ganz sinnvoll, da viele Unterkünfte bereits am ersten Tag die Miete haben wollen.
Im Laden hat man ab und zu Probleme die sehr großen, das heisst 20.000er-Scheine, zu benutzen,
also wenn möglich, lieber kleinere Scheine holen/eintauschen.
Zum täglichen Leben
Als erstes darf man in Antofagasta nicht erwarten, dass alles mal eben schnell geht. Man muss den
Leuten ihre Zeit lassen. Manchmal etwas anstrengend, aber im Endeffekt klappt fast immer alles.
Zum Einkaufen in Antofagasta geht man am besten ins „LIDER“, dort gibt es alles was man so
braucht. Das LIDER hat eine kostenlose Tiefgarage und im zweiten Stock gibt es das „Homecenter
Sodimac“, das entspricht einem deutschen Baumarkt. Im oberen Stockwerk kann man auch essen.
Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind anders als in Deutschland. So haben die Läden auch am
Samstag und Sonntag ganztägig geöffnet. Dafür öffnen sie meistens erst um 11 Uhr am Vormittag,
weshalb man nicht versuchen sollte morgens um acht Brötchen holen zu gehen.
Beim Einkaufen ist es üblich, den Einpackhilfen ein kleines Trinkgeld zu geben (100 Peso). Beim
Tanken ist der Service (Tanken, Luftdruck checken, Scheiben sauber machen) aber im Tankpreis
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enthalten! Das Kleingeld (1, 2, 5 Peso) bekommt man an der Kasse so gut wie nie zurück, auch wenn
man auf die Frage, ob man das Kleingeld spenden möchte, mit einem „no“ antwortet.
Wasser
Wegen des hohen Arsengehalts des Wassers ist es besser, sich welches zu kaufen. Am günstigsten
sind 20-Liter Flaschen, die man, wenn sie leer sind, auch gegen volle tauschen kann, dass kostet
dann ca. 1700 Peso. Wegen des Wassers sollte man auf Eiswürfel in Getränken besser verzichten.
Mit dem Essen in Antofagasta hatten wir keine Probleme.
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Falls ihr keine Waschmaschine in eurer Unterkunft habt: Lavandaria heißt Waschcenter.
Pakete verschickt man am besten mit Correos Chile, die Leute sind dort sehr hilfsbereit, falls die
Pakete ungewöhnlich schwer und/oder sperrig sind.
Nun noch zum medizinischen Notfall: Uns wurde von unserem Betreuer aus Deutschland empfohlen
ins Militärkrankenhaus zu gehen, falls wir einmal einen Arzt brauchen.
Mietwagen
Falls in Antofagasta ein Mietwagen benötigt wird, sollte man möglichst zu Budget oder Hertz gehen.
Sind diese Firmen zu teuer, sollte man sich bei Minenarbeitern oder anderen geländeerprobten Leuten
erkundigen, welche Firma sie empfehlen. Auf keinen Fall sollte man ein Auto bei AVIS mieten. Der
Service ist dort sehr schlecht.
Damit man einen Mietwagen mieten und auch fahren darf, muss man mindestens 25 Jahre alt sein,
einen nationalen Führerschein der entsprechenden Klasse besitzen und einen internationalen
Führerschein haben. Vorsicht: Der internationale Führerschein muss von der Polizei im Ausland nicht
anerkannt werden, es ist aber kein Fall bekannt, in dem er nicht anerkannt wurde. Was leider
ebenfalls erforderlich ist, ist eine Kreditkarte.
Bei der Autoübernahme ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass alles was auf deren Zettel steht
auch wirklich am Auto ist (Antenne, Seitenspiegel, dritte Bremsleuchte, Innenspiegel,
Zigarettenanzünder, Werkzeug, Wagenheber, Emblem,...) und alle Kratzer etc. schon in der
Mängelliste stehen. Solche Sachen werden gerne vergessen, und der Mieter hat danach dafür
geradezustehen. Den Wagenheber sollte man auch einmal vollständig ausfahren, um sicher zu gehen,
dass er für ein solches Auto auch geeignet ist. Falls das Auto für eine Geländefahrt gemietet wird, ist
es sehr sinnvoll, einen Blick mehr auf die Reifen zu werfen, die können nämlich nicht versichert
werden. Das heißt, ist ein Reifen kaputt, so muß er aus eigener Tasche bezahlt werden.
Ist das Auto dann zu Hause, ist es wichtig die Antenne sicherheitshalber einzufahren, die Radioblende
(meistens sind die Radios zumindest zur Hälfte herausnehmbar) mitzunehmen und auch sonst nichts
Wichtiges im Auto zu lassen.
Bei Allradautos (4x4) ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich bei der Übernahme eine Einweisung in die
Schaltung geben zu lassen. Ein Toyota ist anders als ein Landrover oder ein Chevvy oder ein Subaru.
Verkehrsregeln
Innerorts wird Tempo 60 km/h gefahren, außerorts Tempo 90 km/h, Verkehrsschilder, vor allem
Vorfahrts- und Stoppschilder sind häufig auf die Straße gemalt. Für uns typische "rechts vor links"
Kreuzungen sind in Antofagasta oft schwer einsehbar und deshalb ist Vorsicht geboten. Häufig kommt
es auch vor, dass Zebrastreifen und Ampeln ungünstig platziert sind, was dazu führen kann, dass man
Fußgänger übersieht. Das heißt: Vorsicht auch als Fußgänger. Ampelzeichen sind wie in Deutschland,
haben aber den Vorteil, das sie, bevor sie auf rot springen, aufblinken. Die Gelbphase wird
übersprungen.
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Öffentlicher Nahverkehr
Falls ihr nun schon im Voraus keine Lust mehr auf Autofahren habt, gibt es in Antofagasta Busse,
Taxis und Taxis. Verwirrt? Die Busse heißen „Micros“ und man kann ein- und aussteigen wo man
möchte. Sie sind sehr günstig, aber manche sind nicht besonders vertrauenerweckend.
Bei den Taxis gibt es welche mit gelbem Dach und welche mit einem Schild auf dem Dach.
Die Taxis mit dem gelben Dach fahren einen, wohin man möchte und sind die teuerste Variante der
Fortbewegung in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die anderen Taxis heissen eigentlich „Collectivos“ und das sind sie auch. Sie fahren bestimmte
Routen, so wie die Busse, und es können vier Leute mitfahren. Der Vorteil ist, dass sie auch sehr früh
morgens schon fahren und nicht so oft anhalten wie der Bus. Preislich bilden sie die Mitte.
Meine persönlichen Eindrücke
Meine persönlichen Eindrücke von Chile, beziehungsweise von Antofagasta könnten nicht weiter
gefächert sein. Einerseits bin ich absolut begeistert von Verschiedenem, andererseits sind mir manche
Dinge sehr suspekt. So ist zum Beispiel die Wüste (hier habe ich die meiste Zeit verbracht)
wunderschön mit ihren exotischen Pflanzen und auch Tieren, gleichzeitig ist sie aber extrem
lebensfeindlich, was man als Camper zu spüren bekommt. Sobald die Sonne weg ist, wird es sehr
schnell eiskalt (buchstäblich!).
Der Touristenort „San Pedro de Atacama“ bietet einem einen schönen Überblick über das Leben in
der Wüste. Hier kann man sehr viele Touren zu den verschiedensten Zielen machen. Die „Geysir-Tour
ist sehr schön. Leider steht nirgendwo im Internet, dass sie bereits um vier Uhr morgens beginnt. Es
ist daher vorteilhaft, sich warme Kleidung mitzunehmen, da es morgens um sechs auf 4200m sehr kalt
ist. Ansonsten ist San Pedro de Atacama der komplette Gegensatz zu Antofagasta, da es hier von
Touristen nur so wimmelt, während man in Antofagasta so gut wie keine Touristen trifft.
Zu den schönsten Erfahrungen in Chile zählt auf jeden Fall die Bekanntschaft mit den chilenischen
Studenten. Ich habe hier einige Freunde gewonnen, mit denen ich auch jetzt noch Kontakt habe.
Durch ihre Bekanntschaft haben sich sehr schöne Abende ergeben und ich habe Salsa tanzen
gelernt, was sehr lustig ist.
Gezeigt hat sich, dass man mit einem Lächeln in diesem Land weit kommt und viele schöne Dinge
erlebt.
Nicht so schön sind Sachen wie der viele Müll überall und die vielen Straßenhunde. Zu den Hunden ist
zu erwähnen, dass sie alle sehr freundlich gesonnen sind, man braucht also keine Angst vor ihnen zu
haben. Nervig sind auch die Bauarbeiter, aber das ist wohl auf der ganzen Welt so. Es ist als Frau
alleine ziemlich ungemütlich durch die Stadt zu laufen, vor allem als hellhäutige Europäerin.
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Da ich nur für eine Forschung im Feld in Chile war, kann ich über die allgemeinen Studien- und
Arbeitsbedingungen nicht viel sagen. Ich schätze die Studienbedingungen für Geologen, Biologen,
Geographen und Archäologen als sehr gut ein, da es an Forschungsobjekten nicht mangelt.
Die Dozenten der Universidad Catolica del Norte in Antofagasta, welche ich kennengelernt habe,
waren alle sehr nett und hilfsbereit, mindestens ebenso die chilenischen Studenten. Sie haben mir in
der Zeit in Chile sehr viel geholfen.
Das wissenschaftliche Inventar im Fachbereich Geowissenschaften der UCN scheint sehr vollständig
und sehr gut zu sein. Leider kann man aus der Bibliothek nichts ausleihen, wenn man nicht an der Uni
eingeschrieben ist. Das Studienprogramm ist laut Freunden unter den Studenten der UCN von
Blockkursen dominiert. Die Semester beginnen und enden zu anderen Zeiten als in Deutschland.
Ein großes Plus der UCN, vor allem in den Geowissenschaften, ist, dass man sehr viele ausländische
Wissenschaftler kennenlernen kann. Kontakte knüpfen ist hier sehr leicht.
Berlin, im Januar 2006
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